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Kardiogenem Schock moderne Behandlungsmethoden

Medizin am Abend Fazit: Nach Reanimation zurück im Leben

MHH bietet bei kardiogenem Schock moderne Behandlungsmethoden / Patient berichtet 
 
Fast 300.000 Menschen erleiden allein in Deutschland jedes Jahr einen Herzinfarkt. Trotz immer besser werdender Versorgung überleben 60.000 der Betroffenen ihren Infarkt nicht. Viele von ihnen erleiden einen sogenannten kardiogenen Schock: Das Herz ist so geschwächt, dass es nicht mehr eine ausreichende Menge Blut in den Körper pumpen kann. Ein kardiogener Schock tritt oft ohne Vorzeichen innerhalb der ersten 48 Stunden nach einem Herzinfarkt auf. Für die Betroffenen ist es überlebenswichtig, dass sie in einer Klinik mit einem spezialisierten Reanimationszentrum behandelt oder schnellstmöglich dorthin verlegt werden.

Zwischen Leben und Tod

Uwe Bentlage war einer von ihnen. Im September 2012 war der Journalist in einer Klinik. Dort brach er auf dem Klinikflur bewusstlos zusammen. Die Ärzte diagnostizierten einen schweren Herzinfarkt. Uwe Bentlage schwebte zwischen Leben und Tod, musste 45 Minuten lang reanimiert werden. Mit einem kardiogenen Schock wurde der immer noch bewusstlose Patient in die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) verlegt. „Bei uns können derartige Herzerkrankungen – dank der engen Kooperation der kardiologischen, herzchirurgischen und anästhesiologischen Kliniken – exzellent behandelt werden“, erklärt Professor Dr. Johann Bauersachs, Direktor der Klinik für Kardiologie und Angiologie.



Professor Dr. Axel Haverich, Uwe Bentlage und Professor Dr. Johann Bauersachs (von links)
Professor Dr. Axel Haverich, Uwe Bentlage und Professor Dr. Johann Bauersachs (von links) „Foto: MHH/Tom Figiel“


Therapie mit Minipumpe, ECMO und Hypothermie

Die MHH-Kardiologen mussten bei dem Journalisten nach einem ST-Hebungsinfarkt mit Kammerflimmern mit Hilfe einer Koronarangiographie den Verschluss der rechten Herzkranzarterie wieder eröffnen und setzten einen Stent ein.

Doch das allein reichte nicht: Beide Herzkammern waren so extrem in ihrer Pumpleistung eingeschränkt, dass die Ärzte auf der Intensivstation zu einer Dreifachtherapie greifen mussten: Hypothermie, Extrakorporale Membranoxygenierung (ECMO) und Miniaturpumpe zur Unterstützung der linken Herzkammer.


Bei reanimierten Patienten wird an der MHH als Standardtherapie eine Hypothermie eingeleitet. Dabei wird die Körpertemperatur gezielt auf 32 bis 34 Grad Celsius abgesenkt. Klinische Studien haben gezeigt, dass die Hypothermie die Überlebenschancen nach Reanimationen steigert. „Vor allem wird die durch Sauerstoffmangel während des Herzstillstands bedingte Hirnschädigung deutlich vermindert“, sagt Professor Dr. Andreas Schäfer, stellvertretender Direktor der Klinik für Kardiologie und Angiologie und Leiter der kardiologischen Intensivstation.

Zudem setzen die Ärzte dem Patienten ein Herzunterstützungssystem ein.

„Mit unseren minimal-invasiven Methoden haben wir über die Leistenarterie eine Impella-Mikroaxialpumpe in die linke Herzkammer implantiert“, erläutert Professor Bauersachs. Sie übernimmt die Pumpfunktion des Herzmuskels und befördert das Blut in den Körper. Außerdem haben die Ärzte der Klinik für Herz-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie den Patienten mit einer sogenannten ECMO versorgt, einer extrakorporalen Membranoxygenierung. 

Dem Patienten wird dabei aus einer großen Vene das sauerstoffarme Blut entnommen. Im ECMO-Gerät findet – ähnlich wie sonst in der Lunge – der Gasaustausch statt. Das sauerstoffreiche Blut wird dem Patienten in eine Arterie zurückgeführt. Die MHH ist bundesweit bekannt für die hohe Expertise, die sie beim Einsatz dieser Methode hat.

