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PD Dr. Kerling: Die Klinik für Rehabilitations- und Sportmedizin- Patienten mit Herzerkrankungen und Leistungsport

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: MHH erwirbt Zertifikat „Sportkardiologie“ auf höchstem Level

Die Hochschule ist die einzige Einrichtung in Norddeutschland mit dieser Zusatzqualifikation. 

Die Auszeichnung ist die Bestätigung für eine hohe fachliche Kompetenz bei der Betreuung von Menschen mit Herzerkrankungen sowie von Leistungssportlerinnen und -sportlern. 

PD Dr. Kerling untersucht eine Sportlerin auf dem Fahrradergometer

 PD Dr. Kerling untersucht eine Sportlerin auf dem Fahrradergometer Karin Kaiser / MHH

Die Klinik für Rehabilitations- und Sportmedizin der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) hat die Zusatzqualifikation „Sportkardiologie“ der Stufe 3 erworben. Das Zertifikat der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) bescheinigt der Klinik eine spezialisierte kardiologische Kompetenz in der Sportkardiologie auf höchstem Niveau. 

Davon profitieren Patientinnen und Patienten mit Herzerkrankungen ebenso wie Leistungssportlerinnen und -sportler.

Herzkranke und junge Spitzensportler

Bewegung und Sport haben eine große Bedeutung für die Herzgesundheit. Körperliche Aktivität ist wichtig bei der Prävention und bei der Therapie von kardialen Erkrankungen. „Regelmäßiges und strukturiertes Training ist ein unverzichtbarer Bestandteil der Behandlung“, erklärt Privatdozent (PD) Dr. Arno Kerling von der Klinik für Rehabilitations- und Sportmedizin. Er ist Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie sowie Leiter der Sportmedizin im Olympiastützpunkt Niedersachsen. In der MHH untersucht er Patientinnen und Patienten mit unterschiedlichen kardiologischen Erkrankungen und stimmt mit ihnen einen individuellen Trainingsplan ab, unter anderem auch für den Rehasport. Im Olympiastützpunkt begutachtet er mit seinem Team im Rahmen der sportmedizinischen Grunduntersuchung rund 1.000 junge Athletinnen und Athleten pro Jahr. Dort geht es beispielsweise darum, potenziell bedrohliche kardiale Erkrankungen zu erkennen oder zu beurteilen, ob Veränderungen am Herzen krankhaft oder „nur“ sportbedingt sind.

Beide profitieren

PD Dr. Kerling, der den Qualifizierungsprozess leitete, liebt beide Patientengruppen: 

„Das Schöne ist, dass sie beide sehr motiviert sind. 

Die einen möchten ihre Gesundheit stabilisieren oder verbessern, die anderen wollen ihren sportlichen Erfolg voranbringen.“ Von dem Zertifikat „Sportkardiologie“ profitieren aus seiner Sicht beide Gruppen. Die eine durch eine höhere Qualität in der medizinischen Versorgung, die andere durch eine bessere kardiologische Betreuung während der sportlichen Karriere.

Rezertifizierung nach sieben Jahren

Die MHH ist die einzige Einrichtung in Norddeutschland mit dem Zertifikat „Sportkardiologie“. 

Die Stufe 3 haben in ganz Deutschland nur vier Einrichtungen erreicht. 

Das Curriculum der DGK orientiert sich an den Empfehlungen der European Association of Cardiovascular Prevention and Rehabilitation der European Society of Cardiology. 

Stufe 3 umfasst das gesamte sportkardiologische Spektrum einschließlich der Beurteilung von Leistungssportlern. 

Dementsprechend ist auch eine Weiterbildung geeigneter ärztlicher Kollegen für die Zusatzqualifikation „Sportkardiologie“ möglich. 

Das Zertifikat muss nach sieben Jahren rezertifiziert werden. 

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 PD Dr. Arno Kerling

kerling.arno@mh-hannover.de

Telefon (0511) 532-5328

Stefan Zorn Medizinische Hochschule Hannover

Carl-Neuberg-Straße 1
30625 Hannover
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Deutschland
Niedersachsen

Telefon: 0511 / 532-6773
Fax: 0511 / 532-3852
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Prof. Dr. Selma Rudert: Phänomen der sozialen Ausgrenzung

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit:Du nicht! Warum und wann wir andere ausgrenzen

Aktuelle Studie zeigt: Menschen grenzen andere nicht beliebig, sondern strategisch aus

Menschen grenzen Menschen aus – Aus welchen Gründen und in welchen Situationen Menschen andere ausschließen, hat Juniorprofessorin Dr. Selma Rudert in einem Team aus Forscherinnen und Forschern der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität Kaiserslautern-Landau (RPTU) und der Universität Basel untersucht. 

  • Das Ergebnis: Menschen grenzen andere Personen aus, die sich ihrer Ansicht nach unangemessen verhalten oder entbehrlich für die Ziele der Gruppe sind – und das durchaus strategisch. 

Soziale Ausgrenzung kommt häufig vor. Dabei grenzen Menschen vor allem Personen aus, die sich ihrer Ansicht nach unangemessen verhalten oder entbehrlich für die Ziele der Gruppe sind, so das Ergebnis einer aktuellen Studie.

Soziale Ausgrenzung kommt häufig vor. Dabei grenzen Menschen vor allem Personen aus, die sich ihrer Ansicht nach unangemessen verhalten oder entbehrlich für die Ziele der Gruppe sind, so das Ergebnis einer aktuellen Studie. Christiane Büttner

Das Forschungsteam untersuchte die Gründe für Ausgrenzung in fünf Experimenten und zwei Befragungen mit insgesamt über 2.000 Teilnehmenden. 

In den Befragungen berichteten die Teilnehmenden eigene Erfahrungen in der Rolle der Ausgrenzenden sowie der Ausgegrenzten. In den Experimentalstudien sollten die Teilnehmenden eine Gruppe für eine darauffolgende Aufgabe zusammenstellen und hatten die Möglichkeit, zuvor eine Person aus der Gruppe auszuschließen.

