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Super-CAVE: Professor Dr. med. Peter Jecker: Gold-Standard-Stufendiagnostik für Schilddrüsenknoten....

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Gutartig oder gefährlich? Sonografische Abklärung statt invasiver Eingriffe

Schilddrüsenerkrankungen gehören zu den Volkskrankheiten: 

Neben Funktionsstörungen der schmetterlingsförmigen Hormondrüse, die rund jeden dritten Erwachsenen betreffen (1), sind auch Knotenbildungen ausgesprochen häufig. 

Sie lassen sich bei mehr als der Hälfte aller Erwachsenen nachweisen (2). 

Um schnell diagnostische Sicherheit zu erlangen, ist eine Untersuchung mit hochauflösendem Ultraschall unverzichtbar. 

Wie die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin e.V. (DEGUM) mitteilt, gilt dies sowohl für die erste optische Beurteilung der Knoten als auch für eine Punktion, die unter Ultraschallkontrolle zielgerichteter und sicherer erfolgen kann.

Ob sie bei einer Sonografie der Halsschlagadern entdeckt werden, durch Tastbefund oder durch einen Vorsorge-Ultraschall – knotige Veränderungen der Schilddrüse sind oft Zufallsbefunde, die beschwerdefreie Menschen wie aus heiterem Himmel treffen. 

Sofort steht die Angst vor einer Krebserkrankung im Raum. 

„Eine aktuelle Studie (2) zeigt jedoch, dass der Anteil maligner Knoten mit 1,1 Prozent sehr niedrig ist“, sagen Professor Dr. med. Peter Jecker, Chefarzt der Klinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde und Plastische Kopf-Hals-Chirurgie am Klinikum Bad Salzungen GmbH und Vorstandsmitglied der DEGUM. 

  • Denn mit der Zahl der Schilddrüsenuntersuchungen und deren zunehmender Sensitivität sei über die Jahre vor allem der Anteil harmloser Befunde deutlich angestiegen.

In Deutschland wird viel zu häufig operiert
Dennoch tut eine rasche Abklärung Not – und dies möglichst wenig invasiv, betont auch der leitende Oberarzt Dr. med. MUDr. Jiří Podzimek, MBA. „Mittlerweile gibt es eine gut etablierte Stufendiagnostik für Schilddrüsenknoten, mit der das Krebsrisiko sehr gut abgeschätzt werden kann“, sagt er. 

Ziel dieses Vorgehens ist es, die Zahl der Schilddrüsenoperationen künftig zu senken. 

Denn im europäischen Vergleich wird hierzulande zu viel operiert: 

  • Mit 70 Schilddrüsenoperationen pro 100.000 Einwohner liegt Deutschland deutlich über dem europäischen Durchschnitt von 47 pro 100.000 (3). 

Dass man hier reduzieren kann und sollte, zeigt auch eine andere Zahl: 

Nur bei einer von 15 Operationen bestätigt sich hierzulande der Krebsverdacht – das heißt, 14 dieser Operationen stellen sich im Nachgang als unnötig heraus (4).
In Skandinavien dagegen liegt dieses Verhältnis bei 1 zu 5.
Das wichtigste Standbein der nicht-invasiven Diagnostik ist der Ultraschall. 

  • Mithilfe moderner, hochauflösender Ultraschallgeräte kann nicht nur die Größe des Knotens in allen Raumrichtungen genau bestimmt werden, sondern auch seine innere Struktur und die Art seiner Begrenzung zum umgebenden Gewebe. 
  • Wichtige Hinweise für die Abschätzung des Krebsrisikos gibt auch die ebenfalls per Ultraschall ermittelte Elastizität des Knotens. 

„Neuere Erkenntnisse deuten zudem darauf hin, dass die Fusion der Ultraschallbildgebung mit einer funktionellen Bildgebung per PET oder SPECT die Genauigkeit der Risikoabschätzung noch steigert“, berichtet Podzimek. 

Für eine Forschungsarbeit zu diesem Thema, die PD Dr. med. Philipp Seifert im Rahmen seiner Habilitation am Jenaer Universitätsklinikum anfertigte, hat die DEGUM im Herbst ihren Wissenschaftspreis vergeben.

Richtige Vorgehensweise wird zu selten eingehalten

  • Flankiert werden sollten die sonografischen Untersuchungen bei Auffälligkeiten von einer Messung des Calcitonin-Spiegels im Blut – denn auch erhöhte Werte dieses Hormons können auf bösartige Veränderungen an der Schilddrüse hindeuten. 

„Wenn sich bei diesen Untersuchungen auffällige Befunde ergeben, sollte eine Feinnadelbiopsie vorgenommen werden“, so Podzimek. 

Wenn sich in dieser Gewebeprobe Hinweise auf Krebszellen finden, sollte umgehend operiert werden. 

Dieser Pfad wird in Deutschland jedoch oft nicht eingehalten, wie Krankenkassendaten zeigen. 

In einer einige Jahre zurückliegenden Analyse wurde vor der Operation eines Schilddrüsenknotens nur bei 9 Prozent der Patientinnen und Patienten der Calcitonin-Spiegel gemessen;
bei lediglich 21 Prozent wurde eine Feinnadelbiopsie vorgenommen (4).
Diese Werte müssen nach Ansicht der DEGUM dringend gesteigert werden, um die Zahl unnötiger Schilddrüsenoperationen samt der sie begleitenden Risiken wie Hormonstörungen und Stimmbandlähmungen zu verringern.
Millimetergenaue Punktion in der Nähe von Blutgefäßen möglich
Dem hochauflösenden Ultraschall kommt dabei auch nach den initialen Untersuchungsschritten noch eine wichtige Funktion zu – sei es zur regelmäßigen Kontrolle von zunächst als unverdächtig eingestuften Knoten, oder zur Unterstützung einer Feinnadelbiopsie bei möglicherweise malignen Veränderungen. 

