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Dr. Andreas Rillig: Frühzeitig begonnene rhythmuserhaltende Behandlung (Herzschwäche/kürzlich diagnostiziertem Vorhofflimmern)

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Patienten mit Vorhofflimmern und Herzschwäche profitieren von einer frühen rhythmuserhaltenden Behandlung

Eine Subgruppen-Analyse der EAST – AFNET 4 Studienpopulation hat gezeigt: 

Eine frühzeitig begonnene rhythmuserhaltende Behandlung ist vorteilhaft für Patienten mit Herzschwäche und kürzlich diagnostiziertem Vorhofflimmern. 

Dr. Andreas Rillig, Universitäres Herz- und Gefäßzentrum UKE Hamburg, präsentierte die Ergebnisse am 30.07.2021 beim Kongress der US-amerikanischen Heart Rhythm Society (HRS) [1], [2].

  • Vorhofflimmern und Herzschwäche sind zwei kardiovaskuläre Volkskrankheiten, die häufig gemeinsam auftreten. 
  • Ungefähr 30 Prozent aller Patienten mit Vorhofflimmern leiden an Herzschwäche. 
  • Patienten mit beiden Erkrankungen tragen ein hohes Risiko für kardiovaskuläre Komplikationen wie Tod, Schlaganfall oder Verschlechterung einer bestehenden Herzschwäche. 

Aktuelle Studien legen nahe: 

Bei Patienten mit Vorhofflimmern und Herzschwäche kann eine rhythmuserhaltende Therapie mittels Katheterablation die linksventrikuläre Ejektionsfraktion (LVEF), ein Maß für die Pumpfunktion des Herzens, verbessern. 

Allerdings sind weitere wissenschaftliche Daten notwendig, um diese Effekte für unterschiedliche Schweregrade der Herzschwäche zu klären.

Die EAST – AFNET 4 Studie hat untersucht, ob eine rhythmuserhaltende Therapie mittels Antiarrhythmika oder Katheterablation, wenn sie im ersten Jahr nach der Diagnosestellung Vorhofflimmern begonnen wird, den Zustand der Patienten verbessert. 

Das Hauptergebnis der Studie, welche im vorigen Jahr publiziert wurde [3], zeigte einen Nutzen des frühen Rhythmuserhalts für alle Patienten: 

Eine frühzeitige rhythmuserhaltende Therapie mit Medikamenten und/oder Ablation führte im Vergleich zur üblichen Behandlung zu weniger Todesfällen, Schlaganfällen und Krankenhausaufenthalten wegen Verschlechterung einer Herzschwäche oder akutem Koronarsyndrom. 

In der EAST – AFNET 4 Studie wurden 2789 Patienten mit kürzlich diagnostiziertem Vorhofflimmern (innerhalb eines Jahres nach Diagnose) und kardiovaskulären Risikofaktoren in den beiden Studiengruppen „früher Rhythmuserhalt“ und „übliche Behandlung“ über einen Zeitraum von fünf Jahren behandelt und beobachtet.

Jetzt analysierten die EAST – AFNET 4 Wissenschaftler, ob die vorteilhaften Auswirkungen des frühen Rhythmuserhalts auch auf die Subgruppe der Patienten mit Herzschwäche übertragen werden können. Studienleiter Prof. Paulus Kirchhof vom Universitären Herz- und Gefäßzentrum UKE Hamburg, erklärt: 

„Rhythmuserhalt ist ein wichtiger Bestandteil der Vorhofflimmertherapie bei Patienten mit Herzschwäche. Allerdings ist bisher unklar, ob eine rhythmuserhaltende Behandlung auch den Patienten nützt, deren linksventrikuläre Funktion noch erhalten oder nur geringfügig eingeschränkt ist. Um diese Frage zu beantworten, haben wir bei allen EAST – AFNET 4 Studienpatienten mit Herzschwäche die Wirkung des frühen Rhythmuserhalts untersucht.“

Die Analyse umfasst 798 Patienten mit Herzschwäche (785 mit bekannter LVEF bei Studieneinschluss). Die Mehrheit, 442 Patienten, hatte eine Herzschwäche mit erhaltener linksventrikulärer Funktion (LVEF ≥50%), 211 eine Herzschwäche mit mäßig beeinträchtigter Pumpfunktion (LVEF 40-49%), und 132 eine Herzschwäche mit reduzierter linksventrikulärer Funktion (LVEF <40%). 396 Patienten gehörten der Studiengruppe „früher Rhythmuserhalt“ an, 402 der Gruppe „übliche Behandlung“.

Während des medianen Beobachtungszeitraums von 5,1 Jahren ereignete sich der primäre Studienendpunkt (kardiovaskulärer Tod, Schlaganfall oder Krankenhausaufenthalt wegen Verschlechterung der Herzschwäche oder akutem Koronarsyndrom) bei Patienten mit Herzschwäche in der Gruppe „früher Rhythmuserhalt“ (94/396) weniger häufig als bei Patienten mit Herzschwäche in der Gruppe „übliche Behandlung“ (130/402).

Die frühe rhythmuserhaltende Therapie bei Patienten mit Herzschwäche erwies sich als sicher. 

Der primäre Sicherheitsendpunkt (Tod, Schlaganfall oder Komplikationen der rhythmuserhaltenden Therapie) ereignete sich bei 71 von 396 Patienten der Gruppe „früher Rhythmuserhalt“ (17,9%) und bei 87 von 402 Patienten der Gruppe „übliche Behandlung“ (21,6%). In beiden Gruppen verbesserte sich die linksventrikuläre Funktion.

Dr. Rillig fasst zusammen: „Die Ergebnisse dieser Analyse verdeutlichen den Nutzen einer frühen rhythmuserhaltenden Behandlung für alle Patienten mit Herzschwäche der EAST – AFNET 4 Studie.  

Früher Rhythmuserhalt entweder mit antiarrhythmischen Medikamenten oder durch Katheterablation sollte allen Patienten mit Vorhofflimmern angeboten werden, die Symptome einer Herzschwäche oder eine eingeschränkte linksventrikuläre Funktion haben.“

Literatur

[1] Rillig A, Ozga A, Magnussen C, Brandes A, Breithardt G, Camm AJ, Crijns HJGM, Eckardt L, Elvan A, Gulizia M, Haegeli LM, Heidbuchel H, Kuck KH, Ng GA, Szumowski L, van Gelder IC, Wegscheider K, Kirchhof P. Early rhythm control therapy in patients with atrial fibrillation and heart failure. Abstract HRS congress 2021

[2] Rillig A, Magnussen C, Ozga, Suling A, Brandes A, Breithardt G, Camm AJ, Crijns HJGM, Eckardt L, Elvan A, Goette A, Gulizia M, Haegeli LM, Heidbuchel H, Kuck KH, Ng GA, Szumowski L, van Gelder IC, Wegscheider K, Kirchhof P. Early rhythm control therapy in patients with heart failure. Circulation. 2021; (published ahead of print). DOI: 10.1161/CIRCULATIONAHA.121.056323

[3] Kirchhof P, Camm AJ, Goette A, Brandes A, Eckardt L, Elvan A, Fetsch T, van Gelder IC, Haase D, Haegeli LM, Hamann F, Heidbüchel H, Hindricks G, Kautzner J, Kuck K-H, Mont L, Ng GA, Rekosz J, Schön N, Schotten U, Suling A, Taggeselle J, Themistoclakis S, Vettorazzi E, Vardas P, Wegscheider K, Willems S, Crijns HJGM, Breithardt G, for the EAST–AFNET 4 trial investigators. Early rhythm control therapy in patients with atrial fibrillation. N Engl J Med 2020; 383:1305-1316. DOI: 10.1056/NEJMoa2019422

Twitter: @afnet_ev, hashtag #EASTtrial. @AndreasRillig

Finanzielle Unterstützung: AFNET, BMBF, DZHK, EHRA, Deutsche Herzstiftung, Abbott, Sanofi

EAST – AFNET 4 Studie

EAST – AFNET 4 ist eine wissenschaftsinitiierte Studie, in der zwei unterschiedliche Behandlungsstrategien bei Vorhofflimmern verglichen wurden. Die EAST – AFNET 4 Studie testete, ob eine frühe und umfassende rhythmuserhaltende Therapie bei Patienten mit Vorhofflimmern kardiovaskuläre Komplikationen besser verhindern kann als die übliche Behandlung.

