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Prof. Dr. Sebastian Weis: Die Veränderungen des Stoffwechsels bei schweren systemischen Infektionen

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Wie schwere Infektionen den Gewebestoffwechsel verändern

Als neuer Professor für Translationale Infektionsforschung am Universitätsklinikum Jena untersucht Sebastian Weis in Labor und Klinik, wie der Körper als Schutzreaktion auf schweren Infektionen den Stoffwechsel in Geweben anpasst und ob sich solche Mechanismen für neue Behandlungen nutzen lässt.

Als neuer Professor für Translationale Infektionsforschung am Universitätsklinikum Jena untersucht Sebastian Weis in Labor und Klinik, wie schwere Infektionen den Gewebestoffwechsel verändern. Als neuer Professor für Translationale Infektionsforschung am Universitätsklinikum Jena untersucht Sebastian Weis in Labor und Klinik, wie schwere Infektionen den Gewebestoffwechsel verändern. Universitätsklinikum Jena 

Sebastian Weis, Oberarzt am Institut für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene des Universitätsklinikums Jena (UKJ), erforscht die Veränderungen des Stoffwechsels bei schweren systemischen Infektionen und hat zum Wintersemester 2021 die neu eingerichtete Professur für Translationale Infektionsforschung an der Friedrich-Schiller-Universität Jena angetreten.

Wissenschaftlich beschäftigt er sich insbesondere mit Abwehrstrategien des Körpers, die sich nicht gegen die Erreger oder von ihnen produzierte Gifte richten. Prof. Weis: 

„Diese Anpassungsprozesse ermöglichen es dem infizierten Körper, Schäden am Gewebe in einem gewissen Maß hinzunehmen, wir bezeichnen das als Krankheitstoleranz oder Resilienz. Wir untersuchen, wie diese Adaptionen reguliert sind, ob sie Schutzwirkung haben oder zusätzlichen Schaden anrichten und, das ist das eigentliche wichtigste, ob sie sich als Therapieansatz eignen. Der Schutz und die Unterstützung der Organfunktion sind ein zentrales Therapieziel bei schweren Infektionen.“

Prof. Weis begann bereits früh während seines Medizinstudiums in Leipzig mit der Grundlagenforschung. Er unterbrach das Studium für einen einjährigen Forschungsaufenthalt in den USA, um an der Stanford University in Kalifornien für seine Doktorarbeit zu forschen. Nach der Facharztweiterbildung zum Internisten am Universitätsklinikum Leipzig ging er mit einem DFG-Stipendium an das Instituto Gulbenkian de Ciência in Oeiras, Portugal, und untersuchte Abwehrmechanismen des Körpers bei schweren Infektionen. Danach wechselte er Ende 2014 an das UKJ. „In Jena waren und sind die Bedingungen für die Vereinbarkeit für die Kombination aus klinischer Infektiologie und infektiologischer Grundlagenforschung einzigartig“, so Prof. Weis. Hier habilitierte er sich mit seinen Forschungsergebnissen zur Stoffwechselanpassung in der Sepsis und erwarb die Zusatzbezeichnung Infektiologie. Für die Professur in Jena lehnte er Rufe an die Exzellenzuniversitäten Hamburg, Tübingen und Dresden ab.

Prof. Weis ist lokal im Jenaer Infektionsforschungsnetzwerk und darüber hinaus bestens vernetzt. Er führte die SUPPORT-Studie im Zentrum für Sepsis- und Sepsisfolgen CSCC durch, war dort Vorstandsmitglied, ist maßgeblich an der Neustadt-Studie und im von der EU-geförderten Forschungsverbund Immunosep zur personalisierten Immuntherapie bei Sepsis beteiligt. Außerdem warb er beim Bundesforschungsministerium Mittel für eine Phase-I-Sepsis-Therapiestudie ein und forscht im Jenaer Exzellenz-Cluster. Die Arbeitsgruppe wird an das Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie - Hans-Knöll-Institut assoziiert. „Diese Verbindung ist eine hervorragende Möglichkeit für neue Kooperationen und einem Ausbau der Zusammenarbeit zwischen dem UKJ und dem HKI“, so Prof. Weis.

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Prof. Dr. Sebastian Weis
Institut für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene, Universitätsklinikum Jena
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Sexuell aggressive Verhalten im Dating-Setting: Teenegeralter und Folgen körperlicher und sexueller Gewalt

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Körperliche und sexuelle Gewalt bei Dates von Jugendlichen: Wie effektiv sind Präventionsprogramme?

Studien zeigen, dass körperliche und sexuelle Gewalt bei Teenager-Dates oft vorkommt: 

Die Häufigkeit liegt laut aktuellen Daten bei rund 20 Prozent für körperliche Gewalt und bei rund 10 Prozent für sexuelle Gewalt. 

Ein Forschungsteam an der Universität Klagenfurt hat nun mit einer Meta-Analyse untersucht, inwiefern Präventionsprogramme wirken.

Die Ergebnisse wurden nun in JAMA Pediatrics vorgestellt.

Unter körperlicher Gewalt verstehen die Forscher*innen Schläge, Ohrfeigen oder das Stoßen des Dating-Partners. Sexuelle Gewalt meint das Zwingen (bzw. Versuche des Zwingens) der Dating-Partnerin zu sexuellen Handlungen, mit denen diese nicht einverstanden ist. Die Folgen von körperlicher und sexueller Gewalt können weitreichend sein, wie Studienautorin Heather Foran, Professorin am Institut für Psychologie, erklärt: „Kurz-, mittel- und langfristig kann es zu Folgen für die Gesundheit der Betroffenen kommen, darunter Depressionen, Suizidalität, Suchtmittelkonsum und vieles mehr.“ Daher setzen viele Präventionsmaßnahmen schon im Teenageralter an.

Sie hat gemeinsam mit dem Post-Doc-Assistenten Antonio Piolanti eine systematische Meta-Analyse von 18 Studien durchgeführt, in denen Daten von 22.781 Jugendlichen erfasst sind. Das Durchschnittsalter der untersuchten Jugendlichen liegt bei 12,2 bis 17,6 Jahren. 13 der untersuchten Präventionsmaßnahmen wurden im schulischen Setting angeboten, 5 waren in andere Kontexte implementiert.