  • Im Ultraschall zeichnet sich nicht nur der Knoten als Zielgebiet deutlich ab, sondern auch benachbarte Arterien, die möglichst nicht verletzt werden sollten. 
  • „Zumindest kleine, nicht tastbare Knoten sollten deshalb unbedingt unter Ultraschallkontrolle punktiert werden“, sagt Jecker. 
  • Aber auch größere Knoten ließen sich unter Sicht wesentlich genauer und sicherer ansteuern, was letztlich auch die Aussagekraft der Biopsie steigere. 

Auch in diesem Bereich gibt es zudem Neuentwicklungen, die derzeit evaluiert werden. 

  • So soll die Anwendung von magnetisierten Nadeln und einem ultraschallbasierten Nadelerkennungssystem es erlauben, den Stichkanal im Gewebe vorherzusagen – und bei Bedarf millimetergenau anzupassen. 

Auch diese Technik hat Seifert im Rahmen seiner prämierten Habilitationsarbeit am Jenaer Klinikum untersucht. 

Dort konnten selbst kleine und nahe an Blutgefäßen liegende Knoten ohne Komplikationen punktiert werden. 

 „Arbeiten wie diese stimmen zuversichtlich“, so DEGUM-Experte Jecker, „dass die ohnehin schon sehr gute Schilddrüsendiagnostik in naher Zukunft noch an Vorhersagekraft und Sicherheit gewinnen wird.“

Quellen:

1) Durante C, Grani G, Lamartina L, Filetti S, Mandel SJ, Cooper DS. The Diagnosis and Management of Thyroid Nodules: A Review. JAMA. 2018 Mar 6;319(9): 914-924.

2) Grussendorf M et al.: Malignancy rates in thyroid nodules: a long-term cohort study of 17.592 patients, 2022
European Thyroid Journal, Article ID: e220027
DOI: https://doi.org/10.1530/ETJ-22-0027

3) Møllehave LT et al.: Register-based information on thyroid diseases in Europe: lessons and results from the EUthyroid collaboration. Endocr Connect. 2022;11(3): e21052

4) Wienhold R et al.: Versorgung bei Schilddrüsenknoten,
Deutsches Ärzteblatt 2013: 110(49), S. 827 

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CAVE: DProf. Gereon Fink: Das neue Oster-Party-Geschenk 2024: Lachgas - N20 Distickstoffmonoxid - aber die Gefahren sind erheblich...

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Neurologische Komplikationen nach Lachgaskonsum

  • Lachgas erobert derzeit als Partydroge Deutschland. 

Es gilt als vermeintlich risikoarm, da die Wirkung bereits nach wenigen Minuten nachlässt – doch das ist ein massiver Trugschluss! 

  • Immer mehr Menschen stellen sich mit schweren, unklaren neurologischen Beschwerden oder Blutbildstörungen nach Lachgaskonsum in Kliniken vor. 
  • Eine Diagnose ist nicht immer einfach und schnell zu stellen, zumal viele Betroffenen den behandelnden Ärztinnen und Ärzten den Lachgaskonsum verschweigen. 

Die DGN und die Deutsche Hirnstiftung fordern nun eine Informationsoffensive, um gerade auch die jüngere Bevölkerung für die Gefahren von Lachgas zu sensibilisieren.

Das neue Partyrauschmittel N2O (Distickstoffmonoxid), umgangssprachlich als Lachgas bekannt, stellte vor über 200 Jahren einen medizinischen Durchbruch dar: 

Erstmals wurde schmerzfreies Operieren möglich, denn die zu inhalierende Substanz wirkt in höheren Mengen betäubend. 

Durch die Weiterentwicklung der Narkosetechnik spielte Lachgas in den Operationssälen irgendwann zwar keine Rolle mehr, es wurde aber bis in die 70iger Jahre und heute auch wieder zunehmend in der Zahnmedizin eingesetzt, da es zahlreiche Vorteile bietet: 

  • Die Substanz ist schmerzfrei anzuwenden (Inhalation statt Injektion), reduziert Anspannung, Angst und Schmerz, ist auch für längere Behandlungen geeignet und kann sogar schon bei Kindern eingesetzt werden. 
  • Wenn die Gabe beendet wird, ist die Wirkung nach wenigen Minuten vorbei und die Behandelten sind wieder verkehrstüchtig.

Die betäubenden Eigenschaften machten Lachgas schon früh zur Partydroge. 

Bereits vor 200 Jahren wurde es auf Jahrmärkten zur Vergnügung konsumiert – und erlebt derzeit eine unheilvolle Renaissance. 

Die berauschende Wirkung hat sich schnell in den sozialen Medien herumgesprochen und so wird das Narkosegas zunehmend genutzt, um die Stimmung aufzuhellen und Glücksgefühle und Halluzinationen (bis hin zur Euphorie) zu erzeugen. 

Was besonders Sorge bereitet: 

Der Konsum steigt insbesondere bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen: Von 2022 bis 2023 hat sich beispielsweise in Nordrhein-Westfalen die Zahl der dem Landeskriminalamts bekannten Missbrauchsfälle mehr als verdreifacht [1]. Die Lebenszeitprävalenz für Lachgaskonsum wird in Deutschland mit 11 % angegeben [2].

Der Konsum von Lachgas ist nicht ungefährlich

Bei der Verwendung werden die Gaskartuschen extrem kalt (bis zu -55° C), so dass bei direkter Inhalation schwerste Verletzungen an Fingern oder Lippen möglich sind, aber auch Lungenrisse (Pneumothorax) durch den hohen Druck des komprimierten, sich ausdehnenden Gases. 

