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Fabian Kerwagen: Patientinnen mit Herzinsuffizienz - Unverheiratete

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Herzinsuffizienz: Verheiratete leben länger

Fabian Kerwagen vom Universitätsklinikum Würzburg hat beim Heart Failure Kongress 2022 seine Forschungsergebnisse vorgestellt: 

  • Unverheiratet zu sein ist mit einem höheren Sterberisiko bei PatientInnen mit Herzinsuffizienz verbunden.
  • Unverheiratete Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz haben weniger Vertrauen in den Umgang mit ihrer Erkrankung und sind in ihrer sozialen Teilhabe stärker eingeschränkt als Verheiratete. 

„Diese Unterschiede könnten zu der beobachteten schlechteren Langzeitüberlebensrate bei unverheirateten Patientinnen und Patienten beitragen“, erklärt Dr. Fabian Kerwagen vom Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg (DZHI). Seine Forschungsergebnisse hat der angehende Kardiologe und Nachwuchswissenschaftler heute auf der Heart Failure 2022, einem wissenschaftlichen Kongress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC), vorgestellt. Soziale Unterstützung helfe Menschen bei der Bewältigung von Langzeiterkrankungen. Fabian Kerwagen nennt Beispiele: „Ehepartner können bei der korrekten und regelmäßigen Einnahme der Medikamente unterstützen, Motivation spenden und eine Vorbildfunktion bei der Entwicklung gesunder Verhaltensweisen einnehmen, was sich alles auf die Lebenserwartung auswirken kann.“

Unverheirateten fehlt es häufiger an Selbstwirksamkeit und sozialer Interaktion

Frühere Studien haben gezeigt, dass unverheiratete Personen sowohl in der Allgemeinbevölkerung als auch beim Vorliegen einer koronaren Herzkrankheit eine schlechtere Überlebensprognose haben. 

Fabian Kerwagen wollte wissen, wie sich der Familienstand bei einer chronischen Herzinsuffizienz auswirkt und analysierte Daten aus der erweiterten INH-Studie (E-INH = Extended Interdisciplinary Network Heart Failure). An der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten E-INH-Studie nahmen 1.022 Personen teil, die zwischen den Jahren 2004 und 2007 aufgrund einer dekompensierten Herzinsuffizienz ins Krankenhaus eingeliefert wurden. Von den 1.008 Betroffenen, die Angaben zum Familienstand machten, waren 633 (63 %) verheiratet und 375 (37 %) unverheiratet, davon 195 verwitwet, 96 nie verheiratet und 84 getrennt lebend oder geschieden.

Zu Beginn der Studie wurden die Lebensqualität, die sozialen Einschränkungen und die sogenannte Selbstwirksamkeit mit dem Kansas City Cardiomyopathy Questionnaire erhoben. Dieser Fragebogen wurde speziell für Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz entwickelt. 

Soziale Einschränkungen beziehen sich auf das Ausmaß, in dem die Folgen einer Herzinsuffizienz die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben beeinträchtigen, wie zum Beispiel die Ausübung von Hobbys und Freizeitaktivitäten oder die Interaktion mit Freunden und Familie. Selbstwirksamkeit beschreibt die Einschätzung der Betroffenen, inwiefern sie sich in der Lage fühlen, eine Verschlechterung der Herzinsuffizienz zu verhindern und Komplikationen zu bewältigen. Es gab keine Unterschiede zwischen verheirateten und unverheirateten Patientinnen und Patienten hinsichtlich der allgemeinen Lebensqualität. Allerdings schnitt die unverheiratete Gruppe bei den sozialen Einschränkungen und der Selbstwirksamkeit schlechter ab als die verheiratete Gruppe.

Während der zehnjährigen Nachbeobachtungszeit starben insgesamt 67% der Patientinnen und Patienten.  

Unverheiratete hatten dabei im Vergleich zu Verheirateten ein um ca. 60 Prozent höheres Todesrisiko, wobei verwitwete Probandinnen und Probanden das höchste Risiko aufwiesen.

Gesundheits-App soll Betroffene unterstützen

Fabian Kerwagen resümiert: „Der Zusammenhang zwischen Ehe und Langlebigkeit illustriert, wie wichtig soziale Unterstützung für Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz ist – ein Thema, das durch die soziale Distanzierung während der COVID-19 Pandemie noch an Bedeutung gewonnen hat.“ 

Seine Empfehlung: 

„Das soziale Umfeld sollte bei der Behandlung von Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz berücksichtigt und einbezogen werden. 

Strukturierte Behandlungsprogramme mit spezialisierten Herzinsuffizienz-Pflegekräften oder Selbsthilfegruppen für Herzinsuffizienz können dabei helfen, um mögliche Lücken zu schließen.“ Aufklärung über das Leben mit einer Herzinsuffizienz sei von entscheidender Bedeutung, gleichzeitig aber müsse auch das Vertrauen der Patientinnen und Patienten in ihre Fähigkeiten zur Selbstversorgung gestärkt werden. Sein Blick in die Zukunft: „Wir arbeiten an einer digitalen Gesundheitsanwendung für das Smartphone, die Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz weitere Unterstützung beim täglichen Umgang mit ihrer Erkrankung bieten soll.“

Fabian Kerwagen vom Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz hat seine Forschungsergebnisse zu unverheirateten Herzinsuffizienz-PatientInnen auf dem Heart Failure Kongress 2022 vorgestellt.

Fabian Kerwagen vom Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz hat seine Forschungsergebnisse zu unverheirateten Herzinsuffizienz-PatientInnen auf dem Heart Failure Kongress 2022 vorgestellt. UKW

Fabian Kerwagen hat die Analysen im Rahmen seines Clinician Scientist Programms „UNION-CVD“ (Understanding InterOrgan Networks in Cardiac and Vascular Diseases) durchgeführt. Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Stipendium bietet eine strukturierte wissenschaftliche Ausbildung für Ärztinnen und Ärzte unter dem Dach des Interdisziplinären Zentrums für Klinische Forschung (IZKF) der Universität Würzburg.

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Prof. Dr. Ralf Brandes: Die Gewebeverletzungen des Herzens oder des Gehirns

 Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Neue Sonderforschungsbereiche an Goethe-Universität zu Verletzungen im Herz-Kreislaufsystem und Protein-Superkomplexen

Zwei neue Sonderforschungsbereiche (SFB) an der Goethe-Universität werden in den kommenden vier Jahren mit insgesamt 28 Millionen Euro gefördert: 

Der SFB 1531 befasst sich mit körpereigenen Reparaturmechanismen von Gewebsverletzungen des Herzens oder des Gehirns, die als Folge etwa von Infarkten auftreten. 

Die Forscher:innen untersuchen, wie die Bindegewebsumgebung zur Reparatur dieser Schäden beiträgt. 

Der SFB 1507 nimmt ein Grundprinzip des Lebens in den Blick: 

biochemische Reaktionen und subzelluläre Architekturen an Membranen. 

Die Wissenschaftler:innen untersuchen dazu Proteinkomplexe in der Zellmembran – von Protein-Verbünden über zelluläre Maschinen bis zu Superkomplexen.