Antonio Piolanti erklärt zu den Ergebnissen: „Wir sehen, dass die Präventionsprogramme bei der Verhinderung von körperlicher Gewalt gut wirksam sein können. Komplexer scheint die sexuelle Gewalt zu sein: Hier zeigt sich kein signifikanter Effekt durch die Interventionen.“ Daraus könne man, so die Studienautor*innen, schließen, dass das sexuell aggressive Verhalten im Dating-Setting komplexer und schwieriger durch Präventionsprogramme zu verhindern sei. 

„Ein Erfolgsfaktor bei bestimmten Programmen könnten die Eltern sein“, erklärt Piolanti weiter. So würde sich zeigen, dass jene Interventionen eine signifikant höhere Reduktion der Gewalt erreichen können, in denen die Eltern eingebunden sind. Ähnliches zeige sich auch bei anderen Studien zu familienbasierten Programmen, bei denen es um die Vermeidung von Gesundheitsrisiken bei Jugendlichen geht. „Eltern sprechen üblicherweise nicht mit ihren Teenager-Kindern über Gewalt bei Dates. Wenn sie aber in Präventionsprogrammen involviert sind, könnte das hilfreich sein“, fasst Antonio Piolanti zusammen.

Wichtig für den Erfolg von Präventionsprogrammen sei außerdem der richtige Fokus, beispielsweise auf jene Jugendlichen, die grundsätzlich einem höheren Risiko ausgesetzt sind. Auch das Alter sei entscheidend: Setzt man zu früh an, liegen Dates noch außerhalb der Lebensrealität der Jugendlichen. Sind Jugendliche aber 15 Jahre alt und älter, könnten die Programme effektiver sein.

Antonio Piolanti und Heather Foran stellen mit ihrer Studie wichtige neue Erkenntnisse zu dem Thema vor. Gleichzeitig betonen sie: „Wir brauchen zusätzliche Forschung, um auch mehr über die Prävention bei der sexuellen Gewalt bei Teenager-Dates zu lernen. Insgesamt bringt uns mehr Wissen auch bei der Entwicklung von neuen Programmen voran.“

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Postdoc-Ass. Antonio Piolanti Ph.D.
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Dr. Romy Müller

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Originalpublikation:

Piolanti, A. & Foran, H. (2021). Efficacy of Interventions to Prevent Physical and Sexual Dating Violence Among Adolescents. JAMA Pediatrics, https://jamanetwork.com/journals/jamapediatrics/fullarticle/2786460 (online first).


Prof. Dr. Thomas Brocker: Über die Rolle von Phosphatidylserin bei COVID-19 in/auf Blutzellen

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Den Schweregrad von COVID-19 besser einschätzen

Biomediziner der LMU finden im Blut von COVID-19-Patienten einen neuen Marker. 

Er liefert Einblicke in das Krankheitsgeschehen und könnte zu besseren Diagnosen führen.

Infektionen mit SARS-CoV-2 laufen bei vielen Patienten symptomlos ab oder verursachen kaum Beschwerden. 

  • Sie können aber auch zu dem Krankheitsbild COVID-19 mit Veränderungen der Blutgerinnung und mit Entzündungen führen. 
  • Darüber hinaus beobachten Ärztinnen und Ärzte bei COVID-19 Störungen des Immunsystems mit niedrigen Lymphozyten-Titern im Blut.


„Wir wussten bisher, dass ein Zusammenhang zwischen Komponenten der Blutgerinnung und der Immunreaktion besteht“, sagt Prof. Dr. Thomas Brocker, der am Biomedizinischen Centrum der LMU forscht. „Die Gründe und die Mechanismen waren aber weitgehend unbekannt“, so der Wissenschaftler.

Im Fachmagazin Journal of Extracellular Vesicles berichtet Brocker jetzt zusammen mit Kolleginnen und Kollegen über die Rolle von Phosphatidylserin bei COVID-19: einem Molekül, das normalerweise in Zellwänden vorkommt. 

  • Es könnte bei pathophysiologischen Mechanismen rund um das Immunsystem und die Blutgerinnung bedeutsam sein, eignet sich perspektivisch aber auch als neuer Biomarker, um per Bluttest die Schwere der Erkrankung zu prognostizieren.


Studie mit Blutproben aus dem COVID-19-Register der LMU

Brockers Labor hatte bereits früher einen Test entwickelt, der Phosphatidylserin in oder auf Blutzellen erkennt. Im Rahmen der Studie untersuchten die Forschenden zwischen April 2020 und Februar 2021 Blutproben von 54 Patienten aus dem COVID-19-Register der LMU (CORKUM). Alle Erkrankten hatten COVID-19 in unterschiedlichen Schweregraden. Hinzu kamen Proben von 35 gesunden und 12 genesenen Spendern.  

Das Augenmerk der Studie lag auf mononukleären Zellen des peripheren Blutes wie Lymphozyten und Monozyten.

Alle Immunzellen wurden mit dem Phosphatidylserin-Test analysiert und per Durchflusszytometrie, einem physikalischen Verfahren, aufgetrennt. Das Gerät fertigte gleichzeitig mikroskopische Aufnahmen jeder Zelle an. Anhand der Bilddateien konnten die Forschenden erkennen, ob – beziehungsweise wo – sich Phosphatidylserin befand. 

Dabei zeigte sich, dass die Immunzellen das Signal nicht im Inneren trugen. 

„Lymphozyten aus dem Blut von COVID-19-Patienten waren mit Bruchstücken von Blutplättchen oberflächlich beladen, was wir anhand des Signals nachweisen konnten“, sagt Brocker. Blutplättchen wiederum beschleunigen die Blutgerinnung.

 „Damit könnte Phosphatidylserin als Signalgeber für fehlgeleitete entzündliche Prozesse oder Störungen der Blutgerinnung bei COVID-19 dienen, sprich typische Veränderungen bei COVID-19 triggern“, vermutet der LMU-Wissenschaftler.

Ein neuer Marker für COVID-19

  • Bei den Messungen zeigte sich auch eine Assoziation zwischen dem Schweregrad von COVID-19 und Phosphatidylserin. 
  • Erhöhte Werte während der aktiven Phase von COVID-19 korrelierten stark mit dem Schweregrad der Erkrankung und könnten perspektivisch zu besseren Diagnosen führen. 

