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Dr. Christine Niens: Einladung zur Studie und Interviewpartnerinnen zur häuslichen Pflege aus ganz Deutschland

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: DFG fördert Studie an der Universität Göttingen zur häuslichen Pflege in der Landwirtschaft

Die Pflege Angehöriger stellt eine besondere Herausforderung dar. 

In der Landwirtschaft ist die informelle Versorgung im häuslichen Umfeld besonders weit verbreitet, und in der Praxis sind es fast immer die Frauen auf dem Betrieb, die die Versorgung der Pflegebedürftigen übernehmen. 

Mittlerweile beschränken sich die Aufgaben von Frauen auf landwirtschaftlichen Betrieben aber nicht mehr nur auf traditionelle Tätigkeiten wie die Mithilfe und Sorgearbeit: 

Immer häufiger übernehmen sie die Betriebsleitung, sind außerbetrieblich angestellt und ehrenamtlich engagiert.

Wie es Frauen in der Landwirtschaft gelingt, die Pflegeaufgabe in ihren Alltag zu integrieren und welche Auswirkungen diese Verantwortung auf das Leben der Pflegenden und ihrer Familien hat, untersucht nun ein Forschungsteam an der Universität Göttingen. 

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert das Projekt „Belastungen pflegender Landwirtinnen – eine rekonstruktive Analyse im biographischen Kontext“ drei Jahre lang mit insgesamt rund 345.000 Euro.

  • „Angesichts der vielfältigen Erwartungen und Herausforderungen, mit denen Frauen auf landwirtschaftlichen Betrieben täglich konfrontiert sind, können sich in den Familien Partnerschafts-, Rollen- und Machtkonflikte entwickeln, welche die Frauen zusätzlich zur eigentlichen Pflege belasten“, erläutert Projektleiterin Dr. Christine Niens. 

„Fehlende Rückzugsmöglichkeiten durch Wohnen mit mehreren Generationen sowie die Verzahnung von Arbeit und Privatleben können die Belastungssituation der Pflegenden weiter verschärfen, vor allem, wenn die außerbetriebliche Berufstätigkeit aufgrund der Übernahme der informellen Pflege aufgegeben werden muss.“

  • Niens sucht für ihre Studie noch Interviewpartnerinnen aus ganz Deutschland, die auf landwirtschaftlichen Betrieben leben und/oder arbeiten und seit mindestens drei Monaten einen pflegebedürftigen Menschen mit einem anerkannten Pflegegrad alleine oder mit Unterstützung pflegen. 

Auf diese Weise möchte sie Einblicke in die Lebenswelten pflegender Landwirtinnen gewinnen und unterschiedliche Bearbeitungsstrategien aufzeigen. 

Interessierte können sich per E-Mail unter cniens@uni-goettingen.de melden.

Christine Niens

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Dr. Christine Niens
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Dr. Michael Kaminski: Hausärzte + CRISPR-basierte Diagnostik: Labor Biomarker für akute Herzinfarkte und diverse Prostatakrebsarten

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: CRISPR-basierte Schnelltests für Herzinfarkt & Krebs

  • Ein CRISPR-basierter Schnelltest namens CrisprZyme könnte Hausärztinnen und -ärzten helfen, Herzinfarkte zu diagnostizieren und Prostatakrebsarten zu unterscheiden. 

Dafür sei kein eigenes Labor nötig, berichtet ein internationales Team – darunter Michael Kaminski – in „Nature Nanotechnology“. 

Illustration von Nanopartikeln, die aus einem Goldkern und einer Hülle aus Platin bestehen. Sie wirken als Signalverstärker, um mit CRISPR/Cas Enzymen Nukleinsäuren zu ermitteln. Illustration von Nanopartikeln, die aus einem Goldkern und einer Hülle aus Platin bestehen. Sie wirken als Signalverstärker, um mit CRISPR/Cas Enzymen Nukleinsäuren zu ermitteln. Midjourney

Antigen-Schnelltests kennt seit der Pandemie fast jeder. 

Sind virale Eiweißfragmente in einem Abstrich enthalten, binden Antikörper sie auf einem Teststreifen und eine Bande entsteht.  

Sollen dagegen typische Erbgutbestandteile (RNA oder DNA) nachgewiesen werden, sind aufwändigere Verfahren wie die PCR nötig. Das Erbgut muss zuerst aufbereitet und vervielfältigt werden. Solche Tests dauern länger und sie sind nur in einem entsprechenden Labor möglich.

Ähnlich ist es bisher bei der CRISPR-basierten Diagnostik, bei der Cas-Enzyme so programmiert werden, dass sie DNA- oder RNA-Stücke aufspüren. Die Technologie kann zwar mit einem Teststreifen sehr kleine, für eine Krankheit oder Infektion typische Segmente einer RNA-Sequenz (Biomarker) in Proben wie Urin oder Blut aufspüren. Doch zuvor muss man zumeist die RNA unter kontrollierten Bedingungen und mit teurem Gerät vervielfältigen, damit das Signal stark genug ist. Wie viel Biomarker in der Probe war, ist dann nicht mehr nachvollziehbar. Für Ärzt*innen, die etwa den Verlauf von Krankheiten wie Krebs oder Herzleiden überwachen, ist diese Information aber zentral.

Eine neue Methode namens CrisprZyme bietet nun diese Signalverstärkung für CRISPR-basierte Diagnostik, berichtet ein internationales Forschungsteam vom Imperial College London, vom M.I.T. in Boston und vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) sowie der Charité – Universitätsmedizin Berlin im Fachmagazin „Nature Nanotechnology“. 

