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PD Dr. Axel Unbehaun: TAVI - Transcatheter Aortic Valve Implantation vs. Transplantation

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: TAVI statt Transplantation

In „European Heart Journal – Case Reports“ beschreiben Ärzte des Deutschen Herzzentrums Berlin (DHZB), wie sie einem schwer herzkranken Jugendlichen mit einer herzmedizinischen Weltpremiere entscheidend helfen konnten – und dabei auf eine spannende wissenschaftliche Spur gestoßen sind. 

PD Dr. med. Axel Unbehaun PD Dr. med. Axel Unbehaun C.Maier DHZB

Niklas P. aus dem niedersächsischen Isenbüttel kommt im September 2005 mit mehreren Herzfehlern zur Welt. 

Unter anderem ist die Aortenklappe, also das Ventil zwischen linker Herzkammer und Hauptschlagader, fehlgebildet und hochgradig verengt.

Die Ärzt*innen können die verengte Aortenklappe mit einem Ballonkatheter vorsichtig dehnen und damit sein Leben retten. Niklas wächst zunächst weitgehend normal auf, spielt Fußball im Verein und gehört im Sportunterricht zu den Besten.

Doch im Alter von etwa elf Jahren zeigt sich: 

Niklas‘ Aortenklappe hat sich wieder etwas verengt. 

Zudem ist Klappe undicht: 

  • Bei jedem Herzschlag „schießt“ ein Teil des sauerstoffreichen Blutes zurück in die Herzkammer, was einen Rückstau des Blutes in die Lungenvenen und damit einen bedrohlichen Lungenhochdruck bewirkt.
  • Und schließlich wird auch eine „linksventrikuläre non-compaction Kardiomyopathie (LVNC)“ diagnostiziert: 
  • Diese seltene, schwammartige Veränderung des Herzmuskels in der linken Herzkammer verringert die Pump-Leistung des Herzens erheblich.


Niklas‘ Zustand verschlechtert sich stetig. 

Eine herzchirurgische Korrektur der erkrankten Aortenklappe kommt für die Ärzt*innen der behandelnden Fachklinik nicht in Frage, das OP-Risiko ist wegen des geschädigten Herzmuskels zu hoch.

Die einzige Chance für Niklas scheint die Herztransplantation zu sein. 

Vorher soll der Patient an ein Kunstherz angeschlossen werden, um den Lungenhochdruck langsam zu senken. 

Gelingt auch dies nicht, bleibt nur eine kombinierte Transplantation von Herz und Lunge.

Niklas‘ Mutter Nadine sucht eine Zweitmeinung und stellt ihren Sohn im August 2018 zum ersten Mal im Deutschen Herzzentrum Berlin (DHZB) vor.

Niklas und seine Mutter Nadine

Niklas und seine Mutter Nadine C.Maier DHZB


Neue Hoffnung

Auch dort sehen die Ärzt*innen in Niklas‘ undichter Aortenklappe das drängendste Problem. 

Ihre Annahme: Wenn sie den Herz-Lungen-Kreislauf durch die Beseitigung dieser Engstelle entlasten könnten, könnte die Behandlung der Herzmuskelschwäche – notfalls durch Transplantation – noch aufgeschoben werden.

Zwar erscheint auch den Berliner Spezialist*innen eine OP am offenen Herzen als zu riskant. Doch sie sehen eine weitere Möglichkeit für Niklas:  

Eine TAVI.


"Transcatheter Aortic Valve Implantation",
 

Dieses Kürzel steht für englisch  also den Ersatz einer erkrankten Aortenklappe, ohne dass dabei eine Operation am offenen Herzen nötig wird.

Die Segel der Ersatzklappe aus Tiergewebe sind dabei an einem Metallgerüst befestigt, das zusammengefaltet durch einen Katheter bis zum Herzen vorgeschoben wird. Unter Röntgenkontrolle wird die Ersatzklappe genau an Stelle der erkrankten Klappe aus dem Katheter freigesetzt und aufgespannt.  

Der Brustkorb muss nicht eröffnet und das Herz nicht stillgelegt werden.  

In den meisten Fällen ist auch keine Narkose nötig. 

In der Regel dauert der Eingriff weniger als eine Stunde.

  • Insbesondere wegen fehlender wissenschaftlich gesicherter Langzeit-Erkenntnisse werden TAVI-Prozeduren aber nur empfohlen, wenn ein erhöhtes Risiko für die etablierte OP zum Aortenklappenersatz besteht und sich die Patient*innen im höheren Alter (in der Regel 75 Jahre oder älter) befinden.


Ohnehin ist die Verengung und Verkalkung der Aortenklappe eine Alterserkrankung. 

Bei jungen Menschen wird ein Ersatz meist – wie in Niklas‘ Fall – nur bei angeborenen Herzfehlern notwendig. Aber auch dann ist das TAVI-Verfahren nicht zugelassen und eigentlich auch nicht sinnvoll: Denn um die TAVI-Klappe sicher verankern zu können, sollte die erkrankte Klappe altersbedingte Verkalkungen aufweisen.

Noch nie wurde nach Wissen der Berliner Ärzt*innen eine TAVI bei einer Patientin oder einem Patienten mit Niklas‘ komplexen Krankheitsbild vorgenommen. Dennoch sehen die Ärzt*innen in diesem speziellen Fall Erfolgsaussichten und entscheiden sich gemeinsam mit Niklas und seiner Familie für den Versuch.

Am 29.11.2018 gegen 8 Uhr morgens beginnt das Team unter Leitung von Oberarzt PD Dr. med. Axel Unbehaun mit dem Eingriff. Er gelingt problemlos. Die neue Klappe sitzt exakt, fest und schließt vollständig. Sowohl der „Rückstoß“ des Blutes in die linke Herzkammer als auch die Engstelle als Ursache für den Lungenhochdruck sind damit beseitigt.

Bereits vier Tage später kann Niklas aus dem DHZB entlassen werden. Er erholt sich schnell und umfassend, nimmt bereits im Sommer 2019 wieder am Schulsport teil.

Neue Theorie

Eine Listung zur Herz- oder gar zur Herz-Lungen-Transplantation ist nicht mehr angezeigt. 

Denn auch die Schwäche des Herzmuskels im Bereich der linken Herzkammer hat sich deutlich gebessert – obwohl die TAVI daran unmittelbar nichts geändert hat.

Wie die Berliner Ärzte jetzt in „European Heart Journal – Case Reports“ schreiben, legt das die Vermutung nahe, dass der ständige Rückstrahl des Blutes aus der undichten Aortenklappe gegen die Wand der Herzkammer die eigentliche Ursache für die schwammartige Umbildung des Herzmuskels sein könnte.

„Das hieße im günstigsten Fall, dass sich der Herzmuskel dauerhaft erholen oder zumindest lebenslang so gut funktionieren könnte, dass Niklas nie für eine Transplantation gelistet werden muss“, erläutert Herzchirurg Dr. Axel Unbehaun. 

„Bislang ist das nur eine Theorie, der wir als Wissenschaftler aber weiter nachgehen werden. 

Als Ärzte beobachten wir Niklas‘ weitere Entwicklung sorgfältig – und freuen uns mit ihm und seiner Familie sehr darüber, dass es ihm so gut geht.“


Originalpublikation:

https://academic.oup.com/ehjcr/article/5/2/ytab034/6138225?login=true

 

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Prof. Dr. med. Peter Berlit: CAVE-Untersucher: Neurologische Manifestationen bei COVID-19 - Impfungen

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Update der S1-Leitlinie zu „Neurologischen Manifestationen bei COVID-19“ veröffentlicht

Im August 2020 wurde die S1-Leitlinie zu „Neurologischen Manifestationen bei COVID-19“ unter Federführung von Prof. Dr. med. Peter Berlit, Generalsekretär der DGN, veröffentlicht. 

Medizin am Abend Berlin ZusatzFachLink: Covid-19 und Neurologie 

Nun folgte ein erstes Leitlinien-Update [1], denn es gab zwischenzeitlich relevante Erkenntnisse im Hinblick auf neurologische Manifestationen, ihre Therapien sowie die besondere Risikokonstellation von Patientinnen und Patienten mit neurologischen Erkrankungen. 

  • Eine wichtige Botschaft ist, dass bei ihnen keine Kontraindikation gegen die SARS-CoV-2-Impfung vorliegt. 

