Qualitätszirkel Niren- und Dialysen

Kardiologie Potsdam

Alexianer St. Josephs Potsdam

Dialyse-Pflege-Standard

salt

PICS Ambulanz

Dr.Vetter

Woran erkranken wir in Deutschland?

BG Klinken - Post-COVID-Programm

Herz Check

EMA

Singende Krankenhäuser

Dr. Heart

Herzhose

Lauflabor

IKDT

Online Strafanzeigen

medpoint - Fortbildungskalendar

Was hab ich?

Healthtalk

BKV Info

BKG

KHS BB

KHS BB
.

Kardiologie

Urologie Berlin

bbgk

VEmaH

ProBeweis

aps-ev + Schlichtungsstelle

jkb

DHZB + Charité

zurück ins leben

CRO

Gewebenetzwerk

Anamnese- und Untersuchungsbogen

Diagnostische Pfade

FORTA

CIRS Bayern

Gender Medizin

lebensmittelwarnung.de

idw

Dr. Henock Yebyo und Prof. Dr. Milo Puhan: Typische Blutzellen bei Asthma und COPD

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Patienten mit chronischer Lungenerkrankung optimal behandeln

Patienten mit der Lungenerkrankung COPD erhalten Medikamente zur Verbesserung der Atmungsfähigkeit kombiniert mit Kortikosteroiden, die das Risiko einer akuten Verschlechterung der Lunge verringern. 

Die Balance zwischen dieser Verringerung und der Zunahme schädlicher Nebenwirkungen hängt von der Dosierung und Patientenmerkmalen ab, wie Forschende der Universität Zürich nun zeigen. Dank den Erkenntnissen können COPD-Betroffene gezielter behandelt werden.

  • Patientinnen und Patienten mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) leiden unter einer dauerhaften Verengung der Atemwege, was die Atmung erschwert. 

Die Verengung wird durch eine Entzündung der kleinen Atemwege verursacht, die zu Schleimproduktion führt und das Lungengewebe zerstört. 

Kortikosteroide zum Inhalieren werden in der Regel in Kombination mit lang wirkenden Bronchodilatatoren eingesetzt, um bei COPD-Patienten eine akute Verschlechterung des Lungenzustands zu verhindern. 

Während Kortikosteroide eine Entzündung bzw. eine Zustandsverschlechterung reduzieren, verbessern Bronchodilatatoren die Atmung, indem sie die Bronchien erweitern.

Nutzen von Kortikosteroiden hängt von drei Hauptfaktoren ab

Seit Jahren wird über den Einsatz von Kortikosteroiden bei der sehr heterogenen Gruppe von COPD-Patienten debattiert. 

In Leitlinien wird zwar ein personalisierter Behandlungsansatz vorgeschlagen. 

Doch bleiben diese recht vage, da unklar ist, für wen der Nutzen die schädlichen Nebenwirkungen überwiegt.

Eine Studie unter der Leitung von Henock Yebyo, Postdoktorand am Institut für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention der Universität Zürich (UZH), bringt nun Licht in diese Frage. 

«Unsere Ergebnisse zeigen, dass drei Hauptfaktoren die Balance zwischen Therapienutzen und Nebenwirkungen unterschiedlich dosierter Kortikosteroide beeinflussen: 

das Risiko einer akuten Verschlechterung, 

die Menge bestimmter Blutzellen, 

das Alter des Patienten», sagt Erstautor Yebyo.

Systematische Betrachtung von Behandlungs- und Patientenmerkmalen

Die Forscher berücksichtigten zahlreiche Merkmale von Therapien und Patientinnen, die einen Einfluss auf das Nutzen-Risiko-Verhältnis haben. 

Sie führten umfassende statistische Analysen durch, um zu berechnen, wie hoch das Risiko für akute Verschlechterungen bei den Patienten sein muss, damit der Nutzen, dieses Risiko zu reduzieren, die Nebenwirkungen überwiegt: 

eine schwere Lungenentzündung, 

Pilzbefall der Mundschleimhaut und Heiserkeit. 

Sie fanden heraus, dass Patientinnen von niedrig bis mittelstark dosierten Kortikosteroiden nicht profitieren, wenn ihr Risiko, in den nächsten zwei Jahren eine akute Verschlechterung zu erleiden, weniger als 32 Prozent beträgt. Was typischerweise jene Patienten sind, deren Lungenzustand in der Vergangenheit stabil war.

In den Leitlinien wurde die Dosierung der Kortikosteroide bisher nicht berücksichtigt.  

Die UZH-Studie zeigt nun deutlich, dass hohe Dosen mit erheblichen Nebenwirkungen verbunden sind, die den Nutzen nicht rechtfertigen. 

  • Patienten über 80 Jahren profitieren von der Therapie ebenfalls kaum, da ihr Risiko, eine Lungenentzündung zu entwickeln, höher ist als die Verringerung einer akuten Verschlechterung. 

Patientinnen mit grösseren Mengen bestimmter, für Asthma typischer Blutzellen –sogenannte Eosinophile – profitieren dagegen eher.

Systematischer Ansatz ermöglicht individuellere Behandlungen

Als die Wissenschaftler ihre Ergebnisse anhand von Daten von zwei Patientengruppen aus der Schweiz und den Niederlanden überprüften, zeigte sich, dass einige Patienten mit Kortikosteroiden überbehandelt werden, während andere unterbehandelt werden. 

«Unsere Ergebnisse führen nicht unbedingt dazu, dass weniger Kortikosteroide eingesetzt werden. 

Aber sie helfen, die Über- und Unterversorgung zu minimieren, indem die Therapie hinsichtlich Dosierung und Patientenmerkmalen zugeschnitten wird», erklärt Henock Yebyo.

Die Präzisionsmedizin wird oft auf einzelne Faktoren wie einen genetischen Marker reduziert, doch die Realität ist meist komplizierter. 

Mit ihrem systematischen Ansatz haben die Forschenden drei Kategorien von Faktoren, die das Behandlungsergebnis beeinflussen, berücksichtigt und sie umfassend kombiniert: 

Faktoren, die Behandlungseffekte verändern, Faktoren, die mit den Risiken für Nutzen und Nebenwirkungen ohne Behandlung verbunden sind, und Patientenpräferenzen. 

«Unsere Studie dient als Beispiel dafür, wie die Komplexität der Nutzen-Schaden-Balance systematisch angegangen werden kann, damit medizinische Richtlinien klare und nützliche Empfehlungen für personalisierte Behandlungen geben können", sagt UZH-Professor Milo Puhan.

Medizin am Abend Berlin DirektKontakt





 

 


Über Google: Medizin am Abend Berlin  
idw - Informationsdienst Wissenschaft e. V.

Dr. Henock Yebyo
Institut für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention
Universität Zürich
Tel. +41 44 634 48 53
E-Mail: henock.yebyo@uzh.ch

Prof. Dr. Milo Puhan
Institut für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention
Universität Zürich
Tel. +41 44 63 44610
E-Mail: miloalan.puhan@uzh.ch

Kurt Bodenmüller Universität Zürich

Seilergraben 49
8001 Zürich
Schweiz
Zürich  

Telefon: +41446344439
Fax: +41446342346
E-Mail-Adresse: kurt.bodenmueller@kommunikation.uzh.ch


Originalpublikation:

Yebyo HG, Braun J, Menges D, Riet Gt, Sadatsafavi M, Puhan MA. Personalising add-on treatment with inhaled corticosteroids in patients with chronic obstructive pulmonary disease: a benefit-harm modelling study. Lancet Digital Health. 25 August 2021. DOI: 10.1016/S2589-7500(21)00130-8



Dr. rer. nat. Cristina Cadenas: CAVE: Die Fettlebererkrankung die Bildung von Nierensteinen begünstigt.

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Fettlebererkrankung begünstig die Bildung von Nierensteinen

Die nicht-alkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD) ist die häufigste Lebererkrankung in den westlichen Ländern mit weltweit steigender Inzidenz. 

Folgen einer NAFLD können auch Nierenerkrankungen und Nierensteine sein, wobei die Mechanismen zur Entwicklung dieser Nierenleiden auf Grund von NAFLD noch nicht vollständig aufgeklärt sind.

