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Can Gollmann-Tepeköylü: Koronararterien-Bypass-OP: perioperativen Myokardinfarkts (pMI)

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: „Bedeutung des perioperativen Infarkts nach Bypass-OP geklärt“

Die Bypass-Operation stellt eine erfolgversprechende Option zur Behandlung verengter Herzkranzgefäße bzw. zur Vorbeugung eines Herzinfarkts dar. 

Der chirurgische Eingriff ist aber auch mit dem Risiko eines perioperativen Myokardinfarkts (pMI) verbunden, also einer Komplikation, die während oder infolge der OP auftreten kann. 

Ein Innsbrucker Herzchirurgie-Team hat die Diagnose des pMI auf den Prüfstand gestellt und liefert weitreichende Erkenntnisse für herzchirurgische und kardiologische Guidelines und künftige Studien zu diesem Thema. 

Bypass-Operation an der Innsbrucker Univ.-Klinik für Herzchirurgie. Bypass-Operation an der Innsbrucker Univ.-Klinik für Herzchirurgie. David Bullock MUI/Bullock 

  • Ob die Bypass-OP oder die Implantation eines Stents die bessere Lösung für verengte Herzkranzgefäße ist, darüber ist man sich in Fachkreisen nicht immer einig. 

„Fest steht, dass der Erfolg einer Koronararterien-Bypass-Operation auch daran gemessen wird, ob die Patientinnen und Patienten während oder wenige Stunden nach dem Eingriff einen Myokardinfarkt erleiden“, weiß der Innsbrucker Herzchirurg Can Gollmann-Tepeköylü.

Um die Qualität der Risikovorhersage für einen Herzinfarkt nach Bypass-OP beurteilen zu können, hat ein Team um Leo Pölzl, Nikolaos Bonaros und Can Gollmann-Tepeköylü an der Univ.-Klinik für Herzchirurgie (Direktor: Michael Grimm) der Medizin Uni Innsbruck gemeinsam mit KollegInnen des Universitätsklinikums Essen die verschiedenen Definitionen eines Mykordinfarkts einer Prüfung unterzogen. 

 Für die kürzlich im renommierten Fachjournal European Heart Journal veröffentlichte Studie wurden Daten von 2.829 PatientInnen, die in Innsbruck und Essen einer Bypass-Operation unterzogen worden waren, herangezogen und rückblickend analysiert. So konnte die Inzidenz eines pMI unter realen Bedingungen überprüft werden.

Erhöhtes Troponin markiert nicht unbedingt Herzinfarkt
Ein Herzinfarkt wird in der Regel durch die Messung des Herzenzyms Troponin diagnostiziert. Dieser im Blut gemessene Wert erlaubt Hinweise auf den Untergang von Herzmuskelzellen, wie er infolge eines Myokardinfarkts eintritt. Doch auch bei einer Herzoperation wird Herzmuskelgewebe geschädigt. „Wir sehen, dass der Troponin-Wert bei Patientinnen und Patienten nach einer Bypass-OP massiv erhöht sein kann. Eine Troponin abhängige Beurteilung allein unter Verwendung derzeitiger Grenzwerte gibt deshalb nicht mit Sicherheit Aufschluss darüber, ob es sich um einen Herzinfarkt oder um den Zustand nach einer Bypass-OP handelt.  

Die Diagnose eines perioperativen Infarkts bedarf folglich weiterer Parameter, wie etwa die Feststellung von Wandbewegungsstörungen mittels Echokardio-graphie oder EKG-Veränderungen“, betont Gollmann-Tepeköylü, der in dieser Studie vier verschiedene Infarktdefinitionen analysiert und verglichen hat.

Der Bypass-Operation wird in Fachkreisen ein mitunter höheres Infarkt-Risiko attestiert

  • Zahlreiche Studien, in denen das Outcome von Stent-Implantationen und Bypass-OPs verglichen wird, setzen jedoch perioperative Infarkte als Endpunkt ihrer Studie. 

„Die Erkenntnis, dass erhöhtes Troponin allein unter Verwendung derzeit gängiger Grenzwerte noch keinen Einfluss auf die Prognose hat, sondern erst genauere Infarktdefinitionen belastbare Rückschlüsse auf einen perioperativen Myokardinfarkt zulassen, die in der klinischen Praxis zu raschen Maßnahmen führen, wird sich somit auf die Guidelines zur Behandlung verengter Koronararterien auswirken“, erwartet Erstautor Leo Pölzl.

Die Ergebnisse dieser Untersuchung haben somit nicht nur weitreichende Folgen für herzchirurgische und kardiologische Guidelines, sondern auch für zukünftige Studiende-signs zu diesem Thema. „Wir beantworten hiermit eine sehr wichtige Frage in einem wissenschaftlichen Konflikt: 

Welche Definitionen der Endpunkte sind geeignet, um prognose-relevante perioperative Myokardinfarkte nach Revaskularisation (Wiederherstellung der Durchblutung, Anm.) zu erfassen? 

Diese Frage hat die kardiovaskuläre Medizin lange Zeit entzweit und dazu geführt, dass die Europäische Fachgesellschaft ihre Unterstützung für die europäischen Guidelines zurückgezogen hat“, betont Gollmann-Tepeköylü.

Bypass-Operation:
Bei einer koronaren Herzkrankheit kommt es über Jahrzehnte schleichend und unbemerkt zu einer Verengung der Herzkranzgefäße (Stenose), die das Herz mit Blut versorgen. Sind mehrere Gefäße in Mitleidenschaft gezogen oder sind sie diffus und lang-streckig erkrankt, wird zu einer Bypass-Operation (Bypass bedeutet Umgehung) geraten. 

Dabei werden Stenosen mit Arterien oder Venen aus dem Körper überbrückt. 

Gesunde Gefäße werden nach den Engstellen auf die Herzkranzgefäße aufgenäht, so dass das Blut ungehindert zum Herzen fließen kann.

Die Studienautoren Nikolaos Bonaros (2.v.l.) und Can Gollmann-Tepeköylü (2.v.r.)bei der Durchführung einer Bypass-OP Die Studienautoren Nikolaos Bonaros (2.v.l.) und Can Gollmann-Tepeköylü (2.v.r.)bei der Durchführung einer Bypass-OP David Bullock MUI/Bullock

Zur Person:
Der gebürtige Burgenländer Can Gollmann-Tepeköylü absolvierte sein Medizin-Studium in Wien. 

Für sein Doktoratsstudium im Programm „Molecular cell biology” wechselte er an die Medizinische Universität Innsbruck, wo er an der Univ.-Klinik für Herzchirurgie bereits seit mehreren Jahren an der Regeneration des Herzmuskels forscht. Für seine herausragenden, im Rahmen seiner Habilitation zusammengeführten Erkenntnisse auf diesem Gebiet wurde er mit dem Förderungspreis für 2020 des Kardinal-Innitzer-Studienfonds ausgezeichnet. 

