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Prof. Dr. Martin Fassnacht: Magenbypass bei Adipositas: Darmhormonhaushalt - bessere Sauerstoffaufnahme, Fitness und Lebensqualität

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Magenbypass bei Adipositas: Ein Drittel weniger Gewicht, bessere Lebensqualität und Leistungsfähigkeit

In der Würzburger Adipositas Studie (WAS) vergleicht ein interdisziplinäres Team am Universitätsklinikum Würzburg die Effekte einer Magenbypass-Operation gegenüber einer intensiven und psychotherapiegestützten Lebensstil-Intervention. 

  • Es ist weltweit die erste randomisierte Studie zur Adipositas-Chirurgie, in der als Endpunkte die kardiopulmonale Leistungsfähigkeit sowie die Lebensqualität definiert wurden. 

Die eindrucksvollen Ergebnisse wurden jetzt in der wissenschaftlichen Zeitschrift „Metabolism“ veröffentlicht. 

Heike Reidinger nahm im Rahmen der Würzburger Adipositas Studie (WAS) insgesamt 40 Kilogramm ab. Begleitet wurde sie von der Studienärztin Ann-Cathrin Koschker.

Heike Reidinger nahm im Rahmen der Würzburger Adipositas Studie (WAS) insgesamt 40 Kilogramm ab. Begleitet wurde sie von der Studienärztin Ann-Cathrin Koschker. Daniel Peter Daniel Peter / UKW

Der Leidensdruck von Menschen mit starkem Übergewicht ist groß. 

Neben der Stigmatisierung und eingeschränkten Lebensqualität kommen Begleiterkrankungen wie Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen hinzu. 

Eine so genannte bariatrische Chirurgie kann Erleichterung schaffen und das Gesamtüberleben verbessern. 

In der Würzburger Adipositas-Studie, kurz WAS, wurden die positiven Effekte einer Magenbypass-Operation auf die Lebensqualität und Herz-Lungen-Funktion gegenüber einer intensiven Lebensstil-Intervention nun erstmals randomisiert belegt. 

Die Ergebnisse hat das interdisziplinäre Studienteam des Uniklinikums Würzburg erwartet, aber spektakulär sei laut WAS-Team, dass diese erstmals formal belegt werden konnten.

Erste randomisierte Studie zur Adipositas-Chirurgie mit Endpunkten zur kardiopulmonalen Leistungsfähigkeit und Lebensqualität

„Zur Adipositas-Chirurgie gibt es nur eine Handvoll randomisierter Studien, da die Rekrutierung sehr schwierig ist“, berichtet Prof. Dr. Martin Fassnacht, Leiter des Lehrstuhls Endokrinologie und Diabetologie in der Universitätsmedizin Würzburg. „Entweder wollen die Patientinnen und Patienten die Operation unbedingt, oder sie lehnen sie aus Angst vor dem irreversiblen Eingriff und den damit verbundenen Lebensveränderungen ab. Da möchten nur wenige mittels Zufallsmechanismus einer Gruppe zugeordnet werden. Darüber hinaus muss bei jedem Studienteilnehmenden eine Indikation sowie eine Kostenzusage der Krankenkasse für einen bariatrischen Eingriff vorliegen.“ Unter anderem deshalb hat es eine randomisierte Studie zur Adipositas-Chirurgie mit den Endpunkten Lebensqualität und kardiopulmonaler Belastungsfähigkeit bisher noch nicht gegeben.

Man muss bereit sein für eine Roux-en-Y-Magenbypass Operation

Dr. Ann-Cathrin Koschker, Oberärztin der Endokrinologie am UKW, hat es geschafft, insgesamt 60 Patientinnen und Patienten mit schwerem Übergewicht für die Studie zu randomisieren und sie über viereinhalb Jahre in der Studie betreut. Die Mehrzahl der Studienteilnehmenden (88 %) war weiblich, der durchschnittliche BMI lag bei 48 (kg/m2). Nach einer sechs- bis zwölfmonatigen Vorlaufphase erhielten 22 Studienteilnehmende einen Roux-en-Y-Magenbypass (RYGB) und 24 eine psychotherapiegestützte Lebensstil-Intervention (PELI). 

Bei der nach dem Schweizer Chirurgen César Roux benannten Operationsmethode wird der Magen verkleinert und die Nahrung durch eine künstlich angelegte, Y-förmige Verbindung an großen Teilen des Magens und des Dünndarms vorbeigeleitet.
  • Als Folge des Eingriffs kann weniger Nahrung aufgenommen werden und der Darmhormonhaushalt ändert sich massiv.
„Bestimmte Nahrungsmittel wie Fleisch und Süßigkeiten werden dann oft nicht mehr gut vertragen“, erklärt Ann-Cathrin Koschker die „Nebenwirkungen“ eines Magenbypasses. „Nach einem Jahr vertragen zwar viele wieder vieles, aber eben nicht alle alles, und man weiß vorher nicht, zu welcher Gruppe man gehört. Man muss wirklich bereit sein für diese Umstellung.“
Von 136 kg auf 89 kg: fast 3 Wasserkästen, die man weniger mit sich herumträgt

