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Antikoagulation DOAKs

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Interventionelle Therapie ist bei Schlaganfall trotz blutverdünnender Therapie möglich

Bei Schlaganfällen, die durch einen Gefäßverschluss der hirnversorgenden Gefäße durch ein Blutgerinnsel (Thrombus) entstehen, muss das Gerinnsel so bald wie möglich durch eine medikamentöse Auflösung (Lyse) oder einen Gefäßkatheter-Eingriff (Thrombektomie) entfernt werden. 

Nur so kann das Absterben von Gehirnzellen verhindert werden. 

Manche Patienten stehen vor dem Schlaganfall jedoch wegen einer anderen Erkrankung unter einer gerinnungshemmenden Therapie, die im Prinzip das Blutungsrisiko bei medizinischen Eingriffen erhöhen kann. 

  • Eine Studie [1] zeigte nun, dass das Blutungsrisiko nach Thrombektomie nicht bei allen gerinnungshemmenden Substanzklassen gleichermaßen erhöht ist. 
 
Die Ursache eines Schlaganfalls ist oft ein Blutgerinnsel (Thrombus), welches eine Arterie verstopft, die das Gehirn mit Blut versorgt. In der Folge kommt es zu einer Minderdurchblutung von Hirngewebe und zur Unterversorgung mit Sauerstoff. Bereits nach kurzer Zeit entstehen dadurch irreparable Schäden. Wichtigstes Ziel der Schlaganfallbehandlung ist daher, die Blutversorgung so schnell wie möglich wiederherzustellen.

Dies kann entweder durch eine medikamentöse Thrombusauflösung (intravenöse Thrombolyse) oder – in spezialisierten Zentren – durch einen Gefäßkathetereingriff (interventionelle Thrombektomie) mit Entfernung des Thrombus erfolgen.

Als therapiespezifische Komplikation der Thrombolyse und Thrombektomie kann es zu Einblutungen in das Hirngewebe kommen, die insgesamt zwar selten auftreten, aber nicht ungefährlich sind. Das Blutungsrisiko steigt an, wenn der Patient unter einer blutgerinnungshemmenden Therapie („Antikoagulation“ – umgangssprachlich Blutverdünnung) steht. „Eine Antikoagulation ist jedoch medizinisch oft notwendig, beispielsweise bei Herzvorhofflimmern, Thrombosen oder Lungenembolien, zur Prophylaxe neuer thrombotischer oder embolischer Ereignisse“, erklärt Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Schäbitz, Bielefeld, Pressesprecher der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG).

Eine in der renommierten Zeitschrift „Stroke“ publizierte Studie [1] untersuchte die Sicherheit der interventionellen Thrombektomie bei antikoagulierten Patienten. Die Gerinnungshemmung erfolgte bei ihnen entweder mit sogenannten Vitamin-K-Antagonisten (VKA, Deutschland z.B. Marcumar) oder mit direkten oralen Antikoagulanzien (DOAK).

Die multizentrische Beobachtungsstudie analysierte den Zusammenhang zwischen symptomatischen Hirnblutungen (intrakraniellen Hämorrhagien) bzw. der 90-Tages-Mortalität und der Einnahme von VKA oder DOAK vor der Thrombektomie gegenüber nicht-antikoagulierten Patienten. 

Das mittlere Patientenalter lag bei 74 (62-82) Jahren. Eine VKA-Therapie hatten 222, DOAK erhielten 98 Patienten; als Vergleichsgruppe dienten 1.612 Patienten ohne Antikoagulation.

Im Ergebnis ging die VKA-Behandlung mit einem 2,5-fachen Risikoanstieg (OR 2,55) für postinterventionelle Hirnblutungen sowie 1,6-fachem Anstieg (OR 1,64) der Mortalität einher.

Eine DOAK-Therapie zeigte gegenüber der Vergleichsgruppe keine statistisch signifikanten Anstiege der Blutungskomplikationen (OR 0,98 und Mortalität OR 1,35). 

Die von den Studienautoren parallel durchgeführte Metaanalyse von 15 weiteren, vergleichbaren Kohortenstudien mit insgesamt 7.462 Patienten (855 VKA- und 318 DOAk-Patienten sowie 6.289 Kontrollen) zeigte ähnliche Ergebnisse mit einer höheren Rate an Hirnblutungen unter VKA (OR 1,62), nicht jedoch unter DOAK (OR 1,03).

  • Die Studienautoren empfehlen abschließend, dass bei einer erforderlichen Antikoagulation DOAKs bevorzugt werden sollten.

„Eine Antikoagulation gilt bei Risikopatienten, so beispielsweise bei Herzvorhofflimmern oder nach Lungenembolie heute als Goldstandard und kann lebensrettend sein“, so Prof. Schäbitz.  

„Man sollte nicht auf eine medizinisch notwendige Antikoagulation verzichten, nur weil vielleicht irgendwann eine Thrombektomie anstehen könnte.

Vor Beginn einer gerinnungshemmenden Therapie müssen aber alle Vor- und Nachteile abgewogen werden – gleiches gilt für die unterschiedlichen infrage kommenden Substanzen.“

DOAK bieten neben dem offensichtlich geringeren Blutungsrisiko weitere Vorteile gegenüber den VKA:

  • Die Wirkung beginnt bereits nach zwei Stunden und es ist kein Therapiemonitoring durch regelmäßige Blutkontrollen notwendig. 

Außerdem gibt es weniger Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten und auch Nahrungsmitteln.

Aber nicht immer überwiegen die Vorteile: 

Neben dem hohen Preis erfordern DOAK auch eine hohe Einnahmetreue, denn nach einer ausgelassenen Dosis steigt innerhalb von Stunden das Thromboserisiko schnell wieder an. 
  • Außerdem sind sie bei Patienten mit künstlichen Herzklappen nicht zugelassen und auch bei schwer nierenkranken Patienten ist die Anwendung limitiert.

Während bei einer überschießenden Blutverdünnung oder Überdosierung von VKA die Gabe von Vitamin K ein schnell wirksames Gegenmittel darstellt, so gibt es in Europa in der Gruppe der DOAK erst seit letztem Jahr mit Idarucizumab und Andexanet ein zugelassenes Gegenmittel.

„Insgesamt spricht bei Patienten mit Antikoagulantien-Indikation, die aber gleichzeitig ein hohes Schlaganfall- oder Blutungsrisiko haben, heute vieles für den Einsatz eines DOAK bzw. eines Faktor-Xa-Inhibitors“, so Prof. Hans-Christoph Diener, Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN).

„Die Behandlung von Patienten mit einem Schlaganfall unter einer laufenden gerinnungshemmenden Therapie wird aber immer eine besondere Herausforderung bleiben. 

Und in bestimmten Situationen wird man sich auch, sofern verfügbar, für eine Thrombektomie entscheiden.

Das Allerwichtigste ist aber wie bei allen Schlaganfällen, dass der Patient so schnell wie möglich in eine geeignete Klinik gebracht wird.“

Literatur
[1] Meinel TR, Kniepert JU, Seiffge DJ et al. Endovascular Stroke Treatment and Risk of Intracranial Hemorrhage in Anticoagulated Patients. Stroke 2020 Mar; 51 (3): 892-98 Epub 2020 Jan 29.

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Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V. (DGN)
sieht sich als wissenschaftliche Fachgesellschaft in der gesellschaftlichen Verantwortung, mit ihren über 10.000 Mitgliedern die neurologische Krankenversorgung in Deutschland zu sichern und zu verbessern. Dafür fördert die DGN Wissenschaft und Forschung sowie Lehre, Fort- und Weiterbildung in der Neurologie. Sie beteiligt sich an der gesundheitspolitischen Diskussion. Die DGN wurde im Jahr 1907 in Dresden gegründet. Sitz der Geschäftsstelle ist Berlin. www.dgn.org

Präsidentin: Prof. Dr. med. Christine Klein
Stellvertretender Präsident: Prof. Dr. med. Christian Gerloff
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Die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG)
Die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) wurde im Dezember 2001 gegründet. Ziel der Gesellschaft ist es, die Forschung und Weiterbildung im Bereich des Schlaganfalls zu koordinieren, zu qualifizieren und zu fördern. Gewünscht ist auch eine politische Einflussnahme, um der Erkrankung „Schlaganfall" eine angemessene Bedeutung zu geben. Mit ihren Aktivitäten spricht die DSG alle Ärzte und Leistungserbringer im Gesundheitswesen an, die in die Versorgung von Schlaganfall-Patienten eingebunden sind.

Originalpublikation:
DOI: 10.1161/STROKEAHA.119.026606

Herpes-simplex: Untersucher-CAVE: Lippenbläschen, Genitalherpes und Hornhautentzündung (Keratitis)

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Neue Wirkstoff-Kombination für bessere Herpes-Behandlung

Eine neue Wirkstoff-Kombination könnte womöglich die Behandlung von Herpes-simplex-Krankheiten wie Lippenbläschen, Genitalherpes und Hornhautentzündung (Keratitis) verbessern. 

Das haben Wissenschaftler der Goethe-Universität Frankfurt und der University of Kent, Großbritannien, herausgefunden. 

  • Die Forscher testeten verschiedene Wirkstoffe in Zellkulturen und entdeckten, dass Omeprazol und andere Protonenpumpen-Inhibitoren die Wirksamkeit des Virostatikums Acyclovir verbessern konnten. 
  • Acyclovir wird am häufigsten zur Behandlung Krankheiten verwendet, die mit Herpes-simplex-Infektionen einhergehen. 
 
Lippenbläschen und Genitalherpes können erhebliche Beschwerden verursachen.

