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TOP-Hinweis: Untersucher des KTS - Karpaltunnel-Syndrom

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit:  Kribbeln in Fingern und Händen – Nutzung von Smartphones und Nerven-Engpass-Syndrom

Die intensive Nutzung von Smartphones fördert vermutlich einen Nerven-Engpass im Handgelenk mit schmerzhaften Taubheitsgefühlen, das sogenannte Karpaltunnelsyndrom (KTS). 

Das belegen aktuelle Studien aus Asien. 

„Drehende Bewegungen im Handgelenk verstärken das KTS, das ist bekannt“, bestätigt Professor Dr. med. Helmut Buchner von der Deutschen Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung (DGKN). 

Wer häufig Kribbeln im zweiten und dritten Finger spürt, sollte einen Neurologen aufsuchen. 

Für Schwangere sind örtliche Kortison-Spritzen zur Behandlung besonders geeignet. 
 
Seit langem wissen Mediziner, dass Karpaltunnel-Beschwerden durch intensive Handarbeit entstehen können.

„Bei Fleischern etwa gilt das KTS als Berufskrankheit“, berichtet Buchner.

 „Die drehenden Bewegungen im Handgelenk mit dem Messer fördern den Nerven-Engpass.“

  • Das gilt gleichermaßen für intensives Stricken oder Reinigungskräfte, die unablässig Wäsche auswringen. 

„Insofern ist es plausibel, dass der dramatische Mehrgebrauch von Smartphones und Computertastaturen ein KTS auslösen kann, auch wenn dies bisher nur Studien aus Asien belegen“, führt der Neurologe aus. 

„Ich kann keinen Grund erkennen, warum es bei uns anders sein sollte.“

Beim Karpaltunnel-Syndrom gerät der Nervus medianus unter Druck, der an einer Engstelle durch das Handgelenk führt.

Ursache ist meist:

eine Schwellung,

die durch belastende Bewegungen entsteht,

ferner durch nächtliches Schlafen mit abgeknickten Handgelenken,

starke Gewichtszunahme

hormonelle Einflüsse wie Schwangerschaft und Wechseljahre. 

  • „Frauen sind drei bis vier Mal häufiger als Männer betroffen“, erläutert Buchner. 

„Schon aufgrund ihres Monatszyklus können Schwellungen leichter entstehen.“ 

  • Die Schwellung führt häufig zu Entzündungen, die wiederum Vernarbungen hervorrufen können, was die Durchblutung weiter verschlechtert und die Schwellung befördert.
  • Erste Symptome sind ein Kribbeln in den Spitzen der ersten drei Finger, vom Daumen bis zum Mittelfinger. 

„Das Kribbeln fühlt sich elektrisierend und brennend an“, so Buchner.

Schüttelt man die Hände, verschwinden die Missempfindungen häufig. 

Im weiteren Verlauf können Schmerzen auftreten, die nachts sogar bis in den Arm ziehen.

„Zum Schluss kann das Kribbeln in ein permanentes Taubheitsgefühl übergehen und sich die Muskulatur am seitlichen Daumenballen der betroffenen Hand zurückbilden“, erklärt DGKN-Experte Buchner, der an der Klinik für Neurologie und Klinische Neurophysiologie am Knappschaftskrankenhaus Recklinghausen tätig ist.

Um zu klären, ob ein KTS vorliegt, erfragt der Neurologe zunächst Vorgeschichte und Beschwerden.

Dann folgen meist zwei einfache Tests.

Beim Phalen-Test presst der Patient die Handflächen wie beim Beten aneinander und knickt zugleich die Handgelenke im 90-Grad-Winkel ab. 

„Mit dieser Haltung provoziert man die Enge“, erläutert Buchner.

„Tritt nach zwei Minuten kein Kribbeln auf, liegt kein KTS vor.

Beim Hoffmann-Tinel-Zeichen beklopft der Arzt den Mediannerv in der Innenseite des Handgelenks mit dem Finger.

Führt das zum Kribbeln in den Fingerspitzen, ist dies ein Hinweis auf ein KTS.

Eine eindeutige Aussage erlaubt die elektrische Diagnostik, die Elektroneurographie. 

„Mit leichten Stromimpulsen messen wir, wie viel Zeit der Mediannerv für die Weiterleitung eines Reizes benötigt“, so Buchner. 

  • Dauert es zu lange, das heißt länger als 4,2 bis 4,5 Millisekunden, hat der Nerv eine Funktionsstörung erlitten. 

Dann kann eine Therapie erforderlich werden.

„Dafür eignet sich ein dreistufiges Vorgehen“, rät Buchner.

  • Im Anfangsstadium hilft es mitunter, Belastungen zu vermeiden – etwa mit einer Handschiene, die ein Abknicken der Gelenke verhindert.
  •  „Oder durch den Verzicht auf intensive Smartphone-Nutzung, vor allem auf drehende Handgelenkbewegungen wie beim Wischen auf dem Display“, rät Buchner. 

Verhaltensänderungen lösen allerdings die Engstelle nicht auf, räumt der DGKN-Experte ein.

Gut schlägt häufig das einmalige Spritzen von entzündungshemmendem Kortison in die Engstelle an, ein in Deutschland eher selten angewandtes Verfahren.

„Diese Behandlung ist besonders für Schwangere geeignet, deren Hormonhaushalt sich nach der Geburt wieder umstellt“, meint Buchner.

Sorgen um das ungeborene Kind sind laut Buchner unbegründet:

„Die Kortison-Dosis ist minimal und nur örtlich wirksam.“

  • Am häufigsten und am wirksamsten ist jedoch nach wie vor die Operation, die bei anhaltenden Beschwerden unumgänglich wird. 

Dabei spalten Hand- oder Neurochirurgen über einen kleineren Schnitt in örtlicher Betäubung das Bindegewebsgewebsband über dem Karpaltunnel, so dass der eingeklemmte Nerv mehr Platz bekommt und der Druck sinkt.

Jährlich erfolgen etwa 300.000 Eingriffe dieser Art in Deutschland.

Quellen:

Studien zum Thema:
• Woo EHC, White P, Lai CWK. Effects of electronic device overuse by university students in relation to clinical status and anatomical variations of the median nerve and transverse carpal ligament. Muscle Nerve. 2017 Nov;56(5):873-880. doi: 10.1002/mus.25697. Epub 2017 Jun 21. (https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1002/mus.25697)

• İnal EE et al. Effects of smartphone overuse on hand function, pinch strength, and the median nerve. Muscle Nerve. 2015 Aug;52(2):183-8. doi: 10.1002/mus.24695. Epub 2015 Jun (https://onlinelibrary.wiley.com/doi/pdf/10.1002/mus.24695)

Die Deutsche Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung (DGKN) ist die medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft für Ärzte und Wissenschaftler in Deutschland, die auf dem Gebiet der klinischen und experimentellen Neurophysiologie tätig sind. Anliegen der DGKN ist es, die Forschung auf diesem Gebiet zu fördern sowie eine qualitätsgesicherte Aus-, Weiter- und Fortbildung zu garantieren. Zu diesem Zweck richtet die DGKN wissenschaftliche Tagungen, Symposien und Fortbildungsveranstaltungen aus. Sie erarbeitet Richtlinien und Empfehlungen für die Anwendung von Methoden wie EEG, EMG oder Ultraschall. Darüber hinaus setzt sich die DGKN für den wissenschaftlichen Nachwuchs ein, indem sie etwa Stipendien und Preise vor allem für junge Forscher vergibt. Die Methoden der klinischen Neurophysiologie kommen Patienten bei der Diagnose und Therapie neurologischer Erkrankungen wie Parkinson, Alzheimer, Migräne, Epilepsie, Schlaganfall oder Multiple Sklerose zugute.
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CAVE-Therapie-Hinweis: Die Baker Zyste im Bereich der Kniekehle

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Neue Therapie für Baker-Zyste entdeckt

Eine strahlentherapeutische Behandlung könnte in Zukunft bei der Baker-Zyste Anwendung finden. 

Zu diesem Ergebnis kam eine Studie des Universitätsklinikums Regensburg (UKR), die nun von der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie ausgezeichnet wurde. 
 Dr. Hautmann erhält den Günther-von-Pannewitz-Preis für seine Studie zur Baker-Zyste.
 Dr. Hautmann erhält den Günther-von-Pannewitz-Preis für seine Studie zur Baker-Zyste.
© MCI/Thomas Ecke
 
  • Eine Baker-Zyste bezeichnet eine Zyste im Bereich der Kniekehle, die häufig bei Arthrosen oder auch weiteren Erkrankungen im Knie wie einer Verletzung des Meniskus auftritt. 

Neben den Beschwerden der primären Erkrankung, verursacht die Zyste bei vielen Patienten zusätzlich ein permanentes Druckgefühl und führt häufig auch zu Funktionseinschränkungen, da das Knie nicht mehr störungsfrei abgewinkelt werden kann. 

Die Baker-Zyste gilt als Begleiterscheinung, weswegen es bislang ursächlich nur die entsprechende Grunderkrankung behandelt werden kann.

  • In manchen Fällen, wenn die Zyste anhaltend Beschwerden verursacht, kann sie operativ entfernt werden. 

Dr. Matthias Hautmann aus der Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie des UKR hat nun bei der strahlentherapeutischen Behandlung von Patienten mit Knie-Arthrose entdeckt, dass sich diese Therapieform auch günstig auf die Baker-Zyste auswirkt.

Diese, in einer prospektiven Studie veröffentlichten Ergebnisse, wurden auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie nun mit dem mit 1.000 Euro dotierten Günther-von-Pannewitz-Preis ausgezeichnet.

  • Zyste und Schmerzen gehen zurück – erste Ergebnisse positiv

Baker-Zysten entstehen in der Regel durch eine Entzündungsreaktion in der Gelenkhöhle.