  • Mit dem Schnelltest könnten Ärztinnen in Zukunft ohne eigenes Labor Biomarker für akute Herzinfarkte schnell aufspüren und bestimmte Prostatakrebsarten unterscheiden. 
  • Damit sei die Methode vor allem für Hausärzt*innen oder für karg ausgestattete Kliniken im globalen Süden relevant.


Auch bei Raumtemperatur

„Der Test ist einfach handzuhaben und funktioniert selbst bei Raumtemperatur. Das Ergebnis kann mit bloßem Auge oder auf einem Papierstreifen ausgelesen werden“, sagt Dr. Michael Kaminski, einer der Erstautoren und Leiter einer Emmy-Noether-Nachwuchsgruppe an der Charité – Universitätsmedizin Berlin und am Berlin Institute for Medical Systems Biology (BIMSB) des MDC.

 „Wenn wir diagnostische Tests vereinfachen, können Ärzt*innen sie gleich in ihrer Praxis machen – ohne neue Termine für Folgeanalysen und Bluttests zu vereinbaren“, ergänzt Erstautorin Dr. Marta Broto vom Imperial College London.

CrisprZyme ersetzt oder verstärkt den Prozess der Vervielfältigung mit einer kolorimetrischen Analyse. Die Menge des Biomarkers ist anhand einer Farbskala erkennbar. Möglich war das dank Nanoenzymen, also winzigen synthetischen Materialien, die sich wie Enzyme verhalten. Sie verstärken das Signal des Tests, sodass die Kolorimetrie leichter abzulesen ist. Temperaturkontrolle und weitere Schritte entfallen. Der Test kann auch nichtkodierende RNA aufspüren, einschließlich mikroRNA, lange nichtkodierende RNA und zirkuläre RNA.

Noch schneller und nutzerfreundlicher

Das Verfahren kann uns genau sagen, wie viel Biomarker vorhanden ist. 

Es hilft uns also nicht nur bei der Diagnose, sondern wir können damit auch den Verlauf einer Erkrankung im Laufe der Zeit überwachen und die Reaktion auf eine Behandlung“, sagt Hauptautorin Professorin Molly Stevens vom Imperial College London.

Derzeit macht CrisprZyme noch nicht alle Schritte überflüssig. 

Die Probe muss vor dem Test mit Chemikalien behandelt werden, um den gewünschten Biomarker zu extrahieren.

„Wir arbeiten aber daran, den Prozess noch schneller und nutzerfreundlicher zu machen“, sagt Kaminski. 

Auch wie empfindlich und wie zuverlässig der Test verschiedene Biomarker bei Patientinnen und Patienten erkennt, muss das Team noch sorgfältig validieren. 

Das Potenzial allerdings ist groß, meinen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. 

Sie haben die nächsten Krankheitsbilder bereits im Blick.

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Christina Anders
Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC)
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christina.anders@mdc-berlin.de oder presse@mdc-berlin.de

Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC)

Das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft gehört zu den international führenden biomedizinischen Forschungszentren. Nobelpreisträger Max Delbrück, geboren in Berlin, war ein Begründer der Molekularbiologie. An den MDC-Standorten in Berlin-Buch und Mitte analysieren Forscher*innen aus rund 60 Ländern das System Mensch – die Grundlagen des Lebens von seinen kleinsten Bausteinen bis zu organübergreifenden Mechanismen. Wenn man versteht, was das dynamische Gleichgewicht in der Zelle, einem Organ oder im ganzen Körper steuert oder stört, kann man Krankheiten vorbeugen, sie früh diagnostizieren und mit passgenauen Therapien stoppen. Die Erkenntnisse der Grundlagenforschung sollen rasch Patient*innen zugutekommen. Das MDC fördert daher Ausgründungen und kooperiert in Netzwerken. Besonders eng sind die Partnerschaften mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin im gemeinsamen Experimental and Clinical Research Center (ECRC) und dem Berlin Institute of Health (BIH) in der Charité sowie dem Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK). Am MDC arbeiten 1600 Menschen. Finanziert wird das 1992 gegründete MDC zu 90 Prozent vom Bund und zu 10 Prozent vom Land Berlin. www.mdc-berlin.de

Dr. Michael M. Kaminski
Leiter der MDC-Arbeitsgruppe "Kidney Cell Engineering & CRISPR Diagnostics"
Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC)
Michael.Kaminski@mdc-berlin.de


Originalpublikation:

Literatur

Michael M. Kaminski et al (2022): „Nanozyme-catalysed CRISPR assay for preamplification-free detection of non-coding RNAs“. Nature Nanotechnology, DOI: 10.1038/s41565-022-01179-0


Weitere Informationen für international Medizin am Abend Berlin Beteiligte

https://www.mdc-berlin.de/kaminski AG Kaminski


https://www.alphagalileo.org/en-gb/Item-Display/ItemId/223779?returnurl=https://...


Professor Wolfgang Kastenmüller: Die 600 bis 800 Lymphknoten

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Neue Akteure der Immunantwort

Lymphknoten lösen sehr unterschiedliche Immunantworten aus – je nachdem, mit welchem Körpergewebe sie in Verbindung stehen. 

Verantwortlich für diesen Zusammenhang sind spezielle T-Zellen.

Der menschliche Körper enthält 600 bis 800 Lymphknoten. 

  • Sie sind darauf spezialisiert, Immunantworten auszulösen. 

Damit die Lymphknoten über Infektionen im Körper informiert werden, sind sie über Lymphgefäße mit den einzelnen Organen verbunden. 

Von dort transportieren die Lymphgefäße Flüssigkeit, aber auch spezielle Immunzellen in die Lymphknoten. 

  • Diese Immunzellen heißen dendritische Zellen; sie tragen Informationen aus den Organen in die Lymphknoten und geben sie dort an andere Immunzellen weiter.


