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360° TOP-Thema: Mikrobiota - Wie die Darmflora Allergien verhindert

Medizin am Abend Fazit:   Wie die Darmflora Allergien verhindert

Der Körper jedes Menschen beherbergt eine einzigartige Kombination von Milliarden unterschiedlichster symbiotischer Bakterien, die Mikrobiota. Ein Verlust dieser bakteriellen Symbionten begünstigt die Entstehung von Allergien. Wissenschaftler des Helmholtz Zentrums München konnten dieses Phänomen in Zusammenarbeit mit Kollegen der Technischen Universität München und des Institut Pasteur aufklären und zeigen, wie die Mikrobiota auf das Gleichgewicht des Immunsystems wirkt: Die Anwesenheit der Mikroben blockiert spezifisch jene Immunzellen, die für das Auslösen von Allergien verantwortlich sind. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal Science veröffentlicht. 

Die Mikrobiota im Darm (hier eine histologische Färbung eines Darm-Querschnitts) beeinflusst maßgeblich das Immunsystem des Wirts.
Die Mikrobiota im Darm (hier eine histologische Färbung eines Darm-Querschnitts) beeinflusst maßgeblich das Immunsystem des Wirts. Quelle: Dr. Caspar Ohnmacht, ZAUM
 
Der sogenannten Hygienehypothese zufolge besteht ein Zusammenhang zwischen der Abnahme von Infektionskrankheiten und der Zunahme von Allergien in industrialisierten Ländern.

Verbesserte Hygiene-Standards führen demnach zwangsläufig zu weniger Kontakt mit Mikroben, was mit einem erhöhten Auftreten von allergischen Erkrankungen und Autoimmunkrankheiten wie Typ-1-Diabetes einhergeht. 

Epidemiologische Studien haben diese Hypothese unterstrichen: 

Kinder entwickeln während ihres Lebens weniger Allergien, wenn sie in Kontakt mit Bauernhof-Tieren stehen – und dadurch auch mehr Kontakt mit Mikroben haben. 

Zudem zeigten experimentelle Studien mit Mäusen, dass der Einsatz von Antibiotika in den ersten Lebenstagen zum Verlust einer intakten Mikrobiota und daraufhin zu einem vermehrten Auftreten von Allergien führt.

Allerdings waren die Mechanismen, die diesem Phänomen zugrunde liegen, bisher noch nicht geklärt.

Darmflora entscheidend für die Verhinderung von Allergien

In der jetzt in Science publizierten Studie zeigt das Team um Dr. Caspar Ohnmacht vom Zentrum Allergie und Umwelt (ZAUM) der Technischen Universität München und des Helmholtz Zentrums München und Gérard Eberl, Leiter der Microenvironment and Immunity Unit am Institut Pasteur, dass symbiotische Darmbakterien das Immunsystem beeinflussen und dadurch allergische Reaktionen blockieren. Um den Organismus zu verteidigen, können verschiedene Immunantworten hervorgerufen werden.

Die Anwesenheit von Bakterien oder Pilzen verursacht eine Antwort von sogenannten Typ-3-Zellen des Immunsystems. Diese Immunzellen koordinieren dann die Phagozytose und das Abtöten der Mikroben.

Ist ein Erreger aber zu groß, um von den Typ 3 Zellen bekämpft zu werden – wie zum Beispiel parasitische Würmer und bestimmte allergieauslösende Stoffe – ist eine andere Gruppe von Zellen für die Beseitigung verantwortlich: die Typ 2 Zellen. 

Diese speziellen Immunzellen sind aber auch für allergische Reaktionen verantwortlich.

In der Studie zeigten die Wissenschaftler, dass Typ 3 Zellen, die bei einem mikrobiellen Kontakt aktiviert werden, direkt auf Typ 2 Zellen einwirken und ihre Aktivität blockieren.

Somit sind die Typ 2 Zellen nicht mehr in der Lage, allergische Immunantworten auszulösen. 

Durch ihren Einfluss auf die Typ 3 Zellen blockiert die Mikrobiota also indirekt die Typ 2 Immunantwort, so die Forscher.