  • Da die Strahlentherapie entzündungshemmend wirkt und außerdem eine effektive Therapieoption bei Arthrose im Kniebereich darstellt, entwickelte Dr. Hautmann mit seinem Team die These, dass eine Baker-Zyste durch Strahlentherapie effektiv behandelt werden kann. 

Um dies zu überprüfen, wurden 20 Patienten, bei denen eine Strahlentherapie am Kniegelenk geplant war, in eine prospektive Beobachtungsstudie eingeschlossen.

In enger Zusammenarbeit mit dem Ultraschallzentrum des UKR wurden dafür die Baker-Zysten der Patienten vermessen und zusammen mit weiteren Werten wie einer Schmerz-Skala im Behandlungsverlauf dokumentiert.


Die Ergebnisse der Kurzzeit-Beobachtung von sechs bis zwölf Wochen als auch der Langzeit-Beobachtung von neun bis zwölf Monaten zeigten signifikante Ergebnisse.

Alle Patienten sprachen auf die strahlentherapeutische Behandlung an.

  • Langfristig konnte bei knapp 80 Prozent der Patienten eine Volumenreduktion der Zyste um mehr als 25 Prozent erreicht werden. 

Auch was die Belastung der Patienten angeht, konnten gute Ergebnisse beobachtet werden.

  • So verringerte sich mit dem Umfang der Zyste auch der damit verbundene Schmerz. 

Kurzfristig konnten 80 Prozent und langfristig knapp 60 Prozent der Patienten ihre Schmerzmitteleinnahme reduzieren.

„Wir haben festgestellt, dass ein Großteil der Patienten von der Bestrahlung profitiert.  

Die Strahlentherapie stellt eine effektive Behandlung sowohl hinsichtlich der Arthrose als auch der begleitenden Baker-Zyste dar“, fasst Dr. Hautmann die Ergebnisse zusammen.

Mit 20 Patienten war diese erste Studie noch recht klein, liefert aber Anhaltspunkte, auf denen sich aufbauen lässt. So Dr. Hautmann weiter: „Nachfolgende Studien müssen nun validieren, ob die Strahlentherapie eine ursprüngliche Behandlungsoption für Baker-Zysten darstellt.“

Strahlentherapeutische Behandlung von gutartigen Erkrankungen

Die Strahlentherapie wird meist mit der Behandlung von Krebserkrankungen assoziiert.

Das medizinische Leistungsspektrum dieses Fachgebiets umfasst aber noch viel mehr.

  • So bietet die Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie des Universitätsklinikums Regensburg eine spezielle Sprechstunde für Patienten mit gutartigen Erkrankungen wie Fersensporn, Tennisellenbogen, Schleimbeutelentzündungen und Gelenkverschleiß, aber auch mit postoperativen Verknöcherungen und überschießender Narbenbildung an. 

Durch eine frühzeitige strahlentherapeutische Behandlung bleiben den Betroffenen körperliche Einschränkungen und eine langwierige Schmerzmedikation erspart.

 Die Strahlentherapie stellt eine Behandlungsoption für gutartige Erkrankungen dar.
Die Strahlentherapie stellt eine Behandlungsoption für gutartige Erkrankungen dar.
© UKR

Bei der Behandlung gutartiger Erkrankungen werden zumeist nur geringe bis sehr geringe Bestrahlungsdosen eingesetzt, so dass in der Regel keine Nebenwirkungen auftreten.

Eine einzelne Bestrahlungssitzung dauert meist auch nur wenige Minuten und läuft entgegen der Erwartung Vieler ohne den Einsatz von Wärme ab, so dass die eingesetzten Photonen oder Elektronen ihre Wirkung unbemerkt entfalten.

Publikation:
Hautmann, M.G., Jung, EM., Beyer, L.P. et al. Strahlenther Onkol (2019) 195: 69. https://doi.org/10.1007/s00066-018-1389-9

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Tabackwerbeverbot - auch für E-Zigaretten.....

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: E-Zigarette zur Raucherentwöhnung – Fluch oder Segen?

Rauchen ist nach wie vor ein wichtiger Risikofaktor für die koronare Herzerkrankung und den akuten Herzinfarkt mit nachfolgend hoher Sterblichkeit 

Wer einmal an diese Droge geraten ist, unternimmt oft viele Versuche, um wieder davon loszukommen. 

Eine Möglichkeit, um den Ausstieg aus der Tabaksucht zu erleichtern, könnte die Entwöhnung mit der E-Zigarette sein. 
 
E-Zigaretten erleben derzeit einen Boom.

In den letzten sieben Jahren ist der Umsatz mit E-Zigaretten allein in Deutschland von fünf auf 600 Millionen Euro angestiegen.

Eine englische Studie, die kürzlich im „New England Journal of Medicine“ veröffentlicht wurde [1], prüfte nun, ob die E-Zigarette als Methode der Raucherentwöhnung wirklich geeignet und wie vielversprechend sie ist.


Das Ergebnis: Langjährigen Raucherinnen und Raucher, die gewillt waren, das Rauchen zu beenden, gelang der Ausstieg über die E-Zigarette doppelt so häufig wie mit Nikotinersatzstoffen (z.B. Pflaster, Kaugummi, Lutschtabletten, medikamentöse Therapie etc.).

In der Studie wurden 886 im Durchschnitt 41 Jahre alte Raucherinnen und Raucher nach einer persönlichen Beratung in zwei Gruppen aufgeteilt. Die eine Gruppe erhielt ein Starterpaket mit E-Zigarette und einer nikotinhaltigen Inhaltsflüssigkeit, weitere Einheiten zum Nachfüllen nach Wahl schlossen sich an.

Die zweite Gruppe wurde mit anderen Nikotinersatzpräparaten ausgestattet. Alle Teilnehmer wurden zudem ermutigt, an einer regelmäßigen Verhaltenstherapie teilzunehmen. Nach 12 Monaten waren 18% der E-Zigaretten-Raucher*innen tabakabstinent. Diejenigen, die mit Ersatzpräparaten den Ausstieg erreichen wollten, zeigten diese Abstinenz nur zu 9,9%.

Dennoch sind die Ergebnisse der Studie mit Vorsicht zu genießen, warnen Experten der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung (DGK):

„Bei der Bewertung der Ergebnisse darf nicht außer Acht gelassen werden, dass die Mehrzahl der Probandinnen und Probanden der E-Zigaretten-Gruppe langfristig nicht auf das Rauchen verzichtete, sondern 80 Prozent der E-Zigarette treu blieben. 

  • Die meisten Patientinnen und Patienten sind also auf die E-Zigarette umgestiegen, ein wirklicher Ausstieg bzw. eine vollständige Abstinenz erfolgte nicht“, erklärt Prof. Dr. Rainer Hambrecht, Vorsitzender der DGK-Projektgruppe Prävention. Prof. Dr. Harm Wienbergen fügt hinzu: 

„Bedenklich ist hierbei vor allem, dass bislang keine fundierten Ergebnisse über die Langzeitfolgen von E-Zigaretten vorliegen, es gibt allerdings erste beunruhigende Hinweise auf ernste Spätschäden durch E-Zigaretten [2, 3].“ 


  • So zeigte eine US-amerikanische Studie, dass der Konsum von nikotinhaltigen Liquids der E-Zigaretten Auswirkungen auf die Bonchialepithelzellen hat, wie sie sonst nur bei von der chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen (COPD) 

Betroffenen beobachtet werden. Anfang des Jahres hatte bereits die American Heart Association in einer Pressemitteilung davor gewarnt, dass der Konsum von E-Zigaretten mit einer deutlich erhöhten Rate von Schlaganfällen und Herzerkrankungen einhergeht. [4]

Hinzu kommt die Vorbildfunktion: 

  • E-Zigaretten-Raucherinnen und Raucher sind schlechte Vorbilder für Jugendliche, die besonders empfänglich dafür sind, E-Zigaretten zu konsumieren. 
  • Dadurch wird bei den Jugendlichen nachweislich auch der Beginn konventionellen Zigarettenrauchens gebahnt [5].

Es ist deshalb eine stärkere bundesweite Regulierung des Verkaufes und der Bewerbung von E-Zigaretten zu fordern.

Ein Tabakwerbeverbot, das E-Zigaretten einbezieht, ist dringend erforderlich, um insbesondere Kinder und Jugendliche zu schützen, fordern die Kardiologen.

Literatur:

1. Hajek P et al. A Randomized Trial of E-Cigarettes versus Nicotine-Replacement Therapy. N Engl J Med 2019;380:629-637.
2. Garcia-Arcos I et al. Chronic electronic cigarette exposure in mice induces features of COPD in a nicotine-dependent manner. Thorax 2016;71:1119-1129.
3. Ghosh A et al. Chronic E-Cigarette Exposure Alters the Human Bronchial Epithelial Proteome. Am J Respir Crit Care Med 2018;198:67-76.
4. https://newsroom.heart.org/news/e-cigarettes-linked-to-higher-risk-of-stroke-hea...
5. Walley SC et al. A Public Health Crisis: Electronic Cigarettes, Vape, and JUUL. Pediatrics 2019;143:e20182741.

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Altersbedingte Muskelschwäche - Nerven/Muskelfaser

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Wie sich zerstörte Nervenbahnen im Muskel regenerieren

Nach einer Verletzung der neuromuskulären Endplatte, der Verbindung zwischen Nerven- und Muskelfaser, übernimmt der Proteinkomplex mTORC1 eine wichtige Funktion bei der Heilung. 

Forschende am Biozentrum der Universität Basel haben nun gezeigt, dass die Aktivierung des Proteinkomplexes mTORC1 ausgewogen sein muss, damit die Reparatur gelingt. 

Die in «Nature Communications» veröffentlichte Studie liefert auch neue Erkenntnisse für altersbedingte Muskelschwäche. 

