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Prof. Thomas Klockgether: Prof. Stefan Teipel: Unklare Demenz: Amyloid-Positronen-Emissionstomografie (Amyloid-PET)

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Bundesweite Studie: Hilft PET bei „unklarer Demenz“?

Ein bundesweites Konsortium unter Federführung des DZNE erhält den Auftrag, zu erforschen, ob Patientinnen und Patienten mit Demenz unklarer Ursache von einer Untersuchung des Gehirns mittels Amyloid-Positronen-Emissionstomografie (Amyloid-PET) profitieren. 

Auftraggeber und Förderer dieser Studie – die Ergebnisse sollen 2026 vorliegen – ist der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA), das höchste Beschlussgremium der gemeinsamen Selbstverwaltung im deutschen Gesundheitswesen.

  • Bei Menschen mit einer Demenzerkrankung unklarer Ursache ist der Nutzen der Amyloid-PET bislang nicht hinreichend belegt, weshalb solche bildgebenden Untersuchungen von den Krankenkassen im Allgemeinen nicht bezahlt werden. 

Die Studienergebnisse sollen es dem G-BA ermöglichen, über Nutzen und Notwendigkeit solcher Untersuchungen zu entscheiden – das Votum hätte Auswirkungen auf die Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung.

In Deutschland erkranken jedes Jahr rund 300.000 Menschen an Demenz. 

  • Bei mehr als 100.000 von ihnen – so Schätzungen –, bleibt unklar, ob der Auslöser die relativ häufige Alzheimer-Erkrankung ist oder eine andere aus dem Spektrum der Demenzerkrankungen. 

Im medizinischen Jargon heißt das „Demenz mit unklarer Ursache“. Die aktuelle Studie hat das Ziel, solche unbestimmten Diagnosen zu präzisieren, um die Behandlung und letztlich die Lebensqualität der betroffenen Menschen zu verbessern. Dafür sollen mehr als 1.100 Patientinnen und Patienten mit einer Demenz unklarer Ursache in die Untersuchungen eingeschlossen werden. Geprüft wird dabei der Nutzen der Amyloid-PET: Mit diesem bildgebenden Verfahren lassen sich im Gehirn sogenannte Amyloid-Plaques – diese Eiweißablagerungen sind typisch für eine Alzheimer-Erkrankung – nachweisen.

Bundesweites Konsortium

Unter der Federführung des DZNE werden bundesweit 24 Studienzentren, die an Universitätskliniken verortet sind, sowie Einrichtungen aus dem zertifizierten niedergelassenen Bereich mitwirken. Darüber hinaus engagieren sich Fachgesellschaften aus den Bereichen Neurologie, Nuklearmedizin und Radiologie im wissenschaftlichen Beirat des Projekts; ein technischer Beirat und Vertreter der Industrie unterstützen bei technischen Aspekten.

„Dieses Forschungsvorhaben ist eine konzertierte Aktion zahlreicher Partner aus Wissenschaft und Versorgung, mit dem Ziel, die Behandlung von Patientinnen und Patienten mit Demenz zu verbessern. Eine zentrale Rolle spielen dabei das bundesweite klinische Netzwerk des DZNE und unsere enge Kooperation mit Universitätskliniken. Darüber hinaus beteiligen sich viele weitere Akteure an diesem europaweit einzigartigen Projekt“, so Prof. Thomas Klockgether, Leiter der klinischen Forschung am DZNE.

Prof. Wolfgang Mohnike, Ärztlicher Direktor des DTZ Berlin, ein zertifiziertes medizinisches Versorgungszentrum mit Schwerpunkt Nuklearmedizin, ergänzt: „Dieses Vorhaben hat eine lange Vorgeschichte, die zu einem ersten Treffen von Vertretern des PET e.V., der Industrie, der Deutschen Gesellschaft für Nuklearmedizin e.V. und des DZNE mit dem G-BA im April 2017 führte.“

Es handelt sich bei diesem Forschungsprojekt um eine Erprobungsstudie: Ziel einer Erprobungsstudie nach §137e SGB V ist es, Evidenz für den Nutzen einer neuen diagnostischen oder therapeutischen Methode zu gewinnen, um auf dieser Grundlage eine Entscheidung für die Gesundheitsversorgung in Deutschland zu treffen.

Messung der Alltagskompetenz

Der Aufnahme von Patientinnen und Patienten in die Studie wird im Sommer dieses Jahres beginnen. Sie werden nach dem Zufallsprinzip einer von zwei Gruppen zugeteilt: Die Probanden der einen Gruppe werden mit Amyloid-PET untersucht, die anderen nicht. „So wollen wir herausfinden, ob ein Hirnscan mit Amyloid-PET zu einer genaueren Diagnose führt und ob die Behandlungsmaßnahmen, die sich daraus ergeben, bewirken, dass die Patientinnen und Patienten im täglichen Leben besser zurechtkommen als Probanden der Vergleichsgruppe. Diese Alltagskompetenz werden wir nach wissenschaftlichen Kriterien über einen Zeitraum von zwei Jahren erfassen“, erläutert Studienleiter Prof. Stefan Teipel, Demenzforscher am DZNE-Standort Rostock/Greifswald und Leiter der Sektion Gerontopsychosomatik und demenzielle Erkrankungen der Universitätsmedizin Rostock.

