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Professor Michael Hoelscher: Auch die aktive Tuberkulose bei HIV-Infizierten Kriegs-Flüchtlingen frühzeitiger diagnostizieren und direkt medizinisch behandeln

Medizin am Abend Berlin  - MaAB-Fazit: Blutbasierte Biomarker könnten die Früherkennung einer beginnenden Tuberkulose bei Menschen mit HIV erleichtern

Blutbasierte Biomarker können oft sechs bis zwölf Monate früher auf eine beginnende Tuberkulose (TB) bei HIV-Infizierten hinweisen als eine TB-Diagnose per Sputum. 

Zu diesem Schluss kommen Forschende des LMU Klinikums München, des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) und des U.S. Military HIV Research Program in Zusammenarbeit mit der African Cohort Study (AFRICOS)-Gruppe. 

  • Die Diagnose per blutbasierten Biomarkern könnte helfen, eine aktive Tuberkulose früher zu diagnostizieren, direkt mit einer medizinischen Behandlung zu beginnen und so zu verhindern, dass die Erkrankung fortschreitet oder übertragen wird.

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist etwa ein Viertel der Weltbevölkerung mit Mycobacterium tuberculosis (MTB) Bakterien infiziert, die Tuberkulose (TB) verursachen können. 

Obwohl sie vermeidbar und heilbar ist, sterben jährlich ca. 1,5 Millionen Menschen an der Lungenerkrankung. Tuberkulose ist auch eine der Haupttodesursachen für Menschen mit HIV. 

Bei den meisten Menschen, die mit Tuberkulosebakterien infiziert sind, verläuft die Infektion latent, ohne Tuberkulose-Symptome oder Beschwerden. 

Etwa fünf bis 15 Prozent der Menschen mit latenter Tuberkulose entwickeln jedoch im Lauf ihres Lebens eine aktive, übertragbare Tuberkuloseerkrankung. 

  • Bislang ist Röntgen- und Computertomographie (CT)-Diagnostik allerdings zu unspezifisch, um eine solche subklinische TB-Erkrankung frühzeitig und genau zu erkennen. 
  • Es gibt daher keine diagnostischen Möglichkeiten, um die TB-Krankheitsaktivität von Patienten mit einer klinisch latenten TB oder einer HIV/TB-Koinfektion frühzeitig festzustellen.


Deshalb hat nun ein internationales Forschungsteam – in Zusammenarbeit mit der AFRICOS-Studiengruppe* – dieses Problem in Angriff genommen und sich genauer mit der Dynamik der TB-Krankheitsaktivität im Körper befasst. Das Team wurde von DZIF-Wissenschaftler Direktor Michael Hoelscher, Christof Geldmacher und Inge Kroidl von der Abteilung für Infektions- und Tropenmedizin am LMU Klinikum München und Oberst Julie Ake vom U.S. Military HIV Research Program (MHRP), Walter Reed Army Institute of Research geleitet. Anhand der AFRICOS-Studienkohorte untersuchten die Forschenden über einen Zeitraum von fünf Jahren die TB-Krankheitsaktivität von Teilnehmenden mit einer HIV/TB-Koinfektion. Das Studienteam verwendete während der mehrjährigen Folgeuntersuchungen blutbasierte Biomarker, kombiniert mit einer jährlichen Untersuchung zum Auftreten von TB-Bakterien im Sputum (abgehustetes Bronchialsekret).

Die AFRICOS Kohortenstudie

AFRICOS wurde 2013 von MHRP gegründet und ist eine systematische Längsschnitt-Kohortenstudie von Menschen mit HIV sowie von HIV-uninfizierten Erwachsenen. Die Studie wird in elf Kliniken in fünf geografisch unterschiedlichen HIV-Behandlungs- und Pflegeprogrammen durchgeführt, die vom US President's Emergency Plan for AIDS Relief (PEPFAR) in Kenia, Tansania, Uganda und Nigeria unterstützt werden.

“AFRICOS, eine 15-jährige Längsschnittstudie, hilft uns dabei, ein umfassenderes Bild des allgemeinen Gesundheitszustands unserer HIV-infizierten Patient:innen zu erhalten, einschließlich Ergebnisdaten zu Koinfektionen wie Tuberkulose", sagt Oberst Julie Ake, M.D., Direktorin des MHRP und Leiterin der AFRICOS-Studie. "Das Fortschreiten der latenten Tuberkulose zu einer aktiven Erkrankung kann für Menschen mit einer HIV-Infektion lebensbedrohlich sein, sodass ein frühzeitiger Biomarker für eine aktive Tuberkulose-Erkrankung ein wichtiges Instrument sein könnte, um die klinischen Ergebnisse für Patient:innen mit dieser Koinfektion grundlegend zu verbessern.“

Für die Studie wurden HIV-infizierte AFRICOS-Teilnehmende nach dem Zufallsprinzip aus bestehenden klinischen Patientenlisten oder aus neu aufgenommenen Patient:innen der Kliniken ausgewählt. Zwischen Januar 2013 und August 2018 untersuchten die beteiligten afrikanischen Kliniken jährlich 2.014 HIV-infizierte Personen mit dem Xpert MTB/RIF-Diagnosetest auf aktive Tuberkulose. Darüber hinaus untersuchte das wissenschaftliche Team im Längsschnitt mononukleäre Blutproben von HIV-infizierten Teilnehmenden vor, während und nach der Diagnose einer mikrobiologisch bestätigten aktiven TB und eines TB-Rezidivs (Rückfall), sowie von Patient:innen mit einer klinisch latenten TB-Infektion über bis zu fünf Jahre.

Anhand dieser Proben analysierten die Forschenden den Aktivierungsstatus von MTB-spezifischen CD4-T-Zellen als Surrogat-Biomarker für die Diagnose von TB-Erkrankungen bei HIV-positiven Patient:innen. Dr. Christof Geldmacher erklärt: 

  • Aktivierte MTB-spezifische CD4-T-Zellen im Blut sind ein Sputum-unabhängiger Surrogat-Biomarker, der nachweislich mit hoher Genauigkeit zwischen latenter und aktiver TB-Erkrankung unterscheiden kann und somit die Aktivität der TB-Erkrankung in vivo widerspiegelt. 
  • Die Bewertung dieser Biomarker im Zeitverlauf ist möglich und erfordert keine wiederholte Exposition der Patient:innen gegenüber Röntgen-/CT-Strahlung.“


Blutbasierte Biomarker als vielversprechendes Instrument

Die Laboranalyse ergab, dass die MTB-spezifische CD4+ T-Zellen-Aktivierung bei den HIV-infizierten Studienteilnehmenden aktive TB (positives Xpert MTB/RIF-Ergebnis) von latenter TB mit einer Sensitivität und Spezifität von 86 Prozent unterscheiden konnte. 

  • In vielen Fällen begann das Fortschreiten der aktiven TB-Erkrankung, die durch aktivierte MTB-spezifische T-Zellen gekennzeichnet ist, sechs bis zwölf Monate vor der Diagnose durch klinische Symptome und dem Auftreten von Bakterien im Sputum. 

Dies belegt den Beginn einer aktiven TB-Erkrankung lange vor einer Sputum-basierten TB-Diagnose. 

Die Ergebnisse deuten damit darauf hin, dass die Verwendung eines blutbasierten Biomarkers, wie der Aktivierungsstatus von MTB-spezifischen CD4+ T-Zellen, die Früherkennung beginnender TB erleichtern könnte. 

Sollte in der Zukunft ein diagnostisches Produkt, das auf dem in dieser Grundlagenforschung beschriebenen Prinzip basiert, entwickelt werden, könnte dies klinische Ergebnisse verbessern, die Übertragung von MTB reduzieren und möglicherweise Leben retten.

Die Forschungsgruppe

• Abteilung für Infektions- und Tropenmedizin, LMU Klinikum München, Deutschland
• Deutsches Zentrum für Infektionsforschung (DZIF), Partnerstandort München, Deutschland
• U.S. Military HIV Research Program, Walter Reed Army Institute of Research, Silver Spring, MD, USA
• Henry M. Jackson Foundation for the Advancement of Military Medicine, Inc. in Bethesda, MD, USA
• Walter-Reed-Projekt der Makerere-Universität, Kampala, Uganda
• HJF Medical Research International, Kericho, Kenia
• U.S. Army Medical Research Directorate - Afrika, Kisumu, Kenia
• HJF Medizinische Forschung International, Kisumu, Kenia

Weitere Informationen zu allen Mitgliedern der AFRICOS-Studiengruppe und den lokalen Durchführungspartnern sind in der Originalveröffentlichung zu finden.