Funktionsfähige Nervenverbindung im Muskel: Der Nerv (blau) mit seinen präsynaptischen Nervenenden (rot) sowie den postsynaptischen Rezeptoren im Skelettmuskel (grün).
Funktionsfähige Nervenverbindung im Muskel: Der Nerv (blau) mit seinen präsynaptischen Nervenenden (rot) sowie den postsynaptischen Rezeptoren im Skelettmuskel (grün).
Bild: Universität Basel, Biozentrum
 
  • Der Proteinkomplex mTORC1 fördert das Muskelwachstum und ist wichtig für die Selbstreinigung der Muskelzellen. 

Welche Funktion mTORC1 nach einer Verletzung der neuromuskulären Endplatte übernimmt, war bislang unklar. Neue Erkenntnisse liefert nun das Forschungsteam von Prof. Markus Rüegg am Biozentrum der Universität Basel.

Funktion von mTORC1

  • In unserem Körper sind Nerven und Muskeln durch neuromuskuläre Kontaktstellen miteinander verbunden, der sogenannten neuromuskulären Endplatte. 

Dies ist eine Synapse, die Signale zwischen Nervenfasern und Muskelfasern überträgt.

Wird diese Nervenverbindung unterbrochen oder verletzt, ist der Muskel in seiner Funktion eingeschränkt und geschwächt.

Das Besondere an diesen Synapsen ist jedoch, dass sie wieder repariert werden können. 

Rüeggs Forschungsteam hat nun die Funktion von mTORC1 nach einer Verletzung der neuromuskulären Endplatte im Mausmodell genauer untersucht.

Für die Funktion von mTORC1 im Muskel war bislang lediglich nachgewiesen, welche Rolle der Proteinkomplex für die Förderung des Muskelwachstums und die Selbstreinigung der Zellen übernimmt.

«Wir konnten nun zeigen, dass mTORC1 darüber hinaus eine wichtige Rolle bei der Regeneration der neuromuskulären Endplatte übernimmt», erklärt Perrine Castets, Erstautorin der Studie.

mTORC1 im Gleichgewicht

  • Damit mTORC1 seine Funktion ausüben und auf den Muskel und die Regeneration der Nervenverletzung einwirken kann, muss es zuvor von der Proteinkinase PKB/Akt aktiviert werden. 
  • Darüber hinaus zeigt Rüeggs Studie, dass der Proteinkomplex mTORC1 weder zu stark, noch in zu geringem Masse aktiviert werden darf, damit die Regeneration der Synapse gelingt. 

Dabei zeigte sich zudem eine Rückkopplung mit der Kinase PKB/Akt:

«Wird mTORC1 zu stark aktiviert, kommt es zu einer Hemmung dieser Kinase.

Dies führt dazu, dass die Regeneration der neuromuskulären Endplatte gestört ist.

Die Aktivierung durch PKB/Akt sorgt somit dafür, dass der Heilungsprozess adäquat verläuft», so Castets.

Die neu beschriebene Funktion von mTORC1 könnte auch eine Erklärung für die Entstehung der altersbedingten Muskelschwäche beim Menschen liefern.

Diese wird ebenfalls durch eine sich ändernde neuromuskuläre Endplatte und möglicherweise durch eine Überaktivierung von mTORC1 ausgelöst. 

 «Durch die Studie verstehen wir den Mechanismus bei der Wiederherstellung der neuromuskulären Endplatte nun besser. 

Vielleicht können wir daraus nun auch Möglichkeiten ableiten, den altersbedingten Defiziten und Strukturveränderungen auf therapeutischem Wege entgegenzuwirken und damit die Leistungs- und Funktionsfähigkeit der Muskeln im Alter besser aufrechterhalten», so Rüegg.

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Originalpublikation:
Perrine Castets, Nathalie Rion, Marine Théodore, Denis Falcetta, Shuo Lin, Markus Reischl, Franziska Wild, Laurent Guérard, Christopher Eickhorst, Marielle Brockhoff, Maitea Guridi, Chikwendu Ibebunjo, Joseph Cruz, Michael Sinnreich, Rüdiger Rudolf, David J. Glass & Markus A. Rüegg
mTORC1 and PKB/Akt control the muscle response to denervation by regulating autophagy and HDAC4
Nature Communications (2019), doi: 10.1038/s41467-019-11227-4

Diabetespatienten mit diabetischen Fußläsionen

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Neues Versorgungskonzept beim Diabetischen Fußsyndrom: DDG empfiehlt Zweitmeinung per Telemedizin

  • Jeder vierte Diabetespatient bekommt im Laufe seines Lebens ein Diabetisches Fußsyndrom (DFS). 
  • Häufig werden Anzeichen der Erkrankung zu spät erkannt – dann bleibt Betroffenen unter Umständen nur die Entscheidung zur Amputation. 

Um Symptome rechtzeitig zu diagnostizieren und die richtige Behandlung einzuleiten, empfiehlt die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) eine Beratung mit DFS-Experten – auch per Telemedizin. 

Durch diese Videosprechstunden können behandelnde Ärzte eine Zweitmeinung einholen und so möglicherweise den Verlust der Extremität oder des Fußes vermeiden. 

Medizin am Abend Berlin: Interdisziplinäres Beispiel einer Zweitmeinung  
 
Bei vielen Patientinnen und Patienten ist der Auslöser für ein DFS eine zunächst harmlose Fußverletzung. 

Da das Immunsystem bei Diabetespatienten bereits geschwächt ist, können sich kleine Verletzungen oder Druckstellen jedoch schnell zu großflächigen Wunden entwickeln, die das Gewebe zerstören. 

„Meist werden diese Verletzungen zu spät erkannt und unzureichend behandelt“, sagt DDG Vorstandsmitglied Professor Dr. med. Ralf Lobmann.

  • Bei schätzungsweise 40.000 Patienten mit Diabetes mellitus ist dann eine Amputation des Fußes oder sogar Unter- oder Oberschenkels unausweichlich. 

So koste das DFS das Gesundheitssystem jährlich rund 2,4 Milliarden Euro.

Ein Lösungsansatz zur Reduktion von großen Beinamputationen könne eine telemedizinische Vernetzung von Hausärzten mit den Experten der Arbeitsgruppe Diabetischer Fuß der DDG sein, schlägt Lobmann vor.

„Um langfristig die Prognose von Diabetespatienten mit diabetischen Fußläsionen zu verbessern, bedarf es einer interdisziplinären Zusammenarbeit mit Spezialisten“, erläutert der Leiter der AG Diabetischer Fuß der DDG. „Die Heilungschancen steigen, wenn zwischen dem Auftreten erster Symptome, der Vorstellung beim Arzt, der Diagnose und schließlich der Behandlung durch einen Spezialisten möglichst wenig Zeit vergeht.“

An dieser Stelle setzt ein neues Konzept der DDG an:

Die Arbeitsgemeinschaft Diabetischer Fuß und der Bund der Internisten (BDI) haben gemeinsam ein telemedizinisch basiertes Facharztkonsil für den diabetischen Fuß entwickelt.

Mithilfe dessen sollen Risikopatienten rechtzeitig identifiziert, der Heilungsverlauf verbessert und verkürzt und Amputationen vermieden werden. „Außerdem überbrückt die Telemedizin Überweisungszeiten oder räumliche Distanzen und bietet so die Möglichkeit, betroffene Patienten möglichst schnell in ein Behandlungsnetzwerk aufzunehmen“, erklärt Lobmann. Auf diesem Wege würde eine adäquate ambulante Therapie oder eine rasche stationäre Behandlung gesichert. Derzeit laufen Gespräche mit verschiedenen Kostenträgern an, damit dieses Konzept möglichst schnell in die Praxis überführt werden kann. „Wir hoffen, dass bald positive Entscheidungen getroffen werden, sodass DFS-Patienten schnellstmöglich davon profitieren“, ergänzt DDG Geschäftsführerin Barbara Bitzer.

Ein zweites Projekt zur telemedizinischen Zweitmeinung wird derzeit in Baden-Württemberg durchgeführt und durch das Landesministerium für Soziales und Integration unterstützt und gefördert.

„Über ein Evaluierungssystem lädt der behandelnde Arzt die Daten hoch und ein Experte bewertet diese innerhalb von 36 Stunden. Es sieht vor, dass zeitnah durch einen Experten die Notwendigkeit einer Amputation bestätigt oder eine Alternative aufgezeigt werden kann“, erklärt Lobmann. „Außerdem erhöht es die Entscheidungssicherheit des behandelnden Arztes sowie des Patienten und dessen Angehörigen“. Als Ärztlicher Direktor der Medizinischen Klinik 3, Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Geriatrie des Klinikums Stuttgart verantwortet Lobmann dieses Landes-Projekt mit.

Für DDG-Präsidentin Professor Dr. med. Monika Kellerer bietet die Telemedizin darüber hinaus ein großes Potential, um die Unterversorgung von Diabetespatienten im ländlichen Raum auszugleichen:

„Aktuell greift die Versorgung besonders gut in Ballungsräumen, wohingegen es auf dem Land nur wenige Diabetologinnen und Diabetologen gibt.  

Die Telemedizin könnte diese Distanz überbrücken und Versorgungsunterschiede ausgleichen.“

Durch die schnelle und einfache Möglichkeit, per Telemedizin eine zweite Meinung einzuholen, könnten die behandelnden Ärzte weitere Experten aus anderen Regionen zu Rate ziehen und Vermutungen bestätigen. „Auch die Kommunikation zwischen den Ärztinnen und Ärzten wird in diesem Prozess befördert und trägt zu einer anregenden Kultur des Austauschs bei“, befürwortet Kellerer.

Die DDG empfiehlt Menschen mit Diabetes, prinzipiell auf gutsitzendes Schuhwerk zu achten. 

