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Dr. Sebastian Sattler: Neuro-Enhancern: Hirndopping-Mittel wg. Stress, Termindruck, Drang zur Leistungsteigerung (legal-illegal Substanzen)

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: 70 Prozent nahmen Substanzen zur Erhöhung geistiger Leistung

Größte repräsentative Studie zu Verbreitung von „Neuro-Enhancern“ in Deutschland

Aufgrund von Stress, Termindruck und dem Drang zur Leistungssteigerung greifen viele Menschen zu legalen oder illegalen Substanzen, um ihre geistige Leistungsfähigkeit zu erhöhen – also ihre Konzentration, Wachheit oder ihr Gedächtnis. 

Wie viele Personen solche „Neuro-Enhancer“ (sinngemäß: Hirndoping-Mittel) tatsächlich nutzen und welchen persönlichen Hintergrund sie haben, untersuchten Forschende der Universität Bielefeld, der Universität zu Köln, des Institut de recherches cliniques de Montréal in Kanada, der Universität Erfurt und der Universitätsklinik Köln. 

Dr. Sebastian Sattler von der Universität Bielefeld leitete die größte repräsentative Studie zu Neuro-Enhancement in Deutschland. Dr. Sebastian Sattler von der Universität Bielefeld leitete die größte repräsentative Studie zu Neuro-Enhancement in Deutschland. Foto: Valerie Kloubert

Ausgewertet wurden Daten von mehr als 22.000 Teilnehmenden. 

Es handelt sich damit um die bislang größte repräsentative Studie zur Verbreitung von Neuro-Enhancern in Deutschland.

Die Studie ist im Fachjournal „Deviant Behavior“ erschienen und aus dem Projekt „Enhance“ hervorgegangen, das Dr. Sebastian Sattler von der Fakultät für Soziologie der Universität Bielefeld zusammen mit Professor Dr. Guido Mehlkop von der Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Erfurt leitet. Das Projekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert. Frühere Studien beruhten auf deutlich weniger Fällen, verwendeten oft keine repräsentativen Stichproben oder hatten uneindeutige Befunde. Auch sind existierende Studien bereits einige Jahre alt. Die Enhance-Studie liefert nun solide, neue Daten.

Koffeinhaltige Getränke sind weit vorne, gefolgt von Nahrungsergänzungs- und Hausmitteln

Erfasst wurde, ob und wie häufig die Beteiligten in der Vergangenheit legale Mittel wie Koffein und Koffeintabletten, Nahrungsergänzungsmittel und Hausmittel, verschreibungspflichtige Medikamente und illegale Drogen zur Steigerung der geistigen Leistung nutzten, ohne dass es medizinische Gründe dafür gab. 

Gefragt wurde auch nach persönlichen Merkmalen wie Alter, Geschlecht, Bildungshintergrund, Beschäftigungsstatus und Einkommen.

Insgesamt haben laut der Befragung sieben von zehn Befragten (69,9 Prozent) in den vergangenen zwölf Monaten mindestens eines der Mittel zur Leistungssteigerung genommen – viele davon konsumierten auch mehr als eine Substanz.

Am verbreitetsten waren koffeinhaltige Getränke, wozu neben Kaffee beispielsweise Energydrinks gehören: 64,2 Prozent der Befragten gaben an, diese in den vergangenen zwölf Monaten ausdrücklich mit dem Ziel einer Leistungssteigerung konsumiert zu haben. 

Am zweithäufigsten kamen Nahrungsergänzungsmittel und Hausmittel wie Ginkgo biloba zum Einsatz (31,4 Prozent). 3,7 Prozent der Befragten gaben zudem an, aktuell ohne medizinische Notwendigkeit verschreibungspflichtige Medikamente einzunehmen (auf die Lebenszeit bezogen: 5,5 Prozent), was immerhin etwa 2,5 Millionen Nutzenden (Lebenszeit: 3 Millionen) entspricht.

40 Prozent können sich vorstellen, Medikamente zur Leistungssteigerung zu nehmen

„Von diesen Personen gab knapp jede Dritte an, solche Mittel innerhalb eines Jahres sogar 40-mal und häufiger genutzt zu haben“, sagt Sattler, Erstautor der Studie. Etwa 40 Prozent der Befragten lehnen eine zukünftige Nutzung solcher Medikamente zur Leistungssteigerung nicht grundsätzlich ab. „Diese Zahl hat uns überrascht. 

Es scheint eine große Bereitschaft zu geben, Medikamente zur Leistungssteigerung zu nehmen, für die aus medizinischer Sicht kein Bedarf besteht.“

Außerdem gaben 4,1 Prozent der Befragten an, in den vergangenen zwölf Monaten Cannabis eingenommen zu haben, vermutlich um durch Stressabbau wieder leistungsfähig zu werden oder auch um die Kreativität anzuregen.
Die Einnahme weiterer illegaler Substanzen, wie Kokain oder Amphetamin, war im Zwölfmonatszeitraum mit 1,4 Prozent eher selten.
Die Einnahme der verschiedenen Substanzen variiert über die gesellschaftlichen Gruppen. Interessant sei beispielsweise, so Sattler, dass Männer eher zu Koffeintabletten und illegalen Drogen wie Kokain griffen als Frauen, um ihre geistige Leistung zu steigern. Auch in städtischen im Vergleich zu ländlichen Gebieten zeichnete sich eine stärkere Verbreitung illegaler Drogen ab.

Zusammenhang zwischen Alter und Konsumverhalten

Drei altersspezifische Trends der Neuro-Enhancer-Nutzung sind in der Studie erkennbar:

- „Um ihre Leistung zu steigen, konsumieren Menschen im Alter von 35 bis 44 Jahren und jüngere Personen deutlich häufiger koffeinhaltige Getränke und Koffeintabletten als Ältere“, sagt Professor Dr. Guido Mehlkop von der Staatswissenschaftlichen Fakultät und dem Institute for Planetary Health Behaviour der Universität Erfurt.

  • - Verschreibungspflichtige Medikamente ohne medizinische Notwendigkeit zur Leistungssteigerung nimmt diese Altersgruppe am wenigsten ein, dafür greifen Jüngere und Ältere deutlich mehr darauf zurück. 

„Wir fragen uns, woran das liegt“, sagt Mehlkop „Bei älteren Personen ließe sich vermuten, dass die geistige Leistung nachlässt und sie dies kompensieren wollen, um weiter die Anforderungen im Job zu erfüllen.“

- Illegale Substanzen wiederum werden vor allem von jüngeren Personen bis zu einem Alter von 34 Jahren konsumiert. Danach reduziert sich die Wahrscheinlichkeit einer Nutzung stark.

Einnahme basierend auf persönlicher Erwartung trotz teils dünner Evidenz

  • Laut Sattler ist interessant, dass viele Menschen Substanzen einnehmen, obwohl unklar ist, ob diese wirklich die kognitiven Fähigkeiten wie Konzentration und Merkfähigkeit verbessern. 
  • Sie handeln aufgrund subjektiver Erwartung und Hoffnung, etwa weil Bekannte davon berichten oder sie etwas in den sozialen Medien gelesen haben – ähnlich wie bei Homöopathie. 

Dabei riskieren sie Nebenwirkungen wie Übelkeit, Bluthochdruck und Schlafstörungen. 

Teilweise führt die Einnahme zur Selbstüberschätzung.

Zwar gibt es laut Ko-Autor Professor Dr. Uwe Fuhr vom Zentrum für Pharmakologie der Uniklinik Köln durchaus Substanzen, die auch bei Gesunden Wirkungen zeigen: 

„Aber auch Medikamente mit den Wirkstoffen Modafinil oder Methylphenidat, die unter anderem bei Tagesschläfrigkeit und einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) verschrieben werden, können nicht nur bei Personen mit solchen Indikationen einzelne Aspekte der kognitiven Leistung unterstützen, sondern auch bei Gesunden. 

