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PD Dr. Dr. Corinna Seliger-Behme: Häufigkeit und Risikofaktoren für Suizidalität bei Krebspatienten: psychoonkologische Begleitung und psychotherapeutische Betreuung

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Analyse zum Suizidrisiko bei Krebspatienten


Forschende des Universitätsklinikums Heidelberg und der Universität Regensburg haben ein nahezu doppelt so hohes Suizidrisiko bei Krebspatienten im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung festgestellt / Publikation in der Fachzeitschrift „Nature Medicine“ / Daten von knapp 47 Millionen Krebspatienten aus Industrienationen analysiert / Mediziner empfehlen psychoonkologische Unterstützung als frühen und festen Bestandteil der Therapieplanung / Zukünftige Studien sollen helfen, die Risikofaktoren besser zu verstehen, um Strategien zur Suizidprävention bei Krebspatienten zu entwickeln

  • Die Diagnose einer Krebserkrankung ist ein gravierender Einschnitt in das bisherige Leben und kann bei den betroffenen Patienten zu Zukunftsängsten, psychischer Erschöpfung und depressiven Symptomen führen. 

Basierend auf Daten von knapp 47 Millionen Krebspatientinnen und -patienten hat ein interdisziplinäres Team unter Leitung von PD Dr. Dr. Corinna Seliger-Behme, Oberärztin an der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD), mit Kolleginnen und Kollegen der Abteilungen für Psychiatrie und Epidemiologie der Universität Regensburg Häufigkeiten und Risikofaktoren für Suizidalität bei Krebspatienten untersucht. 

  • Die Analyse zeigt, dass Suizide bei Krebspatienten fast doppelt so häufig wie in der Allgemeinbevölkerung vorkommen. 
  • Das Suizidrisiko steht dabei in engem Zusammenhang mit verschiedenen Risikofaktoren wie der Prognose der Krebserkrankung, dem Krankheitsstadium, der Zeit seit Bekanntwerden der Krebsdiagnose, dem Familienstand oder dem Wohnort. 

Zukünftige Studien sollen auf Grundlage der Ergebnisse der Heidelberger und Regensburger Forschenden die Entstehung von Angst und Depression bei Krebspatienten genauer untersuchen. 

Ziel ist es, daraus Strategien und Maßnahmen für die Suizidprävention abzuleiten.

  • „Patientinnen und Patienten mit einer prognostisch besonders ungünstigen Krebserkrankung und solche, deren Krebsdiagnose weniger als ein Jahr zurücklag, zeigten in unserer Studie ein 3,5 bzw. 3-fach erhöhtes Suizidrisiko im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung. 

Ein auffällig hohes Suizidrisiko war zudem bei Krebspatienten in den USA im Vergleich zu europäischen Krebspatienten zu beobachten“, berichtet PD Dr. Dr. Corinna Seliger-Behme. 

„Eine mögliche Erklärung kann in der nicht flächendeckend vorhandenen gesetzlichen Krankenversicherung in den USA gesehen werden. Eine Krebserkrankung ist für amerikanische Patienten daher besonders häufig mit hohen finanziellen Belastungen verbunden und einem erschwerten Zugang zu Hilfsangeboten wie einer psychologischen Beratung“, sagt Professor Dr. Dr. Michael F. Leitzmann, Direktor des Instituts für Epidemiologie und Präventivmedizin der Universität Regensburg. Und auch der Familienstand hat Auswirkungen: 

Verheiratete Krebspatienten wiesen eine niedrigere Suizidsterblichkeit auf als unverheiratete alleinlebende Krebspatienten. 

Aus Studien ist bereits bekannt, dass verheiratet zu sein suizidpräventiv wirkt, was vermutlich darauf beruht, dass der Partner eine Stütze bei der Bewältigung einer Krebsdiagnose sein kann. 

Aufgrund fehlender Daten war es allerdings nicht möglich, das Suizidrisiko von Krebspatienten zu bewerten, die in einer Beziehung leben, aber nicht verheiratet sind. 

Die Ergebnisse der Studie lassen sich zudem nicht auf alle Länder weltweit übertragen, da für die Auswertung primär Daten aus Industrienationen verfügbar waren.

