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Prof. Dr. Christoph Nissen: Schlaf in Phasen von intensiven Leistungsanforderungen in Beruf oder Alltag nicht durch Ruhe ersetzt werden kann

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Schlaf für Erholung des Gehirns unersetzlich

Forscher*innen des Universitätsklinikums Freiburg weisen erstmals direkt nach, dass während des Schlafens im Gehirn aktive Erholungsprozesse ablaufen, die sich nicht durch Ruhe ersetzen lassen / Erkenntnisse relevant für optimale Leistung

Schlaf ist im Tierreich allgegenwärtig und lebensnotwendig. 

Auch seine Bedeutung für die Verstetigung und Verstärkung von Leistungen des Gehirns ist seit langem bekannt. 

Strittig war bislang allerdings, ob dies vor allem darauf zurückzuführen ist, dass das Gehirn im Schlaf keine neuen Reize verarbeiten muss oder ob aktive neuronale Prozesse unwichtige Informationen und Verbindungen im Gehirn schwächen. 

Nun ist es Forscher*innen des Universitätsklinikums Freiburg gelungen nachzuweisen, dass Schlaf für die Verbesserung kognitiver Fähigkeiten mehr ist als die Abwesenheit äußerer Reize. Die Erkenntnisse, die am 6. Januar 2021 im Fachmagazin Sleep erschienen sind, geben wichtige Hinweise für die Planung intensiver Lernphasen wie das Abitur oder Prüfungsabschlüsse.

„Schlaf ist für die Erholung des Gehirns unersetzlich.  

Er lässt sich für eine Leistungsverbesserung nicht durch Ruhephasen ersetzen. 

Das zeigen wir in dieser Studie erstmals eindeutig. 

Der Zustand des Gehirns während des Schlafs ist einmalig“, sagt Prof. Dr. Christoph Nissen, der als Forschungsgruppenleiter an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg die Studie leitete und mittlerweile an der Universität Bern, Schweiz, tätig ist. 

Bereits in früheren Studien konnten Nissen und sein Team zeigen, dass Schlaf eine Doppelfunktion für das Gehirn hat: 

  • Nicht benötigte Verbindungen werden geschwächt und relevante Verbindungen gestärkt.


In der aktuellen Studie führten die Forscher*innen ein visuelles Lernexperiment mit 66 Proband*innen durch. Zunächst übten alle Teilnehmer*innen, bestimmte Muster zu unterscheiden. Im Anschluss war eine Gruppe wach und sah dabei Videos oder spielte Tischtennis. Eine Gruppe schlief für eine Stunde und die dritte Gruppe blieb wach, war jedoch in einem abgedunkelten Raum ohne äußere Reize und unter kontrollierten Schlaflaborbedingungen. Die Gruppe, die geschlafen hatte, schnitt im Anschluss nicht nur deutlich besser ab als die Gruppe die wach und aktiv war. Auch die passiv-wache Gruppe konnte sie übertreffen. 

Die Leistungsverbesserung war an typische Tiefschlafaktivität des Gehirns gebunden, die eine wichtige Funktion für die Verknüpfungsstärke von Nervenzellen hat. 

„Das zeigt, dass es der Schlaf selbst ist, der den Unterschied macht“, sagt Ko-Studienleiter Prof. Dr. Dieter Riemann, Leiter des Schlaflabors an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg. 

In Kontrollexperimenten stellten die Freiburger Forschenden sicher, dass Müdigkeit und andere allgemeine Faktoren keinen Einfluss auf das Ergebnis hatten.

Die Studie zeigt, dass Schlaf in Phasen von intensiven Leistungsanforderungen in Beruf oder Alltag nicht durch Ruhe ersetzt werden kann.

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Prof. Dr. Christoph Nissen
Forschungsgruppenleiter
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Universitätsklinikum Freiburg
Christoph.Nissen@upd.ch

Breisacher Straße 153
79110 Freiburg
Deutschland
Baden-Württemberg

Benjamin Schoch-Waschow
Telefon: (0761) 270 - 19090
Fax: (0761) 270 - 19030
E-Mail-Adresse: benjamin.waschow@uniklinik-freiburg.de 
Originalpublikation:

Original-Titel der Studie: Sleep is more than rest for plasticity in the human cortex
DOI: 10.1093/sleep/zsaa216
 

Link zur Studie: https://academic.oup.com/sleep/advance-article-abstract/doi/10.1093/sleep/zsaa21...


TOP-Einladung zum Online-Seminar: Corona-Impfung und Transplantation: 15. März um 18 Uhr

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: MHH bietet Online-Seminar zu Corona-Impfung und Transplantation an

Herz, Lunge, Leber, Niere: Veranstaltung für Patienten vor und nach Organtransplantation und ihre Angehörigen am 15. März um 18 Uhr

Wie effektiv und sicher sind die Impfstoffe gegen das Corona-Virus SARS-CoV-2? 

Wie unterscheiden sie sich? 

Was müssen transplantierte Patientinnen und Patienten beachten? 

Das interdisziplinäre Transplantationszentrum der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) lädt Patientinnen und Patienten vor und nach Transplantation sowie Angehörige ein, sich über das Thema „Corona-Impfung und Organtransplantation“ zu informieren.

Expertinnen und Experten des MHH-Transplantationszentrums stellen den aktuellen wissenschaftlichen Stand vor und beantworten Fragen am:

• Montag, 15. März 2021
• um 18 Uhr

Anmeldung zum Online-Seminar sind zwingend erforderlich unter 

http://www.mhh.de/transplantationszentrum/patientenseminare.

Ihre Gesprächspartner sind:

• Prof. Dr. Heiner Wedemeyer, Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie
• Prof. Dr. Hermann Haller, Direktor der Klinik für Nieren- und Hochdruckerkrankungen
• Prof. Dr. Tobias Welte, Direktor der Klinik für Pneumologie
• Prof. Dr. Christine Falk, Leiterin des Instituts für Transplantationsimmunologie
• Dr. Elmar Jäckel, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie

Die Impfungen gegen COVID-19 sind angelaufen und werden voraussichtlich bald allen Personen mit einem höheren Risiko zur Verfügung stehen. Dazu gehören auch Patientinnen und Patienten, die auf ein Spenderorgan warten oder bereits transplantiert sind.

SERVICE:
Weitere Informationen erhalten Sie bei Camilla Mosel, 

transplantationszentrum@mh-hannover.de

Telefon (0511) 532-6793.

Den Flyer zu der Veranstaltung finden Sie unter

https://www.mhh.de/fileadmin/mhh/transplantationszentrum/Veranstaltungen/Corona-...

 

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Prof. Dr. Michael Schindler: Neutralisierungsfähigkeit der Antikörper - spezifische Antikörperreaktion

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Neue Studie zeigt die Komplexität der Immunität gegen SARS-CoV-2

Da keine beziehungsweise nur wenig wirksame Behandlungsmethoden für COVID-19 verfügbar sind, wurde in vielen Ländern die therapeutische Verwendung von Blutplasma genesener Patienten zugelassen, in denen Antikörper gegen das Coronavirus nachgewiesen wurden. 

Aber nicht jede Art von Antikörper kann das Virus neutralisieren und es somit inaktivieren.

