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Vorhofflimmern - Schlaganfall und Demenzrisiko - kognitive Leistungsfähigkeit

Medizin am Abend Berlin Fazit: Bei Vorhofflimmern: Marcumar und Co. senken Schlaganfall- und Demenzrisiko

Vorhofflimmern ist eine der häufigsten Herzrhythmusstörungen – rund 1,8 Millionen Menschen in Deutschland sind davon betroffen. 

Diese Patienten haben ein erhöhtes Risiko für Schlaganfall oder Demenz. 

Eine frühzeitige Behandlung mit oralen Antikoagulanzien, wozu beispielsweise in Deutschland das Medikament Marcumar (Wirkstoff: Phenprocoumon) und die neueren, sogenannten NOAKs zählen, senkt nicht nur das Schlaganfallrisiko dieser Patienten, sondern kann auch ihre kognitive Leistungsfähigkeit bewahren und sie vor Demenz schützen, betonen die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) und die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN). 
 
„Vorhofflimmern erhöht das Schlaganfallrisiko immens“, sagt Professor Dr. Wolf-Rüdiger Schäbitz, Pressesprecher der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) und Chefarzt der Klinik für Neurologie am Evangelischen Klinikum Bethel in Bielefeld. „Zudem erkranken Patienten mit Vorhofflimmern häufiger an Demenz als Menschen ohne diese Form von Herzrhythmusstörung.“

Behandelt wird Vorhofflimmern mit Gerinnungshemmern, den sogenannten Antikoagulanzien, zu denen Marcumar und auch die Nicht-Vitamin-K oralen Antikoagulanzien (NOAK) wie Dabigatran, Rivaroxaban, Apixaban, Edoxaban gehören. 

Diese Medikamente verhindern, dass sich Blutgerinnsel im Herz bilden und zu Schlaganfällen führen.

„Wissenschaftler haben sich nun gefragt, ob durch diese Antikoagulanzien auch winzig kleine Schäden im Gehirn vermieden werden, die zu kognitiven Leitungseinbußen führen könnten“, so Professor Dr. Martin Dichgans, 1. Vorsitzender der DSG und Direktor am Institut für Schlaganfall- und Demenzforschung (ISD) am Klinikum der Universität München.

Die Wissenschaftler aus Stockholm werteten Patientendaten aus zwei schwedischen Registern aus den Jahren 2006 bis 2014 aus und veröffentlichten ihre Ergebnisse kürzlich im „European Heart Journal“. Insgesamt 444.106 Patientendaten wurden für diese Studie analysiert. Der überwiegende Teil der Patienten (43 Prozent) war auf die klassischen Vitamin-K-Antagonisten eingestellt, ein kleiner Teil wurde mit einem NOAK behandelt (2,9 Prozent). Etwas mehr als 50 Prozent waren nicht mit Antikoagulanzien behandelt worden.

„Patienten unter einer Antikoagulanzientherapie entwickelten deutlich weniger kognitive Funktionsstörungen“, berichtet Professor Dr. Hans-Christoph Diener, Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) und Seniorprofessor für Neurologie des Universitätsklinikums Essen.

  • Beim Vergleich von Patienten mit ähnlichem medizinischem Hintergrund wurde in der Studie deutlich, dass das Risiko für eine Demenz durch Antikoagulanzien um insgesamt 29 Prozent reduziert werden kann. 
  • Eine sorgfältige und möglichst kontinuierliche Einnahme der Medikation im Beobachtungszeitraum senkt das Risiko noch deutlicher (um 48 Prozent). 

Die Wirkstoffklasse, also die Frage danach, ob alte oder neue Antikoagulanzien eingenommen wurden, hatte dabei keinen erwähnenswerten Einfluss auf den antidementen Effekt.

„Um das Risiko für eine Demenz bei Patienten mit Vorhofflimmern zu reduzieren, ist eine frühe und konsequente Therapie mit Antikoagulanzien hilfreich “, fasst Diener die Publikation der schwedischen Wissenschaftler zusammen. 

Der Schlaganfall-Experte Schäbitz fügt hinzu:

„Diese Daten sind bemerkenswert, denn sie unterstreichen die Bedeutung einer Antikoagulation bei Vorhofflimmern, die offenbar über die allgemein bekannte Verhinderung von Schlaganfällen hinausgeht.“

Quelle
• Friberg L, Rosenqvist M. Less dementia with oral anticoagulation in atrial fibrillation. European Heart Journal (2017) Oct 24. doi: 10.1093/eurheartj/ehx579

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CAVE: Vitamin D Überdosierung: Risiko einer Hypervitaminose und Hyperkalzämie

Medizin am Abend Berlin Fazit: Hyperkalzämie durch Überdosierung mit Vitamin D

Zwei Fallberichte zeigen, dass die Einnahme von vermeintlich harmlosen Vitamin-D-haltigen Nahrungsergänzungsmitteln oder Präparaten schädlich sein kann.

Eine 78-jährige Patientin (A) und ein 60-jähriger Patient (B) hatten sich eigenständig Vitamin-D-haltige Präparate besorgt und täglich hohe Dosen (A: Vitamin D3 10.000 IE/d; B: „Vitamin D“ 50.000 IE/d) eingenommen. 

Beide entwickelten ein akutes Nierenversagen bei ausgeprägter Hyperkalzämie (A: 3,42 mmol/l; Referenzbereich: 2,15–2,58 mmol/l; für B liegt genauer Wert nicht vor). 


Hinweise auf alternative Ursachen wie primären Hyperparathyreoidismus, Sarkoidose oder Tumorerkrankung gab es nicht. 

Der Zustand der Patientin A besserte sich unter forcierter diuretischer Therapie und peroraler Kortisongabe. 
  • Patient B entwickelte schwere Komplikationen und hat eine dialysepflichtige Niereninsuffizienz davongetragen (Nierenbiospie: schwerer tubulärer Schaden mit Mikroverkalkungen, passend zu hyperkalzämischer Schädigung).

Vitamin D ist durch Aufrechterhaltung des physiologischen Kalziumspiegels im Serum u. a. an der Knochengesundheit beteiligt. 

  • Vitamin-D-Mangel bei Erwachsenen kann zu Osteoporose und Osteomalazie führen (1). 

Bei UV-Bestrahlung werden in der Haut Vorstufen gebildet, aus denen über Zwischenschritte in Leber und Niere das eigentlich wirksame Calcitriol gebildet wird. 

Wenn die endogene Produktion nicht ausreicht (z. B. bei mangelnder UV-Bestrahlung), können Cholecalciferol („Vitamin D3“) oder Ergocalciferol („Vitamin D2“) oral eingenommen werden. 

Eine Dosierung von 800 IE/d reicht in der Regel aus (1).

Wenn höhere Dosierungen von Vitamin D erforderlich sind, sollte dies unter ärztlicher Aufsicht und regelmäßiger Kontrolle des Vitamin-D-Status erfolgen. 

Für die tägliche Aufnahme wurde von der Europäischen Lebensmittelbehörde eine tolerierbare, d. h. sichere Obergrenze von 100 µg/d (4000 IE/d) für Heranwachsende und Erwachsene festgelegt (2). 

Überdosierung geht mit dem Risiko einer Hypervitaminose einher, die sich als Hyperkalzämie manifestieren kann (1). 

Positive Wirkungen von Vitamin D auf nichtskelettale Erkrankungen sind überwiegend nicht belegt (3).

Vitamin-D-haltige Fertigarzneimittel mit einer Tagesdosis über 1000 IE sind verschreibungspflichtig. 

Hochdosierte Nahrungsergänzungsmittel (ggf. von ausländischen Anbietern) können jedoch im Internet erworben werden, wie in den oben dargestellten Fällen geschehen.
  • Wegen der genannten Risiken raten wir davon ab, eigenständig hochdosierte Vitamin-D-Präparate einzunehmen. 
Bei Fragen sollten sich Patienten an ihren Arzt oder Apotheker wenden.

Literatur:
  1. Gemeinsame Expertenkommission BVL /BfArM zur Einstufung von Stoffen: Stellungnahme zu Vitamin-D-haltigen Produkten (01/2016). Revision 1.1 (2017): http://www.bvl.bund.de/SharedDocs/Downloads/01_Lebensmittel/expertenkommission/ Zweite_Stellungnahme_VitaminD_Revision1.1.pdf. Braunschweig 2017.
  2. EFSA Panel on Dietetic Products, Nutrition and Allergies (NDA): Scientific opinon on the tolerable upper intake level of vitamin D. EFSA Journal 2012; 10: 2813.
  3. Autier P, Mullie P, Macacu A et al.: Effect of vitamin D supplementation on non-skeletal disorders: a systematic review of meta-analyses and randomised trials. Lancet Diabetes Endocrinol 2017: 5: 986-1004.
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CAVE: REHA vor Pflege: Pflegeheime und Pflegeplätze

Medizin am Abend Berlin Fazit: Pflegeheime: Bedarf an Pflegeplätzen steigt, Personalknappheit auch

Den meisten deutschen Pflegeheimen geht es momentan wirtschaftlich gut. 