Die Ergebnisse erklären, wie ein Ungleichgewicht in der Mikrobiota eine überschießende Typ 2 Immunantwort auslöst, die normalerweise für die Abwehr großer Parasiten eingesetzt wird – aber eben auch zu allergischen Antworten führen kann. 

„Die Studie stellt einen wichtigen Meilenstein dar, um das Gleichgewicht unserer unterschiedlichen Abwehrmechanismen besser zu verstehen“ ordnet Erstautor Caspar Ohnmacht die Ergebnisse ein.

„Ein bisher noch unerforschter therapeutischer Ansatz für die Behandlung von Allergien und anderen Typ 2 assoziierten Erkrankungen könnte darin bestehen, ein mikrobielles Antigen nachzuahmen, um dadurch Typ 3 Zellen zu aktivieren und so auch die allergieauslösenden Typ 2 Zellen zu blockieren.“

Weitere Informationen

Hintergrund:
Die Studie wurde gefördert von: L'Agence Nationale de la Recherche (French National Agency for Research), French Medical Research Foundation, Simone und Cino Del Duca Foundation, Europäische Kommission und „Integrative Biology of Emerging Infectious diseases“ Laboratory of Excellence. Dr. Ohnmacht wurde während der Studie durch ein EMBO longterm fellowship gefördert.

Original-Publikation:
Ohnmacht, C. et al. (2015). The microbiota regulates type 2 immunity through RORt+ T cells, Science, DOI: 10.1126/science.aac4263

Das Helmholtz Zentrum München verfolgt als Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt das Ziel, personalisierte Medizin für die Diagnose, Therapie und Prävention weit verbreiteter Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus und Lungenerkrankungen zu entwickeln. Dafür untersucht es das Zusammenwirken von Genetik, Umweltfaktoren und Lebensstil. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 2.300 Mitarbeiter und ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der 18 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren mit rund 37.000 Beschäftigten angehören. Das Helmholtz Zentrum München ist Partner im Deutschen Zentrum für Diabetesforschung e.V.

Das Zentrum Allergie und Umwelt (Leitung: Prof. Dr. Carsten Schmidt-Weber) in München ist eine gemeinsame Einrichtung von Helmholtz Zentrum München und Technischer Universität München. Die in der deutschen Forschungslandschaft einzigartige Kooperation dient der fachübergreifenden Grundlagenforschung und Verknüpfung mit Klinik und klinischen Studien. Durch diesen translationalen Ansatz lassen sich Erkenntnisse über molekulare Entstehungsmechanismen von Allergien in Maßnahmen zu ihrer Vorbeugung und Therapie umsetzen. Die Entwicklung wirksamer, individuell zugeschnittener Therapien ermöglicht betroffenen Patienten eine bessere Versorgung.

Die Technische Universität München (TUM) ist mit rund 500 Professorinnen und Professoren, 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und mehr als 37.000 Studierenden eine der forschungsstärksten Technischen Universitäten Europas. Ihre Schwerpunkte sind die Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaften, Lebenswissenschaften und Medizin, ergänzt um die Wirtschafts- und Bildungswissenschaften. Die TUM handelt als unternehmerische Universität, die Talente fördert und Mehrwert für die Gesellschaft schafft. Dabei profitiert sie von starken Partnern in Wissenschaft und Wirtschaft. Weltweit ist sie mit einem Campus in Singapur sowie Niederlassungen in Brüssel, Kairo, Mumbai, Peking und São Paulo vertreten. An der TUM haben Nobelpreisträger und Erfinder wie Rudolf Diesel und Carl von Linde geforscht. 2006 und 2012 wurde sie als Exzellenzuniversität ausgezeichnet. In internationalen Rankings gehört sie regelmäßig zu den besten Universitäten Deutschlands.

