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Keep it Simple: Herzinfarkt mit kardiogenem Schock

Medizin am Abend Berlin Fazit: Studie revolutioniert Behandlung bei Herzinfarkt

Herzzentrum Leipzig ist federführend in der Erforschung einer besseren und sichereren Behandlung des Herzinfarktes mit kardiogenem Schock und veröffentlicht die Ergebnisse der CULPRIT-SHOCK Studie im "New England Journal of Medicine". 

Prof. Dr. Holger Thiele, Direktor der Universitätsklinik für Kardiologie - HELIOS Stiftungsprofessur am Herzzentrum Leipzig
Prof. Dr. Holger Thiele, Direktor der Universitätsklinik für Kardiologie - HELIOS Stiftungsprofessur am Herzzentrum Leipzig Dominik Wolf
 
Jährlich erleiden circa 300.000 Menschen in Deutschland einen akuten Herzinfarkt. 

In bis zu zehn Prozent der Fälle wird dieser auch von einem so genannten kardiogenen Schock – einem Pumpversagen des Herzens – begleitet und führt unbehandelt zum Tod. 

Medizinische Leitlinien geben in dem Fall vor, wie eine unverzügliche Behandlung zu erfolgen hat.

„Im Herzkatheterlabor wird das verschlossene Herzkranzgefäß aufgedehnt. Gleichzeitig sagen die Leitlinien, dass in diesem Zuge auch weitere mögliche Engstellen der Herzkranzgefäße mitbehandelt werden sollen“, erklärt Professor Holger Thiele, Direktor der Universitätsklinik für Kardiologie – Helios Stiftungsprofessur am Herzzentrum Leipzig die Therapie.


„Nun haben wir in unserer mit über 700 Patienten größten, randomisierten CULPRIT-SHOCK Studie zu diesem Thema nachweisen können, dass es – in Bezug auf das Überleben und gefährliche Begleiterkrankungen, wie schwerem Nierenversagen – die Prognose der Betroffenen erheblich verbessert, wenn ausschließlich das für den Infarkt verantwortliche Gefäß behandelt wird“, so der Kardiologe weiter. 

„Die Ergebnisse unserer Studie lassen sich damit mit ‚keep it simple‘ – also ‚halte es möglichst einfach‘ – zusammenfassen und werden sicherlich dazu führen, dass die bisherigen Leitlinien zur Behandlung des Herzinfarktes in Kombination mit einem kardiogenen Schock vollkommen neu ausgelegt werden müssen“, so der Mediziner weiter.

„Für Betroffene bedeuten die Ergebnisse, dass sie in Zukunft sicherer behandelt werden können und sich ihre Prognose und ihre Lebensqualität nach einer solchen Therapie erheblich verbessert.“

Die CULPRIT-SHOCK Studie, die von der Europäischen Union mit sechs Millionen Euro gefördert wurde und an der sich über 83 Studienzentren aus elf europäischen Ländern beteiligten, steht unter der Federführung von Professor Holger Thiele, der im September 2017 ans Herzzentrum Leipzig zurückgekehrt war. Er präsentierte am 30. Oktober 2017 die Studienergebnisse auch zum ersten Mal öffentlich im Rahmen des 29. jährlichen Transcatheter Cardiovascular Therapeutics (TCT) in Denver (USA) – dem größten Wissenschaftssymposium im Bereich der interventionellen, kardiovaskulären Medizin. Darüber hinaus wird die Studie zeitgleich in der angesehensten und einer der auflagenstärksten medizinischen Fachzeitschriften, dem The New England Journal of Medicine, veröffentlicht.

„Das ist eine großartige Anerkennung unserer Forschungsleistungen, bestätigt die medizinisch, nachhaltige Bedeutung unserer Studie und steht für die internationale wissenschaftliche Strahlkraft des Herzzentrum Leipzig“, freut sich Professor Holger Thiele.

Über das Herzzentrum Leipzig:
Das Herzzentrum Leipzig bietet mit seinen 440 Betten und zehn tagesklinischen Betten in der Universitätsklinik für Herzchirurgie, der Universitätsklinik für Kardiologie – HELIOS Stiftungsprofessur (inkl. der Abteilung für Rhythmologie) und der Universitätsklinik für Kinderkardiologie sowie den Abteilungen für Anästhesiologie und Radiologie Hochleistungsmedizin rund um das Herz. Unter der Leitung international erfahrener Ärzte und namhafter Wissenschaftler arbeitet am Herzzentrum Leipzig ein Team von mehr als 1.450 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Seit der Inbetriebnahme im September 1994 besteht mit dem Freistaat Sachsen und der Universität Leipzig ein Kooperations- und Nutzungsvertrag. Das rechtlich und wirtschaftlich selbständige Herzzentrum kooperiert eng mit der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig. Seit 2014 ist das Herzzentrum Leipzig eine 100-prozentige Tochter der HELIOS Kliniken GmbH. www.helios-kliniken.de/herzzentrum

Über die HELIOS Kliniken Gruppe
Helios ist Europas führender privater Krankenhausbetreiber mit mehr als 100.000 Mitarbeitern. Zum Unternehmen gehören die Helios Kliniken in Deutschland und Quirónsalud in Spanien. 15 Millionen Patienten entscheiden sich jährlich für eine medizinische Behandlung bei Helios.

In Deutschland verfügt Helios über 111 Akut- und Rehabilitationskliniken, 89 Medizinische Versorgungszentren (MVZ), vier Rehazentren, 17 Präventionszentren und 12 Pflegeeinrichtungen. Jährlich werden in Deutschland rund 5,2 Millionen Patienten behandelt, davon 3,9 Millionen ambulant. Helios beschäftigt in Deutschland mehr als 73.000 Mitarbeiter und erwirtschaftete 2016 einen Umsatz von rund 5,8 Milliarden Euro. Helios ist Partner des Kliniknetzwerks „Wir für Gesundheit“. Sitz der Unternehmenszentrale ist Berlin.

Quirónsalud betreibt in Spanien 43 Kliniken, 44 ambulante Gesundheitszentren sowie rund 300 Einrichtungen für Betriebliches Gesundheitsmanagement. Jährlich werden in Spanien über 9,7 Millionen Patienten behandelt, davon 9,4 Millionen ambulant. Quirónsalud beschäftigt mehr als 35.000 Mitarbeiter und erwirtschaftete 2016 einen Umsatz von rund 2,5 Milliarden Euro.

Helios und Quirónsalud gehören zum Gesundheitskonzern Fresenius. 

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Deine Risikobereitschaft? Dein Persönlichkeitsmerkmal

Medizin am Abend Berlin Fazit: Risikobereitschaft ist ein relativ stabiles Persönlichkeitsmerkmal

Jeder Mensch hat eine andere Bereitschaft, Risiken einzugehen. 

Und diese kann sich in verschiedenen Lebensbereichen unterscheiden. 

Dennoch gibt es – ähnlich dem allgemeinen Intelligenzquotienten (IQ) – einen individuellen, allgemeinen Faktor der Risikobereitschaft, der über die Zeit beständig ist. 

Dieser kann allerdings nicht aus den herkömmlichen, oft widersprüchlichen Verhaltenstests erschlossen werden. 

