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Chronische Nierenerkrankungen: Therapie und Diagnostik

Medizin am Abend Berlin MaAB - Fazit

Forscher identifizieren 166 neue Risiko-Gene für Nierenerkrankungen

Forscher der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig haben in Zusammenarbeit mit einem weltweiten Konsortium das Genom von mehr als einer Million Patienten analysiert und 116 neue Gene entdeckt, die zu chronischen Nierenerkrankungen führen. 

Sie bieten nun neue Ansatzpunkte für Therapie und Diagnostik. 

In die genomweite Meta-Analyse brachten die Leipziger Forscher rund 14.000 Datensätze aus den LIFE-Kohorten sowie der Sorben-Studie mit ein. 

Die Untersuchung erschien kürzlich im Fachmagazin Nature Genetics. 
 
  • Etwa acht Millionen Menschen leiden in Deutschland unter einer chronischen Nierenkrankheit, 8.000 von ihnen benötigen eine Nierentransplantation. 

Doch zur Entwicklung neuer effektiver Therapeutika fehlt ein umfassendes Verständnis der zugrundeliegenden Prozesse der chronischen Nierenerkrankung.

Ein Wissenschaftlerteam aus mehr als 270 Forschungsabteilungen weltweit hat nun in einem dreijährigen Projekt das Genom von 1,05 Millionen Studienteilnehmern analysiert und ausgewertet.
Sie fanden neue Genorte und neue Risiko-Gene, die mit Nierenerkrankungen assoziiert sind.

  • Besonders im Blick hatten die Forscher die Gene, die die Fähigkeit der Niere beeinflussen, das Blut durch Filtration von Schadstoffen zu reinigen.

Rund 14.000 Datensätze kommen aus Leipzig

Um nachzuweisen, dass bestimmte Gene im Zusammenhang mit der Erkrankung stehen, führten die Wissenschaftler unter Federführung des Universitätsklinikums Freiburg große Datenanalysen durch. Dafür werteten sie Datensätze des internationalen „Chronic Kidney Disease Genetics (CKDGen) Consortiums“ und des US-amerikanischen „Million Veteran Program“ aus. Etwa 100 Studien weltweit trugen die Ergebnisse zusammen. „Die Größe des Datensatzes machte es möglich, so viele neue und statistisch signifikante Gene und Genorte zu lokalisieren sowie genetische Zusammenhänge zu anderen Merkmalen wie zum Beispiel Körpermaße und Stoffwechselparameter“, sagt Prof. Dr. Markus Scholz, Seniorautor und Professor für Genetische Statistik und Biomathematische Modellierung am Institut für Medizinische Informatik, Statistik und Epidemiologie (IMISE). Neben der hohen Expertise im Bereich der genetischen Statistik brachten die Leipziger Wissenschaftler auch Datensätze aus den Studien des Leipziger Forschungszentrums für Zivilisationserkrankungen (LIFE) und der Sorben-Studie mit ein. „Aus allen drei großen LIFE-Kohorten, der Erwachsenenstudie, der Herzstudie und der Kinderstudie, konnten wir die Daten von etwa 14.000 Menschen einbringen und sind damit weltweit unter den zehn größten Partnern des Konsortiums. Diese hohen Fallzahlen ermöglichen es uns, die häufig vielfältigen genetischen Ursachen für Erkrankungen zu erkennen“, sagt Prof. Scholz.

Elf Gene besonders aussichtsreich für neue Therapie-Ansätze

Im Ergebnis konnte die Studie 166 neue Genorte erstmals nachweisen. „Wir gehen davon aus, dass Veränderungen in diesen Genen eine Nierenerkrankung begünstigen können. Auf der Grundlage unserer Studie kann man nun das individuelle genetische Risiko für die Entwicklung einer Nierenerkrankung besser einschätzen“, so Scholz. Risikovarianten in elf dieser Gene sind nach Ansicht der Forscher direkt ursächlich und könnten somit unter anderem für die Entwicklung neuer Medikamente wichtig sein. Außerdem verglichen die Wissenschaftler die Genaktivität von 46 Gewebetypen des gesamten Körpers und konnten zeigen, dass viele relevante Genveränderungen zu einer Veränderung der Genaktivität im Gewebe der Nieren und des Urogenitaltrakts führen.

Nieren sorgen für Entgiftung

  • Die Nieren reinigen und filtern unser Blut. 
  • Pro Tag säubern sie rund 300 Mal die etwa sechs Liter Blut im Körper: 
  • Wichtige Substanzen wie Eiweiße oder Mineralien bleiben im Blut, Stoffwechselabfallprodukte hingegen filtert das Organ heraus und scheidet sie über den Urin aus.  
  • Aus circa 180 Litern, die täglich aus dem Blut gefiltert werden, gelangen nur zwei bis drei Liter konzentriert in die Harnblase - der Rest bleibt dem Körper erhalten. 

Die Nierenfunktion nimmt bei Erwachsenen kontinuierlich mit dem Alter ab. 

Ist sie nachhaltig eingeschränkt, kann es zu vielfältigen Beschwerden kommen.

