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Oxytocin hilft, Ängste besser zu bewältigen

Furcht einflößende Erfahrungen verschwinden nicht so schnell aus dem
Gedächtnis. Ein Forscherteam unter Federführung des Bonner
Universitätsklinikums konnte nun in einer Studie zeigen, dass das
Bindungshormon Oxytocin das Angstzentrum im Gehirn hemmt und Furchtreize
stärker abklingen lässt. Diese Grundlagenforschung könnte auch eine neue
Ära in der Behandlung von Angststörungen einleiten. Die Studie ist bereits
vorab online im Fachjournal „Biological Psychiatry“ erschienen. Die
Druckausgabe folgt in einigen Wochen.

Große Angst gräbt sich tief ins Gedächtnis ein. Zum Beispiel fällt es nach
einem Autounfall schwer, wieder im Straßenverkehr zurechtzukommen - schon
quietschende Reifen können starke Angst hervorrufen. Wissenschaftler
sprechen dann von „Konditionierung“: Bestimmte Bilder oder Geräusche sind
im Gehirn mit der Erfahrung von Schmerz oder Furcht sehr stark verknüpft.
Erst allmählich lernt man, dass nicht jeder quietschende Reifen Gefahr
bedeutet. Dieses aktive Überschreiben im Gedächtnis wird als „Extinktion“
bezeichnet. „Die ursprünglichen Gedächtnisinhalte werden dabei aber nicht
ausradiert, sondern nur durch positivere Erfahrungen überlagert“,
erläutert Prof. Dr. Dr. René Hurlemann von der Klinik und Poliklinik für
Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Bonn. Kommt es
erneut zu gefährlichen Situationen, flammt die schon überwunden geglaubte
Angst häufig wieder auf.

Extinktion wird vielfach in der Therapie von Angststörungen angewendet.
Wer zum Beispiel unter einer Spinnenphobie leidet, wird schrittweise mehr
und mehr mit Spinnen konfrontiert. Zuerst muss der Patient etwa Fotos von
Spinnen betrachten, dann lebende Exemplare ansehen bis er schließlich eine
Vogelspinne auf die Hand nimmt. Wenn Menschen mit einer Angststörung
möglichst häufig die Erfahrung machen, dass sie keine Angst vor dem
Auslöser haben müssen, reduziert sich ihre Furcht. „Dies kann aber sehr
lange dauern, weil diese Konfrontation mit der Angstsituation häufig
erlebt werden muss. Außerdem kann es zu Rückfällen kommen, weil die
ursprüngliche Angstspur noch im Gedächtnis verankert ist“, berichtet Prof.
Hurlemann. Therapeuten suchen deshalb nach einer Möglichkeit, wie
schneller und dauerhafter ein „Überschreiben“ des Angstgedächtnisses
erfolgen kann.

Oxytocin erleichtert das Überschreiben von Angsterfahrungen

Vom Hormon Oxytoxin ist seit Längerem bekannt, dass es nicht nur in der
Mutter-Kind-Beziehung und bei Sexpartnern eine bindungsfördernde Wirkung
hat, sondern dass es auch als angstlösend gilt. Seinen hilfreichen Effekt
beim Überschreiben von Angsterfahrungen konnten nun die Wissenschaftler
der Bonner Uniklinik für Psychiatrie und Psychotherapie zusammen mit ihren
Kollegen des Deutschen Krebsforschungszentrums Heidelberg und der
Universität Chengdu (China) nachweisen. „Oxytocin verstärkt tatsächlich
die Extinktion: Unter seinem Einfluss klingt die Erwartung eines erneuten
Angstereignisses im Verlauf stärker ab als ohne diesen Botenstoff“, fasst
Studienleiter Prof. Hurlemann das Ergebnis zusammen.

Das Wissenschaftlerteam führte bei insgesamt 62 männlichen, gesunden
Probanden eine Angstkonditionierung herbei. Im Hirnscanner betrachteten
die Testpersonen über eine Videobrille Fotos, zum Beispiel von
menschlichen Gesichtern. Bei 70 Prozent der Bilder wurde ihnen über
Elektroden an der Hand ein sehr kurzer, unangenehmer Elektroschock
versetzt. „Auf diese Weise wurden im Gedächtnis der Testpersonen bestimmte
Bilder mit einer Angsterfahrung verknüpft“, erläutert Prof. Hurlemann.
Dass die Paarung aus einem bestimmten Foto und Schmerz tatsächlich im
Gehirn der Probanden verankert war, wiesen die Wissenschaftler mit zwei
Methoden nach: Die Elektroschockerwartung zeigte sich durch vermehrten
Angstschweiß, der über die Hautleitfähigkeit gemessen wurde. Außerdem
bewiesen die Hirnscans, dass immer dann die Angstregionen im Gehirn
besonders aktiv waren.

Der Hälfte der Probanden wurde über eine Nasenspray Oxytocin verabreicht.
Der Rest bekam ein Placebo. Dann begann die Phase der Extinktion, in der
die Testpersonen mehrfach die gleichen Bilder wie zuvor zu sehen bekamen,
aber keine Elektroschocks mehr auftraten. Bei den Männern unter Oxytocin-
Einfluss war die Amygdala als das Angstzentrum im Gehirn insgesamt
deutlich weniger aktiv als bei der Kontrollgruppe, furchthemmende Regionen
waren hingegen erregter. Im Zeitverlauf führte der Botenstoff dazu, dass
die Angst zunächst etwas größer war, dann aber viel stärker abklang als
ohne Oxytocin. Die Wissenschaftler erklären dies durch die spezielle
Wirkung des Botenstoffs: „Oxytocin verstärkt zunächst die bewussten
Eindrücke der Probanden und damit die Reaktion auf die Elektroschocks,
doch nach wenigen Minuten überwiegt die angstlösende Wirkung“, erläutert
Prof. Hurlemann.

Die Wissenschaftler hoffen, dass mit Hilfe des Oxytocins Angstpatienten
schneller geholfen und ein Rückfall besser verhindert werden kann. Zudem
fördere das Hormon wahrscheinlich die Bindung zwischen Therapeut und
Patient und damit den Erfolg der Behandlung, vermuten die Forscher. „Doch
das müssen erst noch klinische Studien erweisen“, sagt der Wissenschaftler
der Bonner Uniklinik.

Publikation: Oxytocin Facilitates the Extinction of Conditioned Fear in
Humans, Fachjournal „Biological Psychiatry“, DOI:
10.1016/j.biopsych.2014.10.015



Medizin am Abend DirektKontakt:

Prof. Dr. Dr. René Hurlemann
Klinik und Poliklinik für Psychiatrie
und Psychotherapie
des Universitätsklinikums Bonn
Tel. 0228/28719124
E-Mail: r.hurlemann@gmail.com

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