Qualitätszirkel Niren- und Dialysen

Kardiologie Potsdam

Alexianer St. Josephs Potsdam

Dialyse-Pflege-Standard

salt

PICS Ambulanz

Dr.Vetter

Woran erkranken wir in Deutschland?

BG Klinken - Post-COVID-Programm

Herz Check

EMA

Singende Krankenhäuser

Dr. Heart

Herzhose

Lauflabor

IKDT

Online Strafanzeigen

medpoint - Fortbildungskalendar

Was hab ich?

Healthtalk

BKV Info

BKG

KHS BB

KHS BB
.

Kardiologie

Urologie Berlin

bbgk

VEmaH

ProBeweis

aps-ev + Schlichtungsstelle

jkb

DHZB + Charité

zurück ins leben

CRO

Gewebenetzwerk

Anamnese- und Untersuchungsbogen

Diagnostische Pfade

FORTA

CIRS Bayern

Gender Medizin

lebensmittelwarnung.de

idw

Professor Dr. Dr. Thomas Thum: Langzeitverlauf der Herzfunktion von COVID-19 Patienten

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: SARS-CoV-2 greift das Herz an

MHH-Forschungsteam weist Biomarker für kardiovaskuläre Belastung im Blut von COVID-19-Betroffenen nach 

Dr. Anselm Derda, Dr. Christian Bär, Dr. Ankita Garg, Professor Dr. Dr. Thomas Thum (mit dem Modell eines Herzens) und Dr. Benjamin Seeliger.
Dr. Anselm Derda, Dr. Christian Bär, Dr. Ankita Garg, Professor Dr. Dr. Thomas Thum (mit dem Modell eines Herzens) und Dr. Benjamin Seeliger. Copyright: „Karin Kaiser/MHH“

Infektionen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 bedeuten nicht nur eine Belastung für die Lunge. 

Das Virus befällt auch massiv das Herz-Kreislauf-System. 

Eine Forschungsgruppe des Instituts für Molekulare und Translationale Therapiestrategien der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) hat nun bestimmte Biomarker bei schwerkranken COVID-19-Betroffenen nachgewiesen, die typischerweise bei Entzündungsprozessen und bei Patientinnen und Patienten mit Herzerkrankungen zu finden sind und mögliche neue therapeutische Ansatzpunkte bieten

Die Studie unter der Leitung von Institutsdirektor Professor Dr. Dr. Thomas Thum und Dr. Christian Bär ist von der Deutschen Herzstiftung gefördert worden und im European Journal of Heart Failure veröffentlicht. Erstautoren sind Ankita Garg, PhD, Dr. Benjamin Seeliger und Dr. Anselm Derda.

mikroRNAs als Marker für kardiovaskuläre Schäden gefunden

„Wir haben angenommen, dass sogenannte nicht kodierende mikroRNAs, die keine Baupläne für genetische Information tragen, eine wesentliche regulatorische Rolle bei der überschießenden Immunreaktion und den anschließenden Umbauarbeiten im Bindegewebe der Lunge und des Herzens spielen. 

Wir wussten bereits, dass diese mikroRNAs auch im Blut detektierbar sind“, erklärt Professor Thum. 

Das Forschungsteam hat in Zusammenarbeit mit den MHH-Kliniken für Kardiologie und Angiologie sowie für Pneumologie Blutproben von 38 COVID-19-Patienten untersucht, die intensivmedizinisch behandelt und beatmet wurden. „Dafür haben wir uns auf verschiedene sensible mikroRNA-Marker für kardiovaskuläre Schäden konzentriert und analysiert, wie hoch ihre Konzentration im Blutserum ist“, sagt der Institutsleiter.

Zum Vergleich wurde in der Studie auch das Blut von Grippe-Patienten mit akutem Atemnotsyndrom (Acute Respiratory Distress Syndrome ARDS) untersucht, die ebenfalls intensivmedizinisch behandelt und beatmet werden mussten, sowie Blutproben einer gesunden Kontrollgruppe. 

Das Ergebnis: 

  • Im Vergleich zu den Gesunden war die Konzentration der mikroRNA-Marker im Blutserum der schwerkranken COVID-19-Patienten deutlich erhöht. 
  • Sie unterschied sich aber auch signifikant von den Werten der schwerkranken, ebenfalls mechanisch beatmeten Influenza-ARDS-Patienten.


Der Nachweis, dass auch das Herz von SARS-CoV-2-Infektionen betroffen ist, hat möglicherweise Folgen für die Behandlung Erkrankter. 

„Nach unserer Einschätzung müsste die Herzfunktion von COVID-19-Patienten im Langzeitverlauf beobachtet werden“, sagt der Kardiologe Thum. 

Außerdem will das Forschungsteam nun untersuchen, ob mit Hilfe der Biomarker auch eine Prognoseabschätzung für den Krankheitsverlauf und der Genesung möglich ist. 

Die mikroRNAs könnten zudem Ansätze für neue Therapien ermöglichen. 

Medizin am Abend Berlin DirektKontakt








Über Gooogle: Medizin am Abend Berlin 
idw - Informationsdienst Wissenschaft e. V.

Professor Dr. Dr. Thomas Thum, thum.thomas@mh-hannover.de, Telefon (0511) 532-5272. 

Carl-Neuberg-Straße 1
30625 Hannover
Postfach Hannover
30623 Hannover
Deutschland
Niedersachsen

Stefan Zorn
Telefon: 0511 / 532-6773
Fax: 0511 / 532-3852
E-Mail-Adresse: zorn.stefan@mh-hannover.de
Originalpublikation:

Die Originalarbeit „Circulating cardiovascular microRNA in critically ill COVID-19 patients” finden Sie unter: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1002/ejhf.2096

 

Prof. Dr. Peter Kohl: Der Herzschlag mit den Muskelzellen

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit:  Herzzellen erfrischen ihr Zellmilieu durch Saug-Pump-Bewegung

Wie es Herzmuskelzellen gelingt nach jedem Herzschlag das sie umgebende Milieu zu regenerieren, erklären jetzt Freiburger Wissenschaftler*innen mit einem mikroskopischen Pump-Mechanismus. 

Dieser bietet auch neue Therapieansätze bei Herzkrankheiten. Ihre Erkenntnisse veröffentlichten sie am 22. Januar 2021 im Titel-Beitrag des Fachmagazins Circulation Research.

  • Bei jedem Herzschlag werden geladene Teilchen aus der Muskelzelle heraus- und andere hineingepumpt. 

Wie diese Ionen-Verteilung nur Bruchteile einer Sekunde später – vor dem nächsten Herzschlag – wieder in ihren Ursprungszustand zurückversetzt wird, war bislang ein Rätsel. 

Genau das konnten nun Wissenschaftler*innen des Universitäts-Herzzentrums Freiburg · Bad Krozingen gemeinsam mit italienischen und US-amerikanischen Kollegen erkunden. Dafür untersuchten sie das sogenannte Transversal-Tubuli-System

Dieses verzweigte mikroskopische Röhrensystem durchzieht Herzzellen, und es ist mit Flüssigkeit aus dem Zellzwischenraum gefüllt. 

Die Forschenden zeigten nun, dass dieses Netz pro Herzschlag zwei Mal gequetscht wird

Dadurch kommt es deutlich schneller als ohne diesen Vorgang zu einer gleichmäßigen Teilchen-Verteilung im Röhreninhalt und damit zu einer beschleunigten Erholung der Herzzellen. Erstmals ist den Forscher*innen auch ein dreidimensionales Bild der Tubuli in verschiedenen Phasen der Herzaktivität gelungen. Ihre Erkenntnisse veröffentlichten sie am 22. Januar 2021 im Titel-Beitrag des Fachmagazins Circulation Research.

„Der von uns neu entdeckte Pumpmechanismus in Herzzellen ist ein Schlüssel, um die enorme Leistungsfähigkeit des Herzens besser zu verstehen. Gleichzeitig verspricht er vollkommen neue Therapieansätze für Herzschwäche und andere Herzkrankheiten“, sagt die Erstautorin der Studie, Dr. Eva Rog-Zielinska, vom Institut für Experimentelle Kardiovaskuläre Medizin des Universitäts-Herzzentrums Freiburg · Bad Krozingen.

Das Netzwerk ist entscheidend

  • Die Herzmuskelzellen sind mit einem Netzwerk von feinen Röhren durchzogen, die mit extrazellulärer Flüssigkeit gefüllt sind. 

Dank dieser Transversal-Tubuli gibt es in den Zellen kaum einen Punkt, der mehr als einen Mikrometer vom Zelläußeren entfernt ist. Eine Wimper ist etwa 100 mal dicker. So kann ein sehr schneller und gleichmäßiger Austausch von Stoffen zwischen Zellinnerem und -äußerem stattfinden – rein durch passive Diffusion. Vor ein Rätsel stellte die Wissenschaftler*innen bislang, wie der Austausch in den Röhren selbst stattfindet: für einen passiven Transport mittels Diffusion sind die Röhren zu lang; ein aktiver Mechanismus war bislang nicht bekannt.

Das Ball-Hupen-Prinzip

Genau diese Lücke hat nun das Freiburger Forschungsteam um Rog-Zielinska, gemeinsam mit Forschenden aus den USA und Italien, geschlossen.  

Sie konnten zeigen, dass die mechanische Aktivität der Herzzellen den Austausch der Röhreninhalte antreibt, indem sie bei jedem Herzschlag rhythmisch zusammengedrückt werden.

Dadurch wird „abgestandener“ Inhalt aus den Röhren herausgedrückt. 

Bei Entspannung der Zellen wird der Inhalt dann gegen „frische“ extrazelluläre Flüssigkeit ausgetauscht, die zurück in die Röhren gesaugt wird – ähnlich der Luftbewegungen bei der Nutzung einer Ball-Hupe.