Das Herz erholte sich nach einer Woche

„Alle diese Maßnahmen haben das geschädigte Herz entlastet“, sagt Professor Bauersachs. „Nach einer Woche hatte sich der Herzmuskel so weit erholt, dass wir die Unterstützungssysteme schrittweise entfernen konnten.“ Der große Vorteil des Reanimationszentrums der MHH, die auch über eine „Acute and Advanced Heart Failure Unit“ verfügt, ist, dass für extreme Notfälle auch die Kompetenz der herzchirurgischen Klinik von Professor Dr. Axel Haverich jederzeit verfügbar ist. „Ob komplexe Bypass- oder Herzklappenoperationen oder das Einsetzen sogenannter Kunstherzen bis hin zur Herztransplantation stehen wir im Zusammenspiel mit den Kardiologen für unsere Patienten bereit“, sagt Professor Haverich, Direktor der Klinik für Herz-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie.

Etwas vom Glück zurückgeben

Uwe Bentlage hat von diesen zweieinhalb Wochen nichts mitbekommen. „Ich war die gesamte Zeit bewusstlos und bin erst in der anderen Klinik wieder aufgewacht“, wohin er nach seiner intensivmedizinischen Behandlung in der MHH wieder zurückverlegt worden war. In einer mehrmonatigen Rehabilitation fand der heute 54-Jährige wieder zurück ins Leben. „Ich musste sogar das Gehen wieder neu lernen.“ Vor seinem Infarkt hatte Bentlage das Regionalstudio eines Rundfunksenders in Hannover geleitet, nahm als Hobby an Schwimmwettkämpfen teil. Mittlerweile ist er berentet, arbeitet aber immer noch als freier Journalist. Beim jüngsten Belastungs-EKG bescheinigte ihm sein Kardiologe Top-Werte, Wettkampfschwimmen will er aber lieber nicht mehr. Mittlerweile unterstützt Uwe Bentlage das THW Wunstorf als aktiver Helfer. „Ich möchte gern etwas zurückgeben von dem Glück, das ich hatte.“ Sagt er und erinnert daran, dass man ihm eine Überlebenschance von 15 Prozent gegeben hatte. „Den 20. September feiere ich als meinen zweiten Geburtstag.“

Hannover Herz Messe informiert Experten

Der kardiogene Schock wird auch ein Thema bei der 3. Hannover Herz Messe sein, einer Fortbildungsveranstaltung für Ärzte am 8. und 9. Mai 2015 im Hannover Congress Centrum. Die Messe wird gemeinsam organisiert von den MHH-Kliniken der Professoren Bauersachs und Haverich und dem Bundesverband der Niedergelassenen Kardiologen, Landesverband Niedersachsen. Ein spezieller Fokus wird in diesem Jahr auf die Komorbidität von Lungenerkrankungen bei Herzpatienten gelegt. Zudem finden Patientenseminare zur Fallot’schen Tetralogie und zur peripartalen Kardiomyopathie statt.

Das aktuelle Programm und das Anmeldeformular finden Sie unter

www.hannover-herz-messe.de

Medizin am Abend DirektKontakt

Professor Dr. Johann Bauersachs
bauersachs.johann@mh-hannover.de
Telefon (0511) 532-3841,
Professor Dr. Axel Haverich,
haverich.axel@mh-hannover.de
Telefon (0511) 532-6580.  
Stefan Zorn Medizinische Hochschule Hannover

Mit Fettsäuren gegen Darmentzündungen - Colitis ulcerosa, Morbus Crohn

Medizin am Abend Fazit: Rolle ungesättigter Fettsäuren bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen klären  
Omega-3-Fettsäuren sind lebenswichtig für die menschliche Ernährung. Wir nehmen sie über Fische, Algen oder pflanzliche Nahrung auf. Seit vielen Jahren wird diesen ungesättigten Fettsäuren eine positive Wirkung auf entzündliche Erkrankungen zugeschrieben. Dr. Nils Helge Schebb, Institut für Lebensmitteltoxikologie und Chemische Analytik der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo), und Dr. Karsten Weylandt, Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Gastroenterologie und Hepatologie der Charité Berlin, werden in einem gemeinsamen Forschungsprojekt untersuchen, wie genau Omega-3-Fettsäuren ihre entzündungshemmende Wirkung entfalten. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert das Projekt mit 300.000 Euro.

In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass die ungesättigten Omega-3-Fettsäuren, auch als Fischöl-Fettsäuren bekannt, die Grundbausteine für eine neu entdeckte Klasse von Signalmolekülen sind. „Über welche dieser Botenstoffe entzündungshemmende Wirkungen im Körper ausgelöst werden können, ist bisher nur wenig verstanden“, erläutert Schebb. Die aktiven Botenstoffe der Fischöl-Fettsäuren zu identifizieren und ihre Bildung zu verstärken, um chronische Darmentzündungen zu lindern, ist das zentrale Element des bewilligten Projektes der beiden Forscher.