Eine weitere bedeutsame Erkenntnis: 

  • Menschen, die in der Vergangenheit einen Schlaganfall erlitten haben, sind eine COVID-19-Hochrisikogruppe.
  • Bei COVID-19-Erkrankungen kann es zum Auftreten von neurologischen Manifestationen wie Riech- und Geschmacksstörungen, Enzephalopathien, Enzephalomyelitiden, ischämischen Schlaganfällen und intrazerebralen Blutungen sowie neuromuskulären Erkrankungen kommen. 

Unter Federführung von Prof. Dr. med. Peter Berlit, Generalsekretär der DGN, wurde aktuell ein Update der S1-Leitlinie zu „Neurologischen Manifestationen bei COVID-19“ veröffentlicht.

 „Die Forschungsaktivität zu SARS-CoV-2/COVID-19 ist enorm hoch und wir haben in den letzten sechs Monaten neue, relevante Erkenntnisse im Hinblick auf neurologische Manifestationen, ihre Therapien sowie die besondere Risikokonstellation von Patientinnen und Patienten mit neurologischen Erkrankungen gewinnen können“, so Berlit. 

  • Eine gute Nachricht und besonders zentral in der aktuellen Situation sei demnach die Erkenntnis, dass eine vorbestehende neurologische Erkrankung nach jetzigem Wissensstand keine Kontraindikation gegen eine SARS-CoV-2-Impfung ist.


„Wir können nun auch genauer als vor einem halben Jahr die Risikogruppen benennen“, so der Experte. 

Nach aktueller Datenlage scheinen Patientinnen und Patienten mit neuroimmunologischen Erkrankungen wie z.B. der Multiplen Sklerose, kein erhöhtes Risiko für eine SARS-CoV-2-Infektion oder schwere COVID-19-Verläufe zu haben. 

  • Lediglich für jene, die mit einem monoklonalen Antikörper gegen das CD20-Antigen (Rituximab und Ocrelizumab) behandelt werden, liegen Berichte vor, die auf ein erhöhtes Infektions- und Mortalitätsrisiko hindeuten. 

Ebenso scheinen Patientinnen und Patienten mit präexistenten neuromuskulären Erkrankungen entgegen anfänglicher Befürchtungen keine besondere Gefährdungslage zu haben. 

  • Überraschend ist hingegen die Erkenntnis, dass Menschen mit zerebrovaskulären Erkrankungen in der Anamnese oft sehr schwer an COVID-19 erkranken und eine besonders vulnerable Gruppe darstellen. 

Der Experte bringt es so auf den Punkt: 

  • „Wer bereits einen Schlaganfall gehabt hat, ist COVID-19-Risikopatientin/-patient, sollte sich in besonderem Maße vor dem Virus schützen, die Kontaktbeschränkungen und Hygieneregeln strikt einhalten und ein Impfangebot unbedingt wahrnehmen!“


Das Auftreten verschiedener neurologischen Manifestationen während der COVID-19-Erkrankung beeinflusst, wie man heute weiß, die Prognose der Betroffenen. 

  • Während der Viruserkrankung auftretende Enzephalopathien (Verwirrtheit, Bewusstseinsstörungen und Gedächtnisprobleme) zeigen eine klare Assoziation mit höherer Morbidität und Mortalität.


Das Leitlinien-Update beleuchtet alle wesentlichen neurologischen Aspekte der COVID-19-Erkrankung und gibt Informationen zur Pathogenese, der Prognose, zur Diagnostik und Therapie – übrigens auch im Hinblick auf anhaltende Symptome. 

  • Bekannt ist, dass bei vielen Betroffenen die COVID-19-assoziierten Riechstörungen über eine lange Zeit anhalten. 
  • Die Leitlinie empfiehlt, dass bei einer Dauer von über vier Wochen eine neurologische und HNO-ärztliche Vorstellung mit weiterführender Diagnostik erfolgen sollte. 

Empfohlen wird dann ein konsequentes, strukturiertes „Riechtraining“, während die Datenlage für Kortikoid-haltige Nasensprays noch zu heterogen sei, um eine gesicherte Empfehlung auszusprechen. 

Offensichtlich sind neben Riech- und Geschmacksstörungen eine abnorme Erschöpfbarkeit (Fatigue) und neurokognitive Probleme eine häufige COVID-19-Krankheitsfolge, welche auch nach leichten Verläufen der Akuterkrankung fortbestehen können.  

„Diese COVID-19-Spätfolgen werden wir in unserer DGN-Leitlinie behandeln, sobald zuverlässige Daten zu den Ursachen und zum Management dieser neurologischen Folgekomplikationen vorliegen“, verspricht Prof. Berlit. Die bestehende Leitlinie wurde als „Living Guideline” angelegt, bei der eine jährliche Aktualisierung mit kontinuierlicher Überprüfung vorgesehen ist.

Literatur
[1] Berlit P. et al., Neurologische Manifestationen bei COVID-19 – Update vom 22.02.2021. Abrufbar unter https://dgn.org/leitlinien/neurologische-manifestationen-bei-covid-19

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Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V. (DGN)
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Originalpublikation:

https://dgn.org/leitlinien/neurologische-manifestationen-bei-covid-19


TOP-CAVE-Untersucher: Die Hepatitis-E-Virus Intektion (HEV) und der Cholesterin-Stoffwechsel und die Verwendung von Lipidsendkern

Medizin am Abend Berlin  - MaAB-Fazit: Cholesterin mal anders – Cholesterin-Stoffwechsel als Angriffspunkt im Kampf gegen Hepatitis-E-Viren

Bei einer Hepatitis-E-Virus-Infektion kommt es zu einem Wechselspiel mit dem Cholesterinstoffwechsel. 

Eine Forschungskooperation unter Leitung des Paul-Ehrlich-Instituts fand jetzt heraus, dass niedrige intrazelluläre Cholesterinspiegel die Freisetzung des Virus begünstigen. 

Umgekehrt führen hohe intrazelluläre Cholesterinspiegel zum Abbau der Viren innerhalb der infizierten Zelle. 

Die Ergebnisse könnten Implikationen für die Therapie von Patientinnen und Patienten mit Hepatitis-E-Infektion haben und zudem neue Therapieoptionen eröffnen. 

Über die Ergebnisse berichtet Cellular and Molecular Gastroenterology and Hepatology in seiner Online-Ausgabe vom 15.02.2021. 

Hepatitis E
Hepatitis E Shutterstock, Kateryna Kon Cholesterin mal anders – Cholesterin-Stoffwechsel als Angriffspunkt im Kampf gegen Hepatitis-E-Viren

Das Hepatitis-E-Virus (HEV) ist in einem Großteil der Entwicklungsländer verbreitet und stellt ein zunehmend großes Risiko auch für Europa und Nordamerika dar. 

In den letzten Jahren wurden weltweit bis zu 20 Millionen Neuinfektionen pro Jahr registriert, die bis zu 44.000 Todesfälle pro Jahr verursachen können.  

Einen Impfstoff gibt es außerhalb Chinas nicht.  

Derzeit beschränken sich die Behandlungsmöglichkeiten entweder auf das Virostatikum Ribavirin, bei dem es zur Entwicklung einer Medikamentenresistenz kommen kann, oder auf pegyliertes Interferon (PEG-74 IFN). Beide Behandlungsoptionen können schwere Nebenwirkungen verursachen.

Es ist bekannt, dass das HEV für seine Freisetzung aus den infizierten Zellen das sogenannte endosomale System des Wirts "kapert". 

Endosomen und daraus hervorgehende Exosomen sind membranumschlossene, funktionelle Bereiche (Organellen) in den Zellen, die am Transport von Proteinen und Lipiden zwischen und innerhalb von Zellen beteiligt sind. Diese endosomalen Strukturen sind in hohem Maße von Cholesterin abhängig.

Welche Auswirkungen hat die Infektion mit HEV auf den Cholesterin-Stoffwechsel? Und umgekehrt: Wie beeinflusst der intrazelluläre Cholesteringehalt die Freisetzung der HEV aus den Zellen und könnten Cholesterin-Modulatoren möglicherweise therapeutisch genutzt werden? Diesen Fragen gingen Mirco Glitscher und Kolleginnen und Kollegen im Paul-Ehrlich-Institut unter Leitung von Prof. Eberhard Hildt, Leiter der Abteilung Virologie, im Verbund mit Wissenschaftlerinnen des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), der Universitätsklinik Aachen und der Charité Universitätsmedizin Berlin nach.