Ist es Alzheimer?

„Bei einer Demenz sind die Therapie-Möglichkeiten zwar begrenzt, dennoch gibt es abhängig von der Art der Demenz spezifische medizinische Maßnahmen, die dem aktuellen Wissensstand entsprechen. Wenn die Art der Demenz jedoch ungeklärt bleibt, bedeutet dies, dass diese Patientinnen und Patienten eventuell nicht die bestmögliche Behandlung erfahren“, so Teipel.  

„Wichtig für eine genaue Diagnose ist es, eine Alzheimer-Erkrankung zu bestätigen oder auszuschließen. Im Allgemeinen geschieht dies mit Hilfe verschiedener Verfahren. 

Dazu gehören insbesondere Gedächtnistests, 

Labordiagnostik und Untersuchungen des Gehirns per Magnetresonanztomografie.“

Kennzeichen Amyloid

Schafft dieses Vorgehen keine Klarheit, kommt eine Analyse des Nervenwassers, auch „Liquor“ genannt, infrage. 

„Dabei wird die Konzentration sogenannter Amyloid-Proteine bestimmt. 

Bei einer Alzheimer-Erkrankung sammeln sich diese Eiweißstoffe im Gehirn und der Messspiegel im Liquor ist ein Indikator dafür, was im Gehirn geschieht“, so Teipel. 

„Dieses Verfahren wird allerdings relativ selten eingesetzt. 

Viele Patientinnen und Patienten scheuen sich davor.“

Ablagerungen werden markiert

Eine Möglichkeit, Ansammlungen dieser Eiweißstoffe im Gehirn direkt nachzuweisen, bietet die Amyloid-PET – sie wird insbesondere im Rahmen wissenschaftlicher Untersuchungen und Arzneimittelstudien eingesetzt. Den untersuchten Personen wird dazu eine radioaktive Substanz – „Tracer“ genannt – verabreicht, die an die Amyloid-Plaques bindet und somit markiert. Die Strahlung, die von den Molekülen des Tracers ausgeht, wird dann von einem Scanner gemessen und bildlich dargestellt. Auf diese Weise werden Position und Konzentration der abgelagerten Eiweißstoffe erfasst. „Das ist ein sehr empfindliches Verfahren. Was es im konkreten Fall von Menschen mit unklarer Demenz bewirken kann, muss sich aber noch zeigen. Untersuchungen aus den USA deuten darauf hin, dass der Einsatz von Amyloid-PET bei dieser Gruppe von Patientinnen und Patienten von Nutzen sein kann. Inwieweit dies unter den Bedingungen der deutschen Regelversorgung gilt, wollen wir nun klären“, so Prof. Bernd Joachim Krause, Direktor der Klinik für Nuklearmedizin der Universitätsmedizin Rostock und Koordinator der PET-Untersuchungen im Rahmen der Studie.

„Die Verfügbarkeit ausreichender Kapazitäten für die PET-Untersuchungen im Rahmen der Studie wird durch Nuklearmedizinische Zentren an den Universitätsklinika und den DZNE-Standorten wie auch durch niedergelassene PET-Zentren gewährleistet“, berichtet PD Dr. Konrad Mohnike, Vorsitzender des PET e.V., Verein zur Förderung und Verbreitung der Positronen-Emissions-Tomographie.

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Über das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE)
Das DZNE ist eine Forschungseinrichtung, die sich mit sämtlichen Aspekten neurodegenerativer Erkrankungen (wie beispielsweise Alzheimer, Parkinson und ALS) befasst, um neue Ansätze der Prävention, Therapie und Patientenversorgung zu entwickeln. Durch seine zehn Standorte bündelt es bundesweite Expertise innerhalb einer Forschungsorganisation. Das DZNE kooperiert eng mit Universitäten, Universitätskliniken und anderen Institutionen im In- und Ausland. Es wird öffentlich gefördert und ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft. Website: https://www.dzne.de

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Dr. Marcus Neitzert Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e.V. (DZNE)

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Prof. Dr. Tobias Bopp: Autoimmunerkrankungen - Neutrophile - weisse Blutkörperchen - Leukozyten

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Proteine können Immunentzündungen unmittelbar auslösen

Universitätsmedizin Mainz zeigt direkte Wirkung von weißen Blutkörperchen bei Autoimmunerkrankungen auf

Forschende des Instituts für Immunologie der Universitätsmedizin Mainz haben neue Erkenntnisse über die Entstehung von Autoimmunerkrankungen erzielt. 

