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TAVI -Transcatheter Aortic Valve Implantation: Vollnarkose, Örtliche Betäubung, Sedierung, Schlafspritze...?

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit:  Minimalinvasiver Herzklappenersatz: Örtliche Betäubung genauso sicher wie Vollnarkose

Örtliche Betäubung oder Vollnarkose? 

Eine randomisierte Studie hat nun erstmals geklärt, dass bei TAVI (Transcatheter Aortic Valve Implantation) eine örtliche Betäubung genauso sicher ist wie eine Vollnarkose. 

Bislang waren sich die Ärzte in diesem Punkt nicht einig. 

Das minimalinvasive TAVI-Verfahren kommt zum Einsatz, wenn die Aortenklappe ersetzt werden muss.

Wenn die Klappe zwischen Hauptschlagader (Aorta) und Herz ersetzt werden muss, steht den Ärzten ein minimalinvasives Verfahren zur Verfügung, die Transkatheter-Aortenklappen-Implantation TAVI (Transcatheter Aortic Valve Implantation). 

Dabei wird die neue Klappe mittels eines Katheters über die Leistenarterie geschoben und im Herz platziert.  

Eine Studie des Herzzentrums Leipzig in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein hat nun erstmals geklärt, dass bei TAVI eine örtliche Betäubung genauso sicher ist wie eine Vollnarkose. 

Bislang waren sich die Ärzte in diesem Punkt nicht einig. 

Die Anästhesisten sprachen sich für eine Vollnarkose aus, sogenannte Registerstudien zeigten, dass eine örtliche Betäubung sicherer sei.

Es fehlte eine randomisierte Studie, in der die Patienten zufällig entweder eine Vollnarkose oder eine örtliche Betäubung während der TAVI erhielten. „Bei Registerstudien besteht immer die Gefahr und die Tendenz, dass die Ergebnisse verzerrt sind. Etwa, weil eher kränkere Patienten eine Vollnarkose erhalten, da sie bei ihnen als sicherer angesehen wird“, erklärt Studienleiter Professor Holger Thiele, Direktor des Universitätsklinikums für Kardiologie am Herzzentrum Leipzig.

Die Ergebnisse der randomisierten SOLVE-TAVI Studie zeigen, dass 30 Tage nach dem Eingriff sowohl die Sterblichkeit, als auch die Anzahl der Komplikationen wie Schlaganfall, Herzinfarkt oder Infektionen bei beiden Narkoseverfahren gleich war. 

447 Patienten mit einer hochgradig verengten Aortenklappe, die über 75 Jahre alt waren und ein hohes Risiko für eine konventionelle Operation hatten, nahmen an der Studie teil.

Wahl der Betäubung hängt von Klinik ab

Welche der beiden Narkosen zurzeit verwendet wird, hängt laut Thiele von der jeweiligen Klinik ab.  

  • Größere Zentren würden meistens schon seit Jahren nur die Lokalanästhesie anwenden, da dies schneller gehe als eine Vollnarkose. 
  • Schließlich dauert es auch nur 35 bis 40 Minuten, die neue Herzklappe einzusetzen. 

Die Entscheidung liegt dabei beim Anästhesisten, der per Gesetz bei dem Eingriff anwesend sein muss

  • Neben der örtlichen Betäubung bekommen die Patienten bei TAVI auch eine leichte Beruhigungsspritze. 

Als nächstes plant Thiele eine Studie, die vergleicht, ob eine Lokalanästhesie ohne diese sogenannte Sedierung genauso sicher ist wie mit der Schlafspritze.

Das minimalinvasive Verfahren TAVI wurde zunächst nur bei sehr kranken und alten Patienten angewendet, bei denen der chirurgische Herzklappenersatz zu riskant erschien. 

Während dieser Operation wird der Brustkorb geöffnet und eine Herz-Lungen-Maschine angeschlossen. 

In der Zwischenzeit gibt es viele Studien, die gezeigt haben, dass die TAVI der Operation mindestens ebenbürtig bzw. sogar überlegen ist, sodass Ärzte das minimalinvasive Verfahren nun auch bei Patienten mit einem mittlerem oder niedrigem OP-Risiko durchführen. 

In Deutschland ersetzen Ärzte die Aortenklappe mittels TAVI jährlich rund 21.000 Mal, während die Operation nur noch 8.000- bis 9.000-mal durchgeführt wird.

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Professor Holger Thiele, Herzzentrum Leipzig, Universitätsklinik für Kardiologie, Holger.Thiele(at)medizin.uni-leipzig.de

Potsdamer Str. 58
10785 Berlin
Deutschland
Berlin

Christine Vollgraf
Telefon: 030 3465 52902
E-Mail-Adresse: christine.vollgraf@dzhk.de
Originalpublikation:

General versus Local Anesthesia with Conscious Sedation in Transcatheter Aortic Valve Implantation: The Randomized SOLVE-TAVI Trial. Thiele H, Kurz T, Feistritzer HJ, Stachel G, Hartung P, Lurz P, Eitel I, Marquetand C, Nef H, Doerr O, Vigelius-Rauch U, Lauten A, Landmesser U, Treskatsch S, Abdel-Wahab M, Sandri M, Holzhey D, Borger M, Ender J, Ince H, Öner A, Meyer-Saraei R, Hambrecht R, Fach A, Augenstein T, Frey N, König IR, Vonthein R, Rückert Y, Funkat AK, Desch S, Desch S, Berggreen AE, Heringlake M, de Waha-Thiele S; SOLVE-TAVI Investigators. Circulation. 2020 Aug 21.
https://www.ahajournals.org/doi/10.1161/CIRCULATIONAHA.120.046451

 

Operationsfreien Diagnostik für Melanome

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: 

Team aus Hannover und Rostock will schwarzen Hautkrebs künftig mit Haut-Scanner erkennen

Leibniz Universität Hannover und Universitätsmedizin Rostock erhalten Förderung für Entwicklung einer operationsfreien Diagnostik für Melanome 

 Prof. Bernhard Roth (l.) und sein Doktorand Anatoly Fedorov Kukk beim Testen mit einem Demonstrator-Aufbau. Die Spezialbrillen schützen die Wissenschaftler vor der eingesetzten Laserstrahlung.

 Prof. Bernhard Roth (l.) und sein Doktorand Anatoly Fedorov Kukk beim Testen mit einem Demonstrator-Aufbau. Die Spezialbrillen schützen die Wissenschaftler vor der eingesetzten Laserstrahlung. Foto: Sonja Smalian/PhoenixD

Der schwarze Hautkrebs (kutanes Melanom) breitet sich immer weiter aus. 

  • Allein in Deutschland diagnostizieren derzeit Ärzte bei rund 25.000 Frauen und Männern diese gefährlichste aller Hautkrebsvarianten im Jahr, Tendenz steigend. 

Je später der Krebs erkannt wird, desto geringer sind die Heilungschancen. 

Die durchschnittlichen Behandlungskosten je Patientin/Patient steigen von wenigen tausend Euro (Stadium I) auf mehrere hunderttausend Euro (Stadium III/IV) deutlich. 

  • Derzeit kann nur nach der chirurgischen Entnahme einer Hautveränderung und einer Laboranalyse eine eindeutige Diagnose gestellt werden. 
  • Bestätigt sich der Verdacht auf ein Melanom, muss in einer zweiten Operation verbliebenes Tumorgewebe mit Sicherheitsabstand gänzlich entfernt werden, und die angrenzenden Lymphknoten häufig gleich mit.


Damit künftig die Diagnose sicherer, schneller und kostengünstiger erfolgen kann, arbeitet ein Physikerteam der Leibniz Universität Hannover zusammen mit Medizinerinnen und Medizinern der Universitäts-Hautklinik Rostock an einem neuen nicht-invasiven Diagnoseverfahren. Das Team des Hannoverschen Zentrums für Optische Technologien HOT unter Leitung von Prof. Dr. Bernhard Roth entwickelt dabei das optische, nicht-invasive Verfahren, die „optische Biopsie“. Die diagnostische Validierung und Erprobung im Klinikalltag erfolgt im Team von Prof. Dr. Steffen Emmert, Direktor der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Venerologie der Universitätsmedizin Rostock. Die beiden Wissenschaftler haben in mehrjährigen Vorprojekten bereits wichtige Vorarbeiten für die Entwicklung eines Demonstrators geleistet.

Der geplante „Haut-Scanner“ soll sowohl die Gut- oder Bösartigkeit (Dignität) eines Leberflecks als auch die Eindringtiefe zuverlässig erkennen. 

Dafür werden drei optische Verfahren miteinander kombiniert: 

Die Optische Kohärenztomografie soll Aufschluss über die Beschaffenheit dünnerer Hautmale geben. 

Sie ist vergleichbar mit Ultraschall, nur dass Lichtwellen anstelle von Schallwellen verwendet werden. 