Prof. Bernhard Brüne, Vizepräsident für Forschung an der Goethe-Universität Frankfurt, gratuliert den beteiligten Forscherinnen und Forschern zu den neuen Projekten: „Die beiden neuen Sonderforschungsbereiche basieren auf Kooperationen mit vielen starken Partnern. Der SFB 1507 setzt dabei auf das weltweit sichtbare Kompetenz-Zentrum in der Struktur und Funktionsanalyse von Membranproteinen. Ich freue mich sehr, dass mit dem SFB 1531 ein weiterer Wissenschaftsverbund zur Herz-Kreislaufforschung sein Zentrum in Frankfurt hat, wo wir etwa mit dem Exzellenzcluster Cardio-Pulmonary Institute bereits hervorragend aufgestellt sind.“ Die Beteiligung unter anderem der Johannes Gutenberg-Universität Mainz an beiden Sonderforschungsbereichen, so Vizepräsident Brüne weiter, sei erneut ein Ausdruck der Forschungsstärke der Allianz der Rhein-Main-Universitäten RMU.

Das Bindegewebe scheint im Körper eine eher untergeordnete Rolle zu spielen, als Füll- und Stützstruktur der Organe, deren eigentliche Funktion beispielsweise durch spezialisierte Leber- oder Muskelzellen ausgeübt wird. 

Wie wichtig das Bindegewebe oder Stroma ist, zeigt sich, wenn Organe verletzt werden: 

  • Stromazellen treten als Ersthelfer auf und das Stroma bietet Raum für aus dem Blut übertretende Entzündungszellen. 

Am Ende werden beschädigte Strukturen ersetzt und durch neue Blutgefäße wird die Nährstoffversorgung wiederhergestellt.  

Der SFB 1531 „Schadenskontrolle durch das Stroma-vaskuläre Kompartiment“ wird die Reparaturprozesse erforschen, die nach Verletzungen im Gehirn, des Herzens oder von Gefäßen als Folge von Herz-Kreislauferkrankungen in Gang gesetzt werden, wie zum Beispiel Infarkten. Prof. Ralf Brandes vom Institut für Kardiovaskuläre Physiologie der Goethe-Universität und Sprecher des SFB 1531 erläutert: „Es ist faszinierend: Die verschiedenen Zellen agieren bei den komplexen Reparaturprozessen äußerst koordiniert. Wir wollen herausfinden, wie dieses Zusammenspiel funktioniert und langfristig Wege finden, wie wir medizinisch solche körpereigenen Heilungsprozesse unterstützen können.“ Der Sonderforschungsbereich 1531 wird bis 2026 mit insgesamt 14,2 Millionen Euro gefördert. Sprecherin ist die Goethe-Universität, Partner sind das Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung in Bad Nauheim, das Berliner Institut für Gesundheitsforschung an der Charité, das Universitätsklinikum Heidelberg und die Johannes Gutenberg-Universität Mainz.

Dass irgendwann in der Erdgeschichte einmal biochemische Prozesse ablaufen konnten, die sich zu dem entwickelten, was wir heute „Leben“ nennen, ist wahrscheinlich Membranen zu verdanken. Sie schufen ein „Draußen“ und ein „Drinnen“, wodurch empfindliche chemische Reaktionen ermöglicht und koordiniert werden konnten. Membranen grenzen nicht nur Zellen von ihrer Umgebung ab, den Zellen höherer Organismen verschaffen sie auch im Innern abgetrennte Räume wie den Zellkern, die Zellkraftwerke Mitochondrien und das endoplasmatische Retikulum für die Protein-Homöostase. Membranen werden von Zellen vielfältig genutzt: In Membranen eingebettete oder daran assoziierte Proteine wandeln Energie, transportieren Nährstoffe, Stoffwechselprodukte oder Steuerungssignale oder vermitteln Interaktionen mit Krankheitserregern. Der SFB 1507 „Proteinverbünde und Maschinerien in Zellmembranen“ untersucht das Zusammenspiel der verschiedenen großen Proteinkomplexe, die Wechselwirkungen zwischen dem „Drinnen“ und „Draußen“ managen und biologische Prozesse regulieren. Prof. Robert Tampé vom Institut für Biochemie der Goethe-Universität und Sprecher des SFB 1507 erklärt: „Wir möchten die Organisations- und Funktionsprinzipien großer, dynamischer Proteinkomplexe verstehen, zum Beispiel wie diese Komplexe in der zellulären Selbstverteidigung oder bei Kommunikationsprozessen zusammenwirken.“ Der Sonderforschungsbereich 1507 wird bis 2026 mit insgesamt 13,8 Millionen Euro gefördert. Federführend ist die Goethe-Universität, Partner sind das Max-Planck-Institut für Biophysik in Frankfurt, die Johannes Gutenberg-Universität Mainz und die Friedrich-Schiller-Universität Jena.

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Prof. Dr. Ralf Brandes
Sprecher SFB 1531 Schadenskontrolle durch das Stroma-vaskuläre Kompartiment
Institut für Kardiovaskuläre Physiologie
Goethe Universität Frankfurt
Tel. +49 (0)69 6301-6995
r.brandes@em.uni-frankfurt.de
https://www.kgu.de/einrichtungen/einrichtungen-des-fachbereichs/zentrum-der-phys...

Prof. Dr. Robert Tampé
Sprecher SFB 1507 Membran-assoziierte Protein-Assemblierungen, Maschinerien und Superkomplexe
Institut für Biochemie, Biozentrum
Goethe-Universität Frankfurt
Tel. +49 (0)69 798 29475
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Dr. Markus Bernards Goethe-Universität Frankfurt am Main

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Prof. Dr. Martin Fassnacht: Gallenproblemen, Nierensteinen oder Rückenleiden - erhöhte Kortisolausschüttung?

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Nebennierentumore im Blick behalten

Eine von Würzburg aus geleitete internationale multizentrische Studie belegt: 

Eine erhöhte Kortisolausschüttung von gutartigen Nebennierentumoren geht mit einer gesteigerten Sterblichkeit einher, vor allem bei Frauen unter 65 Jahren. 

Die Auswertungen dieser von Studie wurde jetzt im renommierten Journal Lancet Diabetes Endocrinology publiziert. Das MRT zeigt einen drei Zentimeter großen Nebennierentumor auf der rechten Seite. 80 bis 90 Prozent dieser Tumore, die meist zufällig entdeckt werden, sind gutartig.

Das MRT zeigt einen drei Zentimeter großen Nebennierentumor auf der rechten Seite. 80 bis 90 Prozent dieser Tumore, die meist zufällig entdeckt werden, sind gutartig. UKW

Drei Prozent der über 50-Jährigen haben Nebennierentumore. 

Bei den über 80-Jährigen ist sogar jeder zehnte betroffen

80 bis 90 Prozent dieser Tumore, die meist zufällig, zum Beispiel bei einer Computertomographie bei Gallenproblemen, Nierensteinen oder Rückenleiden, entdeckt werden, sind jedoch gutartig und vermeintlich harmlos. Vermeintlich. Denn eine leicht gesteigerte Produktion des Hormons Kortisol, die viele dieser Tumore mit sich bringen, spaltete vor einiger Zeit die Meinungen. 

Muss man den Tumor operativ entfernen oder nicht?

Bis vor kurzem war Prof. Dr. Martin Fassnacht, Leiter des Lehrstuhls Endokrinologie und Diabetologie am Universitätsklinikum Würzburg, noch der Meinung, dass man die meisten gutartigen Nebennierentumore nicht behandeln müsse, sondern nur diejenigen, die zu einem schweren Hormonexzess führen. 