International werden derzeit zwei Hypothesen favorisiert: 

Verschiedene Arbeitsgruppen konnten antientzündliche Effekte von Fischöl-Fettsäuren nachweisen, die ein oder mehrere zusätzliche Wasserstoff- und Sauerstoff-Atome (Hydroxygruppe) gebunden hatten. Andere Forscher beschreiben eine sehr hohe biologische Aktivität von Fischöl-Fettsäuren mit einer sogenannten Epoxygruppe. Schebb und Weylandt forschten bis 2011 mehrere Jahre an renommierten Universitäten in den USA, wo sie sich jeweils mit einer dieser beiden Hypothesen beschäftigten: „Die besondere Stärke unserer Zusammenarbeit ist, dass wir beide möglichen Signalwege verfolgen“, betont Weylandt.

Beide Forscher sind überzeugt, dass die DFG-Förderung eine sehr gute Gelegenheit bietet, um die Wirkung von Fischöl-Fettsäuren besser zu verstehen. „Unsere Erfahrungen und Kenntnisse ergänzen sich optimal. So haben wir an der TiHo zum Beispiel viele Erfahrungen im Bereich Bioanalytik, während an der Charité die Entzündungsmodelle etabliert sind“ beschreibt Schebb die Kooperation.

„Die derzeitig verfügbaren Therapien für Patienten mit Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn sind nicht ausreichend“, so Weylandt, der an der Charité als Oberarzt eine gastroenterologische Station leitet. Um in Zukunft diesen Patienten besser helfen zu können, hoffen die Forscher gemeinsam mit ihrem rund zehnköpfigen Mitarbeiterteam in ihrem nun geförderten Projekt die Grundlagen für neue Therapieoptionen zu schaffen.

Medizin am Abend DirektKontakt

Dr. Nils Helge Schebb
Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
Institut für Lebensmitteltoxikologie und Chemische Analytik
Tel.: +49 511 856-7780
nils.helge.schebb@tiho-hannover.de

Sonja von Brethorst Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover

Dialyse mit Fahrradtour

Medizin am Abend Fazit: Dialyse mit Fahrradtour / Bewegung während der Blutwäsche verbessert die Lebensqualität Nierenkranker

Nierenkranke, die mehrmals in der Woche stundenlang an der Blutwäsche (Dialyse) hängen, können ihre Lebensqualität deutlich steigern, wenn sie sich dabei bewegen, zum Beispiel, indem sie an einem Fahrradergometer ein wenig treten. Nierenkrankheiten rauben Kraft und Ausdauer, Abfallprodukte des Stoffwechsels schwächen die Beinmuskulatur. Inzwischen belegen viele Studien, wie sich die Lebensqualität von Nierenkranken bessert, wenn sie regelmäßig aktiv sind, berichtet die "Apotheken Umschau". Aber Patienten sind nur äußerst schwer zu motivieren - zu sehr nagt die Krankheit an Kraft und Psyche. Gehen die Patienten nicht zum Sport, muss der Sport eben zu ihnen kommen, überlegte sich Dr. Anton Daul, Direktor der Klinik für Nephrologie und Dialyse am Elisabeth-Krankenhaus in Essen, der seit vielen Jahren zu dem Thema forscht. Nichts spreche gegen ein Training während der Dialyse. "Die Voraussetzungen sind ideal: Die Patienten müssen ohnehin mehrmals pro Woche dorthin, und sie haben Zeit", sagt Daul.
Das Gesundheitsmagazin "Apotheken Umschau" 4/2015 A liegt in den meisten Apotheken aus und wird ohne Zuzahlung zur Gesundheitsberatung an Kunden abgegeben.

Medizin am Abend DirektKontakt

Ruth Pirhalla Tel. 089 / 744 33 123 Fax 089 / 744 33 459 E-Mail: pirhalla@wortundbildverlag.de www.wortundbildverlag.de www.apotheken-umschau.de

Zystennieren: Erbkrankheit

Medizin am Abend Fazit: Zystennieren - Europaweite Studie soll Grundlage für neue Behandlungsstandards legen

Autosomal-dominante Zystennieren sind die häufigste potentiell lebensbedrohliche Erbkrankheit. Dabei bilden sich in der Niere viele flüssigkeitsgefüllte Hohlräume (Zysten), die meist im Alter zwischen 50 und 60 Jahren zu Nierenversagen, Dialysepflichtigkeit führen oder eine Transplantation erforderlich machen. Eine internationale Studie mit 1.100 Patienten erhebt nun detaillierte Daten zum Krankheitsverlauf, um neue Behandlungsstandards zu erstellen. An der europaweiten „EuroCYST“-Studie nimmt auch das Universitätsklinikum Freiburg teil; die Studie wird von der europäischen Nierengesellschaft finanziert und dauert mindestens drei Jahre. 
 