  • Hornhautentzündungen, die durch Herpes simplex verursacht werden, gehören zu den häufigsten Ursachen für eine Erblindung in den Industrieländern. 

Bei Menschen mit einem unterdrückten Immunsystem wie zum Beispiel Organempfänger können Herpes-simplex-Viren lebensbedrohlich sein.  

Medizin am Abend Berlin ZusatzFachLink: Stationäre Betreuung 

Daher besteht ein hoher Bedarf an verbesserten Therapien.

Ein internationales Team unter der Leitung von Professor Jindrich Cinatl, Institut für Medizinische Virologie des Universitätsklinikums Frankfurt, und Professor Martin Michaelis, School of Biosciences, University of Kent, hat verschiedene Protonenpumpen-Inhibitoren in Kombination mit zwei Virostatika getestet, Acyclovir und Ribavirin.

Protonenpumpen-Inhibitoren sind die am häufigsten angewandten Wirkstoffe gegen
Sodbrennen, weil sie die Magensäureproduktion stark verringern.

  • Darüber hinaus können Protonenpumpen-Inhibitoren auch die Wirkung bestimmter Krebsmedikamente verstärken, der so genannten Nukleosid-Analoga. 

Die Virostatika Acyclovir und Ribavirin sind ebenfalls Nukleosid-Analoga, und daher untersuchte das deutsch-britische Forschungsteam, ob Protonenpumpen-Inhibitoren auch die Wirksamkeit der beiden Virostatika erhöhen könnten.

Während Protonenpumpen-Inhibitoren zusammen mit Ribavirin nur einen geringen Einfluss auf die Vermehrung des Herpes-simplex-Virus zeigten, minderten sie in Kombination mit Acyclovir die Freisetzung von Viren deutlich. 

Dabei zeigte Omeprazol unter den untersuchten Protonenpumpen-Inhibitoren den größten Effekt.

Professor Jindrich Cinatl, Letztautor der Studie, sagte: “Was unsere Forschung so interessant macht, ist, dass Protonenpumpen-Inhibitoren eingehend charakterisierte und gut verträgliche Wirkstoffe sind. Daher können wir sie jetzt direkt zusammen mit Virostatika in Patienten testen, die an schweren, durch das Herpes-simplex-Virus verursachten Krankheiten leiden.

Wenn wir im Menschen denselben Effekt sehen wie in der Zellkultur, werden wir vielen Patienten helfen können, für die wir derzeit nur eingeschränkte Behandlungsmöglichkeiten haben.“

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Professor Dr. rer. nat. Jindrich Cinatl,
Head of Research Group Cinatl,
Institut für Medizinische Virologie
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Originalpublikation:
Omeprazole increases the efficacy of acyclovir against herpes simplex virus type 1 and 2. Malte Kleinschmidt, Denisa Bojkova, Holger Rabenau, Jindrich Cinatl – Goethe-University Frankfurt; Martin Michaelis, Mark Wass - University of Kent, in: Frontiers in Microbiology https://doi.org/10.3389/fmicb.2019.02790

Was denken Sie: Ab welchem Alter kann ich mich in Sie hineinversetzen....?

Medizin am Abend Berlin -MaAB-Fazit: Das Gehirn besitzt zwei Systeme, um sich in andere hineinzuversetzen

Das Gehirn scheint zwei verschiedene Strukturen zu besitzen, durch die wir uns in andere hineinversetzen können. 
  • Diese reifen zu unterschiedlichen Zeitpunkten heran, sodass erst Vierjährige die Denkweise eines anderen nachvollziehen können – und nicht, wie bislang angenommen, bereits Einjährige. 
  • Zu dem Ergebnis kommt eine Studie im Fachmagazin PNAS. 
Medizin am Abend Berlin ZusatzFachThema: Versorgung in Berlin-Marzahn  
 
Um zu verstehen, was der andere denkt und wie er sich verhalten wird, entwickelt sich im Laufe des Lebens die Fähigkeit heraus, sich in die Perspektive des anderen hineinzuversetzen. 

  • Diese Fähigkeit wird auch als Theory of Mind bezeichnet. 

Bislang waren Forscher uneins darüber, in welchem Alter Kinder erstmals dazu in der Lage sind.

Wissenschaftler des MPI CBS, University College London und Social Neuroscience Lab Berlin haben in einer aktuellen Studie gezeigt:

  • Erst Vierjährige scheinen sich tatsächlich in andere hineinversetzen zu können. 
  • Zwar sind schon jüngere Kinder fähig dazu, das Verhalten anderer vorhersagen. 

Es zeigt sich jedoch:

Sie bedienen sich dabei anderer Prozesse und Hirn-Netzwerke als jene, die uns später zur Theory of Mind befähigen. 

Das Gehirn scheint damit zwei unterschiedliche Systeme zu besitzen, die es uns ermöglichen, die Sichtweise des anderen einzunehmen.

Untersucht haben die Wissenschaftler diese Zusammenhänge mithilfe eines Videoclips.

Darin ist eine Katze zu sehen, die eine Maus dabei beobachtet, wie sie in einer Kiste verschwindet. Anschließend kehrt die Katze der Kiste für einen Moment den Rücken zu, die Maus huscht unbemerkt in die benachbarte Box. Als die Katze sich wieder der Szenerie widmet, will sie nach ihrer Beute schauen – und läuft auf die erste Kiste zu.

Mithilfe der sogenannten Eye-Tracking-Methode analysierten die Wissenschaftler das Blickverhalten ihrer kleinen Studienteilnehmer und stellten fest:

Sowohl die Drei- als auch Vierjährigen konnten richtig voraussehen, wo die Katze nachschauen wird.

Sie erkannten, dass die Katze die Maus noch immer in ihrem ersten Unterschlupf erwartet und dort suchen wird – obwohl sie selbst wussten, dass sich die Maus an anderer Stelle befindet.


Das Interessante dabei: Als die Wissenschaftler die Dreijährigen explizit danach fragten, wo die Katze nach der Maus suchen werde, antworteten sie falsch.

Sie konnten also zwar mit ihrem Blick richtig vorhersagen, wo die Katze suchen wird, dies aber nicht beantworten, wenn sie explizit gefragt wurden. 

Erst Vierjährigen gelang es im Schnitt, die richtige Antwort zu geben.

Aus Kontrollaufgaben wusste man, das hat nichts damit zu tun, dass die Jüngeren die Frage nicht verstanden hatten.


Der Grund ist ein anderer: 

Bei beiden Entscheidungsprozessen, der non-verbalen Variante über den Blick und der verbalen über die Antwort, sind andere Hirnstrukturen beteiligt. 

Die Forscher sprechen hier von Arealen für die implizite und die explizite Theory of Mind. 

Beide Bereiche sind zu unterschiedlichen Zeitpunkten so weit entwickelt, dass sie ihre Funktionen erfüllen können.

Im Supramarginalen Gyrus, der Region für die non-verbale Perspektivübernahme, ist die Großhirnrinde, der Cortex, bereits früher entsprechend weit ausgereift. 

Damit können bereits Dreijährige die Handlungen anderer vorhersehen. 

„Erst im Alter von vier Jahren sind dann der temporoparietale Übergang und der Precuneus entsprechend herangereift, die Regionen, durch die wir verstehen, was andere denken – und nicht nur, was sie fühlen und sehen oder wie sie handeln werden“, erklärt Erstautorin Charlotte Grosse Wiesmann vom MPI CBS das zentrale Ergebnis der aktuellen Studie, die im renommierten Forschungsmagazin PNAS erschienen ist.

"In den ersten drei Lebensjahren scheinen also Kinder noch nicht zu verstehen, was der andere denkt und dass das womöglich falsch ist“, erklärt Mitautor Nikolaus Steinbeis vom University College London.

  • „Es scheint einen Mechanismus in der frühen Kindheit zu geben, eine frühe Form der Perspektiveinnahme, bei dem man einfach den Blick des anderen übernimmt. 

In dieser Entwicklungsphase ist man schlicht darauf angewiesen, das zu übernehmen, was etwa die Eltern wissen und sehen.“

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Dr. Charlotte Grosse Wiesmann
Forschungsgruppenleiterin
+49 341 9940-127
wiesmann@cbs.mpg.de
Max-Placnk-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften

Nikolaus Steinbeis
Associate Professor
+44 20 7679-5396
n.steinbeis@ucl.ac.uk
University College London

Verena Müller Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
Stephanstraße 1a
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Postfach 500355
04303 Leipzig
Deutschland
Sachsen
Telefon: +49 341 9940-148
E-Mail-Adresse: verenamueller@cbs.mpg.de

Originalpublikation:
Grosse Wiesmann C, Friederici AD, Singer T, Steinbeis N (2020)
Two systems for thinking about others' thoughts in the developing brain
PNAS. doi/10.1073/pnas.1916725117

 

Patient Blood Management in Deutschland vorangetrieben

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Prof. Dr. Patrick Meybohm: Neuer Leiter der Anästhesiologie am Uniklinikum Würzburg

Zu Beginn dieses Jahres übernahm Prof. Dr. Patrick Meybohm die Leitung der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie am Uniklinikum Würzburg. 

Er folgte damit Prof. Dr. Dr. h.c. Norbert Roewer nach, der nach knapp 25 Jahren in dieser Position zum Jahreswechsel in den Ruhestand trat. 