"Was wir im Rahmen der Plasmatherapie brauchen, ist nicht nur ein hoher Anteil an SARS-CoV-2 spezifischen Antikörpern, sondern auch eine hohe Neutralisierungsfähigkeit dieser Antikörper", sagt der Virologe Professor Michael Schindler vom Universitätsklinikum Tübingen.


Die Fähigkeit, Viren zu neutralisieren, kann jedoch je nach Antikörpertyp stark variieren, berichten Schindler und seine Kollegen diese Woche im Open Access Journal der American Society for Microbiology mSphere. 

Die Forscher analysierten COVID-19-Antikörper im Blut von 49 Personen mit asymptomatischen oder milden Verläufen und testeten diese Antikörper dann an menschlichen Zelllinien, die mit dem Virus infiziert wurden, auf ihre Neutralisierungsfähigkeit. 

In Übereinstimmung mit anderen Studien fanden sie heraus, dass in der überwiegenden Mehrheit der Fälle (88 Prozent) infizierte Personen eine SARS-CoV-2-spezifische Antikörperreaktion entwickelten.  

Bei diesen korrelierte die Neutralisierung mit der Häufigkeit von Antikörpern gegen die rezeptorbindende Domäne des S-Oberflächenproteins des Coronavirus.

Aber das war noch nicht alles, betont Schindler. Nur sechs Probanden produzierten Antikörper in ausreichender Menge, um das Virus bei hohen Serumverdünnungen zu neutralisieren. Vier Probanden, die Symptome zeigten und positiv auf eine Infektion getestet wurden, entwickelten überhaupt keine spezifischen Antikörper gegen SARS-CoV-2. Weitere vier Probanden entwickelten ziemlich hohe Antikörperspiegel, konnten das Virus in den Infektionsexperimenten an menschlichen Zelllinien aber nur unzureichend neutralisieren, so Schindler.

"Das zeigt, dass wir keine allgemeinen Aussagen über Antikörper oder deren neutralisierende Aktivität nach überstandener Infektion machen können“, erläutert die Virologin Dr. Natalia Ruetalo, ebenfalls am Universitätsklinikum Tübingen. Ruetalo, 

Erstautorin der Studie, fügt hinzu, dass nicht jeder Mensch die gleiche Immunantwort hat.

  • Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass ein Teil der Patienten eine Immunreaktion zeigt, die nicht zur Bildung neutralisierender Antikörper führt, sagt Ruetalo. 

"Diese Menschen können unterhalb einer gewissen Schwelle der schützenden Immunität bleiben und können theoretisch ein weiteres Mal infiziert werden", führt sie weiter aus.


In anschließenden Experimenten verwendeten die Forscher einen Test, der von Dr. Markus Templin und Kollegen am NMI Naturwissenschaftlichen und Medizinischen Institut in Reutlingen entwickelt wurde, um die Konzentration von Antikörpern anderer Coronaviren im Serum der Probanden zu quantifizieren. 

Diese Ergebnisse korrelierten sie mit der Fähigkeit der Seren, SARS-CoV-2 zu neutralisieren. 

Dabei fanden sie überraschenderweise einen Zusammenhang mit Antikörpern gegen das Coronavirus 229E, das zu den einfachen Erkältungsviren gehört und mit SARS-CoV-2 fern verwandt ist. 

„Antikörper, die im Kontext einer Infektion mit dem Erkältungscoronavirus 229E gebildet werden, sind wahrscheinlich nicht ausreichend, um eine Person vor COVID-19 zu schützen“, so Schindler, aber sie könnten dem Körper helfen, das Virus zu neutralisieren und somit zu einem milden Krankheitsverlauf beitragen.


Die neue Arbeit unterstreicht die Komplexität im Bestreben, Antikörper als Beweis oder Surrogatmarker für eine Immunität gegen SARS-CoV-2 zu verwenden, ohne deren spezifische Neutralisationskapazität zu kennen, so Schindler. 

Seine Gruppe führt nun ähnliche Experimente durch, um herauszufinden, wie die neutralisierende Immunantwort gegen Varianten von SARS-CoV-2 a

 

 

ussieht, die in Südafrika und anderswo aufgetaucht sind.

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Originalpublikation:

10.1128/mSphere.01145-20


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Dr. phil., Betr. oec. Sandra Oppikofer: Erinnerungsarbeit mit Musik und Geräusche: Musikspiegel

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Vertonte Erinnerungen als Stimmungsaufheller

Klänge, die an positive autobiografische Erlebnisse geknüpft sind, können das Wohlbefinden von Menschen mit Gedächtnisschwierigkeiten deutlich steigern, depressive Verstimmungen verringern und Verhaltensauffälligkeiten mildern. 

Dies zeigt eine Interventionsstudie der Universität Zürich in Zusammenarbeit mit Partnern aus der Praxis. 

Von der Erinnerungsarbeit mit Musik profitieren auch Pflege- und Betreuungspersonen. 

 Individuell abgestimmte Musik oder Geräusche, die an schöne Erlebnisse geknüpft sind, ermöglichen Menschen mit Demenz, freudige und sinnstiftende Erfahrungen zu machen.

Individuell abgestimmte Musik oder Geräusche, die an schöne Erlebnisse geknüpft sind, ermöglichen Menschen mit Demenz, freudige und sinnstiftende Erfahrungen zu machen. Jos Schmid

  • Erinnerungen bestimmen zu einem grossen Teil, wer wir sind. 
  • Geräusche und Musik, die an schöne Erlebnisse geknüpft sind, können positive Assoziationen wecken und so die Stimmung heben – ganz besonders bei Menschen mit Gedächtnisschwierigkeiten. 

Dies geht aus einer Studie des Zentrums für Gerontologie und des Forschungsschwerpunktes «Dynamik Gesunden Alterns» der Universität Zürich hervor. 

Zusammen mit verschiedenen Institutionen aus der Praxis wurde darin das Potenzial einer musikalischen Intervention, die auf biografischen Erinnerungen basiert, bei Menschen mit Demenz untersucht. 

«Individuell abgestimmte, bedeutsame Musik oder Geräusche ermöglichen Menschen mit Demenz, freudige und sinnstiftende Erfahrungen zu machen», resümiert Studienleiterin Sandra Oppikofer die Erkenntnisse. «Über die Klänge können sie mit ihrem Umfeld in Verbindung treten, sich engagieren und dabei positive Episoden des Lebens aufleben lassen.»

Wencke Myhre weckt Erinnerungen an Goalie-Zeit

Ausgangspunkt der Studie war der sogenannte «Musikspiegel», eine von der britischen Musikpädagogin Heather Edwards entwickelte Methode. 

Dafür werden positive Erinnerungen von Demenzbetroffenen in deren eigenen Worten festgehalten und mit Geräuschen oder Musik kombiniert, die mit den entsprechenden Lebensepisoden zusammenhängen.

 Oppikofer verdeutlicht an einem Beispiel: 

«In unserer Studie erinnerte sich ein Mann daran, dass er seine Frau auf dem Fussballplatz kennengelernt hatte – als Goalie beim FC Wettingen. 

Diese biografische Episode verknüpfte er mit dem Lied ‹Er steht im Tor› von Wencke Myhre.»

Hilfe in anspruchsvollen Alltagssituationen

Pflege- und Betreuungspersonen setzten solche akustisch eingebetteten biografischen Erinnerungstexte anschliessend während eines Zeitraums von sechs Wochen regelmässig in kritischen Alltagssituation ein; etwa wenn sie als Nachtwache den Spätdienst ablösten und eine vertrauensvolle Beziehung zu ihrem Patienten aufbauen wollten oder wenn sich eine Patientin einem Verbandwechsel verweigerte.  