Forschende des Leibniz-Instituts für Arbeitsforschung an der TU Dortmund (IfADo) haben jetzt in einem Paper veröffentlicht, wie die Fettlebererkrankung die Bildung von Nierensteinen begünstigt.

Forschende am IfADo haben in Studien herausgefunden, dass durch die Fettlebererkrankung die Stoffwechselprozesse in der Leber gestört sind. 

In Folge dessen kommt es zu einer höheren Anreicherung von Oxalat. 

Oxalat ist nicht nur in einigen Lebensmitteln vorhanden, sondern wird als Stoffwechselprodukt in der Leber gebildet und durch die Niere über den Urin ausgeschieden. 

  • Eine erhöhte Konzentration von Oxalat im Urin ist mit einem höheren Risiko für das Fortschreiten einer chronischen Nierenerkrankung verbunden, denn Oxalat bindet Kalzium, was zur Bildung von Nierensteinen führen kann.


Obwohl Nierensteine in der Regel nicht lebensbedrohlich sind, treten sie häufig wieder auf und sind Ursache für eine chronische Nierenerkrankungen. 

  • In einer gesunden Leber verhindert das Enzym Alanin-Glyoxylat-Aminotransferase (AGXT), dass zu viel Oxalat entsteht. 

Die IfADo Studie zeigt aber, dass AGXT in der Fettleber vermindert ist und damit seine Funktion nicht ausreichend ausüben kann. 

Eine Fettlebererkrankung stellt damit auch einen Risikofaktor für Nierensteine und chronische Nierenerkrankungen dar.

Medizin am Abend Berlin DirektKontakt

 





 

 

 
 
 
 
 
Über Google: Medizin am Abend Berlin  
idw - Informationsdienst Wissenschaft e. V.

Dr. rer. nat. Cristina Cadenas
Gruppenleiterin Interorgan-Toxikologie
Telefon: +49 231 1084-392
E-Mail: cadenas@ifado.de

Anne Rommel Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund

Ardeystraße 67
44139 Dortmund
Deutschland
Nordrhein-Westfalen

Telefon: 0231 - 1084 239
E-Mail-Adresse: rommel@ifado.de
Originalpublikation:

Epigenomic and transcriptional profiling identifies impaired glyoxylate detoxification in NAFLD as a risk factor for hyperoxaluri, Cell Reports, VOLUME 36, ISSUE 8, 109526, AUGUST 24, 2021. DOI: https://doi.org/10.1016/j.celrep.2021.109526



Prof. Paulus Kirchhof: Asymptomatische Patienten bei Vorhofflimmern - frühen Rhythmuserhalt

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Früher Rhythmuserhalt nützt auch bei asymptomatischem Vorhofflimmern

  • Asymptomatische Patienten mit Vorhofflimmern profitieren von einer frühen rhythmuserhaltenden Therapie ebenso wie symptomatische Patienten. 

Das ist das Ergebnis einer Subgruppenanalyse der EAST – AFNET 4 Studie. 

Es wurde beim europäischen Kardiologenkongress (ESC) am 27.08.2021 von Prof. Stephan Willems, Asklepios Hospital St. Georg, Hamburg, vorgestellt [1] und im European Heart Journal publiziert [2].

Ungefähr ein Drittel aller Vorhofflimmerpatienten ist asymptomatisch

Vorhofflimmern geht einher mit einem hohen Risiko für Schlaganfall, Herztod und andere kardiovaskuläre Komplikationen, unabhängig davon, ob die Patienten Vorhofflimmer-typische Symptome haben oder nicht.  

Die aktuellen Leitlinien für die Behandlung von Vorhofflimmern empfehlen Antikoagulation (Blutgerinnungshemmung) und Therapie von Begleiterkrankungen für alle Patienten mit Vorhofflimmern, während eine rhythmuserhaltende Therapie nur für symptomatische Patienten vorgesehen ist. 

In der EAST – AFNET 4 Studie wurde der Nutzen einer frühen rhythmuserhaltenden Therapie für die gesamte Studienpopulation beobachtet. 

Prof. Willems und Kollegen untersuchten nun, ob die vorteilhafte Wirkung des frühen Rhythmuserhalts auch auf die Subgruppe der asymptomatischen Patienten zutrifft.

Die EAST – AFNET 4 Studie hat untersucht, ob eine rhythmuserhaltende Therapie mittels Antiarrhythmika oder Katheterablation, wenn sie im ersten Jahr nach der Diagnose Vorhofflimmern begonnen wird, die Prognose der Patienten verbessert. 

Das Hauptergebnis der Studie, das im vorigen Jahr publiziert wurde [3], zeigte einen Nutzen des frühen Rhythmuserhalts für alle Patienten: 

  • Eine frühzeitige rhythmuserhaltende Therapie mit Medikamenten und/oder Ablation führte im Vergleich zur üblichen Behandlung zu weniger Todesfällen, Schlaganfällen und Krankenhausaufenthalten wegen Verschlechterung einer Herzschwäche oder akutem Koronarsyndrom. 

In der Studie wurden 2789 Patienten mit kürzlich diagnostiziertem Vorhofflimmern (innerhalb eines Jahres nach Diagnose) und kardiovaskulären Risikofaktoren in den beiden Studiengruppen „früher Rhythmuserhalt“ und „übliche Behandlung“ über einen Zeitraum von fünf Jahren behandelt und beobachtet.

In der aktuellen Substudie wurden die Auswirkungen der frühen rhythmuserhaltenden Therapie für alle asymptomatischen Patienten der EAST – AFNET 4 Studie analysiert und mit denen bei symptomatischen Patienten verglichen.

Bei Einschluss in die Studie waren 801/2633 (30,4%) Patienten asymptomatisch, 1832/2633 (69,6%) symptomatisch. Die Eigenschaften der asymptomatischen Patienten ähnelten denen der symptomatischen mit geringfügigen Unterschieden in den Begleiterkrankungen. 

Herzschwäche trat bei asymptomatischen Patienten (169/801 (21,1%)) seltener auf als bei symptomatischen Patienten (569/1832 (31,1%)). Es gab weniger asymptomatische Frauen (300/801 (37,5%)) als symptomatische (923/1832 (50,4%)).

Hinsichtlich der Antikoagulation und der Behandlung von Begleiterkrankungen gab es keine Unterschiede zwischen asymptomatischen und symptomatischen Patienten. Dem Studienprotokoll entsprechend erhielten asymptomatische Patienten der Studiengruppe „früher Rhythmuserhalt“ nahezu dieselbe frühe rhythmuserhaltende Therapie wie symptomatische Patienten.

Der primäre Studienendpunkt (zusammengesetzt aus kardiovaskulärem Tod, Schlaganfall oder Krankenhausaufenthalt wegen Verschlechterung einer Herzschwäche akutem Koronarsyndrom) ereignete sich bei 79/395 asymptomatischen Patienten der Gruppe „früher Rhythmuserhalt“ und bei 97/406 asymptomatischen Patienten der Gruppe „übliche Behandlung“, nahezu genauso wie in der Gesamtstudienpopulation. 

Der Nutzen der frühen rhythmuserhaltenden Therapie zur Verhinderung kardiovaskulärer Komplikationen bei asymptomatischen Patienten unterscheidet sich also nicht von dem bei symptomatischen Patienten.

Prof. Willems fasst zusammen: 

„Der Vorteil des frühen Rhythmuserhalts, den wir in der Gesamtpopulation der EAST – AFNET 4 Studie gesehen haben, ist auch bei asymptomatischen Patienten gegeben. 

