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Die Schrittmacherzellen: Der Sinuskonoten - vegetative Nervensystem - Sick-Sinus-Syndrom

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Neue Erkenntnisse über Regulation des Herzschlags

MHH-Studie widerlegt bisherige Lehrbuch-Theorie 

Professor Dr. Christian Wahl-Schott mit einem Modell des menschlichen Herzens.Professor Dr. Christian Wahl-Schott mit einem Modell des menschlichen Herzens. Karin Kaiser Karin Kaiser / MHH

Unser Herz ist ein Hochleistungsmotor. 

Ohne Pause pumpt der Hohlmuskel Blut durch den Körper und sorgt dafür, dass alle Zellen mit Sauerstoff versorgt werden. 

Bei einem gesunden Erwachsenen geschieht das in jeder Minute etwa 60 bis 80 Mal, im Laufe eines Lebens sind das etwa drei Milliarden Herzschläge. 

Sogar außerhalb des Organismus kann das Herz seine Arbeit mit konstanter Frequenz leisten. 

Denn der Herzschlag entsteht im Herzen selbst. 

Spezialisierte Herzmuskelzellen im rechten Vorhof bilden als Schrittmacherzellen den sogenannten Sinusknoten.

  • Ob unser Herz bei Anstrengung schneller oder im Ruhezustand langsamer schlägt, reguliert das autonome, sogenannte vegetative Nervensystem. 

Eine Forschungsgruppe um Professor Dr. Christian Wahl-Schott, Leiter des Instituts für Neurophysiologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), hat nun in Kooperation mit dem Institut für Pharmakologie für Naturwissenschaften der Ludwig-Maximilians-Universität München genauer untersucht, wie dieser Mechanismus funktioniert und dabei eine gängige Lehrmeinung widerlegt. Die gemeinsame Studie ist jetzt in der renommierten Fachzeitschrift Nature Communications veröffentlicht worden.

Ionenkanäle stabilisieren den Herzrhythmus

Schrittmacherzellen sind elektrisch aktiv. 

Spezielle Ionenkanäle leiten positiv geladene Teilchen durch die Zellmembranen im Sinusknoten. 

Diese HNC-Kanäle (hyperpolarisation-activated cyclic nucleotid-gated cation channels) werden durch ein bestimmtes Signalmolekül moduliert, das cAMP (zyklisches Adenosinmonophosphat). 

„Jahrzehntelang galt die Hypothese, dass eine höhere cAMP-Konzentration die Herzfrequenz erhöht, eine niedrigere den Herzschlag verlangsamt“, erklärt Professor Wahl-Schott. 

Doch widersprüchliche Beobachtungen aus der Praxis zogen die Theorie zunehmend in Zweifel. 

Um die alte Annahme nun molekularbiologisch zu überprüfen, hat das Forschungsteam bei Mäusen die Bindungsstelle für cAMP in den HNC-Kanälen im Herzen genetisch verändert und verhindert, dass der Botenstoff die Kanäle anschaltet. 

„Die Mäuse haben dadurch zwar einen unregelmäßigen Herzschlag entwickelt“, sagt der Mediziner. „Entgegen der bislang geltenden Vermutung ließ sich der Herzrhythmus aber weiterhin regulieren.“

Da die Bindungsstelle zwischen Botenstoff und Ionenkanal bei Maus und Mensch sehr ähnlich sind, lassen sich die Ergebnisse der Studie vom Tiermodell auf den Menschen übertragen: 

  • Sie zeigen, dass vor allem die Ionenkanäle der Untereinheit HNC4 den Herzrhythmus stabilisieren und überschießende Reaktionen des autonomen Nervensystems verhindern. 
  • Einzelne Schrittmacherzellen pausieren sogar minutenlang und feuern gar keine elektrischen Signale an die Herzmuskelzellen, wodurch sie die Herzfrequenz direkt regulieren. „

Die Erkenntnisse sind wichtig, um etwa die Mechanismen von Herzerkrankungen wie Rhythmusstörungen oder das Sick-Sinus-Syndrom künftig besser zu verstehen“, betont Professor Wahl-Schott. 

Die neuen Beobachtungen über den Taktgeber des Herzschlags könnten sich aber auch auf die Behandlung von Herzerkrankungen auswirken – etwa bei der Verwendung von Medikamenten, die die HCN-Kanäle gezielt beeinflussen.

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Originalpublikation:

Originalpublikation „cAMP-dependent regulation of HNC4 controls the tonic entrainment process in sinoatrial node pacemaker cells”:
https://www.nature.com/articles/s41467-020-19304-9.epdf?sharing_token=gOPLPxluFo...

