Qualitätszirkel Nieren- und Dialysen

Kardiologie Potsdam

Cardiovascular Prevention Center @Charité

Herzinsuffizienz

Universitätzmedizin Rostock

Universitätsmedizin Greiswald

Alexianer St. Josephs Potsdam

Dialyse-Pflege-Standard

salt

PICS Ambulanz

Dr.Vetter

Woran erkranken wir in Deutschland?

BG Klinken - Post-COVID-Programm

Herz Check

EMA

Dr. Heart

Herzhose

Lauflabor

IKDT

Online Strafanzeigen

medpoint - Fortbildungskalendar

Was hab ich?

Healthtalk

BKV Info

BKG

KHS BB

KHS BB
.

Kardiologie

Urologie Berlin

bbgk

VEmaH

ProBeweis

jkb

zurück ins leben

CRO

Gewebenetzwerk

Anamnese- und Untersuchungsbogen

Diagnostische Pfade

CIRS Bayern

Gender Medizin

idw

Therapie nach Diagnostik

Katharina Hüfner ist Neurologin und Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin. 

Sie hat sich in der Alpinpsychiatrie einen Namen gemacht, z.B. mit Untersuchungen zu Suchtaspekten beim Bergsteigen und psychotischen Symptomen in der Höhe. 

Seit einem Jahr leitet sie die Univ.-Klinik für Psychiatrie II (Psychosomatische Medizin) in Innsbruck. Im Interview zum World Mental Health Day spricht sie über die großen Missverständnisse der Psychosomatik und erklärt, wie Körper und Psyche zusammenhängen

Das Wort „psychosomatisch“ wird im Alltag oft verwendet. Was bedeutet es wirklich?

Katharina Hüfner: Neben den biochemischen Vorgängen in einzelnen Organen betrifft Krankheit immer den ganzen Menschen. Deshalb muss man aus der Perspektive der psychosomatischen Medizin stets den gesamten Menschen behandeln – nicht ein Organ oder eine einzelne Funktionsstörung. Eine körperliche Erkrankung kann psychisch belasten und auch immunologische Veränderungen hervorrufen, die Angst oder depressive Symptome begünstigen. Umgekehrt kann psychischer Stress körperliche Symptome erzeugen oder verstärken. In unserer Umgangssprache gibt es viele Redewendungen, die auf die Psychosomatik hinweisen: Es bleibt einem die Luft weg, etwas bereitet Kopfzerbrechen, oder zieht einem den Boden unter den Füßen weg. Diese Redewendungen zeigen, dass der Zusammenhang von Körper und Psyche seit jeher und auch in vielen Kulturen bekannt ist.

Sie haben immunologische Veränderungen erwähnt. Was genau ist Psychoneuroimmunologie?

Das kennt wahrscheinlich jede:r: Wer mit einer Verkühlung aufwacht, ist auch psychisch nicht fit. Bei einem akuten Infekt fühlt man sich niedergeschlagen und hat weniger Lust, andere zu treffen. 

Dieses Phänomen nennt man Sickness Behaviour. 

Evolutionär dient der Rückzug dazu, Erholung zu ermöglichen. 

Wenn jedoch ein langanhaltender, chronischer Immunprozess vorliegt, etwa bei rheumatoider Arthritis, können sich depressive Symptome langfristig zeigen und es kann eine depressive Erkrankung entstehen. 

Allerdings hat eine Depression fast nie nur eine einzige Ursache: 

MaAB Cave:

Immundysregulation und Veränderungen in der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse (auch: Cortisol-Achse) sind wichtige biologischen Faktoren.

Psychische Faktoren, wie etwa hohe Anforderungen in der Arbeit, und soziale Faktoren, wie z.B. Einsamkeit, kommen ebenso dazu. 

Auch sie können zu Immunveränderungen führen. 

Die Beschäftigung mit diesen Zusammenhängen nennt man Psychoneuroimmunologie.

Warum fühlen sich manche Patient:innen mit ihren Beschwerden nicht ernstgenommen, wenn von Psychosomatik die Rede ist?

Ich glaube, das hat damit zu tun, dass manchmal davon gesprochen wird, dass etwas „nur“ psychisch sei. 

Oder auch, wenn „psychosomatisch“ mit „eingebildet“ oder „vorgetäuscht“ gleichgesetzt wird, also als keine „richtige“ Erkrankung wahrgenommen wird. Das ist aber definitiv falsch. 

Psychosomatische Symptome und Erkrankungen sind real und gehen mit biologischen Veränderungen einher. 

Wenn ich beispielsweise aufgrund von psychischem Stress Herzklopfen und Herzrasen entwickle, bilde ich mir das nicht ein, es ist messbar. 