„Als Marker übertraf Phosphatidylserin etablierte Labormarker für Entzündungsvorgänge im Körper, für Leukozyten und für Gerinnungsfaktoren, die momentan zur klinischen Bewertung von COVID-19 herangezogen werden“, so Brocker. 

Zur Einstufung werden momentan diverse Laborparameter herangezogen. 

Sie sind Grundlage der WHO-Skala von null Punkten (gesund) bis hin zu acht Punkten (Tod durch COVID-19).

Noch ist Brockers System für Forschungslabore ausgelegt; die wenigsten Kliniken haben Durchflusszytometer mit Möglichkeiten der Bildgebung. 

Deshalb wollen die LMU-Forscher jetzt herausfinden, ob sich normale Durchflusszytometer, wie sie viele Krankenhäuser im Labor haben, ebenfalls zur Messung eignen.

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Prof. Dr. Thomas Brocker
Biomedizinisches Centrum
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Assistant: Marion Dorfmeister
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https://www.immunologie.med.uni-muenchen.de/research/ag_brocker/index.html

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Constanze Drewlo
Telefon: +49 (0) 89 2180-6529
E-Mail-Adresse: c.drewlo@lmu.de
Originalpublikation:

Lisa Rausch, Konstantin Lutz, Martina Schifferer, Elena Winheim, Rudi Gruber, Elina F. Oesterhaus, Linus Rinke, Johannes C. Hellmuth, Clemens Scherer, Maximilian Muenchhoff, Christopher Mandel, Michael Bergwelt-Baildon, Mikael Simons, Tobias Straub, Anne B. Krug,
Jan Kranich, Thomas Brocker (2021). Binding of phosphatidylserine-positive microparticles by PBMCs classifies disease severity in COVID-19 patients. Journal of Extracellular Vesicles


Prof. Dr. Wolfgang Linke: Ursache der sogenannten Dilatativen Kardiomyopathie, kurz DCM.

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Pathomechanismen bei Herz-Kreislauf-Erkrankung entdeckt

  • Durch das größte Protein des menschlichen Körpers, Titin, können sich Muskeln elastisch bewegen. 

Mutationen im Titin-Gen (TTN) können diese Funktion beeinträchtigen und zur Erkrankung des Herzmuskels führen. 

Welche Pathomechanismen dahinterstecken – also warum TTN-Mutationen krankheitsauslösend sind – war bislang unklar. 

Ein Experten-Team um Prof. Dr. Wolfgang Linke der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster untersuchte nun diese Pathomechanismen genauer und hat wegweisende Erkenntnisse gewonnen. 

Herzgewebe einer an der dilatativen Kardiomyopathie erkrankten Person. Die Rotfärbung zeigt Titin, die Grünfärbung einen anderen Marker der kontraktilen Einheiten, die Blaufärbung die Zellkerne. Löcher deuten auf die beginnende Zerstörung des Gewebes hin. Herzgewebe einer an der dilatativen Kardiomyopathie erkrankten Person. Die Rotfärbung zeigt Titin, die Grünfärbung einen anderen Marker der kontraktilen Einheiten, die Blaufärbung die Zellkerne. Löcher deuten auf die beginnende Zerstörung des Gewebes hin. AG Linke

  • Durch das größte Protein des menschlichen Körpers, Titin, können sich die Muskeln – und damit auch das Herz – elastisch bewegen. 

Mutationen im Titin-Gen (TTN) können diese Funktion beeinträchtigen und sind damit eine häufige Ursache der sogenannten Dilatativen Kardiomyopathie, kurz DCM. 

  • Das ist eine Erkrankung des Herzmuskels, die zu einer schwachen Pumpfunktion führt. 

Welche Pathomechanismen dahinterstecken – also warum TTN-Mutationen krankheitsauslösend sind – war bislang unklar. Ein Experten-Team um Prof. Dr. Wolfgang Linke, Leiter des Instituts für Physiologie II der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster, untersuchte nun diese Pathomechanismen genauer und hat wegweisende Erkenntnisse gewonnen. Die Ergebnisse sind nun in der Fachzeitschrift Science Translational Medicine veröffentlicht.

„Die Ursachen von DCM sind vielfältig. Die häufigste ist allerdings die TTN-Mutation“, sagt Projektleiter Wolfgang Linke. „Genau genommen geht es um Verkürzungen im Titin-Gen, sogenannte Trunkationen, kurz TTNtv.“ Die Verkürzung im Molekül betrifft allerdings nur eins der beiden TTN-Allele – also eine Genvariante – das andere Allel ist gesund. Klar ist: Die TTNtv sind seit etwa einem Jahrzehnt als Auslöser der DCM bekannt. Weshalb Patienten mit einem TTNtv-Allel an DCM erkranken, konnten die Wissenschaftler nun beantworten.

Anhand von über 100 menschlichen Herzgewebsproben entdeckte die Gruppe bislang unerkannte Pathomechanismen: 

Die TTNtv-DCM-Patienten enthalten in ihren Herzmuskelzellen weniger normales Titin als DCM-Patienten ohne TTNtv und als herzgesunde Menschen. 

Weniger Titin bedeutet weniger kontraktile – zum Zusammenziehen fähige – Einheiten. 

Das Resultat ist eine verminderte Kraftentwicklung und ein schwächeres Herz. 

„Das gesunde Allel produziert zwar normales Titin, kann die Schwäche des verkürzten Allels allerdings nicht kompensieren“, erklärt der Physiologe.

  • Außerdem beobachteten sie erstmals, dass TTNtv-DCM-Patienten trunkierte Titinproteine enthalten. 

Der Studienleiter erklärt: „Wir zeigen, dass die trunkierten Proteine den Herzmuskelzellen nichts mehr nützen, da sie nicht in die Sarkomere, die kleinsten kontraktilen Einheiten einer Muskelzelle, eingebaut werden.“ Stattdessen sammeln sich die trunkierten Proteine in intrazellulären Aggregaten, kleinen Partikeln innerhalb der Zellen. „Ähnlich wie bei neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer könnten diese verklumpten Proteine ‚giftig‘ sein.“

Eine weitere Erkenntnis: Die Herzmuskelzellen von TTNtv-DCM-Patienten haben ein Problem mit den intrazellulären Protein-Qualitätskontrollsystemen. Mutierte Proteine werden normalerweise möglichst schnell von Zellen durch intrazelluläre Abbausysteme beseitigt, durch die Produktion von trunkierten Proteinen kommen diese Systeme jedoch durcheinander.
Wolfgang Linke ist hoch zufrieden: „Unsere Studie ist eine für das Feld wegweisende Arbeit“, betont der Titin-Experte.