Dies zeigt eine Studie der Universität Basel und des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung. Die Gesamtergebnisse wurden in den Fachzeitschriften Science Advances und Nature Human Behaviour veröffentlicht. 

Medizin am Abend Berlin ZusatzFachThema: Personennstandsrecht - Geschlechtseintrag  
 
Investiere ich mein Geld oder lasse ich es auf dem Bankkonto liegen?

Lasse ich mich operieren oder nicht?

Nehme ich Drogen oder führe ich ein gesundes Leben?

Dies sind alles Entscheidungen, die wir in dem Wissen treffen müssen, dass sie Konsequenzen haben können und mit Risiken verbunden sind.

Doch welches psychologische Konstrukt steht hinter unseren Risikoentscheidungen?

Hängt unsere Risikobereitschaft davon ab, worum es sich handelt und variiert je nach Lebensbereich oder ist sie weitestgehend gleichbleibend? 

Die Antwort lautet: 

Beides ist richtig. Das zeigt die großangelegte Basel–Berlin-Risiko-Studie von Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung und der Universität Basel, die auch vom Schweizerischen Nationalfonds finanziell unterstützt wurde.

„Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass Risikobereitschaft ein ähnliches psychometrisches Muster hat wie psychologische Persönlichkeitsmerkmale. Vergleichbar mit dem allgemeinen Faktor der Intelligenz gibt es auch einen allgemeinen Faktor der Risikobereitschaft. Das heißt, dass man in verschiedenen Lebensbereichen zwar unterschiedlich risikobereit sein kann, doch dass ein allgemeiner Faktor immer mitwirkt“, sagt Erstautor Renato Frey, Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Basel und Assoziierter Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung. Für diese Erkenntnis spricht auch, dass dieser individuelle Faktor der Risikobereitschaft in den Tests über die Zeit stabil blieb.

Entgegen bisheriger Studiendesigns, die meist auf einzelnen oder nur wenigen Messinstrumenten für Risikobereitschaft beruhen, untersuchten die Wissenschaftler die Risikopräferenz von 1.507 Erwachsenen im Alter von 20 bis 36 Jahren mit drei verschiedenen Messansätzen. Dazu zählten: Selbstauskünfte über hypothetische Risikoszenarien, experimentelle Verhaltenstests mit finanziellen Anreizen sowie Angaben zu risikoreichem Verhalten im Alltag. Insgesamt 39 Tests mussten die Probanden innerhalb eines Tages absolvieren. Um zu sehen, wie stabil die Risikobereitschaft über die Zeit ist, ließen die Wissenschaftler 109 der Probanden die Tests nach sechs Monaten wiederholen.

Ein wichtiger Befund dieser Studie ist, dass die hypothetischen Risikoszenarien und die Angaben zu risikoreichem Verhalten im Alltag ein ähnliches Ergebnis zu der Risikobereitschaft einer Person lieferten.

Im Gegensatz hierzu ergaben die experimentellen Verhaltenstests ein davon abweichendes Bild. Eine detaillierte Analyse dieser Unstimmigkeiten zeigte, dass die Probanden in den verschiedenen Verhaltenstests teils sehr unterschiedliche Entscheidungsstrategien angewandt hatten. Je nach den Eigenschaften der Verhaltensaufgaben – wie Risiken eher spielerisch erfahrbar zu machen oder eher abstrakt darzustellen – verhielten sich die Probanden sehr unterschiedlich. „Diese Ergebnisse zeigen, dass die von Ökonomen häufig bevorzugten Verhaltenstests oft ein inkonsistentes Bild der Risikobereitschaft von Menschen ergeben, die nur schwer mit einheitlichen Theorien zu Risikoverhalten erklärt werden können“, sagt Jörg Rieskamp, Direktor der Abteilung für Wirtschaftspsychologie der Psychologischen Fakultät der Universität Basel.

Diese Resultate sind sowohl aus methodischen wie auch theoretischen Gründen bedeutsam. „Unsere Arbeiten sind ein Weckruf, die verschiedenen Messtraditionen zu hinterfragen und insbesondere besser zu verstehen, was genau die Verhaltenstests eigentlich messen. Sie scheinen jedenfalls keine situationenübergreifende Risikopräferenz zu erfassen.

Die Entdeckung des allgemeinen Faktors der Risikobereitschaft – basierend auf Urteilen über sich selbst sowie Angaben zu risikoreichem Verhalten im Alltag – deutet allerdings darauf hin, dass Risikobereitschaft ein eigenständiger Teil unserer Persönlichkeit ist. 

In Zukunft erlaubt uns dieses Wissen, auch die biologischen Grundlagen von Risikobereitschaft besser zu untersuchen“, sagt Ralph Hertwig, Direktor des Forschungsbereichs „Adaptive Rationalität“ am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.


Originalstudie
Frey, R., Pedroni, A., Mata, R., Rieskamp, J., & Hertwig, R. (2017). Risk preference shares the psychometric structure of major psychological traits. Science Advances, 3, e1701381. doi:10.1126/sciadv.1701381

Pedroni, A., Frey, R., Bruhin, A., Dutilh, G., Hertwig, R., & Rieskamp, J. (2017). The risk elicitation puzzle. Nature Human Behaviour. doi:10.1038/s41562-017-0219-x

Max-Planck-Institut für Bildungsforschung
Das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung wurde 1963 in Berlin gegründet und ist als interdisziplinäre Forschungseinrichtung dem Studium der menschlichen Entwicklung und Bildung gewidmet. Das Institut gehört zur Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e. V., einer der führenden Organisationen für Grundlagenforschung in Europa.

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CAVE: Motoneuron-Erkrankung: Autophagie

Medizin am Abend Berlin Fazit: Störung an den Synapsen

Für Motoneuron-Erkrankungen beschreibt ein Würzburger Forschungsteam einen bislang unbekannten Krankheitsmechanismus. Das sollte bei der Entwicklung von Medikamenten zu einem Umdenken führen.  
Motoneuronen sind die Nerven, deren Impulse Muskeln in Aktion treten lassen.
Wenn diese Neuronen geschädigt sind, können sehr unterschiedliche Krankheiten entstehen – zum Beispiel die Spinale Muskelatrophie bei Kindern oder die Amyotrophe Lateralsklerose bei Erwachsenen.
  • In beiden Fällen kommt es zu Muskelschwund, Lähmungen und am Ende zum Funktionsverlust der Muskulatur. 
Davon sind auch die Atemmuskeln betroffen. 

Die Krankheiten sind bislang nicht heilbar; ihr Fortschreiten lässt sich durch Medikamente aber verzögern.

Autophagie als neues Angriffsziel für Medikamente

„Bei der Entwicklung neuer Medikamente liegt das Hauptaugenmerk bislang auf der Verhinderung von Zelltodmechanismen und auf dem Abbau von Protein-Ansammlungen in den betroffenen Nervenzellen“, sagt Professor Michael Sendtner, Leiter des Instituts für Klinische Neurobiologie am Würzburger Universitätsklinikum.

Jetzt aber haben Sendtner und sein Mitarbeiter Patrick Lüningschrör mit ihrem Team ein weiteres Ziel identifiziert, das als Angriffspunkt für Medikamente in Frage kommt:

Es ist der komplexe Prozess der Autophagie, wie die Forscher im Journal Nature Communications berichten.  