Mit der Optoakustik wird mit einem Laser eine Schallwelle im Gewebe erzeugt, um dickere Hautmale zu analysieren. Als drittes wird die Raman-Spektroskopie eingesetzt, bei der die Streuung von Licht durch die Haut ausgenutzt wird. Dadurch hinterlässt jeder Leberfleck einen „Fingerabdruck“, der seine Gut- oder Bösartigkeit zeigt. „Derzeit kann keine andere Technologie eine nicht-invasive Diagnostik ermöglichen. Unser Ansatz ist daher eine echte Innovation auf dem Gebiet“, sagt Roth, der auch im Exzellenzcluster PhoenixD neue optische Messtechniken für breite Anwendungen z.B. in Medizin oder Umweltanalytik erforscht.

Das Verfahren bietet gleich mehrere Vorteile: 

Die „optische Biopsie“ könnte künftig das Skalpell bei der Diagnose ersetzen. 

Denn die Hautmale werden nur nicht-invasiv durch das Auflegen des Messgerätes auf die Haut gescannt. 

Die Entnahme einer Hautprobe und deren Analyse im Labor entfallen ebenso wie die Zeit der Ungewissheit, bis das Laborergebnis eintrifft. 

Künftig wissen die Ärztinnen und Ärzte sowie ihre Patientinnen und Patienten direkt nach dem Scan, ob es sich bei der Hautveränderung um einen bösartigen Tumor handelt oder nicht. 

Dadurch könnten die Kosten für überflüssige Gewebeuntersuchungen eingespart werden, denn derzeit sind 86 bis 95 Prozent der entnommenen Gewebeproben unauffällig bzw. gutartig. 

Nahaufnahme einer Messsonde des optischen Systems, die für den klinischen Einsatz weiterentwickelt wird.

Nahaufnahme einer Messsonde des optischen Systems, die für den klinischen Einsatz weiterentwickelt wird. Foto: Sonja Smalian/PhoenixD

Der neue Hautscanner arbeitet mit Künstlicher Intelligenz. 

Dadurch kann die Diagnostik kontinuierlich verbessert werden. 

„Es ist unser Ziel, dass die Untersuchungen künftig nicht mehr ausschließlich von einem Arzt durchgeführt werden müssen, sondern auch von nicht-medizinischen Personal“, sagt Anatoly Fedorov Kukk, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt.

„Wenn nur zehn Prozent der Melanome in einem früheren Stadium erkannt würden, könnte das den Krankenkassen Kosten in vielfacher Millionenhöhe pro Jahr einsparen“, schätzt Emmert und fügt hinzu: 

„Das neue Gerät könnte auch für andere Hautkrankheiten eingesetzt werden und zu ganz neuen Ansätzen in der Therapiekontrolle führen.“ Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert die Erforschung der „optischen Biopsie“ mit rund 1,1 Millionen Euro und insgesamt drei Mitarbeiterstellen in Hannover und Rostock über eine Laufzeit von drei Jahren.

Der Exzellenzcluster PhoenixD

Im Exzellenzcluster PhoenixD der Leibniz Universität Hannover forschen mehr als 100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Fachdisziplinen Physik, Maschinenbau, Elektrotechnik, Chemie, Informatik und Mathematik fachübergreifend zusammen. Der Cluster lotet die Möglichkeiten aus, die sich durch die Digitalisierung für neuartige optische Systeme sowie ihre Fertigung und Anwendung ergeben. In den Jahren 2019 bis 2025 wird der der Cluster mit rund 52 Millionen Euro vom Bund und dem Land Niedersachsen über die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert. Kooperationseinrichtungen des Clusters sind die Technische Universität Braunschweig, das Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut), die Physikalisch-Technische Bundesanstalt und das Laser Zentrum Hannover e.V.

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Prof. Dr. Bernhard Roth, Leiter der Task Group F1 - Precision Metrology im Cluster PhoenixD und Geschäftsführer HOT - Hannoversches Zentrum für Optische Technologien, Tel. +49 511 762 17907, E-Mail: bernhard.roth@hot.uni-hannover.de

Prof. Dr. Steffen Emmert, Direktor der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Venerologie, Universitätsmedizin Rostock, Tel. +49 381 494 9700, E-Mail: Steffen.Emmert@med.uni-rostock.de 

Mechtild Freiin v. Münchhausen Leibniz Universität Hannover

Welfengarten 1
30167 Hannover
Deutschland
Niedersachsen

Mechtild Freiin v. Münchhausen
Telefon: 0511 / 762 - 5355
E-Mail-Adresse: kommunikation@uni-hannover.de


 

Herbsturlaub bis Sonntag, den 27. September 2020

 Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit:

Guten Tag MaAB-Beteiligte -

wie geplant, befindet sich das interdisziplinäre Team von Medizin am Abend Berlin

im wohlverdienten Herbsturlaub 2020.

Am Montag, den 27. September 2020 werden wir wieder ganz aktiv für SIE persönlich

am Start sein.

Für Ihre dringlichsten, unaufschiebaren MaAB-Medizin am Abend Berlin Anfragen wenden Sie sich bitte an unseren Ltd. Facharzt Herrn Julien Dufayet 

Kontakt: jdufayet@aol.com

WhatsApp: +49 (0) 174 - 9125682

https://www.praxis-fuer-integrative-medizin.eu/


 

Beste Grüße von

 



 

Spezielles Verfahren der Regionalanästhesie, die sogenannte Adduktorenkanal-Blockade: Knie-Operation

Medizin am Abend Berlin MaAB-Fazit: Schmerzen nach der Knie-Operation zielgenau ausschalten

Priv.-Doz. Dr. Christine Meyer-Frießem ist mit dem renommierten August-Bier-Preis 2020 ausgezeichnet worden. 

Die Mitarbeiterin des BG Universitätsklinikums Bergmannsheil erhielt die Auszeichnung für ihre Arbeiten auf dem Gebiet der Regionalanästhesie. 

Der mit 2500 Euro dotierte Forschungspreis – gestiftet von der Firma PAJUNK Medical Produkte GmbH – wird jährlich von der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e.V. (DGAI) verliehen. In diesem Jahr teilen sich zwei Preisträgerinnen diese renommierte Auszeichnung: Priv.-Doz. Dr. Christine Meyer-Frießem (Bochum) und Dr. Ann-Kristin Schubert (Marburg).

 Priv.-Doz. Dr. med. Christine Meyer-Frießem

Priv.-Doz. Dr. med. Christine Meyer-Frießem Bildnachweis: Bergmannsheil

Im Fokus der Analyse von Priv.-Doz. Dr. Meyer-Frießem stand ein spezielles Verfahren der Regionalanästhesie, die sogenannte Adduktorenkanal-Blockade. 

Dieses Verfahren wird häufig bei einer Knie-Operation in Ergänzung zur Vollnarkose des Patienten angewandt. 

  • Dabei werden die Nerven, die im Adduktorenkanal verlaufen, mit einem Lokalanästhetikum betäubt. 

Durch dieses Verfahren können Anästhesisten den Einsatz von Narkosemitteln reduzieren. 

Auch die postoperative Schmerztherapie wird erleichtert. 

In ihrer Analyse hat die Forscherin gemeinsam mit Kollegen die Wirksamkeit und Sicherheit der Adduktorenkanal-Blockade erstens mit Placebo und zweitens mit anderen Verfahren der Regionalanästhesie verglichen, die bei Schmerzen von Patienten nach einer Knie-Operation eingesetzt werden.

Über das Bergmannsheil

Das BG Universitätsklinikum Bergmannsheil zählt zu den größten Akutkliniken der Maximalversorgung im Ruhrgebiet. 1890 als erste Unfallklinik der Welt zur Versorgung verunglückter Bergleute begründet, vereint das Bergmannsheil heute 23 hochspezialisierte Kliniken und Fachabteilungen unter einem Dach. Rund 2.200 Mitarbeiter stellen die qualifizierte Versorgung von rund 84.000 Patienten pro Jahr sicher. Weitere Informationen: www.bergmannsheil.de

Das BG Universitätsklinikum Bergmannsheil gehört zur Unternehmensgruppe der BG Kliniken. Die BG Kliniken sind spezialisiert auf die Akutversorgung und Rehabilitation schwerverletzter und berufserkrankter Menschen. In neun Akutkliniken, einer Klinik für Berufskrankheiten und zwei Ambulanzen versorgen über 14.000 Beschäftigte mehr als 560.000 Fälle pro Jahr. Träger der BG Kliniken sind die gewerblichen Berufsgenossenschaften und Unfallkassen. Weitere Informationen: www.bg-kliniken.de

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Robin Jopp
Berufsgenossenschaftliches Universitätsklinikum Bergmannsheil gGmbH
Bürkle-de-la-Camp-Platz 1
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Tel.: 0234 / 302-6125
E-Mail: robin.jopp@bergmannsheil.de

http://www.bergmannsheil.de - Website des BG Universitätsklinikums Bergmannsheil

 

Das psychische Wohlergehen werdender Mütter während der Schwangerschaft

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Gelassen durch die Schwangerschaft: Besserer Umgang mit Stress vorteilhaft für das Neugeborene

Eine Forschungsgruppe der Charité – Universitätsmedizin Berlin konnte nachweisen, dass sich das psychische Wohlergehen werdender Mütter während der Schwangerschaft positiv auf die neugeborenen Kinder auswirkt. 

Längere Telomere – Schutzkappen an den Enden der Chromosomen – weisen darauf hin, dass ihre Zellalterung verringert ist, was sich auf die zukünftige Gesundheit der Kinder auswirken könnte. 