Sie entdeckten, dass bestimmte Proteine des angeborenen Immunsystems, nicht nur indirekt, sondern auch direkt mit normalerweise nützlichen Immunzellen interagieren. 

Dadurch können sie die Produktion von schädlichen, entzündungsfördernden Zellen erhöhen. 

Diese Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung könnten langfristig zur Entwicklung neuer Therapien von Autoimmunerkrankungen beitragen. 

Darstellung von Neutrophilen (rot), die ein antimikrobielles Netz (blau) aus Proteinen und DNA, sog. Neutrophil Extracellular Traps, freisetzen. Darstellung von Neutrophilen (rot), die ein antimikrobielles Netz (blau) aus Proteinen und DNA, sog. Neutrophil Extracellular Traps, freisetzen. Dr. Anne Brüstle © Dr. Anne Brüstle/Sophie Bouffler (The Australian National University) / Universitätsmedizin Mainz

Die renommierte Fachzeitschrift „Nature Communications“ hat sie in ihrer jüngsten Ausgabe veröffentlicht.

Bei bestimmten Krankheiten, den sogenannten Autoimmunerkrankungen, wie beispielsweise Multipler Sklerose (MS), rheumatoider Arthritis oder systemischem Lupus erythematodes (SLE), richtet sich das Immunsystem gegen den eigenen Körper und löst chronische Entzündungen aus. 

Betroffene Patient:innen weisen häufig erhöhte Mengen von sogenannten Neutrophil Extracellular Traps, kurz NETs, auf. 

Daher sehen Expert:innen darin einen Zusammenhang mit dem Entstehen von Autoimmunerkrankungen.

Die Neutrophil Extracellular Traps stellen in der Regel einen nützlichen Abwehrmechanismus des angeborenen Immunsystems dar. 

Neutrophile sind eine Unterform der weißen Blutkörperchen, auch als Leukozyten bekannt. 

  • Sie bilden einen wichtigen Teil des angeborenen Immunsystems, denn etwa zwei Drittel aller Leukozyten sind Neutrophile. 

NETs stellen ein aus einer großen Anzahl von DNA-gebundenen antimikrobiellen Proteinen gebildetes Netz dar. Die häufigste Proteinkomponente von NETs sind die sogenannten Histone.

Um besser zu verstehen, wie NETs Entzündungen verursachen und zum Entstehen von Autoimmunerkrankungen beitragen, haben Wissenschaftler:innen des Instituts für Immunologie der Universitätsmedizin Mainz die Funktionsmechanismen und Wechselwirkungen von NET-Proteinen auf Immunzellen analysiert.

„Wir haben unter anderem untersucht, ob und wie sich die Wechselwirkungen von NET-Proteinen auf Zellen wirksam unterbinden lassen. 

Dies ist uns mit einem neuartigen Medikament gelungen, das ursprünglich zur Behandlung von Sepsis entwickelt wurde, und das in der Lage ist, Histone zu hemmen. 

Es zeigte sich, dass mit Zugabe des Histon-Hemmers sich die Entwicklung von TH17-Zellen signifikant verringerte“, erklärt der Leiter des Instituts für Immunologie an der Universitätsmedizin Mainz, Univ.-Prof. Dr. Tobias Bopp.

Wie das Mainzer Forscherteam entdeckt hat, können weiße Blutkörperchen durch ihre NETs TH17-Zellen direkt aktivieren. Die Histone lösen bei einem speziellen Typ an Immunzellen den sogenannten T-Zellen, direkt die Produktion von bestimmten Botenstoffen aus. 

Diese Botenstoffe signalisieren den T-Zellen, sich in TH17-Zellen zu differenzieren. TH17-Zellen sind ein spezieller Typ von T-Helferzellen und haben eine wichtige Rolle unter anderem bei der Aktivierung von Neutrophilen. Bei einem gesunden Menschen helfen die TH17-Zellen dabei, bestimmte bakterielle Infektionen oder Pilzinfektionen erfolgreich zu bekämpfen. Kommt es zu einer unkontrollierten Aktivierung dieser Zellen, könnte dies eine chronische Entzündung verursachen. Dies führt zu einer Immunantwort auch gegen eigene gesunde Zellen, definiert als Autoimmunreaktion.

Im Gegensatz zu früheren Forschungsarbeiten untersuchte das Forscherteam der Universitätsmedizin Mainz nicht die indirekten Auswirkungen von NETs auf T-Zellen bei Autoimmunentzündungen, sondern ob und wie NETs und ihre Proteine normalerwiese hilfreiche T-Zellen direkt beeinflussen und so zu Autoimmunerkrankungen beitragen können.