Unsere Ergebnisse sprechen für einen gemeinsamen Entscheidungsprozess, in dem die Vorteile einer rhythmuserhaltenden Therapie bei allen Patienten mit neu diagnostiziertem Vorhofflimmern diskutiert werden, unabhängig von Vorhofflimmer-typischen Symptomen.“


Der wissenschaftliche Leiter der EAST – AFNET 4 Studie und Letztautor der Substudie, Prof. Paulus Kirchhof, UKE Hamburg, bemerkt: 

„Diese neue Analyse unterstreicht die Sicherheit und Wirksamkeit der frühen rhythmuserhaltenden Therapie bei asymptomatischem Vorhofflimmern.
Die Ergebnisse haben Auswirkungen auf die optimale Versorgung unserer asymptomatischen Patienten mit Vorhofflimmern in der klinischen Praxis.“


Literatur

[1] Willems S, Borof K, Brandes A, Breithardt G, Camm AJ, Crijns HJGM, Eckardt L, Gessler N, Haegeli LM, Heidbuchel H, Schnabel R, Szumowski L, van Gelder IC, Wegscheider K, Kirchhof P. Benefit of early rhythm control therapy in patients with asymptomatic AF – insights from the EAST – AFNET 4 trial. Abstract ESC congress 2021

[2] Willems S, Borof K, Brandes A, Breithardt G, Camm AJ, Crijns HJGM, Eckardt L, Gessler N, Goette A, Haegeli LM, Heidbuchel H, Kautzner J, Ng GA, Schnabel R, Suling A, Szumowski L, Themistoclakis S, Vardas P, van Gelder IC, Wegscheider K, Kirchhof P. Systematic, early rhythm control therapy equally improves outcomes in asymptomatic and symptomatic patients with atrial fibrillation: the EAST-AFNET 4 Trial. Eur Heart J. 2021 (published ahead of print)

[3] Kirchhof P, Camm AJ, Goette A, Brandes A, Eckardt L, Elvan A, Fetsch T, van Gelder IC, Haase D, Haegeli LM, Hamann F, Heidbüchel H, Hindricks G, Kautzner J, Kuck K-H, Mont L, Ng GA, Rekosz J, Schön N, Schotten U, Suling A, Taggeselle J, Themistoclakis S, Vettorazzi E, Vardas P, Wegscheider K, Willems S, Crijns HJGM, Breithardt G, for the EAST–AFNET 4 trial investigators. Early rhythm control therapy in patients with atrial fibrillation. N Engl J Med 2020; 383:1305-1316.
DOI: 10.1056/NEJMoa2019422

Twitter: @afnet_ev, hashtag #EASTtrial.

Finanzielle Unterstützung: AFNET, BMBF, DZHK, EHRA, Deutsche Herzstiftung, Abbott, Sanofi

EAST – AFNET 4 Studie
EAST – AFNET 4 ist eine wissenschaftsinitiierte Studie, in der zwei unterschiedliche Behandlungsstrategien bei Vorhofflimmern verglichen wurden. Die EAST – AFNET 4 Studie testete, ob eine frühe und umfassende rhythmuserhaltende Therapie bei Patienten mit Vorhofflimmern kardiovaskuläre Komplikationen besser verhindert als die übliche Behandlung.
Insgesamt 2789 Patienten mit frühem Vorhofflimmern (weniger als ein Jahr nach der ersten Diagnose) nahmen an der EAST – AFNET 4 Studie teil. Sie wurden von 2011 bis 2016 in 135 Kliniken und Praxen in elf europäischen Ländern in die Studie eingeschlossen. Die Studienteilnehmer wurden einer der beiden Behandlungsgruppen „früher Rhythmuserhalt“ oder „übliche Behandlung“ nach dem Zufallsprinzip zugeordnet (Randomisierung). Die Patienten in beiden Gruppen erhielten eine leitlinienkonforme Therapie, bestehend aus der Behandlung ihrer kardiovaskulären Begleiterkrankungen, Blutgerinnungshemmung und Frequenzregulierung.
 

  • Alle Patienten der Gruppe „früher Rhythmuserhalt“ erhielten nach der Randomisierung zusätzlich Antiarrhythmika oder eine Katheterablation. 
  • Sobald bei einem Patienten dieser Gruppe Vorhofflimmern erneut auftrat, wurde die Therapie intensiviert mit dem Ziel, den normalen Sinusrhythmus durch eine Katheterablation und/oder antiarrhythmische Medikamente wiederherzustellen und möglichst dauerhaft zu erhalten.


Patienten der Gruppe „übliche Behandlung“ erhielten nur dann eine rhythmuserhaltende Therapie, wenn diese notwendig war, um durch Vorhofflimmern verursachte Symptome zu bessern, die trotz leitlinienkonformer frequenzregulierender Behandlung auftraten.

Kompetenznetz Vorhofflimmern e.V. (AFNET)
Das Kompetenznetz Vorhofflimmern e.V. (AFNET) ist ein interdisziplinäres Forschungsnetz, in dem Wissenschaftler und Ärzte aus Kliniken und Praxen deutschlandweit zusammenarbeiten. Ziel des Netzwerks ist es, die Behandlung und Versorgung von Patienten mit Vorhofflimmern in Deutschland, Europa und den USA durch koordinierte Forschung zu verbessern. Dazu führt das Kompetenznetz Vorhofflimmern e.V. wissenschaftsinitiierte klinische Studien (investigator initiated trials = IIT) und Register auf nationaler und internationaler Ebene durch. Der Verein ist aus dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Kompetenznetz Vorhofflimmern hervorgegangen. Seit Januar 2015 werden einzelne Projekte und Infrastrukturen des AFNET vom Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) gefördert. 

Medizin am Abend Berlin DirektKontakt






 



 

Über Google: Medizin am Abend Berlin  
idw - Informationsdienst Wissenschaft e. V.

Kompetenznetz Vorhofflimmern e.V. (AFNET)
Mendelstraße 11
48149 Münster
Tel.: 0251 9801330
info@kompetenznetz-vorhofflimmern.de

Dr. Angelika Leute
Tel: 0202 2623395
a.leute@t-online.de


Originalpublikation:

Willems S, Borof K, Brandes A, Breithardt G, Camm AJ, Crijns HJGM, Eckardt L, Gessler N, Goette A, Haegeli LM, Heidbuchel H, Kautzner J, Ng GA, Schnabel R, Suling A, Szumowski L, Themistoclakis S, Vardas P, van Gelder IC, Wegscheider K, Kirchhof P. Systematic, early rhythm control therapy equally improves outcomes in asymptomatic and symptomatic patients with atrial fibrillation: the EAST-AFNET 4 Trial. Eur Heart J. 2021


Weitere Informationen für international Medizin am Abend Berlin Beteiligte

http://www.kompetenznetz-vorhofflimmern.de


Prof. Dr. Stefan Anker: Die Formen der Herzschwäche - Herzinsuffizienz - HRrEF, HFpEF

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Fortschritt für Menschen mit schwachem Herzen: Bestimmte Form der Herzschwäche erstmals spezifisch behandelbar

Bei einer Herzinsuffizienz mit erhaltener Pumpfraktion – der häufigsten Form der Herzschwäche bei älteren Menschen – gab es bisher keine durch Evidenz gesicherte Behandlungsmöglichkeit. 

Jetzt hat eine groß angelegte klinische Studie unter Leitung von Prof. Dr. Stefan Anker von der Charité – Universitätsmedizin Berlin erstmals ein Medikament identifiziert, das sich klar positiv auf die Prognose der Patientinnen und Patienten auswirkt: 

der Wirkstoff Empagliflozin. 

Er senkt für die Betroffenen die Wahrscheinlichkeit, in ein Krankenhaus eingewiesen zu werden oder an einer kardiovaskulären Ursache zu sterben, um 21 Prozent.

  • Wenn das Herz es nicht mehr schafft, ausreichend Blut durch den Körper zu pumpen, spricht man von Herzschwäche, der sogenannten Herzinsuffizienz. 
  • Organe wie Muskeln, Nieren oder Gehirn werden nicht mehr optimal mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt, was sich zunächst oft als vorübergehende Erschöpfung bei körperlicher Belastung und Kurzatmigkeit bemerkbar macht. 
  • Schreitet die Krankheit weiter fort, kommen die Betroffenen schon bei leichter Bewegung oder sogar in Ruhe außer Atem. 

Auch Wassereinlagerungen beispielsweise an den Knöcheln sind Zeichen eines schwachen Herzens. 

