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Dr. Sabine Fodi: Die körperliche Aktivität im Alltag für das Wohlbefinden - Verlängerung des CoVid-Lockdowns

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Auch Alltagsaktivitäten steigern das Wohlbefinden

Körperliche Aktivität macht glücklich und ist wichtig, um auch psychisch gesund zu bleiben. 

Forscherinnen und Forscher des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) und des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim untersuchten, welche Hirnregionen dabei eine zentrale Rolle spielen. 

  • Die Ergebnisse zeigen, dass schon Alltagsaktivitäten wie Treppensteigen einen deutlichen Nutzen für das Wohlbefinden haben, insbesondere auch bei Menschen, die anfällig für psychiatrische Erkrankungen sind. 

Die aktuelle Studie ist in der Zeitschrift Science Advances erschienen (DOI: 10.1126/sciadv.aaz8934). 

Selbst Alltagsaktivitäten wie Treppensteigen können sich positiv auf das seelische Wohlbefinden auswirken. (Foto: Markus Breig, KIT)
Selbst Alltagsaktivitäten wie Treppensteigen können sich positiv auf das seelische Wohlbefinden auswirken. (Foto: Markus Breig, KIT) Markus Breig, KIT

Körperliche Aktivität macht glücklich und ist wichtig, um auch psychisch gesund zu bleiben. Forscherinnen und Forscher des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) und des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim untersuchten, welche Hirnregionen dabei eine zentrale Rolle spielen. 

Die Ergebnisse zeigen, dass schon Alltagsaktivitäten wie Treppensteigen einen deutlichen Nutzen für das Wohlbefinden haben, insbesondere auch bei Menschen, die anfällig für psychiatrische Erkrankungen sind. Die aktuelle Studie ist in der Zeitschrift Science Advances erschienen (DOI: 10.1126/sciadv.aaz8934).

Bewegung verbessert das körperliche Wohlbefinden und die geistige Gesundheit erheblich. 

Wie sich schon alltägliche Aktivitäten wie Treppensteigen, Spazierengehen oder Zur-Straßenbahn-Laufen auf die eigene Befindlichkeit auswirken, war bisher wenig untersucht worden. Unklar ist bis jetzt insbesondere, welche Gehirnstrukturen daran beteiligt sind. Ein Forschungsteam am Zentralinstitut für Bewegung verbessert das körperliche Wohlbefinden und die geistige Gesundheit erheblich. Wie sich schon alltägliche Aktivitäten wie Treppensteigen, Spazierengehen oder Zur-Straßenbahn-Laufen auf die eigene Befindlichkeit auswirken, war bisher wenig untersucht worden. Unklar ist bis jetzt insbesondere, welche Gehirnstrukturen daran beteiligt sind. Ein Forschungsteam am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim, am Institut für Sport und Sportwissenschaft (IfSS) des KIT und am Geoinformatischen Institut der Universität Heidelberg fokussierte in seiner Studie Alltagsaktivitäten, die den größten Anteil unserer täglichen Bewegung ausmachen. 

„Schon das alltägliche Treppensteigen kann helfen, sich wach und energiegeladen zu fühlen und damit das Wohlbefinden zu steigern“, erläutern die beiden Erstautoren der Studie, Dr. Markus Reichert, der am ZI in Mannheim und am KIT forscht, und Dr. Urs Braun, Leiter der Arbeitsgruppe Komplexe Systeme in der Psychiatrie am ZI.

Besondere Relevanz haben die Forschungsergebnisse gerade in der derzeitigen Situation mit Corona-Beschränkungen und dem bevorstehenden Winter. „Aktuell leiden wir unter starken Einschränkungen des öffentlichen Lebens und unserer sozialen Kontakte, was sich auf unser Wohlbefinden niederschlagen kann“, so Professorin Heike Tost, Leiterin der Arbeitsgruppe Systemische Neurowissenschaften in der Psychiatrie am ZI und eine der zentralen Autorinnen der Studie, „da kann es helfen, öfter mal Treppen zu steigen, um sich besser zu fühlen.“

Alltagsaktivitäten steigern „Wachheit“ und „Energiegeladenheit“

„Die Untersuchungen wurden durch eine neuartige Kombination verschiedener Forschungsmethoden im Alltag und im Labor möglich“, so Professor Ulrich Ebner-Priemer, Leiter der Arbeitsgruppe mHealth Methoden in der Psychiatrie am ZI Mannheim sowie stellvertretender Leiter des IfSS und Leiter des Mental mHealth Lab am KIT. Eingesetzt wurden Alltagserhebungsverfahren (sogenannte Ambulante Assessments) mit Bewegungssensoren und Smartphone-Abfragen zum Wohlbefinden, die anhand von Geolokalisationsdaten ausgelöst wurden, sobald sich die Studienteilnehmer bewegten.

Mit diesen Alltagserhebungsverfahren wurde bei 67 Personen der Einfluss der Alltagsaktivität auf die Wachheit und Energiegeladenheit über sieben Tage hinweg erfasst. Dabei zeigte sich, dass sie sich direkt nach alltäglicher Aktivität wacher und energiegeladener fühlten. Wachheit und Energiegeladenheit wiederum waren nachweislich wichtige Komponenten des Wohlbefindens und der psychischen Gesundheit der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer.

Gehirnareale für Alltagsbewegung und Wohlbefinden identifiziert

Kombiniert wurden diese Analysen bei einer weiteren Gruppe von 83 Personen mit Magnetresonanztomografie am ZI. Dabei wurde das Volumen der grauen Hirnsubstanz vermessen, um herauszufinden, welche Areale im Gehirn für diese Alltagsprozesse eine Rolle spielen. Wichtig für das Zusammenspiel von Alltagsbewegung und affektivem Wohlbefinden ist ein Bereich der Großhirnrinde, der subgenuale Anteil des Anterior Cingulären Cortex. Diese Hinrnregion spielt eine zentrale Rolle bei der Regulation von Emotionen und der Widerstandsfähigkeit gegenüber psychiatrischen Erkrankungen. Von den Autorinnen und Autoren der Studie wurde diese Hirnregion nun als ein entscheidendes neuronales Korrelat identifiziert, das den Zusammenhang von körperlicher Aktivität und subjektiver Energiegeladenheit vermittelt. „Personen, die ein geringeres Volumen an grauer Hirnsubstanz in dieser Region aufwiesen und ein erhöhtes Risiko haben, an psychiatrischen Erkrankungen zu leiden, fühlten sich einerseits weniger energiegeladen, wenn sie körperlich inaktiv waren“, beschreibt Heike Tost die Ergebnisse, „aber andererseits nach alltäglicher Bewegung deutlich energiegeladener als Personen mit größerem Hirnvolumen.“

Spezifischer Nutzen von körperlicher Aktivität im Alltag

Professor Andreas Meyer-Lindenberg, Vorstandsvorsitzender des ZI und Ärztlicher Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, schlussfolgert, dass „die Ergebnisse damit auf einen spezifischen Nutzen von körperlicher Aktivität im Alltag für das Wohlbefinden hinweisen, insbesondere bei Menschen, die anfällig für psychiatrische Erkrankungen sind.“ Zukünftig könnten die in der Studie gewonnen Ergebnisse im Alltag dazu führen, dass eine auf dem Smartphone installierte App bei sinkender Energie die Nutzer zu Bewegung stimulieren soll, um das Wohlbefinden zu steigern. „Langfristig ist in Studien zu klären, ob sich durch Alltagsbewegung kausal das Wohlbefinden und das Hirnvolumen verändern lassen und inwieweit diese Ergebnisse helfen könnten, psychiatrische Erkrankungen zu vermeiden und zu therapieren,“ so Urs Braun.

Originalpublikation:

Markus Reichert, Urs Braun, Gabriela Gan, Iris Reinhard, Marco Giurgiu, Ren Ma, Zhenxiang Zang, Oliver Hennig, Elena Koch, Lena Wieland, Janina Schweiger, Dragos Inta, Andreas Hoell, Ceren Akdeniz, Alexander Zipf, Ulrich Ebner-Priemer, Heike Tost and Andreas Meyer-Lindenberg: A neural mechanism for affective well-being: Subgenual cingulate cortex mediates real-life effects of nonexercise activity on energy. Science Advances, 2020. DOI: 10.1126/sciadv.aaz8934

Weitere Materialien:

Zur Publikation in Science Advances: https://advances.sciencemag.org/content/6/45/eaaz8934

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Prof. Petra Bacher: Prof. Alexander Scheffold: Immunologisches Alter - Biologisches Alter / nativen T-Zellen vs. Gedächtniszellen

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: COVID-19: Kontakt mit Erkältungsviren bietet offenbar keinen Schutz

Das Immungedächtnis könnte hingegen eher zu schweren Krankheitsverläufen beitragen, wie ein Kieler Forschungsteam zeigt. Publikation in Immunity.

COVID-19 kann sehr unterschiedlich verlaufen, von symptomfrei bis lebensbedrohlich, vor allem bei älteren Erkrankten kommt es häufiger zu schweren Verläufen. 

 Bei COVID-19-Erkrankte mit einem milden Verlauf fand das Forschungsteam vor allem T-Zellen, die das Virus sehr gut erkennen, während die T-Zellen bei Erkrankten mit schweren Verläufen SARS-CoV-2 nur schlecht erkennen.

 Bei COVID-19-Erkrankte mit einem milden Verlauf fand das Forschungsteam vor allem T-Zellen, die das Virus sehr gut erkennen, während die T-Zellen bei Erkrankten mit schweren Verläufen SARS-CoV-2 nur schlecht erkennen. Immunity Cell Press

Die Gründe dafür sind unklar. 

  • Viele Menschen hatten bereits vor dem Auftreten des neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 Kontakt zu anderen Coronaviren, etwa als Auslöser von Erkältungskrankheiten. 

Eine Hypothese war daher, dass diese früheren Kontakte zu einem besseren Immunschutz auch vor einer SARS-CoV-2-Infektion beitragen könnten. 