„Wir konnten in allen Studien zwei zentrale Motive identifizieren, warum Menschen andere Personen ausgrenzen“, erklärt Sozialpsychologin Rudert. 

  • Erstens werden Gruppenmitglieder eher ausgeschlossen, die dazu neigen, Regeln zu brechen und sich nicht an die Normen der Gruppe halten. 
  • Zweitens werden Personen, die nicht mit der Leistung der Gruppe mithalten können und dadurch die Gruppenziele gefährden, oft als entbehrlich angesehen und ebenfalls ausgeschlossen.


Menschen grenzen andere strategisch aus

„Ein bedenklicher Befund der Studien ist, dass sich oft eine Mehrheit der Teilnehmenden für ausgrenzendes Verhalten entschied, wenn es den Zielen der Gruppe dienlich war“, so Rudert. 

Es gibt jedoch auch vereinzelte Lichtblicke: 

  • Viele der Teilnehmenden handelten strategisch in ihren Entscheidungen und grenzten nicht einfach beliebig alle Menschen aus, die aus irgendeinem Grund anders waren. 
  • Der Kontext spielte hier eine entscheidende Rolle: 
  • So wurden Personen, die leistungsschwach, aber sehr kooperativ waren, seltener ausgeschlossen, wenn für eine anstehende Aufgabe die Bedeutung der gemeinsamen Zusammenarbeit relevanter war als die Leistung. 
  • Umgekehrt wurden wenig kooperative, aber leistungsstarke Personen seltener ausgeschlossen, wenn die Gruppenaufgabe auf Leistung anstatt auf Zusammenarbeit ausgerichtet war.


In den aktuellen Studien hat sich das Forschungsteam auf bewusste Ausgrenzungsentscheidungen fokussiert, die Menschen zum Wohl der Gruppe treffen. „Es können allerdings auch andere Motive zum Tragen kommen“, betont Rudert. So können Menschen auch aus eigennützigen Gründen ausschließen, beispielsweise, weil sie ihre eigene Position in der Gruppe durch die andere Person als bedroht erleben. „Und in vielen Situationen liegt überhaupt kein klares Motiv vor“, so Rudert. Menschen grenzen andere auch unbewusst oder versehentlich aus, weil sie die Person schlichtweg übersehen oder nicht an sie gedacht haben.

Die aktuelle Studie ist eine Erweiterung in der Forschung zur sozialen Ausgrenzung, in der Rudert und ihre Kolleginnen und Kollegen einen neuen Fokus auf die Motive der Ausgrenzenden legen. Bisherige Forschung zu Ausgrenzung konzentrierte sich oftmals auf das Erleben der ausgegrenzten Person und nicht auf die Frage, warum es überhaupt zur Ausgrenzung kommt.

 „Dieser Aspekt ist allerdings wichtig, um das Phänomen der sozialen Ausgrenzung zu verstehen und ihr entgegenwirken zu können“, unterstreicht Rudert. 

In vorangehenden Studien konnten die Forschenden zeigen, dass Persönlichkeit ein wichtiger Risikofaktor für soziale Ausgrenzung ist. 

Wenig verträgliche und unzuverlässige Menschen werden mit einer höheren Wahrscheinlichkeit ausgegrenzt

Soziale Ausgrenzung kann verringert werden

Die Studie biete wichtige Impulse für die Arbeitswelt und Schulen, so die Wissenschaftlerin – zwei Bereiche, in denen viel Ausgrenzung stattfindet. 

  • „Eine entscheidende Erkenntnis unserer Forschung ist, dass soziale Ausgrenzung in Gruppen nicht unvermeidlich ist“. 
  • Sie kann verringert werden, indem man die Bedingungen ändert, die ausgrenzendes Verhalten in einer bestimmten Situation fördern. 
  • Beispielsweise können externe Stressfaktoren wie hoher Zeitdruck oder Wettbewerb soziale Ausgrenzung fördern, weil Gruppen in diesem Fall auf eine hohe Leistung aller Mitglieder angewiesen sind. 
  • Wird der Stress verringert, ermöglicht dies Gruppen, schwächere Mitglieder zu unterstützen, anstatt sie auszuschließen. 

In sozialen Gruppen, Freundeskreisen oder Familien lässt sich Ausgrenzung vermindern, indem unterschiedliche Meinungen, Entscheidungen und Lebensweisen akzeptiert sowie konstruktive Meinungsverschiedenheiten zugelassen werden. 

„Dies erlaubt es Menschen, die unbeliebte Meinungen äußern oder nicht der Norm entsprechen, dennoch Teil der Gruppe zu bleiben“, erklärt Rudert.

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Rheinland-Pfälzische Technische Universität Kaiserslautern-Landau (RPTU)
Jun-Prof. Dr. Selma Rudert
Fachbereich Psychologie
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76829 Landau/Pfalz
Tel.: (06341) 280-31232
E-Mail: selma.rudert@rptu.de

Kerstin Theilmann,  Rheinland-Pfälzische Technische Universität Kaiserslautern-Landau

Gottlieb-Daimler-Straße 47
67663 Kaiserslautern
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Rheinland-Pfalz

Telefon: 06341 280-32219
E-Mail-Adresse: kerstin.theilmann@rptu.de
Originalpublikation:

Rudert, S. C., Möring, J. N. R., Kenntemich, C., & Büttner, C. M. (2023). When and why we ostracize others: Motivated social exclusion in group contexts. Journal of Personality and Social Psychology. Advance online publication. https://doi.org/10.1037/pspi0000423


Prof. Dr. Martin Diers: Fibromyalgie: Wiederkehrende Schmerzen, Schlafstörungen, depressive Verstimmungen, chronische Erschöpfung, Verdauungsbeschwerden

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Schmerzen außer Kontrolle

Das Gefühl von Kontrolle lässt uns Schmerzen besser ertragen. 

