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Kinder in den Kindergarten

Medizin am Abend Berlin Fazit: Gebührenfreie Kita: Was kostet das die öffentliche Hand? DJI/TU Dortmund geben Schätzung ab

In der politischen Öffentlichkeit wird derzeit die Abschaffung der Kita-Gebühren diskutiert. 

Nach aktuellen Berechnungen wurden 2015 von den Eltern schätzungsweise 3,8 Milliarden EUR für die Nutzung von Kitas und Kindertagespflege ausgegeben. 

Zusätzlich wenden die Bundesländer für Beitragsbefreiungen mehr als 550 Millionen EUR im Jahr auf. 

Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Berechnung, die vom Forschungsverbund DJI/TU Dortmund erstellt wurde. 

„Bei dem Thema Befreiung von Kita-Gebühren ist es wichtig, auch über eine seriöse Datengrundlage zu verfügen, damit eine realistische Folgenabschätzung möglich wird“, so der Direktor des Deutschen Jugendinstituts, Prof. Dr. Thomas Rauschenbach.  
  • In Deutschland existieren keine einheitlichen Kriterien und Verfahren bei der Erhebung der Kita-Gebühren. 
Dies bedeutet, dass Länder, Kommunen, Städte und einzelne Kitas – je nach landesrechtlicher Regelung – festlegen, wie hoch der Elternbeitrag für die Nutzung einer Kita ist. 

  • In Düsseldorf können Eltern von Kindern zwischen drei Jahren bis zum Schuleintritt beispielsweise ihre Kinder umsonst in die Kita schicken; in anderen Bundesländern wie Bayern, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein sind Kinder ab einem bestimmten Alter oder Betreuungsumfang von Gebühren befreit.

Die geschätzte Gesamtsumme von über 4,4 Mrd. Euro, die von Eltern und Ländern 2015 insgesamt gezahlt wurde, setzt sich zusammen aus:
• 1,36 Mrd. Euro Elternbeiträgen bei öffentlichen Trägern;
• 2,47 Mrd. Euro Elternbeiträgen bei freien Trägern und
• 0,55 Mrd. Euro Landeszuschüssen.

„Ich gehe davon aus, dass die Elternbeiträge in der Summe seit 2015 weiter gestiegen sind, inzwischen also schon höher liegen als wir das mit amtlichen Daten abbilden können“, vermutet Prof. Dr. Thomas Rauschenbach. 

So seien in einigen Ländern und Kommunen die Kita-Gebühren erhöht worden. 
  • Außerdem sei die Zahl der betreuten Kinder durch die Bevölkerungsentwicklung, insbesondere auch durch den Geburtenanstieg und die Zuwanderung von geflüchteten Kindern, wieder gestiegen. 
Hinzu komme, dass immer mehr Eltern von unter Dreijährigen ihre Kinder in einer Kita betreuen lassen möchten – Tendenz steigend. 2016 wünschten sich schon 46 Prozent der Eltern einen Platz für ihre Kleinkinder.

Literatur
Christiane Meiner-Teubner (2017): Gebührenfreie Kita – was kostet das? Eine Abschätzung zur Höhe der gezahlten Elternbeiträge. Dortmund/München

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Brustkrebsüberlebende: Einladung zur Studie Achtsamkeit "Hier und Jetzt"

Medizin am Abend Berlin Fazit: Achtsamkeit hilft nach Brustkrebs – Studienteilnehmer gesucht

Im Rahmen einer Studie an der Universität Greifswald soll untersucht werden, wie sich Achtsamkeit auf Wohlbefinden und geistige Leistungsfähigkeit nach einer Brustkrebserkrankung auswirkt. 

Für diese Studie werden betroffene Frauen gesucht. 

Sie werden dabei vom kostenlosen Achtsamkeitstraining in der Gruppe profitieren. 
 
Etwa jede achte Frau in Deutschland erkrankt in ihrem Leben an Brustkrebs.
  • Jahre nach der einschneidenden Diagnose und Behandlung von Brustkrebs leiden viele Betroffene unter belastenden Symptomen wie einer andauernden Erschöpfung (Fatigue), depressiver Stimmung und Ängsten. 
  • Zusätzlich berichten Brustkrebsüberlebende, sich schlechter auf Aufgaben konzentrieren zu können und auch das Gedächtnis bereite häufig Probleme.

Hier kann das Üben von Achtsamkeit helfen. 

In der Achtsamkeit geht es darum, den Moment bewusst wahrzunehmen und sich auf das „Hier und Jetzt“ einzulassen. 

Dies kann in einfachen Übungen in der Gruppe erlernt werden. 

Heute werden Achtsamkeitskurse bei verschiedensten Zielgruppen, wie beispielsweise Führungskräften, Eltern oder Schmerzpatienten immer beliebter. 

Am Zentrum für Psychologische Psychotherapie (ZPP) https://psychologie.uni-greifswald.de/43051/lehrstuehle-ii/klinische-und-physiol... der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald wird Achtsamkeit bereits sehr erfolgreich in der Gruppenbehandlung von Psychotherapiepatienten angewandt. 

Die Patienten erlernen hier zum Beispiel einen neuen Umgang mit belastenden Gefühlen und schwierigen Situationen.

Im Rahmen einer Studie sollen nun auch Brustkrebsüberlebende vom Achtsamkeitstraining in der Gruppe profitieren können! 

  • Um herauszufinden, welche Veränderungen Achtsamkeit hier bewirken kann, werden vor und nach dem Training belastende Symptome und die geistige Leistungsfähigkeit mit verschiedenen Verfahren (unter anderem Fragebogen und Hirnstrombild) gemessen. 

Für das – für Studienteilnehmerinnen kostenlose – Gruppentraining werden noch interessierte Frauen nach Brustkrebs (zwei bis fünf Jahre nach Primärbehandlung) gesucht.

Wer an der Studie zum Achtsamkeitstraining teilnehmen möchte, meldet sich bitte per E-Mail (janine.wirkner@uni-greifswald.de) oder telefonisch im ZPP (Sekretariat Frau Glawe, 03834 420 3738), um weitere Informationen zu erhalten.


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Ansprechpartnerin an der Universität Greifswald
Dr. Janine Wirkner, Dipl.-Psych., PP (VT)
Institut für Psychologie
Lehrstuhl für Physiologische und Klinische Psychologie/Psychotherapie
Franz-Mehring-Straße 47
17489 Greifswald
Telefon 03834 420 3791
janine.wirkner@uni-greifswald.de

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Theranostik:Diagnose und Behandlung von Prostatakrebs / PSMA

Medizin am Abend Berlin Fazit: Krebserkrankungen – Neue Hoffnung durch nuklearmedizinische Diagnose- und Therapieverfahren

In den vergangenen Jahren konnten beträchtliche Fortschritte sowohl in der präzisen Diagnose wie auch der erfolgreichen Behandlung von Krebserkrankungen verzeichnet werden. 

Die modernen Untersuchungstechniken sowie innovative, zielgerichtete Therapien in der Nuklearmedizin spielen bei diesen Fortschritten eine entscheidende Rolle. Besonders die deutsche Nuklearmedizin nimmt hier weltweit eine führende Stellung ein. 
 
Um etwa Krebszellen sichtbar machen zu können, werden dem Patienten geeignete, radioaktiv markierte Substanzen – so genannte Radiopharmaka – verabreicht. 

Sie bestehen aus einem radioaktiven Teilchen (dem Radioisotop), welches an einen geeigneten Wirkstoff gekoppelt ist.

  • Letzterer bindet im Körper an einen bestimmten Zelltyp und sorgt so dafür, dass das Radioisotop gezielt zu den krankhaft veränderten Zellen gelangt. 

So kommt es zu einer starken Anreicherung beispielsweise im Tumor bei gleichzeitig geringer Aufnahme innerhalb der gesunden Organe. 

  • Über die schwache radioaktive Strahlung der Tumorzellen wird die Verteilung der Substanzen und somit die der Krebszellen mittels der Positronenemissionstomographie (PET) oder der Single-Photon-Emission-Computer-Tomographie (SPECT) bildhaft dargestellt. 

Die Nuklearmedizin nutzt hierbei also gezielt diejenigen Eigenschaften der Krebszellen aus, die sie von den gesunden Körperzellen unterscheidet, so dass ein genauer Nachweis der Erkrankung ermöglicht wird.

Durch diese gezielte Diagnostik kann die Ausbreitung von Krebs genauer dargestellt und auch ein Rückfall der Erkrankung frühzeitig erkannt werden.


Damit ist es zudem möglich, sehr schnell zu einer Therapieentscheidung zu gelangen, die auf den einzelnen Patienten individuell abgestimmt ist.

  • Ähnliche Radiopharmaka, wie diejenigen, die zur Erkennung einer Krebserkrankung verwendet werden, können auch zu einer Therapie der Erkrankung genutzt werden. 

Dies geschieht, indem ein anderes, therapeutisch wirkendes, radioaktives Teilchen an die Tumorzellen gekoppelt wird, was eine gezielte „innere Bestrahlung“ der Krebszellen ermöglicht und sie auf diese Weise zerstört.

  • So lassen sich auch kleinste und weit verstreute Tumore effektiv und gleichzeitig schonend behandeln. 

Dieses Prinzip der Diagnostik und Therapie mittels einer ähnlichen Substanz, die an die gleiche Zielstruktur bindet, wird auch „Theranostik“ genannt.

Ein Paradebeispiel der Theranostik ist die Diagnose und Behandlung von Prostatakrebs: 

Ein neuartiges nuklearmedizinisches Untersuchungs- und Therapieverfahren hat unter Experten weltweit Aufmerksamkeit erregt.