Dem sind Mitglieder des Exzellenzclusters „Precision Medicine in Chronic Inflammation“ (PMI) aus Kiel nachgegangen. 

  • Sie konnten zeigen, dass Menschen, die noch keine Infektion mit SARS-CoV-2 durchgemacht haben, tatsächlich bestimmte Immunzellen, sogenannte T-Gedächtniszellen aufweisen, die auch SARS-CoV-2 als Fremdkörper erkennen können.  
  • Allerdings sind diese „prä-existierenden“ T-Gedächtniszellen offenbar nicht besonders gut in der Lage, eine SARS-CoV-2-Infektion zu erkennen und für deren Bekämpfung zu sorgen, da sie das Virus nur schwach binden. 

Stattdessen könnten diese Gedächtniszellen sogar eher zu einem schweren Krankheitsverlauf beitragen. 

Diese Ergebnisse hat das Forschungsteam um Professorin Petra Bacher und Professor Alexander Scheffold vom Institut für Immunologie der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) und dem Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Kiel, mit Kolleginnen und Kollegen der Universitätskliniken Köln und Frankfurt vor kurzem im renommierten Fachjournal Immunity veröffentlicht.

Im Laufe des Lebens kommt das Immunsystem eines Menschen mit zahlreichen Fremdstoffen, wie etwa Krankheitserregern in Kontakt. Wenn es auf einen bisher unbekannten Erreger trifft, werden sogenannten naive T-Zellen aktiviert, die nach einer mehrtägigen Lernphase die Immunreaktion gegen den neuen Erreger vorantreiben. Dieses „Wissen“ des Immunsystems über den konkreten Krankheitserreger wird nach der akuten Immunreaktion in Form von T-Gedächtniszellen im Körper gespeichert. Kommt das Immunsystem dann wieder mit dem gleichen Erreger in Kontakt, werden diese Gedächtniszellen aktiviert und können schneller und wirkungsvoller den Erreger bekämpfen, als naive Zellen. Auch auf ähnliche Erreger, zum Beispiel verschiedene Stämme von Coronaviren, können diese Gedächtniszellen in einer sogenannten Kreuzreaktion reagieren und auch diese schneller bekämpfen.

„Vorangegangene Arbeiten hatten bereits gezeigt, dass Menschen, die bisher keinen Kontakt zum neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 hatten, trotzdem T-Gedächtniszellen haben, die SARS-CoV-2 als Erreger erkennen können. Aber es war nicht klar, woher diese kommen und vor allem welchen Einfluss sie auf die SARS-CoV-2-Abwehr haben. Eine Hypothese war, dass sie aus Kontakten zu gewöhnlichen Erkältungs-Coronaviren stammen, und gegen Sars-CoV-2 kreuzreagieren. Unser Fokus lag daher auf diesen bereits vorhandenen Gedächtniszellen. Wir wollten untersuchen, ob diese wirklich zu einem besseren Schutz vor einer SARS-CoV-2-Infektion führen“, erklärt Professor Alexander Scheffold, Direktor des Instituts für Immunologie der CAU und des UKSH, Campus Kiel, und Mitglied im Exzellenzcluster PMI.

SARS-CoV-2-Gedächtniszellen entstehen nicht nur durch Erkältungen

Dazu haben sie aus dem Blut von Spenderinnen und Spendern, die bisher keinen Kontakt zu SARS-CoV-2 hatten, die Immunzellen untersucht. Sie konnten zeigen, dass Menschen ohne bisherigen Kontakt zu dem Virus, tatsächlich diese Gedächtniszellen besitzen, die auch SARS-CoV-2 als einen Fremdkörper erkennen. „Allerdings haben jüngere Menschen, die häufiger an gewöhnlichen Erkältungen erkranken, entgegen der Erwartung keine größere Anzahl dieser Zellen. Außerdem reagiert nur ein kleiner Teil dieser Zellen auch mit den Corona-Erkältungsviren. 

  • Die Gedächtniszellen haben also offenbar wenig mit früheren Kontakten zu Corona-Erkältungsviren zu tun“, sagt Scheffold. 

„Es scheint eher so zu sein, dass im Laufe des Lebens das Repertoire an Gedächtniszellen gegen viele verschiedene Krankheitserreger wächst und dadurch auch die Wahrscheinlichkeit, dass darunter auch welche sind, die SARS-CoV-2 zufällig erkennen

Dieses Gedächtniszell-Repertoire, das sich mit jeder Infektion vergrößert, kann man daher auch als „immunologisches Alter“ bezeichnen, das auch tatsächlich mit dem biologischen Alter zunimmt“, so Scheffold weiter.

Doch obwohl diese Gedächtniszellen in jedem vorhanden sind, sind sie offensichtlich nicht an der Abwehr einer SARS-CoV-2-Infektion beteiligt. 

Das liegt vermutlich an ihrer Qualität: 

„Diese T-Gedächtniszellen erkennen zwar SARS-CoV-2-Viren, allerdings machen sie das nicht besonders gut. Dadurch sind sie wahrscheinlich nicht in der Lage, dafür zu sorgen, dass das Virus erfolgreich bekämpft wird“, erklärt die Erstautorin Professorin Petra Bacher, Schleswig-Holstein Excellence-Chair Nachwuchsgruppenleiterin „Intestinale Immunregulation“ vom Institut für Immunologie an der CAU. Denn tatsächlich fand das Forschungsteam in COVID-19-Erkrankten mit mildem Verlauf vor allem T-Zellen, die das Virus sehr gut erkennen. 

„Hier könnte eine Immunreaktion ausgehend von naiven T-Zellen zugrunde liegen, das heißt, die T-Zellen, die hier die Immunreaktion gegen das Virus unterstützen, könnten aus naiven T-Zellen und nicht aus Gedächtniszellen entstanden sein, erklärt Bacher.

Immunologisches Alter möglicherweise ein Risikofaktor für schweren Verlauf

Besonders interessant für die Forschenden war, dass bei Patientinnen und Patienten mit einem schweren Krankheitsverlauf die T-Zellen SARS-CoV-2 ähnlich schlecht erkennen, wie die „prä-existierenden“ T-Gedächtniszellen.

 „Das könnte darauf hindeuten, dass diese Immunzellen bei den schweren COVID-Fällen von den schlecht bindenden prä-existierenden T-Gedächtniszellen abstammen“, sagt Bacher.

 „Dies könnte eine einfache Erklärung dafür liefern, warum ältere Menschen ein höheres Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf haben.  

ie haben vielfach auch ein höheres immunologisches Alter und damit auch eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass das Immunsystem auf diese „inkompetenten“ prä-existierenden Gedächtniszellen zurückgreift“, so Bacher weiter.

  • „Unsere Arbeit zeigt, dass zurückliegende Erkältungen mit Coronaviren keinen effizienten Immunschutz vor SARS-CoV-2 bieten. 
  • Darüber hinaus liefert sie wichtige Hinweise darauf, dass das immunologische Alter möglicherweise einen schweren COVID-19-Krankheitsverlauf begünstigen könnte. 

Weitere Untersuchungen sind nun nötig, um einen direkten Zusammenhang von immunologischem Alter und schwerem COVID-19 zu überprüfen, und den Einfluss von prä-existierenden Gedächtniszellen auf die Immunreaktion gegen SARS-CoV-2 genauer zu analysieren“, sagt Scheffold.

CAVE-Untersucher-Fazit:
 Bei COVID-19-Erkrankte mit einem milden Verlauf fand das Forschungsteam vor allem T-Zellen, die das Virus sehr gut erkennen, während die T-Zellen bei Erkrankten mit schweren Verläufen SARS-CoV-2 nur schlecht erkennen, genau wie die prä-existenten Gedächtniszellen der Individuen, die bisher keinen Kontakt zum neuartigen Coronavirus hatten.

Erstautorin der Studie: Prof. Petra Bacher, Schleswig-Holstein Excellence-Chair Nachwuchsgruppenleiterin am Institut für Immunologie und Institut für klinische Molekularbiologie, CAU und UKSH, und Mitglied im Exzellenzcluster „Precision Medicine in Chronic Inflammation“(PMI).

Seniorautor der Studie: Prof. Alexander Scheffold, Direktor des Instituts für Immunologie, CAU und UKSH, und Vorstandsmitglied im Exzellenzcluster „Precision Medicine in Chronic Inflammation“(PMI).
Der Exzellenzcluster „Präzisionsmedizin für chronische Entzündungserkrankungen/Precision Medicine in Chronic Inflammation“ (PMI) wird von 2019 bis 2025 durch die Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder gefördert (ExStra). Er folgt auf den Cluster Entzündungsforschung „Inflammation at Interfaces“, der bereits in zwei Förderperioden der Exzellenzinitiative (2007-2018) erfolgreich war. An dem neuen Verbund sind rund 300 Mitglieder in acht Trägereinrichtungen an vier Standorten beteiligt: Kiel (Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Muthesius Kunsthochschule, Institut für Weltwirtschaft und Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik), Lübeck (Universität zu Lübeck, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein), Plön (Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie) und Borstel (Forschungszentrum Borstel - Leibniz Lungenzentrum).

Ziel ist es, die vielfältigen Forschungsansätze zu chronisch entzündlichen Erkrankungen von Barriereorganen in ihrer Interdisziplinarität verstärkt in die Krankenversorgung zu übertragen und die Erfüllung bisher unbefriedigter Bedürfnisse von Erkrankten voranzutreiben. Drei Punkte sind im Zusammenhang mit einer erfolgreichen Behandlung wichtig und stehen daher im Zentrum der Forschung von PMI: die Früherkennung von chronisch entzündlichen Krankheiten, die Vorhersage von Krankheitsverlauf und Komplikationen und die Vorhersage des individuellen Therapieansprechens.

