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Auch bei größeren verengten Blutgefäßen erzielt der mit Medikamenten beschichtete Ballonkatheter langanhaltend gute Therapieergebnisse. 

Als vergleichsweise kleiner Eingriff bietet das Verfahren auch hier eine wirksame Alternative zum Stent. 

Diese Ergebnisse der Arbeitsgruppe des Kardiologen Professor Bruno Scheller von der Universität des Saarlandes bestätigt jetzt eine internationale Studie mit mehr als 3.300 Patienten, die auf dem größten Kongress für kathetergestützte Behandlung von Herzerkrankungen TCT in San Francisco, USA, vorgestellt wurde. Bruno Scheller entwickelte die Methode vor zwei Jahrzehnten und hat sie mit seiner Forschung seither stetig weiter verbessert.

Lagern sich unerwünschte Stoffe wie Fette, Kalk oder Entzündungszellen an den Innenwänden von Herzkranzgefäßen und anderen Arterien ab, verengt sich die Blutbahn. 

Das Blut kann nicht mehr richtig fließen, was etwa zu Herzschwäche, Herzinfarkt oder Schlaganfall führen kann. Solche Herz-Kreislauf-Erkrankungen zählen weltweit zu den häufigsten Krankheiten und Todesursachen.

Der mit Medikamenten beschichtete Ballonkatheter („drug coated balloon“, kurz ‚DCB‘) hat sich international als Therapieverfahren durchgesetzt. 

Dabei wird ein hauchdünner Kunststoffschlauch in das Gefäß eingebracht, ein winziger Ballon an seiner Spitze aufgeblasen und so die Gefäßwand vorsichtig geweitet. 

Der Clou an der Sache: Bei dieser Dehnung werden die Medikamente, mit denen der Ballon beschichtet ist, tief in die gedehnte Gefäßwand hineinbefördert. 

„Weitet man ein Gefäß mit einem einfachen Ballonkatheter auf, verengt es sich oft wieder, weil die Stelle erneut überwuchert wird. 

Die Medikamente in der speziellen Beschichtung dagegen bleiben in der Gefäßwand. 

Sie wirken dort über Wochen und Monate und verhindern wirksam neue Ablagerungen“, erklärt der Herzspezialist Professor Bruno Scheller von der Universität des Saarlandes. Er erfand und entwickelte dieses Verfahren, das heute zu den wichtigsten Therapien bei Gefäßverengung zählt, zusammen mit dem inzwischen emeritierten Professor Ulrich Speck von der Berliner Charité.

Bei kleineren Gefäßen bis zu 2,75 Millimetern Durchmesser wurde in einer Vielzahl an klinischen Studien bereits belegt, dass der medikamentenbeschichtete Ballonkatheter beschichteten Stents gleichwertig oder gar überlegen ist. Das Verfahren ist in der Praxis millionenfach im Einsatz. 

MaAB-Cave:

Vor allem in Asien hat die DCB-Therapie medikamentenbeschichtete Stents bereits fast zur Hälfte ersetzt. Die Ergebnisse zu kleinen Koronargefäßen wurden von Bruno Scheller und Kollegen in den vergangenen Jahren in den führenden Fachzeitschriften wie The Lancet (Lancet. 2018 Sep 8; 392(10150): 849-856. Lancet. 2020 Nov 7; 396(10261): 1504-1510) und European Heart Journal (Eur Heart J. 2025 May 2; 46(17): 1586-1599) veröffentlicht. Eine internationale Expertengruppe, das „Academic Research Consortium“ (ARC), gab in diesem Jahr unter wesentlicher Beteiligung von Professor Scheller Handlungsempfehlungen zur Therapie mit beschichteten Ballonkathetern im European Heart Journal (Eur Heart J. 2025 Jul 7; 46(26): 2498-2519) und im Journal of the American College of Cardiology (J Am Coll Cardiol. 2025 Oct 14; 86(15): 1170-1202).

Jetzt hat eine neue internationale Studie (Spaulding C. et al.) mit mehr als 3.300 Patientinnen und Patienten gezeigt, dass das Verfahren auch bei Herzkranzgefäßen mit einem Durchmesser von mehr als 2,75 Millimetern eine wirksame und sichere Alternative zu den dort bislang üblichen Stents bietet. 