Dazu gehören Schwellungen der Beine oder des Gesichts, Müdigkeit, Übelkeit, Gewichtsverlust oder Muskelkrämpfe bis hin zum Nierenversagen im Endstadium. 
Chronische Nierenkrankheiten gehören zu den am stärksten ansteigenden Todesursachen in den vergangenen zehn Jahren.

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Dr. Katarina Werneburg
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Originalpublikation:
“A catalog of genetic loci associated with kidney function from analyses of a million individuals”, DOI: 10.1038/s41588-019-0407-x

Prof. Dr. Anna Köttgen
Direktorin
Institut für Genetische Epidemiologie
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Originalpublikation:
Original-Titel der Studie: A catalog of genetic loci associated with kidney function from analyses of a million individuals

DOI: 10.1038/s41588-019-0407-x

Weitere Informationen:
https://www.nature.com/articles/s41588-019-0407-x Link zur Studie

Medizin am Abend Berlin Fazit: Harnblasenkrebs als eine Spätfolge einer Querschnittlähmung

Kann eine traumatisch bedingte Querschnittlähmung Auslöser dafür sein, dass Betroffene Jahre später an Harnblasenkrebs erkranken? 

Um diese Frage klären zu können, fehlt es bisher an aussagekräftiger Literatur. 

Ein nationales Netzwerk aus Urologen, Juristen und Forschenden schlägt nun eine Bewertungsmatrix vor, die Gutachtern, den Trägern der gesetzlichen Unfallversicherung (GUV) und den Sozialgerichten auf Basis des aktuellen medizinisch-wissenschaftlichen Kenntnisstandes Anhaltspunkte zur Beurteilung des Ursachenzusammenhangs liefert. 

Die Arbeit, an der auch das Leibniz-Institut für Arbeitsforschung beteiligt ist, wurde in der Fachzeitschrift „Trauma und Berufskrankheit“ veröffentlicht. 
 
  • Eine Todesursache von langjährig Querschnittgelähmten sind Tumoren der Harnblase. 
Ob es einen ursächlichen Zusammenhang zwischen einer durch einen Unfall bedingten Querschnittlähmung und der Krebserkrankung gibt, ist entscheidend für mögliche Leistungen der GUV. Die Ausgangslage ist aber komplex: Aufgrund fehlender Daten ist bislang unklar, wie hoch das Risiko einer querschnittgelähmten Person ist, an Harnblasenkrebs zu erkranken. Als gesichert gilt hingegen, dass Querschnittgelähmte häufiger an Harnblasenkrebs versterben als Nicht-Gelähmte.

  • Beim Tod einer unfallversicherten Person haben Angehörige jedoch nur dann Anspruch auf Rentenzahlungen, wenn die GUV den Tod als Unfallfolge anerkennt.

Indikatoren zur Beurteilung eines ursächlichen Zusammenhangs

Bislang fehlt es Gutachtern an geeigneter Literatur, um bezüglich eines ursächlichen Zusammenhangs Entscheidungen vorzuschlagen, die von den Unfallversicherungsträgern akzeptiert werden und vor Gericht bestehen.

Daher haben unter Federführung der Urologen des Berufsgenossenschaftlichen Klinikums Hamburg auf dem Gebiet erfahrene Urologen, Forschende am Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund und Experten für Unfallversicherungsrecht gemeinsam Faktoren zusammengetragen und gewichtet, die für oder gegen einen ursächlichen Zusammenhang sprechen. Als Basis diente die bisherige medizinische Forschungsliteratur.

Einen Schwerpunkt bildet dabei eine Studie des Querschnittgelähmten-Zentrums am BG Klinikum Hamburg, die von den Autoren der aktuellen Veröffentlichung durchgeführt wurde: Sie werteten die Daten von mehr als 6400 Patienten und Patientinnen zwischen 1998 und 2017 rückblickend aus. 32 von den Querschnittgelähmten erkrankten in der Zeit an Harnblasenkrebs.

Dabei fiel auf, dass die Betroffenen zum Zeitpunkt der Diagnose im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung im Schnitt rund 20 Jahre jünger waren. 

Diese Vorverlagerung der Diagnose steht in Einklang mit Befunden früherer Studien.

  • Weiterhin zeigten die Studienanalysen, dass der Anteil der in den westlichen Industrienationen seltenen Plattenepithelkarzinome bei Querschnittgelähmten stark erhöht ist.

Zudem erkrankten Gelähmte signifikant häufiger als Nicht-Gelähmte an Tumoren, die bereits in die Muskulatur der Blase eingewachsen sind.

Diese invasive Tumorvariante ist aggressiver als oberflächliche Tumoren. 

Für Querschnittgelähmte musste daher eine drastisch verkürzte Überlebenszeit festgestellt werden: 50 Prozent der Betroffenen in der Studie am Hamburger Querschnittgelähmten-Zentrum waren anderthalb Jahre nach der Krebsdiagnose verstorben.

Hingegen zeigte sich in der Literatur, dass 80 Prozent der Nicht-Gelähmten fünf Jahre nach der Krebsdiagnose am Leben waren.

Abwägung unfallunabhängiger Risikofaktoren

„Harnblasentumoren von Querschnittpatienten unterscheiden sich offenbar erheblich von denen Nicht-Gelähmter“, fassen die Studienautoren zusammen.

