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Der Schmerz - Dein Hund

Wissenschaftler*innen des Instituts für Psychologie der Humboldt-Universität haben in einer Studie untersucht, wie sich das menschliche Schmerzempfinden in Anwesenheit von Personen oder Hunden verändert

Schmerz ist ein allgegenwärtiges Phänomen, das das Wohlbefinden stark beeinträchtigen kann. Menschen mit chronischen Schmerzen berichten häufig von einem Interessensverlust an alltäglichen Aktivitäten und einer Verschlechterung ihrer sozialen Beziehungen. 


Das Verständnis der psychologischen Faktoren, die die Schmerzerfahrung beeinflussen, ist entscheidend für eine bessere Schmerzbewältigung – besonders die soziale Unterstützung der Patient*innen.

Wie eine Studie von Dr. Heidi Mauersberger zeigt, die unter der Leitung von Prof. Dr. Ursula Hess am Institut für Psychologie der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) durchgeführt wurde, können auch Hunde als Schmerzhelfer sehr wirksam sein: 


Die Anwesenheit von Hunden kann die Wahrnehmung von Schmerz und das Schmerzverhalten von Menschen positiv beeinflussen. „In einer Zeit, in der psychische Belastungen und chronische Schmerzen zunehmen, kann die Interaktion mit Hunden nicht nur emotionalen Trost spenden, sondern sogar die körperlichen Schmerzen lindern“, kommentiert Heidi Mauersberger, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Sozial- und Organisationspsychologie der HU und Erstautorin der Studie. Die Studie „Pet dogs succeed where human companions fail: The presence of pet dogs reduces pain“ wurde jetzt im Open-Access-Journal Acta Psychologica veröffentlicht.

Bessere Schmerzbewältigung durch anwesende Hunde

In der Studie hat Mauersberger gemeinsam mit einem Forschungsteam die Wirkung von Hunden im Vergleich zu menschlichen Begleiter*innen während schmerzhafter Situationen untersucht. Schmerzbewältigung und Schmerzwahrnehmung wurden in zwei Experimenten untersucht.

Im ersten Experiment wurden die Teilnehmer*innen einem sogenannten „Cold Pressor Test“ unterzogen, bei dem sie ihre Hand in eiskaltes Wasser tauchen mussten. Dabei wurden sie entweder von ihrem eigenen Hund, einem*r gleichgeschlechtlichen Freund*in begleitet oder waren allein. Die Ergebnisse zeigen, dass die Anwesenheit des eigenen Hundes die Schmerzintensität signifikant reduziert, die Schmerzbewältigung verbessert und die physiologischen Stressreaktionen verringerte. Im Gegensatz dazu hatte die Anwesenheit einer befreundeten Person keinen so starken positiven Effekt.

Im zweiten Experiment wurde untersucht, ob auch unbekannte Hunde eine schmerzlindernde Wirkung haben können. Die Teilnehmer*innen durchliefen denselben
Schmerztest, begleitet entweder von einem unbekannten Hund, einem unbekannten Menschen oder alleine. Auch hier zeigte sich, dass die Anwesenheit eines Hundes die Schmerzbewältigung verbesserte und die physiologischen Stressreaktionen reduzierte. Dies gilt besonders für Teilnehmer*innen mit einer positiven Einstellung gegenüber Hunden.

Die Ergebnisse der Studien legen nahe, dass Hunde effektivere Schmerzhelfer sind als menschliche Begleiter*innen – möglicherweise aufgrund ihrer nicht wertenden und unterstützenden Natur. Besonders in schmerzhaften Situationen bieten Hunde eine wertvolle soziale Unterstützung, die das Wohlbefinden der Betroffenen verbessert. 


„Es ist erstaunlich zu beobachten, wie stark die Wirkung der Hunde ist. Die Menschen fühlen sich nicht nur emotional unterstützt, sondern erleben tatsächlich weniger Schmerz. Das eröffnet neue Perspektiven für den Einsatz von Therapiehunden in der Schmerztherapie", erklärt Dr. Mauersberger. Hunde könnten etwa zukünftig vermehrt in therapeutischen Kontexten eingesetzt werden, um Menschen bei der Schmerzbewältigung zu unterstützen – sei es in Krankenhäusern, bei Operationen oder in der täglichen Bewältigung von chronischen Schmerzen.

MaAB - Medizin am Abend Berlin Fortbildung en  VOR ORT:


Dr. Heidi Mauersberger
Institut für Psychologie der Humboldt-Universität zu Berlin
heidi.mauersberger@hu-berlin.de

Originalpublikation:
Weitere Informationen zur Studie
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0001691824002956?via%3Dihub

Smartphone und Gesundheit

Dreieinviertelstunde schauen wir im Durchschnitt täglich auf den Bildschirm unseres Smartphones. 

Wer es schafft, diese Zeit um eine Stunde am Tag zu reduzieren, tut nicht nur seiner mentalen Gesundheit etwas Gutes, sondern trägt auch dazu bei, zufriedener und motivierter zu arbeiten. 