Diese röhrenförmigen Gefäßstützen aus Metall werden in das Gefäß eingelegt und verbleiben dort, um die Engstelle zu öffnen. 

Der beschichtete Ballonkatheter dagegen ist bei größeren Herzkranzgefäßen bislang mehr in den Stents selbst im Einsatz, wenn diese sich durch Ablagerungen verschließen.

Die Studie „SELUTION DeNovo“ konnte zeigen, dass der Balloneinsatz auch bei größeren Gefäßen überzeugende Ergebnisse bringt: Nach einem Jahr war die Häufigkeit schwerwiegender Ereignisse wie plötzlicher Herztod, Herzinfarkt oder eine erneut notwenige Behandlung der Engstelle vergleichbar mit der bei modernen beschichteten Stents. „Wir wissen, dass medikamentenbeschichtete Stents sehr sicher sind. Allerdings kommt es mittel- und längerfristig zu einem Risiko neuer Ereignisse, die dadurch bedingt sind, dass der Stent dauerhaft im Gefäß verbleibt“, sagt Bruno Scheller, der Professor für Klinische und Experimentelle Interventionelle Kardiologie an der Universität des Saarlandes sowie stellvertretender Klinikdirektor und Leiter des Herzkatheterlabors am Universitätsklinikum in Homburg ist. „Der Vorteil beschichteter Ballonkatheter besteht darin, dass eine lokale Medikamentengabe ohne die Notwendigkeit eines im Gefäß verbleibenden Fremdkörpers möglich ist.“

Die neue Studie relativiert zugleich die Ergebnisse der chinesischen „Rec-Cagefree I“-Studie zu medikamentenbeschichteten Ballonkathetern aus dem Jahr 2024. Laut dieser Studie schnitten die Stents als Behandlungsmethode bei größeren Gefäßen und einfacher Verengung im Zeitraum von zwei Jahren besser ab – die medikamentenbeschichteten Ballonkatheter seien in diesem Fall nicht dauerhaft wirksam, so diese Studie. Neben den „SELUTION DeNovo“-Ergebnissen wurden im Rahmen des TCT-Kongresses vom 25. bis 28. Oktober in San Francisco auch die Ergebnisse von „Rec-Cagefree I“ mit einer Nachbeobachtungszeit von drei Jahren vorgestellt. Professor Scheller diskutierte in einer der Hauptsitzungen des Kongresses diese Ergebnisse zusammen mit weiteren weltweit führenden Expertinnen und Experten.

„Die Studienergebnisse der ‚Rec-Cagefree I‘-Studie können nicht auf unser Verfahren übertragen werden“, erklärt Bruno Scheller. Nach Ablauf des Patents auf die medikamentenbeschichteten Ballonkatheter hatten die chinesischen Forscherinnen und Forscher in ihrer Studie eine selbst entwickelte Beschichtung erprobt – in Anlehnung an das ursprüngliche Charité-Patent der Professoren Scheller und Speck. „Diese Beschichtung ist unter anderem von Zusammensetzung und Partikelgröße der Medikamente her nicht mit unserer Beschichtung zu vergleichen. Die Wirkstoffe halten bei ihr nicht lange genug in der Gefäßwand, was im Rahmen der ‚Rec-Cagefree I‘-Studie zu einer nicht ausreichend lange anhaltenden Verhinderung einer Wiederverengung führte“, erklärt Bruno Scheller. Die Kritikpunkte zu der Studie fasst Scheller gemeinsam mit weiteren Autoren aktuell in einem Leserbrief in der Zeitschrift ‚The Lancet‘ zusammen (Lancet. 2025 Oct 25; 406(10514): 1950-1951)*.

„Unabhängig von dem Vergleich unterschiedlicher Technologien zur Behandlung von Verengungen der Herzkranzgefäße geht es meinem Team und mir um neue Strategien, den individuellen Bedürfnissen der Patienten gerecht zu werden“, betont Bruno Scheller. „So wird auch in Zukunft für viele Patienten eine Kombination aus beschichtetem Stent und Ballon die bestmögliche Therapie darstellen. Der beschichtete Ballon ermöglicht es uns, lange Stentstrecken zu vermeiden, die mittel- und langfristig erhebliche Nachteile für den Patienten bedeuten“, erklärt der Kardiologe.