Aber längst nicht alles, was derzeit geschluckt wird, hat die erwünschte Wirkung.“

Ein Verhalten mit vielen Fragezeichen

Mehlkop weist auf die rechtlichen, sozialen und ethischen Implikationen hin, die sich aus den Nebenwirkungen solcher leistungssteigernden Mittel ergeben. „Es besteht die Frage, ob sie einen unfairen Vorteil verschaffen, vergleichbar mit Doping im Sport“, sagt er. Zudem setzen sich Menschen bei der Kombination solcher Substanzen oft unbekannten Gesundheitsrisiken aus.

Sattler zufolge, der auch dem Center for Uncertainty Studies (CeUS) an der Universität Bielefeld angehört, stellt sich daher die Frage nach Vorbeugung: 

„Wie lassen sich das Arbeitsleben und die Gesellschaft gestalten, um die Risiken zu minimieren?“ 

  • Dafür sollten Arbeitgeber bessere Arbeitsbedingungen schaffen, indem beispielsweise Unsicherheiten durch befristete Verträge reduziert werden oder Überstunden eingedämmt werden. 

Guido Mehlkop schlägt vor, in Zusammenarbeit mit Krankenkassen Stress- und Resilienztrainings anzubieten. 

Außerdem sollten gesündere Alternativen wie Sport, Meditation und erholsamer Schlaf besser beworben werden. Eine Forschungsfrage ist, ob solche Strategien den Substanzkonsum reduzieren können. Antworten dazu sind auf der Enhance-Konferenz vom 10. bis 12. Dezember am Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld zu erwarten.

„Deviant Behavior“

Das Journal ist die einzige wissenschaftliche Zeitschrift mit Peer-Review, die sich exklusiv mit sozialer Abweichung befasst. Die Zeitschrift besitzt einen Impact-Faktor von 1,6 (2022). 

70 Prozent nahmen Substanzen zur Erhöhung geistiger Leistung

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Dr. Sebastian Sattler, Universität Bielefeld
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Jörg Heeren Universität Bielefeld

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Dr. Manuela Lenzen
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Originalpublikation:

Sebastian Sattler, Floris van Veen, Fabian Hasselhorn, Lobna El Tabei, Uwe Fuhr, Guido Mehlkop, Prevalence of Legal, Prescription, and Illegal Drugs Aiming at Cognitive Enhancement across Sociodemographic Groups in Germany. Deviant Behavior,
https://doi.org/10.1080/01639625.2024.2334274, erschienen am 18. April 2024, im Open Access verfügbar seit 15. Mai 2024.


Weitere Informationen für international Medizin am Abend Berlin Beteiligte

https://gepris.dfg.de/gepris/projekt/358282780?context=projekt&task=showDeta...

DFG-Projekt „Cognitive Enhancement in Deutschland: Verbreitung, Beschaffungsstrategien, Ursachen und Implikationen“ (Enhance)


https://www.uni-bielefeld.de/einrichtungen/zif/events/#/event/7466 

Website zur Konferenz am Zentrum für interdisziplinäre Forschung

 

CAVE: DProf. Gereon Fink: Das neue Oster-Party-Geschenk 2024: Lachgas - N20 Distickstoffmonoxid - aber die Gefahren sind erheblich...

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Neurologische Komplikationen nach Lachgaskonsum

  • Lachgas erobert derzeit als Partydroge Deutschland. 

Es gilt als vermeintlich risikoarm, da die Wirkung bereits nach wenigen Minuten nachlässt – doch das ist ein massiver Trugschluss! 

  • Immer mehr Menschen stellen sich mit schweren, unklaren neurologischen Beschwerden oder Blutbildstörungen nach Lachgaskonsum in Kliniken vor. 
  • Eine Diagnose ist nicht immer einfach und schnell zu stellen, zumal viele Betroffenen den behandelnden Ärztinnen und Ärzten den Lachgaskonsum verschweigen. 

Die DGN und die Deutsche Hirnstiftung fordern nun eine Informationsoffensive, um gerade auch die jüngere Bevölkerung für die Gefahren von Lachgas zu sensibilisieren.

Das neue Partyrauschmittel N2O (Distickstoffmonoxid), umgangssprachlich als Lachgas bekannt, stellte vor über 200 Jahren einen medizinischen Durchbruch dar: 

Erstmals wurde schmerzfreies Operieren möglich, denn die zu inhalierende Substanz wirkt in höheren Mengen betäubend. 

Durch die Weiterentwicklung der Narkosetechnik spielte Lachgas in den Operationssälen irgendwann zwar keine Rolle mehr, es wurde aber bis in die 70iger Jahre und heute auch wieder zunehmend in der Zahnmedizin eingesetzt, da es zahlreiche Vorteile bietet: 

  • Die Substanz ist schmerzfrei anzuwenden (Inhalation statt Injektion), reduziert Anspannung, Angst und Schmerz, ist auch für längere Behandlungen geeignet und kann sogar schon bei Kindern eingesetzt werden. 
  • Wenn die Gabe beendet wird, ist die Wirkung nach wenigen Minuten vorbei und die Behandelten sind wieder verkehrstüchtig.

Die betäubenden Eigenschaften machten Lachgas schon früh zur Partydroge. 

Bereits vor 200 Jahren wurde es auf Jahrmärkten zur Vergnügung konsumiert – und erlebt derzeit eine unheilvolle Renaissance. 

Die berauschende Wirkung hat sich schnell in den sozialen Medien herumgesprochen und so wird das Narkosegas zunehmend genutzt, um die Stimmung aufzuhellen und Glücksgefühle und Halluzinationen (bis hin zur Euphorie) zu erzeugen. 

Was besonders Sorge bereitet: 

Der Konsum steigt insbesondere bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen: Von 2022 bis 2023 hat sich beispielsweise in Nordrhein-Westfalen die Zahl der dem Landeskriminalamts bekannten Missbrauchsfälle mehr als verdreifacht [1]. Die Lebenszeitprävalenz für Lachgaskonsum wird in Deutschland mit 11 % angegeben [2].

Der Konsum von Lachgas ist nicht ungefährlich

Bei der Verwendung werden die Gaskartuschen extrem kalt (bis zu -55° C), so dass bei direkter Inhalation schwerste Verletzungen an Fingern oder Lippen möglich sind, aber auch Lungenrisse (Pneumothorax) durch den hohen Druck des komprimierten, sich ausdehnenden Gases. 

Was allerdings Neurologinnen und Neurologen besorgt, sind die neurologischen Folgen: 

  • Sie reichen von Bewusstlosigkeit (durch Verdrängung des Sauerstoffs in der Lunge) über Lähmungserscheinungen bis hin zu hypoxischen Hirnschäden. 
  • Bei chronischem Konsum kommt es zu Störungen im Zellstoffwechsel, wodurch Vitamin B12 in seiner Funktion beeinträchtigt wird, d. h. es entsteht ein funktioneller B12-Mangel (laut Literatur in 20–40 % der Fälle). 
  • Ein solcher kann schwere hämatologische Schäden wie Leukopenie, Thrombozytopenie oder Anämie verursachen, aber auch neurologische Störungen wie die funikuläre Myelose (Rückenmarkschaden) und periphere Neuropathie auslösen. 
  • Wird der B12-Mangel nicht rechtzeitig erkannt, sind diese Folgen mitunter nicht mehr reversibel.


In der Fachzeitschrift „Der Nervenarzt“ [2] schilderten Meißner et al. den Fall eines 45-jährigen Patienten, der mit zunehmendem Taubheitsgefühl der Hände und Füße sowie Lähmungserscheinungen der Extremitäten in die Klinik kam, so dass klinisch zunächst an ein Guillain-Barré-Syndrom gedacht wurde. 

Die Liquordiagnostik war dahingehend unauffällig, und es wurden eine axonal-demyelinisierende Polyneuropathie sowie eine Rückenmarkschädigung in der Magnetresonanztomographie (MRT) diagnostiziert. 

Der Vitamin‑B12-Blutspiegel war normal, jedoch war die Aminosäure Homocystein stark erhöht. 