Die Ergebnisse sind jetzt im Fachmagazin American Journal of Psychiatry* veröffentlicht.

Verschiedene Aspekte während der Schwangerschaft können sich auf die Entwicklung des Kindes auswirken. 

Bisher wurden vor allem negative Einflüsse von Stress, Übergewicht oder schlechter Ernährung untersucht – etwa auf die Funktion der Plazenta, Frühgeburten oder die allgemeine Kindesgesundheit. 

Auf zellulärer Ebene können sich verschiedene Einflüsse während der Schwangerschaft direkt auf die Telomere auswirken – spezielle Strukturen, die die Enden von Chromosomen bei der Zellteilung schützen und die durch das Enzym Telomerase verlängert werden können

  • Die Telomerlänge ist ein molekularbiologischer Marker der Zellalterung, der mit der Lebensdauer und einer Reihe altersbedingter Erkrankungen in Zusammenhang steht. 

Obwohl der Einfluss von mütterlichem Stress gut untersucht ist, gibt es bisher nur sehr wenige Befunde zu protektiven mütterlichen Faktoren und ihren positiven Effekten auf die Kindesentwicklung.

Die Forschungsgruppe um Prof. Dr. Sonja Entringer am Institut für Medizinische Psychologie der Charité konnte nun zeigen, dass die psychische Widerstandsfähigkeit gegenüber Stress – die sogenannte Resilienz – während der Schwangerschaft mit der Telomerlänge zusammenhängt. 

  • Je positiver die werdenden Mütter eingestellt sind, desto länger sind auch die Telomere in Zellen der Kinder. 
  • „Positive mütterliche psychologische Charakteristika werden also biologisch beim Fötus eingebettet und wirken sich protektiv aus“, sagt Prof. Entringer.


Bereits in einer vorhergehenden Studie hatten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersucht, wie sich mütterlicher Stress während der Schwangerschaft auf die Telomerlänge der Nachkommen auswirkt. 

Für die aktuelle Arbeit konnte das Team um Prof. Entringer – zusammen mit Forschenden um Nobelpreisträgerin Elizabeth Blackburn von der University of California sowie einem Team in Finnland – auf eine große Probandengruppe mit über 650 Mutter-Kind-Paaren zurückgreifen. 

Die Telomerlänge wurde bereits bei Geburt in Zellen des Nabelschnurblutes bestimmt. 

Die positive Einstellung von Schwangeren trotz Stressbelastung bestimmten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler durch einen Index der Resilienz, in den auch das psychische Wohlergehen und die wahrgenommene soziale Unterstützung einflossen.

„Die Studie unterstreicht die Wichtigkeit des psychischen Wohlergehens der Mutter während der Schwangerschaft für die Programmierung von Krankheit und Gesundheit des Kindes während des gesamten Lebens, sowie die Bedeutung verbesserter Maßnahmen zur psychosozialen Betreuung während der Schwangerschaft“, erklärt Prof. Entringer, die auch Associate Professor an der University of California in Irvine ist. Bereits 2016 war sie mit einem „Starting Grant“ des Europäischen Forschungsrats (ERC) ausgezeichnet worden, durch dessen Finanzierung sie eine eigene Forschungsgruppe aufbauen konnte. 

Aktuell widmet sich die Gruppe molekularen Mechanismen, die bei der Verankerung der psychosozialen Effekte in den Zellen des ungeborenen Kindes zugrunde liegen. 

In einem weiteren Schritt ist eine Interventionsstudie zur Stressreduktion im Alltag von Schwangeren geplant.

*Verner G et al. Maternal psychological resilience during pregnancy and newborn telomer length: a prospective study. Am J Psychiatry (2020), DOI:10.1176/appi.ajp.2020.19101003

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Originalpublikation:

https://ajp.psychiatryonline.org/doi/10.1176/appi.ajp.2020.19101003


Haben Sie heute noch Lust auf Sex...?

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit:  Sex um die 60: Heute wichtiger als früher

Studie zeigt, dass sich die empfundene Bedeutung der Sexualität für 55- bis 65-Jährige über die letzten zwei Jahrzehnte verändert hat

Forscher*innen der Humboldt-Universität zu Berlin und der Vrije Universiteit Amsterdam haben untersucht, ob und wie sich die Wichtigkeit von Sexualität und die Freude am Sexualleben im mittleren Lebensalter über die vergangenen 20 Jahre hinweg gewandelt haben. 

Damit ergänzen sie bereits vorliegende Studien, nach denen Menschen heute bis in das hohe Alter hinein sexuell aktiver sind als noch vor 20-30 Jahren. 

Wichtigstes Ergebnis der Studie: 

Im Vergleich zu 55- bis 65-Jährigen, die Anfang der 1990er Jahre befragt wurden, berichteten Gleichaltrige 20 Jahre später, dass Sexualität für sie wichtiger sei.  

Den stärksten Anstieg verzeichneten die Studienautor*innen bei alleinstehenden 55-65-jährigen Frauen.  

Bei gleichaltrigen Männern, die Singles waren, fand die Studie über die Zeit hinweg in dieser Hinsicht keine messbaren Veränderungen.  

„Es kann verschiedene Gründe dafür geben, dass Erwachsene um die 60, die in den 50er Jahren geborenen wurden, ihre Sexualität als wichtiger wahrnehmen, als diejenigen, die vor dem II. Weltkrieg geboren wurden,“ kommentiert die Erstautorin der Studie, Karolina Kolodziejczak. 

„Unter anderem vermuten wir, dass gesellschaftliche Bewegungen, wie die sogenannte ‚sexuelle Revolution‘ der 60-70er Jahre, die Einstellungen zur Sexualität weitreichend verändert haben. 

Auch die feministischen Bewegungen seit dieser Zeit mögen das Bild von weiblicher Sexualität in der Hinsicht geprägt haben, dass alleinstehende Frauen ihre Sexualität heute freier und ungezwungener ausleben und genießen können.“ 

Anders als erwartet nahm jedoch die Freude am Sexualleben nicht zu. 

Der Anstieg in der berichteten Wichtigkeit von Sexualität geht also nicht zwangsläufig mit mehr Spaß daran einher. 

Prof. Dr. Denis Gerstorf, Mit-Autor der Studie und Experte für Altersfragen: 

„Wie diese Befunde zustande kommen, werden wir in unserer zukünftigen Arbeit darzulegen versuchen: 

Welche Rolle spielen historische Veränderungen im tatsächlichen Verhalten? 

Und welchen Anteil haben historische Veränderungen in der Wahrnehmung der eigenen Sexualität und Veränderungen in der Freizügigkeit, über das eigene Sexualleben zu berichten?“ 

Für die Studie wurden mit 20 Jahren Abstand zwei unabhängige Gruppen von jeweils 55- bis 65-Jährigen (im Durchschnitt etwa 60 Jahre alt) in den Niederlanden befragt: 

718 Erwachsene, die 1928-1937 geboren und 1992-1993 befragt wurden, und 860 Erwachsene, die zwischen 1948-1957 geboren und 2012-2013 befragt wurden. 

Der Artikel ist heute in der Fachzeitschrift Sexuality Research and Social Policy erschienen.

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Karolina Kolodziejczak
Institut für Psychologie Humboldt-Universität zu Berlin
mail: karolina.kolodziejczak@hu-berlin.de

Frank Aischmann Humboldt-Universität zu Berlin

Unter den Linden 6
10099 Berlin
Deutschland
Berlin  
Telefon: +49 30 2093-2694
E-Mail-Adresse: frank.aischmann@hu-berlin.de
Originalpublikation:

Kolodziejczak, K., Drewelies, J., Deeg, D. J. H., Huisman, M., & Gerstorf, D. (2020, September 11). Perceived importance and enjoyment of sexuality in late midlife: Cohort differences in the Longitudinal Aging Study Amsterdam (LASA). Sexuality Research and Social Policy. Advance online publication. doi:10.1007/s13178-020-00486-2
https://link.springer.com/article/10.1007/s13178-020-00486-2


CAVE-Untersucher: Die Entstehung von Nierenfibrosen: Unerwünschter Bindegewebezuwachs bei Organfibrose

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Narben im Körper: Wie ein körpereigener Rezeptor die Zell-zu-Zell-Kommunikation entscheidend beeinflusst

Eine Studie von Wissenschaftler*innen der Universitätsmedizin Magdeburg deckt neue Mechanismen bei der Entstehung von Nierenfibrosen auf und bringt damit ein weit verbreitetes Dogma ins Wanken. 

Eine wichtige Rolle spielt dabei der Notch-3-Rezeptor.

Diabetes, Bluthochdruck oder chronische Entzündungen können mit der Zeit zu Vernarbungen von Organen führen. 

Diesen unerwünschten Bindegewebszuwachs nennt man Fibrose. 

Im schlimmsten Fall werden Organe so verändert, dass sie nicht mehr richtig arbeiten können und am Ende nur noch eine Organtransplantation hilft. 