„Die auf dem TCT-Kongress vorgestellten neuen Daten unterstützen das Konzept in der interventionellen Gefäßtherapie, die Patienten mit möglichst wenigen permanenten Implantaten zu behandeln, wofür wir uns seit vielen Jahren national und international einsetzen“, sagt Professor Scheller. Seine Arbeitsgruppe in Homburg forscht weltweit führend experimentell und klinisch an diesem Konzept. Derzeit laufen in Homburg mehrere internationale klinische Studien zu beschichteten Ballonkathetern mit Partnern aus Europa, Asien und USA, die Bruno Scheller teilweise weltweit leitet.

Hintergrund

Zur Forschung am medikamentenbeschichteten Ballonkatheter

Bruno Scheller arbeitete bereits seit Ende der 1990iger Jahre zusammen mit dem Charité-Professor Ulrich Speck an dem Beschichtungsverfahren für den damals bereits etablierten Ballonkatheter. „Wir fanden heraus, dass es nicht nötig ist, den Wirkstoff über längere Zeit im Gefäß freizusetzen, um zu verhindern, dass es sich wieder verengt. Unsere Ergebnisse zeigten, dass bereits eine kurze Arzneimittelgabe hierfür ausreicht“, erklärt Bruno Scheller, der am Medizin-Campus in Homburg auch daran forscht, die Behandlung von Herzinfarkten zu verbessern und auch andere Herzerkrankungen mit dem Katheter zu behandeln. Seine Erfahrung als praktischer interventioneller Kardiologe am Universitätsklinikum des Saarlandes fließt in seine Forschung ein. Im Jahr 2003 lief in Homburg die erste klinische Studie mit einem Ballonkatheter an, den die Forscher mit dem Medikament Paclitaxel und weiteren Zusatzstoffen beschichtet hatten. Ulrich Speck und Bruno Scheller veröffentlichten erste Studienergebnisse 2006 in der Fachzeitschrift „New England Journal of Medicine“. Auch in der Behandlung von Oberschenkelarterien ist das Verfahren mittlerweile Therapiestandard. Ebenso kommt die Methode bei langstreckigen Verengungen in den Unterschenkelarterien sowie verengten Dialyse-Zugängen, so genannten Shunts, zum Einsatz.

Forschung im Team von Bruno Scheller an der Universität des Saarlandes

Mit seiner Arbeitsgruppe arbeitet Bruno Scheller auf dem Homburger Medizin-Campus daran, die beschichteten Ballonkatheter weiter zu verbessern. Die Mediziner entwickeln auch spezielle Anwendungen und Spezialballons sowie alternative Medikamente, mit denen die Ballons beschichtet werden. Auch forscht Scheller etwa an Verfahren, um kleinste Risse in der inneren Gefäßschicht zu vermeiden, die bei der herkömmlichen Behandlung mit Ballonkathetern auftreten können. Seine Arbeitsgruppe hat in den vergangenen Jahren zahlreiche wegweisende Ergebnisse unter anderem in der Fachzeitschrift The Lancet veröffentlicht.

Auszeichnungen

Für seine Forschungs- und Entwicklungsarbeit, die „die Zukunft der Versorgung bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf der ganzen Welt mitprägen“ wurde Bruno Scheller bereits vielfach ausgezeichnet, so 2024 in London mit dem „Clinical Research Excellence Award“, dem Exzellenzpreis für klinische Forschung. 2021 verlieh ihm die europäische Fachgesellschaft für Kardiovaskuläre und Interventionelle Radiologie (CIRSE) ihren „Exzellenz- und Innovations-Preis“. Der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft förderte Schellers Professur für zehn Jahre mit insgesamt rund 1,1 Millionen Euro.

Der TCT Congress ist das jährliche wissenschaftliche Symposium der Cardiovascular Research Foundation (CRF) und die weltweit führende Fortbildungsveranstaltung für interventionelle Herz-Kreislauf-Medizin. https://www.tctconference.com/

MaAB - Medizin am Abend Berlin Fortbildungen VOR ORT

Prof. Dr. Bruno Scheller:
Telefon: +49 6841 1615000; E-Mail: bruno.scheller(at)uks.eu

Originalpublikation:
Studie SELUTION DeNovo
Spaulding C, on behalf of the SELUTION DeNovo investigators. One-year results of the SELUTION DeNovo trial comparing a strategy of PCI with a sirolimus-eluting balloon and provisional stenting versus systematic DES implantation to treat de novo coronary lesions. Presented at: TCT 2025. October 26, 2025. San Francisco, CA.

