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Stroop-Test: Zum Pfingstfest 2020: Dysexekutiven Syndrom: exekutiven Funktionen

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Gesucht: Hirnstruktur, die unser Verhalten steuert

Probleme lösen, das eigene Handeln planen, Emotionen kontrollieren – exekutive Funktionen sind grundlegende Prozesse, um unser Verhalten zu steuern. 

Trotz zahlreicher Indizien gab es bislang keinen eindeutigen Beleg dafür, in welchen Hirnbereichen diese Fähigkeiten verarbeitet werden. 

Eine Studie am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften (MPI CBS) konnte nun die entscheidende Region identifizieren – mithilfe einer einzigartigen Patientin und dem gar nicht so seltenen dysexekutiven Syndrom
 
  • Für unser Sozialleben und unseren Beruf müssen wir uns mit unserer Umwelt und anderen Menschen auseinandersetzen können.
  • Dabei helfen uns die sogenannten exekutiven Funktionen, also die grundlegenden geistigen Fähigkeiten, die das menschliche Denken und Handeln steuern. 
Dazu zählen etwa die selektive Aufmerksamkeit, also die Fähigkeit sich auf einen Reiz zu konzentrieren und anderes auszublenden, oder auch das Arbeitsgedächtnis, mit dem wir Informationen behalten und manipulieren können.

Sie ermöglichen uns zudem Handlungen zu planen und in einzelne Schritte aufzuteilen.

Einigen Personen gelingt das jedoch nicht.

  • Sie können sich nur schwer fokussieren, ihre Handlungen kaum zielorientiert planen und ihre Impulse und Emotionen schlecht kontrollieren. 
  • Sie leiden am sogenannten dysexekutiven Syndrom, ausgelöst etwa durch ein Schädel-Hirn-Trauma oder einen Schlaganfall.

Eine der Betroffenen ist eine 56-jährige Patientin aus Leipzig. Sie hatte mehrere Schlaganfälle erlitten, die eine strategisch sehr wichtige Hirnregion getroffen hatten: Die sogenannte untere Kreuzungsregion (engl. IFJ – inferior frontal junction area) im Stirnlappen der Großhirnrinde in beiden Gehirnhälften. Durch die Verletzung gelang es ihr nicht mehr, grundlegende psychologische Tests zu bestehen. Darunter etwa Aufgabe, einen Rundgang durch einen Zoo unter Beachtung verschiedener Vorgaben zu planen, oder den sogenannten Stroop-Test.

Der misst, wie gut jemand störende, unwichtige Reize ausblenden kann, um sich auf die eigentliche Aufgabe zu konzentrieren.

Das Besondere bei der untersuchten Patientin: Die Läsion war allein auf die untere Kreuzungsregion begrenzt, in beiden Hirnhälften gleichermaßen (siehe Abbildung). Normalerweise verletzt ein Schlaganfall größere Hirnbereiche oder beschränkt sich damit nicht auf ein derart definiertes Areal. Zudem trifft er nur selten gleichzeitig die zueinander homologen Areale auf beiden Seiten. So schwierig die Situation für die Patientin ist, so sehr bietet sie damit der Wissenschaft eine einmalige Gelegenheit: Sie kann die Rolle dieser Region für die exekutiven Funktionen untersuchen.

„Aus funktionellen MRT-Untersuchungen an Gesunden wusste man bereits, dass die untere Kreuzungsregion verstärkt aktiviert ist, wenn selektive Aufmerksamkeit, Arbeitsgedächtnis und die anderen exekutiven Funktionen gefordert sind. Der endgültige Beleg dafür, dass diese exekutiven Fähigkeiten dort verortet sind, stand bislang jedoch aus“, erklärt Matthias Schroeter, Erstautor der zugrundeliegenden Studie und Leiter der Forschungsgruppe „Kognitive Neuropsychiatrie“ am MPI CBS. Einen kausalen Beleg für solche Funktions-Anatomie-Zusammenhänge erhält man jedoch erst, wenn die Areale tatsächlich ausgeschaltet sind – und damit die dort eigentlich verorteten Fähigkeiten versagen. „Den haben wir jetzt mithilfe der Patientin erbringen können.“

Und nicht nur das. Neben dem klassischen Weg – einzelnen Funktionen eine bestimmte Hirnregion anhand einer Hirnschädigung und den entsprechenden Beeinträchtigungen zuzuordnen – gingen die Forscher auch den umgekehrten Weg: Den „Big Data“-Weg über Datenbanken. Auf diesen Portalen liegen die Informationen zehntausender Teilnehmer aus vielen psychologischen Tests und den dabei aktivierten Hirnarealen vor. Mit deren Hilfe konnten die Forscher die Beeinträchtigungen der Patientin allein aufgrund der durch die Hirnscans ermittelten Hirnschädigung vorhersagen. Experten sprechen hier vom symptom reading, zu Deutsch etwa Symptomlesen. Einem Verfahren, das in Zukunft genutzt werden könnte, um gezielt eine Therapie an einzelne Patienten und deren Hirnschädigung anzupassen, ohne sie ausführlich testen zu müssen.

„Wenn bei Patienten etwa nach einem Unfall oder Schlaganfall die exekutiven Funktionen ausfallen, können sie meist auch die anderen betroffenen Fähigkeiten schlechter regenerieren, weil ihnen die Planung dafür schwer fällt“, erklärt Schroeter.

 „Wenn man in Zukunft anhand der Läsionsaufnahmen und den Datenbanken noch detaillierter weiß, welche Regionen und damit Fähigkeiten ausgefallen sind, kann man die Therapie noch gezielter anpassen.“

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Prof. Dr. Dr. Matthias Schroeter, M.A.
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Verena Müller Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften

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Telefon: +49 341 9940-148
E-Mail-Adresse: verenamueller@cbs.mpg.de
Originalpublikation:
Matthias L. Schroeter, Simon B. Eickhoff, and Annerose Engel, "From correlational approaches to meta-analytical symptom reading in individual patients: Bilateral lesions in the inferior frontal junction specifically cause dysexecutive syndrome," Cortex (2020)



Coronavirus (SARS-CoV-2) in der Muttermilch einer infizierten Frau - quantitative Echtzeit-PCR (RT-qPCR)

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Möglicher Übertragungsweg von SARS-CoV-2? Erstmals neues Coronavirus in Muttermilch nachgewiesen

Virologen der Ulmer Universitätsmedizin haben das neue Coronavirus (SARS-CoV-2) in Muttermilch nachgewiesen. 

Für ihren Beitrag ("letter") im Fachjournal "The Lancet" haben die Forschenden die Muttermilch von zwei Frauen untersucht, die nach der Entbindung positiv getestet worden waren. 

Bei einer Mutter gelang es tatsächlich, virale RNA des Coronavirus in der Milch nachweisen. 

Ob die Frau ihr ebenfalls infiziertes Baby über diesen oder einen anderen möglichen Übertragungsweg angesteckt hat, konnte nicht eindeutig geklärt werden. 

Die Untersuchung ist im Zuge des EU-Projekts Fight-nCoV entstanden. 

Prof. Jan Münch forscht am Institut für Molekulare Virologie der Ulmer Universitätsmedizin
 Prof. Jan Münch forscht am Institut für Molekulare Virologie der Ulmer Universitätsmedizin
Foto: Uniklinikum Ulm


  • Erstmals haben Ulmer Virologen das neue Coronavirus (SARS-CoV-2) in der Muttermilch einer infizierten Frau nachgewiesen. 

Ihr Säugling erkrankte ebenfalls an COVID-19.

Ob sich das Kind tatsächlich über die Muttermilch angesteckt hat, ist allerdings unklar.

Dennoch liefert der im renommierten Fachjournal „The Lancet“ erschienene Beitrag Hinweise auf einen möglichen neuen Übertragungsweg des Erregers.

Typischerweise wird SARS-CoV-2 über Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch weitergegeben. 

Nun ist Forschenden der Ulmer Universitätsmedizin in Zusammenarbeit mit Karin Steinhart vom Gesundheitsamt Heidenheim zudem der Nachweis von SARS-CoV-2 in Muttermilch gelungen.

Dazu haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler um Professor Jan Münch und Rüdiger Groß die Muttermilch von zwei infizierten Frauen auf virale RNA des neuen Coronavirus untersucht.

Der Nachweis einer möglichen Virusinfektion und die Bestimmung der Viruslast erfolgte zu verschiedenen Zeitpunkten nach den positiven Corona-Testergebnissen der Mütter.

Der Krankheitsverlauf der beiden Frauen ist dokumentiert: Nach der Entbindung teilten sich beide gesunde Mütter gemeinsam mit den Neugeborenen ein Zimmer. Als eine der Frauen Krankheitssymptome entwickelte, wurde sie mit ihrem Neugeborenen isoliert und positiv auf SARS-CoV-2 getestet. Die Zimmernachbarin bemerkte erst nach der Entlassung typische Symptome wie Husten, leichtes Fieber sowie einen Verlust ihres Geruchs- und Geschmacksinns. Daraufhin wurde auch diese Frau positiv auf SARS-CoV-2 getestet.

Während sich in den Muttermilch-Proben der zuerst erkrankten Frau keine Hinweise auf das neue Coronavirus fanden, war das SARS-CoV-2 Ergebnis in den Milchproben der zweiten Mutter vier Mal hintereinander positiv.

Dabei ermöglichte die angewandte Methode, die quantitative Echtzeit-PCR (RT-qPCR), nicht nur den Nachweis einer Infektion, sondern auch eine Bestimmung der Viruslast.