Medizin am Abend Berlin ZusatzThema: DEPRESSION  

In den nächsten Jahren wird die zunehmende Alterung der Gesellschaft aber voraussichtlich zu Engpässen bei stationären Pflegeplätzen und Pflegepersonal führen. 

Zu diesen Ergebnissen kommt der aktuelle „Pflegeheim Rating Report 2017“ von RWI, hcb GmbH und Deloitte GmbH, mit Unterstützung der Terranus Consulting GmbH. 

Er untersucht die derzeitige und zukünftige Situation des deutschen Pflegemarkts und schlägt Maßnahmen gegen die drohenden Engpässe vor. 

Unter dem Titel „Pflege sucht Investoren“ berichtet das „Handelsblatt“ heute über die Studie. 

Medizin am Abend Berlin ZusatzFachThema: PatientenLeitlinien  


 
Den meisten deutschen Pflegeheimen geht es momentan wirtschaftlich gut.

In den nächsten Jahren wird die zunehmende Alterung der Gesellschaft aber voraussichtlich zu Engpässen bei stationären Pflegeplätzen und Pflegepersonal führen. Zu diesen Ergebnissen kommt der aktuelle „Pflegeheim Rating Report 2017“ von RWI, hcb GmbH und Deloitte GmbH, mit Unterstützung der Terranus Consulting GmbH. Er untersucht die derzeitige und zukünftige Situation des deutschen Pflegemarkts und schlägt Maßnahmen gegen die drohenden Engpässe vor. Unter dem Titel „Pflege sucht Investoren“ berichtet das „Handelsblatt“  über die Studie.

 Im Jahr 2015 befanden sich lediglich 2 Prozent im „roten Bereich“ mit erhöhter Insolvenzgefahr, 82 Prozent im „grünen Bereich“ mit geringer Insolvenzgefahr und 16 Prozent im „gelben Bereich“ dazwischen. 

 Ihre durchschnittliche Ausfallwahrscheinlichkeit (Zahlungsunfähigkeit) lag mit 0,54 Prozent deutlich niedriger als die von Krankenhäusern. Ihre Ertragslage hat sich ebenfalls verbessert. Schrieben 2013 noch 20 Prozent der Pflegeheime einen Jahresverlust, so waren es im Jahr 2015 nur noch 10 Prozent. Dies sind einige der Ergebnisse des aktuellen „Pflegeheim Rating Report 2017“, in dem das RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung, die Institute for Health Care Business GmbH (hcb) und die Deloitte GmbH mit Unterstützung der Terranus Consulting GmbH die derzeitige und zukünftige Situation des deutschen Pflegemarkts untersucht haben. Für die aktuelle Ausgabe des alle zwei Jahre erscheinenden Reports wurden 432 Jahresabschlüsse ausgewertet, die insgesamt 2 050 Pflegeheime umfassen. Zudem berücksichtigt der Report amtliche Daten des Statistischen Bundesamts von allen rund 13 600 Pflegeheimen und 13 300 ambulanten Diensten.

Wie die Analyse zeigt, war die wirtschaftliche Situation der Heime in Mecklenburg-Vorpommern/Brandenburg/Berlin, Sachsen-Anhalt/Thüringen, Sachsen und Baden-Württemberg am besten und in Niedersachsen/Bremen, Bayern, Schleswig-Holstein/Hamburg und Hessen am schlechtesten. Ketten schnitten etwas besser ab als Einzelheime.

  • Personalknappheit hat weiter zugenommen

Viele bereits im „Pflegeheim Rating Report 2015“ beobachtete Trends haben sich fortgesetzt. So hat die Personalknappheit weiter zugenommen: Die Zahl der gemeldeten offenen Stellen bei Heimen lag im Juli 2017 mehr als dreimal so hoch wie im Juli 2007. Zudem werden immer mehr Pflegebedürftige in privaten Einrichtungen versorgt. In Pflegeheimen betrug ihr Anteil im Jahr 2015 37,7 Prozent (2013: 36,4 Prozent), bei ambulanten Diensten 50,6 Prozent (2013: 49,5 Prozent).

Besonders auffällig ist die kontinuierlich wachsende Zahl der Neuzugänge von Pflegeheimen direkt aus dem Krankenhaus. 

2015 wurden 385 000 Personen aus Krankenhäusern in ein Heim überwiesen. Bei einer durchschnittlichen Verweildauer in einem Pflegeheim von 18 Monaten entsprach dies 74 Prozent aller Neuzugänge. 2005 betrug dieser Anteil noch 31 Prozent. Die Ursachen dafür sind unklar. Möglicherweise hat die Umstellung der Krankenhausvergütung auf Fallpauschalen diese Entwicklung in Gang gesetzt.  

Es stellt sich allerdings auch die Frage, ob einige Pflegefälle nicht hätten vermieden werden können, wenn während des Krankenhausaufenthalts dazu entsprechende Maßnahmen eingeleitet worden wären. Vor diesem Hintergrund sollte das Prinzip „Reha vor Pflege“ stärker in den Fokus genommen werden.
  • Pflegestärkungsgesetz hat Zahl der Leistungsberechtigten ausgeweitet

Der gesamte deutsche Pflegemarkt bleibt ein Wachstumsmarkt. Sein Anteil am Gesundheitsmarkt beträgt mittlerweile 13,6 Prozent (2013: 12,7 Prozent). Damit liegt die Pflege an dritter Stelle hinter Krankenhäusern und Arztpraxen. Insgesamt gab es im Jahr 2015 2,9 Millionen Pflegebedürftige. Hauptgrund für das Wachstum des Pflegemarkts ist die zunehmende Alterung der Gesellschaft. Zudem wurde mit dem zweiten Pflegestärkungsgesetz zum 1. Januar 2017 ein neuer Pflegebedürftigkeitsbegriff eingeführt, der durch die Gleichbehandlung körperlicher, kognitiver und psychischer Beeinträchtigungen die Zahl der Leistungsberechtigten deutlich ausgeweitet hat. Insgesamt wird die Zahl der Pflegebedürftigen bis zum Jahr 2030 voraussichtlich auf 4,1 Millionen ansteigen.

Damit verbunden ist ein zusätzlicher Bedarf von voraussichtlich 271 000 stationären Pflegeplätzen bis zum Jahr 2030. Die dafür erforderlichen Neu- und Re-Investitionen belaufen sich auf 53 bis 85 Milliarden Euro. Hierzu wird insbesondere privates Kapital benötigt. Die Politik sollte Heimgesetze so schlank wie möglich gestalten, um entsprechende Rahmenbedingungen für private Investitionen zu schaffen. So sind zum Beispiel Vorgaben zur Heimgröße oder zum Anteil der Ein-Bett-Zimmer überflüssig. Insbesondere zeigt sich, dass die regionale Konkurrenzsituation die Heimpreise beeinflusst: ein stärkerer Wettbewerb zwischen Pflegeheimanbietern in einer Region führt zu niedrigeren Preisen. Darüber hinaus ist auch mehr Personal erforderlich. Bis 2030 ist mit insgesamt 130 000 bis 307 000 zusätzlichen Stellen (Vollkräfte) in der stationären und mit 83 000 bis 172 000 in der ambulanten Pflege zu rechnen.

Attraktivität des Pflegeberufs erhöhen

Um dem zu erwartenden Mangel an Pflegefachkräften zu begegnen, sollte in erster Linie der Pflegeberuf attraktiver werden. Ziel sollte es sein, die Verweildauer im Pflegeberuf zu verlängern, die Vollzeitquote auszuweiten und neue Auszubildende zu gewinnen. Dazu werden die Löhne für qualifiziertes Personal gegenüber Hilfskräften steigen müssen. Allerdings spielen auch weiche Faktoren eine wesentliche Rolle, z.B. weniger Bürokratie, eine gute Führungskultur, größeres gesellschaftliches Ansehen des Berufs, bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf und bessere Karrieremöglichkeiten. Darüber hinaus könnte die Zuwanderung qualifizierter Pflegefachkräfte den Fachkräftemangel lindern. Zudem sollte auch in der Pflege über arbeitssparenden Technikeinsatz verstärkt nachgedacht werden.

Steigen die Löhne im Pflegebereich an, wird das zunächst die wirtschaftliche Lage der Pflegeheime verschlechtern. Ohne arbeitssparenden Technikeinsatz müsste der Lohndruck dann über steigende Preise für Pflegeleistungen aufgefangen werden. Die dadurch bedingte höhere finanzielle Belastung der Pflegebedürftigen und der Sozialhilfeträger wird allerdings Gegenreaktionen auslösen. Heime, die dem Kostendruck durch effizientere Abläufe entgegenwirken können, werden sich Wettbewerbsvorteile verschaffen. Zudem lässt sich die betriebliche Effizienz über horizontale und vertikale Integration weiter erhöhen. Denn der Pflegemarkt in Deutschland ist nach wie vor sehr kleinteilig. Die Bildung großer Verbünde zur Nutzung gemeinsamer Ressourcen ist daher noch in großem Maße möglich.

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Insulinproduktion bei Diabetespatienten

Medizin am Abend Berlin Fazit: Diabetes: Immunsystem kann Insulin regulieren

Wenn bei Diabetespatienten die Insulinproduktion versagt, sind Entzündungsprozesse dafür verantwortlich. 