Dieser Prozess sorgt im Normalfall dafür, dass die Impulsübertragung zwischen Motoneuronen und Muskeln dauerhaft funktioniert.

Anhäufung von Vesikeln an den Synapsen

Ausgangspunkt für die neue Erkenntnis war das PLEKHG5-Gen.

Bekannt ist, dass Mutationen in diesem Gen verschiedene Formen von Motoneuron-Erkrankungen auslösen können. Die Würzburger fanden nun heraus, dass dieses Gen immens wichtig für die Autophagie ist: 

Es steuert an den Synapsen den Abbau der Bläschen (Vesikel), die mit dem Botenstoff Acetylcholin gefüllt sind und die Erregung vom Nerven zu den Muskeln transportieren.

Medizin am Abend Berlin ZusatzFachHinweis: Laborbestimmung  


Wird das PLEKHG5-Gen an einzelnen Motoneuronen in Zellkultur ausgeschaltet, verringert sich die Autophagie und es kommt zur Anhäufung der synaptischen Vesikel. 

Und bei Mäusen führt die Inaktivierung des Gens zu einer Motoneuron-Erkrankung mit einer ebenfalls massiven Akkumulation der Vesikel.

Konsequenzen für die Entwicklung von Medikamenten

„Die Befunde liefern einen wichtigen Beweis dafür, dass eine gestörte Autophagie eine zentrale Rolle in der Entstehung von Motoneuron-Erkrankungen spielt“, sagt Sendtner.  

Diese neue Erkenntnis müsse zu einem Umdenken bei der Entwicklung neuer Medikamente führen. 

Gefragt seien nun auch Wirkstoffe, die eine Anhäufung von Vesikeln verhindern oder verringern.

Plekhg5-regulated autophagy of synaptic vesicles reveals a pathogenic mechanism in motoneuron disease, Patrick Lüningschrör, Beyenech Binotti, Benjamin Dombert, Peter Heimann, Angel Perez-Lara, Carsten Slotta, Nadine Thau-Habermann, Cora R. von Collenberg, Franziska Karl, Markus Damme, Arie Horowitz, Isabelle Maystadt, Annette Füchtbauer, Ernst-Martin Füchtbauer, Sibylle Jablonka, Robert Blum, Nurcan Üçeyler, Susanne Petri, Barbara Kaltschmidt, Reinhard Jahn, Christian Kaltschmidt, Michael Sendtner. Nature Communications, 30. Oktober 2017, DOI 10.1038/s41467-017-00689-z

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Zur Tagesdiskussion: Die Männer-Gesundheit: Beruflicher Abstieg/Arbeitslosigkeit

Medizin am Abend Fazit: Beruflicher Abstieg schadet der Gesundheit – Männer in Ostdeutschland besonders betroffen

Neue, von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Studie

Beruflicher Abstieg schadet der Gesundheit – Männer in Ostdeutschland besonders betroffen

Wenn Menschen beruflich absteigen, leidet häufig die Gesundheit, belegt eine von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Untersuchung der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. 

Das lässt sich besonders bei ostdeutschen Männern beobachten.  
  • Männer aus Ostdeutschland haben in den vergangenen zwei Jahrzehnten häufiger die Erfahrung von beruflichem Abstieg oder Arbeitslosigkeit gemacht. 
Gleichzeitig geht es ihnen gesundheitlich schlechter als westdeutschen Männern. 

Wie beides zusammenhängt, zeigt eine neue Studie von Sebastian Günther, Dr. Anja Knöchelmann, Dr. Irene Moor und Prof. Dr. Matthias Richter vom Institut für Medizinische Soziologie der Universität Halle-Wittenberg.*

Die Soziologen haben die Lebensläufe von knapp 20.000 erwerbstätigen Deutschen im Alter zwischen 25 und 59 analysiert. Dabei haben sie einerseits die intergenerationale Mobilität untersucht, also wie sich die berufliche Stellung gegenüber der Elterngeneration verändert hat, andererseits die intragenerationale Mobilität, die etwas über die Veränderungen innerhalb eines Berufslebens aussagt.

Diese Ergebnisse kombinierten die Forscher mit Angaben dazu, wie die untersuchten Personen ihre Gesundheit einschätzen. Solche Angaben gelten in der Wissenschaft als „verlässliche Indikatoren für den objektiven Gesundheitszustand“, betonen die Medizinsoziologen. Die Daten stammen aus dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) der Jahre 1992 bis 2012.

Der Zusammenhang zwischen sozialer Situation und Gesundheit zeigt sich deutlich:

Über die beste Gesundheit berichten Personen, die aus einer Familie mit hohem Status stammen und diese Position über ihr Berufsleben halten konnten. 

Die höchsten Krankheitsrisiken tragen Menschen, die dauerhaft in einer niedrigen beruflichen Position feststecken.

Auch soziale Mobilität wirkt sich signifikant auf die Gesundheit aus: Während ein Aufstieg mit einer besseren Einschätzung einhergeht, berichten Absteiger von einem schlechteren Gesundheitszustand. Je größer der Abstieg, desto eher wird die eigene Gesundheit als schlecht eingeschätzt. „Es ist anzunehmen, dass dies auf eine andauernde Benachteiligung und damit assoziierte Faktoren wie psychosoziale Belastungen zurückzuführen ist“, schreiben die Wissenschaftler. Die beschriebenen Effekte haben sie sowohl für die inter- als auch für die intragenerationale Mobilität beobachtet, und zwar fast unabhängig von Geschlecht oder Herkunft.

Beim Vergleich der Mobilitätspfade zeigt sich: Ein Drittel blieb in einer unteren beruflichen Stellung, wenn die Eltern auch schon eine niedrige Stellung hatten. Etwa sieben bis zehn Prozent der Männer und Frauen waren in hohen Stellungen, die ihre Eltern ebenfalls innehatten. Annähernd 13 Prozent konnten aus einer niedrigen elterlichen Stellung in eine mittlere und etwa acht Prozent in eine hohe eigene berufliche Stellung aufsteigen. War eine hohe elterliche Stellung gegeben, stiegen etwa sechs bis acht Prozent in eine mittlere oder niedrige Stellung ab.

Auffällig sind die großen Unterschiede zwischen Ost und West – was daran liegt, dass die beruflichen Perspektiven und Karrierechancen in den alten und neuen Bundesländern sehr ungleich verteilt sind, heute sogar noch stärker als kurz nach der Wende und für Männer stärker als für Frauen. Zwar hat sich die Situation seitdem insgesamt verbessert, im Osten aber deutlich weniger als im Westen. Aktuell bleiben etwa 32 Prozent der ostdeutschen Männer, deren Eltern einen niedrigen beruflichen Status hatten, in einer niedrigen Position.  

Bei den westdeutschen Männern sind es nur noch 24 Prozent. Auch andere Mobilitätsmuster belegen: Männern aus ostdeutschen Bundesländern gelingt seltener ein beruflicher Aufstieg, sie sind im Gegenteil häufiger von Abstiegen in Arbeitslosigkeit betroffen. Männer westdeutscher Herkunft schaffen häufiger einen sozialen Aufstieg.

Dementsprechend unterschiedlich schätzen die Männer in Ost und West auch ihre Gesundheit ein.