In einem Tagebuch hielten sie den Kontext sowie ihre Beobachtungen fest

Auf dieser Basis analysierte das Forschungsteam, wie sich der Einsatz des Musikspiegels auf die Gefühlslage und das Verhalten der Demenzbetroffenen auswirkte. Berücksichtigt wurden zudem Effekte auf die Pflegebelastung und die Nähe zwischen Pflegepersonen und Patienten.

Die Resultate zeigen, dass die Musikspiegel-Methode das Wohlbefinden von Menschen mit Demenz deutlich steigern kann: 

  • sowohl Alltagssituationen als auch bei herausforderndem Verhalten wie Unruhe, Apathie oder Aggression. 

Darüber hinaus machten die Forschenden mittelfristige positive Effekte aus: 

So verringerten sich während der Intervention depressive Verstimmungen und abweichende Bewegungsmuster – darunter etwa Rastlosigkeit oder wiederholtes Öffnen von Schubladen.

UZH-Projektmitarbeiter Andrea Hess im Gespräch mit Studienteilnehmer.

UZH-Projektmitarbeiter Andrea Hess im Gespräch mit Studienteilnehmer. Jos Schmid


Stärkere Verbindung zwischen Patienten und Betreuungspersonen

Doch nicht nur die Patientinnen und Patienten profitierten: 

Auch die Grundstimmung von Betreuungs- und Pflegepersonen verbesserte sich, während das akute Stressempfinden sank. 

Darüber hinaus stieg die wahrgenommene Nähe zwischen den Betreuungs- und Pflegepersonen und den an Demenz erkrankten Menschen. 

«Eine Pflegefachperson erinnerte sich über den Musikspiegel ihrer Patientin plötzlich wieder an den Musikstil ihrer bereits verstorbenen Eltern, was auch bei ihr selbst viele Emotionen auslöste und eine neue Verbindung zur Patientin schuf», erzählt Oppikofer.

 «Dies zeigt, wie der Einsatz von Musikspiegeln positive Beziehungen fördern und den Betreuungs- und Pflegealltag auf emotionaler Ebene bedeutend verbessern können.»


Publikation:

«Musikspiegel – Klangspuren des Lebens». Eine Anleitung zur audiobiografischen Unterstützung in der Pflege und Betreuung von Menschen mit Gedächtnisschwierigkeiten (inkl. Notizheft), CHF 15.00

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Musikspiegel inspirieren zu Klangkollagen

Wie können Erinnerungen und Lebensmomente durch Klänge ausgedrückt und musikalisch gestaltet werden? 

Acht Studierende der Hochschule Luzern – Musik schufen unter der Leitung von Dr. Magda Mayas, Fachverantwortliche für Improvisation, Klangkollagen aus Musikspiegeln. 

Sie arbeiteten mit mehreren Musikspiegeln, wobei sie diese zum Ausgangspunkt für Inspiration nahmen.

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Prof. Dr. Thomas Jacobsen: Der internationale Frauentag heute - Bedürfnis nach Einzigartigkeit

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Body-Modification-Studie: Persönlichkeit geht unter die Haut

Modifizieren Menschen ihren Körper, um einzigartig zu sein? 

Dieser Frage ging ein Team aus Wissenschaftler*innen der Helmut-Schmidt-Universität um Univ.-Prof. Dr. Thomas Jacobsen (Allgemeine und Biologische Psychologie) und Univ.-Prof. Dr. Philipp Y. Herzberg (Persönlichkeitspsychologie und Psychologische Diagnostik) nach. 

Dabei wurden zahlreiche Studienteilnehmer*innen zu ihrem Bedürfnis nach Einzigartigkeit und Körpermodifikationen – Tattoos, Piercings und extreme Formen wie Zungenspaltungen – befragt und die erhobenen Daten theoriegeleitet ausgewertet.

Das Studienergebnis: 

  • Tätowierte Studienteilnehmer*innen agieren unabhängiger von Meinungen anderer, extrem körpermodifizierte Menschen sind nonkonformistischer. 
  • Zudem korreliert die Anzahl der Körpermodifikationen mit dem individuellen Bedürfnis nach Einzigartigkeit.
  • Der Wunsch, sich von anderen zu unterscheiden, das Bedürfnis nach Einzigartigkeit, gilt in der Forschung als stabiles Persönlichkeitsmerkmal des Menschen. 

Gerade in gewissen Situationen, z. B. wenn ein Individuum den Eindruck hat, anderen zu ähnlich oder zu unähnlich zu sein, verstärkt sich die Motivation soziale Konventionen zu verletzen und sich tendenziell nonkonformistisch zu verhalten. 

Es existieren bereits mehrere Studien, die das Bedürfnis nach Einzigartigkeit in einen Zusammenhang mit Tätowierungen und Piercings bringen. 

Aufgrund eines beobachtbaren Trends zu immer radikaleren Körpermodifikationen wie Zungenspaltungen und Implantaten untersuchten nun Experimental- und Persönlichkeitspsychologen der Helmut-Schmidt-Universität, inwieweit sich dieser Zusammenhang auf exzessivere Formen der Körpermodifikation übertragen lässt.

Das Ergebnis: 

Tätowierte, gepiercte und extrem körpermodifizierte Studienteilnehmer*innen wiesen ein stärkeres Bedürfnis nach Einzigartigkeit auf als Personen ohne Körpermodifikationen. 

  • Neu war jedoch, dass sich Studienteilnehmer*innen mit Tätowierungen zwar keinerlei Gedanken über die Reaktion anderer auf ihre Tätowierungen machten, jedoch nicht auf Affronts abzielten. 
  • Gepiercte und extrem körpermodifizierte Studienteilnehmer*innen neigten hingehen dazu, sich ganz bewusst über Regeln hinwegzusetzen, um sich deutlich von anderen abzugrenzen. 
  • Des Weiteren wurde beobachtet, dass die Anzahl der Körpermodifikationen mit dem steigenden Bedürfnis nach Einzigartigkeit gleichermaßen bei allen Teilnehmer*innen zunahm.


Durch die Analyse dreier Sub-Dimensionen des Bedürfnisses nach Einzigartigkeit war die Studie in der Lage, ein feinkörniges Verständnis der persönlichen Haltung körpermodifizierter Menschen zu schaffen. 

Zu diesen zählte ein grundsätzlicher Mangel an Bedenken hinsichtlich der Reaktionen anderer (über alle untersuchten Gruppen hinweg bestätigt), der Wunsch, Regeln nicht immer zu befolgen (vor allem unter den gepiercten und extrem körpermodifizierten Teilnehmer*innen bestätigt) und die Bereitschaft einer Person, Überzeugungen öffentlich zu verteidigen.


Über den Studienautor
Prof. Dr. Thomas Jacobsen ist seit 2009 Universitätsprofessor für Allgemeine und Biologische Psychologie an der Helmut-Schmidt Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg. Seine Forschungsschwerpunkte umfassen Experimentelle Ästhetik, Neuro-kognitive Psychologie der Ästhetik, Exekutive Funktionen des Menschlichen Verhaltens sowie Auditive Verarbeitungsvorgänge (Präattentive Sprachverarbeitung, Sprachverstehen, Sprachwahrnehmung etc.).
Aktuelle Studien der Professur Jacobsen beschäftigen sich mit den Themen Effektive Risikokommunikation im Verbraucherschutz und Flexibles Lernen unter Stressbedingungen(Auswahl).