Jetzt steht fest: Die dendritischen Zellen sind nicht alleine für diesen wichtigen Informationsfluss zuständig. Ein Forschungsteam um den Immunologen Professor Wolfgang Kastenmüller von der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg hat herausgefunden, dass auch sogenannte unkonventionelle T-Zellen kontinuierlich vom Gewebe in die Lymphknoten wandern und dort die
Immunantworten beeinflussen.


Diese Entdeckung hat Folgen – für Impfstrategien ebenso wie für Immuntherapien gegen Krebs.

Verschiedene Subtypen von unkonventionellen T-Zellen

„Jedes Gewebe unseres Körpers besitzt unterschiedliche Subtypen der unkonventionellen T-Zellen“, erklärt Wolfgang Kastenmüller. 

  • „Da diese Zellen jeweils zum nächstgelegenen Lymphknoten wandern, unterscheiden sich auch die einzelnen Lymphknoten in der Zusammensetzung der T-Zellen. 
  • Und das wirkt sich direkt auf die Immunantworten der einzelnen Lymphknoten aus.“
  • So löse ein Lymphknoten, der über eine Infektion in der Lunge informiert wurde, eine andere Immunantwort aus als ein Lymphknoten, der seine Informationen vom Darm oder aus der Haut erhält.


Unterschiedlichkeit der Lymphknoten nutzen

  • Eine in die Haut oder in den Muskel verabreichte Impfung zum Beispiel adressiere immer Lymphknoten, die mit der Haut in Verbindung stehen. 

Womöglich könne der Impfstoff aber wesentlich effizienter sein, wenn man ihn in der Nähe anderer Lymphknoten verabreicht. 

Diese Überlegung gilt auch für Immuntherapien gegen Krebs.

„Darum wollen wir als nächstes untersuchen, ob wir die Unterschiedlichkeit der Lymphknoten nutzen können, um Impfungen effizienter zu machen oder um Immuntherapien gegen Krebs zu verbessern“, sagt der JMU-Professor. Interessant sei auch die Frage, ob sich die Verschiedenheit der Lymphknoten aktiv beeinflussen lässt. Und es soll geklärt werden, welche Bedeutung die neuen Erkenntnisse mit Blick auf die Entstehung von Autoimmunerkrankungen und Krebs haben.

Beteiligte Forschungsgruppen / Förderung

Die Ergebnisse der Forschungsgruppe sind im Journal „Immunity“ veröffentlicht. Maßgeblich an den Arbeiten beteiligt waren Marco Ataide, Paulina Cruz de Casas und Konrad Knöpper, alle aus Kastenmüllers Team vom JMU-Lehrstuhl für Systemimmunologie I.

Außerdem wirkten Forschende vom Würzburger Helmholtz-Institut für RNA-basierte Infektionsforschung (HIRI), vom JMU-Institut für molekulare Infektionsbiologie (IMIB), vom Centre d'Immunologie de Marseille-Luminy (CIML) und von der Medizinischen Klinik II des Würzburger Universitätsklinikums mit.

Finanziell gefördert wurden die Arbeiten von der Max-Planck-Gesellschaft sowie vom Europäischen Forschungsrat im Rahmen eines ERC Consolidator Grants für Wolfgang Kastenmüller.

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Robert Emmerich Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Sanderring 2
97070 Würzburg
Deutschland
Bayern

Telefon: 0931/31-82750
E-Mail-Adresse: presse@uni-wuerzburg.de

Prof. Dr. Wolfgang Kastenmüller, Lehrstuhl für Systemimmunologie I; Universität Würzburg, wolfgang.kastenmueller@uni-wuerzburg.de


Originalpublikation:

Lymphatic migration of unconventional T cells promotes site-specific immunity in distinct lymph nodes. Immunity, 23. August 2022, DOI: 10.1016/j.immuni.2022.07.019


Weitere Informationen für international Medizin am Abend Berlin Beteiligte

https://www.cell.com/immunity/fulltext/S1074-7613(22)00354-5


Prof. Dr. Bimba F. Hoyer: Chronische Entzündungskrankheiten: Morbus Crohn, Schuppenpflechte (Psoriasis), rheumatoider Arthritis

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Rheuma-Medikament kann Impfschutz gegen Omikron mindern

TNF-alpha-Blocker können bei chronischen Entzündungskrankheiten helfen - aber auch den Corona-Impferfolg beeinflussen. 

Forschende der Rheumatologie und Infektiologie am Campus Kiel zeigen, dass selbst eine dritte Impfung Patientinnen und Patienten, die diese Therapie erhalten, nicht ausreichend vor Omikron-Virusvarianten schützt.

Ein Forschungsteam der Rheumatologie und Infektiologie am Campus Kiel hat die Wirkung von Corona-Impfstoffen bei Menschen mit chronischen Entzündungskrankheiten untersucht, die mit TNF-alpha-Blockern behandelt werden. 

  • Diese Wirkstoffe unterdrücken das Immunsystem und können so Krankheitsschübe zum Beispiel bei Morbus Crohn, Schuppenflechte (Psoriasis) oder rheumatoider Arthritis verhindern –aber auch den Impferfolg beeinflussen. 

Die Forschenden zeigten, dass die Langzeitwirkung von Corona-Impfstoffen bei diesen Patientinnen und Patienten deutlich vermindert ist und dass selbst eine dritte Impfung sie nicht ausreichend vor Omikron-Virusvarianten schützt. 

Zur Forschungsgruppe gehören Expertinnen und Experten des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Kiel, der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) und des Exzellenzclusters „Precision Medicine in Chronic Inflammation“. Die Studie wurde im Journal of Medical Virology publiziert.