 „Im Grunde genommen ‚belüften‘ die Herzmuskelzellen das Röhrensystem, das sie durchquert. 

Wir kennen dieses Prinzip seit langem von Insekten und ihrem Atmungssystem über die röhrenförmigen Tracheen“, erklärt Institutsdirektor Prof. Dr. Peter Kohl. 

„Dies ist ein sich selbst regulierender Mechanismus, da bei hoher Herzfrequenz – also hohem Bedarf – auch die Anzahl der ‘Ventilations-Zyklen‘ steigt.“

  • Dieses nun entdeckte autoregulatorische System wird wahrscheinlich durch krankheitsbedingten Zellumbau negativ beeinflusst. 
  • Denn wenn sich die Röhren neu anordnen, spärlicher und größer werden, kann dies die Leistungsfähigkeit des Austauschs gefährlich verringern. 

Darauf aufbauend könnten neue Therapieansätze entwickelt werden, die genau dieses Prinzip in den Blick nehmen.

Diese Forschung wurde in enger Zusammenarbeit zwischen dem Institut für Experimentelle Kardiovaskuläre Medizin Freiburg (Deutschland), dem Europäischen Labor für nicht-lineare Spektroskopie in Florenz (Italien) und den Elektronenmikroskopie-Services der University of Colorado in Boulder (USA) durchgeführt. Anfängliche Phasen der Arbeit wurden von der British Heart Foundation unterstützt; die endgültige Umsetzung wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.

Medizin am Abend Berlin DirektKontakt

 




 

 

 

 
 
 
Über Google: Medizin am Abend Berlin  
idw - Informationsdienst Wissenschaft e. V.

Prof. Dr. Peter Kohl
Direktor
Institut für Experimentelle Kardiovaskuläre Medizin
Universitäts-Herzzentrum Freiburg · Bad Krozingen
Telefon: 0761 270 63950
peter.kohl@universitaets-herzzentrum.de

 Breisacher Straße 153
79110 Freiburg i. Br.
Deutschland
Baden-Württemberg 

Benjamin Waschow

E-Mail-Adresse: benjamin.waschow@uniklinik-freiburg.de

 Originalpublikation:

Original-Titel der Studie: Beat-by-Beat Cardiomyocyte T-Tubule Deformation Drives Tubular Content Exchange
DOI: 10.1161/CIRCRESAHA.120.317266
Link zur Studie: https://www.ahajournals.org/doi/10.1161/CIRCRESAHA.120.317266

Prof. Dr. med. Joerg C. Schefold: Patienten mit akuter Einschränkung der Lungenfunktion (Hypoxämie) (niedrigen/höheren Sauerstoffzielwerte)

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Neue Erkenntnisse zur Behandlung mit Sauerstoff in der Intensivmedizin

Das Fachjournal «New England Journal of Medicine» (NEJM) publizierte jüngst die grossangelegte multinationale Studie «Handling Oxygenation Targets in the Intensive Care Unit» (HOT-ICU). 

Unter der Leitung des Universitätsspitals Aalborg wurde die Überlebensrate von kritisch kranken Patientinnen und Patienten mit akuter Einschränkung der Lungenfunktion (Hypoxämie) untersucht. 

Es wurde eine Gruppe mit niedrigerem und eine mit höherem Sauerstoffzielwert verglichen. 

Entgegen der ursprünglichen Annahme war die Sterberate nach 90 Tagen in beiden Gruppen vergleichbar. 

Das Inselspital, Universitätsspital Bern leistete zu dieser Studie einen wichtigen Beitrag.

  • Kritisch kranke Patientinnen und Patienten mit Funktionsstörungen der Lunge werden auf Intensivstationen häufig mit Sauerstoff behandelt. 

Sauerstoff, eines der ältesten und meist gebrauchten Medikamente, wird hierbei oft mittels maschineller Beatmung zugeführt, und ein bestimmter Sauerstoffpartialdruck (Sauerstoffzielwert) im Blut wird angestrebt. 

Weltweit werden auf Intensivstationen jedoch unterschiedliche Strategien mit entweder höherem oder niedrigerem Sauerstoffpartialdruck eingesetzt. 

In der intensivmedizinischen Praxis und in der wissenschaftlichen Literatur blieb der jeweilige Nutzen bzw. das Risiko entsprechender Strategien unklar.

Überraschende Ergebnisse
Die Ergebnisse der Studie HOT-ICU zeigen keinen Unterschied in der 90-Tage-Sterblichkeit, wenn schwerkranke Patientinnen und Patienten in der Gruppe mit höherem (n = 1447,90 mmHg arteriellem Sauerstoffpartialdruck) und niedrigerem (n = 1441,60 mmHg arteriellem Sauerstoffpartialdruck) Zielwert miteinander verglichen werden. 

Ein tieferer Sauerstoffzielwert verringert somit die Sterblichkeit nach 90 Tagen nicht. 

Ebenso wurde für die Kriterien «Anteil Tage ohne lebenserhaltende Massnahmen» und «Anteil Tage ohne Hospitalisierung» kein signifikanter Unterschied festgestellt.

Grossangelegte multinationale Studie

Die pragmatische Studie HOT-ICU wurde von einem Wissenschaftsteam unter der Leitung des Universitätsspitals Aalborg an 35 intensivmedizinischen Zentren in Dänemark, Finnland, den Niederlanden, Norwegen, Grossbritannien, Island und der Schweiz (Universitätsspitäler Basel und Bern), durchgeführt. Sie schloss 2928 erwachsene, schwerkranke Patientinnen und Patienten mit einem Sauerstoffbedarf von mindestens 10 Litern pro Minute oder einem eingeatmeten Sauerstoffanteil von 50% ein. Die Zuteilung zu den beiden Behandlungsgruppen (90 mmHg oder 60 mmHg arterieller Sauerstoffpartialdruck) erfolgte zufällig. Der primäre Endpunkt der Studie war die Sterblichkeitsrate nach 90 Tagen. Die Anzahl der Tage ohne (notwendige) lebenserhaltende Massnahmen, die Anzahl der Tage ohne Hospitalisierung und das Verhältnis der Patienten mit Schock, Herzinfarkt, Schlaganfall und Magen-Darm-Durchblutungsstörungen wurden ebenfalls dokumentiert.

Ausblick
Nachdem in den vergangenen Jahren intensive Diskussionen zur Strategie der anzustrebenden Sauerstoffzielwerte bei kritisch kranken Patientinnen und Patienten geführt wurden und sich Argumente für und wider beide Vorgehensweisen finden liessen, scheinen die aktuellen Studienergebnisse eine «konservative» Sauerstoffgabe mit niedrigerem Sauerstoffzielwert bei erwachsenen, kritisch kranken Patienten zu unterstützen.

Prof. Dr. med. Joerg C. Schefold, Chefarzt der Universitätsklinik für Intensivmedizin am Inselspital, Universitätsspital Bern und Mitglied des Wissenschaftsteams erläutert: «Die Studienergebnisse zu dieser alltäglichen intensivmedizinischen Frage sind wichtig, da sie zu einem besseren Verständnis der Auswirkungen entsprechender Strategien beitragen. Sie zeigen, dass die ‹konservative› Strategie nicht mit einer niedrigeren Sterblichkeitsrate assoziiert ist. 

Wir erwarten, dass unsere Daten die internationalen Empfehlungen bezüglich anzustrebender Sauerstoffzielwerte bei erwachsenen, kritisch kranken Patienten mit Notwendigkeit der Sauerstoffzufuhr beeinflussen.»

Medizin am Abend Berlin DirektKontakt
 


 

 

 

Über Google: Medizin am Abend Berlin  
idw - Informationsdienst Wissenschaft e. V.

Prof. Dr. med. Joerg C. Schefold, Chefarzt der Universitätsklinik für Intensivmedizin, Inselspital, Universitätsspital Bern

3010 Bern
Schweiz
Bern

Marcel Wyler
Telefon: 0041 31 632 3720
E-Mail-Adresse: marcel.wyler@insel.ch
Originalpublikation:

DOI: 10.1056/NEJMoa2032510, Publication in NEJM “Lower or Higher Oxygenation Targets for Acute Hypoxemic Respiratory Failure”

Dr. Klaus Wunderling: Behandlung von Durchfall-Erkrankungen: Die Fettsäuren

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Die Leber verarbeitet Kokosöl anders als Rapsöl

Kokosöl findet in den letzten Jahren immer häufiger seinen Weg in deutsche Küchen, obwohl seine angeblich gesundheitsfördernde Wirkung umstritten ist. 

Wissenschaftler der Universität Bonn konnten nun zeigen, wie es in der Leber verstoffwechselt wird. 

Ihre Ergebnisse könnten auch Konsequenzen für die Behandlung bestimmter Durchfall-Erkrankungen haben. 

Die Resultate sind in der Fachzeitschrift Molecular Metabolism erschienen. 

Fetttröpfchen in einer Zelle.Fetttröpfchen in einer Zelle. (c) Johanna Spandl / Universität Bonn

Kokosöl unterscheidet sich von Raps- oder Olivenöl durch die Fettsäuren, die in ihm enthalten sind. 

  • Fettsäuren bestehen aus aneinander gebundenen Kohlenstoff-Atomen, in der Regel 18 an der Zahl. 
  • In Kokosöl sind die meisten dieser Ketten aber deutlich kürzer und enthalten nur 8 bis 12 Kohlenstoff-Atome. 
  • In der Leber werden diese mittelkettigen Fettsäuren zum Teil zu Speicherfetten (Triglyceriden) umgewandelt. 

Wie das genau geschieht, war bislang weitgehend unbekannt.