  • „Aus der Analyse der Studienergebnisse muss geschlossen werden, dass die Unterbrechung des Rückenmarks Auslöser für die Entstehung eines Harnblasenkrebs ist“, so die Autoren weiter. 

Welche Mechanismen letztendlich dazu führen, dass Betroffene viele Jahre nach einer Querschnittlähmung an Harnblasenkrebs erkranken, ist jedoch noch unklar. Zudem müssen in der Einzelfallentscheidung die von der Querschnittlähmung unabhängigen Einflussfaktoren gegen solche Faktoren abgewogen werden, die einen Zusammenhang bei Querschnittgelähmten belegen: Dazu zählen Aspekte wie Tabakrauchen, die Gabe von bestimmten Krebsmedikamenten oder Bestrahlungstherapien bei Gebärmutterkrebs.

Harnblasenkrebs:

In der Harnblase wird der Urin bis zur Entleerung zwischengespeichert. Blasenkrebs, beziehungsweise ein Harnblasenkarzinom ist ein bösartiger Tumor in der Harnblasenschleimhaut. In Deutschland erkrankten nach Angaben des Robert Koch-Instituts 2014 in Deutschland rund 29.500 Menschen an einem bösartigen Harnblasentumor (inklusive nicht-invasiver Formen). Das Risiko, an Blasenkrebs zu erkranken, steigt mit dem Alter: Das durchschnittliche Erkrankungsalter an Harnblasenkrebs beträgt in Deutschland bei Männern 74 Jahre und bei Frauen 76 Jahre. Männer sind hiervon allerdings häufiger betroffen als Frauen. Zu den wichtigsten Risikofaktoren, welche die Erkrankung an Harnblasenkrebs begünstigen, zählen Tabakrauchen sowie die Belastung durch bestimmte Chemikalien am Arbeitsplatz.


An der Veröffentlichung beteiligt waren Forschende, Urologen und Juristen aus ganz Deutschland. Zu den Autoren zählen Experten des BG Klinikums Hamburg, der Stabsstelle Unfallversicherungsrecht der Berufsgenossenschaft Holz und Metall in Bielefeld, der Johannesbad Fachklinik in Bad Füssing, einer Praxis in St. Augustin, der Zentralklinik Bad Berka, des Krankenhauses St. Franziskus in Mönchengladbach, des Malteser Krankenhauses St. Hildegardis in Köln, des Klinikums Leverkusen, der Werner-Wicker-Klinik in Bad Wildungen sowie des Leibniz-Instituts für Arbeitsforschung an der TU Dortmund (IfADo).

Das IfADo - Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund erforscht die Potenziale und Risiken moderner Arbeit auf lebens- und verhaltenswissenschaftlicher Grundlage. Aus den Ergebnissen werden Prinzipien der leistungs- und gesundheitsförderlichen Gestaltung der Arbeitswelt abgeleitet. Das IfADo hat mehr als 220 Mitarbeiter/innen aus naturwissenschaftlichen und technischen Disziplinen. Das Institut ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, die 95 selbstständige Einrichtungen umfasst. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 20.000 Personen, darunter 10.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

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Originalpublikation:
Publikation:
Böthig, R., Schöps, W., Zellner, M., Fiebag, K., Kowald, B., Hirschfeld, S., Thietje, R., Kurze, I., Böhme, H., Kaufmann, A., Jungmann, O., Zumbé, J., Porres, D., Nehiba, M., Kadhum, T., Golka, K., Forchert, M. (2019): Ursachenzusammenhang zwischen langjähriger Querschnittlähmung und malignen Harnblasentumoren. Trauma und Berufskrankheiten. doi: 10.1007/s10039-019-0412-4

Leserbrief von Prof. Dr. Jürgen Pannek zur Publikation:
Pannek, J. (2019): Begutachtung von Harnblasenkarzinomen bei Personen mit
Querschnittlähmung. Trauma und Berufskrankheiten. Doi: 10.1007/s10039-019-0424-0

Weitere Informationen für international Medizin am Abend Berlin Beteiligte
https://doi.org/10.1007/s10039-019-0412-4 Zur Publikation

https://doi.org/10.1007/s10039-019-0424-0 Zum Leserbrief zur Publikation


 

Interdiziplinäre Reha: Polydipsie und Polyurie: Biomarker Copeptin

Medizin am Abend Berlin Fazit: Literweise trinken: Neuer Test ermittelt Ursache von krankhaft gestörtem Flüssigkeitshaushalt

  • Patienten mit Polydipsie und Polyurie trinken viel und scheiden viel Flüssigkeit aus. 
  • Bis zu 20 Liter Flüssigkeit setzen sie am Tag um - und das beeinträchtigt sie akut im alltäglichen Leben. 

Wissenschaftler der Leipziger Universitätsmedizin haben nun zusammen mit Kollegen der Universitäten Basel und Würzburg ein neues Diagnoseverfahren entwickelt, das erstmals zuverlässig auch die Ursache der Erkrankung bestimmt. 

So kann die Therapie optimal auf den Patienten abgestimmt werden. 

Diese Ergebnisse haben die Forscher jetzt im Fachjournal New England Journal of Medicine veröffentlicht. Das neue Testverfahren wird in der Leipziger Universitätsmedizin sogar schon angewendet. 
 