Bei Frauen aus den alten und neun Beundesländern fallen die Unterschiede weniger ins Gewicht – allerdings haben Frauen insgesamt schlechtere Aufstiegschancen als Männer.

Über den gesamten Zeitverlauf hinweg zeigt sich außerdem, dass es sowohl im Osten als auch im Westen schwerer geworden ist, einen hohen Status vom Anfang bis zum Ende des Berufslebens zu halten.

Trotz der kontinuierlichen Annäherung seit der Wiedervereinigung seien die Folgen des massiven wirtschaftlichen Umbruchs in Ostdeutschland weiterhin spürbar, schreiben die Forscher.

Die Arbeitslosigkeit und das Armutsrisiko seien im Osten immer noch höher.

Dass darunter stärker die Männer leiden, liege an der Rolle des Hauptverdieners, in der sie sich nach wie vor sehen.

Der Verlust des Arbeitsplatzes wirke sich bei ihnen nicht nur auf das Haushaltseinkommen, sondern auch auf Identität und Status aus.



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Weitere Informationen für international Medizin am Abend Berlin Beteiligte
https://www.boeckler.de/pdf/p_fofoe_WP_050_2017.pdf - *Sebastian Günther, Anja Knöchelmann, Irene Moor, Matthias Richter: Soziale Mobilität und gesundheitliche Ungleichheit. Die Bedeutung inter- und intragenerationaler Mobilität für gesundheitliche Ungleichheiten in Ost- und Westdeutschland, Oktober 2017, Working Paper Forschungsförderung Nr. 050, Oktober 2017.

CAVE: Kaufmännische, ärztliche und Pflegedienstleitungen ...

Medizin am Abend Berlin Fazit: Führungskräfte im Krankenhaus haben immer mehr Probleme, mit dem ökonomischen Druck umzugehen

Das DFG-Projekt „Entscheidungsfindung im Krankenhausmanagement“ schließt mit drei weiteren Publikationen ab 

 Prof. Dr. Werner Vogd
 Prof. Dr. Werner Vogd UW/H

Aufgrund des im System angelegten Stresses, der derzeit in Krankenhäusern herrscht, sehen sich Menschen in führenden Positionen nur begrenzt in der Lage, in einer positiven Weise mit den massiven Widersprüchen des Gesundheitssystems umzugehen.

Das haben Forscher der Universität Witten/Herdecke (UW/H) im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekts „Entscheidungsfindung im Krankenhausmanagement“ herausgefunden und ihre Ergebnisse in drei verschiedenen Publikationen veröffentlicht.

In fünfzehn Krankenhäusern unterschiedlicher Trägerschaft wurden dazu die am Management beteiligten Akteure (kaufmännische, ärztliche und Pflegedienstleitungen) in Hinblick auf ihre Herausforderungen und Alltagsprobleme befragt. 
„Führungskräfte nehmen oftmals zynische Haltungen ein oder neigen dazu, nur noch ‚auf Distanz‘ zu managen, um nicht so stark mit den offensichtlichen Problemen der ökonomischen Zurichtung des Krankenhauswesens konfrontiert zu werden“, resümiert Projektleiter Prof. Dr. Werner Vogd, Inhaber des Lehrstuhls für Soziologie an der UW/H.
  • „Insbesondere für die Zukunft stellt sich die Frage, wie lange der existenzielle Druck auf Krankenhäuser noch aufrecht erhalten werden darf, ohne dass die professionellen Kulturen ernsthaft Schaden nehmen. 
  • Die Untersuchungen legen nahe, dass zumindest im Bereich der Pflege dieser Punkt vielfach schon überschritten ist, aber auch im ärztlichen Bereich bereits Erosionen zu beobachten sind. 
Die Trägerschaft spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle.“

In der kürzlich erschienenen, mehr als 500 Seiten umfassenden Monografie wird sowohl mit Blick auf die Darstellung der einzelnen Häuser, als auch in Bezug auf die unterschiedlichen Berufsgruppen ausführlich herausgearbeitet, wie herausfordernd es für die Krankenhäuser derzeit ist, zwischen gesellschaftlichen Ansprüchen, ökonomischen Kalkülen und professionellen Rationalitäten einen ethisch vertretbaren Mittelweg zu finden. 

Es wird auf unterschiedlichen Ebenen nachvollziehbar, warum dies unter den gegebenen Verhältnissen vielen Führungskräften nicht mehr gelingen mag.

Werner Vogd, Martin Feißt, Anne Ostermann, Kaspar Molzberger (2017):
Führungskräfte im Krankenhaus. Umgang mit ökonomischem Druck. Deutsches Ärzteblatt 114 (43).
https://www.aerzteblatt.de/pdf.asp?id=194139

Werner Vogd, Martin Feißt, Kaspar Molzberger, Anne Ostermann, Juliane Slotta (2017): Entscheidungsfindung im Krankenhausmanagement: zwischen gesellschaftlichem Anspruch, ökonomischen Kalkülen und professionellen Rationalitäten. Springer VS.
http://www.springer.com/de/book/9783658170004

Vogd, Werner (2017): Management im Krankenhaus – eine Fallstudie zur Bearbeitung der Innen- und Außenspannungen unter Bedingungen des DRG-Systems. Berliner Journal für Soziologie 1, 93-121.
https://link.springer.com/article/10.1007/s11609-017-0332-8

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Die Landwirtschaftlichen Luftverschmutzungen: Todesfälle

Medizin am Abend Berlin Fazit: Weniger Dünger reduziert die Feinstaubbelastung

Die Senkung landwirtschaftlicher Ammoniakemissionen kann die Sterblichkeit durch Luftverschmutzung erheblich reduzieren.


Für Feinstaub gibt es viele Quellen – nicht nur den Verkehr, der dafür derzeit besonders viel Aufmerksamkeit erfährt.

Eine wichtige Quelle für Feinstaub: Landwirtschaftliche Ammoniakemissionen aus Düngung und Viehzucht. Eine wichtige Quelle für Feinstaub: Landwirtschaftliche Ammoniakemissionen aus Düngung und Viehzucht.
Wald1siedel/Creative-Commons Lizenz

Auch eine Reduktion landwirtschaftlicher Emissionen könnte die Menge an gesundheitsschädlichem Feinstaub erheblich senken, wie eine Studie von Forschern des Max-Planck-Instituts für Chemie in Mainz zeigt. Die Wissenschaftler berechneten, dass speziell in Europa und Nordamerika durch die Verringerung von Ammoniakemissionen (NH3) aus Düngung und Viehzucht die Konzentration an Feinstaubpartikeln in der Atmosphäre stark abnehmen würde.

Wären die landwirtschaftlichen Emissionen um 50 Prozent niedriger, könnten demnach pro Jahr weltweit 250.000 Todesfälle, die auf Luftverschmutzung zurückzuführen sind, vermieden werden. Die Ergebnisse wurden in Atmospheric Chemistry and Physics, einer Zeitschrift der European Geosciences Union, veröffentlicht.
  • Feinstaubpartikel mit einem Durchmesser von weniger als 2,5 Mikrometern (PM2,5) sind laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) besonders gesundheitsschädlich, weil die Partikel tief in die Lunge eindringen und Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen verursachen können. 
Auf diese Weise verringern sie die Lebenserwartung in vielen Gegenden der Welt deutlich. Laut der Studie „Global Burden of Disease” liegt Luftverschmutzung weltweit auf Platz fünf der Risikofaktoren für Todesursachen.