Zur Therapie dieser Erkrankung könnte das körpereigene Immunsystem beitragen: 

Forscher von Universität und Universitätsspital Basel fanden einen Regelkreis, der die Insulinproduktion bei Übergewichtigen aufrechterhalten könnte, wie sie im Fachblatt «Immunity» berichten. 
 
In ihrer Studie konzentrierten sich die Basler Forschenden speziell auf kürzlich entdeckte ILC2-Zelltypen des Immunsystems in der Bauchspeicheldrüse.

Hier wird unter diabetischen Bedingungen unter anderem das Protein IL33 aktiviert.

Dieses regt seinerseits die ILC2-Zellen an, die über bestimmte Retinsäuren die Ausschüttung von Insulin bei Übergewichtigen stimulieren. Bei diesen könnte damit das Versagen der Insulinproduktion verhindert werden.

Die Wissenschaftler der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Metabolismus am Universitätsspital Basel und des Departements Biomedizin der Universität Basel geben mit ihrer Forschung Einblick in ein entzündliches Netzwerk, das zur Erhaltung der Insulinproduktion bei Diabetes beitragen könnte.

Offenbar sind die komplexen Wechselwirkungen zwischen endokrinen Zellen und Immunzellen wichtig für die Erhaltung der Insulinausschüttung.

Bekannt ist bereits, dass Übergewicht und Diabetes zu einer krankhaften, übermässigen Aktivierung des Immunsystems führen, bei welcher der Botenstoff IL1-beta eine zentrale Rolle spielt.
Als Folge davon sterben die Insulin produzierenden Zellen ab. Wird IL1-beta jedoch blockiert, kann Diabetes mit seinen Komplikationen – besonders kardiovaskulären Erkrankungen – gebremst werden. Die Entzündungsreaktionen bei Diabetes finden bereits klinische Anwendung.

Originalbeitrag

Elise Dalmas et al.
Interleukin-33-Activated Islet-Resident Innate Lymphoid Cells Promote Insulin Secretion Through Myeloid Cell Retinoic Acid Production
Immunity (2017), doi: 10.1016/j.immuni.2017.10.015

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Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat - Pflanzenschutzmittelwirkstoff

Medizin am Abend Berlin Fazit: Monsanto: Übernahme für Bayer „große Herausforderung“

Lars Schweizer, Professor für BWL und Management an der Goethe-Universität Frankfurt, bezeichnet die geplante Übernahme von Monsanto durch den deutschen Pharmariesen Bayer als große Herausforderung. Neben der kulturellen Differenz und der strategischen Neupositionierung von Bayer, die durch die Übernahme nötig werde, weist Schweizer insbesondere darauf hin, dass es sich um eine im Ursprung feindliche Übernahme handelt. 
 
„Das bedeutet, dass Bayer sich Monsanto bislang nur von außen anschauen konnte.

Man kennt die Interna und genauen Zahlen des Konzerns gar nicht, sondern hat einfach ein Angebot auf Basis des Marktpreises gemacht.“

Ob dieser Preis tatsächlich gerechtfertigt ist, werde sich für Bayer erst nach und nach herausstellen. 

Im Durchschnitt scheitere rund die Hälfte aller Übernahmen (siehe Interview mit Lars Schweizer von Dezember 2015: www.wiwi.uni-frankfurt.de/forschung/forschung-aktuell/details/article/machen-und-ausbaden.html).

Mit Blick auf die kulturelle Distanz verweist Lars Schweizer auf das Beispiel Daimler-Chrysler.

„Die kulturellen Unterschiede zwischen Deutschland und den USA sollte man nicht unterschätzen.“

Der zunächst als „Hochzeit im Himmel“ gepriesene Zusammenschluss des deutschen Autobauers Daimler mit dem US-Konzern Chrysler im Jahr 1998 wurde 2007 wieder rückgängig gemacht, nachdem sich die gesteckten Ziele nicht realisieren ließen und beide Unternehmensteile mehrere zig Milliarden Euro an Wert verloren hatten.

Darüber hinaus weist Schweizer darauf hin, dass die Übernahme von Monsanto die Gewichte im Bayer-Konzern verschieben und somit eine strategische Neupositionierung nötig machen werde.

„Bei einer solchen Neuausrichtung ist immer die Frage, ob die Mitarbeiter und Kunden mitziehen.“  

Der eher schlechte Ruf von Monsanto und insbesondere dessen umstrittenes Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat seien dabei sicherlich nicht sonderlich hilfreich.
  • Hinzu komme der beträchtliche Kaufbetrag, den Bayer erst einmal finanzieren müsse.
Schweizer betont in dem Zusammenhang, dass diesem Betrag keine sorgfältige Buchprüfung zugrunde liegt, sondern letztlich allein der Marktwert des US-Konzerns.

„Eine Übernahme, die auf ein feindliches Angebot zurückgeht, birgt damit immer ein noch größeres Risiko, als es Fusionen ohnehin darstellen.“

Insgesamt sei die geplante Übernahme von Monsanto somit eine enorme Herausforderung für den Leverkusener Konzern, deren Erfolg oder Misserfolg sich erst nach Jahren angemessen beurteilen lasse.

Die Goethe-Universität ist eine forschungsstarke Hochschule in der europäischen Finanzmetropole Frankfurt. 1914 mit privaten Mitteln überwiegend jüdischer Stifter gegründet, hat sie seitdem Pionierleistungen erbracht auf den Feldern der Sozial-, Gesellschafts- und Wirtschaftswissenschaften, Medizin, Quantenphysik, Hirnforschung und Arbeitsrecht. Am 1. Januar 2008 gewann sie mit der Rückkehr zu ihren historischen Wurzeln als Stiftungsuniversität ein hohes Maß an Selbstverantwortung. Heute ist sie eine der zehn drittmittelstärksten und drei größten Universitäten Deutschlands mit drei Exzellenzclustern in Medizin, Lebenswissenschaften sowie Geistes- und Sozialwissenschaften. Zusammen mit der Technischen Universität Darmstadt und der Universität Mainz ist sie Partner der länderübergreifenden strategischen Universitätsallianz Rhein-Main.
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Europäische Glyphosatbewertung erfolgte qualitätsgesichert und unabhängig

ECHA und EFSA bestätigen bei der Anhörung zu Glyphosat im Europaparlament die korrekte Vorgehensweise bei der europäischen Glyphosat-Bewertung 
 
Am 11. Oktober 2017 fand im Europäischen Parlament in Brüssel zum Thema „Monsanto Papers und Glyphosat“ eine gemeinsame Anhörung des Ausschusses für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung sowie des Ausschusses für Umwelt, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit statt. Expertinnen und Experten beteiligter europäischer Behörden, wie beispielsweise der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA), und auch Vertreter von Nichtregierungsorganisationen (NGOs) oder Universitäten diskutierten sowohl über das Ergebnis als auch das Verfahren zur Genehmigung des Pflanzenschutzmittelwirkstoffs Glyphosat.

Nach Konsultation mit jedem einzelnen EU-Mitgliedsstaat und öffentlichen Anhörungen ist die EU-Risikobewertung zur erneuten Wirkstoffgenehmigung von Glyphosat durch die EFSA und anschließend die EU-Gefahrenbewertung zur Einstufung und Kennzeichnung durch die Europäische Agentur für Chemikaliensicherheit (ECHA) abgeschlossen worden.

Sämtliche Bewertungsbehörden europa- und weltweit, denen die Originaldaten der Antragsteller vorlagen, kommen nach eigener Bewertung mittels etablierter international anerkannter toxikologischer Standardverfahren zu dem Schluss, dass Glyphosat nach derzeitigem Stand des Wissens nicht - wie von der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) vorgeschlagen - als „wahrscheinlich krebserregend für den Menschen“ einzustufen ist.

„Angesichts dieser einheitlichen Bewertung der Fachbehörden weltweit liegt eine wissenschaftlich fundierte Basis für die Entscheidung über die Wiedergenehmigung von Glyphosat durch die Politik vor“, sagt BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel.

„Die in der Öffentlichkeit geführte Diskussion bezieht sich zumeist nicht auf das Ergebnis der wissenschaftlichen Bewertung, sondern auf Verfahrensfragen.

Das BfR fordert schon seit langem eine Erhöhung der Transparenz bei den Originaldaten, damit die europäische Bewertung umfassend nachvollzogen werden kann“, ergänzt Hensel.

Das BfR hatte dem Ausschuss des EU-Parlaments für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung (AGRI) angeboten, an der öffentlichen Anhörung des EU-Parlaments teilzunehmen, sollte dafür eine besondere Notwendigkeit vorliegen.

Integraler Bestandteil der Neubewertung war die Risikobewertung des Pflanzenschutzmittelwirkstoffs Glyphosat.

Diese ist nach Konsultationen mit allen 28 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union, der EFSA und der Europäischen Agentur für Chemikaliensicherheit (ECHA) abgeschlossen worden. 