Die neue Studie bringt diesbezüglich nun Licht ins Dunkel: 

„Es gibt in der Leber zwei Enzyme für die Speicherfettsynthese, DGAT1 und DGAT2“, erklärt Dr. Klaus Wunderling vom LIMES-Institut (das Akronym steht für „Life & Medical Sciences“) der Universität Bonn. „Wir haben nun in Leberzellen von Mäusen gesehen, dass DGAT1 vor allem mittelkettige Fettsäuren verarbeitet und DGAT2 langkettige.“

In ihren Experimenten blockierten die Wissenschaftler DGAT1 mit einem speziellen Hemmstoff. 

Die Synthese von Speicherfetten aus mittelkettigen Fettsäuren ging in der Folge um 70 Prozent zurück. 

Die Blockade von DGAT2 führte dagegen zu einer verringerten Verarbeitung langkettiger Fettsäuren. 

Die Enzyme scheinen also unterschiedliche Kettenlängen zu bevorzugen“, folgert Prof. Dr. Christoph Thiele vom LIMES-Institut, der die Studie geleitet hat und auch Mitglied im Exzellenzcluster Immunosensation ist.

Überraschende Nebenwirkung


  • Ob Fettsäuren in der Leber überhaupt zum Aufbau von Speicherfett verwandt werden, hängt vom aktuellen Energiebedarf ab. 
  • Wenn der Körper gerade viel Energie benötigt, wird die so genannte Beta-Oxidation angeworfen – die Fettsäuren werden gewissermaßen direkt „verbrannt“. 

Medizinisch ist dieser Stoffwechselweg von großem Interesse. 

Bei einer Diabetes-Erkrankung etwa wäre es womöglich nützlich, die Beta-Oxidation zu drosseln. 

  • Denn dann muss der Körper seinen Energiebedarf stattdessen aus Glucose decken – der Blutzuckerspiegel sinkt, mit positiven Konsequenzen für die Erkrankung.


Schon vor rund 40 Jahren haben Pharmaforscher daher einen entsprechenden Hemmstoff entwickelt, das Etomoxir. 

Er bindet an Enzyme für die Beta-Oxidation und bringt sie so zum Stillstand. 

Allerdings stellte sich schnell heraus, dass Etomoxir massive Nebenwirkungen hat.

Die Bonner Forscher sind nun auf einen möglichen Grund dafür gestoßen: Sie haben mit Etomoxir die Verbrennung mittelkettiger Fettsäuren in Mäusen gehemmt, in der Erwartung, damit die Produktion von Speicherfett anzukurbeln. „Stattdessen ging auch die Fettsynthese deutlich zurück, allerdings lediglich von Speicherfetten mit mittelkettigen Fettsäuren“, erklärt Wunderling. „Wir vermuten daher, dass Etomoxir auch das DGAT1-Enzym ausschaltet.“ Bei der Entwicklung neuer Hemmstoffe für die Beta-Oxidation müsse man künftig auf derartige Effekte achten.

Interessant ist zudem ein Befund, den österreichische und niederländische Wissenschaftler vor einigen Jahren veröffentlicht haben: 

Sie hatten Patienten untersucht, die unter chronischen Durchfallerkrankungen leiden. 

Bei 20 von ihnen fanden sie Veränderungen im DGAT1-Gen, das dadurch funktionslos wurde. 

„Wir möchten nun herausfinden, ob die gestörte Verarbeitung mittelkettiger Fettsäuren für die Verdauungsbeschwerden verantwortlich ist“, sagt Wunderling.

Das DGAT1-Enzym ist nämlich nicht nur in der Leber, sondern auch im Darm aktiv. 

  • Vielleicht verursacht seine Störung daher Durchfälle, wenn die Betroffenen mittelkettige Fettsäuren zu sich nehmen. 

Wunderling: „In diesem Fall könnte man ihnen eventuell einfach helfen – durch eine entsprechende Diät.“

Förderung:

Die Studie wurde im Rahmen der Exzellenz-Strategie durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert. Darüber hinaus erhielt sie Mittel aus dem Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) der Republik Österreich.

Medizin am Abend Berlin DirektKontakt

 

 

Über Google: Medizin am Abend Berlin 
idw - Informationsdienst Wissenschaft e. V.

Dr. Klaus Wunderling
LIMES-Institut der Universität Bonn
Tel. 0228/7362820
E-Mail: klausw@uni-bonn.de 

Johannes Seiler Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Poppelsdorfer Allee 49
53115 Bonn
Deutschland
Nordrhein-Westfalen  

Telefon: 0228 / 73-4728
Fax: 0228 / 73-7451
E-Mail-Adresse: j.seiler@uni-bonn.de

Originalpublikation:

Klaus Wunderling, Christina Leopold, Isabell Jamitzky, Mohamed Yaghmour, Fabian Zink, Dagmar Kratky und Christoph Thiele: Hepatic synthesis of triacylglycerols containing medium-chain fatty acids is dominated by diacylglycerol acyltransferase 1 and efficiently inhibited by etomoxir; Molecular Metabolism; https://doi.org/10.1016/j.molmet.2020.101150


Prof. Dr. Tamam Bakchoul: CAVE-Untersucher: Zustand COVID-19 Patienten - thromboembolische Ereignisse - gezieltere Antikoagulation

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Antikörper gegen Blutplättchen fördern Thrombosen bei COVID-19 Infektionen

Bereits zu Beginn der Coronavirus-Pandemie wurde bei Patienten mit einer COVID-19 Infektion eine verstärkte Aktivierung der Blutgerinnung festgestellt. 

  • Gerinnungsuntersuchungen am Universitätsklinikum Tübingen zeigen nun, dass Blutplättchen von schwer erkrankten COVID-19 Patienten in einem pro-thrombotischen Zustand versetzt sind, der vermutlich eine der Ursachen darstellt, warum gerade mit SARS-CoV-2 infizierte Patienten so häufig thromboembolische Ereignisse haben.

Die Ergebnisse der Arbeitsgruppe um Professor Dr. Tamam Bakchoul, Ärztlicher Direktor des Zentrums für Klinische Transfusionsmedizin gemeinnützige GmbH (ZKT) in Tübingen und Prof. Dr. Peter Rosenberger, Ärztlicher Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, wurden aktuell in der renommierten Fachzeitschrift „Blood“ veröffentlicht und liefern wertvolle Hinweise für die Verbesserung der Gerinnungstherapie (antikoagulatorischen Therapie) bei COVID-19 Patienten.

  • Die verstärkte Aktivierung der Blutplättchen lässt sich nicht durch Standardtherapieverfahren wie die Einnahme von Aspirin hemmen. 
  • Bei näherer Betrachtung zeigten die Blutplättchen Zeichen von Apoptose (Zelltod) und gerinnungsfördernden Oberflächenveränderungen. 

Die Bindung von Abwehrstoffen (Antikörpern) an die Blutplättchen löst den gerinnungsfördernden Zustand aus. 

„Dies ist einer der zentralen zellulären Vorgänge, so genannt der Pathomechanismen, bei einem durch SARS-CoV-2 verursachten Organversagen“, betont Prof. Dr. Peter Rosenberger. 


Nun ist es den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern erstmalig gelungen, einen über Antikörper vermittelten Weg zu identifizieren, der diesen pro-thrombotischen Signalweg bei SARS-CoV-2 infizierten Intensivpatienten verursacht. 

Hierbei binden Antikörper direkt an die Blutplättchen und lösen in den Blutplättchen komplexe Veränderungen aus. 

Zum einen stirbt ein geringer Anteil an Blutplättchen ab, ein anderer Teil verändert seine Oberfläche so, dass sie Thrombosen weiter fördern. 

Auch wenn die Aktivierungswege in dieser Arbeit aufgeklärt wurden, bleibt weiterhin unklar, wogegen genau sich diese Antikörper richten. 

„Mit unseren Erkenntnissen erhoffen wir uns, neue therapeutische Optionen bei der Prävention von thromboembolischen Ereignissen besonders bei den intensivpflichtigen Patienten aufzuzeigen“, bestätigt Prof. Dr. Tamam Bakchoul. 

In einem zweiten Schritt sollen nun die Pathomechanismen weiter aufgeklärt werden: 

„Durch eine gezieltere Antikoagulation hoffen wir darauf aufbauend, das thromboembolische Risiko von SARS-CoV-2 infizierten Patienten auf der Intensivstation senken zu können“, bestätigt die Erstautorin Dr. Karina Althaus.

Medizin am Abend Berlin DirektKontakt





 

 

 

Über Google: Medizin am Abend Berlin  
idw - Informationsdienst Wissenschaft e. V.

Institut für Klinische und Experimentelle Transfusionsmedizin (IKET)
Sekretariat Prof. Bakchoul
(Frau Reepel, Frau Walker)
Otfried-Müller-Straße 4/1, 72076 Tübingen
Tel. +49-(0)7071-2981602
Zkt.sekretariat@med.uni-tuebingen.de

Bianca Hermle Universitätsklinikum Tübingen

Hoppe-Seyler-Str. 6
72076 Tübingen
Postfach 2668
72016 Tübingen
Deutschland
Baden-Württemberg

Bianca Hermle
Telefon: 07071 / 29 88548
E-Mail-Adresse: presse@med.uni-tuebingen.de
Originalpublikation:

DOI: https://doi.org/10.1182/blood.2020008762
Antibody-induced procoagulant platelets in severe COVID-19 infection
Karina Althaus, Irene Marini, Jan Zlamal, Lisann Pelzl, Anurag Singh, Helene Häberle, Martin Mehrländer, Stefanie Hammer, Harald Schulze, Michael Bitzer, Nisar Malek, Dominik Rath, Hans Bösmüller, Bernhard Nieswandt, Meinrad Gawaz, Tamam Bakchoul, Peter Rosenberger


Dr. Florian I. Schmidt + Dr. Paul-Albert König: Donald Trump und sein Immunsystem und seine Antikörper

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Neue vielversprechende Antikörper gegen SARS-CoV-2

Ein internationales Forscherteam unter Federführung der Universität Bonn hat neuartige Antikörper-Fragmente gegen das SARS-Coronavirus-2 gefunden und weiterentwickelt. 