  • Im Jahr 2014 berichteten zwei Studien unabhängig voneinander, dass Patienten und Patientinnen mit gutartigen Nebennierentumoren und erhöhter Hormonproduktion eher sterben als diejenigen, deren Tumor kein Kortisol produziert. 

Untersucht wurden insgesamt 400 Betroffene. „Das war uns zu wenig, wir wollten es genau wissen“, erinnert sich Martin Fassnacht. Bei einem europäischen Nebennierentreffen im Jahr 2014 in München adressierte er die Hypothese, dass das Krankheitsbild bei den meisten Betroffenen zu ignorieren sei und animierte seine europäischen Kolleginnen und Kollegen zu einer großen Kohortenstudie namens NAPACA-Outcome. 28 Zentren aus 16 europäischen Ländern und zwei Zentren aus den USA schlossen sich an. Die selbst gesetzte Mindestmarke von 2014 Studienteilnehmerinnen und -teilnehmern wurde schnell erreicht und schlussendlich sogar verdoppelt. Von den 4374 aufgenommenen Patientinnen und Patienten erfüllten 3656 sämtliche Studienkriterien: Erwachsene mit gutartigem Nebennierentumor, der größer als ein Zentimeter ist und bei denen mittels Dexamethason-Test untersucht worden war, ob der Tumor vermehrt Kortisol produziert. Patientinnen und Patienten mit bösartigem Tumor und klinisch erkennbarem Hormonüberschuss wie zum Beispiel einem Cushing-Syndrom wurden ausgeschlossen. 

„Bei einem Cushing Syndrom sieht man den Betroffenen im Rahmen der ärztlichen Untersuchung gleich an, dass sie schwer krank sind. Hier besteht dann zweifelsohne rascher Handlungsbedarf“, bemerkt Martin Fassnacht.

Frauen unter 65 gefährdet das Zuviel an Kortisol am meisten

Die Auswertung dieser großen Studie hat selbst Skeptiker wie Martin Fassnacht überzeugt: „Entgegen meiner Hypothese sterben diejenigen mit einem Zuviel an Kortisol tatsächlich eher als diejenigen ohne. Doch es trifft nicht alle gleich. Zu unserer Überraschung haben wir festgestellt, dass Frauen unter 65 mit vermehrter Kortisolausschüttung ein vierfach höheres Risiko haben, eher zu sterben als Frauen ohne Kortisolüberschuss. 

Interessanterweise scheint letzterer bei Männern über 65 kaum eine Rolle zu spielen.“

Warum ist das so? 

Es könnte an dem Schutz liegen, den Frauen generell bis zu den Wechseljahren und zehn Jahre danach haben, zum Beispiel was Herz-Kreislauf-Erkrankungen angeht. 

Sie seien generell gesünder als Männer und hätten eine höhere Lebenserwartung.

 „Je gesünder die Patienten sind, desto relevanter ist die Rolle des Kortisols“, vermutet Priv.-Doz. Dr. Timo Deutschbein, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Endokrinologie und Erstautor der Publikation. 

„Hätten die jungen Frauen unabhängig vom Kortisol ein relevant erhöhtes Risikoprofil, zum Beispiel Diabetes, Bluthochdruck, Übergewicht und Nikotinkonsum, würde das Kortisol wahrscheinlich keine wesentliche Rolle mehr spielen.“ 

All das werde jetzt in Folgestudien genauer untersucht. 

Auch der kausale Zusammenhang zwischen Zuviel an Kortisol und höherer Sterblichkeit müsse unter die Lupe genommen werden. 

Schließlich könnte die Sterblichkeit auch mit einem bisher unbekannten Faktor zusammenhängen, der für die Entstehung und das Wachstum des Nebennierentumors verantwortlich ist und „nur nebenbei“ zur vermehrten Kortisolausschüttung führt.

Zukünftig gilt es vor allem zu prüfen, wem eine Operation oder medikamentöse Behandlung empfohlen werden kann. 

„Ein Teil der Patientinnen und Patienten würde vermutlich von einer Operation oder medikamentösen Behandlung profitieren“, revidiert Martin Fassnacht seine anfängliche Meinung.

Die Auswertungen dieser von Würzburg aus geleiteten multizentrischen Studie wurde jetzt im renommierten Journal Lancet Diabetes Endocrinology publiziert.

Martin Fassnacht (links) und Timo Deutschbein vom Uniklinikum Würzburg leiten die multizentrische Studie NAPACA, die bei 3656 StudienteilnehmerInnen die Auswirkungen einer Kortisolaussschüttung von gutartigen Nebennierentumoren untersucht.

 Martin Fassnacht (links) und Timo Deutschbein vom Uniklinikum Würzburg leiten die multizentrische Studie NAPACA, die bei 3656 StudienteilnehmerInnen die Auswirkungen einer Kortisolaussschüttung von gutartigen Nebennierentumoren untersucht. Daniel Peter

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 Originalpublikation:

"Age-dependent and sex-dependent disparity in mortality in patients with adrenal incidentalomas and autonomous cortisol secretion: an international, retrospective, cohort study"
https://doi.org/10.1016/S2213-8587(22)00100-0


Prof. Dr. Sonia Lippke: Dein Muttertag heute - TeamBaby Training

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Zum Muttertag: Interaktive Web-App für werdende Eltern zur Unterstützung der Geburt: sicher und selbstbestimmt.

Mutter werden und sicher kommunizieren? 

Das beginnt alles schon in der Schwangerschaft und deswegen ist es ein Thema am Muttertag! 

Behandlungsschritte verstehen, die eigenen Wünsche und Ängste mitteilen und Nachfragen zu stellen, klingen zwar einleuchtend, sind aber für die meisten Schwangeren nicht immer einfach umzusetzen. 

Gerade im Hinblick auf die Geburt eines Kindes, zur Vorbereitung auf die Entbindung oder zur Planung der Entbindung ist sichere und effektive Kommunikation entscheidend - und das mit allen Beteiligten. 

Das schließt die Partner:innen ebenso mit ein, wie die Ärzte, Hebammen und Pflegekräfte. 

Die neue TeamBaby-App wurde an der Jacobs University Bremen entwickelt und unterstützt Schwangere mit kostenlosen Kommunikationstrainings.

 Die neue TeamBaby-App wurde an der Jacobs University Bremen entwickelt und unterstützt Schwangere mit kostenlosen Kommunikationstrainings. Quelle: Shutterstock/ Prostock-studio

Innerhalb des kostenlosen TeamBaby Trainings mit einer sog. Web-App können Schwangere, deren Partner*innen und das medizinische Personal lernen, wie Kommunikation auf Augenhöhe sicher und effektiv für die Entbindung genutzt werden kann. 

Hierbei stehen neun aufeinander aufbauende und praxisnahe Trainingseinheiten zur Verfügung, die von Psycholog*innen, Ärzten/Ärtzinnen und Hebammen entwickelt worden sind. 

Besonders für werdende Eltern bietet die TeamBaby Web-App besondere Vorteile. 

Die eigenen Bedürfnisse und Ängste sowie die Selbstbestimmung können auch unter Zeitdruck kommuniziert werden und Rückfragen und Unklarheiten mit Hilfe von einfachen Merkhilfen und Strategien ausgeräumt werden.

Die kostenlose Web-App wurde im Rahmen eines Forschungsprojekts der Jacobs University Bremen entwickelt und derzeit schon von 487 Frauen genutzt. 

Die Web-App steht allen Interessierten zur Verfügung. 