Insgesamt 2789 Patienten mit kürzlich diagnostiziertem Vorhofflimmern (weniger als ein Jahr nach der ersten Diagnose) nahmen an der EAST – AFNET 4 Studie teil. Sie wurden von 2011 bis 2016 in 135 Kliniken und Praxen in elf europäischen Ländern in die Studie eingeschlossen. Die Studienteilnehmer wurden einer der beiden Behandlungsgruppen „früher Rhythmuserhalt“ oder „übliche Behandlung“ nach dem Zufallsprinzip zugeordnet (Randomisierung). Die Patienten in beiden Gruppen erhielten eine leitlinienkonforme Therapie, bestehend aus der Behandlung ihrer kardiovaskulären Begleiterkrankungen, Blutgerinnungshemmung und Frequenzregulierung.

Alle Patienten der Gruppe „früher Rhythmuserhalt“ erhielten nach der Randomisierung zusätzlich Antiarrhythmika oder eine Katheterablation. Sobald bei einem Patienten dieser Gruppe Vorhofflimmern erneut auftrat, wurde die Therapie intensiviert mit dem Ziel, den normalen Sinusrhythmus durch eine Katheterablation und/oder antiarrhythmische Medikamente wiederherzustellen und möglichst dauerhaft zu erhalten.

Patienten der Gruppe „übliche Behandlung“ erhielten nur dann eine rhythmuserhaltende Therapie, wenn diese notwendig war, um durch Vorhofflimmern verursachte Symptome zu bessern, die trotz leitlinienkonformer frequenzregulierender Behandlung auftraten.

Kompetenznetz Vorhofflimmern e.V. (AFNET)

Das Kompetenznetz Vorhofflimmern e.V. (AFNET) ist ein interdisziplinäres Forschungsnetz, in dem Wissenschaftler und Ärzte aus Kliniken und Praxen deutschlandweit zusammenarbeiten. Ziel des Netzwerks ist es, die Behandlung und Versorgung von Patienten mit Vorhofflimmern in Deutschland, Europa und weltweit durch koordinierte Forschung zu verbessern. Dazu führt das Kompetenznetz Vorhofflimmern e.V. wissenschaftsinitiierte klinische Studien (investigator initiated trials = IIT) und Register auf nationaler und internationaler Ebene durch. Der Verein ist aus dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Kompetenznetz Vorhofflimmern hervorgegangen. Seit Januar 2015 werden einzelne Projekte und Infrastrukturen des AFNET vom Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) gefördert. 

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Originalpublikation:

Rillig A, Magnussen C, Ozga, Suling A, Brandes A, Breithardt G, Camm AJ, Crijns HJGM, Eckardt L, Elvan A, Goette A, Gulizia M, Haegeli LM, Heidbuchel H, Kuck KH, Ng GA, Szumowski L, van Gelder IC, Wegscheider K, Kirchhof P. Early rhythm control therapy in patients with heart failure. Circulation. 2021; (published ahead of print).
DOI: 10.1161/CIRCULATIONAHA.121.056323


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Univ.-Prof. Dr. Philip Wenzel: Die Regulation der Blutgefäßfunktion (Blutgefäßinnenhaut - Endothel) + Die Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen/Koronaren Herzerkrankung

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Neuer Therapieansatz für Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Wissenschaftler der Universitätsmedizin Mainz entdecken bisher unbekannten Mechanismus zur Regulation der Blutgefäßfunktion: 

Die Arbeitsgruppe um Univ.-Prof. Dr. Philip Wenzel, Stellvertretender Direktor der Kardiologie I im Zentrum für Kardiologie der Universitätsmedizin Mainz, hat herausgefunden, dass das Protein TBCE (Tubulin-folding cofactor E) einen wesentlichen Faktor für die Funktion der Blutgefäßinnenhaut (Endothel) darstellt. 

Die wissenschaftlichen Erkenntnisse bieten einen neuartigen Ansatz für die Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie der Koronaren Herzerkrankung. 

Die Studie der Mainzer Forscher wurde jetzt im „European Heart Journal“ veröffentlicht. 

 Die Arbeitsgruppe um Univ.-Prof. Dr. Philip Wenzel hat herausgefunden, dass das Protein TBCE einen wesentlichen Faktor für die Funktion des Endothels darstellt.

Die Arbeitsgruppe um Univ.-Prof. Dr. Philip Wenzel hat herausgefunden, dass das Protein TBCE einen wesentlichen Faktor für die Funktion des Endothels darstellt. Peter Pulkowski Universitätsmedizin Mainz

„Die aktuell publizierte Arbeit zeigt das Potential, am Biotechnologie-Standort Mainz mit strategischem Einsatz von Forschungsmitteln wichtige Erkenntnisse zu gewinnen, die einen unmittelbaren Vorteil für die Gesundheitsfürsorge der Menschen haben können“, betont Univ.-Prof. Dr. Thomas Münzel, Direktor der Kardiologie I im Zentrum für Kardiologie der Universitätsmedizin Mainz.

Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems stellen weltweit die häufigste Todesursache dar. Kennzeichnend für diese sogenannten kardiovaskulären Erkrankungen ist eine Funktionsstörung der Blutgefäßinnenhaut (Endotheldysfunktion). Die Wissenschaftler des Zentrums für Kardiologie der Universitätsmedizin Mainz haben entdeckt, dass das Protein Tubulin-folding cofactor E (TBCE) eine entscheidende Rolle bei der Entstehung der Endotheldysfunktion spielt. TBCE gehört zu den Proteinen, die wichtig sind, um den Zellen Struktur und Form zu geben und damit die normale Funktionsweise ermöglichen.

Die Forscher der Universitätsmedizin Mainz konnten zeigen, dass ein Mangel oder eine Mutation des Proteins TBCE zu einer Stressreaktion in der Gefäßwand führt. Betroffen ist dabei das endoplasmatische Retikulum, das innere Netzwerk der Zellen. 

  • Der vaskuläre Stress geht unter anderem mit einer Entzündungsreaktion und einer vermehrten Gefäßsteifigkeit einher. 

Aus Vorstudien war bekannt, dass TUDCA (Tauroursodeoxycholic acid; Tauroursodeoxycholsäure) Stressreaktionen im endoplasmatischen Retikulum unterbinden kann. 

Im Rahmen der Mainzer Studie verbesserte sich die Endothelfunktion im Tiermodell durch eine gezielte pharmakologische Therapie mit TUDCA, auch wenn das Protein TBCE defekt war.

  • Das Endothel ist die Innenhaut der Blutgefäße und bespannt wie eine feine Membran aus spezialisierten Zellen das Gefäßbett im ganzen Körper von innen. 
  • Es sorgt für die Weit- und Engstellung der Gefäße und damit für einen geregelten Blutfluss im Körper. 
  • Störungen des Endothels sind damit der Nährboden für Atherosklerose, Koronare Herzerkrankung, Herzinfarkt und Schlaganfall sowie für Thrombosen und Lungenembolien. 
  • Zusätzliche Faktoren wie Rauchen und Bluthochdruck können die endotheliale Dysfunktion verstärken.


Die ersten Hinweise auf den jetzt neu entdeckten Mechanismus zur Regulation der Blutgefäßfunktion ergab die Auswertung von genetischen Daten aus der Gutenberg-Gesundheitsstudie (GHS). In der Studie der Universitätsmedizin Mainz werden seit rund 14 Jahren Daten zu Risikofaktoren von Herz-Kreislauf-Erkrankungen in der Bevölkerung der Rhein-Main-Region gesammelt und zusammen mit molekularbiologischen Messungen erfasst. „Es ist faszinierend zu sehen, dass die GHS in der Lage ist, diese Informationen zu liefern“, berichtet Univ.-Prof. Dr. Philip Wenzel.

„Durch unser experimentelles Know-how war es darüber hinaus möglich, aus den komplexen Daten eine bisher unbekannte Funktionsweise herauszuarbeiten. Unsere Forschungsergebnisse zu TBCE liefern vielversprechende Hinweise, dass dieser Mechanismus medikamentös beeinflusst werden kann, um die Gefäßfunktion bei den betroffenen Patienten zu verbessern. Dies ist insbesondere deshalb von großer Bedeutung, weil die bisherige Therapie der Endotheldysfunktion mit Vitaminen oder Spurenelementen nur unzureichende Erfolge zeigt“, erläutert Professor Wenzel.

Die Studie „Tubulin-folding cofactor E deficiency promotes vascular dysfunction by increased endoplasmic reticulum stress“ wurde durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und die Boehringer Ingelheim Stiftung unterstützt.

