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Immune-Narbe im Gehirn

 

Immun-Narbe“ Im Gehirn von COVID-19-Genesenen nachgewiesen

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Universitätsklinikum Freiburg, Johannes Faber, 29.07.

Neue Studie identifiziert anhaltende Aktivierung des angeborenen Immunsystems im Gehirn von COVID-19-Genesenen / Potentielle Bedeutung für langfristige neurologische Symptome von COVID-19 / Publikation in Acta Neuropathologica


Freiburger Forscher*innen haben wichtige Fortschritte im Verständnis der immunologischen Veränderungen im Gehirn von COVID-19-Genesenen gemacht. Im Gehirn von Personen, die eine SARS-CoV-2-Infektion überstanden haben, fanden sie Anzeichen einer anhaltenden Aktivierung des angeborenen Immunsystems, wie das Forschungsteam unter der Leitung von Prof. Dr. Marco Prinz, Ärztlicher Direktor am Institut für Neuropathologie des Universitätsklinikums Freiburg jetzt zeigt. Diese Erkenntnisse, die am 25. Juli 2024 in Acta Neuropathologica veröffentlicht wurde, könnten entscheidend für die Entwicklung neuer Therapien für Patient*innen mit langfristigen neurologischen Symptomen nach COVID-19 sein.

Hirneigenes Immunsystem nach SARS-CoV-2-Infektion längerfristig gestört

Die Forscher*innen untersuchten die Gehirne von Personen, die an COVID-19 erkrankt, vollständig genesen und zu einem späteren Zeitpunkt an einer anderen Ursache verstorben waren. Bei diesen ermittelten sie immunologische Veränderungen im zentralen Nervensystem. Die Forscher*innen setzten dafür hochmoderne Methoden des maschinellen Lernens und eine räumliche Auflösung auf Einzelzell-Ebene ein. Das erlaubt ein deutlich besseres Verständnis der Funktion einzelner Zellen.

Im Vergleich zu ebenfalls untersuchten Personen ohne vorherige SARS-CoV-2-Infektion fanden die Forscher*innen in den Gehirnen von Genesenen zahlreiche sogenannte Mikrogliaknötchen. Diese charakteristischen Immun-Zellansammlungen weisen auf eine chronische Immunaktivierung hin, ähnlich einer Narbe, die nicht vollständig ausheilt. „Die Mikrogliaknötchen könnten eine zentrale Rolle bei den neurologischen Veränderungen spielen, die bei einigen Genesenen beobachtet werden“, erklärt Dr. Marius Schwabenland, Erstautor der Studie, Assistenzarzt am Institut für Neuropathologie des Universitätsklinikums Freiburg und Clinician-Scientist im IMM-PACT- sowie im Berta-Ottenstein-Programm der Medizinischen Fakultät der Universität Freiburg.

Relevanz für langfristige neurologische Symptome

„Es ist gut möglich, dass die anhaltende Aktivierung des angeborenen Immunsystems im Gehirn zu den langfristigen neurologischen Beschwerden nach einer SARS-CoV-2-Infektion beiträgt. In einer früheren Studie hatten wir bereits Proben nach akuter SARS-CoV-2-Infektion untersucht und ähnliche, deutlich stärkere Veränderungen festgestellt“, erklärt Schwabenland.

Studienleiter Prinz betont: „Unsere Studie ist ein wichtiger Schritt, um zu verstehen, wie COVID-19 das Gehirn langfristig beeinflusst. Dies könnte uns helfen, gezielte Therapien zu entwickeln, die diese Immunreaktionen modulieren und die Lebensqualität der Betroffenen verbessern.“

Zukunftsperspektiven und weitere Forschung

„Unsere Ergebnisse unterstreichen die zentrale Rolle, die fehlregulierte Immunreaktionen bei COVID-19 spielen können – nicht nur bei der akuten Infektion, sondern auch bei Langzeitfolgen wie Long-Covid“, betont Prof. Dr. Dr. Bertram Bengsch, Sektionsleiter an der Klinik für Innere Medizin II und Mitautor der Studie.

