Medizin am Abend Berlin Fazit: Hyperkalzämie durch
Überdosierung mit Vitamin D
Zwei Fallberichte zeigen, dass
die Einnahme von vermeintlich harmlosen Vitamin-D-haltigen Nahrungsergänzungsmitteln oder Präparaten schädlich sein kann.
Eine
78-jährige Patientin
(A) und ein 60-jähriger Patient (B) hatten sich eigenständig
Vitamin-D-haltige Präparate besorgt und täglich hohe Dosen (A:
Vitamin D3 10.000 IE/d; B: „Vitamin D“ 50.000 IE/d) eingenommen.
Beide
entwickelten ein akutes Nierenversagen bei ausgeprägter
Hyperkalzämie (A: 3,42 mmol/l; Referenzbereich: 2,15–2,58 mmol/l; für B
liegt genauer Wert nicht vor).
Hinweise auf alternative
Ursachen wie primären Hyperparathyreoidismus, Sarkoidose oder
Tumorerkrankung gab es nicht.
Der Zustand der Patientin A besserte sich
unter
forcierter diuretischer Therapie und peroraler Kortisongabe.
- Patient B entwickelte schwere Komplikationen und hat eine dialysepflichtige Niereninsuffizienz davongetragen (Nierenbiospie: schwerer tubulärer Schaden mit Mikroverkalkungen, passend zu hyperkalzämischer Schädigung).
Vitamin
D ist durch
Aufrechterhaltung des physiologischen Kalziumspiegels im Serum u. a. an
der Knochengesundheit beteiligt.
- Vitamin-D-Mangel bei Erwachsenen kann zu Osteoporose und Osteomalazie führen (1).
Bei UV-Bestrahlung werden in
der Haut Vorstufen gebildet, aus denen über Zwischenschritte in Leber
und Niere das eigentlich wirksame Calcitriol gebildet wird.
Wenn die endogene Produktion nicht ausreicht (z. B. bei mangelnder UV-Bestrahlung), können Cholecalciferol („Vitamin D3“) oder Ergocalciferol („Vitamin D2“) oral eingenommen werden.
Eine Dosierung von 800
IE/d reicht in der Regel aus (1).
Wenn höhere Dosierungen von Vitamin D erforderlich sind, sollte dies unter ärztlicher Aufsicht und regelmäßiger Kontrolle des Vitamin-D-Status erfolgen.
Für
die tägliche Aufnahme wurde von der Europäischen Lebensmittelbehörde
eine tolerierbare, d. h. sichere Obergrenze von 100 µg/d
(4000 IE/d) für Heranwachsende und Erwachsene festgelegt (2).
Überdosierung geht mit dem Risiko einer Hypervitaminose einher, die sich
als
Hyperkalzämie manifestieren kann (1).
Positive Wirkungen von Vitamin D
auf nichtskelettale Erkrankungen sind überwiegend nicht belegt
(3).
Vitamin-D-haltige
Fertigarzneimittel mit einer Tagesdosis über 1000 IE sind
verschreibungspflichtig.
Hochdosierte Nahrungsergänzungsmittel (ggf. von
ausländischen Anbietern) können jedoch im Internet erworben werden, wie
in den oben dargestellten Fällen geschehen.
- Wegen der genannten Risiken raten wir davon ab, eigenständig hochdosierte Vitamin-D-Präparate einzunehmen.
Bei Fragen sollten sich Patienten an ihren Arzt oder Apotheker
wenden.
Literatur:
- Gemeinsame Expertenkommission BVL /BfArM zur Einstufung von Stoffen: Stellungnahme zu Vitamin-D-haltigen Produkten (01/2016). Revision 1.1 (2017): http://www.bvl.bund.de/SharedDocs/Downloads/01_Lebensmittel/expertenkommission/ Zweite_Stellungnahme_VitaminD_Revision1.1.pdf. Braunschweig 2017.
- EFSA Panel on Dietetic Products, Nutrition and Allergies (NDA): Scientific opinon on the tolerable upper intake level of vitamin D. EFSA Journal 2012; 10: 2813.
- Autier P, Mullie P, Macacu A et al.: Effect of vitamin D supplementation on non-skeletal disorders: a systematic review of meta-analyses and randomised trials. Lancet Diabetes Endocrinol 2017: 5: 986-1004.
www.medizin-am-abend.blogspot.com
Über Google: Medizin am Abend Berlin
Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft
Herbert-Lewin-Platz 1 • 10623 Berlin
Telefon: +49 30 400456-500
Telefax: +49 30 400456-555
Zentrale E-Mail: sekretariat@akdae.de
www.akdae.de
Bitte teilen Sie der AkdÄ
alle beobachteten Nebenwirkungen und Medikationsfehler (auch Verdachtsfälle) mit. ie Formulare finden Sie auf der Webseite der AkdÄ.
|
Keine Kommentare :
Kommentar veröffentlichen