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Exzellenzcluster Präzisionsmedizin für chronische Entzündungserkrankungen
Wissenschaftliche Geschäftsstelle, Leitung: Dr. habil. Susanne Holstein
Postanschrift: Christian-Albrechts-Platz 4, D-24118 Kiel
Telefon: (0431) 880-4850, Telefax: (0431) 880-4894
Twitter: PMI @medinflame

Frederike Buhse
Telefon: (0431) 880 4682
E-Mail: fbuhse@uv.uni-kiel.de
https://precisionmedicine.de

Prof. Petra Bacher
Institut für Immunologie, CAU und UKSH
Tel.: 0431 500-31005
Mail: Petra.Bacher@uksh.de

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c/o Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Christian-Albrechts-Platz 4
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Telefon: 0431-8804682
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Originalpublikation:

Bacher et al.: Low avidity CD4+ T cell responses to SARS-CoV-2 in unexposed individuals and humans with severe COVID-19. Immunity (2020). DOI: https://doi.org/10.1016/j.immuni.2020.11.016

 

Professor Dr. Rainer Blasczyk: Die Immuntherapie mit Rekonvaleszentenplasma

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: MHH startet COVID-19-Therapiestudie mit Blutplasma von Genesenen

Noch gibt es kein wirklich vielversprechendes Medikament gegen COVID-19. 

Eine Option ist die Behandlung mit Blutplasma von Menschen, die diese Erkrankung bereits überstanden haben. 

Im Blutserum enthaltene Antikörper gegen das Virus könnten die Immunabwehr von Infizierten im Kampf gegen SARS-CoV-2 unterstützen. 

Jetzt soll eine neue klinische Studie klären, wie gut diese passive Immunisierung tatsächlich funktioniert. 

Unter der Leitung von Professor Dr. Rainer Blasczyk, Leiter des Instituts für Transfusionsmedizin und Transplant Engineering der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), untersuchen Forscherinnen und Forscher aus der MHH, den Kliniken in Dortmund, Krefeld, Magdeburg und Essen sowie dem Siloah-Krankenhaus Hannover, ob die therapeutische Übertragung von Antikörpern gegen SARS-CoV-2 schwere Verläufe der COVID-19-Erkrankung verhindern kann.  

Die multizentrische Studie mit dem Titel COMET startete  an der MHH und wird vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) mit rund 3,34 Millionen Euro gefördert.

 Professor Dr. Rainer Blasczyk im Kühlraum des Instituts für Transfusionsmedizin und Transplantat Engineering mit tiefgefrorenem Blutplasma.

Professor Dr. Rainer Blasczyk im Kühlraum des Instituts für Transfusionsmedizin und Transplantat Engineering mit tiefgefrorenem Blutplasma.Copyright: Karin Kaiser / MHH.


Schwere Krankheitsverläufe verhindern

Rekonvaleszentenplasma wird in Kliniken zwar bereits gegen COVID-19 eingesetzt – wegen der besonderen Lage in Zeiten der Pandemie ist eine Ausnahme im Arzneimittelgesetz vorgesehen. 

Gleichwohl fehlt bislang ein Wirksamkeitsnachweis für diese Therapieform. Den sollen nun klinische Studien erbringen. Zwei davon laufen bereits, untersuchen aber die Plasmagabe bei schwer Erkrankten. An der COMET-Studie nehmen dagegen 340 COVID-19-Patientinnen und -Patienten im Alter zwischen 18 und 75 Jahren teil, die einen eher milden Krankheitsverlauf haben: sie müssen zwar in einem Krankenhaus behandelt, aber noch nicht beatmet werden. 

Die passive Immunisierung durch die gespendeten, erregerspezifischen Antikörper könnte so verhindern, dass leichtere COVID-19-Betroffene im Verlauf ihres Klinikaufenthaltes doch noch auf die Intensivstation verlegt werden müssen. 

„Wir gehen davon aus, dass die adoptive Immuntherapie am besten wirkt, je früher wir sie einsetzen“, sagt Professor Blasczyk. 

  • Der Transfusionsmediziner ist daher überzeugt, dass eine prophylaktische Behandlung — etwa für nicht-infizierte Risikopatienten — die Erkrankung sogar gänzlich verhindern könnte.


Spenderplasma wird genau geprüft

Die Studienteilnehmenden werden in zwei Gruppen unterteilt. Die eine erhält an zwei aufeinanderfolgenden Tagen jeweils 250 Milliliter Spenderplasma, die andere als Vergleichsgruppe nicht. Damit sichergestellt ist, dass sich in den Plasmen einerseits genügend Anti-SARS-CoV-2-aktive Antikörper und andererseits keine eventuell gesundheitsschädlichen Substanzen befinden, wird das Spenderplasma zuvor in den Laboren am MHH-Institut für Virologie und im TWINCORE getestet. „Plasma hat zwei Vorteile: Es ist sicher und steht innerhalb kurzer Zeit zur Verfügung“, betont Professor Blasczyk. Die COMET-Studie läuft bis Ende kommenden Jahres. Der Transfusionsmediziner hofft jedoch, deutlich früher Ergebnisse vorlegen zu können.

Stichwort Rekonvaleszentenplasma:

Die Immuntherapie mit Rekonvaleszentenplasma ist nicht neu. 

Sie wurde schon während der Influenza-Pandemie 1918, der „Spanischen Grippe“, eingesetzt, außerdem während der Epidemien 2002 und 2009 mit SARS- und MERS-Coronaviren. 

Für die COMET-Studie werden Spenderinnen und Spender mit besonders hohen Antikörpermengen im Blutplasma gesucht. 

Weil das nur auf etwa acht Prozent der Rekonvaleszenten zutrifft und die Antikörperkonzentration nach überstandener Erkrankung sinkt, müssen ständig neue Spender gefunden werden. 

Für Plasmaspenden können sich COVID-19-Genesene an das Institut für Transfusionsmedizin und Transplant Engineering wenden unter RKP-Spende@mh-hannover.de

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Professor Dr. Rainer Blasczyk

blasczyk.rainer@mh-hannover.de

Telefon (0511) 532-6700.

Informationen zur COMET-Studie finden Sie unter https://www.mhh.de/itt/comet-studie

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Prof. Dr. Kerstin Schlögl-Flierl: TRIAGE Grundsatz ‚Ultra posse nemo tenetur‘ und ‚impossibilium nulla est obligigatio‘

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Triage und COVID-19: Handeln bei dilemmatischer Entscheidung

Triagieren, also bei knappen Ressourcen entscheiden, wer im Fall vieler Hilfsbedürftiger zuerst versorgt wird, muss medizinisches Personal normalerweise in Katastrophenfällen oder Kriegen. 

Die Corona-Pandemie hat die Triage-Frage erneut aufgeworfen. 

An der Universität Augsburg haben Juristen und eine Moraltheologin Stellungnahmen vorgelegt wie eine solche Dilemmasituation in der aktuellen Pandemie behandelt werden kann. 

Im Gegensatz zum Deutschen Ethikrat fordern beide Disziplinen vom Gesetzgeber eine Regelung der Triage-Entscheidung.

Nach mehreren Monaten der Pandemie sind die Infektionszahlen auf einem neuen Höhepunkt. 

Die sogenannte zweite Welle ist da und könnte wie die erste die Frage aufwerfen, ob es genügend Beatmungsgeräte, Intensivbetten, Pflegepersonal, Medikamente oder andere Rettungs- bzw. Hilfsmittel gibt. 

  • Nach welchen Kriterien medizinisches Personal in Knappheitssituationen entscheidet wie Hilfsmittel auf Patienten und Patientinnen verteilt werden, ist auch eine ethische wie eine juristische Frage. 

An der Universität Augsburg haben Rechtwissenschaftler und eine Moraltheologin Einschätzungen vorgelegt, die das Dilemma um die sogenannte Triage beleuchten und den Gesetzgeber in die Pflicht nehmen.

Kerstin Schlögl-Flierl, Professorin für Moraltheologie, und der Professor für Öffentliches Recht, Medizinrecht und Rechtsphilosophie Josef Franz Lindner widmen sich der ethischen und rechtlichen Dimension des Themas im zweiten Essay des Zentrums für Interdisziplinäre Gesundheitsforschung, ZIG. Der Aufsatz „Rechtmäßiges Handeln in der dilemmatischen Triage-Entscheidungssituation“ des Augsburger Professors für Straf- und Medizinrecht Michael Kubiciel erschien in der Zeitschrift für Medizinstrafrecht.

Erfolgsaussicht und Bedürftigkeit


„In der Moraltheologie wie im Recht gilt der Grundsatz ‚Ultra posse nemo tenetur‘: 

Man kann in manchen Situationen nicht mehr als das Menschenmögliche leisten“, erklärt Schlögl-Flierl. Dieses Menschenmögliche indes kann die Entscheider in dilemmatische, ja traumatisierende Situationen führen, sollte eine Triage nötig werden, denn grundsätzlich hat jeder Patient, jede Patientin das Recht auf Gleichbehandlung. „Jede Entscheidung über die Verteilung der Ressourcen – ebenso wie eine Nicht-Entscheidung – führt unweigerlich zum Verlust von Menschenleben“, sagt Kubiciel. Eine Triage verletzt vor allem den medizinethischen Standard der Gerechtigkeit. „Sie kann nur Ultima Ratio sein“, so die Moraltheologin Schlögl-Flierl.

Wie aber sollen Ärzte und Ärztinnen entscheiden im Triage-Fall, an welchen Kriterien sich orientieren? 

Alter, Herkunft, Systemrelevanz, gesellschaftlicher Status oder Behinderung sind als Kriterien unethisch. 

Im Triagefall wird darum neben der individuellen Erfolgsaussicht der Patientinnen und Patienten ihre medizinische Bedürftigkeit wichtig. „Es braucht aus ethischer Sicht eine auf den Patienten abgestellte Entscheidung in Kombination von Bedürftigkeit und Prognose“, schreiben Schlögl-Flierl und Lindner.
Scores, die medizinischem Personal helfen, mit diesen beiden Kriterien die Patienten und Patientinnen zu triagieren, haben die medizinischen Fachgesellschaften vorgelegt. Deren klinisch-ethische Empfehlungen bzw. ihre Entscheidungskriterien und Abläufe schätzen Juristen, auch Michael Kubiciel und seine Co-Autoren, grundsätzlich valide ein. Rechtssicherheit jedoch geben sie nicht.