Für das Verfahren wurde der Wirkstoff DKFZ-PSMA-11 entwickelt, der sich speziell mit Prostatakrebszellen verbindet und zudem mit verschiedenen radioaktiven Substanzen markieren lässt. 

Mit diesem Wirkstoff kann das prostataspezifische Membran-Antigen (PSMA) dargestellt werden.

Bei PSMA handelt es sich um einen Eiweißkörper, der auf der Zelloberfläche von Prostatakarzinomzellen verstärkt zu finden ist, im übrigen Körper hingegen kaum vorkommt. 

Durch Bindung eines schwach radioaktiven Isotops an diesen Wirkstoff besteht nun die Möglichkeit, mittels einer nuklearmedizinischen PET/CT-Untersuchung gezielt Prostatatumore im Detail sichtbar zu machen, so dass frühzeitig Erkenntnisse über die Ausdehnung der Tumorerkrankung gewonnen werden können.

Von besonderer Bedeutung für die Fachwelt und die betroffenen Patienten ist die Nachricht, dass mit diesem erst seit kurzem zur Verfügung stehenden Verfahren nun auch eine sehr wirksame Therapie zur Behandlung speziell von fortgeschrittenem Prostatakrebs zur Verfügung steht: 

Wird der ähnliche Wirkstoff DKFZ-PSMA-617 mit einem stark strahlenden therapeutischen Radionuklid markiert, können Krebszellen zerstört werden
  • Die Krebszellen, die das Zielmolekül PSMA tragen, nehmen das Radiopharmakon auf, welches dann gezielt diese Zellen zerstört. 
Das übrige Gewebe wird hierbei weitgehend verschont. 
Diese Therapie dient nicht nur der Linderung von Symptomen, sondern auch der Verlangsamung bzw. dem Aufhalten des Tumorwachstums sowie der Zurückdrängung des Tumors.
Die Therapie kann nicht nur die Lebensqualität dieser schwer kranken Patienten verbessern, sondern möglicherweise auch zur Verlängerung der Lebenszeit des Patienten beitragen.

Das Prinzip der Theranostik ist aber auch auf andere Krebserkrankungen anwendbar.


Hierzu gehören beispielsweise die Neuroendokrinen Tumore (NET), bei denen Theranostik seit vielen Jahren zur Anwendung kommt.

Hierbei handelt es sich um eine Krebsart, die sich im Darm, in der Bauchspeicheldrüse und auch in der Lunge bilden kann.

Die Tumore stammen von einer bestimmten Zellpopulation ab, die mit einer großen Menge sogenannter Somatostatin-Rezeptoren ausgestattet sind.

NET können überall im Körper mit Hilfe von Radiopharmaka nachgewiesen werden, die sich mit hoher Genauigkeit an diese Rezeptoren binden und sie durch nuklearmedizinische bildgebende Verfahren sichtbar machen.  

Es kann somit nicht nur die Ausdehnung der Erkrankung erfasst, sondern zudem auch eine hoch wirksame, lebensverlängernde Therapie mit einem therapeutischen Radiopharmakon eingeleitet sowie deren Verlauf kontrolliert werden.
 
Weitere theranostische Verfahren, von denen Patienten mit anderen Krebsarten profitieren werden, sind in Entwicklung.  

Sehr vielversprechende Erfolge konnten beispielsweise bereits bei Diagnostik und Therapie von Patienten mit multiplem Myelom, einer Blutkrebsart, erzielt werden.

Die Theranostik bildet ein Schwerpunktthema auf der gemeinsamen Jahrestagung der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaften für Nuklearmedizin. Die Tagung findet vom 26. bis 29. April 2017 in Dresden statt. Die Kombination aus Kongress – für den national und international renommierte Referenten gewonnen werden konnten – und einem interaktiven Fortbildungsprogramm sowie der in Deutschland größten, branchenspezifischen Industrieausstellung bietet eine ideale Plattform für wissenschaftlichen Austausch und Weiterbildung. Damit zählt die NuklearMedizin 2017 zu den international bedeutendsten und größten Tagungen für Nuklearmedizin. In diesem Jahr werden rund 2.000 Teilnehmer – Mediziner, Naturwissenschaftler und medizinisch-technisches Personal – erwartet.

Sämtliche Informationen zur NuklearMedizin 2017 stehen auf der Kongresshomepage http://www.nuklearmedizin2017.eu zur Verfügung.
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Stefanie Neu
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http://www.nuklearmedizin.de - Homepage der Deutschen Gesellschaft für Nuklearmedizin e.V. (DGN)

Antidepressivum und deren Behandlungserfolge

Medizin am Abend Berlin Fazit: Bessere Vorhersage für Wirksamkeit von Paroxetin

Forscher identifizieren Signalwege in Nervenzellen des Gehirns, die für das Ansprechen auf eine Behandlung mit dem Antidepressivum entscheidend sind 
 
  • Ein Drittel aller Patienten mit einer Depression spricht nicht auf das erste Medikament an, das ihnen verordnet wird. 

Bisher bleibt dem behandelnden Arzt nichts anderes übrig, als verschiedene Präparate auszuprobieren. 

In einer Studie haben Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie in München jetzt eine Biosignatur aus Proteinen und Stoffwechselprodukten identifiziert, die es möglich macht vorherzusagen, welche Patienten auf die Behandlung mit dem Antidepressivum Paroxetin ansprechen. Die Studie markiert einen wichtigen Schritt auf dem Weg zu einer personalisierten Medizin in der Psychiatrie.

Patienten reagieren ganz unterschiedlich auf Antidepressiva.

Bei ungefähr einem Drittel zeigt das erste verordnete Antidepressivum keine Wirkung. Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Wirksamkeit grundsätzlich erst nach vier bis sechs Wochen kontinuierlicher Einnahme herausstellt.

  • Es ist daher nicht ungewöhnlich, dass Patienten sich einigen Behandlungszyklen mit unterschiedlichen Antidepressiva unterziehen müssen, bevor ein passendes Medikament in der geeigneten Dosierung gefunden ist

Abgesehen von den damit verbundenen Kosten führt dies zu langwierigem Leiden sowie zu einem erhöhten Selbstmordrisiko.

Biosignaturen, mit deren Hilfe sich der Behandlungserfolg für jeden einzelnen Patienten genau vorhersagen ließe, böten eine überzeugende Alternative zur gängigen Praxis des Ausprobierens von Medikamenten. Mit ihrer Hilfe könnte ein Psychiater voraussagen, ob ein Patient zu Beginn oder in einer frühen Behandlungsphase positiv auf ein Antidepressivum reagieren wird.

Wissenschaftler unter der Leitung von Chris Turck vom Münchner Max-Planck-Institut für Psychiatrie haben in Zusammenarbeit mit Marianne Müller von der Universität Mainz an Mäusen molekulare Signalwege beschrieben, die für das Ansprechen bzw. Nichtansprechen auf das Antidepressivum Paroxetin charakteristisch sind. In der aktuellen Studie haben die Wissenschaftler ein Profil von Proteinen und Stoffwechselprodukten in einer Region des Gehirns erstellt, dem Hippocampus. Sie haben herausgefunden, dass zwischen Glutamat- und Ubiquitin-Proteasom-Signalwegen und der Reaktion auf Antidepressiva ein direkter Zusammenhang besteht.

Glutamat ist einer der wichtigsten Neurotransmitter und spielt eine zentrale Rolle bei verschiedenen Hirnfunktionen. 

Ubiquitinierung dient der Qualitätssicherung und ist unverzichtbar bei der Entfernung beschädigter Proteine.

In einem nächsten Schritt untersuchten die Forscher, ob sie mit Hilfe dieser Signalwege herausfinden können, welche Patienten auf eine Behandlung ansprechen würden.

Sie nahmen Blutproben von Patienten mit Depression und entdeckten, dass sie anhand der Signalwegprofile Patienten, die auf ein Antidepressivum ansprechen würden, bereits vor Behandlungsbeginn von denen unterscheiden konnten, bei denen dies nicht der Fall sein würde.

„Biosignaturen zur Prognose des Behandlungserfolges von Antidepressiva werden die langwierigen Leidenswege von Patienten verkürzen, indem sie im Voraus abklären, welches das vielversprechendste Antidepressivum ist.

Dies ist ein wichtiger Schritt für die personalisierte Medizin im Bereich Psychiatrie“, so die Schlussfolgerung von Dongik Park vom Max-Planck-Institut für Psychiatrie und Erstautor des Artikels.

„Biosignaturen werden zur Entwicklung von Medikamenten beitragen, indem sie neue Ansatzpunkte für neue Wirkstoffe liefern.

Darüber hinaus werden sie helfen, neuartige Antidepressiva für Patienten zu finden, die an behandlungsresistenter Depression leiden.“

Originalpublikation:
Dongik Park, Carine Dournes, Inge Sillaber, Marcus Ising, John M. Asara, Christian Webhofer, Michaela D. Filiou, Marianne B. Müller and Christoph W. Turck
Delineation of molecular pathway activities of the chronic antidepressant treatment response suggests important roles for glutamatergic and ubiquitin proteasome systems.
Translational Psychiatry (2017) 7, e1078; Published online 4 April 2017

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Dr. Harald Rösch Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V.