Originalpublikation:
Efentakis P, Molitor M, Kossmann S, Bochenek ML, Wild J, Lagrange J, Finger S, Jung R, Karbach S, Schäfer K, Schulz A, Wild P, Münzel T, Wenzel P. Tubulin-folding cofactor E deficiency promotes vascular dysfunction by increased endoplasmic reticulum stress. Eur Heart J. 2021 Jun 16:ehab222. Online ahead of print. PMID: 34132336
DOI: 10.1093/eurheartj/ehab222


Über die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist die einzige medizinische Einrichtung der Supramaximalversorgung in Rheinland-Pfalz und ein international anerkannter Wissenschaftsstandort. Sie umfasst mehr als 60 Kliniken, Institute und Abteilungen, die fächerübergreifend zusammenarbeiten und jährlich mehr als 350.000 Menschen stationär und ambulant versorgen. Hochspezialisierte Patientenversorgung, Forschung und Lehre bilden in der Universitätsmedizin Mainz eine untrennbare Einheit. 3.400 Studierende der Medizin und Zahnmedizin sowie mehr als 600 Fachkräfte in den verschiedensten Gesundheitsfachberufen, kaufmännischen und technischen Berufen werden hier ausgebildet. Mit rund 8.500 Mitarbeitenden ist die Universitätsmedizin Mainz zudem einer der größten Arbeitgeber der Region und ein wichtiger Wachstums- und Innovationsmotor. Weitere Informationen im Internet unter https://www.unimedizin-mainz.de

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Univ.-Prof. Dr. Philip Wenzel, Stellvertretender Direktor des Zentrums für Kardiologie - Kardiologie I, Universitätsmedizin Mainz, Telefon 06131 17-6903, E-Mail: wenzelp@uni-mainz.de 

Veronika Wagner M.A., Universitätsmedizin Mainz,
Telefon: 06131 17-8391, E-Mail: pr@unimedizin-mainz.de


Originalpublikation:

Efentakis P, Molitor M, Kossmann S, Bochenek ML, Wild J, Lagrange J, Finger S, Jung R, Karbach S, Schäfer K, Schulz A, Wild P, Münzel T, Wenzel P. Tubulin-folding cofactor E deficiency promotes vascular dysfunction by increased endoplasmic reticulum stress. Eur Heart J. 2021 Jun 16:ehab222. Online ahead of print. PMID: 34132336
DOI: https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehab222

 

Lp(a) Spiegel - Die Wirkung auf kardiovaskuläre Erkrankungen

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Häufige Lp(a)-Genmutation reduziert Herzinfarkt-Risiko

ForscherInnen an der Medizin Uni Innsbruck ist es gelungen, in einer schwer sequenzierbaren Region des LPA-Gens eine häufige Mutation zu entdecken, die alleine bereits zehn Prozent der Lp(a)-Konzentrationen erklärt und vor kardiovaskulären Erkrankungen schützt. 

Sie ist die Mutation mit dem wahrscheinlich größten Einfluss auf Lipoprotein(a) in der Bevölkerung. 

Pipettierroboter-unterstütze Lp(a)-Messung im Institut für Genetische Epidemiologie.
Pipettierroboter-unterstütze Lp(a)-Messung im Institut für Genetische Epidemiologie. Florian Kronenberg 

 Lipoprotein(a) [Lp(a)] ist ein Bestandteil der Blutfette, hohe Konzentrationen davon werden fast ausschließlich durch ein einziges Gen namens LPA kontrolliert und zählen zu den wichtigsten kardiovaskulären Risikofaktoren. 

Die Kausalität dieses Zusammenhanges wurde erstmals in den 90er Jahren vom Innsbrucker Humangenetiker und Pionier der Lp(a)-Forschung, Gerd Utermann, nachgewiesen. 

Rund 20 Prozent der Bevölkerung weisen Lp(a)-Spiegel auf, die mit einem erhöhten Infarkt-Risiko einhergehen.

In einer neuen, soeben im renommierten Fachmagazin Journal of the American College of Cardiology veröffentlichten Forschungsarbeit konnte das Team des Instituts für Genetische Epidemiologie an der Medizin Uni Innsbruck unter der Leitung von Stefan Coassin und Florian Kronenberg nun eine Mutation im LPA Gen enttarnen, die durch einen sogenannten Splice*)-Defekt zur Senkung der Lp(a)-Konzentration führt und damit vor Herzinfarkt und Schlaganfall schützt. Die neu entdeckte genetische Mutation, ein sogenannter SNP (engl. Single Nucleotide Polymorphism), konnte dank innovativer Technologien in einer schwer zugänglichen Genomregion identifiziert werden. Mit genetischen Daten von fast einer halben Million TeilnehmerInnen belegten die ForscherInnen zudem, dass die Lp(a)-senkende Mutation das kardiovaskuläre Risiko in der Bevölkerung maßgeblich mitbestimmt und in der Tat bei knapp 40 Prozent der Bevölkerung vorkommt. Bisher war die Mutation aufgrund ihrer schwer zugänglichen Lage übersehen worden.

Fundstück mit starkem Einfluss auf Lp(a) Spiegel

„LPA ist eine typische ‚dark region‘ in der Genomforschung, umso mehr freuen wir uns über die erfolgreiche Spurensuche“, sagt Molekulargenetiker Stefan Coassin und meint damit, dass sich 60 bis 70 Prozent des Gens in einem Abschnitt – genannt KIV-2 Repeat – befinden, der in einer Person einmal und in einer anderen Person bis zu 40 Mal vorhanden sein kann. Solche, in ihrer Kopienanzahl variablen Sequenzen sind mit herkömmlichen Methoden nur schwer bis gar nicht im großen Maßstab untersuchbar. Auch 20 Jahre nach der ersten Genom-Sequenzierung bleiben also noch immer viele weiße Flecken auf der genetischen Landkarte. „Das Spannende dabei ist, dass Lp(a)-Werte zwischen Personen trotz gleicher Kopienanzahl um mehr als das 200-fache schwanken können. Wir wissen,
dass dies größtenteils genetisch durch das LPA-Gen bedingt ist, kennen aber die genauen Ursachen dafür nicht“, erklärt Stefan Coassin, der die Arbeitsgruppe für komplexe Genomregionen am Institut für Genetische Epidemiologie leitet.

Die neue, auf „KIV-2 4733 G>A“ getaufte genetische Variante wurde mittels angepasster Hochdurchsatz-Technologie typisiert und analysiert. „Wir stellten fest, dass die Variante für sich schon rund zehn Prozent der Lp(a)-Varianz in der Bevölkerung erklärt, was für einen einzelnen SNP ein wirklich beträchtlicher Wert ist“, so die Doktorandin Johanna Schachtl-Rieß, die für die Datenanalyse federführend zuständig war. Mit der Adaptierung diverser Sequenzierungs- und Genotypisierungsansätze konnte das Team der Genetischen Epidemiologie vor wenigen Jahren erstmals die Untersuchung von Mutationen in der KIV-2 Region in großen Populationen ermöglichen, sodass bereits 2017 eine Mutation in dieser Region gefunden werden konnte, die eine Senkung des Lp(a)-Spiegels bewirkt.

Wichtiger Schritt zur Risikominimierung

Die WissenschafterInnen um Kronenberg und Coassin standen schließlich vor der Herausforderung, den Lp(a)-senkenden Effekt auch für die Wirkung auf kardiovaskuläre Erkrankungen und damit dessen klinische Relevanz belegen zu können. Große Studien mit zehntausenden Menschen sind dafür eine Voraussetzung. In diesem Fall wurde die zuerst in 5.000 Proben der GCKD (German Chronic Kidney Disease) Studie identifizierte neue Variante schließlich auch in den genetischen Daten der UK Biobank – mit über 460.000 TeilnehmerInnen eine der größten genetisch-epidemiologischen Studien der Welt – untersucht.  

  • Die Analysen ergaben, dass die durch diese Mutation bedingte, insgesamt doch noch recht moderate Lp(a)-Senkung um etwa 14 mg/dL bereits ausreicht, um das kardiovaskuläre Risiko um neun Prozent herabzusetzen. 
  • Dies untermauert den starken Einfluss von Lp(a) auf das Risiko für Herz- Kreislauferkrankungen.
  • Spezifische Medikamente, die das Blutfett Lp(a) senken, werden derzeit bereits in Phase III-Studien getestet, das ideale Ausmaß der Lp(a)-Senkung wird allerdings noch immer kontrovers diskutiert. 

„Unsere Ergebnisse sind ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg zur zielgerichteten Risikominimierung“, betont Kronenberg die klinisch-therapeutische Relevanz der Ergebnisse.

*) Unter Splicing (Spleißen: miteinander verbinden, zusammenkleben) wird ein wichtiger Schritt der Weiterverarbeitung der Ribonukleinsäure (RNA) verstanden.