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Doris Heidegger Medizinische Universität Innsbruck

Innrain 52
6020 Innsbruck
Österreich
Tirol

E-Mail-Adresse: doris.heidegger@i-med.ac.at
Originalpublikation:

https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehac054


Dr. Martin Väth: Regulielrung von Entzündungsvorgängen - Nahrungsergänzungsmittel Hydroxycitrat (metabolische Umprogramierung)

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Wie Zucker Entzündungen fördert

Ein hoher Zuckerkonsum kann entzündliche Prozesse im Körper begünstigen und dadurch die Entstehung von Autoimmunkrankheiten fördern. 

Ein Forschungsteam der Uni Würzburg hat jetzt neue Details dieser Vorgänge entschlüsselt. 

Expression von GLUT3 auf aktivierten T-Zellen. GLUT3 (grün) ist auf der Zelloberfläche lokalisiert, die Mitochondrien (violett) und der Kern (blau) wurden ebenfalls dargestellt. Expression von GLUT3 auf aktivierten T-Zellen. GLUT3 (grün) ist auf der Zelloberfläche lokalisiert, die Mitochondrien (violett) und der Kern (blau) wurden ebenfalls dargestellt. AG Väth 

  • Wer über einen langen Zeitraum im Übermaß Zucker und andere Kohlenhydrate zu sich nimmt, trägt ein erhöhtes Risiko, eine Autoimmunkrankheit zu entwickeln. 
  • Bei den Betroffenen greift das Immunsystem das körpereigene Gewebe oder ein Organ an; die Folge sind beispielsweise chronisch entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa, Typ-1-Diabetes sowie die chronische Entzündung der Schilddrüse.


Neue Angriffspunkte für eine Therapie

Die Prozesse, die in diesen Fällen auf molekularer Ebene ablaufen, sind vielschichtig und äußerst komplex. 

Jetzt ist es Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) gelungen, neue Details zu entschlüsseln. Ihre Arbeiten weisen darauf hin, dass ein übermäßiger Konsum von Kohlehydraten direkt die krankmachenden Funktionen bestimmter Zellen des Immunsystems begünstigt und dass, im Umkehrschluss, eine kalorienreduzierte Ernährung sich günstig auf die Immunerkrankungen auswirken kann. Gleichzeitig zeigen sie neue Angriffspunkte für eine Therapie an: 

Eine spezifische Blockade bestimmter Stoffwechselprozesse in diesen Immunzellen könnte die überschießende Immunreaktionen unterdrücken.

Verantwortlich für die jetzt in der Fachzeitschrift Cell Metabolism veröffentlichte Studie ist Dr. Martin Väth, Nachwuchsgruppenleiter am Institut für Systemimmunologie – einer Max-Planck-Forschungsgruppe unter dem Dach der JMU, in deren Fokus das Wechselspiel des Immunsystems mit dem Organismus steht. Daran beteiligt waren Teams aus Amsterdam, Berlin, Freiburg und Leuven.

Glukosetransporter mit Nebenjob

  • „Immunzellen benötigen große Mengen an Zucker in Form von Glukose, um ihre Aufgaben erfüllen zu können. 

Mithilfe spezialisierter Transporter in ihrer Zellmembran können sie diese aus der Umgebung aufnehmen“, erklärt Martin Väth. Gemeinsam mit seinem Team konnte Väth jetzt zeigen, dass ein bestimmter Glukosetransporter – mit wissenschaftlichem Namen GLUT3 genannt – in T-Zellen, neben der Energiegewinnung aus Zucker weitere Funktion für den Stoffwechsel erfüllt.

In ihrer Studie haben sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf eine Gruppe von Zellen des Immunsystems konzentriert, die noch nicht allzu lange bekannt ist: 

T-Helferzellen vom Typ 17, auch Th17-Lymphozyten genannt. 

Von ihnen wird vermutet, dass sie eine wichtige Rolle bei der Regulierung von Entzündungsvorgängen spielen. 

„Diese Th17-Zellen tragen jede Menge GLUT3-Proteine auf ihrer Zelloberfläche“, erklärt Väth. 

Aufgenommene Glukose wandeln sie dann in den Mitochondrien zu Zitronensäure um. 

Diese wird anschließend im Zellplasma zu dem Acetyl-Koenzym A umgewandelt, das unter anderem als Ausgangsstoff für die Synthese von Fettstoffen benötigt wird.

Einfluss auf entzündungsfördernde Gene

Azetyl-KoA übernimmt in Th17-Zellen aber noch mehr Aufgaben. 

Väth und sein Team stellten fest, dass dieses Stoffwechselprodukt auch die Aktivität verschiedener Genabschnitte im Zellkern regeln kann. 

Auf diese Weise nimmt es dort direkten Einfluss auf die Aktivität entzündungsfördernder Gene.

Die neuen Erkenntnisse eröffnen nach Ansicht der Forschenden Ansatzpunkte für eine zielgerichtete Therapie bei Autoimmunerkrankungen. 

Beispielsweise könne die Blockade der GLUT3-abhängien Synthese von Acetyl-KoA durch das Nahrungsergänzungsmittel Hydroxycitrat, das zur Behandlung von Übergewicht eingesetzt wird, die krankmachenden Funktionen von Th17-Zellen verhindern und dadurch entzündlich-pathologische Prozesse im Körper reduzieren. 

Diese „metabolische Umprogrammierung“ von T-Zellen sei ein neuer und spezifischer Angriffspunkt für die Therapie von Autoimmunerkrankungen, ohne dabei das Immunsystem komplett „ausschalten“ zu müssen.

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Dr. Martin Väth, Institut für Systemimmunologie, Max Planck Forschungsgruppe,
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Gunnar Bartsch
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E-Mail-Adresse: gunnar.bartsch@uni-wuerzburg.de
Originalpublikation:

The glucose transporter GLUT3 controls T helper 17 cell responses through glycolytic-epigenetic reprogramming. Sophia M. Hochrein, Hao Wu, Miriam Eckstein, Laura Arrigoni, Josip S. Herman, Fabian Schumacher, Christian Gerecke, Mathias Rosenfeldt, Dominic Grün, Burkhard Kleuser, Georg Gasteiger, Wolfgang Kastenmüller, Bart Ghesquière, Jan von den Bossche, E. Dale Abel, and Martin Vaeth. Cell Metabolism, https://doi.org/10.1016/j.cmet.2022.02.015

Prof. Dr. Claudia Christ: Bio-psycho-somatischen-sozialen Anamnese für ein biografisches Verständnis des menschlichen Krankseins

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Psychosomatik oder Somatopsyche: 

Balancemodell ermöglicht biographisches Verständnis von Krankheit

Ärzte sollten ihren Blick auf den gesamten Menschen richten, so das Fazit des Seminars „Psychosomatik oder Somatopsyche“ auf dem Deutschen Schmerz- und Palliativtag 2022. 

  • Referentin Prof. Dr. Claudia Christ empfahl das Balancemodell zur bio-psycho-somatischen-sozialen Anamnese für ein biografisches Verständnis des menschlichen Krankseins. 

Frühkindlicher Stress als Auslöser von psychosomatischen Beschwerden war ebenfalls Thema des Seminars. 