„Ziel der Studie ist es, den Krankheitsverlauf bei Zystennieren besser zu charakterisieren, der selbst bei nahen Verwandten sehr unterschiedlich sein kann. Außerdem interessieren wir uns in diesem Zusammenhang für die psychischen und ökonomischen Belastungen von Patienten und Gesundheitssystemen“, sagt Prof. Dr. Gerd Walz, Ärztlicher Direktor der Klinik für Innere Medizin IV des Universitätsklinikums Freiburg. Mit diesem Wissen sollen neue Richtlinien für die Behandlung entwickelt werden.

Etwa 600.000 Menschen in Europa leiden an einer autosomal-dominanten polyzystischen Nierenerkrankung (ADPKD), der häufigsten erblichen Form von Zystennieren. Die ADPKD wird durch einen Defekt im PKD1- oder PKD2-Gen ausgelöst. Eines von 1.000 Kindern wird mit einem solchen Gendefekt geboren.

Grundstein für ein europäisches Zystennieren-Netzwerk

Neben der Erörterung medizinischer und sozio-ökonimischer Fragen wird wird im Rahmen von EuroCYST eine Bio-Datenbank aufgebaut, die standardisierte und qualitätskontrollierte Proben für weitere Forschungsvorhaben enthalten wird. „EuroCYST kann den Grundstein für ein europäisches Forschungs- und Behandlungs-Netzwerk zu ADPKD bilden“, sagt Prof. Walz.

Studienteilnehmer werden gesucht

Patienten, die an der Studie teilnehmen, profitieren davon ganz direkt: „Die Teilnehmer werden in der Studie engmaschiger betreut als das normalerweise möglich ist. Außerdem werden aufwändige Untersuchungen durchgeführt, die bisher nicht zum Standard gehören“ sagt Prof. Walz.

Das Universitätsklinikum Freiburg, ein nationales Zentrum für Zystennieren (NZZN), ist eines von 14 EuroCYST-Studienzentren in zehn europäischen Ländern. Der Freiburger Studienteil wird gemeinsam vom Studienzentrum und der nephrologischen Genetikambulanz des Universitätsklinikums koordiniert.

Für eine Teilnahme kommen Betroffene mit einer diagnostizierten Zysten-nierenerkrankung in Frage, die zuvor ein Jahr lang nicht an einer klinischen Medikamentenstudie teilgenommen haben. Insgesamt sollen in Freiburg mindestens 25 Patienten in die Studie aufgenommen werden.

Medizin am Abend DirektKontakt:

PD Dr. Anna Köttgen
Klinik für Innere Medizin IV (Nephrologie und Allgemeinmedizin)
Universitätsklinikum Freiburg
Telefon: 0761 270-78050
anna.koettgen@uniklinik-freiburg.de

EuroCYST Studienassistenz (Mo-Fr. 8 – 16 Uhr):
Simone Meder
simone.meder@uniklinik-freiburg.de
Erna Mitsch
erna.mitsch@uniklinik-freiburg.de

Telefon: 0761 270-74010 oder -77106

Benjamin Waschow

Nierenversagen verhindern

Medizin am Abend Fazit: Nierenversagen: Positionssignal für die Zellteilung

Forscher identifizieren Moleküle, mit denen Zellen ihre Position bestimmen 

Während normale Nierenzellen (links) nebeneinander liegen, teilen sich Nierenzellen ohne Plexin-B2-Rezeptor nach innen, kommen übereinander und verstopfen das Röhrchen.
Während normale Nierenzellen (links) nebeneinander liegen, teilen sich Nierenzellen ohne Plexin-B2-Rezeptor nach innen, kommen übereinander und verstopfen das Röhrchen. MPI f. Herz- und Lungenforschung
 
Damit die Niere reibungslos arbeiten kann, müssen Millionen Zellen exakt nach einem vorgegebenen Bauplan angeordnet werden. Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Herz- und Lungenforschung in Bad Nauheim und der Philipps-Universität in Marburg haben nun entdeckt, dass Nierenzellen Signale an sich teilende Nachbarzellen aussenden, um die Reparatur der Niere nach akutem Nierenversagen zu organisieren. Zukünftig könnte sich damit die Regeneration geschädigter Organe verbessern lassen.