Jede einzelne Bewertungsbehörde europa- und weltweit, der die Originaldaten der Antragsteller vorlag, kam nach eigener Bewertung mittels etablierter international anerkannter toxikologischer Standardverfahren ebenfalls zu dem Schluss, dass Glyphosat nach derzeitigem Stand des Wissens nicht als krebserregend einzustufen ist. 

Nach Veröffentlichung des IARC-Berichtes hat das BfR als Berichterstatter erneut auch die zusätzlichen Publikationen, die Grundlage für die IARC-Bewertung waren, geprüft.

Teilnehmer der Anhörung im EU-Parlament war auch der NGO-Berater Christopher Portier, der in der Anhörung behauptet hat, dass nur das BfR die Originaldaten bewertet habe. Dies ist nicht zutreffend. Berichterstattender Mitgliedsstaat war die Bundesrepublik Deutschland. EFSA und ECHA haben klargestellt, dass sie und ihre unabhängigen Expertengremien zusätzlich zur BfR-Bewertung und den Kommentierungen der Mitgliedsstaaten auch die Originaldaten zur Verfügung hatten. Portier hatte sich auch im Mai 2017 in einem Offenen Brief an den Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker gewandt. Darin behauptete er, dass Tumorbefunde in Tierstudien angeblich bei der europäischen Risikobewertung nicht berücksichtigt worden seien. Dies wurde durch die EFSA mit ausdrücklichem Bezug auf die Originaldaten in den entsprechenden Studien mittlerweile widerlegt. Alle genannten Originalstudien sind entsprechend ihrer Verlässlichkeit und Relevanz in den Bewertungen der europäischen Behörden berücksichtigt und gemäß der abgestimmten wissenschaftlichen Prinzipien und der geltenden technischen Leitfäden der EU bewertet worden.

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) bestätigte in der heutigen Anhörung erneut, dass das BfR keineswegs, wie im Falle von Glyphosat von vereinzelten Kreisen behauptet, die Sicht der Antragsteller und deren Interpretation entsprechender Studien unkritisch und ungeprüft übernommen habe. 

Bei der Erstellung des Renewal Assessment Report (RAR) ist es auch üblich, dass der berichterstattende Mitgliedsstaat Texte aus Originalstudien und Studienzusammenfassungen der Antragsteller nach kritischer Überprüfung integrieren kann, wenn er diesen zustimmt.  

http://audiovisual.europarl.europa.eu/Assetdetail.aspx?id=1d326827-91e9-4234-b0b...

  • Deutschland wurde für das europäische Genehmigungsverfahren von Glyphosat als Berichterstatter beauftragt. 
Dabei hat nicht nur das BfR die Bewertung des Pflanzenschutzmittelwirkstoffes Glyphosat vorgenommen. 

Vielmehr haben auch die anderen deutschen Behörden Julius-Kühn-Institut (JKI), Umweltbundesamt (UBA) sowie das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) ihre Zuarbeiten für den Renewal Assessment Report auf Basis des Dossiers der Antragsteller erstellt. 

Dieser RAR einschließlich seiner Addenda wurde der EFSA als koordinierende Behörde für die nachfolgenden Verfahrensschritte zur Verfügung gestellt.

Sämtliche Arbeitsbereiche des BfR - Wissenschaft, Bewertung, Kommunikation und Verwaltung - sind seit 2010 gemäß der Qualitätsnorm DIN EN ISO 9001 zertifiziert. Seit 2010 sind außerdem die Arbeitsbereiche Wissenschaft, Bewertung und Verwaltung vom TÜV Nord gemäß DIN EN ISO 9001:2008 zertifiziert. Mit den Zertifikaten dokumentiert das BfR international seine besonders hohen wissenschaftlichen Qualitätsstandards und zeigt, dass die bedeutende Aufgabe des gesundheitlichen Verbraucherschutzes ernst genommen wird.

Haltlose Vorwürfe gegen wissenschaftliche Bewertungsbehörden

Plagiatsvorwürfe zur Risikobewertung von Glyphosat zeugen von Unkenntnis der gesetzlichen und international üblichen Verfahren  
Deutschland hat für das europäische Genehmigungsverfahren von Glyphosat als Berichterstatter in seinem Bericht sowohl die gesetzlich vorgeschriebenen Studien der Antragsteller als auch alle weiteren relevanten und verfügbaren Studien sorgfältig gemäß den gesetzlich etablierten Verfahren geprüft und bewertet. Es ist dabei üblich und anerkannt, dass die Bewertungsbehörden nach kritischer Prüfung der Originalstudien auch Passagen aus eingereichten Dokumenten in ihre Bewertungsberichte integrieren. Auch Teile des Bewertungsberichtes Deutschlands enthalten deshalb derartige Textteile aus Studienbeschreibungen und öffentlich zugänglicher Literatur, die von den Antragstellern als Teil der gesetzlich geforderten Dossiers eingereicht werden mussten. Diese allgemeine, national und international übliche und anerkannte Vorgehensweise, die nicht nur bei Pflanzenschutzmitteln sondern auch bei Arzneimitteln, Bioziden und Chemikalien etabliert ist, wurde aktuell im Falle von Glyphosat vereinzelt kritisiert. „Wir respektieren und schätzen die Aufgabe von Vereinen, Organisationen und Medien, die Arbeit der wissenschaftlichen Behörden kritisch zu hinterfragen. Dies ist ein wichtiges Element eines demokratischen Systems“, sagt BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel. „Man tut aber dem öffentlichen Diskurs keinen Gefallen, wenn Wissenschaft diskreditiert wird und dies auf Unkenntnis der gesetzlichen nationalen und internationalen Verfahren beruht. In einigen Kreisen wird eine wissenschaftliche Bewertung nur noch akzeptiert, wenn die Erkenntnisse die eigene Agenda stützen. Genau deshalb hat man das BfR als unabhängige und unparteiische Institution für die wissenschaftliche Politikberatung gegründet.“ Auch die wiederholt vorgebrachte Forderung, dass Bewertungsbehörden eigene Experimente durchführen sollten, ist in den gesetzlich vorgeschriebenen Abläufen nicht vorgesehen.

Das BfR hat seine Bewertung von Glyphosat entsprechend der gesetzlichen Vorgaben durchgeführt. Ebenso haben die anderen deutschen Behörden Julius-Kühn-Institut (JKI), Umweltbundesamt (UBA) sowie das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) ihre Zuarbeit für den Renewal Assessment Report (RAR) auf Basis des Dossiers der Antragsteller erstellt. Dieser RAR wurde der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) als koordinierender Behörde für die nachfolgenden Verfahrensschritte zur Verfügung gestellt. Das Verfahren der EU-Wirkstoffprüfung sieht vor, dass der RAR nach einer öffentlichen Konsultation und fachlichen Prüfung von jedem einzelnen EU-Mitgliedsstaat geprüft, überarbeitet, gemeinsam diskutiert und von der EFSA verabschiedet und veröffentlicht wird. Dieses Verfahren wurde in der EU auch für alle anderen mehr als 450 bislang genehmigten Pflanzenschutzmittelwirkstoffe gleichartig praktiziert.

Alleiniges Kriterium für die Berücksichtigung von Studienergebnissen ist die wissenschaftliche Qualität und Evidenz der Studien. Mögliche Interessen der Auftraggeber, der Politik oder anderer Interessengruppen können und dürfen bei einer wissenschaftlichen Bewertung keine Rolle spielen. Die fachliche Auseinandersetzung mit Quellen, die von den Antragstellern der Industrie (Glyphosat Taskforce) vorgelegt wurden, gehört somit zum gesetzlich vorgeschriebenen Bewertungsprozess.

In den gesetzlichen Verfahren zur gesundheitlichen Bewertung von Pflanzenschutzmitteln, Biozidprodukten, Arzneimitteln und zahlreichen anderen Chemikalien ist es vorgeschrieben, dass ein Hersteller auf eigene Kosten ein definiertes Spektrum an experimentellen Prüfungen durchführen muss. Neben diesen Studien ist den Bewertungsbehörden auch ein zusammenfassendes Dossier vorzulegen. Dabei sind neben Prüfvorschriften (z.B. der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, OECD) und Qualitätssicherungen (z.B. Gute Laborpraxis, GLP) auch etablierte, international anerkannte toxikologische Standardverfahren zu berücksichtigen. Darüber hinaus sind frei zugängliche wissenschaftliche Veröffentlichungen in die Bewertungsberichte der Behörden aufzunehmen und darzustellen. Die Bewertungsbehörden führen gemäß den gesetzlich vorgeschriebenen Abläufen keine eigenen Experimente durch.Das BfR hat keineswegs, wie im Falle von Glyphosat von vereinzelten Kreisen behauptet, die Sicht der Antragsteller und deren Interpretation entsprechender Studien unkritisch und ungeprüft übernommen.

Sämtliche Bewertungsbehörden europa- und weltweit, denen die Originaldaten vorlagen, kommen nach eigener Bewertung mittels etablierter international anerkannter toxikologischer Standardverfahren ebenfalls zu dem Schluss, dass Glyphosat nach derzeitigem Stand des Wissens nicht als krebserregend einzustufen ist.