Die Nieren reinigen und filtern unser Blut. 

Pro Tag säubern sie rund 300 Mal die etwa sechs Liter Blut im Körper: 
  • Wichtige Substanzen wie Eiweiße oder Mineralien bleiben im Blut, Stoffwechselabfallprodukte hingegen filtert das Organ heraus und scheidet sie über den Urin aus. 
  • Aus circa 180 Litern, die täglich gefiltert werden, gelangen nur zwei bis drei Liter konzentriert in die Harnblase - der Rest bleibt dem Körper erhalten. 

Möglich machen das verschiedene Hormone, unter anderem das Antidiuretische Hormon (Arginin Vasopressin Peptid, AVP), das im Hypothalamus im Zwischenhirn gebildet und von der Neurohypophyse ins Blut ausgeschüttet wird. 

Es sorgt in der Niere dafür, dass der Körper so wenig Wasser wie möglich verliert.

Dieses Zusammenspiel gerät bei zu hohen Trinkmengen jedoch aus dem Takt: 
Wer konstant Flüssigkeit im Übermaß konsumiert, beeinträchtigt die Harnbildungsfunktion der Nieren - sie können die Flüssigkeitsmengen nicht mehr zurückhalten.

Patienten im Alltag erheblich eingeschränkt

Genau das ist bei Patienten mit Polyurie, einer krankhaft erhöhten Urinausscheidung, und Polydipsie, einem krankhaft gesteigertem Durstempfinden, der Fall.

  • Viele leiden auch an Diabetes insipidus, dem griechischen Begriff für "Wasserruhr" und zu unterscheiden vom Diabetes mellitus, bei dem ein süßlicher Urin ausgeschieden wird. 

Diese Krankheit vereint beide Symptome.

"Die Patienten haben einen Flüssigkeitsumsatz von bis zu 20 Litern am Tag. Sie sind in ihrem Alltag sehr eingeschränkt, können das Haus ohne reichlich Wasservorrat kaum verlassen. Besonders gefährlich wird es nach einem Unfall, wenn den Ärzten die Diagnose nicht bekannt ist. Dann geraten die Betroffenen schnell in ein Flüssigkeitsdefizit und entwickeln neurologische Komplikationen, an denen sie auch versterben können.

Diese Komplikationen erleben wir in Unkenntnis tatsächlich nicht so selten", sagt Dr. Wiebke Fenske, Studienleiterin und Leiterin der Nachwuchsforschergruppe "Neuroendokrine Mechanismen" des IFB AdipositasErkrankungen.

Drei Hauptursachen bedingen gestörten Flüssigkeitshaushalt

Polyurie und Polydipsie können verschiedene Ursachen haben:

Häufig leiden Patienten an einem angeborenen oder erworbenen Hormonmangel, oder die Nieren sprechen auf das Hormon nur ungenügend an. 

  • Krankhaft gesteigertes Durstempfinden kann man sich auch antrainieren: 

Die häufigste Ursache sei tatsächlich das fehlerlernte Trinkverhalten, so Fenske.

Wobei dies auch psychische Ursachen haben oder medikamentös bedingt sein kann. Bei der Diagnose der Krankheit ist es wichtig, das primäre Krankheitsbild zu identifizieren:


  • Trinkt der Patient viel, weil er zu viel Urin ausscheidet und so einem Flüssigkeitsdefizit vorbeugt? 
  • Oder trinkt er zu viel, weil sein Durstempfinden gestört ist? 
"Wenn wir die Betroffenen in Unkenntnis der eigentlichen Ursache falsch medikamentös behandeln, kann das für die Patienten schwerwiegende Komplikationen bedeuten", sagt Dr. Wiebke Fenske.

Einfacher, sicherer, günstiger: Neues Testverfahren in zehnjähriger Forschungsarbeit entwickelt

Bislang haben Mediziner die Krankheit durch einen indirekten Durst-Versuch diagnostiziert.

Der ist für die Patienten sehr quälend, da sie einen Tag lang gar nichts trinken dürfen.

Der Test erlaubt zudem leider oftmals nur wenig Rückschlüsse auf die Ursache des gestörten Flüssigkeitshaushalts.

Das von Wiebke Fenske und Kollegen erarbeitete Diagnoseverfahren bietet erstmals genau das:

Die Ergebnisse des Tests zeigen, ob das Hormon AVP vom Gehirn nicht mehr ausreichend gebildet wird, in der Niere nicht mehr angemessen wirkt oder ob eine Störung des Durstempfindens den Beschwerden zugrunde liegt. 

"Somit können wir die Patienten nun zielgerichtet therapieren und umgehen mögliche krankheitsbedingte Wechselwirkungen mit dem Testverfahren und Komplikationen durch Fehlbehandlung", erklärt Fenske.

In zehnjähriger Forschungsarbeit haben die Forscher das Diagnoseverfahren entwickelt.

In einer großen, internationalen Studie konnten sie nun zeigen, dass das neue Verfahren in bis zu 96,5 Prozent der Fälle die richtige Ursache erkennt und damit sehr viel zuverlässiger ist als der indirekte Durst-Versuch.

Zudem ist das Verfahren kostengünstiger, schneller und wird von den Patienten besser akzeptiert.