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Selina Maria Weiler, M.Sc., Professur für Allgemeine und Biologische Psychologie, Tel. 040 6541-2111, E-Mail: weiler@hsu-hh.de, WWW: http://www.hsu-hh.de/epu 

Dietmar Strey 

Helmut-Schmidt-Universität, Universität der Bundeswehr Hamburg

Holstenhofweg 85
22043 Hamburg
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Deutschland
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Dietmar Strey
Telefon: 040/6541-2774
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E-Mail-Adresse: dietmar.strey@hsu-hh.de
Originalpublikation:

Die wissenschaftliche Studie erschien in der Fachzeitschrift PLOS ONE und kann unter https://doi.org/10.1371/journal.pone.0245158 nachgelesen werden.

 

Paradoxen Embolien und Schlaganfall: Prophylaxe eines erneuten Schlaganfalls Acetylsalicylsäure/ASS genauso gut geeignet ist wie Antikoagulanzien.

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Schlaganfall-Rezidivprophylaxe bei offenem Foramen ovale mit ASS

Relativ oft kann die Ursache eines Schlaganfalls nicht geklärt werden. 

  • Nicht selten haben diese Patienten als Zufallsbefund im Herzultraschall einen „Vorhofseptumdefekt“ bzw. persistierendes Foramen ovale (PFO), das zu paradoxen Embolien und somit zu Schlaganfällen prädisponieren kann. 
  • Eine Studie [1] zeigte nun, dass bei den Betroffenen zur Prophylaxe eines erneuten Schlaganfalls Acetylsalicylsäure/ASS genauso gut geeignet ist wie Antikoagulanzien.

Ein sogenanntes offenes (oder persistierendes) Foramen ovale (PFO) ist eine kleine Öffnung in der Scheidewand des rechten und linken Herzvorhofes (Vorhofseptum). 

  • Vorgeburtlich ist das Foramen ovale notwendig, damit das Blut nicht durch die Lunge fließt (die ja noch nicht arbeitet), sondern direkt vom venösen Gefäßsystem in das arterielle gepumpt wird. 

Meistens verschließt sich das Foramen nach der Geburt. 

  • Gelegentlich persistiert es aber auch und wird dann häufig zufällig entdeckt (als Herzgeräusch oder als Zufallsbefund bei einer Herzultraschalluntersuchung). 

Ein PFO bereitet normalerweise keine Beschwerden, kann aber zu Schlaganfällen prädisponieren, da kleine Blutgerinnsel (Thromben), die sich irgendwo im Venensystem (z. B. in den Beinen) unbemerkt bilden können, dann mit dem Blutstrom in Hirnarterien gelangen können. 

Dort kann ein solches Gerinnsel eine Hirnembolie (ischämischer Schlaganfall) auslösen. 

  • Wenn bei Schlaganfallpatientinnen und -patienten keine andere Emboliequelle gefunden wird („ESUS: embolic stroke of undetermined source“), kann ein PFO die Ursache sein.
  • Zur Prophylaxe erneuter Schlaganfälle kann ein PFO interventionell verschlossen werden. 

Dafür gibt es gute wissenschaftliche Evidenz [2]. Eine andere Möglichkeit ist eine medikamentöse, gerinnungshemmende Therapie

  • Diese kann mit Antikoagulanzien (direkte Hemmung plasmatischer Gerinnungsfaktoren bzw. deren Co-Faktoren) oder mit Hemmern der Blutplättchen (Thrombozytenaggregationshemmer, z. B. Acetylsalicylsäure/ASS) erfolgen. 
  • Dabei ist nach der bisherigen Datenlage bei Patienten mit ESUS und PFO die Antikoagulation gegenüber der Plättcheninhibition zu bevorzugen [3].


Um die Evidenzlage zu verbessern, analysierte eine aktuelle Studie [1] Daten einer präspezifizierten Subgruppe der „RE-SPECT ESUS“-Studie [4, 5]. Über 5.000 ESUS-Patienten (mit und ohne PFO) waren zu gleichen Teilen randomisiert worden und erhielten zur sekundären Schlaganfallprophylaxe entweder das direkte orale Antikoagulans Dabigatran (150 oder 110 mg zweimal täglich) oder täglich 1x100 mg ASS. Primärer Endpunkt war die Rate der Schlaganfall-Rezidive. Außerdem wurde die Rate ischämischer Schlaganfälle von Patienten mit versus ohne PFO erfasst.

Ein PFO war bei 680/5.388 Patienten (12,6%) vorhanden – bei 319/2694 in der Dabigatran-Gruppe, (11,8%) und bei 361/2694 (13,4%) in der ASS-Gruppe. In der PFO-Subgruppe war (gegenüber der Gruppe ohne PFO) das mittlere Alter niedriger und der Anteil an Patienten <60 Jahren größer. Die Patienten der PFO-Subgruppe hatten weniger schwere Schlaganfälle und weniger vorbestehende Schlaganfall-Risikofaktoren. Das Risiko für ein Schlaganfallrezidiv war in den Gruppen Dabigatran versus ASS (mit/ohne PFO) statistisch nicht signifikant unterschiedlich (ca. 3-5%). In der PFO-Subgruppe zeigte die Metaanalyse aller vorhandenen (einschließlich der neuen) Daten ebenfalls keine signifikanten Unterschiede für das Antikoagulans versus ASS hinsichtlich des Risikos eines erneuten ischämischen Schlaganfalls (OR 0,7).

„Zusammenfassend bedeutet das, dass bei Schlaganfall-Patienten mit einem PFO die Antikoagulation nicht wirksamer war als ASS“, kommentiert DGN-Pressesprecher Prof. Dr. med. Hans-Christoph Diener, Essen. 

„Somit ist letztendlich auch die Empfehlung der Favorisierung von oralen Antikoagulanzien gegenüber der Plättchenhemmung zu überdenken; zumal ASS insgesamt weniger Nebenwirkungen hat und deutlich kostengünstiger ist.“


Literatur
[1] Diener HC, Chutinet A, Easton JD et al. Dabigatran or Aspirin After Embolic Stroke of Undetermined Source in Patients With Patent Foramen Ovale Results From RE-SPECT ESUS. Stroke 2021 Mar;52(3):1065-1068
doi: 10.1161/STROKEAHA.120.031237. Epub 2021 Jan 28.
[2] Diener H.-C., Grau A., Baldus S. et al., Kryptogener Schlaganfall und offenes Foramen ovale, S2eLeitlinie, 2018; in: Deutsche Gesellschaft für Neurologie (Hrsg.), Leitlinien für Diagnostik und Therapie
in der Neurologie. Online: www.dgn.org/leitlinien (abgerufen am 04.03.2021) https://dgn.org/wp-content/uploads/2012/11/030142_LL_Kryptogener_Schlaganfall_20...
[3] Kuijpers T, Spencer FA, Siemieniuk RAC et al. Patent foramen ovale closure, antiplatelet therapy or anticoagulation therapy alone for management of cryptogenic stroke? A clinical practice guideline. BMJ 2018; 362: k2515
[4] Diener HC, Sacco RL, Easton JD et al. RE-SPECT ESUS Steering Committee and Investigators. Dabigatran for prevention of stroke after embolic stroke of undetermined source. N Engl J Med 2019; 380: 1906–1917
[5] Diener HC, Easton JD, Granger CB et al. RE-SPECT ESUS Investigators. Design of Randomized, Double-Blind, Evaluation in Secondary Stroke Prevention Comparing the Efficacy and Safety of the Oral Thrombin Inhibitor Dabigatran Etexilate vs. Acetylsalicylic Acid in Patients With Embolic Stroke of Undetermined Source (RE-SPECT ESUS). Int J Stroke 2015; 10: 1309–1312