WAS hat den beachtlichen Gewichtsverslust nach dem chirurgischen Eingriff noch einmal eindrucksvoll belegt. „Während die Teilnehmenden der PELI-Gruppe durch die Intervention mit ausführlicher Ernährungsberatung und engmaschiger psychotherapeutischer Begleitung immerhin im Schnitt 2 Kilogramm innerhalb eines Jahres abnahmen, verloren die Probandinnen und Probanden mit Magenbypass 34 Prozent ihres Körpergewichts“, schildert Ann-Cathrin Koschker. Im Schnitt waren die Teilnehmenden in der chirurgischen Gruppe 1,67 Meter groß, wogen zu Beginn 136 Kilogramm und brachten ein Jahr nach der Operation 47 Kilogramm weniger auf die Waage. Ihr BMI sank von 49 auf 31 kg/m2. „Das sind fast drei handelsübliche Wasserkästen*, die man weniger mit sich herum trägt“, rechnet Martin Fassnacht vor.

Bessere Sauerstoffaufnahme, Fitness und Lebensqualität

Und tatsächlich hat sich der eklatante Gewichtsverlust in der RYGB-Gruppe sichtlich positiv auf die Lebensqualität, Herzfunktion und Begleiterkrankungen ausgewirkt. „Wir haben im Herzultraschall, der so genannten Echokardiografie, gesehen, dass die Masse des Herzmuskels im Verlauf eines Jahres um 32 Gramm zurückging. Das war ein unerwartet starker Effekt“, meint Prof. Dr. Stefan Störk, Leiter der Klinischen Forschung am Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg (DZH). Stefan Störk hat gemeinsam mit Martin Fassnacht die Adipositas-Studie geleitet. Die Abnahme der linksventrikulären Herzmuskelmasse hat sich wiederum auf die Leistungsfähigkeit ausgewirkt. Bei der Spiroergometrie auf dem Laufband, einem Belastungs-EKG mit gleichzeitiger Messung der Atemgase, konnten die RYGB-Operierten ihre Sauerstoffaufnahme um 4,3 ml/min/kg steigern. Beim 6-Minuten-Gehtest schafften sie 44 Meter mehr als noch vor der Operation. Die PELI-Gruppe fühlte sich nach der intensivierten Lebensstil-Intervention ebenfalls etwas fitter, legte im Schnitt sechs weitere Meter innerhalb der vorgegebenen sechs Minuten zurück und berichtete eine leicht verbesserte Lebensqualität. Bei den Operierten jedoch fiel diese Verbesserung mit +40 Punkten auf der Physical Functioning Scale (Fragebogen zum Gesundheitszustand SF-36), wesentlich deutlicher aus als in der PELI-Gruppe mit +10 Punkten. „Damit war die Lebensqualität der Operierten praktisch wieder so gut wie die von gesunden Normalpersonen“, konstatiert Dr. Bodo Warrings, der die psychotherapeutische Intervention begleitet hat. „Wichtig ist aber, dass die Operation in einen Gesamt-Therapieplan mit Lebensstil-Interventionen integriert wird“, fügt der Psychiater und Psychotherapeut am Zentrum für Psychische Gesundheit hinzu.

Effekte haben klinische Relevanz

„Die Größe der beobachteten Effekte deutet übereinstimmend darauf hin, dass diese Veränderungen klinisch relevant sind“, betont Martin Fassnacht. Beeindruckend seien zum Beispiel die Auswirkungen auf den Blutdruck nach dem chirurgischen Eingriff und dem damit einhergehenden Gewichtsverlust: 

obwohl die RYGB-Gruppe nach der OP weniger Blutdruckmedikamente als die PELI-Gruppe einnahm, hatte sie niedrigere Blutdruckwerte.

Viele Belastungen weniger

„15 Patientinnen und Patienten aus der PELI-Gruppe nahmen übrigens das Angebot war und ließen sich nachträglich operieren“, bemerkt Ann-Cathrin Koschker. „Und auch bei ihnen bestätigten sich ganz klar die positiven Effekte der bariatrischen Chirurgie.“ Wie bei Heike Reidinger (42) aus Elfershausen bei Bad Kissingen. Die Mutter von drei Kindern und einem damaligen Ausgangsgewicht von 135 Kilogramm war zunächst in der PELI-Gruppe und fühlte sich dort schon sehr gut aufgehoben mit all ihren Problemen, die ihr Übergewicht, mit sich gebracht hatte – von Bluthochdruck, Herz-Kreislaufbeschwerden und beginnendem Diabetes über Kniegelenks-Schmerzen bis hin zur psychischen Belastung. Jedes Modul sei wertvoll gewesen, sagt sie rückblickend, aber vor allem die psychotherapeutische Betreuung habe ihr gutgetan. Eine Anlaufstelle zu haben, um „aufzuräumen“, sei von immenser Bedeutung. Während der intensiven Lebensstil-Intervention hat sie innerhalb eines Jahres zwölf Kilogramm abgenommen. Das war schon beachtlich, ihr jedoch zu wenig und vor allem zu schwankend. „Der Magenbypass im Anschluss war schließlich die beste Entscheidung“, strahlt sie heute, 40 Kilogramm leichter, topfit und glücklich. Ihr eindrücklichstes Erlebnis nach dem starken Gewichtsverlust: „Ich kann wieder problemlos Treppensteigen und aus der Hocke aufstehen!“ Als das damals nicht mehr ging, habe sie sich an das Adipositaszentrum des Uniklinikums gewandt.