Die Symptome schränken dabei nicht nur die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten ein: 

  • Wird die Herzschwäche nicht behandelt, steigt die Wahrscheinlichkeit, in den nächsten fünf Jahren daran zu sterben, auf bis zu 50 Prozent. 
  • Von den geschätzt bis zu vier Millionen Personen mit Herzschwäche in Deutschland sterben jedes Jahr mehr als 40.000 Menschen.


Für die bei älteren Menschen häufigste Form der Herzschwäche, die Herzinsuffizienz mit erhaltener Pumpfraktion (Heart Failure with preserved Ejection Fraction, HFpEF), waren die Behandlungsoptionen bisher sehr eingeschränkt. 

„Die Leitlinien empfehlen bei HFpEF bisher nur das Management von Begleiterkrankungen – wie Hypertonie und Diabetes – und Symptomen“, erklärt Prof. Dr. Stefan Anker, Leiter der jetzt veröffentlichten Studie von der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Kardiologie am Charité Campus Virchow-Klinikum. 

„Zwar gab es mehrere große klinische Studien in den vergangenen Jahren, die verschiedene Therapieansätze für HFpEF untersucht haben, aber keiner der Wirkstoffe hat eine klinisch eindeutige und statistisch signifikante Verbesserung der Prognose gezeigt. 

Wie unsere Arbeit jetzt belegt, ist das bei Empagliflozin anders: 

Sein Effekt ist erstmals eindeutig statistisch signifikant und vor allem auch klinisch relevant.“

Empagliflozin ist ein Arzneimittel, das seit einigen Jahren für die Behandlung von Diabetes eingesetzt wird. Seine Wirkung bei Herzschwäche zeigte es nun in der international angelegten klinischen Phase-III-Studie „EMPEROR-Preserved“. Sie hatte bei knapp 6.000 Patientinnen und Patienten mit leichter bis mittelschwerer HFpEF (unabhängig vom Diabetes-Status) untersucht, ob das Mittel das Risiko für die Betroffenen senkt, aufgrund ihrer Erkrankung in ein Krankenhaus eingewiesen zu werden oder an einer kardiovaskulären Ursache zu versterben. Die Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer waren im Schnitt 72 Jahre alt und kamen aus 23 verschiedenen Ländern der Erde. Rund die Hälfte von ihnen nahm über einen Zeitraum von im Mittel etwas über zwei Jahren täglich eine Tablette mit dem Wirkstoff ein, die andere Hälfte eine Tablette ohne Wirkstoff (Placebo). Bis zum Ende der Untersuchung wurden in der Placebo-Gruppe 17,1 Prozent der Patientinnen und Patienten in ein Krankenhaus aufgenommen oder verstarben. In der Empagliflozin-Gruppe waren es 13,8 Prozent. Damit verringerte das Medikament das kombinierte Hospitalisierungs- und Sterberisiko für HFpEF-Betroffene um 21 Prozent. Darüber hinaus berichteten die Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer über weniger Symptome.

Unter der Empagliflozin-Behandlung traten folgende Nebenwirkungen etwas häufiger auf als in der Placebo-Gruppe: ein niedriger Blutdruck bei 10,4 statt 8,6 Prozent der Studienteilnehmenden, Harnwegsinfektionen bei 9,9 statt 8,1 Prozent und Infektionen im Genitalbereich bei 2,2 statt 0,7 Prozent. „Diese Nebenwirkungen sind milder Art und lassen sich medizinisch gut behandeln“, sagt Prof. Anker, der auch am BIH Center for Regenerative Therapies (BCRT) tätig ist. Er fasst zusammen: „In meinen Augen bedeutet dieses Ergebnis einen großen Fortschritt in der Kardiologie. Wir können Menschen, die an Herzschwäche mit erhaltener Pumpfraktion leiden, erstmals ein Medikament anbieten, das ihre Prognose und auch ihr Wohlergehen verbessert – und das bei einem sehr guten Sicherheitsprofil.“

  • Empagliflozin ist in Europa derzeit für die Behandlung von Diabetes mellitus Typ 2 und von Herzinsuffizienz mit reduzierter Pumpfunktion (mit oder ohne Diabetes mellitus) zugelassen. 
  • Personen, die an Diabetes leiden und eine HFpEF entwickeln, könnten das Arzneimittel im Rahmen seiner Zulassung bereits erhalten. Der Hersteller plant darüber hinaus, eine Zulassungserweiterung für die Behandlung von HFpEF zu beantragen.


Über die Studie
Die Studie “EMPEROR-Preserved” ist eine multizentrische, randomisierte, doppelblinde, Placebo-kontrollierte klinische Studie der Phase III. Mit 5988 Studienteilnehmerinnen und -teilnehmern im Alter zwischen 22 und 100 Jahren ist sie die bisher größte HFpEF-Studie. Untersucht wurden Patientinnen und Patienten sowohl mit als auch ohne Diabetes mellitus. Sponsoren der Studie sind Boehringer Ingelheim und Eli Lilly and Company. Prof. Anker ist der Internationale Studienleiter. Der kombinierte Studienendpunkt wurde auch separat ausgewertet: In der Placebo-Gruppe wurden 11,8 Prozent der HFpEF-Patienten aufgrund ihrer Erkrankung in ein Krankenhaus aufgenommen, unter der Empagliflozin-Behandlung waren es 8,6 Prozent (relative Reduktion des Risikos um 29 Prozent). 8,2 Prozent der Placebo-behandelten und 7,3 Prozent der Empagliflozin-behandelten Studienteilnehmenden starben aufgrund einer kardiovaskulären Ursache (relative Reduktion des Risikos um 9 Prozent).

Über Herzschwäche
Vereinfacht unterscheiden Medizinerinnen und Mediziner zwei Formen der Herzschwäche: 

die Herzinsuffizienz mit reduzierter und die mit erhaltener Pumpfraktion (Heart Failure with reduced Ejection Fraction, HFrEF, bzw. Heart Failure with preserved Ejection Fraction, HFpEF). 

Diese Einteilung bezieht sich auf den Anteil des Blutvolumens, das bei der Herzaktion aus einer Herzkammer gepumpt wird. 

Beide Formen der Erkrankung sind auf verschiedene Ursachen zurückzuführen und müssen daher unterschiedlich behandelt werden. 

  • Während sich die HFrEF seit vielen Jahren medikamentös therapieren lässt, gab es für HFpEF bisher keine spezifische Behandlungsoption. 

Weltweit leiden etwa 60 Millionen Menschen an Herzschwäche, davon etwa die Hälfte an HFpEF.

Über Empagliflozin
Empagliflozin ist ein selektiver Hemmer des Natrium-Glucose-Cotransporters 2 (SGLT2), der in der Niere für die Rückresorption des Blutzuckers verantwortlich ist. 

Durch die Hemmung von SGLT2 senkt das Arzneimittel den Blutzuckerspiegel. 

Es führt außerdem zur Ausscheidung von Salz aus dem Körper und verringert die Flüssigkeitsbelastung des Blutkreislaufsystems. 

Empagliflozin wird seit 2014 in der EU als Antidiabetikum eingesetzt. 

In einer 2020 veröffentlichten Studie („EMPEROR-Reduced“) hatte sich das Medikament auch bei Herzschwäche mit reduzierter Pumpfraktion als wirksam erwiesen und wurde 2021 für diese Indikation in der EU zugelassen. Hersteller ist Boehringer Ingelheim.

Medizin am Abend Berlin DirektKontakt






 

 

 

Über Google: Medizin am Abend Berlin  
idw - Informationsdienst Wissenschaft e. V.

Prof. Dr. Stefan Anker
Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Kardiologie
Campus Virchow-Klinikum
Charité – Universitätsmedizin Berlin
Tel. +49 30 450 553 407
E-Mail: stefan.anker@charite.de

Charitéplatz 1
10117 Berlin
Deutschland
Berlin

Manuela Zingl
Telefon: 030 / 450 570 400
Fax: 030 / 450 570 940
E-Mail-Adresse: manuela.zingl@charite.de
Originalpublikation:

Anker SD et al. Empagliflozin in Heart Failure with a Preserved Ejection Fraction. N Engl J Med (2021), doi: 10.1056/NEJMoa2107038.