Diese „Nanobodies“ sind viel kleiner als klassische Antikörper. 

Sie dringen daher besser ins Gewebe ein und lassen sich leichter in größeren Mengen herstellen. 

Die Wissenschaftler am Universitätsklinikum Bonn haben die Nanobodies zudem zu potenziell besonders wirksamen Molekülen kombiniert, die gleichzeitig verschiedene Angriffspunkte des Virus attackieren. 

Der Ansatz könnte verhindern, dass sich der Erreger durch Mutationen dem Wirkstoff entzieht. 

Die Studie ist im Fachjournal Science erschienen.

Mit Zellkultur im Labor: Dr. Paul-Albert König (links) von der Core Facility Nanobodies und Dr. Florian I. Schmidt vom Institut für Angeborene Immunität der Universität Bonn.
Mit Zellkultur im Labor: Dr. Paul-Albert König (links) von der Core Facility Nanobodies und Dr. Florian I. Schmidt vom Institut für Angeborene Immunität der Universität Bonn. Volker Lannert © Volker Lannert/Uni Bonn

Antikörper sind eine wichtige Waffe des Immunsystems zur Abwehr von Infektionen. 

  • Sie heften sich an Oberflächen-Strukturen eines Bakteriums oder Virus und verhindern so seine Vermehrung. 

Eine Strategie im Kampf gegen Krankheiten ist es daher, in großen Mengen wirksame Antikörper herzustellen und den Erkrankten zu spritzen. 

Der scheidende US-Präsident Donald Trump verdankt dieser Methode möglicherweise seine schnelle Genesung. 

Die Antikörper, mit denen er behandelt wurde, haben allerdings eine komplexe Struktur, gelangen nicht sehr tief ins Gewebe und können möglicherweise ungewollte Komplikationen hervorrufen. 

Antikörper zu produzieren, ist zudem schwierig und zeitaufwändig. 

Für den breitflächigen Einsatz taugen sie deshalb wohl nicht.

Massenproduktion in Hefen oder Bakterien

„Wir setzen dagegen auf eine andere Gruppe von Molekülen, die Nanobodies“, erklärt Dr. Florian Schmidt, der am Institut für Angeborene Immunität der Universität Bonn eine Emmy-Noether-Gruppe zu diesem vielversprechenden neuen Forschungsgebiet leitet. „Dabei handelt es sich um Antikörper-Fragmente, die so simpel aufgebaut sind, dass man sie von Bakterien oder Hefen produzieren lassen kann, was mit geringeren Kosten verbunden ist.“

Allerdings bildet das Immunsystem fast unendlich viele verschiedene Antikörper, und sie alle erkennen unterschiedliche Zielstrukturen. 

  • Nur ganz wenige von ihnen sind also zum Beispiel dazu in der Lage, das SARS-Coronavirus-2 außer Gefecht zu setzen. 

Diese Antikörper zu finden, ähnelt der Suche nach einem einzelnen Sandkorn an Deutschlands Ostsee-Küste. „Wir haben dazu zunächst ein Oberflächenprotein des Coronavirus in ein Alpaka und ein Lama injiziert“, erläutert Schmidt. „Ihr Immunsystem produziert dann vor allem solche Antikörper, die sich gegen dieses Virus richten. 

Lamas und Alpakas bieten zudem den Vorteil, dass sie neben komplexen normalen Antikörpern auch eine einfachere Variante herstellen, die als Basis für Nanobodies dienen kann.“

Einige Wochen danach entnahmen die Wissenschaftler den Tieren eine Blutprobe. 

Daraus gewannen sie die genetische Information aller Antikörper, die diese gerade produzierten. 

Diese „Bibliothek“ enthielt immer noch Millionen verschiedene Baupläne. 

Mit einem aufwändigen Verfahren sortierten sie diejenigen davon heraus, die eine wichtige Struktur auf der Oberfläche des Corona-Virus erkennen, das Spike-Protein. 

„Insgesamt erhielten wir so Dutzende Nanobodies, die wir dann weiter untersuchten“, erklärt Dr. Paul-Albert König, Leiter der Core Facility Nanobodies an der Medizinischen Fakultät der Universität Bonn und Erstautor der Studie. 

Zellkulturgefäße mit angefärbten Zellen, in denen sich Virusreplikationen durch die vom Virus verursachten Löcher im Zellrasen (Plaques) quantifizieren lassen.

Zellkulturgefäße mit angefärbten Zellen, in denen sich Virusreplikationen durch die vom Virus verursachten Löcher im Zellrasen (Plaques) quantifizieren lassen. Volker Lannert © Volker Lannert/Uni Bonn


Vier von mehreren Millionen

Vier Moleküle erwiesen sich in Zellkulturen tatsächlich als effektiv gegen den Erreger. 

„Durch Röntgenstruktur- und Elektronenmikroskopie-Analysen konnten wir zudem zeigen, auf welche Weise sie mit dem Spike-Protein des Virus interagieren“, erklärt König. Diese Arbeiten erfolgten in den Arbeitsgruppen um Martin Hällberg (Karolinska Institutet, Schweden) und Nicholas Wu sowie Ian Wilson (Scripps Research Institute, USA). Das Spike-Protein ist entscheidend für die Infektion: Es wirkt wie eine Art Klettband, mit dem sich der Erreger an die angegriffene Zelle heftet. Danach ändert das Klettband aber seine Struktur: Es wirft den Bestandteil ab, der für die Anheftung wichtig ist, und sorgt dafür, dass die Hülle des Virus mit der Zelle fusioniert. „Auch die Nanobodies scheinen diese Strukturänderung auszulösen, bevor das Virus auf seine Zielzelle trifft – ein unerwarteter und neuartiger Wirkmechanismus“, sagt König. „Die Änderung ist vermutlich irreversibel; das Virus kann also nicht mehr an seine Zielzellen binden und sie infizieren.“

Darüber hinaus nutzen die Wissenschaftler einen weiteren großen Vorteil von Nanobodies gegenüber Antikörpern: Durch ihren einfachen Aufbau lassen sie sich leicht zu Molekülen kombinieren, die mehrere hundert Mal effektiver sein können. „Wir haben zwei Nanobodies fusioniert, die sich gegen unterschiedliche Teile des Spike-Proteins richten“, erklärt König. „Diese Variante war in Zellkulturen hochwirksam. Zudem konnten wir nachweisen, dass so die Wahrscheinlichkeit drastisch sinkt, dass das Virus durch eine Mutation resistent gegen den Wirkstoff wird.“ Mittelfristig könnten sich die Moleküle zu einer neuen vielversprechenden Therapieoption entwickeln, sind die Forscher überzeugt.

Das Unternehmen Dioscure Therapeutics, eine Ausgründung der Universität Bonn, soll die Nanobodies in klinischen Studien testen. Der Erfolg des Projektes basiere vor allem auf der exzellenten Zusammenarbeit der beteiligten Arbeitsgruppen an der Universität sowie mit den nationalen und internationalen Kooperationspartnern, betont Florian Schmidt, der auch Mitglied im Exzellenzcluster Immunosensation2 der Universität Bonn ist.

Förderung:

An der Studie waren Institutionen aus Deutschland, Schweden und den USA beteiligt. Finanziell unterstützt wurde sie in Deutschland durch die Medizinische Fakultät der Universität Bonn, die Deutsche Forschungsgemeinschaft, den Klaus Tschira Boost Funds, das Bundesministerium für Bildung und Forschung, die Baden-Württemberg Stiftung und die MWK Baden-Württemberg. In den USA förderten die Bill and Melinda Gates Foundation, das U.S. Department of Energy, das National Institutes of Health (NIH), das National Institute of General Medical Sciences (NIGMS) sowie das National Cancer Institute (NCI) das Projekt, in Schweden das Swedish Research Council sowie die Knut and Alice Wallenberg Foundation.

Die Gründer des Unternehmens Dioscure wurden vom Transfercenter enaCom der Universität Bonn unterstützt, das mit seinen Angeboten die Vermittlung zwischen Wissenschaft und Wirtschaft fördert. Die PROvendis GmbH verhandelt als IP-Dienstleister der Universität Bonn den Verwertungsvertrag zwischen Hochschule und Gründung.

Medizin am Abend Berlin DirektKontakt
 

 

 

 

 

 

Über Google: Medizin am Abend Berlin  
idw - Informationsdienst Wissenschaft e. V.

Dr. Florian I. Schmidt
Institut für Angeborene Immunität
Universitätsklinikum Bonn, Universität Bonn
E-Mail: fschmidt@uni-bonn.de
Tel. Büro: +49-228/287-51124
Tel. Labor: +49-228/287-54708
mobil: +49-176/70021810

Dr. Paul-Albert König
Core Facility Nanobodies
Universitätsklinikum Bonn, Universität Bonn
E-Mail: pakoenig@uni-bonn.de
Tel. : +49-228/287-54760
mobil: +49-176/35387544

Poppelsdorfer Allee 49
53115 Bonn
Deutschland
Nordrhein-Westfalen 

Svenja Ronge Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Telefon: +49 251 83-22115
E-Mail-Adresse: sronge@uni-bonn.de

 


Originalpublikation:

Paul-Albert König, Hrishikesh Das, Hejun Liu, Beate M. Kümmerer, Florian N. Gohr, Lea-Marie Jenster, Yonas M. Tesfamariam, Lisa D.J. Schiffelers, Miki Uchima, Jennifer D. Wuerth, Karl Gatterdam, Natalia Ruetalo, Maria H. Christensen, Caroline I. Fandrey, Sabine Normann, Steffen Pritzl, Jan M. P. Tödtmann, Leo Hanke, Jannik Boos, Meng Yuan, Xueyong Zhu, Jonathan Leo Schmid-Burgk, Hiroki Kato, Michael Schindler, Ian A. Wilson, Matthias Geyer, Kerstin U. Ludwig, B. Martin Hällberg, Nicholas C. Wu und Florian I. Schmidt: Structure-guided multivalent nanobodies block SARS-CoV-2 infection and suppress mutational escape. Science; DOI: 10.1126/science.abe6230


Weitere Informationen für international Medizin am Abend Berlin Beteiligte

https://science.sciencemag.org/lookup/doi/10.1126/science.abe6230 Original publication in Science


Prof. Dr. Rainhild Schäfers: Klinisch tätige geburtshilfliche Fachpersonen - Umfrage in 20 Minuten

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Umfrage: Wie entscheiden geburtshilfliche Fachpersonen?