Gerade in hektischen Situationen bietet die Teambaby Web-App als Vorbereitung Handwerkszeug und Übungen aus der Praxis an, die einfach angewendet und erinnert werden können. 

Jede Frau sowie deren Partner:innen haben ein Recht auf eine sichere Geburt und Kommunikationskompetenzen. 

Bisherige Rückmeldungen zur TeamBaby Web-App liegen vor: 

„Super praxisnah“ schrieb uns eine Schwangere, eine andere „die Strategien haben mir besonders geholfen, ich konnte mich an diese Übung erinnern und mich dadurch sicherer fühlen“. 

Die Trainingseinheiten stellen zum einen Wissen über sichere Kommunikation zur Verfügung, zum anderen regen sie zur Reflexion an oder vermitteln Strategien durch „learning by doing“. 

Die deutschsprachige Trainings-App richtet sich vor allem an werdende Mütter und deren Partner:innen. 

Die Nutzung ist kostenlos. 

Es ist lediglich ein Zugang zu einem internetfähigen Mobiltelefon, Tablet oder PC erforderlich. Es sind alle Schwangeren und Personen aus ihrem Umfeld eingeladen, die Web-App zu nutzen.  

Die Teilnahme ist ab 18 Jahren möglich.

 
Professorin Dr. Sonia Lippke, Gesundheitspsychologin an der Jacobs University Bremen, selbst Mutter meint: „In der heutigen Zeit gehört Kommunikationstraining im Online-Form einfach dazu, es passt in jede Tasche bzw. auf jedes Smartphone und alle sollten sich die Zeit für die Teilnahme freiräume“. Sie kooperieren dabei mit den Kliniken für Geburtshilfe in Frankfurt und Ulm, dem Aktionsbündnis für Patientensicherheit in Berlin und der Techniker Krankenkasse, um das Online-Training möglichst wirksam zu gestalten und die Wirksamkeit nachzuweisen.

Link zur App: https://unipark.de/uc/TeamBaby/App/

Bei Fragen wenden Sie sich an: TeamBaby@jacobs-university.de


Weiterführende Informationen: https://www.jacobs-university.de/teambaby/app

Über die Arbeitsgruppe Gesundheitspsychologie an der Jacobs University Bremen:
Die Arbeitsgruppe Gesundheitspsychologie und Verhaltensmedizin unter der Leitung von Prof. Dr. Sonia Lippke befasst sich mit Themen der Gesundheitsprävention und -förderung für alle Bevölkerungsgruppen. In diesem Zusammenhang werden auch Themen wie Einsamkeit, Kommunikation und mentale Gesundheit erforscht. 

Die Jacobs University Bremen wurde 2001 als private, englischsprachige Campus-Universität gegründet. Seitdem erzielt sie immer wieder Spitzenergebnisse in nationalen und internationalen Hochschulrankings. Ihre mehr als 1.500 Studierenden stammen aus mehr als 110 Ländern, rund 80 Prozent sind für ihr Studium nach Deutschland gezogen. Forschungsprojekte der Jacobs University werden von der deutschen Forschungsgemeinschaft oder aus dem Rahmenprogramm für Forschung und Innovation der Europäischen Union ebenso gefördert wie von global führenden Unternehmen.

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Für weitere Informationen zur Arbeitsgruppe:

 http://slippke.user.jacobs-university.de

Dr. Sonia Lippke | Professorin für Gesundheitspsychologie und Verhaltensmedizin
s.lippke@jacobs-university.de | Tel.: +49 421 200-4730

Campus Ring 1
28759 Bremen
Deutschland
Bremen

Maike Lempka
Telefon: +49 421 200 4504
E-Mail-Adresse: m.lempka@jacobs-university.de

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Professor Dr. Andreas Habenicht: Atherosklerose an der Außenwand von Arterien

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Atherosklerose: Wie erkrankte Blutgefäße mit dem Gehirn kommunizieren

LMU-Wissenschaftler konnten erstmals zeigen, dass bei Atherosklerose Nervensignale zwischen Blutgefäß und Gehirn ausgetauscht werden.

Etliche Labors forschen weltweit an der Erkrankung Atherosklerose

Doch ihr Augenmerk liegt auf atherosklerotischen Plaques. 

  • Die Ablagerungen aus Cholesterin, faserigem Gewebe und Immunzellen bilden sich im Inneren von Arterien. 
  • Sie engen das Lumen der Blutgefäße immer weiter ein, und weniger Sauerstoff gelangt in Körpergewebe. 
  • Bekannte Folgen sind der Herzinfarkt, der Schlaganfall oder das Raucherbein.


„In den letzten Jahrzehnten hat niemand gefragt, ob es eine direkte Verbindung zwischen der Arterie und dem Gehirn gibt. 

Der Grund dafür ist offenbar, dass atherosklerotische Plaques nicht innerviert sind“, sagt Dr. Sarajo K. Mohanta vom LMU-Institut für Prophylaxe und Epidemiologie der Kreislaufkrankheiten. Genau diese Verbindung konnte er zusammen mit Professor Dr. Andreas Habenicht vom LMU-Institut für Prophylaxe und Epidemiologie der Kreislaufkrankheiten, Prof. Dr. Christian Weber, Direktor des Instituts, und einem internationalen Team jetzt nachweisen. Wichtige Ergebnisse wurden auch von Professor Dr. Daniela Carnevale und Professor Dr. Giuseppe Lembo von der Universität La Sapienza in Rom erarbeitet. Zentrale Teile der Studie wurden auch vom LMU Exzellenzcluster SyNergy und vom DFG Sonderforschungsbereich 1123 gefördert.

Die Forschenden berichten in Nature über Signale, welche vom Blutgefäß mit Plaques über Nerven zum Gehirn geleitet werden. Nach der Verarbeitung gelangen weitere Signale zurück zum Blutgefäß.

Ein völlig neues Verständnis der Atherosklerose

Zum Hintergrund: 

Die Wand von Arterien besteht aus drei Komponenten, einer äußeren, mittleren und inneren Schicht. 

Plaques sind im Inneren zu finden. 

Sie werden nicht von Nervensträngen durchzogen, was schon lange bekannt ist. 

„Deshalb ist bisher niemand auf die Idee gekommen, zu untersuchen, ob das periphere Nervensystem bei Atherosklerose mit Blutgefäßen in Kontakt tritt“, sagt Habenicht.

Seine Arbeitsgruppe erforscht seit 2004, was bei Atherosklerose an der Außenwand von Arterien passiert. 

„Atherosklerose ist eben mehr als nur ein Plaque; vielmehr es geht um die Entzündung der Arterie selbst, und zwar auch an deren Außenseite“, ergänzt Mohanta, der federführend die Experimente durchgeführt hat.

Auf solche Entzündungen reagiert das periphere Nervensystem. 

Das Habenicht-Team fand heraus, dass molekulare Fühler, Rezeptoren genannt, eine zentrale Rolle haben.  

Sie befinden sich an der Außenwand der Gefäße. Rezeptoren erkennen, wo sich Plaques befinden und wo Gefäße entzündet sind, indem sie Botenstoffe der Entzündung identifizieren. 

Anschließend senden sie elektrische Signale über die Nervenbahnen bis in das Gehirn. 

Das Gehirn verarbeitet die Signale und sendet ein Stresssignal zurück bis in das entzündete Blutgefäß. 

Dadurch wird die Entzündung negativ beeinflusst, und die Atherosklerose verschlechtert sich.