Dr. Sabine Brandt, Universitätsklinik für Nieren- und Hochdruckkrankheiten, Diabetologie und Endokrinologie Magdeburg
 Dr. Sabine Brandt, Universitätsklinik für Nieren- und Hochdruckkrankheiten, Diabetologie und Endokrinologie Magdeburg Christian Morawe Universitätsmedizin Magdeburg (UMMD)

Das Team um Wissenschaftlerin Dr. Sabine Brandt von der Universitätsklinik für Nieren- und Hochdruckkrankheiten, Diabetologie und Endokrinologie Magdeburg hat die Prozesse zur Entstehung einer Organfibrose am Beispiel der Niere genauer untersucht und dabei eine bedeutende Entdeckung gemacht. 

„Wir haben herausgefunden, dass die Einwanderung der Immunzellen in entzündetes Gewebe und die Vernarbung des Organs zwei getrennte Ereignisse sind. 

Beide hängen aber von dem gleichen Rezeptor Notch3 ab“, erläutert Dr. Brandt das Ergebnis ihrer Studie und stellt damit gleichzeitig den bisherigen Stand der Wissenschaft in Frage. 

Fibrosen sind Reparaturprozesse im Körper, die immer dem gleichen zentralen Mechanismus unterliegen: 

Kommt es zu einer Nierenverletzung, werden unzählige Immunzellen aktiviert, die in das entzündete Gewebe „einwandern“. 

Man spricht von der sogenannten Immunzellinfiltration. 

Bei einer unkontrollierten Immunzelleinwanderung kommt es zu einer Überaktivierung von Bindegewebszellen und der Entwicklung von Narben innerhalb des betroffenen Organs.

Ihre Ergebnisse, die in dem renommierten Wissenschaftsjournal „Journal of the American Society of Nephrology“ veröffentlicht wurden, konnten die Forscher in Versuchen mit Mäusen stützen. 

Wurde der Rezeptor in einer Immunzelle induziert, sorgte er dafür, dass die Immunzellen in das entzündete Gewebe einwanderten. 

Im umgekehrten Fall löste der Rezeptor in der Bindegewebszelle die Vernarbung aus. 

Laut Erstautorin Dr. Brandt ist das ein klarer Beleg: 

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass dieser Prozess keine Einbahnstraße ist und die Funktionen des Rezeptors zellabhängig reguliert werden. Der Notch3-Rezeptor arbeitet dabei als eine Art Vermittler in beiden Prozessen.“ Rezeptoren sind kleine, sehr bedeutsame Protein-Bausteine im menschlichen Körper. Sie fungieren als Antennen, um Signale von Zelle zu Zelle zu übertragen.

Von den Erkenntnissen erhoffen sich die Wissenschaftler*innen, nun gezielte Behandlungsstrategien zu entwickeln, die zum einem der Entzündung der Niere und zum anderen deren Narbenbildung entgegenwirken. 

Ob sich die Ergebnisse auch auf andere Fibrosearten übertragen lassen, ist noch unklar. 

Dennoch ist Dr. Brandt überzeugt: 

„Organfibrose ist ein häufiges Problem in allen Bereichen der Inneren Medizin und man geht davon aus, dass Fibrosen für jeden zweiten Todesfall mitursächlich sind

Deshalb glaube ich, dass diese Forschungsarbeit auch für diese Bereiche von enormer Bedeutung sein kann.“

Das Forschungsprojekt wurde unter der Leitung von Klinikdirektor Prof. Dr. Peter R. Mertens innerhalb des Sonderforschungsbereiches 854 „Molekulare Organisation der zellulären Kommunikation im Immunsystem“ durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert und in Kooperation mit hiesigen Arbeitsgruppen (Institut für Molekulare und Klinische Immunologie, Institut für Klinische Chemie und Pathobiochemie, Klinik für Hämatologie und Onkologie) sowie der Uniklinik RWTH Aachen, dem Leibniz-Institut für Alternsforschung Jena und dem Helmholtz Zentrum für Infektionsforschung Braunschweig umgesetzt. Das Thema wird im Rahmen des Magdeburger Gesundheitscampus Immunologie, Infektiologie, Inflammation (GC-I3) bearbeitet.

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Dr. rer. nat Sabine Brandt

Universitätsklinik für Nieren- und Hochdruckkrankheiten, Diabetologie und Endokrinologie Magdeburg, Tel.: 0391/67-13236, sabine.brandt@med.ovgu.de

Friederike Süssig-Jeschor Universitätsmedizin Magdeburg

Leipziger Straße 44
39120 Magdeburg
Deutschland
Sachsen-Anhalt

Telefon: +49-391-67-27123
E-Mail-Adresse: friederike.suessig-jeschor@med.ovgu.de 
Originalpublikation:

https://jasn.asnjournals.org/content/early/2020/08/27/ASN.2019121289

Originalarbeit: Brandt, Sabine; Ballhause, Tobias; Bernhardt, Anja; Becker, Annika; Salaru, Delia; Le-Deffge, Hien; Fehr, Alexander; Fu, Yan; Philipsen, Lars; Djudjaj, Sonja; Müller, Andreas; Kramann, Rafael; Ibrahim, Mahmoud; Geffers, Robert; Siebel, Chris; Isermann, Berend; Heidel, Florian; Lindquist, Jonathan; Mertens, Peter

Fibrosis and immune cell infiltration are separate events regulated by cell-specific receptor Notch3 expression

CAVE-Untersucher: Anlaufstelle für Kinder mit einer bisher nicht diagnostizierten Erkrankungen https://www.zseb.uni-bonn.de/

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: 

Ein Detektiv für kranke Kinder mit unklarer Diagnose

Am Bonner Zentrum für Seltene Erkrankungen (ZSE Bonn) leitet Prof. Dr. Lorenz Grigull jetzt die direkte Anlaufstelle für Kinder mit einer bisher nicht diagnostizierten Erkrankung und deren Eltern. 

Der 53-jährige Kinderarzt will Kindern und Jugendlichen, die an einer seltenen Erkrankung leiden oder keine Diagnose haben, schnell helfen und ihnen eine Ärzte-Odyssee von Spezialist zu Spezialist ersparen. 

So forscht er auch zu dem Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) bei der Diagnosestellung von seltenen Erkrankungen. 

Prof. Lorenz Grigull leitet die Anlaufstelle für pädiatrische Patienten ohne Diagnose am Universitätsklinikum Bonn.
Prof. Lorenz Grigull leitet die Anlaufstelle für pädiatrische Patienten ohne Diagnose am Universitätsklinikum Bonn. © Alessandro Winkler / UK Bonn

Prof. Grigull erhielt 2019 den Wissenschaftspreis des Landes Niedersachsen in der Kategorie Lehre – unter anderem für eine App, die Medizin-Studierenden ermöglicht, die Arbeit in einer virtuellen Notfall-Ambulanz zu trainieren. Er kommt von der Medizinischen Hochschule Hannover, wo er seit 2003 als Oberarzt in der Kinderonkologie tätig war.

„Selbst heutzutage ist es noch immer ein langer Weg, bis Patienten mit einer seltenen Erkrankung eine Diagnose erhalten – im Einzelfall kann es sogar 40 Jahre dauern“. Für Betroffene fehlen spezialisierte Anlaufstellen. Wenn bei ihnen viel Diagnostik durchgeführt wurde, können wegweisende Hinweise und Befunde leicht übersehen werden. Sie fallen dann durchs Raster“, sagt Prof. Grigull. Es gibt etwa 6.000 bis 8.000 seltene Erkrankungen und mit etwa vier Millionen Betroffenen in Deutschland sind sie zusammengenommen doch gar nicht mehr so „selten“. Oft sind Kinder davon betroffen, da circa 80 Prozent dieser Krankheiten genetisch bedingt sind und sich daher schon im Kindesalter bemerkbar machen können. Das Fehlen einer Diagnose belastet die Familien enorm. Daher hält Prof. Grigull die im vergangenen Jahr am ZSE Bonn gegründete direkte Anlaufstelle für Kinder mit einer bisher nicht diagnostizierten Erkrankung für einen zentralen Punkt in deren Versorgung „Wir wollen den Weg zur Diagnose verkürzen und so den Familien weiterhelfen. Für sie und für die Kinderärzte in der Region wollen wir ein wertvoller Ansprechpartner werden“, unterstreicht Prof. Grigull eines seiner Ziele am Zentrum für seltene Erkrankungen in Bonn. „Ich bin dankbar, dass dank der Förderung der ETL Stiftung Kinderträume nun auch pädiatrisches Know-How am ZSE Bonn eingesetzt werden kann“, betont Grigull die Rolle der Stiftung für seine Sektion.

„Unsere Mission ist, unklaren Diagnosen auf den Grund zu gehen.“

Das ZSE am Universitätsklinikum Bonn ist eines von nur sehr wenigen bundesweiten Zentren für seltene Erkrankungen, das eine Spezialambulanz für Patienten ohne Diagnose sowohl für Erwachsene als auch für Kinder anbietet. 