Prof. Axel Bauer: Mäßig reduzierter Auswurffraktion und kardialer autonomer Dysfunktion

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Implantierter Monitor kann bedrohliche Komplikationen nach Herzinfarkt vorhersagen

Ein implantierter Herzmonitor erkennt bei Patienten nach überstandenem Herzinfarkt mehr Vorboten gefährlicher Komplikationen als die herkömmliche Nachsorge. 

Das ist das Ergebnis einer Studie von Forscherinnen und Forschern des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung, die heute auf dem Kongress der European Society of Cardiology vorgestellt wurde. 

Prof. Dr. Axel Bauer, Medizinische Universität Innsbruck

 Prof. Dr. Axel Bauer, Medizinische Universität Innsbruck (Foto: privat)

Der daumennagelgroße Monitor wurde den Betroffenen minimalinvasiv unter der Haut eingepflanzt. 

  • Im Fokus der Studie standen Patientinnen und Patienten, die nach einem überstandenen Infarkt eine Auswurffraktion zwischen 36 und 50 Prozent und Störungen der Herzsteuerung durch das autonome Nervensystems aufwiesen. 

„Die Herzleistung dieser Patienten ist noch relativ gut, trotzdem erleiden viele von ihnen im Verlauf lebensbedrohliche Komplikationen“, sagt Studienleiter Prof. Axel Bauer von der Medizinischen Universität Innsbruck.

  • Die Schädigung des Herzmuskels nach einem Infarkt messen Kardiologen anhand der Auswurffraktion, das ist der Anteil Blut, den die linke Herzkammer pro Schlag in den Körperkreislauf auswirft.
  • Liegt diese unter 35 Prozent, gilt der Herzmuskelschaden als groß und Komplikationen wie bösartige Rhythmusstörungen sind häufig. 
  • Diesen Patienten wird vorbeugend ein Defibrillator implantiert, der im Falle von gefährlichen Arhythmien Stromstöße abgibt und das Herz wieder in den Takt bringt.


Mehrzahl der tödlichen Komplikationen bei Patienten mit mittlerer Herzleistung

„Die überwiegende Mehrzahl tödlicher und nicht-tödlicher Komplikationen nach einem Infarkt tritt jedoch bei der großen Gruppe von Patienten mit einer Auswurffraktion von über 35 Prozent auf, für die es keine spezifischen Präventionsmaßnahmen gibt“ so Bauer. 

Aus früheren Studien mit Patienten mit schwer eingeschränkter Herzleistung wissen die Forscher, dass schweren Komplikationen oft symptomlose Rhythmusstörungen vorausgehen können, die in der konventionellen Nachsorge nicht auffallen. 

Die Studie SMART-MI-DZHK9 hat nun untersucht, ob implantierbare Monitore solche frühen Herzrhythmusstörungen bei Patienten mit mittlerer Herzleistung erkennen können.

Eingeschlossen wurden nur solche Patienten, bei denen das EKG auch auf eine Nervenschädigung durch den Infarkt hindeutete, die also eine sogenannte kardiale autonome Neuropathie hatten. 

Diese sind besonders gefährdet für Rhythmusstörungen und anderweitige Komplikationen. 

Die insgesamt 400 Patienten wurden in zwei Gruppen eingeteilt. Die Studiengruppe wurde mit dem Herzmonitor telemedizinisch überwacht, die Kontrollgruppe erhielt die normale Nachsorge. In der Monitorgruppe entdeckten die Forscher innerhalb von 21 Monaten bei 60 Patienten vordefinierte schwere Rhythmusereignisse, in der Kontrollgruppe nur bei 12 Patienten.

Die Betroffenen aus beiden Gruppen erhielten daraufhin die entsprechenden diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen, die beispielsweise aus der Implantation von Defibrillatoren oder Herzschrittmachern, elektrophysiologischen Untersuchungen, Katheterablationen oder der Gabe von Blutverdünnern bestehen konnten. Diese Maßnahmen wurden von den behandelnden Ärzten nach eigenem Ermessen, aber in Übereinstimmung mit den geltenden Leitlinien durchgeführt.

Patienten ebenso behandeln wie jene mit geringer Auswurffraktion

Wie sich durch das frühzeitige Behandeln der arhythmischen Vorboten langfristig auch tödliche oder schwere Komplikationen bei dieser Patientengruppe am besten verhindern lassen, müssen nun zukünftige Studien untersuchen. Da die untersuchten Patienten jedoch ein ähnliches Risiko haben, wie jene mit stark erniedrigter Auswurffraktion, sollten sie auch entsprechend intensiv nachgesorgt werden, findet Prof. Bauer: 

„Unsere Studie unterstützt den Einsatz von implantierten Herzmonitoren bei Hochrisikopatienten nach einem Herzinfarkt mit mäßig reduzierter Auswurffraktion und kardialer autonomer Dysfunktion als sensibles Instrument für eine kontinuierliche Risikoüberwachung.“

Medizin am Abend Berlin DirektKontakt





 

 

 

Über Google: Medizin am Abend Berlin  
idw - Informationsdienst Wissenschaft e. V.

Prof. Axel Bauer, Medizinische Universität Innsbruck, Universitätsklinik für Innere Medizin III - Kardiologie und Angiologie, axel.bauer(at)tirol-kliniken.at

Christine Vollgraf Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung e.V.

Potsdamer Str. 58
10785 Berlin
Deutschland
Berlin


Telefon: 030 3465 52902
E-Mail-Adresse: christine.vollgraf@dzhk.de

Sarah Mempel
Telefon: 030 3465 529-18
E-Mail-Adresse: sarah.mempel@dzhk.de
Originalpublikation:

ESC Congress 2021, 27. August 2021, Hot line Sessoin:
Implantable cardiac monitors in high-risk post-infarction patients with cardiac autonomic dysfunction and moderately reduced left ventricular ejection fraction - A randomized trial | Axel Bauer, Medizinische Universität Innsbruck
https://digital-congress.escardio.org/ESC-Congress/sessions/2828-hot-line-smart-...

Thank-God-It‘s-Friday versus Montagsblues

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Woher kommt der Montagsblues? - Studie der Universität Leipzig zu gefühlt schwierigstem Arbeitstag der Woche

Der Montagsblues: 

Die meisten Menschen kennen das mulmige Gefühl zu Beginn der neuen Arbeitswoche. 

Es bindet bei Erwerbstätigen erstaunlich viel Energie und zehrt oft das Erholungspolster vom Wochenende schnell auf. 

Doch warum empfinden wir gerade den Montag oft als schwierigsten Tag der Arbeitswoche? – 

Der Arbeitspsychologe Dr. Oliver Weigelt und sein Team vom Institut für Psychologie – Wilhelm Wundt der Universität Leipzig haben sich in einer Studie mit dieser Thematik befasst und ihre Forschungsergebnisse im „Journal of Organizational Behavior“ veröffentlicht. 

Forschende der Universität Leipzig gingen den Ursachen des Montagsblues' auf die Spur. Forschende der Universität Leipzig gingen den Ursachen des Montagsblues' auf die Spur. Foto: Colourbox

Im Rahmen einer Tagebuchstudie haben sie 87 Personen an zwei Wochenenden und in der dazwischenliegende Arbeitswoche morgens, mittags und nachmittags zu ihrem momentanen Erleben von Vitalität und Erschöpfung befragt. 

Außerdem wurden die Teilnehmenden morgens nach ihren Erholungserfahrungen am Vortag, nach ihrer Schlafqualität in der zurückliegenden Nacht und an Arbeitstagen zu ihren Erwartungen an den bevorstehenden Arbeitstag befragt. 

Am Ende von Arbeitstagen wurde zudem erfasst, wie sehr sich Personen an diesem Tag bei der Arbeit angestrengt hatten.

Entgegen der Empfindung des „Montagsblues“ fanden die Forschenden heraus, dass das Wohlbefinden montags nicht geringer ist als dienstags, mittwochs und donnerstags. 

„Der Kontrast zwischen Sonntag und Montag führt aber unter Umständen dazu, dass der erste Tag der Arbeitswoche als schlimmster Tag in der Woche wahrgenommen wird. 