  • Der Homocystein-Stoffwechsel ist Vitamin-B12-abhängig und kann durch Lachgaskonsum gestört werden; 
  • gleichzeitig kommt es zu einem Mangel der Aminosäuren Methionin und Methylmalonsäure, was zur Zerstörung der Nervenscheiden (Demyelinisierung) führt und damit die Lähmungserscheinungen erklärt. 

Auf Nachfragen berichtete der Mann von einer Lachgasinhalation vor sieben Wochen. Er hatte Glück: Durch eine Vitamin-B12-Substitution besserte sich die Symptomatik.
CAVE: „Dies ist leider kein Einzelfall. 

Wir sehen in der Klinik immer mehr Menschen, die mit neurologischen Akut-, Subakut- oder Spätfolgen ärztlichen Rat suchen. 

Den Lachgaskonsum erwähnen sie in der Regel bei Erstvorstellung nicht, wohl auch, weil die meisten gar keinen Zusammenhang herstellen, erst recht, wenn es sich um Spätfolgen handelt“, erklärte Prof. Gereon Fink. Köln, Vorstandsmitglied der Deutschen Hirnstiftung und ehemaliger Präsident der DGN. 

  • Dabei sei die Offenheit der Patientin bzw. des Patienten von besonderer Wichtigkeit für eine schnelle Diagnose, da der funktionelle Vitaminmangel meistens nicht direkt im Blut nachweisbar ist, sondern erst bei Bestimmung weiterer Stoffwechselmarker auffällt. 
  • Zur Diagnostik werden ergänzend Messungen der Nervenleitgeschwindigkeit (Elektroneurographie) und eine MRT durchgeführt. 

„Je früher die Diagnose bekannt ist und eine Therapie begonnen werden kann, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass keine Schäden bleiben“, so der Experte. 

Die Therapie besteht in der hochdosierten Vitamin-B12-Gabe und ggf. anderer, im körpereigenen B12-Stoffwechsel involvierter Substanzen wie Methionin [3].

Insgesamt wird nach Ansicht der DGN und der Deutschen Hirnstiftung die Gefahr durch Lachgas unterschätzt; die wenigsten Menschen wissen, dass sie schwere, möglicherweise auch lebenslange Folgen davontragen können. 

In Deutschland sind Verkauf und Konsum von Lachgas nicht verboten [1]. 

In anderen Ländern hingegen, wie in den Niederlanden oder Großbritannien, wurde es bereits als Droge eingestuft, in Frankreich ist der Verkauf an Minderjährige verboten. 

„Es ist an der Zeit, großangelegte Informationskampagnen zu starten, um auf die Gefahren von Lachgas hinzuweisen und gerade die junge Bevölkerung zu sensibilisieren. Die DGN und die Deutsche Hirnstiftung suchen hier den Schulterschluss mit Politik und BZgA“, erklärte Prof. Peter Berlit, Generalsekretär der DGN.

[1] https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/145866/Missbrauch-von-Lachgas-nimmt-zu
[2] Meißner JN, Hill K, Lakghomi A, Nitsch L. Funikuläre Myelose und Polyneuropathie durch Lachgasinhalation – eine Differenzialdiagnose des Guillain-Barré-Syndroms. Nervenarzt. 2023 Oct;94(10):951-955. German. doi: 10.1007/s00115-023-01443-1. Epub 2023 Feb 17. PMID: 36799957; PMCID: PMC10575797.
[3] De Halleux C, Juurlink DN. Diagnosis and management of toxicity associated with the recreational use of nitrous oxide. CMAJ. 2023 Aug 21;195(32):E1075-E1081. doi: 10.1503/cmaj.230196. PMID: 37604519; PMCID: PMC10442242. https://www.cmaj.ca/content/195/32/E1075

Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V. (DGN)
sieht sich als wissenschaftliche Fachgesellschaft in der gesellschaftlichen Verantwortung, mit ihren mehr als 12.300 Mitgliedern die neurologische Krankenversorgung in Deutschland zu sichern und zu verbessern. Dafür fördert die DGN Wissenschaft und Forschung sowie Lehre, Fort- und Weiterbildung in der Neurologie. Sie beteiligt sich an der gesundheitspolitischen Diskussion. Die DGN wurde im Jahr 1907 in Dresden gegründet. Sitz der Geschäftsstelle ist Berlin. www.dgn.org

Präsident: Prof. Dr. med. Lars Timmermann
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Dr. Sidney Cambridge: Suchtgedächtnis - nach einmaligem intensivem Alkoholgenuss

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Blick in das betrunkene Hirn - - neue molekulare und zelluläre Mechanismen des Suchtgedächtnisses

In einer aktuellen Publikation in PNAS suchten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universitäten Düsseldorf, Heidelberg, Mannheim und Köln nach anhaltenden Veränderungen im Gehirn nach einer einzigen Gabe von Alkohol.

Falls sich Veränderungen im Hirn nach Alkoholeinfluss manifestieren, so könnten diese Veränderungen die Signatur oder zumindest die Vorstufen eines Suchtgedächtnisses sein. 

Wenn man daher die molekularen und zellulären Mechanismen einer solchen Signatur besser versteht, dann könnte man möglicherweise in Zukunft dem Entstehen einer Sucht pharmakologisch entgegenwirken.

Man weiß inzwischen, dass molekulare und zelluläre Mechanismen, die für das normale Gedächtnis wichtig sind, auch beim ‚Suchtgedächtnis‘ eine zentrale Rolle spielen. 

Das bedeutet auch, dass unserem Gehirn die Bildung positiver Assoziationen mit Drogen und Alkohol in jüngeren Jahren leichter fällt, genau wie auch die normale Gedächtnisleistung bei jüngeren Menschen besser ist. 

  • Daher - je früher Kinder und Jugendliche ihren ersten intensiven Kontakt mit Alkohol haben, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, im Erwachsenenalter alkoholabhängig zu sein.


Durch hochauflösende Zwei-Photonen Mikroskopie konnten derartige zelluläre Mechanismen live im lebenden Maushirn während und nach der Trunkenheit beobachtet werden. Eine zentrale Entdeckung des Forscherteams um Dr. Sidney Cambridge war, dass eine einzige Alkoholgabe im Gehirn von Mäusen zu Änderungen an Synapsen führte und dass diese Änderungen deutlich länger existierten, als der Alkohol im Blut vorhanden war.  

Solche anhaltenden Änderungen an Synapsen bilden die Grundlage von normalen Lernen und Gedächtnis und könnten somit auch die Grundlage des Suchtgedächtnisses darstellen.

Nach Einmalgabe von Alkohol war außerdem eine Erhöhung der Mitochondrien-Mobilität in Nervenzellen im lebenden Hirn zu beobachten - und auch diese Veränderung war nach dem vollständigen Abbau des Ethanols noch messbar.

In Drosophila Fruchtfliegen hingegen führte die gezielte Blockade dieser Mitochondrien-Mobilität dazu, dass die Fliegen keine positiven Assoziationen mit Alkohol aufbauen konnten. Normalerweise gewöhnen sich Fliegen sehr schnell an den Genuss von Alkohol, aber nach Blockade der Mitochondrien-Mobilität hatten die Fliegen kein Interesse mehr.

Da die Mobilität der Mitochondrien sowohl bei Fliegen als auch bei Mäusen eine wichtige Rolle bei Alkohol bedingten Veränderungen des Gehirns zu spielen scheint, vermuten die Wissenschaftler, dass beim Menschen dieser zelluläre Mechanismus ebenso von maßgeblicher Bedeutung ist. 

Abschließend konnten auch bei Verhaltensexperimenten mit Mäusen länger anhaltende Veränderungen beobachtet werden, da die Tiere bis zu zwei Tage nach einmaliger Alkoholgabe Schwierigkeiten hatten, korrekte Entscheidungen zu treffen.

Zusammenfassend konnten die Wissenschaftler also zeigen, dass ein einmaliger intensiver Alkoholgenuss zu anhaltenden Veränderungen im Gehirn führt, welche wiederum die Grundlage des Suchtgedächtnisses darstellen könnten.