Die dortige interdisziplinäre Vernetzung unter anderem mit dem Institut für Humangenetik ist über Jahre gewachsen. Ein Herzstück ist die Prüfung und Aufarbeitung der dicken Patientenakten, einschließlich einer oft aufwendigen Recherche in verschiedenen Datenbanken. Hier werden die Spezialisten am Universitätsklinikum Bonn wesentlich von Medizinstudierenden unterstützt. „Die Analyse und Aufarbeitung der komplexen Fälle liefert den Studierenden auch wertvolle Kenntnisse für ihre spätere ärztliche Tätigkeit“, sagt Prof. Grigull, der das Wahlpflichtfach „Seltene Erkrankungen“ fest in den Lehrplan aufgenommen sieht und hierfür auch eine Lern-App entwickeln wird.

Standortübergreifende Fallkonferenzen und innovative diagnostische Methoden liefern dann für die betroffene Familie ein Ergebnis. Es gibt in jedem Fall eine Empfehlung für weitere Diagnostik, die Weiterbehandlung und eine Vermittlung an möglichst heimatnahe Behandlungszentren. Das gleiche Angebot gilt auch für pädiatrische Patienten, bei denen bereits eine seltene Erkrankung diagnostiziert wurde. „Wir wollen für die Familien ein Wegweiser im Dschungel des Gesundheitssystems sein“, sagt Prof. Grigull.

Künstliche Intelligenz unterstützt Diagnose seltener Erkrankungen

Eine Ersteinschätzung, eine sogenannte Triage, der Dringlichkeit sowie auch der Diagnose auf der Basis von KI könnte zukünftig mithelfen, die Ressourcen der Spezialambulanz noch effizienter zu nutzen. Daher legt Prof. Grigull sein wissenschaftliches Augenmerk auf mathematische Verfahren, die Muster in einer größeren Datenmenge erkennen können. Prof. Grigull konzeptioniert und entwickelt seit vielen Jahren Diagnose-unterstützende Verfahren. So auch Fragebögen auf der Basis von den Erfahrungen Betroffener, die eine Identifizierung von Mustern ermöglichen. Bei auffälligen Antwortmustern kann die KI beispielsweise eine seltene Lungenerkrankung erkennen helfen oder Hinweise auf einen Immundefekt liefern. „Diese Werkzeuge sollen Hausärzten und Lotsen an Zentren für seltene Erkrankungen bei der oftmals schwierigen Entscheidung helfen, ob tatsächlich eine seltene Erkrankung vorliegt und welche Experten dann in diesem Fall benötigt werden“, sagt Prof. Grigull.

„Ein Stück nach Hause gekommen“

Vor 25 Jahren ist Prof. Grigull mit seiner Ehefrau von Bonn nach Hannover gezogen. Dort beschäftigte er sich unter anderem mit der Diagnostik seltener Erkrankungen. Die gute und erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem ZSE Bonn bestand bereits vor seinem Wechsel nach Bonn. „So war es schließlich nur noch ein kleiner Schritt, zurück ins Rheinland zu kommen.“ Im Gepäck hatte der Alumnus der Universität Bonn seine Gitarre und die Laufschuhe. „Nach Corona“ würde der Vater zweier erwachsener Söhne auch gerne in einem Bonner Chor mitsingen. Bislang pendelt Prof. Grigull noch zwischen Bonn und Hannover. Zum sportlichen Ausgleich hat er bereits etliche Kilometer im Kottenforst geradelt und gejoggt.

Mehr Informationen zum Zentrum für Seltener Erkrankungen Bonn gibt es unter: 

https://www.zseb.uni-bonn.de/

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Prof. Dr. Lorenz Grigull
Leiter Sektion Kinder
Zentrum für seltene Erkrankungen Bonn
Universitätsklinikum Bonn
Telefon: 0228/287-51027
E-Mail: Lorenz.Grigull@ukbonn.de 

Dr. Inka Väth Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Poppelsdorfer Allee 49
53115 Bonn
Deutschland
Nordrhein-Westfalen 

Telefon: 0228/73-4727
Fax: 0228/73-7451
E-Mail-Adresse: inka.vaeth@uni-bonn.de


Die Immunbremse lösen: Bei älteren Menschen: Botenstoff Interferon gamma

 Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: COVID-19-Risikogruppen: Warum das Immunsystem schlechter gegen das Virus ankommt

Ältere Menschen und Personen mit Grunderkrankungen haben ein besonders hohes Risiko, schwer an COVID-19 zu erkranken. 

Eine Forschungsgruppe der Charité – Universitätsmedizin Berlin hat jetzt herausgefunden, was einer der Gründe dafür sein könnte: 

Bei diesen Risikogruppen werden wichtige Zellen des Immunsystems, die T-Helferzellen, zwar besonders häufig gebildet, sie sind aber in ihrer Funktion eingeschränkt. 

Diese „Immunbremse“ zu lösen, könnte ein Therapieansatz beispielsweise bei schweren COVID-19-Verläufen sein. 

Veröffentlicht ist die Studie im Journal of Clinical Investigation*. 

Je älter COVID-19-Betroffene sind, desto mehr T-Helferzellen bilden sie aus, die auf das Virus reagieren. Immer weniger dieser Zellen produzieren jedoch den antiviralen Botenstoff Interferon gamma. Dieselbe Korrelation gilt bei höherem Komorbiditätsindex.
Je älter COVID-19-Betroffene sind, desto mehr T-Helferzellen bilden sie aus, die auf das Virus reagieren. Immer weniger dieser Zellen produzieren jedoch den antiviralen Botenstoff Interferon gamma. Dieselbe Korrelation gilt bei höherem Komorbiditätsindex. Constanze Gutwasser Grafik: Gutwasser/Charité

Schon früh nach dem ersten Auftreten von COVID-19 wurde flächendeckend dieselbe Beobachtung gemacht: Die Erkrankung verläuft häufig besonders schwer bei älteren Personen und bei Menschen mit Grunderkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes. 

Wahrscheinlich gibt es eine Reihe medizinischer Gründe dafür, dass der Körper im Alter oder bei bestehenden gesundheitlichen Einschränkungen schlechter mit einer SARS-CoV-2-Infektion fertig wird. Ein wichtiger Faktor, so wurde vermutet, könnte das Immunsystem sein. Ein interdisziplinäres Team der Charité hat jetzt Erkenntnisse gesammelt, die diese Vermutung unterstützen.

Für ihre Studie untersuchte die Forschungsgruppe das Blut von 39 Patientinnen und Patienten, die mit SARS-CoV-2-Infektion in die Charité aufgenommen worden waren. Aus diesen Blutproben gewannen die Forschenden Immunzellen, die sie mit kleinen, künstlich hergestellten Bruchstücken des SARS-CoV-2-Erregers stimulierten. Anschließend machten sie die T-Helferzellen, die auf die Virus-Bruchstücke reagierten, mithilfe von spezifischen Farbstoffen sichtbar und bestimmten ihre Anzahl. Schließlich überprüfte das Forschungsteam, ob es einen Zusammenhang zwischen der Anzahl der aktivierten T-Helferzellen und den Risikofaktoren der Patienten gab.

Wie die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler belegen konnten, wiesen die COVID-19-Betroffenen umso mehr Virus-spezifische T-Helferzellen in ihrem Blut auf, je älter sie waren. Derselbe Zusammenhang fand sich auch für den sogenannten Komorbiditätsindex – eine Maßzahl für die Schwere von 19 verschiedenen Grunderkrankungen: Je höher der Komorbiditätsindex lag, desto mehr SARS-CoV-2-spezifische T-Helferzellen zirkulierten im Blut der Patientinnen und Patienten.  

Wie das Team jedoch beobachtete, produzierten mit fortschreitendem Alter der Betroffenen und Gesamtlast ihrer Grunderkrankungen immer weniger dieser Zellen den Botenstoff Interferon gamma (IFNγ). 

Diesen Botenstoff geben die Zellen normalerweise ab, wenn sie ein Virus erkannt haben, um andere Komponenten der Immunabwehr gegen den Erreger zu stimulieren. 

„Die übermäßig vielen gegen das neue Coronavirus gerichteten T-Helferzellen, die wir im Blut von COVID-19-Betroffenen mit Risikofaktoren gefunden haben, sind also teilweise nicht mehr richtig funktionstüchtig“, erklärt Dr. Arne Sattler, leitender Erstautor der Studie von der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie der Charité. Der Wissenschaftler der Arbeitsgruppe Translationale Immunologie resümiert: „Die T-Helferzellen werden bei Menschen mit Risikofaktoren also gewissermaßen ausgebremst. Wir gehen davon aus, dass das hinderlich für eine effiziente Bekämpfung des Erregers sein könnte.“

Eine bekannte molekulare „Bremse“ des Immunsystems ist das Protein PD-1. Es sorgt auf der Oberfläche von T-Zellen normalerweise dafür, dass eine Immunantwort nicht überschießt und sich beispielsweise gegen den eigenen Körper richtet. Tatsächlich konnte die Charité-Forschungsgruppe nachweisen, dass die Virus-spezifischen T-Helferzellen während einer akuten SARS-CoV-2-Infektion deutlich mehr PD-1 bilden als nach einer Infektion mit vergleichsweise milden Symptomen. Zusammen mit Beobachtungen anderer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler weisen unsere Daten darauf hin, dass PD-1 mitverantwortlich dafür sein könnte, dass das Immunsystem bei einigen COVID-19-Betroffenen zu wenig Botenstoffe zur Erregerabwehr ausschüttet“, sagt Dr. Sattler. „Möglicherweise könnten COVID-19-Patientinnen und -Patienten von Therapien profitieren, die darauf abzielen, eine solche ‚Immunbremse‘ wieder zu lösen. Um das zu klären, sind aber noch zahlreiche Studien nötig.“

*Sattler A#, Angermair S#, Stockmann H, Heim KM, Khadzhynov D, Treskatsch S, Halleck F, Kreis ME, Kotsch K. SARS-CoV-2 specific T-cell responses and correlations with COVID-19 patient predisposition. J Clin Invest. 2020;140965. doi: 10.1172/JCI140965. [#Ko-Erstautoren]

Studienplattform zur Erforschung von COVID-19 an der Charité
Basis für die Generierung der jetzt veröffentlichten Daten war die Studienplattform Pa-COVID-19. Pa-COVID-19 ist die zentrale longitudinale Registerstudie für COVID-19-Patientinnen und -Patienten an der Charité. Sie zielt darauf ab, COVID-19-Betroffene klinisch sowie molekular schnell und umfassend zu untersuchen, um individuelle Risikofaktoren für schwere Verlaufsformen sowie prognostische Biomarker und Therapieansätze zu identifizieren.