Paradebeispiel für interdisziplinäre Zusammenarbeit

In der Diätküche der Medizinischen Klinik I am Uniklinikum Würzburg erhielt Heike Reidinger eine umfassende Ernährungsberatung. Studienärztin Ann-Cathrin Koschker erläutert, wie wichtig Proteine beim Abnehmen sind.

In der Diätküche der Medizinischen Klinik I am Uniklinikum Würzburg erhielt Heike Reidinger eine umfassende Ernährungsberatung. Studienärztin Ann-Cathrin Koschker erläutert, wie wichtig Proteine beim Abnehmen sind. Daniel Peter Daniel Peter / UKW

Die monozentrische Studie wurde mit dem Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg (DZHI) entwickelt und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Sie ist ein Paradebeispiel für interdisziplinäre Zusammenarbeit. Denn an WAS waren neben der Kardiologie, Endokrinologie, Chirurgie und Psychiatrie auch die Hepatologie, Pulmonologie und Radiologie beteiligt. Die Ergebnisse wurden im Journal Metabolism veröffentlicht: Effect of bariatric surgery on cardio-psycho-metabolic outcomes in severe obesity: A randomized controlled trial; DOI:  

https://doi.org/10.1016/j.metabol.2023.155655

*mit zwölf gefüllten 0,7 l Glasflaschen


Originalpublikation:

Effect of bariatric surgery on cardio-psycho-metabolic outcomes in severe obesity: A randomized controlled trial; DOI: https://doi.org/10.1016/j.metabol.2023.155655

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Dr. Christian Münch: Das Mitochondrium und die zelluläre Energieeinheit ATP: Infektionen, Entzündungsvorgänge, genetische Störungen, Nährstoffmangel oder Zellgifte

Medizin am Abend Berlin - MaAB- Fazit: Zellbiologie: Wie zelluläre Kraftwerke unter Stress Hilfe anfordern

Die Kraftwerke höherer Zellen, die Mitochondrien, waren ursprünglich eigenständige Lebewesen. 

Wie sehr sich ihr Stoffwechsel im Laufe der Evolution mit dem ihrer Wirtszellen verschränkt hat, haben Wissenschaftler:innen der Goethe-Universität Frankfurt am Beispiel einer Stressreaktion von Mitochondrien untersucht. 

Sie fanden heraus, dass die Mitochondrien zwei unterschiedliche biochemische Signale senden. 

  • Diese werden in der Zelle miteinander verarbeitet und starten ein Unterstützungsprogramm, um das zelluläre Gleichgewicht (Homöostase) wiederherzustellen. 

Die Arbeiten wurden unter anderem im Rahmen der Clusterinitiative ENABLE (fortgeführt als EMTHERA) der Goethe-Universität gemacht. 

Dr. Christian Münch, Institut für Biochemie II, Goethe-Universität Frankfurt

 

Dr. Christian Münch, Institut für Biochemie II, Goethe-Universität Frankfurt Uwe Dettmar Goethe-Universität Frankfurt

Als das Leben sich auf unserer Erde in Form verschiedenster einzelliger Lebewesen verbreitete, gelang einem dieser Einzeller irgendwann vor 3,5 bis einer Milliarde Jahren ein evolutionärer Coup: 

MaAB-CAVE: Statt Bakterien zu fressen und zu verdauen, kapselte es seine Beute ein und nutzte sie als Energielieferant. 

Im Gegenzug bot es als Wirtszelle Schutz und Nahrung. 

Dieser sogenannten Endosymbionten-Theorie zufolge war jener Einzeller die Urmutter aller höheren Zellen, aus denen sich alle Tiere, Pilze und Pflanzen entwickelten.

Im Laufe der Jahrmilliarden wurde das eingeschlossene Bakterium zum Kraftwerk der Zelle, dem Mitochondrium, das ihr die zelluläre Energieeinheit ATP liefert. Es verlor einen Großteil seiner Erbsubstanz DNA und tauschte kleinere DNA-Abschnitte mit der Mutterzelle aus. Nach wie vor teilen sich Mitochondrien jedoch unabhängig von der Zelle und besitzen eine Reihe eigener Gene.

Wie eng Zelle und Mitochondrium heute in menschlichen Zellen zusammenarbeiten, untersucht ein Wissenschaftsteam um Dr. Christian Münch von der Goethe-Universität. Die Forscher:innen haben jetzt entdeckt, auf welche Weise das Mitochondrium Unterstützung durch die Zelle anfordert, wenn es unter Stress gerät. 