Was allerdings Neurologinnen und Neurologen besorgt, sind die neurologischen Folgen: 

  • Sie reichen von Bewusstlosigkeit (durch Verdrängung des Sauerstoffs in der Lunge) über Lähmungserscheinungen bis hin zu hypoxischen Hirnschäden. 
  • Bei chronischem Konsum kommt es zu Störungen im Zellstoffwechsel, wodurch Vitamin B12 in seiner Funktion beeinträchtigt wird, d. h. es entsteht ein funktioneller B12-Mangel (laut Literatur in 20–40 % der Fälle). 
  • Ein solcher kann schwere hämatologische Schäden wie Leukopenie, Thrombozytopenie oder Anämie verursachen, aber auch neurologische Störungen wie die funikuläre Myelose (Rückenmarkschaden) und periphere Neuropathie auslösen. 
  • Wird der B12-Mangel nicht rechtzeitig erkannt, sind diese Folgen mitunter nicht mehr reversibel.


In der Fachzeitschrift „Der Nervenarzt“ [2] schilderten Meißner et al. den Fall eines 45-jährigen Patienten, der mit zunehmendem Taubheitsgefühl der Hände und Füße sowie Lähmungserscheinungen der Extremitäten in die Klinik kam, so dass klinisch zunächst an ein Guillain-Barré-Syndrom gedacht wurde. 

Die Liquordiagnostik war dahingehend unauffällig, und es wurden eine axonal-demyelinisierende Polyneuropathie sowie eine Rückenmarkschädigung in der Magnetresonanztomographie (MRT) diagnostiziert. 

Der Vitamin‑B12-Blutspiegel war normal, jedoch war die Aminosäure Homocystein stark erhöht. 

  • Der Homocystein-Stoffwechsel ist Vitamin-B12-abhängig und kann durch Lachgaskonsum gestört werden; 
  • gleichzeitig kommt es zu einem Mangel der Aminosäuren Methionin und Methylmalonsäure, was zur Zerstörung der Nervenscheiden (Demyelinisierung) führt und damit die Lähmungserscheinungen erklärt. 

Auf Nachfragen berichtete der Mann von einer Lachgasinhalation vor sieben Wochen. Er hatte Glück: Durch eine Vitamin-B12-Substitution besserte sich die Symptomatik.
CAVE: „Dies ist leider kein Einzelfall. 

Wir sehen in der Klinik immer mehr Menschen, die mit neurologischen Akut-, Subakut- oder Spätfolgen ärztlichen Rat suchen. 

Den Lachgaskonsum erwähnen sie in der Regel bei Erstvorstellung nicht, wohl auch, weil die meisten gar keinen Zusammenhang herstellen, erst recht, wenn es sich um Spätfolgen handelt“, erklärte Prof. Gereon Fink. Köln, Vorstandsmitglied der Deutschen Hirnstiftung und ehemaliger Präsident der DGN. 

  • Dabei sei die Offenheit der Patientin bzw. des Patienten von besonderer Wichtigkeit für eine schnelle Diagnose, da der funktionelle Vitaminmangel meistens nicht direkt im Blut nachweisbar ist, sondern erst bei Bestimmung weiterer Stoffwechselmarker auffällt. 
  • Zur Diagnostik werden ergänzend Messungen der Nervenleitgeschwindigkeit (Elektroneurographie) und eine MRT durchgeführt. 

„Je früher die Diagnose bekannt ist und eine Therapie begonnen werden kann, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass keine Schäden bleiben“, so der Experte. 

Die Therapie besteht in der hochdosierten Vitamin-B12-Gabe und ggf. anderer, im körpereigenen B12-Stoffwechsel involvierter Substanzen wie Methionin [3].

Insgesamt wird nach Ansicht der DGN und der Deutschen Hirnstiftung die Gefahr durch Lachgas unterschätzt; die wenigsten Menschen wissen, dass sie schwere, möglicherweise auch lebenslange Folgen davontragen können. 

In Deutschland sind Verkauf und Konsum von Lachgas nicht verboten [1]. 

In anderen Ländern hingegen, wie in den Niederlanden oder Großbritannien, wurde es bereits als Droge eingestuft, in Frankreich ist der Verkauf an Minderjährige verboten. 

„Es ist an der Zeit, großangelegte Informationskampagnen zu starten, um auf die Gefahren von Lachgas hinzuweisen und gerade die junge Bevölkerung zu sensibilisieren. Die DGN und die Deutsche Hirnstiftung suchen hier den Schulterschluss mit Politik und BZgA“, erklärte Prof. Peter Berlit, Generalsekretär der DGN.

[1] https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/145866/Missbrauch-von-Lachgas-nimmt-zu
[2] Meißner JN, Hill K, Lakghomi A, Nitsch L. Funikuläre Myelose und Polyneuropathie durch Lachgasinhalation – eine Differenzialdiagnose des Guillain-Barré-Syndroms. Nervenarzt. 2023 Oct;94(10):951-955. German. doi: 10.1007/s00115-023-01443-1. Epub 2023 Feb 17. PMID: 36799957; PMCID: PMC10575797.
[3] De Halleux C, Juurlink DN. Diagnosis and management of toxicity associated with the recreational use of nitrous oxide. CMAJ. 2023 Aug 21;195(32):E1075-E1081. doi: 10.1503/cmaj.230196. PMID: 37604519; PMCID: PMC10442242. https://www.cmaj.ca/content/195/32/E1075

Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V. (DGN)
sieht sich als wissenschaftliche Fachgesellschaft in der gesellschaftlichen Verantwortung, mit ihren mehr als 12.300 Mitgliedern die neurologische Krankenversorgung in Deutschland zu sichern und zu verbessern. Dafür fördert die DGN Wissenschaft und Forschung sowie Lehre, Fort- und Weiterbildung in der Neurologie. Sie beteiligt sich an der gesundheitspolitischen Diskussion. Die DGN wurde im Jahr 1907 in Dresden gegründet. Sitz der Geschäftsstelle ist Berlin. www.dgn.org