Langfristig Chancen auf eine kausale Therapie der Atherosklerose

Dieser bislang unbekannte elektrische Kreislauf zwischen den Arterien und dem Gehirn hat perspektivisch eine immense Bedeutung. Im Tierexperiment durchtrennte Carnevale die elektrische Verbindung zwischen einer erkrankten Arterie und dem Gehirn. Acht Monate später verglich sie behandelte Mäuse mit Tieren ohne diesen Eingriff. Bei Nagern mit der experimentellen Therapie war die Atherosklerose tatsächlich weniger ausgeprägt als bei den Kontrollen. „Langfristig hoffen wir, dass Atherosklerose endlich kausal therapiert werden kann“, sagt Mohanta, „doch das kann noch dauern“.

Im nächsten Schritt wollen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler herausfinden, wie das periphere Nervensystem genau organisiert ist – und welche Rolle weitere Rezeptoren spielen. 

Viel deutet auch darauf hin, dass die Schnittstelle zwischen Gehirn und erkrankten Blutgefäßen durch Stress reguliert wird. 

Deshalb plant Habenicht, neurobiologische Aspekte zu untersuchen: 

Welche Zellen im Gehirn reagieren auf Signale aus erkrankten Blutgefäßen? 

Und mit welchen Regionen im Gehirn stehen diese Zellen wiederum in Verbindung?

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Professor Dr. Andreas Habenicht
Institute for Cardiovascular Prevention (IPEK)
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Originalpublikation:

Sarajo K. Mohanta, …. Christian Weber, Giuseppe Lembo, Daniela Carnevale, Andreas J.R. Habenicht: Neuroimmune cardiovascular interfaces control atherosclerosis. Nature, 2022.

DOI 10.1038/s41586-022-04673-6
https://www.nature.com/articles/s41586-022-04673-6


Prof. Dr. med. Heike A. Bischoff-Ferrari, DrPH: Vitamin D, Omega-3 und Bewegung

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Einfaches Massnahmenpaket zur Krebsprävention bei über 70-Jährigen

  • Eine Kombination aus hochdosiertem Vitamin D, Omega-3-Fettsäuren und einem einfachen Trainingsprogramm für zu Hause kann das Krebsrisiko gesunder Erwachsener über 70 Jahre kumulativ um 61 Prozent verringern. 

Dies ergab die internationale DO-HEALTH-Studie unter der Leitung der Universität Zürich. Erstmals wurde der kombinierte Nutzen von drei erschwinglichen Gesundheitsmassnahmen zur Krebsprävention untersucht.

Krebs ist die zweithäufigste Todesursache bei älteren Erwachsenen und die Wahrscheinlichkeit, an Krebs zu erkranken, steigt mit zunehmendem Alter. 

Abgesehen von präventiven Empfehlungen wie Sonnenschutz oder Nichtrauchen sind die Bemühungen der öffentlichen Gesundheit zur Krebsprävention begrenzt, sagt die Studienleiterin Heike A. Bischoff-Ferrari, Professorin für Geriatrie und Altersforschung an der Universität Zürich. 

«Bei Erwachsenen mittleren Alters und älteren Menschen beschränken sie sich heute weitgehend auf Vorsorgeuntersuchungen und Impfungen», erklärt Bischoff-Ferrari, die ebenfalls Direktorin der Klinik für Altersmedizin am UniversitätsSpital Zürich und Chefärztin der Universitären Klinik für Altersmedizin am Stadtspital Zürich, Standort Waid ist.

Vitamin D, Omega-3 und Bewegung

Bisherige Studien haben gezeigt, dass Vitamin D das Wachstum von Krebszellen hemmt. 

Ähnlich kann Omega-3 die Umwandlung normaler Zellen in Krebszellen bremsen. 

Körperliche Betätigung wiederum verbessert die Immunfunktion und verringert Entzündungen, was ebenfalls zur Krebsprävention beitragen kann. 

Es fehlte jedoch an soliden klinischen Studien, die die Wirksamkeit der drei Massnahmen – für sich oder in Kombination – belegen. 

Um diese Lücke zu schliessen, führte ein internationales Forschungsteam um Heike Bischoff-Ferrari die DO-HEALTH-Studie durch: eine randomisierte, kontrollierte dreijährige Untersuchung in fünf europäischen Ländern (Schweiz, Frankreich, Deutschland, Österreich und Portugal) mit 2157 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.

Kombination einfacher Massnahmen mit kumulativem Nutzen

Die Ergebnisse zeigen, dass täglich eingenommenes hochdosiertes Vitamin D3, zusätzliche Omega-3-Fettsäuren und ein einfaches Trainingsprogramm für zu Hause bei gesunden und aktiven Menschen über 70 Jahren eine kumulative Wirkung haben. Jeder der Ansätze zeigte für sich bereits einen kleinen individuellen Nutzen. In Kombination wurde die Wirkung statistisch signifikant: Die Forschenden stellten eine Verringerung des Krebsrisikos um insgesamt 61 Prozent fest.

«Neuartige Krebstherapien zielen darauf ab, verschiedene Wege der Krebsentstehung zu blockieren, indem mehrere Wirkstoffe kombiniert werden. Wir haben dieses Konzept auf die Krebsprävention übertragen», kommentiert Bischoff-Ferrari. «Obgleich unsere Ergebnisse in einer längerfristigen und noch grösseren Studie repliziert werden sollten, qualifizieren die drei Massnahmen anhand ihrer hohen Sicherheit und den geringen Kosten bereits heute um die hohe Last von Krebserkrankungen bei älteren Erwachsenen zu reduzieren. Künftige Studien sollten das Potential von Kombinationsbehandlungen bei der Krebsprävention weiter überprüfen und dabei auch längere Nachbeobachtungszeiträume einbeziehen.»

Ziel ist die Teilnehmer in der DO-HEALTH Studie länger nachzuverfolgen. Aufgrund limitierter Forschungsmittel konnte das bisher nur in zwei (Zürich und Basel) der sieben DO-HEALTH Studienzentren sichergestellt werden.

DO-HEALTH-Studie

Die 2157 Studienteilnehmenden wurden nach dem Zufallsprinzip in acht verschiedene Gruppen eingeteilt, um den individuellen und kombinierten Nutzen der Interventionen zu testen: 

  • Gruppe eins erhielt 2000 IE Vitamin D3 pro Tag (das entspricht mehr als 200 Prozent der Menge, die derzeit für ältere Erwachsene empfohlen wird, nämlich 800 IE pro Tag), 1 g Omega-3-Fettsäuren pro Tag und dreimal pro Woche ein einfaches Kraft-Trainingsprogramm für zu Hause; 

Gruppe zwei erhielt Vitamin D3 und Omega-3-Fettsäuren; 

Gruppe drei Vitamin D3 und das Trainingsprogramm; 

Gruppe vier Omega-3-Fettsäuren und das Trainingsprogramm; 

Gruppe fünf nur Vitamin D3; 

Gruppe sechs nur Omega-3-Fettsäuren; 

Gruppe sieben nur das Trainingsprogramm; 

und Gruppe acht erhielt ein Placebo.

Die Teilnehmenden erhielten alle drei Monate Kontrollanrufe und wurden zu Beginn sowie im ersten, zweiten und dritten Jahr in den Studienzentren standardisierten und umfassenden Gesundheits- und Funktionsuntersuchungen unterzogen, inklusive Lebensstilfaktoren wie Ernährung und Physische Aktivität. 