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Originalpublikation:

Assessment of tuberculosis disease activity in people infected with Mycobacterium tuberculosis and living with HIV: A longitudinal cohort study.
Kroidl I, Ahmed M, Horn S, Polyak C, Esber A, Parikh A,Eller L A, Kibuuka H, Semwogerere M, Mwesigwa B, Naluyima P, Kasumba J M, Maswai J, Owuoth J, Sing’oei V, Rono E, Loose R, Hoelscher M, Ake J, Geldmacher C, on behalf of the AFRICOS Study Group.
eClinicalMedicine 2022;00: 101470.
doi: https://doi.org/10.1016/j.eclinm.2022.101470


Kachexie - Abbau von Muskel- und Fettgewebe induzierten Gewichtsverlust: Zusammenspiel zwischen Immunsystem und Stoffwechel

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Kachexie: Wie spielen Immunsystem und Stoffwechsel zusammen?

Kachexie nennt sich eine „Begleiterkrankung“ zahlreicher chronischer Krankheiten. 

Obwohl sie ernsthafte Auswirkungen auf unseren Gesundheitszustand hat und zum frühzeitigen Tod beiträgt, ist bis dato wenig darüber bekannt. 

Dementsprechend sind auch die derzeitigen Therapiemöglichkeiten begrenzt. 

Den Bedarf nach mehr Forschung betonen ForscherInnen der Forschungsgruppe von Andreas Bergthaler am CeMM Forschungszentrum für Molekulare Medizin der ÖAW in ihrer aktuellen Veröffentlichung in Nature Reviews Immunology. 

Um der Kachexie und zahlreichen verwandten Erkrankungen entgegenwirken zu können, braucht es ein besseres Verständnis über das Zusammenspiel zwischen Immunsystem und Stoffwechsel. 

Andreas Bergthaler und Hatoon Baazim am CeMM
Andreas Bergthaler und Hatoon Baazim am CeMM CeMM

Kachexie nennt sich eine „Begleiterkrankung“ zahlreicher chronischer Krankheiten. 

Sie bezeichnet den durch Abbau von Muskel- und Fettgewebe induzierten Gewichtsverlust. 

  • Kachexie tritt bei PatientInnen mit chronischen Infekten wie HIV, Tuberkulose und Malaria, Autoimmunerkrankungen und auch häufig auch jenen mit fortgeschrittener Krebserkrankung auf. 
  • Betroffene verlieren dabei ungewollt Körpergewicht und Kraft, Reserven an Fett und Skelettmuskelmasse werden zunehmend aufgebraucht. 

CeMM Forschungsgruppenleiter Andreas Bergthaler erklärt: 

„Kachexie könnte evolutionär betrachtet eigentlich ein Teil der Immunantwort sein. 

  • Wir gehen von der Hypothese aus, dass unser Körper bei Erkrankungen alle Energie Richtung Immunsystem leitet, also Reserven aus energiereichen Stoffwechselorganen aufbraucht bzw. umleitet, um die eigentliche Krankheit zu bekämpfen.“

Allerdings ist bei Erkrankungen wie Krebs bislang kein positiver Effekt von Kachexie erkennbar. 

Im Gegenteil: 

Kachexie zählt mitunter zu den häufigsten Todesursachen, insbesondere Krebs-PatientInnen sind davon betroffen, ihnen stiehlt die Kachexie wertvolle Therapiezeit.  

Zudem mindert sie die Lebensqualität der Betroffenen, sie verursacht Appetit- und Kraftlosigkeit sowie Abgeschlagenheit. 

Der aktuelle Übersichtsartikel in Nature Reviews Immunology befasst sich nicht nur mit dem aktuellen Stand der Forschung zu Kachexie, sondern formuliert Schlüsselfragen für wichtige zukünftige Forschungsarbeiten.

CD8-Killerzellen Auslöser von Kachexie


Trotz der Häufigkeit von Kachexie weiß man immer noch wenig über die molekularen Prozesse dahinter, weshalb es auch noch keine wirksamen Behandlungen gibt. 2019 konnte Bergthalers Forschungsgruppe rund um Erstautorin Hatoon Baazim einen neuen zentralen Akteur der Kachexie während Virusinfektionen identifizieren – sogenannte CD8-T-Killer Zellen des Immunsystems.  

Ähnlich wie bei Kachexie im Zusammenhang mit Krebs konnte der Gewichtsverlust im Infektionsmodell durch Nahrungsergänzung nicht verhindert werden. Darüber hinaus zeigte die damalige Studie, dass die Virusinfektion zu einer gravierenden Reorganisation der Architektur des Fettgewebes führte. Diese Erkenntnisse ermöglichen die Erforschung neuer Fragen rund um die Kachexie. „Wir wollen verstehen, wie Kachexie initiiert wird, welche Faktoren vom Immunsystem und Stoffwechsel dabei wesentliche Rollen spielen. Dabei bietet der Vergleich zwischen Infektions- und Krebsinduzierter Kachexie eine wertvolle Möglichkeit, um die molekularen Mechanismen aufzuklären und neue therapeutische Ansätze zu entwickeln“, erklärt Studienautorin Hatoon Baazim.

Mehr Austausch zwischen den Fachbereichen

Unterschiedlichste Grunderkrankungen können die gleichen für Kachexie charakteristischen Begleiterscheinungen hervorrufen. Klar ist, dass das Zusammenspiel zwischen Immunsystem und Stoffwechsel dabei eine zentrale Rolle spielt. „Wir wissen heute, dass manche Botenstoffe Kachexie begünstigen oder hemmen – je nach Krankheitskontext. Zudem gibt es vermehrt Hinweise, dass Immunzellen dabei eine große Rolle spielen. Botenstoffe, Immunzellen und das betroffene Gewebe beeinflussen einander“, so Bergthaler. Die hohe Komplexität des Krankheitsbildes unterstreicht auch Studienautorin Hatoon Baazim. „Während der Kachexie schrumpfen Fettgewebe und Muskeln und geben einen großen Teil der Energie frei, die in Form von Fett und Proteinen gespeichert wurde. Die Folgen dieser Entwicklung sind im Zusammenhang mit der Kachexie noch nicht gut erforscht. Hierbei helfen uns neueste Erkenntnisse aus der Immunstoffwechsel Forschung, die zeigen, wie diese Moleküle die Funktion des Immunsystems beeinflussen können.“

Die Übersichtsarbeit in Nature Reviews Immunology unterstreicht insbesondere die Wichtigkeit, Kachexie durch verstärkte interdisziplinäre Zusammenarbeit an den Schnittstellen von Grundlagenforschung und klinischer Forschung in den Bereichen Immunologie, Onkologie, Infektionsforschung, Pathophysiologie und der Stoffwechselforschung besser zu verstehen. 

Die dadurch gewonnenen Erkenntnisse werden die Entwicklung neuer Behandlungskonzepte gegen die Kachexie unterstützen und darüber hinaus auch grundlegende Fragen zum Immunsystem beantworten. „Diese interdisziplinäre Zusammenarbeit wird helfen, die einzelnen Puzzle-Teilen zusammenzufügen und damit hoffentlich auch neue Türen für eine Therapie gegen Kachexie zu öffnen“, so Bergthaler.
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Andreas Bergthaler hat Veterinärmedizin in Wien studiert. Nach seinem Doktorat bei Hans Hengartner und Nobelpreisträger Rolf Zinkernagel an der Universität Zürich und der ETH Zürich folgten postdoktorale Forschungsaufenthalte an der Universität Genf und am Institute for Systems Biology in Seattle. Seit 2011 ist er Forschungsgruppenleiter am CeMM und ERC Start Preisträger.

Das CeMM Forschungszentrum für Molekulare Medizin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften ist eine internationale, unabhängige und interdisziplinäre Forschungseinrichtung für molekulare Medizin unter wissenschaftlicher Leitung von Giulio Superti-Furga. Das CeMM orientiert sich an den medizinischen Erfordernissen und integriert Grundlagenforschung sowie klinische Expertise, um innovative diagnostische und therapeutische Ansätze für eine Präzisionsmedizin zu entwickeln. Die Forschungsschwerpunkte sind Krebs, Entzündungen, Stoffwechsel- und Immunstörungen, sowie seltene Erkrankungen. Das Forschungsgebäude des Institutes befindet sich am Campus der Medizinischen Universität und des Allgemeinen Krankenhauses Wien. www.cemm.at


Originalpublikation:

Der Artikel „The interplay of immunology and cachexia in infection and cancer“ erschien in Nature Reviews Immunology am 4. Oktober 2021. DOI: 10.1038/s41577-021-00624-w.

 

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Die Umsetzung von Infektionsprophylaxe-Maßnahmen für Personen in Haft

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Ansteckungsraten in Gefängnissen können reduziert werden!

HIV/AIDS und Hepatitiden eindämmen: Forschungsteilprojekt der Frankfurt UAS untersuchte Ansätze zur Schadensminimierung bei Gefangenen in Europa,

 
  • Infektionskrankheiten sind unter Gefangenen überrepräsentativ häufig verbreitet. 

Gefängnisse gelten als Katalysatoren für die Übertragung von HIV/AIDS und Hepatitis B/C. 