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Stellvertretende Präsidentin: Prof. Dr. med. Daniela Berg
Past-Präsident: Prof. Dr. med. Christian Gerloff
Generalsekretär: Prof. Dr. med. Peter Berlit
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PD Dr. rer. nat. Bernd Stratmann: Der herzkranke Hyperglykämie - Diabetiker: Der Diabetes und die Herzinsuffizienz - Die diabetische Kardiomyopathie

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Süße Herzen sterben langsam

Forschungsergebnisse zur Herzinsuffizienz bei Diabetes zeigen: 

  • Endgültiger Zelltod durch anhaltende Glukoseakkumulation nicht zu verhindern 

Diabetes triggert Herzinsuffizienz Diabetes triggert Herzinsuffizienz K. Hertrampf Stiftung DHD

  • Hohe Zuckerwerte schädigen Herz und Gefäße, das ist wissenschaftlich belegt. 
  • Doch warum Diabetes die Entstehung der Herzinsuffizienz triggert und welche Mechanismen genau dahinterstecken, daran wird intensiv geforscht. 

Etwas Licht ins Dunkel könnte eine aktuell in Diabetes, Obesity and Metabolism publizierte Untersuchung mit Beteiligung der Stiftung DHD (Der herzkranke Diabetiker) bringen. 

  • In ihr wurde untersucht, was auf zellulärer Ebene passiert und zur Pathogenese der diabetischen Kardiomyopathie beiträgt. 

„Glukoseüberladung bremst den Stoffwechsel aus und führt zum Energiedefizit. 

  • Glukose wird nicht verstoffwechselt, sondern akkumuliert“, erklärt Studien-Erstautor PD Dr. rer. nat. Bernd Stratmann aus Bad Oeynhausen. 

Der Tricarbonsäurezyklus ist Drehscheibe biochemischer Reaktionen im Stoffwechsel. 

  • Beim Abbau von Proteinen, Fetten und Kohlenhydraten entsteht Acetyl-Coenzym A als nutzbare Energiequelle für Organismen. 

Komme es wie bei Diabetes durch reaktive Glukosemetabolite (z.B. Methylglyoxal) und Glykierungsprodukte (z.B. AGEs: advanced glycation endproducts) zum vermehrten Einstrom von Glukose in die Zelle, sei der Metabolismus dauerhaft gestört, so Stratmann. 

  • Eine normale Herzfunktion setzt einen intakten kardialen Stoffwechsel voraus. 
  • Sind die energieliefernden Prozesse verlangsamt, fehlt dem Myokard essentieller Brennstoff zur Muskelarbeit. 

„Schon zu Beginn der diabetischen Kardiomyopathie gibt es aufgrund der Hyperglykämie komplexe Veränderungen in den Spiegeln struktureller zellbezogener Proteine, auch in Zellen, die noch insulinsensitiv sind“, sagt Stratmann. 

Ob es therapeutische Möglichkeiten gebe, den massiven chronischen Einstrom von Glukose auf zellulärer und struktureller Ebene zu überwinden, sei noch nicht geklärt. 

  • In jedem Fall ist die Progression der Herzinsuffizienz bei Diabetes ein schleichender Prozess. 

„Das süße Herz stirbt langsam, Symptome treten meist erst im fortgeschrittenen Stadium auf“, betont Prof. Dr. med. Dr. h.c. Diethelm Tschöpe von der Stiftung DHD, Düsseldorf. 

Das sei einer der Gründe, warum Herzinsuffizienz bei Diabetes oft übersehen und nicht rechtzeitig behandelt werde. 

„Ungünstig für die Prognose von Betroffenen“, so der Stiftungsvorsitzende. 

Bei Diabetes sei die Überlebenswahrscheinlichkeit per se geringer. 

„Die Ergebnisse der aktuellen Forschungsarbeit weisen darauf hin, dass der endgültige Zelltod aufgrund der Zellstörung durch anhaltende Glukoseakkumulation nicht verhindert wird.“ 

Kompensatorische Reparaturreaktionen würden zwar angeschaltet, aber nicht durchgreifen, ergänzt Tschöpe.

Über die Stiftung DHD (Der herzkranke Diabetiker)
1999 als eigenständige Themenstiftung unter dem Dach der Deutschen Diabetes Stiftung gegründet, ist es Auftrag der Stiftung DHD, zum Krankheitsverständnis beizutragen, die Bevölkerung über das Risiko für Herz- und Gefäßkomplikationen aufzuklären und den Dialog zwischen behandelnden Ärzten über Fachgrenzen hinaus zu fördern. 

Die Stiftung DHD dient dem gemeinnützigen Zweck und ist ehrenamtlich tätig. Ziel ist es auch, die Versorgung von Menschen mit Diabetes, die am Herzen und an den Gefäßen erkrankt sind, zu verbessern. 

Im November 2023 wurde die DHD-Geschäftsstelle von Bad Oeynhausen nach Düsseldorf verlegt. 

Aktueller Standort ist das Deutsche Diabetes-Zentrum (DDZ), das sich bundesweit als Referenzzentrum zum Krankheitsbild Diabetes mellitus versteht. 

Das DDZ leitet federführend die multizentrisch aufgebaute Deutsche Diabetes-Studie, gehört der „Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz“ (WGL) an und ist Partner im Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD e. V.). 

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PD Dr. rer. nat. Bernd Stratmann
bernd.stratmann@ruhr-uni-bochum.de

Katrin Hertrampf Der herzkranke Diabetiker - Stiftung in der Deutschen Diabetes-Stiftung

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Originalpublikation:

Stratmann B, Eggers B, Mattern Y, Silva de Carvalho T, Marcus-Alic K, Tschoepe D. Maladaptive response following glucose overload in GLUT4-overexpressing H9C2 cardiomyoblasts. Diabetes Obes Metab. 2024, doi10.1111/dom.15553.