Um wissenschaftliche Erkenntnisse auch anderen Fachrichtungen zugänglich zu machen, kooperiert die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin e.V. (DGS) mit der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie e.V. (DGPM).

  • „Das Balancemodell erfasst die Bereiche Körper und Sinne, Beruf und Finanzen, Kontakte und Familie, Werte und Normen. 
  • So erhalten wir eine gute Sichtweise auf Patienten – ihre Einstellung zu sich selbst, zur Leistung, ihre Beziehung zu Anderen, ihre Fähigkeiten, Grenzen, Ziele und Visionen – ohne den Begriff Psyche mit seinen negativen Assoziationen zu verwenden“, so Christ. 
  • Auch die Analyse des Sinns von Symptomen und die Abfrage von Lebensstufen und Lebensereignissen wie Kindheit, Jugend, eine Trennung oder der Tod des Partners seien wichtig für eine ganzheitliche Betrachtung. 
  • „Wenn wir neugierig werden auf den Patienten und schauen, wer sich dahinter versteckt, dann gelingt eine patientenzentrierte Therapie besser“. 

Die Psychotherapeutin rät Patienten zum Perspektivenwechsel: 

„Wer etwas haben möchte, was er noch nie gehabt hat, muss etwas tun, was er noch nie getan hat.“ 

  • Für Patienten gehe es darum, in kleinen Schritten die Komfortzone zu verlassen, um Veränderungen herbeizuführen.


Krankheit kränkt und Kränkung macht krank

  • Kränkungen wie „Du bist nicht gut genug“ können innerpsychischen Druck erzeugen, Schmerzen verursachen und letztendlich auch physisch krank machen. 
  • Umgekehrt können Krankheiten Kränkungen hervorrufen. 

„Wenn der Körper nicht mehr funktioniert, sei es, weil wir älter werden, weil wir chronische Schmerzen haben oder ein medizinischer Eingriff posttraumatische Folgen hat, macht das Angst und frustriert“, so Christ. 

  • Für ein besseres Verständnis des Patienten sei es wichtig, die bio-emotional-soziale Verfassung abzufragen. 
  • Neben die organmedizinische Diagnose trete die Beziehungsdiagnose und damit die Gesamtsicht auf den Menschen.


Frühkindlicher Stress und seine negativen Folgen

Frühkindliche Erfahrungen wie häusliche Gewalt, Sucht, Vernachlässigung, unsichere Bindung oder sexueller Missbrauch haben Auswirkungen auf die Gehirnentwicklung und können beispielsweise zu somatoformen Beschwerden wie Schlafstörungen, Schmerzstörungen, autonomen Funktionsstörungen der inneren Organe, Funktionsstörungen des Bewegungsapparates und funktionellen Beschwerden führen. 

Die Betrachtung von frühkindlichem Stress sei deshalb ebenfalls wichtiger Bestandteil der Anamnese, sagte Christ.

Curriculum Psychosoziale Aspekte des Schmerzes

Weiterführende Links:
www.schmerz-und-palliativtag.de
www.dgschmerzmedizin.de

***

Die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin e.V. (DGS) ist mit rund 4.000 Mitgliedern und 120 Schmerzzentren die führende Fachgesellschaft zur Versorgung von Menschen mit chronischen Schmerzen. In enger Zusammenarbeit mit der Deutschen Schmerzliga e. V. ist es ihr vorrangiges Ziel, die Lebensqualität dieser Menschen zu verbessern – durch eine bessere Diagnostik und eine am Lebensalltag des Patienten orientierte Therapie. Dafür arbeiten die Mitglieder der DGS tagtäglich in ärztlichen Praxen, Kliniken, Schmerzzentren, Apotheken, physiotherapeutischen und psychotherapeutischen Einrichtungen interdisziplinär zusammen. Der von der DGS gestaltete jährlich stattfindende Deutsche Schmerz- und Palliativtag zählt seit 1989 auch international zu den wichtigen Fachveranstaltungen und Dialogforen. Aktuell versorgen etwa 1.321 ambulant tätige Schmerzmediziner die zunehmende Zahl an Patienten. Für eine flächendeckende Versorgung der rund 3,9 Millionen schwerstgradig Schmerzkranken wären mindestens 10.000 ausgebildete Schmerzmediziner nötig. Um eine bessere Versorgung von Menschen mit chronischen Schmerzen zu erreichen, fordert die DGS ganzheitliche und bedürfnisorientierte Strukturen – ambulant wie stationär – sowie eine grundlegende Neuorientierung der Bedarfsplanung.

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Prof. Dr. Jan Tuckermann: Onkogen- Krebs-Gen - Tumorwachstum - Onkogen RAS

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Tumorhemmende Wechselwirkung an der Zellmembran: Glucocorticoid-Rezeptor und RAS-Onkogen bremsen Krebsentstehung aus

In nicht-kleinzelligen Lungentumoren oder anderen Krebsarten findet sich oftmals das Onkogen RAS. 

Dieses „Krebs-Gen“ befeuert das Tumorwachstum und lässt sich bislang nicht gezielt ausschalten. 

Doch nun haben Forschende der Universität Ulm eine neue Funktion des so genannten Glucocorticoid-Rezeptors entdeckt: 

Im Zusammenspiel mit RAS-Proteinen auf der zytoplasmatischen Seite der Zellmembran kann der Rezeptor das Tumorwachstum ausbremsen. 

Der Weg zu konkreten therapeutischen Ansätzen ist noch weit, doch schon jetzt hat es die Studie auf den Titel des Fachjournals „Science Signaling“ geschafft. 

Die Ulmer Seniorautoren (v.l.): Dr. Ion Cirstea und Prof. Jan Tuckermann Die Ulmer Seniorautoren (v.l.): Dr. Ion Cirstea und Prof. Jan Tuckermann, Elvira Eberhardt Universität Ulm 

  • So genannte Onkogene („Krebs-Gene“) können zu unkontrollierter Zellteilung und Tumorwachstum führen. 
  • Bei rund einem Drittel der menschlichen Krebserkrankungen spielt das Onkogen RAS (rat sarcoma) eine Rolle – insbesondere bei Lungen-, Pankreas- und Darmtumoren. 

Obwohl RAS bereits Anfang der 1980-er Jahre entdeckt wurde, gibt es bislang keine zielgerichteten Therapien. 

  • Unabhängig vom beteiligten Onkogen werden oftmals Glucocorticoide, also Cortisol-Analoge, in der Krebs-Behandlung eingesetzt. 

Diese wirken über den Glucocorticoid-Rezeptor (GR) der Zelle. 

Nach der Bindung des Wirkstoffs wandert der Rezeptor in den Zellkern und reguliert dort die Genexpression. Was der Glucocorticoid-Rezeptor jedoch außerhalb des Zellkerns bewirkt, ist weitgehend unbekannt. „Auf der zytoplasmatischen Seite der Zellmembran befinden sich RAS-Proteine. Daher haben wir die Hypothese aufgestellt, dass der Glucocorticoid-Rezeptor außerhalb des Zellkernes mit diesen Proteinen wechselwirkt und ihre Aktivität hemmt“, erklärt Dr. Ion Cirstea, Wissenschaftler an der Universität Ulm und einer der Seniorautoren der nun erschienenen Studie.