Allgemeines zur Immunantwort
Das Immunsystem bekämpft Erreger zum einen mithilfe von spezifischen Antikörpern und zum anderen durch die Aktivierung spezifischer Immunzellen, darunter T-Zellen. Man spricht von der humoralen und der zellulären Immunantwort. Beide Arme des Immunsystems tragen zur Ausbildung einer Immunität gegen einen spezifischen Erreger bei. Inwiefern und zu welchem Anteil die humorale und die zelluläre Immunantwort zu einer Immunität gegen SARS-CoV-2 beiträgt, ist Gegenstand aktueller Forschung.

T-Helferzellen
T-Helferzellen sind für die Steuerung und Koordinierung der Immunantwort verantwortlich. Dringt ein Erreger in den Körper ein, nehmen sogenannte Fresszellen ihn auf und präsentieren Bruchstücke davon („Antigene“) auf ihrer Oberfläche. T-Helferzellen kontrollieren diese Bruchstücke; verfügen sie über einen mehr oder weniger passenden Rezeptor für diese Erregerfragmente, werden sie aktiviert. Aktivierte T-Helferzellen sorgen dann dafür, dass andere Immunzellen den Erreger direkt bekämpfen und passgenaue Antikörper bilden. Bei den meisten Immunantworten entstehen dann auch sogenannte T-Helfer-Gedächtniszellen, die über viele Jahre im Körper überleben können und verantwortlich für eine schnellere und effizientere Immunantwort im Falle eines erneuten Kontakts mit dem gleichen Erreger sind.

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Dr. Arne Sattler
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Originalpublikation:

http://www.doi.org/10.1172/JCI140965


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Kreuzreaktivität von T-Helferzellen bei COVID-19 vom 29. Juli
https://doi.org/10.1007/s15010-020-01464-x Publikation zur Pa-COVID-19-Studienplattform


Kortison - Therapie: Muskelmasse reduziert - Fett eingelagert...

 Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Nebenwirkungsarmen Kortison-Alternativen auf der Spur

Viele Menschen nehmen regelmäßig Kortison ein. 

Es kommt in der Behandlung von Rheuma, Asthma oder Multiple Sklerose aber auch von Covid-19 zum Einsatz. 

  • Steroid-Medikamente wie Kortison sind sehr effektiv, haben aber schwere Nebenwirkungen. 

Henriette Uhlenhaut, Professorin an der Technischen Universität München (TUM), und ihr Team erforschen die Wirkung des Medikaments, um die Grundlage dafür zu legen, ähnlich wirkende Präparate mit geringeren Nebenwirkungen zu entwickeln. 

Prof. Henriette Uhlenhaut im Labor
Prof. Henriette Uhlenhaut im Labor A. Heddergott / TUM

Die Arbeitsgruppe von Henriette Uhlenhaut, Professorin für Metabolic Programming an der TUM School of Life Sciences in Freising-Weihenstephan und Forscherin für Molekulare Endokrinologie am Helmholtz Zentrum München, befasst sich mit so genannten Glucocorticoiden

Das sind Steroidhormone wie Cortisol, die von der Nebenniere täglich vor dem Aufwachen oder als Antwort auf Stress ausgeschüttet werden.  

Gebunden an ihren Glucocorticoid-Rezeptor kontrollieren diese Steroide sowohl Immunreaktionen als auch den Zucker- und Fettstoffwechsel.

  • Weil die Immunabwehr durch den Glucocorticoid-Rezeptor so effizient ausgeschaltet werden kann, gehören synthetische Steroidpräparate wie Kortison zu den am häufigsten verschriebenen Medikamenten überhaupt – und das schon seit Jahrzehnten.


Ziel: Moleküle mit entzündungshemmender Wirkung finden

„Diese nützliche Eigenschaft ist leider mit starken Nebenwirkungen verbunden, da dasselbe Hormon beziehungsweise Medikament in anderen Zellen außerhalb des Immunsystems unterschiedliche Funktionen hat“, erklärt die Professorin.  

CAVE: So wird zum Beispiel Muskelmasse reduziert oder Fett eingelagert.

„Wie genau Steroidpräparate wirken, verstehen wir immer noch nicht“, sagt Uhlenhaut. Sie und ihr Team wollen daher die molekularen Mechanismen aufdecken, durch die Steroide wie Kortison Entzündungsreaktionen stoppen.

Wenn die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wissen, wie Kortison wirkt, also wie Entzündungs-Gene in Zellen des Immunsystems stummgeschaltet werden, können sie sich auf die Suche nach Molekülen machen, die dieselbe effektive entzündungshemmende Wirkung wie Kortison haben, aber weniger Nebenwirkungen.

Gängige These widerlegt

Die bisherige Meinung in der Wissenschaft lautete, dass die entzündungshemmende Wirkung dieser Steroide durch Protein-Protein-Wechselwirkungen zustande kommt. Es wurde angenommen, dass der Glucocorticoid-Rezeptor – das ist das Protein, das diese Medikamente oder Hormone bindet – im Zellkern an andere entzündungsauslösende Proteine andockt, ohne die DNA zu berühren.

Das Forschungsteam konnte nun mit einem neuen Mausmodell zeigen, dass anders als jahrelang angenommen, die DNA-Bindung notwendig ist, damit diese Medikamente wirken können. 

Ohne DNA-Bindung an Chromosomen, Chromatin oder an Gene durch den Glucocorticoid-Rezeptor (das Protein, das diese Medikamente oder Hormone bindet) bleibt diese Wirkung aus.

Meilenstein für die Medikamentenentwicklung

„Wir wissen jetzt, dass die DNA-Bindung eine wichtige Rolle spielt, haben aber immer noch keinen Weg gefunden, die Nebenwirkungen von den gewünschten Wirkungen zu trennen. Deswegen werden wir natürlich weiter forschen“, sagt Prof. Uhlenhaut. Auch bei Covid-19 sei noch nicht klar, worauf der Behandlungserfolg beruhe. Dazu sei weitere Forschung in dem Bereich notwendig.

Bisher hatten sich viele Ansätze auf die Protein-Protein-Kontakte fokussiert, was vielleicht deren ausbleibenden Erfolg erklärt. 

Nachdem dieser Ansatz nun verworfen werden kann, wird die weitere Forschung im Hinblick auf die Medikamentenentwicklung von Kortison-Alternativen nun ihren Blick auf die DNA richten.

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Prof. Dr. Henriette Uhlenhaut
Professur für Metabolic Programming
Technische Universität München
TUM School of Life Sciences
& ZIEL-Institute for Food & Health
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henriette.uhlenhaut@tum.de

Prof. Henriette Uhlenhaut

 Prof. Henriette Uhlenhaut A. Heddergott / TUM

Arcisstr. 21
80333 München
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Dr. Ulrich Marsch
Telefon: 089 / 289 - 22778
Fax: 089 / 289 - 23388
E-Mail-Adresse: presse@tum.de
Originalpublikation:

Laura Escoter-Torres, Franziska Greulich, Fabiana Quagliarini, Michael Wierer, Nina Henriette Uhlenhaut: Anti-inflammatory functions of the glucocorticoid receptor require DNA binding
Nucleic Acids Research, July 3, 2020, https://doi.org/10.1093/nar/gkaa565


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https://www.metabolism.wzw.tum.de/
http://www.twitter.com/UhlenhautLab
 

SGLT2-Inh9bitoren: Therapie chronischer Nierenerkrankung

 Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Hoffnung für Herz und Nieren

Eigentlich hatten Forscher des Uniklinikums Würzburg nach einer Therapie gesucht, um die Herzen von Diabetes-Patienten zu schützen. 

Die fanden sie auch in einem SGLT2-Hemmer. 

Darüber hinaus machte Professor Christoph Wanner, Leiter der Nephrologie in der Medizinischen Klinik und Poliklinik I, eine zufällige Entdeckung, die zahlreiche weitere - und wie jetzt beim virtuellen Kongress der European Society of Cardiology zu sehen war erfolgreiche! – Studien nach sich zogen. 