  • Auslöser für solchen Stress können zum Beispiel Infektionen, Entzündungsvorgänge oder genetische Störungen sein, aber auch Nährstoffmangel oder Zellgifte.
  • Eine bestimmte Form des mitochondrialen Stresses wird durch falsch gefaltete Proteine hervorgerufen, die nicht rasch abgebaut werden und sich im Mitochondrium ansammeln. 

Die Folgen für das Mitochondrium wie für die Zelle sind dramatisch: 

Fehlgefaltete Proteine können zum Beispiel die Energieproduktion stören oder zur Bildung größerer Mengen sogenannter reaktiver Sauerstoffverbindungen führen, die die Mitochondrien-DNA angreifen und weitere Fehlfaltungen von Proteinen zur Folge haben. 

  • Auch können fehlerhaft gefaltete Proteine die Mitochondrien-Membranen destabilisieren, sodass Signalstoffe aus dem Mitochondrium freigesetzt werden, die das Selbstzerstörungsprogramm „Apoptose“ der Zelle anschalten.

Medizin am Abend Berlin ZusatzFach Link: Laboruntersuchungen 

Daher reagiert das Mitochondrium auf den Stress, indem es vermehrt Protein-Faltungshelfer (Gouvernanten-Proteine) herstellt, um die Fehlfaltungen zu verringern, sowie Protein-Schreddereinheiten, die die fehlgefalteten Proteine abbauen. Wie Zellen dieses Schutzprogramm starten, war bisher unbekannt.

Die Forschenden der Goethe-Universität lösten in den Mitochondrien kultivierter menschlicher Zellen den Fehlfaltungsstress künstlich aus und analysierten die Folgen. „Die Schwierigkeit in der Aufklärung solcher Signalprozesse besteht darin,“ erläutert der Biochemiker Münch, „dass unglaublich viele gleichzeitig und mit hoher Geschwindigkeit in der Zelle ablaufen.“ Das Wissenschaftsteam nutzte daher Methoden (Transkriptom-Analysen), mit denen sich im Zeitverlauf messen lässt, wie stark Gene abgelesen werden. Außerdem beobachteten die Forscher:innen unter anderem, welche Proteine zu welchem Zeitpunkt aneinander binden, in welchen Zeiträumen sich die Konzentrationen innerzellulärer Stoffe ändern und welche Auswirkungen das gezielte Ausschalten einzelner Proteine hat.

Das Ergebnis: Bei Protein-Fehlfaltungsstress senden Mitochondrien zwei chemische Signale an die Zelle: Sie setzen reaktive Sauerstoffverbindungen frei und blockieren den Import von Protein-Vorstufen, die in der Zelle hergestellt und erst im Inneren des Mitochondriums in ihre funktionale Form gebracht werden. Dadurch reichern sich diese – ungefalteten – Vorstufen in der Zelle an. Die reaktiven Sauerstoffverbindungen führen unter anderem zu chemischen Veränderungen an einem Protein namens DNAJA1. DNAJA1 unterstützt in der Zelle normalerweise einen bestimmten Faltungshelfer (Gouvernantenprotein, englisch: chaperone), der die neu entstehenden Proteine der Zelle in die richtige Form bringt.

Als Folge der chemischen Veränderung drängt sich DNAJA1 nunmehr verstärkt dem Faltungshelfer HSP70 als Assistenz auf. HSP70 kümmert sich daraufhin besonders um die fehlgefalteten Protein-Vorstufen, die sich wegen des Importstopps rund um das Mitochondrium ansammeln. 

Durch verringert HSP70 seine Interaktion mit seinem regulären Partner HSF1. 

Der wiederum wird nun freigesetzt, kann ins Innere des Zellkerns wandern und dort das Anti-Stressprogramm für das Mitochondrium starten.

Der Biochemiker Münch erklärt: 

„Es war sehr spannend herauszufinden, wie die beiden Stress-Signale des Mitochondriums in der Zelle zu einem Signal zusammengeführt werden, das dann das Antwortprogramm der Zelle auf den mitochondrialen Stress startet. 

Außerdem greifen bei diesem komplexen Prozess, der wesentlich durch winzige lokale Konzentrationsänderungen getrieben wird, die Stress-Signalwege der Zelle und des Mitochondriums sehr elegant ineinander wie ein perfektes Uhrwerk.“

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Originalpublikation:

F.X. Reymond Sutandy, Ines Gößner, Georg Tascher, Christian Münch: A cytosolic surveillance mechanism activates the mitochondrial UPR. Nature (2023) https://doi.org/10.1038/s41586-023-06142-0


https://www.emthera.de/ Das Clusterprojekt EMTHERA (Emerging Therapies) sucht nach neuen Ansätzen zur Erforschung von Infektions- und Entzündungskrankheiten sowie Störungen des Immunsystems und zur Entwicklung neuartiger Therapien. EMTHERA ist eine Initiative der Rhein-Main-Universitäten (RMU).