Gesetzlich nicht geregelt

Eine konkrete Handlungsanleitung für medizinisches Personal wie knappe Rettungsmittel zu verteilen wären, fehlt jedoch in der deutschen Gesetzgebung. 

Weder das Infektionsschutz- noch das Katastrophenrecht halten entsprechende Regelungen bereit. 

Ärzte und Ärztinnen müssen diese Entscheidung mit Fachkollegen, ihren Krankenhäusern und ihrem Gewissen treffen. „Damit“, so Rechtswissenschaftler Kubiciel „tragen Ärztinnen und Ärzte die volle moralische Verantwortung und zudem erhebliche Rechtsrisiken.“

  • Interessanterweise existiert für Spenderorgane eine ähnliche Ausgangslage: mangelnde Ressourcen bei vielen Bedürftigen. 
  • Hier gibt es mit dem Transplantationsgesetz jedoch eine gesetzliche Regelung. 
  • Für Rettungsmittel gelten die allgemeinen straf- und medizinrechtlichen Regelungen.


Nach dem Strafrecht wäre ein Unterlassen ärztlicher Hilfe grundsätzlich strafbar. 

„Der allgemeine Grundsatz ‚impossibilium nulla est obligigatio‘ – keine Pflicht bei tatsächlicher Unmöglichkeit – gilt auch im Medizin- und Strafrecht. 

  • Kann ein beatmunsbedürftiger Patient mangels eines Beatmungsplatzes und mangels tatsächlicher Verlegungsoptionen nicht behandelt werden, entfällt die Strafbarkeit nach §§ 212 und 13 des Strafgesetzbuches“, erklärt Medizinrechtler Lindner.


Rechtssicherheit nötig

Schon im Frühsommer hatte sich der Deutsche Ethikrat mit einer Ad-hoc-Stellungnahme zum Thema Triage geäußert. Das Gremium riet dem Gesetzgeber von einer gesetzlichen Regelung ab und verwies die Ärzte auf ihre Gewissensentscheidung. Schlögl-Flierl und Lindner schreiben: „Der deutliche Rekurs des Ethikrates auf das Gewissen muss aus moralischer Sicht hinterfragt werden. Das Gewissen nimmt hier schon fast eine Platzhalterfunktion für die fehlende Entscheidung (oder auch Entscheidungskraft bzw. -willen) des Gesetzgebers ein.“

Normative Handlungsorientierung und Rechtssicherheit seien das Mindeste, was Mediziner in dieser Situation verlangen können, erklärt Michael Kubiciel. 

„Ihnen die ‚Primärverantwortung‘ für die Auflösung von Konfliktlagen zuzuschreiben und sie auf eine individuelle ‚Gewissensentscheidung‘ zu verweisen, hieße, sie in dieser moralischen Grenzsituation allein zu lassen und sie zudem mit erheblichen rechtlichen Risiken zu belasten.“

  • Wichtig ist Jurist Kubiciel noch dieser Aspekt: 
  • „Werden Patienten trotz einer bestehenden medizinischen Indikation von vornherein nicht intensivmedizinisch behandelt, weil andere Patienten mit einer gleichen oder besseren klinischen Erfolgsaussicht versorgt werden, handeln Ärzte und Ärztinnen rechtmäßig. 
  • Sie handeln nicht lediglich entschuldigt.“


Ethisches und rechtliches Postulat, schreiben Schlögl-Flierl und Lindner, sei es jedoch vor allem, dafür zu sorgen, dass eine Triage-Situation gar nicht erst eintrete.

Das Zentrum für Interdisziplinäre Gesundheitsforschung

… wurde 2014 als zentrale Einrichtung an der Universität Augsburg gegründet. Derzeit vereint das ZIG rund 65 Forscherinnen und Forscher aus allen acht Fakultäten der Universität Augsburg, sieben Einrichtungen der Universität sowie assoziierte Mitglieder aus der Region Augsburg. Gemeinsam mit Kooperationspartnern außerhalb der Universität arbeiten die Forscherinnen und Forscher an zentralen Fragen zu Gesundheit und Krankheit, zur Medizin und zum Gesundheitssystem. Unterstützt und begleitet wird der Auf- und Ausbau des Forschungszentrums durch einen hochkarätig besetzten Beirat aus Politik und Gesellschaft.

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Prof. Dr. Kerstin Schlögl-Flierl
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Prof. Dr. Josef Franz Lindner
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Prof. Dr. Dr. h.c. Michael Kubiciel
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E-Mail-Adresse: corina.haerning@presse.uni-augsburg.de


Originalpublikation:

https://www.medstra-online.de/ausgaben/die-aktuelle-ausgabe-3-2020

 

Dr. Daniel Radeloff: CAVE-Untersucher: Suizidrisiko von einzelnen Bevölkerungsgruppen https://www.suizidpraevention-berlin.de/

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Deutsche haben höheres Suizidrisiko als Migranten

Das Suizidrisiko in der Bevölkerung ist unterschiedlich verteilt: 

  • Männer suizidieren sich etwa dreimal häufiger als Frauen in westlichen Industriestaaten. 
  • Zugleich haben Deutsche im Vergleich zu hier lebenden Migranten ein deutlich höheres Risiko. 

Das fand eine aktuelle Studie von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Leipziger Universitätsmedizin heraus. 

 Deutsche haben einer Studie der Leipziger Universitätsmedizin zufolge ein höheres Suizidrisiko als hier lebende Migranten.

 Deutsche haben einer Studie der Leipziger Universitätsmedizin zufolge ein höheres Suizidrisiko als hier lebende Migranten. Foto: Colourbox

Die Daten zeigen, dass das Suizidrisiko unter den größten Migrantengruppen in Deutschland von der Suizidrate des Herkunftslandes und dem aktuellen sozioökonomischen Status beeinflusst wird.  

Die Ergebnisse sind kürzlich im "Journal of Affective Disorders" erschienen.

Wer das Suizidrisiko von einzelnen Bevölkerungsgruppen kennt, kann sie mit passgenauen Präventionsangeboten unterstützen. 

Wissenschaftler um Dr. Daniel Radeloff, Gerald Brennecke und Dr. Franziska Stoeber von der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Kindes- und Jugendalters des Universitätsklinikums Leipzig, analysierten dazu zusammen mit Forschern aus Frankfurt und Bielefeld das Suizidrisiko unter den größten europäischen Migrantengruppen in Deutschland. Dazu verglichen sie die Suizidraten im Zeitraum von 2000 bis 2017 von Deutschen und Migranten aus der Türkei, Italien, Polen, Griechenland, der Ukraine, der Russischen Föderation, Rumänien, der Niederlande und Spanien. Die Zahlen stammen von den Forschungsdatenzentren der statistischen Landesämter.

Im Untersuchungszeitraum nahmen sich rund 200.000 Menschen in Deutschland das Leben, davon entfielen rund 9.000 Suizide auf Migranten. Bezogen auf die Bevölkerungsanteile waren die Suizidraten unter Deutschen rund doppelt so hoch wie unter Ausländern. 

  • „Ein Erklärungsansatz für das geringere Suizidrisiko unter Ausländern ist der healthy-migrant-Effekt. 
  • Migration ist mit vielen Herausforderungen verbunden: Migranten sind mit Sprachbarrieren, einem erschwerten Zugang zum Bildungssystem, zu medizinischen oder therapeutischen Hilfen konfrontiert. 

Doch das scheint sich nicht auf das Suizidrisiko zu übertragen. 

Man geht davon aus, dass sich die psychisch und körperlich Gesunden eher der Aufgabe stellen, in ein neues Land zu gehen und dort einen Neustart zu wagen“, erklärt Radeloff den Unterschied. 

Das Suizidrisiko unterschied sich stark zwischen den einzelnen Migrantengruppen. 

So waren beispielsweise Migranten russischer Nationalität im Vergleich zu Griechen einem 3.7-fach erhöhten Suizidrisiko ausgesetzt. Weil die Suizidraten unter Migranten mit den Suizidraten der Herkunftsländer korrelierten, folgern die Wissenschaftler daraus, dass einzelne Risiko- und protektive Faktoren des Herkunftslandes auch nach der Migration wirksam bleiben. 

Innerhalb der Gesamtbevölkerung der Migranten war die altersbezogene Suizidrate am höchsten in der Gruppe der Heranwachsenden und nahm mit zunehmendem Alter kontinuierlich ab. 


Sozioökonomischer Status und Klima korrelieren mit Suizidrate


Neben Alter und Geschlecht haben die Forscher auch Klimadaten in ihre Auswertung mit einbezogen. Sie fanden eine starke Korrelation zwischen den Suizidraten und dem Klima des Herkunftslandes. Zwar wechselten die klimatischen Bedingungen für die meisten Migranten mit ihrer Einreise nach Deutschland, der Zusammenhang mit dem Klima des Herkunftslandes blieb aber bestehen. „Klimatische Bedingungen haben möglicherweise einen indirekten Einfluss auf das Suizidrisiko, indem sie genetische oder umweltbedingte Risiko- und Resilienzfaktoren langfristig beeinflussen. Letztere können auch nach der Einwanderung wirksam sein, obwohl die Klimazone während der Migration gewechselt wurde“, sagt Radeloff.

Eine weitere Korrelation ergab sich mit sozioökonomischen Faktoren. 

Eine Integration in das Berufsleben kann als protektiver Faktor gewertet werden. 

So waren zum Beispiel ein höheres Haushaltsnettoeinkommen oder auch eine höhere Wochenarbeitszeit mit niedrigeren Suizidraten assoziiert. 

Die Forscher interessierten sich auch für die Auswirkungen der Finanzkrise im Jahr 2008 auf die Suizidrate unter Migranten. 