Mithilfe verschiedener Methoden wies das Forschungskonsortium nach, dass eine HEV-Infektion die Serum-Lipidkonzentrationen senkt. 

In infizierten Zellen sind die Cholesterinwerte herabgesetzt. 

  • Eine Behandlung mit Statinen, einer bestimmten Wirkstoffgruppe von Lipidsenkern, erhöht die Virusspiegel (Virus-Titer) und damit die Viruslast in chronisch infizierten Patientinnen und Patienten. 
  • Auch in Zellkultur wurden nach Senkung der intrazellulären Cholesterinspiegel durch eine Behandlung mit dem Statin Simvastatin verstärkt Hepatitis-E-Viren freigesetzt. 

Umgekehrt wird durch Erhöhung des intrazellulären Cholesterins durch Lipoproteine niederer Dichte (low-density lipidprotein, LDL) oder 25-Hydroxycholesterin die Virusfreisetzung reduziert. 

Dies geschieht, indem die HEV in Zellorganellen, den Lysosomen, abgebaut werden. 

Die Abnahme der Virusfreisetzung ließ sich auch durch die Erhöhung des intrazellulären Cholesterins über medikamentöse Wirkstoffe wie Fenofibrat erzeugen. 

Fenofibrat ist ebenfalls ein Lipidsenker, gehört jedoch zu einer anderen Wirkstoffklasse als die Statine.

  • "Unsere Untersuchungen zeigen die Bedeutung der Wechselwirkung zwischen Cholesterin und dem Hepatitis-E-Virus für die Viruslast und den Krankheitsverlauf. 

Möglicherweise können die Erkenntnisse aus dieser Forschungsarbeit genutzt werden, um neue Therapieoptionen klinisch zu prüfen, insbesondere im Hinblick auf die Verwendung von Lipidsenkern. 

Gerade Fibrate könnten hier eine günstige und effiziente Alternative zu derzeitigen Behandlungsoptionen darstellen.", erläutert Hildt die Bedeutung der Ergebnisse.


Originalpublikation:

Glitscher M, Heiler Martín D, Woytinek K, Schmidt B, Tabari D, Scholl C, Stingl JC, Seelow E, Choi M, Hildt E (2021): Targeting cholesterol metabolism as efficient antiviral strategy against the Hepatitis E virus.
Cell Mol Gastroenterol Hepatol Feb 15 [Epub ahead of print].

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Prof. Dr. Rolf Wachter: Vorhofflimmern und Schlaganfall - Stummes Vorhofflimmern und Zusammenarbeit mit hausärztlichen Praxen

Medizin am Abend  Berlin - MaAB-Fazit: Mobiles Rhythmuspflaster kann Vorhofflimmern frühzeitig erkennen

Ein mobiles Rhythmuspflaster erkennt Vorhofflimmern bei Risikopatienten zehn Mal häufiger, als die herkömmliche Diagnostik. 

Das ist das Ergebnis einer neuen transatlantischen Studie, an der Forscher aus Kanada und Deutschland beteiligt waren. 

  • Das mobile Verfahren könnte sich damit zur Früherkennung von Vorhofflimmern eignen und so Schlaganfällen vorbeugen.  

Vorhofflimmern ist eine Herzrhythmusstörung, von der über 30 Millionen Menschen weltweit betroffen sind. 

 In das Rhythmuspflaster ist eine EKG-Aufzeichnungseinheit integriert, die den Herzschlag für zwei Wochen durchgehend aufzeichnet.

 In das Rhythmuspflaster ist eine EKG-Aufzeichnungseinheit integriert, die den Herzschlag für zwei Wochen durchgehend aufzeichnet. Foto: Williamson Adams

Durch den unregelmäßigen Herzschlag kann das Blut in den Vorhöfen verklumpen. 

  • Gelangen solche Gerinnsel ins Gehirn und verschließen Gefäße, entsteht ein Schlaganfall. Bei älteren Menschen ist Vorhofflimmern eine der wichtigsten Ursachen für einen Schlaganfall.


Stummes Vorhofflimmern erkennen

Häufig macht Vorhofflimmern keine Beschwerden und ist deshalb nur schwer zu erkennen. 

"Wir hoffen, dass wenn wir stummes Vorhofflimmern besser erkennen, mehr Menschen frühzeitig behandelt und Schlaganfälle verhindert werden könnten", sagt der kanadische Studienleiter Dr. David Gladstone vom Sunnybrook Health Sciences Centre und der Universität Toronto. Die Studie wurde am Population Health Research Institute in Hamilton, Kanada, koordiniert.

In der multizentrischen, randomisierten Studie mit dem Namen SCREEN-AF wurde ein Rhythmuspflaster untersucht, das jeden Herzschlag aufzeichnet und stummes Vorhofflimmern aufspüren kann. 

An der Studie nahmen 856 Personen aus 48 Hausarztpraxen im Zeitraum von 2015 bis 2019 teil. Die Teilnehmer waren 75 Jahre oder älter und hatten einen hohen Blutdruck, aber kein bekanntes Vorhofflimmern.

Die Hälfte der Teilnehmer erhielt das Rhythmuspflaster, das zweimal für jeweils zwei Wochen auf die Brust aufgeklebt wurde. 

Die andere Hälfte erhielt die medizinische Standardversorgung. 

In das Rhythmuspflaster ist eine EKG-Aufzeichnungseinheit integriert, die den Herzschlag für zwei Wochen durchgehend aufzeichnet. 

Das Pflaster wurde nach zwei Wochen abgenommen und zur Auswertung eingeschickt. Alle Teilnehmer wurden sechs Monate lang beobachtet.

  • Blutverdünner können vor Schlaganfällen schützen


Die Studie ergab, dass das Rhythmuspflaster von den Teilnehmern gut vertragen und Vorhofflimmern zehn Mal häufiger erkannt wurde. In der Rhythmuspflastergruppe wurde bei 23 Teilnehmern Vorhofflimmern festgestellt, in der Kontrollgruppe nur bei 2. Von den Vorhofflimmerpatienten erhielten 75 Prozent ein blutverdünnendes Medikament zum Schutz vor Schlaganfällen.

  • „Die Vorhofflimmerepisoden, die wir gefunden haben, waren meist mehrere Stunden lang. Blutverdünner sind allgemein bei Vorhofflimmerpatienten sehr effektive Medikamente und können das Schlaganfallrisiko um fast 70 Prozent senken. 

Allerdings ist für die von uns identifizierten Patienten die bestmögliche Therapie noch nicht ausreichend untersucht", sagt Ko-Studienleiter Prof. Dr. Rolf Wachter* vom Herzzentrum der Universitätsmedizin Göttingen und vom Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK), Standort Göttingen.

Rund ein Drittel der Teilnehmer wurden in Deutschland über hausärztliche Kooperationspraxen der DZHK-Partnereinrichtungen Göttingen und Hamburg erreicht.  

„Für zukünftige Studien zum Vorhofflimmerscreening eignen sich Hausarztpraxen sehr gut“, ergänzt Prof. Dr. Eva Hummers vom Institut für Allgemeinmedizin der Universitätsmedizin Göttingen. 

Sie hat die Zusammenarbeit mit den hausärztlichen Praxen geleitet.

Vorhofflimmern kann gefährlich sein, denn es kann zur Bildung von Blutgerinnseln und zu Schlaganfall führen. 

Weltweit ist Schlaganfall die zweithäufigste Todesursache bei Erwachsenen und eine der Hauptursachen für Behinderungen und Demenz. 

„Eine Verbesserung der Diagnostik von Vorhofflimmern und die Suche nach neuen Behandlungsmöglichkeiten ist einer der Forschungsschwerpunkte im Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung. 

Dazu leisten die Ergebnisse der SCREEN-AF-DZHK15-Studie einen wichtigen Beitrag“, sagt Prof. Dr. Stefanie Dimmeler, Sprecherin des Vorstandes des DZHK.

*Rolf Wachter ist seit 2019 Professor für Klinische und Interventionelle Kardiologie am Universitätsklinikum der Universität Leipzig.

Ko-Studienleiter Prof. Rolf Wachter und Prof. Eva Hummers. Die Allgemeinmedizinerin leitete die Zusammenarbeit mit den hausärztlichen Praxen.