Entgegen den Erwartungen fanden wir keine Belege dafür, dass Erschöpfung im Verlauf einer Arbeitswoche ansteigt“, sagt Weigelt. 

Vitalität und Erschöpfung entwickelten sich unabhängig von den beruflichen Anstrengungen, die Personen aufbringen.

Vorfreude auf neue Arbeitsaufgaben hilft gegen Montagsblues

Positive Erwartungen an den ersten Arbeitstag der Woche – also Vorfreude auf die bevorstehenden Aufgaben, helfen aber, möglichst viel von dem Schwung des Wochenendes mit in die neue Arbeitswoche zu nehmen und damit weniger Montagsblues zu erleben.  

  • Die Vitalität von erwerbstätigen Personen folgt einem Auf und Ab im Verlauf der Sieben-Tage-Woche. 

„Insbesondere am Übergang zwischen Wochenende und Arbeitswoche zeigen sich starke Veränderungen“, erklärt der Arbeitspsychologe weiter. 

Zum einen steige die Vitalität schon vor dem eigentlichen Beginn des Wochenendes im Sinne eines „Thank-God-It‘s-Friday“-Effekts. 

  • Dieser und die günstige Wirkung von Vorfreude zu Beginn der Arbeitswoche könnten negative Effekte der Arbeit ausgleichen.


Weigelt und sein Team fanden auch heraus, dass sich die Probandinnen und Probanden besser fühlten, wenn sie im Vergleich zur Arbeitswoche am Wochenende besser schlafen konnten. 

  • Umgekehrt zeigte sich bei ihnen ein Verlust im Wohlbefinden durch schlechtere Schlafqualität in der Nacht von Sonntag zu Montag. 

Aus Perspektive der Erholungsforschung sollten wir uns am Ende eines Wochenendes besser fühlen als vorher, weil die arbeitsfreie Zeit Gelegenheit bietet, den persönlichen Akku wiederaufzuladen. 

Dieser Überlegung widerspricht die empirische Forschung zum so genannten Montagsblues, die nahelegt, dass wir uns nach dem Wochenende schlechter fühlen als vorher.

 „Ziel unserer Studie war es, beide Perspektiven miteinander zu verbinden und besser zu verstehen, wann und wie sich das Wohlbefinden gemessen an Vitalität und Erschöpfung im Verlauf der Sieben-Tage-Woche verändert und wovon diese Veränderungen genau abhängen“, so Weigelt. 

Die Forschenden gingen davon aus, dass sich das Wohlbefinden im Verlauf des Wochenendes zwar kontinuierlich verbessert, aber beim Übergang vom Wochenende zurück zur Arbeitswoche mindestens einen Teil dieses aufgebauten Polsters wieder verbraucht ist, etwa weil Erwerbstätige ihren Tagesrhythmus umstellen müssen. 

Sie untersuchten außerdem vergleichend mögliche Ursachen für die Verbesserung des Wohlbefindens. 

Neben stark beforschten Erholungserfahrungen wie dem Abschalten von der Arbeit, der Entspannung, der Autonomie und dem Bewältigen von Herausforderungen analysierten sie insbesondere Veränderungen in der Schlafqualität.

Originalpublikation im "Journal of Organizational Behavior":

"Continuity in transition: Combining recovery and day-of-week perspectives to understand changes in employee energy across the 7-day week", doi.org/10.1002/job.2514

Medizin am Abend Berlin DirektKontakt





 

 

 
Über Google: Medizin am Abend Berlin  
idw - Informationsdienst Wissenschaft e. V.

Dr. Oliver Weigelt
Institut für Psychologie – Wilhelm Wundt der Universität Leipzig
Telefon: +49 341 9735956
E-Mail: oliver.weigelt@uni-leipzig.de

Goethestraße 6
04109 Leipzig
Deutschland
Sachsen

Susann Huster
Pressereferentin/Redakteurin
Telefon: 0341 / 9735022
E-Mail-Adresse: susann.huster@zv.uni-leipzig.de
Weitere Informationen für international Medizin am Abend Berlin Beteiligte

https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/job.2514


Prof. Dr. Albert Newen: Episodischen Gedächtnissystem - Das narrative Selbstbild

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Wie Menschen ihre eigenen Erinnerungen manipulieren

  • Menschen erinnern sich an vergangene Erlebnisse mithilfe des sogenannten episodischen Gedächtnissystems. 

Dabei können sie ihre Erinnerungen auf drei Ebenen manipulieren, beschreiben Dr. Roy Dings und Prof. Dr. Albert Newen vom Institut für Philosophie II der Ruhr-Universität Bochum in einer theoretischen Arbeit für die Zeitschrift „Review of Philosophy and Psychology“, online veröffentlicht am 13. August 2021. 

Die Forscher erklären, wie Menschen vergangene Erlebnisse ins Gedächtnis rufen und dabei verändern. 

„Erinnerungen an wichtige Ereignisse konstruieren wir oft so, wie sie uns in den Kram passen“, folgert Albert Newen. 

Prof. Dr. Albert Newen vom Institut für Philosophie II der Ruhr-Universität Bochum
Prof. Dr. Albert Newen vom Institut für Philosophie II der Ruhr-Universität Bochum RUB, Marquard 

Erwachsene erinnern sich vor allem an bedeutende Erlebnisse, die mit besonders positiven oder besonders negativen Gefühlen verknüpft waren, etwa einen besonderen Urlaubstag, die Führerscheinprüfung oder die Hochzeit. 

Die Erinnerung ist dabei kein fotografischer Ausschnitt der Vergangenheit, sondern ein Konstrukt, das zwar von der Wahrnehmung eines zurückliegenden Ereignisses gespeist ist; 

aber beim Einspeichern und vor allem beim Abruf der wahrgenommenen Situation setzen vielfältige Konstruktionsprozesse ein. 

„Mit Pippi Langstrumpfs Worten könnte man sagen:  

Ich mache mir die vergangene Welt, wie sie mir gefällt“, veranschaulicht Roy Dings.

Die Konstruktion des vergangenen Szenarios können Menschen auf drei Ebenen der Verarbeitung beeinflussen, was normalerweise automatisch und unbewusst geschieht. 

Die Quelle des Einflusses ist das narrative Selbstbild: „Wenn wir uns mit Freunden unterhalten, erzählen wir über uns selbst genau das, was uns wichtig ist“, sagt Roy Dings. 

  • „Diese Aspekte bezeichnen wir als das narrative Selbstbild.“


Das konstruktive Modell des Erinnerungsabrufs


Die Autoren, wie auch alle Mitglieder der in Bochum angesiedelten Forschungsgruppe „Constructing Scenarios of the Past“, gehen davon aus, dass eine Erinnerung dann entsteht, wenn durch einen Reiz eine Gedächtnisspur aktiviert wird: 

Die Hochzeitseinladungskarte an der Pinnwand aktiviert beispielsweise eine Gedächtnisspur von der Hochzeitstafel. 

Die Situation wird allerdings – gemäß Bochumer Modell zum episodischen Erinnern – dann noch angereichert durch allgemeines Hintergrundwissen, welches in dem semantischen Gedächtnis verfügbar ist. 

  • Mit der Zusammenfügung von Gedächtnisspur und Hintergrundwissen entsteht ein lebhaftes Erinnerungsbild, etwa von der Begrüßung durch die Braut, und schließlich erzählt man, wie man das Ereignis erlebt hat.


Drei Ebenen der Beeinflussung

Zum Prozess der Szenario-Konstruktion gehören der Reiz, der die Erinnerung auslöst, der eigentliche Verarbeitungsprozess und das Ergebnis, also das Erinnerungsbild und die damit verknüpfte Beschreibung. 

Alle drei Komponenten können Menschen beeinflussen. 