„Bereits kleine Steine im Schuh können Druckstellen verursachen und unbemerkt die Haut schädigen“, betont DDG Mediensprecher Professor Dr. med Baptist Gallwitz.

„Und jetzt bei warmen Temperaturen sollten Menschen mit Diabetes nicht barfuß gehen und die Füße vor einem Sonnenbrand schützen.“ 

Auch eine medizinische Fußpflege, die Podologen anbieten, sei zur Vorbeugung eines DFS sinnvoll. Allgemein gilt für Diabetespatienten:

Wer eine Fußverletzung bemerkt, sollte möglichst rasch seinen behandelnden Arzt aufsuchen.

Literatur:
Deutscher Gesundheitsbericht Diabetes 2019:

https://www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de/fileadmin/Redakteur/Stellungnahmen...

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Über die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG):
Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) ist mit mehr als 9.000 Mitgliedern eine der großen medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften in Deutschland. Sie unterstützt Wissenschaft und Forschung, engagiert sich in Fort- und Weiterbildung, zertifiziert Behandlungseinrichtungen und entwickelt Leitlinien. Ziel ist eine wirksamere Prävention und Behandlung der Volkskrankheit Diabetes, von der fast sieben Millionen Menschen in Deutschland betroffen sind. Zu diesem Zweck unternimmt sie auch umfangreiche gesundheitspolitische Aktivitäten.

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DDG
Kerstin Ullrich/Christina Seddig
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ullrich@medizinkommunikation.org
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Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG)
Geschäftsstelle
Daniela Erdtmann
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Tel.: 030 3116937-24, Fax: 030 3116937-20
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Untergewichtige Patienten - CAVE: Kortisonbehandlung

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Häufig verkannt: Sonderformen des Diabetes – Die Ursachen sind vielfältig

Diabetes Typ 1, Diabetes Typ 2, Schwangerschaftsdiabetes – diese Stoffwechselerkrankungen sind allgemein bekannt. 

Was viele Hausärzte in Deutschland aber nicht wissen: 
  • Es gibt auch Sonderformen des Diabetes. 
Immer noch kommt es bei diesen Ausprägungen zu einer falschen Behandlung, weil sie nicht richtig diagnostiziert oder mit anderen Diabetesformen verwechselt werden. 

Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) erklärt, wie die seltenere Diabetes-Untergruppe erkannt wird und was bei der Therapie beachtet werden muss. 
 
„Die Ursachen einer Diabetes-Sonderform sind vielfältig und können von genetischen Erkrankungen über hormonelle Störungen bis hin zu Infektionen reichen“, sagt DDG Präsidentin Professor Dr. med. Monika Kellerer.

  • Auch die langfristige Einnahme von steroidhaltigen Medikamenten, etwa Kortison, kann zu einer Ausbildung dieses Typs führen.
  • Alle Ausprägungen besitzen dabei das gleiche Merkmal wie die „klassischen“ Diabetes-Erkrankungen – einen dauerhaft erhöhten Blutzuckerspiegel, der dringend reguliert werden muss. 

„Allerdings unter Beachtung der jeweiligen Grunderkrankung, weshalb die Therapien erheblich voneinander abweichen können“, betont Kellerer. 

Im Zweifel sollten sich Betroffene an eine Schwerpunktpraxis oder spezialisierte klinische Fachabteilung wenden.

Kortison ist ein häufiger Auslöser – nach Möglichkeit absetzen

  • Zu den häufigsten Auslösern der Diabetes-Sonderform gehören Kortison-Therapien, etwa bei Rheuma, Asthma, Morbus Crohn, anderen entzündlichen oder onkologischen Erkrankungen. 

„Hier lautet die gute Nachricht: Der Diabetes kann sich komplett zurückentwickeln, wenn das Kortison ausgeschlichen wird“, erläutert Kellerer. „Ob eine medikamentöse Umstellung möglich ist, sollten die Patienten mit ihren behandelnden Ärzten abklären.“

  • Generell ist das Risiko für die Entwicklung eines Diabetes umso größer, je höher die Kortison-Dosis und je länger die Therapiedauer sind. 
Besonders gefährdet sind Patienten, die adipös sind, eine familiäre Vorbelastung oder einen Langzeit-Blutzuckerwert HbA1C über 5,7 Prozent haben.

 „Ist das Weglassen des Kortisons nicht möglich oder normalisieren sich die Blutzuckerwerte nach dem Ausschleichen nicht, basiert die Therapie wie beim Typ-2-Diabetes zunächst auf Ernährungsumstellung und mehr Bewegung“, so Kellerer.

Dann folgen Antidiabetika in Tablettenform, am Ende Insulin.

Mukoviszidose zieht in jedem zweiten Fall Diabetes nach sich

Zu den Diabetes-Sonderformen gehört auch ein gestörter Glukosestoffwechsel, der sich infolge der Erbkrankheit Mukoviszidose entwickelt.

  • Ab einem Alter von 26 Jahren erkrankt jeder zweite Mukoviszidose-Patient zusätzlich an Diabetes, Frauen deutlich früher und häufiger als Männer. „Dann hängt die Lebenserwartung auch von der Diabetesbehandlung ab“, erklärt Professor Dr. med. Andreas Neu, Vize-Präsident der DDG.

Da der Diabetes bei Mukoviszidose-Kranken oft ohne erkennbare Symptome verläuft, sollten Patienten ab einem Alter von zehn Jahren jährlich auf Diabetes gescreent werden.

  • Aber: „Blutuntersuchungen allein mit dem HbA1c-Wert liefern nicht immer zuverlässige Ergebnisse“, berichtet Neu. 
  • Nüchtern-Blutzuckerbestimmungen etwa seien eine sinnvolle Ergänzung.

Vollwertige Ernährung ist lebenswichtig

Bei der Behandlung gibt es Besonderheiten. Generell gilt: Je untergewichtiger die Patienten, desto größer ihr Diabetes-Risiko. „Deshalb ist es vorteilhaft, Mukoviszidose-Patienten zu einem höheren Body-Mass-Index zu verhelfen“, erklärt Neu. Sie müssen vollwertig ernährt werden, auch in Bezug auf Salze und Kohlenhydrate. „In vielen Praxen werden die Patienten immer noch als Typ 2 eingestuft, die dann lernen, sich kalorienarm zu ernähren“, so Neu.  

  • Das sei für Erkrankte mit eingeschränkter Bauchspeicheldrüsenfunktion und Untergewicht in Hinsicht auf die Lebenserwartung äußerst problematisch.
Laut Leitlinie sollen Mukoviszidose-Patienten mit Diabetes Insulin erhalten.


Dies geschieht bislang jedoch nur bei drei Viertel der Patienten. „Der Rest wird diätetisch oder mit oralen Antidiabetika behandelt“, erläutert Neu.  

Die Leitlinien raten jedoch aufgrund der schlechteren Wirksamkeit von Tabletten ab. Diabeteskranke Mukoviszidose-Patienten kommen, im Gegensatz zu Typ-1-Diabetespatienten, lange ausschließlich mit Insulin zu den Mahlzeiten gut aus. Sie benötigten oft erst nach Jahren ein zusätzliches Basalinsulin.

Weitere genetisch fixierte Sonderform: „MODY"
 
Zu den häufigeren Diabetes-Sonderformen gehören auch die sogenannten „MODY-Diabetes“-Typen, die auf unterschiedlichen genetischen Defekten beruhen und von Generation zu Generation weitervererbt werden.

MODY steht für „Maturity Onset Diabetes of the Young“.  

Die genetischen Defekte bewirken, dass die Beta-Zellen in der Bauchspeicheldrüse nicht mehr richtig funktionieren und demzufolge die Insulinproduktion eingeschränkt ist.

„Die Patienten sind meist normalgewichtig, weshalb bei ihnen manchmal fälschlicherweise Diabetes Typ 1 diagnostiziert wird“, sagt DDG Experte Professor Dr. med. Dirk Müller-Wieland.

„Gentests geben Aufschluss, auch der Ausschluss von Antikörpern, die bei Typ 1 vorhanden sind.“

Das ist wichtig für die Therapie.

Denn MODY-Diabetespatienten können gegebenenfalls zunächst gut mit Bewegung und ballaststoffreicher Ernährung behandelt werden, dann mit Tabletten.

Erst in späteren Stadien ist eine Insulintherapie erforderlich.

Bauchspeicheldrüsen-Entzündung und Virusinfektionen als Ursache

Aber auch andere Kategorien dürfen nicht unerkannt bleiben.

  • Virusinfektionen können ebenfalls einen Diabetes der dritten Gruppe auslösen, zu weiteren Triggern zählen Fehlfunktionen des Immunsystems, hormonelle Störungen oder das Down-Syndrom.
  •  Eine akute Entzündung der Bauchspeicheldrüse führt in 15 Prozent der Fälle zu einem permanenten Diabetes der dritten Gruppe. 

„Sind Gallensteine der Grund für die Entzündung, kann sich der Diabetes nach deren Entfernung zurückbilden“, erläutert Professor Dr. med. Baptist Gallwitz.

Eine chronische Entzündung der Bauchspeicheldrüse, sehr häufig bedingt durch Alkoholmissbrauch, löst in etwa der Hälfte der Fälle Diabetes aus. 

 „Über die genaue Sonderform des Diabetes – und in der Konsequenz auch über die Therapie – entscheidet letztlich die Ursache“, resümiert DDG Mitglied Gallwitz.


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TOP-Untersucher-Studieneinladung: Früherkennung diabetischer Folgeerkrankungen wie Nerven-, Gefäß- und Netzhautschädigungen

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Neue Diabetesklassifikation? – Sub-Typen von Typ-2-Diabetes weisen höheres Risiko für Fettleber und Neuropathie auf

Aktuelle Studien liefern Hinweise auf eine neue Betrachtung der bekannten Diabetes-Klassifizierung in Hinblick auf unterschiedlich hohe Risiken für Diabetes-assoziierte Komplikationen. 