 

Muskelzellen und Makrophagen im Herzen

Medizin am Abend Berlin Fazit: Immunzellen helfen bei elektrischer Reizleitung im Herzen

Erstmals elektrische Kopplung von Muskelzellen und Makrophagen im Herzen nachgewiesen / Erkenntnisse könnten neue Therapieansätze bei Herzinfarkt und Herzrhythmus-Störungen ermöglichen / Publikation am 20. April 2017 in Cell 
 
  • Makrophagen, auch Fresszellen genannt, sind Teil des Immunsystems und spielen eine wesentliche Rolle in der Abwehr von Krankheitserregern und bei der Wundheilung. 

Vor wenigen Jahren wurde gezeigt, dass Makrophagen in großer Zahl im Herzen angesiedelt sind.

Hier tragen sie entscheidend zur Heilung nach einer Herzschädigung bei. 

Weitere nicht-immunologische Funktionen, wie sie für Makrophagen in einigen anderen Organen gezeigt wurden, konnten bisher nicht nachgewiesen werden.

In einer am 20. April 2017 im Fachmagazin Cell erschienenen Studie zeigen Forscherinnen und Forscher der Harvard Medical School, Boston, USA, gemeinsam mit Forschern des Universitäts-Herzzentrums Freiburg · Bad Krozingen (UHZ) erstmals, dass die im Herzen vorhandenen Immunzellen elektrisch leitende Kanäle zu Zellen im Reizleitungssystem bilden und aktiv an der Erregungsleitung beteiligt sind. 

Die UHZ-Forscher konnten dabei durch mathematische Modelle und Computersimulationen die Experimentaldaten absichern und somit die elektrophysiologische Bedeutung von Herz-Makrophagen bestätigen.

  • Speziell zeigten sie, dass Makrophagen den elektrischen Ruhezustand von Reizleitungszellen beeinflussen und ihre Rückkehr in diesen Ruhezustand nach einem Herzschlag beschleunigen.

Makrophagen sind dafür bekannt, dass sie als Reaktion auf Gewebeschädigungen ihre Umgebung aktiv verändern können. 

„Ein völlig neuer Befund ist, dass dies im Herzen elektrische Wechselwirkungen mit Muskelzellen einbeziehen kann“, erklärt Studienleiter Prof. Matthias Nahrendorf PhD, Professor der Harvard University Boston. Prof. Dr. Peter Kohl, Direktor des Instituts für Experimentelle Kardiovaskuläre Medizin des UHZ ergänzt: 

„Diese Arbeit erweitert den Kreis der Zellen, die an der Herzerregung unmittelbar beteiligt sein können – bislang waren nur Muskelzellen und seit kurzem Bindegewebszellen im Gespräch.“

 Ein besseres Verständnis, wie Makrophagen an der normalen Erregungsleitung beteiligt sind, sowie deren Rolle bei Herzrhythmus-Störungen, kann zu neuen Erkenntnissen und Therapieansätzen führen, die auf der gezielten Veränderung von Makrophagen basieren.

Original-Titel der Publikation: Macrophages Facilitate Electrical Conduction in the Heart

DOI: 10.1016/j.cell.2017.03.050

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Prof. Dr. Peter Kohl
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http://dx.doi.org/10.1016/j.cell.2017.03.050 Link zur Publikation

http://www.eurekalert.org/pub_releases/2017-04/cp-mce041317.php Link zur Pressemitteilung von Cell (Englisch)

HEUTE: FC Bayern München und Borussia Dortmund

Medizin am Abend Berlin Fazit: Sehen Fußballfans rivalisierender Mannschaften dasselbe Fußballspiel mit anderen Augen?

Wenn sich am 26. April der FC Bayern München und Borussia Dortmund gegenüberstehen, schauen sich viele Fußball-Begeisterte das Halbfinal-Spiel um den DFB-Pokal gemeinsam an. 
  • Die Erfahrungen zeigen, dass die Erinnerungen der Fans nach einem solchen Spiel zugunsten ihrer eigenen Mannschaft verzerrt sind. 
Wann setzt diese Verzerrung ein? 

Sehen Fans rivalisierender Mannschaften bereits das Spiel anders oder kommt es erst später bei der Rückerinnerung zu dieser Verzerrung? 

Eine Antwort darauf haben Forscher an der Universität Tübingen, PD Dr. Markus Huff, und am Leibniz-Institut für Wissensmedien (IWM), Prof. Dr. Stephan Schwan, mit Hilfe einer eigens entwickelten Methode gefunden. 
 Fußballstudie während der Live-Übertragung
Fußballstudie während der Live-Übertragung
 
Bisher zeigte die Forschung, dass Fans nach dem Spiel eine verzerrte Erinnerung zugunsten ihrer eigenen Mannschaft haben. Unbeantwortet blieb die Frage: Sehen Fans bereits das Spiel anders? Dazu hat die Arbeitsgruppe um Markus Huff in Kooperation mit der Arbeitsgruppe von Stephan Schwan das Champions-League Finale zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern München zum Anlass genommen, den Wahrnehmungsprozess von Fußballfans während des Spiels zu untersuchen.

 „Das Finale der Champions-League war eine einmalige Gelegenheit, diese Prozesse zu untersuchen. In einem internationalen Finale standen sich zwei deutsche Mannschaften gegenüber.

Die Begegnungen dieser beiden Rivalen sind immer hoch emotional, was sich in der Berichterstattung im Vorfeld wiederspiegelte“, so Markus Huff.

Die Live-Übertragung des Finales sahen 58 Fußballfans – 33 Dortmund- und 25 Bayern-Fans – mit dem Ziel, den gesamten Wahrnehmungsprozess zu untersuchen. Während bei allen Fans im Anschluss an das Spiel das Gedächtnis getestet wurde, konnten bei 21 Fans die Augenbewegungen während des Spiels aufgezeichnet werden, um der Hypothese nachzugehen, ob sich die fanbasierte Verzerrung sehr früh, d. h. bereits bei der Betrachtung des Spiels abzeichnet.


Die Ergebnisse dieser groß angelegten Studie sind eindeutig: 
Die Wahrnehmungsprozesse glichen sich während des Spiels – die Blickbewegungen waren bei beiden Fangruppen identisch.
Dagegen war die Erinnerung der Fans tatsächlich zugunsten ihrer Mannschaft verzerrt, da sie angeblich mehr Spielanteile hatte, das gegnerische Team hatte scheinbar weniger.
Das Vorgehen in dieser Studie unterscheidet sich grundlegend von bisherigen Forschungsansätzen, die psychologische Prozesse fast ausschließlich im Labor erforschen. 
„Dies ist die erste Studie, die die Wahrnehmung und das Gedächtnis von echten Fans während einer Live-Übertragung mit eigens für dieses Experiment entwickelten Methoden untersuchte“, so Markus Huff.

Die Studie ermöglichte somit zum einen, dass der Rezeptionsprozess unmittelbar, also unabhängig zum Beispiel von späterer Berichterstattung, erfasst werden konnte. 

Zum anderen konnten in dieser Studie Blickbewegungs- und Gedächtnisprozesse gemeinsam betrachtet werden, um verlässliche Aussagen über den gesamten Prozess der menschlichen Informationsverarbeitung machen zu können. 

Damit zeigt die Studie, dass die menschliche Wahrnehmung verlässlicher ist als vermutet: 
  • Selbst leidenschaftlich wahrgenommene Abläufe, die in der Erinnerung verzerrt werden, werden dennoch neutral wahrgenommen.
Die Ergebnisse der Studie wurden aktuell in der Fachzeitschrift Scientific Reports veröffentlicht.

Publikation
Huff, M., Papenmeier, F., Maurer, A. E., Meitz, T. G. K, Garsoffky, B., & Schwan, S. (2017). Fandom biases retrospective judgments not perception. Scientific Reports, 7:43083. doi: 10.1038/srep43083

Das Leibniz-Institut für Wissensmedien
Das Leibniz-Institut für Wissensmedien (IWM) in Tübingen erforscht, wie digitale Technologien eingesetzt werden können, um Wissensprozesse zu verbessern. Die psychologische Grundlagenforschung der rund 110 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ist auf Praxisfelder wie Schule und Hochschule, auf Wissensarbeit mit digitalen Medien, wissensbezogene Internetnutzung und Wissensvermittlung in Museen ausgerichtet. Von 2009 bis 2016 unterhielt das IWM gemeinsam mit der Universität Tübingen Deutschlands ersten Leibniz-WissenschaftsCampus (WCT) zum Thema „Bildung in Informationsumwelten“, der ab 2017 als Nachfolgeprojekt unter dem Titel „Kognitive Schnittstellen“ weitergeführt wird.

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PD Dr. Markus Huff, Universität Tübingen, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät, Allgemeine Psychologie, Telefon +49 7071 29-75612, markus.huff@uni-tuebingen.de
Prof. Dr. Stephan Schwan, Leibniz-Institut für Wissensmedien (IWM), Arbeitsgruppe Realitätsnahe Darstellungen, Telefon ++49 7071 979-228, s.schwan@iwm-tuebingen.de

 
Leibniz-Institut für Wissensmedien
Dr. Evamarie Blattner
Leibniz-Institut für Wissensmedien
Schleichstraße 6
72076 Tübingen,
Tel. 07071/ 979-222
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Die Leibniz-Gemeinschaft
Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 91 selbständige Forschungseinrichtungen. Ihre Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute widmen sich gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevanten Fragen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Forschung, auch in den übergreifenden Leibniz-Forschungsverbünden, sind oder unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer, vor allem mit den Leibniz-Forschungsmuseen. Sie berät und informiert Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Einrichtungen pflegen enge Kooperationen mit den Hochschulen u. a. in Form der Leibniz-WissenschaftsCampi, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 18.600 Personen, darunter 9.500 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,7 Milliarden Euro.