Bei Fibromyalgie funktioniert das allerdings nicht. Eine Studie gibt Hinweise darauf, warum.

  • Die Fibromyalgie ist eine rätselhafte chronische Schmerzerkrankung, die schwierig zu behandeln ist. 

Auch ihre Ursachen liegen noch weitestgehend im Dunkeln. Eine Studie des Teams der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Ruhr-Universität Bochum liefert Hinweise darauf, dass bei Betroffenen bestimmte Hirnareale, die an der Verarbeitung von Schmerz beteiligt sind, nicht normal funktionieren. 

Sie sorgen bei gesunden Personen dafür, dass sich Schmerz, den wir kontrollieren können, besser ertragen lässt. 

Bei Patientinnen mit Fibromyalgie zeigten diese Gehirnbereiche in der Studie eine veränderte Aktivität. 

Das Forschungsteam um Prof. Dr. Martin Diers berichtet in der Fachzeitschrift NeuroImage: Clinical vom 21. Februar 2023.

Die sogenannte Thermode kann Hitzereize verabreichen, die die Probandinnen entweder selbst beenden konnten, oder die der Computer steuerte.
Die sogenannte Thermode kann Hitzereize verabreichen, die die Probandinnen entweder selbst beenden konnten, oder die der Computer steuerte. © Benjamin Mosch

Hitzeschmerz selbst beenden

Wie stark wir Schmerz und die Einschränkung durch ihn erleben, hängt entscheidend damit zusammen, wie wir ihn bewerten.
 

  • Haben wir das Gefühl, den Schmerz kontrollieren und selbst beenden zu können, führt das zum Beispiel dazu, dass wir ihn besser ertragen, als wenn wir uns ihm ausgeliefert fühlen. 

„Die geringe Kontrollierbarkeit wiederholter Schmerzattacken ist eine der bedeutendsten Ursachen für die eingeschränkte Lebensqualität von Menschen mit chronischen Schmerzen“, erklärt Benjamin Mosch, Erstautor der Studie.

 „Die zugrunde liegenden neuronalen Mechanismen wurden allerdings bisher hauptsächlich bei gesunden Kontrollpersonen erforscht.“

In der aktuellen Studie verglich das Team zwei Gruppen: 21 gesunde Frauen und 23 Fibromyalgiepatientinnen. Beide Gruppen wurden einem Hitzeschmerz ausgesetzt, während ihre Gehirnaktivitäten mittels funktioneller Kernspintomografie beobachtet wurden. In einem Versuchsdurchgang konnten die Probandinnen den Schmerzreiz selbst beenden. In einem weiteren Durchgang steuerte ein Computer Beginn und Ende des Reizes. „Die Länge der durch den Computer beendeten Reize haben wir dabei im Mittel zu den durch die Probandinnen beendeten Reizen gleich gehalten“, so Martin Diers.

Kognitive Ressourcen sind beeinträchtigt

Wenn Frauen der gesunden Kontrollgruppe den Schmerzreiz selbst beenden konnten, wurde eine Reihe vor allem frontaler Hirnareale aktiviert, die eine wichtige Rolle bei der Modulation von Schmerzen zu spielen scheinen. 

Diese Beobachtung steht im Einklang mit älteren Studien an gesunden Probanden. 

„Interessanterweise konnten wir derartige Aktivierungen aber nicht in unserer Patientengruppe nachweisen“, berichtet Martin Diers. „Das kann als Beleg für die beeinträchtigte Schmerzverarbeitung von Patientinnen mit Fibromyalgie dienen. Es verdeutlicht, dass die kognitiven Ressourcen im Umgang mit akutem Schmerz bei diesen Patientinnen beeinträchtigt sind.“
Fibromyalgie

Fibromyalgie wurde 1994 in den Katalog der Weltgesundheitsorganisation aufgenommen. Geschätzte zwei Prozent der deutschen Bevölkerung sind davon betroffen, 90 Prozent von ihnen sind Frauen. 

Die Erkrankung ist gekennzeichnet von wiederkehrenden Schmerzen sowie verschiedenen anderen Symptomen, darunter Schlafstörungen, depressive Verstimmungen, chronische Erschöpfung und Verdauungsbeschwerden. 

Im Schnitt vergehen bis zur Diagnose 16 Jahre.

Förderung

Die Arbeiten wurden unterstützt von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (Förderkennzeichen: DI1553/5).

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Prof. Dr. Martin Diers
Klinische und Experimentelle Verhaltensmedizin
Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
LWL-Universitätsklinikum
Ruhr-Universität Bochum
Tel.: +49 234 5077 3175
E-Mail: martin.diers@ruhr-uni-bochum.de

Universitätsstr. 150
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Meike Drießen
Telefon: 0234/32-26952
Fax: 0234/32-14136
E-Mail-Adresse: meike.driessen@presse.rub.de 
Originalpublikation:

Benjamin Mosch, Verena Hagena, Stephan Herpertz, Michaela Ruttorf, Martin Diers: Neural correlates of control over pain in fibromyalgia patients, in: NeuroImage: Clinical, 2023, DOI: 10.1016/j.nicl.2023.103355, https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S221315822300044X?via%3Dihub

 

Medizin am Abend Berlin Team auf VOR ORT - Brainstorming

Sehr verehrte Damen und Herren,

das interdisziplinäre Fachteam von Medizin am Abend Berlin befindet sich vom Sonntag, den 07. Mai 2023 bis einschließlich Sonntag, den 21. Mai 2023 auf ihrer Frühjahrs - Brainstorming Reise.

https://griechenland.diplo.de/gr-de

Dieses Frühjahr 2023 ist die Insel Kos, Greece, 

von Frau

Dr. Nikoletta Lalla

berücksichtigt.  
 