Oft geht dieses Problem mit der Drogenabhängigkeit der Gefangenen einher. Deshalb untersuchte Prof. Dr. Heino Stöver, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Suchtforschung (ISFF) der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS), mit seinem Team Ansätze der Schadensminimierung (Harm Reduction) in Gefängnissen. Das Forschungsteilprojekt „Harm reduction and continuity of care in prisons“ des ISFF war eines von acht Arbeitspaketen des Projekts „The Joint Action on HIV and Co-infection Prevention and Harm Reduction (HA-REACT)“ der Europäischen Union. „Die Projektergebnisse werden von vielen Justizministerien, Gefängnisbehörden und Nicht-Regierungsorganisationen für eine Reform der gesundheitlichen Versorgungsstrukturen von Gefangenen genutzt“, freut sich Projektleiter Stöver.

Stöver erklärt, warum Harm Reduction – allgemein und insbesondere in Gefängnissen – ein zentraler Ansatz ist, wie folgt: „Harm Reduction ist der pragmatischste Ansatz gerade im Bereich der Drogenabhängigkeit, weil dieses Verhalten nicht über Nacht verändert werden bzw. aufgegeben werden kann. Bis zur Aufgabe des Verhaltens braucht es Zeit und bis dahin muss der Mensch ohne weitere gesundheitliche Schäden überleben können.

Deshalb haben wir State-of-the-art-Methoden der HIV/AIDS- und Hepatitis B/C-Prävention auf die Gefängnissen übertragen und dort etabliert.“ Eine Situationsanalyse der einzelnen Länder der EU hat gezeigt, dass es erhebliche Unterschiede in der Versorgung gibt. Diese großen Unterschiede haben uns die Handlungsbedarfe aufgezeigt. Einzelne Präventionsprojekte wurden entwickelt und getestet, die wiederum auf andere EU-Länder übertragen werden können. So ist beispielweise die Kondomvergabe via Automaten in tschechischen Gefängnissen auf andere Anstalten übertragen worden. Zudem erfolgte eine Best-Practice-Sammlung auf einer eigenen Website (http://www.harmreduction.eu), die die einzelnen Strategien erläutert. Zu den Hintergründen für das Initiieren des Projekts erläutert Stöver: „Unser Projekt war Teil eines JOINT ACTION-Projekts der EU-Kommission. Solche Programme werden immer dann bei (Gesundheits-)Problemen aufgelegt, wenn kurzfristig und schnell Lösungen für ein Problem generiert werden sollen.“

Die Umsetzung von Infektionsprophylaxe-Maßnahmen für Personen in Haft umfasste neben der Kondomvergabe via Automaten beispielsweise die Weiterentwicklung der Opioid-Substitutionsbehandlung in polnischen Gefängnissen, die detaillierte Diskussion über die notwendige Einführung der Vergabe steriler Einwegspritzen in Europa inklusive der Entwicklung von Ideen wie mögliche Widerstände gegen diese Maßnahme überwunden werden können, die Entwicklung von E-Learning-Tools für schadensminimierende Ansätze, die Gefängnisangestellten als Lerntools dienen können, und schließlich die Entwicklung von lebensweltnahen und zielgruppenspezifischen Informationsmaterialien sowohl für die Gefangenen als auch für diejenigen, die mit den Gefangenen arbeiten. „Insgesamt hat sich in Begleitstudien gezeigt, dass die entwickelten Maßnahmen auf eine große Resonanz stoßen und die Materialien umfassend genutzt werden“, so Stöver.

Das Tool sowie die Infomaterialien stehen unter http://www.harmreduction.eu bereit.

Weitere Informationen zum Institut für Suchtforschung unter:

 http://www.frankfurt-university.de/isff; mehr zum Projekt HA-REACT auf 

http://www.hareact.eu/en

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Gute Beziehung zum Partner

Medizin am Abend Berlin Fazit: Studie zur Sexualität junger Erwachsener in der Schweiz

Die Sexualität junger Menschen ist im Allgemeinen gesund – dies ist das Fazit einer gross angelegten Studie zum sexuellen Verhalten junger Erwachsener in der Schweiz. Die Studie wurde durchgeführt vom Institut für Sozial- und Präventivmedizin (IUMSP) des Universitätsspitals Lausanne in Zusammenarbeit mit dem UniversitätsSpital Zürich. 
 
7142 junge Menschen im Alter zwischen 24 und 26 Jahren beantworteten im zweiten Halbjahr 2017 einen Online-Fragebogen zu ihrer Sexualität. Die Studie wurde von einer Forschergruppe des IUMSP/CHUV, des nationalen Forschungszentrums LIVES der Universität Lausanne und des Universitätsspitals Zürich durchgeführt. «Insgesamt haben die meisten jungen Erwachsenen in der Schweiz eine gesunde Sexualität», resümiert Prof. Joan-Carles Suris vom IUMSP, Leiter der vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) finanzierten Studie.



Medizin am Abend Berlin ZusatzFachThema: Krankenstände in Deutschland 


Zum Zeitpunkt der Befragung befanden sich 75% in einer stabilen Beziehung, die sie durchschnittlich im Alter von 22 Jahren eingingen.

95% der Befragten hatten in ihrem Leben bereits mindestens einen Sexualpartner, 86% hatten ausschliesslich sexuelle Kontakte zum jeweils anderen Geschlecht.

Das Durchschnittsalter des ersten sexuellen Kontakts lag bei knapp 17 Jahren.

Fast alle Befragten haben bereits Oralverkehr (96%) und vaginale Penetration (95%) praktiziert. 

  • 49% der Männer und Frauen gaben an, Analsex gehabt zu haben. 
  • Nur eine sehr kleine Minderheit gab an, Sex in Gruppen zu praktizieren oder Medikamente zu nehmen, um die sexuelle Leistungsfähigkeit zu steigern.

Das Internet beeinflusst das Verhalten
Durch das Aufkommen des Internets hat sich in den letzten Jahrzehnten auch die Sexualität verändert. Mehr als die Hälfte der jungen Leute, d.h. 62% der Männer und 44% der Frauen, haben bereits eine Dating-Plattform genutzt. 48% der Männer und 43% der Frauen trafen sich mit einer Online-Bekanntschaft. 36% der Befragten hatten bereits Online-Kontakte mit erotischem Inhalt (28% der Frauen). 35% der Männer und 22% der Frauen hatten Sex mit jemandem, den sie zuerst online kennengelernt hatten.

Verhütung
93% der Befragten verhüten beim ersten Geschlechtsverkehr, meistens mit einem Kondom. «Es ist erfreulich zu sehen, dass ein so hoher Anteil junger Erwachsener verhütet, auch wenn natürlich eine Rate von 100% wünschenswert wäre», sagt Prof. Brigitte Leeners, Leitende Ärztin der Klinik für Reproduktions-Endokrinologie am UniversitätsSpital Zürich (USZ).  

Beim letzten Geschlechtsverkehr waren Kondome (54%) und die Pille (45%) die gebräuchlichsten Verhütungs- und Schutzmethoden. 

Fast die Hälfte aller Frauen hat bereits die Pille danach genommen. 

  • Obwohl Kondome relativ häufig eingesetzt werden, wurde schon bei 10% der Befragten eine sexuell übertragbare Infektion (STI) diagnostiziert. 

Insgesamt haben 45% der jungen Menschen einen HIV-Test durchführen lassen.

Frauen gaben häufiger als Männer an, sexuelle Kontakte gehabt zu haben, ohne diese wirklich gewünscht zu haben (53%, gegenüber 23% bei den Männern).

  • Als Erklärung hierfür führten die meisten Befragten an, sie hätten damit eine gute Beziehung zu ihrem Partner aufrechterhalten wollen. 

16% der Frauen berichteten, sexuellen Missbrauch oder Vergewaltigung erlebt zu haben, verglichen mit 2,8% der Männer.

Eine kleine Minderheit der Befragten (3,7% bei Männern, 2,8% bei Frauen) tauscht sexuelle Gefälligkeiten gegen Geld, Geschenke oder Vergünstigungen aus.

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Für die Deutschschweiz:
Prof. Brigitte Leeners, UniversitätsSpital Zürich, Leitende Ärztin, Klinik für Reproduktions-Endokrinologie. 044 255 50 09; brigitte.leeners@usz.ch.

Für die Romandie:
Prof. Joan-Carles Suris, CHUV, Institut universitaire de médecine sociale et préventive, 021 314 73 75 / 079 556 84 29; joan-carles.suris@chuv.ch

Nathalie Plüss UniversitätsSpital Zürich
Rämistrasse 100
8091 Zürich
Schweiz
Zürich


lic. phil. Martina Pletscher
Telefon: +41 44 255 86 20
E-Mail-Adresse: martina.pletscher@usz.ch


Nathalie Plüss
Telefon: +41 44 255 86 60
E-Mail-Adresse: nathalie.pluess@usz.ch


Originalpublikation:
https://www.iumsp.ch/fr/search/content/Publications pdf rds291_fr.pdf

 

Überdiagnostik bei Asylsuchenden?