Forscher des Deutschen Diabetes-Zentrums (DDZ) und ihre Partner vom Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD) und der Universität Lund in Schweden haben nun verschiedene Cluster identifiziert, die die Aufteilung des Diabetes in Sub-Typen ermöglichen. 

  • Zwei dieser Untergruppen weisen ein höheres Risiko für Fettlebererkrankungen und Neuropathie auf. 

Entsprechend dem Konzept der Präzisionsmedizin verdeutlichen diese Ergebnisse die Notwendigkeit einer gezielten Diagnose und Behandlung für diese Patienten. 

Neue Subphänotypen: Risiko für eine FettlebererkrankungNeue Subphänotypen: Risiko für eine Fettlebererkrankung
 
Die herkömmliche Klassifizierung von Diabetes, hauptsächlich Typ-1- und Typ-2-Diabetes, wurde durch Studien aus Skandinavien in Frage gestellt.

In der aktuellen Ausgabe von The Lancet Diabetes & Endocrinology veröffentlichten Forscher des DDZ zusammen mit Kollegen des DZD und der Universität Lund eine Cluster-Analyse, mit der die Phänotypisierung in Sub-Typen möglich war.

Die Analysen kamen zu dem Resultat, dass das Risiko bestimmte diabetesbedingte Komplikationen zu entwicklen, zwischen den Sub-Typen bereits in den ersten fünf Jahren nach der Diagnose bestand. 

Diese Ergebnisse stammen aus der prospektiven multizentrischen deutschen Diabetes-Studie (GDS), die Menschen mit neu diagnostiziertem Diabetes seit mehr als zehn Jahren begleitet.

„Die neuen Sub-Typen werden dazu beitragen, präzise Präventions- und maßgeschneiderte Behandlungsstrategien für die jeweiligen Hochrisikogruppen zu entwickeln", betont Professor Michael Roden, Studienleiter der GDS, Vorstand am Deutschen Diabetes-Zentrum (DDZ) und Direktor der Klinik für Endokrinologie und Diabetologie am Universitätsklinikum Düsseldorf.

„Dies ist ein wichtiger Schritt in Richtung Präzisionsmedizin bei Diabetes und seinen Begleiterkrankungen."

Analyse und Ergebnisse
Die GDS wird bundesweit an acht Standorten im Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD) unter der Leitung des DDZ (www.deutsche-diabetes-studie.de ) durchgeführt.

Für diese Analyse wurden 1105 Teilnehmer anhand des prädiktiven Markers

GADA (Glutamat-Decarboxylase-Antikörper),

des Alters bei Diagnose,

des Body-Mass-Index (BMI),

des HbA1c-Spiegels,

der HOMA-Indizes (Homöostasemodellbewertung),

auf Insulinsensitivität,

Insulinsekretion,

untersucht. 

Dabei wurde untersucht, ob eine umfassende metabolische Charakterisierung dieser Cluster bei der Diagnose validiert und sich weiter ausgestaltet.

Ferner wurde analysiert, ob sich relevante Komplikationen und Begleiterkrankungen im Zusammenhang mit Diabetes, darunter die nichtalkoholische Fettleberkrankheit (NAFLD), Leberfibrose und diabetische Neuropathie, in diesen Clustern über einen Zeitraum von fünf Jahren unterscheiden lassen.

Basierend auf dem Cluster-Algorithmus konnten verschiedene Sub-Typen mit unterschiedlichen Risiken für Folgeerkankungen identifiziert werden:

milder altersbedingter Diabetes (MARD, 35%),

milder adipositasbedingter Diabetes (MOD, 29%),

schwerer autoimmuner Diabetes (SAID, 22%),

schwerer insulinresistenter Diabetes (SIRD, 11%)

 schwerer insulindefizitärer Diabetes (SIDD, 3%).

Die Ergebnisse zeigen, dass insbesondere zwei Sub-Typen ein hohes Risiko für Komplikationen besitzen.

  • Das höchste Risiko eine nichtalkoholische Fettleber zu entwickeln lag beim Cluster des „schweren insulinresistenten Diabetes“ (SIRD) vor; für eine diabetische Neuropathie lag das höchste Risiko beim Sub-Typ „schwerer insulindefizitärer Diabetes“ (SIDD).

Fazit
Mit Hilfe der neuen Diabetesklassifikation können Menschen mit Typ-2-Diabetes spezifischen Sub-Typen zugeordnet werden, die deutliche Stoffwechselveränderungen und unterschiedliche Risikomuster für die Entwicklung diabetesbedingter Komplikationen aufweisen.

Eine gezielte Prävention und frühzeitige Behandlung bei bestimmten Untergruppen von Menschen mit Diabetes ist ein Schritt zur Präzisionsmedizin in Form von spezifisch abgestimmten Therapieformen, um Folgeerkrankungen zu verzögern oder sogar zu vermeiden.

Deutsche Diabetes-Studie

Ziel der Deutschen Diabetes-Studie ist es, frühzeitig Marker für unterschiedliche Verlaufsformen des Diabetes zu identifizieren, um so neue Konzepte der Therapie und Vorsorge von Folgeerkrankungen zu entwickeln und gezielt einzusetzen. So können frühzeitig auftretende Warnzeichen für Diabetes-Komplikationen entdeckt und zugelassene Therapieverfahren parallel miteinander verglichen werden. Auch der Einfluss der Gene auf den Verlauf der Erkrankung wird mit dieser Studie untersucht.

Teilnehmer der Deutschen Diabetes-Studie erhalten kostenlos die Chance zur Früherkennung diabetischer Folgeerkrankungen wie Nerven-, Gefäß- und Netzhautschädigungen. 

Bei Interesse an der Studienteilnahme melden Sie sich bitte im Klinischen Studienzentrum am Deutschen Diabetes-Zentrum (DDZ) unter der Rufnummer 0211/ 3382 209 oder senden eine E-Mail an studienzentrum@ddz.de.

Originalpublikation:
Zaharia OP, Strassburger K, Strom A, Bönhof GJ, Karusheva Y, Antoniou S, Bódis K, Markgraf DF, Burkart V, Müssig K, Hwang J-H, Asplund O, Groop L, Ahlqvist E, Seissler J, Nawroth P, Kopf S, Schmid SM, Stumvoll M, Pfeiffer AFH, Kabisch S, Tselmin S, Häring HU, Ziegler D, Kuss O, Szendroedi J, Roden M: Risk of diabetes-associated diseases in subgroups of patients with recent-onset diabetes: a 5-year follow-up study. The Lancet Diabetes & Endocrinology. DOI: https://doi.org/10.1016/S2213-8587(19)30187-1

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Der Blutstrom

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Blut ist dicker als Wasser – und strömt daher anders

Die Art und Weise, wie Blut durch die Gefäße strömt, spielt eine wesentliche Rolle bei der Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, etwa Thrombosen und Arteriosklerose. 

Allerdings sind die physikalischen Grundlagen des Blutstroms kaum bekannt. 

Blut ist heterogener als Wasser und wird von einer Pumpe, dem Herzen, angetrieben, es pulsiert. 

Bisherige Experimente zum Strömungsverhalten basieren aber in der Regel auf Wasser, das sich gleichförmig bewegt. 

Ein interdisziplinäres Team aus der Physik, den Ingenieurswissenschaften und der Medizin will diese Wissenslücke nun schließen – mit dabei ist das Zentrum für angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation (ZARM) der Universität Bremen. 

Pumpen und Kanäle, Herzen und Gefäße

Sowohl in technischen als auch biologischen Systemen sind pulsierende Strömungen allgegenwärtig.

Durch die getaktete Beschleunigung der Flüssigkeit durch Pumpen – oder durch das menschliche Herz – entstehen häufig Phänomene, die zu technischen Problemen oder kardiovaskulären Erkrankungen führen können. 

Die neu eingerichtete Forschungsgruppe „Instabilitäten, Bifurkationen und Migration in pulsierender Strömung“ beschäftigt sich mit Krankheiten, die viele Menschen betreffen und nicht selten tödlich verlaufen:

  • Ablagerungen in den Blutgefäßen, Thrombosen und ähnliche Leiden, bei denen sich Feststoffe im Blutkreislauf ablagern und den Blutfluss behindern, so dass im schlimmsten Fall das Herz-Kreislauf-System zusammenbricht. 

Diese Ablagerungen entstehen unter anderem dort, wo das Blut nicht mehr ideal strömen kann. 

Genaue Kenntnis des Strömungsverhaltens von Blut könnte also dabei helfen, die Ursachen dieser Krankheiten besser zu verstehen – und mittelfristig auch, diese Krankheiten zu vermeiden oder effektiver zu therapieren.

Die Grundlagen der Strömungsphysik von Blut und anderen ähnlich komplexen Flüssigkeiten, die überdies von einer Pumpe angetrieben werden, sind weitestgehend unerforscht. Nicht nur im menschlichen Körper, sondern auch in der Industrie fließen Flüssigkeiten nicht gleichförmig durch ein einfaches Röhrensystem. In den allermeisten Fällen pulsieren sie in einem bestimmten Takt. Vereinfacht gesagt: Sie sind mal langsamer (wenn die Pumpe gerade nicht pumpt) und mal schneller (wenn sie pumpt). Auch an verschiedenen Stellen des Röhrensystems variiert die Strömungsgeschwindigkeit oder es kommt zu Wechselwirkungen zwischen Strömung und Wand, was zu Verwirbelungen und Turbulenzen führt. Fließt zudem etwas anderes als Wasser durch die Leitungen, also etwa Blut oder Dispersionsfarben, und ist das Röhrensystem, durch das diese Flüssigkeiten strömen, so komplex wie das Blutgefäßsystem, werden Simulationen dieser Strömungen zu einer hochkomplizierten Angelegenheit.