Um ihre Annahme zu überprüfen, haben die Forschenden aus Ulm, Düsseldorf und Wien ein zweistufiges Studiendesign gewählt. Bei Zellen aus dem Mausmodell entfernten sie zunächst den Glucocorticoid-Rezeptor mithilfe der Genschere CRISPR-Cas9 oder durch Gen-Knockout. Somit konnten die Aktivitäten des Onkogens RAS unbeeinflusst vom Rezeptor untersucht werden. Inwiefern steuert RAS das Zellteilungsverhalten und somit das Tumorwachstum? Solchen Fragen sind die Forschenden unter anderem mithilfe von Durchflusszytometrie und Phosphorylierungsnachweis von Signalmolekülen, Genexpressionsanalyen und Immunofluoreszenz-Mikroskopie nachgegangen. In der zweiten Stufe untersuchten sie anhand von Lungenkarzinom-Zellen mit RAS-Mutation, ob diese noch Tumore im Modell bilden können, wenn der Glucocorticoid-Rezeptor fehlt.

In ihrer aktuellen Publikation beschreiben die Autorinnen und Autoren gleich mehrere interessante Entdeckungen: 

Außerhalb des Zellkerns, im Zytoplasma, befinden sich sowohl der Glucocorticoid-Rezeptor als auch das Onkogen RAS und weitere Moleküle in größeren Proteinkomplexen. 

Ist der Rezeptor bereits in den Zellkern gewandert oder wurde er mit molekularbiologischen Methoden entfernt, waren das „Krebs-Gen“ und seine Signalwege deutlich aktiver. Im Umkehrschluss scheint der Glucocorticoid-Rezeptor RAS ausbremsen zu können. „Mit unseren Untersuchungen konnten wir die Hypothese vorerst bestätigen: RAS-Proteine stehen tatsächlich in Wechselwirkung mit dem Glucocorticoid-Rezeptor, und dieses Zusammenspiel kann offenbar die Aktivität von RAS als Tumortreiber verringern“, resümiert die Erstautorin, Dr. Bozhena Caratti, die an der Universität Ulm promoviert hat.

Soweit die Forschenden wissen, handelt es sich um die weltweit erste Studie zur tumorhemmenden Wechselwirkung des RAS-Onkogens mit einem Rezeptor in einem Proteinkomplex. 

„Gelingt es, das Zusammenspiel zwischen RAS und Glucocorticoid-Rezeptor zu verstärken, könnte dies der Entstehung von Lungenkrebs vorbeugen“, erklärt Professor Jan Tuckermann, Leiter des Ulmer Instituts für Molekulare Endokrinologie der Tiere. 

Allerdings müssten zunächst die Wechselwirkungen des Glucocorticoid-Rezeptors mit RAS und der Proteinkomplex weiter charakterisiert werden. Erst dann kann über konkretere therapeutische Ansätze oder präklinische Studien nachgedacht werden.

Ansonsten könnten sich die Forschungsergebnisse durchaus auf den Menschen übertragen lassen: „Datenbank-Analysen zu Patientinnen und Patienten mit Lungenkarzinomen zeigen, dass ein herunterregulierter Glucocorticoid-Rezeptor mit einer schlechteren Prognose verbunden ist“, ergänzt Dr. Herwig Moll von der Medizinischen Universität Wien.

Die Forschenden von der Universität Ulm und vom Institut für Lasertechnologien in der Medizin und Messtechnik an der Universität Ulm (ILM) haben mit Kolleginnen und Kollegen der Medizinischen Universität Wien und von der Universität Düsseldorf zusammengearbeitet. Unterstützt wurden sie vor allem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und der Deutschen Krebshilfe. Darüber hinaus ist Dr. Ion Cirstea Gründungsmitglied des „German Network for RASopathy Research“, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird.

Die Publikation ist Titelthema der aktuellen Ausgabe des Fachjournals "Science Signaling". 

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Originalpublikation:

Bozhena Caratti, Miray Fidan, Giorgio Caratti, Kristina Breitenecker, Melanie Engler, Naser Kazemitash, Rebecca Traut, Rainer Wittig, Emilio Casanova, Mohammad Reza Ahmadian, Jan P. Tuckermann, Herwig P. Moll, Ion Cristian Cirstea: The glucocorticoid receptor associates with RAS complexes to inhibit cell proliferation and tumor growth. Science Signaling, 22 March 2022, Vol. 15, Issue 726, DOI: 10.1126/scisignal.abm4452


Dr. Angela Riedel: Der Stoffwechsel des Tumors: Glukose und Glutamin - metastatisches Gewebe - Laktatkonzentration

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Dem Tumor das Futter wegnehmen

Milchsäure, die Tumore bei der Glykolyse ausschütten, reprogrammiert Lymphknoten, blockiert die Immunabwehr und schafft optimale Bedingungen für die Metastasierung – eine Arbeit von Angela Riedel, Juniorgruppenleiterin am Mildred-Scheel-Nachwuchszentrum Würzburg.

Die Einladung der US-amerikanischen Society for Immunotherapy of Cancer (SITC) Ende April beim Workshop Tumor Immune Microenvironment in San Diego einen Vortrag zu halten, hielt Dr. Angela Riedel zunächst für einen Scherz. „Dort sprechen nur hochetablierte Wissenschaftler“, meint die 38-jährige Biomedizinerin und Juniorgruppenleiterin am Mildred-Scheel-Nachwuchszentrum am Uniklinikum Würzburg. Doch es war weder ein Scherz noch sollte Angela Riedel als Lückenfüller herhalten. Ihre Arbeit mit dem Titel „Tumor-Derived Lactic Acid Modulates Activation and Metabolic Status of Draining Lymph Node Stroma“ hatte noch vor der Publikation im Journal Cancer Immunology Research international Aufsehen erregt.

Immunfluoreszenz-Bild von einem Lymphknoten.

Immunfluoreszenz-Bild von einem Lymphknoten. Angela Riedel © Angela Riedel


Spezialgebiet tumor-drainierender Lymphknoten

Tumor-Metabolismus und die Verfügbarkeit von Nährstoffen, also die Nahrung, die für den Tumor zur Verfügung steht, sind Angela Riedel zufolge gerade ein großes Thema.  

Dabei geht es um den Stoffwechsel des Tumors. 

  • Krebszellen sind hungrig und benötigen vor allem Glukose und Glutamin, um sich zu teilen und zu wachsen. 
  • Bei der Verstoffwechselung des Zuckers, der Glykolyse, fällt Laktat an, auch als Milchsäure bekannt. 

Der Biochemiker Otto Warburg hatte schon vor hundert Jahren festgestellt, dass Tumore eine hohe Laktatkonzentration aufweisen. 