Steckbriefe
Florian Kronenberg studierte in Innsbruck Medizin und absolvierte die Ausbildung zum Facharzt für Medizinische Genetik. Nach Forschungsaufenthalten in den USA und Deutschland wurde er 2004 als erster Professor für Genetische Epidemiologie in Österreich an die Medizinische Universität Innsbruck berufen. Neben Studien zu Lipoprotein(a) liegt sein Forschungsfokus auf der Genetik komplexer Erkrankungen wie Arteriosklerose, Nierenerkrankungen oder Diabetes mellitus.

Stefan Coassin studierte in Innsbruck Biologie und promovierte in Genetik und Genomik an der Medizinischen Universität Innsbruck. Nach beruflicher Tätigkeit in der Pharmaindustrie baute er am Institut für Genetische Epidemiologie das Arbeitsfeld „Analyse komplexer Genomregionen“ auf. Seine Schwerpunkte liegen in der molekularen Genetik von Lipoprotein(a), Techniken zur Analyse komplexer Genomregionen und Nanoporen-Sequenzierung.


Originalpublikation:

https://www.jacc.org/doi/10.1016/j.jacc.2021.05.037

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SARS-CoV-2-Infektion: Herzmuskelzellen infiziert mit COVID - Long-COVID

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Long-COVID: Das Herz nach Corona

Selbst wenn das Virus verschwunden scheint, ist COVID-19 bei vielen Menschen noch nicht vorbei: 

SARS-CoV-2 hinterlässt häufig einen geschädigten Herzmuskel. 

In der aktuellen Ausgabe von Forschung Frankfurt schildern Wissenschaftler:innen ihre beunruhigenden Erkenntnisse aus der Untersuchung eigentlich genesener Patientinnen und Patienten und ihre Suche nach den Krankheitsmechanismus. 

Unter dem Titel „Pandemie: Was bleibt?“ versammelt das Wissenschaftsmagazin der Goethe-Universität ein facettenreiches Spektrum von Forschungsprojekten, Einschätzungen und Analysen von Forscherinnen und Forschern der Goethe-Universität zu den Auswirkungen der Pandemie auf Menschen und Gesellschaft.

Dass selbst ein milder Verlauf einer SARS-CoV-2-Infektion langwierige Herzprobleme nach sich ziehen kann, musste die Spitzensportlerin Juliane Wolf am eigenen Leib erfahren: 

Nur langsam erholte sich ihr Herz von der Entzündung, die das Virus verursacht hatte. 

In der aktuellen Ausgabe von Forschung Frankfurt schildert Prof. Eike Nagel vom Institut für Translationale Kardiovaskuläre Bildgebung des Universitätsklinikums Frankfurt, dass es vielen COVID-19-Patientinnen und –Patienten ähnlich geht: 

  • Bei 78 Prozent der Probanden einer von seiner Kollegin Dr. Valentina Puntmann und ihm geleiteten Studie waren zwei Monate nach dem Beginn der Infektion Veränderungen am Herzen feststellbar. 

Er berichtet über seine Forschung an möglichen Therapien für solche frühen Formen der Herzmuskelentzündungen, ebenso wie die Herzforscherin Prof. Stefanie Dimmeler , die feststellen konnte, dass Herzmuskelzellen auf einem etwas anderen Weg infiziert werden als Lungenzellen.

In weiteren Beiträgen der aktuellen Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ berichten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Goethe-Universität darüber, welche Schäden die Pandemie im demokratischen System hinterlässt, wie sich die fehlende Nähe zu Kranken und Sterbenden auf die Psyche vieler Menschen ausgewirkt hat, ob das Homeschooling auch nach dem Lockdown eine Option bleibt und welche Chancen ein Neubeginn nach der Krise für Reformen in Wirtschaftspolitik und Gesundheitswesen bietet.

Die aktuelle Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ (1/2021) kann kostenlos bestellt werden bei: sauter@pvw.uni-frankfurt.de

Alle Beiträge sind online erhältlich unter: www.forschung-frankfurt.de 

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Prof. Randolf Brehler: Atemwegsallergien - Allergiethertherapie- Katzenhaar-Allergie

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Neuer Ansatz gegen Katzenhaar-Allergie

Katzenhaare gehören weltweit zu den häufigsten Auslösern von Allergien. 

Ein neuer Ansatz gegen diese Atemwegsallergien könnte einen Durchbruch bei der Allergietherapie generell bedeuten. 

  • Neben der Therapie zur Unterdrückung von Symptomen steht Ärzten als Therapieoption bisher nur die Möglichkeit der allergenspezifischen Immuntherapie (Hyposensibilisierung) gegen das auslösende Allergen zur Verfügung. 

Jetzt allerdings scheint eine neue Behandlung erfolgversprechend: 

Diese setzt auf die direkte Therapie mit künstlich hergestellten allergenspezifischen IgG-Antikörpern (Immun-globulin G) gegen das Allergen. 

 Allergologe Prof. Randolf Brehler erforscht neue Therapiekonzepte gegen Katzenhaar-Allergie.

 Allergologe Prof. Randolf Brehler erforscht neue Therapiekonzepte gegen Katzenhaar-Allergie. UKM

Allergischer Schnupfen, Bindehautentzündung und insbesondere allergisches Asthma: 

Will man solche Symptome umgehen, wird Katzenallergikern in Deutschland an erster Stelle die Vermeidung des Allergens empfohlen. 

Sollten die Symptome schon vorhanden sein, können sie mit Antihistaminika, Cortison-Nasenspray oder auch Asthmamedikamenten behandelt werden. Die Allergenspezifische Immuntherapie, landläufig als Hyposensibilisierung bezeichnet, ist aktuell die einzige Behandlungsmöglichkeit, mit der im Prinzip eine Unempfindlichkeit des Immunsystems gegen ein spezifisches Allergen erzeugt werden kann. Die Wirksamkeit setzt allerdings zeitversetzt erst einige Monate nach Therapiebeginn ein. Dabei wird das Immunsystem durch die Verabreichung des Allergens zur Produktion von an der Immunabwehr beteiligten Immunglobulinen angeregt.

  • Da bei der Allergen-spezifischen Immuntherapie die krankheitsauslösenden Allergene verabreicht werden, können durch die Behandlung in seltenen Fällen insbesondere bei Katzenallergikern mit Asthma schwerwiegende Nebenwirkungen ausgelöst werden. 

In Deutschland wird die Allergen-spezifische Immuntherapie mit Katzenallergen deswegen nur sehr eingeschränkt empfohlen und nur bei wenigen Patienten durchgeführt. 

Gesucht wird also eine wirksame, nebenwirkungsarme und einfache Allergietherapie.

 „Eine solche Behandlungsmöglichkeit ist jetzt möglicherweise in Sicht“ sagt Prof. Dr. Randolf Brehler, Leiter des Bereichs Allergologie, Berufsdermatologie und Umweltmedizin an der UKM Hautklinik, der im Auftrag der Medizinischen Fakultät der WWU Münster an dem Projekt forscht. 

„Ein neuer Forschungsansatz setzt darauf, dass Patienten nicht mehr das Allergen selbst, sondern gezielt die gegen das Allergen gerichteten spezifischen IgG-Antikörper gespritzt werden, die künstlich hergestellt werden können. 

  • Phase-2-Studien waren hoch erfolgreich, eine einzige Spritze mit diesen Antikörpern konnte die Allergie für einige Wochen regelrecht abschalten. 

Auch Hauttests zeigten, dass Patienten kaum noch allergisch auf Katzenallergen reagierten“, so Brehler.

Weltweit steht nun die größere Phase-3-Studie an mehr als tausend Patienten bevor, Münster möchte eines der Zentren sein.

 „Wenn die Wirksamkeit der Methode in der Studie bestätigt wird, ist das insgesamt ein großer Durchbruch für die Allergietherapie“, so Brehler. 

„Der Therapieversuch mit den künstlich hergestellten Immunglobulinen greift direkt in die Mechanismen der Allergie-Kaskade ein. 

Noch können wir allerdings nichts über die Langzeitwirkung, also eine möglichst lebenslange Unterdrückung der allergischen Reaktion sagen, so der Allergologe weiter. 

Denkbar sei auch eine mögliche Kombination der Immunglobulintherapie mit der Allergen-spezifischen Immuntherapie. 

Dann würden durch die Immunglobulintherapie Symptome unterdrückt, langfristig anhaltende Effekte könnten durch die Allergen-spezifische Immuntherapie erzielt werden.

Das neue Therapieprinzip wird nicht nur bei Katzenallergie geprüft. Studien werden auch mit IgG-Antikörpern, die gegen ein Birkenpollenallergen gerichtet sind, durchgeführt.