Diese lag bei etwa 100 000 viralen Genomkopien pro Milliliter Muttermilch.

Nach 14 Tagen war kein Virus mehr in der Muttermilch nachweisbar und Mutter wie Kind erholten sich von COVID-19.

Seit Beginn der Symptome hatte die später erkrankte Mutter beim Umgang mit dem Säugling eine chirurgischen Mund-Nasen Schutz getragen sowie ihre Hände und Brüste desinfiziert. 

Zudem sterilisierte sie regelmäßig die verwendete Milchpumpe und weitere Stillutensilien.

Dennoch bleibt unklar, ob sich das Baby tatsächlich beim Stillen infiziert hat.


„Unsere Studie zeigt, dass SARS-CoV-2 bei stillenden Frauen mit akuter Infektion in der Muttermilch nachweisbar sein kann.

Aber wir wissen noch nicht, wie oft dies der Fall ist, ob die Viren in der Milch auch infektiös sind und durch das Stillen auf den Säugling übertragen werden können“, erklärt Professor Jan Münch vom Ulmer Institut für Molekulare Virologie.

Die Untersuchung ist im Rahmen des EU-Projekts Fight-nCoV entstanden.

Über das Programm HORIZON 2020 erhält das von der Universität Stockholm geleitete Konsortium rund 2,8 Millionen Euro für zwei Jahre. Weiterhin wurde die Studie durch das Netzwerk des Ulmer Sonderforschungsbereiches 1279 zur Erforschung körpereigener Peptide unterstützt („Nutzung des menschlichen Peptidoms zur Entwicklung neuer antimikrobieller und anti-Krebs Therapeutika“).

Der Beitrag ist als „letter“ in „The Lancet“ erschienen. Anmerkung des Journals:
Correspondence pieces represent the views of the authors and not necessarily the views of The Lancet or any Lancet specialty journal. This Correspondence was peer-reviewed.

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Prof. Dr. Jan Münch: jan.muench@uni-ulm.de
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Annika Bingmann
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E-Mail-Adresse: annika.bingmann@uni-ulm.de

Originalpublikation:
Rüdiger Groß, Carina Conzelmann, Janis A. Müller, Steffen Stenger, Karin Steinhart, Frank Kirchhoff, Jan Münch. Detection of SARS-CoV-2 in Human Breast Milk. The Lancet. DOI: https://doi.org/10.1016/S0140-6736(20)31181-8

Sporttauglichkeit: Entwicklung ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit sowie ihres kardiopulmonalen, metabolischen und immunologischen Status

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Covid-19-Folgen bei Sportlerinnen und Sportlern

Neue Studie untersucht Auswirkungen einer überstandenen Covid-19-Infektion bei Athlet*innen 
 
Ein neues Studienprojekt des Instituts für Kreislaufforschung und Sportmedizin der Deutschen Sporthochschule Köln untersucht die kurz- und langfristigen Auswirkungen einer überstandenen Covid-19-Infektion auf das kardiopulmonale System und die körperliche Leistungsfähigkeit von Kaderathletinnen und -athleten.

In Zusammenarbeit mit dem Olympiastützpunkt NRW/Rheinland soll ab Juni im Rahmen der sportmedizinischen Kaderuntersuchungen zur Sporttauglichkeit routinemäßig der Covid-19-Antikörperstatus der Athletinnen und Athleten erhoben werden. Diese Untersuchung erfolgt zum Nachweis bzw. Ausschluss einer bereits überstandenen – also nicht mehr akuten – Infektion mit dem neuartigen Covid-19-Virus.

Vor dem Hintergrund aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse, wonach Covid-19 in bestimmten Fällen als eine systemische Erkrankung verläuft, die verschiedene Organsysteme erfassen kann, werden die positiv getesteten Sportler*innen dann in regelmäßigen Abständen hinsichtlich der Entwicklung ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit sowie ihres kardiopulmonalen, metabolischen und immunologischen Status im Längsschnitt untersucht.

Hinsichtlich der pulmonalen Parameter erfolgt eine besonders differenzierte Funktionsdiagnostik in Kooperation mit Prof. Dr. Wolfram Windisch, Leiter der Abteilung für Pneumologie, Städtische Kliniken Köln-Merheim.

„Wir möchten damit unserer ärztlichen Verantwortung für die von uns betreuten Athletinnen und Athleten gerecht werden“, sagt Univ.-Prof. Dr. Hans-Georg Predel, Leiter des Instituts für Kreislaufforschung und Sportmedizin, welches als lizenziertes Untersuchungszentrum des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) die Kaderuntersuchungen durchführt. „Aufgrund des speziellen Patientenkollektivs können wir gleichzeitig wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse über Covid-19 gewinnen, die für die Gesamtgesellschaft relevant sind. Wir können bei Athletinnen und Athleten, die an die Grenzen ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit gehen, wie durch ein Brennglas beobachten, ob und welche medizinischen Folgen bei Covid-19 auftreten können“, so der Internist und Sportmediziner.

Zum Einsatz kommen dabei unter anderem die Spiroergometrie sowie die Echokardiographie, mit der die Belastbarkeit der Lunge und des Herzkreislaufsystems der Athlet*innen überprüft wird. Zusätzlich zum EKG (Elektrokardiogramm) und zur Atemtätigkeit wird die Fähigkeit der Lungen, Sauerstoff aufzunehmen und Kohlendioxid abzuatmen, unter körperlicher Belastung gemessen.

Dabei ist die sogenannte Diffusionskapazität der Lungen von großem Interesse, da es im Zuge einer Covid-19-Erkrankung besonders häufig zu subtilen strukturellen und funktionellen Veränderungen der feinen Lungenalveolen kommen kann. 

Ergänzend soll Hinweisen nachgegangen werden, wonach der neuartige Coronavirus auch den Herzmuskel befallen und schädigen kann.

Ergänzt wird das umfangreiche Untersuchungsspektrum durch Untersuchungen zum immunologischen Status der Athlet*innen.

Derzeit werden im Institut jährlich rund 900 Sportlerinnen und Sportler untersucht.

Die Testungen sind zunächst bis zu den Olympischen Sommerspielen in Tokio 2021 geplant.

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Univ.-Prof. Dr. Hans-Georg Predel
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Das stationäre Setting für die Behandlung nicht-organischer Schlafstörungen

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Therapie gegen Schlaflosigkeit gesucht

Viele Menschen leiden unter Schlafproblemen. 

Die Folgen für sie und für die Gesellschaft werden als schwerwiegend eingeschätzt. 

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Uni Würzburg arbeiten an einer neuen Therapie. 
 
Viele Menschen in Deutschland sind von chronischen Schlafproblemen betroffen.

  • Über Wochen, Monate oder sogar Jahre hinweg schlafen sie schlecht ein, wachen häufig auf oder liegen in der Nacht lange wach. 

Sie empfinden nicht nur das Wachliegen an sich als quälend, sondern leiden auch darunter, dass sie am Tag müde sind, sich schlecht konzentrieren können und am Arbeitsplatz nicht die gewünschte Leistung bringen.

Dazu kommt: Wer schlecht schläft, hat ein erhöhtes Risiko für verschiedene Krankheiten, wie etwa Herz-Kreislauferkrankungen. Neuere Forschung zeigt sogar, dass Schlafprobleme 

Auslöser psychischer Störungen – beispielsweise von Depressionen – sein können.

Existierende Programme kommen nicht zum Einsatz

So verwundert es nicht, dass in psychosomatischen Rehakliniken knapp 85 Prozent der Patientinnen und Patienten von Schlafbeschwerden berichten.

Dabei gibt es durchaus schon jetzt verhaltenstherapeutische Ansätze zur Behandlung von Schlafstörungen, deren Wirksamkeit nachgewie-sen wurde. Derzeit mangelt es allerdings noch an systematischen Anwendungen dieser schlaftherapeutischen Ansätze in der klinischen Praxis. „Dabei ist gerade das stationäre Setting für die Behandlung nicht-organischer Schlafstörungen prädestiniert“, erklärt Dr. Clemens Speth. Dieses Potential soll nun besser genutzt werden. Schließlich zeigen hochrangige empirische Studien, dass der Behandlungserfolg psychosomatischer Störungsbilder maßgeblich von einer begleitenden effektiven Behandlung solcher Schlafstörungen abhängt.

Dr. Clemens Speth und Dr. Jana Speth arbeiten am Lehrstuhl für Psychologie I – im Arbeitsbereich Interventionspsychologie von Professor Andrea Kübler an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU). Sie haben ein Therapieprogramm für Patientinnen und Patienten mit Schlafstörungen entwickelt, welches derzeit in psychosomatischen Rehakliniken im Schwarzwald zum Einsatz kommt und wissenschaftlich evaluiert wird. Die Deutsche Rentenversicherung Bund finanziert das Projekt mit rund 400.000 Euro.

In wenigen Wochen zu besserem Schlaf

„Zentraler Bestandteil des Therapieprogramms sind kognitiv-verhaltenstherapeutische Strategien, ergänzt um einige Elemente aus der Acceptance Commitment Therapy“, erklärt Dr. Jana Speth. Patientinnen und Patienten lernen dabei ihre körperlichen, kognitiven und psychischen Anzeichen für Erschöpfung und Müdigkeit besser kennen – und welche davon lediglich ein Ruhebedürfnis oder tatsächliche Einschlafbereitschaft signalisieren.