Die Milchsäure ist seither Gegenstand zahlreicher Forschungsprojekte. „Es gibt hier viele Studien zum Primärtumor, ich habe hingegen ein metastatisches Gewebe untersucht. Mein Interessensgebiet ist der tumor-drainierende Lymphknoten, welcher sehr dicht am Tumor liegt und daher stark beeinflusst wird“, erläutert Angela Riedel und zeichnet zur Veranschaulichung eine weibliche Brust an die Tafel, mit einem Tumor, von dem Flüssigkeit zum tumordrainierenden Lymphknoten fließt. 

  • Als Wächterlymphknoten (Sentinel Lymph Node, SLN) filtert er als erster die vom Tumor ausgeschüttete Flüssigkeit.


Eigentlich sollte der Lymphknoten seiner immunologischen Funktion nachkommen und sogenannte T-Zellen aktivieren die den Tumor bekämpfen? Dass die T-Zellen im Lymphknoten gehemmt sind oder die Interaktion von T-Zellen und antigenpräsentierenden Zellen nicht in dem Ausmaß stattfindet, wie es sein sollte, das hat Angela Riedel bereits 2016 in Cambridge herausgefunden, wo sie als PostDoc gearbeitet hatte. Ihren Doktor in molekularer Onkologie hatte die gebürtige Westfälin zuvor an der University of Southern Denmark in Odense gemacht.

Reprogrammierung des Lymphknotens

Warum ist das Filtersystem der Lymphknoten gehemmt? 

Was hat den Lymphknoten derart reprogrammiert, dass er sogar eine ideale Umgebung für Metastasen bildet? 

Wenn eine Patientin mit Brustkrebs Metastasen an den Lymphknoten unter den Achseln hat, dann ist die Prognose schlecht, denn dann hat sich der Tumor ausgeweitet. Angela Riedel wollte herauszufinden, wie der Tumor, bevor er den Lymphknoten befällt, diesen beeinflussen kann, zunächst am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg, dann am Uniklinikum Würzburg. 

„Dabei habe ich mein Augenmerk auf die Fibroblasten gelegt. 

  • Das sind wichtige stromale Zellen, die dem Lymphknoten die Struktur geben, den Lymphknoten koordinieren und den Kontakt zwischen den dendritischen Zellen und T-Zellen herstellen. 

Wir haben schließlich gesehen, dass die Milchsäure das Stroma verändert. 

Die Untersuchungen in vitro konnten wir jetzt in vivo, an Mäusen, bestätigen.“

Die Milchsäure, die der Tumor bei der Glykolyse ausschüttet, blockiert die Immunabwehr. 

Der Tumor kann also die nachgeschalteten Lymphknoten reprogrammieren. 

Angela Riedel möchte aber nicht nur schauen, was verschiedene Tumorarten mit dem Lymphknoten prämetastatisch machen, sondern auch, was passiert, wenn die Metastase da ist, wie verhält es sich dann mit der Reprogrammierung? Lässt sich die Milchsäure zum Beispiel mit der Gabe von Natriumbicarbonat neutralisieren? 

  • In ihren Versuchen waren die negativen Effektive der Milchsäure zumindest nicht mehr zu sehen, sobald der ph-Wert angehoben wurde. 

Nun gilt es breitere Analysen zu machen, vor allem mit humanen Proben, die sie von der benachbarten Frauenklinik erhält.

Zucker und Fett fördern Brustkrebs und Metastasierung

Mit ihren Untersuchungen unterstreicht Angela Riedel einmal mehr die Bedeutung von Ernährung auf unsere Gesundheit. 

Ein Übermaß an Zucker und Fett fördert Brustkrebs und die Metastasierung. 

„Grundsätzlich geht es darum, dem Tumor das Futter wegzunehmen“, bringt es Angela Riedel auf den Punkt.

Die Mutter einer zweieinhalbjährigen Tochter ist mit Leib und Seele Forscherin. Der tumor-drainierende Lymphknoten hat es ihr besonders angetan, da er sowohl in der Immunantwort als auch im metastatischen Prozess involviert ist. 

„Er sollte die Balance halten, tut es aber nicht“, sagt sie. 

Schon in der Schule war sie fasziniert von der Genetik. 

Und gerade bei Krebs spielen Mutationen und chromosomale Änderungen eine große Rolle. 

Also war schnell klar, dass sie in der Biomedizin tätig sein möchte. 

Angela Riedel fand mit ihrem Team am Mildred-Scheel-Nachwuchszentrum Würzburg heraus, dass die Milchsäure, die ein Tumor bei der Glykolyse ausschüttet, die nachgeschalteten Lymphknoten reprogrammiert und die Immunabwehr blockiert.

Traumjob

Am Mildred-Scheel-Nachwuchszentrum für Krebsforschung, gefördert durch die Deutsche Krebshilfe, habe sie vor zwei Jahren ihren Traumjob gefunden. Sie ist eine von insgesamt vier Juniorgruppenleitern. Statt im Labor zu experimentieren sitzt sie nun zunehmend am Schreibtisch, verteilt Aufgaben, koordiniert und publiziert. „Ich dachte, der Abschied vom Labor tut weh. Aber da unsere Doktoranten so gute Arbeit leisten, wir die Ergebnisse gemeinsam auswerten und diskutieren, vermisse ich das überhaupt nicht mehr.“ Da sie habilitieren möchte, ist sie auch in die Lehre eingebunden und unterrichtet im Fach Biochemie als Dozentin innerhalb des Schwerpunkts molekulare Onkologie. Am 21. April in San Diego werden nun statt Studierende hochkarätige Wissenschaftler vor ihr sitzen. Klar sei sie nervös, aber auch das schafft sie.

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Angela Riedel, Moutaz Helal, Luisa Pedro, Jonathan J. Swietlik, David Shorthouse, Werner Schmitz, Lisa Haas, Timothy Young, Ana S.H. da Costa, Sarah Davidson, Pranjali Bhandare, Elmar Wolf, Benjamin A. Hall, Christian Frezza, Thordur Oskarsson, Jacqueline D. Shields; Tumor-Derived Lactic Acid Modulates Activation and Metabolic Status of Draining Lymph Node Stroma. Cancer Immunol Res 2022; https://doi.org/10.1158/2326-6066.CIR-21-0778


Professor Dr. Bernhard Graf: Die ECMO-Therapie - Extrakorporaler Membranoxygenierung - Künstliche Lunge

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: UKR: Zwei Jahre Corona-Pandemie, zwei Jahre ECMO-Versorgung am Limit

Am 14. März 2020, also vor zwei Jahren, erreichte das Coronavirus das Universitätsklinikum Regensburg (UKR). 

Der erste Patient mit einer SARS-CoV-2-Infektion wurde auf Intensivstation aufgenommen. 

Auch die ECMO-Therapie ist seitdem stark in den öffentlichen Fokus gerückt. 

Dabei wurden am UKR bereits vor der Pandemie jährlich weit über 100 Patienten mittels Extrakorporaler Membranoxygenierung behandelt. 

  • Damit gehört das UKR zu den deutschlandweit führenden Experten auf diesem Gebiet. 