Prof. Dr. Patrick Meybohm ist der neue Direktor der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie am Uniklinikum Würzburg.
Prof. Dr. Patrick Meybohm ist der neue Direktor der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie am Uniklinikum Würzburg.
Bild: Robert Wenzl / Uniklinikum Würzburg
 
Seit Anfang Januar 2020 leitet Prof. Dr. Patrick Meybohm die Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie am Uniklinikum Würzburg (UKW). „Ich bin stolz darauf, dass ich von meinem Vorgänger eine klinisch so breit aufgestellte und wissenschaftlich so renommierte Klinik übernehmen durfte“, freut sich Prof. Dr. Meybohm.
Der neue Klinikdirektor stammt gebürtig aus Stendal. Sein Medizinstudium absolvierte er an der Universität in Göttingen. Schon als Student begeisterte er sich für die Anästhesiologie. Meybohm: „Ich finde, das weite Tätigkeitsspektrum als Anästhesist, Intensivmediziner und Notarzt mit seinen vielen, höchst unterschiedlichen Herausforderungen sorgt für einen sehr abwechslungsreichen und interessanten Arbeitsalltag.“ Diesen ärztlichen Arbeitsalltag erlebte er ab dem Jahr 2003 neun Jahre lang am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Kiel, wo er 2009 seinen Facharzt für Anästhesiologie abschloss und sich habilitierte.

Stationen: Kiel, Frankfurt, Würzburg
„Es reizte mich, die Arbeitsweisen an einem anderen Klinikum kennenzulernen, weshalb ich im Jahr 2012 ans Universitätsklinikum Frankfurt wechselte“, berichtet der Anästhesist. An der von Prof. Dr. Dr. Kai Zacharowski geleiteten Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie erarbeitete er sich sukzessive die Positionen als Leitender Oberarzt der Intensivstation und Ärztlicher Leiter der Klinischen Studienzentrale. Zuletzt, vor seinem Ruf nach Würzburg, war er Stellvertretender Klinikdirektor.

Patient Blood Management in Deutschland vorangetrieben
Zusammen mit seinem Mentor Prof. Zacharowski erkannte er das ursprünglich vor allem in Australien vorangetriebene „Patient Blood Management“ (PBM) als lohnendes medizinisches Konzept. „Die Idee dahinter ist, das Blutvolumen des Patienten vor der Operation zu optimieren sowie während des Eingriffs die Blutverluste und den Einsatz von Blutkonserven möglichst zu reduzieren“, schildert Prof. Meybohm. Beispielsweise kann nach seinen Worten blutarmen Patienten vor der Operation Eisen verabreicht werden, wodurch es dem Organismus ermöglicht wird, aus eigener Kraft sein Blutvolumen zu verbessern. Zu einem „blutsparenden“ klinischen Arbeiten gehört es, das während der Operation anfallende Blut abzusaugen und dem Patienten nach einer Aufbereitung und Reinigung zurückzugeben. Ferner kann in vielen Fällen die Menge des zu labordiagnostischen Zwecken abgenommenen Blutes verringert werden, ohne dabei die Untersuchungsqualität zu beeinflussen.
Durch diese Maßnahmen ist es möglich, seltener auf Fremdblut zurückzugreifen. „Damit werden nicht nur die aufwändig gewonnenen Blutkonserven als wertvolle Ressource geschont, sondern auch mögliche Komplikationen dieser Mini-Transplantation vermieden“, unterstreicht Prof. Meybohm.
Mit seinem im Jahr 2013 gestarteten Patient Blood Management gilt das Uniklinikum Frankfurt als zumindest deutschlandweiter Vorreiter – und Prof. Meybohm als eine der Koryphäen zu diesem Thema. Sein Engagement dabei wurde schon mehrfach mit Preisen geehrt, unter anderem von der Europäischen Gesellschaft für Anästhesiologie und dem Aktionsbündnis Patientensicherheit.
Der neue Klinikdirektor plant, das vorteilhafte Konzept auch am UKW noch stärker umzusetzen und weiter zu erforschen. Zu bearbeitende wissenschaftliche Fragen hierbei sind: Wie kann man Patienten noch besser auf eine Operation vorbereiten? Wie können Geräte zum Sammeln und Aufbereiten von Blut weiter optimiert werden? Bei welchen Patienten kann man mit Blutkonserven noch zurückhaltender sein – und welche Patienten brauchen auf jeden Fall Fremdblut?

Forschen zur patientennahen Versorgung
Ein wichtiger Forschungsschwerpunkt für Prof. Meybohm ist die patientennahe klinische Versorgung. Dabei geht es zum Beispiel um den Vergleich von etablierten Verfahren durch die Auswertung von vorhandenen Proben und klinischen Daten. Interessante Themen sind dabei unter anderem auch: Wie kann man es unterstützen, dass sich Patienten mit Lungenversagen noch schneller erholen? Wie kann Patienten mit einer Sepsis noch besser geholfen werden?

Spielerisch trainieren mit Serious Games
Bei der Lehre plant Prof. Meybohm, die beobachtete Lücke zwischen dem Lehrbuchwissen und der Arbeit am realen Patienten durch Simulationen weiter zu schließen. Einen zielführenden Ansatz sieht er im Einsatz von sogenannten „Serious Games“, also einer Art Lernspiele, bei denen junge Ärztinnen und Ärzte am Computer in einem virtuellen OP-Saal realitätsnah diverse Abläufe einüben und sich auf Zwischenfälle vorbereiten können.

Aufbauen auf bestehenden Kontakten
Der Start in Würzburg war für Prof. Meybohm kein Sprung ins Unbekannte. „Das UKW war schon während meiner Frankfurter Zeit der wichtigste Partner bei wissenschaftlichen Kooperationen“, berichtet der Klinikdirektor und fährt fort: „Dadurch und auch durch die Teilnahme an den jährlich in Würzburg stattfindenden Wissenschaftlichen Arbeitstagen der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin kannte ich schon vor meinem Dienstantritt viele Kolleginnen und Kollegen vom UKW persönlich, so dass der Übergang quasi fließend war.“

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Susanne Just Universitätsklinikum Würzburg

Josef-Schneider-Str. 2 Haus D3
97080 Würzburg
Deutschland
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Fax: 0931/201-60 59447
E-Mail-Adresse: just_s@ukw.de


TOP-Einladung: Interdisziplinäre Therapie akuter Schwindelerkrankungen

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit:   Schwindelerkrankungen: 

Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschuss fördert das Projekt PoiSe am LMU Klinikum

Prävention, online-Feedback und interdisziplinäre Therapie akuter Schwindelerkrankungen mittels e-Health:

• Optimierung von Diagnostik und Therapie
• Vermeidung von Fehldiagnosen, unnötigen Fehlzuweisungen, Untersuchungen und Therapien
• Vermeidung einer Chronifizierung des Schwindels
• Vorbeugung von Stürzen und der damit häufig verbundenen Krankenhausaufenthalte und Arbeitsunfähigkeit
• Vereinfachung der Versorgungswege und Zugang des neuen Diagnosesystems für ländliche Regionen mit niedriger Facharztdichte 

 
Schwindel zählt in Deutschland zu den häufigsten Beschwerden, die zu einem Arztbesuch führen. 
  • Obwohl viele Schwindelursachen gut erkennbar und therapierbar sind, kommt es in bis zu 40% der Fälle zu einer längeren Krankschreibung oder sogar Arbeitsunfähigkeit. 
Das Symptom Schwindel kann durch verschiedene Erkrankungen aus unterschiedlichen Fachbereichen verursacht werden.

Das nun vom Gemeinsamen Bundesausschuss (GBA) mit rund 4,5 Millionen Euro geförderte Projekt hat das Ziel, Schwindelpatienten mit Hilfe eines multimodalen Konzepts besser zu versorgen.


  • Hausärzte, HNO-Ärzte, Neurologen, Internisten, Orthopäden und Psychiater sind mit dem Symptom Schwindel beschäftigt. 

Und genau diese große Breite an möglichen Schwindelursachen aus unterschiedlichen Fachgruppen führt sowohl beim Arzt als auch bei den Patienten zu einer starken Verunsicherung.

Die Folge sind unnötige, belastende und kostspielige Diagnostikmaßnahmen (z.B. MRT und CT des Schädels und der Halswirbelsäule, spezielle Funktionsaufnahmen der Halswirbelsäule), vielfache Facharztkonsultationen und unwirksame Therapieversuche.

Eine unzureichende Diagnosesicherheit führt zudem zu verlängerter Behandlungsdauer, häufigem Arztwechsel und Chronifizierung der Beschwerden oder sogar zum Übergang in eine Somatisierungsstörung. 

Es entsteht letztlich ein Teufelskreis, der manchmal erst viel zu spät erkannt wird und dann sehr schwer zu durchbrechen ist.

Daher stellt eine routinemäßige, fallbezogene Interaktion von Haus- und Fachärzten sowie Experten in der Klinik einen wesentlichen Baustein zur Optimierung der Behandlung von Schwindelerkrankungen dar, welche jedoch in der Regelversorgung so nicht vorgesehen ist.

Automatisches Mustererkennungsverfahren zur Diagnose

Ein automatisiertes digitales Diagnosesystem, Fortbildungsmodule und ein Expertennetzwerk werden die behandelnden Haus- und Fachärzte bei der Entscheidungsfindung und der Versorgung der Schwindelpatienten unterstützen. Es kommt hier u.a. ein neues videobasiertes Analysesystem zum Einsatz, welches automatisierte Mustererkennungsverfahren nutzt, um Augenbewegungen, Gang und Stand zu analysieren und einem Krankheitsbild zuzuordnen. Den Patienten wird eine auf ihr Krankheitsbild personalisierte mobile Applikation zur Verfügung gestellt, welche individuelle Informationen und Therapievorschläge liefert. Ferner überwacht ein KI-basierter intelligenter Algorithmus den Symptomverlauf und alarmiert die Patienten und den behandelnden Arzt bei unerwarteten Entwicklungen. Das dezentrale Expertennetzwerk wird die behandelnden Haus- und Fachärzte auch in ländlichen Gebieten flächendeckend unterstützen. Während der Projektlaufzeit erfolgt die Kontrolle der Diagnose und Therapie über das Deutsche Schwindel- und Gleichgewichtszentrum (DSGZ) des LMU Klinikums.