  • Sie neigen erstens dazu, den auslösenden Reiz für positive Erinnerungen gezielt zu suchen und für negative Erinnerungen zu vermeiden. 
  • Sie stellen zum Beispiel ein Hochzeitsfoto auf den Bürotisch, meiden aber Begegnungen mit Personen, mit denen unangenehme Erinnerungen verknüpft sind.
  • Zweitens kann das Selbstbild auch beeinflussen, welche Hintergrundinformationen herangezogen werden, um die sparsame Gedächtnisspur zu einer lebendigen Erinnerung anzureichern; das bestimmt erst das reiche Erinnerungsbild.


Drittens kann die Beschreibung, die mit einem Erinnerungsbild verknüpft wird, sehr konkret oder eher abstrakt sein. 

Das Erinnerungsbild kann konkret entweder als der Beginn der Ansprache durch die Braut oder abstrakter als der Anfang des Zusammenwachsens zweier Familien beschrieben werden. 

Je abstrakter die verknüpfte Beschreibung, desto eher erinnert sich ein Mensch an das Erlebte aus einer Beobachterperspektive, also als Objekt in der Szene, und desto weniger intensive Gefühle sind damit verbunden. 

Die vom Selbstbild gewählte Beschreibungsebene beeinflusst das Erinnerungsbild und wie es erlebt wird – und zwar insbesondere, in welcher Form es dann weiter festgehalten wird.

  • „Wir formen unsere Erinnerungen also im Prinzip so, dass wir unser positives Selbst schützen und die Herausforderungen durch negative Erinnerungen, die nicht zu unserem Selbstbild passen, gerne abmildern“, resümiert Albert Newen.
Medizin am Abend Berlin DirektKontakt
 





 

 

 

 
 
 
Über Google: Medizin am Abend Berlin  
idw - Informationsdienst Wissenschaft e. V.

Prof. Dr. Albert Newen
Institut für Philosophie II
Fakultät für Philosophie
Ruhr-Universität Bochum
Tel.: +49 234 32 22139
E-Mail: albert.newen@rub.de

Universitätsstr. 150
44780 Bochum
Postfach 10 21 48
44780 Bochum
Deutschland
Nordrhein-Westfalen

E-Mail-Adresse: info@ruhr-uni-bochum.de

Dr. Julia Weiler
Telefon: +49 234 32 25228
E-Mail-Adresse: julia.weiler@uv.rub.de


Originalpublikation:

Roy Dings, Albert Newen: Constructing the past: The relevance of the narrative self in modulating episodic memory, in: Review of Philosophy and Psychology, 2021, DOI: 10.1007/s13164-021-00581-2


Prof. Dr. Lena Ansmann: Tumorkonferenzen - interdisziplinären Sitzungen ohne den Erkrankten....?

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Sollten Erkrankte an Tumorkonferenzen teilnehmen?

Neue Studie liefert Daten, um Vor- und Nachteile einer Beteiligung von Patientinnen besser bewerten zu können.

  • Die beste Behandlung für Betroffene mit komplexen Krebserkrankungen zu finden – darauf zielen Tumorkonferenzen ab. 
  • Ärztinnen und Ärzte aus Onkologie, Radiologie, Chirurgie, Pathologie und weiteren Fachdisziplinen sprechen in diesen interdisziplinären Sitzungen über die Erkrankung – aber selten mit den Erkrankten. 

Bisher bieten in Deutschland nur einzelne Brust- und Gynäkologische Zentren ihren Patientinnen die Möglichkeit, an Tumorkonferenzen teilzunehmen. 

Ein Team der Universität Oldenburg sowie der Universitätskliniken Bonn und Köln hat in der PINTU-Studie – gefördert von der Deutschen Krebshilfe e.V. – nun untersucht, ob Krebspatientinnen von einer solchen Teilnahme profitieren. 

Eins der Ergebnisse: 

Die meisten Befragten empfanden eine Teilnahme als positiv, schreibt das Team im Fachmagazin Cancer Medicine. 

  • Die Erkenntnisse sollen helfen, Empfehlungen für Kliniken zu entwickeln, die Betroffene in Tumorkonferenzen einbinden möchten.


„Ob Patientinnen und Patienten wirklich davon profitieren, wenn sie bei den oft sehr fachlichen Diskussionen dabei sind, ist bisher umstritten – und leider wenig untersucht“, sagt die Oldenburger Versorgungsforscherin und Erstautorin der Studie, Prof. Dr. Lena Ansmann. 

  • Allerdings werde international verstärkt nach Möglichkeiten gesucht, Betroffene stärker an der Planung ihrer Therapie zu beteiligen. 

Ziel des Forschungsteams war daher, einen größeren Datensatz zusammenzutragen und zu analysieren. 

„Soweit wir wissen, ist unsere Studie eine der ersten größeren Untersuchungen zu diesem Thema“, sagt Co-Autorin Prof. Dr. Nicole Ernstmann, Expertin für Gesundheitskommunikation am Universitätsklinikum Bonn.

Der größte Teil aller Brustkrebspatientinnen in Deutschland wird derzeit an zertifizierten Krebszentren behandelt. 

Tumorkonferenzen sind hier vorgeschrieben, eine Beteiligung der Betroffenen allerdings nicht. 

„Aus vorangegangenen Studien wissen wir, dass etwa fünf bis sieben Prozent der Erkrankten schon einmal an einer Tumorkonferenz teilgenommen haben“, erläutert Ansmann.

 Doch welche Rolle Patientinnen in den Konferenzen einnehmen, wie die Konferenzen vonstattengehen und welche Erfahrungen die Beteiligten letztlich machen, war bislang unklar.

Um diese Wissenslücke zu verkleinern, befragten die Forschenden mit 87 Patientinnen mit Brustkrebs oder einem gynäkologischen Tumor vor und direkt nach ihrer Teilnahme an einer Tumorkonferenz sowie vier Wochen später. 

Zum Vergleich befragten sie 155 Erkrankte, die nicht an der sie betreffenden Tumorkonferenz teilnahmen. 

Außerdem beobachtete das Team insgesamt 317 Fallbesprechungen in Tumorkonferenzen – direkt sowie mit Hilfe von Video- und Tonaufzeichnungen. 

An 95 dieser Fallbesprechungen waren Betroffene beteiligt.

Dabei zeigt sich, dass die Tumorkonferenzen mit Beteiligung der Erkrankten sehr unterschiedlich abliefen.

Manche Kliniken ließen die Patientinnen an der gesamten Konferenz teilnehmen. 

Andere hielten die eigentliche Konferenz ohne die Erkrankten ab, ließen sie aber anschließend an einer kleineren Runde teilhaben, die etwa über Therapieempfehlungen informierte. 

Auch andere Bedingungen der Konferenzen variierten, etwa die Dauer oder die Sitzanordnung.


Aus den Befragungen ging hervor, dass die Erkrankten eine eher passive Rolle in den Konferenzen spielten. 

Beispielsweise berichteten nur 61 Prozent, an der Entscheidung zur Therapie beteiligt worden zu sein. 

Insgesamt nahmen die meisten Patientinnen die Konferenzen als eher positiv wahr, empfanden sie etwa als informativ und empfahlen die Teilnahme weiter. 

Einige Betroffene berichteten allerdings, dass die Konferenzen bei ihnen Angst und Verunsicherung ausgelöst haben – ein Umstand, den künftige Untersuchungen stärker in den Blick nehmen müssten, betont Ansmann.

Medizin am Abend Berlin DirektKontakt
 




 
 


Über Google: Medizin am Abend Berlin  
idw - Informationsdienst Wissenschaft e. V.

Prof. Dr. Lena Ansmann, Tel.: 0441/798-4165, E-Mail: lena.ansmann@uol.de
Prof. Dr. Nicole Ernstmann, Tel.: 0228/28715763, E-Mail: Nicole.Ernstmann@ukbonn.de

Dr. Corinna Dahm-Brey  Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg

Ammerländer Heerstr. 114-118
26129 Oldenburg
Deutschland
Niedersachsen

Telefon: 0441 / 798-2892
Fax: 0441 / 798-5545
E-Mail-Adresse: corinna.dahm@uni-oldenburg.de
Originalpublikation:

Lena Ansmann et al: „Patient participation in multidisciplinary tumor conferences: How is it implemented? What is the patients’ role? What are patients’ experiences?“, Cancer Medicine, DOI:10.1002/cam4.4213


Weitere Informationen für international Medizin am Abend Berlin Beteiligte

https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/cam4.4213

 
http://uol.de/versorgungsforschung

 


Prof. Dr. Alexey Ponomarenko: Kalium unentbehrlich für die Muskel- und Nervenzellen (Erregbarkeit)(+Alzheimer Demenz und kognitive Störungen)

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Defekter Kaliumkanal sorgt für Chaos im Navigationssystem des Gehirns

Der Kaliumkanal KCNQ3 ist essentiell, damit unser Gehirn präzise räumliche Landkarten erzeugen kann. 