  • Während in den stark betroffenen Ländern wie Griechenland, Italien oder Spanien die Suizidraten stiegen, hat sie unter den Migranten aus diesen Ländern in Deutschland abgenommen.


Originaltitel im "Journal of Affective Disorders":
“Suicide among immigrants in Germany”. DOI: 10.1016/j.jad.2020.05.038

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Dr. Daniel Radeloff
Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Kindes- und Jugendalters
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Weitere Informationen für international Medizin am Abend Berlin Beteiligte

https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0165032719325406

 
https://www.suizidpraevention.de/fileadmin/user_upload/Flyer/pdf-dateien/NASPRO-...

Prof. Carlos Schönfeldt-Lecuona + Prof. Maximilian Gahr: Harmlos ist der Konsum von Cannabis auf keinem Fall

 Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Drogen-Trip ins Krankenhaus - Ulmer Studie zeigt starke Zunahme von Cannabis-Psychosen

Seit 2011 hat sich am Universitätsklinikum Ulm die Zahl der Psychiatriepatienten mit Cannabis-Psychose vervielfacht. 

Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie III. 

  • Mögliche Ursache ist der hohe THC-Wert von hochpotenten Neuzüchtungen sowie von synthetischen Cannabis-Produkten. 
  • Ein weiterer Grund könnte die ab 2017 geltende gesetzliche Zulassung von medizinischem Cannabis sein, vermuten die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen. 

Veröffentlicht wurden die Ergebnisse im Journal of Clinical Psychopharmacology. 

Medizin am Abend Berlin ZusatzFachlink: Drogenanalytik Labor 

Prof. Carlos Schönfeldt-Lecuona (links) und Prof. Maximilian Gahr Prof. Carlos Schönfeldt-Lecuona (links) und Prof. Maximilian Gahr privat

Halluzinationen, Wahnvorstellungen, Zerfahrenheit und Verhaltensstörungen: 

Diese Symptome können bei einer Cannabis induzierten Psychose auftreten. 

„Für die Betroffenen ist diese Erfahrung schockierend, denn sie verlieren nicht nur den Bezug zur realen Welt, sondern auch ihr innerstes Selbst“, erklärt Professor Carlos Schönfeldt-Lecuona von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie III am Universitätsklinikum Ulm. Der Wissenschaftler hat mit weiteren Ulmer Forscherinnen und Forscher in einer Studie untersucht, wie sich die Fallzahlen der Cannabis-Psychosen von 2011 bis 2019 entwickelt haben. 

Das Ergebnis: Es gibt einen massiven Anstieg. Und das obwohl im Untersuchungszeitraum weder für andere substanzinduzierte Psychosen noch für endogene Psychosen eine Zunahme zu verzeichnen war.

 Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben dafür in der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie III eine Einzelzentrum-Analyse durchgeführt und hierfür die Kranken- und Behandlungsdaten von Patientinnen und Patienten untersucht, die in der Klinik stationär behandelt wurden. Diese Gesamtzahlen schwanken im Untersuchungszeitraum zwischen 1414 (2011) und 1270 (2019) und belegen, dass die Zahl der psychiatrischen Erkrankungen und Verhaltensstörungen insgesamt in dieser Zeit nicht größer geworden ist.

Während im Jahr 2011 nur 7 Patienten und Patientinnen wegen einer Cannabis-induzierten Psychose behandelt wurden, waren es fünf Jahre später bereits 24 und 2019 schließlich sogar 59. Die meisten Fälle betreffen junge Männer. Setzt man die Einzelfälle ins Verhältnis zu den Gesamtpatientenzahlen der in der psychiatrischen Klinik behandelten Menschen, wird der Anstieg noch deutlicher. So erhöhte sich die relative Häufigkeit des Auftretens von Cannabis-Psychosen von 0,5 Prozent (2011) auf 3,86 Prozent (2019). „Auch wenn die absoluten Häufigkeiten der Cannabis-Psychosen insgesamt eher gering erscheinen, zeigt sich hier bei den relativen Häufigkeiten fast eine Verachtfachung des Ausgangswerts“, erklärt Klinikkollege Professor Maximilian Gahr, der ebenfalls an der Studie beteiligt war.

Eine Ursache für den Anstieg der Patientenzahlen mit Cannabis-Psychosen sehen die Forschenden im teilweise deutlich erhöhten THC-Gehalt von genetisch veränderten Cannabis-Sorten beziehungsweise im hohen THC-Wert von synthetischem Cannabis, das immer leichter verfügbar ist.  

  • Tetrahydrocannabinol (THC) ist eine psychoaktive Substanz, die beim Kiffen von Cannabis für den Rausch verantwortlich ist
  • Der zweite Hauptwirkstoff ist Cannabidiol (CBD), dem eine entspannende bis angstlösende Wirkung nachgesagt wird, und der die Wirkung von THC möglicherweise sogar abschwächt. 

Während der THC-Wert in den letzten Jahren von ehemals rund drei Prozent auf heute über 16 Prozent angestiegen ist, enthalten viele hochgezüchteten Cannabissorten, die für den Freizeitkonsum angeboten werden, allerdings nur sehr wenig CBD. 

Mittlerweile ist bekannt, dass nicht nur ein hoher THC-Wert an sich, sondern insbesondere das Missverhältnis zwischen viel THC und wenig CBD ein erhöhtes Risiko für das Auftreten von Cannabis-Psychosen darstellt.

Ein weiterer Grund sieht das Ulmer Forschungsteam, zu dem auch Wissenschaftler der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie / Psychotherapie gehören, in der Änderung des rechtlichen Rahmens der Verschreibungspraxis. 

Denn Anfang März 2017 wurde per Gesetz eine Verordnung von Cannabinoiden auf Rezept unter gewissen Umständen ermöglicht. 

Dies hat möglicherweise zur Folge, dass die gefährlichen Nebenwirkungen vor allem von illegal erworbenen Cannabisprodukten unterschätzt werden.

Trotz ihres Potenzials als therapeutische Substanzen bei vielen Störungsbildern ist der Einsatz von Cannabinoiden mit einem nicht zu unterschätzenden gesundheitlichen Risiko verbunden.  

  • Dies gilt insbesondere für Personen mit einer psychischen Vorerkrankung. 

So sind eben immer mehr Cannabis-Psychosen zu beobachten. 

Andererseits kommt es auch verstärkt zu Abhängigkeiten und zu schädlichem Gebrauch“, erklärt Professor Schönfeldt-Lecuona. 

So lässt sich in der Studie zeigen, dass der Anstieg der Fälle ab 2017 noch einen Tick stärker ausfällt.

Eine derartige Entwicklung von Fallzahlen hat auch auf die psychiatrische Versorgung große Auswirkungen. 

Aufgrund des Zuschnitts der Studie können die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen allerdings noch nicht sagen, ob es sich um eine lokale Entwicklung oder um einen allgemeinen Trend handelt. 

„Es spricht alles dafür, dass wir es hier mit einer allgemeinen Entwicklung zu tun haben, daher halten wir es für angeraten, hier mit weiteren und umfassenderen Untersuchungen nachzuhaken“, so die Ulmer Forschenden. 

„Mit dem ‚Gesetz zur Änderung betäubungsmittelrechtlicher und anderer Vorschriften‘ vom 6. März 2017 befinden wir uns in einer Art bundesweitem Experiment. 

Doch die gesamtgesellschaftlichen Folgen sind noch unklar“, meint Professor Maximilian Gahr. 

  • Auf jeden Fall empfehlen die Autoren der Studie eine intensivere Aufklärung über mögliche Risiken des Konsums von Cannabinoiden. 
  • Die Wissenschaftler denken dabei sowohl an schmerztherapeutische Einrichtungen und Arztpraxen, die Cannabis verschreiben, als auch an Schulen und Jugendeinrichtungen. 

Denn eines ist auf jeden Fall klar: harmlos ist der Konsum von Cannabis auf keinem Fall.

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Prof. Dr. Maximilian Gahr, MA (maximilian.gahr@uni-ulm.de) und Prof. Dr. Carlos Schönfeldt-Lecuona (carlos.schoenfeldt@uni-ulm.de), Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie III, Universitätsklinikum Ulm

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Originalpublikation:

Literaturhinweis:
Gahr M, Ziller J, Keller F, Schönfeldt-Lecuona C. Increasing Proportion of Cannabinoid-Associated Psychotic Disorders: Results of a Single-Center Analysis of Treatment Data From 2011 to 2019. J Clin Psychopharmacol. 2020 Nov/Dec;40(6):642-645. doi: 10.1097/JCP.0000000000001278.

Prof. Dr. Jan Münch: Prof. Dr. Alexander Kleger: CAVE-Untersucher: Stuhlproben-Erreger- Covid-19 Symptome im Verdauungstrakt: mit Übelkeit, Durchfall

Medizin am Abend Abend Berlin - MaAB-Fazit: Wie SARS-CoV-2 auf den Magen-Darmtrakt schlägt: Remdesivir unterdrückt Coronavirus-Infektion im „Minidarm“

Medizin am Abend Berlin ZusatzFreude: Mit Musik gehts Dir besser... 

COVID-19 ist keine reine Lungenkrankheit: 

Rund die Hälfte der Patientinnen und Patienten leiden unter Durchfall und Übelkeit. 

  • Solche Symptome sind sogar mit einem schweren Krankheitsverlauf assoziiert, weshalb künftige Behandlungsstrategien auch im Magen-Darmtrakt wirken sollten. 

Jetzt haben Ulmer Forschende aus Virologie und Gastroenterologie molekulare Vorgänge bei einer Coronavirus-Infektion im Darmmodell untersucht. 

Mithilfe von "Minidärmen" aus Stammzellen haben sie zudem die antivirale Wirksamkeit von Remdesivir und anderen Medikamenten im Verdauungstrakt überprüft. 