PD Dr. med. Stephan Scharla: Hyperkalziämie - Chronische Nierenerkerkrankungen - Überfunktion der Nebenschilddrüsen - pHPT- Hyperparathyreoidismus

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Hyperkalziämie - Auch leicht erhöhten Kalziumspiegel immer abklären

  • Der Kalzium-Wert wird heute bei vielen Laboruntersuchungen routinemäßig mitbestimmt. 

Dabei zeigt sich: 

  • Etwa 1 Prozent der Gesamtbevölkerung und 3 Prozent der Frauen nach der Menopause haben leicht erhöhte Werte – oft als Zufallsbefund und ohne Symptome zu verspüren. 
  • Aber auch ein dauerhaft gering erhöhter Kalziumspiegel kann der Gesundheit schaden. 

Außerdem kann er ein Symptom für verschiedene Erkrankungen sein. 

Deshalb sollte eine sogenannte Hyperkalziämie immer abgeklärt werden, raten DDG und DGE.

„Kalzium hat verschiedene Funktionen im Körper“, erläutert Privatdozent Dr. med. Stephan Scharla aus Bad Reichenhall und Sprecher der Sektion Knochen- und Mineralstoffwechsel der DGE: 

„Die größte Menge ist im Knochen eingelagert und sorgt für die Stabilität der Knochen. 

  • Zudem ist das Mineral essenziell für die Signalübertragung in Zellen und die Blutgerinnung. 
  • Außerdem spielt Kalzium eine wichtige Rolle für die Muskelfunktion und die Reizübertragung in den Nervenzellen und beeinflusst so auch Herzmuskulatur und Herzfunktion“.

Zu Beginn einer Hyperkalziämie zeigen sich meist keine charakteristischen Symptome. 

„Trotzdem kann es im Lauf der Zeit zu gravierenden Beeinträchtigungen der Gesundheit kommen“, sagt Scharla.

Ursachen

Die häufigste Ursache für einen erhöhten Kalzium-Blutspiegel ist der primäre Hyperparathyreoidismus (pHPT). 

 „Etwa die Hälfte der Betroffenen leidet daran“, so Scharla. 

Hier liegt eine Überfunktion der Nebenschilddrüsen vor: 

Eines oder mehrere der vier kleinen, „neben“ den Schilddrüsen angesiedelten Organe schütten unkontrolliert Parathormon aus. 

Normalerweise sorgt dieses Hormon im Zusammenspiel mit Vitamin D und Calcitonin für einen normalen Kalziumspiegel im Blut. 

Ist etwa zu wenig Kalzium im Blut, wird mehr Parathormon freigesetzt und in der Folge normalisiert sich der Kalziumspiegel im Blut.
Beim pHPT ist diese Rückkoppelung ausgesetzt und es wird zu viel Parathormon freigesetzt.

Der Grund ist in den meisten Fällen ein gutartiger Tumor, ein Nebenschilddrüsenadenom. 

„Der pHPT ist neben der Zuckerkrankheit (Diabetes) eine sehr häufige hormonelle Erkrankung“, sagt Professor Dr. med. Baptist Gallwitz, der DDG aus Tübingen. 

„Wir rechnen mit jährlich etwa 200 Neuerkrankungen pro 1 Million Einwohner“, ergänzt Scharla. Nebenschilddrüsenüberfunktionen auf Grund eines bösartigen Nebenschilddrüsentumors treten auch auf, sind aber mit etwa 1 Prozent Vorkommen sehr selten.

Vom sekundären Hyperparathyreoidismus (sHPT) spricht man, wenn der Körper wegen anderer Erkrankungen Kalzium verliert. 

Die Nebenschilddrüsen erhöhen dann die Parathormonausschüttung, um den Verlust auszugleichen, der durch die vermehrte Freisetzung von Kalzium aus dem Knochen entsteht. 

Ursache können etwa chronische Nierenerkrankungen oder entzündliche Darmerkrankungen sein.

Andere Ursachen für eine Hyperkalziämie sind bösartige Erkrankungen, die aus Knochenmetastasen Kalzium freisetzen oder ein Parathormon-ähnliches Hormon bilden. 

Auch entwässernde Medikamente wie Thiazide können den Kalziumspiegel über die Normwerte hinaus erhöhen. 

Zu den selteneren Gründen für Hyperkalziämie zählen Vitamin D-Überdosierung, rheumatische Erkrankungen und genetische Syndrome. 

Oft übersehen:

„Viele Menschen nehmen zusätzlich Kalzium ein. Zuviel davon ist ebenfalls schädlich“, ergänzt der DGE-Experte.

Therapien
Bei der Behandlung des pHPT ist eine kleine und unkomplizierte Operation, bei der die entgleiste Nebenschilddrüse entfernt wird, die Therapie der Wahl. „In jedem Fall und auch, wenn man sich zunächst gegen den operativen Eingriff entscheidet, müssen die Patienten engmaschig weiterbetreut werden“, betont Scharla. Denn etwa 30 Prozent entwickeln im späteren Verlauf doch noch typische Folgekrankheiten. 