Aortenklappenstenose - minimalinvasive Transkatheter-Aortenklappen-Implantation (TAVI

Medizin am Abend Berlin Fazit: Katheter oder OP? Klinische Studie zum Herzklappenersatz startet

Medizin am Abend Berlin ZusatzFachLink: Zuweisende Kardiologen  

Eine der häufigsten erworbenen Herzerkrankungen bei über 75jährigen ist die Aortenklappenstenose. 

Sie erfordert in der Regel den Ersatz der Klappe. Dafür gibt es prinzipiell zwei Wege: Der Brustkorb des Patienten wird chirurgisch geöffnet und eine künstliche Klappe implantiert. 

Oder eine neue Klappe wird mittels Katheter durch eine Leistenarterie bis zum Herzen vorgebracht. 

Eine klinische Studie des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) soll nun erstmals ermitteln, welche der beiden Methoden für Patienten mit mittlerem bis niedrigem Operationsrisiko die bessere ist. 
 
Noch vor einigen Jahren hatten sehr alte oder multimorbide Patienten keine Chance auf eine neue Herzklappe.

Die einzige Behandlungsmethode - die OP am offenen Herzen – wäre zu riskant gewesen. Ihnen kann erst geholfen werden, seit 2002 die erste minimalinvasive Transkatheter-Aortenklappen-Implantation (TAVI) gelang.

Aber auch die TAVI ist nicht ohne Risiko: 

Durch den Katheter können sich Ablagerungen der Gefäßwände lösen und zu Schlaganfall oder Herzinfarkt führen. Außerdem ist die dauerhafte Haltbarkeit der TAVI-Klappen, welche sich in der verkalkten Aortenklappe wie ein Regenschirm auffalten, noch Gegenstand intensiver Diskussionen.

  • Vorteil von TAVI für Jüngere nicht ausreichend belegt

Jahrelang blieb die TAVI deshalb Patienten mit hohem Operationsrisiko vorbehalten. Seit einiger Zeit gibt es jedoch einen Paradigmenwechsel: Immer mehr Ärzte behandeln auch jüngere und gesündere Patienten per TAVI, obwohl es gerade bei diesen Patienten noch keine Langzeitbeobachtungen gibt. Die Situation verunsichert Ärzte, Patienten und Krankenkassen – und führt so zu teilweise widersprüchlichen Verfahrensweisen bei der Behandlung und Kostenerstattung.

Die DEDICATE-Studie (DZHK6) vergleicht nun das chirurgische Therapieverfahren mit der Katheter-gestützten TAVI-Methode bei Patienten mit mittlerem bis geringerem Operationsrisiko (STS-Score 3 bis 6), um so eine größere Verfahrenssicherheit zu erreichen. Nur Patienten die für beide Methoden in Frage kommen, dürfen an der Studie teilnehmen. Sie werden nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen eingeteilt und ihre Überlebensraten über fünf Jahre ermittelt. Bisherige Studien hatten nur deutlich kürzere Zeiträume evaluiert. Die Studie umfasst 1.600 Patienten und kostet 4,5 Millionen Euro. Sie ist Industrie unabhängig, Klappen aller gängigen Hersteller können zum Einsatz kommen.

Zwei Behandlungsmethoden werden verglichen

Im Vergleich zu anderen Studien hat DEDICATE eine weitere Besonderheit:  

Erstmalig wird nicht die TAVI-Klappe nur eines Herstellers mit dem chirurgischen Verfahren verglichen, sondern die Klappe kann vom Arzt nach Passgenauigkeit und Größe unter verschiedenen Modellen und Herstellern ausgewählt werden. Dasselbe gilt für die chirurgischen Klappen. 

„Dadurch testen wir nicht ein Klappenmodell gegen die chirurgische Methode sondern eine Behandlungsmethode gegen eine andere“, sagt der wissenschaftliche Leiter der Studie, Prof. Stefan Blankenberg, Kardiologe am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. „Die Studie haben deshalb auch Herzchirurgen und Kardiologen gemeinsam geplant. Zusammen wollen wir die beste Behandlung für unsere Patienten ermitteln“, ergänzt Prof. Jochen Cremer vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, der den chirurgischen Zweig vertritt. An der Studie beteiligen sich alle Partnerkliniken des DZHK und weitere führende Kliniken in Deutschland. 

Bislang wird die fast doppelt so teure TAVI in der Regel nur bei hohem OP-Risiko, oder wenn jemand nicht operabel ist, von den Krankenkassen erstattet. 

Prof. Blankenberg sieht im Ergebnis der Studie auch die Chance für mehr Objektivität und Verfahrenssicherheit für Patienten, Ärzte und Kassen.

Studientitel:
Randomized, Multi-Center, Event-Driven Trial of TAVI versus SAVR in Patients with Symptomatic Severe Aortic Valve Stenosis and Intermediate Risk of Mortality, as assessed by STS-Score(DEDICATE), Registrierung: NCT03112980

DEDICATE Steering Committee:
S. Blankenberg, Universitäres Herzzentrum Hamburg; J. Cremer, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (Campus Kiel); H. Reichenspurner, Universitäres Herzzentrum Hamburg; N. Frey, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (Campus Kiel); C. Hamm, Kerckhoff-Klinik Bad Nauheim; T. Walther, Kerckhoff-Klinik Bad Nauheim; U. Landmesser, Charité Universitätsmedizin Berlin (CBF); V. Falk, Deutsches Herzzentrum Berlin; S. Massberg, Universitätsklinikum der LMU München; C. Hagl, Universitätsklinikum der LMU München; M. Seiffert, Universitäres Herzzentrum Hamburg

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Wasserhomöostase - Wasser im Körper

Medizin am Abend Berlin Fazit: Eine Prise Salz gegen den Durst

Von salzigem Essen muss man mehr trinken? – diese Binsenweisheit ist nun widerlegt. 

Zwei neue Studien zeigen genau das Gegenteil. 

Als „Kosmonauten“ auf einer simulierten Mission zum Mars bekamen mehr Salz zu essen bekamen, erzeugten sie daraufhin mehr Wasser im Körper, tranken sie weniger und benötigten mehr Energie. 
 
Wie Salz im Essen das Trinkverhalten beeinflusst, wurde nie in einer Langzeitstudie überprüft.

Bekannt war bisher lediglich, dass mehr Salz in der Nahrung die Produktion von Urin stimuliert. Diese zusätzliche Flüssigkeit stammt aus Getränken – so die These.

Weit gefehlt! sagt nun ein Forschungsteam vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), dem Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC), der Vanderbilt University und weiteren internationalen Kolleginnen und Kollegen. Sie überprüften die alte Weisheit während einer simulierten Marsmission, und stellen ihre Ergebnisse nun in der aktuellen Ausgabe des Journal of Clinical Investigation vor.

Perfekte experimentelle Bedingungen

Salz hat natürlich nichts direkt mit dem Mars zu tun. Wollten Menschen zum Roten Planeten reisen, wäre zwar jeder Tropfen Trinkwasser kostbar und eine Prise Salz im Essen dürfte die Mission nicht gefährden. Wirklich interessant war die Simulation aber für die Forscherinnen und Forscher, weil sie so Ernährung, Wasser- und Salzaufnahme streng kontrollieren und messen konnten.

Dr. Natalia Rakova und ihr Team von der Charité und dem MDC führte zwei unabhängige Studien an zehn männliche Freiwilligen durch. Die Probanden waren über einen Zeitraum von entweder 105 oder 205 Tagen in einer Raumschiff-Attrappe eingeschlossen. Alle Teilnehmer hatten absolut identische Speisepläne. Im Laufe der Wochen veränderte das Forschungsteam dann stufenweise den Salzgehalt in der Nahrung.

Salziges Essen, weniger Flüssigkeitsaufnahme, höherer Energiebedarf

Das Experiment bestätigt: 
  • Kurzfristig verstärkt Salz den Durst. 
Mehr Salz im Essen führt auch zu einer höheren Salzkonzentration im Harn und einer höheren Gesamtmenge Urin – das war nicht überraschend. Doch die größere Menge Flüssigkeit stammte nicht aus Getränken. Die Probanden tranken sogar insgesamt weniger, wenn sie mehr Salz zu sich nahmen. 

  • Das Salz löste in den Nieren einen Wasserspar-Mechanismus aus.

Bisher galt, dass die Natrium- und Chlorid-Ionen, aus denen Salz besteht, an Wassermoleküle binden und diese in den Harn ziehen. 

Stattdessen zeigten die neuen Ergebnisse, dass das Salz im Harn bleibt, während das Wasser in die Niere und Körper zurücktransportiert wird. 

Das überraschte das Team um Jens Titze, Professor an der Universität Erlangen-Nürnberg und am Vanderbilt University Medical Center. „Was könnte die Kraft sein, die das Wasser zurück in den Körper treibt“, fragte er sich.

Versuche an Mäusen zeigten dann, dass die Substanz Harnstoff (Urea) daran beteiligt sein könnte. Mit Hilfe von Harnstoff entsorgen Muskeln und Leber Stickstoff. 
  • In der Niere der Mäuse sammelte sich Harnstoff, dort wirkte es der Wasser-bindenden Kraft von Natrium und Chlorid entgegen. 
Doch die Synthese von Harnstoff kostet viel Energie. Mäuse, denen salzigere Nahrung verabreicht wurde, hatten größeren Hunger, tranken aber nicht mehr. Auch die menschlichen „Kosmonauten“, die salziges Essen bekamen, klagten über Hunger.