Bereits in früheren Studien zu den Auswirkungen der TNF-Blocker auf die Corona-Impfung wurde beobachtet, dass nach einer zunächst weitgehend normalen Immunantwort auf mRNA-Impfstoffe der Spiegel an neutralisierenden Antikörpern rascher absinkt als bei Menschen, die mit anderen antirheumatischen Wirkstoffen behandelt werden und bei gesunden Vergleichspersonen. Nun wurden erneut zehn Patientinnen und Patienten mit immunsuppressiver Therapie vor und nach der zweiten und dritten Impfung untersucht und mit 36 Kontrollpersonen verglichen. Schwerpunkt der aktuellen Studie waren mögliche Veränderungen des Impfschutzes gegen die kursierenden Omikron-Virusvarianten.

Die Ergebnisse zeigten, dass sechs Monate nach der Impfung neutralisierende Antikörper nicht ausreichend auf Corona-Viren – und insbesondere nicht auf Omikron-Varianten – ansprechen. „Auch bei gesunden Menschen ist der Schutz gegen Omikron sechs Monate nach der zweiten Impfung herabgesetzt. Eine dritte Impfung verbessert den Schutz aber wieder deutlich. Patientinnen und Patienten unter TNF-alpha-Blocker-Therapie schützt jedoch selbst diese dritte Impfung nicht ausreichend“, sagt Prof. Dr. Bimba F. Hoyer, Leiterin des Exzellenzzentrums Entzündungsmedizin und der Sektion für Rheumatologie der Klinik für Innere Medizin I des UKSH, Campus Kiel, Professorin der CAU und federführende Autorin der Studie.

Das Forschungsteam wies außerdem nach, dass die Fähigkeit der Antikörper abnimmt, an Viruspartikel zu binden und so zu verhindern, dass Zellen infiziert werden. „Mit diesem Ergebnis hatten wir nicht gerechnet, da Anti-TNF-alpha-Patienten 14 Tage nach der zweiten Impfung ähnlich hohe Werte aufwiesen wie die Vergleichsgruppen. Auch nimmt die Bindungsstärke der gegen SARS-CoV-2 gerichteten Antikörper in den Monaten nach der Impfung in der Regel zu“, sagt Prof. Hoyer. Unterschiede fanden die Forschenden außerdem in der T-Zell-Immunantwort der Patientinnen und Patienten, die mit den TNF-Blockern behandelt wurden, im Vergleich zu Gesunden. Deutlicher ausgeprägt war der Unterschied allerdings bei der verminderten Antwort der B-Zellen, die für die Bildung von Antikörpern zuständig sind.

Angesicht der Ergebnisse sei es wichtig, Menschen, die mit TNF-alpha-Blockern behandelt werden, besonders vor einer Corona-Infektion zu schützen, so die Forschenden. Infizieren sich die Patientinnen und Patienten dennoch, benötigen sie möglicherweise eine genaue Überwachung und frühzeitige Verabreichung von monoklonalen Antikörpern oder antiviralen Medikamenten. Empfohlen wird darüber hinaus die Verwendung eines Impfstoffs, der an die aktuelle Virusvariante angepasst ist, sobald er verfügbar ist.

Die Studie entstand in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Technischen Universität Braunschweig, der Endokrinologikum-Gruppe Berlin und mit dem Labor Dr. Krause und Kollegen MVZ GmbH in Kiel.

Prof. Dr. Bimba F. Hoyer

 Prof. Dr. Bimba F. Hoyer UKSH

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Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel
Klinik für Innere Medizin I, Sektion für Rheumatologie, Prof. Dr. Bimba F. Hoyer,
Tel.: 0431 500-22203, bimba.hoyer@uksh.de

Oliver Grieve Universitätsklinikum Schleswig-Holstein

Ratzeburger Allee 160
23538 Lübeck
Deutschland
Schleswig-Holstein

Telefon: 0431 500-10700
Fax: 0431 500-10704
E-Mail-Adresse: oliver.grieve@uksh.de
Originalpublikation:

Geisen, U.M., Rose, R., Neumann, F., Ciripoi, M., Vullriede, L., Reid, H.M., Berner, D.K., Bertoglio, F., Hoff, P., Hust, M., Longardt, A.C., Lorentz, T., Martini, G.R., Saggau, C., Schirmer, J.H., Schubert, M., Sümbül, M., Tran, F., Voß, M., Zeuner, R., Morrison, P.J., Bacher, P., Fickenscher, H., Gerdes, S., Peipp, M., Schreiber, S., Krumbholz, A. and Hoyer, B.F. (2022), The long term vaccine-induced anti-SARS-CoV-2 immune response is impaired in quantity and quality under TNFα blockade. J Med Virol. Accepted Author Manuscript.
https://doi.org/10.1002/jmv.28063


Professor Johannes Keller: Emotionalen Tränen und basale Tränen und Reflextränen

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Was bringt uns zum Weinen? 

Fünf Gründe für emotionale Tränen identifiziert

Der Mensch ist wohl das einzige Lebewesen, das aufgrund von Gefühlen weinen kann. 

In einer Studie haben Psychologinnen und Psychologen unter anderem von der Universität Ulm untersucht, warum dies so ist. 

Die Forschenden konnten thematische Auslöser identifizieren, die uns zu Tränen rühren. 

Dazu gehören beispielsweise Einsamkeit oder Überforderung.

Weshalb weinen Menschen aus Freude oder Angst? 

Psychologinnen und Psychologen der Universitäten Ulm und Sussex haben in mehreren Studien untersucht, warum wir in bestimmten Situationen weinen. Anhand von insgesamt über eintausend Berichten erwachsener Personen konnten die Forschenden eine Reihe thematischer Auslöser identifizieren, die häufig mit emotionalen Tränen assoziiert sind. 