„Liegt kein pHPT vor, muss die Ursache des erhöhten Kalziumspiegels abgeklärt werden, um gezielt zu behandeln - also etwa den Tumor zu therapieren oder zu hoch dosierte Kalziumpräparate abzusetzen.“

„Erhöhte Kalziumwerte sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen und deshalb immer abklären lassen“, fasst Professor Dr. med. Stephan Petersenn, der DGE aus Hamburg zusammen. 

„Dies haben wir so auch in unseren Klug entscheiden-Empfehlungen für Ärztinnen und Ärzte, die wir in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) herausgegeben haben, festgehalten (1). Leider haben sie noch nicht Eingang in alle Praxen gefunden.“

Quellen:

(1) Klug entscheiden-Empfehlungen der DGIM/Endokrinologie:

https://www.klug-entscheiden.com/empfehlungen/endokrinologie

Zum Weiterlesen:

Gollisch KS, Siggelkow, H, Primärer Hyperparathyreoidismus; Dtsch Med Wochenschr 2022; 147: 187–199, doi 10.1055/a-1241-6555

Erhöhter Blutzuckerspiegel? Nicht immer steckt Diabetes dahinter. An welche Hormonstörungen man auch denken sollte
Professor Dr. med. Stephan Petersenn
ENDOC Praxis für Endokrinologie und Andrologie in Hamburg

Gestationsdiabetes: Wie sieht die neue leitliniengerechte Versorgung aus - und ändert sich die Empfehlung zum Einsatz von Insulin?
Privatdozentin Dr. med. Katharina Laubner
Abteilung Endokrinologie und Diabetologie, Klinik für Innere Medizin II, Universitätsklinikum Freiburg

Kalziumüberschuss im Blut – warum eine rechtzeitige Diagnose und Therapie der Hyperkalzämie so wichtig sind
Privatdozent Dr. med. Stephan H. Scharla
Internist und Endokrinologe, Bad Reichenhall

Krankenhausreform: Was es braucht, damit Menschen mit Diabetes im Krankenhaus sicher und gut versorgt sind
Professor Dr. med. Baptist Gallwitz
Stellv. Direktor, Department Innere Medizin, Abteilung IV, Universitätsklinikum Tübingen

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Prof. Dr. Julia Weinmann-Menke: Die Immunadsorption gehört zu den Blutreinigungsverfahren

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Keinen Effekt der Immunadsorption bei Long-/Post-COVID

Wenn Long-/Post-COVID, wie u. a. vermutet wird, von einer überschießenden Immunreaktion ausgeht, könnte die Immunadsorption, ein Verfahren, das krankheitsauslösende Antikörper entfernt, eine wirksame Therapie darstellen. 

Eine Fallserie [1] aus Jena zeigte keinen Effekt. 

Allerdings handelte es sich dabei nicht um eine beweisbringende Studie, wie sie derzeit an mehreren Universitätsstandorten durchgeführt werden. 

Solange die Ergebnisse dieser Erhebungen nicht vorliegen, gibt es keinen Wirkungsnachweis für das Verfahren. 

Die DGfN bekräftigt daher ihre Empfehlung aus dem Vorjahr, Immunadsorptionsbehandlungen nicht außerhalb von klinischen Studien durchführen zu lassen.

  • Die Immunadsorption gehört zu den Blutreinigungsverfahren, die in der Regel von Nephrologinnen und Nephrologen durchgeführt werden. 
  • Bei dieser Therapie werden Antikörper bzw. Autoantikörper aus dem Blut entfernt, die in Verdacht stehen, Krankheiten bzw. Krankheitssymptome zu verursachen.

Die Ursache des Long-/Post-COVID-Syndroms, das sich häufig durch eine Erschöpfung (sog. Fatigue) äußert und die Lebensquaität der Betroffenen stark einschränkt, ist nach wie vor nicht bekannt. Vermutet wird neben chronischen Entzündungsgeschehen im Körper auch eine Bildung von Antikörpern gegen G-Protein-gekoppelte Neurotransmitterrezeptoren als Erklärung der rätselhaften Krankheit. Rationale verschiedener Studien ist daher, die Wirksamkeit der Immunadsorption bei Long-/Post-COVID zu testen. Derzeit laufen an verschiedenen Kliniken (z.B. Universitätsmedizin Mainz) randomisierte Studien mit einem Vergleichsarm, bei dem auch ein „Scheinverfahren“ durchgeführt wird.

„Diese sog. verblindeten und randomisierten Studien sind außerordentlich wichtig, da nur sie beweisbringend sind. Denn nur bei diesem Studiendesign kann kein ‚Placeboeffekt‘ zum Tragen kommen, der das Ergebnis verfälscht“, erklärt Prof. Dr. Julia Weinmann-Menke, Pressesprecherin der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie (DGfN). 

„Das Problem: Die Durchführung solcher Studien dauert lange, erste Ergebnisse werden wir nicht vor Ende des Jahres haben.“

  • Solange rät die DGfN – wie auch verschiedene andere medizinische Fachgesellschaften – Betroffenen davon ab, außerhalb von klinischen Studien Immunadsorptionsverfahren durchführen zu lassen, die sie dann in der Regel aus eigener Tasche bezahlen müssen. 
  • „Derzeit gibt es keinen Beleg für die Wirksamkeit des Verfahrens“, erklärt Weinmann-Menke.