Simulation des Blutkreislaufs

Dieser Herausforderung möchte sich die Forschungsgruppe nun stellen. In den kommenden Jahren erforscht sie, nach welchen Gesetzmäßigkeiten komplexe Flüssigkeiten durch solche Leitungssysteme fließen. Zunächst wird der Einfluss eines pulsierenden Antriebs auf das einfachste System, also Wasser, untersucht. Darauf aufbauend wird die Komplexität der Flüssigkeit erhöht, bis hin zur Zusammensetzung von Blut. Neben geraden Röhren werden verschiedene Strömungsgeometrien zum Einsatz kommen, wie zum Beispiel Krümmungen oder elastische Wände. Die eingesetzten Methoden reichen von Experimenten mit turbulenten Strömungen über Computersimulationen bis hin zu Messungen in Blutgefäßen. Das Ziel ist es, ein grundlegendes Verständnis von Blutströmungen zu erlangen und dadurch auch hochkomplexe wechselwirkende Prozesse in seine Bestandteile zerlegen zu können. Auf dieser Basis kann dann die dringend benötigte theoretische Beschreibung der Instabilitäten in Blutströmungen entwickelt werden.

Projektperspektive und Beteiligte

Am Ende der ersten Förderperiode von drei Jahren möchten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Grundlagen für ein tragfähiges theoretisches Modell für das Strömungsverhalten von Blut und ähnlichen Flüssigkeiten erarbeitet und mit Experimenten verifiziert haben. Falls die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) beschließt, die Forschungsgruppe in einer weiteren Periode zu fördern, könnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Erkenntnisse zu einem vollständigen physikalischen Modell der Blutströmung ausbauen.

Die Forschungsgruppe FOR 2688 „Instabilitäten, Bifurkationen und Migration in pulsierender Strömung“ wird von der DFG ab August 2019 für drei Jahre mit rund zwei Millionen Euro gefördert. 700.000 Euro davon erhält die Universität Bremen. Weitere Partner im Verbund sind die Universität des Saarlandes, die Universität Bayreuth sowie das Helmholtz-Institut Nürnburg-Erlangen, das IST in Klosterneuburg bei Wien und die eidgenössische Forschungsanstalt WSL in Zürich.

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Dr. Kerstin Avila
Tel.: 0421 218-57827
E-Mail: kerstin.avila@zarm.uni-bremen.de

Prof. Dr. Christian Wagner
Tel.: (0681) 3022651
E-Mail: c.wagner@mx.uni-saarland.de 

Birgit Kinkeldey Zentrum für angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation (ZARM)

Am Fallturm
28359 Bremen
Deutschland
Bremen
E-Mail-Adresse: birgit.kinkeldey@zarm.uni-bremen.de


Telefon: 0421 218-57755
Fax: 0421 218-57753
E-Mail-Adresse: office@zarm.uni-bremen.de

Herzinsuffizienz-Pflegekraft: Discharge Heart Failure Nurse

 am Abend Berlin - MaAB-Fazit: „Entlass-Schwester“ koordiniert die Nachsorge
Mit fast 400.000 Fällen pro Jahr ist die Herzinsuffizienz die häufigste Diagnose, die hierzulande zu Krankenhauseinweisungen führt. 

Das Risiko erneut hospitalisiert zu werden ist trotz therapeutischer Fortschritte extrem hoch. 

Um dem entgegen zu wirken und die Lebensqualität der Patienten zu verbessern, startet am Uniklinikum Würzburg jetzt ein Pilotprojekt namens Discharge Heart Failure Nurse. 

Eine speziell ausgebildete Herzinsuffizienz-Pflegekraft schult die Patienten und managt sowohl die Entlassung als auch die Zuweisung zum Haus- und Facharzt für die poststationäre Weiterversorgung. 

Das Projekt wird von der Deutschen Stiftung für chronisch Kranke gefördert. 
 Prof. Dr. Stefan Störk vom DZHI bildet bereits seit zehn Jahren Schwestern und Pfleger zu Herzinsuffizienz-Pflegekräften aus.
Prof. Dr. Stefan Störk vom DZHI bildet bereits seit zehn Jahren Schwestern und Pfleger zu Herzinsuffizienz-Pflegekräften aus. Romana Kochanowski

 „Die Versorgung von herzinsuffizienten Patienten ist sehr komplex und nur mit einem intersektoralen und interdisziplinären Behandlungsansatz zu lösen“, erklärt Prof. Dr. Stefan Störk, Leiter der Ambulanz am Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz. „Das bedeutet, dass die Klinik-, Fach- und Hausärzte eng zusammenarbeiten müssen. Doch die individuelle und oft sehr umfängliche Behandlung sprengt leicht das Zeitkontingent der Ärzte. Zudem verstehen viele Patienten nicht die Hintergründe der Therapie und nehmen ihre Medikamente falsch oder gar nicht ein. Die Therapieadhärenz liegt lediglich bei 50 Prozent.“

Schulung der Patienten und strukturierte Übergabe in die Nachsorge

Umso wichtiger ist die Aufklärung des Patienten und ihrer Angehörigen über das Krankheitsbild, die Therapiemöglichkeiten und Prognose sowie eine strukturierte Betreuung nach der Entlassung. Eine spezialisierte Herzinsuffizienz-Schwester soll sich nun um die Patienten während des Klinikaufenthaltes und danach kümmern. Sie schult die Patienten, erklärt ihnen möglichst im Beisein der Angehörigen, wie sie welche Medikamente einnehmen sollen, sich gesund ernähren und ausreichend bewegen, ihre Risikofaktoren kontrollieren sowie Zeichen der Verschlechterung erkennen und entsprechend reagieren. Erforderliche Maßnahmen werden in der Patientenakte dokumentiert. Darüber hinaus nimmt die Pflegekraft Kontakt zum Hausarzt und Facharzt aus. Wird der Patient vom Klinikarzt als stabil eingestuft, stimmt sie das weitere Vorgehen mit dem Hausarzt ab. Ist der Patient jedoch fragil, organisiert die Pflegekraft einen zeitnahen Kontrolltermin, möglichst innerhalb von sieben Tagen, bei einem niedergelassenen Kardiologen. Auch nach der Entlassung hält die Nurse den Kontakt zu Patienten und Ärzten.

„Zahlreiche Studien belegen, dass die Langzeitprognose hinsichtlich Sterblichkeit, Hospitalisierung und Lebensqualität bei Herzinsuffizienz-Patienten durch ein effektives Entlassmanagement und eine standardisierte poststationäre Weiterversorgung signifikant verbessert werden kann“, berichtet Stefan Störk. Was bislang vielerorts fehlt, ist nichtärztliches Fachpersonal, das die Ärzte entlastet.  

Der Schlüssel zum Erfolg des Entlassmanagements sind Störk zufolge spezialisierte Schwestern, Pfleger und MFA.

Diese sind gegenwärtig jedoch nicht im üblichen Versorgungsbudget vorgesehen.

Ideale Voraussetzungen durch Herzinsuffizienz-Netzwerke und Spezialisierungen

Das Deutsche Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg ist das erste Zentrum in Deutschland, in dem eine Weiterbildung zur Herzinsuffizienz-Pflegekraft angeboten wurde. Darüber hinaus hat das DZHI mit dem Würzburger Weg und dem Krankenhausverbund MAHIN ein entsprechendes Herzinsuffizienz-Netzwerk aus Kliniken, Fachärzten und Hausärzten initiiert. Ideale Voraussetzungen also, um das Pilotprojekt „Discharge Nurse“ zu starten. Das Konzept hat auch die Deutsche Stiftung für chronisch Kranke überzeugt. Im Rahmen einer Ausschreibung für den Aufbau von regionalen Arztnetzwerken für Herzinsuffizienzpatienten fördert sie den Einsatz einer Discharge Heart Failure Nurse am Uniklinikum Würzburg mit 20.000 Euro.

Dr. Thomas M. Helms, Vorstandsvorsitzender der Stiftung: „Ein zentrales Anliegen der Stiftung ist es, die behandelnden ambulant und stationär tätigen Akteure aller Fachrichtungen zu vernetzen und die Patienten aktiv in ihre Therapie einzubeziehen. Die Discharge Nurse birgt das Potenzial, die Versorgung der Patienten nachhaltig zu verbessern." Das Pilotprojekt läuft zunächst ein Jahr lang. Geplant ist die Betreuung und Dokumentation von 180 Patienten. „Wir hoffen, dass wir mit der Auswertung der Daten ein Zeichen setzen können und eine Discharge Nurse künftig zum festen Bestand jeder Klinik wird. Allein die Förderung ist ein positives Signal, über das wir uns sehr freuen“, so Störk.

In den vergangenen zehn Jahren hat DZHI fast 200 Schwestern und Pfleger zu Herzinsuffizienz-Pflegekräften ausgebildet.
 In den vergangenen zehn Jahren hat DZHI fast 200 Schwestern und Pfleger zu Herzinsuffizienz-Pflegekräften ausgebildet. Sebastian Ziegaus

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Nachsorgeuntersuchungen: Herzschrittmacher - Defibrillatoren

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: E-Autos, Smartphones und Co. – Welche Geräte stören Funktionen von Herzschrittmachern und implantierten Defibrillatoren?

Können elektromagnetische Felder, die durch Geräte in unserem privaten und beruflichen Alltag entstehen, Herzrhythmusimplantate wie Herzschrittmacher und implantierte Defibrillatoren stören? 

Und wie gefährlich sind diese Einflüsse?

Diese Fragen stellen Herzpatienten sich und ihren Ärzten häufig. 