Die Forschungsgruppe konnte nicht nur den Pathomechanismen näher auf den Grund gehen, sondern anhand eines Modellsystems aus menschlichen Zellkulturen auch Vorschläge machen, welche Maßnahmen bei TTNtv-DCM-Patienten für eine erfolgreiche Behandlung oder sogar Heilung der Krankheit ergriffen werden sollten.

 „Wir zeigen an Zellkulturen, dass die Genschere CRISP/Cas9 die Mutation wieder reparieren kann. Beim Patienten müsste die Genschere an Ort und Stelle ansetzen, also genau an der Herzmuskelzelle. Das ist in dieser Form noch nicht möglich – aber wenn es möglich wird, kann es die Patienten heilen“, erklärt Wolfgang Linke.

Die Studie entstand in enger Zusammenarbeit unter anderem mit der Kardiologie der münsterschen Uniklinik, dem Herz- und Diabeteszentrum Bad Oeynhausen und der Universitätsmedizin in Göttingen, wo Wolfgang Linke eine Gastprofessur innehat. Unterstützt wurde die Arbeit durch zwei Förderlinien der Medizinischen Fakultät Münster (IZKF und MedK), die Deutsche Forschungsgemeinschaft und das Deutsche Zentrum für Herz-Kreislaufforschung.

Titin-Forschungsgruppe: Studienleiter Prof. Wolfgang Linke (rechts) und sein Team: Prof. Holger Reinecke, Lina Folsche, Franziska Koser, Andreas Unger, Anna Hucke und Anastasia Hobbach (v.l.).

 Titin-Forschungsgruppe: Studienleiter Prof. Wolfgang Linke (rechts) und sein Team: Prof. Holger Reinecke, Lina Folsche, Franziska Koser, Andreas Unger, Anna Hucke und Anastasia Hobbach (v.l.). privat

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Prof. Dr. Wolfgang Linke
Instituts für Physiologie II, WWU Münster
Telefon: 0251 / 83-55328
E-Mail: wlinke@uni-muenster.de

Dr. Thomas Bauer Westfälische Wilhelms-Universität Münster

Schlossplatz 2
48149 Münster
Deutschland
Nordrhein-Westfalen 


Originalpublikation:

Andrey Fomin et al. (2021): Truncated titin proteins in dilated cardiomyopathy, Science Translational Medicine, 13, 618. Doi: 10.1126/scitranslmed.abd3079


Weitere Informationen für international Medizin am Abend Berlin Beteiligte

https://www.medizin.uni-muenster.de/physiologieii/das-institut.html Institut für Physiologie II


Professor Dr. Sabine Eming: Wund-Makrophagen - Zucker-Stoffwechsel

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Abwehr oder Reparatur: Wie Immunzellen bei der Wundheilung kontrolliert werden

Wissenschaftler:innen zeigen erstmals einen kausalen Zusammenhang zwischen der Gewebereparatur, dem mitochondralen Stoffwechsel und der Aktivierung und Funktion von Makrophagen (Fresszellen) / Veröffentlichung in „Cell Metabolism“

  • Ein Kölner Forschungsteam hat entdeckt, dass der Stoffwechsel von Mitochondrien, den Energielieferanten der Zellen, in Makrophagen die Wundheilung maßgeblich koordiniert. 
  • Makrophagen gehören zu den weißen Blutkörperchen und sind auch als Fresszellen bekannt. 

Professorin Dr. Sabine Eming und ihre Mitarbeiter:innen und Kolleg:innen am CECAD Exzellenzcluster für Alternsforschung der Universität zu Köln zeigten, dass Wund-Makrophagen während der Gewebereparatur unterschiedliche Stoffwechselprogramme durchlaufen, die zur Unterstützung der aufeinander folgenden Phasen für den Wiederaufbau der Haut nach einer Verletzung erforderlich sind. 

Der Artikel „Mitochondrial metabolism coordinates stage-specific repair processes in macrophages during wound healing“ wurde jetzt in Cell Metabolism veröffentlicht.

Im menschlichen Körper können Makrophagen verschiedene Aktivierungszustände annehmen. 

  • Als pro-entzündliche Makrophagen in der frühen Phase der Wundheilung töten sie Bakterien oder Viren ab und leiten eine schützende Abwehrantwort ein. 
  • Reparative Makrophagen der späten Wundheilung unterstützen die Auflösung der Entzündung, damit sich das Gewebe aufbauen und das Gleichgewicht wieder hergestellt werden kann. 

Eine ungelöste Frage in der Makrophagenbiologie ist, welche Signale für den Übergang von entzündlichen hin zu reparativen Makrophagen nötig sind. 

In der neuen Studie haben Eming, leitende Oberärztin der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Venerologie sowie Forschungsgruppenleiterin am CECAD und am Zentrum für Molekulare Medizin Köln (CMMC), und ihr Team einen funktionellen Zusammenhang zwischen der Gewebereparatur, dem Zellstoffwechsel sowie der Aktivierung und Funktion von Gewebe-reparativen Makrophagen nachgewiesen. 

Die Veränderungen im mitochondrialen Stoffwechsel sind der entscheidende Kontrollmechanismus für die unterschiedlichen Funktionen von Makrophagen während der frühen und späten Wundheilung.


Im Tiermodell haben die Wissenschaftler:innen den Stoffwechsel von Makrophagen im frühen und späten Wundheilungszustand untersucht. 

Sie fanden heraus, dass der Zucker-Stoffwechsel in der frühen Phase nicht ausreicht, um eine produktive Reparatur zu gewährleisten. 

Mit Hilfe von Einzelzellsequenzierung entdeckte das Team, dass eine Subpopulation von Makrophagen im Frühstadium reaktive Sauerstoffradikale verstoffwechselt, die in den Mitochondrien als Nebenprodukt der Zellatmung entstehen. 