Die DO-HEALTH Kohorte und Biobank ist die umfassendste Untersuchung gesunder Erwachsener im Aller von 70 und älter in Europa und wird von der Universität Zürich geleitet. 

Die DO-HEALTH Studie und das Netzwerk internationaler Forscher wurde im 7ten Forschungs-Rahmenprogramm der EU gefördert.

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Prof. Dr. med. Heike A. Bischoff-Ferrari, DrPH
Klinik für Altersmedizin
Universität Zürich / Universitätsspital Zürich
E-Mail: heike.bischoff@usz.ch

Seilergraben 49
8001 Zürich
Schweiz
Zürich  

Kurt Bodenmüller
Telefon: +41446344439
Fax: +41446342346
E-Mail-Adresse: kurt.bodenmueller@kommunikation.uzh.ch

Originalpublikation:

Heike Bischoff-Ferrari et al. Combined Vitamin D, Omega-3 Fatty Acids, and a Simple Home Exercise Program May Reduce Cancer Risk Among Active Adults Aged 70 and Older: A Randomized Clinical Trial. Frontiers in Aging. 25 April 2022. DOI: 10.3389/fragi.2022.852643


Prof. Dr. med. Peter Elsner und Prof. Dr. med. Silke Hofmann: Leitlinie Chronischer Pruritus (CP) (u.a. Neurodermitis, Schuppenpflechte, Diabetes Mellitus, chronisches Nierenleiden, Eisenmangelnämie)

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: S2k-Leitlinie chronischer Pruritus: Wenn Jucken chronisch wird, leiden Körper und Seele

Chronischer Juckreiz wird häufig mit Hauterkrankungen assoziiert. 

  • Er ist jedoch ein Leitsymptom vieler, auch internistischer Erkrankungen. 

Mit der S2k-Leitlinie Chronischer Pruritus gelingt es einer Expertengruppe unter Federführung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) Diagnostik und Therapie zu definieren und zu standardisieren. 

Als fächerübergreifendes Leitsymptom geht der chronische Pruritus mit einer hohen Krankheitslast und erheblichem Leiden der Betroffenen einher. 

Die Leitlinie gibt ausführliche Therapieempfehlungen und betont die Notwendigkeit, die subjektive Belastung der Patientinnen und Patienten für Diagnose und Behandlung zu erheben und zu berücksichtigen.

Wenn es irgendwo am Körper juckt, ist das eine wichtige Warnfunktion – vielleicht ist es ein Fremdkörper (Insekten oder Parasiten) oder ein schädlicher Kontakt mit einem Pflanzenbestandteil, auf den es zu reagieren gilt? 

Ein akuter Juckreiz ruft eine Juckempfindung und das Verlangen hervor, sich zu kratzen. 

Der Juckreiz, medizinisch Pruritus genannt, kann aber auch langanhaltend sein. 

Nach über sechs Wochen sprechen Medizinerinnen und Mediziner von chronischem Pruritus (CP). 

„Manche Menschen werden beim Thema Jucken sofort an die Haut denken, an Neurodermitis oder Schuppenflechte. 

Pruritus ist aber ein fachübergreifendes Leitsymptom zahlreicher Erkrankungen“, erklärt Professor Dr. med. Dr. h. c. Sonja Ständer, leitende Oberärztin an der Klinik für Hautkrankheiten des Universitätsklinikums Münster (UKM) und Leiterin des „UKM Kompetenzzentrum Chronischer Pruritus“. 

Der chronische Pruritus kann auch Symptom eines Diabetes mellitus oder eines chronischen Nierenleidens sein. 

Er kann bei einer Eisenmangelanämie oder aber im Zusammenhang mit Infektionen wie HIV oder Herpes Zoster (Gürtelrose) auftreten. 

Pruritus ist eine interdisziplinäre diagnostische und therapeutische Herausforderung und es ist daher sinnvoll, das Symptom chronischer Pruritus unabhängig von der Grunderkrankung in den Blick zu nehmen“, betont Ständer.

Unter anhaltendem Juckreiz bei verschiedenen zugrundeliegenden Erkrankungen leiden in Deutschland etwa 13 bis 17 Prozent der erwachsenen Bevölkerung. 

Nur die Hälfte von ihnen erhält eine kontinuierliche ärztliche Betreuung und nur sieben Prozent eine Therapie. [1]

Um die Versorgung von Patientinnen und Patienten mit chronischem Pruritus zu verbessern, hat eine interdisziplinäre Gruppe von Fachleuten nun die seit 2005 bestehende Leitlinie aktualisiert. [2]
„Aus zahlreichen Studien ist bekannt, dass CP mit einem erheblichen subjektiven Leiden einhergeht“, betont Ständer, Koordinatorin der Leitlinie. 

Für viele Menschen ist der Juck-Kratz-Zirkel ein Teufelskreis, der Entzündungen aufrechterhält, immer wieder zu Blutungen, Krusten und Narben führt. Die Krankheitslast der Betroffenen äußert sich in Schlafstörungen, Ängsten, Depressivität, niedrigem Selbstwertgefühl und dem Erleben von Stigmatisierung. Die Folgen können sozialer Rückzug, Depression oder sogar Suizidalität sein. 

„Die Leitlinie empfiehlt ausdrücklich, die subjektive Belastung und die psychischen Auswirkungen der Patientinnen und Patienten für Diagnose und Therapie zu erheben“, sagt Ständer.

„Betroffenen empfehlen wir, ein Symptomtagebuch zu führen. Das gibt es mittlerweile auch in App-Form. Die so gesammelten Informationen erleichtern es dann im Gespräch mit der Ärztin oder dem Arzt, die richtigen Therapieentscheidungen zu treffen, und sie sind optimal für die Verlaufsbeurteilung“, ergänzt Professor Dr. med. Silke Hofmann, Chefärztin des Zentrums für Dermatologie, Allergologie und Dermatochirurgie, HELIOS Universitätsklinikum Wuppertal und Beauftragte für die Öffentlichkeitsarbeit der DDG.

„Es gibt keine allgemeingültige, einheitliche Therapie von CP, da es eine hohe Diversität der möglichen zugrundeliegenden Ursachen und der unterschiedlichen Patientenkollektive gibt“, sagt Ständer. Es sollten also individuelle Therapiepläne erstellt werden. In der Leitlinie geben die Tabellen 12-19 einen Überblick über evidenzbasierte, symptomatische Therapieempfehlungen, die aus Phototherapie, topischen und systemischen Medikamenten bestehen.

Auf der Basis von Fallberichten und Studien bei der Prurigo nodularis, einer Hauterkrankung, die durch juckende Hautknötchen, v.a. an den Extremitäten, gekennzeichnet ist, kommt die Expertengruppe zu einigen neuen Empfehlungen. 

  • Als systemisches Immunsuppressivum kann Cyclosporin A zur Therapie bei chronisch nodulärer Prurigo empfohlen werden und Methotrexat sowie Azathioprin können als Therapie erwogen werden. 
  • Thalidomid/ Lenalidomid wird nicht empfohlen. 
  • Das Biologikum Dupilumab kann zur Therapie bei chronisch nodulärer Prurigo (derzeit noch off-label) ebenfalls erwogen werden.


„Die Umsetzung der Empfehlungen wird bei den Patientinnen und Patienten zu einer Verbesserung der Lebensqualität führen. 