Eine Immunadorption könnte womöglich auch gar nicht helfen. 

In der aktuellen Printausgabe des Deutschen Ärzteblatts wurde eine Fallserie von Jenaer Nephrologinnen und Nephrologen veröffentlicht, die bereits Ende März online publiziert worden war [1]. 

Die Serie zeigte, dass die Therapie mit fünf Immunadsorptionsbehandlungen zwar die Antikörperspiegel reduzierte, aber nicht lange: nach einem Follow-up von vier Wochen lagen diese erneut über dem Referenzwert. 

Was besonders entmutigte: weder unmittelbar nach den Behandlungen noch vier Wochen später zeigte sich eine eine klinisch relevante Veränderung der physischen und psychischen Gesundheit der Betroffenen.

„Wir dürfen allerdings nicht vergessen, dass es sich dabei nur um eine Fallserie handelt, die per se keine Beweiskraft hat. 

Hinzu kommt, dass die Behandlung in dieser Serie nur bei zehn Patientinnen und Patienten durchgeführt wurde. 

Zudem gibt es auch positive Einzelfallberichte, die Datenlage ist derzet also höchst heterogen. 

Daher möchten und können wir kein abschließendes Urteil über die Wirksamkeit des Verfahrens fällen, sondern müssen die Ergebnisse der großen randomisierten, placebokontrollierten Studien abwarten“, so das Fazit der Mainzer Nephrologin.

[1] Ruhe J, Giszas B, Schlosser M et al. Immunadsorption zur Therapie des Fatigue-dominanten Long-/Post-COVID-Syndroms. Dtsch Arztebl International, DOI 10.3238/arztebl.m2023.0073.
Abrufbar unter: https://www.aerzteblatt.de/int/article.asp?id=230547

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Originalpublikation:

DOI 10.3238/arztebl.m2023.0073


Oliver Dadas: Probanden Einladung zur Teilnahme der Studie: Aufbisschienen - Bruxismus

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Probanden gesucht: Aufbissschiene kann Schäden durch Zähneknirschen verhindern

Viele Menschen knirschen nachts mit ihren Zähnen. 

Dabei wirken große Kräfte, was langfristig zu erheblichen Verlusten von Zahnschmelz und zu Schäden an Füllungen und Kronen führen kann. 

Aufbissschienen sollen diesen Schäden vorbeugen. 

Für eine Materialstudie am Carolinum, dem Zentrum der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (ZZMK) der Goethe-Universität, werden nun Probanden gesucht.

Etwa ein Fünftel der erwachsenen Bevölkerung tut es, und zwar vor allem in der Nacht: 

Medizin am Abend Berlin ZusatzFachThema: Omega 3 Fettsäuren  

Unbewusst knirschen sie mit den Zähnen oder pressen sie aufeinander. 

  • Dieses Phänomen, das in der Medizin als „Bruxismus“ (abgeleitet von altgriechisch βρυγμός brygmos, „das Zähneknirschen“) bezeichnet wird, kann unterschiedliche Ursachen haben, z.B. eine Zahn-/Kieferfehlstellung oder Stress. 
  • Die langfristigen Folgen sind oft unangenehm: 
  • Wegen der andauernden Überlastung verschleißt der Zahnhalteapparat, Zähne, Zahnkronen und Füllungen können Schaden nehmen, außerdem auch das Kiefergelenk, die Kaumuskulatur sowie andere Muskelgruppen, die zur Stabilisierung des Kopfes angespannt werden.


Um solche Schäden zu reduzieren, gibt es so genannte Aufbissschienen, die nachts getragen werden können. 

Die aus Kunststoff bestehende Schiene wird vor dem Schlafengehen auf die Zähne eines Kiefers gesetzt. 

Die Schiene rastet dabei mit einem leichten Klick über den Zähnen ein. 

Da der Kunststoff, aus dem die Schiene besteht, etwas weniger hart ist als die Zähne, wird der Druck auf die Zähne leicht gedämpft und eine weitere Abnutzung der gesunden Zahnhartsubstanz vermieden. 

Für eine Studie über unterschiedliche Kunststoffe sucht das ZZMK Menschen, die mit den Zähnen knirschen.

Die rechte und die linke Seite der Schiene bestehen aus verschiedenen Materialien, die im Rahmen der geplanten Studie getestet werden sollen. 

Beide Materialien sind CE-zertifiziert, die Herstellung ist jedoch unterschiedlich.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Studie erhalten kostenfrei eine Schiene und tragen diese ein halbes Jahr lang regelmäßig jede Nacht. 

  • Während der Tragephase werden der Tragekomfort mittels Fragebögen sowie die Qualität des Schienenmaterials an mehreren Kontrollterminen dokumentiert. 

Am Ende der Tragephase bleibt die Schiene zur weiteren Auswertung im Carolinum. 