Ist der Kanal defekt, hat das messbare Auswirkungen auf das innere Navigationssystem von Mäusen. Die jetzt in Nature Communications publizierten Erkenntnisse eines Forscherteams unter Beteiligung des Leibniz-Forschungsinstituts für Molekulare Pharmakologie (FMP) in Berlin sind auch für die Alzheimer-Forschung relevant. 

Kcnq3-Immunofluoreszenz im Hippocampus, zeitliche (weise Signalspuren) und räumliche (Ortsfelder von Salven, links, und von einzelnen Aktionspotentialen, rechts) Feuerung einer Pyramidenzelle in einer Kcnq3-Knock-Out Maus.
Kcnq3-Immunofluoreszenz im Hippocampus, zeitliche (weise Signalspuren) und räumliche (Ortsfelder von Salven, links, und von einzelnen Aktionspotentialen, rechts) Feuerung einer Pyramidenzelle in einer Kcnq3-Knock-Out Maus.  Modified from Gao et al., 2021

Kalium ist unter anderem unentbehrlich für die Erregbarkeit der Muskel- und Nervenzellen. 

  • Verschiedene Ionenkanäle sorgen dafür, dass Kaliumionen über Zellmembranen fließen und dadurch elektrische Ströme erzeugen. 

Vor 20 Jahren konnte das Team von Prof. Thomas Jentsch vom Leibniz-Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie (FMP) in Berlin die Gene für die Kaliumkanalfamilie KCNQ2-5 identifizieren und später zeigen, dass Mutationen an KCNQ2 und KCNQ3 erbliche bedingte Epilepsie beim Menschen verursachen können. 


Dank dieser wegweisenden Arbeiten konnten Pharmafirmen zielgenaue Antiepileptika entwickeln.

Nun haben ein Team von Molekularbiologen unter Federführung von Thomas Jentsch und ein Team von Neurophysiologen, geleitet von Alexey Ponomarenko (vormals FMP, heute Professor an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg) zusammen mit Kollegen der University of Connecticut und der Universität zu Köln Hinweise gefunden, dass KCNQ3 möglicherweise auch eine Rolle bei der Alzheimer Demenz und weiteren kognitiven Störungen spielen könnte.

  • Normalerweise werden bestimmte Kaliumströme vom Transmitter Acetylcholin gehemmt, was wichtig für die Erregbarkeit im Kortex und damit entscheidend für Gedächtnis und Aufmerksamkeit ist. 
  • Diese sogenannte cholinerge Neuromodulation geht bei Alzheimer-Patienten bekanntlich nach und nach verloren. 


In der vorliegenden Arbeit untersuchten die Forschenden die Rolle der KCNQ3-Kanäle speziell bei der Neuromodulation des Navigationssystems des Gehirns. Die sogenannten Ortsfelder ("place fields"), deren Entdeckung vor einigen Jahren mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde, dienen dem Gehirn als innere Landkarte. „Wir fanden heraus, wie verschiedene Signale, die von Ortszellen unter der Kontrolle von KCNQ3-Kanälen erzeugt werden, mit den Gehirnrhythmen interagieren und so präzise räumliche Karten bilden“, beschreibt Alexey Ponomarenko ein zentrales Ergebnis der Studie.

Bei Knock-out-Mäusen mit defektem KCNQ3-Kanal, die von Thomas Jentsch’s Gruppe erzeugt wurden, zeigte sich jedoch ein anderes Bild: Während bei gesunden Mäusen die Aktivitätsmuster der Ortszellen einer bestimmten räumlichen und zeitlichen Abfolge unterlagen, lief bei den Knock-Out-Mäusen die synaptische Übertragung von einzelnen oder mehreren Signalen gleichzeitig (Salven) mehr oder weniger chaotisch ab. „Salven haben normalerweise einen bestimmten Rhythmus, wann sie abgefeuert werden. Bei den Mutanten werden sie jedoch nicht mehr durch den Rhythmus kontrolliert, sondern zu völlig zufälligen Zeitpunkten bzw. Phasen des Rhythmus abgefeuert“, erklärt Ponomarenko. „Dadurch werden einzelne Aktionspotenziale unterdrückt und es kommt zu einem Ungleichgewicht zwischen verschiedenen Aktivitätsmustern in den Nervenzellen.“

15 Mikrometer dünne Silikon-Elektroden, die im Hippocampus der Nager implantiert worden waren, lieferten zusammen mit optogenetischen Untersuchungen die spannenden Einblicke ins Gehirn. Die amerikanischen Kollegen konnten darüber hinaus zeigen, dass der fehlende KCNQ3-Kanal zu einer starken Reduktion der Kaliumströme (hier M-Strom) in den Nervenzellen führte.
„Obwohl die bisher verfügbaren Daten für eine klinische Anwendung nicht ausreichen, lassen unsere Erkenntnisse vermuten, dass die KCNQ3-Kanäle ein potenzielles Ziel für die zukünftige Erforschung von Medikamenten gegen Alzheimer- und anderen Demenzen sein könnten“, betont Prof. Ponomarenko, „zumindest im frühen Stadium, wo die Ortszellen wahrscheinlich noch vorhanden sind, aber die cholinerge Neuromodulation schon nachgelassen hat.“
Weitere Untersuchungen sollen nun folgen, um die Rolle von KCNQ3 im Gehirn noch besser zu verstehen.

Kcnq3-Immunofluoreszenz im Hippocampus, zeitliche (weise Signalspuren) und räumliche (Ortsfelder von Salven, links, und von einzelnen Aktionspotentialen, rechts) Feuerung einer Pyramidenzelle in einer Kcnq3-Knock-Out Maus.

 Kcnq3-Immunofluoreszenz im Hippocampus, zeitliche (weise Signalspuren) und räumliche (Ortsfelder von Salven, links, und von einzelnen Aktionspotentialen, rechts) Feuerung einer Pyramidenzelle in einer Kcnq3-Knock-Out Maus. Modified from Gao et al., 2021

Medizin am Abend Berlin DirektKontakt

 





 

 

 

 
 
 
Über Google: Medizin am Abend Berlin 
idw - Informationsdienst Wissenschaft e. V.

Silke Oßwald Leibniz-Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie (FMP)

Robert-Rössle-Str. 10
13125 Berlin
Deutschland
Berlin

Telefon: 030 / 94793 - 104
Fax: 030 / 94793 - 109
E-Mail-Adresse: osswald@fmp-berlin.de

Prof. Dr. Alexey Ponomarenko
Institut für Physiologie und Pathophysiologie
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Tel.: +49 (0)9131 85 29 30 2
alexey.ponomarenko(at)fau.de
www.physiologie1.fau.de/Ponomarenko

Prof. Dr. Dr. Thomas Jentsch
Department Physiology and Pathology of Ion Transport
Leibniz-Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie (FMP) und Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC)
jentsch(at)fmp-berlin.de
Tel.: +49 (0) 30 94 06 29 61
www.leibniz-fmp.de/jentsch


Originalpublikation:

Xiaojie Gao, Franziska Bender, Heun Soh, Changwan Chen, Mahsa Altafi, Sebastian Schütze, Matthias Heidenreich, Maria Gorbati, Mihaela-Anca Corbu, Marta Carus-Cadavieco, Tatiana Korotkova, Anastasios Tzingounis, Thomas J Jentsch, Alexey Ponomarenko. Place fields of single spikes in hippocampus involve Kcnq3 channel-dependent entrainment of complex spike bursts. Nature Communications, DOI : 10.1038/s41467-021-24805-2