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Originalpublikation:

https://doi.org/10.1161/STROKEAHA.120.031237


Prof. Dr. Angelika Lindinger: Mehrdurchblutung der Lunge, Minderdurchblutung der Organe Niere, Darm, Gehirn

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Die Kleinsten der Kleinen mittels Herzkathetermaßnahme versorgt

Der Ductus arteriosus ist eine pränatale Gefäßverbindung zwischen der großen Körper- und der zentralen Lungenschlagader, die sich üblicherweise in den ersten Lebenstagen verschließt. 

Bei den unreifen Kindern erfolgt dieser Verschluss jedoch häufig stark verzögert oder gar nicht. 

  • Die Folgen sind eine Mehrdurchblutung der Lungen sowie eine Minderdurchblutung der Organe des Körperkreislaufs inkl. der Nieren, des Darms und des Gehirns. 

Zur Behandlung werden verschiedene Medikamente eingesetzt, die aber nicht immer erfolgreich sind. 

In solchen Fällen besteht die Möglichkeit, das offene Gefäß entweder operativ oder per Herzkathetermaßnahme zu verschließen. 

Letztere Methode gewinnt zunehmend an Bedeutung, weil der Eingriff schonender für die sehr kleinen Kinder ist. 

Dabei wird ein Gefäß in der Leiste punktiert und der Verschlusspfropfen über einen Katheter in den Ductus platziert. 

  • Neue miniaturisierte Verschlusssysteme erlauben es, auch sehr kleine und untergewichtige Frühgeborene mit einem Körpergewicht von 700g bis 2.000g schonend zu behandeln. 

Da die unreifen Kinder bei der Prozedur nicht auskühlen dürfen, ist man in einigen Kliniken auch dazu übergegangen, sie im Inkubator unter echokardiografischer Kontrolle mit diesem System zu versorgen, was einen komplexen Eingriff darstellt. 

Durch Kooperation von wissenschaftsbasierten Industriezweigen und Kinderkardiologen konnte mit der Weiterentwicklung der Implantationssysteme große Fortschritte in der Behandlung dieser sehr kleinen und unreifen Kinder erzielt werden.

Die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie und Angeborenen Herzfehler e.V. (DGPK) ist eine gemeinnützige medizinische Fachgesellschaft mit dem Ziel der Förderung von Wissenschaft, Diagnostik und Therapie sowie der Prävention von angeborenen und erworbenen Herz- und Kreislauferkrankungen im Kindes- und Jugendalter. Sie nimmt Belange der Lehre (Ausbildung, Fort- und Weiterbildung) sowie die Erstellung von Leitlinien wahr.

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DR. MED. JOEL ZINDEL: Verwachsungen im Bauch (Adhäsionen) - Nach Entzündungen/Operationen - Labor Makrophagen

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Verwachsungen im Bauch bekämpfen

Verwachsungen im Bauchraum, die etwa nach Operationen entstehen, haben oft schwerwiegende Folgen. 

Nun haben Forschende der Universität Bern und des Inselspitals, Universitätsspital Bern, in Zusammenarbeit mit kanadischen Forschenden entdeckt, wie sich solche Verwachsungen bilden. 

Die Erkenntnisse können dazu beitragen, ein Medikament zu entwickeln, um künftig Verwachsungen verhindern zu können. 

Die Studie wurde vom Fachmagazin «Science» als Titelgeschichte veröffentlicht. 

Medizin am Abend Berlin ZusatzLink: Fachfilm  

Makrophagen im Bauchraum (rot) versiegeln eine mit einem Laser verursachte Verletzung (grün) innert Minuten mit Gerinnsel-ähnlichen Strukturen. Makrophagen im Bauchraum (rot) versiegeln eine mit einem Laser verursachte Verletzung (grün) innert Minuten mit Gerinnsel-ähnlichen Strukturen. Joel Zindel University of Calgary

  • Verwachsungen im Bauch, sogenannte Adhäsionen, entstehen nach Entzündungen oder Operationen. 

Sie können chronische Schmerzen und Verdauungsbeschwerden nach sich ziehen, bei Frauen zu Unfruchtbarkeit führen oder gar lebensbedrohliche Folgen wie einen Darmverschluss haben. 

  • Treten Verwachsungen auf, müssen diese erneut operiert werden. 
  • Zudem erschweren sie nachfolgende operative Eingriffe. 

Dies führt zu entsprechendem Leid bei den Betroffenen und ist auch ein wichtiger Kostenfaktor im Gesundheitssystem. Allein in den USA verursachen Verwachsungen Gesundheitskosten in der Höhe von 2.3 Milliarden Dollar pro Jahr.

Die Entstehung von Verwachsungen ist noch unvollständig erforscht, und es gibt bisher keine Therapie. 

«Da die Krankheit in der Forschung vernachlässigt wurde, haben wir in Bern ein Grundlagenforschungsprogramm gestartet, um mehr über die Entstehung von Adhäsionen herauszufinden», sagt Prof. Daniel Candinas, Mitautor der Studie. 

Es wurde bereits vermutet, dass bei der Entstehung spezielle Immunzellen, sogenannte Makrophagen, eine entscheidende Rolle spielen.

Dies konnte von Joel Zindel und Daniel Candinas von der Universitätsklinik für Viszerale Chirurgie und Medizin am Inselspital und dem Department for BioMedical Research (DBMR), Universität Bern, bestätigt werden. Daher setzte Zindel seine Forschung an der University of Calgary in Kanada in der Gruppe von Paul Kubes fort, da diese als führend auf dem Gebiet der Makrophagen in der Bauchhöhle gilt.

Dr. med. Joel Zindel, Universitätsklinik für Viszerale Chirurgie und Medizin, Inselspital, Universitätsspital Bern, und Department for BioMedical Research, Universität Bern.

Dr. med. Joel Zindel, Universitätsklinik für Viszerale Chirurgie und Medizin, Inselspital, Universitätsspital Bern, und Department for BioMedical Research, Universität Bern. Pascal Triponez Insel Gruppe


Dank Zindels klinischer Expertise und dem Know-how der kanadischen Forschenden gelang es, ein neues Mikroskopiesystem zu entwickeln, um die Makrophagen sozusagen «in flagranti» dabei zu filmen, wie sie Formen bilden, die dann zu den Verwachsungen führen. Zudem konnten die Forschenden die molekularen Mechanismen dahinter beschreiben. Die Ergebnisse der Studie wurden vom Fachmagazin «Science» nun als Titelgeschichte publiziert.

Neue Technologie entwickelt

  • Makrophagen befinden sich in der Bauchhöhle in der sogenannten peritonealen Flüssigkeit, dem «Schmiermittel» zwischen dem Bauchfell, der inneren Auskleidung der Bauchwand, und einem ähnlichen Überzug der Organe in der Bauchhöhle. 