Medizin am Abend Berlin Fazit: Gesundheitsuntersuchung bei Asylsuchenden: Überdiagnostik treibt Kosten in die Höhe

Untersuchungen auf Infektionskrankheiten in Erstaufnahmeeinrichtungen: 

Studie ermittelt diagnostische Kosten im Jahr 2015 in Höhe von 10,3 Millionen Euro bei einem Einsparpotenzial von 3,1 Millionen Euro / bundesweit keine einheitliche Regelung / Spektrum der Diagnostik in einigen Bundesländern zu breit und nicht durchgängig evidenzbasiert / Wissenschaftler des Universitätsklinikums Heidelberg und der Universität Bielefeld veröffentlichen in renommierter Fachzeitschrift Eurosurveillance 
 
Asylsuchende werden in Erstaufnahmeeinrichtungen auf Infektionskrankheiten untersucht, um diese früh zu erkennen um eine Ausbreitung in Sammelunterkünften zu vermeiden.

Bundesweit einheitlich geregelt ist dabei nur eine Röntgenuntersuchung der Lunge zum Ausschluss einer ansteckenden Tuberkulose, vom Robert Koch-Institut als Mindeststandard empfohlen. 

  • Die konkrete Ausgestaltung der weiteren verpflichtenden Diagnostik bestimmen die Bundesländer. 

Die Folge: Asylsuchende werden zum Teil pauschal auf weitere Infektionserkrankungen untersucht - ohne evidenzbasierte Grundlage.

Dadurch entstehen hohe diagnostische Kosten bei nur wenigen tatsächlich erkrankten Personen.

Dies zeigt eine Studie von Wissenschaftlern des Universitätsklinikums Heidelberg und der Universität Bielefeld, aktuell veröffentlicht in der Fachzeitschrift Eurosurveillance.

„Unsere Schätzung der Gesamtkosten für diagnostische Verfahren im Rahmen der Gesundheitsuntersuchung in Deutschland im Jahr 2015 beläuft sich auf 10,3 Millionen Euro - darin sind die Kosten des medizinischen Personals, weiterer Folgediagnostik oder etwaiger Doppeluntersuchungen nicht enthalten“, sagt Dr. Kayvan Bozorgmehr, Autor der Publikation und Leiter der Forschergruppe RESPOND an der Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung des Universitätsklinikums Heidelberg, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird. Die Forscher errechneten ein Einsparpotenzial von rund 3,1 Millionen Euro im Jahr 2015.


„In einigen Bundesländern wurde eine große Anzahl an Personen aus unterschiedlichen Herkunftsländern auf Erkrankungen wie z.B. Salmonellen, Syphilis und HIV getestet“, erklärt Dr. Kayvan Bozorgmehr.

„Nur wenige dieser Menschen sind tatsächlich erkrankt. Die diagnostischen Kosten pro Patient sind also sehr hoch.“ So errechneten die Forscher Diagnosekosten von ca. 80.200 Euro für einen Fall von Shigellose, einer eher seltenen Durchfallerkrankung in den Herkunftsländern der Asylsuchenden im Jahr 2015. Sehr kostspielig wurde auch die Untersuchung auf Salmonellen und Syphilis. Für die Studie führten die Wissenschaftler epidemiologische Daten mit den Regelungen der Länder, den Kosten entsprechender diagnostischer Tests und der Anzahl der Asylsuchenden je Bundesland zusammen. Danach wurden von den 441.899 Erstantragstellern im Jahr 2015 88 Prozent auf Tuberkulose, 23 Prozent auf pathogene Darmkeime wie Salmonellen und Shigellen, 17 Prozent auf Hepatitis B, 13 Prozent auf Syphilis und 11 Prozent auf HIV verpflichtend getestet.

Im Jahr 2015 untersuchten Bayern, Hamburg, Rheinland-Pfalz, Sachsen und Thüringen auf ein breites Spektrum von meist seltenen Infektionserkrankungen. In diesen fünf Bundesländern betrugen die Ausgaben für die Gesundheitsuntersuchung pro Asylsuchendem durchschnittlich das 2,8-fache der Ausgaben jener Bundesländer, die gemäß der bundesweiten Mindestvorgaben ausschließlich auf Tuberkulose untersuchten. Seit 2015 haben einige Bundesländer ihre Vorgaben zur Gesundheitsuntersuchung geändert und das Spektrum der Untersuchungen reduziert. Die aktuellen Studienergebnisse unterstützen dieses Vorgehen. „Wir fordern bundeseinheitliche Regelungen, die sich auf wissenschaftliche Erkenntnisse stützen und das individuelle und herkunftslandspezifische Erkrankungsrisiko stärker berücksichtigen“, so Bozorgmehr.

Überdiagnostik birgt ethisches Dilemma

„Die Durchführung überflüssiger medizinischer Untersuchungen ist nicht nur zu teuer. Sie ist auch aus einer ethischen Perspektive inakzeptabel. Das gilt sowohl für den Einzelnen, da die Untersuchungen verpflichtend sind, als auch im Hinblick auf die verfügbaren Ressourcen des Gesundheitssystems“, sagt Katharina Wahedi, Ko-Autorin der Studie. 

Aus Sicht der Forscher werden Ressourcen dadurch ineffizient genutzt: Asylsuchende haben in Deutschland nur eingeschränkten Zugang zu medizinischer Versorgung. Durch das Asylbewerberleistungsgesetz sollen die Gesundheitsausgaben gering gehalten und keine Anreize zur Asylsuche in Deutschland geboten werden.

„Während Asylsuchenden medizinisch notwendige und sinnvolle Maßnahmen möglicherweise vorenthalten werden, leisten sich einige Bundesländer gesetzlich verordnete, unnötige Untersuchungen auf Infektionskrankheiten“, fasst Ko-Autor Professor Dr. Oliver Razum, Dekan der Fakultät für Gesundheitswissenschaften der Universität Bielefeld, die Situation zusammen.

„Aus bevölkerungsmedizinischer Sicht könnten die Ressourcen in anderen Bereichen sinnvoller zum Einsatz kommen“, betont auch Dr. Kayvan Bozorgmehr.

„Mit den Mitteln, die in die Überdiagnostik flossen, hätten im Jahr 2015 die Erstaufnahmestellen der betreffenden fünf Bundesländer mit einer halben Psychologenstelle pro 1000 Asylsuchenden ausgestattet werden können“.

Literatur:
Bozorgmehr K, Wahedi K, Noest S, Szecsenyi J, Razum O. Infectious disease screening in asylum-seekers: range, coverage and economic evaluation in Germany, 2015. Euro Surveill. 2017. https://doi.org/10.2807/1560-7917.ES.2017.22.40.16-00677

Wahedi K, Noest S, Bozorgmehr K. Die Gesundheitsuntersuchung von Asylsuchenden: Eine bundesweite Analyse der Regelungen in Deutschland. Bundesgesundheitsbl (2017) 60: 108. https://doi.org/10.1007/s00103-016-2489-2

Robert Koch-Institut (RKI). Vorscreening und Erstaufnahmeuntersuchung für Asylsuchende. Stand 20.11.2015. https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung...

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Dr. Kayvan Bozorgmehr (MSc)
AG Soziale Determinanten, Equity & Migration, BMBF-Nachwuchsgruppenleiter
Abteilung Allgemeinmedizin & Versorgungsforschung
Universitätsklinikum Heidelberg
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Email: kayvan.bozorgmehr@med.uni-heidelberg.de

Prof. Dr. Oliver Razum (MSc)
AG Epidemiologie & International Public Health
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Studieneinladung: Glioblastom - Neues Behandlungskonzept

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Neues Behandlungskonzept für Tumorpatienten

Studie zur Behandlung von Glioblastomen am Universitätsklinikum Ulm gestartet – erster Patient rekrutiert  
  • Das Glioblastom ist ein äußerst aggressiver und bösartiger Hirntumor, der bis heute nicht heilbar ist. 

Die Überlebenszeit nach Diagnosestellung beträgt im Durchschnitt nur etwa eineinhalb Jahre.

Am Universitätsklinikum Ulm wurde nun eine neue Studie gestartet, die betroffenen Patienten helfen soll.

Getestet wird ein Therapiekonzept von Professor Dr. Marc-Eric Halatsch, Leitender Oberarzt der Klinik für Neurochirurgie und Leitender Klinischer Prüfer der Studie.

Eine Mischung aus langjährig erprobten Medikamenten und Substanzen soll in Kombination mit einer Chemotherapie zu einem Absterben der Glioblastomzellen führen. 

Vorklinische Untersuchungen und erste sogenannte individuelle Heilversuche verliefen positiv, nun muss sich der Medikamentencocktail in einer durch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte genehmigten klinischen Studie beweisen.