Vor allem der fachübergreifende Ansatz und die Mitarbeit von Expertinnen und Experten aus anderen Fachgesellschaften werden helfen, diese wichtigen Inhalte weit zu verbreiten“, fasst Hofmann zusammen.

Die Leitlinie richtet sich an Expertinnen und Experten aus den Fächern Dermatologie, Allergologie, Nephrologie, Hämatologie, Gastroenterologie, Innere Medizin und Psychosomatik, die in der ambulanten, tagesklinischen und stationären Versorgung und dem Rehabilitationsbereich tätig sind. 

Aber auch für Gynäkologie, Pädiatrie und Allgemeinmedizin können die Empfehlungen hilfreich sein.
An der S2k-Leitlinie waren insgesamt 17 Fachgesellschaften und Organisationen beteiligt. Patientinnen und Patienten wurden über Fokusgruppen eingebunden.

Literatur:
[1] Ständer S, Schäfer I, Phan N Q, Blome C, Herberger K, Heigel H, Augustin M. Prevalence of Chronic Pruritus in Germany: Results of a Cross-Sectional Study in a Sample Working Population of 11,730. Dermatology 2010;221:229–235. DOI: 10.1159/000319862
[2] Ständer S et al. S2k-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie des chronischen Pruritus. (AWMF-Register-Nr.: 013-048) 2022.

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Tipps für Patientinnen und Patienten:

Symptomtagebuch führen:
z.B. mit der ItchyApp, von Hippokrates IT, Google Android und Apple iOS, gratis https://hippokrates-it.de/ItchyApp.html

 
Hinweise auf weitere Apps: https://link.springer.com/article/10.1007/s00105-020-04603-5/tables/1

Strategien für das Durchbrechen des Juck-Kratz-Zirkels durch das Einüben alternativer Verhaltensweisen:

- Haut beim Jucken prinzipiell zuerst mit kühlenden und juckreizlindernden Lotionen, Cremes oder Salben eincremen, statt sie zu kratzen. 

- Das Kratzbedürfnis umleiten: Anstatt die Haut zu kratzen, Bettdecke, Kissen oder Sofa „malträtieren“.

- Körper und Seele entspannen durch autogenes Training, progressive Muskelentspannung oder Akupunktur.

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Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG)
Prof. Dr. med. Peter Elsner und Prof. Dr. med. Silke Hofmann
Dagmar Arnold
Robert-Koch-Platz 7
10115 Berlin
Tel.: +49 30 246 253-35
E-Mail: d.arnold@derma.de

Zur Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG):
Die Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG) e. V. ist die wissenschaftliche Fachgesellschaft der deutschsprachigen Dermatologinnen und Dermatologen. Als eine gemeinnützige Organisation mit mehr als 3.800 Mitgliedern fördert sie Wissenschaft und Forschung auf dem Gebiet der Dermatologie und ihrer Teilgebiete. Die DDG setzt sich für die Förderung der klinischen und praktischen Dermatologie, Allergologie und Venerologie sowie ihrer konservativen und operativen Teilgebiete ein. Mit der Durchführung von wissenschaftlichen Veranstaltungen und Kongressen engagiert sie sich in der Fort- und Weiterbildung, sie entwickelt Leitlinien und unterstützt Forschungsvorhaben durch Anschubfinanzierungen und Förderungen. Darüber hinaus vergibt die DDG zusammen mit der Deutschen Stiftung für Dermatologie Forschungsgelder und Stipendien an vielversprechende Nachwuchsmedizinstudierende und an namhafte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.


Weitere Informationen für international Medizin am Abend Berlin Beteiligte

https://derma.de/leitlinien/detail/news/chronischer-pruritus/?tx_news_pi1%5Bcont... 

Sk2-Leitlinie Diagnostik und Therapie des
http://chronischen Pruritus

http://www.derma.de


Dipl.-Ing. Josef Fritz PhD: Bluthochdruck, erhöhte Zucker-, Blutfett- und Harnsäurewerte und Nierenversagen

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Übergewicht allein führt nicht zur Dialyse

Langzeitstudie zu Übergewicht und Nierenversagen mit 100.000 TeilnehmerInnen - Übergewicht und Adipositas bringen sehr oft Bluthochdruck, erhöhte Zucker-, Blutfett- und Harnsäurewerte mit sich. 

Betroffene haben langfristig ein erhebliches Risiko, ein Nierenversagen zu erleiden. 

Ein Team um Josef Fritz von der Med Uni Innsbruck und Emanuel Zitt vom Akademischen Lehrkrankenhaus Feldkirch errechnete die Bedeutung der einzelnen Faktoren. Das Journal of the American Society of Nephrology (JASN) berichtet. 

 Dialysestation im Akademischen Lehrkrankenhaus Feldkirch

 Dialysestation im Akademischen Lehrkrankenhaus Feldkirch, Karin Nussbaumer, Akad. Lehrkrankenhaus Feldkirch

  • Was die Waage anzeigt, ist nicht entscheidend, wenn es darum geht, die langfristige Gefahr für ein irreparables Nierenversagen mit Dialysepflicht einzuschätzen. 
  • Relevant ist, was die Messungen von TyG-Index* - ein neuer Parameter für Insulinresistenz –, Harnsäure und Blutdruck ergeben. 

Zu diesem Schluss sind Wissenschafter um Josef Fritz vom Institut für Medizinische Statistik und Informatik (Direktor: Hanno Ulmer) an der Medizinischen Universität Innsbruck und um den Nephrologen Emanuel Zitt, Oberarzt am Akademischen Lehrkrankenhaus Feldkirch, gekommen.

Für ihre Untersuchung zogen die Forscher die Daten von 100.269 Personen heran, die sich zwischen 1985 und 2005 in Vorarlberg einer Gesundenuntersuchung unterzogen haben. Die Ergebnisse der ersten Vorsorgeuntersuchung, die im Mittel 23 Jahre zurücklag, glichen die Forscher mit den Einträgen des an der Univ.-Klinik für Innere Medizin IV (Direk-tor: Gert Mayer) in Innsbruck angesiedelten Österreichischen Dialyse- und Transplantationsregister ab. Anhand einer komplexen Mediationsanalyse errechnete Fritz den Gesamteffekt von Übergewicht sowie den Effekt der einzelnen Einflussgrößen auf eine drohende Dialysepflicht.

  • Dabei stellte sich heraus, dass ein hoher TyG-Index (33 %) und Bluthochdruck (34 %) wie erwartet gewichtige Risikofaktoren sind und jeweils rund ein Drittel zur Gefahr eines Nierenversagens durch Übergewicht und Adipositas beitragen. 

Überraschend für die Wissenschafter, weil bisher kaum in der Fachliteratur berücksichtigt, ist der mit 30 Prozent ebenso große Einfluss von erhöhter Harnsäure. 

  • Vergleichsweise sehr niedrig fällt dagegen das Gefahrenpotential von erhöhten Cholesterinwerten (2 %) aus.


Übrig bleibt ein Rest von lediglich einem Prozent, der Übergewicht als eigenen Risikofaktor an sich ausweist. 

„Das Mediationsmodell ermöglicht es, den Einfluss von Übergewicht auf ein späteres Nierenversagen in indirekte und direkte Komponenten zu zerlegen. 

Indirekt ist dabei jener Effekt, der durch die metabolischen Risikofaktoren – erhöhter TyG-Wert, erhöhtes Cholesterin, Bluthochdruck, erhöhte Harnsäure – erklärt werden kann. 