Die Studie, an der mehr als 1800 Wissenschaftler beteiligt sind, quantifiziert Todesfällen nach Krankheit, Unfällen und Risikofaktoren.

“Öffentlich wird derzeit vor allem die Feinstaubbelastung durch den Verkehr diskutiert, andere Quellen wie etwa die Landwirtschaft werden dabei vernachlässigt“, sagt Jos Lelieveld, Direktor der Abteilung Atmosphärenchemie am Mainzer Institut.

Zwar können die Feinstaubemissionen von motorisierten Fahrzeugen entscheidend zur lokalen Luftbelastung in Ballungszentren beitragen, der meiste Feinstaub (PM2,5) entsteht aber erst durch chemische Prozesse in der Atmosphäre während des Windtransports. „Daher könnte die Konzentration der Feinstaubteilchen in der Atmosphäre deutlich sinken, wenn Ammoniakemissionen in der Landwirtschaft vermieden würde“, so Lelieveld, dessen Forschungsteam dies mit aktuellen Berechnungen belegt.

  • Ammoniak reagiert zu Salzen, aus denen Feinstaub entsteht

In ihrer früheren Studie wiesen Max-Planck-Forscher daraufhin, dass im Jahr 2010 weltweit 3,3 Millionen Menschen vorzeitig an den Folgen von Luftverschmutzung starben. Zwischenzeitlich sind die Schätzungen für die letzten Jahre wieder deutlich angestiegen. Die Wissenschaftler betonen, dass in vielen Regionen der Erde nicht Industrie und Verkehr, wie allgemein angenommen, die Hauptquelle für Luftverschmutzung sind, sondern dass, neben der Nutzung von Brennstoffen zum Heizen und Kochen, die Landwirtschaft eine wichtige Rolle spielen kann.

Als wichtigste Ursache für die Luftbelastung, speziell in weiten Teilen Europas, haben die Wissenschaftler die Freisetzung von Ammoniak aus Viehzucht und Düngung identifiziert
Zwar ist der im Ammonium enthaltene Stickstoff ein wichtiger Nährstoff für Pflanzen. Ammoniak entweicht durch die Zersetzung von Gülle und durch die Düngung von Nutzpflanzen jedoch in die Atmosphäre und reagiert dort mit anderen anorganischen Stoffen, wie Schwefel- und Salpetersäure zu Ammoniumsulfat und Nitratsalzen. Hieraus wiederum entstehen Feinstaubpartikel.
50 Prozent weniger NH3 würde weltweit jährlich 250.000 Todesfälle verhindern

Bei ihrer aktuellen Studie konzentrierten sich die Wissenschaftler auf vier Regionen, in denen die Grenzwerte der Luftverschmutzung häufig überschritten werden: Nordamerika, Europa, Süd- und Ostasien. Ihre Berechnungen zeigten, dass eine Reduzierung aller landwirtschaftlichen Emissionen um 50 Prozent weltweit eine Abnahme von rund acht Prozent der durch Luftverschmutzung verursachten vorzeitigen Sterbefälle bewirken würde. Das entspricht einer Zahl von 250.000 Menschen pro Jahr. Ein kompletter Stopp sämtlicher Ammoniakemissionen könnte theoretisch weltweit sogar 800.000 Menschen vor dem Tod durch Krankheiten bewahren, die durch Luftverschmutzung ausgelöst werden.

„Der Effekt der Ammoniakreduktion auf die Feinstaubbildung verläuft nicht linear. Eine effiziente Luftverbesserung setzt erst ab einem bestimmten Reduktionswert ein. Ab diesem Punkt ist die Wirkung dann aber exponentiell“, erläutert Andrea Pozzer, Gruppenleiter am Max-Planck-Institut für Chemie und Hauptautor der Studie. Eine Verringerung der Ammoniakemissionen von über 50 Prozent wäre deshalb, so Pozzer weiter, sehr effektiv und wünschenswert.

Von weniger Ammoniakemissionen würde Europa besonders profitieren

Die Mortalitätsraten ermittelten die Wissenschaftler in zwei Schritten: Zunächst errechneten sie mithilfe eines Modells der Atmosphärenchemie, wie viel weniger Feinstaub bei geringeren Ammoniakkonzentrationen entstehen würde. Demnach hätte eine weltweite Halbierung der Emissionen in Europa 11 Prozent, in den USA 19 Prozent und in China 34 Prozent weniger Feinstaub der Größe PM2,5 zur Folge. In Deutschland lag die durchschnittliche Belastung mit Feinstaub dieser Größe im Jahr 2015 bei rund 14 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft, würde im 50 Prozent Minderungsszenario der Mainzer Forscher also etwa auf 12,5 Mikrogramm pro Kubikmeter sinken.

Anhand eines weiteren Modells, das beschreibt, welche gesundheitlichen Effekte bei welcher Feinstaubexposition auftreten, berechneten die Forscher dann den Einfluss auf die Sterberate durch Lungenkrebs, Herz-Kreislauf- und Atemwegskrankheiten. Besonders Europa würde von einer Minderung der Ammoniakemissionen und der dadurch geringeren Feinstaubmengen profitieren: So würde eine europaweite NH3-Reduktion um 50 Prozent die PM2,5 Sterblichkeitsrate um fast 20 Prozent verringern, sodass etwa 50.000 Todesfälle pro Jahr vermieden werden könnten.

In den USA hätte eine Ammoniakreduzierung in dieser Größenordnung eine Abnahme der luftverschmutzungsbedingten Sterblichkeitsrate um 30 Prozent zur Folge, berechneten Andrea Pozzer und seine Kollegen. Dagegen ergaben die Computermodelle geringere Verbesserungen für Ostasien mit acht Prozent und nur drei Prozent für Südasien.

Aufgrund der Ergebnisse schlussfolgert Jos Lelieveld:

„Emissionsregelungen sollten insbesondere in Nordamerika und Europa striktere Grenzwerte für Ammoniak festlegen, um die Feinstaubkonzentrationen effektiv zu reduzieren.“

Maßnahmen zur Reduktion von Schwefeldioxid (SO2) und Stickoxiden (NOx), seien für die Luftreinhaltung zwar entscheidend wichtig, sollten aber durch die Minderung von Ammonium aus der Landwirtschaft, die sich auch relativ einfach umsetzen lässt, ergänzt werden. (AR/SB/PH)


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Teures Medikament - mehr Nebenwirkungen?

Medizin am Abend Berlin Fazit: Nocebo-Effekt: Verursacht teures Scheinmedikament stärkere Nebenwirkungen als ein günstiges?

  • Sagt man Patienten, dass ein bestimmtes Medikament Nebenwirkungen hervorrufen kann, setzen diese häufig auch ein – selbst wenn es sich um ein wirkstofffreies Scheinmedikament handelt. 
  • Dieser sogenannte Nocebo-Effekt wird noch verstärkt, wenn die Patienten Wertinformationen über das vermeintliche Medikament erhalten. 
Ein teures Scheinmedikament verursacht im Test stärkere Nebenwirkungen als ein günstiges. 