„Zum Beginn einer Therapie versucht man, das Glioblastom operativ zu entfernen.

Anschließend wird mit Bestrahlung und Chemoterapie gearbeitet, um die verbliebenen Tumorzellen abzutöten.

Leider kommt in den meisten Fällen der Tumor trotzdem zurück“, erklärt Professor Halatsch.

Hier setzt sein Behandlungskonzept an: 

Das auf Glioblastomrezidive, also auf wiedergekehrte Tumoren, ausgerichtete klinische Therapiekonzept trägt den Namen CUSP9v3 (Coordinated Undermining of Survival Paths by 9 repurposed drugs, Version 3). 

  • Es besteht aus einer Mischung aus bereits zugelassenen Medikamenten, die außerhalb ihrer ursprünglichen Behandlungsindikation (off-label) eingesetzt werden. CUSP9v3 setzt sich unter anderem aus Mitteln gegen Bluthochdruck, HIV, Rheuma, Malaria und Übelkeit zusammen. 
  • Außerdem sind Substanzen zum Alkoholentzug, ein Arzneimittel zur Behandlung von Pilzkrankheiten, ein Antidepressivum sowie ein Antibiotikum enthalten. 
  •  Zusätzlich erfolgt die tägliche Gabe des Chemotherapeutikums Temozolomid.

Die Medikamentenkombination zeigte sich in vorklinischen Studien sehr erfolgreich und wurde unter anderem mit dem mit 10.000 US-Dollar dotierten Cures Within Reach Award der U.S.-amerikanischen Stiftung CWR ausgezeichnet. Der Anticancer Fund unterstützt die aktuelle klinische Studie mit 300 000 Euro.

Weitere Informationen:

Betroffene, die an der Studie teilnehmen möchten, können gerne unter der Rufnummer 0731 500 55 001 Kontakt zur Klinik für Neurochirurgie am Universitätsklinikum Ulm aufnehmen. 

  • Bitte beachten Sie die folgenden wesentlichen Einschlussvoraussetzungen:
  • - Erneutes oder fortschreitendes Tumorwachstum während oder nach der Standardtherapie (Bestrahlung und Chemotherapie mit Temozolomid)

  • - Zeitlicher Abstand zur letzten Bestrahlung drei Monate und zur letzten Chemotherapie ein Monat

  • - Befriedigender Allgemeinzustand (sog. KPS von mindestens 70%)

  • - Keine Einnahme blutgerinnungshemmender Medikamente 
Medizin am Abend Berlin ZusatzFachThema: Pflegestärkungsgesetz - Ihr Vorteil  


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360° TOP-Thema: Rettungstelle - KANZEL: Methadon in Gefängnissen/Justizvollzugsanstalten

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Statement von Prof. Dr. Heino Stöver: Für Methadon in Gefängnissen, verwehren ist unmenschlich

Häftling gewinnt vor Gericht: Deutschland vom Menschenrechtsgerichtshof verurteilt/Prof. Dr. Heino Stöver vom Institut für Suchtforschung der Frankfurt UAS nimmt Stellung zum Urteil

In Deutschland befinden sich etwa 77.000 Menschen in der Substitution: 

Die Drogenersatztherapie ist die Standardtherapie bei bestehender Opiatabhängigkeit und erlaubt den Patienten ein normales Funktionieren im Alltag. 

Wenn eine Haftstrafe vollzogen wird, soll nach den Richtlinien der Bundesärztekammer die Fortführung der Behandlung im Vollzug sichergestellt werden. 

  • Dies ist aber nicht in allen Justizvollzugsanstalten in Deutschland gewährleistet, manchmal in ganzen Regionen nicht. 

 Prof. Dr. Heino Stöver, Direktor des Instituts für Suchtforschung (ISFF) der Frankfurt UAS.
Prof. Dr. Heino Stöver, Direktor des Instituts für Suchtforschung (ISFF) der Frankfurt UAS.
Bildquelle: Frankfurt UAS
 
In Bayern wurde Gefangenen nur in ganz seltenen Fällen die Substitution gewährt (bei 45 von ca. 3.000 Gefangenen, die theoretisch dafür in Frage kämen), grundsätzlich stand man der Behandlungsform dort kritisch und ablehnend gegenüber. 

2012 beschritten zwei Gefangene der JVA Kaisheim unabhängig voneinander den Klageweg, beide wurden vor Haftantritt seit vielen Jahren substituiert, sie erfüllten alle Voraussetzungen der Behandlung und sie waren zudem in einer äußerst schwierigen gesundheitlichen Situation. Sie scheiterten vor dem Landgericht Augsburg und dem Oberlandesgericht in München.

  • Der Klageweg in medizinischen Fragen ist für Gefangene ein schwieriges Unterfangen, sie verbleiben in der JVA und ein Arztwechsel ist – aufgrund fehlender freier Arztwahl – nicht möglich. 

Trotz aller Konflikte und Herausforderungen zog einer der beiden Gefangenen der JVA Kaisheim vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR).

Am 01.09.2016 wurde die Entscheidung verkündet.

  • Das Vorgehen in Bayern stellt eine Verletzung von Artikel 3 (Verbot der Folter) der Europäischen Menschenrechtskonvention dar. Der Artikel 3 besagt, dass niemand der Folter oder unmenschlicher oder erniedrigender Strafe oder Behandlung unterworfen werden darf. 

Das Gericht hat sich nicht abschließend zur Frage geäußert, ob die Substitution zwingend erforderlich gewesen wäre.

  • Aber allein die Unterlassung der zuständigen Behörden, die Notwendigkeit einer Substitution hinreichend zu prüfen, sei rechtswidrig. Die JVA hätte unabhängige Fachleute hinzuziehen müssen. Die Richter hoben auch den Grundsatz hervor, dass Gefangenen eine gleichwertige medizinische Behandlung wie Menschen in Freiheit zusteht.

Nach wie vor leiden viele Häftlinge des bayerischen Vollzugs unter der fehlenden Substitutionsbehandlung. 

Im Juli 2016 sind über 40 Gefangene der JVA Würzburg in den Hungerstreik getreten, um sich für die Substitution in der JVA einzusetzen. Der Vollzug kam ihren Forderungen nicht nach, der Hungerstreik wurde nach ca. 12 Tagen beendet. Eine Unterstützung der Gefangenen, um deren Forderungen durchzusetzen, wäre daher dringend geboten.

Das Urteil ist ein Meilenstein und wegweisend. Es wird JVAs stärker in die Pflicht nehmen, über Substitutionsbehandlungen aufzuklären und sie, wenn angezeigt, auch anzubieten. Das wird den Umgang mit den vielen Opiatabhängigen im Justizvollzug versachlichen und mehr Menschen diese Behandlungsform ermöglichen.

Die Rechtsprechung:
http://hudoc.echr.coe.int/eng#{%22documentcollectionid2%22:[%22JUDGMENTS%22,%22D...


Wie kann die HIV-Ansteckungsrate in Gefängnissen reduziert werden? – Forschungsteilprojekt der Frankfurt UAS untersucht Ansätze zur Schadensminimierung bei Häftlingen

Infektionskrankheiten sind unter Gefangenen überrepräsentativ häufig verbreitet.

Gefängnisse gelten als Katalysatoren für die Übertragung von HIV/AIDS und Hepatitis C. 

Oft geht dieses Problem mit der Drogenabhängigkeit der Häftlinge einher. Deshalb untersucht Prof. Dr. Heino Stöver, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Suchtforschung (ISFF) der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS), mit seinem Team Harm-Reduction-Ansätze in Gefängnissen.

Das Forschungsteilprojekt „Harm reduction and continuity of care in prisons“ des ISFF ist eines von acht Arbeitspaketen des Projekts „The Joint Action on HIV and Co-infection Prevention and Harm Reduction (HA-REACT)“ der Europäischen Union.

Das Forschungsprojekt will u.a. auch dafür sorgen, dass die Substitutionsbehandlung in Haftanstalten ihre angemessene Bedeutung erhält.

Mehr zum Projekt HA-REACT auf http://www.hareact.eu/en

Zur Person Stöver:
Prof. Dr. Heino Stöver ist Dipl.-Sozialwissenschaftler und seit 2009 Professor der Frankfurt UAS am Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit. Sein Tätigkeitsschwerpunkt ist die sozialwissenschaftliche Suchtforschung. Er ist geschäftsführender Direktor des Instituts für Suchtforschung (ISFF) der Frankfurt UAS. Zurzeit leitet er das Forschungsprojekt „Der Konsum von elektronischen Dampferzeugnissen (eDe) unter Jugendlichen“, das neben der Analyse des Konsums auch praktische Vorschläge für einen verbraucherschutzorientierten Umgang mit elektronischen Dampferzeugnissen entwickelt. Er hat den Master-Studiengang „Suchttherapie und Sozialmanagement in der Suchthilfe“ der Frankfurt UAS mitinitiiert.