Sie bekommen eine Infusion, gefolgt von einer Blutentnahme nach etwa einer Stunde. 

Die Ärzte bestimmen darin einen Biomarker, das Copeptin, der Aufschluss über die körpereigene Bildung und Funktionalität des Hormons AVP gibt. 

Das neue Testverfahren wird nun Diagnosestandard bei Patienten mit Polyurie-Polydipsie-Syndrom.

 In der Leipziger Universitätsmedizin wird es bereits angewendet.

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Dr. Wiebke Fenske

Dr. Katarina Werneburg Universität Leipzig
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Originalpublikation:
"A Copeptin-Based Approach in the Diagnosis of Diabetes Insipidus", DOI: 10.1056/NEJMoa1803760.

Harnblasenkrebs - Harnblasentumor:

Medizin am Abend Belin Fazit: Querschnittlähmung als Risikofaktor für Harnblasenkrebs

Die Lebenserwartung von Menschen mit Querschnittlähmung ist in den vergangenen Jahrzehnten gestiegen. 

Betroffene können annähernd so alt werden wie nichtbehinderte Menschen. 

Mit zunehmender Lebenserwartung rücken aber weitere Erkrankungen ins Blickfeld der Mediziner, wie zum Beispiel der Harnblasenkrebs. 

Medizin am Abend Berlin ZusatzFachThema: Hygienepersonal in den Krankenhäusern  


Urologen des Berufsgenossenschaftlichen Klinikums Hamburg haben gemeinsam mit weiteren auf diesem Gebiet erfahrenen Urologen und Forschern des Leibniz-Instituts für Arbeitsforschung Daten von querschnittgelähmten Patienten untersucht. 

So konnten sie klare Hinweise dafür finden, dass ein Zusammenhang zwischen Querschnittlähmung und dem Auftreten eines Harnblasentumors besteht. 
 
Durch Fortschritte in der modernen Medizin hat sich die Lebenserwartung von Menschen mit einer Querschnittlähmung deutlich verbessert: 
  • Personen mit einer Lähmung der Rumpfmuskulatur und der unteren Gliedmaßen haben eine um ca. zwei Jahre verkürzte Lebenszeit. 
  • Bei tetraplegisch Verletzten, bei denen zudem die Armmuskulatur gelähmt ist, sind es ca. acht Jahre.
Gesundheitliche Probleme, die erst nach Jahren auftreten, wie beispielsweise Tumorerkrankungen der Harnblase, sind zunehmend relevant im Laufe der Behandlung von Querschnittgelähmten.

Den Zusammenhang zwischen Querschnittlähmung und dem Auftreten von Harnblasenkrebs haben Urologen des Berufsgenossenschaftlichen Klinikums Hamburg zusammen mit anderen Urologen und Forschern des Leibniz-Instituts für Arbeitsforschung an der TU Dortmund (IfADo) untersucht.

Dazu hat das Expertennetzwerk zum einen eine umfangreiche Literaturrecherche betrieben und alle bereits veröffentlichten Studien zum Thema ausgewertet. Zum anderen haben die Forscher die Daten von knapp 6600 Patienten mit Querschnittlähmung analysiert, die zwischen 1998 und 2014 im Hamburger Klinikum behandelt wurden. Bei 24 Patienten wurde ein Harnblasentumor diagnostiziert. In 79 Prozent der Fälle handelte es sich um einen Harnblasenkrebs, der bereits in die Muskulatur eingewachsen war.

  • Diese invasive Tumorvariante ist seltener, aber auch aggressiver und hat daher eine schlechtere Prognose.

„Im Schnitt waren die querschnittgelähmten Patienten, die an einem Harnblasenkrebs erkrankten, deutlich jünger als nicht querschnittgelähmte Personen mit Harnblasenkrebs“, sagen die Studienleiter Dr. Ralf Böthig, Leiter der Neuro-Urologie des Berufsgenossenschaftlichen Klinikums Hamburg und Prof. Klaus Golka, Leiter der Forschungsgruppe „Klinische Arbeitsmedizin“ am IfADo.

Eine Verschiebung des Erkrankungsalters bestätigte auch der Literaturvergleich: Querschnittgelähmte lagen zum Zeitpunkt der Diagnose Harnblasenkrebs 15 bis 30 Jahre unter dem Durchschnitt in der Normalbevölkerung.

„Diese Befunde weisen klar darauf hin, dass ein ursächlicher Zusammenhang zwischen der Querschnittlähmung und dem Harnblasenkarzinom bei diesen Patienten besteht“, so die beiden Studienleiter.
Die Datenauswertung ergab außerdem, dass, wenn zwischen dem Zeitpunkt des Unfalls bzw. des Lähmungseintritts und der Diagnose Harnblasenkrebs (Latenzzeit) zehn Jahre oder mehr liegen, ein erhöhtes Erkrankungsrisiko besteht. 

Welche Gründe diesen Ergebnissen zugrunde liegen, wissen die Forscher aber noch nicht. „Wir planen eine prospektive Studie, in der wir auch die Pathomechanismen erforschen wollen“, sagen die beiden Studienleiter.

Harnblasenkrebs:

In Deutschland erkranken nach Schätzungen des Robert Koch-Institutes rund 28.000 Menschen jährlich neu an einem Harnblasentumor.