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Originalpublikation:

Originalpublikation: Johannes Knabbe et al.: Single-dose ethanol intoxication causes acute and lasting neuronal changes in the brain, PNAS, June 14, 2022, https://doi.org/10.1073/pnas.2122477119


PD Dr. rer. nat. Eva Hoch: THC- Cannabis-Konsum - Anlass für eine Drogentherapie

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Cannabis-Konsum und Cannabis-Konsumstörung

Privatdozentin Dr. Eva Hoch, Psychologin am LMU Klinikum München, ist als einzige Europäerin und als einzige Frau Co-Autorin eines Artikels in der Zeitschrift „Nature“. Zusammen mit fünf Wissenschaftlern aus Australien, Kanada und den USA arbeitete Dr. Hoch ein Jahr an der 24 Seiten langen Übersichtsarbeit.

Sie ist eine der profundesten Forscherinnen zum Thema Cannabis: 

Privatdozentin (PD) Dr. Eva Hoch, Psychologin an der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie am LMU Klinikum, beschäftigt sich schon seit fast 20 Jahren wissenschaftlich mit den Effekten von Cannabis. 

Jetzt ist sie als einzige Europäerin und als einzige Frau Co-Autorin des Artikels „Cannabis use and cannabis use disorder“ (dt: Cannabis-Konsum und Cannabis-Konsumstörung) in der aktuellen Ausgabe des britischen Wissenschafts-Magazins „Nature“. Das ist eine Ehre und eine Bestätigung ihrer Arbeit.

Hoch widmet sich dem Thema Cannabis schon sehr lange, unter anderem weil sie vor ihrer Zeit am LMU Klinikum für die Bundesregierung den alljährlichen Drogenbericht verfasste: „Mitte der 2000er Jahre bemerkten wir, dass der Cannabis-Konsum zunimmt“, erzählt PD Dr. Hoch. 

„Damals wurde unter Experten noch diskutiert, ob Cannabis überhaupt abhängig macht.“ 

Heute weiß man es besser: Die Folgen von intensivem Cannabis-Konsum sind nach Schätzungen der WHO der häufigste Anlass für eine Drogentherapie.

Einer von zehn Konsumenten entwickelt eine Cannabiskonsumstörung

Nach Angaben der Vereinten Nationen nutzen etwa 193 Millionen Menschen pro Jahr Cannabis, das aus der Hanfpflanze gewonnen wird. Und anderem mit diesen Konsequenzen: 

  • Neben dem kurzfristigen, berauschenden Gefühl verringert Cannabis die Aufmerksamkeit und schränkt die Psychomotorik ein, das Risiko für Arbeits- und Verkehrsunfälle steigt. 
  • Zudem kann bei genetischer Vorbelastung schon einmaliger Konsum eine Psychose auslösen, das Risiko für psychische Störungen ist ebenfalls erhöht.
  • Teenager, die Cannabis konsumieren, haben häufiger Schulprobleme, brechen ihre Ausbildung öfter ab. 

Einer von zehn Konsumenten entwickelt eine Cannabiskonsumstörung. 

Aber nicht jeder hat das gleiche Risiko dafür. 

„Neben einer genetischen Vulnerabilität gibt es verschiedene psychische und soziale Risikofaktoren.  

  • Ob sich aus dem Cannabiskonsum eine Abhängigkeit entwickelt, hängt auch davon ab, wie intensiv man vor dem 16. Lebensjahr konsumiert“, erklärt PD Dr. Hoch.
  •  „Besonders in der Pubertät bis hin zum jungen Erwachsenenalter verändert Cannabis die Struktur und die Funktion des Gehirns."


Cannabis hat sich seit 1970er Jahren stark verändert

Seit den Hippie-Zeiten in den 1970er Jahren hat sich die Droge stark verändert. 

In den letzten zehn Jahren hat sich der psychoaktive Hauptwirkstoff in der Hanfpflanze, das Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC), durch spezielle Züchtungen fast verdoppelt. 

Das nicht-berauschende Cannabidiol (CBD), dem schützende Eigenschaften zugeschrieben werden, ist oftmals nicht mehr in der Droge vorhanden. Die Pflanze enthält nach heutigem Kenntnisstand mindestens 150 Cannabinoide, die wenigsten davon sind erforscht.

Kaum Studien über Wirkungen und Nebenwirkungen von CBD

Cannabis ist inzwischen auch gesetzlich als Arznei bei schwerkranken Menschen zugelassen.  

Beispielsweise bei chronischen Schmerzen kann es ergänzend zu Analgetika eingesetzt werden. 

„Auch die medizinische Wirkung von CBD wird gerade viel diskutiert, aber wir haben noch kaum Studien über seine Wirkungen und Nebenwirkungen“, sagt PD Dr. Hoch. 

  • Unter anderem wird diskutiert, ob hohe Dosen CBD eventuell Embryonen, Spermien und Leber schädigen könnten.

Was aber längst klar ist: 

Cannabisabhängigkeit ist eine Suchterkrankung und sollte auch als solche behandelt werden, beispielsweise mit einem klinischen Entzug und Verhaltenstherapie. 

  • Untersuchungen haben gezeigt, dass Veränderungen am Gehirn reversibel sind, wenn man den Konsum dauerhaft beendet. 

„Cannabis ist ein hochkomplexes Thema, bei dem wir mit unserem Wissen immer noch am Anfang stehen“, sagt PD Dr. Hoch. „Es liegt noch viel Arbeit vor uns.“

Originalpublikation:

Cannabis use and cannabis use disorder. Nat Rev Dis Primers 7, 17 (2021). https://doi.org/10.1038/s41572-021-00256-3

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Dr. rer. nat. Eva Hoch
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Tel: +49 89 4400-55382
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Pettenkoferstraße 8a
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Fax: 089 / 4400 - 58072
E-Mail-Adresse: philipp.kressirer@med.uni-muenchen.de

Originalpublikation:

https://www.nature.com/articles/s41572-021-00256-3


Prof. Carlos Schönfeldt-Lecuona + Prof. Maximilian Gahr: Harmlos ist der Konsum von Cannabis auf keinem Fall

 Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Drogen-Trip ins Krankenhaus - Ulmer Studie zeigt starke Zunahme von Cannabis-Psychosen

Seit 2011 hat sich am Universitätsklinikum Ulm die Zahl der Psychiatriepatienten mit Cannabis-Psychose vervielfacht. 

Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie III. 

  • Mögliche Ursache ist der hohe THC-Wert von hochpotenten Neuzüchtungen sowie von synthetischen Cannabis-Produkten. 
  • Ein weiterer Grund könnte die ab 2017 geltende gesetzliche Zulassung von medizinischem Cannabis sein, vermuten die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen. 

Veröffentlicht wurden die Ergebnisse im Journal of Clinical Psychopharmacology. 

Medizin am Abend Berlin ZusatzFachlink: Drogenanalytik Labor 

Prof. Carlos Schönfeldt-Lecuona (links) und Prof. Maximilian Gahr Prof. Carlos Schönfeldt-Lecuona (links) und Prof. Maximilian Gahr privat

Halluzinationen, Wahnvorstellungen, Zerfahrenheit und Verhaltensstörungen: 

Diese Symptome können bei einer Cannabis induzierten Psychose auftreten. 

„Für die Betroffenen ist diese Erfahrung schockierend, denn sie verlieren nicht nur den Bezug zur realen Welt, sondern auch ihr innerstes Selbst“, erklärt Professor Carlos Schönfeldt-Lecuona von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie III am Universitätsklinikum Ulm. Der Wissenschaftler hat mit weiteren Ulmer Forscherinnen und Forscher in einer Studie untersucht, wie sich die Fallzahlen der Cannabis-Psychosen von 2011 bis 2019 entwickelt haben. 