Ziel des Projektes ist es, die Regelversorgung von Schwindelpatienten nachhaltig zu verbessern, eine sektorenübergreifende Versorgung von Schwindelpatienten zu schaffen und das Gesundheitssystem insgesamt zu entlasten. Dies wird durch folgende Punkte erzielt:

Projektorganisation

Konsortialführer des Projekts ist das Deutsche Schwindel- und Gleichgewichtszentrum (DSGZ) des LMU Klinikums am Standort Großhadern (Antragsteller: Dr. Filipp Filippopulos, Prof. Dr. Doreen Huppert, Prof. Dr. Thomas Brandt, Prof. Dr. Eva Grill). Als Konsortialpartner ist an dem Projekt die größte bayerische Krankenkasse, die AOK Bayern mit rund 4,5 Millionen Versicherten sowie die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB) beteiligt. Die Evaluation und Qualitätskontrolle erfolgt extern über den Konsortialpartner, das Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

Das Programm wird zunächst in Bayern erprobt, kann aber als Muster für eine Ausweitung auf weitere Regionen, andere Erkrankungen und Patientengruppen dienen – insbesondere solche, bei denen eine enge und kurzfristige Zusammenarbeit von Ärzten verschiedener Fachrichtungen erforderlich ist.

Teilnehmen an dem Projekt können AOK-versicherte Patienten über einen im Projekt eingeschriebenen Arzt.

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Dr. med. Filipp Filippopulos
Deutsches Schwindel- und Gleichgewichtszentrum (DSGZ)
LMU Klinikum
Campus Großhadern
Marchioninistr. 15, 81377 München
Tel.: +49 (0)176 3048 3801
E-Mail: filipp.filippopulos@med.uni-muenchen.de

Philipp Kressirer Klinikum der Universität München

Pettenkoferstraße 8a
80336 München
Deutschland
Bayern
Telefon: 089 / 4400 - 58070
Fax: 089 / 4400 - 58072
E-Mail-Adresse: philipp.kressirer@med.uni-muenchen.de

Untersucher-CAVE: Die Gabe von Propionsäure zusätzlich zu MS-Medikamenten

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Ernährung beeinflusst den Verlauf von Multipler Sklerose

  • Die kurzkettige Fettsäure Propionsäure beeinflusst die Darm-vermittelte Immunregulation bei Menschen mit Multipler Sklerose (MS). 

Das hat ein Team der Neurologischen Klinik der Ruhr-Universität Bochum (RUB) im St. Josef-Hospital in einer internationalen Studie unter Leitung von Prof. Dr. Aiden Haghikia gezeigt. 

  • Die Gabe von Propionsäure zusätzlich zu MS-Medikamenten reduzierte langfristig die Schubrate und das Risiko einer Behinderungszunahme. 

Zudem weisen erste Kernspin-Untersuchungen im Verlauf darauf hin, dass die Propionsäure möglicherweise den Gehirnschwund als Zeichen eines Nervenzell-Untergangs reduziert. 

Die Ergebnisse sind in der Zeitschrift „Cell“ vom 10. März 2020 veröffentlicht. 
 
Das Darm-Mikrobiom, die gesamte bakterielle Besiedlung des Darms, spielt nicht nur für den gesunden Organismus eine wichtige Rolle, sondern auch im Zusammenhang mit Erkrankungen, die auf vielen Faktoren beruhen, wie die Multiple Sklerose.

  • Im Darm findet die Interaktion zwischen der Nahrung, den dortigen Bakterien, deren Stoffwechselprodukten und dem Immunsystem in der Darmwand statt. 
„So können die Darmbakterien direkt und indirekt Einfluss auf anatomisch entfernte Strukturen wie das Gehirn nehmen“, erklärt Aiden Haghikia.
„Das Darm-Mikrobiom entspricht damit einem eigenständigen endokrinen Organ, das mit der Umwelt in Verbindung steht.“

Kurzkettige Fettsäuren können Entzündungsreaktionen unterdrücken

In der aktuellen Studie konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die vormals in der Zellkulturschale und im experimentellen Modell gezeigten Ergebnisse auf ihre MS-Patienten übertragen:

Kurzkettige Fettsäuren wie die Propionsäure oder deren Salz Propionat führten zur vermehrten Entstehung und gesteigerten Funktion von regulatorischen Zellen des Immunsystems. „Diese Zellen beenden überschießende Entzündungsreaktionen und reduzieren im Kontext von Autoimmun-Erkrankungen wie der MS auto-immune Zellen“, so Prof. Dr. Ralf Gold, Direktor der Neurologie im St. Josef Hospital.

In ihrer Arbeit konnten die Forscherinnen und Forscher nachweisen, dass die Mikrobiom-Zusammensetzung bei MS-Betroffenen verändert ist. Darüber hinaus konnten sie erstmals einen Mangel von Propionsäure im Stuhl und Serum von MS-Patienten zeigen, die in der frühesten Phase der Erkrankung am stärksten ausgeprägt war. Dieser Nachweis gelang in Kooperation mit dem Max-Delbrück-Centrum Berlin und den Ernährungswissenschaften der Universität Halle-Wittenberg.

Beteiligung der Darm-Bakterien und der Kraftwerke der Zellen ausschlaggebend

In einer Kooperation mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Bar-Ilan University in Israel, die ein Darm-Modell zur funktionellen Analyse des Mikrobioms entwickelt hatten, zeigte sich, dass die Veränderung der Funktion der Bakterien im Darm als Folge der Propionat-Gabe die entscheidende Rolle bei der Entstehung von neuen regulatorischen Zellen spielt. Zur gesteigerten Funktion dieser Zellen trägt deren verbesserte Energieverwertung durch eine veränderte Funktion der Mitochondrien bei, was das Forschungsteam in Kooperation mit der Arbeitsgruppe Molekulare Zellbiologie an der Medizinischen Fakultät der RUB nachweisen konnte.

Der Darm als Ziel für therapeutische Ansätze in Zukunft

Die kurzkettigen Fettsäuren stellen nur einen Bruchteil der Stoffwechselprodukte von Darmbakterien dar, die durch die bakterielle Einwirkung aus der Nahrung entstehen.

„Die weitere Erforschung dieses weitestgehend unbekannten Organs und die daraus gewonnenen Erkenntnisse werden es erlauben, in Zukunft weitere innovative diätetische Maßnahmen zu den bekannten Therapeutika zu entwickeln“, so Aiden Haghikia.

Kooperationspartner

Die Studie wurde in Kooperation mit Forschungsteams der Universitäten Berlin (Max-Delbrück-Centrum), Düsseldorf (Proteomics), Erlangen (Rheumatologie), Freiburg (Neuropathologie), Halle-Wittenberg (Ernährungswissenschaften), Hattingen (Neurologie und Komplementärmedizin), Kopenhagen (Dänemark), Leipzig, Los Angeles (USA), Ramt Gan (Israel) und Regensburg (Neurologie) durchgeführt.

Förderung

Die Arbeiten wurden finanziell unterstützt unter anderen von der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Sonderforschungsbereichs/Transregios 128 und des Sonderforschungsbereichs 1365, der Medizinischen Fakultät der RUB im Forum-Programm, der Rose-Stiftung, dem Zentrum für Proteindiagnostik Prodi der RUB, der Deutschen Multiple-Sklerose-Gesellschaft in NRW, dem Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen (INST 213/840-1 FUGG), der Israel Science Foundation (1384/18) sowie dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (FKZ 031 A 534A).

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Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Corona-Pandemie: Statistische Konzepte und ihre Grenzen

Noch ist ungewiss, wie sich die COVID 19-Pandemie weiter entwickeln wird. 

Die „Unstatistik des Monats“ möchte in der aktuellen Situation helfen, zumindest bezüglich statistischer Konzepte etwas Licht ins Dunkel zu bringen. 

Daher gibt es keine übliche Unstatistik, stattdessen werden wesentliche Konzepte und deren Grenzen erklärt. [...] Hinsichtlich von Statistiken gilt derzeit das Prinzip, sich beim Fahren auf Sicht durch die skizzierten Modellrechnungen leiten, sich von Einzelinformationen jedoch nicht zu sehr beeindrucken zu lassen. 
 
Die Schätzung der Verbreitungs-Raten

Bei Pandemien kommt es üblicherweise zu einem exponentiellen Wachstum der Zahl der Infizierten, da jeder Infizierte andere Personen infiziert, die im Sinne eines Schneeballeffekts wiederum andere Personen infizieren.

  • Exponentielles Wachstum ist somit durch konstante Wachstumsraten und nicht nur durch konstante absolute Zuwächse gekennzeichnet. 
  • Es führt daher unweigerlich dazu, dass sich die Zahl der Infizierten in einem bestimmten Zeitraum verdoppelt. 
  • Ist dieser Zeitraum kurz, wird die absolute Anzahl der Infizierten rasch sehr groß, unabhängig davon, ob man von einer kleinen oder von einer etwas größeren Ausgangsbasis aus startet.

Kennt man die grundlegenden Eigenschaften des Krankheitsbilds, kann man die Entwicklung einer Pandemie ziemlich genau prognostizieren.