  • Eming und das Team konnten erstmalig zeigen, dass der Nutzen der reaktionsfreudigen Sauerstoff-enthaltenden Moleküle in den frühen Wund-Makrophagen essenziell ist, um das Wachstum von Blutgefäßen – und damit eine rechtzeitige Heilung – zu sichern. 

Im Gegensatz dazu nutzen die Makrophagen für ihre anti-entzündlichen und reparativen Funktionen in der späten Phase der Wundheilung eine andere Art des mitochondrialen Stroffwechsels, der über bestimmte Rezeptoren (IL-4Ra) vermittelt wird.


„Auf der Grundlage unserer Ergebnisse wird es sehr interessant sein zu verstehen, ob gestörter mitochondrialer Stress in Zellen des Immunsystems zu fehlgeleiteten Entzündungsreaktionen in der Haut und pathologischen Wundheilungszuständen beiträgt“, sagt Eming. 

„Es wird zudem spannend sein zu sehen, ob ein pharmakologisches Eingreifen in die mitochondriale Stressreaktionen einen therapeutischen Nutzen darstellt und die Reparatur von verletztem Gewebe erleichtert.“

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Professor Dr. Sabine Eming
+49 221 478 3196
sabine.eming@uni-koeln.de
Presse und Kommunikation:
Dr. Anna Euteneuer
+49 221 478 84043
anna.euteneuer@uni-koeln.de
Veröffentlichung:
https://www.cell.com/cell-metabolism/pdf/S1550-4131(21)00482-4.pdf

 Albertus-Magnus-Platz 1
50923 Köln
Deutschland
Nordrhein-Westfalen 

Gabriele Meseg-Rutzen
Telefon: 0221/470-5601
Fax: 0221/470-5190
E-Mail-Adresse: meseg-rutzen@uni-koeln.de

 

Prof. Dr. Sven Möbius-Winkler: Die Temperaturmessungen im Gefäß - Herzkatheterlabor

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Hauptarbeitsplatz Katheterlabor

Der Kardiologe Sven Möbius-Winkler übernimmt die in der Klinik für Innere Medizin I des Universitätsklinikums Jena neu eingerichtete Professur für Invasive Kardiale Funktionsdiagnostik. 

Der Kardiologe Sven Möbius-Winkler übernimmt die in der Klinik für Innere Medizin I des Universitätsklinikums Jena neu eingerichtete Professur für Invasive Kardiale Funktionsdiagnostik. Der Kardiologe Sven Möbius-Winkler übernimmt die in der Klinik für Innere Medizin I des Universitätsklinikums Jena neu eingerichtete Professur für Invasive Kardiale Funktionsdiagnostik. Michael Szabó/UKJ 

  • Bei Belastung auftretendes Engegefühl oder Schmerzen in der Brust – das sind die klassischen Anzeichen für eine koronare Herzerkrankung, die jeden vierten Mann über 75 betrifft. 

Ursache sind Ablagerungen und Verengungen in den Herzkranzgefäßen. 

Behandelt wird die Erkrankung mit Medikamenten, durch eine Erweiterung der Engstellen bei einem Herzkathetereingriff oder eine Bypassoperation. 

Zur Diagnose und eben auch zur Therapie erfolgt eine Untersuchung im Herzkatheterlabor, bei der ein dünner Schlauch über eine große Körperader unter Röntgenkontrolle bis ins Herz vorgeschoben wird. 

Das ist das tägliche Geschäft von Prof. Dr. Sven Möbius-Winkler, der als leitender Oberarzt und stellvertretender Direktor in der Klinik für Innere Medizin I am Universitätsklinikum Jena arbeitet. Seit Dezember hat der 50-jährige Kardiologe die neu eingerichtete Professur für Invasive Kardiale Funktionsdiagnostik an der Friedrich-Schiller-Universität Jena inne.

„Um beispielsweise zu entscheiden, ob eine Engstelle im Herzkranzgefäß für die Beschwerden verantwortlich ist, können wir im Herzkatheter die Gefäßfunktion vor Ort untersuchen“, schildert Sven Möbius-Winkler die Möglichkeiten der modernen Kardiologie. Dazu zählen bildgebende Verfahren wie die Untersuchung der Gefäße mittels winziger Ultraschallsonden von innen oder die optische Kohärenz-Tomografie, mit der sich der Umfang und die Beschaffenheit von Ablagerungen im Gefäß beurteilen lassen. 

  • Sonden können die Blutdruckverhältnisse erfassen, und Temperaturmessungen im Gefäß geben Auskunft über Entzündungsprozesse. 

Die Funktion kleinerer Gefäße wird über indirekte Parameter erfasst, zum Beispiel in der Reaktion auf eine durch Medikamente simulierte Belastungssituation. 

„Wir arbeiten an der Weiterentwicklung dieser diagnostischen Methoden, um die jeweils optimale Behandlung zu realisieren.“

Diese erfolgt oftmals auch im Katheterlabor – durch das Aufdehnen von Engstellen mittels Ballon oder das Einsetzen von Gefäßstützen, die die weitere Verengung verhindert sollen. Auch wenn Strukturen im Herz wie z.B. Herzklappen so verändert sind, dass ihre Funktion massiv eingeschränkt ist, kann die Behandlung oft minimalinvasiv mit einem Kathetereingriff durchgeführt werden. Diese Therapien sind ein weiterer Arbeitsschwerpunkt von Sven Möbius-Winkler. Im Rahmen dessen leitet er die multizentrische Clearance-Studie für Patienten mit Vorhofflimmern. 

Diese müssen zur Schlaganfall-Prävention Gerinnungshemmer nehmen, was jedoch die Gefahr für Blutungen erhöht. 

Prof. Möbius-Winkler:

 „Wir testen, ob solchen Patienten, die schon eine Hirnblutung erlitten haben, nicht durch eine Art Siebverschluss im Vorhofohr – dort entstehen oft die Gerinnsel, die dann einen Schlaganfall verursachen können – besser geholfen werden kann und die Gefahr der erneuten Blutung damit reduziert werden kann.“ In einer weiteren klinischen Studie in Kooperation mit der UKJ-Radiologie vergleicht der Kardiologe die Aussagekraft der invasiven Herzfunktionsdiagnostik bei Patienten mit koronarer Herzerkrankung mit nichtinvasiven Verfahren.

