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Vorstufen-Früherkennung: Prostatakarzinom in der Familie

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Prostatakrebs-Risiko: Die Rolle der Verwandten

Erkranken Vater oder Bruder an einem Prostatakarzinom, hat auch der Sohn oder Bruder ein erhöhtes Risiko für diese Krebsart. 

Ob dies auch gilt, wenn bei Verwandten Krebsvorstufen entdeckt werden, war bisher noch nicht bekannt. 

Jetzt haben Wissenschaftler die Daten von über sechs Millionen Männern ausgewertet, um herauszufinden, wie hoch das Risiko für Prostatakrebs in diesem Fall ist. 

Forscher des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) und am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg konnten zeigen, dass das Risiko für Prostatakrebs auch bei Vorstufen ähnlich erhöht ist. 

Dies sollte bei Beratungen zur Früherkennung miteinfließen. 
 

Prostatakrebs ist in Deutschland mittlerweile der häufigste Krebs bei Männern und macht gut 20 Prozent aller Krebsneuerkrankungen des Mannes aus.

  • 10 Prozent aller Krebstodesfälle bei Männern gehen auf das Prostatakarzinom zurück - es liegt nach Lungen- und Darmkrebs an dritter Stelle der Krebstodesursachen. 

Weltweit ist Prostatakrebs die zweithäufigste Krebsart bei Männern und die fünfthäufigste Krebstodesursache.

  • Jedes Jahr erkranken hierzulande mehr als 58.000 Männer an diesem Krebs, mehr als 14.000 sterben jährlich daran.

Die Ursachen für Prostatakrebs sind noch wenig verstanden. Ein wichtiger Risikofaktor ist das Alter: 

90 Prozent aller Erkrankten sind älter als 60 Jahre, bei Unter-45-Jährigen wird er selten beobachtet.

Der stärkste Risikofaktor scheint nach mehreren Studien aber die Familiengeschichte zu sein. 


So sind invasive Prostatakarzinome bei Familienangehörigen der stärkste Risikofaktor, selbst an einem solchen Prostatakarzinom zu erkranken.

Ob auch bestimmte Vorstufen von Prostatakrebs - z. B. atypische mikroazinäre Proliferation (ASAP) oder prostatische intraepitheliale Neoplasie (PIN) - in der Familiengeschichte dieses Risiko erhöhen, wurde jetzt erstmals in einer großen Studie von Heidelberger Wissenschaftlern untersucht.

"Das ist die weltweit größte Kohortenstudie zu familiärem Prostatakrebs", sagt Mahdi Fallah, Leiter der Gruppe Risikoadaptierte Prävention in der Abteilung Präventive Onkologie des DKFZ und am NCT Heidelberg. Die Heidelberger Forscher haben in Kooperation mit Kollegen der Universität Lund die Daten von 6,3 Millionen nach 1931 geborenen schwedischen Männern und deren Eltern ausgewertet. Während des Studienzeitraums von 1958 bis 2015 erkrankten 238.196 Männer (3,8 Prozent) an einem invasiven Prostatakarzinom und 5.756 Männer (0,09 Prozent) an einer der untersuchten Vorstufen von Prostatakrebs.

"Unsere Auswertungen dieser weltweit größten Datenbank dieser Art zeigten:

Wenn bei Verwandten ersten Grades - also bei Vater oder Bruder - eine Vorstufe von Prostatakrebs auftritt, dann ist dies für Männer mit einem 1,7-fachen Risiko verbunden, selbst an einem invasiven Prostatakarzinom zu erkranken - im Vergleich zu Männern ohne Prostatakrebs oder Krebsvorstufen in der Familiengeschichte", berichtet Mahdi Fallah.

Dieses erhöhte Risiko für Prostatakrebs ähnelt dem von Männern, die Verwandte mit einem invasiven Prostatakarzinom haben: nämlich ein 2-fach erhöhtes Risiko.