Damit ist das Harnblasenkarzinom weltweit die fünfthäufigste Krebserkrankung bei Männern, bei Frauen ist es der 17. häufigste Tumor. 
  • Rund 80 Prozent aller Erkrankten weisen einen oberflächlichen, nicht-muskelinvasiven Tumor vor. 
20 Prozent der Betroffenen leiden an einem muskelinvasiven Tumor, der die Muskulatur befällt oder sich auf weitere Organe ausbreitet.

Das Erkrankungsrisiko steigt mit dem Alter:

Im Schnitt sind Betroffene 73 Jahre oder älter. 
  • Zu den Risikofaktoren zählen das Rauchen, der Kontakt mit verschiedenen Chemikalien sowie in seltenen Fällen auch z. B. Nebenwirkungen von bestimmten Medikamenten. 
Das Harnblasenkarzinom ist bei entsprechender beruflicher Exposition als Berufserkrankung anerkannt.

Publikation:
Böthig, R., Kurze, I., Fiebag, K., Kaufmann, A., Schöps, W., Kadhum, T., Zellner, M., Golka, K. (2017): Clinical characteristics of bladder cancer in patients with spinal cord injury. The experience from a single centre. Int Urol Nephrol. doi: 10.1007/s11255-017-1570-6.

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https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/28332134 Die Originalpublikation.

Endoskopie-System: Der Zustand der Harnblase - Uro-MDD

Medizin am Abend Berlin Fazit: Präziser Blick in die Harnblase

Eine neue 3D-Bildgebung der Harnblase soll die Diagnostik und Therapie, etwa bei Blasenkrebs, verbessern / Forschungskonsortium unter Beteiligung des Universitätsklinikums Freiburg  
  • Ein neues kombiniertes bildgebendes Verfahren soll es Ärzten zukünftig erleichtern, den Zustand der Harnblase optimal bewerten und noch präziser operieren zu können. 
Dafür entwickeln Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Sektion Urotechnologie der Klinik für Urologie am Universitätsklinikum Freiburg gemeinsam mit sechs Partnern aus Industrie und Forschung ein neues Verfahren. Dabei werden Aufnahmen der Blaseninnenwand mit weiteren gewebespezifische Daten ergänzt.

Ziel des Projekts ist es, Ärzten während der Operation die Orientierung in der Blase, die Bewertung von verdächtigem Gewebe und die präzise Entfernung von Tumoren zu erleichtern.

Dadurch könnte Patienten ein Folgeeingriff möglichst erspart bleiben.

Das vom Leibniz Institut für Photonische Technologien geleitete Projekt wird seit Februar 2017 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) für drei Jahre mit rund 2,4 Millionen Euro gefördert. Davon gehen rund 200.000 Euro nach Freiburg.

„Mit dem neuen Endoskopie-System könnten wir Untersuchungen, für die bislang mehrere Eingriffe nötig waren, in einem Schritt durchführen.

Dadurch lässt sich die Patientenbelastung hoffentlich enorm minimieren“, sagt Projekt-Ko-Leiter PD Dr. Arkadiusz Miernik, Leiter der Sektion für Urotechnologie der Klinik für Urologie am Universitätsklinikum Freiburg. 
  • Bislang liefert allein eine Spiegelungsoperation Überblick über potentiell auffällige Veränderungen der Harnblase. 
  • Entnommene Gewebeproben werden dann auf krebsspezifische Eigenschaften untersucht. 
  • Anschließend können eine Operation und gegebenenfalls eine Nach-Operation folgen, um den Tumor vollständig zu entfernen.
Dr. Konrad Wilhelm und Dr. Philippe-Fabian Müller, Assistenzärzte in der Klinik für Urologie sowie wissenschaftliche Mitarbeiter der Sektion für Urotechnologie des Universitätsklinikums Freiburg, betreuen das Projekt „Endoskopische Panoramabildgebung und faseroptische Spektroskopie in der Urologie zur Multi-Dimensionalen Diagnostik“, kurz „Uro-MDD“ aus medizinischer Sicht.

Sie stellen den Projektpartnern, wie beispielsweise Ingenieuren, Bilder aus Blasenspiegelungen und anderen bildgebenden Verfahren als Testdaten zu Verfügung und begleiten das Projekt aus Anwendersicht.

In einem späteren Stadium werden sie das System im Tiermodell überprüfen. In Zukunft sollen wesentliche Züge dieser Technik auch in weiteren Gebieten der Medizin, wie etwa Gynäkologie und Neurologie, Anwendung finden.

Uro-MDD wird im Rahmen der Allianz 3Dsensation des vom Bundeministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projektes „Zwanzig20 – Partnerschaft für Innovation“ gefördert.

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PD Dr. Dr. med. univ. Arkadiusz Miernik, FEBU
Sektionsleiter Urotechnologie
Klinik für Urologie
Universitätsklinikum Freiburg
Telefon: 0761 270-25821
arkadiusz.miernik@uniklinik-freiburg.de

Johannes Faber
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Telefon: 0761 270-84610
johannes.faber@uniklinik-freiburg.de
Benjamin Waschow Universitätsklinikum Freiburg


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http://www.uniklinik-freiburg.de/urologie/urotechnologie.html Sektion für Urotechnologie

http://www.leibniz-ipht.de Leibniz Institut für Photonische Technologien


http://www.bmbf.de/de/foerderprogramm-zwanzig20-partnerschaft-fuer-innovation-st... 