Dazu gehören:

- die Europäische Behörde für Lebensmittelsichert (EFSA) sowie die Expertinnen und Experten der Risikobewertungsbehörden der EU-Mitgliedstaaten
- die US-amerikanische Umweltbehörde EPA
- die kanadische Bewertungsbehörde Pest Management Regulatory Agency (PMRA)
- die australische Bewertungsbehörde Australian Pesticides and Veterinary Medicines Authority (APVMA)
- die japanische Food Safety Commission
- die neuseeländische Umweltbehörde EPA
- das Joint FAO/WHO Meeting on Pesticide Residues (JMPR) und
- die Europäische Chemikalienagentur (ECHA)


Studie zum Gewürztraminer: Glyphosat zur Unkrautbekämpfung hat Folgen für den Most

Vicky Rabensteiner  Freie Universität Bozen
Schlechte Nachrichten für Weinbauern, die Glyphosat verwenden: Das Unkrautvertilgungsmittel kann sich negativ auf die Qualität des Mosts auswirken. Zu diesem Schluss sind Forscher der Fakultät für Naturwissenschaften und Technik der Freien Universität Bozen gekommen, die die Vergärung von Gewürztraminer-Trauben studiert haben. 
 
Bis dato haben wissenschaftliche Untersuchungen der Auswirkungen von Glyphosat auf die Vergärung von Trauben gefehlt. Diese Lücke schließt nun eine Bozner Forschergruppe um Matteo Scampicchio, Professor für Lebensmitteltechnologie, und die Agrarchemiker Professor Stefano Cesco sowie Tanja Mimmo, von der die Idee zur Studie stammt und die sich um deren Umsetzung im Feld gekümmert hat. Im Rahmen der Untersuchung wurden vier Gewürztraminer-Rebzeilen ausgesucht, die unterschiedlich behandelt wurden. Bei einer ersten wurde Glyphosat verwendet, bei einer zweiten Glyphosat in Kombination mit Harnstoff, eine dritte wurde nur mit Harnstoff behandelt, während eine vierte als Kontrollgruppe diente und keiner Behandlung mit irgendeinem Pflanzenschutzmittel ausgesetzt wurde. Die von den Rebzeilen stammenden Trauben wurden getrennt gekeltert und vergoren.

„Im Normalfall finden die Hefen im Traubenmost alle notwendigen Stick- und Kohlenstoff-Quellen, um wachsen und für den Gärprozess sorgen zu können“, erklärt Professor Scampicchio. „Allerdings kommt die Vergärung sehr viel langsamer in Bewegung, wenn bestimmte Aminosäuren fehlen.“ Um den Vergärungsprozess wissenschaftlich untersuchen zu können, griffen die Bozner Forscher auf eine Technik zurück, die Fachleute als „isotherme Kalorimetrie“ bezeichnen. „Im Labor verfügen wir über 24 Mikro-Reaktoren, die es uns erlauben, die Temperatur zu messen, welche die Hefen bei der Vergärung des Mostes freisetzen“, erklärt Scampicchio. Je nachdem, wie die Temperaturkurven ausfallen, könne man auf das Wachstum der Hefen schließen. „Die Kurven zeigen uns, ob die Hefen gute Bedingungen vorfinden oder Schwierigkeiten haben“, so der Professor.

Das Ergebnis der Studie im Labor der Fakultät für Naturwissenschaften und Technik war dabei eindeutig: In Mosten, die von mit Glyphosat behandelten Trauben stammen, werden beträchtlich niedrigere Temperaturen freigesetzt. „Dabei ist Glyphosat in der Form von Round-Up das am weitesten verbreitete Mittel, mit dem die Rebzeilen unkrautfrei gehalten werden“, so Scampicchio. „Allerdings hat das Mittel verheerende Folgen für die Traubenqualität, weil es die Synthese der Aminosäuren unterbricht, also etwa von Phenylalanin, Tyrosin oder Tryptophan.“

Die Bozner Studie habe allerdings auch gezeigt, dass die negativen Folgen von Glyphosat durch die Behandlung der Reben mit Harnstoff ausgeglichen werden könnten, betont der Professor der Freien Universität Bozen. Sein Fazit fällt demnach zwiespältig aus: Der Einsatz von Glyphosat könne durchaus nützlich sein, habe in den letzten Jahren mechanische Techniken zur Unkrautvertilgung ersetzt und ohne Zweifel einen positiven Einfluss auf die Produktivität. Allerdings bleibe er nicht ohne Folgen: „Über die Bodenverschmutzung und eventuelle gesundheitliche Risiken für den Menschen hinaus erfordert der Einsatz von Glyphosat zusätzliche Behandlungen der Reben, damit die negativen Folgen des Mittels für die Qualität der Trauben ausgeglichen werden können“, so Scampicchio.

Die Studie der Fakultät für Naturwissenschaften und Technik der Freien Universität Bozen hat darüber hinaus gezeigt, dass die negativen Folgen von Glyphosat auch dann zu messen sind, wenn die Blätter der Reben nicht in direkten Kontakt mit dem Unkrautvertilgungsmittel kommen. „Es erscheint eindeutig, dass die chemische Verbindung als solche oder auch teilweise abgebaut von einer Pflanze über den Boden auf eine andere Pflanze, in diesem Fall die Rebe, übertragen wird und sich dort auf die Trauben auswirkt“, erklären Stefano Cesco und Tanja Mimmo. Die Studie ist im Freisingerhof in Tramin durchgeführt worden, wo es den Forschern möglich war, das Unkraut in einigen Rebzeilen zu Studienzwecken mit Glyphosat zu bekämpfen.

Weitere Informationen:
http://Grafische Darstellung der Forschungsarbeit: http://datatellers.info/Projects/UniBz/Glyphosate/glifo.html?ln=de

Über das BfR

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist eine wissenschaftlich unabhängige Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Es berät die Bundesregierung und die Bundesländer zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien- und Produktsicherheit. Das BfR betreibt eigene Forschung zu Themen, die in engem Zusammenhang mit seinen Bewertungsaufgaben stehen.

In diesem Jahr feiert das BfR sein 15-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass hat das BfR eine Jubiläumsbroschüre herausgegeben, die unter http://www.bfr.bund.de/de/publikation/broschueren-660.html kostenlos heruntergeladen oder bestellt werden kann.


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Arbeits- und Berufsunfähigkeit: Psychsiche Erkrankungen

Medizin am Abend Berlin Fazit: Paul-Martini-Symposium: Neue Ansätze für die medikamentöse Therapie psychischer Erkrankungen

„Psychische Erkrankungen einschließlich Sucht bedeuten großes Leid für die direkt Betroffenen und ihre Angehörigen; und zudem verursachen sie jährlich mehr als 152 Milliarden Euro Kosten allein in Deutschland, insbesondere durch Arbeits- und Berufsunfähigkeit.

Aus beiden Gründen ist es dringend geboten, neue Therapien zu entwickeln.“ 

Dies erklärte Prof. Dr. Peter Falkai, LMU München, beim Symposium „Neue Targets und Therapieansätze bei psychischen Erkrankungen“, das er zusammen mit Prof. Dr. Stefan Endres, LMU München, leitete. 
 
Veranstalter des Symposiums am 17. und 18. November in Berlin war die Paul-Martini-Stiftung (PMS) in Verbindung mit der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina.

Auf die etablierten Klassen von Psychopharmaka sprechen immerhin etwa zwei Drittel der Patienten mit schweren und mittelgradigen Verlaufsformen psychischer Erkrankungen an.

Für das übrige Drittel richtet sich die Hoffnung auf neue Wirkstoffklassen.

In der Pharmazeutischen Industrie, in der derzeit nur vergleichsweise geringe Entwicklungsaktivitäten auf psychische Erkrankungen entfallen, kann es bald neuen Schub für mehr Innovationen geben. Das zeigte Dr. Siegfried Throm vom Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa), Berlin. Die Grundlage dafür seien u.a. Fortschritte in der Genforschung, der molekularen Aufklärung von Signalwegen und bei bildgebenden Diagnoseverfahren. Hierzu hätten insbesondere gemeinsame Forschungsprojekte von Wissenschaft und Industrie im Rahmen der Innovative Medicines Initiative beigetragen, die gemeinsam von der EU und der Industrie finanziert wird.

In den letzten Jahren wurde unter anderem die Bedeutung neuro-epigenetischer Prozesse für psychische Krankheiten herausgearbeitet, wie Prof. Dr. André Fischer (Universität Göttingen) erläuterte. Beispielsweise konnte im Tiermodell gezeigt werden, dass sich Kognition mit Inhibitoren der Histon-Deacetylasen – einer Gruppe von für epigenetische Genomveränderungen wichtigen Enzymen – verbessern lässt.

Repurposing
  • Manchmal zeigen neue Einsichten in die Pathophysiologie psychischer Erkrankungen auch, dass für bestimmte Indikationen zugelassene Medikamente erfolgreich auch für ein anderes Therapiegebiet umgewidmet werden können (Repurposing).
So könnte das zugelassene Diuretikum Spironolacton laut Prof. Dr. Moritz Rossner (LMU München) möglicherweise einen Beitrag zur Schizophrenie-Therapie leisten.