Ihre Studie ist in "Cellular and Molecular Gastroenterology and Hepatology" erschienen 

 An der Studie maßgeblich beteiligte Forschende aus Virologie und Gastroenterologie: 1. Reihe (v.l.): Dr. Sandra Heller, Jana Krüger, Carina Conzelmann; 2. Reihe: Rüdiger Groß, Dr. Janis Müller; 3. Reihe: Prof. Alexander Kleger, Prof. Jan Münch

 An der Studie maßgeblich beteiligte Forschende aus Virologie und Gastroenterologie: 1. Reihe (v.l.): Dr. Sandra Heller, Jana Krüger, Carina Conzelmann; 2. Reihe: Rüdiger Groß, Dr. Janis Müller; 3. Reihe: Prof. Alexander Kleger, Prof. Jan Münch Foto: Eberhardt Universität Ulm

Zu Beginn der Coronavirus-Pandemie galt COVID-19 als reine Atemwegserkrankung mit Symptomen von Husten bis zur Lungenentzündung. 

Doch mittlerweile sind ganz andere Krankheitszeichen bekannt, darunter Übelkeit und Durchfall.  

Solche Auswirkungen auf den Magen-Darmtrakt weisen sogar auf einen schweren Verlauf hin. Molekulare Einblicke in den Infektionsvorgang mit SARS-CoV-2 im Darmmodell gibt eine Studie, die jetzt im Fachjournal „Cellular and Molecular Gastroenterology and Hepatology“ erschienen ist. Anhand von „Minidärmen“ aus Stammzellen haben die Autorinnen und Autoren der Ulmer Universitätsmedizin zudem das antivirale Potenzial von Medikamenten wie Remdesivir im Verdauungstrakt untersucht.

Bei der Erforschung von COVID-19 stand zunächst die Lunge im Vordergrund, denn etwa 20 Prozent der Erkrankten entwickeln eine schwere, womöglich tödliche Lungenentzündung. Allerdings vermehrt sich das neuartige Coronavirus (SARS-CoV-2) in vielen weiteren Organen. Etwa die Hälfte der Patientinnen und Patienten zeigen zum Beispiel Symptome des Magen-Darmtrakts wie Durchfall oder Übelkeit – darunter sind viele schwer Erkrankte.
In diesem Zusammenhang fiel auf, dass die Viruslast im Stuhl von Infizierten besonders hoch ist. Auch noch Tage nach einem negativen Corona-Testergebnis mittels Nasen-Rachenabstrich ist der Erreger in Stuhlproben nachweisbar. Daher sollten künftige Behandlungsstrategien gegen SARS-CoV-2 auch im Magen-Darmtrakt wirksam sein.

Die molekularen Vorgänge bei einer Coronavirus-Infektion im Magen-Darmtrakt hat eine
Ulmer Forschergruppe um den Virologen Professor Jan Münch und den Gastroenterologen Professor Alexander Kleger untersucht. 

Eine Infektion mit SARS-CoV-2 ist nur möglich, wenn der Rezeptor ACE2, an den das Virus andocken kann, sowie die Protease TMPRSS2 im Gewebe vorhanden sind. 

In gesundem Darm haben wir diese Proteine durchgehend und besonders häufig im Zwölffingerdarm gefunden“, erklärt Professor Jan Münch vom Institut für Molekulare Virologie des Universitätsklinikums Ulm.

Im nächsten Schritt wollten die Forschenden herausfinden, welche Zellen des Verdauungstrakts genau mit SARS-CoV-2 infiziert werden können. Dafür nutzten sie so genannte Organoide, die aus embryonalen Stammzellen gezüchtet werden. „Diese ,Minidärme‘ aus dem Labor kommen dem menschlichen Dünndarm sehr nahe und verfügen über große Mengen der notwendigen Andockstellen“, ergänzt Dr. Sandra Heller, Biologin an der Universitätsklinik für Innere Medizin I. Die Forschenden haben diese Organoide dem neuartigen Coronavirus ausgesetzt und den Infektionsvorgang mit verschiedenen molekularbiologischen Methoden untersucht. „Tatsächlich sind die meisten Zelltypen, darunter auch hormonbildende Enteroendokrine Zellen und für die Immunabwehr wichtige Paneth-Zellen, mit SARS-CoV-2 infizierbar. Sie beginnen umgehend mit der Replikation, also mit der Herstellung neuer, infektiöser Viren. Eine Ausnahme bilden lediglich schleimproduzierende Becherzellen“, erklärt Erstautorin Jana Krüger, die gemeinsam mit den Virologen Rüdiger Groß, Dr. Janis Müller und Carina Conzelmann die wichtigsten Experimente der Arbeit durchgeführt hat.

Doch wie lässt sich das Infektionsgeschehen im Verdauungstrakt stoppen? 

Die Autorinnen und Autoren haben verschiedene Medikamente an den infizierten Darm-Organoiden getestet. Als antiviral wirksam erwies sich Remdesivir: Ursprünglich für die Ebola-Behandlung entwickelt, blockiert der Wirkstoff die RNA-Polymerase und somit die Vermehrung von SARS-CoV-2. Darüber hinaus konnte das Peptid EK1 die Coronavirus-Infektion im Minidarm unterdrücken. Hierbei handelt es sich um einen so genannten Fusionsinhibitor, der das Eindringen des Virus in die Zelle verhindert. „Interessanterweise fällt die antivirale Wirksamkeit von Remdesivir im Minidarm erheblich geringer aus als in einfachen Darmzell-Kulturen. Diese Beobachtung untermauert die Notwendigkeit, antivirale Substanzen gegen SARS-CoV-2 in ausreichend komplexen Systemen zu testen“, ergänzt Heisenberg-Professor Alexander Kleger, Oberarzt an der Klinik für Innere Medizin I des Universitätsklinikums Ulm. 

Mit dem neuartigen Coronavirus, SARS-CoV-2, infizierte Minidarm-Organoide (virales N-Protein rot, Epithelmarker E-cadherin grün, Zellkerne blau)

Mit dem neuartigen Coronavirus, SARS-CoV-2, infizierte Minidarm-Organoide (virales N-Protein rot, Epithelmarker E-cadherin grün, Zellkerne blau) Aufnahme: Innere Medizin I Universitätsklinikum Ulm

Die jetzt erschienene Studie liefert notwendige Details, um die Magen-Darmsymptomatik und die hohe Viruslast im Stuhl von COVID-19-Kranken zu erklären: Der Verdauungstrakt bietet SARS-CoV-2 ausreichend Andockstellen, um verschiedene Zelltypen zu infizieren, die wiederum neue Coronaviren herstellen. Der daraus resultierende Verlust spezialisierter Darmzellen kann zu Krankheitszeichen wie Durchfall und Übelkeit führen. Weiterhin ist es den Forschenden gelungen, Medikamente anhand von Darm-Organoiden zu testen: Über die Coronavirus-Forschung hinaus belegen diese Untersuchungen den Mehrwert dieser Minidärme.

An der von den Professoren Alexander Kleger und Jan Münch sowie Dr. Sandra Heller geleiteten Studie waren Forschende des Instituts für Molekulare Virologie, des Instituts für Mikrobiologie und Hygiene sowie des Instituts für Pathologie und der Klinik für Innere Medizin I des Universitätsklinikums Ulm beteiligt. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wurden im Zuge des EU-Projekts Fight-nCoV (Horizon 2020) sowie des Sonderforschungsbereichs 1279 (Nutzung des menschlichen Peptidoms zur Entwicklung neuer antimikrobieller und anti-Krebs Therapeutika) unterstützt. Dazu kommen Fördermittel des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg (MWK).

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Originalpublikation:

Krüger J, Groß R, Conzelmann C, Müller JA, Koepke L, Sparrer KMJ, Weil T, Schütz D, Seufferlein T, Barth TFE, Stenger S, Heller S, Münch J, Kleger A, Drug inhibition of SARSCoV-2 replication in human pluripotent stem cell-derived intestinal organoids, Cellular and Molecular Gastroenterology and Hepatology (2020), DOI: https://doi.org/10.1016/j.jcmgh.2020.11.003


Prof. Dr. Dr. Gerhard-Paul Diller - EMAH: : Eliquis®, Pradaxa®, Lixiana® und Xarelto® -angeborenen Herzfehlern

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit:  Gerinnungshemmer bei angeborenen Herzfehlern: Größte Studie weltweit weist auf Risiken bei DOAKs hin

Jeder achte Patient mit angeborenem Herzfehler ist auf Gerinnungshemmer angewiesen. 

Doch ihre Einnahme ist mit Risiken verbunden. 

Eine neue Studie am Kompetenznetz Angeborene Herzfehler rät zum vorsichtigeren Einsatz direkter oraler Antikoagulanzien.

  • Herzrhythmusstörungen, Herzinsuffizienz, Herzklappenerkrankungen und Gefäßverschlüsse durch Blutgerinnsel: 

Laut einer aktuellen Langzeitstudie, die in Kooperation mit der Barmer Krankenversicherung von Forschern des Universitätsklinikums Münster am Kompetenznetz Angeborene Herzfehler durchgeführt wurde, erhält in Deutschland jeder achte Patient mit einem angeborenen Herzfehler blutverdünnende und gerinnungshemmende Präparate, um das Risiko zu verringern, an einer solchen Komplikation zu erkranken oder gar zu versterben. Allerdings kann die Einnahme dieser Medikamente zu problematischen Neben- und Wechselwirkungen führen.

DOAKs auch bei angeborenen Herzfehlern auf dem Vormarsch

Lange Zeit wurde bei angeborenen Herzfehlern überwiegend mit so genannten Vitamin-K-Antagonisten (VKAs) behandelt. Diese Wirkstoffe, bekannt etwa unter den Handelsnamen Wafarin® oder Marcumar®, unterbinden in der Leber die Bildung bestimmter Gerinnungsfaktoren.  

  • Ihre Anwendung ist jedoch durch zahlreiche Interaktionen beim Um- und Abbau der Substanz durch körpereigene Enzyme erschwert.
  • Die Präparate erfordern eine regelmäßige Gerinnungskontrolle. 
  • So stehen die VKAs in Wechselwirkung zu Vitamin K haltigen Lebensmitteln und verschiedenen Medikamenten.