Ko-Studienleiter Prof. Rolf Wachter und Prof. Eva Hummers. Die Allgemeinmedizinerin leitete die Zusammenarbeit mit den hausärztlichen Praxen. Foto: Herzzentrum Göttingen

Studie:
Home-Based Screening for Early Detection of Atrial Fibrillation in Primary Care Patients Aged 75 Years and Older (SCREEN AF) https://clinicaltrials.gov/ct2/show/NCT02392754

Der in Deutschland durchgeführte Teil der Studie unter dem Namen SCREEN-AF-DZHK15 nutzt die Klinische Forschungsplattform des DZHK https://dzhk.de/forschung/klinische-forschung/klinische-forschungsplattform/

Förderung:
Diese Studie wurde durch das Canadian Stroke Prevention Intervention Network (CSPIN) und das Deutsche Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) finanziert, ergänzt durch Mittel von Boehringer Ingelheim und Sachleistungen von Microlife Corporation, ManthaMed und iRhythm Technologies Inc.

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Originalpublikation:

JAMA Cardiol. Published online February 24, 2021. doi:10.1001/jamacardio.2021.0038
https://jamanetwork.com/journals/jamacardiology/fullarticle/2776728


Prof. Dr. Benjamin Ondruschka: Blutverdünnungsmittel - vs. Thrombosen vs. Lungenembolien

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Auswertung bestätigt: Therapieumstellung bei COVID-19-Erkrankten reduziert Risiko

Die in Folge einer UKE-Studie angepasste, empfohlene Behandlung von COVID-19-Patientinnen und -Patienten mit Blutverdünnungsmitteln zeigt Erfolge. 

Das hat die Auswertung der im vergangenen Jahr vom Institut für Rechtsmedizin des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) durchgeführten Obduktionen bestätigt. 

Bereits im Mai 2020 hatten UKE-Forschende veröffentlicht, dass COVID-19 in ungewöhnlich vielen Krankheitsfällen zu Thrombosen sowie Lungenembolien führt

Daraufhin wurden die bundesweit geltenden Leitlinien für die Behandlung von COVID-19-Patientinnen und -Patienten angepasst. 

Seitdem wird darin empfohlen, diese Patientinnen und Patienten nach individueller Risikoeinschätzung mit einem Blutverdünnungsmittel zu behandeln.

  • „Zwar haben unsere Obduktionen der Verstorbenen gezeigt, dass die COVID-19-Erkrankten trotz der Gabe von Blutverdünnungsmitteln noch Blutgerinnsel in den Lungenschlagadern aufweisen konnten. 
  • In der statistischen Auswertung zeigten sich aber längere Überlebenszeiten seit der erfolgten Therapieumstellung. 

Das ist ein wichtiger Erfolg der gemeinsamen Forschung und unterstreicht die Bedeutung der Rechtsmedizin für die Lebenden. Jetzt bedarf es Studien, die unsere Ergebnisse mit den Daten von überlebenden Intensivpatientinnen und -patienten vergleichen“, sagt Prof. Dr. Benjamin Ondruschka, Direktor des Instituts für Rechtsmedizin des UKE.

Insgesamt hat das Institut für Rechtsmedizin seit Beginn der Pandemie im Auftrag der Hamburger Behörde für Arbeit, Gesundheit, Soziales, Familie und Integration eine Evaluation von 735 SARS-CoV-2 assoziierten Todesfällen des Kalenderjahres 2020 durchgeführt – wobei rund zwei Drittel der Untersuchten während der zweiten Pandemie-Welle ab Oktober verstorben sind, die meisten im Dezember. 

Bei 618 Fällen stellten die UKE-Forschenden eine COVID-19-Erkrankung als Todesursache fest, konkret starben die meisten Infizierten an einer Pneumonie oder an den Folgen einer Thrombose. 

In sieben Prozent der Fälle waren die Verstorbenen zwar mit dem SARS-CoV-2-Erreger infiziert, die Infektion war aber nicht todesursächlich.

Weitere Ergebnisse der Auswertung
Die UKE-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler fanden zudem heraus, dass Hamburger COVID-19-Verstorbene am häufigsten im Krankenhaus gestorben sind und regelmäßig mehrere Vorerkrankungen hatten. 20 Prozent der Verstorbenen wiesen ein krankhaftes Übergewicht auf. Im Median waren die COVID-19-Verstorbenen 83 Jahre alt und 75 Prozent aller Todesopfer waren älter als 76 Jahre. Die verstorbenen Männer waren statistisch etwas jünger als die Frauen und es verstarben mehr Männer als Frauen. Kinder oder Jugendliche waren nicht unter den untersuchten Todesfällen. Sieben Personen verstarben infolge der Infektion vor Erreichen des 50. Lebensjahres. 

Zu den häufigsten Vorerkrankungen zählen laut der Auswertung Bluthochdruck, eine chronische Niereninsuffizienz oder eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD). 

Über die Hamburger Bezirke verteilt ergaben sich für die COVID-19-Sterbefälle keine signifikanten Unterschiede in der Alters- oder Geschlechterverteilung.

Hintergrundinformationen
Verstorbene werden seit den ersten Todesfällen im März 2020 im Institut für Rechtsmedizin sorgfältig auf eine SARS-CoV-2-Infektion untersucht.  

Jeder Verstorbene wird hier vor allen anderen Untersuchungen zunächst auf den SARS-CoV-2-Erreger getestet. 

Dieses Ergebnis wird mit den Angaben aus den ärztlichen Befunden und den Eintragungen in der Todesbescheinigung abgeglichen.  

Dadurch haben die Rechtsmedizinerinnen und Rechtsmediziner auch COVID-19-Erkrankungsfälle entdeckt, die zu Lebzeiten nicht bekannt waren. 

  • Neben dem PCR-Test und der Auswertung der ärztlichen Vorbefunde haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Verstorbenen mittels einer postmortalen Computertomographie, einer minimal-invasiven Autopsie oder einer konventionellen Obduktion untersucht. 

Auf dieser Basis systematisch untersuchte Körpergewebe zeigten bereits im Frühsommer, dass es sich bei COVID-19 um eine Erkrankung handelt, die diverse Organe in ihrer Funktion schädigen kann.

Die Ergebnisse fließen in das gemeinsam vom UKE und der Uniklinik RWTH Aachen geleitete Deutsche Forschungsnetzwerk Autopsien bei Pandemien (DEFEAT PANDEMIcs) ein, ein Projekt des Netzwerks Universitätsmedizin. 

Ziel ist der Aufbau eines deutschlandweiten Obduktionsnetzwerks für den Pandemiefall, um schnell, systematisch und standardisiert Daten, Biomaterialien und Erkenntnisse möglichst vollständig, umfassend und zeitnah zu erfassen, zusammenzuführen und den Netzwerkpartnern zur Auswertung zur Verfügung zu stellen.

Hinweis
Die vom Institut für Rechtsmedizin ermittelten Zahlen der COVID-19-Verstorbenen liegen etwas niedriger als die vom Robert Koch-Institut (RKI) für Hamburg veröffentlichten Zahlen für den gleichen Zeitraum. Gründe hierfür sind neben einer unterschiedlichen Zählweise auch Fehlerfassungen.

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Prof. Dr. Ekkehard Schleußner: Feto-Neonatalen Pfad bei Risikoschwangeren und ihre Babys

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Behütet von Beginn an: Oliver kommt dank neuem Versorgungsangebot gesund zur Welt

Risikoschwangere und ihre Babys profitieren von der interdisziplinären Betreuung auf dem "feto-neonatalen Versorgungspfad", einem vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses geförderten Projekt der Uniklinika Dresden und Jena, der AOK PLUS, der BARMER sowie der Kassenärztlichen Vereinigungen Thüringen und Sachsen. 

Überglücklich hält Antje Bornemann ihren Sohn Oliver in den Armen. Dank der intensiven Betreuung im Feto-Neonatalen Pfad geht es beiden gut, ganz zur Freude ihrer behandelnden Ärztin Dr. Susanne Dargel und Klinikdirektor Professor Ekkehard Schleußner
Überglücklich hält Antje Bornemann ihren Sohn Oliver in den Armen. Dank der intensiven Betreuung im Feto-Neonatalen Pfad geht es beiden gut, ganz zur Freude ihrer behandelnden Ärztin Dr. Susanne Dargel und Klinikdirektor Professor Ekkehard Schleußner Uniklinikum Jena

Es sind 3.405 Gramm Glück, die Antje Bornemann in ihren Armen hält. 