Wichtig: Zugang zu professioneller Betreuung und Nachsorge

Eine Krebserkrankung stellt immer eine Ausnahmesituation dar, die große Herausforderungen mit sich bringt. 

  • Behandlungsbedürftige psychische Belastungen können sich entwickeln, bis hin zur Suizidalität. 

Eine psychoonkologische Begleitung kann Wege aufzeigen, mit Ängsten und Belastungen umzugehen, ein Gefühl von Kontrolle zurückzugewinnen und neue Perspektiven zu entwickeln. 

„Ein Suizid kann häufig verhindert werden, wenn entsprechende Gedanken offen angesprochen werden und frühzeitig eine psychoonkologische oder sogar psychotherapeutische Betreuung eingeleitet wird. 

  • Der Zugang zu professioneller psychoonkologischer Begleitung und Nachsorge sollte daher ein integraler Bestandteil jeder Krebstherapie sein“, sagt Oberarzt Dr. Till Johannes Bugaj, Leiter des psychoonkologischen Beratungsdienstes am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg. 

Ein weiterer wichtiger Baustein für die Suizidprävention bei Krebspatienten und -patientinnen bildet die Palliativmedizin. 

„Viele Menschen mit Krebs sind nicht depressiv im psychiatrischen oder psychotherapeutischen Sinne, sondern haben ganz konkrete Angst vor Siechtum oder anderem schlimmem Leiden“, sagt Professor Dr. Bernd Alt-Epping, Ärztlicher Direktor der Klinik für Palliativmedizin des UKHD. 

„Um das zu umgehen, entwickeln manche Patienten und Patientinnen Gedanken, das Leben vorzeitig enden zu lassen.“ 

Diesen Gedanken setzt die Palliativmedizin breite Unterstützung und Symptomlinderung entgegen.

Das NCT Heidelberg ist eine gemeinsame Einrichtung des UKHD und des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) und bietet seinen Patientinnen und Patienten neben der interdisziplinären medizinischen Versorgung ein umfassendes Beratungs- und Unterstützungsangebot.

Bundesweit finden Betroffene Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner sowie Unterstützungsangebote begleitend zur onkologischen Behandlung über ihr Behandlungsteam und über die Seiten des Krebsinformationsdiensts (KID) des DKFZ.

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PD Dr. Dr. Corinna Seliger-Behme
Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Heidelberg
Im Neuenheimer Feld 400
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E-Mail: Corinna.Seliger-Behme@med.uni-heidelberg.de

Prof. Dr. Dr. Michael Leitzmann
Institut für Epidemiologie und Präventivmedizin
Universitätsklinikum Regensburg
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93053 Regensburg
Tel. 0941 944-5200
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Julia Bird Universitätsklinikum Heidelberg

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Telefon: 06221 564537
Fax: 06221 564544
E-Mail-Adresse: julia.bird@med.uni-heidelberg.de
Originalpublikation:

Heinrich M, Hofmann L, Baurecht H, Kreuzer P, Knüttel H, Leitzmann F and Seliger C. Suicide risk and mortality among patients with cancer; Nature Medicine; 2022. DOI 10.1038/s41591-022-01745-y


Weitere Informationen für international Medizin am Abend Berlin Beteiligte

https://www.klinikum.uni-heidelberg.de/neurologische-klinik

https://www.telefonseelsorge.de/

https://www.deutsche-depressionshilfe.de/start

https://www.krebsinformationsdienst.de/

https://www.nct-heidelberg.de/fuer-patienten/beratungsangebote.html

https://www.ukr.de/innere-medizin-3/team-ansprechpartner/psychoonkologischer-die...

https://www.uni-regensburg.de/medizin/epidemiologie-praeventivmedizin/epidemiolo...

 

Unipolare Depressionen - Suizidgedanken - nichtmedikamentöse Maßnahmen

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Berlin: Suizidale Krisen bei unipolarer Depression: Kognitive Verhaltenstherapie kann helfen

Bestimmte Formen der kognitiven Verhaltenstherapie mindern depressive Symptome, Suizidgedanken und -versuche. 