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Chronische Hepatitis C - Neue Medikamente

Medizin am Abend Berlin Fazit: Die neuen Medikamente zur Behandlung der chronischen Hepatitis C sind wirksam und sicher

Weitere Auswertungen aus dem Deutschen Hepatitis C-Register zeigen, dass die neuen, direkt antiviral wirkenden Medikamente zur Behandlung der chronischen Hepatitis C wirksam und sicher sind. Das gilt auch für Patienten, deren Hepatitis C mit den bisherigen Therapien nicht gut behandelt werden konnte. Dabei sind Kostenersparnisse möglich. 
 
Zwischen 200.000 und 500.000 Menschen in Deutschland sind mit dem Hepatitis C-Virus infiziert. Mit einer Heilung der chronischen Hepatitis C können Spätfolgen wie Leberzirrhose und Leberzellkrebs verhindert werden. Um die Behandlung der chronischen Hepatitis C zu optimieren und die Wirksamkeit der neuen Medikamente, die seit Anfang 2014 in Deutschland zugelassen wurden, zu prüfen, wurde das „Deutsche Hepatitis C-Register“ gestartet. Mit über 9.400 Patienten ist es eines der weltweit größten Register zu dieser Erkrankung. Für das Register hat die Deutsche Leberstiftung eine GmbH gegründet. Die „Leberstiftungs-GmbH Deutschland“ führt das Deutsche Hepatitis C-Register in Kooperation mit dem Berufsverband Niedergelassener Gastroenterologen Deutschlands e. V. (bng).

Prof. Heiner Wedemeyer, medizinischer Geschäftsführer der Leberstiftungs-GmbH, erläutert die Bedeutung des Deutschen Hepatitis C-Registers: „Damit wir Ärzte die neuen Medikamente zur Behandlung der Hepatitis C optimal einsetzen können, müssen nach der Zulassung der Arzneimittel weitere Daten erfasst und ausgewertet werden. Mit den im Register gewonnenen wissenschaftlichen Erkenntnissen können wir die Versorgung der Patienten, die an einer Hepatitis C erkrankt sind, enorm verbessern. Die Datenanalysen tragen auch zur Kostenersparnis bei. So konnten wir zeigen, dass für bestimmte Patientengruppe eine kürzere Therapiedauer zur Ausheilung führt und Therapieverlängerungen häufig nicht notwendig sind, was natürlich enorme Kosten sparen kann.“

Bereits im Jahr 2015 konnten mit den Daten aus dem Deutschen Hepatitis C-Register wichtige Erkenntnisse gewonnen werden. Auch im weiteren Verlauf des Registers wurde die Effektivität und Sicherheit der neuen Therapien für alle Genotypen des Hepatitis C-Virus bestätigt. Die neuen Medikamente sind auch bei der Behandlung von älteren Menschen und Patienten mit einer fortgeschrittenen Leberzirrhose wirksam und sicher. Da diese Patientengruppen bei den Zulassungsstudien nur in kleiner Zahl berücksichtigt wurden, ist dies ein wichtiges Ergebnis.

Patienten mit einer HIV/HCV-Koinfektion
Ein bemerkenswertes Ergebnis dieser Analyse zeigt sich in den Ausheilungsraten. Patienten, die an einer HIV/HCV-Koinfektion leiden, konnten mit den neuen Therapien genauso oft geheilt werden wie Patienten, die keine zusätzliche HIV-Infektion hatten. „Damit sind HIV/HCV-Koinfizierte in Bezug auf ihre HCV-Therapie nicht mehr (wie bisher) als schwer zu therapierende Patienten anzusehen. Das ist für die Behandlung weiterer Patienten extrem hilfreich“, erklärt Dr. Axel Baumgarten vom MVZ Finnländische Straße, Berlin, ein Koordinator dieser Auswertung. Von Bedeutung ist insbesondere, dass bei dieser Koinfektion wie auch bei HCV-Monoinfizierten eine Verkürzung der Behandlungsdauer prinzipiell möglich ist. 96,6% der Patienten mit einer HIV/HCV-Koinfektion, die mit einer achtwöchigen Therapie behandelt worden sind, konnten geheilt werden. Damit wurden auch die Therapiekosten deutlich reduziert.

Patienten mit einer Opiat-Substitutionstherapie
Ermutigend sind auch die Ergebnisse der Datenauswertung für Patienten mit einer Opiat-Substitutionstherapie. Die im Deutschen Hepatitis C-Register erhobenen Daten zeigen eine gute Effektivität der Therapie und eine befriedigende Therapietreue (Adhärenz) bei diesen Patienten, die besonders häufig mit HCV infiziert sind.

Weitere Erkenntnisse für Praxis
Weiterhin erfasst das Register Daten, deren Analysen für die Praxis wichtige Detailfragen klären. Von Bedeutung ist beispielsweise, dass der Nachweis von minimalen Restvirusmengen am Ende der Behandlung kein Risiko für einen Rückfall darstellt. Mit dieser Erkenntnis können unnötige und teure Therapieverlängerungen vermieden werden.

Die Daten aus dem Deutschen Hepatitis C-Register zeigen auch, dass mit einfach zu bestimmenden Routine-Blutwerten ein Rückschluss auf die Umbildung der Leber möglich ist. Der APRI-Score (Aspartate aminotransferase to Platelet Ratio Index), der mit Hilfe des GOT-Wertes und der Thrombozytenzahl berechnet wird, ist sehr verlässlich für den Ausschluss einer Leberzirrhose. Das ergibt die Auswertung der Daten von über 1.700 Patienten, bei denen die durchgeführten Messungen der Leberelastizität eine deutliche Korrelation zu den Blutwerten bzw. dem daraus zu errechnenden APRI-Score zeigt. Prof. Dr. Mireen Friedrich-Rust vom Universitätsklinikum Frankfurt, die diese Auswertung betreut hat, erläutert die Relevanz: „Dieses Resultat ist für die Praxis sehr hilfreich. Oft ist keine Leberelastizität-Messung verfügbar und eine Biopsie nicht ohne Risiko möglich. Dann können die Kollegen anhand von in der Routine bestimmten Blutwerten den Zustand der Leber in Hinblick auf eine mögliche Leberzirrhose beurteilen.“

„Mit diesen Auswertungen konnten wir wieder zeigen, dass dieses Register enorm wichtig ist für die Behandlung von Patienten mit einer Hepatitis C, nicht nur in Deutschland. Das Deutsche Hepatitis C-Register ist weltweit eine der wichtigsten Datenquellen für die Verbesserung der Hepatitis C-Therapie“, betont Dr. Dietrich Hüppe, wissenschaftlicher Leiter des Registers. „Wir danken den Patienten, die ihre Daten zur Verfügung stellen, allen Ärzten sowie den Studienassistenzen, die in diesem Register mitwirken.“

Finanziell unterstützt wird das Register von den Firmen AbbVie Deutschland GmbH & Co. KG, Bristol-Myers Squibb GmbH & Co.KGaA, Gilead Sciences GmbH, Janssen-Cilag GmbH, MSD Sharp & Dohme GmbH und Roche Pharma AG. Die inhaltlichen Vorbereitungen für die Durchführung des Registers erfolgten mit finanzieller Unterstützung des DZIF (Deutsches Zentrum für Infektionsforschung).

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360° TOP-Thema: Dein Herzklopfen - Betablocker

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Herzklopfen erforscht

Neue Einblicke in die Funktionsweise wichtiger Arzneimittelrezeptoren

Viele Arzneimittel wirken auf bestimmte Rezeptoren ein, die in der Aussenhülle unserer Körperzellen sitzen.

 Dmitry Veprintsev, Koautor der neuen Studie, ist Projektleiter im Labor für Biomolekulare Forschung am PSI.
Dmitry Veprintsev, Koautor der neuen Studie, ist Projektleiter im Labor für Biomolekulare Forschung am PSI.
Foto: Paul Scherrer Institut/Mahir Dzambegovic

Einer dieser Rezeptoren ist der sogenannte Beta-1-Adrenorezeptor. Er ist unter anderem für das buchstäbliche Herzklopfen verantwortlich. Wie er Signale ins Zellinnere überträgt, liess sich nun im Detail aufklären. Dies wird helfen, die Wirkmechanismen vieler Arzneien deutlich besser zu verstehen.

Kaum auf die Türklingel gedrückt, schon entsteht Bewegung im Inneren des Hauses – ohne dass der Besucher selbst ins Haus eintreten muss. Ganz ähnlich wirken viele Medikamente, darunter Betablocker gegen Bluthochdruck und Arzneistoffe zur Behandlung von Allergien, Krebs, Parkinson oder HIV.

  • Diese Arzneien binden an sogenannte Rezeptoren, die in der Aussenhülle unserer Körperzellen sitzen. Genau wie die Türklingel leiten die Rezeptoren daraufhin ein Signal ins Zellinnere, was dort wiederum zur erwünschten Wirkung führt.