Bruno Scheller veröffentlicht die Bewertung zur „Rec-Cagefree I“-Studie aus dem Jahr 2024 zusammen mit weiteren Autoren aktuell in einem Leserbrief in der Zeitschrift The Lancet. (Lancet. 2025 Oct 25; 406(10514): 1950-1951)
https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(25)01860-4/fullt...
*Die Lancet-Redaktion weist darauf hin: Leserbriefe, die in der Rubrik „Correspondence“ veröffentlicht werden, geben die Meinung der Autoren wieder und entsprechen nicht unbedingt der Meinung der Lancet-Zeitschriften. Leserbriefe werden in der Regel nicht extern begutachtet

Das Altern ist kein gleichmäßiger Prozess, der das ganze Herz betrifft

Neue Studie zeigt, wo im Herzgewebe die entscheidenden Veränderungen des Alterns stattfinden.

Warum das Herz im Alter an Elastizität verliert und anfälliger für Erkrankungen wird, ist bislang nur teilweise verstanden. 

Forschende der Goethe-Universität Frankfurt, des Cardiopulmonary Institute (CPI) und des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) haben jetzt gezeigt, dass die entscheidenden Prozesse vor allem in der Nähe von Blutgefäßen stattfinden. 

Diese sogenannten vaskulären Nischen sind die Orte, an denen Entzündung, Zellalterung und Umbauvorgänge im Herzgewebe beginnen.

Für die Studie, die in Circulation Research erschienen ist, analysierte das Team um Erstautor David Rodriguez Morales und Letztautorin Stefanie Dimmeler die Herzen junger und alter Mäuse mithilfe modernster Einzelzell- und Gewebetechnologien. 

Sie identifizierten elf verschiedene Mikroumgebungen im Herzgewebe, die sich hinsichtlich ihrer Zellzusammensetzung und Aktivität unterscheiden. 

Besonders stark verändert zeigten sich die gefäßnahen Bereiche: 

Dort häufen sich alternde Zellen, die entzündliche Signale aussenden und das Gewebe verfestigen.

Hotspots der Entzündung

„Unsere Daten legen nahe, dass das Altern des Herzens gewissermaßen an den Gefäßen beginnt“, sagt David Rodriguez Morales.

 „Diese Nischen wirken wie kleine Hotspots, die Entzündung und Umbauprozesse anstoßen, die sich dann auf das gesamte Organ ausweiten.“

Das Team testete auch, ob sich dieser Prozess aufhalten lässt. 

Bei alten Mäusen, die mit sogenannten Senolytika behandelt wurden – Substanzen, die alternde Zellen gezielt entfernen – gingen bestimmte Entzündungszellen in den vaskulären Nischen zurück. 

Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass Therapien, die auf diese Mikroumgebungen abzielen, das Herz im Alter schützen.

„Das Altern ist kein gleichmäßiger Prozess, der das ganze Herz betrifft“, sagt Stefanie Dimmeler. 

„Vielmehr scheint es von bestimmten Bereichen auszugehen. 

Diese Erkenntnis eröffnet neue Möglichkeiten, gezielt dort einzugreifen, wo die Schäden entstehen.“

Die Studie liefert damit eine Grundlage, um altersbedingte Veränderungen des Herz-Kreislauf-Systems künftig besser zu verstehen und therapeutisch zu beeinflussen.

MaAB - Medizin am Abend Berlin Fortbildungen VOR ORT

Prof. Stefanie Dimmeler, Goethe-Universität Frankfurt, dimmeler@em.uni-frankfurt.de

Originalpublikation:
Rodriguez Morales D, Larcher V, Ruz Jurado M, et al. Vascular Niches Are the Primary Hotspots in Cardiac Aging. Circ Res. Published online October 15, 2025. https://www.ahajournals.org/doi/10.1161/CIRCRESAHA.125.327060