 
Mit 24-stündiger Rufbereitschaft unter der Telefonnummer

+30 6944 642229

Wir sind eine deutschsprachige Arztpraxis die alle notwendigen diagnostischen und therapeutische Maßnahmen einer hausärztlichen Praxis abdeckt. Schwerpunkt jeder Behandlung liegt auf dem Patienten selbst und konzentriert sich vorrangig auf die persönliche und menschliche Begleitung.

Wir bitten Sie, bis dorthin, die bisherigen 4484 Posts MaAB - Fachinformationen zu lesen und umzusetzen.

Sofern SIE, Anregungen, Wünsche oder eigene Informationen haben, senden Sie uns diese gerne auf 

MedizinischesFachpersonal@email.de zu.

Besten Gruss vom Team MaAB - Medizin am Abend Berlin

 i.V.

Günter K.V. Vetter





 


Dr. Oliver Weigelt: Prävention ist immer viel leichter als Therapie - Darum gehen wir doch ALLE besser in das MaAB-Frühjahrs Brainstorming auf die Insel Kos/Greece

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Was tun, wenn die Batterie leer ist? - Gespräch mit dem Arbeitspsychologen Oliver Weigelt

Am 27. April war der Welttag für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz. 

Dieses Thema gehört für Dr. Oliver Weigelt, Arbeitspsychologe am Wilhelm-Wundt-Institut für Psychologie der Universität Leipzig, zum beruflichen Alltag. 

Er erforscht unter anderem die Ursachen für Burnout, das immer häufiger zu Krankschreibungen führt, und hat eine Studie zu einer neuen Methode zur Erfassung des individuellen Energieniveaus herausgebracht. 

Im Interview spricht er über gesundheitliche Gefahren am Arbeitsplatz und Wege, ihnen zu begegnen.

Herr Dr. Weigelt, Erschöpfungszustände wie Burnout sind immer häufiger Grund für Krankschreibungen. Was sind die Gründe dafür?

Die Zunahme an Krankschreibungen im Zusammenhang mit Burnout hat vielfältige Gründe. 

Ein ganz wesentlicher Faktor dürfte aber die Verdichtung, Beschleunigung und Intensivierung der Arbeit sein. 

Groß angelegte repräsentative Studien zeigen, dass zum Beispiel geleistete Überstunden mit geringerer mentaler Gesundheit einhergehen. 

  • Das schließt unter anderem Symptome wie Erschöpfung, Anspannung, depressive Verstimmung oder auch psychosomatische Beschwerden ein. 

Auch die gedankliche Weiterbeschäftigung mit der Arbeit außerhalb der regulären Arbeitszeiten kann den Prozess der Erholung stören. Ein Zuviel an Arbeit und gleichzeitig eine Vernachlässigung der Selbstfürsorge machen einen Anstieg in Erschöpfung, dem Kernaspekt von Burnout, wahrscheinlicher.

Neben hohen Arbeitsanforderungen und fehlenden Erholungsphasen trägt aber auch ein Fehlen von Wertschätzung der geleisteten Arbeit durch die Organisation zu Erschöpfung, Zynismus und vermindertem Kompetenzerleben bei.  

  • Es gibt strukturelle Ursachen wie einen ungünstigen Personalschlüssel, etwa durch Einsparungen, Fachkräftemangel, bei dem Arbeit auf weniger Schultern verteilt wird. 

Diese Ursachen lassen sich oft nicht über Nacht beheben. 

Insofern ist es wichtig, das Beschäftigte selbst aktiv einen Ausgleich schaffen oder die Arbeit so anpassen, dass sie zu ihnen passt und auch mittelfristig ihrer Gesundheit zuträglich ist.

Welche Warnsignale sollten wir ernst nehmen, wenn wir uns im Job überfordert und erschöpft fühlen?

Sich am Ende eines (Arbeits)Tages erschöpft und müde zu fühlen, ist normal und teils auch chronobiologisch bestimmt. Kritischer wird es, wenn dieser Zustand auch über etwas längere Phasen der Erholung hinweg wie dem Wochenende anhält. Ich möchte hier nochmal eine Lanze dafür brechen, nicht erst zu warten, bis ein bestimmter Kipppunkt überschritten ist und man gravierende Beschwerden hat, sondern die eigene Gesundheit als Priorität neben Arbeit und Familie zu setzen und proaktiv in die Hand zu nehmen.

Prävention ist immer viel leichter als Therapie.

Was sollte man aus Ihrer Sicht präventiv tun?

Angebote im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements haben meist einen Schwerpunkt auf körperlicher Gesundheit im engeren Sinne und unterstützen dabei, sich mehr zu bewegen oder sich gesünder zu ernähren. Viele Trainings, die breiter auf die mentale Gesundheit abzielen, machen Angebote zum Thema Achtsamkeit und vermitteln zum Beispiel Entspannungstechniken wie Meditation.

Jenseits dieser bewährten Ansätze kann 'job crafting' – im Deutschen etwa Arbeitsgestaltung durch die Beschäftigten – eine gute Ergänzung sein. Bei job crafting geht es darum, mit kleinen Anpassungen an den Inhalten oder Schwerpunkten eine bessere Passung herzustellen zwischen dem, was den eigenen Neigungen und Talenten entspricht und dem, womit man den Großteil seines Arbeitstages verbringt. Das kann bedeuten, bestimmte Aufgaben abzugeben und dafür andere zu übernehmen, die besser zu einem passen. Ich finde es faszinierend, dass der Wandel der Arbeitswelt im Zuge der digitalen Transformation gleichzeitig Freiräume, aber auch die Notwendigkeit schafft, die Arbeit selbst zu gestalten. Aus meiner Sicht tun Organisationen gut daran, Freiräume zur Anpassung zuzulassen, zum Beispiel über maßgeschneiderte individuelle oder auch betriebliche Vereinbarungen.

Sie haben im vergangenen Jahr eine Studie zu einer neuen Methode zur Erfassung des individuellen Energieniveaus veröffentlicht.
Was hat es mit der Batterieskala menschlicher Energie auf sich?