Ihr frisch geborener Sohn Oliver ist endlich da und ein absolutes Wunschkind – doch der Weg bis dahin war für die 33-Jährige beschwerlicher als für andere. Denn mehrere vorangegangene Fehlgeburten und ein erhöhter Blutdruck machten ihre Schwangerschaft zu einer Risikoschwangerschaft. Dass sie und ihr kleiner Sohn wohlauf sind, liegt auch an der besonderen Versorgung und engmaschigen Betreuung seit der Frühschwangerschaft: Antje Bornemann ist eine von mittlerweile über 100 Teilnehmerinnen im so genannten „Feto-Neonatalen Pfad“, den das Uniklinikum Jena (UKJ) gemeinsam mit dem Uniklinikum Dresden im vergangenen Jahr ins Leben gerufen hat. 

Bei diesem Versorgungsangebot werden Schwangere mit einem erhöhten Risiko für eine Präeklampsie oder ein vermindertes Wachstum des Kindes intensiv betreut und begleitet, von der Frühschwangerschaft bis zum vollendeten ersten Lebensjahr des Kindes, und das interdisziplinär von ihren Frauenärzten, Pränatalmedizinern, Neonatologen, Kinderärzten und Psychologen. 

Im Pfad werden die Schwangeren und deren Kinder sowohl in den Arztpraxen als auch in den Kliniken ambulant und stationär koordiniert betreut.

Und so kam auch Antje Bornemann während ihrer Schwangerschaft regelmäßig ans UKJ, nachdem ihre Frauenärztin sie als mögliche Teilnehmerin für den Versorgungspfad dorthin überwiesen hatte. Das ist ein wichtiger Baustein des Versorgungskonzepts, denn üblicherweise sind es die behandelnden Frauenärzte, die ihre Patientinnen von Beginn der Schwangerschaft an betreuen und beurteilen, ob ein Risiko für eine Präeklampsie bestehen könnte. Das Screening auf Schwangerschaftskomplikationen / Präeklampsie am UKJ gab dann Gewissheit: Antje Bornemann gehört zur Risikogruppe und kann damit in den Versorgungspfad aufgenommen werden. Von nun an kümmerte sich Dr. Susanne Dargel regelmäßig um die schwangere Antje Bornemann. Anfangs kam sie alle vier Wochen zur Untersuchung ans UKJ, ab der 25. Schwangerschaftswoche dann alle zwei Wochen. „Da lernt man sich ganz gut kennen und geht gemeinsam durch Höhen und Tiefen“, beschreibt es Dr. Susanne Dargel. Neben speziellen Blut- und Ultraschalluntersuchungen gehört zum Feto-Neonatalen Pfad auch das Angebot psychologischer Betreuung. Dafür ist Antje Bornemann besonders dankbar. „Mir haben die Gespräche mit der Psychologin sehr geholfen und Halt gegeben“, erklärt sie. „Auf der einen Seite habe ich mich unendlich gefreut, endlich schwanger zu sein. Auf der anderen Seite waren da immer diese Ängste, dass doch etwas schief gehen könnte.“ Es ging nichts schief. Oliver wurde am 12. Februar um 11.51 Uhr per Kaiserschnitt auf die Welt geholt, 51 Zentimeter groß, 3,4 Kilogramm schwer und vor allem: gesund.

Seit Januar 2020 können Schwangere am UKJ in den Feto-Neonatalen Pfad für die Modellregion Ostthüringen aufgenommen werden. 

Von den über 100 bisherigen Teilnehmerinnen wurde schon gut die Hälfte der Frauen entbunden. 

Jedes dritte Kind wird – wie es das Versorgungskonzept vorsieht – weiter durch Kinderärzte engmaschiger betreut, denn auch für die Kinder selbst stehen vertiefte U-Untersuchungen auf dem Programm. 

„Daran sieht man, dass eine solche strukturierte Vorsorge eine große Chance für Mutter und Kind bietet“, sagt Professor Ekkehard Schleußner, Direktor der Klinik für Geburtsmedizin am UKJ. 

Mit der intensiven Betreuung können wir Risiken für Mutter und Kind frühzeitig erkennen und so mögliche Komplikationen verhindern.“

Der Pfad wird vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses mit fast fünf Millionen Euro gefördert. 

Bis 2023 werden Schwangere und ihre Kinder in den beiden Modellregionen Ostthüringen und Ostsachsen in dem neuen Pfad betreut, danach folgt eine Evaluationsphase. 

Voraussetzung für den Erfolg des Projekts ist eine enge Zusammenarbeit von Krankenkassen, Kassenärztlicher Vereinigung und niedergelassenen Ärzten mit den beiden Perinatalzentren am UKJ und am Uniklinikum Dresden.

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Prof. Dr. Ekkehard Schleußner
Klinik für Geburtsmedizin, Universitätsklinikum Jena
EW-Mail: ekkehard.schleussner@med.uni-jena.de

Katrin Bogner Universitätsklinikum Jena

Bachstraße 18
07743 Jena
Deutschland
Thüringen

Dr. Uta von der Gönna
Telefon: 03641/ 9391108
Fax: 03641/ 9391102
E-Mail-Adresse: pr-dekanat@med.uni-jena.de


 

PD Dr. Michael Sigal: Die Schleimhautzellen des Körpers - Gastrointestinale Besschwerden

Medizin am Abend Berlin - MaaB-Fazit: Wie das Immunsystem SARS-CoV-2 den Weg ebnet

  • Mit antiviralen Botenstoffen will das Immunsystem SARS-CoV-2 eigentlich bekämpfen. 
 
Ein Forschungsteam von Charité und MDC hat nun gezeigt, wie ein solcher Botenstoff die Vermehrung des Virus begünstigen kann. 
 
Die Ergebnisse sind im Fachjournal EMBO Molecular Medicine veröffentlicht. 
 Nach einer Behandlung mit IFN-ƴ lokalisieren sich die Zellkerne (blau) der Epithelzellen am basalen (äußeren) Rand der Organoide. Damit geht eine verstärkte Produktion des Rezeptors ACE2 einher, den SARS-CoV-2 als Einstiegspforte in die Zellen nutzt.
 Nach einer Behandlung mit IFN-ƴ lokalisieren sich die Zellkerne (blau) der Epithelzellen am basalen (äußeren) Rand der Organoide. Damit geht eine verstärkte Produktion des Rezeptors ACE2 einher, den SARS-CoV-2 als Einstiegspforte in die Zellen nutzt.AG Sigal, MDC/Charité

Die meisten Menschen, die SARS-CoV-2 infiziert, können die Erkrankung zu Hause auskurieren – auch wenn es bei ihnen sehr belastende Krankheitsverläufe gibt. 

Ein Teil hat gar keine Symptome. 

Doch etwa zehn Prozent der Betroffenen sind so schwer erkrankt, dass sie im Krankenhaus behandelt werden müssen.  

Die Annahme, dass hinter einem schweren Verlauf ein schwaches Immunsystem steckt, greift zu kurz.

Denn gerade bei kritischen Verläufen arbeitet das Immunsystem unter Hochdruck, schafft es aber nicht, das Virus zu kontrollieren.

Eine Berliner Forschungsgruppe konnte nun beobachten, wie SARS-CoV-2 einen Verteidigungsmechanismus des Immunsystems nutzt, um verstärkt Schleimhautzellen des Körpers zu entern und sich dort zu vermehren. Ihre Studie ist gerade im Fachjournal EMBO Molecular Medicine erschienen. „Damit können wir möglicherweise einen Teil der Erklärung dafür liefern, warum bei manchen Menschen das Immunsystem Schwierigkeiten hat, die Infektion zu regulieren oder gar zu besiegen“, sagt Dr. Julian Heuberger, Wissenschaftler an der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Hepatologie und Gastroenterologie der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Er ist Erstautor der Studie und Mitglied einer Emmy-Noether-Arbeitsgruppe von PD Dr. Michael Sigal an der Charité und dem Berliner Institut für Medizinische Systembiologie (BIMSB), das zum Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) gehört. Für die Untersuchung kooperierte die Arbeitsgruppe mit Forschenden des Max-Planck-Instituts (MPI) für Infektionsbiologie, der Freien Universität Berlin und der Universität Hongkong.

SARS-CoV-2 nutzt Verteidigungsmechanismus als Eintrittspforte

Eigentlich läuft im menschlichen Körper ein sehr effektives Verteidigungsprogramm gegen Eindringlinge ab, das auf dem Zusammenspiel verschiedener Immunzellen basiert. Eine wichtige Rolle spielen dabei die T-Zellen: Stoßen Sie im Organismus auf Viren, zerstören sie die befallenen Zellen. 