Der direkte Effekt von Übergewicht ist jener, der nicht durch diese Risikofaktoren erklärt werden kann, und der mit einem Prozent sehr klein ist“, erläutert Fritz.

Stoffwechsel-Risikofaktoren wiegen schwerer
Entscheidend für das langfristige Dialyserisiko ist damit letztlich das Risikofaktorenprofil, wie Institutsleiter Ulmer anhand der Zahlen erläutert: „Während Normalgewichtige mit Risikofaktoren ein 4,5-fach erhöhtes Risiko gegenüber Normalgewichtigen ohne Risikofaktoren aufweisen, haben adipöse Personen ohne Risikofaktoren nur ein rund zweifach erhöhtes Risiko; mit Risikofaktoren jedoch ein 5,8-fach erhöhtes Risiko.“ Von den 100.269
StudienteilnehmerInnen, deren Daten der Vorarlberger Arbeitskreis für Vorsorge und Sozialmedizin bereitgestellt hat, wiesen 32,4 Prozent bei ihrer ersten Gesundenuntersuchung metabolische Risiken auf, 463 Personen (0,5 %) entwickelten in den Folgejahren ein Nierenversagen.

Die gute Nachricht: Alle Risikofaktoren sind dank Lebensstilveränderung und/oder entsprechender Therapie modifizierbar. „Gewichtsreduktion ist ein wichtiger Nierengesundheitsfaktor, aber Normalgewicht noch kein Garant. 

Auch bei Normalgewichtigen erhöht ein ungesunder Stoffwechselstatus mit Bluthochdruck, Insulinresistenz und erhöhter Harnsäure das Dialyserisiko. 

Übergewicht und Adipositas verschärfen die Situation zusätzlich. 

Normalgewicht, normaler Blutdruck und gesunder Stoffwechsel sind wahrscheinlich ein sehr hoher Garant für lebenslange Dialysefreiheit“, bringt Zitt die Ergebnisse auf den Punkt.

  • *TyG-Index: Der Triglyceride-Glucose-Index ist ein relativ neuer Parameter, der sich aus Triglyceriden und Glucose zusammensetzt. 
  • In dieser Kombination ergibt er einen aussagekräftigen Messwert für Insulinresistenz. 
  • In einer Vorstudie, die im März 2021 in JAMA Network Open publiziert wurde, erstellte Josef Fritz ein Mediationsmodell, das ausschließ-lich den TyG-Index für die Risikoberechnung von Übergewicht auf Nierenversagen berücksichtigte.


Zur Person:
Josef Fritz ist Wissenschaftlicher Assistent am Institut für Medizinische Statistik und Informatik. Sein Forschungsschwerpunkt als Biostatistiker ist die Analyse großer epidemiologischer Register- und Kohortendaten mittels neuer Methoden aus dem Bereich der kausalen Inferenz. Dabei untersucht er insbesondere den Einfluss von Lebensstil- und metabolischen Faktoren auf kardiovaskuläre, onkologische und nephrologische Outcomes.

Erstautor Josef Fritz von der Med Uni Innsbruck

Erstautor Josef Fritz von der Med Uni Innsbruck,  David Bullock, MUI

Links zu den Forschungsarbeiten:
Fritz J. et. al.: “The Association of Excess Body Weight with Risk of ESKD Is Mediated Through Insulin Resistance, Hypertension, and Hyperuricemia”, JASN May 2022, ASN.2021091263; https://doi.org/10.1681/ASN.2021091263

Fritz, J. et. al.: “The Triglyceride-Glucose Index and Obesity-Related Risk of End-Stage Kidney Disease in Austrian Adults”, JAMA Netw Open. 2021;4(3):e212612. doi:10.1001/jamanetworkopen.2021.2612; https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33787913/

 
Details zur Medizinischen Universität Innsbruck
Die Medizinische Universität Innsbruck mit ihren rund 2.200 MitarbeiterInnen und ca. 3.400 Studierenden ist gemeinsam mit der Universität Innsbruck die größte Bildungs- und Forschungseinrichtung in Westösterreich und versteht sich als Landesuniversität für Tirol, Vorarlberg, Südtirol und Liechtenstein. An der Medizinischen Universität Innsbruck werden folgende Studienrichtungen angeboten: Humanmedizin und Zahnmedizin als Grundlage einer akademischen medizinischen Ausbildung und das PhD-Studium (Doktorat) als postgraduale Vertiefung des wissenschaftlichen Arbeitens. An das Studium der Human- oder Zahnmedizin kann außerdem der berufsbegleitende Clinical PhD angeschlossen werden.
Seit Herbst 2011 bietet die Medizinische Universität Innsbruck exklusiv in Österreich das Bachelorstudium „Molekulare Medizin“ an. Ab dem Wintersemester 2014/15 kann als weiterführende Ausbildung das Masterstudium „Molekulare Medizin“ absolviert werden. Ab Herbst 2022 bieten die Medizinische Universität Innsbruck und die Leopold-Franzens-Universität Innsbruck gemeinsam ein englischsprachiges Masterstudium „Pharmaceutical Sciences“ an, in dem die Studierenden eine fundierte Ausbildung im Bereich der Arzneimittelentwicklung erwerben können.

Die Medizinische Universität Innsbruck ist in zahlreiche internationale Bildungs- und Forschungsprogramme sowie Netzwerke eingebunden. Schwerpunkte der Forschung liegen in den Bereichen Onkologie, Neurowissenschaften, Genetik, Epigenetik und Genomik sowie Infektiologie, Immunologie & Organ- und Gewebeersatz. Die wissenschaftliche Forschung an der Medizinischen Universität Innsbruck ist im hochkompetitiven Bereich der Forschungsförderung sowohl national auch international sehr erfolgreich.

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Dipl.-Ing. Josef Fritz PhD
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E-Mail: Josef.Fritz@i-med.ac.at

ao.Univ.-Prof. Mag.Dr.rer.soc.oec. Hanno Ulmer
Institut für Medizinische Statistik und Informatik
Tel.: +43 512 9003 70900
E-Mail: Hanno.Ulmer@i-med.ac.at

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Facharzt für Innere Medizin und Nephrologie
Innere Medizin III (Nephrologie und Dialyse)
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Carinagasse 47
6800 Feldkich
AUSTRIA

Tel.: +43 (0)5522 303 2700
Fax: +43 (0)5522 303 7506
@-mail: emanuel.zitt@lkhf.at

Theresa Mair Medizinische Universität Innsbruck

nnrain 52
6020 Innsbruck
Österreich
Tirol

Theresa Mair
Telefon: 0043 512 9003 71833
E-Mail-Adresse: theresa.mair@i-med.ac.at
Originalpublikation:

Fritz J. et. al.: “The Association of Excess Body Weight with Risk of ESKD Is Mediated Through Insulin Resistance, Hypertension, and Hyperuricemia”, JASN May 2022, ASN.2021091263; https://doi.org/10.1681/ASN.2021091263


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https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33787913/ Vorläuferstudie zu TyG-Index
http://Fritz, J. et. al.: “The Triglyceride-Glucose Index and Obesity-Related Risk of End-Stage Kidney Disease in Austrian Adults”, JAMA Netw Open. 2021;4(3):e212612. doi:10.1001/jamanetworkopen.2021.2612
https://oedtr.i-med.ac.at/team-des-oedtr/ Österreichisches Dialyse- und Transplantationsregister (Leiter: Gert Mayer)