Außerdem haben Männer mit einer Vorstufe von Prostatakrebs bei einem Verwandten ersten Grades ein 1,7-faches Risiko, an einem invasiven Prostatakarzinom zu sterben - auch im Vergleich zu Männern, die keine Verwandten mit Vorstufen von Prostatakrebs oder einem Prostatakarzinom haben. Ein etwas höheres Risiko für Prostatakrebs haben Männer, bei deren Verwandten Vorstufen schon im Alter von unter 60 Jahren entdeckt wurden - im Vergleich zu Männern, bei deren Verwandten Vorstufen in höherem Alter entdeckt wurden.

"Gibt es in der Familiengeschichte Vorstufen von Prostatakrebs, sind diese Tumorformen also genauso relevant wie invasive Formen von Prostatakrebs bei Verwandten - und zwar sowohl in Bezug auf das Auftreten von Prostatakrebs als auch auf die Sterblichkeit", erklärt Mahdi Fallah.

"Da die Familiengeschichte der stärkste bekannte Risikofaktor für Prostatakrebs ist, haben diese Studienergebnisse auch Auswirkungen auf die Prävention - nämlich auf die risikoangepasste Früherkennung von Prostatakrebs", ergänzt Elham Kharazmi, Ko-Leiterin der Studie und Wissenschaftlerin des DKFZ und am NCT Heidelberg.

Nicht nur Prostatakrebs, sondern auch Vorstufen davon in der Familiengeschichte sollten in die Beratung familiär belasteter Personen zur Früherkennung und in die Risikoeinschätzung miteinfließen.

Originalpublikation:
X. Xu, M. Fallah, Y. Tian, T. Mukama, K. Sundquist, J. Sundquist, H. Brenner, E. Kharazmi: Risk of invasive prostate cancer and prostate cancer death in relatives of patients with prostatic borderline or in situ neoplasia: A nationwide cohort study. Cancer 2020; https://doi.org/10.1002/cncr.33096


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Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg
Das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg ist eine gemeinsame Einrichtung des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), des Universitätsklinikums Heidelberg (UKHD), der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg und der Deutschen Krebshilfe. Ziel des NCT ist es, vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung möglichst schnell in die Klinik zu übertragen und damit den Patienten zugutekommen zu lassen. Dies gilt sowohl für die Diagnose als auch die Behandlung, in der Nachsorge oder der Prävention. Die Tumorambulanz ist das Herzstück des NCT. Hier profitieren die Patienten von einem individuellen Therapieplan, den fachübergreifende Expertenrunden, die sogenannten Tumorboards, erstellen. Die Teilnahme an klinischen Studien eröffnet den Zugang zu innovativen Therapien. Das NCT ist somit eine richtungsweisende Plattform zur Übertragung neuer Forschungsergebnisse aus dem Labor in die Klinik. Das NCT kooperiert mit Selbsthilfegruppen und unterstützt diese in ihrer Arbeit. Seit 2015 hat das NCT Heidelberg in Dresden einen Partnerstandort. In Heidelberg wurde 2017 das Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ) gegründet. Die Kinderonkologen am KiTZ arbeiten in gemeinsamen Strukturen mit dem NCT Heidelberg zusammen.

Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ)
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1.300 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können.
Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, interessierte Bürger und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.
Gemeinsam mit Partnern aus den Universitätskliniken betreibt das DKFZ das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) an den Standorten Heidelberg und Dresden, in Heidelberg außerdem das Hopp-Kindertumorzentrum KiTZ. Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), einem der sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ Translationszentren an sieben universitären Partnerstandorten. Die Verbindung von exzellenter Hochschulmedizin mit der hochkarätigen Forschung eines Helmholtz-Zentrums an den NCT- und den DKTK-Standorten ist ein wichtiger Beitrag, um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Krebspatienten zu verbessern.
Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD)
Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der bedeutendsten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international renommierten biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung innovativer Diagnostik und Therapien sowie ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 13.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und engagieren sich in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 klinischen Fachabteilungen mit fast 2.000 Betten werden jährlich rund 80.000 Patienten voll- und teilstationär und mehr als 1.000.000-mal Patienten ambulant behandelt. Gemeinsam mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum und der Deutschen Krebshilfe hat das Universitätsklinikum Heidelberg das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg etabliert, das führende onkologische Spitzenzentrum in Deutschland. Das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. Derzeit studieren ca. 3.700 angehende Ärztinnen und Ärzte in Heidelberg.