Laut Prof. Dr. Josef Priller (Charité, Berlin) gehen schizophrene Psychosen auch mit (Auto-)Immunprozessen einher. Das deutet auf Behandlungsmöglichkeiten mit verfügbaren Immunmodulatoren hin.

Zu diesen zählen als Add-On-Medikation beispielsweise nichtsteroidale Antiphlogistika und das zugelassene Antibiotikum Minocyclin, die die Aktivierung von Mikroglia verhindern können.

Laut Prof. Dr. Isabella Heuser (Charité, Berlin) ist für Minocyclin auch eine antide-pressive Anwendung vorstellbar, da auch bei Depressionen aktivierte Mikroglia eine Rolle zu spielen scheint. Gegen diese Krankheit wird zudem seit einigen Jahren von Pharmaunternehmen und Forschungsinstituten, neben anderen Wirkstoffen, das von einem Narkosemittel abgeleitete S-Ketamin erprobt, wie Dr. Michael Friede vom Unternehmen Lundbeck (Hamburg) ausführte.

Das bisher in der Geburtsmedizin eingesetzte Hormon Oxytocin hat ebenfalls Potenzial für die Psychiatrie. 
Seine vielfältigen Wirkungen scheinen laut Prof. Dr. Sabine Herpertz (Universität Heidelberg) adaptives Verhalten in der sozialen Umwelt zu fördern.
Allerdings sei die Wirkung bei Männern und Frauen zum Teil konträr.
  • In Studien habe Oxytocin zum Beispiel bei Patienten mit Persönlichkeitsstörungen oder sozialen Ängsten positive Effekte erzielt.
Ebenfalls lange schon für andere Zwecke zugelassen ist der Wachstumsfaktor Erythropoietin.
Mit diesen lassen sich möglicherweise auch kognitive Defizite bei bestimmten psychischen Krankheiten lindern. Wie Prof. Dr. Dr. Hannelore Ehrenreich (MPI für Experimentelle Medizin und DFG-Forschungszentrum Göttingen) berichtete, regt es in Tierversuchen die Bildung neuer Neuronen und Oligodendrozyten aus Vorläuferzellen an. In klinischen Prüfungen hat es bei Patienten mit Schizophrenie oder affektiven Störungen positive Wirkungen auf Kognition gezeigt.

Zur Behandlung der Schizophrenie werden schließlich auch Medikamente mit Wirk-prinzipien erprobt, die bisher nur bei anderen psychischen Erkrankungen genutzt wurden; sie adressieren beispielsweise die glutamaterge oder GABAerge Neurotransmission.

Weitere Fortschritte in der Schizophreniebehandlung seien aber vor allem durch früheren Therapiebeginn und bessere Abstimmung medikamentöser und nicht-medikamentöser Therapiemaßnahmen zu erzielen. 

Darüber berichtete Dr. Ludger Hargarter vom Unternehmen Janssen (Neuss).

Suchterkrankungen

Intensiv widmete sich das Symposium dem Thema Sucht. Bei deren Entwicklung spielen das Belohnungssystem und die Ausbildung automatisierter Gewohnheiten eine zentrale Rolle. Wie Prof. Dr. Rainer Spanagel (Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Mannheim) berichtete, führt Neuroadaption zu einer reduzierten Wirkung von nicht-drogenassoziierten Reizen und alternativen Belohnungen sowie erhöhter Stress-Reaktivität. An der Abhängigkeitsentwicklung sind laut Prof. Dr. Helge Frieling (MHH Hannover) auch epigenetische Prozesse beteiligt. Diese Erkenntnisse könnte zu neuen Biomarkern für Sucht und zu individualisierten Behandlungen führen.

Stand und Perspektive zur Alkoholabhängigkeit stellte Prof. Dr. Dr. Andreas Heinz (Charité, Berlin) vor.

  • Drei zugelassene Medikamente unterstützten die Konsumreduktion bzw. Aufrechterhaltung der Abstinenz. 

Verhaltenstraining sei geeignet, intensiv positive Reaktionen auf die Verfügbarkeit von Alkoholika vermeiden zu lernen. Die Rolle von Baclofen (zugelassen zur Spastik-Therapie), das die Dopamin-Reaktion auf Alkohol dämpft, müsse weiter erforscht werden, ebenso die Eignung bestimmter Antiepileptika gegen Alkoholsucht.

Neue Ansatzpunkte bei Angst- und Depressionsstörungen

Für die Behandlung von Angst- und Depressionsstörungen konnten in den letzten Jahren neue Ansatzpunkte herausgearbeitet werden.

So haben glial/neuronale Interaktionen für die Wirkung von Antidepressiva eine Bedeutung, wie Prof. Dr. Rainer Rupprecht (Universität Regensburg) darstellte. Neue anxiolytische Medikamente könnten am Translokator-Protein (TSPO) ansetzen, das sich u.a. in steroidbildenden Zellen des zentralen Nervensystems findet. Der daran bindende experimentelle Wirkstoff XBD173 zeige in Probandenstudien im Unterschied zu Benzodiazepinen eine anxiolytische Wirkung ohne Sedierung oder Absetzphänomene auf.

Stress zählt zu den stärksten Risikofaktoren für die Entwicklung von Angst- und Depressionsstörungen. Stressfolgen lassen sich aber möglicherweise mit Antagonisten des Chaperon-Proteins FKBP5 inhibieren. In Tierversuchen haben sie erste vielversprechende Ergebnisse gezeigt, wie Prof. Dr. Dr. Elisabeth Binder (MPI für Psychiatrie, München) berichtete.

Nach Ausführungen von Prof. Dr. Johannes Kornhuber (Universität Erlangen) könnte das Ceramid-System und das darin aktive Enzym Acid Sphingomyelinase (ASM) ein wichtiger Ansatzpunkt für die Therapie der schweren Depression sein. Dafür spricht, dass viele tri- und tetrazyklische Antidepressiva dieses Enzym hemmen und dass hohe Ceramid-Konzentration im Tiermodell zu depressionsähnlichem Verhalten führt.

Prävention

Prof. Dr. Andreas Meyer-Lindenberg (Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Mannheim) betonte, wie wichtig es sei, psychischen Krankheiten künftig besser vorzubeugen. Dafür wesentliche Faktoren seien in bestimmten Umweltfaktoren, die auf das sich entwickelnde Gehirn einwirken, gefunden worden. Daraus ließen sich primärpräventive Ansätze ableiten.

Fazit

„Bei Autoimmun- und Krebserkrankungen ist es in den letzten Jahren durch Aufklärung der molekularen Pathomechanismen gelungen, wesentlich wirksamere Therapien zu entwickeln. Das Symposium zeigt, dass sich auch die Psychiatrie auf diesem Weg befindet. Dies macht Hoffnung, auch Patienten mit bisher therapierefraktären Erkrankungen künftig helfen zu können – immer in bestmöglicher Abstimmung und Ergänzung zu nicht-medikamentösen Therapien“, so Co-Leiter Prof. Dr. Stefan Endres (LMU München) abschließend.

Die Paul-Martini-Stiftung

Die gemeinnützige Paul-Martini-Stiftung, Berlin, fördert die Arzneimittelforschung sowie die Forschung über Arzneimitteltherapie und intensiviert den wissenschaftlichen Dialog zwischen medizinischen Wissenschaftlern in Universitäten, Krankenhäusern, der forschenden Pharmaindustrie, anderen Forschungseinrichtungen und Vertretern der Gesundheitspolitik und der Behörden. Träger der Stiftung ist der vfa, Berlin, der als Verband derzeit 43 forschende Pharma-Unternehmen vertritt.

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CAVE: Bitte kein Schlafmangel: Tiefschlafphase - REM-Schlaf

Medizin am Abend Berlin Fazit: Warum unser Gehirn Schlaf braucht und was passiert, wenn wir nicht genug davon bekommen

Neue Forschungsergebnisse der University of Queensland in Australien bestätigen, dass Schlafmangel sich auf unsere Gehirnaktivität auswirkt. 

Neben Leistungsschwächen und mangelnder Konzentrationsschwierigkeit konnte eine Verbindung zwischen Alzheimer und Schlafmangel nachgewiesen werden. 
 
Obwohl es sich beim Schlafen so anfühlt, als hätte man „abgeschaltet“, ist das Gehirn keinesfalls inaktiv.

Durch die Untersuchung der Muster von Gehirnaktivitäten konnte herausgefunden werden, dass das Gehirn während des Schlafs zwei Hauptmuster aufzeigt: 

  • Den REM-Schlaf ("rapid eye movement") und die Tiefschlafphase. 

Die Tiefschlafphase, die hauptsächlich zu Beginn der Nacht eintritt, ist durch geringe elektrische Hirnaktivität charakterisiert. Im Laufe der Nacht, erhöht sich dann die Anzahl der REM-Phasen: 
Während des REM-Schlafs haben wir häufig lebhafte Träume und unsere Hirnaktivität gleicht den Mustern im wachen Zustand.

Der Schlaf hat viele verschiedene Funktionen. Eine davon ist, die Erfahrungen des Tages zu verarbeiten.

REM-Schlaf soll wichtig für emotionale Erinnerungen (bspw. Angst) und prozessuale Erinnerungen (bspw. wie fahre ich Fahrrad) sein, wohingegen der Tiefschlaf die sogenannten erklärenden Erinnerungen verarbeitet, die als Aufzeichnung all unserer Erfahrungen und unseres Wissens gelten. 