  • Damit können sie ihr Schlafbedürfnis insgesamt besser einschätzen und ihre Zubettgehzeiten daran anpassen.

So lassen sich beispielsweise mit einer alltagstauglichen Abend- und Morgengestaltung die Vo-raussetzungen für einen erholsamen Schlaf verbessern.

„Menschen, die wissen, dass sie am nächsten Morgen um vier Uhr den Wecker unbedingt hören müssen, weil sie sonst den Flug auf die Malediven verpassen, schlafen in der Regel schlechter und wachen in der Nacht häufiger auf“, erklärt Jana Speth. Auf den Alltag übertragen, bedeutet dies:  

Wer seinen Morgen so straff plant, dass er schon zu spät zur Arbeit käme, wenn das Zähneputzen eine Minute länger dauerte, tut dies womöglich auf Kosten seines Nachtschlafs.

„Weiß ich hingegen, dass der nächste Morgen entspannt zu schaffen ist, schlafe ich effizienter und spare damit sogar Zeit – die ich beispielsweise für ein entspanntes Frühstück nutzen kann“, so die Psychologin.

Auch der Umgang mit nächtlichen Sorgen wird im Rahmen des Therapieprogramms erlernt:

  • Der Teufelskreis aus Sorgen um Erschöpfung und reduzierter Leistungsfähigkeit am nächsten Tag, angespanntem Wachliegen und darauffolgender Tagesmüdigkeit soll durchbrochen werden.

Schlechte Versorgungslage und enorme wirtschaftliche Auswirkungen

Die Dringlichkeit einer solchen Therapie liegt auf der Hand:

Die Versorgungslage für Menschen mit Schlafstörungen, bei denen keine unmittelbare körperliche Ursache (mehr) zu erkennen ist, gilt als äußerst schlecht.

Bislang mangelt es an ambulanten und stationären Angeboten.

So erhalten nur etwa sieben Prozent aller Menschen, die unter Schlafstörungen leiden, eine Form von Psychotherapie – und hierbei handelt es sich offenbar nicht einmal notwendigerweise um eine auch auf Schlafstörungen ausgerichtete Psychotherapie.

Für eine mangelhafte Versorgungslage spricht auch die Tatsache, dass viele Menschen mit massiven Schlafproblemen Schlafmittel einnehmen– und dies teilweise über mehrere Jahre hinweg.

Jeder vierte Erwerbstätige unter 40 Jahren nutzt außerdem eine App oder ein Gerät zur Schlaf-kontrolle.

Diese haben allerdings oft keinen großen Nutzen und können im schlimmsten Fall zur Behandlung von Schlafstörungen sogar kontraproduktiv sein.

Der mangelhaften Versorgungslage steht die Tatsache gegenüber, dass unbehandelte Schlafstörungen enorme wirtschaftliche Auswirkungen haben: Für den US-amerikanischen Raum wird berechnet, dass Menschen mit Schlafstörungen in einem Zeitraum von sechs Monaten etwa 1250 Dollar mehr an direkten und indirekten Kosten, beispielsweise durch Arbeitsausfall, verursachen als solche ohne Schlafstörungen.

Für Frankreich gehen Untersuchungen von durchschnittlich 3,4 zusätzlichen Fehltagen durch Schlafstörungen aus.

Hieraus ergeben sich, allein durch Arbeitsausfall und Produktivitätsabfall, Kosten von 1472 Euro pro Angestelltem pro Jahr durch Schlafstörungen.

Und auch für Deutschland wird von beträchtlichen gesundheitsökonomischen und volkswirtschaftlichen Folgekosten ausgegangen.

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Dr. Clemens Speth, clemens.speth@uni-wuerzburg.de
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Sichtbare ausgedehnte Fibrosierung (Vernarbung) des Lungengewebes und Zerstörung der Lungenbläschenstruktur (Alveolarstruktur) mit eingestreuten Entzündungszellen (Lymphozyten)

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit:  COVID-19 in Augsburg: Obduktionen zeigen schwere Lungenschädigungen

Eine Studie des Augsburger Universitätsklinikums, die vor kurzem in der renommierten Fachzeitschrift Journal of the American Medical Association (JAMA) erschienen ist, zeigt, dass das Lungengewebe von verstorbenen COVID-19 Patienten irreversibel geschädigt ist. 

Ursache der Schädigungen war das Virus, dessen Erbgut noch in den Atemwegen nachgewiesen werden konnte. 

Lungenschädigungen durch die maschinelle Beatmung konnten als Ursache weitgehend ausgeschlossen werden, da mehr als die Hälfte der Patienten nicht künstlich beatmet wurde. 
  • Die massiv beeinträchtigte Sauerstoffaufnahme der Lungen führte schließlich zum Tod der Erkrankten. 
Mikroskopisch sichtbare ausgedehnte Fibrosierung (Vernarbung) des Lungengewebes und Zerstörung der Lungenbläschenstruktur (Alveolarstruktur) mit eingestreuten Entzündungszellen (Lymphozyten) bei COVID-19-Obduktion.
Mikroskopisch sichtbare ausgedehnte Fibrosierung (Vernarbung) des Lungengewebes und Zerstörung der Lungenbläschenstruktur (Alveolarstruktur) mit eingestreuten Entzündungszellen (Lymphozyten) bei COVID-19-Obduktion.
Universitätsklinikum Augsburg
 
Obduktionen zeigen: Massive Lungenschäden als Todesursache

  • Die Infektion mit dem SARS-CoV-2 Virus verläuft in der Mehrzahl der Fälle als wenig komplikationsträchtige Erkrankung der oberen Atemwege, insbesondere des Rachens. 
  • Einige der Patienten entwickeln jedoch eine Lungenentzündung, die in einem geringen Anteil der Fälle so schwer verläuft, dass eine künstliche Beatmung erforderlich wird. 

Trotz aller intensivmedizinischer Maßnahmen versterben Patienten an dieser Erkrankung.

Ein interdisziplinäres Ärzteteam um die Augsburger Pathologin Dr. Tina Schaller führte seit dem 4. April diesen Jahres 19 Obduktionen an verstorbenen Patienten mit COVID-19 durch.

Die Augsburger Pathologin Dr. Tina Schaller hat mit einem interdisziplinären Ärzteteam 19 Obduktionen an verstorbenen Patienten mit COVID-19 vorgenommen. Die Forschungsergebnisse im Journal of the American Medical Association veröffentlicht.
 Die Augsburger Pathologin Dr. Tina Schaller hat mit einem interdisziplinären Ärzteteam 19 Obduktionen an verstorbenen Patienten mit COVID-19 vorgenommen. Die Forschungsergebnisse im Journal of the American Medical Association veröffentlicht. Universitätsklinikum Augsburg


Dank einer sorgfältigen Aufklärung der Angehörigen konnte in Augsburg eine Obduktionsrate von annähernd 90% der Todesfälle erreicht werden, was den Ärzten eine unverfälschte Beurteilung ermöglichte.

Die Ergebnisse der ersten zehn Obduktionen wurden mittlerweile in der renommierten Fachzeitschrift Journal of the American Medical Association (JAMA) publiziert.  

„Bei den Untersuchungen konnten wir das Erbgut des Virus noch im Atemwegssystem der Verstorbenen nachweisen,“ erklärt Dr. Schaller, leitende Oberärztin und Erstautorin der Studie.

Im Lungengewebe selbst zeigte sich durchweg eine ungewöhnlich schwere, teils mutmaßlich irreversible Schädigung.

  • Das Ärzteteam sieht diese Veränderung als Todesursache an, da hierdurch die Sauerstoffaufnahme durch die Lungen zur Versorgung der Organe massiv beeinträchtigt ist.

Coronavirus als Verursacher der Lungenschäden

„Die wichtigste Erkenntnis aus der ersten Analyse ist, dass die beschriebenen Lungenschädigungen offensichtlich nicht eine Komplikation der Beatmung darstellen.

Vielmehr entstehen sie unabhängig von dieser intensivmedizinischen Maßnahme am ehesten direkt durch die virale Schädigung. 

Alle Patienten litten an schweren Grunderkrankungen, die jedoch nicht unmittelbar zum Tod führten“, ergänzt Prof. Dr. Bruno Märkl, Direktor des Instituts für Pathologie und Molekulare Diagnostik des Universitätsklinikums Augsburg sowie Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeine und Spezielle Pathologie an der Medizinischen Fakultät der Universität Augsburg. In den übrigen Organen konnten keine augenscheinlich schweren Veränderungen nachgewiesen werden.

Die durch SARS-CoV-2 hervorgerufenen ausgeprägten Lungenschäden sind vergleichbar mit den Auswirkungen der SARS- und MERS-Erkrankungen.

Die Studie
Sample: Obduktion von 10 Patientinnen und Patienten mit SARS-CoV-2 im Durchschnittsalter von 79 Jahren mit durchschnittlich vier Vorerkrankungen, überwiegend im kardiovaskulären Bereich.

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Die Augsburger Universitätsmedizin

…umfasst die Medizinische Fakultät der Universität Augsburg, das Universitätsklinikum Augsburg sowie – als Kooperationspartner – das Bezirkskrankenhaus Augsburg – Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik der Universität Augsburg. Die Forschungsschwerpunkte der Medizinischen Fakultät liegen in den Bereichen Medizinische Informatik sowie Umwelt und Gesundheit. Rund 100 Professorinnen und Professoren werden im Endausbau in der bio- und humanmedizinischen Forschung und Lehre tätig sein. Seit dem Wintersemester 2019/20 bietet die Medizinische Fakultät einen humanmedizinischen Modellstudiengang an, der vorklinische und klinische Inhalte integriert und besonderen Wert auf eine wissenschaftliche Ausbildung der im Endausbau 1.500 Studierenden legt.