Einsamkeit kann ebenfalls immunologische und hormonelle Veränderungen hervorrufen, die sich dann in körperlichen Symptomen niederschlagen. 

Der Nachweis biologischer und physiologischer Marker bei psychosomatischen Beschwerden ist der Beweis dafür, dass diese Beschwerden echt sind. 

Trotzdem spielen neben den biologischen Faktoren eben auch psychische und soziale Aspekte eine wichtige Rolle bei diesen Beschwerden. 

Sie interagieren alle bei der Krankheitsentstehung. Aktuell wird besonders viel daran geforscht, wie traumatische Erfahrungen in der Kindheit das Immunsystem und das Hormonsystem verändern und so körperliche und psychische Erkrankungen begünstigen können.

Wie wird eine psychosomatische Diagnose gestellt?

Manchmal ist der Zusammenhang offensichtlich, z.B. nach einem akuten psychischen Trauma mit anschließenden dissoziativen („nicht-epileptischen“) Anfällen. 

Viel häufiger wirken jedoch mehrere Faktoren in unterschiedlichem Ausmaß zusammen: 

Das reicht von genetischen Risikofaktoren und epigenetischen Veränderungen über körperliche Erkrankungen, psychischen Stress, kulturelle Prägungen bis hin zu Vorerfahrungen der Person mit Erkrankungen und dem Gesundheitssystem. 

Ausführliche und genaue Patient:innen-Gespräche sind notwendig, um diese Zusammenhänge zu beleuchten. 

Im Vergütungssystem wird das zu wenig berücksichtigt.

Sie haben vor rund einem Jahr die Klinikleitung übernommen. Vorher haben Sie viel über Alpinpsychiatrie geforscht. Bleibt dafür noch Zeit?

Auf jeden Fall, ich mache das ja nicht alleine, sondern gemeinsam mit einem super Team. Sport, Hypoxie (Sauerstoffmangelversorgung des Gehirns, Anm.), alpine Umgebung und psychische Gesundheit werden weiter ein Schwerpunkt unserer Klinik sein. 

Wir haben in Innsbruck auf diesem Gebiet Pionierarbeit geleistet und uns einiges an Expertise aufgebaut. Aktuell arbeiten wir u. a. zu epigenetischen Veränderungen beim therapeutischen Klettern mit Angstpatient:innen, und wir prüfen im „Exercise is Medicine“-Projekt, wie Bergsport bei Personen mit Depressionen therapeutisch genutzt werden kann. 

Ein weiteres Thema ist die Wirkung von Hypoxie: Moderate Hypoxie (bis zu einem Äquivalent von 3000 m) kann möglicherweise neurobiologisch günstig wirken, starke Hypoxie ist schädlich. Epidemiologische Daten zeigen geringere Raten psychischer Erkrankungen bei Menschen, die in mittleren Höhenlagen leben.

Welche Behandlungsstrukturen bietet ihre Klinik an?

Die Psychiatrie II ist eine Referenzeinrichtung für Psychosomatische Medizin in Tirol. Im ambulanten Bereich sind wir auf die umfassende Diagnostik psychosomatischer Beschwerden spezialisiert. Im Konsiliar-Liason-Dienst arbeiten wir eng mit den Teams in den anderen Kliniken zusammen, um Patient:innen mit körperlichen und psychischen Beschwerden bestmöglich zu betreuen. Wir bieten tagesklinische Behandlungsplätze sowohl im Erwachsenenbereich als auch im Adoleszenzbereich (16 bis 24 Jahre; gemeinsam mit den Kolleg:innen der Kinder- und Jugendpsychiatrie). Stationäre Aufenthalte an unserer Station für Psychosomatische Medizin finden nach einem ambulanten Vorgespräch statt, in dem das Therapieziel vorab mit den Patient:innen gemeinsam definiert wird.

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es dort?

Wir bieten multimodale Therapien an. Das bedeutet, dass nach einer klaren Diagnose zu Beginn ein individuelles Therapieangebot zusammengestellt wird. Dieses besteht aus Bausteinen, wie Psychotherapie, Sport und Bewegung, Ergotherapie, Kochgruppe, Entspannungstraining, Berufsplanung mit der Sozialarbeit, Biofeedback und ärztlichen Visiten. Wir nutzen auch moderne Therapieverfahren, z.B. mittels Virtual Reality und wir monitorisieren den Therapieverlauf anhand digitaler Selbstbeurteilungs-Tools. Besonders bei jungen Erwachsenen fällt uns häufig die „Knowledge-Action-Gap“ auf: Sie sind super informiert, wissen, was gut für sie wäre und was zu tun wäre, setzen es aber schwer um. Deshalb legen wir Wert auf praktische Umsetzung und Übung: Klettertherapie, statt über Bewegung sprechen; in einer Gruppentherapie echte Konflikte untereinander lösen, statt theoretisch über Kommunikation zu sprechen.