Wir wissen, dass unsere täglichen Erfahrungen im Schlaf nochmal durchlebt werden.

Diese Wiederholungen finden in den Neuronen des Hippocampus – der relevanten Gehirnregion für das Gedächtnis – statt.

Um wichtig von unwichtig zu unterscheiden, kann das Gehirn die Erinnerungen nur selektierend speichern. 

Der Schlaf ermöglicht es dem Gehirn, die Erinnerungen zu überprüfen und unwichtige Erlebnisse zu vergessen. An die wichtigen Ereignisse können wir uns dann besser erinnern. Um zu vergessen werden die Verbindungen einzelner Hirnzellen geschwächt oder gänzlich getrennt.

Eine gängige Theorie zur Funktion des Schlafs liefert die Hypothese zur synaptischen Homöostase.

Sie besagt, dass es während des Schlafes zu einer weiterverbreiteten Schwächung der Synapsen (also der Verbindungen im Gehirn) kommt. Man geht davon aus, dass es diesen Vorgang braucht, um das Gleichgewicht von Erinnern und Vergessen zu halten. Durch das gezielte Vergessen während des Schlafs, können wir am folgenden Tag wieder Neues lernen. Durchkreuzt oder verhindert man diesen Vorgang, so kann es zu intensiveren und unter Umständen auch ungewollten Erinnerungen kommen.

 
  • Schlaf wird ausserdem benötigt um das Gehirn "instand zu halten“. 
  • Eine aktuelle Studie mit Mäusen hat bestätigt, dass Schlaf das Gehirn auch von Giftstoffen reinigt, die sich während des wachen Zustandes ansammeln. 

Während des Schlafs vergrößert sich der Zellabstand, sodass Giftstoffproteine abtransportiert werden können. 

Es ist möglich, dass durch diesen Abtransport Krankheiten wie Alzheimer abgewehrt werden können.

Genug Schlaf zu bekommen ist wichtig für unsere Konzentrations- und Lernfähigkeit während des Wachzustands. 

Es kommt zu verlangsamten Reaktionszeiten, und wir sind unkreativer und weniger leistungsstark, wenn wir zu wenig schlafen.

Es kann außerdem zum sogenannten Sekundenschlaf kommen, bei dem wir wenige Sekunden lang das Bewusstsein verlieren, ohne es überhaupt zu bemerken. 

Kinder können bei Schlafmangel hyperaktiv werden und den Unterricht stören.

Die Langzeitwirkungen von Schlafentzug können bei Menschen aufgrund ethischer Gründe kaum erforscht werden.

Chronische Schlafstörungen konnten allerdings mit Gehirnerkrankungen wie Schizophrenie, Autismus und Alzheimer in Verbindung gebracht werden. 

Wir wissen jedoch nicht, ob die Schlafstörungen der Grund oder lediglich ein Symptom für diese Erkrankungen sind.

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TOP - Achtung Labor-Hausarzt: Selektiven Insulinresistenz bei Diabetes-Patienten

Medizin am Abend Berlin Fazit: Der richtige Insulin-Rhythmus entscheidet

Forscher des HZI und BRICS decken mithilfe mathematischer Modellierung eine mögliche Ursache der Entwicklung früher Diabetes auf 
 Laut Deutschem Gesundheitsbericht Diabetes 2017 sind derzeit etwa 6,7 Millionen Deutsche an Diabetes erkrankt.


Eine lebenswichtige Funktion der Leber ist es, den Zucker- und den Fetthaushalt im Körper zu regulieren: 
In Zeiten ohne Nahrungsaufnahme bildet sie den Zucker Glukose und stellt diese Produktion direkt nach dem Essen wieder ein, da nun Glukose über den Darm aus der Nahrung gewonnen wird. 
  • Das Signal dafür, keine Glukose mehr abzugeben, erhält die Leber aus der Bauchspeicheldrüse durch das Hormon Insulin. 
Bei einer Diabeteserkrankung kommt dieses Signal zu spät und abgeschwächt – die Folge ist unter anderem ein zu hoher Blutzuckerspiegel nach dem Essen.

Medizin am Abend Berlin ZusatzFachThema: LABORPARAMETER  

Medizin am Abend Berlin ZusatzHinweis: STUHLTEST  

Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) und des Braunschweiger Systembiologie-Zentrums BRICS haben diese Zusammenhänge mit einem mathematischen Modell für Leberzellen untersucht und festgestellt, dass die Menge des Insulin-Signals nicht allein entscheidend ist, sondern die pulsartige Form der Insulinabgabe an die Leber.

Infektionen oder systemische Entzündungen, die die Bauchspeicheldrüse betreffen, können diese Form verändern und so erste Symptome von Diabetes verursachen. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Wissenschaftler im Fachjournal Nature Communications.

Neben Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs ist Diabetes eine der großen Volkskrankheiten der modernen Gesellschaft. Der aktuelle Deutsche Gesundheitsbericht Diabetes geht mittlerweile von 6,7 Millionen Erkrankten in Deutschland aus, wovon allerdings rund zwei Millionen bislang nicht diagnostiziert sind.

Bei einer frühen Diabeteserkrankung des Typs 2 ist die Regulation des Glukosehaushaltes durch die Leber gestört:

Normalerweise bildet die Leber selbst nur dann Glukose, wenn keine Nahrung aufgenommen wurde, um einen konstanten Spiegel zu halten.

  • Direkt nach dem Essen gewinnt der Körper Glukose aus den Lebensmitteln. 

Damit der Glukosespiegel dann nicht zu hoch wird, setzt die Bauchspeicheldrüse das Hormon Insulin frei, das wiederum die Glukoseproduktion in der Leber hemmt.

  • Daran gekoppelt ist auch eine erhöhte Lipidproduktion, also die Regulation des Fetthaushalts.

Die genauen Zusammenhänge dieser Regulationsmechanismen waren bislang nicht vollständig bekannt. 

Braunschweiger Forscher des HZI und des BRICS haben ein mathematisches Modell von Leberzellen entwickelt und damit die zellulären Auswirkungen veränderter Insulingaben untersucht. „Das Modell basiert auf Messwerten, die von Mäusen gewonnen wurden. 

Bei unseren Berechnungen haben wir eine gesunde Leber zugrunde gelegt und nur das Insulinsignal variiert“, sagt Dr. Gang Zhao, Wissenschaftler in der HZI-Abteilung „System-Immunologie“ von Prof. Michael Meyer-Hermann am BRICS. 

In einem gesunden Körper produzieren sogenannte Beta-Zellen in der Bauchspeicheldrüse das Insulin in einem Takt von fünf Minuten. 

 Nach dem Essen wird die Amplitude dieser Insulin-Pulse innerhalb von 30 Minuten erhöht.

 „Infektionen oder Entzündungen, die die Bauchspeicheldrüse betreffen, können die Erhöhung der Amplitude stören. 

Um deren Bedeutung zu untersuchen, haben wir in unserem Modell die Form der Insulin-Pulse verändert und dabei die Menge des Hormons immer gleich gelassen“, sagt Zhao. 

Das Ergebnis: 

Bekam die Leber innerhalb von 30 Minuten nach dem Essen Insulin-Pulse mit der für Diabetes-Patienten typischen gestörten Form, führte das schließlich zu frühzeitig erhöhten Glukose- und verspätet erhöhten Fettwerten – wie bei früher Diabetes.

Das Augenmerk der Forscher lag auf zwei Signalmolekülen in den Leberzellen, bezeichnet als Akt und aPKC, über die das Insulin den Glukose- und Fetthaushalt steuert. 
  • Das Molekül aPKC – kurz für „atypische Proteinkinase C“ – hemmt die Produktion von Glukose und verstärkt die Produktion von Fetten. 
Die Modellrechnungen haben gezeigt, dass aPKC – im Gegensatz zu Akt – auf Veränderungen der Form des Insulinsignals reagiert. 

„Eine korrekte Form der Insulin-Pulse ist notwendig, um aPKC zunächst hochzuregulieren und dann auch rechtzeitig wieder auszuschalten. 

Wenn die aPKC-Abschaltung zu spät oder gar nicht einsetzt, hat dies zur Folge, dass sowohl zu viel Glukose also auch mehr Fettegewebe produziert wird“, sagt Michael Meyer-Hermann. ,
„Damit trägt unser Modell zum Verständnis der sogenannten selektiven Insulinresistenz in Diabetes-Patienten bei, bei der die Leber nach dem Essen sowohl einen zu hohen Blutzuckerspiegel als auch einen zu hohen Fettspiegel generiert.“

Die Modellrechnungen haben gezeigt, wie die dynamische Form eines Signals – hier von Insulin – entscheidend für seine Funktion sein kann – in diesem Fall also für die Regulation des Glukose- und Fetthaushaltes in der Leber. 