Die Untersuchung verschiedener Zelltypen des angeborenen und erworbenen Immunsystems und das Zusammenspiel dieser Zellen stellt einen vielversprechenden Ansatz für künftige Forschungsprojekte dar, die über COVID-19 hinausgehen. Ein besseres Verständnis dieser Prozesse könnte zu neuen diagnostischen und therapeutischen Ansätzen in der Behandlung von Patient*innen mit Infektions- oder Krebserkrankungen führen.

Prof. Dr. Marco Prinz
Institut für Neuropathologie
Universitätsklinikum Freiburg
Telefon: 0761 270-51060
marco.prinz@uniklinik-freiburg.de

Originalpublikation:
Originaltitel der Studie: High throughput spatial immune mapping reveals an innate immune
scar in post‑COVID‑19 brains
DOI: https://doi.org/10.1007/s00401-024-02770-6
Link zur Studie: https://link.springer.com/article/10.1007/s00401-024-02770-6

Prof. Dr. med. Andrea Bäßler: Das weibliche Geschlechtshormon Östrogen un die Raucherinnen

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Kardiologen fordern bessere Erforschung von Geschlechterunterschieden bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Die Unterschiede bei Frauen und Männern hinsichtlich des Risikos und der Ausprägung kardiovaskulärer Erkrankungen werden bisher zu wenig berücksichtigt. 

Die DGK fordert deshalb mehr genderspezifische Forschung. 

Ein erstes Positionspapier soll für diese Defizite sensibilisieren und auf die bestehenden Herausforderungen aufmerksam machen.

  • Die Symptome verschiedener Herz-Kreislauf-Erkrankungen können bei Männern und Frauen ganz unterschiedlich in Erscheinung treten. 

Auch gibt es Unterschiede in der Wirkung von Medikamenten. 

Dennoch werden geschlechterspezifische Faktoren in der Gesundheits- und Krankheitsforschung oftmals zu wenig berücksichtigt. 

Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e. V. (DGK) hat deshalb ihr erstes Positionspapier zur Gendermedizin mit Fokus auf kardiovaskuläre Erkrankungen veröffentlicht. 

Es soll Ärzt:innen und ihre Patient:innen auf die wissenschaftlich begründeten Unterschiede hinweisen und so zu einer bestmöglichen Versorgung beitragen.

Ein Herzinfarkt wird bei Frauen häufig verzögert erkannt

  • Die typischen Symptome eines Herzinfarkts wie starkes Enge- oder Druckgefühl in der Brust mit häufiger Ausstrahlung in den linken Arm finden sich typischerweise bei Männern. 
  • Bei Frauen sind diese seltener, außerdem weisen sie häufiger unspezifische und vielfältigere Symptome auf.

„Oft ist der Brustschmerz schwächer ausgeprägt und das Ausstrahlen in den linken Arm kann auch ausbleiben“, bemerkt Prof. Dr. med. Andrea Bäßler, Sprecherin der AG28 „Gendermedizin in der Kardiologie“ der DGK. 

  • „Stattdessen berichten betroffene Frauen eher von Kurzatmigkeit, 
  • geringerer Belastbarkeit, 
  • Schmerzen in Oberbauch und Rücken,
  • sowie von vegetativen Veränderungen wie Übelkeit, 
  • wie Erbrechen, 
  • wie Schweißausbruch.“

CAVE: Dies führe häufig dazu, dass Frauen aber auch Ärzte die Hinweise fehldeuten und beispielsweise an eine Magenverstimmung denken. 

So kann es selbst in der Notaufnahme im Krankenhaus zu Fehldeutungen durch das Fachpersonal kommen. 

Der gefährliche Herzinfarkt kann dann spät oder möglicherweise gar nicht diagnostiziert werden und gelegentlich unbehandelt bleiben.

Rauchen ist für Frauen riskanter, intensiver Sport hingegen nicht

Nikotinkonsum schadet allen Menschen. Für Frauen ist das damit verbundene Risiko für einen Herzinfarkt aber höher als für Männer. 

Während männliche Raucher ein durchschnittlich 1,43-mal höheres Risiko für einen Herzinfarkt haben als Nichtraucher, ist das durchschnittliche Risiko für Raucherinnen 2,24-mal höher. 