Mit Pandemiebeginn rückte die ECMO-Therapie in den öffentlichen Fokus. Viele Patienten mit einer schweren COVID-19-Infektion konnten und können nur noch so versorgt werden. Die jahrelange ECMO-Expertise kommt den Experten hier zugute. Mit Pandemiebeginn rückte die ECMO-Therapie in den öffentlichen Fokus. Viele Patienten mit einer schweren COVID-19-Infektion konnten und können nur noch so versorgt werden. Die jahrelange ECMO-Expertise kommt den Experten hier zugute. © Werner Krüper

ECMO, an diesen vier Buchstaben hängt in vielen Kliniken das Leben der Patienten. 

Gerade seit das Coronavirus die Welt in Schach hält, ist die Extrakorporale Membranoxygenierung, oder eben ECMO, vielen Menschen ein Begriff. Denn spätestens, wenn ein Patient eine Therapie an der sogenannten „künstlichen Lunge“ benötigt, weil eine Beatmung über die eigene Lunge nicht mehr ausreicht, ist jedem bewusst: die Situation ist lebensbedrohend. Das Leben hängt nur noch an dieser Maschine und an den Experten, die sie bedienen. „Die Maschine kommt zum Einsatz, wenn die Lunge oder auch das Herz stark geschädigt ist. Die ECMO-Therapie ist dann in der Regel das letzte Mittel, um die Patienten am Leben zu halten“, erklärt Professor Dr. Bernhard Graf, Direktor der Klinik für Anästhesiologie sowie stellvertretender Ärztlicher Direktor und Pandemiebeauftragter des UKR.

ECMO-Therapie als letzte Hoffnung für schwerstkranke COVID-19-Patienten

Doch gerade dieses Ziel, mittels ECMO die Versorgung des Körpers mit Sauerstoff bis zur Erholung der Lunge bzw. des Herzens zu überbrücken, wird durch die komplexen und langwierigen Verläufe einer SARS-CoV-2-Infektion, wie sie sich während der letzten Pandemie-Wellen in den Krankenhäusern gezeigt haben, deutlich erschwert. 

Eine aktuelle Studie (Karagiannidis et al. Critical Care (2021) 25:413 https://doi.org/10.1186/s13054-021-03831-y) zeigt, dass während der ersten drei Wellen der Coronavirus-Pandemie deutschlandweit etwa 68 Prozent der COVID-ECMO-Patienten verstarben, nur 32 Prozent überlebten.  

Das UKR hebt sich von diesen Zahlen deutlich ab. 

So konnten während der ersten drei Wellen 58 Prozent der COVID-ECMO-Patienten wieder aus dem künstlichen Koma geholt werden. „Diese Zahl ist nicht nur im Vergleich mit den vorliegenden Studiendaten beeindruckend, sondern auch im Hinblick auf unser besonderes Patientenklientel ein beachtlicher Erfolg für uns, die wir an der Behandlung beteiligt sind, vor allem aber für unsere Patienten“, so PD Dr. Dirk Lunz, Leiter der Anästhesiologischen Intensivmedizin des UKR und für die ECMO-Transporte am UKR verantwortlich. Das Universitätsklinikum Regensburg behandelt als Supramaximalversorger der Region Ostbayern und als zertifizierter ECMO-Standort schwerstkranke und -verletzte Patienten weit über sein Einzugsgebiet hinaus. „Die COVID-Patienten, die bei uns intensivmedizinisch versorgt werden, werden in der Regel von anderen Kliniken zu uns verlegt. Das heißt, wir versorgen vor allem jene Patienten weiter, für die an anderen Häusern bereits alle Therapieoptionen ausgeschöpft sind“, gibt PD Dr. Lunz zu bedenken. Die Liegezeit an der ECMO variiert dabei je nach Erkrankung und Zustand des Patienten zwischen einer Woche und drei Monaten. 

„Bei durch SARS-CoV-2-Infektionen verursachten Pneumonien sind diese schwerstkranken Patienten zum Teil sogar länger als 100 Tage an der ECMO angeschlossen“, so PD Dr. Lunz weiter.

  • Neben Notarzteinsätzen und Patiententransporten in der Coronavirus-Pandemie wird das ECMO-Verfahren auch bei akutem Lungenversagen infolge von Verletzungen oder Erkrankungen wie Pneumonie oder Sepsis, bei Herzkrankheiten oder während Herzoperationen in der modernen Intensiv- und Notfallmedizin eingesetzt.


Durch ECMO wird die Herz-Lungen-Funktion außerhalb des Körpers unterstützt. 

Über ein Schlauchsystem wird das sauerstoffarme Blut des Patienten in eine künstliche Lunge außerhalb des Körpers abgeführt, wo es mit Sauerstoff angereichert und Kohlenstoffdioxid entfernt wird. Anschließend wird das Blut dem Körper mittels einer Pumpe über das Schlauchsystem wieder zugeführt. „Dieses Verfahren entlastet die angegriffene Lunge oder auch das Herz unserer Patienten. Im besten Fall können sich die geschädigten Organe wieder vollständig regenerieren, dann entwöhnen wir die Patienten schrittweise wieder von der ECMO “, schildert PD Dr. Lunz das Vorgehen und den optimalen Therapieverlauf.

Das UKR ist das einzige zertifizierte ECMO-Zentrum in Deutschland


Die mobile extrakorporale Lungen- und Herz-Kreislauf-Unterstützung ist ein medizinischer Schwerpunkt des Universitätsklinikums Regensburg.  

„Unser ECMO-Zentrum zählt zu den leistungsfähigsten und kompetentesten Zentren weltweit

Aus diesem Grund wurde uns 2021 auch erneut der ‚Award for Excellence in Extracorporeal Life Support – Platinum Level‘, die höchste Auszeichnung der internationalen Extracorporeal Life Support Organization (ELSO), verliehen. Diese Auszeichnung würdigt unseren Einsatz, mit dem wir in den vergangenen 20 Jahren aktiv zur Weiterentwicklung der Einsatzmöglichkeiten der ECMO beigetragen haben und das natürlich auch weiterhin tun“, erklärt Professor Dr. Thomas Müller, Leiter der Intensivmedizin der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II des UKR.
Pionierarbeit hat das UKR unter anderem mit der Entwicklung der weltweit kleinsten, tragbaren Herz-Lungen-Maschine geleistet. „Die ECMO war früher eine unhandliche, mehrere hundert Kilo schwere Maschine und für den mobilen Einsatz ungeeignet. Das hat viele Patienten schon von einer ECMO-Therapie ausgeschlossen, weil sie schlichtweg nicht transportiert werden konnten. Außerdem konnte vor der Entwicklung des Miniaturmodells die ECMO auch nicht für Notfalleinsätze verwendet werden“, kommentiert Professor Müller. Ein weiteres Novum am UKR war die Einführung des ECMO-Mobils, mit dem ein Team aus Anästhesist und Kardiotechniker gezielt zu Notfällen mit einem Herz-Kreislauf-Stillstand gerufen werden können. So kann die Herz-Lungen-Maschine unmittelbar am Einsatzort am Patienten angeschlossen werden, womit sich eine umgehende und ausreichende Sicherstellung der Herz-Kreislauf-Funktion und der Sauerstoffversorgung des Körpers erzielen lässt.