In dieser Flüssigkeit schwimmen die Makrophagen freischwebend umher, ähnlich wie Plankton im Meer. 

Zu ihren Aufgaben gehört es, Erreger zu beseitigen, aber auch Verletzungen im Bauchraum möglichst rasch zu versiegeln. Wie sie letzteres bewerkstelligen, also eine Verletzung erkennen und sich dorthin zu bewegen, war bislang unklar.

Da sich diese Zellen im Reagenzglas ganz anders verhalten als im Körper, entwickelten Zindel und Kubes ein neues Mikroskopiemodell, das es ihnen ermöglichte, die feinste Stelle der Bauchwand als Fenster zu nutzen, um durch die intakte Bauchwand hindurch in die Bauchhöhle hineinzublicken und die Makrophagen in Echtzeit zu filmen.

Wenn Makrophagen die Kontrolle verlieren

  • Gibt es innerhalb des Bauchraums eine winzige Verletzung, verklumpen Makrophagen innert Minuten dort zu Gerinnsel-ähnlichen Strukturen. 

So versiegeln sie die Verletzung und hören anschliessend auf, weiter zu verklumpen. 

Wie die Forschenden um Zindel und Kubes entdeckt haben, basiert der molekulare Mechanismus dahinter auf speziellen, unspezifischen Rezeptoren, die eine Vielzahl von Strukturen erkennen. 

  • Werden die Makrophagen nun in der Flüssigkeit bewegt, etwa durch die Atem- oder Verdauungsbewegungen, reicht dies aus, damit die Makrophagen mittels ihrer Rezeptoren an einer Wunde und aneinander haften und so verklumpen können.


Was bei kleineren Verletzungen bestens funktioniert, wird bei grossen Verletzungen, wie etwa dem operativen Öffnen der Bauchwand, oder dem Einsetzen eines Implantats, zum Problem. 

  • «Bei grösseren Verletzungen geraten die Makrophagen ausser Kontrolle – die Gerinnsel hören nicht auf zu wachsen und bilden lange Stränge bis alle Makrophagen ‹aufgebraucht› sind», erklärt Zindel. «Wir konnten zeigen, dass diese Stränge zu den Verwachsungen führen.»


Dies könnte evolutionäre Gründe haben: 

Makrophagen sind von der Evolution so optimiert, dass sie mit einer kleineren Verletzung gut umgehen können. 

«Nehmen wir als Beispiel eine Jägerin, die von einem Hirschgeweih verletzt wird», sagt Zindel. 

«Die Makrophagen versiegeln möglichst rasch alle internen Löcher – nur so kann man das überleben». 

Wenn jedoch bei einer Bauchoperation Luft in die Bauchhöhle eindringt oder Fremdkörper implantiert werden, sind die Makrophagen überfordert, denn die Evolution hat sie nicht darauf vorbereitet. «In dem Fall werden die Makrophagen schädlich und verursachen Verwachsungen», erklärt Zindel.

Patent angemeldet

Die Forschenden stellten fest, dass wenn die entsprechenden Rezeptoren im Mausmodell blockiert werden, dies zu weniger Verwachsungen führt. Der entsprechende Wirkstoff wurde zum Patent angemeldet. 

Die Erkenntnisse sind relevant für viele Forschungsgebiete, denn keine anderen Immunzellen werden so schnell «rekrutiert» wie Makrophagen in der Bauchhöhle – dies könnte in anderen Hohlräumen wie beim Herz oder der Lunge ähnlich sein, oder der entdeckte Mechanismus könnte nicht nur bei Verletzungen, sondern auch Erkrankungen wie beispielsweise bei Bauch-Tumoren eine Rolle spielen.

«Dies ist ein Beispiel dafür, dass Grundlagenforschung einen hohen translationellen Wert hat», sagt Daniel Candinas. Gemeinsam mit Calgary werden die Berner Forschenden nun Industriepartner suchen und die Wirksamkeit des Wirkstoffs in menschlichem Gewebe testen. 

  • Künftig könnten Patientinnen und Patienten etwa vor Operationen ein Medikament erhalten, das die Reaktion der Makrophagen unterdrückt und Verwachsungen verhindert.


Department for Biomedical Research (DBMR)

Über 25 Jahre biomedizinische Forschung in Bern: Das Department for Biomedical Research (DBMR) der Universität Bern wurde 1994 gegründet und hat als Institut der Medizinischen Fakultät den Auftrag, Forschenden des Inselspitals, Universitätsspital Bern und der Medizinischen Fakultät eine optimale Infrastruktur zur Verfügung zu stellen. Die Core Facilities entsprechen stets dem State of the Art, und die Forschenden finden im Departement bedarfsgerechte Labor- und Arbeitsplätze. Dem Departement sind 47 unabhängige Forschungsgruppen angegliedert, die fast alle Bereiche der biomedizinischen Forschung abdecken. Ziel des DBMR ist es, Brücken zwischen laborbasierter und patientenorientierter klinischer Forschung zu schlagen. Ausserdem richtet es seinen Fokus auf die Entwicklung von translationaler Forschung und die Anwendung von sogenannten Omics-Methoden.

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DR. MED. JOEL ZINDEL
Universitätsklinik für Viszerale Chirurgie und Medizin, Inselspital, Universitätsspital Bern, und Department for BioMedical Research, Universität Bern
Telefon: +41 77 504 22 25
E-Mail-Adresse: joel.zindel@dbmr.unibe.ch

Nathalie Matter Universität Bern

Hochschulstrasse 6
3012 Bern
Schweiz
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Telefon: 0041-31-631 45 80
Fax: 0041-31-631 45 62
E-Mail-Adresse: nathalie.matter@kommunikation.unibe.ch
Originalpublikation:

J. Zindel, M. Peiseler, M. Hossain, C. Deppermann, W.Y. Lee, B. Haenni, B. Zuber, J.F. Deniset, B.G.J. Surewaard, D. Candinas, P. Kubes: Primordial GATA6 macrophages function as extravascular platelets in sterile injury, Science, 5. März 2021,https://science.sciencemag.org/content/371/6533/eabe0595



 

Prof. Dr. Roman-Ulrich Müller: Polyzystische Nierenerkrankung (ADPKD) Zystennieren und die Ketogene Diät

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Zystennieren: Studie untersucht Ernährung als Schlüsselfaktor bei Nierenerkrankung

An der Kölner Universität und Uniklinik startet eine klinische Studie, die eine ketogene Diät bei Patienten mit polyzystischen Nieren untersucht / 

Unterstützt wird die Studie von der amerikanischen PKD Foundation (polycystic kidney disease)

  • Ein Kölner Forschungsteam startet eine Studie zur ketogenen Ernährung bei Patienten, die von der vererbbaren polyzystischen Nierenerkrankung (ADPKD, Zystennieren) betroffen sind. 
  • Eine ketogene Diät zeichnet sich durch eine kohlenhydrat- und zuckerarme, aber fettreiche Ernährung aus. 

Unter der Leitung von Prof. Dr. Roman-Ulrich Müller, Oberarzt der Klinik II für Innere Medizin der Uniklinik Köln und Forschungsgruppenleiter am Exzellenzcluster für Alternsforschung CECAD sowie am Zentrum für Molekulare Medizin Köln (ZMMK), und Dr. Franziska Grundmann, Oberärztin und Leiterin des Studienzentrums der Klinik II für Innere Medizin, startet die „First in Men“ – Translationale Studie Keto-ADPKD mit 63 Studienteilnehmerinnen und -teilnehmern.