Das Ergebnis: Es gibt einen massiven Anstieg. Und das obwohl im Untersuchungszeitraum weder für andere substanzinduzierte Psychosen noch für endogene Psychosen eine Zunahme zu verzeichnen war.

 Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben dafür in der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie III eine Einzelzentrum-Analyse durchgeführt und hierfür die Kranken- und Behandlungsdaten von Patientinnen und Patienten untersucht, die in der Klinik stationär behandelt wurden. Diese Gesamtzahlen schwanken im Untersuchungszeitraum zwischen 1414 (2011) und 1270 (2019) und belegen, dass die Zahl der psychiatrischen Erkrankungen und Verhaltensstörungen insgesamt in dieser Zeit nicht größer geworden ist.

Während im Jahr 2011 nur 7 Patienten und Patientinnen wegen einer Cannabis-induzierten Psychose behandelt wurden, waren es fünf Jahre später bereits 24 und 2019 schließlich sogar 59. Die meisten Fälle betreffen junge Männer. Setzt man die Einzelfälle ins Verhältnis zu den Gesamtpatientenzahlen der in der psychiatrischen Klinik behandelten Menschen, wird der Anstieg noch deutlicher. So erhöhte sich die relative Häufigkeit des Auftretens von Cannabis-Psychosen von 0,5 Prozent (2011) auf 3,86 Prozent (2019). „Auch wenn die absoluten Häufigkeiten der Cannabis-Psychosen insgesamt eher gering erscheinen, zeigt sich hier bei den relativen Häufigkeiten fast eine Verachtfachung des Ausgangswerts“, erklärt Klinikkollege Professor Maximilian Gahr, der ebenfalls an der Studie beteiligt war.

Eine Ursache für den Anstieg der Patientenzahlen mit Cannabis-Psychosen sehen die Forschenden im teilweise deutlich erhöhten THC-Gehalt von genetisch veränderten Cannabis-Sorten beziehungsweise im hohen THC-Wert von synthetischem Cannabis, das immer leichter verfügbar ist.  

  • Tetrahydrocannabinol (THC) ist eine psychoaktive Substanz, die beim Kiffen von Cannabis für den Rausch verantwortlich ist
  • Der zweite Hauptwirkstoff ist Cannabidiol (CBD), dem eine entspannende bis angstlösende Wirkung nachgesagt wird, und der die Wirkung von THC möglicherweise sogar abschwächt. 

Während der THC-Wert in den letzten Jahren von ehemals rund drei Prozent auf heute über 16 Prozent angestiegen ist, enthalten viele hochgezüchteten Cannabissorten, die für den Freizeitkonsum angeboten werden, allerdings nur sehr wenig CBD. 

Mittlerweile ist bekannt, dass nicht nur ein hoher THC-Wert an sich, sondern insbesondere das Missverhältnis zwischen viel THC und wenig CBD ein erhöhtes Risiko für das Auftreten von Cannabis-Psychosen darstellt.

Ein weiterer Grund sieht das Ulmer Forschungsteam, zu dem auch Wissenschaftler der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie / Psychotherapie gehören, in der Änderung des rechtlichen Rahmens der Verschreibungspraxis. 

Denn Anfang März 2017 wurde per Gesetz eine Verordnung von Cannabinoiden auf Rezept unter gewissen Umständen ermöglicht. 

Dies hat möglicherweise zur Folge, dass die gefährlichen Nebenwirkungen vor allem von illegal erworbenen Cannabisprodukten unterschätzt werden.

Trotz ihres Potenzials als therapeutische Substanzen bei vielen Störungsbildern ist der Einsatz von Cannabinoiden mit einem nicht zu unterschätzenden gesundheitlichen Risiko verbunden.  

  • Dies gilt insbesondere für Personen mit einer psychischen Vorerkrankung. 

So sind eben immer mehr Cannabis-Psychosen zu beobachten. 

Andererseits kommt es auch verstärkt zu Abhängigkeiten und zu schädlichem Gebrauch“, erklärt Professor Schönfeldt-Lecuona. 

So lässt sich in der Studie zeigen, dass der Anstieg der Fälle ab 2017 noch einen Tick stärker ausfällt.

Eine derartige Entwicklung von Fallzahlen hat auch auf die psychiatrische Versorgung große Auswirkungen. 

Aufgrund des Zuschnitts der Studie können die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen allerdings noch nicht sagen, ob es sich um eine lokale Entwicklung oder um einen allgemeinen Trend handelt. 

„Es spricht alles dafür, dass wir es hier mit einer allgemeinen Entwicklung zu tun haben, daher halten wir es für angeraten, hier mit weiteren und umfassenderen Untersuchungen nachzuhaken“, so die Ulmer Forschenden. 

„Mit dem ‚Gesetz zur Änderung betäubungsmittelrechtlicher und anderer Vorschriften‘ vom 6. März 2017 befinden wir uns in einer Art bundesweitem Experiment. 

Doch die gesamtgesellschaftlichen Folgen sind noch unklar“, meint Professor Maximilian Gahr. 

  • Auf jeden Fall empfehlen die Autoren der Studie eine intensivere Aufklärung über mögliche Risiken des Konsums von Cannabinoiden. 
  • Die Wissenschaftler denken dabei sowohl an schmerztherapeutische Einrichtungen und Arztpraxen, die Cannabis verschreiben, als auch an Schulen und Jugendeinrichtungen. 

Denn eines ist auf jeden Fall klar: harmlos ist der Konsum von Cannabis auf keinem Fall.

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Prof. Dr. Maximilian Gahr, MA (maximilian.gahr@uni-ulm.de) und Prof. Dr. Carlos Schönfeldt-Lecuona (carlos.schoenfeldt@uni-ulm.de), Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie III, Universitätsklinikum Ulm

Andrea Weber-Tuckermann Universität Ulm

Helmholtzstraße 16
89081 Ulm
Deutschland
Baden-Württemberg
Telefon: 0731 - 5022024
E-Mail-Adresse: andrea.weber-tuckermann@uni-ulm.de

Originalpublikation:

Literaturhinweis:
Gahr M, Ziller J, Keller F, Schönfeldt-Lecuona C. Increasing Proportion of Cannabinoid-Associated Psychotic Disorders: Results of a Single-Center Analysis of Treatment Data From 2011 to 2019. J Clin Psychopharmacol. 2020 Nov/Dec;40(6):642-645. doi: 10.1097/JCP.0000000000001278.

CAVE-Untersucher: Bruxismus: Zähneknirschen - Zähnepressen - Kaumuskulatur

Medizin am Abend Berlin MaAB - Fazit: Zähneknirschen ist keine Krankheit - ernste Folgen für die Gesundheit sind aber möglich

  • Zähneknirschen (Fachbegriff Bruxismus) entsteht durch wiederholte Aktivität der Kaumuskulatur. 

Davon ist jede/r Fünfte in Deutschland betroffen.

"Das Zähneknirschen selbst wird nicht als Krankheit angesehen, es kann jedoch ernsthafte Folgen für die Gesundheit der Zähne, Kaumuskulatur und Kiefergelenke haben", fasst die Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Funktionsdiagnostik und -therapie (DGFDT), Prof. Dr. Ingrid Peroz (Charité Berlin), die Ergebnisse der ersten deutschen Leitlinie zum Bruxismus zusammen.

Die S3-Leitlinie wurde von DGFDT, DGZMK sowie 30 involvierten Fachgesellschaften und Institutionen erarbeitet und wurde veröffentlicht

 https://www.dgzmk.de/zahnaerzte/wissenschaft-forschung/leitlinien/details/docume...

Diese Zusammenfassung der aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse auf abgesichertem Niveau ist ein Meilenstein und trägt zu mehr Sicherheit beim Umgang mit dem häufigen Phänomen Bruxismus bei.

Auf der wissenschaftlichen Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) in Berlin erläuterte Prof. Peroz gemeinsam mit Dr. Matthias Lange (Europäischen Akademie für kraniomandibuläre Dysfunktionen
/Berlin) den aktuellen wissenschaftlichen Stand.