Um den Patienten eine möglichst große Überlebens- und Genesungschance zu ermöglichen, müssen verschiedene medizinische Fachbereiche eng verzahnt zusammenarbeiten. Am UKR sind dies Intensivmediziner aus dem Bereich der Anästhesiologie, Kardiologie und Herzchirurgie sowie der Kinder- und Jugendmedizin für unsere kleinen Patienten. Unterstützt werden diese Bereiche am UKR stets von der Kardiotechnik, die einen nicht unwesentlichen Teil bei der Entwicklung und technischen Umsetzung dieser komplexen Therapieform schultert. 

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Matthias Dettenhofer Universitätsklinikum Regensburg (UKR)

Franz-Josef-Strauss-Allee 11
93053 Regensburg
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Dr. Isolde Schäfer
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Professorin Dr. Anette S. Debertin: Netzwerk ProBeweis

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: MHH-Notaufnahme jetzt auch Anlaufstelle des Netzwerks ProBeweis

Vertrauliche Hilfe: Medizinisches Personal sichert Spuren von häuslicher und sexueller Gewalt

  • Jede dritte Frau in Deutschland erlebt mindestens einmal im Leben körperliche und/oder sexualisierte Gewalt. 
  • Doch nur selten kommt es direkt nach der Tat zu einer Anzeige bei der Polizei. 

Das Netzwerk ProBeweis kann den Betroffenen trotzdem helfen. 

In den Anlaufstellen sichern und dokumentieren geschulte Ärztinnen und Ärzte die Spuren der Gewalt – auch wenn zunächst keine Anzeige erfolgt. 39 dieser Anlaufstellen gab es bisher in ganz Niedersachsen. Jetzt kommt eine weitere hinzu: die Zentrale Notaufnahme (ZNA) der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Die ZNA gehört zur Klinik für Unfallchirurgie. Neben dem Institut für Rechtsmedizin und der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe sowie der Außenstelle der Rechtsmedizin in Oldenburg ist in der Zentralen Notaufnahme nun die vierte Anlaufstelle der MHH zu finden.

Fallzahlen häuslicher Gewalt auf hohem Niveau

„Die stetig steigenden Fallzahlen häuslicher Gewalt im Hellfeld unterstreichen den Bedarf an Unterstützung für Betroffene“, stellt Professorin Dr. Anette S. Debertin vom Institut für Rechtsmedizin fest. Sie leitet das Netzwerk ProBeweis. 2020 registrierte die Polizei in Niedersachsen rund 21.500 häusliche Gewalttaten. In den meisten Fällen werden diese von dem (Ex)-Partner ausgeübt.

„Viele Betroffene kommen nach erlebter Gewalt zuerst in die Notaufnahme einer Klinik, um ihre Verletzungen behandeln zu lassen“, berichtet Professor Dr. Stephan Sehmisch, Direktor der Klinik für Unfallchirurgie. Oft sprechen die betroffenen Frauen und Männer die erlittene Gewalt nicht von sich aus an. „Wir sehen aber, dass die beschriebenen Unfallhergänge nicht zu den Verletzungen passen“, erklärt der Unfallchirurg. „Die Grauzone häuslicher Gewalt ist groß. Als Anlaufstelle des Netzwerks ProBeweis möchten wir den Betroffenen hier in der Zentralen Notaufnahme professionell helfen.“

Gerichtsfeste Spurensicherung

Viele Frauen und Männer erstatten direkt nach der Tat keine Anzeige, weil sie sich schämen, bedroht werden oder Angst haben, das belastende Gerichtsverfahren eventuell nicht durchstehen zu können. „Für ein mögliches späteres Gerichtsverfahren ist es aber wichtig, sofort nach der Tat fachgerecht und gerichtsfest Spuren wie Würgemale, Hämatome oder DNA-Material zu sichern und medizinische Befunde exakt zu dokumentieren“, erklärt Professorin Debertin. In der MHH-Notaufnahme ist das ab sofort möglich. Auf die neue Aufgabe wurden die Ärztinnen und Ärzte in rechtsmedizinischen Schulungen vorbereitet.

ProBeweis arbeitet absolut vertraulich

Die Beweismittel werden mindestens drei Jahre aufbewahrt. 

Die schriftliche Dokumentation wird 30 Jahre archiviert. 

Das Vorgehen im Netzwerk ProBeweis ist vertraulich. 

  • „Erst wenn eine Anzeige erstattet wird und wir von unserer Schweigepflicht entbunden werden, werden der Polizei Befunde ausgehändigt und bei Beauftragung ein prozessrelevantes Gutachten erstellt“, erläutert Rechtsmedizinerin Sarah Stockhausen vom ProBeweis-Team.


Im Jahr 2021 dokumentierte das Netzwerk 215 Fälle

Im vergangenen Jahr dokumentierte das Netzwerk ProBeweis in seinen Anlaufstellen in Kliniken in ganz Niedersachsen insgesamt 215 Fälle von häuslicher und/oder sexuelle Gewalt. 

In etwa 50 Prozent der Fälle wurde körperliche und in 40 Prozent sexuelle Gewalt ausgeübt. 

Bei etwa zehn Prozent handelte es sich um kombinierte Taten. 

Von den 215 Gesamtfällen wurden etwa 80 in den Anlaufstellen der MHH untersucht und dokumentiert.

SERVICE:

Weitere Informationen erhalten Sie bei 

Professorin Dr. Anette S. Debertin, debertin.anette@mh-hannover.de

Telefon (0511) 532-5533 

und bei 

Professor Dr. Stephan Sehmisch, sehmisch.stephan@mh-hannover.de

Telefon (0511) 532-2026. 

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Prof. Dr. Michael Bauer: Prof. Dr. Torsten Doenst: Hämoadsorption - bei Endokarditis-Operationen: Die Entzündung der Herzklappen ist eine lebensbedrohliche Erkrankung (Endokarditis)

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Hämoadsorption bringt keinen Vorteil bei der chirurgischen Behandlung von Herzklappenentzündungen

Ein Forschungsteam des Universitätsklinikums Jena untersuchte in einer kontrollierten multizentrischen Studie, ob die Reduktion von Entzündungsmarkern im Blut bei der chirurgischen Behandlung von bakteriellen Infektionen im Herzinneren einen Vorteil bringt. 

  • Die jetzt im Fachjournal Circulation vorgestellten Ergebnisse zeigen, dass das Verfahren keinen Einfluss auf den klinischen Erfolg der Behandlung hat, obwohl die Konzentration der Zytokine deutlich gesenkt werden kann. 