Förderprogramm „Zwanzig20 – Partnerschaft für Innovation“

Wiederkehrende Blasenentzündung: Wie Moos in einem reißenden Fluss

Medizin am Abend Berlin Fazit:   Blasenentzündung: Wenn Bakterien die Angel auswerfen

Wie gelingt es Bakterien, die Innenwand einer Harnblase zu besiedeln? Der Berliner Forscher Adam Lange hat die feinen Fortsätze von E. coli-Bakterien analysiert – dank dieser „Pili“ könnten sich die Einzeller gezielt an die menschliche Schleimhaut anheften. Mit einer Kombination moderner Bildgebungstechnologien dringen die Biophysiker am FMP (Leibniz-Institut für Molekulare Pharmakologie) dabei bis in atomare Details vor. Motiviert wird ihre Forschung durch die wachsende Zahl von Antibiotikaresistenzen: Die Aufklärung von Schlüsselstrukturen pathogener Keime schafft Ansatzpunkte für neue Therapeutika. 

Cartoon-Darstellung der Pilus-Struktur. Gezeigt werden sechs Pilusbausteine in einer Ansicht von oben.
Cartoon-Darstellung der Pilus-Struktur. Gezeigt werden sechs Pilusbausteine in einer Ansicht von oben. Adam Lange, FMP
 
Harnwegsinfektionen sind die häufigsten bakteriellen Entzündungen in Deutschland.

Jede zweite Frau erkrankt mindestens einmal in ihrem Leben an einer Blasenentzündung, besonders quälend sind ständig wiederkehrende Infektionen.

Dabei verfügt der Körper eigentlich über eine schlichte, aber effektive Abwehrmaßnahme: Geraten Bakterien in den Harntrakt, werden die Eindringlinge mit dem Urin wieder herausgespült. In manchen Fällen aber gelingt es ihnen, an der Innenwand der Blase Halt zu finden:

So wie Moos in einem reißenden Fluss gedeihen kann, besiedeln die Einzeller dann die Schleimhäute der Harnwege – mit schmerzhaften Folgen.

Der überwiegende Teil der Harnwegsinfekte wird von Escherichia coli-Bakterien verursacht, die normalerweise im menschlichen Darm leben, und die auf ihrer Oberfläche mit Hunderten feinster Härchen, den sogenannten Pili bestückt sind.

„Man kann sich jeden einzelnen Pilus wie eine Angelleine vorstellen“, sagt Adam Lange. „Die Leine ist fest und zugleich flexibel, und an ihrem Ende sitzt ein weiterer Eiweißbaustein, der sich wie ein Angelhaken spezifisch an bestimmte Moleküle der menschlichen Schleimhaut anheftet.“ Adam Lange untersuchte mit seiner Gruppe den Pilus vom Typ 1, durch den sich Darmbakterien an der Blaseninnenwand festsetzen. Er ist aus rund 3000 identischen Eiweißbausteinen aufgebaut, die perfekt ineinander passen und sich zu einer gewundenen Helix aneinanderlagern.

Die Analyse eines solch komplexen Gebildes ist für Strukturbiologen eine besondere Herausforderung, da der Molekülkomplex weder auskristallisiert noch löslich ist. Adam Lange, der vor zwei Jahren vom Europäischen Forschungsrat (ERC) eine Förderung über 1,5 Millionen Euro für die Erforschung von Infektionsmechanismen erhalten hat, ging das Problem daher mit einer Kombination dreier verschiedener Methoden an. Durch Elektronenmikroskopie wurde der Aufbau eines Pilus grob ersichtlich; mittels Kernspinresonanz (NMR) ermittelte er die atomare Struktur der einzelnen Eiweißbausteine. Und außerdem setzte er auch die noch junge Methode der Festkörper-NMR ein, mit der sich unlösliche Proteinaggregate analysieren lassen und zu deren Pionieren Lange gehört. „Je genauer wir Krankheitserreger bis hin ins atomare Detail verstehen, desto eher wird es gelingen, neue Wirkstoffe zu finden, die gezielt Infektionsmechanismen blockieren“, sagt Lange.

Birgit Herden

Habenstein B, Loquet A, Hwang S, Giller K, Vasa SK, Becker S, Habeck M, Lange A. Hybrid Structure of the Type I Pilus of Uropathogenic E. coli (2015)
Angew Chem Int Ed Engl. doi: 10.1002/anie.201505065. [Epub ahead of print]

Das Leibniz-Institut für Molekulare Pharmakologie (FMP) gehört zum Forschungsverbund Berlin e.V. (FVB), einem Zusammenschluss von acht natur-, lebens- und umweltwissenschaftlichen Instituten in Berlin. In ihnen arbeiten mehr als 1.500 Mitarbeiter. Die vielfach ausgezeichneten Einrichtungen sind Mitglieder der Leibniz-Gemeinschaft. Entstanden ist der Forschungsverbund 1992 in einer einzigartigen historischen Situation aus der ehemaligen Akademie der Wissenschaften der DDR.