Das Universitätsklinikum Augsburg (UKA), seit 2019 in der Trägerschaft des Freistaates Bayern, bietet unter anderem durch seine Einbindung in universitäre medizinische Forschung und Lehre der Medizinischen Fakultät der Universität Augsburg der Bevölkerung der Stadt und der Region eine optimale medizinische Versorgung. Die tagesklinischen Betten mitgezählt, stehen am UKA 1.740 Betten zur Verfügung. 24 Kliniken, drei Institute und 19 Zentren garantieren in allen medizinischen Fachdisziplinen Diagnose und Therapie auf höchstem Niveau. Jährlich werden über 250.000 ambulante und stationäre Patientinnen und Patienten versorgt. Mit zirka 80.000 Patientinnen und Patienten pro Jahr ist die Notaufnahme des UKA die zweitgrößte der Bundesrepublik. Jährlich erblicken am UKA mehr als 2.450 Kinder das Licht der Welt. Mit 560 Ausbildungsplätzen ist die an das UKA angeschlossene Akademie für Gesundheitsberufe einer der größten Ausbildungsträger der Region.

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Originalpublikation:
Schaller T, Hirschbühl K, Burkhardt K, et al. Postmortem Examination of Patients With COVID-19. JAMA. Published online May 21, 2020. doi:10.1001/jama.2020.8907

Weitere Informationen für international Medizin am Abend Belrin
https://jamanetwork.com/journals/jama/fullarticle/2766557

Studie im Journal of the American Medical Association (JAMA)

Höhere Sterblichkeitsrate - Risiko für Herzrhytmusstörungen -Makrolid-Antibiotikum

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Kein Nutzen von Hydroxychloroquin und Chloroquin

Eine weltweite Beobachtungsstudie mit 96’000 hospitalisierten COVID-19-Patienten hat gezeigt, dass Patienten, die mit Hydroxychloroquin oder Chloroquin behandelt wurden, eine höhere Sterblichkeitsrate und insbesondere ein erhöhtes Risiko für Herzrhythmusstörungen aufwiesen. 
 
Ein Forschungsteam des Brigham and Women's Hospital der Harvard Medical School in Boston hat in Zusammenarbeit mit der Abteilung für Kardiologie am Herzzentrum des Universitätsspitals Zürich Ergebnisse einer weltweiten Beobachtungsstudie bei Patienten, die wegen COVID-19 hospitalisiert wurden, ausgewertet.

Dabei zeigten Patientinnen und Patienten, die mit Hydroxychloroquin oder Chloroquin (mit oder ohne Makrolid-Antibiotikum) behandelt worden waren, insbesondere ein höheres Risiko für lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen. Die Erkenntnisse des Teams sind in der renommierten Fachzeitschrift The Lancet veröffentlicht worden.

  • «Hydroxychloroquin und Chloroquin zeigen keinen Nutzen bei Patientinnen und Patienten, die mit Covid-19 hospitalisiert wurden», sagt Mandeep R. Mehra, MD, Executive Director des Center for Advanced Heart Disease, Brigham and Women's Hospital. 
  • «Die Daten weisen auf ein erhöhtes Sterberisiko hin. 
  • Wir beobachteten auch eine Vervierfachung der Anzahl Herzrhythmusstörungen bei COVID-19-Patienten, die mit Hydroxychloroquin oder Chloroquin behandelt worden waren».

Prof. Frank Ruschitzka, Leiter der Abteilung Kardiologie am Herzzentrum des Universitätsspitals Zürich ergänzt:

«Für die Wirksamkeit von Hydroxychloroquin und Chloroquin bei Covid-19 gibt es keine wissenschaftlichen Belege. 

  • Im Gegenteil, insbesondere bei Covid-19-Patienten mit Herzerkrankungen beobachteten wir schwere Nebenwirkungen, vor allem lebensgefährliche Herzrhythmusstörungen. 
Hydroxychloroquin und Chloroquin sollten deshalb bei COVID-19 nicht mehr eingesetzt werden, bevor uns die Ergebnisse von weiteren, aktuell noch laufenden randomisierten klinischen Studien vorliegen».

Das Forschungsteam um Mehra und Ruschitzka führte die Studie unter Verwendung der Surgical Outcomes Collaborative-Datenbank durch, einem internationalen Register, das anonymisierte Daten von 671 Krankenhäusern aus allen Kontinenten umfasst.

Die Analyse berücksichtigte Daten von über 96'000 Patienten, die mit COVID-19 hospitalisiert worden waren.

Knapp 15'000 dieser Patienten waren mit dem Malariamedikament Chloroquin oder mit Hydroxychloroquin mit oder ohne Antibiotika (Makrolide wie Azithromycin und Clarithromycin) schon früh nach der COVID-19-Diagnose behandelt worden.

Die Forschenden fanden heraus, dass 10'698 Patienten, die die eine oder andere dieser Arzneien erhalten hatten, im Krankenhaus verstarben (11,1 Prozent) und dass 85'334 überlebten und entlassen werden konnten.

Das Team verglich diese Sterblichkeitsrate mit derjenigen einer Kontrollgruppe unter Berücksichtigung von Alter, Geschlecht und Risikofaktoren.

Die Sterblichkeitsrate in der Kontrollgruppe betrug 9,3 Prozent.

  • Chloroquin oder Hydroxychloroquin allein oder in Kombination mit einem Makrolid waren mit einem erhöhten Risiko für den Tod im Krankenhaus mit COVID-19 verbunden. 

Bei den Therapiegruppen erfuhren zwischen 4 und 8 Prozent der Patienten eine neue Herzrhythmusstörung, verglichen mit 0,3 Prozent der Patienten der Kontrollgruppe.

Die Autoren weisen darauf hin, dass die Ergebnisse noch laufender randomisierter klinischen Studien abgewartet werden müssen, bevor definitive Schlussfolgerungen bezüglich der Gefährdung durch Chloroquin und Hydroxychloroquin gezogen werden können.

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Prof. Dr. med. Frank Ruschitzka
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Originalpublikation:
https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736%2820%2931180-6/f...

Gesteigerte Entzündungsreaktionen - Mikroembolien

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Blutgefäßschädigung als Schlüssel zu COVID-19 / Neuer Ansatz für Behandlung denkbar

  • Das SARS-CoV-2 Virus befällt im Gegensatz zu den Grippeviren vornehmlich Blutgefäßstrukturen (Endothelzellen) und führt zu einer gesteigerten Entzündungsreaktion, vergleichbar mit einer Abstoßungsreaktion nach Organtransplantation. 

Das ist das wichtigste Ergebnis einer internationalen Studie der Unikliniken Wuppertal, Harvard, Basel, Leuven und Hannover. 

Die Studie wird heute (Freitag, 22.5.2020) mit einem Editorial in der renommierten Fachzeitschrift New England Journal of Medicine veröffentlicht DOI: 

10.1056/NEJMoa2015432, https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa2015432

Editorial: DOI: 10.1056/NEJMe2018629, https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMe2018629

 
„Wir konnten erstmals die ausgeprägten und großflächigen Schädigungen der Blutgefäße zeigen, die die Blutzufuhr zu den Endorganen wie etwa Lunge, Herz, Niere oder Gehirn vermindern“, erklärt PD Dr. Maximilian Ackermann, Wissenschaftler am Institut für Pathologie und Molekularpathologie, die Ursache für die klinisch beobachteten Komplikationen (Mikroembolien) bei den COVID-19 Patienten.

  • Besonders in der Lunge ist ein intaktes Gefäßsystem wesentlich für die Aufrechterhaltung der Sauerstoffaufnahme, da über 80% des Lungengewebes aus kleinsten Blutgefäßen besteht. 
  • Kleinste Schädigungen und Einschränkungen des Blutflusses können daher in kürzester Zeit zu lebensbedrohlichen Konsequenzen führen.
  • Im Einzelnen konnten die Forscher belegen, dass es aufgrund des SARS-CoV-2-induzierten Blutgefäßschadens besonders in den kleinen und kleinsten Gefäßen der Lunge die T-Zellen eine Entzündung auslösen, die mit einer starken Abstoßungsreaktion wie z.B. nach Organtransplantation vergleichbar ist. 
  • Weiterhin konnte hier erstmals dargestellt werden, dass durch die Störung des Blutflusses eine spezielle Form der Blutgefäßneubildung (intussuszeptive Angiogenese) ausgelöst wird, die zu einer weiteren Steigerung der T-Zell vermittelten Entzündungsreaktion führt.

„Dieser erstmals beschriebene Mechanismus aus Blutgefäßneubildung und Entzündung bei COVID-19 ist für den Schweregrad der Erkrankung verantwortlich und demonstriert, dass ein Lungenversagen bei COVID-19 maßgeblich auf den Gefäßschaden zurückzuführen ist“, so Prof. Dr. med. Hans Michael Kvasnicka, der Direktor des Instituts für Pathologie und Molekularpathologie am Helios Universitätsklinikum Wuppertal und Lehrstuhlinhaber für Pathologie der Universität Witten/Herdecke. Im Rahmen laufender internationaler Studien dieser Forschergruppe wird der beschriebene Mechanismus auch an anderen Organen von COVID-19 Patienten untersucht.