Weitere Informationen für international Medizin am Abend Berlin Beteiligte

https://dom-pubs.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/dom.15553

 

Der Hormonhaushalt der Nebenniere: Chemische Substanzen im Kunststoffzeitaltzer

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Wie das Kunststoffzeitalter unsere Hormone beeinträchtigt

Bruno-Allolio-Nebennierenpreis 2024 für Lydia Kürzinger und Benedikt Pötzl

Ein Team der Endokrinologie am Universitätsklinikum Würzburg (UKW) hat den Einfluss der chemischen Substanzen Bisphenol A, F und S auf die Hormonsynthese und den Hormonhaushalt der Nebenniere untersucht und warnt vor potentiellen Folgen für unsere Gesundheit. 

Schematischer Überblick über Veränderungen in der Steroidsynthese der Nebennierenzellen in Anwesenheit von Bisphenol A, F und S. Erstellt mit biorender.com. Schematischer Überblick über Veränderungen in der Steroidsynthese der Nebennierenzellen in Anwesenheit von Bisphenol A, F und S. Erstellt mit biorender.com. UKW

  • Ob Trinkflaschen, Konservendosen, Bratpfannen, Kassenbons, Textilien, Wasserleitungen, Brandschutzmittel oder mit Pestiziden belastete Lebensmittel – wir alle kommen im heutigen Kunststoffzeitalter mit chemischen Substanzen in Verbindung. 

Viele dieser synthetischen Stoffe bringen jedoch nicht nur Vorteile mit sich, sondern bergen auch zahlreiche Risiken für die Umwelt und für unsere Gesundheit. 

Im Verbund von Mikro- und Nanoplastikpartikeln werden die Schadstoffe weltweit verteilt und tauchen in verschiedensten Ökosystemen und Nahrungsketten auf. Die genauen Folgen und Auswirkungen einer chronischen Exposition auf die menschliche Gesundheit sind schwer abschätzbar.

Endokrine Disruptoren können Gesundheit beeinträchtigen

  • In der gegenwärtigen Forschung werden die Schadstoffe, die wir durch die Nahrung, Luft oder Hautkontakt aufnehmen, als „endokrine Disruptoren“ bezeichnet. 

Denn sie stehen im Verdacht, Hormonkreisläufe zu stören oder zu beeinträchtigen und somit Einfluss auf Wachstum und Entwicklung, Stoffwechsel, Fortpflanzung, Stimmung und Verhalten zu haben.
Die Folgen sind unter anderem Unfruchtbarkeit, Adipositas oder Diabetes.
Lydia Kürzinger und Benedikt Pötzl vom Würzburger Lehrstuhl Endokrinologie und Diabetologie haben sich die Auswirkungen von Bisphenolen auf die Hormonsynthese der Nebenniere genauer angeschaut. 

Bisphenole sind eine Gruppe chemischer Substanzen, die in vielen Kunststoffen als Weichmacher oder Stabilisatoren verwendet werden. Die Assistenzärztin und der Doktorand konnten in aufwendigen Zellkulturexperimenten zum ersten Mal den Einfluss von Bisphenol A (BPA), F (BPF) und S (BPS) auf die Sekretion 15 verschiedener Nebennierenhormone nachweisen.

Bisphenole hemmen Cortisol, Aldosteron und DHEA

Bei der Exposition mit BPA, BPF und BPS beobachteten die beiden Forschenden signifikante Veränderungen in der Freisetzung essentieller Hormone, wobei einzelne Hormone hoch- und andere herunterreguliert wurden. 

„Es ist daher davon auszugehen, dass die getesteten Bisphenole auf sehr komplexe Weise mit der Steroidsynthese der Nebennierenzellen interagieren, was dazu führt, dass die Ausschüttung klinisch relevanter Hormone wie Cortisol, Aldosteron und Dehydroepiandrosteron, kurz DHEA, gehemmt wird“, berichtet Benedikt Pötzl.

„Die betroffenen Steroidhormone sind in verschiedene Systemen des menschlichen Organismus involviert, zum Beispiel Stressantwort, Blutdruckkontrolle, sexuelle Differenzierung und Pubertät“, fährt Lydia Kürzinger fort und resümiert. 

„Unsere Arbeit legt nahe, dass Bisphenole, die sich mittlerweile in nahezu allen untersuchten menschlichen Proben nachweisen lassen, den präzise regulierten Hormonhaushalt der Nebenniere beeinträchtigen.“

Bruno-Allolio-Nebennierenpreis 2024 für Lydia Kürzinger und Benedikt Pötzl

Für ihre Arbeit "Disruptive effects of plasticizers bisphenol A, F, and S on steroidogenesis of adrenocortical cells”, die von der Deutschen Forschungsgesellschaft (DFG) im Rahmen des Sonderforschungsbereichs/Transregio zur Nebenniere (SFB/TRR 205) und durch ein Stipendium der Graduate School of Life Sciences (GSLS) gefördert wurde, haben Lydia Kürzinger und Benedikt Pötzl beim 67. Deutschen Kongress für Endokrinologie (DGE) in Rostock den mit 8.000 Euro dotierten Bruno-Allolio-Nebennierenpreis der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie 2024 erhalten.

„Die Thematik der endokrinen Disruptoren stellt angesichts der Unmengen an Plastik und Kunststoffen, die jedes Jahr produziert und nahezu unreguliert in die Umwelt gelangen, ein sehr relevantes und alarmierendes Problem unserer Zeit dar, welches die planetare Gesundheit bedroht. Und die Brisanz nimmt zu, da die planetaren Belastungsgrenzen zur Einbringung neuartiger Substanzen bei Weitem überschritten sind“, kommentiert Privatdozent Dr. Ulrich Dischinger. Der Oberarzt und Leiter des endokrinologischen Routinelabors am UKW hat das Forschungsprojekt initiiert hat und als Mentor betreut.