Das hat eine Studie mit 278 Teilnehmenden gezeigt, die eine Forschungsgruppe um Privatdozentin Dr. Julia Brailovskaia vom Deutschen Zentrum für psychische Gesundheit und dem Forschungs- und Behandlungszentrum für psychische Gesundheit der Ruhr-Universität Bochum durchgeführt hat. Die Forschenden berichten in der Zeitschrift Acta Psychologica vom 14. September 2024.

Die Erkenntnisse der Studie sind besonders interessant für Arbeitgeber, die mitunter viel Geld investieren, um die Arbeitszufriedenheit und Motivation ihrer Mitarbeitenden zu verbessern. 


„Diese Faktoren sind bedeutend für die Produktivität eines Unternehmens“, erklärt Julia Brailovskaia. Mit den aktuellen Studienergebnissen zeigen die Forschenden einen einfachen und niedrigschwelligen Weg auf, diese Ziele zu erreichen und darüber hinaus zu einer besseren mentalen Gesundheit und Work-Life-Balance beizutragen.

Vier Gruppen im Vergleich:::

Die Forschenden teilten die Versuchspersonen, die in verschiedenen Branchen berufstätig waren, für ihre Studie in vier etwa gleich große Gruppen ein. Für jeweils eine Woche reduzierte die Smartphonegruppe ihre private Nutzung des Smartphones in dieser Zeit um täglich eine Stunde. Die Sportgruppe steigerte ihre tägliche körperliche Aktivität um 30 Minuten. Die Kombinationsgruppe folgte beiden Anweisungen, und die Kontrollgruppe änderte gar nichts an ihrem gewohnten Verhalten.

Vor diesen Interventionen, direkt danach und zwei Wochen nach dem Ende des Experiments füllten alle Teilnehmenden mehrere Online-Fragebögen aus, die Auskunft über ihr Befinden gaben, sowohl was die Arbeit als auch die mentale Gesundheit anbelangt.

Depressive Symptome nahmen ab!

In der Smartphone- und der Kombinationsgruppe konnten die Forschenden feststellen, dass die Arbeitszufriedenheit und die Motivation, die Work-Life-Balance und die mentale Gesundheit sich deutlich verbessert hatten. Außerdem waren das Gefühl von Arbeitsüberlastung und Symptome problematischer Smartphone-Nutzung signifikant zurückgegangen. Alle Interventionen führten dazu, dass depressive Symptome abnahmen und steigerten das Gefühl von Kontrolle messbar.

„Eine bewusste und kontrollierte Reduktion der nicht-arbeitsbezogenen Smartphone-Nutzungszeit könnte in Kombination mit mehr körperlicher Aktivität die Arbeitszufriedenheit und die psychische Gesundheit der Mitarbeitenden verbessern“, fasst Julia Brailovskaia zusammen. Die Forscherin sieht diese Interventionen entweder als mögliche Ergänzung zu etablierten Schulungsprogrammen oder auch als eigenständiges zeit- und kosteneffizientes niedrigschwelliges Programm.


MaAB - Medizin am Abend Berlin Fortbildung en VOR ORT:

Privatdozentin Dr. Julia Brailovskaia
Deutsches Zentrum für Psychische Gesundheit (DZPG), Standort Bochum/Marburg
Forschungs- und Behandlungszentrum für psychische Gesundheit
Ruhr-Universität Bochum
Tel.: +49 234 32 21506
E-Mail: julia.brailovskaia@ruhr-uni-bochum.de

Originalpublikation:
Julia Brailovskaia, Jakob Siegel, Lena-Marie Precht, Sophie Friedrichs, Holger Schillack, Jürgen Margraf: Less Smartphone and More Physical Activity for a Better Work Satisfaction, Motivation, Work-Life Balance, and Mental Health: An Experimental Intervention Study, in: Acta Psychologica, 2024, DOI: 10.1016/j.actpsy.2024.104494, https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S000169182400372X?via%3Dihub

Deine Nahrungsaufnahme

Die Nahrungsaufnahme ist auf Ebene der Nervenzellen offenbar ähnlich organisiert wie ein Staffellauf: 

Im Laufe des Essvorgangs wird das Staffelholz zwischen verschiedenen Teams von Neuronen weitergereicht, bis wir uns schließlich die passende Energiemenge zugeführt haben. Zu diesem Schluss kommen Forschende der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) in einer aktuellen Studie. Mit diesem komplexen Mechanismus stellt das Gehirn vermutlich sicher, dass wir weder zu wenig noch zu viel Nahrung zu uns nehmen. Funktioniert er nicht richtig, können möglicherweise Essstörungen wie Magersucht oder Binge-Eating-Attacken die Folge sein.

Die Ergebnisse erscheinen im Journal of Neuroscience.

Um zu überleben, müssen wir uns regelmäßig Energie in Form von Nahrung zuführen. Koordiniert wird dieser Prozess im Hypothalamus, einer wichtigen Steuerzentrale im Gehirn. Bei ihm laufen ständig wichtige Informationen aus unserem Körper und unserer Umgebung ein, etwa ob es Tag ist oder Nacht oder ob sich unser Blutzuckerspiegel gerade auf einem Tiefststand befindet. Auf Basis dieser Daten leitet er dann bestimmte angeborene Verhaltensweisen ein – bei Dunkelheit gehen wir zu Bett, bei Hunger an den Kühlschrank.