Im Wesentlichen geht es dabei um drei Faktoren: 

  1. Erstens ist entscheidend, wie viele Menschen eine infizierte Person typischerweise ansteckt (der sogenannte Reproduktionsfaktor). Dieser Faktor hängt nicht nur vom Virus ab, sondern auch von unserem Kontaktverhalten. 
  2. Zweitens ist für diesen Reproduktionsfaktor von zentraler Bedeutung, wie lange eine infizierte Person ansteckend ist. 
  3. Drittens entscheidet die Frage, ob nach dem Durchstehen der Krankheit eine Immunität eintritt oder nicht, ebenfalls über die Zahl der möglichen Neuinfektionen.

Auf Basis einer Einschätzung dieser Faktoren kann man die exponentielle Ausbreitung einer derartigen Pandemie in der Bevölkerung recht verlässlich abschätzen.

Wir beobachten seit dem 15. März eine tägliche Wachstumsrate der Infizierten von ca. 23 Prozent, d.h. die Zahl der Infizierten verdoppelt sich alle 3 Tage. Verwendet man allein zum Zweck der Verdeutlichung ein exponentielles Wachstumsmodell und startet man mit 6.000 Infizierten (ca. die Anzahl der Infizierten am 15. März), wären innerhalb von 14 Tagen knapp 109.000 Personen infiziert, nach 30 Tagen nahezu 3 Millionen.

Es ist wiederum offensichtlich, dass diese Entwicklung die Kapazitäten der Gesundheitsversorgung schnell ausreizen dürfte, selbst wenn nur ein sehr geringer Anteil an Infizierten einen schweren Krankheitsverlauf zeigt, der zu einer Behandlung auf einer Intensivstation zwingt oder ansonsten lebensbedrohlich verläuft. So wären beispielsweise bei 1,5 Million Infizierten und einem Anteil schwerer Verläufe von nur 3% die in Deutschland verfügbaren Intensivkapazitäten selbst dann schon bei weitem ausgereizt, wenn man dort keinerlei andere schwere Fälle zu behandeln hätte. Eine Rationierung von Intensivkapazitäten nicht mehr vermeiden zu können, bedeutet somit im Klartext, eine Vielzahl von Todesfällen hinnehmen zu müssen.

Somit wird, solange es keinen Impfstoff gibt, der Reproduktionsfaktor zur entscheidenden Stellschraube einer jeden denkbaren Abwehrstrategie. Sobald dieser Faktor auf den Wert 1 sinkt, wird die Anzahl der Neuinfektionen bei dem dann erreichten Stand stabilisiert, fällt er darunter, geht diese Anzahl wieder zurück. Ließen sich einzelne Fälle von Infizierten sofort trennscharf erkennen, dann wäre es vergleichsweise leicht zu organisieren, dass diese Infizierten isoliert und ihre direkten Kontaktpersonen unter Quarantäne gestellt werden. Der Reproduktionsfaktor würde dann voraussichtlich rasch sinken, es könnte eine (wachsame) Form der Normalität einkehren.

Im Augenblick steht diese Lösung aber nicht im Ansatz zur Verfügung, die entsprechenden Testkapazitäten und die Verfahren zur Umsetzung dieser Strategie müssen erst aufgebaut werden (eine entsprechende online-Petition von „Unstatistikerin“ Katharina Schüller, um dies zu beschleunigen, findet sich hier). Somit bleibt im Augenblick nur die wenig trennscharfe und für unser Wirtschafts- und Gesellschaftsleben schmerzhafte Strategie, durch eine generelle Verringerung der direkten sozialen Kontakte die Ausbreitung von COVID-19 zu verlangsamen. Wenn die Bevölkerung dabei diszipliniert mitwirkt, können die mathematischen Gesetze des exponentiellen Wachstums somit helfen, die Ausbreitung stark zu bremsen. In obigem Beispiel würde eine Halbierung der täglichen Wachstumsrate auf 12 Prozent lediglich zu knapp 30 Tausend Infizierten nach 14 Tagen und 180 Tausend Infizierten nach 30 Tagen führen. Je konsistenter wir alle uns die Hände waschen, Distanz halten und andere hygienisches Maßnahmen ergreifen, desto geringer wird die Wachstumsrate.

Das alles sind natürlich nur Beispielrechnungen. Aktuell gibt es zu allen drei oben genannten Faktoren im Falle von COVID-19 keine völlig trennscharfen Informationen, denn wir betreten damit notgedrungen Neuland. Die Statistik, die Epidemiologie und virologische Expertise sind somit gleichermaßen nötig, um aus den neu eintreffenden Daten zumindest grobe Schätzungen in Echtzeit abzuleiten, um so die Ausbreitung der Pandemie und die Wirksamkeit verschiedener Maßnahmen zu beurteilen. Wie viele Neuinfektionen in den kommenden Tagen zu erwarten sind, können selbst Experten aufgrund der unsicheren Datenlage nicht verlässlich prognostizieren. Dazu sind die Spannbreiten, innerhalb derer die unbekannten Parameter liegen können, viel zu groß.

Und doch reichen diese Beispielrechnungen völlig aus, um ein entschlossenes politisches Handeln zu begründen, das der Eindämmung der Neuinfektionen aktuell die absolute Priorität zuweist. So zeigen Modellrechnungen sowohl des Robert-Koch-Instituts als auch der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie eindeutig, dass es für die Frage, ob diese Strategie zu ergreifen ist, unerheblich ist, ob die Reproduktionsrate nun in der Realität bei 2,5 oder bei 1,5 liegt, oder ob kleinere Veränderungen der weiteren für den Einsatz dieser Modelle notwendigen Annahmen vorgenommen werden: Wird der Reproduktionsfaktor nicht rasch in Richtung des Wertes 1 gedrängt, wird das deutsche Gesundheitssystem innerhalb kürzester Zeit kollabieren. Es geht dann nur noch um die Frage nach der Anzahl der Wochen, bis dieser Punkt erreicht ist. Dies kann nur jetzt noch verhindert werden.

Die Einordnung der Fallzahlen

Die Dynamik von Infektionskrankheiten weist zwischen der ursprünglichen Ansteckung und der Ausprägung von Symptomen üblicherweise eine Inkubationszeit auf und verhindert so nicht nur, dass man die Infizierten ohne ein ausgeprägtes System des umfassenden Testens frühzeitig erkennen und isolieren kann. Sondern sie führt ebenfalls unweigerlich dazu, dass die Wirksamkeit von Maßnahmen, die heute eingeleitet werden, erst in einigen Tagen oder gar Wochen sichtbar werden, und das selbst dann, wenn sie sofort die angestrebte Wirkung entfalten. Vor allem kann man aus nach wie vor steigenden Fahlzahlen nicht auf eine mangelnde Wirksamkeit der jetzt angestrengten Maßnahmen schließen.

Erschwerend kommt hinzu, dass man die Schlussfolgerungen in der aktuellen Situation auf besonders unsicheres Datenmaterial gründen muss. So hat die Zahl der getesteten Infizierten nur bedingt etwas mit der Zahl der tatsächlichen Infizierten zu tun, weil Menschen mit wenigen oder gar keinen Symptomen bislang in den seltensten Fällen getestet werden, insbesondere nicht, wenn sie keinen Kontakt zu nachweislich Infizierten hatten. Erst mit der Entwicklung schnellerer Testverfahren, die vor wenigen Tagen erstmals in Deutschland zum Einsatz kamen, wird es möglich werden, systematisch zu testen. Dabei wird es voraussichtlich regionale Unterschiede geben. Die Anzahl der erfassten Infizierten wird stark davon abhängen, wie intensiv in den unterschiedlichen Regionen getestet wird.

Ändert sich nun aufgrund neuer Testverfahren der Anteil der bestätigten Fälle an allen Infizierten, d.h. der Summe aus bestätigten Fällen und der nach wie vor nicht erfassten Fälle („Dunkelziffer“), dann können die gemeldeten Fallzahlen steigen, ohne dass dem eine beschleunigte Erkrankungsdynamik zugrunde liegt. Die beobachteten Fallzahlen lassen daher nur bedingt Rückschlüsse darauf zu, ob die in einem Prognosemodell verwendeten Annahmen über die Ansteckungsraten korrekt waren oder nicht.

Deshalb unterliegen Mutmaßungen wie im Focus zu den gestiegenen Fallzahlen der vergangenen Tage vermutlich einem Fehlschluss. Denn durch Inkubationszeit, Test- und Auswertungsdauer etc. gehen die heutigen Fallzahlen auf Infektionen von vor 5-10 Tagen zurück. Am Montag vergangener Woche wurde allerdings ein neues, schnelleres Testverfahren (CDC-Test) vorgestellt. Mit gutem Grund lässt sich annehmen, dass damit die Test- und Auswertungsdauer in den darauffolgenden Tagen beschleunigt wurde und allein deshalb die Zahl der bestätigten Fälle vorübergehend ansteigt.

Zudem werden in der Berichterstattung immer wieder die aktuellen Maßnahmen den Fallzahlen gegenübergestellt ("trotz der verschärften Maßnahmen sind die Fallzahlen auch gestern weiter gestiegen", u.a. im „heute journal“ oder ähnlich auch bei „Spiegel Online“). Ob die verschärften Maßnahmen wirken, können wir aber vermutlich frühestens in ein bis zwei Wochen beurteilen. Insofern muss der Politik die Zeit gegeben werden, den Erfolg der Maßnahmen zu evaluieren. Die Strategie, der Ansteckungsdynamik durch eine konsequente Verringerung der sozialen Kontakte die Spitze zu brechen, sollte nicht durch Frustration über die ausbleibende Wirkung dieser Maßnahme in Frage gestellt werden, noch bevor sich diese Wirkung überhaupt erst in den Daten zeigen kann.