Zu anderen nichtmedikamentösen Maßnahmen fehlen Daten. 
 
Bestimmte KVT-Formen können depressive Symptome und Suizid-Tendenzen mindern / Studien zu anderen nichtmedikamentösen Maßnahmen fehlen

  • Rund zehn Prozent der Erwachsenen in Deutschland leben mit depressiven Symptomen und sind im Vergleich zum Bevölkerungsdurchschnitt um das 20-Fache stärker suizidgefährdet. 

Im Auftrag des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat eine Arbeitsgruppe der Technischen Universität (TU) Berlin untersucht, ob verschiedene ambulante, nichtmedikamentöse Maßnahmen, etwa Kriseninterventionsprogramme oder psychosoziale Interventionen, Erwachsene mit unipolarer Depression dabei unterstützen, suizidale Krisen besser zu bewältigen.

Im finalen HTA-Bericht stellen die Berliner Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fest, dass bestimmte Formen der Kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) u. a. depressive Symptome, aber auch Suizidgedanken und -versuche mindern können. Allein die KVT ist in aussagekräftigen Studien untersucht, belastbare Ergebnisse zu anderen nichtmedikamentösen Verfahren fehlen.

Die wissenschaftlichen Fragen der HTA-Berichte gehen zurück auf Vorschläge von Bürgerinnen und Bürgern beim ThemenCheck Medizin des IQWiG. In ein solches Health Technology Assessment (kurz: HTA, engl. für Bewertung von medizinischen Technologien) fließen auch ökonomische, ethische, soziale, rechtliche und organisatorische Aspekte mit ein.

Depression erhöht Suizidrisiko

Trotz der weiten Verbreitung von Depressionen werden Betroffene immer noch stigmatisiert und scheuen sich oft, darüber zu sprechen sowie Hilfsangebote (z. B. Psychotherapie) anzunehmen. 

Depressionen sind ein wesentlicher Risikofaktor für Selbsttötungsabsichten und suizidales Handeln.

Häufig kommen weitere Faktoren hinzu, beispielsweise Alkoholmissbrauch und Gefühle von Isolation, und verstärken die Suizidneigung.

  • Bei Männern wird Depression zwar seltener diagnostiziert, doch ist bei Männern mit Depression die Suizidrate mehr als doppelt so hoch wie bei Frauen mit Depression.

Schnelles Handeln ist geboten

Bei akuter Suizidgefahr oder nach einem Suizidversuch hat schnelles Handeln oberste Priorität: Betroffene sollten nach einem Klinikaufenthalt unmittelbar eine ambulante psychiatrische Behandlung erhalten. Denn gerade in den ersten Tagen und Wochen nach der Entlassung ist das Suizidrisiko noch hoch.

Das sieht auch die Nationale VersorgungsLeitlinie „Unipolare Depression“ vor.

  • Unmittelbar an die Entlassung sollen sich Nachuntersuchungen und Therapieangebote anschließen, die neben Medikamenten auch eine auf Suizidneigung und -risiko ausgerichtete Psychotherapie umfassen können. 
  • Das gelingt bisher in der Versorgung allerdings oft nicht – nach dem Klinikaufenthalt bricht die Behandlung vielfach ab.

Aussagekräftige Studien allein zu KVT

Nur für die Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) von Erwachsenen mit unipolarer Depression in einer suizidalen Krise gibt es aussagekräftige Studien. Das Wissenschaftlerteam der TU Berlin stellte anhand deren Ergebnissen fest, dass bestimmte Formen der KVT als Ergänzung zu einer Standardbehandlung (z. B. Arzneimittel oder Kriseninterventionsprogramm) bei der Bewältigung suizidaler Krisen helfen können: Depressive Symptome, Hoffnungslosigkeit, Suizidgedanken sowie (wiederholte) Suizidversuche lassen sich damit reduzieren.

Die Studiendaten wurden zu unterschiedlichen Messzeitpunkten nach Therapiebeginn erhoben. Die Berliner Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler berichten deshalb im HTA-Bericht Daten für die Messzeitpunkte 1 Monat, 3, 6, 18 und über 18 Monate: Während sich nach 1 Monat zu fast allen patientenrelevanten Aspekten noch keine Vorteile zeigten, gab es bei einigen Aspekten insbesondere nach 6 Monaten Hinweise auf einen höheren Nutzen der KVT mit Fokus auf Suizidneigung und -risiko als Ergänzung zu einer Standardbehandlung.