Mehr als bloßer Abfall

Die neuen Erkenntnisse lassen die Rolle des Harnstoffs in neuem Licht erscheinen. „Harnstoff ist nicht nur ein Abfallprodukt, wie wir bisher angenommen hatten", sagt Prof. Friedrich C. Luft, von der Charité und dem MDC. 

„Stattdessen erweist er sich als ein sehr wichtiger Osmolyt – das ist eine Verbindung, die Wasser an sich bindet und so hilft, es zu transportieren. Harnstoff hält das Wasser im Körper, wenn wir Salz ausscheiden. So wird das Wasser zurückgehalten, das sonst durch das Salz in den Urin hineingetragen würde."

Die Wasserhomöostase, also das Gleichgewicht von Wasser im Körper, ist für eine Reise zum Mars mindestens so wichtig wie das Leben hier auf der Erde

„Wir müssen diesen Vorgang als eine gemeinsame Anstrengung der Leber, der Muskeln und der Nieren sehen“, sagt Jens Titze. 

„In der Studie haben wir den Einfluss auf den Blutdruck und andere Aspekte des Herz-Kreislauf-Systems nicht direkt untersucht. Ihre Funktionen sind aber eng mit der Wasserhomöostase und dem Energiestoffwechsel verbunden.“

Anmerkung: Dieses Projekt wurde vor allem durch die Anstrengungen der DLR-Forschung unter Weltraumbedingungen getragen. Natalia Rakova, Dominik N. Müller und Friedrich C. Luft sind Forscherinnen und Forscher des MDC. Korrespondenzautor und Studienleiter ist Jens Titze vom Universitätsklinikum Erlangen-Nürnberg und der Vanderbilt University, an der Friedrich C. Luft eine außerordentliche Professur hält.

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Natalia Rakova, Kento Kitada, et al. (2017): “Increased salt consumption induces body water conservation and decreases fluid intake.” The Journal of Clinical Investigation. doi: 10.1172/JCI88530 (Manuskript auf Anfrage erhältlich)

Verwandte Veröffentlichung:

Kento Kitada, Steffen Daub, et al.  (2017): “High salt intake reprioritizes osmolyte and energy metabolism for body fluid conservation.” The Journal of Clinical Investigation. doi: 10.1172/JCI88532 

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Ihr ständiges Abwägen: Biologische Ehrlichkeit und Eigeninteresse

Medizin am Abend Berlin Fazit: Hirnstimulation verstärkt Ehrlichkeit

UZH-Forscher weisen im Gehirn den Prozess des Abwägens zwischen Ehrlichkeit und Eigeninteresse nach. 

Mittels Hirnstimulation gelingt es Ihnen, ehrliches Verhalten zu verstärken. 

Medizin am Abend Berlin ZusatzFachThema: Freiberufliche Hebammen 
 
Ehrlichkeit spielt im sozialen und wirtschaftlichen Leben eine zentrale Rolle. 

Ohne sie werden Versprechen nicht eingehalten, Verträge nicht erfüllt oder etwa Steuern nicht bezahlt. Trotz dieser gesellschaftlichen Bedeutung sind die biologischen Grundlagen der Ehrlichkeit kaum bekannt. Nun zeigen Forscher der Universität Zürich gemeinsam mit Kollegen aus Chicago und Boston, dass ehrliches Verhalten durch Hirnstimulation verstärkt werden kann. 

  • Sie weisen den Prozess des Abwägens zwischen Ehrlichkeit und materiellem Eigeninteresse im rechten präfrontalen Kortex nach.

Ab und zu für das materielle Eigeninteresse lügen?

In einem Würfelexperiment konnten die Teilnehmer ihren Gewinn erhöhen, indem sie die Unwahrheit anstatt die Wahrheit sagten (siehe Kasten). Dabei stellten die Forscher fest, dass die Teilnehmer tatsächlich häufig die Unwahrheit sagten, um ihren Gewinn zu erhöhen. Allerdings blieben viele Teilnehmer auch immer wieder bei der Wahrheit. «Die meisten Menschen wägen Motive des Eigeninteresses gegenüber der Ehrlichkeit von Fall zu Fall ab. Sie schummeln ab und an, aber nicht bei jeder Gelegenheit», erklärt Michel Maréchal, UZH-Professor für Experimentelle Wirtschaftsforschung. Rund 8 Prozent der Teilnehmer logen hingegen immer wenn dies möglich war, um ihren Gewinn zu maximieren.


Weniger Lügen durch Hirnstimulation

Um den rechten dorsolateralen präfrontalen Kortex – der Hirnbereich, wo dieser Abwägungsprozess stattfindet – zu stimulieren, wandten die Forscher transkranielle Gleichstromstimulation an. Diese nicht-invasive Methode der Hirnstimulation erhöht die Empfindlichkeit von Hirnzellen – die Zellen werden tendenziell aktiver. Sobald die Forscher die Probanden stimulierten, logen diese weniger. Allerdings blieb die Anzahl derjenigen Personen unverändert, die konsequent für eine Gewinnmaximierung logen. Christian Ruff, Professor für Neuroökonomie am Institut für Volkswirtschaftslehre der Universität Zürich, dazu: 

«Die Stimulation verstärkte ehrliches Verhalten vorwiegend bei Personen, für die Lügen einen moralischen Konflikt darstellte; sie beeinflusste aber nicht diejenigen, die einzig an der Maximierung ihres Vorteils interessiert waren».


Der Konflikt zwischen Geld und Moral im Gehirn

Das Forscherteam wies nach, dass die Stimulation nur das Abwägen zwischen materiellen und moralischen Motiven beeinflusste.

Die UZH-Neuroökonomen fanden keine Auswirkungen der Stimulation auf Konflikte ohne moralische Aspekte – wie etwa finanzielle Entscheide, die mit Risiken, Ambivalenz oder Belohnungsaufschub einhergingen. Darüber hinaus zeigte ein weiteres Experiment, dass die Hirnstimulation die Ehrlichkeit der Probanden nicht beeinflusste, wenn eine andere Person durch die Lüge bevorteilt wurde und somit ein Konflikt zwischen zwei rein moralischen Motiven bestand (Ehrlichkeit oder einer anderen Person helfen).

Der stimulierte neurobiologische Prozess betraf also insbesondere das Abwägen von persönlichen, materiellen Eigeninteressen und Ehrlichkeit.

Erste Schritte zur Ergründung einer biologischen Veranlagung

Die Forschenden betrachten ihre Resultate als wichtigen Schritt hin zur Identifizierung der Hirnprozesse, die es Menschen ermöglichen, sich ehrlich zu verhalten.

«Diese Hirnprozesse könnten grundlegend sein für individuelle Unterschiede in der Ehrlichkeit – auch in Bezug auf pathologische Ausprägungen», erklärt Christian Ruff.

Die jüngsten Resultate werfen die Frage auf, inwieweit Ehrlichkeit auf eine biologische Veranlagung zurückzuführen ist.

  • Dies dürfte gemäss den Studienautoren für die Rechtsprechung von zentraler Bedeutung sein. 

 «Sollte Unehrlichkeit tatsächlich auf biologische Voraussetzungen zurückzuführen sein, stellt unsere Studie infrage, in welchem Ausmass Menschen für ihr Verhalten zur Rechenschaft gezogen werden können», schliesst Michel Maréchal.

Literatur:

Michel André Maréchal, Alain Cohn, Giuseppe Ugazio, and Christian C. Ruff. Increasing honesty in humans with noninvasive brain stimulation. Proceedings of the National Academy of Sciences. April 10, 2017. doi/10.1073/pnas.1614912114

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Dein Empathienetzwerk: Akuter psychosozialer Stress

Medizin am Abend Berlin Fazit: Stress kann Einfühlungsvermögen steigern

Akuter psychosozialer Stress führt zu verbessertem Einfühlungsvermögen und verstärkt prosoziales Verhalten. 

Medizin am Abend Berlin ZusatzFach TV Hinweis:Drogen – Was Hausärzte wissen müssen 

Ein internationales Forschungsteam um Claus Lamm von der Universität Wien hat die Auswirkungen von Stress auf neuronale Mechanismen untersucht und den Zusammenhang von Empathie und prosozialen Handlungsweisen in einem neuen Experiment überprüft. 

Die Studie erscheint aktuell in der Fachzeitschrift "Social Cognitive and Affective Neuroscience". 

MRT-Aufnahmen des Gehirns: Stressinduzierte Gehirnaktivierung während dem Betrachten von Bildern von anderen Personen in schmerzvollen Situationen.
MRT-Aufnahmen des Gehirns: Stressinduzierte Gehirnaktivierung während dem Betrachten von Bildern von anderen Personen in schmerzvollen Situationen.Copyright: Claus Lamm (2016). Published by Oxford University Press
 
  • Stress ist ein überlebensnotwendiger psychobiologischer Mechanismus. 
  •  Er mobilisiert den Organismus, damit dieser belastende Situationen bewältigen kann. 

Bisher nahm man an, dass Stress der Auslöser sogenannter Kampf- oder Fluchtreaktionen ist.

Diese Theorie wurde jedoch unlängst durch Befunde aus Verhaltensstudien wiederholt in Frage gestellt. Demnach zeigen Menschen unter Stress verstärkt prosoziales Verhalten. Claus Lamm von der Universität Wien und sein Team haben nun in einer Studie untersucht, welche neuronalen Prozesse für dieses Verhalten verantwortlich sind.

In einem Experiment wurden Versuchsteilnehmer akutem Stress ausgesetzt, während sie sich in andere Personen einfühlen sollten.