Die REMOVE-Studie des Universitätsklinikums Jena zeigte, dass die Reduktion von Entzündungsmarkern im Blut bei der chirurgischen Behandlung von Herzklappenentzündungen nicht zur Verringerung der Organschädigung führt. Die REMOVE-Studie des Universitätsklinikums Jena zeigte, dass die Reduktion von Entzündungsmarkern im Blut bei der chirurgischen Behandlung von Herzklappenentzündungen nicht zur Verringerung der Organschädigung führt. Anna Schroll Universitätsklinikum Jena

Die Entzündung der Herzklappen ist eine lebensbedrohliche Erkrankung. 

  • Eine solche Endokarditis kann entstehen, wenn Bakterien von einem entzündeten Zahn oder einem infizierten Venenzugang, in selteneren Fällen auch Pilze, mit dem Blut ins Herz gelangen und dort Entzündungen verursachen. 
  • In mehr als der Hälfte der Fälle bleibt nur die operative Entfernung der Entzündungsbereiche und die Rekonstruktion oder der Ersatz der infizierten Herzklappen. 
  • Wegen der hohen Ausschüttung von Entzündungsbotenstoffen erfasst die Infektion den gesamten Körper, so dass diese Herzoperation mit einem besonders großen Risiko verbunden ist.


Klinischer Nutzen der Hämoadsorption unzureichend belegt

Das intensivmedizinische Verfahren der Hämoadsorption bietet die Möglichkeit, durch einen Filterprozess außerhalb des Körpers ähnlich der Dialyse bestimmte Stoffe wie z.B. Entzündungsmarker aus dem Blut zu entfernen. 

Diese Methode wird bei generalisierten Entzündungen genutzt, um die Zytokinkonzentration im Blut zu verringern. 

Ziel dabei ist es, die Immunreaktion des Körpers besser zu beherrschen, die Gewebe und Organe schädigt

  • Zum Einsatz kommt die Hämoadsoption auf den Intensivstationen bei der Behandlung von Sepsis, schweren COVID-19-Erkrankungen und auch bei Endokarditis.


„Allerdings ist der klinische Nutzen dieses plausibel klingenden Ansatzes nur unzureichend durch Studien geprüft“, betont der Intensivmediziner Prof. Dr. Michael Bauer, Sprecher des CSCC, das als Integriertes Forschungs- und Behandlungszentrum für Sepsis und Sepsisfolgen am Universitätsklinikum Jena vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wurde.

Im Rahmen des Zentrums startete ein interdisziplinäres Studienteam vor acht Jahren die REMOVE-Studie, um den Nutzen der Hämoadsorption bei Endokarditis-Operationen zu testen. „Wir wollten überprüfen, ob der Einsatz des Verfahrens bei der chirurgischen Behandlung der Herzklappenentzündung die organschädigenden Folgen der generalisierten Entzündung und damit das Risiko des Eingriffs verringern kann“, erklärt Studienleiter Dr. Mahmoud Diab von der Jenaer Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie. 

  • Da bei diesen Operationen die Herz-Lungen-Maschinen eingesetzt werden muss, stellt die extrakorporale Blutfilterung dabei kein zusätzliches invasives Verfahren dar.


Kontrollierte Multicenter-Studie mit klinischen Endpunkten

Das Besondere an der REMOVE-Studie: Als multizentrische kontrollierte und randomisierte Studie erfüllt sie die höchsten Qualitätskriterien, und erstmals bewertete sie nicht die Filterwirkung, sondern das klinische Ergebnis. Das Projektteam schloss an 14 herzchirurgischen Zentren in Deutschland insgesamt 282 Patienten ein, die wegen einer Endokarditis operiert werden mussten. Diese wurden nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen geteilt – bei der einen kam während des Eingriffs der Adsorptionsfilter zu Einsatz, bei der Kontrollgruppe nicht.

In Zeitreihenmessungen wurde in beiden Studiengruppen bei jeweils 25 Patienten die Zytokinkonzentration im Blut erfasst. Das Hauptaugenmerk des Studienteams richtete sich jedoch darauf, ob und welchem Maße die generalisierte Entzündung nach der Operation die Funktion der Organe beeinträchtigte. Neben einer auf der abgestuften Funktionsbewertung von sechs Organsystemen beruhenden Einschätzung betrachtete die Studie auch die Sterblichkeit innerhalb eines Monats und wie lange Beatmung, medikamentöse Blutdruckunterstützung und Nierenersatztherapie notwendig waren.

Keine positive Auswirkung für die Organfunktion

Das REMOVE-Team konnte die Ergebnisse jetzt im Fachjournal Circulation veröffentlichen: 

Die Studie ergab für keine der betrachteten klinischen Zielgrößen einen signifikanten Unterschied zwischen den beiden Patientengruppen. 

  • Die Hämoadsorption brachte weder bezüglich der Schwere des Organversagens noch bezüglich der Sterblichkeit oder der notwendigen Unterstützungsverfahren einen Vorteil. 

Etwa ein Fünftel der Studienpatienten in beiden Gruppen verstarb innerhalb eines Monats. 

Häufige Komplikationen wie ein Schock oder akutes Nierenversagen traten in beiden Gruppen in gleichem Maße auf. Erstautor Mahmoud Diab: 

„Obwohl die Messungen eine deutliche Reduktion der Zytokinkonzentration in der Hämoadsorptions-Gruppe belegen, ergab sich daraus nicht die erhoffte Verbesserung für die Patienten. 

Unsere Studie zeigt, dass die Hämoadsorption bei Endokarditisoperationen keine positive Auswirkung für die Funktion der Organe und damit für das Behandlungsergebnis hat.“

„Multizentrische Vergleichsstudien mit einem so umfassenden Protokoll stellen einen gewaltigen Koordinationsaufwand dar und sind in der Herzchirurgie noch recht selten“, betont Prof. Dr. Torsten Doenst, Direktor der Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie am Jenaer Uniklinikum und Letztautor der Studie. 

„Aber nur die Prüfung in solchen Studien ermöglicht es uns, den Patienten nachweislich helfende Therapien zur Verfügung zu stellen. 

Wir freuen uns, dass wir mit REMOVE einen Beitrag zur evidenzbasierten Herzchirurgie leisten konnten.“

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PD Dr. med. Mahmoud Diab
Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie, Universitätsklinikum Jena
Mahmoud.Diab@med.uni-jena.de
Telefon: 03641 9-322978

Kastanienstraße 1
07747 Jena
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Dr. Uta von der Gönna
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E-Mail-Adresse: pr-dekanat@med.uni-jena.de
Originalpublikation:

Diab M, et al. Cytokine Hemoadsorption During Cardiac Surgery versus Standard Surgical Care for Infective Endocarditis (REMOVE): Results from a Multicenter, Randomized, Controlled Trial, Circulation. 2022 Feb 25. doi: 10.1161/CIRCULATIONAHA.121.056940


Weitere Informationen für international Medizin am Abend Berlin Beteiligte

https://clinicaltrials.gov/ct2/show/NCT03266302 Studienregister


http://www.uniklinikum-jena.de/cscc/ CSCC-Homepage, die Studie wurde im Rahmen des CSCC vom BMBF gefördert: FKZ 01EO1502