Umso größer waren die Erwartungen an direkte orale Antikoagulanzien (DOAKs) wie zum Beispiel Eliquis®, Pradaxa®, Lixiana® und Xarelto®.  

Die seit 2010 am Markt erhältlichen antithrombotischen Medikamente hemmen anders als die VKAs direkt bestimmte Gerinnungsfaktoren und wirken damit schneller. 

Die Notwendigkeit einer regelmäßigen Gerinnungskontrolle entfällt. Die Wechselwirkungen beschränken sich auf andere Wirkstoffe, die die Blutgerinnung beeinflussen. Zu den häufigen unerwünschten Wirkungen zählen auch hier Blutungen.

Weltweit größte Studie mahnt zu Vorsicht

Seit die neuen Antikoalgulanzien zur Verfügung stehen, stieg ihre Verwendung auch bei angeborenen Herzfehlern stetig an. Schon 2018 lag laut Studie der Anteil der DOAKs an den bei angeborenen Herzfehlern verschriebenen Antikoalgulanzien bei 45 Prozent.

  • Doch Vorsicht ist geboten. Anerkannte randomisierte kontrollierte Studien haben bislang lediglich die guten Ergebnisse und Eigenschaften der DOAKs im Vergleich zu VKAs bei erworbenen Herz-Kreislauf-Erkrankungen nachgewiesen. 
  • Die Auswirkungen bei angeborenen Herzfehlern dagegen waren bislang unerforscht.


Auf Basis von anonymisierten Daten der Barmer Krankenversicherung hat die Forschergruppe um den Kardiologen und EMAH-Spezialisten Paul Gerhard Diller vom Universitätsklinikum Münster daher die Zusammenhänge der Therapie mit Gerinnungshemmern und im Langzeitverlauf auftretenden Komplikationen und Sterbefällen bei rund 44.000 Patientinnen und Patienten untersucht und die Risiken genauer ermittelt.  

  • Die in ihrem Umfang weltweit einzigartige Studie belegt, dass die mit der Einnahme von DOAKs verbundenen Risiken bei angeborenen Herzfehlern mit ihren anatomischen und physiologischen Besonderheiten deutlich höher liegen als bei erworbenen Herzerkrankungen. 

„Die Einnahme von DOAKs ist mit größeren Risiken verbunden als bislang angenommen“, sagt Gerhard-Paul Diller.

Ersehnte Alternative kann zur tödlichen Falle werden

  • Bei Patientinnen und Patienten mit angeborenen Herzfehlern, die DOAKs erhielten, sei es bereits im Verlauf der ersten Therapiejahres häufiger zu Gefäßverschlüssen durch Blutgerinnsel, Blutungen, Herzrhythmusstörungen und Herzinsuffizienzen gekommen als bei den Patienten , die mit VKA-Präparaten behandelt worden ist, öfter auch mit tödlichem Ausgang. 
  • Ein ähnliches Bild zeige sich auch in der Langzeitbeobachtung des Zusammenhangs von Therapieplänen und Diagnosen. 

„Dass der Gerinnungsstatus bei den DOAKs nicht überwacht werden muss, führt dazu, dass die Patienten nicht engmaschig genug beobachtet werden“, so Gerhard Paul Diller. 

  • Vor dem Hintergrund der Studienergebnisse sei gründlich zu prüfen, ob bei Patientinnen und Patienten mit angeborenen Herzfehlern anstelle der lange ersehnten Alternativen nicht eher VKAs in Betracht gezogen werden sollten. 

Zudem sollte auch eine Behandlung mit DOAKs unbedingt durch spezialisierte Kardiologinnen und Kardiologen an entsprechenden Zentren begleitet werden.

Die Studie wurde von der EMAH Stiftung Karla Völlm gefördert. Sie ist Teil des vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses G-BA getragenen Forschungsprojektes OptAHF.

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Prof. Dr. Dr. med. Gerhard-Paul Diller
Universitätsklinikum Münster
Klinik für Kardiologie III: Angeborene Herzfehler (EMAH) und Klappenerkrankungen
E-Mail: gerhard.diller@ukmuenster.de
Telefon: +49 251 8346110

Karin Lange Kompetenznetz Angeborene Herzfehler

Augustenburger Platz 1
13353 Berlin
Deutschland
Berlin

Telefon: 030 4593 7277
E-Mail-Adresse: k.lange@kompetenznetz-ahf.de
Originalpublikation:

Die Ergebnisse der Studie im Rahmen des Forschungsprojektes OptAHF wurden unter dem Titel „Current use and safety of novel oral anticoagulants in adults with congenital heart disease:
Results of a nationwide analysis including more than 44,000 patients“ im European Heart Journal veröffentlicht.
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33184662/


Weitere Informationen für international Medizin am Abend Berlin Beteiligte

http://Mehr zum vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses
http://G-BA geförderten Forschungsprojekt OptAHF: https://www.kompetenznetz-ahf.de/forscher/forschung/laufende-studien/optahf-verb...

 

Prof. Dr. Mark Rubin: CAVE-Untersucher: Lipid-Kontrolle , chirurgische Kastration, chemische Kastration mit Medikamenten

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Projekt über Prostatakrebs ausgezeichnet

Der diesjährige Johanna Dürmüller-Bol DBMR Forschungspreis des Department for BioMedical Research (DBMR) der Universität Bern geht an Joanna Triscott. 

Sie wird für ihre Forschung zu Stoffwechselprozessen von Prostatakrebstumoren ausgezeichnet. 

Der mit CHF 30'000.- dotierte Nachwuchs-Forschungspreis wurde am  «Day of BioMedical Research» verliehen. 

Dr. Joanna Triscott, diesjährige Trägerin des Johanna Dürmüller-Bol DBMR Forschungspreises 2020 des Department for BioMedical Research (DBMR), Universität Bern 

 Dr. Joanna Triscott, diesjährige Trägerin des Johanna Dürmüller-Bol DBMR Forschungspreises 2020 des Department for BioMedical Research (DBMR), Universität Bern zvg

  • Nach aktuellen Schätzungen wird sich bei einem von sieben Männern in Europa im Alter von 60 Jahren ein unheilbarer Prostatakrebs manifestieren. 

Im Unterschied zu anderen Krebsarten wird Prostatakrebs sehr stark von männlichen Hormonen beeinflusst, den sogenannten Androgenen.  

  • Androgene aktivieren ein Protein namens Androgen-Rezeptor (AR), welches den Stoffwechsel von Tumorzellen beeinflusst und damit das Zellwachstum und Überleben des Tumors fördert.


Die Standardtherapie von Prostatakrebs beruht auf einer Unterdrückung des Androgen-Rezeptors.  

Hierfür existieren mehrere Strategien, unter anderem die sogenannte chirurgische Kastration oder die chemische Kastration mit Medikamenten, die den AR angreifen. 

  • Während ein lokalisiertes Prostatakarzinom erfolgreich therapiert werden kann, entwickeln sich bei fortgeschrittenem, metastasiertem Prostatakarzinom häufig Resistenzen gegenüber der Anti-Androgen- oder Hormontherapie. 

«Daher besteht ein grosser Bedarf, die Mechanismen, die dieser Resistenzentwicklung zugrundeliegen, aufzuklären», sagt Dr. Joanna Triscott von der Forschungsgruppe Precision Oncology am Department for BioMedical Research (DBMR) der Universität Bern und Inselspital, Universitätsspital Bern.

Weltweit erstes Projekt zu spezifischem Protein bei Prostatakrebs

Prostata-spezifische Charakteristika könnten eine Erklärung bieten, warum gerade dieses Organ dazu neigt, Krebs mit einhergehender Therapieresistenz zu entwickeln.  

So sind Prostatakrebs-Zellen zum Beispiel stark von Eiweissen, sogenannten Lipiden, abhängig. Lipide sind in zentrale Stoffwechselvorgänge involviert. Sie versorgen Zellen mit Energie, festigen die Zellstruktur und agieren als Botenstoffe.  

  • Wissenschaftliche Untersuchungen konnten zeigen, dass die Produktion und die Konzentration von Lipiden stark zunehmen, sobald sich Prostatakrebs entwickelt.  

 Medizin am Abend Berlin ZusatzFachlink: LipidKontrolle

Ausserdem ergaben genetische Analysen von Tumorbiopsien, dass Mitglieder der sogenannten Phosphatidylinositol (PI) Lipid-Familie häufig verändert sind. Tatsächlich existiert eine direkte Verbindung zwischen einigen PI-Signalwegen und dem Androgen-Rezeptor. Gleichzeitig sind die genauen Mechanismen zwischen diesen Proteinen und Prostatakrebs noch ungeklärt.

«Ich bin überzeugt, dass der Schlüssel zu einer erfolgreichen Therapie von fortgeschrittenem Prostatakrebs in einem besseren Verständnis dieser zellulären Stoffwechsel-Vorgänge liegt», erklärt Triscott. Ihr Projekt fokussiert sich auf die Charakterisierung eines relativ unbekannten PI-Proteins namens PIP4K2.

Es handelt sich weltweit um das erste Projekt, das sich mit PIP4K2 in Prostatakrebs beschäftigt. «Mit Hilfe von prä-klinischen Modellen wollen wir untersuchen, wie sich genetisch modifizierte Prostatakrebszellen, die kein PIP4K2 besitzen, im Vergleich zu Zellen die PIP4K2 besitzen, verhalten», sagt Triscott. Zudem plant sie, Prostatakrebszellen mit fluoreszierenden Markern sichtbar zu machen, um sie anschliessend vor und nach Hormon-Entzug in ihren prä-klinischen Modellen nachverfolgen zu können. Mittels modernsten Sequenziermethoden wird Triscott ausserdem untersuchen, welche Rolle PIP4K2 im Stoffwechsel von AR-unabhängigen Prostatakrebs-Zellen einnimmt.
«Mit meiner Arbeit möchte ich klären, ob eine PIP4K2-Abnahme mit der Entwicklung von Prostatakrebs korreliert und ob Medikamente, die PIP4K2 angreifen eine sinnvolle Strategie in Prostatakrebs darstellen könnten», erklärt Triscott.