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Prof. Randolf Brehler
Universitätsklinikum Münster
Klinik für Hautkrankheiten
Allergologisches Forschungszentrum
allergologie-studien@ukmuenster.de

Anja Wengenroth Universitätsklinikum Münster

Albert-Schweitzer-Campus 1, D5 Anfahrtsadresse: Domagkstr. 5
48149 Münster
Deutschland
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E-Mail-Adresse: anja.wengenroth@ukmuenster.de

Marion Zahr
Telefon: 0251-83 53444
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Die Effekte von Oma-/Opa-Betreuung

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Großeltern wichtig für Kinderbetreuung – vor allem im Westen Deutschlands

Großeltern spielen bei der Betreuung von Kindern eine große Rolle: 

vor allem bei Unter-Dreijährigen haben sie den gleichen Stellenwert wie die Kita-Betreuung – allerdings nur im Westen Deutschlands. 

Bedeutsam auch ein weiterer Effekt: 

  • Unterstützen Oma und Opa, steigt das Wohlbefinden der Mütter, was wiederum positive Auswirkungen auf die kindliche Entwicklung haben kann. 

Das zeigen die Zwischenergebnisse einer auf zwei Jahre angelegten Studie des DIW Berlin unter Leitung von Professorin C. Katharina Spieß und der Stiftung Ravensburger Verlag. 

Großeltern verbringen oft viel Zeit mit ihren Enkelkindern. Zwischenergebnisse eines aktuellen Forschungsprojekts weisen nun empirisch die Effekte von Oma-/Opa-Betreuung nach.

 Großeltern verbringen oft viel Zeit mit ihren Enkelkindern. Zwischenergebnisse eines aktuellen Forschungsprojekts weisen nun empirisch die Effekte von Oma-/Opa-Betreuung nach. Frauke Volpert Frauke Volpert/Stiftung Ravensburger Verlag

 „Ein dreifach Hoch auf alle Omas“: wie im bekannten Kinderlied jubeln Familien oft über die Großelterngeneration. 

Denn sie unterstützt den Alltag enorm: 

  • Viele Klein- und Vorschulkinder in Deutschland werden – neben dem Besuch einer Kindertageseinrichtung – zusätzlich vor allem von Großmüttern betreut. 

Je nach Alter und Wohnort der Kinder zeigen sich aber große Unterschiede: 

  • Während in den ostdeutschen Bundesländern weniger als 5 % der Unter-Dreijährigen regelmäßig vormittags Zeit mit Oma und Opa verbringt, liegt diese Zahl im Westen Deutschlands bei fast 20 %.

Betrachtet man die Nachmittagsbetreuung, klaffen auch hier Zahlen für Ost und West auseinander: 

  • Im Osten dominiert nachmittags in den meisten Altersklassen die Kita- bzw. Schulbetreuung, im Westen liegen durchgängig familiäre Betreuungsformen vorne. 

Dass dieser Unterschied immer noch so groß ist, erklärt die Wissenschaftlerin C. Katharina Spieß so: 

„Die gewachsene Struktur einer flächendeckenden Nachmittagskinderbetreuung kommt aus dem Osten, der beim Kita-Ausbau und der Nachmittagsbetreuung von Schulkindern seit jeher viel besser aufgestellt ist. 

Wir sehen aber, dass sich hier die westdeutschen Bundesländer allmählich annähern.“ 

Mit Blick auf die Großeltern bedeutet das: 

Oma und Opa werden nicht nur aus emotionalen, sondern auch aus ganz praktischen Gründen gebraucht. 

Im Westen sind sie am Nachmittag neben den Eltern bei jungen Kindern sogar die Hauptbetreuungsform, im Osten werden sie am Nachmittag dabei sehr häufig mit der Kita kombiniert, beispielsweise um die (Randzeiten-)Betreuung der Unter-Zehnjährigen sicherzustellen.

Zufriedene Mütter = positiver Effekt auf die Entwicklung der Kinder

Helfen Großeltern mit, kann man zwei Effekte bei den Müttern beobachten: 

Sie sind zufriedener mit ihrer Kinderbetreuungs-Situation und mit ihrer eigenen Freizeit. 

Dieser Effekt ist besonders groß in Haushalten mit Kindern bis sechs Jahren: 

11 % ist der Anstieg der Zufriedenheit mit der Betreuungssituation, bei der Zufriedenheit mit der Freizeit sind es sogar 14 %. 

Diese Zahlen zeigen, wie Großeltern die Entwicklung der Kinder entscheidend mitprägen, so C. Katharina Spieß: 

„Die Steigerung der mütterlichen Zufriedenheit hat einen direkten Zusammenhang mit der kindlichen Entwicklung. 

Salopp gesagt: 

Zufriedene Mütter haben sozio-emotional stabilere Kinder.“ 

Wissenschaftlich bis jetzt selten belegt, zeigen die vorliegenden Forschungsergebnisse nun empirisch messbar: 

Großelternbetreuung hilft vor allem den Müttern, die nach wie vor die Hauptbetreuungsperson sind – bei den Vätern sind die Effekte auf die Zufriedenheit nicht so groß.

Großeltern verbringen oft viel Zeit mit ihren Enkelkindern. Zwischenergebnisse eines aktuellen Forschungsprojekts weisen nun empirisch die Effekte von Oma-/Opa-Betreuung nach.

Großeltern verbringen oft viel Zeit mit ihren Enkelkindern. 

Zwischenergebnisse eines aktuellen Forschungsprojekts weisen nun empirisch die Effekte von Oma-/Opa-Betreuung nach. Frauke Volpert Frauke Volpert/Stiftung Ravensburger Verlag


Zweijähriges Forschungsprojekt mit dem DIW Berlin

An dem Forschungsprojekt arbeitet seit Januar 2020 ein Team unter Leitung von Professorin Dr. C. Katharina Spieß, Abteilungsleiterin Bildung und Familie am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung Berlin (DIW) und Professorin an der Freien Universität Berlin. Dessen Basis bildete die Auswertung repräsentativer Datensätze der Jahre 2009 bis 2020, mit der Wissenschaftlerinnen die Rolle von Großeltern in Deutschland bei der Bildung und Betreuung des Nachwuchses in der Altersgruppe 0 bis 10 Jahre beleuchten. „Es ist wenig erforscht, wie sich die Rolle von Omas und Opas in einer Zeit mit zahlreichen familienpolitischen und anderen Reformen verändert hat“, erläutert Johannes Hauenstein, der Vorstand der Stiftung Ravensburger Verlag. Die Stiftung fördert das Projekt „Oma und Opa gefragt? Veränderungen in der Enkelbetreuung und der Beitrag von Großeltern zur kindlichen Entwicklung“ bis Frühjahr 2022 mit 160.000 Euro.

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Prof'in Dr. C. Katharina Spieß
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Verena Türck-Weishaupt
Telefon: 0751-86-1682
E-Mail-Adresse: verena.tuerck-weishaupt@ravensburger.de

 

Weitere Informationen für international Medizin am Abend Berlin Beteiligte 

https://www.stiftung-ravensburger.de/de/unsere-projekte/enkelbetreuung/index.htm... 

Website des Forschungprojekts "Oma und Opa gefragt?"


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Illustrierende Grafiken

 

Prof. Dr. Friedhelm Beyersdorf: Spezielle und mobile Herz-Lungen-Maschine zur Reanimation - CARL Therapie

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Überleben nach Herzstillstand – Freiburger Herzchirurg*innen entwickeln neue Technik

Forscher*innen der Medizinischen Fakultät der Universität Freiburg haben einen Therapieansatz entwickelt, mit dem Menschen nach einem Herzstillstand deutlich erfolgreicher als bisher reanimiert werden können – oft ohne neurologische Komplikationen / Studie in Nature Reviews Neuroscience fasst entscheidende Faktoren zusammen / Neue „Herz-Lungen-Maschine“ ermöglicht die klinische Umsetzung

  • Rund 50.000 Menschen erleiden jährlich in Deutschland einen plötzlichen Herzstillstand. 
  • Passiert er außerhalb eines Krankenhauses, liegen die Überlebenschancen bei nur zehn Prozent. 
  • Zudem leiden Überlebende oft unter schweren bleibenden neurologischen Schäden. 

Am 21. Juli 2021 haben Forscher*innen der Medizinischen Fakultät der Universität Freiburg gemeinsam mit deutschen und US-Kolleg*innen einen Übersichtsartikel im Fachmagazin Nature Reviews Neuroscience veröffentlicht, in dem sie die wichtigsten therapeutischen Faktoren für eine erfolgreiche Reanimation beschreiben. Das darauf basierende Therapie-Konzept bezeichnen die Wissenschaftler*innen als CARL (Controlled Automated Reperfusion of the whoLe Body). 