Derzeit findet an der Hochschule für Gesundheit (hsg Bochum) unter der Betreuung von Dr. Rainhild Schäfers, Professorin im Studienbereich Hebammenwissenschaft der hsg Bochum, und Nina Peterwerth, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Studienbereichs, eine Befragung zur Entscheidungsfindung geburtshilflicher Fachpersonen statt. 

Das Ziel ist es zu untersuchen, welche Entscheidungen klinisch tätige geburtshilfliche Fachpersonen in bestimmten Situationen treffen und wie solche Situationen eingeschätzt werden.

Für die anonyme Online-Befragung werden daher Hebammen, Beleghebammen, Gynäkolog*innen oder Belegärzt*innen gesucht, die aktuell oder in den zurückliegenden zwei Jahren im Kreißsaal in der klinischen Geburtshilfe arbeiten oder gearbeitet haben und deren Berufsqualifikationsabschluss bereits ein Jahr zurückliegt.

„Wir freuen uns über eine rege Teilnahmebereitschaft, um mit den gesammelten Daten detaillierte Informationen zur Einschätzung von bestimmten geburtshilflichen Situationen und der Entscheidungsfindung geburtshilflicher Fachpersonen während der Betreuung von Gebärenden zu erlangen“, so Nina Peterwerth. 

Diese Erkenntnisse sollen auch einen Beitrag dazu leisten, die Versorgungsqualität von Gebärenden und ihren Neugeborenen zu verbessern.

Zur Seite der Befragung gelangen Interessierte über den Link zur Umfrageseite:

 https://ww2.unipark.de/uc/Entscheidungsfindung/Geburtshilfe

Eine Teilnahme ist bis zum 21. Februar 2021 möglich.

Medizin am Abend Berlin DirektKontakt

 




 

 

 

 
 
 
Über Google: Medizin am Abend Berlin 
idw - Informationsdienst Wissenschaft e. V.


Nina Peterwerth, M.Sc. (Studienbetreuung)
Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Studienbereich Hebammenwissenschaft
nina.peterwerth@hs-gesundheit.de
T +49 234 777 27 666 oder

Prof. Dr. Rainhild Schäfers (Projektleitung)
Professorin im Studienbereich Hebeammenwissenschaft
rainhild.schaefers@hs-gesundheit.de
T +49 234 777 27 658

Dr. Christiane Krüger Hochschule für Gesundheit

Gesundheitscampus 6-8
44801 Bochum
Deutschland
Nordrhein-Westfalen

E-Mail-Adresse: presse@hs-gesundheit.de

Dr. Christiane Krüger
Telefon: 0234 / 77727 - 124
E-Mail-Adresse: christiane.krueger@hs-gesundheit.de

Weitere Informationen für international Medizin am Abend Berlin Beteiligte

http://ww2.unipark.de/uc/Entscheidungsfindung/Geburtshilfe - Link zur Befragung


Prof. Dr. Carolyn King: Das immunologische Gedächtnis: Immunzellen, Antikörpern und Signalstoffen,

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: In der Lunge entdeckte Immunzellen verbessern Abwehr gegen Viren

  • Ein Forschungsteam der Universität Basel hat in der Lunge ansässige Immunzellen entdeckt, die lange nach einer überstandenen Grippe fortbestehen. 

In Versuchen mit Mäusen zeigte sich, dass diese Helferzellen die Immunantwort gegen eine erneute Infektion mit einem anderen Grippevirus-Stamm verbessern. 

  • Die Entdeckung könnte Ansätze für länger wirksame Impfungen gegen sich schnell verändernde Viren liefern.

Schon zu Beginn der Coronapandemie kam die Frage auf, wie lange die Immunität nach einer überstandenen SARS-CoV-2-Infektion anhält. 

Die gleiche Frage stellt sich im Zuge der Covid-19-Impfung. 

Eine entscheidende Rolle dafür spielt das immunologische Gedächtnis – ein Zusammenspiel von Immunzellen, Antikörpern und Signalstoffen, das es dem Körper erlaubt, bereits bekannte Erreger besonders effizient zu bekämpfen.

  • Forschende um Prof. Dr. Carolyn King vom Departement Biomedizin der Universität Basel haben nun eine Gruppe von Immunzellen in der Lunge identifiziert, die zentral für die Abwehr wiederholter Infektionen mit Grippeviren ist. 
  • Gleiches dürfte für erneute Infektionen mit anderen Erregern von Atemwegserkrankungen gelten.


In Versuchen mit Mäusen charakterisierten die Forschenden eine Gruppe von sogenannten T-Gedächtniszellen im Lungengewebe, die nach einer überstandenen Grippe lange dort verbleiben. Von diesen sogenannten «T resident helper cells» (etwa «im Gewebe ansässige T-Helferzellen») berichtet das Team im Fachjournal «Science Immunology».

Reservoir im Gewebe

«Es ist noch relativ wenig bekannt über T-Gedächtniszellen, die im Gewebe verbleiben», erklärte Nivedya Swarnalekha, Co-Erstautorin der Studie. Bisherige Studien fokussierten insbesondere auf die Gedächtniszellen im Blut und Lymphgewebe. 

«Es ergibt jedoch Sinn, dass der Körper ein Reservoir dieser Zellen in dem Gewebe anlegt, das von der Infektion betroffen war und wo gleiche oder ähnliche Erreger wieder eindringen könnten.»

Die Forschenden beschreiben in ihrer Studie zwei Typen von T-Helferzellen in der Lunge. 

Der eine Typ schüttet im Falle einer erneuten Infektion Signalstoffe aus, um anderen Immunzellen «tödlichere Waffen» im Kampf gegen den Erreger zu verleihen. 

Der andere Typ, den man bis dato nur im Lymphgewebe, aber noch nicht im Lungengewebe charakterisiert hatte, unterstützt antikörperproduzierende Immunzellen (B-Zellen) und bildet mit diesen im Gewebe eng benachbarte Teams.

In weiteren Experimenten konnten die Forschenden beweisen, dass die Anwesenheit dieser Zellen in unmittelbarer Nähe zu den antikörperproduzierenden B-Zellen zu einer effizienteren Immunantwort führte, wenn es einen geringfügig anderen Grippevirus abzuwehren galt.

Ansatz für langfristig wirksamen Impfschutz

«Diese T-Helferzellen könnten ein interessanter Ansatzpunkt für länger wirksame Grippeimpfungen sein», sagte David Schreiner, ebenfalls Co-Erstautor der Studie. 

Denkbar sei beispielsweise, Impfstoffe mit Wirkstoffen zu ergänzen, die die Bildung dieser ins Gewebe einwandernden T-Helferzellen unterstützen. 

Dafür bräuchte es entsprechende weitere Forschung und Entwicklung.

Medizin am Abend Berlin DirektKontakt

 



 

 

 

 
 
 
Über Google: Medizin am Abend Berlin  
idw - Informationsdienst Wissenschaft e. V.

Prof. Dr. Carolyn King, Universität Basel, Departement Biomedizin, Tel. +41 61 265 38 74, E-Mail: carolyn.king@unibas.com  

Dr.. Angelika Jacobs Universität Basel

Petersgraben 35, Postfach
4001 Basel
Schweiz
Basel-Stadt

E-Mail-Adresse: kommunikation@unibas.ch

Dr. Angelika Jacobs
Telefon: +41 61 207 63 04
E-Mail-Adresse: angelika.jacobs@unibas.ch
Originalpublikation:

Nivedya Swarnalekha, David Schreiner, Ludivine C Litzler, Saadia Iftikhar, Daniel Kirchmeier, Marco Künzli, Young Min Son, Jie Sun, Etori Aguiar Moreira, Carolyn G King
T resident helper cells promote humoral responses in the lung
Science Immunology (2021), doi: 10.1126/sciimmunol.abb6808

 

Prof. Heiko Lickert: 20 Hormontypen - 6 Meter Depithelgewebe im Darm

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Stammzellen im Darm: Neue Erkenntnisse könnten Weg für die Behandlung zahlreicher Krankheiten ebnen

Der Darm ist einer der wichtigsten Akteure im menschlichen Stoffwechsel. 

Zahlreiche Volkskrankheiten wie Fettleibigkeit, Diabetes, Kolitis und Darmkrebs stehen mit einer gestörten Funktion des Darms in Verbindung. 

Forschende verfolgen deshalb den Ansatz, Dysfunktionen des Darms beispielsweise durch die Bildung spezifischer Darmzellen aus Stammzellen entgegenzuwirken. 

Für Krankheiten wie Diabetes könnte dies eine vielversprechende regenerative Therapie sein. 

Dafür benötigt die Wissenschaft jedoch ein tiefes Verständnis darüber, wie sich Stammzellen im Darm weiterentwickeln, welche Zellhierarchien vorherrschen und welche Signale die Formierung bestimmter Zelltypen regulieren. 

 Querschnitt des Darms einer Reportermauslinie. Die Aktivierung des Wnt/PCP-Signalweges (in Grün) in Darmstammzellen lenkt deren weitere Entwicklung in Richtung der Paneth- und enteroendokrinen Zelllinien.