Dr. Alicia Wilson, Erstautorin der Publikation und Wissenschaftlerin am Institut für Immunologie der Universitätsmedizin Mainz, erläutert: „Wir entdeckten einen bislang unbekannten Mechanismus: NETs aktivieren über die enthaltenen Histone direkt T-Zellen und verstärken so speziell die Differenzierung von entzündungsfördernden TH17-Zellen. Histon-Inhibitoren können diese Wirkung abschwächen. Das beweist eine direkte Verbindung dieser Proteine mit der Entstehung und Funktion von TH17-Zellen. Dieser Forschungserfolg könnte langfristig dazu beitragen, neue Therapien gegen Autoimmunerkrankungen zu entwickeln.“

Originalpublikation:
Wilson A.S., Randall K.L., Pettitt J.A., Ellyard J.I., Blumenthal A., Enders A., Quah B.J., Bopp T., Parish C.R., Brüstle, A., Neutrophil extracellular traps and their histones promote Th17 cell differentiation directly via TLR2., Nat Commun 13, 528 (2022).

DOI: https://10.1038/s41467-022-28172-4


Über die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist die einzige medizinische Einrichtung der Supramaximalversorgung in Rheinland-Pfalz und ein international anerkannter Wissenschaftsstandort. Sie umfasst mehr als 60 Kliniken, Institute und Abteilungen, die fächerübergreifend zusammenarbeiten und jährlich mehr als 300.000 Menschen stationär und ambulant versorgen. Hochspezialisierte Patientenversorgung, Forschung und Lehre bilden in der Universitätsmedizin Mainz eine untrennbare Einheit. Rund 3.300 Studierende der Medizin und Zahnmedizin sowie mehr als 600 Fachkräfte in den verschiedensten Gesundheitsfachberufen, kaufmännischen und technischen Berufen werden hier ausgebildet. Mit rund 8.600 Mitarbeitenden ist die Universitätsmedizin Mainz zudem einer der größten Arbeitgeber der Region und ein wichtiger Wachstums- und Innovationsmotor. Weitere Informationen im Internet unter https://www.unimedizin-mainz.de.

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Prof. Dr. Ute Schäfer-Graf: Frauen mit Nierenerkrankungen und Kinderwunsch und in der Schwangerschaft

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Erste S2k-Leitlinie zu Nierenerkrankungen und Schwangerschaft veröffentlicht

Um die Versorgung von Patientinnen mit Nierenerkrankungen vor, während und nach der Schwangerschaft zu verbessern und zu vereinheitlichen wurde eine neue S2k-Leitlinie zu diesem Thema im deutschsprachigen Raum veröffentlicht. 

Der Fokus liegt auf den Zusammenhängen der einzelnen Schwangerschaftsphasen mit der Nierenfunktion. 

Erarbeitet wurde die Handlungsempfehlung unter der Federführung der DGGG e. V. und der DGfN e. V. unter Beteiligung zahlreicher weiterer Fachgesellschaften. 

Die Empfehlungen richten sich an Frauen mit Nierenerkrankungen sowohl in der Phase des Kinderwunsches als auch in der Schwangerschaft.

 Der Anteil der Frauen im gebärfähigen Alter mit einer chronischen Nierenerkrankung liegt bei 0,1 bis 4%, in hochentwickelten Ländern bei etwa 3,3%. 

  • Eine Nierenfunktionseinschränkung hat direkten Einfluss auf die Fertilität der Frau und geht im Falle einer Schwangerschaft mit einem erhöhten Risiko für Mutter und Kind einher. 
  • Je nach Ausprägung und Begleiterkrankungen stellt die Betreuung dieser Frauen in der Schwangerschaft daher eine besondere Herausforderung dar.


Empfehlungen gelten bereits ab dem Zeitpunkt des Kinderwunschs


Um die Versorgung von entsprechenden Patientinnen zu verbessern und zu vereinheitlichen, wurde von der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. (AWMF) nun die erste S2k-Leitlinie zu diesem Thema im deutschsprachigen Raum veröffentlicht. „Ziel der vorliegenden Leitlinie ist es, die Behandlungsmöglichkeiten von Schwangeren mit Nierenerkrankungen in allen relevanten Bereichen der Schwangerschaftsbetreuung zu standardisieren“, betonen der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie e. V. (DGfN), Prof. Hermann-Joseph Pavenstädt, und der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e. V. (DGGG), Prof. Anton Scharl, gemeinsam. Der Fokus liegt auf den Zusammenhängen der einzelnen Schwangerschaftsphasen mit der Nierenfunktion. Erarbeitet wurde die Handlungsempfehlung unter der Federführung der DGGG e. V. und der DGfN e. V. unter Beteiligung zahlreicher weiterer Fachgesellschaften. Die Empfehlungen richten sich an Frauen mit Nierenerkrankungen sowohl in der Phase des Kinderwunsches als auch in der Schwangerschaft.

