Was bedeutet Pflege für mich?
Was sind meine täglichen Beobachtungen?
Selbstreflexion durchgeführt.
Pflege braucht Perspektive Menschlichkeit, Verantwortung und gute Bedingungen für alle Pflegeberufe
Pflege ist mehr als ein Beruf. Sie ist Beziehungsarbeit, Verantwortung und eine tägliche Auseinandersetzung mit Leben, Krankheit, Schmerz und Sterben. Wer sich für die Pflege entscheidet, sei es in der Ausbildung oder nach Jahren im Beruf tut das meist aus Überzeugung und mit dem Wunsch, einen sinnvollen Beitrag für andere Menschen zu leisten. Doch dieser Idealismus gerät zunehmend unter Druck.
Die Realität sieht oft anders aus: chronische Überlastung, fehlende Anerkennung, unklare Verantwortungsstrukturen und Ausbildungsbedingungen, die viele entmutigen, bevor sie überhaupt richtig begonnen haben.
Bedürfnisse und Nöte im Pflegeberuf
Pflegende wünschen sich vor allem eines:
Zeit für gute Pflege. Zeit, um zuzuhören. Um Schmerzen zu lindern, Angehörige einzubeziehen, Autonomie zu ermöglichen und Entscheidungen auf Augenhöhe zu treffen. Stattdessen dominiert vielerorts der Druck: Dokumentation im Akkord, Dienstpläne am Limit, Personalmangel auf allen Ebenen. Wer sich engagiert, wird schnell zur „Lückenbüßerin“, die einspringt, Aufgaben übernimmt, die eigentlich nicht zu bewältigen sind oft unter der ständigen Angst vor Fehlern oder Überlastung.
Pflege bedeutet Verantwortung. Aber sie darf nicht zur permanenten Überforderung werden.
Pflegeausbildung: Anspruch trifft auf Überforderung
Die generalistische Pflegeausbildung wurde eingeführt, um den Beruf attraktiver, vielfältiger und anschlussfähiger zu machen. Im Kern ist das richtig: Pflege braucht ein breites Fachwissen, braucht interdisziplinäres Denken und die Fähigkeit, in unterschiedlichsten Settings professionell zu agieren. Doch die Umsetzung wirft erhebliche Probleme auf:
Viele Auszubildende fühlen sich überfordert und unzureichend begleitet, insbesondere bei wechselnden Einsätzen in den verschiedenen Versorgungsbereichen.
Es fehlt an Praxisanleitung, an Zeit zur Reflexion und an pädagogisch geschultem Personal.
Besonders belastend sind häufige Sprünge zwischen Einrichtungen, mangelnde Struktur und die ständige Umstellung auf neue Teams und Arbeitsbedingungen.
Die Abbrecherquote bleibt hoch, nicht selten aus Frust, Angst oder schlicht Erschöpfung.
Diese jungen Menschen wollen lernen, Verantwortung übernehmen und wachsen – aber sie brauchen dafür Rahmenbedingungen, die Entwicklung ermöglichen statt sie zu behindern.
Pflegefachassistenz: Mitdenken statt abgrenzen
Die Einführung der Pflegefachassistenz ist ein sinnvoller Baustein zur Entlastung und Differenzierung in der Pflege. Doch ihre Integration gelingt nur, wenn Rollen und Zuständigkeiten klar definiert und wertschätzend kommuniziert werden. Es darf nicht zu Abwertung oder Hierarchisierung kommen, sondern zu echter Teamarbeit auf Augenhöhe. Pflegefachassistenz kann dann eine wichtige Brücke sein – für Menschen, die in die Pflege einsteigen, sich entwickeln wollen und Verantwortung übernehmen möchten, ohne direkt eine dreijährige Ausbildung zu absolvieren.
Doch auch hier braucht es:
verlässliche Anleitung,
klare Delegationsregeln,
und berufliche
Anschlussmöglichkeiten auch im Sinne der Durchlässigkeit im System.
Verantwortung braucht Struktur – nicht nur guten Willen
Pflegende übernehmen täglich Verantwortung für Menschen in Krisen, für komplexe Situationen, für Sicherheit und Würde. Dieses Verantwortungsbewusstsein ist eine große Stärke des Berufs – aber es darf nicht zur Last werden, wenn die Strukturen fehlen, die es tragen.
Was die Pflege heute braucht, ist nicht nur ein Appell an Berufsethos oder Resilienz, sondern politische und gesellschaftliche Rückendeckung:
-verlässliche Personalschlüssel,
-faire Ausbildungsbedingungen,
-Integration statt Abgrenzung im Berufsgefüge
-und ein klarer gesetzlicher Rahmen, der professionelle Pflege stärkt und schützt.
Meine persönliche Haltung:
Ich bin Praxisanleiterin.
Ich bin für Euch da, weil ich an Euch glaube.
Ich sehe Eure Stärke, Eure Fragen, Eure Unsicherheiten – und Euren Willen, diesen Beruf mit Würde und Kompetenz auszuüben. Aber das System, in dem wir arbeiten, lässt mich oft hilflos zurück. Es verlangt von mir, Euch gut auszubilden – aber es gibt mir kaum Zeit, kaum Raum, kaum Unterstützung.
Ich stehe für Ausbildung – und gleichzeitig gegen ein System, das gute Ausbildung erschwert.
Nicht, weil ich es will, sondern weil ich muss.
Weil ich Verantwortung trage – für Euch, für unsere Zukunft in der Pflege.
Ich stelle mich gegen die Strukturen, weil ich an die Pflege glaube.
Weil ich will, dass Ihr bleibt. Und weil Ihr Besseres verdient.
Pflege ist ein Beruf mit Kopf, Herz und Haltung.
Was er braucht, sind Strukturen, die ihm gerecht werden.
Denn wer Pflege will, muss Bedingungen schaffen, in denen Pflege möglich ist menschlich, professionell und zukunftsfähig.
Erinnerung- 🫶🏽
#Idref
Ein Lied das mich seit Jahren trägt, geprägt hat.
Danke, an Ferdi Cebi!
MaAB - Medizin am Abend Berlin Fortbildungen VOR ORT
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