Auf Grundlage dieser Forschungsergebnisse können sich auch neue Ansätze für die Behandlung der Krankheitskomplikationen ergeben.

„Wir sehen COVID-19 jetzt weniger als alleinige Lungenkrankheit, insofern könnte die beobachtete Einschränkung des Blutflusses sowie der Blutgefäßneubildung zukünftig ein neues Ziel therapeutischer Maßnahmen darstellen“, ergänzt Prof. Kvasnicka.

Daher erscheinen auch erweiterte immunmodulatorische Therapieansätze sinnvoll, welche helfen die SARS-CoV-2-induzierte Entzündungskaskade einzudämmen.

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Originalpublikation:
DOI: 10.1056/NEJMoa2015432

Kunstherzprogramm: Pathologie des Spenderherzens; Spenderkonditionierung, Organkonservierung, Herztransplantation

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Vom Neckar an die Saale: Prof. Dr. Gábor Szabó tritt Professur für Herzchirurgie an der Universitätsmedizin Halle an

Professor Dr. Gábor Szabó hat am 1. Mai 2020 die Professur für Herzchirurgie an der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg angetreten. 

Damit verbunden ist die Leitung der Universitätsklinik und Poliklinik für Herzchirurgie am Universitätsklinikum Halle (Saale). Szabó war bisher an der Universitätsmedizin Heidelberg tätig und dort stellvertretender Ärztlicher Direktor der Klinik für Herzchirurgie. 
 Prof. Dr. Gábor Szabó
 Prof. Dr. Gábor Szabó

Nun wechselt er vom Neckar an die Saale.

Im klinischen Bereich will er das bestehende Kunstherzprogramm, die Behandlung der Herzinsuffizienz sowie minimal-invasive Verfahren zum Beispiel im Bereich Herzklappenchirurgie weiterentwickeln und ausbauen.

  • Aufgrund der Bevölkerungsstruktur in Sachsen-Anhalt mit vielen alten, multimorbiden Menschen gebe es zahlreiche herzchirurgisch relevante Fragestellungen, die er bearbeiten wolle, sagt Prof. Dr. Gábor Szabó. 

„Damit ergeben sich zudem sehr gute Anknüpfungspunkte zum wissenschaftlichen Schwerpunkt Alternsmedizin der halleschen Universitätsmedizin“, sagt er.

Seine Forschung zu Abstoßungsreaktionen oder zur Herzprotektion lasse sich auf andere Bereiche der Herzchirurgie sehr gut übertragen. 

 „Mit dem Mitteldeutschen Herzzentrum gibt es zudem eine Struktur, in der die Herzfächer zusammenwachsen können, in der Forschung sehr gute Verbindungen zur Kardiologie existieren und so die besten Behandlungsvoraussetzungen für Patientinnen und Patienten möglich sind“, sagt Szabó.

Doch nicht nur Forschung und Patientenversorgung gehören zu seinen Aufgaben, sondern auch die Lehre. „Hier möchte ich den Fokus auf die Praxisorientierung legen. Die Studierenden sollen einerseits Erfahrung im OP sammeln, aber auch 3-D-Simulationen gehören zu meinen Lehrformen“, sagt Szabó. Es sei beispielsweise möglich, mit patienten-spezifischen Modellen 3-D-Simulationen zu erstellen, mit denen dann geübt werden könne. Diese Methoden wolle er im Rahmen der Lehre ebenfalls weiter erforschen und weiterentwickeln.

Dass er Herzchirurg geworden sei, habe einen familiären Hintergrund, so Szabó. „In meinem Abiturjahr hatte mein Vater eine Herz-Operation. Er hat alles gut überstanden und einer der Ärzte sagte zu mir, dass ich mich bei ihm melden könne, sollte ich Medizin studieren“, sagt der 50-Jährige. Eigentlich habe er zuerst Mathematik oder Astronomie studieren wollen. In seiner Schulzeit in einer Spezialklasse in Ungarn habe er jedoch gemerkt, dass er vielseitige Interessen habe und so sei es Medizin geworden. Für die eigene Herzgesundheit mache er im Übrigen Musik. „Ich spiele spanische Gitarre. Das baut Stress ab und das wiederum ist auch gut fürs Herz“, sagt Szabó.

„Mit Professor Szabó ist es uns gelungen, einen Herzchirurgen nach Halle zu berufen, der sowohl in der Forschung als auch in der Krankenversorgung sehr gut aufgestellt ist. Des Weiteren bringt er neue Impulse für die Lehre mit und wird daher insgesamt den Schwerpunkt Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie den Forschungsschwerpunkt ‚Molekulare Medizin der Signaltransduktion‘ der halleschen Universitätsmedizin bereichern. Des Weiteren stärkt er die Struktur des Mitteldeutschen Herzzentrums und steht den Kooperationspartnern als kompetenter Ansprechpartner zur Verfügung“, sagt Prof. Dr. Michael Gekle, Dekan der Medizinischen Fakultät Halle-Wittenberg.

An der Semmelweis-Universität Budapest, und später auch an der Karl-Ruprechts-Universität Heidelberg, hat der gebürtige Ungar Szabó von 1987 bis 1994 Medizin studiert sowie Auslandssemester an den Universitäten Kairo und Palermo absolviert. An der Semmelweis-Universität ist er 1994 zum Thema „Auswirkung des Vorhofflimmerns auf die Koronarzirkulation“ promoviert worden und hat 1999 zudem einen PhD erlangt. Seit dem Ende seines Studiums hat Szabó – unterbrochen von einigen Kurzaufenthalten als Gastwissenschaftler in den USA und Ungarn – seine Karriere an der Klinik für Herzchirurgie des Universitätsklinikums beziehungsweise an der Universität Heidelberg verfolgt.

2004 hat er sich an der Universität Heidelberg zur „Pathologie des Spenderherzens: 

Entwicklung neuer Konzepte der Spenderkonditionierung und Organkonservierung im Rahmen der Herztransplantation“ habilitiert.

 Seit 2006 ist er Facharzt für Herzchirurgie und erhielt eine außerplanmäßige Professur.

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Cornelia Fuhrmann, M.A.

Entzündungshemmende Wirkung: Weihrauchharz für Asthma, Rheumatoider Arthritis oder Neurodermitis

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Richtungswechsel in der Immunabwehr: Weihrauch programmiert Entzündungsenzym um

Ein Forschungsteam der Universität Jena und der Louisiana State University (USA) hat den molekularen Mechanismus der entzündungshemmenden Wirkung eines Naturstoffs aus Weihrauchharz aufgeklärt. 

Eine Schlüsselrolle spielt dabei das Enzym 5-Lipoxygenase: 
  • Das normalerweise entzündungsfördernde Enzym wird durch den Naturstoff zu einem entzündungshemmenden Protein umprogrammiert. 
Weihrauchharz aus Afrika (l.) und Indien. Pharmazeuten der Universität Jena und der Louisiana Stat University (USA) untersuchen die entzündungshemmende Wirkung der Weihrauchinhaltsstoffe.
Weihrauchharz aus Afrika (l.) und Indien. Pharmazeuten der Universität Jena und der Louisiana Stat University (USA) untersuchen die entzündungshemmende Wirkung der Weihrauchinhaltsstoffe. Foto: Jan-Peter Kasper
 
Einst brachten die Heiligen Drei Könige dem neugeborenen Jesuskind kostbare Geschenke mit: neben Gold und Myrrhe hatten sie dabei auch Weihrauch im Gepäck. „Weihrauch ist auch heute noch ein wertvolles Geschenk“, sagt Prof. Dr. Oliver Werz von der Friedrich-Schiller-Universität Jena – hat dabei jedoch weniger die biblische Bedeutung von Weihrauch im Blick.

Medizin am Abend Berlin ZusatzFachLink: Naturheilkunde  

„Das aus dem Stamm des Weihrauchbaumes gewonnene Harz enthält entzündungshemmende Substanzen, die es u. a. für die Therapie von Krankheiten wie Asthma, Rheumatoider Arthritis oder Neurodermitis geeignet machen“, erläutert der Pharmazeut.

Werz und sein Team gehen bereits seit einigen Jahren der entzündungshemmenden Wirkung von Weihrauchharz und seiner Inhaltsstoffe nach. 

Medizin am Abend Berlin Zusatzfachlink: NEF-Einsätze 

Jetzt ist es den Forscherinnen und Forschern der Universität Jena gemeinsam mit US-amerikanischen Kolleginnen und Kollegen gelungen, die molekulare Wirkungsweise der Boswelliasäure aufzuklären, einer Substanz, die für die entzündungshemmende Wirkung des Weihrauchs verantwortlich ist. In der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins „Nature Chemical Biology“ stellen sie ihre Ergebnisse vor (DOI: 10.1038/s41589-020-0544-7).

Kristallstrukturanalysen zeigen, wo Wirkstoffe am Entzündungsenzym angreifen

Eine Schlüsselrolle für die Wirkung des Weihrauchs spielt das Enzym 5-Lipoxygenase. 

  • „Seit mehr als 40 Jahren weiß man, dass dieses Enzym die Bildung von Leukotrienen fördert, einer wichtigen Gruppe von Entzündungsbotenstoffen im menschlichen Körper“, erläutert Werz. 

Das Forschungsteam konnte in der vorgelegten Arbeit jetzt jedoch zum ersten Mal die Kristallstruktur dieses zentralen Entzündungsenzyms mit gebundenen Hemmstoffen aufklären und abbilden. Die Kristallstrukturaufnahmen erlauben neben detaillierten Untersuchungen des Enzyms und seiner Wechselwirkung mit Wirkstoffen auch die Entwicklung neuartiger Entzündungshemmer.