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Helmholtz Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH), Ingolstädter Landstr. 1, 85764 Neuherberg - Tel. +49 89 3187 2238 - Fax: +49 89 3187 3324 -

Dr. Caspar Ohnmacht, Helmholtz Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH), Zentrum Allergie und Umwelt (ZAUM), Ingolstädter Landstr. 1, 85764 Neuherberg - Tel. +49 89 3187 2556 - E-Mail: caspar.ohnmacht@tum.de

Weitere Informationen für international Medizin am Abend Beteiligte:
http://www.helmholtz-muenchen.de/ - Webseite Helmholtz Zentrum München

http://www.zaum-online.de/ - Webseite Zentrum Allergie und Umwelt

Immunglobulin A (IgA)-Antikörper Darm-Antikörper bleiben ein Leben lang gleich – trotz Infektionen und Antibiotika

Medizin am Abend Fazit:  Antikörper sind individuell und treu

MHH-Forscher: Darm-Antikörper bleiben ein Leben lang gleich – trotz Infektionen und Antibiotika / Wichtig für Impfstoff-Entwicklung / Nature Immunology veröffentlicht 

Irene Thomsen (rechts) und ihre Kollegin Dr. Maya Sethi, die ebenfalls an der Studie beteiligt war.
Irene Thomsen (rechts) und ihre Kollegin Dr. Maya Sethi, die ebenfalls an der Studie beteiligt war. "Foto: MHH/Kaiser"
 
Antikörper schützen den Körper vor Infektionen. Auch bei Impfungen spielen sie eine wichtige Rolle. Deswegen ist es für die Impfstoff-Entwicklung wichtig, ihre Bildung möglichst genau zu verstehen. Ein Team der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) um Professor Dr. Oliver Pabst hat jetzt in der Fachzeitschrift Nature Immunology berichtet, wie Immunglobulin A (IgA)-Antikörper im Darm gebildet und kontinuierlich an die Darmbakterien-Zusammensetzung angepasst werden. Professor Pabst war im MHH-Institut für Immunologie tätig und leitet seit März 2014 das Institut für Molekulare Medizin des Uniklinikums RWTH Aachen. Die Erstautorinnen Dr. Cornelia Lindener und Irene Thomsen, MHH-Institut für Immunologie, arbeiteten mit dem MHH-Institut für Medizinische Mikrobiologie zusammen.

Die Wissenschaftlerinnen haben Millionen von IgA-Gensequenzen aus Mäusen und Patienten untersucht, um Veränderungen im Antikörpermuster aufzuspüren – dem Muster, das so individuell ist wie ein Fingerabdruck. So entdeckten sie, dass sich die grundsätzliche Zusammensetzung der Darm-Antikörper im Laufe des Lebens kaum verändert, unabhängig von Infektionen und Antibiotika.

„Es war für uns unerwartet zu sehen, dass nach einem derart massiven Eingriff wie einer Antibiotika-Therapie ähnliche Antikörper gebildet werden wie vor der Behandlung. Wir hatten sehr unterschiedliche Antikörperprofile erwartet, da Antibiotika die Darmbakterien-Zusammensetzung stark verändern“, sagt Professor Pabst.

Ein weiteres Ergebnis: Früh nach der Geburt gebildete langlebige Gedächtniszellen bestimmen die Antikörperproduktion: Sie halten das Antikörpermuster aufrecht und passen es dynamisch an die aktuelle Darmbakterien-Zusammensetzung an.

Weitere Experimente zeigten, dass im Darm gebildete Immunzellen auch die Antikörper-Produktion in der Muttermilch bestimmen. 

So wird sichergestellt, dass die Muttermilch Antikörper enthält, die das Neugeborene vor Infektionen schützen und dessen Zusammensetzung der Darmbakterien kontrollieren.

„Grundsätzlich wussten wir schon lange von der Existenz dieser Gedächtniszellen. Im Darm scheinen diese aber – anders als bislang angenommen – quasi dauerhaft im Einsatz zu sein“, sagt Cornelia Linder.

Diese Ergebnisse werfen ein grundsätzlich neues Licht darauf, wie die Antikörper-Produktion reguliert wird. Weitere Arbeiten der Forscher sollen zeigen, wie diese Beobachtungen bei der Entwicklung von Schluckimpfstoffen beispielsweise gegen Durchfallerkrankungen berücksichtigt werden können.



Medizin am Abend DirektKontakt

Professor Dr. Oliver Pabst, Telefon (0241) 80-85496, opabst@ukaachen.de, und Irene Thomsen, Telefon (0511) 532-9725, thomsen.irene@mh-hannover.de Stefan Zorn Medizinische Hochschule Hannover