Regulatorische Maßnahmen im Sinne des Verbraucher- und Umweltschutzes

Die Forschenden hoffen, dass sie mit dieser Arbeit und weiteren Studien zu endokrinen Disruptoren und deren Risiken zu einer Vertiefung der wissenschaftlichen Evidenz über Risiken unserer kunststoffgeprägten Zeit beitragen und politischen Entscheidungsträgerinnen und -trägern wertvolle Informationen für regulatorische Maßnahmen liefern können, im Sinne des Verbraucher- und Umweltschutzes.

Im Falle einzelner Substanzen wurden zwar dank langjähriger wissenschaftlicher Forschung inzwischen zumindest in der EU, sowie den USA, weitgehende Regulationen erreicht, doch der Status quo in der Verwendung neuer synthetischer Stoffe durch die Industrie sei weiterhin mangelhaft, denn die komplexen Interaktionen zwischen potenziell endokrin disruptiven Substanzen und Organismen müssen oft nicht ausreichend getestet werden. Besorgniserregend sei auch der gegenwärtige Trend, dass alternative Substanzen durch geringe chemisch-strukturelle Variation entwickelt und eingesetzt werden, obwohl deren potentiell schädlicher Einfluss oft mit der Ursprungssubstanz vergleichbar sei.

Neben Benedikt Pötzl und Lydia Kürzinger haben Sabine Kendl, Hanna Urlaub, Antonia Dohles, Max Kurlbaum sowie Martin Fassnacht und Ulrich Dischinger am Projekt mitgewirkt. 

Benedikt Pötzl präsentierte beim Deutschen Kongress für Endokrinologie die Untersuchungen zu den Auswirkungen von BPA, BPF und BPS auf die Steroidogenese in Nebennieren, für die er gemeinsam mit Lydia Kürzinger den Bruno-Allolio-Nebennierenpreis erhielt.

Benedikt Pötzl präsentierte beim Deutschen Kongress für Endokrinologie die Untersuchungen zu den Auswirkungen von BPA, BPF und BPS auf die Steroidogenese in Nebennieren, für die er gemeinsam mit Lydia Kürzinger den Bruno-Allolio-Nebennierenpreis erhielt. EndoScience

Wie das Kunststoffzeitalter unsere Hormone beeinträchtigt

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Prof. Andreas Birkenfeld: Die Gewichtsabnahme: Übergewicht und Adipositas (Fettleibigkeit) und das Protein Kallistatin im Glukosestoffwechsel

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Kallistatin trägt zu den positiven Effekten einer Gewichtsabnahme auf den Stoffwechsel bei

  • Nach einer Gewichtsabnahme bilden Menschen mit Übergewicht und Adipositas (Fettleibigkeit) vermehrt das Protein Kallistatin* im Unterhautfettgewebe (subkutanes weißes Fettgewebe). 

Das konnten Forscherinnen und Forscher des DZD in einer aktuellen Studie zeigen. 

Zudem verbessert Kallistatin den Stoffwechsel und könnte in Zukunft neue Therapiemöglichkeiten für Menschen mit Adipositas und Typ-2-Diabetes eröffnen. 

Die Ergebnisse wurden jetzt in ‚Molecular Metabolism‘ veröffentlicht. 

Das Protein Kallistatin wird verstärkt nach einer Gewichtsreduktion gebildet. In Mäusen verbessert es die Insulinsensitivität der Leber.  © IDM, support@biorender.com. Das Protein Kallistatin wird verstärkt nach einer Gewichtsreduktion gebildet. In Mäusen verbessert es die Insulinsensitivität der Leber. © IDM, support@biorender.com.

Immer mehr Menschen erkranken an Typ-2-Diabetes und an Adipositas. 

Dabei handelt es sich um sehr komplexe und vielschichtige Erkrankungen. 

Um sie nachhaltig behandeln zu können, sind neue Ansätze in der Therapie gefragt. Klinische Studien am Menschen zeigten, dass stark mehrgewichtige Menschen weniger Kallistatin bilden. 

Kallistatin ist ein Protein, das verschiedene Wirkungen im Körper hat. 

Unter anderem ist es an der Heilung von Entzündungen und Wunden beteiligt.  

Welche Rolle Kallistatin im Glukosestoffwechsel spielt und ob es sich als therapeutisches Ziel eignen könnte, untersuchten jetzt Forschende des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD), des Instituts für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen (IDM) von Helmholtz Munich an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen und der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Nephrologie des Universitätsklinikums Tübingen.

  • Nach Gewichtsabnahme wird mehr Kallistatin gebildet

Dazu bestimmten sie bei 47 übergewichtigen bis fettleibigen Personen die Kallistatinbildung im subkutanen weißen Fettgewebe vor und nach einer Gewichtsreduktion. Das Ergebnis: Nach einer Gewichtsabnahme wird mehr Kallistatin gebildet.

  • Kallistatin verbessert die Insulinempfindlichkeit der Leber


Zusätzlich untersuchten die Forschenden die Wirkung des Proteins im Tiermodell. Dabei stellten sie fest, dass menschliches Kallistatin die Insulinsensitivität in der Leber von Mäusen verbesserte, die durch eine Diät fettleibig geworden waren.

„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Kallistatin ein interessantes, aber auch herausforderndes therapeutisches Ziel für Menschen mit Adipositas und Insulinresistenz sein könnte“, sagt die Erstautorin Leontine Sandforth. 

„Da Kallistatin in der Leber Insulin-sensibilisierende Effekte hat, sollte es als potenzielles leberspezifisches Ziel untersucht werden, um die vorteilhaften Effekte eines Gewichtsverlusts nachzuahmen und möglicherweise Typ-2-Diabetes und Adipositas zu behandeln“, ergänzt Letztautor Prof. Andreas Birkenfeld.

Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick

  • Kallistatin wird im menschlichen subkutanen weißen Fettgewebe gebildet.
  • Die Kallistatin-mRNA-Expression bei Menschen mit Übergewicht und Adipositas nimmt nach einem Gewichtsverlust im subkutanen Fettgewebe zu.

Bei diätinduzierten fettleibigen Mäusen verbessert menschliches Kallistatin die Insulinsensitivität der Leber.

Kallistatin kann zu den positiven metabolischen Auswirkungen der Gewichtsabnahme beitragen.

*Kallistatin (KST)
Kallistatin ist ein zirkulierendes, breit wirkendes humanes Protein. 

Es spielt zum Beispiel bei der Heilung von Verletzungen oder der Vorbeugung von Krankheiten eine Rolle. 

Bei Fettleibigkeit wurden in klinischen Studien niedrigere KST-Spiegel festgestellt. 

Die genaue Funktion dieses Proteins im Zusammenhang mit der Regulation des Blutzuckers und des Energiestoffwechsels bei Insulinresistenz und Typ-2-Diabetes ist jedoch noch nicht vollständig verstanden. Forschende arbeiten daran, diese Zusammenhänge besser zu entschlüsseln, um neue Ansätze für die Behandlung von Stoffwechselstörungen zu finden.

Über die Forschenden:
Leontine Sandforth
Die Forscherin und Ärztin in Weiterbildung arbeitet beim DZD-Partner Institut für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen (IDM) von Helmholtz Munich an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen und in der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Nephrologie des Universitätsklinikums Tübingen.

Prof. Dr. med. Andreas Birkenfeld
Der Sprecher des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) leitet den DZD-Standort in Tübingen, das Institut für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen (IDM) von Helmholtz Munich an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. Er ist Ärztlicher Direktor der Klinik für Diabetologie, Endokrinologie und Nephrologie des Universitätsklinikum Tübingen.

Helmholtz Munich ist ein biomedizinisches Spitzenforschungszentrum. Seine Mission ist, bahnbrechende Lösungen für eine gesündere Gesellschaft in einer sich schnell verändernden Welt zu entwickeln. Interdisziplinäre Forschungsteams fokussieren umweltbedingte Krankheiten, insbesondere die Therapie und die Prävention von Diabetes, Adipositas, Allergien und chronischen Lungenerkrankungen. Mittels künstlicher Intelligenz und Bioengineering transferieren die Forschenden ihre Erkenntnisse schneller zu den Patient:innen. Helmholtz Munich zählt mehr als 2.500 Mitarbeitende und hat seinen Sitz in München/Neuherberg. Es ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, mit mehr als 43.000 Mitarbeitenden und 18 Forschungszentren die größte Wissenschaftsorganisation in Deutschland. Mehr über Helmholtz Munich (Helmholtz Zentrum München Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt GmbH): www.helmholtz-munich.de

Das 1805 gegründete Universitätsklinikum Tübingen gehört zu den führenden Zentren der deutschen Hochschulmedizin. Als eines der 33 Universitätsklinika in Deutschland trägt es zum erfolgreichen Verbund von Hochleistungsmedizin, Forschung und Lehre bei. Weit über 400 000 stationäre und ambulante Patienten aus aller Welt profitieren jährlich von dieser Verbindung aus Wissenschaft und Praxis. Die Kliniken, Institute und Zentren vereinen alle Spezialisten unter einem Dach. Die Experten arbeiten fachübergreifend zusammen und bieten jedem Patienten die optimale Behandlung ausgerichtet an den neuesten Forschungsergebnissen. Das Universitätsklinikum Tübingen forscht für bessere Diagnosen, Therapien und Heilungschancen, viele neue Behandlungsmethoden werden hier klinisch erprobt und angewandt. Neben der Diabetologie sind die Neurowissenschaften, Onkologie, Immunologie, Infektionsforschung und Vaskuläre Medizin Forschungsschwerpunkte in Tübingen. Der Lehrstuhl für Diabetologie /Endokrinologie war in den letzten 25 Jahren Zentrum interdisziplinärer Forschung insbesondere unter Beteiligung der Chirurgie, Radiologie und Labormedizin. Diese ausgezeichnete Entdeckung der Prädiabetes-Subtypen war nur durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit hat die Entdeckung der Prädiabetes Subtypen am Universitätsklinikum ermöglicht. Das Universitätsklinikum ist in vier der sechs von der Bundesregierung initiierten Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung verlässlicher Partner. www.medizin.uni-tuebingen.de

Das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung (DZD) e.V. ist eines der acht Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung. Es bündelt Experten auf dem Gebiet der Diabetesforschung und verzahnt Grundlagenforschung, Epidemiologie und klinische Anwendung. Ziel des DZD ist es, über einen neuartigen, integrativen Forschungsansatz einen wesentlichen Beitrag zur erfolgreichen, maßgeschneiderten Prävention, Diagnose und Therapie des Diabetes mellitus zu leisten. Mitglieder des Verbunds sind Helmholtz Munich – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt, das Deutsche Diabetes-Zentrum DDZ in Düsseldorf, das Deutsche Institut für Ernährungsforschung DIfE in Potsdam-Rehbrücke, das Institut für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen von Helmholtz Munich an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen und das Paul-Langerhans-Institut Dresden von Helmholtz Munich am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus der TU Dresden, assoziierte Partner an den Universitäten in Heidelberg, Köln, Leipzig, Lübeck und München sowie weitere Projektpartner. www.dzd-ev.de 

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Originalpublikation:

Leontine Sandforth… Andreas L. Birkenfeld: Role of human Kallistatin in glucose and energy homeostasis in mice, Molecular Metabolism,Volume 82, 2024. DOI: doi.org/10.1016/j.molmet.2024.101905.

 

CAVE: Pregabalin und Gabapentin - höhere Kontrolle gewährleisten und den Missbrauch erschweren...