Außerdem schütten sie den Botenstoff Interferon-Gamma (IFN-ƴ) aus. IFN-ƴ bekämpft einerseits Infektionskeime. 

Andererseits ruft es weitere Immunzellen auf den Plan.

Heuberger und seine Mitstreiter*innen haben nun gezeigt, wie SARS-CoV-2 diesen IFN-ƴ -vermittelten Schutzmechanismus in sein Gegenteil verkehren kann. 

Denn neben den Immunzellen reagieren auch die Schleimhautzellen des Körpers auf IFN-ƴ, indem sie mehr ACE2-Rezeptoren ausbilden. 

SARS-CoV-2 benötigt diese ACE2-Rezeptoren als Einstiegspforte in die Zellen. 

  • Infizierte Zellen wiederum bilden mehr ACE2. Sowohl die IFN-ƴ-Antwort der Epithelzellen als auch das Virus selbst bewirken also eine verstärkte SARS-CoV-2-Infektion.


Zelldifferenzierung im Dickdarm-Organoid beobachtet

SARS-CoV-2-infizierte Patienten zeigen teilweise gastrointestinale Beschwerden

Um die Immunkaskade in den Darmzellen beobachten zu können, hat Heuberger Organoide des menschlichen Dickdarms kultiviert. Ein Organoid ist eine Art Mini-Organ in der Petrischale, kaum so groß wie ein Stecknadelkopf. Die Dickdarm-Organoide basieren auf Zellen, die aus Darmbiopsien stammen. Sie wachsen in dreidimensional angeordneten Einheiten und bilden die Physiologie der Schleimhautzellen des menschlichen Darmtraktes ab. „Diese Dickdarm-Organoide sind ein sehr hilfreiches Werkzeug“, unterstreicht Heuberger, „wir können damit das komplexe Zusammenspiel verschiedener Signalwege erforschen, die die Zelldifferenzierung von der Stammzelle bis zur spezialisierten Epithelzelle kontrollieren.“

Die Wissenschaftler*innen haben die gezüchteten Darmzellen zunächst mit IFN-ƴ behandelt, um die Immunreaktion des Körpers zu simulieren. Dann haben sie die Organoide mit SARS-CoV-2 infiziert. Mithilfe eines Laser-Scanning-Mikroskops – das ist ein spezielles Lichtmikroskop, das eine Probe Punkt für Punkt scannt – und Genexpressionsanalysen konnten sie in den Organoiden eine vermehrte ACE2-Expression messen. Daneben wies eine quantitative PCR eine gesteigerte Virusproduktion nach.

  • Das heißt: 
  • Mehr IFN-ƴ bedeutet mehr ACE2. 
  • Mehr ACE2 bedeutet, dass mehr Viren in die Zellen eindringen können. 
  • Je mehr Viren in die Zellen gelangen, umso mehr Viren werden gebildet. 
  • So ebnen die Immunantwort und die Reaktion der Oberflächenzellen auf die Infektion SARS-CoV-2 den Weg.


Überschießende IFN-ƴ-Antwort medikamentös ausbalancieren


„Wir nehmen an, dass eine starke Immunantwort die Anfälligkeit von Schleimhautzellen für SARS-CoV-2 erhöhen kann“, sagt der Leiter der Studie PD Dr. Michael Sigal. 

Er leitet an der Charité und am MDC die Arbeitsgruppe „Gastrointestinale Barriere, Regeneration und Karzinogenese“ und ist als Gastroenterologe an der Charité tätig. 

Wenn die IFN-ƴ-Konzentration von vornherein höher ist oder die Infektion eine sehr überschießende Produktion von IFN-y triggert, haben es die Viren vermutlich leichter, in die Zellen einzudringen.“ 

Unter welchen Bedingungen das tatsächlich passiert, muss allerdings erst in klinischen Studien untersucht werden.

Die Ergebnisse der Studie tragen die Idee eines Behandlungsansatzes bei schweren COVID-19-Verläufen in sich, sagt Heuberger: 

„Eine mögliche Strategie könnte darin bestehen, die IFN-ƴ-Antwort medikamentös auszubalancieren.“ 

Allerdings müssten dafür zunächst die Mechanismen, die der IFN-ƴ-Antwort zugrunde liegen, sehr genau analysiert werden.

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PD Dr. Michael Sigal
Leiter der AG „Gastrointestinale Barriere, Regeneration und Karzinogenese“
Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC)
Charité – Universitätsmedizin Berlin
E-Mail: michael.sigal@mdc-berlin.de

Jana EJ Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft

Robert-Rössle-Str. 10
13125 Berlin
Deutschland
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Jutta Kramm
Telefon: 030-9406-2140
E-Mail-Adresse: jutta.kramm@mdc-berlin.de

Jana Schlütter
Telefon: 030-9406-2121
E-Mail-Adresse: jana.schluetter@mdc-berlin.de

Jana EJ
E-Mail-Adresse: jana.ehrhardt-joswig@mdc-berlin.de
Originalpublikation:

Julian Heuberger et al. (2021): „Epithelial response to IFN-γ promotes SARS-CoV-2 infection“, EMBO Molecular Medicine, DOI: 10.15252/emmm.202013191


Prof. Dr. Stefanie Jungmann: Stress und Belastung im Alltag - Ihre Studieneinladung - Nehmen Sie teil...

Medizin am Abend Berlin - Maab-Fazit: Teilnehmerinnen und Teilnehmer gesucht: Studie zu Auswirkungen der zweiten Corona-Welle

Die deutschlandweite Online-Studie der Johannes Gutenberg Universität Mainz, der Universität Witten/Herdecke sowie des Psychotraumazentrums am Bundeswehrkrankenhaus Berlin untersucht Stress und Belastung im Alltag

Das Psychologische Institut der Johannes Gutenberg Universität Mainz (JGU), die Fakultät für Gesundheit der Universität Witten/Herdecke (UW/H) und das Psychotraumazentrum der Bundeswehr am Bundeswehrkrankenhaus Berlin hatten zu Beginn der Pandemie im Jahr 2020 die Online-Befragung „Stress und Belastungen während der COVID-19 Pandemie“ initiiert. 

Aufgrund der weiter anhaltenden angespannten Lage und den damit einhergehenden weitreichenden Einschränkungen für die Bevölkerung untersuchen die Forscherinnen und Forscher nun erneut die Auswirkungen auf den Alltag der Menschen während der zweiten Welle der Pandemie.

Insbesondere die Auswirkungen des langanhaltenden, harten Lockdowns führen bei vielen zu Ausnahmezuständen, in denen Stress, Gefühle der Ohnmacht und der Unsicherheit vorherrschend sind. 

  • Die verminderten sozialen Kontakte, die geschlossene Gastronomie, der geschlossene Einzelhandel und die fehlenden Möglichkeiten, Hobbies und dem gewohnten Alltagsleben nachzugehen, führen in großen Teilen der Bevölkerung zu anhaltendem Stress und enormen sozialen, persönlichen wie auch finanziellen Belastungen. 

„Die Pandemie vermindert sehr deutlich spürbar unsere Lebensqualität, und aus diesem Grund hat die Erforschung der Auswirkungen der Pandemie auf die Menschen eine hohe Priorität“, sagt Prof. Dr. Martina Piefke von der UW/H. 

„Wir möchten durch unsere Studie ein Bild davon gewinnen, welche Probleme die Menschen in Deutschland durch die COVID-19-Pandemie haben und wie wir die politischen Entscheidungsträgerinnen und -träger beraten können im Hinblick auf ein Management zukünftiger Pandemien, das die Bedürfnisse und Probleme der Menschen optimal berücksichtigt. 

Besonders wichtig ist es daher auch, nun in dieser harten Lockdown-Phase möglichst viele Menschen aus ganz unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen als Teilnehmerinnen und Teilnehmer für die Studie zu gewinnen, damit wir uns einen detaillierten Gesamteindruck der Auswirkungen der zweiten Welle der Pandemie auf die Menschen in Deutschland verschaffen können. 