Keine Anhaltspunkte gab es dafür, dass die KVT Auswirkungen auf Angst oder posttraumatischen Stress hat. Weitere patientenrelevante Aspekte wie die körperliche Verfassung für das Bewältigen des Alltags, die gesundheitsbezogene Lebensqualität, die Sterblichkeit durch Suizid oder schwere Nebenwirkungen wurden in den Studien nicht untersucht.

Kosten-Nutzen-Bewertungen fehlen

Gesundheitsökonomische Studien, die das Verhältnis von Nutzen und Kosten bewerten, waren nicht zu finden. Eine konkrete Aussage zu den Kosten der Gesamtbehandlung zu treffen, ist schwierig, da Dauer und Frequenz der Therapiesitzungen variieren können und im Rahmen einer Standardbehandlung häufig unterschiedliche medikamentöse und nichtmedikamentöse Maßnahmen kombiniert werden. Somit lassen sich nur die Kosten einzelner Therapiemaßnahmen im HTA-Bericht darstellen.

Zugangsbarrieren überwinden

Über Gespräche mit Betroffenen und Angehörigen sowie Literaturrecherchen wurden außer den Aspekten Stigmatisierung und Rückzug von Menschen mit Depression aus dem sozialen Leben noch einige weitere Aspekte identifiziert, die als Zugangsbarrieren zu hilfreichen Maßnahmen wirken: Lange Wartezeiten auf Termine oder nur schwere Erreichbarkeit von Therapeutinnen und Therapeuten, insbesondere im ländlichen Raum, sind solche Hürden. Auch deshalb kommt es zu Behandlungsabbrüchen beim Übergang von stationärer zu ambulanter Betreuung.

Deshalb schlagen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der TU Berlin unter anderem die enge multidisziplinäre Zusammenarbeit der beteiligten Psychiater, Psychotherapeuten und Hausärzte sowie den Ausbau von niedrigschwelligen Maßnahmen vor, beispielsweise Telefonseelsorge oder auch webbasierte Angebote. Zur Wirkung solcher niedrigschwelligen Leistungen fehlen allerdings verlässliche Studien.

„Auch wenn es wegen der unzureichenden Studienlage bislang nur Hinweise auf einen Nutzen von KVT gibt, ist der Ausbau von ambulanten Versorgungsstrukturen und niedrigschwelligen Angeboten zur kontinuierlichen Behandlung von Menschen mit suizidalen Krisen bei unipolarer Depression wichtig für die bedarfsgerechte Versorgung“, meint Laura Krabbe, Projektleiterin beim ThemenCheck Medizin des IQWiG, „denn angesichts der Häufigkeit von Depressionen und der besonderen Verletzlichkeit der Betroffenen müssen sich Menschen mit Depression in suizidalen Krisen auf eine nahtlose Behandlung auch nach ihrem stationären Aufenthalt verlassen können.“

Forschungsfragen von Bürgerinnen und Bürgern

Unabhängig von diesem HTA-Bericht können alle Interessierten online jederzeit Vorschläge für neue Forschungsfragen beim ThemenCheck Medizin machen. Das IQWiG wählt einmal jährlich bis zu fünf Themen aus, zu denen HTA-Berichte erstellt werden. Ein Auswahlbeirat bringt die Bürger- und Patientensicht mit ein, der Fachbeirat die Expertenperspektive.

Die HTA-Berichte werden nicht vom IQWiG selbst verfasst, sondern an externe Sachverständige vergeben. Deren Bewertung wird gemeinsam mit einer allgemein verständlichen Kurzfassung (HTA kompakt) und einem Herausgeberkommentar des IQWiG veröffentlicht.

Originalpublikation:
https://www.themencheck-medizin.iqwig.de/de/hta-berichte/08-ht17-03-suizidale-kr...