MaAB - Medizin am Abend Berlin Fortbildungen VOR ORT

Univ.-Prof. Dr.med. Katharina Hüfner
Universitätsklinik für Psychiatrie II
Tel.: +43 50 504 23639
E-Mail: Katharina.Huefner@i-med.ac.at

Veränderungen im Kleinhirn bei spinaler Muskelatrophie

Die spinale Muskelatrophie beeinträchtigt alle Muskeln des Körpers. 

Sie galt lange Zeit als eine Erkrankung, die ausschließlich durch den Verlust von Nervenzellen im Rückenmark verursacht wird. Ein Forschungsteam des Carl-Ludwig-Instituts für Physiologie der Universität Leipzig konnte nun zeigen, dass zudem das Kleinhirn, das für die Bewegungskoordination wichtig ist, aber auch soziale und kognitive Prozesse beeinflusst, eine Rolle bei der Entstehung der spinalen Muskelatrophie spielt. Die Studie wurde im Journal "Brain" veröffentlicht.

Die spinale Muskelatrophie ist eine seltene, genetisch bedingte Erkrankung von Nervenzellen des Rückenmarks, die schon im Säuglingsalter auftreten kann. Die Erkrankung führt zu einem fortschreitenden Verlust von Muskelkraft. Betroffene leiden oft schon früh an Muskelschwäche sowie Schwierigkeiten bei Bewegung, Atmung und Schlucken. Durch den medizinischen Fortschritt stehen mittlerweile Therapien zur Verfügung, die das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen. Dennoch bleiben motorische Einschränkungen bestehen und es treten zunehmend kognitive und soziale Auffälligkeiten auf.

Die spinale Muskelatrophie wurde lange Zeit ausschließlich als eine Erkrankung der Motoneurone verstanden, bei der jene Nervenzellen ihre Funktion verlieren, die direkt für die Ansteuerung der Muskulatur verantwortlich sind. In den vergangenen Jahren konnten Wissenschaftler:innen zeigen, dass auch andere Nervenzellen im Rückenmark, die die Muskulatur nicht direkt steuern, zur Krankheit beitragen. Basierend auf diesen Ergebnissen haben Forscher:innen des Carl-Ludwig-Instituts für Physiologie nun untersucht, ob weitere Regionen des Nervensystems an der Entstehung der spinalen Muskelatrophie beteiligt sind.

In der aktuellen Studie fanden sie heraus, dass auch das Kleinhirn zur Krankheitsentstehung beiträgt. „Unsere Ergebnisse verdeutlichen, dass das Kleinhirn nicht nur von der Krankheit betroffen, sondern ein eigenständiger Treiber der Symptome ist. Damit liefern die aktuellen Befunde eine mögliche Erklärung für die anhaltenden motorischen Einschränkungen und die neu auftretenden sozialen sowie kognitiven Probleme von Patient:innen trotz moderner Therapien“, sagt Dr. Christian Simon, Leiter der Studie und Wissenschaftler an der Medizinischen Fakultät.

Bei den Untersuchungen konnten die Leipziger Forscher:innen nachweisen, dass Purkinje-Zellen – zentrale Nervenzellen des Kleinhirns – bei spinaler Muskelatrophie geschädigt werden. Ursache ist die Aktivierung eines bestimmten Signalwegs, der zum Zelltod und zu erheblichen Störungen in den Netzwerken des Kleinhirns führt. Die Folgen zeigten sich im Mausmodell: Tiere mit spinaler Muskelatrophie wiesen neben motorischen Beeinträchtigungen auch eine deutlich verringerte kommunikative Aktivität auf, die sich in reduzierten Ultraschallvokalisationen äußerte, also hochfrequenten Lauten, mit denen Mäuse normalerweise kommunizieren. Durch die gezielte Wiederherstellung des fehlenden Proteins in den Purkinje-Zellen konnten sowohl die motorischen als auch sozialen Defizite teilweise verbessert werden.

Das Carl-Ludwig-Institut für Physiologie verfügt über eine ausgewiesene Expertise in der Kleinhirnphysiologie. Für die aktuellen Untersuchungen wurden hochauflösende Bildgebung und Patch-Clamp-Messungen an Kleinhirnschnitten von Mäusen genutzt. Zusätzlich setzten die Leipziger Wissenschaftler:innen virale Vektoren ein, um die Genexpression der Mäuse gezielt zu manipulieren.