Die Fallstricke von Ländervergleichen

Da alle Nationen mehr oder weniger ihre eigene Strategie für den Umgang mit der Covid-19-Pandemie verfolgen, ist der internationale Vergleich im Prinzip eine hervorragende Grundlage, um wirksame Strategien zu identifizieren. Doch dazu reicht es nicht aus, die Entwicklung in Deutschland derjenigen in anderen Ländern einfach gegenüberzustellen, ohne die Begrenzungen der Vergleichbarkeit zu bedenken. Insbesondere hängen die erfassten Fallzahlen in jedem Land zentral davon ab, wie systematisch und umfangreich dort auf den Virus getestet wird. Ebenso hängt die nachgewiesene Ausbreitung des Virus aufgrund der geschilderten exponentiellen Natur des Fallwachstums sehr stark davon ab, wann die erste Person in einem Land infiziert wurde und wann eine Regierung Maßnahmen eingeführt hat – und nicht allein von den Maßnahmen selbst.

Darüber hinaus wird in vielen Ländervergleichen immer wieder auf das Verhältnis der Todesfälle zu den zum jeweiligen Zeitpunkt bestätigt Infizierten verwiesen bzw. die kumulierten Todesfälle durch die kumulierten bestätigten Fälle geteilt. Mit diesem Vorgehen wird jedoch eine falsche Vergleichsgruppe verwendet, und die Tödlichkeit von COVID-19 wird wiederum aufgrund des exponentiellen Wachstums unterschätzt. Sinnvoll wäre, die bestätigten Fälle der infizierten Kohorte, aus der die mutmaßlichen Todesfälle stammen, als Vergleichsgruppe zu wählen. Der Abgleich der Zeitreihen von bestätigten Infektionen und Todesfällen aus China und Deutschland lässt den Schluss zu, dass etwa 11 Tage Verzug das stabilste Verhältnis liefern, d.h. dass es am plausibelsten ist, den Anteil der Todesfälle an der Zahl der bestätigten Fälle 11 Tage zuvor zu berechnen.

Wird allerdings die Dunkelziffer nicht berücksichtigt (die wiederum erheblich vom Ausmaß der durchgeführten Tests abhängt), dann wird der Nenner der Verhältnisgröße zu klein und damit die geschätzte Letalität – d.h. der Anteil der Todesfälle an allen neu Infizierten – systematisch überschätzt. Darüber hinaus variiert die statistische Erfassung der Todesursachen von Land zu Land erheblich. Es ist schwer festzustellen, ob eine Person mit dem Virus oder durch den Virus gestorben ist. Wenn man, wie in vielen Ländern, bei Verstorbenen mit chronischen Krankheiten und im fortgeschrittenen Alter einen Coronavirus nachträglich feststellt, wird ein Teil davon nicht durch, sondern mit dem Virus gestorben sein. Dies führt ebenfalls zu einer Überschätzung der Todesrate. Insgesamt muss man festhalten, dass eine präzise Schätzung der Sterblichkeit zum derzeitigen Zeitpunkt nahezu unmöglich ist.

Allerdings gibt es ein natürliches Experiment, das Kreuzfahrtschiff „Diamond Princess“, bei dem von einer vollständigen Erfassung der Infizierten auszugehen ist, weil alle Passagiere getestet wurden. Zwar ist die Besatzung eines Kreuzfahrschiffs älter als die Durchschnittsbevölkerung, aber diese Altersverschiebung können Statistiker zumindest näherungsweise herausrechnen. Aus den Daten der „Diamond Princess“ ergibt sich nach einer Altersstandardisierung dann eine Sterblichkeit von COVID-19, die bei 0,5% liegt – mit einer Unsicherheit, die etwa bei +/-50% liegt.

Fazit

Die zur COVID-19-Pandemie bislang vorliegenden Erkenntnisse sind nicht ausreichend, um deren weitere Verbreitung verlässlich zu prognostizieren, erst recht nicht unter den Voraussetzungen unterschiedlicher politischer Maßnahmen zur Eindämmung von Neuinfektionen. Man sollte die Entwicklung der Pandemie zweifelsohne weiter detailliert verfolgen, jedoch ohne sich von Einzelinformationen zu sehr beeindrucken zu lassen. Aufgrund der exponentiell wachsenden Ausbreitung eines solchen Virus ist vermutlich der beste Fingerzeig auf eine erste Abschwächung der Problematik eine Verringerung der Zuwachsraten an mehreren Tagen hintereinander.

Im Augenblick gilt aber das Prinzip, sich beim Fahren auf Sicht durch die skizzierten Modellrechnungen leiten zu lassen. Denn trotz der Fülle an Faktoren, die eine verlässliche Prognose der künftigen Verbreitung verhindern, zeigen Simulationsstudien mit verschiedenen durchaus realistischen Szenarien sehr klar, dass das deutsche Gesundheitssystem innerhalb weniger Tage vollständig kollabieren würde, würde die Reproduktionsraten nicht über eine konsequente Vermeidung sozialer Kontakte rasch auf einen Wert von 1 reduziert werden. Dabei sollte man auch nicht jeden Tag panisch neu bewerten, ob die Maßnahmen Wirkung zeigen oder nicht. Die Wirkung dieser Maßnahme wird sich frühestens in ein bis zwei Wochen zeigen.

Der Verzögerung der Ausbreitung des Virus kann dem Gesundheitssystem dann hoffentlich die Zeit verschaffen, notwendige Kapazitäten zur Behandlung schwerer Fälle auszubauen und – mit etwas längerer Perspektive – zu Medikamenten und einem möglichen Impfstoff zu forschen. Vor allem ließe sich dadurch Zeit gewinnen, die Kapazitäten aufzubauen, um eine Vielzahl von Personen schnell und wiederholt zu testen. Dies würde die Möglichkeit eröffnen, stufenweise zu einem einigermaßen normalen Leben zurückzukehren und damit die negativen sozialen und wirtschaftlichen Konsequenzen dieser Pandemie einigermaßen zu begrenzen.

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Katharina Schüller (STAT-UP), Tel.: (089) 34077-447
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Mit der „Unstatistik des Monats“ hinterfragen der Berliner Psychologe Gerd Gigerenzer, der Dortmunder Statistiker Walter Krämer, die STAT-UP-Gründerin Katharina Schüller und RWI-Vizepräsident Thomas K. Bauer je-den Monat sowohl jüngst publizierte Zahlen als auch deren Interpretationen. Alle „Unstatistiken“ finden Sie im Internet unter http://www.unstatistik.de und unter dem Twitter-Account @unstatistik.
Originalpublikation:
http://www.rwi-essen.de/unstatistik/101/


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Kreislaufversagen von Patientinnen und Patienten auf der Intensivstation

Medizin am Abend Berlin - MaAB- Fazit: Kreislaufversagen vorhersagen

Forschende der ETH Zürich und des Inselspitals, Universitätsspital Bern, entwickelten eine Methode, mit der Kreislaufversagen von Patientinnen und Patienten auf der Intensivstation mit hoher Zuverlässigkeit vorhergesagt werden kann. 

Medizinisches Personal kann so früher intervenieren. 

Dem Ansatz zugrunde liegt die Auswertung umfangreicher Patientendaten durch Methoden des maschinellen Lernens. 
 
Patientinnen und Patienten auf der Intensivstation eines Spitals stehen unter genauer Beobachtung: 

Vitalwerte wie Puls, Blutdruck und Blutsauerstoffsättigung werden laufend gemessen. 

So haben die Ärztinnen und Pfleger eine Fülle von Daten zur Beurteilung des Gesundheitszustands der Patienten zur Verfügung. Dennoch ist es nicht einfach, aus diesen Informationen Prognosen zur weiteren Entwicklung des Zustands abzuleiten oder lebensbedrohliche Veränderungen weit voraus zu erkennen.

Forschende der ETH Zürich und des Inselspitals, Universitätsspital Bern, haben nun eine Methode entwickelt, welche die verschiedenen Vitalwerte sowie weitere medizinisch relevante Informationen über eine Patientin oder einen Patienten miteinander kombiniert. Dadurch kann ein kritisches Kreislaufversagen mehrere Stunden vor dem Eintreten vorausgesagt werden. Ziel ist es, in Zukunft mit der Methode die Vitalwerte im Spital in Echtzeit auszuwerten und das behandelnde Personal vorzuwarnen. Dieses kann somit frühzeitig geeignete Massnahmen einleiten.

Umfangreicher Datensatz

Die Entwicklung dieses Ansatzes ermöglichte ein umfangreicher Datensatz der Universitätsklinik für Intensivmedizin des Inselspitals. Diese begann 2005 als erste grosse Intensivstation in der Schweiz, detaillierte und zeitlich hochaufgelöste Daten von Intensivpatientinnen und -patienten in digitaler Form zu speichern. Für die Studie verwendeten die Forschenden Daten von 36'000 Aufenthalten auf der Intensivstation in anonymisierter Form und ausschliesslich von Patientinnen und Patienten, welche damit einverstanden waren, dass diese Daten für Forschungszwecke verwendet werden.

Auf Initiative von Tobias Merz, Forschungsmitarbeiter, ehemals Leitender Arzt in der Intensivmedizin am Inselspital Bern und heute am Auckland City Hospital tätig, analysierten Forschende um die ETH-Professoren Gunnar Rätsch und Karsten Borgwardt diese Daten mit Methoden des maschinellen Lernens. «Die so entwickelten Algorithmen und Modelle konnten im genutzten Datensatz 90 Prozent aller Kreislaufversagen vorhersagen. In 82 Prozent aller Fälle erfolgte die Vorhersage mindestens zwei Stunden im Voraus, womit den Ärzten Zeit für eine Intervention geblieben wäre», sagt Gunnar Rätsch, Professor für Biomedizininformatik an der ETH Zürich.