Nach dem Medizinstudium in Leipzig absolvierte Sven Möbius-Winkler am Herzzentrum Leipzig die Facharztausbildung in der Inneren Medizin und zum Kardiologen. In seiner Dissertation verglich er bei Patienten mit stabiler koronarer Herzerkrankung die Wirkung von körperlichem Ausdauertraining und Stentimplantation. 2012 übernahm er als Chefarzt die Kardiologie am Klinikum in Weißenfels und habilitierte sich im Jahr darauf an der Universität Leipzig mit dem Thema "Körperliche Aktivität als Grundpfeiler kardiovaskulärer Gesundheit." Seit 2016 arbeitet er am Universitätsklinikum Jena und konnte hier schon umfassende Erfahrungen als Lehrender im Jenaer neigungsorientierten Medizinstudium sammeln. 

Neben Vorlesungen im Kardioblock und in der Notfallmedizin bietet er Falldemonstrationen in der Linie Klinik-Orientierte Medizin an - im Katheterlabor.

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Prof. Dr. Sven Möbius-Winkler
Klinik für Innere Medizin I, Universitätsklinikum Jena
sven.moebius-winkler@med.uni-jena.de
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Professor Dr. Albert Osterhaus: PCR Test SARS-CoV-2- bei Ihren Katzen und Hunden

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Hauskatzen können sich mit SARS-CoV-2 infizieren

  • Rund vier Prozent aller Hauskatzen in Europa haben eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 durchgemacht. 
  • Erkrankte Katzen können das Virus ausscheiden, aber es gibt keine Hinweise darauf, dass sie Menschen anstecken und zur Ausbreitung des neuen Coronavirus beitragen.

Hauskatzen können sich mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 infizieren. Rund vier Prozent aller Hauskatzen haben sich während der ersten Infektionswelle im Frühjahr bis in den Sommer 2020 angesteckt, wahrscheinlich bei ihren Besitzerinnen und Besitzern. Diesen Befund veröffentlichten deutsche und niederländische Forschende unter der Leitung von Professor Dr. Albert Osterhaus, Stiftung Tierärztlichen Hochschule Hannover (TiHo), im Dezember im Journal „Emerging Infectious Diseases“ der amerikanischen Centers for Disease Control. In ihrer Studie erprobten sie einen Labortest, der in allen tierärztlichen Labors eingesetzt werden kann.

In deutschen Haushalten leben etwa 15,7 Millionen Katzen. 

Können auch sie sich mit dem SARS-CoV-2 anstecken? 

Werden sie krank? 

Und tragen sie zum Infektionsgeschehen bei?

 „Bisher gab es einzelne Studien zur Transmission unter Laborbedingungen und anekdotische Beobachtungen infizierter Katzen aus verschiedenen Ländern“, sagt Albert Osterhaus, Research Center for Emerging Infections and Zoonoses an der TiHo. „Unsere Studie bietet einen guten Überblick über Europa.“ Für die Studie analysierten er und sein Team insgesamt 2.160 Blutproben von Katzen aus Deutschland, dem Vereinigten Königreich, Italien und Spanien – genug aus jedem Land, um eine realistische Einschätzung der Verbreitung des Virus zu erlauben, wie die Autoren und Autorinnen feststellen.

Die Blutproben der Tiere stammten aus einem diagnostischen Labor, an das sie aus verschiedenen Gründen unabhängig von Corona geschickt worden waren. Um die Antikörper nachzuweisen, die nach durchgemachter SARS-CoV-2-Infektion im Blut vorkommen, nutzten die Forschenden zwei verschiedene Methoden. 

  • Der etablierte Virus-Neutralisationstest kann nur in Laboren der biologischen Sicherheitsstufe 3 durchgeführt werden. 

Osterhaus’ Labor verglich die Ergebnisse des Neutralisationstests mit einer Nachweismethode, bei der nur der Hauptteil des Spikeproteins des Virus eingesetzt wird. 

„Jedes veterinärmedizinische Labor kann diese Tests durchführen“, erklärt der Leiter der Studie. Und er erwies sich als ähnlich empfindlich und spezifisch wie der aufwendigere Neutralisationstest.

Insgesamt fanden die TiHo-Forschenden in 4,4 Prozent aller Blutproben SARS-CoV-2 spezifische Antikörper; dabei war der Anteil der positiv getesteten Katzen in Spanien mit 6,4 Prozent am höchsten und in Großbritannien mit 3,3 Prozent am niedrigsten. 4,2 Prozent der Proben aus Deutschland enthielten SARS-CoV-2 spezifische Antikörper. „Das ist erstmal eine Zahl“, sagt Virologe Osterhaus. „Nicht viel, nicht wenig.“  

Er geht davon aus, dass die Katzen sich ausschließlich bei Menschen angesteckt haben:  

„In dieser frühen Phase der Pandemie waren Menschen die einzig denkbare Infektionsquelle.“  

Und obwohl erkrankte Katzen das Virus ausscheiden, gebe es bisher keine Hinweise darauf, dass sie Menschen anstecken und zur Ausbreitung des neuen Coronavirus beitragen.  

„Wir müssen trotzdem wachsam sein“, mahnt er. 

Bei Nerzen habe man gesehen, wie sich das Coronavirus explosionsartig ausbreitet, wenn die Bedingungen dafür günstig sind. 

„Unsere Hauskatzen leben natürlich nicht in engen Käfigen wie Zuchtnerze“, sagt Osterhaus. 

„Aber viele Katzenhalter pflegen einen sehr engen und vertrauten Umgang mit ihren Tieren.“ 

Das sei vermutlich auch einer der Gründe für die vergleichsweise niedrigere Zahl infizierter Hunde, die andere wissenschaftliche Studien beschreiben.

„Wir hätten unsere Ergebnisse gern mit dem Infektionsstatus der Tierbesitzer korreliert“, sagt Osterhaus, „um abschätzen zu können, wie hoch das Risiko ist, dass im Haushalt lebende Katzen sich bei infizierten Menschen mit SARS-CoV-2 anstecken. 