Doch wie stellt das Gehirn sicher, dass wir nicht direkt mit dem Essen aufhören, wenn der erste Heißhunger verflogen ist und die Dehnungsrezeptoren im Magen melden, dass Nahrung eingetroffen ist? 

„Beim Essen schalten wir sehr rasch von einem Verhalten, das wir appetitiv nennen, auf ein Konsumverhalten um“, sagt Prof. Dr. Alexey Ponomarenko, Leiter der Professur für Systemische Neurophysiologie am Institut für Physiologie und Pathophysiologie der FAU. „Wir wissen wenig darüber, wie das Gehirn die Dauer dieser Konsum-Phase steuert. Sie darf weder zu lang noch zu kurz sein, damit wir die korrekte Menge Energie zu uns nehmen.“

Unter der Leitung von Prof. Ponomarenko hat das FAU-Team zusammen mit Kolleginnen und Kollegen der Universitätsklinik Köln untersucht, was sich beim Essvorgang im Gehirn abspielt. Die Forschenden haben sich dazu den Hypothalamus von Mäusen angeschaut. Denn der ist im Prinzip ganz ähnlich aufgebaut wie der des Menschen. „Wir haben die elektrische Aktivität einer bestimmten Hypothalamus-Region mit einem KI-Verfahren analysiert“, erklärt die Mathematikerin Mahsa Altafi, eine Senior-Ko-Autorin der interdisziplinären Studie, die ebenfalls an der Professur für Systemische Neurophysiologie tätig ist. „So konnten wir feststellen, welche Nervenzellen bei der Nahrungsaufnahme zu welchen Zeitpunkten feuern, also elektrische Impulse erzeugen.“

Vier Teams von Neuronen nacheinander aktiv

Die Wissenschaftlerin konnte auf diese Weise vier unterschiedliche Teams von Neuronen identifizieren, die beim Essvorgang nacheinander aktiv werden. Die Nervenzell-Verbünde arbeiten also ähnlich zusammen wie die Läufer einer Staffel, die in unterschiedlichen Phasen des Rennens zum Einsatz kommen. 


„Wir vermuten, dass diese Teams die Informationen, die sie aus dem Körper erhalten – über den Blutzuckerspiegel, über die Menge an Hungerhormonen, über den Füllstand des Magens – unterschiedlich gewichten“, sagt Prof. Ponomarenko. 

Das vierte Team schenkt dann beispielsweise den Dehnungssensoren mehr Beachtung als das erste. „So könnte der Hypothalamus sicherstellen, dass wir weder zu wenig noch zu viel essen.“

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben auch untersucht, wie die Neuronen in den einzelnen Teams miteinander sprechen. Schon lange ist bekannt, dass Nervenzellen einen Aktivitäts-Rhythmus haben: 


Es gibt Zeiten, in denen sie besonders leicht erregbar sind, und andere, in denen sie kaum feuern. Diese Phasen wechseln sich regelmäßig ab – oft zehnmal in der Sekunde oder noch häufiger. 


Um miteinander zu kommunizieren, müssen Neuronen im selben Rhythmus schwingen. Es ist ähnlich wie bei einem Walkie Talkie: Beide Geräte müssen auf dieselbe Frequenz eingestellt sein, sonst hört man nur Rauschen.

„Wir konnten nun zeigen, dass die Teams, die mit der Nahrungsaufnahme zu tun haben, alle auf denselben Frequenzen funken“, sagt Prof. Ponomarenko. „Die Nervenzell-Verbünde, die für andere Verhaltensweisen zuständig sind – etwa für die Erkundung der Umgebung oder die Kontaktaufnahme zu Artgenossen – kommunizieren dagegen vorzugsweise auf einem anderen Kanal.“ Das dürfte es den Neuronen für das Essverhalten leichter machen, Informationen auszutauschen und den Essvorgang zur passenden Zeit zu beenden. Möglicherweise schlummert in dieser Erkenntnis auch therapeutisches Potenzial: Es ist heute schon möglich, den Rhythmus von Nervenzellen von außen zu beeinflussen, etwa durch oszillierende Magnetfelder. Vielleicht ließe sich auf diese Weise die Kommunikation der „Ernährungs-Teams“ verbessern. Falls das klappt, ließen sich damit eventuell Essstörungen abmildern – so zumindest die langfristige Hoffnung.

„Bei Mäusen lässt sich das Schwingungsverhalten von Neuronen durch optogenetische Manipulationen noch sehr viel direkter beeinflussen“, erklärt der FAU-Wissenschaftler.

 „Wir wollen nun in einer Folgestudie untersuchen, welche Auswirkungen das auf ihr Essverhalten hat.“

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Mahsa Altafi
Professur für Systemische Neurophysiologie
mahsa.altafi@fau.de

Prof. Dr. Alexey Ponomarenko
Professur für Systemische Neurophysiologie
Tel: +49913185-29302
alexey.ponomarenko@fau.de

Originalpublikation:
DOI: doi.org/10.1523/JNEUROSCI.0518-24.2024