 

Arbeitsbedingter Stress: Der Körper und seine Stresshormone Kortisol

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Arbeitsunterbrechungen führen zu körperlichem Stress

Mit einem Experiment in einem simulierten Grossraumbüro haben ETH-Forschende erstmals nachgewiesen, dass der Körper verstärkt Stresshormone ausschüttet, wenn die Arbeit immer wieder unterbrochen wird. 

Doch den psychologischen, bewusst empfundenen Stress erhöhen sie nicht in gleichem Masse.

Beinahe ein Drittel der Arbeitnehmenden in der Schweiz erlebt arbeitsbedingten Stress, wie dem Job-Stress-Index 2020 der Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz zu entnehmen ist. 

Wenn sich dieser Stress chronifiziert, kann er zu Erschöpfungszuständen führen, die sich nachteilig auf die öffentliche Gesundheit auswirken und grosse wirtschaftliche Folgekosten verursachen.

Digitales Frühwarnsystem als Ziel

Um diesen Erschöpfungszuständen zuvorkommen zu können, arbeitet am Mobiliar Lab für Analytik der ETH Zürich ein interdisziplinäres Team an einem digitalen Frühwarnsystem, das im Büroalltag mithilfe von Methoden des maschinellen Lernens in Echtzeit Stress erkennen soll. «Dazu wollten wir in einer ersten Etappe herausfinden, wie sich die Auswirkungen von sozialem Druck und Arbeitsunterbrechungen – zwei der häufigsten Stressoren am Arbeitsplatz – messen lassen», sagt die Psychologin Jasmine Kerr. 

Sie treibt das Projekt gemeinsam mit der Mathematikerin Mara Nägelin und dem Computerwissenschaftler Raphael Weibel voran.

Nun berichten die drei Doktoranden – alle zusammen als Erstautoren – in der Fachzeitschrift Psychoneuroendocrinology über ihre soeben abgeschlossene Studie. Über eine universitäre Plattform haben sie 90 Teilnehmende rekrutiert, die sich bereit erklärten, an einem knapp zweistündigen Experiment teilzunehmen. Für den Versuch haben Kerr, Nägelin und Weibel das Decision Science Laboratory der ETH Zürich in drei Grossraumbüros verwandelt. An jedem Arbeitsplatz stand ein Stuhl, ein Computer mit Bildschirm – und das Zubehör für die Entnahme von Speichelproben.

Denn während die Teilnehmenden – als Angestellte einer imaginären Versicherung – typische Büroarbeiten verrichteten, also etwa handschriftlich ausgefüllte Formulare abtippten oder Termine von Versicherungsberatenden mit ihren Kunden vereinbarten, interessierten sich die Forschenden für ihre psychobiologischen Reaktionen. 

An insgesamt sechs Zeitpunkten gaben die Studienteilnehmenden auf Fragebögen an, wie gut oder schlecht gelaunt sie gerade waren, ein mobiles EKG-Gerät mass durchgehend ihren Herzschlag. 

Und im Speichel bestimmten die Forschenden die Konzentration des Stresshormons Kortisol.

Kandidaten für eine Beförderung

Für ihr Experiment teilten die Forschenden die Teilnehmenden in drei Gruppen ein, die unterschiedlichem Stress ausgesetzt waren. Zwar hatten alle Gruppen die gleiche Arbeit zu verrichten. Und in der Mitte des Versuchs kriegten auch alle Teilnehmenden Besuch: Zwei Schauspieler traten als Mitarbeitende der Personalabteilung der Versicherung auf. Während sie die Teilnehmenden in der Kontrollgruppe einen Verkaufsdialog vorlesen liessen, gaben die Schauspieler in den beiden Stressgruppen vor, unter den Teilnehmenden die geeignetsten Kandidaten für eine Beförderung zu suchen.

Die beiden Stressgruppen unterschieden sich dadurch, dass die Teilnehmenden in der ersten Stressgruppe ihre Arbeiten nur jeweils für die Speichelentnahmen auf die Seite legten. 

Aber die Teilnehmenden der zweiten Stressgruppe mussten zusätzliche Arbeitsunterbrechungen in Kauf nehmen, wenn sie Chatnachrichten ihrer Vorgesetzten erhielten, in denen diese dringenden Auskünfte verlangten.