Wissenschaftler des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) haben diese Zusammenhänge jetzt in einer Studie untersucht; ihre Ergebnisse erscheinen am Freitag im renommierten Fachmagazin Science. 
 
Zurückzuführen ist dieses Phänomen auf die Erwartungshaltung der Patienten, die sich mit bildgebenden Verfahren sogar darstellen lässt.

„Bei Erwartungseffekten ist das modulierende Schmerzsystem von großer Bedeutung. Erwartungen, die im Frontalhirn entstehen, können über das modulierende Schmerzsystem die Verarbeitung von schmerzhaften Reizen in tieferen Regionen des Nervensystems wie dem Hirnstamm oder dem Rückenmark beeinflussen“, erläutert Alexandra Tinnermann, Wissenschaftlerin im Institut für Systemische Neurowissenschaften des UKE. Um das modulierende Schmerzsystem unter negativen Erwartungen untersuchen zu können, haben sie eine neue Methode der funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRT) angewandt.

„Wir konnten in unserer Untersuchung zeigen, dass negative Erwartungen Auswirkungen auf drei wichtige Areale des modulieren-den Schmerzsystems – auf Frontalhirn, Hirnstamm und Rückenmark – haben.“

Placebo- und Nocebo-Effekt
 
In klinischen Studien berichten Patienten, die in der Placebo-Gruppe sind und dementsprechend ein Medikament ohne Wirkstoff erhalten haben, häufig von Nebenwirkungen. Diese passen oft genau zu den möglichen Nebenwirkungen des eigentlichen Medikamentes. Ein Scheinmedikament kann also nicht nur zur Besserung der Symptome beitragen (Placebo-Effekt), sondern auch die Nebenwirkungen des eigentlichen Medikaments hervorrufen (Nocebo-Effekt). „In unserer Studie haben wir untersucht, wie sich Wertinformationen über ein Medikament auf den Nocebo-Effekt auswirken“, sagt Wissenschaftlerin Tinnermann. Dazu erhielten die Probanden ein Scheinmedikament ohne medizinischen Wirkstoff. Um eine negative Erwartung zu wecken, wurde den Probanden mitgeteilt, dass das Medikament Nebenwirkungen hervorrufen kann, die zu einem erhöhten Schmerzempfinden führen. Zusätzlich zu dieser negativen Erwartung wurde eine Hälfte der Probanden darüber informiert, dass das Medikament günstig ist, die andere Hälfte, dass es teuer ist.

Die Gruppe, die das teure Scheinmedikament erhalten hat, zeigte einen größeren Nocebo-Effekt – also ein höheres Schmerzempfinden – als die Gruppe, die das günstige Präparat erhalten hatte. Tinnermann: „Die Ergebnisse zeigen, dass der Wert eines Medikaments zusätzlich zu den negativen Erwartungen das Schmerzempfinden beeinflussen kann; auch die Verarbeitung von Schmerzreizen im Rückenmark wird durch diese Faktoren verändert.“

Die Studie wurde unter Leitung von Prof. Dr. Christian Büchel am Institut für Systemische Neurowissenschaften des UKE durchgeführt; sie wurde vom Europäischen Forschungsrat (ERC) und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) unterstützt.

Literatur:
Tinnermann, A., Geuter, S., Sprenger, C., Finsterbusch, J., Büchel, C. Interactions between brain and spinal cord mediate value effects in nocebo hyperalgesia. Science (2017). 357.
DOI: 10.1126/science.aan1221

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Präeklampsie: Bluthochdruck-Erkrankung bei Schwangerschaft

Medizin am Abend Berlin Fazit: Präeklampsie wird durch eine Überdosis Genaktivität ausgelöst

Die Präeklampsie ist die gefährlichste Bluthochdruck-Erkrankung während der Schwangerschaft und kann für Mutter und Kind lebensbedrohend sein. 

Zugrunde liegt eine Störung in der Plazenta, deren Ursachen weitgehend ungeklärt sind. 

Nun schreibt ein Forschungsteam des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin (MDC) in „Circulation“, dass die Präeklampsie nicht einheitlich und allein genetisch bedingt ist. 

Wie Untersuchungen an Plazentaproben zeigen, spielen dabei zusätzliche epigenetisch angeschaltete Gene eine entscheidende Rolle. 

Die Berliner Forscher haben zudem ein In-vitro-Modell der Erkrankung entwickelt. 

Es zeigt die Bedeutung der Fehlregulation eines Transkriptionsfaktors. 
 
Das Forschungsteam verglich Plazenta-Gewebeproben von Patientinnen mit Präeklampsie und deren genetische Ausstattung mit Proben von gesunden Wöchnerinnen.

Im gesamten Erbgut wurden jene Gene bestimmt, die in beiden Patientinnengruppen unterschiedlich aktiv sind.

Zudem wurde die genomische Prägung der DNA (sog. Imprinting) überprüft, bei der Gene auf den Chromosomen väterlicher oder mütterlicher Herkunft abgeschaltet werden.

So konnte unter anderem das DLX5-Gen als bedeutsamer Transkriptionsfaktor, der bei Präeklampsie andere Gene steuert, identifiziert werden.

Auf dem vom Vater stammenden Chromosom ist dieses Gen normalerweise deaktiviert, also epigenetisch „geprägt“.

Damit wird die korrekte Dosierung der Genaktivität sichergestellt. Diese Prägung war jedoch in etwa 70 Prozent der untersuchten Präeklampsie-Plazentaproben verloren gegangen; das Gen war angeschaltet worden. 

Die Studie zeigte zum ersten Mal, dass die Veränderungen der epigenetischen Prägung und die damit veränderte Steuerung von Genaktivität zur Präeklampsie beitragen. 

Die Wissenschaftler fanden zudem drei Typen Präeklampsie – was auf eine komplexe Erkrankung hinweist.

Die Studie ist in enger Zusammenarbeit zwischen Klinikern und Grundlagenforschern entstanden. Beteiligt war die Forschungsgruppen der Molekularbiologin Dr. Zsuzsanna Izsvak vom MDC und von Dr. Ralf Dechend vom Helios-Klinikum und dem Experimental and Clinical Research Center (ECRC), einer gemeinsamen Einrichtung von MDC und Charité – Universitätsmedizin Berlin. 

Dem interdisziplinären Team gehörten zudem Forscherinnen und Forscher des Berliner Institut für Gesundheitsforschung (BIH) und der Evolutionsbiologe Prof. Laurence Hurst von der University of Bath, UK, an.

In-vitro-Zellmodell für Präeklampsie entwickelt

An der Präeklampsie leiden etwa fünf Prozent aller Schwangeren. 

Hauptsymptome des Syndroms sind Bluthochdruck und Eiweiß im Urin. 

Werden die Symptome bedrohlich, muss die Geburt frühzeitig eingeleitet werden. 

Die Präeklampsie ist die häufigste Ursache für mütterliche und kindliche Sterblichkeit während der Schwangerschaft. In Deutschland führt sie jährlich zu bis zu 20.000 Frühgeburten.

Die Erkrankung tritt nur beim Menschen auf; es gibt bislang kein gut funktionierendes Tiermodell.