Und genau das haben Werz und seine Kolleginnen und Kollegen getan. Neben einem bereits auf dem Markt befindlichen Entzündungshemmer Zileuton – ein synthetisches Präparat, das bei Asthma eingesetzt wird – haben die Forscher verschiedene Naturstoffe mit dem Enzym in Verbindung gebracht und die Kristallstrukturen der entstandenen Molekülkomplexe analysiert. Das Ergebnis hat die Forscher zunächst überrascht: Während andere Naturstoffe, ähnlich wie Zileuton, direkt im sogenannten aktiven Zentrum des Enzyms andocken und so in seiner Funktion hemmen, bindet die Boswelliasäure an einer anderen – weit vom aktiven Zentrum entfernten – Stelle des Enzymmoleküls. „Durch diese Bindung kommt es jedoch zu strukturellen Veränderungen im aktiven Zentrum, was die Enzymaktivität ebenfalls hemmt“, erklärt Werz.

Domino-Effekt in der Enzymstruktur

Diese durch den Weihrauchinhaltsstoff ausgelösten Strukturveränderungen haben folglich bereits einen entzündungshemmenden Effekt. „Der Einfluss von Boswelliasäure geht aber noch deutlich darüber hinaus“, sagt Dr. Jana Gerstmeier. Die Pharmazeutin aus Werz’ Team ist eine der beiden Hauptautoren der Studie. „Durch die Bindung kommt ein Domino-Effekt zustande, wodurch sich zusätzlich die Spezifität des Enzyms verändert“, so Gerstmeier weiter. Statt die Synthese entzündungsfördernder Leukotriene zu katalysieren, produziert die 5-Lipoxygenase unter dem Einfluss von Boswelliasäure entzündungsauflösende Substanzen.

„Das heißt, vereinfacht gesagt, der Weihrauchinhaltsstoff programmiert das Entzündungsenzym zu einem entzündungsauflösenden Enzym um.“ 


Weihrauchbaum, aufgenommen im Oman.
Weihrauchbaum, aufgenommen im Oman. Foto: Moritz Verhoff


Diese Erkenntnisse, so die Autoren der Studie, lassen sich nun einerseits dazu nutzen, die Boswelliasäuren aus Weihrauch in entsprechenden Krankheitsmodellen zu testen und später vielleicht als Medikament gegen Entzündungserkrankungen zu entwickeln. 

Andererseits können dank der neu entdeckten Bindungsstelle an der 5-Lipoxygenase auch weitere potenzielle Arzneistoffe aufgespürt und ihre Wirksamkeit als Entzündungshemmer experimentell getestet werden.

Diese Arbeiten wurden im Rahmen der Sonderforschungsbereiche SFB1127 ChemBioSys und SFB1278 Polytarget durchgeführt und gefördert, sowie vom Freistaat Thüringen und dem Europäischen Sozialfonds unterstützt.

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Prof. Dr. Oliver Werz, Dr. Jana Gerstmeier
Institut für Pharmazie der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Philosophenweg 14, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 949801
E-Mail: oliver.werz[at]uni-jena.de

Dr. Ute Schönfelder Friedrich-Schiller-Universität Jena
Fürstengraben 1
07743 Jena
Postfach Jena
07737 Jena
Deutschland
Thüringen
Telefon: 03641 / 9401410
Fax: 03641 / 9401422
E-Mail-Adresse: ute.schoenfelder@uni-jena.de

Originalpublikation:
Gilbert NC et al. Structural and mechanistic insights into 5-lipoxygenase inhibition by natural products, Nature Chemical Biology (2020), https://www.nature.com/articles/s41589-020-0544-7

Chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung - Chronische Pankreatitis

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Krankheitsauslöser für Pankreatitis identifiziert

An der Entstehung einer chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung sind Mutationen in einem Ionenkanal in der Zellmembran beteiligt, der eine spezifische Durchlässigkeit für Kalziumionen besitzt. 

Diese bahnbrechende Entdeckung machte ein Forschungsteam der Technischen Universität München (TUM) zusammen mit weiteren Gruppen aus Deutschland, Japan und Frankreich. 

Damit könnten sie den Weg für neue Therapeutika zur Behandlung und Prävention der chronischen Pankreatitis ebnen. 

Prof. Witt erforscht mit seiner Arbeitsgruppe Ursachen einer chronischen Pankreatitis.
Prof. Witt erforscht mit seiner Arbeitsgruppe Ursachen einer chronischen Pankreatitis.
Prof. Heiko Witt
 
  • An einer chronischen Pankreatitis leiden Menschen, deren Bauchspeicheldrüse sich immer wieder oder dauerhaft entzündet. 

„Ursache hierfür ist häufig ein jahrelanger Alkohol- oder Zigarettenkonsum. 

Auch erbliche Faktoren, bestimmte Medikamente oder erhöhte Fett- und Kalziumwerte im Blut können eine Bauchspeicheldrüsenentzündung auslösen“, erklärt Heiko Witt, Professor für Pädiatrische Ernährungsmedizin am Else Kröner-Fresenius Zentrum (EKFZ) der TUM und einer der beiden Studienleiter.

Der Hauptfokus der bisherigen Forschung lag auf den so genannten Azinuszellen der Bauchspeicheldrüse, die die Verdauungsenzyme herstellen. 
  • Bei vielen Erkrankten mit erblich bedingter Pankreatitis lassen sich Mutationen in Verdauungsenzymen oder in Molekülen feststellen, welche die Wirkung dieser Enzyme hemmen.
CAVE: Funktionsstörung des Kalziumkanals verursacht Pankreatitis

Medizin am Abend Berlin ZusatzFachLink: Laboruntersuchungen

In der aktuellen Untersuchung bei europäischen und japanischen Patientinnen und Patienten mit nicht-alkoholischer chronischer Pankreatitis stellte sich heraus, dass Gendefekte, die die Funktion des Kalziumkanals TRPV6 stark beeinträchtigen, eine früh einsetzende chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung verursachen.

„Ein erblicher TRPV6-Defekt ist ein weltweit auftretender, schwerer Risikofaktor für eine chronische Pankreatitis“, sagt Prof. Witt. 

  • „Mit der Identifikation von Veränderungen des Kalziumkanals werden nun auch die Gangzellen im Konzept der Krankheitsentstehung berücksichtigt.“ 
  • Gangzellen kleiden die Kanäle aus, welche die Verdauungsenzyme vom Produktionsort in den Darm leiten.

Im Mausmodell konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zeigen, dass ein Fehlen des betreffenden Gens meist mit einer Entzündung sowie der Entwicklung einer bindegewebigen Umwandlung der Bauchspeicheldrüse, wie es typisch für chronische Entzündungen ist, einherging.

Entdeckung bietet Möglichkeiten für pharmakologische Therapieansätze

Die Entdeckung, dass die gestörte Funktion eines Kalziumkanals zur Entwicklung einer Pankreatitis beiträgt, bietet einen neuen Angriffspunkt für therapeutische Interventionen. 

Die Forschungsergebnisse werden zudem Eingang in die genetische Routinediagnostik der erblichen Pankreatitis finden.

Darüber hinaus eröffnet sich ein neues Forschungsfeld in der Ursachenforschung der Pankreatitis – weg von den Azinuszellen und den Verdauungsenzymen hin zu Gangzellen und Kanälen beziehungsweise zum Kalziumstoffwechsel.

Mit der Identifikation von Mutationen eines Kalziumkanals als krankheits(mit)verursachender Faktor rücken andere Kalziumkanäle sowie Proteine, die in dem Kalziumstoffwechsel relevant sind, in den Fokus des wissenschaftlichen Interesses. „Derzeit untersuchen wir diese Gene auf Erbveränderungen in einem großen europäischen Patientenkollektiv von über 1.100 Betroffenen“, lässt Prof. Witt wissen.

„Die Entschlüsselung der erblichen Grundlagen einer Pankreatitis wird unser Verständnis dieser Formen der genetisch bedingten Bauchspeicheldrüsenentzündung wie auch unser Verständnis der alkoholisch bedingten Pankreatitis entscheidend beeinflussen und neue Forschungsansätze eröffnen, die in der Zukunft möglicherweise auch zu neuen Behandlungsmöglichkeiten führen.“

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Prof. Dr. Heiko Witt
Technische Universität München
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Heiko.Witt@tum.de

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Deutschland
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Fax: 089 / 289 - 23388
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Originalpublikation:
Masamune A., Kotani H., Sörgel F.L., [..] Witt H., Shimosegawa T.: Variants That Affect Function of Calcium Channel TRPV6 Are Associated With Early-Onset Chronic Pancreatitis. Gastroenterology. 2020 Jan 10. pii: S0016-5085(20)30017-2. doi: 10.1053/j.gastro.2020.01.005.

Weitere Informationen für international Medizin am Abend Berlin Beteiligte
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/31930989 (Originalpublikation)

http://www.pem.wzw.tum.de/ (Professur für Pädiatrische Ernährungsmedizin)

https://www.professoren.tum.de/witt-heiko/ (Professorenprofil Heiko Witt)

https://www.ekfz.tum.de/ (Else Kröner-Fresenius Zentrum an der TUM)



Die Entstehung und Verbreitung von Vorstufen einer Herzinsuffizienz

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Wie gesund sind Würzburger Herzen?