„Diese Leitlinie bündelt erstmalig die relevanten wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Behandlung von Schwangeren mit Nierenerkrankungen und gibt somit den beteiligten Berufsgruppen eine gute Orientierung für die medizinische Begleitung von Betroffenen.“
Prof. Dr. Sylvia Stracke (Greifswald)
DGfN-Leitlinienkoordinatorin

Keine Schwangerschaft in den ersten 12 Monaten nach Nierentransplantation

Im Vorfeld einer Schwangerschaft – so betonen die AutorInnen – sollten Frauen mit chronischer Nierenkrankheit über das erhöhte und ggf. spezifische Risiko von Schwangerschaftskomplikationen aufgeklärt werden. 

  • Nach einer Nierentransplantation sollten den Frauen für das folgende Jahr vorerst sichere und effektive Verhütungsmethoden empfohlen werden. 

Für die Zeit während der Schwangerschaft werden bestimmte medikamentöse Behandlungen sowie individuelle Vorsorgeuntersuchungen vorgesehen. 

Neben grundlegenden Auswirkungen und Behandlungsempfehlungen der Nierenfunktion – vor, während und nach der Schwangerschaft – widmen sich die AutorInnen spezifischen Aspekten von Nierenerkrankungen und deren Effekten auf die Gravidität. 

Auch die interdisziplinäre Zusammenarbeit von NephrologInnen und PerinatalmedizinerInnen wird ausdrücklich hervorgehoben, um eine optimale Versorgung der Patentinnen zu gewährleisten.

„Es ist den verbesserten diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten zu verdanken, dass heutzutage auch Frauen mit eingeschränkter Nierenfunktion schwanger werden können. 

Umso wichtiger ist es, die Behandlungsmöglichkeiten abzuwägen und den betreuenden MedizinerInnen, nach bestmöglichen Standards ausgewertet, an die Hand zu geben.“
Prof. Dr. Ute Schäfer-Graf (Berlin)
DGGG-Leitlinienkoordinatorin


An der Erstellung der insgesamt 119 Seiten umfassenden Handlungsempfehlung waren dreizehn AutorInnen aus zehn Fachgesellschaften aus Deutschland und Österreich beteiligt. 

Die Kosten für dieses Leitlinienprojekt wurden durch die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e. V. (DGGG) getragen.

Leitlinien sind Handlungsempfehlungen. 

Sie sind rechtlich nicht bindend und haben daher weder haftungsbegründende noch haftungsbefreiende Wirkung.

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Internet: www.dggg.de

Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e. V.

Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e. V. (DGGG) ist eine der großen wissenschaftlichen Fachgesellschaften in Deutschland. Sie hat sich der Stärkung der Fachgebiete der Frauenheilkunde und Geburtshilfe verschrieben und fördert das gesamte Fach und seine Subdisziplinen, um die Einheit des Faches Frauenheilkunde und Geburtshilfe weiter zu entwickeln. Als medizinische Fachgesellschaft engagiert sich die DGGG fortwährend für die Gesundheit von Frauen und vertritt die gesundheitlichen Bedürfnisse der Frau auch in diversen politischen Gremien.

Die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie e. V.

Die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie e. V. (DGfN) ist die medizinische Fachgesellschaft für klinische und wissenschaftliche Nephrologie. Sie verfolgt das Ziel, die Wissenschaft und Forschung, Erziehung, Volks- und Berufsbildung sowie des öffentlichen Gesundheitswesens und der öffentlichen Gesundheitspflege auf dem Gebiet der Nephrologie, einschließlich der Erforschung der Nierenfunktion, von Nierenerkrankungen inklusive deren Prävention und Behandlung und ihren Auswirkungen, sowie auf dem Gebiet der Bluthochdruckerkrankungen zu fördern.

Leitlinienkoordinatoren

Prof. Dr. Sylvia Stracke, Greifswald
Prof. Dr. Ute Schäfer-Graf, Berlin


Weitere Informationen für international Medizin am Abend Berlin Beteiligte

http://www.dggg.de

 
https://www.dgfn.eu/

Professor Dr. Samuel Sossalla: Die Behandlung von Lungenembolien im Katheterlabor

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: UKR setzt neues Verfahren bei Lungenembolien ein

Als erstes Krankenhaus außerhalb der USA setzte das Universitätsklinikum Regensburg (UKR) bei der Behandlung von Lungenembolien auf ein neuartiges Katheterverfahren. 

Die Regensburger Mediziner konnten dadurch nun schon mehreren Patienten das Leben retten.

Prof. Dr. Samuel Sossalla im Herzkatheterlabor. Prof. Dr. Samuel Sossalla im Herzkatheterlabor. Vincent Schmucker © UKR/Vincent Schmucker 

Er hatte sprichwörtlich Glück im Unglück. Eigentlich sollte Martin Berger (Name geändert) aufgrund seiner Herzschwäche ein Defibrillator implantiert werden. Er war bereits im Herzkatheterlabor der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II des UKR für den Eingriff vorbereitet. In dem Moment, als die Narkose eingeleitet werden sollte, versagte sein Kreislauf, so dass er reanimationspflichtig wurde. Völlig unabhängig von dem geplanten Eingriff stellten die Ärzte eine Lungenembolie fest. „Im 

Normalfall würde der Patient bei einer Lungenembolie ins CT zur Diagnosesicherung gebracht und bei dieser Dramatik mit einer Lysetherapie, also mit starken Blutverdünnern, versorgt werden“, so der behandelnde Arzt Professor Dr. Samuel Sossalla. 