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Psychiatrische Institutsambulanz (PIA): CAVE: PTBS - Posttraumatischer Belastungsstörung

Medizin am Abend Berlin Fazit: Unterdrückte Erinnerungen bei traumatisierten Geflüchteten

Was im Gehirn passiert, wenn Menschen mit posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) versuchen, Erinnerungen willentlich zu unterdrücken, hat ein internationales Forscherteam analysiert. 

Bei einem Gedächtnistest zeichneten sie mittels Magnetenzephalografie die Hirnaktivität von schwer traumatisierten Geflüchteten auf und verglichen die Ergebnisse bei Teilnehmern mit und ohne PTBS. 

Die Daten geben Hinweise auf die neuronalen Grundlagen von wiederkehrenden traumatischen Erinnerungen und für die Therapie. 
 
Die Studie beschreibt das Team um Dr. Gerd Waldhauser von der Ruhr-Universität Bochum, Dr. Simon Hanslmayr von der University of Birmingham und Prof. Dr. Thomas Elbert von der Universität Konstanz gemeinsam mit Kollegen des Berliner Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung in der Fachzeitschrift Scientific Reports vom 3. September 2018.

Assoziationen im Versuch willentlich vergessen

An dem Versuch nahmen 24 geflüchtete Männer und Frauen teil. Elf von ihnen hatten infolge ihrer traumatischen Erlebnisse eine posttraumatische Belastungsstörung entwickelt, das heißt, sie erleben die auslösende emotionale Situation gedanklich immer wieder. Die übrigen Probanden hatten zwar vergleichbar viele schwerwiegende traumatische Ereignisse erlebt, aber keine PTBS entwickelt.

Während ihre Hirnaktivität aufgezeichnet wurde, absolvierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen Gedächtnistest, bei dem sie Assoziationen zwischen Bildern von emotional neutralen Alltagsgegenständen lernten. Aufgabe war es anschließend, einige der Assoziationen aktiv zu vergessen, andere zu behalten. Mit der Magnetenzephalografie, kurz MEG, erfassten die Forscher die sensorischen Gedächtnisspuren, die dabei entweder unterdrückt oder verstärkt wurden.

„Die Signalstärke von sehr hohen sogenannten Gammafrequenzen in Hirnregionen, die mit dem Gedächtnisabruf und der sensorischen Verarbeitung zusammenhängen, deutet darauf hin, wie stark eine bestimmte Gedächtnisrepräsentation ist“, erklärt Simon Hanslmayr.

Gedächtnisspuren blieben erhalten


Probanden ohne PTBS konnten Assoziationen erfolgreich unterdrücken. Bei ihnen waren die sensorischen Gedächtnisspuren für die willentlich vergessenen Assoziationen geringer ausgeprägt als für erinnerte Assoziationen. Anders sah es bei Probanden mit PTBS aus. Je ausgeprägter die Krankheitssymptome waren, desto schwieriger war es für die Teilnehmer, Assoziationen zu unterdrücken.

„Die MEG-Daten zeigen, dass das willentliche Unterdrücken von Erinnerungen bei Probanden mit posttraumatischer Belastungsstörung eher einen gegenteiligen Effekt hat“, sagt Hanslmayr. Die sensorischen Gedächtnisspuren von unterdrückten Erinnerungen blieben erhalten und wurden tendenziell sogar verstärkt.Diese Ergebnisse liefern einen Hinweis auf die neuronalen Grundlagen von wiederkehrenden traumatischen Erinnerungen und auf die fehlende Gedächtniskontrolle bei PTBS-Patienten“, so Gerd Waldhauser aus der Bochumer Abteilung für Neuropsychologie.

Hinweise für die Therapie

Die Forscher weisen jedoch darauf hin, dass sie nur eine kleine Stichprobe für ihre Studie untersuchen konnten. „Diese experimentell und diagnostisch aufwendige Studie ließ sich nur mit wenigen so stark belasteten Probanden durchführen. Wir konnten allerdings dafür sorgen, dass andere Faktoren, die das Ergebnis hätten beeinflussen können – wie die Stärke von depressiven Symptomen oder die Anzahl an schweren traumatischen Erlebnissen – in den beiden Gruppen vergleichbar waren“, ergänzt Gerd Waldhauser.