Menschliche Energie ist ein wichtiger Aspekt des Wohlbefindens, der sich im Erleben von Vitalität und Tatendrang, aber auch geringen Ausprägungen von Ermüdung und Erschöpfung widerspiegelt. Das regelmäßige Erfassen des individuellen Energieniveaus kann zur Prävention und zur Früherkennung von Erschöpfungszuständen wie Burnout beitragen. Zur Messung von Aspekten der Energie gibt es viele Skalen. Die meisten von ihnen sind aber zu lang und zu umfangreich, um sie zum Beispiel für ein kontinuierliches Aufzeichnen im Laufe eines Arbeitstags zu nutzen. Die Batterie-Skala besteht nur aus einer Frage. Sie nutzt Bilder vom Ladezustand einer Batterie, um Personen ihr momentanes Befinden auf einem Kontinuum von "verbraucht" bis "voller Energie" einschätzen zu lassen.

Die Metapher der Batterien, die man nach der Arbeit wiederaufladen muss, ist im Alltag sehr geläufig. Auch mit Symbolbildern des Batterie-Ladezustands sind die meisten Menschen bestens vertraut, weil technische Geräte wie Mobiltelefone oder Tablets den Ladezustand prominent anzeigen. Wir konnten über mehrere Studien hinweg zeigen: Mit Hilfe einer kurzen Instruktion und den Batterie-Piktogrammen lässt sich die momentane Vitalität oder auch Erschöpfung valide, besonders zeitsparend und nutzerfreundlich messen. In unseren Studien benötigten die Personen in der Regel unter zehn Sekunden für die Bearbeitung. Anders gesagt, man kann das auch über die Smartwatch auf dem Weg von einer Besprechung in die nächste ausfüllen.

Wo und wann könnte Ihre Batterieskala Anwendung finden?

Die Batterie-Skala menschlicher Energie bringt den eigenen Ressourcenstatus auch durch die Farben von grün bis rot sehr prägnant und anschaulich auf den Punkt. Sie führt einem vor Augen, ob man heute im roten Bereich ist. Die Batterie-Skala erleichtert deswegen wie vielleicht kein anderes Messinstrument in dem Bereich auch eine bewusste Reflexion über die eigene Vitalität im Alltag, zum Beispiel im Rahmen eines persönlichen Energie-Audits: Man zeichnet den Verlauf der eigenen Vitalität im Laufe eines Tages oder einer Woche auf und reflektiert dann anschließend, warum man sich an einem bestimmten Tag besser oder schlechter gefühlt hat. Dadurch kann man nicht nur achtsamer mit den eigenen Ressourcen umgehen, man kann auch mögliche Hebel erkennen, um die eigene Energie zu beeinflussen.

Ich bin Teil einer interdisziplinären Forschungsgruppe unter Beteiligung von Wirtschaftsinformatik und Psychologie, in der wir eine Plattform namens ze:st (zappy energy and self-tracking) entwickelt haben. Im Rahmen von ze:st bieten wir ein Energie-Audit an und geben Teilnehmenden auf Grundlage ihrer Daten ein Feedback darüber, welche ganz konkreten Verhaltensweisen im Arbeitsalltag für sie persönlich zu mehr Schwung beitragen können. Das aus meiner Sicht Spannende an diesem Ansatz: Wir geben ähnlich wie in der Präzisionsmedizin auf die Person zugeschnittene Empfehlungen, statt Verhaltensweisen zu empfehlen, die zwar im Allgemeinen günstig wirken, bei der spezifischen Person aber möglicherweise eine ganz untergeordnete Rolle spielen.

Aber auch jenseits von ze:st ergeben sich sehr viele praktische Einsatzmöglichkeiten, überall da, wo man gern die Vitalität oder Erschöpfung als Indikator mentaler Gesundheit im Zeitverlauf im Auge behalten möchte. 

Aus meiner Sicht ergeben sich aber auch Anwendungen aus Sicht von Organisationen, etwa im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements oder bei der psychischen Gefährdungsbeurteilung. 

Abgesehen davon eignet sich die Batterie-Skala natürlich als valides wissenschaftliches Instrument bei Tagebuch-Studien, also Befragungsstudien mit täglichen Fragebögen über ein oder zwei Wochen, im Rahmen der Forschung. 

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Dr. Oliver Weigelt

Institut für Psychologie – Wilhelm Wundt der Universität Leipzig
Telefon: +49 341 9735956
E-Mail: oliver.weigelt@uni-leipzig.de

Goethestraße 6
04109 Leipzig
Deutschland
Sachsen

Susann Huster
Telefon: 0341 / 9735022
E-Mail-Adresse: susann.huster@zv.uni-leipzig.de
Originalpublikation:

European Journal of Work and Organisational Psychology: "Time to recharge batteries - development and validation of a pictorial scale of human energy", https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/1359432X.2022.2050218

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Prof. Dr. Martin Diers: Fibromyalgie - Wiederkehrende Schmerzen mit Schlafstörungen, depressive Verstimmungen, chronische Erschöpfung, Verdauungsbeschwerden

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Das Gefühl von Kontrolle lässt uns Schmerzen besser ertragen. 

Bei Fibromyalgie funktioniert das allerdings nicht. 

Eine Studie gibt Hinweise darauf, warum.

  • Die Fibromyalgie ist eine rätselhafte chronische Schmerzerkrankung, die schwierig zu behandeln ist. 

Auch ihre Ursachen liegen noch weitestgehend im Dunkeln. 

Eine Studie des Teams der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Ruhr-Universität Bochum liefert Hinweise darauf, dass bei Betroffenen bestimmte Hirnareale, die an der Verarbeitung von Schmerz beteiligt sind, nicht normal funktionieren. 

  • Sie sorgen bei gesunden Personen dafür, dass sich Schmerz, den wir kontrollieren können, besser ertragen lässt. 

Bei Patientinnen mit Fibromyalgie zeigten diese Gehirnbereiche in der Studie eine veränderte Aktivität.  