Verhältnismässig wenige Messgrössen reichen

Für diese Arbeit standen den Forschern pro Patient mehrere Hundert unterschiedliche Messgrössen und medizinische Informationen zur Verfügung. «Wir konnten allerdings zeigen, dass bereits 20 Messgrössen für eine genaue Vorhersage ausreichen. Dazu gehören unter anderem Blutdruck, Puls, verschiedene Blutwerte, das Alter sowie die verabreichten Medikamente», erklärt Karsten Borgwardt, Professor für Data Mining an der ETH Zürich.

Um die Qualität der Vorhersagen weiter zu verbessern, planen die Forschenden, Patientendaten weiterer grosser Spitäler in künftige Analysen einzubeziehen. Zudem sollen der anonymisierte Datensatz sowie die Algorithmen und Modelle anderen Wissenschaftlern zur Verfügung gestellt werden.

Wenige, dafür hochrelevante Alarme

«In der intensivmedizinischen Patientenbetreuung ist es zentral, Kreislaufversagen zu verhindern. Selbst kurze Zeiträume mit ungenügendem Kreislauf erhöhen die Sterblichkeit deutlich», sagt der Intensivmediziner Tobias Merz.

 «Heute müssen wir auf der Intensivstation mit einer Vielzahl von Alarmen umgehen. Diese sind nicht sehr präzise. Häufige Fehlalarme und kurze Vorwarnzeiten führen zu Verzögerungen bei kreislaufunterstützenden Massnahmen.» Die Forschenden möchten mit ihrem Ansatz daher die Vielzahl an Alarmen auf wenige, dafür hochrelevante und frühzeitige Alarme reduzieren. Dies ist möglich, wie die Studie zeigte: Mit der neuen Methode liesse sich die Anzahl der Alarme auf einen Zehntel reduzieren.

Damit die Methode als Frühwarnsystem eingesetzt werden kann, ist weitere Entwicklungsarbeit nötig. Ein erster Prototyp existiert bereits, wie ETH-Professor Rätsch sagt. Dessen Verlässlichkeit muss nun in klinischen Studien nachgewiesen werden.

Diese Forschungsarbeit wurde zu einem wesentlichen Teil vom Schweizerischen Nationalfonds gefördert.

Originalpublikation:
Hyland SL, Faltys M, Huser M, Lyu X, Gumbsch T, Esteban C, Bock C, Horn M, Moor M, Rieck B, Zimmermann M, Bodenham D, Borgwardt K, Rätsch G, Merz TM: Early prediction of circulatory failure in the intensive care unit using machine learning. Nature Medicine, 9. März 2020, doi: 10.1038/s41591-020-0789-4

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Die fruchtbaren Tage der Frau: Männer werden dann noch attraktiver

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Forschungsteam der Universität Göttingen untersucht Auswirkungen des Zyklus auf die Männerwahl

Dass Frauen unterschiedliche Verhaltensweisen von Männern anziehend finden, je nachdem, in welchem Teil des Zyklus sie sich gerade befinden, wurde bereits erforscht. 

Eine neue Studie der Universität Göttingen mit der bisher größten Stichprobengröße stellt diese Ergebnisse jedoch in Frage. Demnach hatten Veränderungen im Zyklus der Frauen keinen Einfluss auf ihre Präferenzen für ein bestimmtes Verhalten von Männern. 

  • Das Forschungsteam fand jedoch heraus, dass Frauen während ihrer fruchtbaren Tage alle Männer etwas attraktiver fanden. 

Die Teilnehmerinnen geben eine Speichelprobe zur Hormonanalyse ab.
Die Teilnehmerinnen geben eine Speichelprobe zur Hormonanalyse ab.
Foto: Julia Stern, Universität Göttingen

Forschungsteam der Universität Göttingen untersucht Auswirkungen des Zyklus auf die Männerwahl 

  • Unabhängig vom Hormonzyklus bewerteten sie flirtende Männer als attraktiver für sexuelle Beziehungen, aber weniger attraktiv für langfristige Beziehungen.
  • Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Psychological Science erschienen.

Nach einer Hypothese, der sogenannten „good genes ovulatory shift hypothesis“, fühlen sich Frauen während des Eisprungs zu Männern hingezogen, die gute Gene für möglichen Nachwuchs versprechen.

Um diese Hypothese zu überprüfen, untersuchten die Forscherinnen und Forscher 157 heterosexuelle Teilnehmerinnen zwischen 18 und 35 Jahren mit einem natürlichen, regelmäßigen Zyklus. Die Probandinnen sahen sich dafür Videos an, die einen Mann zeigen, der eine Frau kennenlernt, die nicht im Bild zu sehen ist. In vier Testsitzungen bewerteten die Teilnehmerinnen die Männer sowohl nach der sexuellen Attraktivität für eine kurzfristige, unverbindliche Beziehung als auch nach der Attraktivität für eine langfristige Beziehung. Die Frauen wurden gebeten, sich auf das Verhalten der Männer zu konzentrieren. Um den aktuellen Hormonspiegel, vor allem die fruchtbaren Tage der Teilnehmerinnen zu analysieren, verwendete das Forschungsteam Speichelproben und hochempfindliche Urin-Ovulationstests.

  • Die Forscherinnen und Forscher fanden keine Hinweise darauf, dass sich die Präferenz der Frau für den Partner im Laufe des Ovulationszyklus ändert. 
  • Vielmehr scheinen Frauen während ihrer fruchtbaren Tage im Vergleich zu anderen Zyklusphasen jeden Mann als etwas attraktiver wahrzunehmen. 
  • Sie fanden auch heraus, dass Männer, die sich konkurrenzfähiger verhielten und mehr um Frauen warben, etwa durch Flirten, für kurzfristige sexuelle Beziehungen als attraktiver, aber als weniger attraktiv für langfristige Beziehungen bewertet wurden, unabhängig von der Zyklusphase oder vom Hormonspiegel. 


Bei vier verschiedenen Gelegenheiten sahen sich die Teilnehmerinnen Videos an, in denen ein Mann eine Frau kennenlernte. Sie bewerteten die Männer nach ihrer Attraktivität.

Bei vier verschiedenen Gelegenheiten sahen sich die Teilnehmerinnen Videos an, in denen ein Mann eine Frau kennenlernte. Sie bewerteten die Männer nach ihrer Attraktivität.
Foto: Julia Stern, Universität Göttingen

Erstautorin Dr. Julia Stern vom Institut für Psychologie der Universität Göttingen sagt:

„Es gibt eine Menge Forschung zu den Partnerpräferenzen von Frauen, sodass wir zunächst überrascht waren, dass wir nicht die gleichen Effekte sahen. Unsere neuen Ergebnisse stimmen jedoch mit anderen neueren Studien überein, die strengere Methoden als die bisherigen Studien anwenden.  

Dass die Probandinnen in der fruchtbaren Phase die Attraktivität der Männer unabhängig von deren Verhalten als höher bewerten, ist neu und deutet darauf hin, dass die Paarungsmotivation der Frauen in dieser Phase höher ist.“

Das Forschungsteam folgte strengen Methoden, beispielsweise durch die Vorregistrierung ihrer Studie vor der Datenerhebung und durch die Anwendung von „Open science“-Praktiken wie die öffentliche Bereitstellung ihrer Daten und Analysen.

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Dr. Julia Stern
Georg-August-Universität Göttingen
Institut für Psychologie
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Prof. Dr. Lars Penke
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Originalpublikation:
Originalveröffentlichung: Julia Stern, Tanja M. Gerlach, Lars Penke. Probing ovulatory cycle shifts in women’s preferences for men’s behaviors. Psychological Science (2019). DOI: 10.1177/0956797619882022

Prolaktin-Spiegel: Stillhormon

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Metabolische Klassifikation der Prolaktin-Spiegel für Patienten mit Übergewicht und Diabetes

Mexikanische und deutsche Wissenschaftler des Instituts für Neurobiologie der Nationalen Universität Mexikos (UNAM), des Klinikums Nürnberg und der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Nürnberg haben Studien über den Zusammenhang des Prolaktin-Spiegels und der metabolischen Gesundheit bzw. der Entstehung von Diabetes analysiert und interpretiert. 

Als Konsequenz dieser Analysen wird eine neue Einteilung der Prolaktin-Spiegel für Patienten vorgeschlagen, welche als „metabolische Klassifikation der Prolaktin-Spiegel“ bezeichnet wird. 
 
Lange wurde angenommen, dass das Hypophysenhormon Prolaktin, welches eine fundamentale Rolle in der Laktation spielt und deshalb auch „Stillhormon“ genannt wird, die Entstehung von Diabetes begünstigt.

Medizin am Abend Berlin ZusatzFachLink: Prolaktin Labor  

Diese Sichtweise entstand durch die Arbeiten des argentinischen Physiologen Bernardo Houssay, der davon ausging, dass alle Hormone des vorderen Hypophysenlappens diabetogen sind. Für diese Arbeiten erhielt Bernardo Houssay 1947 den Nobelpreis für Physiologie und Medizin.

Die Annahme, dass Prolaktin diabetogen ist und das hohe Prolaktin-Spiegel sich nachteilhaft auf den Metabolismus auswirken, besaß bis vor kurzem Gültigkeit.