Von den Ergebnissen erhoffen sich die Forscher Hinweise auf neue Strategien zur Therapie der posttraumatischen Belastungsstörung sowie auf Faktoren, die Menschen vor der Krankheit schützen können.

  • „Unsere Daten deuten daraufhin, dass die Fähigkeit zum willentlichen Unterdrücken von Erinnerungen möglicherweise vor einer PTBS schützt – oder aber dass eine PTBS zu einer schlechteren Gedächtniskontrolle führt“, sagt Waldhauser. 

„Gleichzeitig sollte das Unterdrücken von unerwünschten Erinnerungen nicht leichtfertig als therapeutische Strategie empfohlen werden, da es offenbar genau den gegenteiligen Effekt haben kann: 

Die Erinnerung verstärkt sich oder bleibt zumindest erhalten.“ 

Diese Phänomene müssten weiter erforscht werden, um in präventiven oder therapeutischen Strategien münden zu können.

Förderung

Die Arbeiten wurden gefördert von dem Swedish Research Council (VR 435-2011-7163), dem Young Scholar Fund der Universität Konstanz (83946931), dem Europäischen Forschungsrat (ERC-2012 AdG 323977 und Grant-Agreement-Nummer 647954), der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Sonderforschungsbereichs 874 sowie der Projekte DFG HA 5622/1-1 und AX82/2-1 und von der Wolfson Society und Royal Society.

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Dr. Gerd Waldhauser
Abteilung Neuropsychologie
Institut für Kognitive Neurowissenschaft
Fakultät für Psychologie
Ruhr-Universität Bochum
Tel.: 0234 32 28170
E-Mail: gerd.waldhauser@rub.de

Universitätsstr. 150
44780 Bochum
Postfach 10 21 48
44780 Bochum
Deutschland
Nordrhein-Westfalen
E-Mail-Adresse: info@ruhr-uni-bochum.de

Dr. Barbara Kruse
Telefon: 0234/32-22133
Fax: 0234/32-14136
E-Mail-Adresse: barbara.kruse@presse.ruhr-uni-bochum.de
Ruhr-Universität Bochum, Dr. Julia Weiler 

Originalpublikation:
Gerd T. Waldhauser, Martin J. Dahl, Martina Ruf-Leuschner, Veronika Müller-Bamouh, Maggie Schauer, Nikolai Axmacher, Thomas Elbert, Simon Hanslmayr: The neural dynamics of deficient memory control in heavily traumatized refugees, in: Scientific Reports, 2018, DOI: 10.1038/s41598-018-31400-x

Depressive Stimmung bei Dauerlärm durch Straßenverkehr incl. Nachtlärm

Medizin am Abend Berlin Fazit:   Traurige Beschallung: Straßenlärm kann depressive Symptome auslösen

Dass Dauerlärm durch Straßenverkehr auch depressive Verstimmungen auslösen kann, konnte nun erstmals weltweit in einer großen Langzeitstudie gezeigt werden. 

Auf die Erkenntnis stießen Wissenschaftlerinnen vom Zentrum für Urbane Epidemiologie (CUE) der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen bei ihrer Arbeit an der Heinz Nixdorf Recall Studie am Universitätsklinikum Essen (UK Essen). 
 
Im Mittelpunkt der Studie stehen unter anderem Umwelteinflüsse, die sich auf die Herzgesundheit auswirken können.

  • Nun entdeckten die Forscherinnen aber auch den Zusammenhang dieser Umgebungsfaktoren mit depressiven Symptomen. 

Hierüber berichtet aktuell das internationale Wissenschaftsmagazin Environmental Health Perspectives.

Dass Lärm nicht nur unangenehm ist, sondern auch krank machen kann, ist bekannt.

Mehrere Studien haben bereits nachgewiesen, dass Lärm z.B. Herzerkrankungen auslöst.

  • Hinweise dafür, dass er auch die Seele belastet, fanden sich nun in einer großen bevölkerungsbasierten Studie aus dem Ruhrgebiet. 

Untersucht wurden die Daten von 3.300 Teilnehmern und Teilnehmerinnen im Alter zwischen 45 und 75 Jahren.