Männer - Darmspiegelung ab 50. Lebensjahr......

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Darmspiegelung schon ab 50 – vor allem für Männer

Ab dem Alter von 55 Jahren haben gesetzlich Krankenversicherte Anspruch auf eine Darmspiegelung zur Früherkennung von Darmkrebs. 

Eine gemeinsame Studie vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ), der AOK Baden-Württemberg, der Bosch BKK und MEDI Baden-Württemberg legt nun nahe, diese Altersgrenze zu senken: 
  • Die Untersuchung ist routinemäßig schon ab dem Alter von 50 sinnvoll – insbesondere für Männer.  
2002 wurde die Vorsorge-Darmspiegelung in das Krebs-Früherkennungsprogramm der gesetzlichen Krankenkassen aufgenommen. Ab dem Alter von 55 Jahren haben Versicherte Anspruch auf die Untersuchung, bei der eventuell entdeckte Krebsvorstufen sogleich entfernt werden können.  

Seither ist die Darmkrebs-Neuerkrankungsrate deutlich zurückgegangen – und zwar ausschließlich in der Altersgruppe, der das Screening angeboten wird. 

http://www.dkfz.de/de/presse/pressemitteilungen/2017/bilder/Darmkrebs.jpg
Quelle: Lutz Langbein, DKFZ“.BU: Dickdarmkrebs unter dem Fluoreszenzmikroskop

„In den ersten zehn Jahren haben mehr als vier Millionen Menschen an einer Vorsorge-Darmspiegelung teilgenommen.

Das hat nach unseren Berechnungen etwa 180.000 Darmkrebsfälle verhindert“, sagt Hermann Brenner vom Deutschen Krebsforschungszentrum. Der Heidelberger Präventionsexperte und seine Kooperationspartner suchen nach Möglichkeiten, diese Rate noch weiter zu verbessern.
  • Bei Menschen ohne familiäre Belastungen tritt Darmkrebs vor dem Alter von 50 Jahren äußerst selten auf. 
Danach steigt die Erkrankungsrate kontinuierlich an. Nationale und internationale Leitlinien empfehlen daher die Krebsvorsorge bereits ab 50 Jahren. „Durch die Zusammenarbeit mit der AOK Baden-Württemberg, der Bosch BKK und MEDI Baden-Württemberg hatten wir erstmals die Möglichkeit, an einer großen Bevölkerungsgruppe zu prüfen, welche Ergebnisse mit dem Angebot der Vorsorge-Darmspiegelung ab 50 Jahren zu erzielen sind“, so Brenner.

Insgesamt 84.726 Versicherte der AOK Baden-Württemberg im Alter zwischen 50 und 54 Jahren erhielten in den Jahren 2014 und 2015 eine persönliche Einladung zu einer Früherkennungs-Darmspiegelung. Eingeladen wurden ausschließlich Personen, die in den Jahren zuvor keine Darmspiegelung beansprucht hatten, nicht an Krebs erkrankt und in das Hausarzt- oder das Facharztprogramm der AOK eingeschrieben waren.

1,9 Prozent der Angeschriebenen leisteten der Einladung Folge. Bei den insgesamt 1396 Untersuchungen wurden in 6,8 Prozent der Fälle Darmkrebs oder Darmkrebsvorstufen, so genannte fortgeschrittene Adenome, entdeckt und abgetragen.

Die Untersuchung offenbarte einen deutlichen Unterschied zwischen den Geschlechtern:


  • Während bei nur 4,5 Prozent der Frauen dieser Altersgruppe Darmkrebs oder Vorstufen gefunden wurden, traten sie bei Männern mit 8,6 Prozent fast doppelt so häufig auf. 
  • Das heißt, die Ärzte entdeckten bei jeder zwölften Untersuchung von Männern zwischen 50 und 54 eine verdächtige Gewebeveränderung. 
  • Dagegen müssten bei Frauen dieser Altersgruppe 22 Darmspiegelungen durchgeführt werden, um einen relevanten Befund zu entdecken.