Dazu zählen die Kategorien Einsamkeit, Machtlosigkeit, Überforderung, Harmonie und Medienkonsum. Erschienen ist die Arbeit zu den fünf Gründen des Weinens im Journal „Motivation and Emotion“.

  • Der Mensch ist wahrscheinlich das einzige Lebewesen, das in der Lage ist, emotionale Tränen zu vergießen, das heißt aufgrund von Gefühlen zu weinen. 
  • Dazu zählen Freudentränen oder Tränen aus Trauer, Angst oder Wut. 

Neben den untersuchten emotionalen Tränen existieren auch basale Tränen, die das Auge stets feucht halten und schützen. 

Die dritte Art sind Reflextränen, die beispielsweise bei Kälte, Wind oder beim Zwiebelschneiden auftreten. 

Laut einer neuen Untersuchung von Forschenden der Universität Ulm und der University of Sussex in Brighton, Großbritannien, lassen sich die meisten Episoden, in denen Erwachsene aus emotionalen Gründen weinen, zuverlässig einer von fünf Kategorien zuordnen. 

Dazu zählen Einsamkeit, Machtlosigkeit, Überforderung, Harmonie und Medienkonsum.

Der Einteilung in diese Kategorien liegt die Überlegung zugrunde, dass emotionale Tränen immer dann auftreten, wenn psychologische Grundbedürfnisse entweder verletzt oder sehr intensiv befriedigt werden. „Ähnlich wie bei biologischen Grundbedürfnissen, wie Schlaf oder Essen, geht man davon aus, dass die Frustration oder die Befriedigung dieser psychologischen Faktoren unser subjektives Wohlbefinden beeinflussen“, erklärt Erstautor Michael Barthelmäs, inzwischen Postdoc in der Abteilung Sozialpsychologie der Universität Ulm.

Als zentrale psychologische Grundbedürfnisse haben sich in der Forschung die Bedürfnisse nach „Nähe“ (sich verbunden fühlen), „Autonomie“ (Dinge beeinflussen können) und „Kompetenz“ (etwas erfolgreich ausführen können) etabliert. Wie erwartet, zeichnete sich in der Studie „Einsamkeit“ insbesondere durch eine erlebte Frustration des Bedürfnisses nach Nähe aus. Dieser Kategorie wurden Tränen aus Liebeskummer oder aufgrund von Heimweh zugeordnet. Tränen der Kategorie „Harmonie“ waren hingegen durch eine intensive Befriedigung des Bedürfnisses nach Nähe gekennzeichnet und traten beispielsweise als Freudentränen bei einer Hochzeitsfeier auf. Ein Beispiel für „Machtlosigkeit“ waren Tränen in Reaktion auf eine Todesnachricht (Frustration von Autonomie); Tränen der „Überforderung“ wurden häufig im Arbeitskontext berichtet (Frustration von Kompetenz).

Jede vierte beobachtete Episode fiel in die Kategorie „Medienkonsum“, die mehrere Besonderheiten aufweist. Im Vergleich zu den anderen Kategorien ist die weinende Person dabei nur indirekt betroffen und die Tränen treten „stellvertretend“ auf. Der Auslöser ist ein Erlebnis, das der Hauptfigur eines Buches oder Filmes widerfährt, in die sich die Person hineinversetzt. Zudem kann man Tränen bei einem Drama, aber eben auch bei einer Komödie vergießen, in dieser Kategorie können also Freudentränen und Tränen der Traurigkeit fließen.

Insgesamt führten die Forschende drei Studien durch, in denen neben Personen aus der Allgemeinbevölkerung auch Studierende befragt wurden. Der Altersdurchschnitt lag bei 30,3 Jahren; Der Anteil weiblicher Versuchspersonen betrug 64 Prozent. In zwei Studien wurden die Versuchsteilnehmenden in Online-Umfragen gebeten, im Rückblick Auskunft über die letzte Episode zu geben, in der sie emotionale Tränen vergossen hatten. In einer dritten Studie wurden die Teilnehmenden im Rahmen einer 30-tägigen elektronischen Tagebuchstudie einmal täglich via Smartphone zu ihrem Befinden sowie zum Weinen befragt. Es zeichnete sich der Trend ab, dass jüngere Personen im Vergleich zu älteren häufiger aufgrund von Überforderung weinten. Zudem wurden in der Tagebuchstudie weniger Episoden der Machtlosigkeit berichtet, als in den beiden retrospektiven Studien. Es könnte also sein, dass eine Todesnachricht eher mit Weinen verknüpft wird als andere Kategorien. Somit erinnern sich die Studienteilnehmer besser daran und berichten davon häufiger.

Die neuen Untersuchungen der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universitäten Ulm und Sussex schließen eine Lücke in der Erforschung von emotionalen Tränen. Die Einteilung bildet einen wichtigen Grundstein in der weiteren Erforschung des Phänomens emotionale Tränen. „Bislang weiß man relativ wenig darüber, welche Rolle emotionale Tränen bei psychischen Erkrankungen spielen. Außerdem fehlen systematische Erkenntnisse darüber, wie Tränen soziale Interaktionen regulieren. Das heißt, welchen Einfluss Tränen zum Beispiel darauf haben, ob ein Mensch einen anderen unterstützt“, so Professor Johannes Keller, Leiter der Abteilung Sozialpsychologie der Uni Ulm, an der die Studie entstanden ist. Die Identifikation der fünf häufigsten Gründe des Weinens kann dabei helfen, diese Fragen in Zukunft zu beantworten.