 Querschnitt des Darms einer Reportermauslinie. Die Aktivierung des Wnt/PCP-Signalweges (in Grün) in Darmstammzellen lenkt deren weitere Entwicklung in Richtung der Paneth- und enteroendokrinen Zelllinien. Helmholtz Zentrum München

Heiko Lickert und seine Forschungsgruppe haben sich dieser Herausforderung gestellt. Lickert ist Direktor des Instituts für Diabetes- und Regenerationsforschung am Helmholtz Zentrum München, Professor für Betazellbiologie an der Technischen Universität München (TUM) und Mitglied des Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD). Im Folgenden sprechen er und Erstautorin Anika Böttcher über ihre neueste Forschungsarbeit zu den grundlegenden Mechanismen der Funktionsweise von Darmstammzellen, die in Nature Cell Biology veröffentlicht wurde.

Warum ist gerade der Darm so wichtig für die Gesundheitsforschung?

Heiko Lickert:  

Der Darm ist zugleich das Verdauungssystem als auch das größte Hormonsystem im Menschen. 

Er ist für die Regulierung des Energiehaushaltes und des Blutzuckerspiegels verantwortlich. 

Die Funktionen des Darms führen spezialisierte Zellen aus.  

Diese bilden sich aus Darmstammzellen und erneuern sich alle drei bis vier Tage im Menschen. 

  • Sogenannte enteroendokrine Zellen produzieren mehr als 20 verschiedene Hormontypen, die Signale an das Gehirn und die Bauchspeicheldrüse senden, um zum Beispiel den Appetit, die Nahrungsaufnahme, die Entleerung des Magens und die Insulinausschüttung von den Betazellen der Bauchspeicheldrüse zu regulieren. 

Eine weitere wichtige Funktion wird von sogenannten Paneth-Zellen ausgeführt, die antimikrobielle Stoffe erzeugen und so Krankheitserreger abwehren. Es überrascht daher nicht, dass eine Dysfunktion des Darms mit vielen verschiedenen Krankheiten, die Millionen Menschen weltweit betreffen, in Verbindung steht – von chronischen Entzündungen und Darmkrebs bis hin zu Diabetes.

Was waren die wichtigsten Erkenntnisse aus Ihrer jüngsten Forschung an Darmstammzellen?

Anika Böttcher: Wir haben jetzt ein besseres Verständnis darüber, wie genau sich Darmstammzellen kontinuierlich erneuern und spezialisierte Zelltypen ausbilden. Wir haben das mit einer noch nie dagewesenen Auflösung auf Einzelzellebene beobachtet. So sind wir nun in der Lage, für jede Darmzelle potenzielle Vorläuferpopulationen zu bestimmen. Wir konnten zeigen, dass Darmstammzellen für jede Abstammungslinie unipotente Vorläuferzellen bilden. Darüber hinaus – und das ist besonders wichtig – haben wir einen neuen Signalweg der Stammzellnische des Darms identifiziert (im Fachjargon: Wnt/planar cell polarity pathway). Dieser reguliert die Selbsterneuerung von Darmstammzellen und deren Entwicklungsentscheidungen.  

  • Diese Entdeckung ist deshalb so wichtig, da wir wissen, dass sich Darmstammzellen unbegrenzt erneuern können und damit die Darmfunktion und die Gewebebarriere aufrechterhalten. Wir sprechen hier von 6 Metern Epithelgewebe und mehr als 100 Millionen Zellen, die jeden Tag im Menschen neu entstehen!  

Außerdem können sich diese Zellen in jeden Zelltyp ausbilden. 

Das Risiko, dass ein Fehler in dem Selbsterneuerungs- oder Zelldifferenzierungsprozess zu einer chronischen Erkrankung führt, ist daher recht hoch.

Um es etwas technischer auszudrücken: Wir haben es geschafft, einen detaillierten Stammbaum (engl. lineage tree) für alle Zelltypen des Darms zu beschreiben und haben einen neuen Signalweg identifiziert, der die Entwicklungsentscheidungen der Stammzellen reguliert. Für diesen Durchbruch haben wir verschiedene Reportermauslinien genutzt, die seltene Darmzelltypen markieren und eine Zeitauflösung der Differenzierungsprozesse ermöglichen, mit genomweiten und gezielten Einzelzell-Genexpressionsanalysen kombiniert. So konnten wir die Entwicklungsentscheidungen von Stammzellen im Darm entschlüsseln. Zusammen mit Fabian Theis und seiner Gruppe am Institut für Computational Biology am Helmholtz München und der TUM haben wir 60.000 Darmzellen charakterisiert. Um diesen Datensatz zu analysieren, setzten wir neu entwickelte Techniken des maschinellen Lernens ein und konnten damit automatisiert Verzweigungslinien und Schlüsselfaktoren im Bereich der Genexpression identifizieren. Unsere Erkenntnisse sind für viele Krankheitsbilder anwendbar: Krebs, Entzündungen und Kolitis ebenso wie für Fettleibigkeit und Diabetes.

Wie schafft es dieses neue Wissen nun in die Anwendung?

Heiko Lickert: Unsere Studie stellt bisherige Paradigmen in Frage, indem wir unser Wissen über die Selbsterneuerung von Darmstammzellen, ihre Heterogenität und die Bildung der verschiedenen Zelltypen des Darms aus Stammzellen erweitert haben. Dieses neue Grundlagenwissen können wir nutzen, um besser zu verstehen, wie sich die Selbsterneuerung und Differenzierung von Darmstammzellen bei chronischen Erkrankungen verändert. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse könnten uns wiederum dabei helfen, gezielte Therapien für diese Krankheiten zu entwickeln. So könnten wir Wege finden, um die Vorläufer der Zelltypen im Darm gezielt anzusprechen – zum Beispiel um die Formierung spezifischer Zellen wiederherzustellen, die aufgrund von Krankheit gestört wurde, oder um Darmkrebsstammzellen zu identifizieren und gezielt auszuschalten. Bei uns am Institut werden wir die neuen Erkenntnisse für die Diabetesforschung nutzen.

Helmholtz Zentrum München
Das Helmholtz Zentrum München verfolgt als Forschungszentrum die Mission, personalisierte medizinische Lösungen zur Prävention und Therapie umweltbedingter Krankheiten für eine gesündere Gesellschaft in einer sich schnell verändernden Welt zu entwickeln. Es erforscht das Entstehen von Volkskrankheiten im Kontext von Umweltfaktoren, Lebensstil und individueller genetischer Disposition. Besonderen Fokus legt das Zentrum auf die Erforschung des Diabetes mellitus, Allergien und chronischer Lungenerkrankungen. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 2.500 Mitarbeitende und ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der größten Wissenschaftsorganisation Deutschlands mit mehr als 40.000 Mitarbeitenden in 19 Forschungszentren.

Medizin am Abend Berlin DirektKontakt

 


 

 

 

 
 
 
Über Google: Medizin am Abend Berlin 
 idw - Informationsdienst Wissenschaft e. V.

Prof. Heiko Lickert
Helmholtz Zentrum München
Institut für Diabetes- und Regenerationsforschung
E-Mail: heiko.lickert@helmholtz-muenchen.de

Verena Schulz Helmholtz 

Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt

Ingolstädter Landstr.1
85764 Neuherberg
Deutschland
Bayern

Telefon: 089-3187-43902
E-Mail-Adresse: verena.schulz@helmholtz-muenchen.de
Originalpublikation:

Böttcher et al., 2021: Non-canonical Wnt/PCP signalling regulates intestinal stem cell lineage priming towards enteroendocrine and Paneth cell fates. Nature Cell Biology, DOI: 10.1038/s41556-020-00617-2

 

Prof. Dr. Erin Schuman: Soziale Distanzierung und Selbstisolation und Dein Gehirn:

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit:  Was soziale Distanzierung mit dem Gehirn macht

Wissenschaftler entdecken ein Neuropeptid, das die soziale Umgebung von Fischen widerspiegelt

Haben Sie sich in letzter Zeit gefragt, wie sich soziale Distanzierung und Selbstisolation auf Ihr Gehirn auswirken können? Ein internationales Forschungsteam unter der Leitung von Erin Schuman vom Max-Planck-Institut für Hirnforschung entdeckte ein Hirnmolekül, das als „Thermometer" für die Anwesenheit anderer in der Umgebung eines Tieres fungiert. Zebrafische "spüren" die Anwesenheit von Artgenossen über spezifische mechanische Reize und Wasserbewegungen – dies aktiviert das Gehirnhormon.

Unterschiedliche soziale Bedingungen können zu langanhaltenden Veränderungen im Verhalten von Tieren führen. So kann beispielsweise soziale Isolation verheerende Auswirkungen auf Menschen und Tiere, einschließlich Zebrafische, haben. Bislang weiß man nur wenig über die Gehirnsysteme, die die soziale Umwelt wahrnehmen. Um zu untersuchen, ob neuronale Gene auf dramatische Veränderungen in der sozialen Umgebung reagieren, hielten der Doktorand Lukas Anneser und seine Kollegen Zebrafische in Isolation oder zusammen mit anderen Fischen über verschiedene Entwicklungszeiträume hinweg. Die Wissenschaftler verwendeten RNA-Sequenzierung, um die Expressionsniveaus von Tausenden neuronaler Gene zu messen. Ihre Ergebnisse wurden heute in dem Fachjournal Nature veröffentlicht.

Erfassung der Dichte von Artgenossen

„Wir fanden eine Handvoll Gene, deren Expression bei Fischen, die in sozialer Isolation aufgezogen wurden, konsequent verändert waren. Eines davon kodiert das Nebenschilddrüsenhormon 2 (Pth2), ein relativ unbekanntes Peptid im Gehirn. Überraschenderweise spiegelte die Expression von pth2 nicht nur die Anwesenheit anderer Zebrafische, sondern auch deren Populationsdichte wieder. Als Zebrafische isoliert wurden, verschwand pth2 im Gehirn, aber das Expressionsniveau stieg - wie ein Thermometerstand - an, wenn sich andere Fische in demselben Becken befanden", erklärt Anneser.