„Damit sind Darmkrebs und seine Vorstufen bei Männern dieser Altersgruppe sogar häufiger als bei den 55 bis 69-jährigen Frauen, bei denen die Darmspiegelung ganz selbstverständlich zum Krebsfrüherkennungsangebot gehört.

Das ist ein überzeugender Grund dafür, die Altersgrenze für die Vorsorge-Koloskopie zumindest bei Männern schon vom 50. Geburtstag an routinemäßig anzubieten“, ist das Fazit Hermann Brenners. 
  • Andere Länder, etwa Österreich, haben die Vorsorgeuntersuchung bereits ab 50 Jahren in ihr Krebsfrüherkennungsprogramm aufgenommen.
Seit 2017 ist ein Einladungsverfahren für die Früherkennung durch die Darmspiegelung ab dem Alter von 55 gesetzlich vorgesehen. Bundesweiter Vorreiter ist dabei seit Jahren das Facharztprogramm Gastroenterologie von AOK Baden-Württemberg und Bosch BKK. Dort wird das Einladungsschreiben bereits seit 2011 für Teilnehmer ab dem 55. Geburtstag und seit 2014 für Teilnehmer ab dem 50. Geburtstag umgesetzt.

Die Studienergebnisse bestätigen den Beteiligten die Richtigkeit des Weges:

„Es wird eindeutig belegt, wie unverzichtbar Früherkennung bei Darmkrebs gerade auch bei Jüngeren ist.

Wer an unserem Haus- und Facharztprogramm teilnimmt, kann die kostenlose Darmspiegelung bereits ab 50 Jahren in Anspruch nehmen.

Ich empfehle dies nachdrücklich“, so der Vorstandschef der AOK Baden-Württemberg, Dr. Christopher Hermann.

Hermann Brenner, Nadine Zwink, Leopold Ludwig, Michael Hoffmeister: Sollte die Vorsorgekoloskopie bereits ab 50 Jahren angeboten werden? Befunde eines landesweiten Modellprojekts und Ergebnisse einer randomisierten Interventionsstudie.
Deutsches Ärzteblatt 2017, 114(6): 94-100; DOI: 10.3238/arztebl.2017.0094

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Gebärmutterhals - langanhaltenden Infektion mit Papilloma-Viren (HPV)

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Molekularer Fingerabdruck überführt erneute Krebsvorstufen am Gebärmutterhals

In einer klinischen Beobachtungsstudie untersuchen Wissenschaftler des Universitätsklinikums Jena eine neue Methode zur Nachsorge nach der operativen Entfernung von Krebsvorstufen am Gebärmutterhals. 

Dabei nutzen sie charakteristische DNA-Stellen, die bei der Verschmelzung des krebsauslösenden humanen Papillomvirus mit dem menschlichen Erbgut entstehen, als individualisierten Biomarker für den Nachweis wiederauftretender Krebsvorstufen. 

Die ATLAS Biolabs GmbH ist Projektpartner in der multizentrischen Studie, in die ab Mai insgesamt 670 Patientinnen eingeschlossen werden sollen und die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit insgesamt 750.000 Euro gefördert wird. 

 Individualisierte Nachsorge: Wissenschaftler des Uniklinikums Jena testen den molekularen Fingerabdruck operativ entfernter Krebsvorstufen am Gebärmutterhals als Biomarker für das erneute Auftreten.
Individualisierte Nachsorge: Wissenschaftler des Uniklinikums Jena testen den molekularen Fingerabdruck operativ entfernter Krebsvorstufen am Gebärmutterhals als Biomarker für das erneute Auftreten.
Michael Szabo/Uniklinikum Jena
 
In Deutschland werden jährlich etwa 90.000 Frauen wegen Krebsvorstufen am Gebärmutterhals operiert. 
  •  Ob die von einer langanhaltenden Infektion mit Papilloma-Viren (HPV) verursachte Gewebeveränderung erneut auftritt, wird in der Nachsorge anhand von Zelluntersuchungen und des Tests auf Virus-DNA regelmäßig kontrolliert. 
  • Diese finden mit großer Sicherheit eine eventuelle erneute Krebsvorstufe, schlagen aber auch oft Alarm, wenn es sich um eine harmlose HPV-Neuinfektion handelt. 
Um den Patientinnen diese Verunsicherung und klärende Folgeuntersuchungen ersparen zu können, testen Jenaer Wissenschaftler jetzt in einer klinischen Studie einen molekulargenetischen Nachweis, der zwischen einer HPV-Neuinfektion und Zellveränderungen aufgrund der ursprünglichen Virusinfektion unterscheiden kann.

