Qualitätszirkel Niren- und Dialysen

Kardiologie Potsdam

Universitätzmedizin Rostock

Alexianer St. Josephs Potsdam

Dialyse-Pflege-Standard

salt

PICS Ambulanz

Dr.Vetter

Woran erkranken wir in Deutschland?

BG Klinken - Post-COVID-Programm

Herz Check

EMA

Singende Krankenhäuser

Dr. Heart

Herzhose

Lauflabor

IKDT

Online Strafanzeigen

medpoint - Fortbildungskalendar

Was hab ich?

Healthtalk

BKV Info

BKG

KHS BB

KHS BB
.

Kardiologie

Urologie Berlin

bbgk

VEmaH

ProBeweis

aps-ev + Schlichtungsstelle

jkb

DHZB + Charité

zurück ins leben

CRO

Gewebenetzwerk

Anamnese- und Untersuchungsbogen

Diagnostische Pfade

FORTA

CIRS Bayern

Gender Medizin

lebensmittelwarnung.de

idw

Hypercholesterinämie oder gemischter Dyslipidämie

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Alirocumab bei Hypercholesterinämie oder gemischter Dyslipidämie: 

Zusatznutzen nicht belegt

Medizin am Abend Berlin Zusatzfachlink: Dosisbewertung  

Arzneimittelversorgung-patienten-hadern-mit-negativen-amnog-folgen/ 

Keine der Studien im Dossier ist für die Fragestellungen relevant 
 
Der Wirkstoff Alirocumab (Handelsname Praluent) ist seit September 2015 für Erwachsene mit Hypercholesterinämie oder gemischter Dyslipidämie zugelassen, bei denen eine Diät und andere Arzneimittel den Cholesterinspiegel nicht ausreichend senken. 
  • Zudem kann es eingesetzt werden, wenn Statine zur Behandlung nicht infrage kommen oder wegen ihrer Nebenwirkungen nicht vertragen werden.
Kürzlich hat das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) bereits den Zusatznutzen eines ähnlichen Wirkstoffs gemäß Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG) überprüft: Evolocumab.

Nun hat der Gemeinsame Bundesausschuss (G- BA) das Institut auch mit der Prüfung des Herstellerdossiers zu Alirocumab beauftragt. Ein Zusatznutzen gegenüber den zweckmäßigen Vergleichstherapien ist auch für diesen Wirkstoff nicht belegt.

Monoklonaler Antikörper soll den LDL-Spiegel senken
  • Wenn die LDL-Cholesterinwerte im Blut erhöht sind, wird die Diagnose „Hypercholesterinämie“ gestellt. 
  • Bei der gemischten Dyslipidämie können zusätzlich erhöhte Triglyceridwerte vorliegen. 

Unbehandelt können beide Störungen bei stark überhöhten Werten zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie etwa einer koronaren Herzkrankheit oder einer Arteriosklerose führen.

Als Standardtherapie kommt eine Diät in Kombination mit lipidsenkenden Arzneimitteln (etwa Statinen) infrage oder, wenn Medikamente und Diät nicht ausreichen, eine Blutwäsche (LDL-Apherese) in Kombination mit einer medikamentösen Therapie.

  • Bei einer LDL-Apherese wird das Blut vom LDL-Cholesterin gereinigt. Bei einigen Patientinnen und Patienten reichen diese Maßnahmen aber nicht aus.

Sogenannte PCSK9-Hemmer wie Alirocumab oder Evolocumab fördern den Abbau von LDL-Cholesterin in der Leber.

  • Das Enzym PCSK9 bindet nämlich anstelle von LDL-Cholesterin an die LDL-Rezeptoren der Leberzellen und sorgt für den Abbau der Rezeptoren, was den Cholesterinspiegel im Blut hebt. Blockiert eine Substanz wie Alirocumab das Enzym, so steigt die Zahl der LDL-Rezeptoren, und die Cholesterinwerte können sinken.

G -BA benennt drei Fragestellungen

Der G- BA hat für drei Patientenpopulationen unterschiedliche zweckmäßige Vergleichstherapien festgelegt: Bei Patientinnen und Patienten, die Statine zwar vertragen, aber auch mit der höchsten verträglichen Statindosis ihre Cholesterin-Zielwerte nicht erreichen, sollte Alirocumab in Kombination mit einem Statin und gegebenenfalls weiteren Lipidsenkern verglichen werden mit einer maximal tolerierten medikamentösen und diätischen Therapie zur Lipidsenkung.