Die Niere filtert kontinuierlich Abfall- und Giftstoffe aus dem Blut. Diese werden über den Harn aus dem Körper abgeführt. Die Filtration findet in zahlreichen mikroskopisch kleinen Röhrchen, den Tubuli, statt. Deren Innenfläche ist von sogenannten Epithelzellen ausgekleidet. Ähnlich wie die Bootsplanken eines Schiffsrumpfes müssen die einzelnen Epithelzellen in den Tubuli exakt angeordnet sein, damit die Niere reibungslos arbeiten kann.

Bei Patienten auf der Intensivstation versagt häufig die Niere. Dabei sterben einige der Epithelzellen ab. Die entstehende Lücke schließen überlebende Epithelzellen aus der Umgebung, indem sie durch Zellteilung neue Zellen bilden. Dabei ist entscheidend, dass sich die neu gebildeten Zellen wieder exakt an der korrekten Position einfügen. Geschieht dies nicht, könnten sich teilende Zellen das Röhreninnere der Tubuli verstopfen und so die Funktion der Niere beeinträchtigen.

Die räumliche Anordnung der sich teilenden Epithelzellen wird durch die Orientierung des sogenannten Spindelapparats bestimmt. Dieses Bündel aus Proteinfäden zieht die Chromosomen zu den gegenüberliegenden Zellpolen und verteilt sie gleichmäßig auf die neu gebildeten Zellen. Die Arbeitsgruppe von Thomas Worzfeld am Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung in Bad Nauheim und am Pharmakologischen Institut in Marburg hat nun untersucht, auf welche Weise die Orientierung des Spindelapparats während der Zellteilung gesteuert wird.

Dabei fanden die Wissenschaftler aus Bad Nauheim und Marburg heraus, dass benachbarte Epithelzellen über Signalmoleküle miteinander kommunizieren. Auf diese Weise beeinflussen sie die Orientierung des Spindelapparates und steuern dadurch die räumliche Anordnung der neuen Zellen. „Wie beim GPS-System gibt es eine Antenne, die Signale empfängt. Dabei handelt es sich um den Rezeptor Plexin-B2. Dieser empfängt das Positionssignal der Nachbarzellen“, so Worzfeld.

Das „GPS-Positionssignal“ selbst stellt eine als Semaphorine bezeichnete Gruppe von Signalmolekülen dar. Durch einen gentechnischen Eingriff schaltete Worzfelds Arbeitsgruppe einzelne Semaphorine in Mäusen aus. Dies führte dazu, dass die Epithelzellen sich nicht mehr korrekt ausrichteten, sondern stattdessen die Tubuli verstopften. „Das gleiche beobachteten wir bei Mäusen, denen der Rezeptor Plexin-B2, also die Antenne, fehlt“, sagt Worzfeld.

In beiden Fällen führte dies bei den Mäusen dazu, dass sich die geschädigte Niere nicht regenerierte und ihre Funktion beeinträchtigt blieb. „Mit dieser Studie haben wir eine bislang unbekannte Funktion des Rezeptors Plexin-B2 und dessen Bindungspartnern, den Semaphorinen, aufgedeckt“, so Worzfeld. Es handelt sich um einen grundlegenden Mechanismus, über den sich die Niere nach einem Nierenversagen wieder heilt.  

Die Wissenschaftler wollen nun untersuchen, ob Plexin-B2 und die Semaphorine auch bei der Reparatur anderer Organe und bei Erkrankungen wie zum Beispiel Krebs eine Rolle spielen.


Originalpublikation:
Swiercz, Inmaculada Banon-Rodriguez, Ivana Matkovic, Giuseppina Federico, Tianliang Sun, Timo Franz, Cord H. Brakebusch, Atsushi Kumanogoh, Roland H. Friedel, Fernando Martin-Belmonte, Hermann-Josef Gröne, Stefan Offermanns, and Thomas Worzfeld
Semaphorin-plexin signaling controls mitotic spindle orientation during epithelial morphogenesis and repair.
Developmental Cell 2015, DOI: http://dx.doi.org/10.1016/j.devcel.2015.02.001

Medizin am Abend DirektKontakt: 

Prof. Dr. Thomas Worzfeld
Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung, Bad Nauheim
Telefon:+49 603 2705-1213
E-Mail:thomas.worzfeld@mpi-bn.mpg.de

Dr. Matthias Heil
Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung, Bad Nauheim
Telefon:+49 6032 705-1705Fax:+49 6032 705-1704
E-Mail:matthias.heil@mpi-bn.mpg.de

Dr Harald Rösch Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V.