Zudem haben die Freiburger Ärzt*innen und Kardiotechniker*innen in den vergangenen Jahren eine spezielle und mobile Herz-Lungen-Maschine zur Reanimation entwickelt, mit der erstmals eine solche CARL-Therapie möglich ist. In einem der ersten Einsätze überlebte eine Person einen Herzstillstand nach rund 120-minütiger Reanimation erfolgreich. Die betroffene Person erlitt keine Schädigung des Gehirns.

„Nach jahrzehntelanger Forschung konnten wir in Freiburg eine neue Behandlungsmethode entwickeln, um die sonst üblichen Schäden nach Herzstillstand und Reanimation zu verringern. Unsere Erkenntnisse und das von uns entwickelte Gerät könnten von großer Bedeutung für die Notfallmedizin sein“, sagt Prof. Dr. Friedhelm Beyersdorf, Ärztlicher Direktor der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie am Universitätsklinikum Freiburg. „Diese CARL-Methode beinhaltet neueste Grundlagenforschungen und modernste herzchirurgische Techniken. 

Durch innovative eigene medizintechnische Entwicklungen haben wir nun die Möglichkeit, dieses neue Behandlungsprinzip innerhalb und außerhalb der Klinik anzuwenden. 

Damit besteht die Aussicht, dass Menschen nach einem Herzstillstand wesentlich länger und besser überleben können als man bisher angenommen hat“, so Beyersdorf.

Erfolgsfaktoren für eine Reanimation

Als Folge eines Herzstillstands schwellen die Blutgefäße im Gehirn an und sind dadurch weniger durchlässig für den Gasaustausch.  

„Durch einen hohen, pulsartigen Blutdruck während der kontrollierten Ganzkörper-Reperfusion (CARL-Therapie) können wir das Gehirn am schnellsten wieder versorgen“, sagt Beyersdorf

  • Der Sauerstoffgehalt muss niedrig sein und darf nur langsam gesteigert werden, da sonst freie Radikale im Gewebe entstehen.  
  • Diese sehr aggressiven Moleküle können dann unter anderem die Mitochondrien angreifen, die als Kraftwerke der Zellen fungieren. 
  • Auch eine reduzierte Kalziumkonzentration im Blut hilft, die Mitochondrien zu schützen. 

„Ganz wichtig ist es, die Körpertemperatur der Patient*innen möglichst rasch zu senken, um Stoffwechselprozesse zu verlangsamen“, erklärt der Freiburger Herzchirurg, der die Studie gemeinsam mit Kolleg*innen der Yale University, USA, und des Max-Planck-Instituts für Stoffwechselforschung publiziert hat.

CARL – Erstmals ist die Reanimationstherapie in ihrer Komplexität möglich

Einige der Aspekte waren grundsätzlich bekannt, allerdings nicht in der Detailtiefe. Zudem waren die vielen Therapieaspekte bislang technisch nicht realisierbar. Darum haben die Wissenschaftler*innen des Universitätsklinikums Freiburg vor einigen Jahren das Startup Resuscitec gegründet und dort ein Gerät entwickelt, das speziell die komplexen Anforderungen der Reanimation erfüllt: das CARL-System.

„CARL ist unseres Wissens das erste Gerät, das speziell für die Reanimation entwickelt wurde und die komplette Herz-Lungen-Funktion der Patient*innen übernehmen kann. Vor allem aber ist es weltweit das einzige Gerät, das eine Behandlung der Schäden ermöglicht, die durch den Herzstillstand und den damit einhergegangenen Sauerstoffmangel entstanden sind. Möglich ist das, weil wir sofort alle wichtigen Parameter wie etwa Blutwerte messen und steuern können, die für eine erfolgreiche Reanimation notwendig sind“, sagt Prof. Dr. Christoph Benk, Bereichsleiter Kardiotechnik der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie am Universitätsklinikum Freiburg. Eine einzigartige Doppelpumpensteuerung ermöglicht den notwendigen hohen pulsatilen Blutfluss und realisiert einen hohen Blutdruck. Der Sauerstoffgehalt kann präzise gesteuert werden und über eine mobile Kühleinheit lässt sich der Körper der Betroffenen schnell und sicher herunterkühlen. „Das Gerät ist in Größe und Gewicht so konzipiert, dass es im Rettungswagen Platz findet und direkt zu den Patient*innen getragen werden kann“, erklärt Benk.

Erste CARL-Einsätze machen große Hoffnung

In einer ersten Pilot-Studie konnten mit der CARL-Therapie viele der Betroffenen gerettet werden. 

Dabei war die Reanimationsdauer mit 50 bis 120 Minuten sehr lang. 

„Bei einem 43-jährigen Patienten war die Reanimation nach 70 Minuten erfolgreich. 

Der Patient ist wieder voll genesen und arbeitet wieder als Lehrer“, sagt Prof. Dr. Georg Trummer, Bereichsleiter Intensivmedizin der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie am Universitätsklinikum Freiburg. 

In einem anderen Fall erlitt eine Patientin zuhause einen Herzstillstand und wurde nach Ersthelfer-Reanimation per Helikopter ins Universitätsklinikum Freiburg gebracht. 

„Hier wurde die Patientin sofort an das CARL-Gerät angeschlossen und – nach 120 Minuten – erfolgreich reanimiert“, so Trummer. 

Die Patientin erlitt keine Schädigung des Gehirns und konnte in ihren Beruf zurückkehren. 

Um diese ersten vielversprechenden Ergebnisse abzusichern, ist nun im Rahmen des Horizon 2020-Programms der Europäischen Kommission eine Studie an drei europäischen Universitäten geplant.

Interessenskonflikte

Prof. Dr. Friedhelm Beyersdorf, Prof. Dr. Christoph Benk und Prof. Dr. Georg Trummer sind am Unternehmen Resuscitec beteiligt.

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Prof. Dr. Friedhelm Beyersdorf
Ärztlicher Direktor
Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie
Universitäts-Herzzentrum Freiburg · Bad Krozingen
Universitätsklinikum Freiburg
Telefon: 0761 270-28180
friedhelm.beyersdorf@uniklinik-freiburg.de


Originalpublikation:

Original-Titel der Studie: Brain vulnerability and viability after ischemia
DOI: 10.1038/s41583-021-00488-y
Link zur Studie: www.nature.com/articles/s41583-021-00488-y


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https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28693585/ Publiziertes Fallbeispiel
Video: Prof. Dr. Friedhelm Beyersdorf fasst die Publikation zusammen

Chronischen Muskel- und Gelenkschmerzen: unspezifische Rückenschmerzen, Arthritis, Fibromyalgie

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Chronische Schmerzen: Schneller Zugang zu Wissen und neuen Therapien

Studienambulanz für Klinische Schmerzforschung am Universitätsklinikum Heidelberg eröffnet / Unter dem Motto „Forschen für und mit Patienten“ werden Betroffene zukünftig stärker an klinischer Schmerzforschung beteiligt / Eine Anlaufstelle für verschiedene nicht-medikamentöse Schmerzstudien / Anbindung an Sonderforschungsbereich / 

Für neue Studie „PerPAIN“ zu personalisierter Schmerztherapie werden noch Teilnehmer gesucht 

Wo sitzt der Schmerz? In der Studienambulanz für Klinische Schmerzforschung des Universitätsklinikums Heidelberg werden auf den Patienten zugeschnittene Behandlungskonzepte entwickelt und erprobt.
Wo sitzt der Schmerz? In der Studienambulanz für Klinische Schmerzforschung des Universitätsklinikums Heidelberg werden auf den Patienten zugeschnittene Behandlungskonzepte entwickelt und erprobt. Universitätsklinikum Heidelberg

Patienten mit chronischen Muskel- und Gelenkschmerzen sollen sich zukünftig stärker an der klinischen Schmerzforschung beteiligen können und einen einfacheren Zugang zu Therapiestudien erhalten. 

Das ist das Ziel der nun eröffneten „Studienambulanz für Klinische Schmerzforschung“ der Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik am Universitätsklinikum Heidelberg. 

  • In der Studienambulanz wird – nach einem telefonischen Vorgespräch – bei einem Termin vor Ort von Studienärzten geprüft, ob der Interessent oder die Interessentin für die Teilnahme an einer von aktuell vier laufenden Studien der Klinik in Frage kommt und aufgenommen werden kann. 

Ein zusätzliches Angebot der Studienambulanz ist ein gemeinsames gruppentherapeutisches Coaching für alle Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer. Unter dem Motto „Gemeinsam gegen den Schmerz“ helfen Ärzte und Psychologen den Betroffenen dabei, selbst Experten für ihren Schmerz zu werden. 

„Schmerzpatienten ist nicht dadurch geholfen, ihnen zu sagen, was sie richtig oder falsch machen. 