Wie alle medizinischen Studien wurde auch diese Studie von der Ethikkommission des Fachbereichs Medizin, Universitätsklinikum der Goethe-Universität genehmigt.

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Metaboloms: Akute Phase-Proteine: Marker für entzündliche Krankheiten (Genomik, Proteomik, Metabolomik)

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Entzündungswerte aus dem Spektrometer

Quantifizierung von Akute-Phase-Entzündungsproteinen mit NMR

Die Analyse der Gesamtheit aller kleinen Moleküle eines Organismus, des Metaboloms, hat ein großes Potenzial für die medizinische Diagnostik. 

Ein deutsches Forschungsteam nutzt dafür Kernresonanz-Spektroskopie (NMR). 

In ihrer in der Zeitschrift Angewandte Chemie vorgestellten Studie quantifizierten sie Akute-Phase-Proteine aus Serumproben, die als Marker für entzündliche Krankheiten dienen können. 

Mehrere diagnostische Parameter können so aus einer einzigen kurzen NMR-Messung erhalten werden. 

 

Entzündungswerte aus dem Spektrometer

 

 

 

Entzündungswerte aus dem Spektrometer (c) Wiley-VCH

  • Neben Genomik und Proteomik etabliert sich die Metabolomik als weitere Säule für die biomedizinische Forschung und Diagnostik. 

Körperflüssigkeiten, z.B. Blut, sind jedoch sehr komplexe Mischungen nur zum Teil bekannter Verbindungen – entsprechend schwierig und aufwändig ist eine metabolomische Analyse. 

Das Team um Ulrich L. Günther und Alvaro Mallagaray verwendet fortgeschrittene NMR-Techniken, um das Metabolom von Zellen und Organismen mit Krankheiten in Verbindung zu bringen.

Die NMR-Spektroskopie (NMR: nuclear magnetic resonance) basiert auf dem – je nach chemischer Umgebung unterschiedlichen – Verhalten magnetisch aktiver Atomkerne, vor allem Wasserstoff (1H) und Kohlenstoff (13C), unter dem Einfluss eines starken äußeren Magnetfeldes. Darauf basierend lassen sich Messwerte und charakteristische Spektren erhalten. In der Diagnostik wird das Prinzip auch in Form der MRT (Magnet-Resonanz-Tomographie) genutzt, um Gewebestrukturen abzubilden.

  • NMR-Untersuchungen von Blutserum hatten in anderen Studien Signale von speziellen Kohlenhydrat-Bausteinen ergeben (Acetyl-Resonanzen von N-acetylierten Kohlenhydraten), die mit Akute-Phase-Glycoproteinen in Zusammenhang stehen. 
  • Diese kohlenhydrathaltigen Proteine treten im Rahmen starker Immunreaktionen bei akuten Entzündungen auf. 

Neben ihrer Konzentration im Blut ändert sich auch ihr Glycosylierungsmuster, d.h. die Art, Anzahl und Anordnung ihrer Kohlenhydrat-Bausteine kann sich in einer für die vorliegende Krankheit spezifischen Weise ändern.

Das Team setzte eine Reihe von NMR-Verfahren ein, mit denen ihnen eine umfassende Zuordnung der NMR-Signale von menschlichem Serum gelang. Dabei kommen sie u.a. zu der Schlussfolgerung, dass die beiden stärksten Signale, als Glycoprotein A und B bezeichnet, von N-Acetylneuraminsäure- bzw. N-Acetylglucosamin-Bausteinen stammen – und widersprechen damit einer in einer anderen Studie aufgestellten Theorie. 

Mittels sog. diffusionseditierter NMR-Experimente wiesen sie nach, dass die Komponenten dieser Signale mit spezifischen Akute-Phase-Proteinen in Verbindung gebracht werden können.

Die NMR kann simultan mehrere Akute-Phase-Entzündungsproteine in Blutserum quantifizieren,“ so Ulrich L. Günther. 

„In nur 10 bis 20 min wird eine NMR-Signatur der Metabolomik mit signifikantem diagnostischem Potenzial erhalten.“ 

Das Team von den Universitäten Lübeck und Oldenburg, den Universitätskliniken Greifswald und Lübeck, dem Herzzentrum Lübeck sowie dem Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (Greifswald und Lübeck) konnte dies am Beispiel von Serumproben von Patient*innen mit COVID-19 oder mit kardiogenem Schock, einer gefährlichen Begleiterscheinung z.B. von Herzinfarkten, zeigen. 

Im Vergleich zu Gesunden fanden sie signifikante Änderungen bei verschiedenen spezifischen Akute-Phase-Proteinen in den Blutproben. 

„Im Fall der Parkinson'schen Krankheit liefert unsere Methode geradezu eine Ja-Nein-Diagnose, da an Parkinson Erkrankte eine ganz bestimmte Glycosylierung im Blut aufweisen, die bei Gesunden nicht vorkommt,“ ergänzt Günther.

Autor/-in: Ulrich L. Günther, Universität Lübeck (Germany).

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Die "Angewandte Chemie" ist eine Publikation der GDCh. 

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Originalpublikation:

https://doi.org/10.1002/ange.202306154