Anhand von Lärmkarten wurden die Städte Bochum, Essen und Mülheim/R untersucht. Ergebnis:

Die Studienteilnehmer, die an Straßen mit viel Verkehrslärm wohnen, entwickelten im Zeitraum von fünf Jahren häufiger depressive Symptome, als die, die in vergleichsweise ruhigen Straßen wohnen. 

Die Studie ergab, dass das Risiko um ca. 25 Prozent steigt und zwar sowohl für gemittelte 24-Stunden- als auch für Nachtlärmwerte über 55 bzw. 50 Dezibel.

Auffällig ist zudem, dass insbesondere Menschen mit geringerer Bildung empfindlicher auf Lärm reagieren.

„Über die Gründe hierfür kann man zum jetzigen Zeitpunkt nur spekulieren.

Es könnte damit zusammenhängen, dass Menschen mit niedriger Bildung in der Regel häufiger Stressoren ausgesetzt sind. Durch die Vielzahl der belastenden Faktoren könnte die Widerstandsfähigkeit verringert sein.

Dies müssen aber zukünftige Studien gezielt untersuchen“, so Ester Orban vom CUE. Sie betont zudem, „dass die Erkenntnisse erneut bestätigen, wie wichtig der Lärmschutz für die Gesundheit der Bevölkerung ist.“

Die Heinz Nixdorf Recall Studie ist eine Forschungsstudie, die seit dem Jahr 2000 Menschen aus dem Ruhrgebiet (Essen, Bochum, Mülheim/R) regelmäßig untersucht und befragt. Neben Aspekten der Herzkreislauferkrankungen, untersuchen die Wissenschaftler dabei auch, welchen Einfluss die gebaute Stadt auf die Gesundheit der Menschen haben könnte. Rund 4.800 Bürgerinnen und Bürger sind an diesem Langzeitprojekt beteiligt.


http://ehp.niehs.nih.gov/14-09400/

 
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Christine Harrell
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Beate Kostka M.A. Universität Duisburg-Essen

Teilnehmer für neue Projektphase gesucht: Telefonische Therapie von Angehörigen von Demenzkranken“ (Tele.TAnDem)

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Verständnis für die Krankheit senkt das Belastungsgefühl

Psychologenteam der Universität Jena verbessert psychische Gesundheit von pflegenden Angehörigen mittels kognitiver Verhaltenstherapie / Teilnehmer für neue Projektphase gesucht 
 
„Demenz“ bedeutet rein von der lateinischen Wortherkunft her „unvernünftig“ – und das ist in den Augen der Angehörigen, die ihre an Demenz erkrankten Verwandten häuslich pflegen, die wohl treffendste Umschreibung.

Die Jenaer Psychologin Denise Schinköthe bei einer telefonischen Beratung im Rahmen des Projekts „Telefonische Therapie von Angehörigen von Demenzkranken“ (Tele.TAnDem). Die Jenaer Psychologin Denise Schinköthe bei einer telefonischen Beratung im Rahmen des Projekts „Telefonische Therapie von Angehörigen von Demenzkranken“ (Tele.TAnDem). Foto: Jürgen Scheere/FSU

Sie können Handlungen des Betroffenen, etwa das immerwährende Verlegen von Gegenständen, nicht verstehen, sondern müssen lernen, es als Krankheit zu akzeptieren. Für die Pflegenden geht die herausfordernde Aufgabe, den Erkrankten rund um die Uhr zu versorgen, deshalb auch häufig mit hoher seelischer und körperlicher An-, gar Überforderung einher.

Im Rahmen des Projekts „Telefonische Therapie von Angehörigen von Demenzkranken“ (Tele.TAnDem) beschäftigt sich eine Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Gabriele Wilz von der Friedrich-Schiller-Universität Jena mit den Belastungen pflegender Angehöriger und der Entwicklung spezifischer Unterstützungsangebote.

Erste Ergebnisse der klinischen Psychologen haben gezeigt, dass sich durch die angebotene psychotherapeutische Betreuung nachweislich positive Effekte auf die Gesundheit und die Lebensqualität der pflegenden Angehörigen ergaben.