Das Forschungsteam um Prof. Dr. Martin Diers berichtet in der Fachzeitschrift NeuroImage: Clinical vom 21. Februar 2023.

Hitzeschmerz selbst beenden

Die sogenannte Thermode kann Hitzereize verabreichen, die die Probandinnen entweder selbst beenden konnten, oder die der Computer steuerte.
Die sogenannte Thermode kann Hitzereize verabreichen, die die Probandinnen entweder selbst beenden konnten, oder die der Computer steuerte. © Benjamin Mosch 

Wie stark wir Schmerz und die Einschränkung durch ihn erleben, hängt entscheidend damit zusammen, wie wir ihn bewerten. 

Haben wir das Gefühl, den Schmerz kontrollieren und selbst beenden zu können, führt das zum Beispiel dazu, dass wir ihn besser ertragen, als wenn wir uns ihm ausgeliefert fühlen

„Die geringe Kontrollierbarkeit wiederholter Schmerzattacken ist eine der bedeutendsten Ursachen für die eingeschränkte Lebensqualität von Menschen mit chronischen Schmerzen“, erklärt Benjamin Mosch, Erstautor der Studie. „Die zugrunde liegenden neuronalen Mechanismen wurden allerdings bisher hauptsächlich bei gesunden Kontrollpersonen erforscht.“

In der aktuellen Studie verglich das Team zwei Gruppen: 21 gesunde Frauen und 23 Fibromyalgiepatientinnen. Beide Gruppen wurden einem Hitzeschmerz ausgesetzt, während ihre Gehirnaktivitäten mittels funktioneller Kernspintomografie beobachtet wurden. In einem Versuchsdurchgang konnten die Probandinnen den Schmerzreiz selbst beenden. In einem weiteren Durchgang steuerte ein Computer Beginn und Ende des Reizes. „Die Länge der durch den Computer beendeten Reize haben wir dabei im Mittel zu den durch die Probandinnen beendeten Reizen gleich gehalten“, so Martin Diers.

Kognitive Ressourcen sind beeinträchtigt

Wenn Frauen der gesunden Kontrollgruppe den Schmerzreiz selbst beenden konnten, wurde eine Reihe vor allem frontaler Hirnareale aktiviert, die eine wichtige Rolle bei der Modulation von Schmerzen zu spielen scheinen. 

Diese Beobachtung steht im Einklang mit älteren Studien an gesunden Probanden.

 „Interessanterweise konnten wir derartige Aktivierungen aber nicht in unserer Patientengruppe nachweisen“, berichtet Martin Diers. 

  • „Das kann als Beleg für die beeinträchtigte Schmerzverarbeitung von Patientinnen mit Fibromyalgie dienen. 

Es verdeutlicht, dass die kognitiven Ressourcen im Umgang mit akutem Schmerz bei diesen Patientinnen beeinträchtigt sind.“

Fibromyalgie

Fibromyalgie wurde 1994 in den Katalog der Weltgesundheitsorganisation aufgenommen. Geschätzte zwei Prozent der deutschen Bevölkerung sind davon betroffen, 90 Prozent von ihnen sind Frauen. 

  • Die Erkrankung ist gekennzeichnet von wiederkehrenden Schmerzen sowie verschiedenen anderen Symptomen, darunter Schlafstörungen, depressive Verstimmungen, chronische Erschöpfung und Verdauungsbeschwerden. 

Im Schnitt vergehen bis zur Diagnose 16 Jahre.

Förderung

Die Arbeiten wurden unterstützt von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (Förderkennzeichen: DI1553/5).

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Klinische und Experimentelle Verhaltensmedizin
Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
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Meike Drießen Ruhr-Universität Bochum

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Originalpublikation:

Benjamin Mosch, Verena Hagena, Stephan Herpertz, Michaela Ruttorf, Martin Diers: Neural correlates of control over pain in fibromyalgia patients, in: NeuroImage: Clinical, 2023, DOI: 10.1016/j.nicl.2023.103355, https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S221315822300044X?via%3Dihub


Can Gollmann-Tepeköylü: Aortenklappen-Operation: Aortenstenose und die Virenbekämpfung (Mechanismus)

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Medikamente statt OP? Neue Erkenntnisse zur Therapie bei verkalkten Herzklappen

Die Diagnose Aortenklappenverkalkung ist sehr häufig: 

Jede/r Zehnte über 80 ist davon betroffen. 

  • Bisher ist die einzige Behandlungsmöglichkeit ein operativer oder interventioneller Eingriff. 

Nun liefert ein ForscherInnenteam der Medizin Uni Innsbruck neue Erkenntnisse zur Entstehung der Verkalkung der Aortenklappe im Herzen. 

Ein Mechanismus, der für die Erkennung von Viren bekannt ist, spielt eine entscheidende Rolle. 

Die Forschungsarbeit liefert wichtige Grundlagen für die Entwicklung einer medikamentösen Therapie. 

Aortenklappen-OP an der Innsbrucker Univ.-Klinik für Herzchirurgie

Aortenklappen-OP an der Innsbrucker Univ.-Klinik für Herzchirurgie  David Bullock MUI/D. Bullock

Die Aortenklappe hat eine wesentliche Funktion: 

Bei jedem Herzschlag verhindert sie den Rückstrom von Blut in die linke Herzkammer.  

Mit fortschreitendem Alter kann es hier zu einer Verkalkung und damit Verengung kommen, die Diagnose lautet dann Aortenstenose. 

Manchmal sind auch jüngere PatientInnen mit einem angeborenen Fehler der Klappe betroffen. 

Diese wird durch eine Operation oder einen Klappenersatz behoben, bisher gibt es allerdings keine medikamentöse Therapie. 

Die Aortenstenose gehört zu den häufigsten Todesursachen bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Österreich. 