Diese Daten standen uns leider nicht zur Verfügung.“ TiHo-Virologin Claudia Schulz, Erstautorin des Artikels, weiter:

„Vergleiche mit Ergebnissen aus wissenschaftlichen Feldstudien zu SARS-CoV-2 spezifischen Antikörpern beim Menschen, beispielsweise aus Spanien, deuten jedoch auf einen Zusammenhang mit dem Prozentsatz SARS-CoV-2 Antikörper-positiver Katzen hin.“

Der von ihnen beschriebene Labortest eigne sich für breite Screeninguntersuchungen von Katzen, schreibt das Autorenteam aus Hannover, Delft und Utrecht. 

Das eröffnet die Möglichkeit, sich jederzeit einen Überblick über die Verbreitung der Infektion unter Katzen zu verschaffen. 

Und obwohl die Tiere in der Regel keine oder sehr milde Symptome zeigen, rät Osterhaus Tierärztinnen und Tierärzten dazu, Katzen im Zweifelsfalls per PCR-Test auf eine SARS-CoV-2-Infektion zu untersuchen. 

„Tierhalter, die selbst oder deren Katzen erkrankt sind, sollten zudem im Umgang mit ihnen die gleichen Hygiene- und Abstandsregeln einhalten, wie wir es unter Menschen inzwischen kennen“, sagt er.

Die Originalpublikation
SARS-CoV-2–Specific Antibodies in Domestic Cats during First COVID-19 Wave, Europe
Claudia Schulz, Byron Martina, Monica Mirolo, Elisabeth Müller, Ruth Klein, Holger Volk, Herman Egberink, Mariana Gonzalez-Hernandez, Franziska Kaiser, Maren von Köckritz-Blickwede, and Albert Osterhaus
Emerging Infectious Diseases, DORÌ: https://doi.org/10.3201/eid2712.211252

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Dr. Sofia Forslund: Diabetesmedikament Metformin: „Wirt-Mikrobiom Faktoren in Herz-Kreislauferkrankungen“

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Herz und Darm sind unzertrennlich

Ein Herz-Kreislauf-Leiden beeinflusst das Leben im Darm. 

Umgekehrt gilt das Gleiche: 

Die Keime des Darms wirken sich auf den Verlauf der Krankheit aus. 

Welche Chancen und Risiken das bietet und welche Rollen Arzneien dabei spielen, berichtet ein Team um die MDC-Forscherin Sofia Forslund in „Nature“. 

 Medikamente können die Darmmikroben auf unterschiedliche Weise beeinflussen.

 Medikamente können die Darmmikroben auf unterschiedliche Weise beeinflussen. Isabel Romero Calvo EMBL

Vor ein paar Jahren machte Dr. Sofia Forslund eine unerwartete Entdeckung. 

Gemeinsam mit dem damaligen Team um Professor Peer Bork vom Europäischen Laboratorium für Molekularbiologie (EMBL) in Heidelberg stellte die schwedische Bioinformatikerin fest, dass das Diabetesmedikament Metformin das Mikrobiom, also die Gesamtheit aller im Darm lebenden Keime, verändert.  

  • Wie Forslund herausfand, war der Einfluss dieses sehr oft verordneten Arzneimittels auf die Darmflora sogar stärker als der Diabetes selbst. 

Der Effekt galt als so überraschend, dass die Wissenschaftlerin ihre Arbeit in der Fachzeitschrift „Nature“ veröffentlichen konnte.

Bessere Therapien sind das Ziel

„Unsere jetzt publizierte Studie baut auf dieser Entdeckung auf“, sagt Forslund, die seit dem Jahr 2018 am Berliner Max-Delbrück-Centrum für Dr. Sofia Forslund Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) die Arbeitsgruppe „Wirt-Mikrobiom Faktoren in Herz-Kreislauferkrankungen“ leitet. 

„Wir wollten herausfinden, wie sich kardiometabolische Erkrankungen und das Mikrobiom gegenseitig beeinflussen, welche Rolle die verordneten Medikamente und auch Antibiotika dabei spielen und wie sich die beobachteten Effekte künftig womöglich nutzen lassen, um die jetzigen Behandlungsmöglichkeiten zu verfeinern und zu verbessern.“ Denn viele erwünschte, aber auch unerwünschte Wirkungen von Medikamenten würden im Körper ganz offenbar indirekt erzielt, und zwar über die Veränderung des Mikrobioms, sagt die Wissenschaftlerin.

Forslund ist die Erstautorin der erneut in „Nature“ publizierten Arbeit. Daneben waren auch diesmal das Heidelberger Team des Mikrobiom-Forschers und Letztautors der Studie Peer Bork sowie weitere Gruppen aus mehreren europäischen Ländern, insbesondere aus Deutschland, Frankreich und Dänemark, beteiligt. Finanziert wurde das im Jahr 2012 gestartete Forschungsprojekt mit dem Namen MetaCardis (Metagenomics in Cardiometabolic Diseases), an dem unter anderem klinische Mediziner*innen, Bioinformatiker*innen und Systembiolog*innen mitgewirkt haben, von der Europäischen Union. Zu den kardiometabolischen Erkrankungen zählen zum Beispiel Herz-Kreislauf-Leiden wie die weit verbreitete koronare Herzerkrankung und Typ-2-Diabetes.

Unerwartete Effekte auf das Leben im Darm


Sofia Forslund und das MetaCardis-Team analysierten die Daten von 2.173 europäischen Patient*innen mit einer kardiometabolischen Erkrankung mithilfe verschiedener, zum Teil neu entwickelter statistischer Methoden. Damit konnten die Forscher*innen die Auswirkungen von Arzneimitteln und Krankheiten getrennt voneinander betrachten. „So haben wir herausgefunden, dass Medikamente die Signaturen von Krankheiten maskieren und potenzielle Biomarker oder therapeutische Ziele verbergen können“, sagt Peer Bork. „Eines der wichtigsten Ergebnisse unserer Arbeit ist die Erkenntnis, dass Medikamente – sowohl Antibiotika als auch Nicht-Antibiotika – die molekularen Merkmale des Mikrobioms und des Wirts in einem ähnlichen Ausmaß verändern, wie es die Krankheit und der Lebensstil, etwa die Ernährung und der Faktor Rauchen, zusammen tun“, erklärt Sofia Forslund. Das Ausmaß der beobachteten Veränderungen sei zudem abhängig von der Höhe der Medikamentendosis gewesen.