Der Berliner Forschungsgruppe ist nun gelungen, ein In-vitro-Modell zu entwickeln. In der Petrischale erhöhten die Forscher die Aktivität des DLX5-Gens in den Zellen des Trophoblasten, der embryonalen Zellschicht, aus der sich später die Plazenta entwickelt. Die Zellen wechselten in einen Stresszustand, der auch bei Präeklampsie-Patientinnen beobachtet wird. Mithilfe des Zellsystems können die verschiedenen Typen der Präeklampsie nun weiter untersucht und nach neuen Medikamenten und Wirkstoffen gefahndet werden.

Warum tritt die Erkrankung nur beim Menschen auf?

Izsvak und Dechend planen bereits die nächsten Schritte:

„Wir wollen erforschen, warum die Krankheit nur beim Menschen auftritt“, sagt die Molekularbiologin. Ralf Dechend fügt hinzu: „

Außerdem ist es unser Ziel, nach Biomarkern für die drei von uns identifizierten Präeklampsie-Typen suchen.

Sie sollen uns helfen, die Erkrankung zu diagnostizieren oder vorherzusagen, bevor es zu dem eigentlichen Krankheitsbild kommt.“

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Weitere Informationen für international Medizin am Abend Berlin Beteiligte
https://www.mdc-berlin.de/1153597 – MDC-Arbeitsgruppe Zsuzsanna Izsvak

https://www.mdc-berlin.de/35590573 – Arbeitsgruppe von PD Dr. Ralf Dechend am MDC


https://www.frauenaerzte-im-netz.de/de_praeeklampsie-was-ist-eine-praeeklampsie-... – 

Informationen zur Krankheit Präeklampsie

Escherichia coli, kurz E. coli: Blutstrominfektionen, Wund- oder Harnwegsinfekten

Medizin am Abend Berlin Fazit: Antibiotikaresistenzen: Ein multiresistenter Escherichia coli-Stamm auf dem Vormarsch

Die Zunahme von Antibiotika-resistenten Bakterien führt besonders in Krankenhäusern zu schwer behandelbaren Infektionen. 

Häufiger Auslöser sind die multiresistenten Escherichia coli-Bakterien, die besondere Enzyme entwickelt haben, um die Antibiotika unwirksam zu machen. 

ZIF-Wissenschaftler an der Universität Gießen untersuchten diese Bakterien genauer und fanden einen Escherichia coli-Stamm, der sich seit 2010 in Deutschland rasant ausbreitet und gegen mehrere Antibiotika gleichzeitig unempfindlich ist. 

Multiresistente E. coli-Bakterien
Multiresistente E. coli-Bakterien Universität Gießen/Pressestelle
 
Escherichia coli, kurz E. coli genannt, gehört zu den Gram-negativen Enterobakterien, die vor allem im menschlichen Darm zu Hause sind.

Einige Stämme können Infektionen auslösen, wenn sie in den übrigen Körper gelangen. 

Insbesondere bei geschwächten Patienten kann es zu Blutstrominfektionen, Wund- oder Harnwegsinfekten kommen.

Ihre Behandlung wird zunehmend schwerer, denn im Kampf gegen Antibiotika haben E. coli-Bakterien und andere Enterobakterien einen Abwehrmechanismus entwickelt: Sie bilden Enzyme aus, die Antibiotika unwirksam machen können: die sog. Beta-Laktamasen mit erweitertem Spektrum (ESBL). Durch ihren Mechanismus werden die bakteriellen Erreger multiresistent und sind in Kliniken besonders gefürchtet.

„Wir müssen besonders eine Untergruppe eines multiresistenten E. coli-Bakteriums im Blick behalten, die wir in unserer aktuellen Studie gefunden haben“, erklärt Prof. Trinad Chakraborty, Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie an der JLU in Gießen und Koordinator am DZIF-Standort Gießen-Marburg-Langen. Diese Untergruppe breitet sich momentan weltweit aus und wurde nun auch in Deutschland gefunden.

Genomsequenzierung zur Überwachung von Antibiotikaresistenzen

Die Gießener Wissenschaftler untersuchten in ihrer Studie insgesamt fast 1000 Isolate von ESBL-produzierenden Bakterien aus Mensch, Tier, Umwelt und Lebensmitteln. Ihr Vorgehen ist dabei ganz im Sinne des One Health-Ansatzes, der nicht nur den Menschen, sondern auch seine Umwelt mit in die Untersuchungen einbezieht. Dabei identifizierten sie gezielt die Gene für die Beta-Laktamasen und suchten nach einer Untergruppe, die in anderen Ländern bereits auf dem Vormarsch ist.

Es handelt sich hierbei um einen multiresistenten E. coli-Stamm vom Sequenztyp 131 (ST131), der weltweit für Millionen von Infektionen verantwortlich ist, vor allem Blutstrominfektionen und Blasenentzündungen, und der ein relativ seltenes ESBL-Gen trägt, nämlich blaCTX-M-27.

Die Suche war erfolgreich: Die Forscher fanden E. coli ST131 CTX-M27 ausschließlich in menschlichen Isolaten und konnten nachweisen, dass seine Häufigkeit von 0 % im Jahr 2009 auf 45 % 2016 gestiegen ist.


„Damit macht dieser E. coli-Stamm mit seinem spezifischen ESBL-Gen einem E. coli ST131-Stamm Konkurrenz, der bisher in Deutschland am häufigsten nachgewiesen wurde und ein anderes ESBL-Gen trägt“, erklärt Dr. Can Imirzalioglu, Wissenschaftler der Uni Gießen. Hier sind weitere Studien notwendig, um die Ursachen und die klinische Bedeutung dieses Shifts zu untersuchen. Dennoch zeigen die Ergebnisse, wie wichtig der Einsatz von modernen Verfahren wie der Genomsequenzierung ist, um solche Entwicklungen zu beobachten und notfalls schnell reagieren zu können.

Zum Projekt

Das Projekt wurde vom DZIF und vom Forschungsverbund RESET unterstützt, der sich der Untersuchung von Resistenzen gegen Antibiotika in Enterobakterien verschrieben hat. Seit 2013 arbeiten Wissenschaftler des DZIF-Schwerpunkts „Krankenhauskeime und Antibiotika-resistente Bakterien“ mit dem Forschungsverbund RESET in Gießen eng zusammen bei der Sammlung multiresistenter Infektionserreger von Tier und Mensch. Das Erbgut der Isolate dieser umfangreichen Sammlung wurde in der Bioinformatischen Abteilung des DZIF sequenziert und die bakteriellen Genome in einer Datenbank hinterlegt. Diese Genom-Datenbank wird immer wieder erfolgreich genutzt, um das Vorkommen von Resistenzen näher zu untersuchen.