Fast doppelt so viel Kortisol

Die Auswertung der Daten zeigte, dass auch eine Konkurrenzsituation um eine frei erfundene Beförderung ausreicht, um den Herzschlag in die Höhe zu treiben und das Stresshormon Kortisol freizusetzen. «Die Teilnehmenden der zweiten Stressgruppe schütteten aber fast doppelt so viel Kortisol aus wie diejenigen der ersten Gruppe», sagt Mara Nägelin. Und Raphael Weibel ergänzt: «Bisher wurden Arbeitsunterbrechungen meist nur hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf Arbeitsleistung und Produktivität erforscht. Mit unserer Studie zeigen wir erstmals, dass sie sich auch auf die Menge des freigesetzten Kortisols – und also tatsächlich auch auf die biologische Stressreaktion – auswirken».

  • Überrascht waren die Forschenden von dem subjektiv wahrgenommenen, also dem psychologischen Stress. 

Sie stellten fest, dass sich die Teilnehmenden der zweiten Stressgruppe mit Chat-Unterbrechungen als ruhiger und besser gelaunt einschätzten als die Teilnehmenden der ersten Stressgruppe ohne Chat-Unterbrechungen. 

Interessanterweise bewerteten sie die Situation zwar als gleich herausfordernd, aber weniger bedrohlich als die erste Stressgruppe. 

Die Forschenden vermuten dabei, dass die zusätzlichen Arbeitsunterbrechungen über die Kortisolfreisetzung mehr körperliche Ressourcen mobilisierten und dass dadurch die emotionale und kognitive Stressbewältigung unterstützt wurde. 

Zudem ist es möglich, dass die Arbeitsunterbrechungen die Teilnehmenden von der bevorstehenden sozialen Stresssituation ablenkten, wodurch sie weniger Bedrohung und folglich weniger Stress empfanden.

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Originalpublikation:

Kerr JI, Naegelin M, Weibel RP, Ferrario A, La Marca R, von Wangenheim F, Hoelscher C, Schinazi VC. The effects of acute work stress and appraisal on psychobiological stress responses in a group office environment. Psychoneuroendocrinology (2020). doi: 10.1016/j.psyneuen.2020.104837


Endothelzellen und der Blutdurchfluss: Herzinfarkten und Schlaganfällen und die Blutversorgung

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: KIT: Blutgefäße gezielt und schnell vergrößern

Bei Herzinfarkten und Schlaganfällen muss die Blutversorgung möglichst schnell sichergestellt werden, um größere körperliche Schäden zu vermeiden. Zoologen des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) setzen auf einen neuen Mechanismus, um die Endothelzellen zu vergrößern und damit binnen Stunden den Blutdurchfluss zu verbessern. 

Das Team hat die Ergebnisse in der Fachzeitschrift Nature Communications veröffentlicht. (DOI: 10.1038/s41467-020-19008-0). 

 Darstellung natürlich wachsender lebender Arterien und fluoreszenzmikroskopische Darstellung des Blutflusses und des endothelialen Aktin Zytoskellets. Ausführliche Bildbeschreibung am Textende. (Abb.: ZOO, KIT)

Darstellung natürlich wachsender lebender Arterien und fluoreszenzmikroskopische Darstellung des Blutflusses und des endothelialen Aktin Zytoskellets. Ausführliche Bildbeschreibung am Textende. (Abb.: ZOO, KIT) ZOO, KIT 

Bei Herzinfarkten und Schlaganfällen muss die Blutversorgung möglichst schnell sichergestellt werden, um größere körperliche Schäden zu vermeiden. Zoologen des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) setzen auf einen neuen Mechanismus, um die Endothelzellen zu vergrößern und damit binnen Stunden den Blutdurchfluss zu verbessern. Das Team hat die Ergebnisse in der Fachzeitschrift Nature Communications veröffentlicht. (DOI: 10.1038/s41467-020-19008-0).

„Wir verfolgen einen völlig neuen Ansatz“, betont Professor Ferdinand le Noble, Leiter der Abteilung Zell- und Entwicklungsbiologie am Zoologischen Institut (ZOO) des KIT. „Unser Fokus richtet sich nicht darauf, die Anzahl an Blutgefäßen zu erhöhen.  

Wir wollen die bereits vorhandenen Arterien erweitern, damit sie mehr Blut durchlassen“. Bereits kleine Veränderungen des Gefäßdurchmessers haben immense Auswirkungen auf den Blutfluss. 

Hierzu werden natürliche Prozesse genutzt, die dafür sorgen, dass im Laufe der Entwicklung aus kleinen Arterien größere Arterien entstehen. 

Typischerweise wird diese Entwicklung durch physikalische Prozesse, also den Blutfluss, ausgelöst und dauert relativ lange.  

Bis, zum Beispiel nach einem Gefäßverschluss, neue Blutgefäße nachgewachsen sind, braucht es in der Regel mehrere Tage

Diese Zeit hat kein Kardiologe, der einen akuten Herzinfarkt behandeln muss“, erklärt de Noble.