Dabei wurde ihre Gehirnaktivität mittels funktioneller Magnetresonanztomografie (fMRT) gemessen. Das ForscherInnenteam konzentrierte sich speziell darauf, wie sich neuronale Aktivität im sogenannten "Empathienetzwerk" während einer Stresssituation verändert.

Insgesamt 80 (aus methodischen Gründen ausschließlich männliche) Versuchsteilnehmer sollten Empathie zeigen, während sie anspruchsvolle Aufgaben unter Zeitdruck lösten und dabei laufend negatives Feedback auf ihre Leistung bekamen.

Die psychische Belastung konnten die WissenschafterInnen über den Anstieg des Stresshormons Cortisol messen.

Im Anschluss daran wurden Fotografien von schmerzhaften medizinischen Eingriffen an der Hand gezeigt, und die Versuchsteilnehmer wurden darum gebeten, sich den Schmerz der abgebildeten Personen intensiv vorzustellen.

Teilweise wude zusätzlich darüber informiert, dass die Hand des Patienten während dem gezeigten Eingriff betäubt gewesen war. Damit sollte die Fähigkeit zur Perspektivenübernahme und Emotionsregulation gemessen werden – denn die Versuchsteilnehmer waren nun gezwungen, deren eigene, unmittelbare aversive Reaktion auf das Bild von den tatsächlichen Gefühlen der Person zu unterscheiden.

Im Anschluss erhoben die ForscherInnen mit Hilfe eines verhaltensökonomischen Spiels prosoziales Verhalten. Dabei konnten die Versuchsteilnehmer einen frei zu wählenden Geldbetrag an eine zweite, diesen unbekannten Person abgeben.

Die Ergebnisse zeigten, dass das neuronale Empathienetzwerk bei Personen unter Stress stärker auf die Bilder von schmerzhaften Eingriffen reagierte.

Allerdings wurde bei den gestressten Versuchsteilnehmern auch dann eine stärkere neuronale Antwort festgestellt wenn sie wussten, dass der Eingriff schmerzfrei war.

Dies spricht daher für höhere Empathie, gleichzeitig aber geringere Perspektivenübernahme unter Stress. 

Zudem hing die neuronale Aktivierung damit zusammen, wieviel Geld ein Versuchsteilnehmer prosozial abgegeben hatte.

Je stärker das Gehirn also auf den Schmerz der Person reagierte, desto mehr Geld wurde von den Versuchsteilnehmern prosozial abgegeben.

"Die Messung der Gehirnaktivität zeigt uns, dass gestresste Versuchsteilnehmer eine stärkere emotionale Antwort auf den Schmerz der abgebildeten Person zeigen.

Gleichzeitig ignorieren diese aber komplexere Informationen über deren tatsächlichen Zustand", erklärt der Leiter der Studie Claus Lamm:

"Unsere Ergebnisse sprechen also dafür, dass Menschen unter Stress mehr Empathie zeigen können und eher geneigt sind, anderen zu helfen. 

Allerdings kann diese Hilfe auch unangebracht oder unzweckmäßig sein, etwa wenn der erste Eindruck nicht der tatsächlichen Emotion der anderen Person entspricht - zum Beispiel wenn jemand vor Freude weint. 

Stress kann in sozialen Situationen somit, abhängig vom Kontext und der Situation, förderlich oder hinderlich sein."

Publikation in "Social Cognitive and Affective Neuroscience"
Increased neural responses to empathy for pain might explain how acute stress increases prosociality
L. Tomova; J. Majdandzic; A. Hummer; C. Windischberger; M. Heinrichs; C. Lamm
Social Cognitive and Affective Neuroscience 2016;
doi: 10.1093/scan/nsw146

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Testosteron und Haarausfall - Sexualhormonen und männlichem Haarausfall

Medizin am Abend Berlin Fazit: Testosteron ist nicht Schuld am männlichen Haarausfall

Testosteron und Haarausfall – dieser Zusammenhang gehört zu den hartnäckigsten Vorurteilen gegenüber männlichen Hormonen. 

In einer der bislang größten Studien wurde dieser Mythos nun von Wissenschaftlern der Universitätsmedizin Greifswald systematisch untersucht und widerlegt. 

Die Auswertung der Daten von 373 männlichen Teilnehmern der Bevölkerungsstudie SHIP-TREND ergab keinen Zusammenhang zwischen Sexualhormonen wie Testosteron, Androstendion oder DHEAS und Haarausfall. Die Studienergebnisse wurden in der Fachzeitschrift JAMA Dermatology veröffentlicht. 
 
„Der unterstellte Zusammenhang zwischen Sexualhormonen und männlichem Haarausfall wurde noch nie in einer so großen Bevölkerungsstudie bei gesunden Männern untersucht“, sagt Dr. Hanna Kische, die am Institut für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin der Universitätsmedizin Greifswald forscht und Erstautorin der Studie ist.

„Diese Lücke haben wir mit unserer Publikation in der internationalen Fachzeitschrift JAMA Dermatology nun geschlossen.“

Prof. Dr. Robin Haring, DFG-Projektleiter und Seniorautor der Studie fügt hinzu, dass „die vorliegende Beobachtungsstudie eine wichtige Ergänzung der bisherigen Ergebnisse aus klinischen Studien dar-stellt, die nur auf sehr kleinen Fallzahlen basieren“.
Da weder Haardichte noch Haarwachstum in einem direkten Zusammenhang mit Testosteron stehen, werden verschiedene alternative Erklärungsansätze diskutiert.
Neben genetischen Faktoren, steht neueren Erkenntnissen zufolge sowohl das Hormon DHT, ein potentes Folgeprodukt von Testosteron, als auch das Gewebshormon Prostaglandin D2 unter Verdacht, männliche Haare dünner werden zu lassen. 

Weil die wirkliche Ursache noch nicht abschließend geklärt ist, existieren zur Therapie des männlichen Haarausfalls bisher nur wenige Wirkstoffe, mit zum Teil erheblichen Nebenwirkungen. 

In diese Richtung wird künftig also noch intensiv geforscht werden.

Publikation
Sex hormones and hair loss in men from the general population
http://jamanetwork.com/journals/jamadermatology/article-abstract/2617871
Jama Dermatology. 2017 April, doi:10.1001/jamadermatol.2017.0297
 
Bevölkerungsstudie SHIP
http://www2.medizin.uni-greifswald.de/cm/fv/ship/studienbeschreibung/

Institut für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin
http://www2.medizin.uni-greifswald.de/klinchem/

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Berlin: Hauptstadt der Wildschweine - wildes Herz

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Wildes Herz: Städtische Wildschweine bevorzugen natürliche Nahrung

Anders als vermutet kommen Wildschweine nicht nach Berlin, um dort Mülleimer zu plündern oder andere Nahrungsquellen aus menschlicher Herkunft zu nutzen. 

Im Gegenteil, auch Stadtschweine ernähren sich vorzugsweise von natürlichen Ressourcen. 

Das ist das überraschende Ergebnis einer Studie des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW), die von National Geographic und der Stiftung Naturschutz Berlin unterstützt wurde. 

Die ForscherInnen untersuchten Mägen von 247 Wildschweinen aus Berlin und dem Umland. 

Die Forschungsergebnisse wurden jetzt in der wissenschaftlichen Zeitschrift „PLOS ONE“ veröffentlicht. 

 Wildschweine in Berlin
Wildschweine in Berlin  David Wiemer / Leibniz-IZW


Immer mehr Wildtiere leben in Städten, auch in Berlin, das als „Hauptstadt der Wildschweine“ bekannt ist. 

Aufgeteilt in vier Forstgebiete sind 20 % des Berliner Stadtgebiets von großflächigen Wäldern bedeckt, ideal für Wildtiere aller Art. Allerdings leben Berliner Wildschweine nicht nur in diesen Stadtwäldern, sondern werden auch regelmäßig in innerstädtischen Parks oder Gärten gesichtet und bringen dort sogar Frischlinge auf die Welt.

Wildschweine sind Allesfresser und bekannt für ihre hohe Flexibilität bei der Nahrungssuche; die aufgenommene Nahrung spiegelt in der Regel die Verfügbarkeit von Nahrungsquellen im untersuchten Lebensraum wider.

  • Bislang wurde angenommen, dass sie vor allem durch ein attraktives Nahrungsangebot wie Kompost, sonstiger Abfall oder auch direkte Fütterung durch Anwohner in die Siedlungen gelockt werden. 

Derartige Beobachtungen wurden bereits bei anderen Wildtieren wie Schwarzbären in Nordamerika, Makaken in Indien und Füchsen in urbanen Lebensräumen in Europa gemacht. Um diese Vermutung auch bei Berliner Wildschweinen zu überprüfen, sollten die Zusammensetzung und der Energiegehalt ihrer Nahrung im Vergleich zu ländlichen Wildschweinen aus Brandenburg untersucht werden. Die ForscherInnen beprobten dazu 247 Mägen von gejagten Wildschweinen und analysierten die Landschaftsstrukturen an den Sammelorten.

„Überraschenderweise fressen Wildschweine in Berlin und Brandenburg fast ausschließlich natürliche Nahrungsmittel, vorrangig Eicheln, Engerlinge, Fasern oder auch Mais, während Nahrungsmittel aus direkter menschlicher Herkunft nur einen Bruchteil ausmachen. 

So waren nur in vier von 247 Mägen Brot mit Wurst und Käse und in weiteren fünf Mägen Plastikpartikel zu finden“, berichtet Leibniz-IZW Doktorandin Milena Stillfried, die die Studie durchführte.