Vor sieben Jahren haben das Deutsche Zentrum für Herzinsuffizienz (DZHI) und das Institut für Klinische Epidemiologie und Biometrie (IKE-B) die große STAAB-Kohortenstudie initiiert. 5.000 Würzburger wurden seither mindestens einmal, die meisten bereits zweimal, umfassend untersucht, um die Entstehung und Verbreitung von Vorstufen einer Herzinsuffizienz zu analysieren. 

Die erste große Auswertung wurde nun im European Journal of Preventive Cardiology publiziert. 59 Prozent wiesen die Vorstufe einer Herzinsuffizienz auf. 

Fast jeder Zweite hat mindestens einen bekannten Risikofaktor. 

Und es gibt Hinweise, dass es noch weitere, bisher unbekannte Einflussfaktoren gibt, die das Herz schwächen. 

Dr. Caroline Morbach, Leiterin des Herzultraschall-Labors, untersucht einen Studienteilnehmer.
Dr. Caroline Morbach, Leiterin des Herzultraschall-Labors, untersucht einen Studienteilnehmer. Gregor Schläger
 
Die erste große Auswertung der STAAB-Kohortenstudie ist da.

Die Untersuchung von 5.000 Würzburgern auf Vorstufen einer Herzinsuffizienz sorgt für einige Überraschungen. 42 Prozent der Studienteilnehmer befinden sich im Vorläuferstadium A einer Herzinsuffizienz. Damit haben sie mindestens einen kardiovaskulären Risikofaktor, der die Wahrscheinlichkeit für die künftige Entstehung einer Herzinsuffizienz erhöht. 45 Prozent von ihnen haben Bluthochdruck, 20 Prozent sind adipös. Im Stadium A befinden sich bereits auffällig viele junge Menschen zwischen 30 und 39 Jahren. Eine strukturelle Veränderung am Herzen weisen 17 Prozent der Studienteilnehmer auf.

Stutzig gemacht hat das Studienteam aus dem Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz (DZHI) und dem Institut für Klinische Epidemiologie und Biometrie (IKE-B), dass jeder Dritte von ihnen keinen Risikofaktor aufweist, also das Stadium A nicht durchlaufen hat. Zu dieser Gruppe gehören vorwiegend Frauen mit einem Durchschnittsalter von 47 Jahren. Die Studie wurde jetzt im European Journal of Preventive Cardiology publiziert.

Über die Annahme der ersten Auswertungsergebnisse zur Publikation im internationalen wissenschaftlichen Journal der European Society of Cardiology freuen sich die Studienleiter Professor Stefan Störk, Leiter der klinischen Forschung am Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz (DZHI), und Professor Peter U. Heuschmann, Direktor des Instituts für Klinische Epidemiologie und Biometrie (IKE-B), mit dem gesamten Studienteam. Die beiden Wissenschaftler hatten die STAAB-Studie vor sieben Jahren als gemeinsames Projekt der beiden Einrichtungen an der Universität und am Universitätsklinikum Würzburg initiiert. Der Dank der Forscher gilt an dieser Stelle den 5.000 Würzburgerinnen und Würzburgern, ohne deren Teilnahme und Bereitschaft, ihre medizinischen Daten zur Verfügung zu stellen, dieser Erfolg nicht möglich gewesen wäre.

Fast jeder zweite hat mindestens einen Risikofaktor

In der STAAB-Studie wird erforscht, wie häufig die Vorstufen der Herzinsuffizienz, die Stadien A und B, in der Bevölkerung im Alter von 30 bis 79 Jahren auftreten, wie sie mit verschiedenen Risikofaktoren wie Lebensstil und Vorerkrankungen zusammenhängen und wie oft und wie schnell Betroffene in ein höheres Stadium der Herzinsuffizienz übergehen. Die Studienteilnehmer wurden von der Stadt Würzburg nach dem Zufallsprinzip ausgewählt und vom Studienteam angeschrieben. Diejenigen, die keine vorbekannte Herzinsuffizienz hatten, wurden innerhalb von rund vier Jahren zweimal untersucht.

Von den in der Studie Untersuchten befanden sich 42 Prozent im Stadium A. Das heißt: Sie haben einen oder mehrere Risikofaktoren für Herzschwäche, aber im Ultraschall ein normales Erscheinungsbild des Herzens. Mit 45 Prozent am meisten verbreitet ist der Risikofaktor Bluthochdruck. An zweiter Stelle steht mit 20 Prozent starkes Übergewicht. Diese Risikofaktoren findet man bereits zu einem erheblichen Teil in jüngeren Menschen von 30 bis 39 Jahren; elf Prozent hatten Bluthochdruck, zehn Prozent Adipositas.

Sind 60 Prozent der Bevölkerung herzkrank?

Weitere 17 Prozent der Studienteilnehmer sind bereits im Stadium B: Bei ihnen wurde im Ultraschall eine strukturelle Veränderung am Herzen gefunden, die noch keine Symptome verursacht, zum Beispiel verdickte Herzwände, erweiterte Herzkammern oder Einschränkungen der Pump- oder Füllungsfunktion.

Bedeutet das, dass etwa 60 Prozent der Bevölkerung für herzkrank erklärt werden? „Nein!“, sagt Götz Gelbrich, Professor für Biometrie am IKE-B. „Die Stadien A und B sind Vorstufen einer Herzinsuffizienz. So wie Sehschwäche nicht zwingend Blindheit zur Folge hat, so mündet eine Vorstufe der Herzinsuffizienz nicht zwingend in eine klinische Herzschwäche. Aber so wie die Sehschwäche ein Warnzeichen ist, das ärztlich abgeklärt werden sollte, so sind auch die Stadien A und B der Herzinsuffizienz Warnzeichen, die ernst genommen werden sollten, zumal diese Risiken auch zahlreiche andere gesundheitliche Folgen haben können.

Bluthochdruck kann Schlaganfall, Nierenversagen und viele andere Organschäden verursachen. Starkes Übergewicht kann zu Diabetes, Arteriosklerose, Bluthochdruck und orthopädischen Problemen führen, um nur einige zu nennen.“

Suche nach dem unbekannten Risikofaktor

Für eine Überraschung sorgte ein Sachverhalt, der in den Daten festgestellt wurde: Etwa jeder dritte Teilnehmer im Stadium B hatte keinen der bekannten Risikofaktoren, der für Stadium A qualifizieren würde. Diese Subgruppe scheint die Vorstellung von der Entstehung der Herzschwäche in Frage zu stellen: vom Risikofaktor (Stadium A) über die Veränderung der Herzstruktur (Stadium B) zur klinisch manifesten Herzinsuffizienz (Stadium C). Diese Subgruppe war mit einem Durchschnittsalter von 47 Jahren auffällig jung und vorwiegend weiblich (78%).

Was schädigt vor allem die Herzen jüngerer Frauen?

Dr. Caroline Morbach, Kardiologin und Studienärztin am DZHI: „Wir können uns derzeit nicht erklären, was dazu beiträgt, dass so viele überwiegend jüngere Frauen eine vergrößerte linke Herzkammer haben, ohne dass wir einen der bekannten Risikofaktoren finden. Wir haben sehr viele Faktoren unter die Lupe genommen, Alkohol, Bewegung, Depression, eine Anämie, also einen Mangel an rotem Blutfarbstoff, der den Sauerstoff transportiert. Aber wir haben keine eindeutige Ursache gefunden. Die B-Gruppe ohne klassischen Risikofaktor lebt sogar tendenziell gesünder als die Studienteilnehmer, die eine normale Größe und Funktion des Herzens aufweisen.“

Stefan Störk ergänzt: „Es liegt nahe, dass es Risikofaktoren gibt, die bislang nicht als solche bekannt sind und nach denen daher bisher auch in der Vorsorge nicht gesucht wird. Das zeigt uns, dass bei dieser Gruppe die derzeitigen Präventionsmaßnahmen nicht greifen.“

Was ist, wenn die Grenzwerte nicht stimmen?

Götz Gelbrich neigt eher zu skeptischen Interpretationen: „Das kann sein, aber was ist, wenn die Grenzwerte nicht stimmen? Die Grenzwerte, jenseits derer ein Messwert aus dem Ultraschall als abnormal gilt, sind unterschiedlich für Männer und Frauen. Wir müssen klären, ob die Messwerte der Betroffenen tatsächlich eine ungünstige Prognose darstellen, oder ob nur die Grenzwerte unglücklich festgelegt wurden.“

In einem ist sich das Studienteam aber einig: Ein statistischer Zufall ist aufgrund der Auswertungsmethodik eher unwahrscheinlich. Die Forscher hatten nämlich zunächst die erste Hälfte der Studienteilnehmer analysiert und statistisch auffällige Sachverhalte als Hypothesen formuliert. Diese wurden dann am zweiten Teil überprüft und nur bei einer Bestätigung als Tatsachen gewertet. Auf diese Weise wird weitgehend vermieden, statistische Auffälligkeiten in den Daten vorschnell als neue Entdeckungen zu präsentieren.