Zudem reduziert Nikotin die Aktivität des weiblichen Geschlechtshormons Östrogen und vermindert die Prolaktinsekretion, wodurch die Menopause ein bis vier Jahre früher eintreten kann und das kardiovaskuläre Folgerisiko erhöht wird.

Dafür haben Frauen ein deutlich geringeres Risiko beim intensiven Sporttreiben: 

Athletinnen erleiden beim Leistungssport seltener maligne Rhythmusstörungen oder einen plötzlichen Herztod.

Leitlinien berücksichtigen Geschlechterunterschiede aufgrund fehlender Datenlage wenig

Beide Geschlechter haben im mittleren Alter ein ähnliches Risiko für Bluthochdruck (Männer: 34% vs. Frauen: 32%). 

Frauen haben im Alter jedoch öfter bluthochdruckabhängige Erkrankungen. 

Bei Frauen geht der Anstieg des arteriellen Blutdrucks ab dem 30. Lebensjahr nämlich schneller voran und beschleunigt sich nach der Menopause abermals. 

Zudem weisen Studien darauf hin, dass Frauen im Vergleich zu Männern schon bei niedrigeren Blutdruckwerten ein höheres Risiko für Herzschwäche und Schlaganfall haben. 

Auch sprechen Männer und Frauen auf blutdrucksenkende Mittel unterschiedlich an, was das Risiko für Nebenwirkungen beeinflusst.

Da es allerdings an randomisierten Studiendaten fehlt, finden diese Unterschiede in den europäischen Leitlinien zum Management der arteriellen Hypertonie bislang keine Beachtung.

Angemessenes Verhältnis beider biologischer Geschlechter in Forschung notwendig

Diese Informationslücken basieren zum Großteil darauf, dass Frauen in wissenschaftlichen Studien aus unterschiedlichen Gründen unterrepräsentiert sind. 

„Umso wichtiger ist es, ab sofort beim Einschluss von Patienten in klinischen Studien ein angemessenes Verhältnis beider biologischer Geschlechter anzustreben, das in Relation zur Häufigkeit der Erkrankung bei Frauen und Männern steht“, so Bäßler. 

„Nur so können wir wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse erlangen, um zukünftig eine optimale Versorgung sowohl von Männern als auch Frauen sicherzustellen“. 

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Prof. Dr. Andrea Bäßler, Universitätsklinikum Regensburg
Tel: 0941 9447230
E-Mail: andrea.baessler@ukr.de

Michael Böhm Deutsche Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung e.V.

Originalpublikation:

https://doi.org/10.1007/s12181-024-00694-9

Sehn und Hören

 

Studie unter UHH-Beteiligung: Seh- und Hörprobleme bleiben bei Menschen in Behinderteneinrichtungen oft unerkannt

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Seh- und Hörbeeinträchtigungen treten bei Menschen mit komplexer Behinderung häufig auf und bleiben oftmals unerkannt. Das bestätigt eine Untersuchung der Universität Hamburg mit der Blindeninstitutsstiftung, der Ludwig-Maximilians-Universität München und der Pädagogischen Hochschule Heidelberg mit Personen in bayerischen Wohneinrichtungen für erwachsene Menschen. Die Studie zeigt auch, wie die Teilhabe im Alltag verbessert werden kann.


Als Teil des Forschungsvorhabens „Sehen und Hören bei Menschen mit geistiger bzw. komplexer Behinderung in Bayern“ wurde das Hamburger Projekt an der Fakultät für Erziehungswissenschaft von Prof. Dr. Sven Degenhardt und Dr. Marie-Luise Schütt geleitet und von Dr. Stefanie Holzapfel federführend umgesetzt. In ihrer Untersuchung, die gemeinsam mit einem Forschungsteam der Ludwig-Maximilians-Universität München durchgeführt wurde, standen die Rahmenbedingungen in den Wohnangeboten der Behindertenhilfe im Fokus. Dafür wurden 19 Wohneinrichtungen in Bayern besucht.