Denn SGLT2-Inhibitoren haben sich auch in der Therapie chronischer Nierenerkrankungen als äußerst wirksam erwiesen, unabhängig vom Diabetes-Status. 

 Christoph Wanner war der erste, der Potential von SGLT2-Inhibitoren erkannte.

 Christoph Wanner war der erste, der Potential von SGLT2-Inhibitoren erkannte.Daniel Peter UKW

Großartige Neuigkeiten für Patienten mit Chronischer Nierenerkrankung. Seit Jahren hat sich keine neue Behandlungsoption als sicher und wirksam erwiesen, so dass kein neues Medikament in die klinische Praxis eingeführt werden konnte.  

Mit SGLT2-Inhibitoren gibt es jetzt eine ganz neue Substanzklasse, die sehr effektiv ist. 

Zwei randomisierte kontrollierte Studien zeigen, dass die SGLT2-Inhibitoren Canagliflozin und Dapagliflozin das Fortschreiten der chronischen Nierenerkrankung bei allen Patienten verlangsamen, nicht nur bei Diabetikern. 

Dieser Durchbruch bei der Behandlung von Nierenerkrankungen geht auf eine Studie von Professor Christoph Wanner zurück. Der Leiter der Klinischen Forschung und Nephrologie am Universitätsklinikum Würzburg und Präsident der ERA-EDTA, war der erste, der das Potential von SGLT2-Inhibitoren erkannte – und das eher zufällig.

„Es ist erstaunlich, wie oft wichtige medizinische Innovationen aus zufälligen Entdeckungen resultieren“, sagt Christoph Wanner. 

Wir wollten eine Therapie zur Verbesserung der kardiovaskulären Ergebnisse bei Personen mit Typ-2-Diabetes finden und entdeckten eine lang erwartete Behandlung, um das Fortschreiten chronischer Nierenerkrankungen zu verlangsamen, selbst bei Personen, die nicht an Typ-2-Diabetes leiden.“

EMPA-REG OUTCOME: Diabetesmedikament zeigte in Herzinsuffizienz-Studie zusätzlichen Nierenschutz

Der Durchbruch bei der Behandlung von Nierenerkrankungen geht nämlich auf die Studie EMPA-REG OUTCOME (1) zurück. Hier haben Forscher des Universitätsklinikums Würzburg bereits nachweisen können, dass der Wirkstoff Empagliflozin bei Patienten mit einer Herzerkrankung und einem Typ-2-Diabetes nicht nur blutzuckersenkend wirkt und das Sterberisiko infolge einer Herzerkrankung reduziert, sondern auch das Fortschreiten einer Nierenschwäche aufhalten kann.

Im vergangenen Jahr lieferte die CREDENCE-Studie (2) weitere Hinweise darauf, dass der SGLT2-Inhibitor Canagliflozin bei Patienten mit einer chronischen Nierenerkrankung und Diabetes das Fortschreiten der Nierenerkrankung verlangsamen kann.

Ist Diabetes-Medikament auch ohne Diabetes wirksam?

Ein wichtiger Link fehlte jedoch noch. Bei etwa einem Drittel aller Nieren-Patienten ist Diabetes die Ursache für Nierenversagen, aber was ist mit den anderen zwei Dritteln? Können SGLT2-Hemmer auch diesen Patienten helfen und verhindern, dass sie eine Nierenerkrankung im Endstadium erreichen, die regelmäßige Dialysebehandlungen oder Nierentransplantationen erfordert?

DAPA-HF und DAPA-CKD zeigen Erfolg von Dapagliflozin sowohl bei Herzpatienten als auch bei Nierenpatienten

Zur Beantwortung dieser Fragen wurde mit DAPA-CKD eine neue Studie initiiert und die Ergebnisse kürzlich auf dem virtuellen Kongress der European Societey of Cardiology (ESC) vorgestellt. „Die Therapie mit dem SGLT2-Inhibitor bei Patienten mit Nierenerkrankungen reduziert das Risiko eines Nierenversagen, schützt vor Herzschwäche und verlängert das Leben, unabhängig vom Diabetes-Status“, fasst Christoph Wanner zusammen. In der Doppelblindstudie wurden 4.031 Patienten entweder mit 10 mg/d Dapagliflozin oder Placebo behandelt.

Wegen des überwältigenden Vorteils der Patienten, die Dapagliflozin einnahmen, wurde die Studie vorzeitig abgebrochen. Zu diesem Zeitpunkt hatten 197 DAPA-Patienten und 312 Placebo-Patienten den primären Endpunkt erlitten, welcher aus aus einem 50%igen Abfall der Nierenfunktion beziehungsweise dem Erreichen einer terminalen Niereninsuffizienz, einem renalen oder kardiovaskulären Tod bestand. Das entspricht einer relativen Risikoreduktion von 39%. Das kombinierte Risiko für einen Tod aus kardiovaskulärer Ursache oder eine Krankenhauseinweisung wegen Herzinsuffizienz reduzierte sich signifikant um 29 Prozent.

EMPEROR-Studie belegt Wirksamkeit von Empagliflozin in Herzinsuffizienz-Therapie

Im Jahr zuvor wurde bereits in der DAPA-HF-Studie (3) die Wirksamkeit des SGLT2-Hemmer Dapagliflozin in der Behandlung von Patienten mit einer chronischen Herzinsuffizienz belegt. In der neuen EMPEROR-Studie (4), an der auch Christoph Wanner beteiligt war und die jetzt auf dem virtuellen ESC-Kongress vorgestellt wurde, erwies sich ein weiterer SGLT2-Hemmer als äußerst wirksam in der Herzinsuffizienz-Therapie: Empagliflozin konnte im Vergleich zum Placebo das Risiko für Klinikaufenthalte oder den Tod aufgrund einer Herzinsuffizienz um 25 Prozent reduzieren. Zudem hatten mit Empagliflozin behandelte Patienten ein geringeres Risiko für schwerwiegende Nierenerkrankungen.

In EMPA-KIDNEY wird Empagliflozin bei Nierenerkrankungen geprüft

Mit der internationalen Studie EMPA-KIDNEY baut Wanner in Kooperation mit der University of Oxford, auf diese Erkenntnisse auf. Für die Studie werden insgesamt 5.000 Patienten mit einer chronischen Nierenerkrankung untersucht. Hat die tägliche Einnahme einer Empagliflozin-Tablette positive Auswirkungen auf die Niere? Verringert sie die Notwendigkeit einer Dialysebehandlung und kann sie schlussendlich Leben retten? Die deutsche Studienzentrale ist in der Medizinischen Klinik und Poliklinik I des Uniklinikums Würzburg angesiedelt und wird vom Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg unterstützt.

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Kirstin Linkamp

Deutsches Zentrum für Herzinsuffizienz  Universitätsklinikum Würzburg

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97080 Würzburg
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Susanne Just
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Originalpublikation:

(1) Wanner C, Inzucchi SE, Lachin JM et al. Empagliflozin and Progression of Kidney Disease in Type 2 Diabetes. N Engl J Med 2016;375:323-334
(2) Perkovic V, Jardine MJ, Neal B et al. Canagliflozin and renal outcomes in type 2 diabetes and nephropathy.N Engl J Med 2019;380:2295-2306
(3) Wiviott SD, Raz I, Bonaca MP et al. Dapagliflozin and cardio-vascular outcomes in type 2 diabetes.N Engl J Med 2019;380:347-357
(4) Packer M, Anker SD, Butler J et al. Cardiovascular and renal outcomes with empagliflozin in heart failure (EMPEROR-Reduced). NEJM 2020,
https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa2022190


 

Muttermilch - Goldwert

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Das Gold der Muttermilch

RESIST-Team fand heraus: 

Alarmine beeinflussen die Entwicklung der Darmflora und des Immunsystems nach der Geburt positiv. 

Nahrungsergänzung könnte schwere Infektionen bei Neugeborenen und langfristig Adipositas verhindern.

Muttermilch unterstützt das kindliche Immunsystem und stärkt die Darmflora. Das ist allgemein bekannt. Aber warum ist das so? Welche molekularen Mechanismen stecken dahinter? Und weshalb kann Flaschennahrung das nicht so gut? Das war bisher unbekannt. Ein Team des Exzellenzclusters RESIST hat nun herausgefunden, dass dies durch Alarmine geschieht. 

„Alarmine sind das Gold der Muttermilch. 

Diese Proteine vermeiden Störungen der Darmbesiedlung, die gefährliche Blutvergiftungen und Darmentzündungen nach sich ziehen können“, sagt Teamleiterin Professorin Dr. Dorothee Viemann von der Klinik für Pädiatrische Pneumologie, Allergologie und Neonatologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Die Ergebnisse veröffentlichte die angesehene wissenschaftliche Fachzeitschrift Gastroenterology. Erstautoren sind Maike Willers, MHH, und Dr. Thomas Ulas, Universität Bonn.

Nach der Geburt reift das Immunsystem des Darms – die Darmflora und -schleimhaut – über Interaktionen mit Bakterien aus der Umwelt heran: 

So entsteht eine optimale Bakterienvielfalt, die ein Leben lang erhalten bleibt und gegen viele Krankheiten schützt. „Dabei steuern Alarmine diesen Anpassungsprozess“, sagt Professorin Viemann. Ihre Forschungen ergaben, dass sie aus der Muttermilch stammen, aber auch im Darm des Kindes entstehen. 