Viel wichtiger ist es, ihnen Wissen und Techniken zu vermitteln, besser mit ihren individuellen Schmerzen umgehen und selbst entscheiden zu können, was gut für sie ist“, erläutert Prof. Dr. Jonas Tesarz, Leiter der Studienambulanz. Wichtige Impulse sollen dazu auch die neuen Erkenntnisse aus den Studien liefern, über die bei diesen Gelegenheiten informiert wird. Sämtliche Angebote sind für die Teilnehmenden kostenlos.

Neu angelaufen ist an der Heidelberger Studienambulanz eine Studie des nationalen Forschungsverbunds „PerPAIN“ zur personalisierten Schmerztherapie. 

  • Es werden noch Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit chronischen muskuloskelettalen Schmerzerkrankungen wie unspezifischen Rückenschmerzen, Arthritis oder Fibromyalgie gesucht. 
  • Bei vielen Patienten liegen dem chronischen Schmerz unabhängig von der Grunderkrankung körperliche, seelische und soziale Wechselwirkungen zugrunde. 

„Diesem Zusammenspiel wollen wir mit individuell zugeschnittenen Therapiekonzepten begegnen. 

Im Rahmen der Studie sollen daher personalisierte Therapieansätze entwickelt und geprüft werden“, so Tesarz. Neben Schmerzpatienten werden auch gesunde Probanden gesucht, die als Vergleichsgruppe herangezogen werden.

Alle aktuell laufenden Studien finden Sie unter diesem Link:  

https://www.klinikum.uni-heidelberg.de/zentrum-fuer-innere-medizin-medizin-klini...

Brückenschlag zwischen Grundlagenwissenschaften und Patientenversorgung

Die Heidelberger Studienambulanz für Klinische Schmerzforschung (HeiSiS) gehört zur Sektion für Integrierte Psychosomatik unter Leitung von Prof. Dr. Wolfgang Eich an der Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik am Universitätsklinikum Heidelberg. 

Unter ihrem Dach werden im Rahmen verschiedener Studien innovative Ansätze zur nicht-invasiven und nicht-medikamentösen Diagnostik und Therapie sogenannter muskuloskelettaler Schmerzen, z.B. unspezifischer Rückenschmerzen, Muskelschmerzen, Fibromyalgie, psychisch bedingter Schmerzstörungen oder chronischer Schmerzen bei Leistungssportlern, erforscht und bewertet. 

Dabei kommen neben bildgebenden Verfahren (MRT), genetischen Analysen, Fragebögen und neurophysiologischen Tests vor allem auch innovative Technologien wie App-basierte Interventions- und Virtual-Reality-Tools, oder das sogenannte Eye-Movement-Desensitization-Reprocessing zum Einsatz.

Eine Besonderheit der Studienambulanz ist die enge Verzahnung von Grundlagenwissenschaft und Patientenversorgung: Es besteht eine Anbindung an den von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten und von Heidelberg aus koordinierten Sonderforschungsbereich „Von der Nozizeption zum chronischen Schmerz“, an das Zentrum für innovative Psychiatrie- und Psychotherapieforschung (ZIPP) am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim sowie dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Forschungskonsortium PerPAIN. Ziel von PerPAIN ist es, mithilfe personalisierter Therapien die Behandlung chronisch muskuloskelettaler Schmerzerkrankungen zu verbessern.

Neben der Stärkung der klinischen Forschung sollen zukünftig auch die Interessen der Patienten mehr in den Vordergrund rücken. Daher stehen die Mitarbeiter der Studienambulanz im engen Austausch mit Patientenvertretern sowie der „Unabhängigen Vereinigung aktiver Schmerzpatienten in Deutschland (UVSD) SchmerzLOS e.V.“. 

Die Zusammenarbeit soll sicherstellen, dass Patienten mehr Nutzen von ihrer Teilnahme an Studien haben und zukünftig besser in den Erkenntnisgewinn aus Studien miteinbezogen werden, beispielsweise in Form eines Coachings wie an der Heidelberger Klinik. „Am Ende soll eine Win-Win-Situation mit Erkenntnisgewinn auf beiden Seiten entstehen“, so Tesarz.

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Kontakt zur Studienambulanz
E-Mail: Schmerzforschung.MED2@med.uni-heidelberg.de (Bitte immer mit Namen und Telefonnummer)
Tel.: 06221 56-38 898 (Anrufbeantworter)

Im Neuenheimer Feld 672
69120 Heidelberg
Deutschland
Baden-Württemberg

Doris Rübsam-Brodkorb
Telefon: 06221565052
Fax: 06221564544
E-Mail-Adresse: doris.ruebsam-brodkorb@med.uni-heidelberg.de

Julia Bird
Telefon: 06221 564537
Fax: 06221 564544
E-Mail-Adresse: julia.bird@med.uni-heidelberg.de

 

Weitere Informationen für international Medizin am Abend Berlin Beteiligte

http://Heidelberger Studienambulanz für Klinische Schmerzforschung:

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apl. Prof. Dr. Torsten Rahne: Mund-Nasen-Schutz - erhöhte Höranstrengung, mehr konzentrieren, schneller ermüdet

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Atemschutzmasken reduzieren das Sprachverstehen und verstärken die Höranstrengung

Das Sprachverstehen vor Hintergrundlärm und in Gesprächssituationen mit mehreren Sprechenden wird deutlich reduziert, wenn ein Mund-Nasen-Schutz von der sprechenden Person getragen wird. 

Das konnten Forschende der Universitätsmedizin Halle (Saale) um apl. Prof. Dr. Torsten Rahne zeigen. Die Studie mit dem Titel „Influence of face surgical and N95 face masks on speech perception and listening effort in noise“ wurde in der Fachzeitschrift PLOS ONE publiziert.

  • „Das sogenannte Signal-Rausch-Verhältnis verschlechtert sich um bis zu drei Dezibel, was das Sprachverstehen in Gesprächssituationen mit etwa gleich lautem Hintergrundlärm bereits um bis zu 50 Prozent reduziert. 
  • Die Menschen merken das natürlich und sind geneigt, die Maske beim Sprechen abzunehmen. 

Das ist jedoch in der Pandemie nicht klug. 

Besser ist es, sofern es möglich ist, sich beispielsweise aus der Gruppe zu lösen und in ruhigerer Umgebung das Gespräch fortzusetzen“, so Rahne, Medizinphysiker an der Universitätsklinik und Poliklinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie. 

In ruhigen Situation betrage das Signal-Rausch-Verhältnis selbst mit Maske noch bis zu 40 Dezibel.

Außerdem wurde bei den Studienteilnehmerinnen und -teilnehmern eine erhöhte Höranstrengung gemessen, wenn eine Maske das Sprachsignal dämpfte. 

„Das heißt, dass das Gehirn mehr leisten muss. 

Man muss sich auch mehr konzentrieren und ermüdet schneller“, so Rahne. 

Diese Effekte waren bereits bei Verwendung eines einfachen Mund-Nasen-Schutzes („OP-Maske“) zu messen und noch stärker ausgeprägt bei Verwendung einer FFP2-Maske. 

Das liege daran, dass die akustischen Widerstände des Materials unterschiedlich sind. 

Die verwendeten psychoakustischen Messverfahren seien hochpräzise und erstmals für derartige Fragestellungen angewendet worden, so Rahne.

Zu dem beobachteten physikalischen Effekt der Lautstärkereduktion komme in Alltagssituationen noch das fehlende Mundbild der oder des Sprechenden erschwerend hinzu. 

„Dadurch kann man sich also auch nicht zusammenreimen, was das Gegenüber gesagt haben könnte, wenn man es nicht verstanden hat. 

Insbesondere hörgeminderte Menschen haben somit aufgrund der Masken weitere Einschränkungen“, so Rahne. 

Er und seine Kolleginnen und Kollegen des Audiologischen Zentrums der Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde empfehlen daher, akustische Situationen so zu optimieren, dass Hintergrundlärm maximal reduziert wird, wenn Masken getragen werden müssen. 

„Das betrifft zum Beispiel im besonderen Klassenräume oder Großraumbüros, aber auch OP-Säle oder Labore und Werkhallen“, sagt Rahne.

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apl. Prof. Dr. Torsten Rahne
Universitätsmedizin Halle (Saale)
Universitätsklinik und Poliklinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie
Telefon: 0345 557 5362
E-Mail: torsten.rahne@uk-halle.de

Postfach
06099 Halle (Saale)
Deutschland
Sachsen-Anhalt 

Cornelia Fuhrmann, M.A.