„Es hat sich herausgestellt, dass Barrierefreiheit in Bezug auf Sehen und Hören oft nicht mitgedacht wird“, erklärt Dr. Marie-Luise Schütt, die Koordinatorin barrierefreier Bildungsprozesse in Schule und Hochschule am Zentrum für Lehrkräftebildung Hamburg ist. So sei nur selten sowohl auf gute Beleuchtung als auch auf gute Akustik geachtet worden. Und insbesondere eine gemeinsame Betrachtung von spezifischen Barrieren in den Bereichen Sehen und Hören habe selten stattgefunden. „Wir konnten bei unseren Besuchen zudem beobachten, dass Hörbeeinträchtigungen leichter übersehen werden als Sehbeeinträchtigung und es bei den Mitarbeitenden der Einrichtungen einen hohen Bedarf an Schulungen in diesem Bereich gibt“, so Schütt.

Wie wichtig es ist, Seh- und Hörprobleme bei Bewohnerinnen und Bewohnern von Behinderteneinrichtungen richtig zu erkennen, und welches Potenzial für Teilhabe in gezielten Maßnahmen liegt, unterstreicht der zweite Teil der Studie: An der Pädagogischen Hochschule Heidelberg wurden Daten zum Seh- und Hörvermögen von Bewohnerinnen und Bewohnern aus 13 unterfränkischen Einrichtungen für Menschen mit Behinderung erhoben, wobei diese keinen Schwerpunkt auf Sinnesbehinderungen hatten.

Die Mitarbeitenden der Einrichtungen gaben Auskunft über das beobachtete Seh- und Hörverhalten der bei ihnen lebenden komplex beeinträchtigten Menschen. Gleichzeitig wurde eine Erhebung am Medizinischen Zentrum für erwachsene Menschen mit komplexer Behinderung (MZEB) durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen: 88 Prozent der Personen haben eine Sehbeeinträchtigung, die in rund 40 Prozent der Fälle vor der Untersuchung im MZEB nicht bekannt war. 72 Prozent der Personen hatten eine Beeinträchtigung des Hörvermögens, von denen es bei 69 Prozent nicht bekannt war. 63 Prozent der Personen hatten sowohl eine Seh- als auch eine Hörbeeinträchtigung.

„Wenn übersehen wird, dass komplex behinderte Menschen nur wenig oder gar nichts sehen oder hören, hat das große Auswirkungen auf deren Selbstbestimmung im Alltag und die Teilhabe in allen Lebensbereichen“, sagt Johannes Spielmann, Vorstand der Blindeninstitutsstiftung, „denn eine zusätzliche Sinnesbehinderung erfordert ein ganz anderes, barrierefreies Setting und vor allem entsprechende Kenntnisse der begleitenden Fachkräfte.“

Als Ergebnis des dreijährigen Gesamtprojektes, das vom Bayerischen Gesundheitsministerium mit 420.000 Euro gefördert wurde, haben die Forschenden aus den Ergebnissen der Studie daher konkrete Verbesserungsmaßnahmen abgeleitet, die in einer Broschüre veröffentlicht wurden. Mitarbeitende erhalten praxisnahe Tipps, wie das gemeinsame Miteinander im Wohnalltag gestaltet werden kann. Die Broschüre „Sehen und Hören mitdenken“ steht als barrierefreie Version auf der Website der Blindeninstitutsstiftung kostenlos zum Herunterladen zur Verfügung: www.blindeninstitut.de/suhb

Dr. Marie-Luise Schütt
Universität Hamburg
Koordinatorin für barrierefreie Bildungsprozesse in Schule und Hochschule
Zentrum für Lehrkräftebildung Hamburg (ZLH)
Tel.: +49 40 42838-9171
E-Mail: marie-luise.schuett@uni-hamburg.de

Beatmung

 

Neue S3-Leitlinie „Nichtinvasive Beatmung als Therapie der chronischen respiratorischen Insuffizienz“ veröffentlicht

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Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. (DGP)

Die neue S3-Leitlinie „Nichtinvasive Beatmung als Therapie der chronischen respiratorischen Insuffizienz“, unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) entstanden, ist ab sofort bei der AWMF veröffentlicht. Sie ersetzt die bekannte S2k-Leitlinienversion für invasive und nichtinvasive Therapien. „Beide Bereiche haben sich in den vergangenen Jahren so dynamisch und unterschiedlich entwickelt, dass wir uns nun für eine wissenschaftliche, differenziertere Aufteilung in jeweils eigene Leitlinien entschieden haben”, erklärt Leitlinienkoordinatorin Privatdozentin Dr. Sarah Stanzel, Fachärztin in der Lungenklinik an den Kliniken der Stadt Köln.