Im Fall von Martin Berger war hierzu aber keine Zeit. 

Das rechte Herz versagte, da die Gerinnsel die Lungenstrombahn komplett verlegt hatten. Die Lysetherapie wurde noch im Herzkatheterlabor eingeleitet, blieb jedoch erfolglos. Während bei dem Patienten beständig Wiederbelebungsmaßnahmen durchgeführt wurden, entschied sich Professor Sossalla für ein Verfahren, das die Klinik zum damaligen Zeitpunkt erst einmal durchgeführt hatte und zuletzt überhaupt nur in den USA Anwendung fand: Mittels eines speziellen Katheters wurde das Blutgerinnsel in der Lunge abgesaugt.

Alternativer Therapieansatz: Absaugen statt verdünnen

Da dieses Verfahren aktuell nicht zu den Standardanwendungen zählt, war der Katheter nicht vor Ort verfügbar. 

Während Martin Berger noch reanimiert wurde, konnte das innovative Behandlungssystem kurzfristig durch den Anbieter zur Verfügung gestellt werden. So hatte Martin Berger doppeltes Glück im Unglück. Zum einen erlitt er die Lungenembolie, als er gerade unter ärztlicher Aufsicht war, und zum anderen war der benötigte Katheter schnell greifbar.

Der Katheter, der je nach Bedarf bis zu zwei cm Durchmesser haben kann, wird über eine große Vene in der Leiste durch das rechte Herz in die Lunge geschoben. Beim Blutgerinnsel angekommen, wird der Katheter positioniert und die Verklumpung durch starken Unterdruck abgesaugt. Reicht die Absaugung nicht aus, können die Blutgerinnsel zusätzlich über ausspannbare feine Metallscheiben eingefangen und abtransportiert werden.

Das Universitätsklinikum Regensburg war das erste Krankenhaus außerhalb der USA, dass dieses System eingesetzt hat. „Wir hoffen, dass dieses Verfahren künftig eine neue therapeutische Option bei schweren Lungenembolien darstellen kann“, zeigt sich Professor Sossalla optimistisch. Am Universitätsklinikum Regensburg werden schwerstkranke und schwerstverletzte Patienten behandelt. Viele davon benötigen eine ECMO-Therapie (extrakorporale Membranoxygenierung), wobei die Funktion von Lunge und gegebenenfalls Herz vorübergehend von einer Maschine übernommen wird.  

  • Gerade bei Patienten, die diese hochkomplexe Versorgung aufgrund einer Lungenembolie benötigen, sind aufgrund der hohen Blutungsgefahr Therapien mit Blutverdünnern schwierig. 

„Die Katheterlösung wäre daher vor allem für diese Patienten eine wertvolle Alternative“, führt Professor Sossalla weiter aus. 

In der Praxis hat sich dies am UKR bereits bewährt, denn auch Patienten, die ECMO-pflichtig waren, konnte durch das Kathetersystem geholfen werden.

Martin Berger geht es heute gut. Er konnte ohne bleibenden Schaden entlassen werden. Da alle gängigen Therapien der Lungenembolie ausgeschöpft waren, hätte der Patient ohne das innovative Katheterverfahren sicher nicht überlebt. 

Der Defibrillator, für den er ursprünglich am UKR stationär war, wurde ihm ein paar Tage nach der Lungenembolie implantiert, und nach insgesamt zwei Wochen konnte er das UKR wieder gesund verlassen.

Ärzte der Klinik für Innere Medizin II des UKR konnten ein neues Verfahren bei Lungenembolien etablieren (v.l.n.r.): PD Dr. Kurt Debl, PD Dr. Stefan Stadler, Prof. Dr. Samuel Sossalla, PD Dr. Tobias Lange, Prof. Dr. Thomas Müller, Prof. Dr. Lars Maier

 Ärzte der Klinik für Innere Medizin II des UKR konnten ein neues Verfahren bei Lungenembolien etablieren (v.l.n.r.): PD Dr. Kurt Debl, PD Dr. Stefan Stadler, Prof. Dr. Samuel Sossalla, PD Dr. Tobias Lange, Prof. Dr. Thomas Müller, Prof. Dr. Lars Maier Domenica Golka © UKR/Domenica Golka 

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Professor Dr. Samuel Sossalla
Leitender Oberarzt / Leiter Herzkatheterlabor
Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II
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Katja Rußwurm Universitätsklinikum Regensburg (UKR)

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Dr. Isolde Schäfer
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Susanne Körber
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Matthias Dettenhofer
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Prof. Dr. Anton Sirota: Dein Atemrhythmus - respiratorischen und limbischen Schaltkreisen

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Gehirnaktivität im Schlaf: Die Atmung gibt den Takt vor

LMU-Wissenschaftler haben gezeigt, dass die Atmung Prozesse im Gehirn koordiniert, die für die Abspeicherung von Informationen während Schlaf und Ruhe wichtig sind.