Michael Barthelmäs, Erstautor der Studie zu den fünf Gründen des Weinens

 Michael Barthelmäs, Erstautor der Studie zu den fünf Gründen des Weinens Foto: Eugen Bauer

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Michael Barthelmäs, Abteilung Sozialpsychologie Universität Ulm

michael.barthelmaes@uni-ulm.de

Daniela Stang Universität Ulm

Helmholtzstraße 16
89081 Ulm
Deutschland
Baden-Württemberg

Telefon: 0731-50-22020
E-Mail-Adresse: daniela.stang@uni-ulm.de
Originalpublikation:

Barthelmäs, M., Kesberg, R., Hermann, A. et al. Five reasons to cry—FRC: a taxonomy for common antecedents of emotional crying. Motiv Emot (2022)
https://doi.org/10.1007/s11031-022-09938-1


Professor Alfred Nordheim: ischämischen Retinopathie - Missbildungen der Blutgefäße

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Wenn glatten Muskelzellen die Kraft fehlt

Team der Universität Tübingen entdeckt an Mäusen, wie es zu Missbildungen der Blutgefäße kommen kann – Neue Einblicke in bestimmte Netzhauterkrankungen des Auges

  • Das Herz pumpt Blut durch das Gefäßsystem und versorgt die Zellen mit Sauerstoff und Energie. 
  • Die Feinregulierung des Blutflusses übernehmen glatte Muskelzellen in den Gefäßen. 

Wenn sie ihre Aufgabe nicht erfüllen können, kann es zu Fehlbildungen und Erweiterungen des Blutgefäßsystems kommen. 

Das hat ein Forschungsteam unter der Leitung von Professor Alfred Nordheim vom Interfakultären Institut für Zellbiologie der Universität Tübingen gemeinsam mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Tübingen, Münster und dem schwedischen Uppsala im Tierversuch herausgefunden. Die neuen Studienergebnisse, die in der Fachzeitschrift Circulation Research veröffentlicht wurden, ließen sich experimentell auf ein Modell für eine bestimmte Netzhauterkrankung des Auges bei Frühgeborenen übertragen. Hier liefern die Studienergebnisse einen potenziellen Ansatz zu neuen Behandlungsmöglichkeiten.

  • In den arteriellen und venösen Blutgefäßen regeln glatte Muskelzellen durch gezieltes Zusammenziehen und Entspannen, wo mehr und wo weniger Blut hinfließt. 
  • Sie geben dem Gefäßnetzwerk außerdem die nötige Festigkeit, um dem Blutdruck standzuhalten. 

Im Experiment haben Alfred Nord-heim und sein Team in Mäusen das Gen für den sogenannten Serum-Response-Faktor (SRF) inaktiviert, der das Kontraktionsvermögen der Zellen maßgeblich reguliert. „Das führte zu einer deutlichen Erweiterung der Blutgefäße und zu Gefäßmissbildungen“, berichtete Nordheim.

Verminderte Durchblutung

Bei den Missbildungen handele es sich um Direktverbindungen zwischen Arterien und Venen, erklärte der Forscher. „Die Arterien nehmen eine Abkürzung zu den Venen und umgehen dabei kleinste Mikrogefäße. Ähnliche Missbildungen sind auch bei bestimmten seltenen Blutgefäßkrankheiten beim Menschen bekannt. Unser Team konnte zeigen, dass durch solche Abkürzungen das umliegende Gewebe nur noch vermindert durchblutet wird.“ Durch die fehlende Festigkeit der glatten Muskelzellen sei es sogar teilweise zu Brüchen in den Gefäßen gekommen.

Gedankensprung zu einer weiteren Erkrankung

„Das neu gewonnene Wissen brachte uns außerdem auf die Spur einer ganz anderen Erkrankung, der sogenannten ischämischen Retinopathie. 

Das ist eine Netzhauterkrankung des Auges bei Frühgeborenen, die im schlimmsten Fall zur Erblindung führen kann“, berichtet der Erstautor der Studie Dr. Michael Orlich von der Universität Uppsala. 

Durch eine Überreaktion beim Wachstum der Blutgefäße komme es dabei zu krankhaften Veränderungen bestimmter Zellen, der Perizyten. 

„Die krankhaften Perizyten produzieren dabei unter anderem, ähnlich wie die glatten Muskelzellen, kon-traktile Proteine“, erklärt Orlich. „Wir hatten nun erwartet, dass der Serum-Response-Faktor auch hier eine wichtige Rolle spielt. Außerdem nahmen wir anr, dass sich die Symptome der Netzhauterkrankung bessern, wenn die Überreaktion der Perizyten gedämpft wird.“

Seine Annahmen überprüfte das Forschungsteam experimentell an Mäusen, bei denen eine Erkrankung vergleichbar mit der ischämischen Retinopathie ausgelöst wurde.

 „Als wir den Serum-Response-Faktor in den Perizyten dieser Mäuse gezielt ausschalteten, nahmen die Krankheitssymptome ab“, fasst Orlich die Ergebnisse zusammen. 

So habe man einen potenziellen Ansatz für neue Behandlungsmöglichkeiten der ischämischen Retinopathien beim Menschen gewonnen.

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Dr. Michael Orlich
Universität Uppsala, Schweden
Abteilung für Immunologie, Genetik und Pathologie
michael.orlich[at]igp.uu.se

Prof. Dr. Alfred Nordheim
Universität Tübingen
Interfakultäres Institut für Zellbiologie
Telefon +49 7071 29-78897
alfred.nordheim[at]uni-tuebingen.de 

Dr. Karl Guido Rijkhoek Eberhard Karls Universität Tübingen

Wilhelmstr. 5
72074 Tübingen
Deutschland
Baden-Württemberg

Dr. Karl Guido Rijkhoek
Telefon: 07071 / 29 -767 88
E-Mail-Adresse: karl.rijkhoek@uni-tuebingen.de
Originalpublikation:

Michael M. Orlich, Rodrigo Diéguez-Hurtado, Regine Muehlfriedel, Vithiyanjali Sothilingam, Hartwig Wolburg, Cansu Ebru Oender, Pascal Woelffing, Christer Betsholtz, Konstantin Gaengel, Mathias Seeliger, Ralf H. Adams, and Alfred Nordheim: Mural Cell SRF Controls Pericyte Migration, Vessel Patterning and Blood Flow. Circulation Research,
https://doi.org/10.1161/CIRCRESAHA.122.321109


Prof. Dr. med. Dr. h.c. Diethelm Tschöpe: Kann die Gefäßsteifigkeit bei Diabetes mellitus ein frühes Warnsignal für Arteriosklerose sein?