Eine Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) und der Deutschen Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin (DGAUM) fasst die aktuelle Studienlage zu dem Thema zusammen und spricht Empfehlungen für den Umgang mit unterschiedlichen elektronischen Geräten aus. 
 
Die gute Nachricht gleich vorweg: Die modernen Aggregate von Schrittmachern und Defibrillatoren werden von elektromagnetischen Feldern im Alltag in der Regel nicht beeinträchtigt, sofern sie nach Herstellerempfehlung programmiert sind.

Dennoch gilt es für Patienten, denen diese Devices implantiert wurden, eine gewisse Vorsicht im Umgang mit einigen elektrischen Alltagsgeräten walten zu lassen.

Pro Jahr werden in Deutschland mehr als 77.000 Herzschrittmacher und über 25.000 Defibrillatoren implantiert, immer öfter auch bei jüngeren Patienten. Zugleich nimmt die Zahl der elektromagnetischen Felder in unserem beruflichen und privaten Umfeld durch mehr technische Geräte weiter zu. Interferenzen dieser Felder mit aktiven kardialen Implantaten können unterschiedliche Auswirkungen haben.

Beispielsweise kann es in vergleichsweise harmlosen Fällen zu einem Moduswechsel des Herzschrittmachers und in schwerwiegenden Fällen gar zu inadäquaten, schmerzhaften Schockabgaben bei implantierten Defibrillatoren (ICDs) kommen.

Bei heute gängigen Implantaten kommen diese Interferenzen aufgrund von technischen Verbesserungen gegenüber früheren Geräten jedoch nur noch sehr selten vor.

Je nach Studie und Implantat konnten lediglich 0,3 bis 0,7 Fälle pro 100 Patientenjahre nachgewiesen werden.

Dennoch verunsichern die Gefahren möglicher Wechselwirkungen die Patienten häufig: Im Rahmen von Nachsorgeuntersuchungen spricht etwa ein Viertel der Patienten dieses Thema an. Viele Patienten schränken sich zudem aus Furcht vor Interferenzen im Alltagsleben unnötig ein.

Daher finden sich in der Stellungnahme der DGK und der DGAUM dezidierte Empfehlungen für den Umgang mit vielen Alltagsgeräten, die auf der aktuellen Datenlage der verfügbaren Studien basieren.

Mobiltelefone
Moderne Mobiltelefone und Smartphones mit Internetfunktion stellen ein nur sehr geringes Interferenzrisiko dar. Ein Sicherheitsabstand von 15 cm zum Implantat, wie er noch vor zehn Jahren empfohlen wurde, ist aufgrund der Telefonie- und Internetfunktion nicht mehr erforderlich. In Studien mit Smartphones trat nur ein einziger Fall auf, in dem Störsignale nachgewiesen wurden, nachdem das Handy direkt auf die Hautstelle gelegt wurde, unter der sich das Implantat befindet.
  • Zu induktiven Ladestationen hingegen sollten Schrittmacher- und ICD-Träger einen Mindestabstand von 10 cm einhalten.

Unterhaltungselektronik und Kopfhörer
MP3-Player können ohne Bedenken genutzt werden. Interferenzen konnten in Studien nicht nachgewiesen werden.  
  • Da sie allerdings während der Nachsorgeuntersuchung die Telemetrie zwischen Programmiergerät und Implantat stören können, sollten sie während dieses Zeitraums nicht in Betrieb sein.
  • Die in Kopfhörern oder Lautsprechern verarbeiteten Dauermagnete können Störungen an Herzschrittmachern und Defibrillatoren erzeugen. Daher sollten sie niemals direkt auf der Stelle platziert sein, an der das Gerät implantiert ist.

Diebstahlsicherungen in Geschäften
Die elektronischen Warensicherungssysteme in den Ein- und Ausgangsbereichen von Kaufhäusern sollten von Device-Trägern zügig passiert werden. Sie sollten sich nicht unnötig lange in deren Magnetfeld aufhalten.
Die größte Interferenzgefahr geht dabei von akustomagnetischen Diebstahlsicherungen aus.  
  • Zu RFID-Scannern sollten Herzschrittmacherträger 60 cm und Defibrillator-Träger 40 cm Abstand einhalten.

Metalldetektoren
Sowohl Torbogenmetalldetektoren als auch handbetriebene Detektoren, wie sie an Flughäfen verwendet werden, stellen der Datenlage zufolge kein Risiko für Implantat-Träger dar.

Reisen/Mobilität
Besonders häufig sorgen Patienten sich, ob sie gefahrlos Hybrid- und Elektrofahrzeuge nutzen können. Hier geben die Experten nun Entwarnung: Es konnten bei den Autos keine Wechselwirkungen mit den Devices festgestellt werden.
Auch für die Reise mit dem Flugzeug oder der Bahn gelten keine ärztlichen Einschränkungen.
„Reiserestriktionen für Patienten mit aktiven Herzrhythmusimplantaten können auf Basis der zugrunde liegenden Herzerkrankung indiziert sein, nicht jedoch wegen des reinen Vorhandenseins eines kardialen Implantates“, heißt es in der Stellungnahme der beiden Gesellschaften.

Stromleitungen
Korrekt installierte Stromleitungen im Haus stellen für Schrittmacher- und ICD-Träger kein Gefährdungspotential hinsichtlich elektromagnetischer Interferenzen dar.  

  • Zur Vermeidung von Interferenzen sollten Schrittmacher- und ICD-Träger in besonderem Maße auf eine korrekte Erdung von elektrischen Geräten achten und defekte Haushaltsgeräte nicht in Betrieb halten.  

Auch das Unterqueren von Hochspannungsleitungen oder das Überqueren von Erdkabeln kann sicher erfolgen.

Induktionsherde
  • Insbesondere schrittmacherabhängige Patienten und ICD-Träger sollten einen Sicherheitsabstand von mindestens 25 cm zwischen Implantat und Induktionsherd einhalten. Einem normalen Gebrauch des Herdes steht somit nichts im Wege.

Körperfettwaagen
Grundsätzlich erscheint das Risiko einer Interferenz gering und rechtfertigt eine Einschränkung hinsichtlich Körperfettwaagen nur bedingt.  
  • Schrittmacherpatienten ohne einen ausreichenden eigenen Herzrhythmus sowie ICD-Träger sollten aber vorerst von der Verwendung absehen, da die geringe Fallzahl der bisher untersuchten Patienten keine eindeutige Risikoeinschätzung erlaubt.

Da elektrischen Geräten die Stärke der von ihnen verursachten elektromagnetischen Felder nicht angesehen werden kann, sollte bereits vor der Implantation geklärt werden, ob der Patient im privaten oder beruflichen Umfeld starken Störquellen ausgesetzt ist. Gegebenenfalls kann der behandelnde Arzt vor dem Eingriff Kontakt zu der zuständigen Berufsgenossenschaft aufnehmen, um das Risiko schon im Vorfeld durch die individuell richtige Implantatauswahl und die Einstellung der Geräteparameter zu minimieren.

Bei der Rückkehr an den Arbeitsplatz muss jeweils im Einzelfall entschieden werden, ob der betroffene Beschäftigte auch weiterhin an seinem bisherigen Arbeitsplatz eingesetzt werden kann oder ob Einschränkungen erforderlich sind. Dies gilt beispielsweise für die Arbeit mit technischem Gerät oder falls der Patient starken Permanentmagneten ausgesetzt ist. Die Beurteilung des Arbeitsplatzes sollte immer in enger Abstimmung zwischen Arbeitgeber, Betriebsarzt und Fachkraft für Arbeitssicherheit erfolgen. „Das primäre Ziel ist immer der Erhalt des Arbeitsplatzes“, bekräftigen die Experten in der Stellungnahme. „Die Erfahrung zeigt, dass in vielen Fällen eine Wiedereingliederung des Implantatträgers in den betrieblichen Alltag möglich ist.“

  • Keine Empfehlungen können bisher zu neuen Implantaten wie elektrodenfreien Herzschrittmachern oder rein subkutanen Defibrillatoren gegeben werden, da noch keine ausreichenden Daten vorliegen.

Grundsätzlich gilt für Patienten, dass ihnen bei allen Fragen und Unsicherheiten die jeweiligen Kardiologen oder Betriebsärzte mit fundierten Ratschlägen gerne und kompetent zur Seite stehen.


Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine gemeinnützige wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit mehr als 10.000 Mitgliedern. Sie ist die älteste und größte kardiologische Gesellschaft in Europa. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder und die Erstellung von Leitlinien. Weitere Informationen unter www.dgk.org

Die DGAUM wurde 1962 gegründet und ist eine gemeinnützige, wissenschaftlich-medizinische Fachgesellschaft der Arbeitsmedizin und der klinisch orientierten Umweltmedizin. Ihr gehören heute über 1.100 Mitglieder an, die auf dem Gebiet der Arbeitsmedizin und Umweltmedizin arbeiten, vor allem Ärztinnen und Ärzte, aber auch Angehörige anderer Berufsgruppen wie etwa Natur- und Sozialwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler. Die Mitglieder der Fachgesellschaft engagieren sich nicht nur in Wissenschaft und Forschung, um so bereits bestehende Konzepte für die Prävention, die Diagnostik und Therapie kontinuierlich zu verbessern, sondern sie übernehmen die ärztliche und medizinische Beratung von Arbeitgebern und Arbeitnehmern an der Schnittstelle von Individuum und Unternehmen. Darüber hinaus beraten die Mitglieder der DGAUM alle Akteure, die ihren Beitrag zu der medizinischen Versorgung leisten und auf Fachwissen aus der betrieblichen Gesundheitsförderung und Prävention, der arbeits- und umweltbezogenen Diagnostik und Therapie, der Beschäftigungsfähigkeit fördernden Rehabilitation sowie aus dem versicherungsmedizinischen Kontext angewiesen sind. Weitere Informationen unter www.dgaum.de.