Bei Patienten, für die eine Statintherapie nicht infrage kommt, sollte Alirocumab mit einem anderen Lipidsenker als Monotherapie verglichen werden. Und für Patienten, bei denen die medikamentösen und diätischen Optionen zur Lipidsenkung ausgeschöpft sind, sollte die zweckmäßige Vergleichstherapie eine LDL-Apherese sein.

Verkehrte Population, falsche Vergleichstherapien, zu kurze Studien

Von den insgesamt zwölf Studien, die der Hersteller in seinem Dossier für diese drei Fragestellungen benennt, beantwortet keine die relevanten Fragen der frühen Nutzenbewertung.

  • Erstens hatte in etlichen Studien zur ersten Fragestellung jeweils ein Teil der Patienten keine Vortherapie mit einer maximal verträglichen Statindosis erhalten, was aber die Voraussetzung für eine Therapie mit Alirocumab ist.
  • Zweitens wurde in vielen der Studien die zweckmäßige Vergleichstherapie nicht eingehalten, oder für jene Studienteilnehmer, die den Einschlusskriterien entsprachen, lagen keine Daten vor. 
  • Und drittens sind sie – wie schon bei Evolocumab – zum Teil zu kurz. Denn Hypercholesterinämie und gemischte Dyslipidämie sind chronische Erkrankungen; Alirocumab ist für eine Dauertherapie vorgesehen. Daher sind Studien mit einer Laufzeit von mindestens einem Jahr erforderlich, um den Nutzen oder Schaden zu beurteilen.
Da keine der Studien für die Nutzenbewertung relevant ist, gibt es für keines der Anwendungsgebiete einen Anhaltspunkt für einen Zusatznutzen von Alirocumab gegenüber der jeweiligen zweckmäßigen Vergleichstherapie.

G-BA beschließt über Ausmaß des Zusatznutzens

Diese Dossierbewertung ist Teil der frühen Nutzenbewertung gemäß Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG), die der G-BA verantwortet. Nach Publikation der Dossierbewertung führt der G-BA ein Stellungnahmeverfahren durch und fasst einen abschließenden Beschluss über das Ausmaß des Zusatznutzens.

Einen Überblick über die Ergebnisse der Nutzenbewertung des IQWiG gibt folgende Kurzfassung. Auf der vom IQWiG herausgegebenen Website gesundheitsinformation.de finden Sie zudem allgemein verständliche Informationen. 

Medizin am Abend Berlin DirektKontakt
www.medizin-am-abend.blogspot.com

Über Google: Medizin am Abend Berlin 

Dr. Anna-Sabine Ernst 
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)
Telefon: 0221 35685 153
Fax: 0221 35685 833
E-Mail-Adresse: anna-sabine.ernst@iqwig.de

Weitere Informationen für international Medizin am Abend Berlin Beteiligte
http://www.iqwig.de

Isomaltulose ist für Menschen mit Typ-2-Diabetes besser geeignet als Haushaltszucker

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Zucker ist nicht gleich Zucker:

Isomaltulose ist für Menschen mit Typ-2-Diabetes besser geeignet als Haushaltszucker

Der natürliche Zweifachzucker Isomaltulose (PalatinoseTM) besteht wie Haushaltszucker aus Trauben- und Fruchtzucker, ist aber hinsichtlich der Regulation des Blutzuckerspiegels für Menschen mit Typ-2-Diabetes anscheinend besser geeignet. Dies bestätigt auch eine neue Studie des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung (DIfE), einem Partner im Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD). Wie die Untersuchung zudem erstmals an Menschen mit Typ-2-Diabetes zeigt, ist der günstige Stoffwechseleffekt der Isomaltulose auf eine veränderte Freisetzung der Darmhormone GLP-1 und GIP* zurückzuführen.

Das Wissenschaftlerteam um Farnaz Keyhani-Nejad und Andreas F. H. Pfeiffer vom DIfE publizierte seine Ergebnisse nun in der Fachzeitschrift Diabetes Care (Keyhani-Nejad et al. 2016; 39:e1-e2; DOI: 10.2337/dc15-1891). 