Stellten die neue Leitlinie zum Thema Bruxismus und eine entsprechende Patienteninformation auf der Pressekonferenz in Berlin vor: (v.l.) Dr.  Lange, Prof.  Peroz und Prof.  Walte Stellten die neue Leitlinie zum Thema Bruxismus und eine entsprechende Patienteninformation auf der Pressekonferenz in Berlin vor: (v.l.) Dr. Lange, Prof. Peroz und Prof. Walte
DGZMK/Lopata

Neben Schädigungen an der Zahnhartsubstanz oder Funktionsstörungen im Kauorgan könne Bruxismus auch schützende Funktionen für die Gesundheit erzeugen.

Der aktuelle Wissensstand steht Interessierten in einer anschaulichen Patienteninformation zum Zähneknirschen kostenfrei unter dem Link


www.zahnmedizinische-patienteninformationen.de/patienteninformationen 
 
zur Verfügung. Sie klärt über die Diagnose und mögliche Folgen des Bruxismus auf und stellt verschiedene, wissenschaftlich fundierte Therapieansätze (auch zur Selbsthilfe) vor.

Zähneknirschen ist wie das Zähnepressen oder das Anspannen der Kiefer ohne Zahnkontakt eine wiederholte Aktivität der Kaumuskulatur, die man unter dem Begriff Bruxismus zusammenfasst. 

Diese Aktivitäten können rhythmisch verlaufen (phasischer Bruxismus) oder aber über einen gewissen Zeitraum andauern (tonischer Bruxismus).

Zudem unterscheidet man, ob Bruxismus im Wachzustand auftritt (Wachbruxismus) oder während des Schlafs (Schlafbruxismus).

  • Bruxismus kann bereits mit dem Durchbruch der ersten Zähne beginnen, tritt am häufigsten im zweiten bis dritten Lebensjahrzehnt auf und nimmt mit zunehmendem Alter eher ab. 
  • Wachbruxismus ist bei Erwachsenen häufiger als Schlafbruxismus. Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen.

Ursachen nicht eindeutig identifiziert
 
Die Ursachen für Bruxismus sind nicht eindeutig identifiziert. Während man früher noch annahm, dass fehlerhafte Zahnkontakte Auslöser seien, stehen heute zentrale Faktoren im Vordergrund, wie emotionaler Stress, Angststörungen, Schlafstörungen (z. B. Insomnie), Reflux, Nikotin-, Alkohol-, Koffein- und Drogenkonsum, Nebenwirkungen von Medikamenten oder genetische Faktoren.

Wachbruxismus scheint eher psychologisch bedingt (emotionaler Stress und andere emotionale Faktoren), während Schlafbruxismus eher als zentralnervöse Störung angesehen wird. Es wird diskutiert, dass Bruxismus eine stressabbauende Funktion hat. Dies wäre eine Erklärung für eine physiologische Funktion des Bruxismus in Zusammenhang mit Stress.

  • Gelegentlich durchgeführte wiederholte Muskelaktivitäten sind ein völlig harmloses Verhalten. 

Häufig sind sich Patienten dieser Muskelaktivitäten gar nicht bewusst. Jeder kennt aber Situationen, in denen solche Muskelanspannungen vorkommen. Auch Sprachbilder weisen auf Bruxismus hin: z. B. die Zähne zusammenbeißen, sich in ein Problem verbeißen, zerknirscht sein.

Bruxismus kann auch protektive Auswirkungen auf die Gesundheit haben. 

  • So tritt er häufig in Verbindung mit schlafbezogenen Atmungsstörungen auf (z. B. Schlafapnoe), wobei die Muskelanspannungen die oberen Atemwege offenhalten. 
  • Bei Sodbrennen (Reflux) bewirkt Bruxismus eine vermehrte Speichelproduktion und damit eine Reduktion der Säurewirkung.

Entstehen von Funktionsstörungen möglich
Bruxismus ist ein Risiko für das Entstehen von Beschwerden und/oder Funktionsstörungen an den Zähnen, der Kaumuskulatur oder den Kiefergelenken (craniomandibuläre Dysfunktionen).

Durch die Überbelastung der Zähne und durch den Abrieb von Zahnsubstanz werden die Zähne überempfindlich auf Heiß und Kalt, Süß oder Sauer.

Die Kaumuskulatur kann auf die wiederholten Aktivitäten mit Muskelbeschwerden reagieren, wobei die Regionen der Wange und der Schläfe am häufigsten betroffen sind.

Es sind die weniger starken Muskelanspannungen, die zu schmerzhaften Muskelreaktionen oder zur morgendlicher Muskelsteifigkeit führen.

Die Anspannung der Kaumuskulatur kann auch zur Überlastung der Kiefergelenke führen.

Als Symptome treten Schmerzen im Bereich der Kiefergelenke auf z. B. beim Kauen harter Speisen, bei weiter Kieferöffnung oder bei Seitwärtsbewegungen des Unterkiefers. Kiefergelenkgeräusche oder blockierte Kiefergelenke sind ebenfalls häufiger mit Bruxismus verknüpft.

Diagnose durch Screening
 
Mit Hilfe eines kurzen Befundes (Screening) können Anzeichen für Bruxismus aufgedeckt werden.  

Erste Hinweise liefern Berichte von Patienten, die von ihrer Familie oder ihrem Partner auf Knirschgeräusche im Schlaf aufmerksam gemacht werden oder nachts mit zusammengebissenen Zähnen erwachen.

Typische Anzeichen, wie Schäden und Abnutzungserscheinungen an den Zähnen, Schmerzen in der Kaumuskulatur und Berichten über kurzzeitige Schwierigkeiten bei der Mundöffnung oder im Tagesverlauf auftretender Überempfindlichkeit der Zähne ergänzen das Bild.

Die klinische Untersuchung beginnt mit der Beurteilung der Kaumuskulatur. 

Es folgt eine Bestandsaufnahme der durch das Knirschen und Pressen verursachten Schäden an der Zahnhartsubstanz und die Bewertung des Zahnabnutzungsgrades.

Therapie zielt auf Schutz der Zähne

Da gegenwärtig keine Therapie zur Heilung oder zur Beseitigung von Bruxismus bekannt ist, zielt die Behandlung vor allem auf den Schutz der Zähne und der Restaurationen, die Reduktion der Bruxismusaktivität und die Linderung von Schmerzen ab.

Als Interventionsmaßnahmen werden Aufklärung/Beratung, Schienen, Verhaltenstherapie und Biofeedback empfohlen.

Botulinumtoxininjektionen können erwogen werden. 

Bruxismus gilt als eine Ursache für die übermäßige Abnutzung der Zähne.

Ob und wann eine zahnärztliche Intervention eingeleitet werden muss, hängt neben dem Grad der Abnutzung und der Anzahl der betroffenen Zähne auch vom Alter der Patienten, der Abnutzungsgeschwindigkeit und der Art der auslösenden Faktoren ab.

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Markus Brakel
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Nervengift: Alkohol als Genussmittel

Medizin am Abend Berlin: Alkohol: Billig, verfügbar, Krebs erregend

Die Deutschen trinken zu viel Alkohol - dadurch werden über 200 Erkrankungen begünstigt, auch das Krebsrisiko steigt. 

Wissenschaftler fordern mehr Aufklärung, höhere Steuern und ein Verkaufsverbot an Jugendliche. 
 
Alkohol ist in Deutschland zu billig und zu leicht für Jugendliche erhältlich – darauf wies aus Anlass des Aschermittwochs die Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten DANK hin.

Die Folge: Jeder fünfte Deutsche trinkt regelmäßig so viel, dass er sein Risiko für schwere Krankheiten erhöht. „Schon wer jeden Abend ein Bier trinkt, hat einen riskanten Alkoholkonsum“, sagt Professor Dr. med. Christian Trautwein, Direktor der Medizinischen Klinik III der RWTH Aachen und Mediensprecher der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS).