Die nun veröffentlichte Leitlinie zur nichtinvasiven Therapie konnte durch ihre große Evidenz als S3 klassifiziert werden. Die Empfehlungen zu invasiven Behandlungsmöglichkeiten befinden sich noch in Bearbeitung und sollen bei Fertigstellung als eigenständige S2k-Leitlinie publiziert werden.

Ein großer Unterschied zur früheren Leitlinienversion: „Die Grenzwerte für eine Indikation zur nichtinvasiven Beatmung bei verschiedenen Krankheitsbildern wurden an die bestehende Evidenz angepasst”, erklärt Koordinatorin Stanzel. Ihr besonderes Augenmerk galt zudem der Vermeidung widersprüchlicher Aussagen: „Es gibt kaum etwas Schlimmeres in Leitlinien, als Widersprüche”, betont die junge Expertin. Konsequent werde deshalb an entsprechenden Textstellen auf themenverwandte Leitlinien verwiesen, etwa zum prolongierten Weaning, der Sauerstofflangzeittherapie oder hin zu schlafbezogenen Atemstörungen – ohne selbst auf diese Themenblöcke im Detail einzugehen. Neu in der Leitlinie ist auch die Diskussion rund um ambulante oder stationäre Versorgungsstrukturen.

Auch trägt das Autoren-Team der Entwicklung hin zu immer mehr adipösen Patienten Rechnung, indem das Kapitel zum Obesitas-Hypoventilationssyndrom stark überarbeitet wurde. Ein komplett neues Kapitel zum prolongierten Weaning ist hinzugekommen, wie auch eines rund um ethische Fragen, um Antworten geben zu können, wie eine Therapie mit gutem Gewissen auch beendet werden kann. „Für unsere chronisch schwerkranken Patienten ist das eine ganz wichtige und auch sehr schwierige Frage: Wann endet eine Therapie-Bemühung?”, weiß Privatdozent Dr. Stephan Walterspacher, der für die DGP bereits zum dritten Mal an der Leitlinien-Überarbeitung als Senior-Koordinator mitwirkte. „Auf ein gut begleitetes Sterben müssen wir in Zukunft noch viel Augenmerk legen“, mahnt der erfahrene Pneumologe.

Interaktive Flowcharts und Kitteltaschen-Version zur besseren Anwendbarkeit

Derzeit wird zudem eine Kitteltaschen-Version der Leitlinie fertiggestellt. Auch digitale Flowcharts mit klaren Anweisungen für die Behandler sind in der Entwicklung, um ein schnelles Durchklicken zur gewünschten Information zu ermöglichen. „In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Zahl der beatmeten Patienten verdoppelt – auf zuletzt rund 17.000 neu eingeleitete Beatmungen im Jahr“, sagt Sarah Stanzel. „Wir wünschen uns deshalb möglichst nicht nur die Spezialisten für chronische respiratorische Insuffizienz zu erreichen, sondern möchten alle medizinischen Kollegen befähigen, betroffene Patientinnen und Patienten bestmöglich zu versorgen ”, ergänzt Walterspacher.

In Kürze: komplette S3-Leitlinie als englische Übersetzung verfügbar

Entsprechend wird die neue S3-Leitline auch in Kürze komplett als englische Version publizieren werden, um international wahrnehmbar und zitierfähig zu sein. Denn die DGP ist überzeugt, derzeit im Vergleich ein einzigartiges wissenschaftliches Evidenz-Niveau für die nichtinvasive Beatmung bei chronischer respiratorischer Insuffizienz erreicht zu haben. „Diese Leitlinie ist für uns Pneumologen und Beatmungsmediziner extrem wichtig und wird Vieles in Bewegung setzen“, kommentiert DGP-Präsident Prof. Wolfram Windisch. „Eine Pflichtlektüre!“

Originalpublikation:
https://www.awmf.org/service/awmf-aktuell/nichtinvasive-beatmung-als-therapie-de...