 Zuckerwürfel
Zuckerwürfel Till Budde/DIfE

Nach dem Verzehr von Isomaltulose steigt der Blutzuckerspiegel weniger stark an als nach dem Verzehr von Haushaltszucker, obwohl beide Zuckerarten aus denselben Einfachzuckern aufgebaut sind und im Dünndarm komplett verdaut und aufgenommen werden.

Dies ist durch verschiedene Untersuchungen belegt. Welche Stoffwechselmechanismen dieser Beobachtung zu Grunde liegen, ist jedoch noch wenig erforscht. Daher untersuchten die DIfE-Wissenschaftler die Stoffwechselwirkung von 50 g Isomaltulose bzw. 50 g Haushaltszucker im Rahmen einer Crossover-Studie an 10 Erwachsenen, die von Typ-2-Diabetes betroffen sind.

  • In der aktuellen Studie ließ Isomaltulose im Vergleich zum Haushaltszucker die Blutzuckerwerte der Probanden durchschnittlich um 20 Prozent weniger ansteigen. 

Die freigesetzten Insulinmengen verringerten sich sogar um 55 Prozent. Ebenso stiegen die GIP-Spiegel im Blut nur sehr wenig an und erreichten erst nach 60 Minuten einen Maximalwert.

Nach Aufnahme des Haushaltszuckers erhöhten sich dagegen die GIP-Spiegel bereits nach 15 Minuten um mehr als das Doppelte und fielen dafür aber auch schon nach etwa 60 Minuten sehr stark ab.

Auch hinsichtlich der GLP-1-Freisetzung beobachteten die Wissenschaftler Unterschiede in der Wirkung der beiden Zucker.

Nach dem Verzehr der Isomaltulose stieg der GLP-1-Spiegel bei den Probanden stärker und länger anhaltend an als nach der Aufnahme des gebräuchlichen Zuckers.

Hinsichtlich der Glucagonfreisetzung stellten die Wissenschaftler keine signifikanten Unterschiede fest.

Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass die unterschiedlichen Stoffwechseleffekte der beiden Zweifachzucker, die aus je einem Molekül Trauben- und Fruchtzucker zusammengesetzt sind, auf die chemisch unterschiedliche Bindung zwischen den beiden Einfachzuckern zurückzuführen ist.

  • Während die Verdauungsenzyme Haushaltszucker recht rasch in Trauben- und Fruchtzucker spalten, dauert dieser Vorgang bei Isomaltulose länger. 
  • Hierdurch passiert ein großer Teil der Isomaltulose ungespalten die oberen Abschnitte des Dünndarms, in dem sich die GIP-produzierenden K-Zellen befinden, und kann so die GIP-Freisetzung nicht wesentlich stimulieren. 
  • Die GLP-1-produzierenden L-Zellen befinden sich dagegen in den unteren Darmabschnitten und setzen aufgrund der erst jetzt vermehrt vorliegenden Einfachzucker verstärkt das Darmhormon frei. 

Wie frühere Studien der Wissenschaftler zudem zeigen, kann GIP ungünstig auf den Stoffwechsel wirken und eine Fettleber sowie entzündliche Prozesse im Fettgewebe auslösen.

  • Dies lässt annehmen, dass die ungünstigen Effekte von Haushaltszucker vor allem durch die Hormonantwort, das heißt, die vermehrte GIP-Freisetzung bedingt sind.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Isomaltulose im Darm die GIP-Freisetzung verringert, die GLP-1-Ausschüttung erhöht, aber gleichzeitig ein gewisses Maß der Insulinfreisetzung erhält, wodurch starke Schwankungen des Blutzuckerspiegels ausbleiben.

„Dies ist besonders für Menschen mit Typ-2-Diabetes vorteilhaft, da bei ihnen die Blutzuckerspiegel leicht entgleisen. 
Hinsichtlich der Regulation des Zuckerstoffwechsels ist Isomaltulose also deutlich besser geeignet als der gebräuchliche Haushaltszucker“, sagt Endokrinologe Pfeiffer, der am DIfE die Abteilung Klinische Ernährung leitet. 
„Dennoch sollte man wissen, dass sie genauso viele Kalorien liefert wie andere Zuckerarten auch. Zudem schmeckt sie weniger süß, so dass man leicht verführt ist, mehr zu essen als vom Haushaltszucker. 