Ein Team von ForscherInnen an der Medizinischen Universität Innsbruck trägt dazu bei, neue Therapiemöglichkeiten zu entwickeln. Eine aktuelle Forschungsarbeit, bei der auch Daten von 300.000 PatientInnen berücksichtigt wurden, liefert neue Erkenntnisse über die Entstehung der Verkalkung, über mögliche Risikomarker und für die Entwicklung medikamentöser Therapien. Eines der weltweit renommiertesten Fachjournale in der Herzmedizin, Circulation, veröffentlichte nun die Ergebnisse.

Mechanismus zur Virenbekämpfung führt auch zur Verkalkung der Aortenklappe
„Die neuen Einblicke in den Entstehungsmechanismus der Klappenverkalkung sind bedeutend, um diese Erkrankung frühzeitig erkennen und in Zukunft auch medikamentös behandeln zu können. Das ist aktuell noch nicht möglich“, erklärt Can Gollmann-Tepeköylü von der Univ.-Klinik für Herzchirurgie und Erstautor der Circulation-Publikation.

Eine große Rolle bei der Entstehung der Aortenstenose spielt ein Rezeptor, der bisher vor allem für seine Aufgabe bei der Virenbekämpfung bekannt war: Der sogenannte Toll-Like Rezeptor 3 (TLR 3) kommt unter anderem auf der Oberfläche von Zellen des Herzens und von Immunzellen vor und hat zur Aufgabe, Viren zu entdecken. 

„Allerdings erkennt das menschliche Immunsystem auch körpereigene Schäden und nicht nur Viren, die eindringen“, erklärt Can Gollmann-Tepeköylü. 

 „Durch die hohe mechanische Belastung der Aortenklappe wird das Immunsystem aktiviert und sorgt über eine Entzündungsreaktion für eine Verknöcherung und damit Verstärkung der Aortenklappe. 

Dieser angeborene Mechanismus wird insbesondere im Alter in Gang gesetzt.“ Ziel der weiteren Forschungsarbeit ist es daher, mit einem Medikament in den Mechanismus rund um den Virenerkenner TLR3 einzugreifen und eine Verkalkung der Aortenklappe zu verhindern. Verschiedenste Wirkstoffkandidaten werden in aktuell laufenden Studien getestet.

Möglicher Risikomarker entdeckt
Voraussetzung für diese Therapieoption ist die frühzeitige Diagnose – auch hier ist das ForscherInnenteam einen entscheidenden Schritt weitergekommen. Durch die Analyse der Daten von rund 300.000 PatientInnen in Kooperation mit der renommierten kanadischen McGill University haben die ForscherInnen Genvarianten entdeckt, die ein wichtiger Risikomarker für die Entstehung einer Aortenstenose sein könnten.

 „Mit Hilfe dieser Varianten, die wir gefunden haben, könnte es möglich werden, frühzeitig zu erkennen, wer ein hohes Risiko für die Entstehung einer Aortenstenose hat“, erklärt der Herzchirurg und Seniorautor Johannes Holfeld. 

Damit kann diese in Innsbruck begonnene Forschungsarbeit wichtige Grundlagen für die weitere Therapieentwicklung liefern. Translationale Forschung - die Entwicklung neuer Therapien, die aus Grundlagenerkenntnissen im Forschungslabor entstehen und dann klinisch getestet werden können – ist der Schwerpunkt des Teams um Johannes Holfeld.

Herzchirurg Can Gollmann-Tepeköylü ist Erstautor der neuen Studie.

Herzchirurg Can Gollmann-Tepeköylü ist Erstautor der neuen Studie. David Bullock MUI/D. Bullock

Erfolgreiche Forschung durch gute Zusammenarbeit
Die Erkenntnisse ermöglicht hat eine enge Zusammenarbeit zwischen den ExpertInnen mehrerer Fachabteilungen. So fungiert als gleichgereihter Erstautor Michael Graber, der wie Can Gollmann-Tepeköylü an der Univ.-Klinik für Herzchirurgie (Direktor: Michael Grimm) im Herzchirurgischen Forschungslabor tätig ist. Die korrespondierenden Autoren sind der Herzchirurg Johannes Holfeld und der Pneumologe und Internist Ivan Tancevski. Insgesamt waren 44 AutorInnen aus Innsbruck sowie insbesondere Kanada, den USA und Europa beteiligt. Die wissenschaftliche Forschungsarbeit ist bereits mehrfach von nationalen und internationalen Fachgesellschaften ausgezeichnet worden und unterstreicht die Expertise am Standort Innsbruck im Bereich der Herzklappen-Forschung. Die Arbeit ist in Kooperation mit dem Tiroler Forschungszentrum VASCAGE entstanden und wurde vom FWF gefördert. 

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Can Gollmann-Tepeköylü
Univ.-Klinik für Herzchirurgie
Medizinische Universität Innsbruck
E-Mail: can.gt@i-med.ac.at
www.carelab.at

Doris Heidegger Medizinische Universität Innsbruck

Innrain 52
6020 Innsbruck
Österreich
Tirol

E-Mail-Adresse: doris.heidegger@i-med.ac.at
Originalpublikation:

https://www.ahajournals.org/doi/10.1161/CIRCULATIONAHA.122.063481

 

Professor Jan Tuckermann: Cortison bei dickleibigen Menschen im Labor erheben - Verdacht auf Insulinresistenz/ Diabetes Typ-2

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Cortison-Rezeptoren in Fresszellen schützen vor Insulinresistenz

Weltweit bekommen immer mehr dickleibige Menschen Typ II-Diabetes. 

  • Bevor es zu Diabetes kommt, entwickelt sich bei Betroffenen aufgrund einer chronischen Entzündung des Fettgewebes zunächst eine Insulinresistenz als Vorstufe. 

Forschende um Professor Jan Tuckermann vom Institut für Molekulare Endokrinologie der Tiere der Universität Ulm haben jetzt im Mausmodell nachgewiesen, dass sich die Insulinresistenz erhöht, wenn Fresszellen bestimmte Cortison-Rezeptoren fehlen

Diese Grundlagenforschung könnte zu besseren Diagnosemöglichkeiten und einer optimierten Behandlung von Insulinresistenz führen. Die deutsch-dänische Studie wurde in der Fachpublikation „Nature Communications“ veröffentlicht.