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Medizin am Abend Fazit:  Wie Endoprothetik-Experten Gelenkinfektionen verhindern

Allein auf einer Fingerkuppe befinden sich bis zu 100 verschiedene Keime. Dort schaden sie ihrem Wirt – dem Menschen – nicht. In einer Operationswunde entwickeln sich die gleichen Mikroorganismen jedoch zum Infektionsrisiko. 

Beim Einsatz künstlicher Gelenke ist es daher notwendig, Patienten schon vor dem Eingriff einem Erreger-Screening zu unterziehen und Hygieneregeln in der Klinik strikt zu beachten. 

Darauf wies die Deutsche Gesellschaft für Endoprothetik (AE) auf ihrer Konferenz am 19. Juni in Hamburg hin. Denn eine Infektion des Gelenks belastet den Patienten, verzögert den Heilungsprozess und erfordert mitunter eine oder mehrere erneute Gelenk-Operationen. 
 
Von der Haut gelangen ständig Bakterien in das Körperinnere, beispielsweise beim Zähneputzen und Essen. Die körpereigene Abwehr fängt sie im Regelfall ab und verhindert eine Infektion.

Zum Infektionsrisiko werden Bakterien dann, wenn sie von ihrem angestammten Platz an einen anderen Ort, beispielsweise vom Darm in die normalerweise keimfreie Harnblase, gelangen.

Das gilt besonders dann, wenn die Anzahl der eingedrungenen Bakterien zu groß ist, um von der Abwehr abgefangen zu werden. „Künstliche Gelenke verfügen über keine Abwehr gegen Bakterien und damit können nur wenige davon eine Infektion auslösen, wenn sie an die Prothese gelangen“, erklärt Dr. med. Lars Frommelt, der das Institut für Infektiologie, klinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene der HELIOS ENDO-Klinik Hamburg leitet.

Da diese Besiedelung der Prothese bei der Implantation erfolgen kann, müssen Desinfektion, Antibiotikaprophylaxe, also krankenhaushygienische Maßnahmen erfolgen, um Bakterien daran zu hindern, die Prothese zu besiedeln, so der Experte im Vorfeld eines Forums der AE Hamburg. Ist es den Bakterien gelungen, auf der Prothese Fuß zu fassen, bilden sie den sogenannten Biofilm, in dem sie geschützt vor Abwehr und Antibiotika sind und von dort aus eine Infektion des Knochens verursachen. Spätestens dann müsse das Gelenk operativ gereinigt oder getauscht werden.

„Die Haut wird trotz sorgfältiger Desinfektion nie völlig keimfrei sein, insbesondere, da bei einer Operation auch tiefere Hautschichten durchtrennt werden, in denen Desinfektionsmittel nicht wirksam sind. Von dort können Erreger in die Tiefe des Operationsgebietes gelangen“, so Professor Dr. med. Heiko Reichel, Direktor der Orthopädischen Universitätsklinik am RKU Ulm. Die sorgfältigste Reinigung der Haut gehört unbedingt zur hygienischen Vorsorge bei einer Operation, um das Risiko einer Infektion zu reduzieren.

,„Wir empfehlen dringend, alle Patienten vor der OP einem Screening zu unterziehen, damit gefährliche Erreger bereits vor der Operation mit einem passenden Antibiotikum behandelt werden können“, ergänzt der Präsident der AE.

Vor einer Operation muss zudem sicher gestellt sein, dass der Patient nicht unter Infektionen oder Entzündungen leidet und über eine ausreichend starke körpereigene Abwehr verfügt, so Reichel.

Zum Ablauf vor dem Eingriff gehöre zwingend, dass Gelenkprothesen steril verpackt und vorbereitet sind. Im Operationsverlauf müsse das OP-Personal die Hygieneregeln der Klinik strikt einhalten. Dies erlaube einen sicheren Einsatz der Prothese und entlaste Menschen mit steifen, schmerzenden Gelenken dauerhaft und zuverlässig. „Außerdem gibt es vielversprechende Entwicklungen im Bereich der Oberflächen-beschichtung von Prothesen. Diese könnten künftig die Kolonisation der Bakterien direkt auf dem Kunstgelenk vermindern“, ergänzt Professor Dr. med. Carsten Perka, Ärztlicher Direktor des Centrums für Muskuloskeletale Chirurgie der Charité - Universitätsmedizin Berlin. Diese und weitere Möglichkeiten der Vermeidung und Behandlung periprothetischer Infektionen erörtern Vertreter verschiedener Fachgebiete bei der Pressekonferenz anlässlich des Forums „Experts meet Experts“ am 19. Juni 2015 in Hamburg.


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Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e. V.

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Die AE – Deutsche Gesellschaft für Endoprothetik verfolgt als unabhängiger Verein seit 1996 das Ziel, die Lebensqualität von Patienten mit Gelenkerkrankungen und -verletzungen nachhaltig zu verbessern und deren Mobilität wiederherzustellen. Mit ihren Expertenteams aus führenden Orthopäden und Unfallchirurgen organisiert sie die Fortbildung von Ärzten und OP-Personal, entwickelt Patienteninformationen und fördert den wissenschaftlichen Nachwuchs. Die AE ist eine Sektion der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie.

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