Wenn man die aufgenommene Energie nicht verbraucht, zum Beispiel durch ausreichend Bewegung, macht sie sich schnell in Form überflüssiger Pfunde bemerkbar“, gibt der Mediziner zu bedenken.

Übergewicht mache empfänglicher für Herz-Kreislauf- und bestimmte Krebserkrankungen und fördere nicht zuletzt das Typ-2-Diabetes-Risiko. Dies sei durch zahlreiche Studien belegt, so Pfeiffer weiter.

Daher gelte auch für Isomaltulose: Die Dosis macht das Gift.

Hintergrundinformationen:

*GLP-1 und GIP:
Glucagon-like peptide-1 (GLP-1): Im Darm setzen sogenannte L-Zellen GLP-1 frei, nachdem sie durch Kohlenhydrate (z. B. Zucker), Eiweiße oder Fette stimuliert wurden. Das Peptidhormon hat eine Halbwertszeit von weniger als zwei Minuten, stimuliert die Insulinfreisetzung und hemmt gleichzeitig die Ausschüttung des hormonellen Insulingegenspielers Glucagon.
Beides führt dazu, dass der Blutzuckerspiegel sinkt. Zudem weisen Untersuchungen darauf hin, dass es die Insulinempfindlichkeit der Beta-Zellen in der Bauchspeicheldrüse wiederherstellt und gleichzeitig ihrem Absterben entgegenwirkt. Darüber hinaus verzögert es die Aufnahme von Kohlenhydraten aus dem Darm und wirkt sättigend (Quelle: Wikipedia).

Gastric inhibitory polypeptide (GIP): Nach der Nahrungsaufnahme setzen sogenannte K-Zellen im Dünndarm GIP frei. Heute gilt als belegt, dass es hauptsächlich die Insulinausschüttung durch die Beta-Zellen stimuliert.
Hemmt man bei einer fettreichen Diät die Wirkung von GIP, wirkt dies einer entstehenden Fettsucht und Insulinresistenz entgegen. Zudem vermuten Wissenschaftler, dass GIP bei nachlassender Insulinwirkung eine entscheidende Rolle für den Wechsel von Fettoxidation zu Fettspeicherung spielt. So könnte es für die Sekundärprävention der Insulinresistenz eine wichtige Rolle spielen (Quelle: Wikipedia).

Das Deutsche Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Es erforscht die Ursachen ernährungsassoziierter Erkrankungen, um neue Strategien für Prävention, Therapie und Ernährungsempfehlungen zu entwickeln. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die Ursachen und Folgen des metabolischen Syndroms, einer Kombination aus Adipositas (Fettsucht), Hypertonie (Bluthochdruck), Insulinresistenz und Fettstoffwechselstörung, die Rolle der Ernährung für ein gesundes Altern sowie die biologischen Grundlagen von Nahrungsauswahl und Ernährungsverhalten. Mehr unter www.dife.de. Das DIfE ist zudem ein Partner des 2009 vom BMBF geförderten Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD). Weitere Informationen zum DZD finden Sie unter http://www.dzd-ev.de.

Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 88 selbständige Forschungseinrichtungen. Ihre Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute widmen sich gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevanten Fragen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Forschung, auch in den übergreifenden Leibniz-Forschungsverbünden, sind oder unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer, vor allem mit den Leibniz-Forschungsmuseen. Sie berät und informiert Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Einrichtungen pflegen enge Kooperationen mit den Hochschulen - u.a. in Form der Leibniz-WissenschaftsCampi, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 18.100 Personen, darunter 9.200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,6 Milliarden Euro. Mehr unter http://www.leibniz-gemeinschaft.de.