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Diabetes mellitus Typ 2: Frühzeitig auf Gefäßsteifigkeit achten

Nichtinvasive Diagnostik gibt verlässliche Hinweise auf peripheren Gefäßstatus unabhängig von koronarer Herzerkrankung: 

Dies zeigt eine Forschungsarbeit am Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW), Bad Oeynhausen (Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum). 

Magdalene Jaeger

Magdalene Jaeger (privat). HDZ NRW

Kann die Gefäßsteifigkeit bei Diabetes mellitus ein frühes Warnsignal für Arteriosklerose sein? 

Mit dieser Frage hat sich Magdalene Jaeger in ihrer Doktorarbeit am Diabeteszentrum des HDZ NRW, Bad Oeynhausen, beschäftigt und dazu Untersuchungsdaten von 74 Patienten mit Diabetes wissenschaftlich ausgewertet.

„Im Vergleich zu Gesunden ist das Risiko für Herz- und Gefäßerkrankungen bei Menschen mit Diabetes mellitus mindestens doppelt so hoch. 

Das Auftreten lässt sich aber bislang nur unzureichend vorhersagen“, erklärt Prof. Dr. med. Dr. h.c. Diethelm Tschöpe, Direktor des Diabeteszentrums am HDZ NRW, der die wissenschaftlichen Arbeiten gemeinsam mit Forschungsleiter Privatdozent Dr. rer. nat. Bernd Stratmann betreut hat. 

Die koronare Herzkrankheit (KHK) zählt zu den häufigsten Folgeerkrankungen des Diabetes mellitus Typ 2. Sie entsteht durch Plaquebildung an den Innenwänden der Blutgefäße (Arteriosklerose), welche die Elastizität der Gefäßwände zunehmend einschränken. Daneben führen arteriosklerotische Veränderungen zur sogenannten peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (PAVK), die oft lange Zeit unbemerkt voranschreitet, bis Symptome auftreten. 

  • Eine erhöhte arterielle Gefäßsteifigkeit geht der Arteriosklerose voraus, die dann über die verminderte Durchblutung das Risiko für chronische Wunden und Amputationen deutlich erhöht. 
  • Für Menschen mit Diabetes ist dieses Risiko besonders hoch.


Den Grad der arteriellen Gefäßsteifigkeit hat Magdalene Jaeger bei 74 Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 untersucht, von denen 36 eine KHK aufwiesen. 

Dazu wurden sowohl Laboruntersuchungen (ELISA) als auch eine nichtinvasive Messung der aortalen Pulswellengeschwindigkeit und des zentral-aortalen Blutdrucks (Arteriographie) durchgeführt. 

Zwar wies die Patientengruppe mit KHK tendenziell erhöhte Werte für die Gefäßsteifigkeit auf, aber auch in der Gruppe der Patienten ohne KHK ließen sich schon pathologisch veränderte Werte im Sinne einer arteriosklerotischen Veränderung nachweisen.

Die wichtigste Erkenntnis der Untersuchung fasst Magdalene Jaeger aber so zusammen: 

„Diabetes mellitus ist wichtiger Treiber der Arteriosklerose in verschiedenen Gefäßen. PAVK und KHK treten dabei unabhängig voneinander auf, so dass eine Risikoabschätzung für eine KHK aufgrund des Vorliegens einer erhöhten peripheren Gefäßsteifigkeit nicht zuverlässig möglich ist.“ 

Insgesamt scheint die nichtinvasive Bestimmung der arteriellen Gefäßsteifigkeit eine effektive und im Vergleich zu den laborchemischen Biomarkern auch verlässlichere Messmethode zur Bestimmung der allgemeinen peripheren Gefäßsituation bei Menschen mit Diabetes mellitus zu sein, auch wenn diese nicht zwangsläufig mit dem Zustand der Herzkranzgefäße korreliere. 

Die Empfehlung an Diabetespatienten laute daher, eine solche Messung mittels nichtinvasiver Arteriographie in Erwägung zu ziehen, um einer beginnenden Arteriosklerose so früh wie möglich therapeutisch begegnen zu können, betont Professor Tschöpe.


Magdalene Jaeger (32) hat ihr Studium der Humanmedizin an der Ruhr-Universität Bochum abgeschlossen und arbeitet in der Klinik für Innere Medizin am Universitätsklinikum Knappschaftskrankenhaus Bochum (Prof. Dr. Ali Canbay).

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Als Spezialklinik zur Behandlung von Herz-, Kreislauf- und Diabeteserkrankungen zählt das Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen (HDZ NRW), Bad Oeynhausen mit 35.000 Patienten pro Jahr, davon 14.600 in stationärer Behandlung, zu den größten und modernsten Zentren seiner Art in Europa.

Im Diabeteszentrum des HDZ NRW unter der Leitung von Prof. Dr. med. Dr. h.c. Diethelm Tschöpe werden jährlich rund 2.000 Menschen mit allen Typen des Diabetes mellitus und seinen Folgeerkrankungen behandelt. Zum Leistungsspektrum gehört auch die Diagnostik und Therapie endokrinologischer und gastroenterologischer Erkrankungen. Ein besonderer Schwerpunkt ist die kardiovaskuläre Risikoabschätzung und Behandlung von Herz- und Gefäßerkrankungen im integrierten Versorgungskonzept. Zudem ist das Diabeteszentrum auf die Behandlung von Nervenschäden und Durchblutungsstörungen spezialisiert, dazu gehört auch die Wundheilung bei diabetischem Fußsyndrom.