Rezeptor für das Herzklopfen untersucht
 NMR-Spektroskopie zeigt Signalweiterleitung von Arzneimitteln im Beta-1-Adrenorezeptor.

NMR-Spektroskopie zeigt Signalweiterleitung von Arzneimitteln im Beta-1-Adrenorezeptor. Grafik: Universität Basel

Eine dieser „Türklingeln“, den sogenannten Beta-1-Adrenorezeptor, hat ein gemeinsames Team von Forschenden am Biozentrum der Universität Basel und am Paul Scherrer Institut PSI nun genau untersucht. Mittels Messungen per Kernmagnetresonanzspektroskopie (NMR) konnten die Wissenschaftler verfolgen, wie die Struktur dieses Rezeptors auf verschiedene Wirkstoffe reagiert, wie also der Rezeptor seine Struktur verändert und dadurch ein bestimmtes Signal ins Zellinnere weiterleitet.

Der Beta-1-Adrenorezeptor ist unter anderem in der Aussenhülle von Herzzellen zu finden.

  • Er wird beispielsweise durch das Hormon Noradrenalin aktiviert und löst dann eine Signalkaskade aus, die schliesslich zu einem Anstieg der Herzfrequenz und des Blutdrucks führt. Somit ist der Beta-1-Adrenorezeptor auch für das buchstäbliche Herzklopfen verantwortlich, das wir bei Lampenfieber oder Verliebtheit spüren.
Betablocker wirken dem entgegen, indem sie das Hormon daran hindern, an den Beta-1-Adrenorezeptor anzudocken.

Die Forschenden haben nun genaue Details darüber ans Licht gebracht, wie die Bindung verschiedener Moleküle an den Beta-1-Adrenorezeptor dessen Struktur verändert und so seine Signalübertragung beeinflusst.

Ergebnisse lassen sich auf bedeutende Klasse von Arzneimittelrezeptoren übertragen

Der Beta-1-Adrenorezeptor gehört zur Familie der sogenannten G-Protein-gekoppelten Rezeptoren. Da diese allesamt vergleichbare Mechanismen haben, lassen sich die neuen Ergebnisse der Forschenden auf diese ganze Rezeptorfamilie übertragen.

G-Protein-gekoppelte Rezeptoren wiederum sind für die Wirkweise von rund 30 Prozent aller neu zugelassenen Medikamente verantwortlich und daher von grosser Bedeutung in der Medizin.

„Nur das kombinierte Expertenwissen der Forschenden am PSI und am Biozentrum Basel hat dieses Forschungsergebnis möglich gemacht“, sind sich Dmitry Veprintsev und Gebhard Schertler vom PSI einig. Ihr Team hat jahrelange Erfahrung in der Forschung mit G-Protein-gekoppelten Rezeptoren.

So entwickelten sie eine stabilisierte Version des Beta-1-Adrenorezeptors, was die hohe Qualität der NMR-Messungen ermöglichte, die am Biozentrum Basel stattfanden.

„Wir haben mittels hochauflösender NMR-Spektroskopie die strukturellen Veränderungen des Beta-1-Adrenorezeptors nach Bindung verschiedener Wirkstoffe analysiert“, erklärt Shin Isogai vom Biozentrum Basel und Erstautor der Studie.

  •  „So konnten wir beobachten, wie der Rezeptor seinen Bindungspartner erkennt, dessen chemische Struktur interpretiert und durch die Änderung seiner eigenen Struktur diese Information anschliessend ins Zellinnere weiterleitet.“

NMR-Methode könnte zur Entwicklung neuer Arzneimittel eingesetzt werden

Mit ihrer NMR-Methode konnten die Forschenden nachverfolgen, wie sich die Struktur des Rezeptors änderte.

So konnten sie feststellen, wie tief ein Wirkstoff in den Rezeptor eindrang, wie er dabei einzelne Proteinteile beiseiteschob und wie dieses mechanische Signal ins Zellinnere übertragen wurde. Dadurch konnten sie wichtige mechanische Verknüpfungen innerhalb der Rezeptorstruktur identifizieren, die für die Signalübertragung eine Rolle spielen. Aus den NMR-Daten ergab sich auch ein direktes Mass für die Bindungsstärke der verschiedenen Wirkstoffe und für ihr Potenzial, in der Zelle eine Antwort auszulösen. Eine solche Antwort, die der Bindung eines intrazellulären Signalproteins an den aktivierten Rezeptor entsprang, konnten die Forschenden sogar direkt verfolgen.

„Da diese Rezeptoren extrem schwierig zu untersuchen sind, freut es uns umso mehr, dass wir nun erstmals solche Einzelheiten aufdecken konnten. Viele Wissenschaftler treibt das schon mehr als ein Jahrzehnt um“, betont Isogai. „Wir werden die Technik nun zur Erforschung der Rolle einzelner Aminosäuren in der Signalübertragung sowie anderer Rezeptoren verwenden.“ Zukünftig könnte die NMR-Methode auch bei Entwicklungen und Tests neuer Arzneimittel zum Einsatz kommen.

Text: Paul Scherrer Institut/Laura Hennemann; Text auf Grundlage einer Medienmitteilung der Universität Basel

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Über das PSI

Das Paul Scherrer Institut PSI entwickelt, baut und betreibt grosse und komplexe Forschungsanlagen und stellt sie der nationalen und internationalen Forschungsgemeinde zur Verfügung. Eigene Forschungsschwerpunkte sind Materie und Material, Energie und Umwelt sowie Mensch und Gesundheit. Die Ausbildung von jungen Menschen ist ein zentrales Anliegen des PSI. Deshalb sind etwa ein Viertel unserer Mitarbeitenden Postdoktorierende, Doktorierende oder Lernende. Insgesamt beschäftigt das PSI 1900 Mitarbeitende, das damit das grösste Forschungsinstitut der Schweiz ist. Das Jahresbudget beträgt rund CHF 380 Mio.

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Dr. Dmitry Veprintsev, Projektleiter, Labor für Biomolekulare Forschung, Paul Scherrer Institut,
Telefon: +41 56 310 52 46, E-Mail: dmitry.veprintsev@psi.ch [Englisch]

Dr. Gregor Cicchetti, Scientific Relations Manager, Bereich für Biologie und Chemie, Paul Scherrer Institut, Telefon: +41 56 310 53 82, E-Mail: gregor.cicchetti@psi.ch [Deutsch, Englisch]

Prof. Gebhard Schertler, Bereichsleiter, Bereich für Biologie und Chemie am Paul Scherrer Institut,
Professor für Strukturbiologie an der ETH Zürich,
Telefon: +41 56 310 42 65, E-Mail: gebhard.schertler@psi.ch [Deutsch, Englisch]

Originalveröffentlichung

Backbone NMR reveals allosteric signal transduction networks in the β1-adrenergic receptor
S. Isogai, X. Deupi, C. Opitz, F.M. Heydenreich, F. Brueckner, G.F.X. Schertler, D.B. Veprintsev and S. Grzesiek
Nature, 3. Februar 2016 (online)
DOI: http://dx.doi.org/10.1038/nature16577
Dagmar Baroke Paul Scherrer Institut (PSI)

Lebensbedrohliches Entzündungssyndrom: Kryptokokken-IRIS

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Durchbruch: Forscher erklären lebensbedrohliches Entzündungssyndrom

Wissenschaftler der Universität Leipzig haben einen wichtigen Beitrag bei der Erforschung eines bisher rätselhaften, lebensbedrohlichen Entzündungssyndroms geleistet, das oft bei der Therapie von AIDS auftritt. Sie analysierten die Mechanismen, die zu dieser unkontrollierten Entzündungsreaktion führen. Ihre neuen Erkenntnisse veröffentlichten die Forscher unter der Federführung von Prof. Dr. Gottfried Alber von der Veterinärmedizinischen Fakultät in der Zeitschrift "European Journal of Immunology" kürzlich online. In der Dezember-Ausgabe dieser Zeitschrift, die in wenigen Tagen erscheint, ist der Beitrag auf dem Cover angekündigt. 
  • "Das Entzündungssyndrom steht direkt mit einer Pilzinfektion im Zusammenhang, die eine der Haupttodesursachen von HIV-Patienten darstellt. 
Allein in Ländern südlich der Sahara infizieren sich jährlich mehr als 1.000.000 HIV-Patienten neu mit Kryptokokken, den Erregern dieser Pilzinfektion. 

Die Sterblichkeit liegt bei bis zu 60 Prozent", sagt Alber. Das liegt daran, dass HIV das Immunsystem der Betroffenen unterdrückt. Inzwischen erhalten HIV-Patienten daher immer häufiger Medikamente, die das Immunsystem wieder aufbauen. Allerdings kann dadurch paradoxerweise plötzlich eine unkontrollierte, überschießende Entzündungsreaktion hervorgerufen werden.