Welche Komponenten der Therapie diese Effekte herbeiführen, beschreiben Gabriele Wilz, Uwe Altmann und Denise Schinköthe vom Institut für Psychologie der Universität Jena in einem aktuellen Fachartikel (DOI: 10.1080/13607863.2014.971704). Ihre Forschungsergebnisse machen deutlich, weshalb eine kognitive Verhaltenstherapie sehr erfolgversprechend ist.

Untersuchungen haben gezeigt, dass pflegende Angehörige u. a. ein erhöhtes Risiko für psychische Erkrankungen haben. Insbesondere depressive Symptome sind häufig festzustellen. Die Studie der klinischen Psychologen ergab, dass qualifizierte therapeutische Basiskompetenzen des Therapeuten, wie eine gute Beziehungsgestaltung zwischen Therapeut und Patient, zur Entlastung und damit zur Minderung einer solchen Depressivität beitragen.

Das therapeutische Gespräch wird oftmals als entlastend und befreiend empfunden.

Darüber hinaus führt eine kognitive Umstrukturierung – die Veränderung der gedanklichen Lebenskonzepte – wesentlich zu einer Verbesserung des Belastungserlebens pflegender Angehöriger. 

Zunächst bewerteten die Projektteilnehmerinnen und -teilnehmer u. a. bestimmte Aktionen des Demenzkranken als absichtlich negativ. „Sie hatten zum Beispiel das Gefühl, dass die zu pflegende Person mit Absicht Dinge verlegt“, so Schinköthe. Ist es den Therapeuten gelungen, hier ein Umdenken des Angehörigen zu bewirken und das Verständnis für die Krankheit zu erweitern, wurde die Pflege als deutlich weniger belastend empfunden.

Ein Umdenken muss sich bei den pflegenden Angehörigen mit Blick auf das persönliche Wohlergehen einstellen. „Mehr Zeit für mich“ war eines der häufig genannten Ziele, die sich die Angehörigen von der Teilnahme an der Studie versprachen. Doch dazu müssen sie die Einsicht „ich darf es mir gut gehen lassen“ erst einmal zulassen. Konnten die Therapietelefonate dies erreichen, waren die Pflegenden am Ende nicht nur generell zufriedener, sondern verbesserten auch den Umgang mit dem an Demenz erkrankten Familienangehörigen.

Teilnehmer für neue Projektphase gesucht

Für das neue Teilprojekt „Tele.TAnDem.Online“ sucht das Team um Prof. Wilz wieder Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

Bei diesem Projekt soll eine kostenfreie professionelle Unterstützung für pflegende Angehörige von Demenzerkrankten per Internet angeboten werden.

Über einen Zeitraum von zwei Monaten erfolgen regelmäßige schriftliche Kontakte mit einer erfahrenen Psychologin über ein speziell gesichertes Internetportal. 

Die Unterstützung kann von den Angehörigen im gesamten deutschsprachigen Raum von zu Hause aus in Anspruch genommen werden.

Da es sich um eine wissenschaftliche Studie handelt, werden im Projekt zwei Gruppen miteinander verglichen: Die Teilnehmer der ersten Gruppe werden von einer erfahrenen Psychologin zwei Monate lang unterstützt.

Die Teilnehmer der zweiten Gruppe erhalten nach einer Wartezeit von fünf Monaten ebenfalls die psychologische Unterstützung per Internet.

Die Auswahl der Gruppen wird per Zufall entschieden.

Die Publikation „The effects of treatment adherence and treatment-specific therapeutic competencies on outcome and goal attainment in telephone-based therapy with caregivers of people with dementia“ ist in der Fachzeitschrift „Aging & Mental Health“ erschienen (DOI: 10.1080/13607863.2014.971704).

Medizin am Abend Berlin DirektKontakt:

Denise Schinköthe
Institut für Psychologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Humboldtstraße 11, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 945170
E-Mail: denise.schinkoethe[at]uni-jena.de
Bianca Wiedemann Friedrich-Schiller-Universität Jena

Weitere Informationen für international Medizin am Abend Berlin Beteiligte:
http://www.teletandem.uni-jena.de/ - weitere Informationen