Was viele nicht wissen: 

  • Alkohol ist an der Entstehung von mehr als 200 Erkrankungen beteiligt. 
Alkohol steigert nicht nur das Risiko für Lebererkrankungen, sondern auch für Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes und mehrere Krebsarten. 

So haben Männer, die viel trinken, ein 50 Prozent höheres Risiko für Darmkrebs als diejenigen, die sehr wenig trinken.

„Viele Menschen unterschätzen, wie riskant ihr Alkoholkonsum ist“, so Trautwein.

„Wir brauchen deshalb noch viel mehr Aufklärung – auch die alkoholproduzierende Industrie sollte dabei in die Pflicht genommen werden, etwa indem Risikohinweise auf alkoholischen Getränken verbindlich werden.“

DANK fordert zudem höhere Steuern und ein Verkaufsverbot an Jugendliche unter 18 Jahren.

Derzeit hat Deutschland im europäischen Vergleich eher geringe Abgaben auf Alkohol – Bier wird beispielsweise nur in Rumänien und Bulgarien noch geringer besteuert.

„Auch wenn Alkohol gern als Genussmittel gesehen wird:

Chemisch ist es ein Nervengift, das dem Körper in keiner Menge guttut“, sagt Trautwein, „wir brauchen daher Anreize, möglichst wenig davon zu konsumieren.“

 Die Grenze für einen risikoarmen – nicht risikolosen – Alkoholkonsum kann die Wissenschaft beziffern: 

  • Frauen sollten nicht mehr als 12 Gramm reinen Alkohol pro Tag trinken, Männer nicht mehr als 24 Gramm – aber an höchstens vier Tagen pro Woche. 

Diese tägliche Menge entspricht etwa 300 ml Bier oder 100 ml Wein. 

Doch jeder fünfte Deutsche trinkt laut Drogen- und Suchtbericht 2018 regelmäßig mehr.

Der Durchschnitt für Personen ab 15 Jahren liegt bei 11 Liter Reinalkohol im Jahr – das sind pro Tag rund 24 Gramm.

Höhere Preise und Abgaberegulierungen sind wirksame Mittel, den Alkoholkonsum zu begrenzen – das zeigt das Beispiel Schweden, wo der Durchschnitt bei 7,3 Liter Reinalkohol liegt.

DANK fordert, die Alkoholsteuern auch in Deutschland deutlich zu erhöhen und nach dem Alkoholgehalt zu staffeln.

„So hätten Konsumenten einen Anreiz, Getränke mit weniger Alkohol zu wählen“, sagt DANK-Sprecherin Barbara Bitzer, „und damit ihr Risiko für schwere Folgeerkrankungen zu reduzieren.

Jugendliche im Wachstum sollten möglichst gar nichts trinken, da Alkohol die Entwicklung beeinträchtigen und beispielsweise zu einem geringeren Hirnvolumen führen kann.

 „Es ist daher nicht akzeptabel, dass in Deutschland Bier und Wein schon an 16-Jährige verkauft werden darf.“, sagt Trautwein.

Die Experten fordern eine Altersgrenze von 18 Jahren, sowohl für die Abgabe als auch für den Konsum von Alkohol in der Öffentlichkeit.


Viele Menschen unterschätzen, wie riskant ihr Alkoholkonsum bereits ist.

  • Ein deutliches Alarmsignal ist, wenn man es nicht mehr schafft, über längere Zeit ganz darauf zu verzichten. 

„Die Fastenzeit bietet eine gute Gelegenheit, sich da selbst zu testen“, sagt Trautwein.

Unter dem Motto „Kannst Du ohne?“ unterstützt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) Menschen dabei, 45 Tage lang ganz oder teilweise auf Alkohol zu verzichten.

Die Anmeldung ist unter www.kenn-dein-limit.de möglich.

Quellen:

Drogen- und Suchtbericht 2018, Hrsg. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung. Bundesministerium für Gesundheit

Alkoholatlas 2017, Hrsg. Deutsches Krebsforschungszentrum.

Biersteuer in der Europäischen Union nach Ländern im Jahr 2017. Statista

Moskal A et al, Alcohol intake and colorectal cancer risk: a dose-response meta-analysis of published cohort studies. Int J Cancer. 2007 Feb 1;120(3):664-71.


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Priv.-Doz. Dr. med. Petra Lynen Jansen
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Baden-Württemberg


Kerstin Ullrich
Telefon: 0711 / 8931641
E-Mail-Adresse: ullrich@medizinkommunikation.org


Originalpublikation:
https://www.drogenbeauftragte.de/fileadmin/dateien-dba/Drogenbeauftragte/Drogen_...

https://www.dkfz.de/de/tabakkontrolle/download/Publikationen/sonstVeroeffentlich...

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/177374/umfrage/verbrauchssteuern-...

https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1002/ijc.22299

 

HEUTE: ThemenEinladung: Langfristige Gabe von starken Schmerzmitteln

Medizin am Abend Berlin Fazit: Wie Medikamente zu Drogen werden

Anlässlich des diesjährigen internationalen literaturfestivals berlin (ilb) ist der Berliner Wissenschaftler Prof. Dr. Christoph Stein, Direktor der Klinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin an der Charité-Universitätsmedizin Berlin und Mitglied im Einstein-Zentrum für Neurowissenschaften zu Gast im Haus der Berliner Festspiele. 

HEUTE:  Montag 10. September 2018 um 21 Uhr diskutiert er gemeinsam mit FAZ Redakteur Harald Staun über die Gefahren, die eine langfristige Gabe von starken Schmerzmitteln mit sich bringen. 
 
Opioidhaltige Arzneimittel können schnell zu einer Abhängigkeit führen – dennoch sind sie für den klinischen Alltag unverzichtbar – etwa nach Operationen oder bei Krebspatienten.


In den USA ist es in den letzten Jahren zu einer beispiellosen Opioid-Abhängigkeit gekommen, weil Ärzte dort zu lange sorglos Opioide verschrieben haben.

Das Land wurde mit den starken Schmerzmitteln regelrecht überschwemmt.

Monatlich sterben tausende Menschen an Überdosierungen. 

Auch in Deutschland werden Schmerzmittel, die Opioide enthalten verschrieben – Tendenz steigend. 

Sie werden häufig bei chronischen Schmerzen verschrieben, obwohl sie nicht unbedingt notwendig sind.
Christoph Stein erläutert neben den Gefahren einer regelmäßigen Opioid-Einnahme auch wie alternative Therapien aussehen könnten.

Christoph Stein ist Direktor der Klinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin an der Charité Universitätsmedizin Berlin und Mitglied des Einstein-Zentrums für Neurowissenschaften.  

Seine Schwerpunkte liegen im Bereich Schmerzforschung, -therapie, Narkose und Opioid-Therapie.

Die Veranstaltung wird in der Reihe „The Politics of Drugs“ präsentiert, die in diesem Jahr zum ersten Mal in der Sparte Specials Teil des Programms ist. In Vorträgen und Gesprächsrunden werden das Verständnis und der politische Umgang mit Drogen im historischen Rückblick betrachtet.

Auch werden heutige Produktionsformen und Verkehrswege bis hin zum Konsum und dessen Auswirkungen verfolgt. 

Ziel der Veranstaltungen ist es, verschiedene Modelle der Drogenpolitik sowie deren Vor- und Nachteile herauszuarbeiten und neue Akzente im internationalen Diskurs über Drogen zu setzen.

Datum: 10.09.2018
Uhrzeit: 21:00 Uhr
Special: The Politics of Drugs
Ort: Literaturhaus Berlin
Autor: Christoph Stein

Das internationale literaturfestival berlin findet seit 2001 jährlich statt. Rund 200 Autoren aus 40 Ländern stellen ihre Werke vor. Neben wissenschaftlichen Beiträgen präsentiert das Festival eine große Vielfalt zeitgenössischer Literatur aus aller Welt. Das 18. internationale literaturfestival berlin findet vom 5. bis 15. September im Haus der Berliner Festspiele sowie an weiteren Orten in Berlin statt.