Eine Besonderheit der wissenschaftlichen Arbeit: Drei der vier Erstautor:innen sind Studierende der Humanmedizin und haben im Rahmen ihrer Promotionsarbeit zu dieser Publikation beigetragen. Sie wurden dabei teilweise durch Promotionsstipendien der Medizinischen Fakultät gefördert. Internationale Kooperationen mit der Columbia University, der Johns Hopkins University und der Universität Ulm haben das Projekt maßgeblich unterstützt.

„Unsere Forschung liefert eine wichtige Basis für weitere Studien, die die Veränderungen im Kleinhirn bei spinaler Muskelatrophie in größeren Gruppen von Patient:innen untersuchen sollen. Als nächsten Schritt wollen wir vorhandene Therapien an unseren Mausmodellen testen, um zu prüfen, ob sich die Veränderungen im Kleinhirn und die damit verbundenen sozialen Symptome bei der Erkrankung verbessern lassen“, erklärt Dr. Simon.

MaAB - Medizin am Abend Berlin Fortbildungen VOR ORT

Dr. Christian Simon
Universität Leipzig, Medizinische Fakultät
Wissenschaftler, Carl-Ludwig-Institut für Physiologie
Christian.Simon@medizin.uni-leipzig.de

Originalpublikation:
https://doi.org/10.1093/brain/awaf336, Originalpublikation in Brain: Cerebellar pathology contributes to neurodevelopmental deficits in spinal muscular atrophy.

Kokain

Noch nie war so viel Kokain weltweit im Umlauf wie heute – auch in Europa steigt die Nachfrage rasant. 

Der Hamburger Hafen spielt dabei eine zentrale Rolle als wichtiger Umschlagplatz für den Drogenschmuggel aus Lateinamerika. 

Doch Kokain ist nur ein Teil eines komplexen globalen Problems: Captagon, Fentanyl, Methamphetamin und andere Substanzen verbreiten sich extrem schnell und verursachen Gewalt, Korruption, Gesundheitskrisen und soziale Verwerfungen.

Die GIGA-Forschenden Prof. Dr. Sabine Kurtenbach, Janaina Maldonado und Dr. Jonas von Hoffmann haben gemeinsam mit Partnern der EU-LAC Foundation und dem Hamburg Institute for Advanced Studies (HIAS) einen Policy Brief veröffentlicht, in dem sie sich für eine umfassende und koordinierte Strategie gegen Drogenhandel aussprechen und die Eindämmung des Drogenhandels als globale Aufgabe sehen.

In einem Interview geben sie Einblicke in die zentralen Erkenntnisse und skizzieren, wie eine nachhaltige Drogenpolitik aussehen könnte.

Der Policy Brief stellt einige der Kernthemen und Erkenntnisse vor, die aus dem Workshop „Port Cities Fighting Transatlantic Drug Trafficking” hervorgegangen sind, der Anfang April 2025 von der EU-LAC Foundation und dem German Institute for Global and Area Studies (GIGA) mit Unterstützung der Stadt Hamburg gemeinsam organisiert wurde. 

Die Veranstaltung bot einen einzigartigen Rahmen für eine tiefgehende, interdisziplinäre und aufschlussreiche Diskussion zwischen Expert:innen mit unterschiedlichem Hintergrund. 

Im Mittelpunkt des Workshops stand der Austausch von Wissen sowie die Förderung praxisorientierter Überlegungen zur sich wandelnden Dynamik des Drogenhandels von Lateinamerika und der Karibik nach Europa, wobei insbesondere die Rolle der Häfen und Hafenstädte thematisiert wurde.

MaAB - Medizin am Abend Berlin Fortbildungen VOR ORT


Prof. Dr. Sabine Kurtenbach
https://www.giga-hamburg.de/en/the-giga/team/kurtenbach-sabine
sabine.kurtenbach@giga-hamburg.de

Janaina Maldonado Guerra da Cunha
https://www.giga-hamburg.de/en/the-giga/team/maldonado-guerrada-cunha-janaina
janaina.maldonado@giga-hamburg.de

Dr. Jonas von Hoffmann
https://www.giga-hamburg.de/en/the-giga/team/von-hoffmann-jonas
jonas.vonhoffmann@giga-hamburg.de

Originalpublikation:
Drugs, Ports and Other Challenges: In Need of a Comprehensive and Coordinated Multilevel Strategy
https://eulacfoundation.org/sites/default/files/2025-09/policy-brief-no12-en.pdf