Joanna Triscotts Forschung zu PIP4K2 wird vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) unterstützt und durch ein Marie Skłodowska-Curie Actions (MSCA) Stipendium gefördert, welches ihr 2018 verliehen wurde. Dr. Triscott wird zusätzlich von einem umfassenden wissenschaftlichen Netzwerk unterstützt, zu welchem Dr. Brooke Emerling (Sanford Burnham Prebys, USA) und zahlreiche Kooperationspartner von des Weill Cornell Medicine Instituts (New York City, USA) zählen. Wichtig für ihren präzisionsmedizinischen Ansatz ist auch das Bern Center for Precision Medicine (BCPM) der Universität Bern und Inselspital, Universitätsspital Bern.

Kurzbiographie Joanna Triscott

Joanna Catherine Caprio Triscott (geb. 1988) studierte Molekulare Genetik an der University of Alberta (Kanada). 2015 promovierte sie in Experimenteller Medizin an der University of British Columbia (Kanada). Nach der Promotion war sie am Englander Institute for Precision Medicine, Weill Cornell Medicine in New York in der Forschungsgruppe von Mark Rubin tätig. Als Rubin nach Bern wechselte, folgte sie 2017 seiner Einladung an das Department for BioMedical Research (DBMR), wo sie nun in Rubins Forschungsgruppe Precision Oncology arbeitet. 2018 wurde Joanna Triscott mit einer Marie Sklodowska-Curie Individual Fellowship der EU-Kommission ausgezeichnet. Sie ist Trägerin mehrerer Preise und Ehrungen und engagiert sich in diversen Programmen für den wissenschaftichen Nachwuchs. Ihre Forschung konzentriert sich auf eine noch wenig erforschte Familie von Enzymen, die an einer Vielzahl von zellulären Schlüsselfunktionen beteiligt sind, um mehr über deren Funktion in der Prostata zu erfahren und neue Therapieansätze gegen Prostatakrebs zu ermöglichen.
https://www.dbmr.unibe.ch/research/research_groups/precision_oncology/index_eng....

Dr. Joanna Triscott steht Ihnen gerne für weitere Auskünfte oder ein Interview zur Verfügung.

Day of BioMedical Research 2020


DBMR: Über 25 Jahre biomedizinische Forschung in Bern

Das Department for BioMedical Research DBMR der Universität Bern wurde 1994 gegründet und hat als Institut der Medizinischen Fakultät den Auftrag, Forschenden des Inselspitals (Universitätsspital Bern) und der Medizinischen Fakultät eine optimale Infrastruktur zur Verfügung zu stellen. Die Core Facilites werden state-of-the-art betreut, und die Forschenden finden im Departement bedarfsgerechte Labor- und Arbeitsplätze. Dem Departement sind 47 unabhängige Forschungsgruppen angegliedert, die fast alle Bereiche der biomedizinischen Forschung abdecken. Ziel des DBMR ist, Brücken zwischen laborbasierter und patientenorienter klinischer Forschung zu schlagen. Ausserdem legt es ein starkes Gewicht auf die Entwicklung von translationaler Forschung und der Anwendung von sogenannten Omics-Methoden.

Zum Johanna Dürmüller-Bol DBMR Forschungspreis

Die Fondation Johanna Dürmüller-Bol stiftet seit 2012 den mit CHF 30'000 dotierten Forschungspreis, und sie unterstützt das Department for BioMedical Research DBMR weiterhin bis 2021. Die Fondation will damit in ihren Förderfeldern Medizin und Wissenschaft Nachwuchsforschende der Medizinischen Fakultät der Universität Bern motivieren und unterstützen. Das Projekt muss von einer Forscherin oder einem Forscher, die an der Medizinischen Fakultät der Universität Bern tätig und nicht habilitiert sind eingereicht werden, und es muss sich um ein klinisch orientiertes Projekt handeln. Dieses Jahr feiert die Fondation Johanna Dürmüller-Bol ihr 20jähriges Jubiläum.

Mehr Informationen zur Fondation Dürmüller-Bol: https://fjdb.ch/

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Dr. Joanna Triscott, Forschungsgruppe Precision Oncology, Department for Biomedical Research (DBMR), Universität Bern
Tel: +41 78 700 89 70 / joanna.triscott@dbmr.unibe.ch

Weitere Informationen zum Tag der BioMedizinischen Forschung und dem Johanna Dürmüller-Bol DBMR Forschungspreis allgemein:

Prof. Mark Rubin, Direktor, Department for BioMedical Research, Universität Bern, und Direktor Bern Center for Precision Medicine (BCPM), Universität Bern und Inselspital, Universitätsspital Bern
Tel. +41 31 632 88 65 / mark.rubin@dbmr.unibe.ch

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Prof. Dr. Othmar Moser: Blutzuckerwerte - Insulin - Glukosemanagement beim Sport -

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Bayreuther Sportphysiologe entwickelt Leitlinien für Sport mit Diabetes-Typ-1

Ein internationales Forschungsteam unter der Leitung von Prof. Dr. Othmar Moser, Professor für Exercise Physiology & Metabolism an der Universität Bayreuth, hat Leitlinien für Glukosemanagement beim Sport entwickelt. 

Die in den Zeitschriften „Diabetologia“ und „Pediatric Diabetes“ veröffentlichten Empfehlungen sollen Menschen mit Diabetes-Typ-1 vor Unter- und Überzuckerungen schützen.

Menschen mit Diabetes-Typ-1 können trotz ihrer Erkrankung körperlich aktiv sein. 

Sie sollten aber beim Sport ein besonders wachsames Auge auf ihre Blutzuckerwerte haben. 

Denn weil ihr Körper nicht in der Lage ist, Insulin selbst zu produzieren und dieses somit gespritzt werden muss, um die Glukosekonzentration stabil zu halten, müssen sie mit Unterzuckerung rechnen.  

Die Insulintherapie, die den Blutzuckerspiegel künstlich auf möglichst optimalem Niveau halten soll, ist jedoch bei körperlicher Belastung nicht einfach zu handhaben.  

Deshalb hat das von Prof. Dr. Othmar Moser koordinierte internationale Team neue Empfehlungen für Menschen mit Diabetes-Typ-1 ausgearbeitet. 

Die Empfehlungen basieren auf den Möglichkeiten neuartiger Blutzuckermess-Systeme. Sie sollen Sportlerinnen und Sportlern sichere körperliche Aktivitäten ohne gefährliche Blutzuckerschwankungen ermöglichen.

Die Leitlinien zeigen im Detail, ab welchem Glukosewert es notwendig ist, während sportlicher Betätigung zusätzliches Insulin zuzuführen. Ebenso wird dargelegt, bei welchem Blutzuckerwert welche Menge an Kohlenhydraten – abhängig von ihrem Glukosewert – eingenommen werden soll. Dieses Blutzuckermanagement während sportlicher Aktivitäten soll künftig über eine App erleichtert werden, das derzeit gemeinsam mit dem King's College in London entwickelt wird. Damit soll ein smartes Glukosemanagement zur Verfügung stehen. "Wie bei den meisten chronischen Erkrankungen ist ein aktiver Lebensstil wichtig, um ein langes und nahezu gesundes Leben ermöglichen zu können. Mit unseren Empfehlungen wollen wir Menschen mit Diabetes mellitus Typ 1 dabei unterstützen, sportliche Aktivität als festen Bestandteil in ihren jeweiligen Therapieplan zu integrieren“, sagt Moser, der seit dem 1. November 2020 die Professur für Exercise Physiology & Metabolism an der Universität Bayreuth innehat.

Zentraler Bestandteil der Leitlinien sind neuartige Zuckermessgeräte, die permanent die aktuellen Glukosewerte zur Verfügung stellen. Dabei wird der Glukosewert nicht-invasiv – also ohne Blutabnahme – mit einem winzigen, unter der Haut angebrachten Sender permanent gemessen. Ein Sender übermittelt mehrmals pro Tag den jeweils aktuellen Wert an die Empfänger. „Diesen medizintechnischen Fortschritt nutzen die Leitlinien, um ein unkompliziertes und wirklich verlässliches Glukosemanagement zu ermöglichen. Bisher wurden alle Therapieempfehlungen bei Sport und Diabetes mellitus Typ 1 auf der Basis von invasiven Blutzuckermessungen von der Fingerbeere erstellt", sagt Moser.

Bereits in früheren Studien haben er und sein Team gezeigt, dass es zur Vermeidung lebensbedrohlicher Unterzuckerungen notwendig ist, dass Patientinnen und Patienten mit Typ-1-Diabetes während sportlicher Aktivitäten den Glukosespiegel stabil halten – sei es, indem sie die Insulindosis abhängig von der Dauer und Intensität der Belastung verringern, sei es, dass sie zusätzliche Kohlenhydrate zuführen.

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Prof. Dr. Othmar Moser
Exercise Physiology and Metabolism
Universität Bayreuth
Telefon: +49 (0)921 / 55-3464
E-Mail: othmar.moser@uni-bayreuth.de 

Christian Wißler Universität Bayreuth

Telefon: 0921 / 55-5356
Fax: 0921 / 55-5325
E-Mail-Adresse: christian.wissler@uni-bayreuth.de

Universitätsstr. 30
95447 Bayreuth
Postfach Bayreuth
95440 Bayreuth
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Bayern

Originalpublikation:

Othmar Moser et al.: Glucose management for exercise using continuous glucose monitoring (CGM) and intermittently scanned CGM (isCGM) systems in type 1 diabetes: position statement of the European Association for the Study of Diabetes (EASD) and of the International Society for Pediatric and Adolescent Diabetes (ISPAD) endorsed by JDRF and supported by the American Diabetes Association (ADA). Diabetologia (2020). DOI: https://dx.doi.org/10.1007/s00125-020-05263-9