  • Durch Grundlagenforschung konnte bereits in Modellorganismen ein positiver Effekt der ketogenen Diät auf die Zystennieren-Erkrankung gezeigt werden. 

Müllers Kooperationspartner und Köln Alumnus Prof. Dr. Thomas Weimbs, University of California, Santa Barbara, veröffentlichte diese Daten 2019 im Fachjournal „Cell Metabolism“.


Weltweit ist ca. einer von 1.000 Menschen von Zystennieren betroffen, was in Deutschland in einer Zahl von rund 80.000 Menschen mit dieser Erkrankung resultiert. 

Etwa die Hälfte der Patienten leidet mit fortschreitendem Alter unter erheblichen Einschränkungen der Nierenfunktion. 

Gefördert wird die aktuelle Studie durch die amerikanische PKD Foundation, einer gemeinnützigen Organisation, die sich auf die Erforschung der polyzystischen Nierenerkrankung spezialisiert hat. 

„Darauf sind wir stolz und freuen uns sehr, dass wir diese Studie hier in Köln durchführen können. 

Es ist selten, dass Ernährungsstudien, die kostspielig und aufwendig sind, gefördert werden“, so Müller.

Nun soll erstmals – koordiniert durch das Studienzentrum der Klinik II für Innere Medizin – in drei Gruppen à 21 Patienten die Umsetzbarkeit, Sicherheit und Wirkung der ketogenen Diät bei Zystennieren im Menschen untersucht werden. 

Bei einer ketogenen Diät entstammt der Hauptanteil der zugeführten Kalorien aus Fetten, wobei hier im Rahmen der Studie explizit auf gesunde fettreiche Nahrungsmittel geachtet wird. 

Kohlenhydrate (Zucker) werden nur sehr wenige konsumiert. 

  • Der Körper passt sich der Diät an und wechselt seinen Stoffwechsel von der Kohlenhydrat-/Zuckerverbrennung (Glykolyse) zur Ketose, der Verbrennung von Fetten. 

Im Tiermodell wurde zuvor gezeigt, dass der Stoffwechselzustand der Ketose wichtig ist, um das Fortschreiten der Zystennieren-Erkrankung zu hemmen, denn die Zystenzellen können sich nicht an den geänderten Stoffwechsel anpassen. 

In der aktuellen Studie ändert eine Gruppe ihre Ernährung nicht (Kontrollgruppe), die zweite erhält einen ketogenen Ernährungsplan und die dritte Gruppe ernährt sich wie gewohnt, macht jedoch einmal im Monat über drei Tage Wasserfasten (nur Wasseraufnahme).

 
Bei der polyzystischen Nierenerkrankung sind die Funktionseinheiten der Nieren betroffen, die Nephrone. 

Diese entwickeln Zysten – mit Wasser gefüllte Säcke – welche die Nierenfunktion erheblich einschränken können. 

Mehr als 50 Prozent der Betroffenen werden im Alter von 50 bis 60 Jahren ihre Nierenfunktion endgültig verloren haben, sodass eine Dialysebehandlung (Blutwäsche) oder eine Nierentransplantation zum Ersatz der Nierenfunktion notwendig werden. 

„Der Erhalt der Nierenfunktion ist das vorrangige Ziel. 

Es ist hier enorm wichtig den Betroffenen präventive Maßnahmen mit an die Hand geben zu können. 

  • Aber auch der potenzielle Effekt der Ernährung auf das mit der Erkrankung verbundene Größenwachstum der Nieren, welches häufig Beschwerden verursacht, ist von Bedeutung“, sagt Müller.

 Grundmann ergänzt: 

„Zudem ist es von großem Interesse die wissenschaftliche Datenlage zur ketogenen Diät auszubauen. Fundierte Studien über die Sicherheit und Wirkung sind insbesondere bei Patienten mit Nierenerkrankungen bislang kaum vorhanden. 

Wir sind gespannt, ob wir bei den Patienten einen ähnlich positiven Effekt auf die Erkrankung sehen wie zuvor in den vorklinischen Studien."


Die Studie ist für einen Zeitraum von knapp eineinhalb Jahren angesetzt. 

Die ersten Ergebnisse werden im Herbst 2022 erwartet.

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Prof. Dr. Roman-Ulrich Müller
+49 221 478 30966
roman-ulrich.mueller@uk-koeln.de
Presse und Kommunikation:
Dr. Anna Euteneuer
+49 221 478 84043
anna.euteneuer@uni-koeln.de

Gabriele Meseg-Rutzen Universität zu Köln

Albertus-Magnus-Platz 1
50923 Köln
Deutschland
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Telefon: 0221/470-5601
Fax: 0221/470-5190
E-Mail-Adresse: meseg-rutzen@uni-koeln.de


Weitere Informationen für international Medizin am Abend Berlin Beteiligte 


https://clinicaltrials.gov/ct2/show/NCT04680780?cond=ADPKD&draw=2&rank=1


 

Univ.-Prof. Dr. Veronika Somoza: Entzündungshemmend Resveratrol - rote Trauben: Zahnfleischentzündungen

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Bitterrezeptor an entzündungshemmender Wirkung von Resveratrol beteiligt?

Resveratrol ist ein sekundärer Pflanzenstoff, der vor allem in roten Trauben und im Japanischen Staudenknöterich enthalten ist. 

Seine synthetische Variante ist seit 2016 in der EU als Lebensmittelzutat zugelassen. 

Zumindest im Zellversuch entfaltet der Stoff entzündungshemmende Eigenschaften. 

Wie eine aktuelle Kooperationsstudie des Leibniz-Instituts für Lebensmittel-Systembiologie an der Technischen Universität München und des Instituts für Physiologische Chemie der Universität Wien nun zeigt, ist der Bitterrezeptor TAS2R50 an diesem Effekt beteiligt. 

Studienleiterin Veronika Somoza und ihr Team veröffentlichten ihre Ergebnisse im Journal of Agricultural and Food Chemistry. 

Prof. Dr. Veronika Somoza 

 Prof. Dr. Veronika Somoza Joseph Krpelan

Bittere Lebensmittelinhaltsstoffe beeinflussen nicht nur den Geschmack einer Speise, sondern entfalten oft auch weitere physiologische Wirkungen. 

  • So schmeckt Resveratrol nicht nur bitter, sondern vermindert die Freisetzung von Signalstoffen, die an Entzündungsprozessen beteiligt sind. 
  • Hierfür sprechen verschiedene zellbasierte sowie klinische Studien an Patienten mit Stoffwechselerkrankungen. Ob hierbei auch Bitterrezeptoren eine Rolle spielen, hatte bisher noch keine Forschungsgruppe untersucht.


Zahnfleischzellen als Testsystem

Um dieser Frage nachzugehen, führte das Team um Veronika Somoza Versuche mit einer menschlichen Zelllinie durch, die einer Zahnfleischbiopsie entstammt. Die Zellen dieser Zelllinie sind ein geeignetes Testsystem, um Wechselwirkungen zwischen Bitterstoffen, Bitterrezeptoren und der Freisetzung von Entzündungsmarkern zu untersuchen. Denn, wie das Team erstmals zeigt, verfügen diese Zellen über aktive Bitterrezeptorgene und sind zudem immunkompetent. 