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Univ.-Prof. Dr. med. Dr. h.c. Diethelm Tschöpe
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Originalpublikation:

M. Jaeger, B. Stratmann, D. Tschoepe: Peripheral oscillometric arterial performance does not depict coronary status in patients with type 2 diabetes mellitus. Diab Vasc Dis Res. 2021 Nov-Dec;18(6):14791641211046522. doi: 10.1177/14791641211046522.


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Prof. Dr. Klaus Golka: Muskelinvasivem Blasenkrebs, Querschnittslähmung

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Checkliste für radikale Zystektomien bei SCI-Patient:innen

Bei Menschen mit Querschnittlähmung (SCI, spinal cord injury) ist Krebs die dritthäufigste Todesursache, wobei Blasenkrebs die zweithäufigste Krebsart ist. 

Nicht selten wird der Blasenkrebs bei SCI-Patient:innen erst als fortgeschrittene Variante, dem muskelinvasivem Blasenkrebs (MIBC), der eine sehr aggressive Form darstellt, entdeckt. 

  • In diesen Fällen bietet nur eine radikale Zystektomie, die Entfernung der Harnblase inklusive der Lymphknoten im Beckenraum, eine Heilungschance. 

Da mit der Operation von SCI-Patient:innen mit Blasenkrebs ein erhöhtes Risiko einhergeht, hat ein Team von Forschenden eine Liste mit Handlungsempfehlungen zusammengestellt, um das Risiko zu minimieren.

Von 2001 bis 2020 wurden 12 Patient:innen mit Querschnittlähmung und Blasenkrebs im BG Klinikum Hamburg und der Asklepios Klinik in Hamburg-Barmbek untersucht. 

Bei allen Patient:innen wurde eine offene radikale Zystektomie, sowie eine beidseitige Entfernung der Lymphknoten des Beckens durchgeführt. 

Dabei entwickelte das Forschungsteam eine Liste mit Handlungsempfehlungen, um die Operation sowie die Vor- und Nachbehandlung zu optimieren. Die Liste ist unterteilt in drei Teile: präoperativ, intraoperativ und postoperativ.

Handlungsempfehlungen

Zu den präoperativen Maßnahmen gehören unter anderem Überlegungen zu einer optimalen Harnableitung und Medikation. 

  • Zum Beispiel muss die Sitzposition im Rollstuhl bei der Positionierung der künstlichen Harnableitung besonders berücksichtigt werden sowie das vermehrte Vorkommen von Harnwegsinfekten bei SCI-Patient:innen. 

Insgesamt wird mit schwierigen anatomischen Verhältnissen, erhöhtem Blutverlust und verlängerten Operationszeiten gerechnet.

Intraoperativ ist zu beachten, dass häufig lokal fortgeschrittene Tumore, Entzündungen und Vernarbungen um die Harnblase auftreten, die ein hohes Blutungsrisiko aufweisen. Mögliche Implantate (bspw. Neuromodulatoren oder Vorderwurzelstimulatoren) müssen beachtet werden.

Als postoperative Behandlung rät das Forschungsteam zur besonders engmaschigen Überwachung der Atemwege, der Haut auf Druckschäden (Dekubitus) und der Wundheilung. 

Eine physiotherapeutische Atemtherapie sollte möglichst auf der Intensivstation begonnen werden. 

Als postoperatives Hauptproblem sieht das Forschungsteam die neurogene Darmfunktionsstörung. 

  • Das bedeutet, dass durch die Schädigung des Nervensystems, wie beispielsweise bei einer Querschnittslähmung, die Funktionen des Darms eingeschränkt sind. 
  • Eine Folge daraus können eine übermäßige Gasansammlung im Magen-Darm-Trakt (Meteorismus) oder ein Stillstand des Darms (Darmlähmung/Darmatonie) sein. 
  • Außerdem steigt die Gefahr für Komplikationen mit der Naht (Nahtinsuffizienz) oder einer Bauchfellentzündung. 

Ebenso muss auf Zeichen einer autonomen Dysreflexie geachtet werden. 

Bei einer autonomen Dysreflexie kommt es zu einer Überreaktion im Nervensystem. 

Dabei verengen sich die Blutgefäße, wodurch ein lebensbedrohlicher Bluthochdruck (hypertone Blutdruck-Krisen) und ein Herzfrequenz-Abfall ausgelöst werden.

Hohe Expertise nötig

Insgesamt sollte eine radikale Zystektomie bei Blasenkrebspatient:innen mit Querschnittlähmung nur in einem Krankenhaus mit hoher Expertise und von einem erfahrenen Operationsteam durchgeführt werden.

Nur so könne das erheblich erhöhte Komplikationsrisiko auf das Risikoniveau von Patient:innen ohne Querschnittlähmung gesenkt werden, sagen die Forschenden. 

Ebenso wird eine enge Kooperation mit dem:der behandelnden (Neuro-)Urolog:in dringend empfohlen.

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Originalpublikation:

Ralf Böthig, Clemens Rosenbaum, Holger Böhme, Birgitt Kowald, Kai Fiebag, Roland Thietje, Wolfgang Schöps, Thura Kadhum, Klaus Golka. Special surgical aspects of radical cystectomy in spinal cord injury patients with bladder cancer. World Journal of Urology 40, 1961-1970 (2022). https://link.springer.com/article/10.1007/s00345-022-03939-y