 


Pregabalin und Gabapentin in Kombination mit anderen Drogen – ein potenziell tödlicher Cocktail

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Die Suchtgefahr von Pregabalin ist bekannt. Aufgrund der entspannenden und euphorisierenden Wirkung wird Pregabalin (sowie auch Gabapentin) zunehmend als Droge missbraucht. 

Unheilvoll wird die Einnahme zusammen mit anderen Drogen, die Zahl der Pregabalin- und Gabapentin-assoziierten Todesfälle hat lt. einer aktuellen UK-Auswertung zugenommen und ein entsprechender Anstieg ist auch in Deutschland zu vermuten. 

Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) warnt vor dem missbräuchlichen Medikamentenkonsum und diskutiert eine BtM-Pflicht für die Substanzen.


Pregabalin ist ein Medikament, das häufig zur Behandlung der Epilepsie eingesetzt wird und dort zur Standardtherapie gehört. Auch bei schweren Angststörungen und neuropathischen Schmerzen kommt es häufig zum Einsatz. Das Medikament ist per se nicht gefährlich, kann aber zu einer Abhängigkeit führen, da es entspannend und euphorisierend wirkt. Daher wird es zunehmend auch als Droge missbraucht und dann in hohen, die normale Dosierung übersteigenden Mengen eingenommen.

Besonders problematisch wird die Substanz in Kombination mit Drogen wie Opioiden und Benzodiazepinen und/oder Alkohol. „Daraus kann schnell ein tödlicher Cocktail entstehen“, mahnt DGN-Generalsekretär Prof. Dr. Peter Berlit. „Der Mischkonsum kann den Effekt der Drogen verstärken, außerdem auch zu lebensbedrohlichen Vergiftungen führen, mitunter auch zu Ateminsuffizienz und Tod. Leider ist davon auszugehen, dass diese Fälle zunehmen.“ Von Missbrauch betroffen ist auch ein weiteres Medikament, Gabapentin, das ebenfalls zur Schmerztherapie und Therapie epileptischer Anfälle eingesetzt wird. Da es anders verstoffwechselt wird, galt es als sicherer und wurde oftmals als Alternative zu Pregabalin verschrieben. Allerdings wird es von drogenabhängigen Menschen intravenös oder rektal verwendet, was Rauschzustand und Toxizität deutlich erhöht.

Eine behördliche Auswertung der Todesdaten aus Großbritannien [1] zeigte, dass im Jahr 2022 insgesamt 552 Todesfälle auf den Konsum von Gabapentin oder Pregabalin in Kombination mit anderen Drogen zurückgeführt werden konnten, 2018 waren es nur 272 gewesen. Eine aktuelle Arbeit aus Nordirland [2] berichtet, dass Pregabalin-assoziierte Todesfälle vor allem bei Männern im Alter zwischen 30 und 40 Jahren beobachtet werden, aber die Fallzahl auch bei Frauen ansteigt. Bei 80 % der Betroffenen war ein vorhergehender Drogenkonsum bekannt. Eine weitere Erkenntnis aus dieser Studie: Die letale Dosis scheint geringer zu sein, als bislang angenommen wurde.

Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) hat bereits 2020 in ihrem Informationsblatt „Arzneiverordnung in der Praxis“ vor der Gefahr der Pregabalin-Abhängigkeit gewarnt und berichtete über einen 6 %igen Anstieg der Verordnungszahlen im Jahr 2018 gegenüber dem Vorjahr. Wie die Kassenärztliche Vereinigung Bremen bekannt gab [4], hat die Anzahl der Verordnungen in den letzten Jahren stark zugenommen, laut Arzneiverordnungsreport 2020 von 37 Mio. DDD in 2008 vs. 117 Mio. DDD in 2019. Die Ärzteschaft wurde über die Gefahren informiert und aufgefordert, bei Verschreibung genau zu prüfen, ob eine Abhängigkeit bzw. Koabhängigkeit von anderen Substanzen vorliegt, und die Patientinnen und Patienten über die Gefahren aufzuklären. Inzwischen sind entsprechende Warnhinweise auch in der Fachinformation nachzulesen.

„Neurologinnen und Neurologen nehmen diese Verantwortung ernst, dennoch können sie einen Missbrauch nicht immer ausschließen“, erklärt Prof. Berlit. 

Pregabalin und Gabapentin seien unverzichtbare Medikamente bei der Behandlung neurologischer Krankheiten, für die bei vielen Indikationen keine anderen wirksamen Therapiealternativen zur Verfügung stünden. Ein Verbot der Medikamente ist daher aus Sicht der neurologischen Fachgesellschaft keine Option. 

„Es müssen Auflagen für die Verordnung wie eine BtM-Pflicht diskutiert werden, so dass eine höhere Kontrolle gewährleistet ist und der Missbrauch erschwert wird“, erklärt Prof. Berlit.

[1] Death registrations related to Gabapentin or Pregabalin, England and Wales: 2018 and 2022. Publiziert am 24.01.2024 https://www.ons.gov.uk/peoplepopulationandcommunity/birthsdeathsandmarriages/dea...
[2] Huddleston WR, Robert Lyness J, Quinn A. Review of the demographic factors and toxicology related to deaths due to pregabalin in Northern Ireland. J Forensic Leg Med. 2024 Jan;101:102635. doi: 10.1016/j.jflm.2023.102635. Epub 2023 Dec 9. PMID: 38100952.
[3] Köberle U, Stammschulte T, Acquarone D, Bonnet U. Abhängigkeitspotenzial von Pregabalin. Arzneiverordnung in der Praxis 2020; 47 (1-2): 62-65; https://www.akdae.de/fileadmin/user_upload/akdae/Arzneimitteltherapie/AVP/Artike...
[4] https://www.kvhb.de/praxen/nachrichten/detail/warnhinweis-zur-verordnung-von-pre...