Medizin am Abend Berlin DirektKontakt:
www.medizin-am-abend.blogspot.com


Über Google: Medizin am Abend Berlin 


Prof. Dr. Andreas F. H. Pfeiffer
Abteilung Klinische Ernährung
Deutsches Institut für Ernährungsforschung
Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
Arthur-Scheunert-Allee 114-116
14558 Nuthetal/Deutschland
Tel.: +49 (0)33200 88-2771
Tel.: +49 (0)30 450514 422
E-Mail: afhp@dife.de
E-Mail: afhp@charite.de

Dr. Farnaz Keyhani-Nejad
Abteilung Klinische Ernährung
Deutsches Institut für Ernährungsforschung
Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
Arthur-Scheunert-Allee 114-116
14558 Nuthetal/Deutschland
E-Mail: Keyhani-Nejad.Farnaz@dife.de

Dr. Gisela Olias
Deutsches Institut für Ernährungsforschung
Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
Tel.: +49 33200 88-2278/-2335
E-Mail: olias@dife.de
http://www.dife.de

Körpergröße beeinflusst das Risiko für....?!°

Medizin am Abend Berlin Direkt: Körpergröße beeinflusst Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, und Krebs

Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) und der Harvard School of Public Health haben im Journal Lancet Diabetes & Endocrinology* die Erkenntnisse über den Zusammenhang von Körpergröße mit den bedeutsamsten Volkskrankheiten zusammengefasst. 

Große Menschen haben zwar ein erniedrigtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Typ-2-Diabetes, aber ein höheres Risiko für Krebs. 

Eine kalorienreiche Ernährung mit einem erhöhten Anteil an Milch und Milchprodukten in schnellen Wachstumsphasen, wie z.B. in der Schwangerschaft, ist wahrscheinlich für das weltweit zunehmende Größenwachstum und seine Zusammenhänge mit diesen Erkrankungen verantwortlich. 

Körpergröße beeinflusst Erkrankungsrisiko wichtiger Volkskrankheiten

Körpergröße beeinflusst Erkrankungsrisiko wichtiger Volkskrankheiten N. Stefan/DZD


Die Körpergröße ist weitgehend genetisch festgelegt, dennoch beobachtet man in den vergangenen Jahrzehnten weltweit eine stete Zunahme bei Kindern und Erwachsenen: 
  • Die Kinder sind im Erwachsenenalter fast immer deutlich größer als ihre Eltern. 
  • Die größte Zunahme der Körpergröße über die letzten Jahrzehnte findet man in den Niederlanden. Holländische Männer sind mittlerweile 20 cm größer als sie es vor 150 Jahren waren. Interessanterweise ist in den Niederlanden auch der Pro-Kopf-Konsum von Milch und Milchprodukten weltweit am höchsten.
Diese Beobachtungen nahmen die Wissenschaftler des DZD, Prof. Norbert Stefan und Prof. Hans-Ulrich Häring von der Medizinischen Klinik IV in Tübingen und dem Institut für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen des Helmholtz Zentrums München an der Universität Tübingen (IDM) und Prof. Matthias Schulze vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Potsdam (DIfE), in Zusammenarbeit mit Prof. Frank Hu von der Harvard School of Public Health und Medical School in Boston, USA, zum Anlass, die Ursachen und medizinischen Auswirkungen dieser Zunahme im Größenwachstum zu analysieren.

Körpergröße beeinflusst Erkrankungsrisiko wichtiger Volkskrankheiten

  • Die Untersuchung zeigt, dass die Körpergröße einen wichtigen Einfluss auf die Sterblichkeitsrate bestimmter Volkskrankheiten hat, und zwar unabhängig von Körperfettmasse und anderen modulierenden Faktoren. 
  • Bisherige Studien belegen anschaulich, dass große im Vergleich zu kleinen Menschen ein erniedrigtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Typ-2-Diabetes haben, aber ein erhöhtes Risiko haben, an Krebs zu erkranken. „Epidemiologische Daten zeigen, dass pro 6,5 cm Körpergröße das Risiko für kardiovaskuläre Sterblichkeit um 6 Prozent sinkt, dafür aber die Krebsmortalität um 4 Prozent steigt“, erläutert Prof. Schulze.

Mehrere Ursachen werden vermutet

  • Die Autoren gehen davon aus, dass eine zunehmende Körpergröße Ausdruck eines Überangebots von hochkalorischer Nahrung reich an tierischem Eiweiß in verschiedenen Stadien des Wachstums ist. 
Dadurch könnte bereits im Mutterleib eine lebenslange Programmierung stattfinden, die bislang vor allem für das insulin like growth factor 1 und 2 sowie das IGF-1/2-System belegt werden konnte.