Begeistert von dieser Entdeckung testeten die Wissenschaftler, ob sich die Auswirkungen der Isolation umkehren ließen, indem sie die zuvor isolierten Fische in ein soziales Umfeld brachten. „Nach nur 30 Minuten Anwesenheit von Artgenossen kam es zu einer signifikanten Erholung der pth2-Werte. Nach 12 Stunden im Becken mit den Artgenossen waren die pth2-Werte nicht mehr von denen zu unterscheiden, die wir bei sozial aufgezogenen Tieren beobachteten", sagt Anneser. „Diese deutliche und schnelle Regulation war unerwartet und deutet auf eine starke Verbindung zwischen der Genexpression und dem sozialen Umfeld hin", so Anneser.

Welche sensorische Modalität nutzen die Tiere also, um Artgenossen zu erkennen und so Veränderungen in der Genexpression zu bewirken? 

„Wir konnten demonstrieren, dass die sensorische Modalität, die die pth2-Expression steuert, nicht das Sehen, Schmecken oder Riechen war, sondern die Wahrnehmung mechanischer Reize - Zebrafische ‚fühlten' tatsächlich die Schwimmbewegungen der sie umgebenden Artgenossen", erklärt Schuman.

Wahrnehmung von Wasserbewegungen

Fische nehmen Bewegungen in ihrer unmittelbaren Umgebung über die Seitenlinie, ein besonderes Sinnesorgan wahr. Um die Rolle mechanischer Wahrnehmung bei der Steuerung der pth2-Expression zu testen, entfernte das Team die mechanosensitiven Zellen innerhalb der Seitenlinie des Fisches. Bei zuvor isolierten Tieren verhinderte die Entfernung dieser Zellen den Anstieg des Neurohormons, das zuvor zuverlässig durch die Anwesenheit anderer Fische induziert werden konnte.

So wie wir Menschen berührungsempfindlich sind, scheinen Zebrafische besonders auf die Schwimmbewegungen anderer Fische zu reagieren. 

Die Wissenschaftler fanden heraus, dass die Wasserbewegungen, die durch das Schwimmverhalten von Artgenossen im Becken verursacht werden, Veränderungen der pth2-Expression induzieren. „Zebrafisch-Larven schwimmen auf eine besondere Weise, wobei sich schnelle Flossenschläge und kurze Gleitphasen abwechseln. Wir ahmten die resultierenden Wasserbewegungen nach, indem wir einen Motor darauf programmierten, Fischbewegungen zu simulieren. Interessanterweise führten die künstlichen Bewegungen bei zuvor isolierten Fischen zu einer Erhöhung des pth2-Expressionslevels, fast genauso wie bei echten Artgenossen", erklärt Anneser.

  • „Unsere Daten geben Hinweise auf eine überraschende Rolle für das relativ unerforschte Neuropeptid Pth2 - es erfasst die Populationsdichte des sozialen Umfeldes eines Tieres und reagiert auf Veränderungen dieser Umgebung. 

Es ist klar, dass die Anwesenheit von Artgenossen dramatische Auswirkungen auf den Zugang eines Tieres zu Ressourcen und letztlich auf sein Überleben haben kann. 

Daher ist es wahrscheinlich, dass dieses Neurohormon das ‚soziale Gehirn‘ und Verhaltensnetzwerke reguliert", schlussfolgert Schuman.

Medizin am Abend Berlin DirektKontakt

 


 

 

 

 

 

Über Google: Medizin am Abend Berlin  

idw - Informationsdienst Wissenschaft e. V.

Prof. Dr. Erin Schuman
Direktorin, Max-Planck-Institut für Hirnforschung
+49 69 850033-1001
erin.schuman@brain.mpg.de
nicole.horny@brain.mpg.de

Max-von-Laue-Str. 4
60438 Frankfurt am Main
Deutschland
Hessen

Dr. Irina Epstein
Telefon: 069 850033 2900
E-Mail-Adresse: pr@brain.mpg.de


Originalpublikation:

Lukas Anneser, Ivan C. Alcantara, Anja Gemmer, Kristina Mirkes, Soojin Ryu, and Erin M. Schuman. The Neuropeptide Pth2 Dynamically Senses Others via Mechanosensation. Nature 2020. Online publication December 2, 2020. DOI: 10.1038/s41586-020-2988-z


 

Prof. Dr. Michael Abou-Dakn: Hebammen, ärztliche Geburtshelfer, Kinderärzte, Anästesthesisten: Die vaginale Geburt am Termin als Einling in Schädellage

Medizin am Abend  Berlin - MaAB-Fazit: Erste S3-Leitlinie zur vaginalen Geburt am Termin erschienen

Die Geburt eines Menschen zählt zweifelsohne zu den Schlüsselmomenten des Lebens. 

Um Gebärende flächendeckend auf hohem Niveau, sprich auf Basis wissenschaftlicher Empfehlungen und möglichst fraubezogen betreuen zu können, wurde von der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. (AWMF) nun die erste S3-Leitlinie zu diesem Thema im deutschsprachigen Raum veröffentlicht.

Die Geburt eines Menschen zählt zweifelsohne zu den Schlüsselmomenten des Lebens. 

In den meisten Fällen handelt es sich um vaginale Geburten am Termin. 

Per Definition schließt das den Zeitraum 37+0 Schwangerschaftswochen (SSW) bis 41+6 SSW ein. 

In der Regel erfolgt die Betreuung im Team aus Hebammen und ärztlichen GeburtshelferInnen. 

Zudem kann es im Einzelfall notwendig werden, dass KinderärztInnen und AnästhesistInnen hinzugezogen werden, um dieses besondere Ereignis im Sinne einer guten Geburtshilfe gemeinsam sicher zu gestalten.

Um Gebärende flächendeckend auf hohem Niveau, sprich auf Basis wissenschaftlicher Empfehlungen und möglichst fraubezogen betreuen zu können, wurde von der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. (AWMF) nun die erste S3-Leitlinie zu diesem Thema im deutschsprachigen Raum veröffentlicht. Entstanden ist die Handlungsempfehlung unter der Federführung der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e. V. (DGGG) und der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi) unter Beteiligung zahlreicher weiterer Fachgesellschaften. 

Die Empfehlungen gelten für Gebärende und deren Kinder, die am Termin als Einling aus Schädellage geboren werden.

„Erstmalig wurde hier eine Leitlinie auf der höchsten Entwicklungsstufe von Hebammen und ÄrztInnen initiiert und gemeinsam mit der Bundeselterninitiative Mother Hood e. V. entwickelt. Ein wichtiger Schritt, von dem hoffentlich viele Mütter und Neugeborene profitieren werden.“
Prof.in Dr.in Rainhild Schäfers, DGHWi-Leitlinienkoordinatorin

„Ziel der vorliegenden Leitlinie ist die Zusammenfassung des aktuellen Wissens über die vaginale Geburt am Termin“, betonen die DGHWi-Vorsitzende Elke Mattern und der DGGG-Präsident Prof. Dr. Anton J. Scharl gemeinsam. 

Der Fokus liegt auf der Beschreibung der physiologischen Geburtsphasen mit Abgrenzung zu problematischen Entwicklungen. Erläutert werden zudem vorliegende Gründe für oder gegen Eingriffe in den natürlichen Geburtsverlauf. Das Papier bietet aus Sicht der AutorInnen zudem die Chance, die Zusammenarbeit der beteiligten Berufsgruppen – zum Wohl von Mutter und Kind – weiter zu fördern.

„Die Leitlinie ist das Ergebnis verfügbarer Evidenz und eines langen Konsensprozesses. Unter dem Strich bietet das komprimierte Wissen den beteiligten Berufsgruppen in der Geburtshilfe eine gute Orientierung für ihr berufliches Handeln.“
Prof. Dr. Michael Abou-Dakn, DGGG-Leitlinienkoordinator

In einzelnen Kapiteln widmen sich die AutorInnen insbesondere der Betreuung in den einzelnen Phasen der Geburt sowie der Überwachung, Vorbeugung und Therapie von Geburtsverletzungen, dem Schmerzmanagement und der Qualitätssicherung.  

  • Vor dem Hintergrund stetigen Personalmangels betonen die AutorInnen, dass Gebärende ab der aktiven Eröffnungsphase eine Eins-zu-eins-Betreuung durch eine Hebamme erhalten sollten und insbesondere in der aktiven Austrittsphase – also dem Höhepunkt der Geburt – nicht vom geburtshilflichen Personal im Kreißsaal allein gelassen werden sollen.  
  • Unmittelbar nach der Geburt, so lautet eine weitere Empfehlung, sollten alle pflegerischen und diagnostischen Maßnahmen oder medizinischen Eingriffe auf ein Mindestmaß reduziert werden. 

Gerade diese Zeit ist für das gegenseitige Kennenlernen – in der Fachsprache Bonding genannt – besonders wichtig. Hierzu zählt vor allem auch der Haut-zu-Haut-Kontakt. 

  • Die Nabelschnur sollte nicht früher als eine Minute nach der Geburt abgeklemmt werden, sofern diese nicht verletzt ist und das Neugeborene keine Hinweise für eine anormale Stresssituation zeigt. 
  • Um den Beginn des Stillens zu fördern, sollten Mütter das Neugeborene so früh wie möglich anlegen – idealerweise in der ersten Stunde des Lebens.


Ausführlich präsentiert werden die Ergebnisse der insgesamt 258 Seiten umfassenden Handlungsempfehlung voraussichtlich auf den anstehenden Tagungen der Arbeitsgemeinschaft für Geburtshilfe und Pränatalmedizin in der DGGG e.V. (AGG) und des Deutschen Hebammenverbands (DHV).