Manuela Bank-Zillmann
Telefon: +49 (0) 345 55 21004
E-Mail-Adresse: manuela.bank@rektorat.uni-halle.de 
Originalpublikation:

Rahne T, Fröhlich L, Plontke S, Wagner L (2021) Influence of surgical and N95 face masks on speech perception and listening effort in noise. PLoS ONE 16(7): e0253874. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0253874


Weitere Informationen für international Medizin am Abend Berlin Beteiligte

http://www.medizin.uni-halle.de/hno

 

Medikamentösen Angina-Therapien: Angina Pectoris Therapie - Koronaren Herzkrankheit, kurz KHK: Daher Präkonditionierung

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Was hilft gegen Herzschmerz?

In einer Übersichtsarbeit im Nature Reviews haben Wissenschaftler aus Würzburg, Essen und Mainz Therapien bei Angina Pectoris unter die Lupe genommen. 

  • Die schlechte Nachricht: 

Kein Medikament kann das Leben von Patienten mit chronischem Koronarsyndrom verlängern. 

  • Die gute Nachricht: 

Medikamente können den Herzschmerz lindern, sofern sie auf die Komorbiditäten und das hämodynamische Profil des einzelnen Patienten zugeschnitten sind. 

Die Kardiologen haben einen Kompass für Ärzte als Entscheidungshilfe entwickelt, wann welche Kombination von Medikamenten angewendet werden sollte. 

Der antianginale Kompass empfiehlt Medikamente für Patienten mit chronischem Koronarsyndrom mit und ohne Herzinsuffizienz.
Der antianginale Kompass empfiehlt Medikamente für Patienten mit chronischem Koronarsyndrom mit und ohne Herzinsuffizienz. Edoardo Bertero et al adaptiert von Bertero et al, Nat. Rev. Cardiol. 2021

Etwa fünfeinhalb Millionen Menschen leiden hierzulande an der Koronaren Herzkrankheit, kurz KHK. 

  • Durch die Verengung der Herzkranzgefäße kommt es zu Durchblutungsstörungen, der Herzmuskel wird nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt. 

Die Folge: Brustenge und brennende Schmerzen, vor allem bei Belastung - Angina Pectoris. 

 Christoph Maack, Sprecher des Deutschen Zentrums für Herzinsuffizienz Würzburg (DZHI), hat gemeinsam mit dem Mediziner Edoardo Bertero, dem Pathophysiologen Gerd Heusch vom Uniklinikum Essen und dem Kardiologen Thomas Münzel von der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz die derzeitigen medikamentösen Angina-Therapien unter die Lupe genommen. 

Ergebnis: Kein Medikament verlängert das Leben, und keines ist dem anderen wirklich überlegen. 

Wer jedoch Medikamente personalisiert verschreibt, der kann zumindest die Lebensqualität seiner Patienten deutlich verbessern.  

  • Mit dem von den Kardiologen und Wissenschaftlern entwickelten Kompass hat nun jeder Arzt eine schnelle Entscheidungshilfe an der Hand, Details zu den Mechanismen können Interessierte in der Fachzeitschrift Nature Reviews Cardiology nachlesen.


Klassische Medikamente gegen den Brustschmerz sind Betablocker, Kalziumantagonisten und Nitrate. 

  • Sie verringern den Sauerstoffverbrauch des Herzens, erweitern die Gefäße und verbessern so die Durchblutung des Herzmuskels. 
  • Zur neuen Medikamentengeneration gehören Wirkstoffe wie Ranolazin, Trimetazidin und Ivabradin. 
  • Während Ivabradin die Herzfrequenz verlangsamt, greifen Ranolazin und Trimetazidin in den Stoffwechsel des Herzens ein.


Personalisierte Medizin bei Angina Pectoris

Die Palette der pharmazeutischen Behandlungsmöglichkeiten bei Angina Pectoris wächst. 

Doch es gibt bislang für kein Medikament den Nachweis, dass es die Prognose verbessert. 

Für die klassischen Medikamente fehlen die großen Studien, für die neuen Wirkstoffe haben die Studien Sicherheit, aber keine Evidenz für eine Lebensverlängerung erbracht. Kein Medikament ist deutlich besser als das andere. 

„Es sei denn, man nimmt die Auslöser der Erkrankung und die Pathophysiologie bei jedem einzelnen Patienten als Entscheidungsgrundlage für die Behandlung“, bemerkt Christoph Maack, Leiter der Translationalen Forschung am DZHI.

Nachdem die European Society of Cardiology (ESC) bei der Überarbeitung der Leitlinien im Jahr 2019 die Empfehlung aufgenommen hat, die antianginöse medikamentöse Behandlung zu personalisieren, hat Christoph Maack gemeinsam mit Edoardo Bertero, Gerd Heusch und Thomas Münzel die Studienlage geprüft und einen Kompass für die Behandlung von Patienten mit chronischem Koronarsyndrom mit und ohne Herzinsuffizienz erstellt.

Wichtige Parameter des Kompasses sind Blutdruck und Herzfrequenz.
 

Hier sind nicht nur die hohen Werte relevant, sondern auch die normalen und niedrigen. 

Die Kombination sei entscheidend, so Maack. 

  • Ist der Blutdruck höher als 140 zu 80 mmHg, und liegt die Herzfrequenz über 70 Schlägen pro Minute, werden zum Beispiel Betablocker und Nitrate empfohlen, bei reduzierter Herzleistung kann neben Betablockern auch Ivabradin gegeben werden, bei erhaltenem Auswurf sind Kalziumantagonisten ratsam. 

Bei niedrigem Puls und Blutdruck bietet sich die Einnahme von Ranolazin und Trimetazidin an.

Gesunder Lebensstil, Statine und Ranolazin bei Diabetes

  • Das Herz verstoffwechselt 70 bis 80 Prozent Fettsäuren und 10 bis 20 Prozent Zucker. 
  • Bei der Metabolisierung der Glukose benötigen die Mitochondrien, die Kraftwerke unserer Zellen, allerdings weniger Sauerstoff für die Energiegewinnung als bei der Verarbeitung von Fettsäuren. 
  • Die Wirkstoffe Ranolazin und Trimetazidin blockieren die Fettsäureverstoffwechselung. 

Das Herz ist flexibel und schaltet automatisch auf Glukose um. 

  • Ranolazin reduziert darüber hinaus den Natriumeinstrom in den Zellen, was wiederum günstig in den Kalziumhaushalt eingreift. 
  • Durch die Reduzierung des Kalziums entspannen sich die Herzmuskelzellen, die Durchblutung bessert sich.

Bei Diabetes ist die Gabe von Ranolazin besonders wirksam, da durch die verbesserte Aufnahme von Zucker in die Zellen die Blutzuckerspiegel abnehmen. 

Ferner, und das ist gut belegt, hilft ein gesunder Lebensstil. 

Dazu gehören Nikotinverzicht, gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung und das Erlangen sowie Halten des Normalgewichts. 

Auch Statine sind Teil des Behandlungsplans bei Diabetikern, da sie ein höheres Risiko für Ereignisse wie zum Beispiel Infarkte haben. 

  • Die Statine senken das Cholesterin, stabilisieren die Gefäßinnenschicht und schützen so vor einem Infarkt, der oft durch akutes Aufreißen der Gefäßinnenschicht verursacht wird.


Positiver Stress fürs Herz - Schutz durch Präkonditionierung

Ob das Aufdehnen eines verengten Herzkranzgefäßes mittels Katheter und die Implantation eines Stents ratsam sind, sollte den Autoren zufolge ebenfalls individuell entschieden werden. 

„Bei der KHK in stabiler Situation bringt die Katheterbehandlung zwar meist eine Verbesserung der Symptome, verlängert aber auch nicht das Überleben“, so Maack. 

Somit könnte ein personalisierter Medikamentenplan oft eine sinnvolle Alternative zum Katheter sein. 

Medikamente könnten dem Muskel helfen, mit der Engstelle umzugehen. 

„Ein bisschen Stress kann dem Herzen auch guttun“, schildert Maack die so genannte Präkonditionierung. 

„Das Herz aktiviert molekulare Selbst- Schutzmechanismen und optimiert seinen Stoffwechsel, sodass es resistenter gegen Sauerstoffmangel wird.“

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Christoph Maack: maack_c@ukw.de

Kirstin Linkamp, Deutsches Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg 

DZHI  Universitätsklinikum Würzburg

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Susanne Just
Telefon: 0931/201-59447
Fax: 0931/201-60 59447
E-Mail-Adresse: just_s@ukw.de
Originalpublikation:

Edoardo Bertero, Gerd Heusch, Thomas Münzel, Christoph Maack. A pathophysiological compass to personalize antianginal drug treatment. Nat Rev Cardiol (2021). https://doi.org/10.1038/s41569-021-00573-w