Das Exzellenzcluster NeuroCure und das Einstein-Zentrum für Neurowissenschaften Berlin an der der Charité – Universitätsmedizin Berlin unterstützen die Veranstaltung.

Wie Medikamente zu Drogen werden


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Prof. Dr. Christoph Stein
Direktor Klinik für Anästhesiologie m.S. operative Intensivmedizin
Charité – Universitätsmedizin Berlin
E-Mail: christoph.stein(at)charite.de
https://anaesthesie.charite.de/

c/o Charité – Universitätsmedizin Berlin
Charitéplatz 1
10117 Berlin
Deutschland
Berlin


Dipl.-Biol. Linda Faye Tidwell
Telefon: 030-450560145
E-Mail-Adresse: linda-faye.tidwell@charite.de
http://www.ecn-berlin.de/

Weitere Informationen für international Medizin am Abend Berlin Beteiligte
https://www.ecn-berlin.de/news.html

http://www.neurocure.de


http://literaturfestival.com/festival/programm/2018/specials/politics-of-drugs/m...


http://www.literaturfestival.com


http://www.berlinerfestspiele.de/literaturfestival


CAVE: Internationaler Kindertag: Abend- und Nachtarbeitsstunden und Wochenendarbeit von Eltern

Medizin am Abend Berlin Fazit: Wenn Eltern abends arbeiten

Familienunfreundliche Arbeitszeiten von Vätern und Müttern beeinträchtigen die Entwicklung ihrer Kinder  
  • Abend- und Nachtarbeitsstunden von Eltern haben negative Auswirkungen auf das Verhalten und die emotionale Stabilität ihrer Kinder.
Die WZB-Forscher Jianghong Li und Till Kaiser haben zusammen mit Matthias Pollmann-Schult von der Universität Magdeburg Daten von 838 Kindern im Alter von sieben bis zehn Jahren ausgewertet.  

Sie können zeigen, dass Eltern mit familienunfreundlichen Arbeitszeiten zu mehr Strenge und negativem Kommunikationsverhalten wie Schelten oder Schreien neigen. 

Medizin am Abend Berlin ZusatzFachThema: Gesundheit von Trennungskindern  

Für Mütter wie Väter gilt: Der Erziehungsstil beeinflusst entscheidend das Wohlbefinden der Kinder.

Das Team um Jianghong Li griff auf Daten der Studie „Familien in Deutschland“ zurück, einer Erweiterung des vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung verantworteten Sozio-oekonomischen Panels (SOEP). In den Jahren 2010 bis 2013 gaben Mütter und Väter Auskunft über die Entwicklung ihrer Kinder und über ihre jeweiligen Erziehungsstile. Die Untersuchung ist die erste, die beide Eltern, ihre Perspektiven und Arbeitszeiten, gleichzeitig in den Blick nimmt.

Weit folgenreicher als Wochenendarbeit sind Abend- und Nachtschichten der Eltern.

Von den befragten Vätern arbeiten 23 Prozent regelmäßig nachts und 40 Prozent abends, unter den Müttern tun dies 11 beziehungsweise 28 Prozent. Die Auswirkungen auf die Kinder wurden in vier Bereichen gemessen: Hyperaktivität, emotionale Probleme, auffälliges Verhalten und Probleme mit Gleichaltrigen. 
  • Für alle Bereiche wurden negative Folgen der familienunfreundlichen Arbeitsstunden festgestellt, am deutlichsten im Bereich des kindlichen Verhaltens. 
  • „Das ist insofern bedeutsam, als Verhaltensstörungen in jungem Alter ein höheres Risiko späterer Straffälligkeit, Drogengefährdung oder schwieriger Bildungs- und Berufsverläufe mit sich bringen“, gibt das Autorenteam zu bedenken.
Wie komplex der Familienalltag ist, zeigt sich an einem interessanten Detail der Untersuchung:

Abend- und Nachtarbeitszeiten des einen Elternteils führen auch beim anderen Elternteil zu einer Veränderung des Erziehungsstils.

Insbesondere für Männer von Frauen mit familienunfreundlichen Arbeitszeiten lässt sich dieser „Spill-over-Effekt“ zeigen.  

Gleichzeitig hat der väterliche Erziehungsstil noch deutlichere Konsequenzen für die Entwicklung des Kindes.

Die Ergebnisse der Studie von Till Kaiser, Jianghong Li und Matthias Pollmann-Schult sind in dem Aufsatz „Evening and night work schedules and children’s social and emotional well-being“ in der Zeitschrift „Community, Work and Family“ veröffentlicht.

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Jianghong Li, Ph.D.
Projektgruppe der Präsidentin
Telefon: 030 254 91 564
mail: jianghong.li@wzb.eu

Gabriele Kammerer
Referat Information und Kommunikation
Telefon: 030 254 91 517
mail: gabriele.kammerer@wzb.eu

Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH

Reichpietschufer 50
10785 Berlin
Deutschland
Berlin
E-Mail-Adresse: presse@wzb.eu

Inge Weik-Kornecki
Telefon: 030-25491-513
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Dr. Harald Wilkoszewski
Telefon: 03025491509
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https://doi.org/10.1080/13668803.2017.1404443 Studie

PIA - Psychiatische Institutsambulanz: Alkohol, Tabak und Drogen: Neubildung von Nervenzellen?

Medizin am Abend Berlin Fazit: Medizin: Fehlende Nervenbildung Schuld an Suchtverhalten?

Alkohol, Tabak und Drogen… durch ihre psychostimulierende Wirkung können diese Substanzen unser Gehirn abhängig machen. 

Aber welche Erklärung gibt es dafür? 

Medizin am Abend Berlin ZusatzFachThema: Belohnung 

Nach Aussagen von Forschern des Inserm [1] könnte das Suchtverhalten mit einer reduzierten Neubildung von Nervenzellen zusammenhängen. 
 
Zur Beantwortung dieser Frage beschäftigten sich die Forscher mit:

Neurogenese – der Bildung von Nervenzellen im Gyrus dentatus, Teil des Hippocampus und Sitz des Gedächtnisses
  • Sie gingen von der Tatsache aus, dass eine anormale Neurogenese das Risiko für neuropsychiatrische Störungen wie Gedächtnisstörungen und Stimmungsschwankungen erhöht. 
  • Zwei Schädigungen, die oft mit dem exzessiven und unkontrollierten Genuss von Suchtmitteln einhergehen.
Die Wissenschaftler unterteilten Mäuse in zwei Gruppen: in gesunde und genetisch modifizierte Mäuse, bei denen die Neurogenese nur eingeschränkt verläuft. Anschließend wurde den Mäusen beigebracht, sich selbst mit Kokain zu versorgen.

Der Grad der Abhängigkeit stieg mit dem Grad der Komplexität der zu erfüllenden Aufgaben, um an Kokain zu gelangen.

Einige Zeit später setzten sie die Mäuse auf Entzug, um sie wiederrum wenige Wochen danach erneut in Versuchung zu führen.

Ergebnis: Die transgenetisch modifizierten Mäuse zeigten ein höheres Rückfallrisiko.

Der Zusammenhang zwischen verminderter Neurogenese und dem Suchtverhalten war deutlich bemerkbar. Bislang konnte dies jedoch nicht wissenschaftlich belegt werden.
Diese Forschungsergebnisse eröffnen neue Wege für ein besseres Verständnis des Suchtverhaltens, vor allem bei Jugendlichen, bei denen sich das Gehirn noch in einer wichtigen Phase der Reifung befindet, die insbesondere durch eine extrem hohe Nervenbildung gekennzeichnet ist.

[1] Inserm - Institut für Gesundheit und medizinische Forschung

Quelle:

Pressemitteilung von Destinationsanté, 08/03/2018, 

https://destinationsante.com/un-manque-de-nouveaux-neurones-a-lorigine-de-laddic...


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Marie de Chalup Wissenschaftliche Abteilung, Französische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland
Übersetzerin: Jana Ulbricht, jana.ulbricht@diplomatie.gouv.fr 

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