Wir laden daher alle Personen über 16 ein, an der Studie teilzunehmen, egal, ob sie sich infiziert haben mit dem Virus oder nicht.“

„Die Studie beschäftigt sich weiterhin mit der Frage, was die Allgemeinbevölkerung über die COVID-19-Pandemie beziehungsweise das Coronavirus denkt und welche gesundheitlichen Begleiterscheinungen und Auswirkungen mit der Pandemie verbunden sind“, ergänzt Jun.-Prof. Dr. Stefanie Jungmann von der JGU. „Bislang liegen zu diesem ganz erheblich die Lebensqualität der Menschen in Deutschland betreffenden Thema nur wenige Daten vor.“

Oberstarzt Dr. Gerd Willmund vom Psychotraumazentrum des Bundeswehrkrankenhauses Berlin verdeutlicht noch einmal das zentrale Ziel der Studie: „Uns interessiert, wie wir Sorgen und Nöten, aber auch Langzeiteffekten begegnen können, um die Menschen noch besser in dieser herausfordernden Situation zu unterstützen.“

Die Umfrage richtet sich an alle Personen, die mindestens 16 Jahre alt sind. 

Es dürfen Personen mit und ohne COVID-19 Infektion teilnehmen. 

Die Bearbeitungsdauer beträgt circa 20 Minuten. 

Eine Teilnahme ist bis zum 30. April 2021 möglich. 

Bei Interesse kann zudem an einer zweiten, zehnminütigen Befragung acht Wochen später teilgenommen werden.

Diese zweite Befragung hat das Ziel, die Wahrnehmung und Auswirkungen der Pandemie über die Zeit zu untersuchen. Als Aufwandsentschädigung werden jeweils Einkaufsgutscheine verlost. 

Die Studie ist über den Link https://www.soscisurvey.de/COVID19_Stress zu erreichen.

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Frau Jun.-Prof. Dr. Stefanie Jungmann
Abteilung für Klinische Psychologie, Psychotherapie und Experimentelle Psychopathologie
Psychologisches Institut
Johannes-Gutenberg-Universität Mainz
55122 Mainz
Tel. +49 6131 39-39201
E-Mail: jungmann@uni-mainz.de
https://klipsy.uni-mainz.de/abteilungsmitglieder/jungmann/
E-Mail für Studienangelegenheiten: Studie-Klinische-Psychologie@uni-mainz.de

Univ.-Prof. Dr. Martina Piefke,
Frau Lena Goldschmidt (B.Sc. Psychologie),
Frau Ronja Rogalka (M.Sc. Psychologie)
Herr Vincent Nin (B.Sc. Psychologie)
Fakultät für Gesundheit
Universität Witten/Herdecke
Alfred-Herrhausen-Str. 50
58448 Witten
E-Mail: Studie-Klinische-Psychologie@uni-mainz.de

Oberstarzt Dr. med. Gerd Willmund
Bundeswehrkrankenhaus Berlin
Klinik VI - Psychiatrie und Psychotherapie
Forschungssektion VI B
Scharnhorststr. 13
10115 Berlin

Jan Vestweber, jan.vestweber@uni-wh.de oder 02302 / 926-946

Alfred-Herrhausen-Str. 50
58448 Witten
Deutschland
Nordrhein-Westfalen

Weitere Links:
https://www.soscisurvey.de/COVID19_Stress/ - Link zur Studie


https://klipsy.uni-mainz.de/2020/07/21/covid-19_pandemie_stress/

Webseite mit Informationen zur Studie

Über uns:
Die Universität Witten/Herdecke (UW/H) nimmt seit ihrer Gründung 1982 eine Vorreiterrolle in der deutschen Bildungslandschaft ein: Als Modelluniversität mit rund 2.700 Studierenden in den Bereichen Gesundheit, Wirtschaft und Kultur steht die UW/H für eine Reform der klassischen Alma Mater. Wissensvermittlung geht an der UW/H immer Hand in Hand mit Werteorientierung und Persönlichkeitsentwicklung.

Witten wirkt. In Forschung, Lehre und Gesellschaft.

www.uni-wh.de / blog.uni-wh.de / #UniWH / @UniWH 


Prof. Dr. med. Matthias M. Weber: Vitamin D-Spiegel - fettlösliche Vitamine - Ausscheidung nicht mit dem Urin

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: DGE: Vitamin D bei COVID-19? Fachgesellschaft empfiehlt für Risikopatienten Kompromiss

  • Viele Untersuchungen haben gezeigt, dass schwer an COVID-19 Erkrankte einen niedrigen Vitamin D-Spiegel haben. 

Dies führt zur Diskussion, ob die vorsorgliche Einnahme des Sonnenvitamins vor der Krankheit schützen könne. 

Eine Vitamin D-Gabe alleine zur COVID-19-Infektionsprophylaxe oder -therapie ist derzeit jedoch nicht angebracht, sagt die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) in einer aktuellen Stellungnahme.

Die wissenschaftliche Beweislage sei hierfür nicht ausreichend. 

Die DGE weist zudem darauf hin, dass ein Zuviel des Vitamins auch schädlich sein könne. 

Bis belastbare Studien vorliegen, empfiehlt die Fachgesellschaft einen Kompromiss: 

Zur Sicherstellung einer ausreichenden Vitamin D-Versorgung rät sie für Risikogruppen die Einnahme von 400-1000 IE pro Tag des Vitamins an.  

Dazu gehören Ältere, Bewohner von Pflegeeinrichtungen und chronisch kranke Menschen, die sich nur selten im Freien aufhalten. 

Mit diesem Vorgehen nutze man mögliche, bisher jedoch nicht eindeutig belegte Vorteile, ohne das Risiko potenzieller Nachteile einer Überdosierung in Kauf zu nehmen.

  • Vitamin D ist eigentlich ein Hormon, welches unter dem Einfluss von Sonnenlicht in der Haut gebildet wird und das an zahlreichen Prozessen im Körper beteiligt ist. 

Unter anderem ist es unverzichtbar für gesunde Knochen. 

  • Manche Studien lieferten Hinweise, dass Vitamin D möglicherweise respiratorischen Erkrankungen wie Lungenentzündungen vorbeugt und auch wichtig für die Herz-Kreislauf-Gesundheit ist. 

Ebenso gab es Anzeichen, dass es das Risiko für Diabetes und einige Krebsarten senken könnte. 

In den bisherigen Behandlungsstudien waren diese Effekte im Vergleich zu einem Scheinmedikament (Placebo) jedoch nicht eindeutig zu belegen. 

„Da die Datenlage nicht eindeutig ist, können bislang auch keine klaren Empfehlungen im Hinblick auf eine Vitamin D-Behandlung für diese Einsatzgebiete gegeben werden“, fasst Professor Dr. med. Matthias M. Weber, Mediensprecher der DGE zusammen. 

  • Hinzu komme ein von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlicher Stoffwechselweg von Vitamin D im Körper: 

„Dieser Umstand könnte auch die teils widersprüchlichen Studienergebnisse erklären“, so Weber, der Leiter des Schwerpunkts Endokrinologie und Stoffwechselerkrankungen am Universitätsmedizin Mainz ist.

Verschärft wurde diese Diskussion zuletzt durch die Corona-Pandemie. 

Zahlreiche Studien zeigen niedrige Vitamin D-Spiegel bei schwereren Verläufen von COVID-19.

„Dies lässt die Rufe nach einer vorsorglichen Vitamin D-Einnahme immer lauter werden“, so Weber. 

  • Doch die klinischen Studien zum Einfluss von Vitamin D bei COVID-19 sind hauptsächlich Beobachtungsstudien und damit aus wissenschaftlicher Sicht nicht ausreichend beweiskräftig. 

„Sie zeigen lediglich, dass zwei Ereignisse zusammen auftreten, aber nicht, dass das eine die Ursache des anderen ist“, sagt Weber. So weisen auch häufig Patienten, die an anderen Krankheiten leiden, einen niedrigen Vitamin D-Spiegel auf. „Es gibt viele plausible Erklärungen dafür, dass eine schwere Krankheit niedrige Vitamin D-Spiegel zur Folge haben kann“, so Weber. Damit sei auch erklärt, warum die Gabe von Vitamin D keinen Erfolg bei der Behandlung dieser Krankheit mit sich bringt, meint er. Um eine Empfehlung zur Vitamin D-Gabe abzuleiten, brauche es daher weitere große Placebo-kontrollierte, klinische Studien.

Denn ein Zuviel an Vitamin D könne auch schaden.  

  • „Es gehört zur kleinen Gruppe der fettlöslichen Vitamine. 
  • Diese werden nicht mit dem Urin ausgeschieden, wenn ein Zuviel vorhanden ist. 