Diese Leitlinie wurde vom Bundesministerium für Gesundheit finanziell unterstützt und von der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e. V. (DGGG) im Rahmen des Leitlinienprogramms gefördert. Kosten, die im Rahmen der redaktionellen Überarbeitung entstanden sind, wurden von der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi) übernommen.

Leitlinien sind für ÄrztInnen rechtlich nicht bindend und haben daher weder haftungsbegründende noch haftungsbefreiende Wirkung.

Die Kurz- und Langversion der Leitlinie sowie den Leitlinienreport finden Sie auf der Seite der AWMF:  

https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/015-083.html

Medizin am Abend Berlin DirektKontakt






 

 

Über Google: Medizin am Abend Berlin  
idw - Informationsdienst Wissenschaft e. V.

Sara Schönborn | Nina Franke I Heiko Hohenhaus
Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e. V.
Jägerstraße 58-60
10117 Berlin
Telefon: +49 (0)30-514 88 3333
E-Mail: presse@dggg.de
Internet: www.dggg.de

Elke Mattern
Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi)
Telefon: +49 176 93152837
E-Mail: vorsitzende@dghwi.de
Internet: www.dghwi.de

Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e. V. (DGGG) ist eine der großen wissenschaftlichen Fachgesellschaften in Deutschland. Sie hat sich der Stärkung der Fachgebiete der Frauenheilkunde und Geburtshilfe verschrieben und fördert das gesamte Fach und seine Subdisziplinen, um die Einheit des Faches Frauenheilkunde und Geburtshilfe weiter zu entwickeln. Als medizinische Fachgesellschaft engagiert sich die DGGG fortwährend für die Gesundheit von Frauen und vertritt die gesundheitlichen Bedürfnisse der Frau auch in diversen politischen Gremien.

Die Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft e. V. (DGHWi) ist die einzige wissenschaftliche Fachgesellschaft für Hebammen in Deutschland, der Schweiz und Österreich. Sie fördert hebammenwissenschaftliche Forschung, Lehre und Praxis, die sowohl der Entwicklung des Faches Hebammenwesen, als auch einer bedarfsgerechten und evidenzbasierten Versorgung von Frauen und ihren Familien in der Lebensphase von Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Stillzeit dienen.


Originalpublikation:

https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/015-083.html


Weitere Informationen für international Medizin am Abend Berlin Beteiligte

https://www.dggg.de/

 
https://www.dghwi.de/

Prof. Dr. Uta Benner: Die Palliativversorgung gehörloser Menschen in Krankenhäusern

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit:Gehörlose Menschen auf dem letzten Weg begleiten

Hochschule Landshut will zusammen mit dem Krankenhaus Achdorf die Palliativversorgung gehörloser Menschen verbessern

  • In der Welt der Hörenden sind Gehörlose fast immer auf sich gestellt und bestreiten ihren Alltag häufig gesellschaftlich isoliert. 
  • Die Isolation erstreckt sich auch auf Krankenhäuser, sind dies doch nach wie vor Orte, die in der Regel nicht an die besonderen Bedürfnisse gehörloser Menschen angepasst sind. 
  • Bei einer unheilbaren schweren Krankheit bleibt dennoch oft nur noch der Weg der palliativen Betreuung – einer schmerz- und symptomlindernden, aber nicht mehr lebensverlängernden Versorgung des Patienten. 

Dieser letzte Lebensabschnitt bleibt ein Weg der Isolation: 

Die wenigsten Fachkräfte für Gesundheits- und Krankenpflege beherrschen die Gebärdensprache oder sind geschult im Umgang mit gehörlosen Menschen. 

Prof. Dr. Uta Benner (Professorin im Studiengang Gebärdendolmetschen und Studiendekanin der Fakultät Interdisziplinäre Studien) und Wolfgang Sandtner (Oberarzt und ärztlicher Leiter der Palliativstation am Krankenhaus Achdorf) freuen sich auf Projekt.

Prof. Dr. Uta Benner (Professorin im Studiengang Gebärdendolmetschen und Studiendekanin der Fakultät Interdisziplinäre Studien) und Wolfgang Sandtner (Oberarzt und ärztlicher Leiter der Palliativstation am Krankenhaus Achdorf) freuen sich auf Projekt. Hochschule Landshut


An dieser Stelle gerät die Palliativmedizin heute definitiv noch an ihre Grenzen. 

Erfahrungsgemäß spielt aber gerade in dieser existenziell bedrohlichen Lebensphase neben der medizinischen Versorgung die Kommunikation und die seelisch-emotionale Unterstützung bei unheilbar kranken Menschen eine große Rolle. 

Mit dem Ziel, die grundlegende Palliativversorgung gehörloser Menschen zu verbessern, startet nun an der Hochschule Landshut das Forschungsprojekt Deaf Pal – Kommunikation in der Palliativversorgung gehörloser Menschen unter Leitung von Prof. Dr. Uta Benner, in enger Zusammenarbeit mit Oberarzt Wolfgang Sandtner, ärztlicher Leiter der Palliativstation am Krankenhaus Landshut-Achdorf. Das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst finanziert dieses Projekt mit 250.000 Euro.

Inklusion leben und praktizieren

„Mit Deaf Pal machen wir einen großen Schritt, um die Situation gehörloser Menschen weiter zu verbessern und die Sensibilität für das Thema Inklusion in der Gesellschaft zu erhöhen“, so Benner. In mehreren Etappen erarbeitet ein Team der Hochschule Landshut zusammen mit dem Krankenhaus Landshut-Achdorf Konzepte für eine barriereärmere Palliativversorgung. Dazu gehören Lösungsansätze für die allgemeine Aufklärungsarbeit bei gehörlosen Menschen und deren Angehörigen, Vorschläge für eine angepasste technische Infrastruktur und die Schulung des medizinischen Personals.

 „Konkret streben wir an, Materialien für gehörlose Menschen und Versorgende im Krankenhaus zu erarbeiten sowie ein Schulungsmodul (primär für medizinisches Fach- und Pflegepersonal) zu entwickeln“, erläutert Benner die ersten Ideen.

Anspruch auf körperliche und geistige Gesundheit

Gesellschaftspolitisch ist dieses Projekt brandaktuell. 

Jeder Mensch hat ein Anrecht auf „das für ihn erreichbare Höchstmaß an körperlicher und geistiger Gesundheit", so heißt es im UN Sozialpakt, dem internationalen Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte. Und auch der Freistaat Bayern bekennt sich mit seinen Programmen „Bayern barrierefrei“ und „Inklusion in Bayern“ ganz klar zu diesem wichtigen Thema. Aber gerade im Bereich Medizin sind die Hürden für Randgruppen, wie z.B. die Gehörlosen, nochmals höher. 

Es startet bei der telefonischen Vereinbarung von Terminen oder dem mündlichen Aufruf im Wartezimmer und geht bis hin zum Arzt-Patientengespräch oder eben der palliativen Versorgung. 

Für gehörlose Menschen sind diese Herausforderungen ohne Gebärdensprachdolmetscherinnen oder Gebärdensprachdolmetscher sowie Angehörige kaum zu meistern. 

„Und genau hier knüpft unser Projekt Deaf Pal an. 

Wir wollen miteinander daran arbeiten, dass im Bereich der Palliativmedizin auch Gehörlose auf ihrem letzten Lebensweg Beachtung finden und wir die Lebenssituation in diesem Stadium verbessern“, so der Wunsch von Sandtner.

Projekt mit Praxisbezug

Beste Voraussetzungen, um dieses Projekt durchzuführen, hat hierbei die Hochschule Landshut.  

Sie ist eine von sieben Hochschulen und Universitäten in ganz Deutschland, die den Studiengang Gebärdendolmetschen anbieten und dabei der einzige Studienstandort in Süddeutschland. 

 „Mit Herrn Sandtner, der ärztlichen Leitung der Palliativstation des Krankenhaus Landshut-Achdorf haben wir noch dazu einen optimalen Partner gefunden, da er sich bereits seit 2013 mit dem Thema Inklusion auf Palliativstationen beschäftigt. Wir sind überzeugt, dass wir mit unseren gemeinsamen Ideen und Konzepten das Leben von gehörlosen Menschen in der palliativen Betreuung deutlich verbessern werden“, freut sich Benner.

Über das Projekt

Das Projekt Deaf Pal - Kommunikation in der Palliativversorgung gehörloser Menschen läuft von Januar 2021 bis Dezember 2023. Projektleiterin an der Hochschule Landshut ist Prof. Dr. Uta Benner, Professorin im Studiengang Gebärdensprachdolmetschen und Studiendekanin der Fakultät Interdisziplinäre Studien. Teil des Forschungsteams sind außerdem Prof. Dr. Sabine Fries, gehörlose Expertin auf dem Gebiet der Deaf Studies, und Prof. Dr. Clemens Dannenbeck, Experte für Inklusionsforschung, Diversity und Disability Studies. Projektpartner ist die Palliativstation des LAKUMED Krankenhaus Landshut-Achdorf unter Leitung von Oberarzt Wolfgang Sandtner.

Das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst finanziert dieses Projekt mit 250.000 Euro im Rahmen der Programmsäule Strukturimpuls Forschungseinstieg der 6. Förderrunde des Programms zur Förderung der angewandten Forschung und Entwicklung an Hochschulen für angewandte Wissenschaften/Fachhochschulen.

Medizin am Abend Berlin DirektKontakt
 

 

 

 

 

 
 

 
 
 
 

 
 
 
 

 
 
 
 
 
 
Über Google: Medizin am Abend Berlin  
idw - Informationsdienst Wissenschaft e. V.

Prof. Dr. Uta Benner 

Thomas Kolbinger Hochschule Landshut

Am Lurzenhof 1
84036 Landshut
Deutschland
Bayern

Telefon: 0871 - 506 191
E-Mail-Adresse: thomas.kolbinger@haw-landshut.de

Peter Patzelt M.A.
Telefon: 0871-506234
E-Mail-Adresse: patzelt@fh-landshut.de