 Dafür sorgen auch die Wehen: 

So haben Säuglinge, die per geplantem Kaiserschnitt geboren wurden, weniger Alarmine als vaginal Geborene.  

Auch Frühgeborene können selbst weniger Alarmine produzieren als Reifgeborene.  

Deshalb leiden die betroffenen Menschen häufig an chronisch-entzündlichen Krankheiten. 

Für diese Forschungsarbeiten, die von der VolkswagenStiftung im Rahmen von „Offen – für Außergewöhnliches“ und vom Exzellenzcluster RESIST unterstützt wurden, hat das Team die Alarmin-Konzentration in Stuhlproben bei Kindern während des ersten Lebensjahres gemessen und ihre Auswirkungen auf die Entwicklung der Darmflora und -schleimhaut untersucht.

„Wenn Neugeborene zu wenig Alarmine produzieren beziehungsweise über die Muttermilch bekommen, könnte eine Nahrungsergänzung mit diesen Proteinen die Entwicklung von Neugeborenen unterstützen. 

Sie könnte auch zahlreiche langfristige Erkrankungen verhindern, die mit einer Störung der Darmbesiedlung zusammenhängen, zum Beispiel chronische Darmentzündungen und Adipositas“, sagt Professorin Viemann. Ihre Aussagen basieren unter anderem darauf, dass die einmalige Gabe von Alarminen im Mausmodell vor schlechter Darmbesiedlung und den damit assoziierten Erkrankungen schützen konnte. Die RESIST-Forscherinnen und -Forscher wollen nun auf ihre Ergebnisse aufbauende weitere präklinische und später klinische Arbeiten durchführen.

RESIST – Forschen für die Schwächsten

Im von der MHH geleiteten Exzellenzcluster RESIST (Resolving Infection Susceptibility) arbeiten rund 45 Forschungsteams an einem Ziel: Sie wollen es ermöglichen, dass besonders anfällige Menschen besser vor Infektionen geschützt werden können, beispielsweise Neugeborene. Zu RESIST gehören in der Klinik tätige Ärztinnen und Ärzte, denen die Situation der Patientinnen und Patienten sehr vertraut ist, sowie Grundlagenwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, die Krankheitserreger und deren Zusammenwirken mit dem Immunsystem bis ins kleinste Detail erforschen. RESIST besteht aus sechs Partner-Institutionen, Sprecher ist Professor Dr. Thomas Schulz, Leiter des MHH-Instituts für Virologie. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert RESIST.

Mehr Informationen über RESIST finden Sie im Internet über den Link: www.RESIST-cluster.de
 

Originalpublikation:

Die Originalpublikation „S100A8 and S100A9 are Important for Postnatal Development of Gut Microbiota and Immune System in Mice and Infants“ finden Sie im Internet unter dem Link: https://doi.org/10.1053/j.gastro.2020.08.019

 

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Kreative Musiktherapie: Die Hirnentwicklung der Kinder

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Frühgeborene Kinder: Musiktherapie fördert die Gehirnentwicklung

  • Frühgeborene Kinder haben ein hohes Risiko für Hirnschäden. 

Eine Studie am Universitätsspital Zürich in Kooperation mit dem Universitäts-Kinderspital Zürich zeigte nun, dass Kreative Musiktherapie die Hirnentwicklung der Kinder fördert und einen schützenden Effekt hat. 
 
Frühgeborene Kinder haben einen schwierigen Start ins Leben. 

Dank medizinischer Fortschritte sind ihre Überlebenschancen in den letzten Jahren jedoch massiv gestiegen. 

Die Gehirne von Kindern, die lange vor dem errechneten Geburtstermin zur Welt kommen, sind aber noch unausgereift und deshalb anfällig für bleibende neurologische Schäden.

  • Die Schädigungen können kognitive und psychische Beeinträchtigungen, Verhaltensauffälligkeiten oder Bewegungsstörungen zur Folge haben, die über die Kindheit hinaus bis ins Jugend- und Erwachsenenalter bestehen bleiben. 
  • Hinzu kommt, dass die Kinder in einer neonatologischen Intensivstation mit Licht, Geräuschen und auch Schmerzen unvermeidlich einem gewissen Stress ausgesetzt sind – und der beruhigende Herzschlag der Mutter fehlt ebenso plötzlich wie die schützende Umgebung der Mutter.

Musiktherapie für die Frühstarter

Aus Studien bei Menschen und Tieren ist bekannt, dass positive Hörerlebnisse die Entwicklung des Gehirns fördern und das Hören von Musik neurobiologische Prozesse, neurologisches Lernen und die Aktivität und Bildung der Synapsen unterstützt.

Frühere Untersuchungen haben zudem gezeigt, dass die Kreative Musiktherapie (creative music therapy, CMT) bei frühgeborenen Kindern einen positiven Einfluss auf Störungen und damit Schädigungen in der Gehirnentwicklung haben kann.

  • Dabei nehmen speziell ausgebildete Therapeutinnen das Atemmuster und physische Anzeichen etwa von Schmerz oder Unruhe der Kinder auf und unterstützen die Kinder durch Singen und Summen im Wiegenliederstil dabei, sich selber zu regulieren. 

Wenn möglich werden auch die Eltern in die Therapie einbezogen und zum eigenen Singen angeleitet; so kann die Therapie z.B. während des «Känguru» im Hautkontakt mit Vater oder Mutter durchgeführt werden, um die Bindung zu unterstützen.

Die Therapie bewirkt augenscheinlich bei den Kindern eine merkliche Entspannung, was sich in der Atemfrequenz, aber auch an Gesten oder am Gesichtsausdruck zeigt. Die körperliche Nähe zu Mutter und Vater verstärkt die positiven Effekte der Therapie. Zusätzlich ebben die häufig vorhandenen Ängste der Eltern ab, was sich auf die Kinder weiter beruhigend auswirkt. Ob sich die CMT auch nachweisbar kurz- und mittelfristig positiv auf die neuronale Entwicklung und bestimmte Hirnregionen auswirkt, war bisher jedoch nicht untersucht worden.

MRI-Untersuchung der Kindergehirne im Schlaf
Die Musikwissenschaftlerin und Pionierin der Kreativen Musiktherapie in der Neonatologie Friederike Haslbeck konnte nun zusammen mit einem Team in der Klinik für Neonatologie am Universitätsspital Zürich und am Universitäts-Kinderspital Zürich in einer Studie die Entwicklung und Veränderungen der Gehirne frühgeborener Kinder unter der Musiktherapie untersuchen. Um die Kinder maximal zu schonen, wurde für die Untersuchung Diffusionsgewichtete Magnetresonanztomografie (DTI) eingesetzt. Das Verfahren wird zur Untersuchung des Gehirns eingesetzt und erlaubt Rückschlüsse auf den Verlauf der grossen Nervenfaserbündel. Wie die bekanntere Magnetresonanztomografie (MRI), ist die DTI nichtinvasiv, sie erfordert weder eine Injektion von Kontrastmitteln noch den Einsatz von ionisierender Strahlung. In die Studie konnten 82 Kinder aufgenommen werden, die Hälfte der Kinder erhielt zusätzlich zur üblichen Therapie zwei- bis dreimal wöchentlich Musiktherapie während ca. 20 Minuten, jedes Kind nach einem individuell erstellten Therapieplan. Die Aufenthaltsdauer der Kinder im Spital betrug drei bis zehn Wochen, die Zahl der Therapieeinheiten acht bis dreissig. Die Untersuchung im MRI wurde jeweils während des natürlichen Schlafes gemacht. Um sie darin nicht zu stören, wurde den Kindern zudem ein Gehörschutz aufgesetzt. Zur Sicherheit wurden während des MRI permanent die Herzfrequenz und die Sauerstoffsättigung im Blut überwacht. Kein Kind zeigte negative Auswirkungen der Untersuchung.

Sichtbare Effekte der Musiktherapie
Die Auswertung der Daten zeigte wenig Einfluss der Musiktherapie auf die grundlegenden Strukturen des Gehirns. 

«Bei den Kindern mit Musiktherapie stellten wir jedoch eine signifikant geringere Verzögerung in den Funktionsprozessen zwischen Thalamus und Hirnrinde, stärkere funktionale Netzwerke und ein verbessertes Zusammenspiel verschiedener Hirnregionen, unter anderem in den für die Motorik und Sprache relevanten Bereichen fest», fasst Friederike Haslbeck die Ergebnisse zusammen.

«Damit konnten wir zum ersten Mal auch mit Bildgebung einen positiven und damit schützenden Effekt der Musiktherapie auf die Hirnentwicklung nachweisen.»

In einer gross angelegten Folgestudie in mehreren Neonatologien der Schweiz will Friederike Haslbeck nun untersuchen, ob sich die Musiktherapie auch längerfristig positiv auf die Entwicklung der frühgeborenen Kinder auswirkt.

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Friederike Haslbeck

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Originalpublikation:
https://doi.org/10.1016/j.nicl.2020.102171