Vielmehr sammeln sie sich im Körper an“, erklärt Professor Dr. med. Helmut Schatz, ehem. Direktor der Medizinischen Klinik am Universitätsklinikum Bergmannsheil der Ruhr-Universität Bochum und Vorstandsmitglied der DGE. 

  • Ein Überschuss an Vitamin D könne neben Übelkeit und Erbrechen auch Nierensteine und Nierenschäden auslösen. 

Des Weiteren habe eine aktuelle Studie Hinweise dafür erbracht, dass Vitamin D-Gaben von mehr als 1000 IE/D sogar einen negativen Effekt mit erhöhtem Sturzrisiko bei älteren, gebrechlichen Menschen bewirken könnten (Appel et al., 2021).

„Gesichert ist jedoch, dass das Vermeiden von Vitamin D-Mangelzuständen besonders bei Risikopatienten hilfreich ist. 

Dies erreichen wir bereits durch Dosierungen von 400-1000 IU/Tag“, so Professor Dr. med. Günter Stalla, Präsident der DGE vom Medizinischen Versorgungszentrum Medicover Neuroendokrinologie in München. 

Weiterhin gelte: 

Zur Stärkung der Abwehrkräfte und der allgemeinen Gesundheit sind eine vollwertige und nicht zu üppige Ernährung und vor allem regelmäßige Bewegung im Freien wirksam. 

“So lassen sich - insbesondere in den Sommermonaten - auch nebenbei die Vitamin D Spiegel auf natürliche Weise auffüllen“, fügt Stalla hinzu.

  • „Die bisherige Datenlage rechtfertigt bis auf Weiteres keine hochdosierte Gabe von Vitamin D als Prophylaxe von COVID-19 bei der Allgemeinbevölkerung außerhalb der wissenschaftlich gesicherten Einsatzgebiete“, fasst Stalla zusammen. 
  • Darunter falle auch die routinemäßige Bestimmung der Vitamin D-Spiegel auf Kosten der Krankenkassen.


Die vollständige Stellungnahme der DGE zur Rolle von Vitamin D in der Corona-Pandemie ist auf der Website der DGE abrufbar:

https://www.endokrinologie.net/aktuelles-details/stellungnahme-vitamin-d-corona-...

Quellen:

Appel L, Michos ED, Christine M. Mitchell CM et al. The Effects of Four Doses of Vitamin D Supplements on Falls in Older Adults. A Response-Adaptive, Randomized Clinical Trial Ann Intern Med. 2021 doi:10.7326/M20-3812

Endokrinologie ist die Lehre von den Hormonen, Stoffwechsel und den Erkrankungen auf diesem Gebiet. Hormone werden von endokrinen Drüsen – zum Beispiel Schilddrüse oder Hirnanhangdrüse, aber auch bestimmten Zellen in Hoden und Eierstöcken – „endokrin“ ausgeschüttet, das heißt nach „innen“ in das Blut abgegeben. Im Unterschied dazu geben „exokrine“ Drüsen wie Speichel- oder Schweißdrüsen ihre Sekrete nach „außen“ ab.

Terminhinweis:

64. Deutscher Kongress für Endokrinologie, 3. bis 5. März 2021 (Online-Veranstaltung)
Kongressmotto: „Von Seltenem und Häufigem“
http://www.dge2021.de

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Dr. Carolin Reichert: Zehn Tage Koffeinentzug - graue und weisse Substanz des Gehirns (Kaffee, Cola, Engergy-Drinks)

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Regelmässiger Koffeinkonsum verändert Hirnstrukturen

Kaffee, Cola oder Energy-Drink: 

Koffein ist die weltweit am meisten konsumierte psychoaktive Substanz. 

Forschende der Universität Basel zeigen nun in einer Studie, dass die regelmässige Koffeinzufuhr die graue Substanz des Gehirns verändert. 

Der Effekt scheint aber temporär.

Keine Frage, Koffein hilft den meisten, sich wacher zu fühlen. 

Am Abend konsumiert kann es jedoch den Schlaf stören. 

Schlafentzug wiederum wirkt sich auf die graue Substanz des Gehirns aus, wie frühere Studien gezeigt haben. 

Kann also regelmässiger Koffeinkonsum durch schlechteren Schlaf Hirnstrukturen verändern? 

Dieser Frage wollte ein Forschungsteam um Dr. Carolin Reichert und Prof. Dr. Christian Cajochen von der Universität Basel und den Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel in einer Studie nachgehen.

Die Antwort entpuppte sich als Überraschung: 

Das im Rahmen der Studie eingenommene Koffein führte bei den Probanden zwar nicht zu schlechterem Schlaf. 

Veränderungen an der grauen Substanz stellten die Forschenden aber dennoch fest, wie sie im Fachjournal «Cerebral Cortex» berichten.  

  • Als graue Substanz bezeichnet man Teile des zentralen Nervensystems, die vorwiegend aus den Zellkörpern der Nervenzellen bestehen, während die weisse Substanz mehrheitlich aus den Leitungsbahnen, den langen Fortsätzen der Nervenzellen bestehen.


An der Studie nahmen 20 junge, gesunde Personen teil, die auch im Alltag regelmässig Kaffee tranken. 

Sie bekamen zweimal zehn Tage lang Tabletten zur Einnahme und sollten in dieser Zeit auf jede sonstige Koffeinzufuhr verzichten. Im einen Studienzeitraum erhielten sie Tabletten mit Koffein, im anderen Tabletten ohne Wirkstoff (Placebo). Jeweils zum Ende der zehn Tage bestimmten die Forschenden das Volumen der grauen Substanz der Probanden durch Hirnscans. 

Ausserdem beobachteten sie die Schlafqualität der Teilnehmenden im Schlaflabor durch Hirnstrommessungen (EEG).

Keine Einbussen beim Schlaf, aber bei grauer Substanz

Der Vergleich der Daten zeigte, dass die Teilnehmenden gleich tief schliefen, egal ob sie Koffeintabletten oder das Placebo eingenommen hatten. 

Aber bei der grauen Substanz zeigte sich ein deutlicher Unterschied, je nachdem ob die Probanden Koffein oder das Placebo bekommen hatten. 

Nach zehn Tagen Placebo – also Koffeinabstinenz – fiel das Volumen der grauen Substanz grösser aus als nach der gleichen Zeitspanne mit den Koffeintabletten.

Besonders deutlich war der Unterschied im rechten medialen Temporallappen des Gehirns, inklusive des Hippocampus, einer Hirnregion, die zentral für die Gedächtniskonsolidierung ist

«Unsere Ergebnisse bedeuten nicht zwingend, dass Koffeinkonsum negative Auswirkungen auf das Gehirn hat», betont Reichert, «aber offensichtlich verändert der alltägliche Koffeinkonsum unsere kognitive Hardware, was zumindest Anlass für weitere Studien geben sollte.» Die Gesundheitseffekte von Koffein seien bisher hauptsächlich in Patientenstudien untersucht worden, über die Auswirkungen auf Gesunde gebe es noch Forschungsbedarf.

Hinzu kommt, dass Koffein zwar das Volumen an grauer Substanz zu reduzieren scheint. 

Doch bereits nach zehn Tagen Koffeinentzug hatte es sich bei den Probanden wieder deutlich regeneriert. 

«Die Veränderungen der Hirnmorphologie scheinen also temporär. 

Aber systematische Vergleiche zwischen Kaffeetrinkern und Personen, die üblicherweise kein oder nur wenig Koffein konsumieren, fehlen bisher», so Reichert.

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Dr. Carolin Reichert, Universität Basel, Transfakultäre Forschungsplattform, Division of Cognitive Neuroscience; Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel, Zentrum für Chronobiologie, Tel. +41 61 325 5508, E-Mail: carolin.reichert@unibas.ch

Dr. Angelika Jacobs Universität Basel

Petersgraben 35, Postfach
4001 Basel
Schweiz
Basel-Stadt

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Dr. Angelika Jacobs
Telefon: +41 61 207 63 04
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Originalpublikation:

Yu-Shiuan Lin, Janine Weibel, Hans-Peter Landolt, Francesco Santini, Martin Meyer, Julia Brunmair, Samuel M. Meier-Menches, Christopher Gerner, Stefan Borgwardt, Christian Cajochen, Carolin Reichert
Daily Caffeine Intake Induces Concentration-Dependent Medial Temporal Plasticity in Humans:
A multimodal double-blind randomized-controlled trial
Cerebral Cortex 2021, doi: 10.1093/cercor/bhab005