  • Tatsächlich ist es so, dass exzessiv hohe Prolaktin-Spiegel, wie zum Beispiel bei Patienten mit einem Prolaktin-produzierenden Hypophysentumor, oder sehr niedrige Prolaktin-Spiegel, mit Gewichtszunahme, Übergewicht, dem Metabolischen Syndrom und Typ 2 Diabetes Mellitus assoziiert sind.
  • Prolaktin-Spiegel im hoch-normalen und niedrigen hyperprolaktinämischen Bereich sind allerdings mit metabolischer Gesundheit assoziiert. 

Dies wurde in zahlreichen epidemiologischen Studien gezeigt und wird durch Ergebnisse aus experimentellen Modellen für Fettleibigkeit, Insulinresistenz und Diabetes in Tieren gestützt.

Mexikanische und deutsche Wissenschaftler von dem Institut für Neurobiologie der Nationalen Universität Mexikos (UNAM) und des Klinikums Nürnberg und der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Nürnberg haben diese Studien analysiert und interpretiert. Als Konsequenz dieser Analysen wird eine neue Einteilung der Prolaktin-Spiegel für Patienten vorgeschlagen, welche als „metabolische Klassifikation der Prolaktin-Spiegel“ bezeichnet wird.

Die Autoren stellten fest, welche Prolaktin-Spiegel die metabolische Gesundheit beeinflussen und empfehlen die Berücksichtigung dieser Prolaktin-Spiegel in Studien zu metabolischen Erkrankungen, wie beispielsweise Typ 2 Diabetes.

  • Es wird vermutet, dass Prolaktin-Spiegel im hoch-normalen und niedrig hyperprolaktinämischen Bereich (bis zu 100 µg/L) nicht nur mit metabolischer Gesundheit assoziiert sind, sondern sogar dazu dienen könnten die metabolische Homöostase aufrechtzuerhalten und der Entwicklung von Typ 2 Diabetes entgegenzuwirken.

„Patienten mit hohen Prolaktin-Spiegeln werden oft aus Untersuchungen zu Typ 2 Diabetes und Prolaktin ausgeschlossen wohingegen es genau diese Patienten sind, welche genauer untersucht werden sollten“ erläutert Dr. Jakob Triebel, einer der Autoren der Studie.

„Der Ausschluss von Patienten mit erhöhten Prolaktin-Spiegeln stellt eine Selektionsverzerrung dar und sollte vermieden werden“, erklärt Dr. Triebel.

Gemäß der Autoren sind die wesentlichen Fragen, die durch die Studie aufgeworfen werden, die Identifikation der unbekannten Faktoren, welche für erniedrigte Prolaktin-Spiegel in Patienten mit metabolischen Erkrankungen führen, sowie die Entdeckung von Mechanismen zur Regulierung der Prolaktin-Spiegel in Personen ohne metabolische Erkrankungen.

Die Studie erscheint in der Fachzeitschrift „Trends in Endocrinology and Metabolism“, wurde am 7. Februar 2020 online publiziert.

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Yazmín Macotela Ph.D.
Instituto de Neurobiología
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Email: macotelag@unam.mx

PD Dr. med. Jakob Triebel
Universitätsinstitut für Klinische Chemie, Laboratoriumsmedizin und Transfusionsmedizin
Chefarzt Prof. Dr. med. Thomas Bertsch
Klinikum Nürnberg und Paracelsus Medizinische Privatuniversität Nürnberg
90419 Nürnberg
Deutschland
Email: Jakob.Triebel@gmx.de
Website: http://jakobtriebel.de

Carmen Clapp Ph.D.
Instituto de Neurobiología
Universidad Nacional Autónoma de México (UNAM)
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Bernd Siegler Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Standort Nürnberg
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Originalpublikation:
https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S1043276020300047.

10.1016/j.tem.2020.01.004

Einladung zur Studie: Das Reizdarmsyndrom; Morbous-Chrohn im Blick

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Integrative Medizin: Das Beste aus zwei Welten

Das Staatsministerium für Gesundheit und Pflege fördert die Erforschung der Integrativen Medizin in Bayern. 

Dazu startet ein Kooperationsprojekt der Universität und des Universitätsklinikums Würzburg mit dem Klinikum Bamberg. 
 
Die Möglichkeiten der konventionellen Medizin und der Naturheilkunde in einem ganzheitlichen Ansatz bestmöglich nutzen:

Das wünschen sich viele Patientinnen und Patienten, das ist der Anspruch der Integrativen Medizin: das „Beste aus zwei Welten“ zu vereinen.

Darüber hinaus will die Integrative Medizin einen gesunden Lebensstil fördern und damit chronische Krankheiten verhindern, die durch Bewegungsmangel, Fehlernährung und Stress entstehen.

360.000 Euro Förderung vom Freistaat

Für diesen komplexen Ansatz fehlen aber oft gesicherte wissenschaftliche Erkenntnisse. Darum fördert das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege seit Anfang des Jahres das Projekt IMBAY-2020 – Integrative Medizin in Bayern 2020. Es stellt den beteiligten Partnern für 18 Monate insgesamt 360.000 Euro zur Verfügung.

„Oberstes Ziel ist es, Patientinnen und Patienten die bestmögliche wirksame Therapie zukommen zu lassen. Daher stellt die Evaluation der Studie einen wichtigen Bestandteil der Qualitätssicherung von IMBAY-2020 dar“, so Staatsministerin Melanie Huml.

Das Institut für Epidemiologie und Biometrie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU), das Universitätsklinikum Würzburg (Institut für Allgemeinmedizin, Arbeitsgruppe Komplementäre Onkologie Integrativ Medizinische Klinik II/Comprehensive Cancer Center Mainfranken) und die neue Klinik für Integrative Medizin am Klinikum Bamberg führen das Projekt in enger Kooperation gemeinsam durch.

Das Reizdarmsyndrom im Blick

IMBAY-2020 besteht aus drei Teilprojekten.

  • Eins davon beschäftigt sich mit dem „Reizdarmsyndrom“, das circa zehn Prozent der Bevölkerung betrifft. 
  • Es besteht aus Symptomen wie diffusen Bauchschmerzen oder Unregelmäßigkeiten bei der Verdauung, für die sich keine organische Ursache finden lässt.

„Für diese Beschwerden gibt es sehr unterschiedliche therapeutische Ansätze. Was bisher fehlt, ist eine systematische Zusammenfassung und kritische Bewertung der naturheilkundlichen Studien sowie Empfehlungen zu Veränderungen des Lebensstils“, erklärt Projektleiter Thomas Keil, Professor für Prävention und Gesundheitsförderung an der JMU. In enger Kooperation wollen die Projektpartner diesen Mangel nun beheben.

Programm für Morbus-Crohn-Betroffene

Das zweite Teilprojekt ist eine Interventionsstudie, die am Klinikum Bamberg unter der Leitung von Professor Jost Langhorst durchgeführt wird. Ihr Ziel ist es, ein multimodales Programm zur Stressreduktion und Verbesserung des Lebensstils bei der schweren entzündlichen Darmkrankheit Morbus Crohn zu untersuchen. Das 60-stündige Tagesklinikprogramm beinhaltet Seminare und praktische Übungen zu Stressbewältigung, Achtsamkeit, Ernährung und Bewegung. Ein Schwerpunkt liegt auf naturheilkundlichen Anwendungen und Selbsthilfestrategien.

Wer an Morbus Crohn leidet, in Franken lebt und mehr über die IMBAY-Studie wissen möchte, kann sich telefonisch unter der Nummer (0951) 503-11650 melden oder eine E-Mail schicken: FIGN@sozialstiftung-bamberg.de

Professor Jost Langhorst ist Leiter der neuen Klinik für Integrative Medizin und Naturheilkunde, die vor einem Jahr mit der gleichnamigen Forschungsabteilung am Klinikum Bamberg gegründet wurde. „Bei uns werden ambulante und stationäre Patientinnen und Patienten nach einem individuell auf sie abgestimmten Therapiekonzept behandelt. Dabei werden moderne schulmedizinische Verfahren, wissenschaftlich belegte Naturheilkunde und achtsamkeitsbasierte Modifikationen des Lebensstils miteinander verbunden und in Studien wissenschaftlich weiter erforscht.“ So erläutert Langhorst das Konzept der Klinik.

Langhorst ist außerdem Inhaber des Stiftungslehrstuhls „Integrative Medizin“ der Universität Duisburg-Essen, der im Januar am Bamberger Klinikum offiziell eröffnet wurde. Das Lehrstuhlteam entwickelt neue Behandlungsansätze und evaluiert und etabliert vorhandene Verfahren. Seine Forschungsschwerpunkte liegen auf chronischen Darmerkrankungen, chronischen Schmerzen des Bewegungsapparates, Fibromyalgie, Gynäkologie und Geburtshilfe.

Umfrage zum Status der Integrativen Medizin

Im dritten Teilprojekt wird unter gemeinsamer Federführung der Universität und des Universitätsklinikums Würzburg (Dr. Claudia Löffler, Medizinische Klinik II/CCC) eine bayernweite Umfrage unter Unikliniken und anderen Krankenhäusern zum Status der Integrativen Medizin durchgeführt. 

Ziel ist es, einen Überblick über das Spektrum und die Akzeptanz naturheilkundlicher Verfahren und Lebensstil-Interventionen in unterschiedlichen Fachgebieten zu gewinnen.

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Prof. Dr. Thomas Keil, Professur für Prävention und Gesundheitsförderung am Institut für Klinische Epidemiologie und Biometrie der Universität Würzburg, thomas.keil@uni-wuerzburg.de

Prof. Dr. Jost Langhorst, Klinik für Integrative Medizin und Naturheilkunde am Klinikum Bamberg, T +49 951 503-11251

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