„Bei der Entstehung von Krebsvorstufen kommt es häufig zur Verschmelzung zwischen dem Virus-Genom und dem menschlichen Erbgut. 

Diese Virus-Integrationsstellen sind für jeden Infektionsfall einzigartig“, erklärt Prof. Dr. Matthias Dürst von der Universitätsfrauenklinik Jena die wissenschaftlichen Grundlagen des Verfahrens.

„Diese charakteristischen Spuren wollen wir wie einen Fingerabdruck nutzen und als molekularen Marker verwenden.“ Der Molekularbiologe leitet die klinische Studie mit deutschlandweit 14 Zentren.

In diesen sollen ab Mai 2016 etwa 670 Patientinnen in die Untersuchung aufgenommen werden, denen Krebsvorstufen am Gebärmutterhals entfernt werden mussten.
  • Bei diesen Patientinnen wird als individueller Biomarker die Integrationsstelle der Virus-DNA für die Zellen des entfernten Gewebes bestimmt, also der Fingerabdruck ihrer Krebsvorstufe. 
Matthias Dürst: „Das wird durch eine hochspezifische Anreicherungsmethode in Verbindung mit einer modernen Hochdurchsatz-Sequenzierung möglich, die am Deutschen Krebsforschungszentrum entwickelt wurde.“

Kooperationspartner hierfür ist die ATLAS Biolabs GmbH in Berlin und Köln. Im Verlauf von zwei Jahren werden dann die Befunde des normalen Nachsorgeprogramms, das die Patientinnen durchlaufen, verglichen mit dem Test auf diesen individuellen Biomarker. Ergibt dieser eine Übereinstimmung zwischen der entfernten Krebsvorstufe und dem Nachsorgeabstrich, so handelt es sich um ein erneutes Auftreten der Erkrankung.

Der Nachweis von HPV-DNA ohne passendes Integrationsmuster bedeutet eine Neuinfektion, die zunächst keine weitere operative Abklärung erfordern würde. „Auf diese Weise wollen wir künftig zahlreichen Frauen unnötige Aufregung und Operationen ersparen“, so Prof. Dr. Ingo Runnebaum, Direktor der Universitätsfrauenklinik Jena.

Die Klinik bietet Patientinnen mit Krebsvorstufen eine spezialisierte Dysplasie-Ambulanz an, die als erste in Deutschland von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert wurde. 

Im vergangenen Jahr wurden hier etwa 1800 Patientinnen betreut, mehr als 170 von ihnen mussten wegen einer schwergradigen Krebsvorstufe des Gebärmutterhalses operativ behandelt werden.

Das auf insgesamt vier Jahre angelegte Studienprojekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit insgesamt 750.000 Euro gefördert.

„Unser Ziel ist es, die diagnostische Genauigkeit des neuen molekularen Biomarkers zu belegen und den Test als individualisierte Krebsnachsorgemöglichkeit in der Klinik zu implementieren“, so Professor Dürst. Dr. Karsten R. Heidtke, Forschungsdirektor der ATLAS Biolabs GmbH, ergänzt:

„Dank des Technologietransfers und der interdisziplinären Zusammenarbeit können aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zügig in die Laborpraxis umgesetzt werden. Das ist ein vielversprechender Weg, neue innovative HPV-Prüfverfahren zu etablieren und zu erweitern“.


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Prof. Dr. Matthias Dürst
Funktionsbereich „Gynäkologische Molekularbiologie“, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Jena
Tel. 03641 9 33720
E-Mail: Matthias.Duerst[at]med.uni-jena.de
Dr. Uta von der Gönna Universitätsklinikum Jena

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