Eine Aktivierung dieses Systems führt u.a. dazu, dass der Körper empfindlicher wird für die Wirkung des Insulins und, dass der Fettstoffwechsel günstig beeinflusst wird. 

„Entsprechend zeigen unsere neuen Daten, dass große Menschen insulinempfindlicher sind und einen geringeren Fettgehalt in der Leber haben, was ihr niedriges Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Typ-2-Diabetes mit erklären kann“, schlussfolgert Prof. Stefan. Diese Erkenntnisse passen zu publizierten Daten, die nahelegen, dass große Menschen einen relativen Schutz vor Fettstoffwechselstörungen haben.

  • Aber gerade diese Aktivierung des IGF-1/2-System und anderer Signalwege könnte zu einem erhöhten Risiko für bestimmte Krebsarten,vor allem Brustkrebs, Dickdarmkrebs, schwarzer Hautkrebs, führen, indem das Zellwachstum dauerhaft gefördert wird vermuten die Autoren. Es resultieren somit zwar positive Auswirkung für die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Typ-2-Diabetes, aber negative Auswirkungen für die Entstehung von Krebs.

Fazit: Körpergröße bei Prävention stärker berücksichtigen

  • Die Wissenschaftler plädieren dafür, den Faktor Größenwachstum und Körpergröße mehr als bislang bei der Prävention der genannten Volkskrankheiten einzubeziehen. Diesbezüglich sollten Ärzte besonders dafür sensibilisiert werden, dass große Menschen, obwohl sie weniger häufig mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Typ-2-Diabetes auffallen, ein erhöhtes Risiko für Krebskrankheiten haben. Schließlich kommt der Ernährung, vor allem in der Schwangerschaft und im Kindes- und Jugendalter, eine bislang unterschätzte Bedeutung zu.

Deutsches Zentrum für Diabetesforschung (DZD)
Das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung (DZD) e.V. ist eines der sechs Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung. Es vernetzt Experten auf dem Gebiet der Diabetesforschung und verbindet durch seinen integrativen Forschungsansatz Grundlagenforschung, Epidemiologie und klinische Anwendung. Ziel des DZD ist es, einen wesentlichen Beitrag zur erfolgreichen Prävention, Diagnose und Therapie des Diabetes mellitus zu leisten.
Mitglieder des Verbunds sind das Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt, das Deutsche Diabetes-Zentrum DDZ in Düsseldorf, das Deutsche Institut für Ernährungsforschung DIfE in Potsdam-Rehbrücke, das Institut für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen des Helmholtz Zentrum München an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen und das Paul-Langerhans-Institut Dresden des Helmholtz Zentrum München am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus der TU Dresden, assoziierte Partner an den Universitäten in Heidelberg, Köln, Leipzig, Lübeck und München sowie weitere Projektpartner. www.dzd-ev.de

Quelle
Norbert Stefan, Hans-Ulrich Häring, Frank B Hu, Matthias B Schulze. Divergent associations of height with cardiometabolic disease and cancer: epidemiology, pathophysiology, and global implications. Lancet Diabetes & Endocrinology 2016 [epub ahead of print] http://dx.doi.org/10.1016/S2213-8587(15)00474-X

Medizin am Abend Berlin DirektKontakt
www.medizin-am-abend.blogspot.com

Über Google: Medizin am Abend Berlin

Dr. Silvia Grote
Deutsches Zentrum für Diabetesforschung e.V.
Ingolstädter Landstraße 1
85764 Neuherberg
Tel.: 089-3187-3971
grote@dzd-ev.de

Prof. Dr. med. Norbert Stefan
Universitätsklinikum Tübingen
Medizinische Klinik, Abteilung IV
Otfried-Müller-Straße 10, 72076 Tübingen
Tel. 07071 29-80390
norbert.stefan@med.uni-tuebingen.de

Prof. Dr. Matthias Schulze
Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
Arthur-Scheunert-Allee 114-116
14558 Nuthetal
Tel. 033 200 882434
mschulze@dife.de
Dr. Astrid Glaser Deutsches Zentrum für Diabetesforschung

Weitere Informationen für international Medizin am Abend Berlin Beteiligte
http://www.dzd-ev.de