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Originalpublikation:
https://leitlinien.dgk.org/2019/elektromagnetische-interferenz-von-aktiven-herzr...

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CED - Chronische Darmentzündung: Chronischen Durchfall, Fieber, Schmerzen, psychischen Belastungen

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Chronische Darmentzündung: 

Stoffwechsel von Darmbakterien hilft Behandlungserfolg vorherzusagen

Mitglieder des Exzellenzclusters „Precision Medicine in Chronic Inflammation“ (PMI) haben einen neuen Ansatz für eine personalisierte Medizin bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) gefunden. 

Sie konnten zeigen, dass CED-Patientinnen und -Patienten, bei denen eine Biologika-Therapie die Symptome erfolgreich bekämpft, einen anderen Stoffaustausch im Darmmikrobiom aufweisen als Patientinnen und Patienten, bei denen die Therapie nicht erfolgreich ist. 
 
  • Menschen mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED), wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa, leiden unter chronischem Durchfall, Fieber und Schmerzen, sowie psychischen Belastungen. 

In Deutschland sind rund 320.000 Menschen betroffen.

  • Bei CED führt eine gestörte Immunantwort zu einer chronischen Entzündung des Magen-Darm-Trakts, die in Schüben immer wieder aufflammt.

Eine etablierte Therapie bei CED ist die Behandlung mit Antikörpern, die sich an spezifische Botenstoffe des Immunsystems binden und so deren Funktion blockieren.

Die Entzündung wird dadurch gebremst, die Krankheit zwar nicht geheilt, aber kontrolliert. 

Allerdings schlagen diese Medikamente, die zur Gruppe der Biologika zählen, nicht bei allen Patientinnen und Patienten an. Bei einigen bleiben die Symptome bestehen. Eine bessere Vorhersage darüber, wer von dem Medikament profitiert und wer nicht, wäre für Behandelnde und Betroffene gleichermaßen ein großer Fortschritt.

Diesem Ziel sind nun Mitglieder des Exzellenzclusters „Precision Medicine in Chronic Inflammation“ (PMI) in einer Studie deutlich nähergekommen, die in der renommierten Fachzeitschrift „Gastroenterology“ veröffentlicht wurde. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Grundlagenforschung und Klinik von der Medizinischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) und des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Kiel, wollten untersuchen, ob die Therapie mit Biologika das Darmmikrobiom, also die Gesamtheit aller im Darm lebenden Mikroorganismen, bei CED-Patientinnen und -Patienten beeinflusst und ob sich daraus Informationen über die Erfolgsaussichten der Therapie gewinnen lassen.

Biologikum verändert Darmmikrobiom

  • Schon in früheren Studien konnte gezeigt werden, dass die Diversität des Darmmikrobioms bei CED-Patientinnen und Patienten im Vergleich zu gesunden Menschen geringer ist. 

Die Kieler Forschenden konnten in ihrer Studie nun zeigen, dass eine Biologika-Therapie tatsächlich die Diversität bei CED-Patientinnen und Patienten in Richtung des Mikrobioms gesunder Menschen verändert.

„Allerdings konnten wir, anders als gehofft, anhand dieser Veränderung keine Rückschlüsse auf das Therapieansprechen der Patientin oder des Patienten ziehen“, berichtet der Erstautor der Studie, Dr. Konrad Aden, Wissenschaftler am Institut für klinische Molekularbiologie der CAU und Facharzt für Innere Medizin am UKSH.

„Das liegt wahrscheinlich daran, dass mit derzeitigen Analysemethoden der Mikrobiomdaten danach gefragt wird, welche Bakterien vorhanden sind und nicht, was diese Bakterien machen, zum Beispiel welche Stoffe sie produzieren“, erläutert Professor Philip Rosenstiel, Direktor des Instituts für klinische Molekularbiologie (IKMB) der CAU und Leiter des für die Sequenzieranalysen verantwortlichen Centers for Comprehensive Genome Analysis (CCGA).

Es kommt darauf an, was die Darmbakterien machen

Um also ein tieferes Verständnis über die Funktion des Mikrobioms unter Biologika-Therapie bei CED-Patientinnen und Patienten zu gewinnen, wurde deshalb ein systembiologischer Ansatz verfolgt. „Wir haben am Computer den Nährstoffaustausch von Bakterien untereinander simuliert und darauf basierend berechnet, welche Stoffwechselendprodukte durch das Mikrobiom im Darm produziert werden“, erläutert Professor Christoph Kaleta, Leiter der Arbeitsgruppe Medizinische Systembiologie an der CAU. Interessanterweise zeigte sich hierbei, dass Patientinnen und Patienten, bei denen die Biologika-Therapie die Symptome erfolgreich bekämpft, schon vor Therapiebeginn einen völlig anderen Stoffaustausch im Mikrobiom aufweisen als Patientinnen und Patienten, bei denen die Therapie nicht wirkt.

  • So produzieren die Darmbakterien bei den Betroffenen, die später auf die Therapie ansprechen, unter anderem mehr kurzkettige Fettsäuren, welche eine bekannte schützende Wirkung auf Darmzellen ausüben.

„Unsere Daten weisen darauf hin, dass ein genaueres Verständnis über den Stoffaustausch von Bakterien uns helfen kann zu verstehen, welche Prozesse im Mikrobiom bei CED-Patientinnen und Patienten wirklich gestört sind. In Zukunft könnten gezielte Nahrungsmittelinterventionen helfen genau diese Defizite auszugleichen“, erklärt Rosenstiel, der die Studie am IKMB koordiniert hat.

„Das ist ein wichtiger Schritt in Richtung Präzisionsmedizin für chronisch entzündliche Darmerkrankungen. Wir hoffen auf dieser Grundlage in Zukunft frühzeitiger und präziser erkennen zu können, ob die einzelne Patientin oder der einzelne Patient von einer Biologika-Therapie profitieren wird oder nicht“, sagt Professor Stefan Schreiber, Sprecher des Exzellenzclusters PMI, Direktor der Klinik für Innere Medizin I am UKSH, Campus Kiel und Direktor des Instituts für Klinische Molekularbiologie an der CAU. Den Patientinnen und Patienten, denen das Biologikum nicht helfen wird, könnte das viel Aufwand und mögliche Nebenwirkungen ersparen.

Über den Cluster:

Der Exzellenzcluster „Präzisionsmedizin für chronische Entzündungserkrankungen/Precision Medicine in Chronic Inflammation“ (PMI) wird von 2019 bis 2025 durch die Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder gefördert (ExStra). Er folgt auf den Cluster Entzündungsforschung „Inflammation at Interfaces“, der bereits in zwei Förderperioden der Exzellenzinitiative (2007-2018) erfolgreich war. An dem neuen Verbund sind rund 300 Mitglieder in acht Trägereinrichtungen an vier Standorten beteiligt: Kiel (Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Muthesius Kunsthochschule, Institut für Weltwirtschaft und Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik), Lübeck (Universität zu Lübeck, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein), Plön (Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie) und Borstel (Forschungszentrum Borstel - Leibniz Lungenzentrum).

Ziel ist es, die vielfältigen Forschungsansätze zu chronisch entzündlichen Erkrankungen von Barriereorganen in ihrer Interdisziplinarität verstärkt in die Krankenversorgung zu übertragen und die Erfüllung bisher unbefriedigter Bedürfnisse von Erkrankten voranzutreiben.

Drei Punkte sind im Zusammenhang mit einer erfolgreichen Behandlung wichtig und stehen daher im Zentrum der Forschung von PMI: die Früherkennung von chronisch entzündlichen Krankheiten, die Vorhersage von Krankheitsverlauf und Komplikationen und die Vorhersage des individuellen Therapieansprechens.


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Exzellenzcluster Präzisionsmedizin für chronische Entzündungserkrankungen
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Kontakt: Sonja Petermann
Telefon: (0431) 880-4850, Telefax: (0431) 880-4894
E-Mail: spetermann@uv.uni-kiel.de
Twitter: PMI @medinflame
Internet: https://precisionmedicine.de/


Dr. Konrad Aden
Klinik für Innere Medizin I, UKSH Kiel
Institut für Klinische Molekularbiologie, CAU Kiel
Tel.: 0431/500 15167
k.aden@ikmb.uni-kiel.de

Prof. Dr. Christoph Kaleta
Institut für Experimentelle Medizin, CAU Kiel
Tel.: 0431/500 30340
c.kaleta@iem.uni-kiel.de

Prof. Dr. Stefan Schreiber
Klinik für Innere Medizin I, UKSH
Instituts für Klinische Molekularbiologie, CAU Kiel
Tel.: (0431) 500 15101
E-Mail: s.schreiber@mucosa.de

Prof. Dr. Philip Rosenstiel
Institut für Klinische Molekularbiologie, CAU Kiel
Tel.: 0431/500 15111
p.rosenstiel@mucosa.de

Originalpublikation:
Konrad Aden, Ateequr Rehman, Silvio Waschina, Wei-Hung Pan, Alesia Walker, Marianna Lucio, Alejandro Mena Nunez, Richa Bharti, Johannes Zimmerman, Johannes Bethge, Berenice Schulte, Dominik Schulte, Andre Franke, Susanna Nikolaus, Johann Oltmann Schroeder, Doris Vandeputte, Jeroen Raes, Silke Szymczak, Georg H. Waetzig, Rainald Zeuner, Philippe Schmitt-Kopplin, Christoph Kaleta, Stefan Schreiber, and Philip Rosenstiel: Metabolic Functions of Gut Microbes Associate With Efficacy of Tumor Necrosis Factor Antagonists in Patients with Inflammatory Bowel Diseases, Gastroenterology, in press, available online 18 July 2019.
https://doi.org/10.1053/j.gastro.2019.07.025