Publikation
Hiren Ghosh, Swapnil Doijad, Linda Falgenhauer, Moritz Fritzenwanker, Can Imirzalioglu, and Trinad Chakraborty: blaCTX-M-27–Encoding Escherichia coli Sequence Type 131 Lineage C1-M27 Clone in Clinical Isolates, Germany
Emerging Infectious Diseases Volume 23, Number 10—October 2017
https://wwwnc.cdc.gov/eid/article/23/10/17-0938_article

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Prof. Dr. Trinad Chakraborty
DZIF-Schwerpunkt „Krankenhauskeime und Antibiotika-resistente Bakterien“
Institut für Medizinische Mikrobiologie
Justus-Liebig-Universität Gießen
T: +49 641 99 41251/81
E-Mail: trinad.chakraborty@mikrobio.med.uni-giessen.de

Janna Schmidt und Karola Neubert
Deutsches Zentrum für Infektionsforschung
T: +49 531 6181 1154/1170
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Inhoffenstraße 7
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Karola Neubert
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Janna Schmidt
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Weitere Informationen für international Medizin am Abend Berlin Beteiligte
https://wwwnc.cdc.gov/eid/article/23/10/17-0938_article Publikation

Kaiserschnitt: Schädel-Becken-Missverhältnis (Fitness-Dilemma)

Medizin am Abend Berlin Fazit: Kaiserschnitt-Risiko ist vererbbar

Frauen, die wegen einem Schädel-Becken-Missverhältnis ihrer Mutter durch Kaiserschnitt auf die Welt kamen, entwickeln mehr als doppelt so häufig ein Missverhältnis bei der Geburt ihrer Kinder als jene Frauen, die natürlich geboren wurden. 

Zu diesem Schluss kommen EvolutionsbiologInnen der Universität Wien um Philipp Mitteröcker, die in einem mathematischen Modell das scheinbar paradoxe Phänomen erklären, dass die Rate an Geburtsproblemen durch natürliche Selektion nicht verringert werden konnte. 

Die Daten unterstützen auch die These, dass die regelmäßige Anwendung von Kaiserschnitten bereits zu einer evolutionären anatomischen Veränderung geführt hat. 

Der Hauptautor der Studie: Evolutionsbiologe Philipp Mitteröcker
Der Hauptautor der Studie: Evolutionsbiologe Philipp Mitteröcker Copyright: Universität Wien

In den meisten Ländern hat sich die Anzahl der Kaiserschnitte in den letzten Jahrzehnten vervielfacht, sodass heute die Sectio caesarea eine der am häufigsten durchgeführten Operationen ist.

Immer mehr Babys werden per Kaiserschnitt geboren, in Brasilien sind es sogar mehr als die Hälfte.

Ein soziales Phänomen, urteilen ExpertInnen, ist doch die Rate tatsächlicher Geburtsprobleme – allen voran das sogenannte "Becken-Kopf-Missverhältnis" (Anm.: der Kopf des Kindes passt nicht durch den Geburtskanal) – um ein Vielfaches geringer. Philipp Mitteröcker vom Department für Theoretische Biologie an der Universität Wien hat sich die Frage gestellt, warum die Evolution nicht zu einem größeren Geburtskanal und damit zu sichereren Geburten geführt hat.

In einer Studie aus 2016 erklärte der Evolutionsbiologe diese scheinbar paradoxe Situation mit einem populationsgenetisch-mathematischem Modell als eine Art "Fitness-Dilemma". "

Aus evolutionärer Sicht ist ein schmales Becken von Vorteil: 
  • Einerseits für unsere Fortbewegung, aber auch, weil es bei sehr breiten Becken bei der Geburt zum Gebärmuttervorfall und anderen Beckenbodenproblemen kommen kann", beschreibt Mitteröcker die eine Seite. 
  • Auf der anderen Seite erhöhen sich die Überlebenschancen eines Babys, je größer es bei der Geburt ist. 
Hier kommen sich also der Selektionsdruck hin zu schmaleren Becken und jener hin zu größeren Babys sozusagen in die Quere. "Für unsere Fitnesskurve heißt das: Je schmäler das Becken und größer das Kind, umso besser – aber eben nur bis zu dem Punkt, an dem das Kind nicht mehr durchpasst: Dann wird es abrupt fatal", so Mitteröcker.

Aufgrund dieses ungewöhnlichen Selektionsprozesses kann die Rate an Geburtsproblemen durch natürliche Selektion nicht verringert werden.

Des Weiteren konnten Mitteröcker und sein Team durch ihr Modell zeigen, dass die regelmäßige Anwendung von lebensrettenden Kaiserschnitten in den letzten 50 bis 60 Jahren bereits eine evolutionäre Veränderung anatomischer Dimensionen bewirkt hat.

Diese wiederum hat die Häufigkeit von Geburtsproblemen durch ein Schädel-Becken-Missverhältnis um zehn bis 20 Prozent erhöht.

Diese vorhergesagte Zunahme an Schädel-Becken-Missverhältnissen ist jedoch kaum empirisch belegbar, da ein solches Missverhältnis sehr schwer zu diagnostizieren ist. Die Kaiserschnittrate als indirektes Maß hat wiederum durch viele andere, auch nicht-medizinische Gründe wesentlich stärker zugenommen. "Die Zunahme der Kaiserschnitte ist zwar ein soziales Phänomen, aber nicht nur: Auch die Geburtsproblematik hat zugenommen, wenngleich in einem viel geringeren Ausmaß als die Kaiserschnitte", erklärt Mitteröcker.

  • In der aktuellen PNAS Studie zeigen Mitteröcker und seine KollegInnen nun, dass das "cliff edge-Modell" auch voraussagt, dass Frauen, die selbst wegen einem Schädel-Becken-Missverhältnis durch Kaiserschnitt auf die Welt kamen, mehr als doppelt so häufig ein Missverhältnis bei der Geburt ihrer Kinder entwickeln als Frauen, die natürlich geboren wurden. 

Dieser beträchtliche Effekt sollte einfacher in epidemiologischen Daten zu erkennen sein als die evolutionäre Zunahme.

"Tatsächlich fanden wir empirische Studien, die Geburtsprobleme und Kaiserschnitt über zwei Generationen untersuchten. 
Die vorhergesagte 'Vererbbarkeit' von Schädel-Becken-Missverhältnis und Kaiserschnitt wird durch diese Studien erstaunlich genau bestätigt", so Mitteröcker. 

Diese theoretische Vorhersage eines komplexen epidemiologischen Musters liefert damit auch eine unabhängige Bestätigung des "cliff edge-Modells" und seiner evolutionären Implikation.

Publikation in "PNAS"
"Cliff-edge model predicts intergenerational predisposition to dystocia and Caesarean delivery"
Philipp Mitteroecker Sonja Windhager und Mihaela Pavlicev
DOI 10.1073/pnas.1712203114

"Cliff edge model of obstetric selection in humans": Philipp Mitteroecker, Simon Huttegger, Barbara Fischer und Mihaela Pavlicev
DOI 10.1073/pnas.1612410113

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Assoz. Prof. Mag. Dr. Philipp Mitteröcker
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Mag. Alexandra Frey
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Stephan Brodicky Universität Wien
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Die Universität Wien ist eine der ältesten und größten Universitäten Europas: An 15 Fakultäten und vier Zentren arbeiten rund 9.500 MitarbeiterInnen, davon 6.600 WissenschafterInnen. Die Universität Wien ist damit auch die größte Forschungsinstitution Österreichs sowie die größte Bildungsstätte: An der Universität Wien sind derzeit rund 94.000 nationale und internationale Studierende inskribiert. Mit 174 Studien verfügt sie über das vielfältigste Studienangebot des Landes. Die Universität Wien ist auch eine bedeutende Einrichtung für Weiterbildung in Österreich. 1365 gegründet, feierte die Alma Mater Rudolphina Vindobonensis im Jahr 2015 ihr 650-jähriges Gründungsjubiläum. http://www.univie.ac.at