Dickleibige Menschen haben ein erhöhtes Risiko, eine Insulinresistenz und in Folge Diabetes des Typs II zu entwickeln. Mit zunehmendem Wohlstand und der Verfügbarkeit kalorienreicher Lebensmittel breitet sich die Krankheit auch in Schwellenländern aus. Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass sich die Zahl der an Diabetes erkrankten Menschen zwischen 1980 und 2014 beinahe vervierfacht hat: von 108 auf 422 Millionen. „Aber nicht alle dicken Menschen sind automatisch insulinresistent“, sagt Professor Jan Tuckermann, Direktor des Instituts für Molekulare Endokrinologie der Tiere an der Universität Ulm. 

Welche körpereigenen Faktoren vor Insulinresistenz schützen können, ist Gegenstand seiner Forschung. 

  • Bei einer solchen Resistenz produziert die Bauchspeicheldrüse zwar noch Insulin, um den Blutzuckerspiegel zu senken, aber das Hormon kann nicht mehr richtig wirken. 
  • Denn die Botschaft, dass Zucker aus dem Blut aufgenommen und in die Zellen gebracht werden muss, kommt bei den zuständigen Glukosetransportern nicht mehr an, das Insulin wirkt schlechter.

Wie kann man die oftmals aus einer Insulinresistenz hervorgehende Entstehung von Diabetes Typ II verhindern? 

Das ist eine der zugrundeliegenden Fragen einer jetzt in „Nature Communications“ veröffentlichten Studie von Forschenden der Universität. 

  • Zu einer Insulinresistenz kommt es durch eine chronische, niederschwellige Entzündungsreaktion im Fettgewebe. 
  • Die Entzündung entsteht, wenn zu viele Makrophagen (Fresszellen) im Fettgewebe sind, um abgestorbene Zellen zu beseitigen.

 „Im Mausmodell konnten wir zeigen, dass der Glukokortikoid-Rezeptor in Fresszellen im Fettgewebe entscheidend für die Unterdrückung der Entzündung und damit für die Vermeidung ernährungsbedingter Insulinresistenz ist“, sagen die beiden Erstautoren Giorgio Caratti und Ulrich Stifel.

  • Glukokortikoide sind Cortisol-ähnliche, stark entzündungshemmende Hormone, die direkt in den Makrophagen wirken. 

Ihre Studie haben die Forschenden an hochkalorisch gefütterten und dadurch stark übergewichtigen Mäusen durchgeführt, deren Fettgewebe subklinisch entzündet war und die gentechnisch so verändert wurden, dass ihnen der Glukokortikoid-Rezeptor in Fresszellen fehlt. Die körpereigenen, anti-entzündlichen Stoffe konnten dort also nicht mehr andocken und in die Zellen hineinwirken. Caratti, Stifel et al. wiesen nach, dass der Verlust des Rezeptors bei Mäusen zu einer stärkeren Entzündung im Fettgewebe und einer ausgeprägteren Insulinresistenz führt als bei nicht veränderten Tieren. Ergänzend haben die Forschenden tierfreie Experimente mit Gewebekulturen durchgeführt. „Es ist schwierig, solche Forschung komplett außerhalb vom Tier zu machen“, erläutert Tuckermann. Denn: „Cortison wirkt im ganzen Körper.“ Die Ergebnisse müssen noch im Menschen validiert werden.

Ein weiteres, unerwartetes Ergebnis:

 „Der Glukokortikoid-Rezeptor ist nicht alleine für die anti-entzündlichen Effekte verantwortlich, sondern ist in seiner Wirkung stark vom Signalprotein STAT 6 abhängig, das ebenfalls anti-entzündlich wirkt“, betont Dr. Alexander Rauch von der University of Southern Denmark in Odense in Dänemark, der die Studie mit Tuckermann koordiniert hat.

Was bedeutet das für die Diagnose und Behandlung von Insulinresistenz beim Menschen? 

„Wenn es uns gelingt, Cortison bei dickleibigen Menschen zellspezifisch genau an diese Makrophagen zu bringen, könnte es möglich sein, die Insulinresistenz zu senken“, sagt Professor Jan Tuckermann. 

Möglicherweise ergeben sich aus der Grundlagenforschung auch neue Diagnosemöglichkeiten: 

Dünne Mäuse haben mehr Glukokortikoid-Rezeptoren in Makrophagen und dadurch eine niedrigere Insulinresistenz. „Wir glauben, das könnte beim Menschen ähnlich sein.“

Die Studie wurde vor allem gefördert durch ein Forschungsstipendium der Nachwuchsakademie ProTrainU der Universität Ulm sowie durch die Deutsche Forschungsgesellschaft über den Sonderforschungsbereich 1506 „Alterung an Schnittstellen“. 

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Prof. Dr. Jan Tuckermann, 

Institut für Molekulare Endokrinologie der Tiere

Tel.: 0731/50-32600

E-Mail: jan.tuckermann@uni-ulm.de

Christine Liebhardt Universität Ulm

Helmholtzstraße 16
89081 Ulm
Deutschland
Baden-Württemberg

Telefon: 0731-50-22121
E-Mail-Adresse: christine.liebhardt@uni-ulm.de 
Originalpublikation:

Giorgio Caratti, Ulrich Stifel, Bozhena Caratti, Ali J.M. Jamil, Kyoung-Jin Chung, Michael Kiehntopf, Markus H. Gräler, Matthias Blüher, Alexander Rauch, und Jan P. Tuckermann (2023): “Glucocorticoid Activation of Anti-Inflammatory Macrophages Protects Against Insulin Resistance”. Nature Communications 14, 2271 (2023).
DOI: 10.1038/s41467-023-37831-z