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Binokulare Fusion: Schlaganfall und Sehstörungen

Medizin am Abend Fazit: Schlaganfall-Patient kann dank neuartiger Therapie wieder räumlich sehen

Sehstörungen zählen mit zu den häufigsten Folgen eines Schlaganfalls. In
seltenen Fällen tritt dabei der Verlust des räumlichen Sehens ein. Die
Patienten nehmen die Welt um sich herum nur noch flach wie ein Bild wahr.
Sie können keine Entfernungen mehr abschätzen, etwa wenn sie nach einer
Tasse greifen oder sich ihnen auf der Straße ein Auto nähert. Diese
Störung haben Forscher aus Saarbrücken um Professor Georg Kerkhoff und
Anna-Katharina Schaadt mit Kollegen der Charité – Universitätsmedizin
Berlin bei einem Patienten genauer untersucht. Sie haben nun erstmals ein
wirksames Behandlungskonzept entwickelt und nachgewiesen, welches
Hirnareal für diese Sehstörung verantwortlich ist.

Nach einem Schlaganfall kann es zu unterschiedlichen Formen von
Sehstörungen kommen. „Diese äußern sich etwa darin, dass die Patienten auf
einer Seite blind sind, sodass sie Hindernisse oder Personen auf der Seite
übersehen oder Probleme beim Lesen haben“, erklärt Georg Kerkhoff,
Professor für Klinische Neuropsychologie der Saar-Uni und Leiter der
Neuropsychologischen Universitätsambulanz. Manchmal sind die Folgen aber
weitaus gravierender: So hat das Team um Kerkhoff und Schaadt zusammen mit
Forscherkollegen um Neurologie-Professor Dr. Stephan Brandt und Dr. Antje
Kraft von der Charité in Berlin einen Patienten betreut, bei dem es in
Folge eines Schlaganfalls zum Verlust des räumlichen Sehens gekommen war.
Zwar konnte er alle Details in seiner Umgebung wahrnehmen, er war
allerdings nicht mehr in der Lage, Entfernungen richtig einzuschätzen.
„Für ihn war alles flach wie auf einem Gemälde“, erklärt Anna-Katharina
Schaadt, Doktorandin bei Kerkhoff und Erstautorin der Studie. „Er bewegte
sich daher wie in Zeitlupe und war stets unsicher, wie weit zum Beispiel
eine Kaffeetasse auf dem Tisch entfernt ist oder wie schnell sich ein
heranfahrendes Auto nähert.“ Wie ein Blinder habe er daher einen langen
Stock genutzt, um sich in seiner Umgebung zu orientieren.

In der Neuropsychologischen Hochschulambulanz auf dem Saarbrücker Campus
haben die Wissenschaftler um Kerkhoff und Schaadt zunächst die Ursache für
diese Störung gesucht. „Wir haben herausgefunden, dass der Patient die
Seheindrücke seiner beiden Augen nicht mehr zu einem Gesamtbild
verschmelzen konnte“, sagt Schaadt. Fachleute bezeichnen diesen Prozess
bei gesunden Menschen als binokulare Fusion. Sie ist wichtig für das
dreidimensionale Sehen.

Nach der Diagnose haben die Psychologen im Rahmen einer Therapie über drei
Wochen hinweg täglich das räumliche Sehen des Patienten geschult. Dabei
kamen drei verschiedene Verfahren zum Einsatz: Mit speziellen optischen
Trainingsgeräten (Prismen, Vergenztrainer und Cheiroskop) wurden dem
Patienten zwei seitlich leicht versetzte Bilder präsentiert. Diese sollten
mit Hilfe sogenannter konvergenter Augenbewegungen zu einem einzigen Bild
zusammengesetzt werden. Bei diesem Prozess bewegen sich die Augen
gegensinnig zur Nase hin, während die Bilder aber im Blickfeld bleiben.
Mit der Zeit „verschmelzen“ die beiden zu einem Bild, das auch räumliche
(stereoskopische) Tiefe enthält. „Für den Betroffenen war es so, als ob
jemand einen Schalter umgelegt hat. Plötzlich konnte er wieder räumlich
sehen, Entfernungen richtig einschätzen und Gegenstände zielsicher
greifen“, schildert Schaadt die Eindrücke des Patienten, der mittlerweile
wieder seinem Beruf als Jurist nachgehen kann. Auch ein Jahr später in
einer Nachuntersuchung konnte der Patient weiterhin räumlich sehen, sodass
er laut Kerkhoff als dauerhaft geheilt gilt.

Mit dem Verfahren könnten Therapeuten künftig auch anderen Schlaganfall-
Patienten helfen, diese extreme Form der Sehstörung zu behandeln. Zudem
sind die Ergebnisse für die Forschung interessant, wie Professor Brandt
erläutert: „Sie zeigen, wie spezifisch unser Gehirn organisiert ist. Das
geschädigte Areal im sogenannten Parietallappen V6/V6A ist auf 3D-Sehen
spezialisiert. Aus Studien an Primaten ist die Hirnregion bereits bekannt.
Ihre Funktion beim Menschen ist aber noch nicht hinreichend erforscht.“

Die Studie ist in der renommierten Fachzeitschrift „Neuropsychologia“
erschienen unter:

Schaadt, A.K., Brandt, S.A., Kraft, A., Kerkhoff, G. Holmes and Horrax
(1919) revisited: Impaired binocular fusion as a cause of “flat vision”
after right parietal brain damage – A case study. Neuropsychologia (2015),
DOI:10.1016/j.neuropsychologia.2015.01.029

Medizin am Abend DirektKontakt: 

Dipl. Psych. Anna-Katharina Schaadt
Lehrstuhl Klinische Neuropsychologie, Neuropsychologische
Hochschulambulanz
Universität des Saarlandes / International Research and Training Group
„Adaptive Minds” (IRTG 1457)
E-Mail: annakatharina.schaadt(at)uni-saarland.de, Tel.: +49 681 302-57385

Univ.-Prof. Dr. Georg Kerkhoff
Lehrstuhl Klinische Neuropsychologie, Neuropsychologische
Hochschulambulanz
Universität des Saarlandes
E-Mail: kerkhoff(at)mx.uni-saarland.de, Tel.: +49 681 302-57380
Universität des Saarlandes, Melanie Löw

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