„Wir wissen, dass das Mikrobiom den Gesundheitszustand eines Patienten widerspiegeln und eine Reihe von Biomarkern zur Beurteilung des Schweregrads von Krankheiten liefern kann. 

Es wird jedoch oft übersehen, dass die zur Behandlung einer Krankheit eingesetzten Medikamente auch den Zustand des Mikrobioms beeinflussen“, fügt Rima Chakaroun hinzu, eine der Hauptautor*innen der Studie und Wissenschaftlerin am Universitätsklinikum Leipzig. Dr. Chakaroun ist derzeit Postdoktorandin am Wallenberg-Labor der Universität Göteborg. „Darüber hinaus haben wir herausgefunden, dass gleichzeitig eingenommene Medikamente sich in ihrer Wirkung auf das Mikrobiom gegenseitig verstärken können“, sagt Forslund. 

Manche Arzneien haben dabei einen durchaus positiven Effekt. So konnten die Wissenschaftler*innen beispielsweise zeigen, dass die gleichzeitige Gabe von Betablockern und Diuretika, die beide gegen Bluthochdruck eingesetzt werden, im Darm mit einer steigenden Zahl von Bakterien der Gattung Roseburia assoziiert ist. 

  • Diese Keime wirken im Körper antientzündlich, indem sie Ballaststoffe abbauen und daraus kurzkettige Fettsäuren herstellen, die vor entzündlichen Prozessen schützen. 
  • „Solch unerwartete Effekte von Medikamenten könnten sich künftig medizinisch nutzen lassen“, sagt Forslund.


Antibiotika zerstören die Mikroben-Vielfalt

  • Einmal mehr haben die Forscher*innen zudem zeigen können, dass insbesondere wiederholte Gaben von Antibiotika die Vielfalt der Mikroben im Darm nachhaltig zerstören. 

„Und ganz offenbar wirkt sich der Untergang der Darmkeime auch negativ auf die Entstehung und den Verlauf kardiometabolischer Erkrankungen aus“, sagt Forslund. 

  • Antibiotika sollten daher nach Möglichkeit immer nur dann verordnet werden, wenn es aus medizinischer Sicht unumgänglich sei. 

Auch sei es wichtig, Möglichkeiten zu erforschen, um die zerstörerischen Wirkungen der Antibiotika abzumildern. Diese beschränken sich nicht auf Herz-Kreislauferkrankungen. „Abgesehen von kardiometabolischen Erkrankungen verschlimmert der Verlust der Darmkeime viele andere chronische Krankheiten und schwächt die Wirksamkeit ihrer Behandlung ab“, sagt Co-Autor Professor Stanislav Dusko Ehrlich von MetaGenoPolis, einer Forschungseinheit für Mikrobiomanalyse am INRAE, dem französischen Forschungsinstitut für Landwirtschaft, Ernährung und Umwelt. Stanislav Dusko gehört zu den Forschenden, die 2013 in „Nature“ aufgedeckt haben, dass die Menschen in den Industrieländern ihre mikrobielle Vielfalt im Darm einbüßen.

„Außerdem muss man bei der Konzeption von Biomarker-Studien vorsichtig sein“, sagt Forslund. „Wenn ein bestimmtes biologisches Merkmal, das sich für die Diagnose oder Prognose einer Erkrankung eignen soll, nicht wegen der Krankheit, sondern nur aufgrund der Behandlung existiert, ist es womöglich kein guter Biomarker.“ Hier müsse man gut zwischen den einzelnen Effekten unterscheiden. Dazu seien weitere computergestützte Analysen erforderlich. „Die entsprechende Software entwickeln wir am MDC permanent weiter“, sagt Forslund.

Folgestudien sollen die Ergebnisse validieren

„Wichtig sind nun Folgeuntersuchungen, die unsere Erkenntnisse über den Einfluss von Medikamenten auf das Mikrobiom überprüfen“, sagt Forslund. Um wirklich kausale und nicht nur zufällige Zusammenhänge zu erkennen, seien unter anderem Studien hilfreich, bei denen einzelne Probandengruppen über einen längeren Zeitraum hinweg beobachtet würden. Ein Beispiel dafür ist die BeLOVE-Studie (Berlin Longterm Observation of Vascular Events, auf Deutsch: Berliner Langzeitbeobachtung vaskulärer Ereignisse), die derzeit Forschende der Charité – Universitätsmedizin Berlin, des Berlin Institutes of Health (BIH) und des MDC, darunter auch Sofia Forslund, gemeinsam durchführen. Dafür sollen insgesamt 10.000 Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen rekrutiert werden.

Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC)

Das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft gehört zu den international führenden biomedizinischen Forschungszentren. Nobelpreisträger Max Delbrück, geboren in Berlin, war ein Begründer der Molekularbiologie. An den MDC-Standorten in Berlin-Buch und Mitte analysieren Forscher*innen aus rund 60 Ländern das System Mensch – die Grundlagen des Lebens von seinen kleinsten Bausteinen bis zu organübergreifenden Mechanismen. Wenn man versteht, was das dynamische Gleichgewicht in der Zelle, einem Organ oder im ganzen Körper steuert oder stört, kann man Krankheiten vorbeugen, sie früh diagnostizieren und mit passgenauen Therapien stoppen. Die Erkenntnisse der Grundlagenforschung sollen rasch Patient*innen zugutekommen. Das MDC fördert daher Ausgründungen und kooperiert in Netzwerken. Besonders eng sind die Partnerschaften mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin im gemeinsamen Experimental and Clinical Research Center (ECRC ) und dem Berlin Institute of Health (BIH) in der Charité sowie dem Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK). Am MDC arbeiten 1600 Menschen. Finanziert wird das 1992 gegründete MDC zu 90 Prozent vom Bund und zu 10 Prozent vom Land Berlin. 

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Leiterin der AG Wirt-Mikrobiom-Faktoren in Herz-Kreislauferkrankungen
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E-Mail-Adresse: jana.ehrhardt-joswig@mdc-berlin.de
Originalpublikation:

Sofia K. Forslund (2021): Combinatorial, additive and dose-dependent drug microbiome associations, in: Nature, DOI: 10.1038/s41586-021-04177-9


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