Peter U. Heuschmann resümiert: „Im Rahmen der geplanten Folgeuntersuchungen aller Studienteilnehmer werden wir zum einen untersuchen, ob diese spezielle Gruppe wirklich ein höheres Risiko hat, eine Herzschwäche zu entwickeln, und zum anderen der Frage nach weiteren möglichen Risikofaktoren detailliert nachgehen.“

Studienteam hofft auf weiterhin große Bereitschaft der Würzburger

Die Folgeuntersuchungen der Studienteilnehmer sollen im Abstand von drei bis vier Jahren stattfinden. Die erste Welle war bereits in vollem Gange: Mehr als 3.000 Probanden hatten erfreulicherweise schon ihren Folgetermin. Aufgrund der Corona-Pandemie wurden die Untersuchungen im Interesse der Sicherheit aller Beteiligten unterbrochen. Das Studienteam wünscht allen STAAB-Teilnehmern, diese Zeit gut zu überstehen, und hofft auf die weiterhin große Bereitschaft der vielen Würzburger, die Gesundheitsforschung durch ihre Teilnahme zu unterstützen.

Informationen zu den Stadien A, B, C und D

Die amerikanischen kardiologischen Fachgesellschaften haben eine Einteilung in Stadien definiert, welche die Ausbildung einer Herzinsuffizienz als langfristigen Prozess abbildet.

  • Wer klinische Anzeichen hat, vor allem Luftnot bei körperlicher Belastung, und krankhafte Veränderungen im Herzultraschall, wird in Stadium C eingestuft. 
  • Patienten mit schweren körperlichen Einschränkungen – für sie ist das Aufstehen von einem Stuhl oder das Gehen auf kurzen Strecken mühsam - werden dem Stadium D zugeordnet.
  • Im Stadium A hat ein Patient einen oder mehrere Risikofaktoren, zum Beispiel starkes Übergewicht (BMI von mehr als 30kg/m2, Bluthochdruck, Diabetes, Fettstoffwechselstörungen und Arteriosklerose.
  • Im Stadium B liegt eine Veränderung am Herzen vor, die im Ultraschall messbar ist, wovon der Betroffene jedoch zunächst nichts verspürt. 

Dies kann eine anatomische Veränderung sein - vergrößertes Herz, verdickte Herzwände - oder eine funktionelle Störung wie etwa eine verminderte Pumpfunktion oder eine reduzierte Füllung der linken Herzkammer.

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Originalpublikation:
"Prevalence and determinants of the precursor stages of heart failure: results from the population-based STAAB cohort study” im European Journal of Preventive Cardiology: https://doi.org/10.1177/2047487320922636

Interleukin-1: Blutplättchen - Blutgerinnung - Entzündungsprozesse

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Blutplättchen verstärken die Immunantwort

  • Blutplättchen spielen nicht nur eine zentrale Rolle bei der Blutgerinnung, sondern können auch Entzündungsprozesse erheblich verstärken. 

Das zeigt eine neue Studie, die Wissenschaftler der Universität Bonn zusammen mit Kollegen aus Sao Paulo (Brasilien) durchgeführt haben. 

Die Ergebnisse könnten mittelfristig neue Wege zur Behandlung von Autoimmunkrankheiten eröffnen. 

Sie sind nun in der renommierten Fachzeitschrift Cell Reports erschienen. 

Mikroskopaufnahme: Blutplättchen (grün) tragen zur Aktivierung von Inflammasomen in weißen Blutzellen (rot; Zellkerne: blau) bei und somit zu einer vermehrten IL-1-Produktion.
Mikroskopaufnahme: Blutplättchen (grün) tragen zur Aktivierung von Inflammasomen in weißen Blutzellen (rot; Zellkerne: blau) bei und somit zu einer vermehrten IL-1-Produktion.
 
Lange Zeit schien die Rolle der Blutplättchen klar: 

  • Bei Verletzungen heften sie sich an die Wunde und verkleben zudem untereinander. 

  • Die Blutung kommt so rasch zum Erliegen. 

  • Dieser Wundverschluss-Mechanismus funktioniert schnell und effizient. 

Andere Funktionen schrieb man seinen Protagonisten aber nicht zu.

Seit einigen Jahren beginnt sich dieses Bild deutlich zu wandeln: Demnach sollen die winzigen Zellen – jede von ihnen hat etwa die Größe eines Darmbakteriums – auch wichtige Funktionen im Immunsystem übernehmen. Die aktuelle Studie der Universitäten Bonn und Sao Paulo gibt dieser These Rückenwind:

  • Demnach sorgen Blutplättchen dafür, dass die weißen Blutzellen (die Leukozyten) deutlich mehr Entzündungsbotenstoffe ausschütten. 

„Möglicherweise trägt dieser Effekt zu dem oft schweren Verlauf so genannter Autoimmunkrankheiten bei“, erklärt Prof. Dr. Bernardo Franklin vom Institut für angeborene Immunität am Universitätsklinikum Bonn.

„Das sind Erkrankungen, bei denen die Immunabwehr körpereigenes Gewebe attackiert und zerstört.“

Blutplättchen wirken kontaktlos

Die Wissenschaftler nahmen in ihrer Studie einen wichtigen Immun-Mechanismus unter die Lupe:
die Bildung und Aktivierung des Inflammasoms NLRP3. Inflammasome sind molekulare Maschinen, die aus einer Reihe verschiedener Proteine bestehen. Sie sind unter anderem dazu in der Lage, inaktive Entzündungsbotenstoffe in ihre aktive Form umzuwandeln. Einer davon ist das Interleukin IL-1. Wenn Zellen IL-1 ausschütten, rufen sie damit andere Immunzellen zur Hilfe und leiten so eine starke Entzündungsreaktion ein. Da diese dem Körper auch gefährlich werden kann, wird die Aktivität der Inflammasome – und damit auch die Bildung von IL-1 – streng reguliert.

„Wir konnten nun zeigen, dass Blutplättchen in diese Regulierung eingreifen“, erklärt Franklins Mitarbeiter Dr. Lucas Secchim Ribeiro:  

  • „Sie sorgen dafür, dass bestimmte weiße Blutzellen – die Makrophagen und die neutrophilen Granulozyten – mehr Inflammasome bilden.“  

Dazu scheinen sie einen ganzen Cocktail aus Substanzen auszuschütten, die zu den weißen Blutzellen diffundieren. Dort sorgen sie unter anderem dafür, dass bestimmte Gene, die für den Bau der Inflammasome benötigt werden, häufiger abgelesen werden.

Blutplättchen sind keine Bösewichte

Für diesen Effekt ist es nicht nötig, dass die Blutplättchen mit den Makrophagen oder Granulozyten direkt Kontakt aufnehmen. Stattdessen geben sie ihre Wirkstoffe in die Umgebung ab, also zum Beispiel in das Blutplasma. „Wir haben aus Menschen isolierte Blutplättchen im Labor inkubiert und dann das Kulturmedium abfiltriert“, erklärt Dr. Ribeiro. „Als wir von diesem Filtrat einige Tropfen zu weißen Blutzellen aus Menschen gegeben haben, wurden in ihnen die Bildung der Inflammasome und die IL-1-Produktion deutlich angekurbelt.“ Welche von den Blutplättchen abgegebenen Substanzen dafür genau verantwortlich sind, ist noch nicht abschließend geklärt. Der Effekt korrespondiert jedoch mit Beobachtungen bei Malaria-Patienten:

Je mehr Blutplättchen diese haben, desto höher ist bei ihnen die IL-1-Konzentration im Blutplasma.

 Die Wissenschaftler verringerten zudem experimentell in Mäusen die Anzahl der Blutplättchen. Die Tiere schütteten daraufhin nach Injektion bakterieller Zellwandbestandteile deutlich weniger IL-1 aus.

Da IL-1 Entzündungen fördert, kann der Botenstoff den Verlauf von Autoimmun-Krankheiten deutlich verschlechtern. 

Dennoch seien Blutplättchen keine Bösewichte, wehrt sich Prof. Franklin gegen eine zu einseitige Sichtweise:

  • Sie greifen auch noch auf anderen Wegen in die Immunabwehr ein und können so beispielsweise verhindern, dass nach einer Infektion eine lebensbedrohliche Sepsis entsteht. 

Unabhängig davon könnten die Ergebnisse den Weg zu neuen Therapien gegen Erkrankungen wie Rheuma oder Diabetes ebnen.

Mechanismus wird in Zellkulturen nicht sichtbar

Eine wichtige Botschaft der aktuellen Studie ist aber eher übergeordneter Natur:

Wenn man Blutzellen isoliert in Kultur nimmt, verhalten sie sich dort oft ganz anders als in ihrem natürlichen Umfeld, in dem sie mit zahlreichen anderen Zellen kommunizieren.

„Experimente im Reagenzglas gewähren daher keinen vollständigen Einblick in die Prozesse, die im Körper stattfinden“, betont Prof. Franklin. „Dennoch basieren 90 Prozent der Forschungsprojekte auf ihnen – eine Tatsache, die wir überdenken sollten.“

Auch die Blutplättchen zeigen schließlich ihre wichtige Immunfunktion nur im Konzert mit den weißen Blutzellen.

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Prof. Dr. Bernardo Franklin
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Originalpublikation:
Verena Rolfes, Lucas Secchim Ribeiro, Ibrahim Hawwari, Lisa Böttcher, Nathalia Rosero, Salie Maasewerd, Marina Lima Silva Santos, Tomasz Próchnicki, Camila Meirelles de Souza Silva, Carlos Wagner de Souza Wanderley, Maximilian Rothe, Susanne V. Schmidt, H. James Stunden, Damien Bertheloot, Magali Noval Rivas, Cor Jesus Fontes, Luzia Helena Carvalho, Fernando de Queiroz Cunha, Eicke Latz, Moshe Arditi und Bernardo Simoes Franklin: Platelets fuel the inflammasome activation of innate immune cells; Cell Reports, DOI: https://doi.org/10.1016/j.celrep.2020.107615