Während wir schlafen, ist das Gehirn keineswegs abgeschaltet, sondern mit dem Sichern wichtiger Erinnerungen des Tages beschäftigt. 

Um die Informationsübertragung zwischen den Gehirnregionen zu koordinieren, werden diese synchronisiert. 

Die Mechanismen, die diese Synchronisation über mehrere Hirnregionen hinweg ermöglichen, sind jedoch noch nicht gut verstanden. 

Bisher wurden angenommen, dass korrelierte Aktivitätsmuster innerhalb des Gehirns beteiligt sind. 

Die LMU-Neurowissenschaftler Prof. Anton Sirota und Dr. Nikolas Karalis konnte nun jedoch zeigen, dass ein anderer „Haupttaktgeber“ die verschiedenen Gehirnregionen steuert und miteinander synchronisiert: die Atmung.

Die Atmung ist der beständigste und wichtigste Körperrhythmus und übt eine starke physiologische Wirkung auf das autonome Nervensystem aus. 

Es ist bekannt, dass sie ein breites Spektrum kognitiver Funktionen wie Wahrnehmung, Aufmerksamkeit und Denkstrukturen moduliert. 

Welche Mechanismen ihrem Einfluss die kognitiven Funktionen und das Gehirn zugrunde liegen, ist jedoch weitgehend unbekannt.

Die Wissenschaftler führten im Mausmodell groß angelegte elektrophysiologische In-vivo-Untersuchungen von Tausenden Neuronen im gesamten limbischen System durch. 

  • Dabei fanden sie, dass die Atmung die neuronale Aktivität in allen untersuchten Hirnregionen – Hippocampus, Kortex, Thalamus, Amygdala und Nucleus accumbens – synchronisiert und koordiniert, indem sie die Erregbarkeit dieser neuronalen Schaltkreise unabhängig vom Geruchssinn moduliert. 

„Damit konnten wir die Existenz eines neuen nicht-olfaktorischen, intrazerebralen Mechanismus nachweisen, der für die Modulierung verteilter Schaltkreise durch die Atmung verantwortlich ist und den wir als „respiratory corollary discharge“ bezeichnen“, sagt Karalis, der derzeit am Friedrich Miescher Institute for Biomedical Research in Basel forscht. 

„Unsere Ergebnisse belegen die Existenz einer bisher unbekannten Verbindung zwischen den respiratorischen und limbischen Schaltkreisen und bedeuten eine Abkehr von der üblichen Annahme, dass die Atmung die Hirnaktivität über olfaktorische Inputs moduliert“, unterstreicht Sirota.

Der neue Mechanismus vermittelt die Koordinierung der schlafbezogenen Aktivität, die für die Gedächtniskonsolidierung von wesentlicher Bedeutung ist, und ermöglicht die Ko-Modulation der Dynamik in Cortex und Hippocampus. 

Nach Ansicht der Autoren stellen diese Ergebnisse einen bedeutenden Fortschritt dar und liefern die Grundlage für neue mechanistische Theorien, die den Atemrhythmus als grundlegenden Mechanismus für die Kommunikation verteilter Systeme einbeziehen.

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Prof. Dr. Anton Sirota
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Originalpublikation:

“Breathing coordinates cortico-hippocampal dynamics in mice during offline states”
Nikolaos Karalis, Anton Sirota
Nature Communications, 2022

 

Univ.-Prof. Dr. Axel Bauer: Überstandenen Herzinfarkt - akute Herzschwäche, Herzrhythmusstörungen, Schlaganfälle, erneute Herzinfarkte oder Tod

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Implantierbarer Herzmonitor sagt bedrohliche Komplikationen nach Herzinfarkt voraus

Ein kleiner Monitor unter der Haut erkennt bei PatientInnen nach einem Herzinfarkt frühzeitig Vorboten gefährlicher Komplikationen. 

In einer von Axel Bauer, Direktor der Universitätsklinik für Innere Medizin III an der Medizinischen Universität Innsbruck, geleiteten Studie in 33 Herzzentren in Deutschland und Österreich zeigte sich, dass das Implantat der herkömmlichen Nachsorge deutlich überlegen ist. 

Das renommierte Fachjournal Lancet Digital Health veröffentlichte die Forschungsarbeit. 

ICM Chip ICM Chip David Bullock MUI/Bullock

  • Ohne jegliche Vorwarnung erleidet eine beträchtliche Zahl von PatientInnen in den Monaten nach einem überstandenen Herzinfarkt schwere, mitunter tödliche Komplikationen. 
  • Dies geschieht meist aus dem vermeintlichen Wohlbefinden heraus. 
  • Die Herzleistung der meisten dieser PatientInnen ist noch relativ gut. 