  • „Wird die Form der Fünf-Minuten-Pulse der Insulinabgabe in der Bauchspeicheldrüse gestört, kann eine gesunde Leber eine Insulinresistenz ausbilden – ein früher Schritt zu einer Diabeteserkrankung“, sagt Michael Meyer-Hermann. 
  • Außerdem fördere das Signalmolekül aPKC bei zu starker Aktivität chronische Entzündungen, was eine weitere Folge des gestörten Insulinrhythmus sein könne. 

„Wir sind überzeugt davon, dass die dynamische Rhythmik von Signalen für deren Funktionalität entscheidend ist und dass dies auch auf viele andere Signalwege zutrifft“, sagt Meyer-Hermann. 

Die Modellrechnungen sind in enger Kooperation mit den HZI-Arbeitsgruppen „Modellsysteme für Infektion und Immunität“ von Prof. Dagmar Wirth und „Systemorientierte Immunologie und Entzündungsforschung“ von Prof. Ingo Schmitz im Rahmen des von der Helmholtz-Gemeinschaft geförderten Projektes „Metabolic Dysfunction and Human Disease“ entstanden.

Originalpublikation:
Gang Zhao, Dagmar Wirth, Ingo Schmitz, Michael Meyer-Hermann: A mathematical model of the impact of insulin secretion dynamics on selective hepatic insulin resistance. Nature Communications, 2017, DOI: 10.1038/s41467-017-01627-9

Das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung:
Am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) untersuchen Wissenschaftler die Mechanismen von Infektionen und ihrer Abwehr. Was Bakterien oder Viren zu Krankheitserregern macht: Das zu verstehen soll den Schlüssel zur Entwicklung neuer Medikamente und Impfstoffe liefern. http://www.helmholtz-hzi.de

Das Braunschweig Integrated Centre of Systems Biology:
Das Braunschweig Integrated Centre of Systems Biology (BRICS) ist ein gemeinsames Forschungszentrum des HZI mit der Technischen Universität Braunschweig. Ziel des BRICS ist die Erforschung von Infektionen und der Wirkstoffbildung sowie die Entwicklung biotechnologischer Prozesse mithilfe der Systembiologie. 
http://www.tu-braunschweig.de/brics

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Demenzerkrankung: Liquor - die Gehirnflüssigkeit im Hirnraum

Medizin am Abend Berlin Fazit: Ausgang: Lymphe

ETH-Wissenschaftler widerlegten ein jahrzehntealtes Dogma: 

  • Gehirnflüssigkeit verlässt den Hirnraum nicht via Blutgefässe, sondern via Lymphsystem. 

Diese Erkenntnis hat eine weitreichende Bedeutung für neue Behandlungsmethoden gegen Demenzerkrankungen. 
 
  • Unser Gehirn schwimmt. 

Es ist vollständig umspült von einer wässrigen Flüssigkeit, dem Liquor. 

  • Tag für Tag entsteht in Hirnventrikeln des Menschen rund ein halber Liter neuer Liquor, wobei die Flüssigkeit aus dem Blut stammt. 

Und Tag für Tag muss diese Menge andernorts den Gehirnraum wieder verlassen. 

Wie Forschende aus der Gruppe von Michael Detmar, Professor für Pharmacogenomics, nun in einer Studie bei Mäusen zeigen konnten, verlässt der Liquor den Gehirnraum via die Lymphgefässe. Damit wiesen die ETH-Forschenden dem Lymphsystem eine neue zentrale Bedeutung zu, und sie widerlegten ein mehrere Jahrzehnte altes Dogma. Die Wissenschaftler veröffentlichten ihre Erkenntnisse in der jüngsten Ausgabe des Fachmagazins Nature Communications [http://dx.doi.org/10.1038/s41467-017-01484-6].

Wie Liquor den Gehirnraum verlässt, war bislang nämlich ungenügend erforscht.

Bekannt war, dass dafür sowohl der Weg über Lymphgefässe als auch jener über Blutgefässe – die Venen – zur Verfügung stehen.

Lange Zeit, und mangels genauer Untersuchungen bis heute, nahmen Wissenschaftler an, dass der Abflussweg über die Venen der weitaus bedeutendere sei.

Anatomielehrbücher umschreiben

Die Forschenden unter der Leitung von Steven Proulx, Oberassistent in der Gruppe von ETH-Professor Detmar, konnten diese Annahme nun widerlegen.

Sie injizierten winzige fluoreszierende Farbstoffmoleküle in die Ventrikel (Hohlräume) des Gehirns von Mäusen und beobachteten, auf welchem Weg diese Moleküle den Gehirnraum verlassen. Dazu untersuchten sie mit einem nicht-invasiven Bildgebungsverfahren die Blutgefässe und das Lymphsystem in der Körperperipherie der Tiere.

Wie sich zeigte, befanden sich die Farbstoffmoleküle bereits nach einigen Minuten in den Lymphgefässen und den Lymphknoten ausserhalb des Gehirns. In den Blutgefässen konnten die Forschenden so kurz nach der Injektion keine Moleküle feststellen.

Auch den genauen Weg der Farbmoleküle und des Liquors konnten die Forschenden bestimmen: Der Liquor verlässt das Gehirn entlang von Nervenbahnen – vor allem entlang des Seh- und des Riechnervs. 

«Einmal im Gewebe ausserhalb des Gehirns angelangt, wird er von den das Gewebe durchziehenden Lymphgefässen abtransportiert», erklärt Qiaoli Ma, Doktorandin in Detmars Gruppe und Erstautorin der Studie.

Ob ein geringer Anteil des Liquors das Gehirn nicht doch – wie bisher angenommen – via Venen verlässt, können die Wissenschaftler nicht komplett ausschliessen. Aufgrund ihrer Forschungsergebnisse zeigen sie sich jedoch überzeugt, dass der Löwenanteil des Liquors den Weg via Lymphe nimmt und dass Anatomielehrbücher umgeschrieben werden müssen.

Spülsystem für das Gehirn

Die Wissenschaft geht davon aus, dass die Liquorzirkulation eine reinigende Funktion hat. 

 «Anderswo im Körper beseitigt das Immunsystem Giftstoffe.

Das Gehirn ist von diesem System jedoch weitgehend abgekoppelt, nur die wenigsten Immunzellen haben Zugang», erklärt Proulx. «Der Liquor springt hier in eine Bresche. Indem er kontinuierlich zirkuliert, spült er das Gehirn und transportiert unerwünschte Stoffe weg.»

Diese Spülfunktion könnte ein Ansatzpunkt sein für die Behandlung von neurodegenerativen Krankheiten wie Alzheimer. Die Alzheimer-Krankheit wird durch falsch gefaltete Proteine, die sich im Gehirn ablagern, verursacht. Wie Proulx und seine Kollegen spekulieren, könnten diese falsch gefalteten Proteine durch eine – zum Beispiel – medikamentöse Anregung des Lymphflusses abtransportiert werden. Ebenso könnte untersucht werden, ob durch eine Beeinflussung des Lymphflusses auch Entzündungskrankheiten des Zentralnervensystems wie zum Beispiel der Multiplen Sklerose beizukommen ist.

Liquor-Umsatz im Alter geringer

Ausserdem konnten die Wissenschaftler zeigen, dass bei alten Mäusen viel weniger Liquor aus dem Gehirn fliesst als bei jüngeren Mäusen, mutmasslich, weil im Alter auch weniger Liquor produziert wird. Da Alzheimer und andere Demenzerkrankungen im Alter auftreten, ist es laut den Forschenden umso interessanter zu untersuchen, ob eine Stimulierung des Liquortransports das Fortschreiten von Demenzerkrankungen verlangsamen könnte. Diese Frage möchten die ETH-Wissenschaftler als nächstes im Mausmodell angehen.

Dass es Krankheiten gibt, die sich durch eine Stimulation des Lymphflusses behandeln lassen, hat die Gruppe von ETH-Professor Detmar bei Krankheiten ausserhalb des Gehirns bereits gezeigt: 
  • Bei Polyarthritis und Schuppenflechte erzielten die Forscher im Mausmodell eine Linderung der Symptome, wenn sie den Lymphfluss anregten.
Stärker im Blickfeld

Später wären Untersuchungen zum Liquorfluss auch bei Menschen denkbar, sagen die Wissenschaftler. Das verwendete fluoreszierende Markermolekül löst keine Immunreaktion aus und wird vom Körper ausgeschieden. Bevor das Molekül in Menschen verwendet werden kann, müssten die Wissenschaftler aber noch eine entsprechende Zulassung beantragen.

«Die Erforschung des Lymphsystems erhielt bis vor kurzem nicht die Aufmerksamkeit, die sie verdient hätte.

Teile der Wissenschaftswelt haben das Lymphsystem sogar ignoriert», sagt Proulx. Nachdem die ETH-Wissenschaftler nun eine weitere wichtige Aufgabe des Lymphsystems aufzeigen konnten, hoffen sie, dass es stärker ins Blickfeld der wissenschaftlichen Forschung rücken wird.

Literaturhinweis

Ma Q, Ineichen BV, Detmar M, Proulx ST: Outflow of cerebrospinal fluid is predominantly through lymphatic vessels and is reduced in aged mice. Nature Communications, 10. November 2017, doi: 10.1038/s41467-017-01484-6 [http://dx.doi.org/10.1038/s41467-017-01484-6]

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