  • Diese wird als Kryptokokken-IRIS bezeichnet und stellt ein neues gravierendes medizinisches Problem dar.

"Die Patienten erkranken dabei häufig an einer Hirnhautentzündung", erläutert Alber weiter.

Diese "immunologische Entgleisung" ist nun von ihm und seinem Team in einem durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projekt untersucht worden.

"Es müssen gezielte Therapieansätze für Kryptokokken-IRIS entwickelt werden. Dies erfordert eine detaillierte, systematische Untersuchung der auslösenden Mechanismen. Ein geeignetes experimentelles Modell kann daher entscheidend zum Verständnis der Krankheitsentstehung beitragen", erläutert Diplom-Biologin Maria Eschke, die bei Alber am Institut für Immunologie der Universität Leipzig eine Dissertation zu diesem Thema geschrieben hat. Gemeinsam mit Prof. Dr. Steffen Roßner und Dr. Corinna Höfling vom Paul-Flechsig-Institut für Hirnforschung der Universität Leipzig identifizierte die Arbeitsgruppe die Zellen, die für Kryptokokken-IRIS verantwortlich sind und eine verheerende Kettenreaktion im Körper der Betroffenen auslösen.

"Das ist tatsächlich ein Durchbruch in der Erforschung dieses Entzündungssyndroms", erläutert Alber. "Die weiteren Forschungsarbeiten zielen nun darauf ab, die komplexen Mechanismen von Kryptokokken-IRIS in der Tiefe zu charakterisieren, um Marker für die Diagnostik und Prognosestellung zu finden und natürlich um gezielte Therapieansätze zu entwickeln", erläutert Institutsleiter Alber.

Originaltitel der Veröffentlichung: "A novel experimental model of Cryptococcus neoformans-related immune reconstitution inflammatory syndrome (IRIS) provides insights into pathogenesis" DOI: 10.1002/eji.201545689.

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Prof. Dr. Gottfried Alber
Veterinärmedizinische Fakultät
Telefon: +49 341 9738328
E-Mail: alber@rz.uni-leipzig.de
Susann Huster Universität Leipzig

360° TOP-Thema: Clostridium difficile Infektion (CDI) - Stuhltransplantation zum Einsatz

Medizin am Abend Berlin Fazit: Ungewöhnliche Therapie für die Darmflora

Erste Stuhltransplantation an der Medizinischen Hochschule Hannover / Behandlung befreit Patienten von lebensbedrohlichen Durchfällen 

Prof. Dr. Michael Manns (M.), Dr. Bachmann (l.) und Dr. Solbach (r.) mit einem Endoskop, das auch bei der Stuhltransplantation zum Einsatz kommt.
Prof. Dr. Michael Manns (M.), Dr. Bachmann (l.) und Dr. Solbach (r.) mit einem Endoskop, das auch bei der Stuhltransplantation zum Einsatz kommt.
Quelle „MHH/Kaiser".
 
Mit einer ungewöhnlichen Behandlungsmethode gelang es Ärzten der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), einen Patienten von einer lebensbedrohlichen Durchfallerkrankung zu heilen:

Sie transplantierten fremden Stuhl in seinen Darm. Die Bakterien des gesunden Spenders verdrängten den krankheitserregenden Keim Clostridium difficile, der für immer wiederkehrende Infektionen gesorgt hatte, aus dem Darm des Patienten. Es war die erste Stuhltransplantation an der Klinik, die von Professor Dr. Michael Manns geleitet wird. Zwei Monate nach dem Eingriff ist der Patient, ein 74-jähriger Mann aus Niedersachsen, weiterhin beschwerdefrei und fühlt sich gesund.

Die menschliche Darmflora besteht aus Hunderten unterschiedlicher Mikroorganismen.

Ihr Zusammenspiel regelt nicht nur die Verdauung, sondern auch die Immunabwehr. Gerät dieses sensible Zusammenspiel aus dem Gleichgewicht, können Krankheiten entstehen.

Einen schädlichen Einfluss auf die Darmflora haben beispielsweise Antibiotika. Sie haben einerseits die erwünschte antibakterielle Wirkung, bringen aber andererseits die Darmflora aus ihrem Gleichgewicht. 

So können sich Erreger wie das als Krankenhauskeim bekannte Bakterium Clostridium difficile massenhaft im Darm vermehren und zu Infektionen führen. 

 „Clostridium difficile ist einer der aggressivsten Erreger von Durchfallerkrankungen. 

Trotz Antibiotika bekommt ein Viertel der darunter leidenden Patienten innerhalb weniger Wochen einen Rückfall“, erklärt Privatdozent Dr. Oliver Bachmann, Oberarzt an der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie. Die Rückfälle können so häufig auftreten, dass der Patient schließlich völlig geschwächt auf der Intensivstation behandelt werden muss.

Hochgerechnet sterben jedes Jahr in Deutschland mehr als 2.000 Menschen direkt oder indirekt an den Folgen einer Clostridium difficile Infektion (CDI).

Erfolge im Kampf gegen Clostridium difficile-Infektion

Sehr geschwächt war auch Rolf F., als er im Mai dieses Jahres zu Dr. Bachmann und Dr. Philipp Solbach in die Klinik kam. Der Rentner litt seit Februar unter immer wieder auftretenden Durchfällen und hatte mittlerweile zwölf Kilogramm Körpergewicht verloren. „Ich war nur noch ein dünnes Hemd“, erinnert er sich.

Wegen akuter Atemnot aufgrund seiner Lungenerkrankung COPD war er im Februar in einem Krankenhaus gewesen – und hatte sich dort vermutlich mit dem Bakterium Clostridium difficile angesteckt. Die einzige medikamentöse Behandlung der Clostridium difficile-Infektion ist eine spezielle Antibiotikatherapie. Doch die führte bei Rolf F. nur kurzzeitig zum Erfolg. Die hartnäckigen Durchfälle kamen immer wieder. „Für genau diese Situation ist die Stuhltransplantation eine vielversprechende Option“, sagt Dr. Solbach.

In Deutschland ist die Stuhltransplantation zwar noch nicht als Therapie zugelassen, sie wird jedoch als individueller Heilversuch an einigen Kliniken durchgeführt. 

 „Dabei wird dem Patienten während einer Darmspiegelung der aufbereitete Stuhl eines gesunden Spenders in den aufsteigenden Teil des Dickdarms gebracht“, erklärt Dr. Solbach das Verfahren.

Hier siedeln sich die übertragenen Bakterien im Darm des Empfängers an. So sorgen sie wieder für ein gesundes Zusammenspiel der Mikroorganismen – die Krankheitserreger können verdrängt werden. Vor der Behandlung wird der Spender sorgfältig auf Infektionskrankheiten wie HIV, Hepatitis, Salmonellen und andere Parasiten sowie auch auf Clostridium difficile untersucht. Der gespendete Stuhl wird mit Kochsalzlösung verdünnt, gefiltert und homogenisiert. „Häufig sind die Spender Familienangehörige des Empfängers, aber auch ‚Fremdspenden‘ liefern ähnlich gute Ergebnisse“, sagt Dr. Solbach.

Familie F. hatte vorher noch nie etwas von der Behandlungsmethode gehört. „Es kommt einem anfangs schon ungewöhnlich vor“, sagt Ursel F., die sich spontan als Spenderin für ihren Ehemann zur Verfügung stellte. Heute ist das Ehepaar froh darüber, auf den Vorschlag der Ärzte eingegangen zu sein. „Ich fühle mich wohl und habe von den zwölf verlorenen Kilo schon sechs wieder zugenommen“, sagt Rolf F., der inzwischen auch wieder seiner geliebten Gartenarbeit nachgehen kann.

Der Therapieerfolg der Stuhltransplantation ist groß: Bei mehr als 80 Prozent der an einer Clostridieninfektion erkrankten Patienten führt sie zu einer Heilung.

„Es ist eine sehr verträgliche Therapieform. In den meisten Fällen reicht eine einmalige Behandlung aus“, sagt Dr. Bachmann.

Wirklich erforscht ist die Methode noch nicht. So ist beispielsweise noch unbekannt, welche Bakterien oder welcher Mechanismus genau dafür verantwortlich ist, dass Clostridium difficile im Darm zurückgedrängt wird.

Auch über die Langzeitverläufe gibt es noch keine hinreichenden Erkenntnisse. Diesen und anderen Fragen gehen Dr. Bachmann und Dr. Solbach gemeinsam mit Kollegen aus Köln, München, Tübingen und Lübeck in einer Studie des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) auf den Grund – der ersten klinischen Studie, die vollständig aus dem DZIF heraus begonnen wurde. Unter anderem wollen die Wissenschaftler die Bakterien identifizieren, die Patienten vor der lebensgefährlichen Clostridium difficile-Infektion schützen können.


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Stefan Zorn Medizinische Hochschule Hannover