Gewöhnliche Nachsorgeuntersuchungen können drohende Komplikationen wie akute Herzschwäche, Herzrhythmusstörungen, Schlaganfälle, erneute Herzinfarkte oder Tod daher oft nicht rechtzeitig erkennen. 

Ein fortschrittliches, telemedizinisches Verfahren, bei welchem ein winziger Herzmonitor unter die Haut eingesetzt wird, soll helfen, diese Komplikationen frühzeitig vorherzusagen.

Im Jahr 2016, damals noch am Klinikum der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität tätig, initiierte Axel Bauer – seit 2019 Direktor der Universitätsklinik für Innere Medizin III in Innsbruck – im Forschungsverbund des Deutschen Zentrums für Herzkreislaufforschung (DZHK) die SMART-MI-DZHK9 Studie. 

Die Ergebnisse wurden erstmals im August dieses Jahres auf dem Kongress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie im Rahmen einer Hotline-Session präsentiert und jetzt vom bedeutenden Fachjournal Lancet Digital Health publiziert: 

Der implantierbare Monitor spürte innerhalb von 21 Monaten bei 60 von 201 PatientInnen schwere, meist jedoch asymptomatische Rhythmusereignisse auf. In der Kontrollgruppe, die aus 199 Herzinfarkt-PatientInnen ohne Telemonitoring bestand, konnten im Rahmen der üblichen Nachsorge im selben Zeitraum lediglich zwölf derartiger Ereignisse entdeckt werden. 

"Die Kernaussage ist, dass der Monitor sehr empfindlich gefährliche, jedoch asymptomatische Rhythmusereignisse detektiert, die wiederum Vorboten schwerer klinischer Ereignisse sind. 

Schwere Probleme können somit viel frühzeitiger erkannt und Hochrisikopatienten zukünftig besser behandelt werden."

In die Studie eingeschlossen wurden PatientInnen nach überstandenem Herzinfarkt, deren Herzleistung noch relativ erhalten war (Auswurffraktion* zwischen 36 bis 50 Prozent), die jedoch Infarkt-bedingte Nervenschädigungen des Herzens aufwiesen. 

„Während wir bei Patientinnen und Patienten mit einer Auswurffraktion unter 35 Prozent wegen des hohen Risikos für Rhythmusstörungen vorsorglich einen Defibrillator implantieren, gibt es für die große Gruppe von Betroffenen mit einer mittleren Pumpleistung bisher keine spezifischen Vorsorgemaßnahmen“, sagt Hauptautor Axel Bauer. 

Der unter die Haut implantierte Herzmonitor ist so klein wie ein Fingernagel. 

Es handelt sich dabei um ein passives Gerät, das elektrische Information des Herzens kontinuierlich über mehrere Jahre aufzeichnet. 

Gefährliche Rhythmusstörungen werden automatisch erkannt und telemetrisch an ein Zentrum übermittelt.

An der SMART-MI-DZHK9 Studie nahmen 32 Herzzentren in Deutschland teil. 

Die Uniklinik für Innere Medizin III in Innsbruck war als einziges österreichisches Zentrum beteiligt. 

PatientInnen, bei welchen telemedizinisch gefährliche Rhythmusstörungen diagnostiziert wurden, sind entsprechend der gegenwärtigen Richtlinien behandelt worden. 

Zukünftige Studien müssen nun klären, inwieweit sich durch diese telemedizinische Strategie auch langfristig die Prognose der PatientInnen verbessern lässt.

*Auswurffraktion: Marker für die Herzleistung. 

Unter Auswurffraktion ist die Menge an Blut zu verstehen, die von der linken Herzkammer pro Schlag in den Kreislauf ausgeworfen wird.

Axel Bauer, Direktor Univ.-Klinik Innere Medizin III

Steckbrief:
Axel Bauer ist seit 2019 Direktor der Innsbrucker Universitätsklinik für Innere Medizin III (Kardiologie und Angiologie). Ein Schwerpunkt seiner Forschung liegt in den computerbasierten Verfahren in der Kardiologie sowie dem plötzlichen Herztod. Bevor er an die Medizinische Universität Innsbruck berufen wurde, war Bauer ärztlicher Leiter der Abteilung für Kardiologie des Innenstadtklinikums der Ludwig-Maximilians-Universität München.

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Univ.-Prof. Dr. Axel Bauer
Univ.-Klinik für Innere Medizin III
Tel.: +43 504 25621 

David Bullock Medizinische Universität Innsbruck

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Originalpublikation:

A. Bauer et al.: “Telemedical cardiac risk assessment by implantable cardiac monitors in post-infarction patients with autonomic dysfunction (SMART-MI-DZHK9): A prospective investigator-initiated, randomized, multicenter, open-label diagnostic trial.” Lancet Digital Health, Feb. 2022 https://doi.org/10.1016/S2589-7500(21)00253-3