Ihre Analysen zeigen, dass es trotzdem Unterschiede zwischen Stadt und Land gibt. Stadt und Land unterscheiden sich in der Landschaftsstruktur und damit auch in der Verfügbarkeit natürlicher Nahrung;

so gibt es in Berlin beispielsweise mehr masttragende Mischwälder, in denen die Wildschweine mehr Eicheln oder Bucheckern finden, während in Brandenburg, neben landwirtschaftlichen Flächen, eher „nahrungsarme“ Kiefernwälder dominieren.

Der Energiegehalt der im Magen gefundenen Nahrung war in Berlin höher als in Brandenburg, was vermutlich auf die erhöhte Aufnahme von Eicheln zurückzuführen ist.

Analysen von Makronährstoffen wie Protein, Fett, Stärke oder der Fasergehalt zeigen, dass nicht das Stadt- oder Landleben an sich, sondern die Zusammensetzung der Landschaft innerhalb des Streifgebiets eines Wildschweins die Nahrungsqualität bestimmt.

So wurden beispielsweise erhöhte Stärkewerte in Mageninhalten nachgewiesen, wenn ein Großteil der durchstreiften Fläche landwirtschaftlich genutzt wurde, während der Proteingehalt der Nahrung in Nadelwäldern stark abfiel.

Wildschweine in ländlichen Gebieten profitierten teilweise von menschlich geprägten, urbanen Landschaftsstrukturen, da in ländlichen Gebieten mit hoher Flächenversiegelung energiereichere Mageninhalte gefunden wurden.

Während Wildschweine im ländlichen Gebiet Begegnungen mit Menschen meiden, lernen sie in der Stadt, dass vom Menschen oftmals keine direkte Gefahr ausgeht und sie auch in unmittelbarer Nähe zu menschlichen Behausungen geeignete Lebensräume und Nahrung finden können.

Noch nutzen sie auch in der Stadt eher natürliche Lebensräume, aber wie lange noch?

„Aufgrund der hohen Lernfähigkeit der Wildschweine ist es wichtig, sie nicht zu füttern und Kompostbehälter sowie Mülleimer zu sichern, da Wildschweine mit hoher Wahrscheinlichkeit auf Ressourcen aus menschlicher Herkunft zurückgreifen, falls sie einfach zugänglich sind oder natürliche Nahrungsressourcen knapp werden“, so die Initiatorinnen des neuen Forschungsschwerpunktes

„Urbane Wildtierökologie“, Stephanie Kramer-Schadt und Sylvia Ortmann, die diese Initiative 2012 am Leibniz-IZW ins Leben gerufen haben.

Um Konflikte langfristig zu vermeiden, sollte sich die städtische Bevölkerung an gewisse Regeln halten. 

Wildschweine in urbanen Gebieten sind bekannt für wiederholt auftretende Schäden an privaten und öffentlichen Grünanlagen, die sie bei der Nahrungssuche verursachen.

Viele BürgerInnen haben Angst vor den eigentlich friedlichen Wildschweinen.

Die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Ernährungsweise der Wildschweine in Berlin und Brandenburg tragen zum Verständnis von Prozessen der Urbanisierung bei. Für die Behörden könnte die aktuelle Studie eine wichtige Datengrundlage für einen verbesserten Umgang mit Mensch und Wildtier sein.

Publikation:
Stillfried M, Gras P, Busch M, Börner K, Kramer-Schadt S, Ortmann S (2017): Wild inside: urban wild boar select natural, not anthropogenic food resources. PLOS ONE.

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Tagesmüdigkeit - Ursachenbetrachtung: Mit dem Elektro-Enzephalogramm (EEG)

Medizin am Abend Berlin Fazit: Neue EEG-Software entdeckt die Ursachen von Tagesmüdigkeit

Tagesmüdigkeit ist ein belastendes Symptom bei psychischen Störungen. 

Medizin am Abend Berlin ZusatzFachLink: Empfehlungen zur Diagnostik 


Neurophysiologen haben eine Methode entwickelt, die dazu beitragen soll, zu erkennen, ob die Erschöpfung bei einem Patienten mit einem zu niedrigen oder zu hohen Erregungsniveau des zentralen Nervensystems einhergeht. 

Vom Vigilanz Algorithmus Leipzig (VIGALL 2.1) erhoffen sich Experten der DGKN, den Zusammenhang zwischen gestörter Wachheitsregulation am Tag und psychischen Erkrankungen besser zu verstehen und die Behandlung von Betroffenen zu verbessern.
  • Depressive Patienten leiden häufig unter schwerer Erschöpfung, aber trotzdem gleichzeitig unter Schlaflosigkeit mit Einschlafproblemen, nächtlichen Wachphasen und frühmorgendlichem Aufwachen. 
„Untersuchungen mit dem VIGALL an Patienten mit typischer Depression weisen darauf hin, dass eine konstant hohe Aktivität des zentralen Nervensystems vorliegt, die auch in Ruhephasen mit geschlossenen Augen kaum zurückgeht“, sagt Professor Dr. med. Ulrich Hegerl, Präsident der DGKN.

„Trotz großer Erschöpfung fühlen sich die Betroffenen dann ruhelos und angespannt, wie vor einer Prüfung“.

Vom aktiven Wachzustand, über entspannte Ruhe und Dösigkeit, bis zum Schlaf zeigt das zentrale Nervensystem unterschiedliche Aktivitätszustände.

Wissenschaftler sprechen von unterschiedlichen „Arousalniveaus“.

Die Regulation dieses Arousals ist überlebenswichtig. 

„Im Straßenverkehr oder bei Gefahr muss das Gehirn schneller reagieren und das Arousal hoch gehalten werden, anders in der Hängematte“, erklärt Hegerl. 

Durch bestimmtes Verhalten kann der Organismus das Arousal auch selbst regulieren.

Ein gutes Beispiel dafür sind übermüdete Kinder.

Hier ist der Organismus eigentlich schläfrig, das Arousal neigt also zum Abfallen. Dieser Einschlaftendenz wird aber durch aufgedrehtes, hyperaktives Verhalten entgegengesteuert.

Obwohl die Regulation des Arousals von fundamentaler Bedeutung für menschliches Verhalten ist, gab es bisher kein ausreichend validiertes und breit einsetzbares Verfahren, um die Arousalregulation im Wachzustand zu bestimmen.

Mit dem VIGALL 2.1 legt nun die Leipziger Arbeitsgruppe eine überarbeitete Version des Vigilanz Algorithmus Leipzig vor, der Abschnitten aus einem Elektro-Enzephalogramm (EEG) jeweils eines von sieben Arousalstadien zuordnet. 

Im Rahmen eines 15-minütigen Ruhe-EEGs mit geschlossenen Augen in halb liegender Position können nun der Verlauf und die Regulation des Arousals bestimmt werden.

„VIGALL 2.1 könnte bei der Diagnostik psychischer Erkrankungen und der Wahl der richtigen Therapie helfen“, so Hegerl. 

An Patienten mit unipolarer oder bipolarer (manischer) Depression und ADHS wurde das Verfahren bereits getestet.

So ist das Arousal bei Menschen mit unipolarer Depression hochreguliert– das Nervensystem bleibt trotz der ruhigen Umgebung hochaktiv. 

Patienten mit Manie und ADHS haben dagegen Schwierigkeiten, ihr Arousal aufrechtzuerhalten (siehe schematische Darstellung in Abbildung).

Die Software VIGALL 2.1 stellen die Leipziger Wissenschaftler kostenlos zur Verfügung.

Quelle:
Ulrich Hegerl, Tilman Hensch. The vigilance regulation model of affective disorders and ADHD. Neuroscience an Biobehavioral Reviews 44 (2014) 45-57

Links:
VIGALL 2.1 zum Download, Handbuch und Studien
http://research.uni-leipzig.de/vigall/
http://www.dgkn.de/die-dgkn/pressestelle/pressematerial/


Depression: Wenn das Gehirn zu hochtourig fährt
Neue EEG-Software VIGALL 2.1 hilft bei der Diagnose

Professor Dr. med. Ulrich Hegerl

Auch im hohen Alter fit im Kopf:
Wege zum Hirn-Doping im alternden Gehirn

Professor Dr. med. Stephan Zierz

Nach der Ice Bucket Challenge:
Krankheitsgene und Behandlungsansätze bei der ALS

Professor Dr. med. Albert C. Ludolph, Ärztlicher Direktor der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Ulm

Heilsamer Strom:
Hirnstimulation verschafft Linderung bei Depression und Schizophrenie

Professor Dr. med. Andreas Jochen Fallgatter
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Tübingen

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TAGTRAUM

Medizin am Abend Berlin Fazit: Tagträumen – mehr als nur ein Fehler im System

  • Bei Menschen, die häufig g e w o l l t mit ihren Gedanken abschweifen, überlappen zwei Nervenzell-Netzwerke besonders stark 
Bei Menschen, die häufig absichtlich ihren Gedanken freien Lauf lassen, ist der Cortex in bestimmten präfrontalen Regionen, also im Stirnbereich des Gehirns, dicker ausgebildet. Bei Menschen, die häufig absichtlich ihren Gedanken freien Lauf lassen, ist der Cortex in bestimmten präfrontalen Regionen, also im Stirnbereich des Gehirns, dicker ausgebildet. MPI CBS
 
Es passiert immer wieder:

Wir schweifen mit unseren Gedanken von der eigentlichen Situation ab, in der wir uns gerade befinden.

Tagträumen wird dadurch häufig als Aussetzer unserer Aufmerksamkeit abgetan. 

Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften (MPI CBS) in Leipzig und der Universität York in England haben nun herausgefunden, dass auch das Gegenteil der Fall sein kann:

Wenn wir gezielt unseren Gedanken nachhängen, arbeiten bestimmte Hirnstrukturen, die für unsere kognitive Kontrolle zuständig sind, sogar effektiver zusammen. Das könnte auch erklären, warum manche Menschen davon profitieren können, wenn sie ihren Gedanken freien Lauf lassen.

Die meisten werden es kennen. Wir sitzen im Auto oder auf dem Fahrrad und denken über Dinge nach, die nichts mit dem eigentlichen Geschehen um uns herum zu tun haben: Habe ich die Tür wirklich abgeschlossen? Was werde ich alles am Wochenende machen? Was muss ich dann eigentlich noch alles einkaufen? Passiert uns das im Straßenverkehr oder in anderen Situationen, die eigentlich unsere volle Aufmerksamkeit erfordern, kann es für uns gefährlich werden.

Weil Menschen oft Fehler passieren, sobald sie die Konzentration auf ihre Umgebung verlieren, galt Tagträumen lange als Aussetzer in unserem kognitiven Kontrollsystem, das sonst insbesondere unsere Aufmerksamkeit steuert und uns unsere Handlungen planen lässt. Heute weiß man, dass man dieses Phänomen differenzierter betrachten muss:

Neben dem ungewollten, spontanen Abschweifen der Gedanken existiert eine weitere Form, bei der wir uns bewusst dafür entscheiden, unseren Gedanken nachzuhängen. 
  • Sie kann uns als eine Art mentale Probebühne dienen, auf der wir gedanklich zukünftige Ereignisse durchspielen oder aktuelle Probleme lösen.

Was bisher jedoch nur aus Verhaltensstudien bekannt war, konnten Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften (MPI CBS) in Leipzig und der Universität York nun anhand von Hirnstrukturen und –funktionen belegen:

„Wir haben herausgefunden, dass bei Menschen, die häufig gewollt mit ihren Gedanken abschweifen, der Cortex in bestimmten präfrontalen Regionen, also im Stirnbereich des Gehirns, dicker ausgebildet ist“, erklärt Johannes Golchert, Doktorand am MPI CBS und Erstautor der zugrundeliegenden Studie.

„Außerdem hat sich gezeigt, dass sich bei ihnen zwei entscheidende Hirnnetzwerke stärker überlappen. Zum einen das sogenannte Default-Mode Netzwerks, das besonders aktiv ist, wenn wir unsere Aufmerksamkeit nach innen, auf Informationen aus unserem Gedächtnis richten.

Zum anderen das sogenannte fronto-parietale Kontrollnetzwerk, das als Teil unseres kognitiven Kontrollsystems unseren Fokus stabilisiert und etwa irrelevante Reize hemmt.“

Indem beide Netzwerke stärker miteinander verknüpft sind, könne das Kontrollnetzwerk stärker auf unsere losen Gedanken einwirken und ihnen so eine stabilere Richtung geben.

Das sei der Beleg dafür, dass unsere geistige Kontrolle im Falle des gezielten Tagträumens keineswegs aussetze. 

„Unser Gehirn scheint hier kaum einen Unterschied darin zu machen, ob unsere Aufmerksamkeit nach außen auf unsere Umgebung oder nach innen auf unsere Gedanken gerichtet ist. In beiden Fällen ist das Kontrollnetzwerk eingebunden“, so der studierte Psychologe. „Tagträume sollten also nicht nur als etwas Störendes betrachtet werden.

Kann man sie gut kontrollieren, sie also unterdrücken, wenn es wichtig ist, und ihnen freien Lauf lassen, wenn es möglich ist, kann man den größtmöglichen Nutzen aus ihnen ziehen.“

Untersucht haben die Neurowissenschaftler diese Zusammenhänge mithilfe von Fragebögen und anschließender Magnetresonanztomographie. Zunächst sollten sich die Studienteilnehmer selbst einschätzen, wie stark Aussagen wie „Es passiert mir häufig, dass meine Gedanken spontan abdriften“ oder „Ich erlaube mir, meinen Gedanken freien Lauf zu lassen“ auf sie zutreffen würden. Ihre Angaben zum Tagträumen wurden dann in Zusammenhang mit ihren Hirnstrukturen und deren Zusammenwirken gebracht.

Originalpublikation
Golchert, J.; Smallwood, J.; Jefferies, E.; Seli, P.; Huntenburg, J. M.; Liem, F.; Lauckner, M.; Oligschläger, S.; Bernhardt, B.; Villringer, A.; Margulies, D. S. (2017) Individual variation in intentionality in the mind-wandering state is reflected in the integration of the default-mode, fronto-parietal, and limbic networks. NeuroImage 146, 226 - 235.

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Johannes Golchert
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften, Leipzig
jgolchert@cbs.mpg.de

Dr. Daniel S. Margulies
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften, Leipzig
Tel. 0341 9940-2612
margulies@cbs.mpg.de

Verena Müller
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften, Leipzig
Tel. 0341 9940-148
verenamueller@cbs.mpg.de

Dr. Harald Rösch Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V.

Diabetische Fußsyndrom (DFS): Diabetes mellitus

Medizin am Abend Berlin Fazit: Diabetisches Fußsyndrom endet zu oft mit Amputation

Das Diabetische Fußsyndrom (DFS) ist eine gefürchtete Folge des Diabetes mellitus: 

Nerven und Blutgefäße in den Füßen werden durch den hohen Blutzuckerspiegel so schwer geschädigt, dass selbst kleine Wunden schlecht heilen, sich infizieren und teilweise bis zum Knochen ausweiten. 

Am Ende bleibt nur noch die Amputation, um das Wundgeschehen in den Griff zu bekommen. 

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Der belastende Eingriff lässt sich jedoch in vielen Fällen verhindern. 

Hierfür ist es nötig, die Patienten bereits früh durch ein fächerübergreifendes Netzwerk kompetenter Experten zu betreuen. 
 
Wie eine solche Versorgung aussehen sollte, diskutieren Experten der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM) auf der Vorab-Pressekonferenz anlässlich des 123. Internistenkongresses am 27. April 2017 in Mannheim.
  • Immerhin 70 Prozent der Amputationen, die in Deutschland jedes Jahr vorgenommen werden – das sind rund 40.000 – betreffen Patienten mit Diabetes mellitus. 
Vier Fünftel dieser Eingriffe ließen sich mit einer geeigneten Behandlung vermeiden, ist Professor Dr. med. Ralf Lobmann, Ärztlicher Direktor der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Geriatrie am Klinikum Stuttgart, überzeugt. 

  • Um das zu erreichen, müssen ärztliche Spezialisten wie Diabetologen und Gefäßchirurgen eng mit Vertretern anderer Gesundheitsberufe wie Podologen, Wundassistenten und Orthopädie-Schuhtechnikern zusammenarbeiten.
Zu den Grundprinzipien der Behandlung zählen dabei zunächst eine optimale Stoffwechseleinstellung und die konsequente Entlastung des betroffenen Fußes. 
  • Bei Infektionen ist eine gezielte Behandlung mit Antibiotika unerlässlich. 
„Wenn die Durchblutung des Fußes stark eingeschränkt ist, müssen einzelne Gefäße durch Ballon-Katheterisierung erweitert oder durch einen gefäßchirurgischen Bypass umgangen werden“, erläutert Lobmann. 

Um Rückfälle zu vermeiden sei es auch wichtig, die Schuhe optimal an den (Rest-)Fuß anzupassen und Druckstellen zu vermeiden.

Wie eine erste Datenanalyse ergab, ist das Konzept durchaus erfolgreich: Von rund 18.500 DFS-Patienten, die zwischen 2005 und 2012 in zertifizierten Zentren behandelt wurden, mussten nur 3,1 Prozent eine sogenannte hohe Amputation erdulden, bei der der Fuß oberhalb des Sprunggelenks abgenommen wird.

Dieser Wert liegt deutlich unter der allgemein üblichen Rate von 10 bis 20 Prozent. In 17,5 Prozent der Fälle war eine Amputation unterhalb des Knöchels notwendig. 

„Die Zahlen machen deutlich, dass durch die Betreuung in spezialisierten Zentren viele Amputationen vermieden werden können“, sagt Lobmann.

Ein DFS lässt sich am besten verhindern, indem der behandelnde Arzt seinen Patienten optimal über seine Erkrankung informiert. 

„Jeder Diabetes-Patient sollte beispielsweise bereits früh dazu angeleitet werden, seine Füße genau zu inspizieren“, ergänzt Professor Dr. med. Petra-Maria Schumm-Draeger, Vorsitzende der DGIM und Präsidentin des 123. Internistenkongressses.

Denn die Wunden sind meist schmerzlos und werden daher oft erst spät bemerkt. 

Bis ein Arzt oder Podologe sie zu Gesicht bekommt, kann es dann bereits zu spät sein.

Sobald erste Anzeichen des DFS vorliegen, sei die interdisziplinäre Behandlung des Patienten unerlässlich, um das Risiko einer Amputation zu senken.

Ralf Lobmann ist Sprecher der AG Fuß innerhalb der Deutschen Diabetes Gesellschaft, die es sich zum Ziel gesetzt hat, eben solche fächerübergreifenden Versorgungsstrukturen für die Behandlung des Diabetischen Fußes in Deutschland zu etablieren und zu zertifizieren.

„Wir hoffen, damit die erschreckend hohe Zahl von Amputationen senken zu können“, sagt der Stuttgarter Diabetologe.

 Weitere Informationen zum Kongress finden Interessierte hier: http://www.dgim2017.de

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