  • Das heißt, behandelt man die Zellen mit Oberflächenantigenen von Bakterien, die Zahnfleischentzündungen auslösen, setzen sie quantifizierbare Mengen des Entzündungsmarkers Interleukin-6 frei.


Resveratrol reduziert Entzündungsmarker

In der aktuellen Studie reduzierte Resveratrol die freigesetzte Entzündungsmarker-Menge um etwa 80 Prozent. 

Eine zusätzliche Gabe der bitter-maskierenden Substanz Homoeriodictyol verringerte diesen entzündungshemmenden Effekt um etwa 17 Prozent. 

„Dies ist bemerkenswert, denn Homoeriodictyol ist eine natürliche Substanz, die nachweislich die über bestimmte Bitterrezeptoren vermittelte Bitterkeit von Nahrungsstoffen verringert. Zu diesen Rezeptoren zählt unter anderem der Bitterrezeptor TAS2R50, den auch die Zellen unseres Testsystems exprimieren“, erklärt Veronika Somoza, stellvertretende Vorständin des Wiener Instituts für Physiologische Chemie und Direktorin des Freisinger Leibniz-Instituts. „Diese Beobachtung und zusätzlich von uns durchgeführte Knock-down-Experimente sowie computergestützte Struktur-Funktions-Analysen legen nahe, dass dieser Rezeptortyp an der Vermittlung der entzündungshemmenden Resveratrol-Wirkung beteiligt ist.“

Somoza ergänzt: „Natürlich besteht noch sehr viel Forschungsbedarf. Dennoch liefern die Studienergebnisse schon jetzt neue Bausteine, die dazu beitragen, die molekularen Wechselwirkungen zwischen bitter schmeckenden Lebensmittelinhaltsstoffen, Bitterrezeptoren und Immunreaktionen aufzuklären." Spannend sei zukünftig auch die Frage, ob Bitterstoffe und Bitterrezeptoren im Hinblick auf entzündliche Zahnfleischerkrankungen wie Parodontose eine Rolle spielen könnten, so die Wissenschaftlerin weiter.

Originalpublikation: Tiroch J, Sterneder S, Di Pizio A, Lieder B, Hoelz K, Holik AK, Pignitter M, Behrens M, Somoza M, Ley JP, Somoza V (2021) J Agric Food Chem, DOI: 10.1021/acs.jafc.0c07058. Bitter Sensing TAS2R50 Mediates the trans-Resveratrol-Induced Anti-inflammatory Effect on Interleukin 6 Release in HGF-1 Cells in Culture https://pubs.acs.org/doi/abs/10.1021/acs.jafc.0c07058

Hintergrundinformation

  • Synthetisch hergestelltes trans-Resveratrol ist als Nahrungsergänzungsmittel erhältlich und ist ausschließlich für Erwachsene bestimmt. 
  • Die empfohlene maximale tägliche Aufnahmemenge liegt bei 150 Milligramm. 

Die gesundheitsfördernden Wirkungen von Resveratrol werden derzeit vielfältig untersucht und lassen sich aktuell noch nicht abschließend beurteilen. V

Verbraucher sollten bedenken, dass es bei übermäßigem Konsum von 1 Gramm Resveratrol pro Tag zu Durchfall oder anderen Störungen des Magen-Darmtraktes kommen kann.

Quellen:

1. https://www.bzfe.de/fileadmin//resources/import/pdf/eif_11-12_2016_24_lebensmitt...;

2. https://efsa.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.2903/j.efsa.2016.4368

3. Trabrizi R et al. (2018) Food Funct, 9(12):6116-6128, DOI: 10.1039/c8fo01259h. The effects of resveratrol supplementation on biomarkers of inflammation and oxidative stress among patients with metabolic syndrome and related disorders: a systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials https://pubs.rsc.org/en/content/articlelanding/2018/FO/C8FO01259H#!divAbstract

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Univ.-Prof. Dr. Veronika Somoza
Direktorin
Leibniz-Institut für Lebensmittel-Systembiologie an der Technischen Universität München
Lise-Meitner-Str. 34, 85354 Freising
Tel.: +49 8161 71 2700
E-Mail: v.somoza.leibniz-lsb@tum.de

Dr. Gisela Olias
Leibniz-Institut für Lebensmittel-Systembiologie an der Technischen Universität München
Lise-Meitner-Str. 34, 85354 Freising
Tel.: +49 8161 71 2980
E-Mail: g.olias.leibniz-lsb@tum.de
www.leibniz-lsb.de


Informationen zum Institut

Das Leibniz-Institut für Lebensmittel-Systembiologie an der Technischen Universität München (Leibniz-LSB@TUM) besitzt ein einzigartiges Forschungsprofil. Seine Wissenschaftler kombinieren Methoden der biomolekularen Grundlagenforschung mit Analysemethoden der Bioinformatik und analytischen Hochleistungstechnologien. Ihr Ziel ist es, die komplexen Inhaltsstoffprofile von Rohstoffen bis hin zu den finalen Lebensmittelprodukten zu entschlüsseln und deren Wirkung auf den Menschen aufzuklären. Basierend auf ihrer Forschung entwickelte Produkte sollen dazu beitragen, die Bevölkerung auch in Zukunft nachhaltig und ausreichend mit gesundheitsfördernden, wohlschmeckenden Lebensmitteln zu versorgen. Darüber hinaus sollen die neu gewonnenen wissenschaftlichen Erkenntnisse dazu dienen, personalisierte Ernährungskonzepte zu entwickeln, die zum Beispiel Menschen mit einer Nahrungsmittelunverträglichkeit helfen, ohne dass die Lebensqualität eingeschränkt und die Gesundheit gefährdet ist.

Das Leibniz-LSB@TUM ist ein Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, die 96 selbständige Forschungseinrichtungen verbindet. Ihre Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute widmen sich gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevanten Fragen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Forschung, auch in den übergreifenden Leibniz-Forschungsverbünden, sind oder unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer, vor allem mit den Leibniz-Forschungsmuseen. Sie berät und informiert Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Einrichtungen pflegen enge Kooperationen mit den Hochschulen - u.a. in Form der Leibniz-WissenschaftsCampi, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 20.000 Personen, darunter 10.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,9 Milliarden Euro.

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Originalpublikation:

Tiroch J, Sterneder S, Di Pizio A, Lieder B, Hoelz K, Holik AK, Pignitter M, Behrens M, Somoza M, Ley JP, Somoza V (2021) J Agric Food Chem, DOI: 10.1021/acs.jafc.0c07058. Bitter Sensing TAS2R50 Mediates the trans-Resveratrol-Induced Anti-inflammatory Effect on Interleukin 6 Release in HGF-1 Cells in Culture https://pubs.acs.org/doi/abs/10.1021/acs.jafc.0c07058


Weitere Informationen:

https://www.bzfe.de/fileadmin//resources/import pdf/eif_11-12_2016_24_lebensmittelrecht.pdf Informationen des BZfE zu trans-Resveratrol

https://efsa.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.2903/j.efsa.2016.4368 Informationen der EFSA zu trans-Resveratrol


https://pubs.rsc.org/en/content/articlelanding/2018/FO/C8FO01259H#!divAbstract Meta-Analyse, Auswertung von klinischen Studien #Resveratrol, #Entzündungsmarker, #Stoffwechselerkrankungen, #metabolisches Syndrom