Um den röhrenförmigen Innenraum der Blutgefäße schneller zu erweitern, sind prinzipiell zwei Mechanismen denkbar. 

Zum einen die vermehrte Produktion von Endothelzellen und zum zweiten die Vergrößerung bereits vorhandener Endothelzellen. 

Um nach einem Gefäßverschluss die Blutgefäße zu erweitern, sollten die Mechanismen strömungsunabhängig sein.

  • Das Protein VEGF ist als Schlüsselprotein in der Gestaltung und Ausbildung des Gefäßsystems bekannt. 

Gezielte Gefäßerweiterungen setzen voraus, dass VEGF nur lokal, also dort, wo es wirken soll, aktiv ist. Die Expertinnen und Experten am ZOO zeigen einen Mechanismus, mit dem sich die lokale Menge an VEGF dosieren lässt. VEGF gibt das Signal für eine gezielte Vermehrung der Endothelzellen und für eine Neumodellierung des endothelialen Zytoskeletts, in deren Folge sich der Durchmesser der Arterie erweitert. 

Die Neumodellierung des Zytoskellets ist insofern entscheidend, als mit einer Größenzunahme der Endothelzellen auch eine Veränderung der Stabilität dieser Zellen einhergehen muss. 

  • Damit sie sich nicht nur schnell, sondern auch stabil ohne Verletzungen oder Ausstülpungen ausdehnen können, kommt mit Trio ein weiteres Protein zum Einsatz. 
  • Es sorgt als „Masterregulator“ dafür, dass der Umbau des endothelialen Gerüstes an den richtigen Stellen stattfindet.


„Wir hoffen, dass wir mit unserer Forschung langfristig zu einer Verbesserung der Behandlung akuter Herz-Kreislauf-Erkrankungen beitragen können“, betont le Noble. 

An Zebrafischembryonen und Modellen von Endothelzellen erfolgreich nachgewiesen soll der neue Mechanismus jetzt weiter präklinisch erprobt werden. 

Perspektivisch könnten die Ergebnisse der Forschungen am ZOO in die Entwicklung von Wirkstoffen einfließen, die zum einen mittels VEGF in Arteriolen selektiv Wachstumsprozesse anregen, zum anderen das Protein Trio aktivieren und deaktivieren

An der vierjährigen Studie waren neben dem KIT auch das Deutsche Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) mit seinen Standorten Heidelberg, Göttingen und München sowie Forschungskollegen aus den Niederlanden und Finnland beteiligt.

Originalpublikation:

Klems, A., van Rijssel, J., Ramms, Anne S., Wild, R., Hammer, J., Merkel, M., Derenbach, L. Préau, L., Hinkel, R., Suarez-Martinez, I., Schulte-Merker, S., Vidal, R., Sauer, S., Kivelä, R., Alitalo, K., Kupatt, C., van Buul, J. D., le Noble, F. (2020): The GEF Trio controls endothelial cell size and arterial remodeling downstream of Vegf signaling in both zebrafish and cell models. Nature Communications, 2020, DOI: 10.1038/s41467-020-19008-0

Weitere Materialien:

Publikation in Nature Communications: https://doi.org/10.1038/s41467-020-19008-0

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Originalpublikation:

Originalpublikation:
Klems, A., van Rijssel, J., Ramms, Anne S., Wild, R., Hammer, J., Merkel, M., Derenbach, L. Préau, L., Hinkel, R., Suarez-Martinez, I., Schulte-Merker, S., Vidal, R., Sauer, S., Kivelä, R., Alitalo, K., Kupatt, C., van Buul, J. D., le Noble, F. (2020): The GEF Trio controls endothelial cell size and arterial remodeling downstream of Vegf signaling in both zebrafish and cell models. Nature Communications, 2020, DOI: 10.1038/s41467-020-19008-0

https://doi.org/10.1038/s41467-020-19008-0


TOP-Untersucher-Hinweis: Komplizierte Einblutungen - Plaque-Bildgebung mittels MRT

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Plaques in den Halsschlagadern – eine zu wenig beachtete Schlaganfallursache

  • Ärzte des LMU Klinikums konnten in einer Studie zeigen, dass vulnerable nicht-stenosierende Plaques in der Halsschlagader eine wichtige Schlaganfallursache sind. Abbildung: Gefährliche Plaques in der Halsschlagader

 

Schlaganfälle sind die häufigste Ursache für bleibende Behinderungen und zweithäufigste Todesursache. 

Die Ermittlung des zugrundeliegenden Mechanismus (z.B. einer Engstelle in der Halsschlagader oder einer Embolie bei Vorhofflimmern) ist für eine effektive Behandlung essenziell. 

Jedoch bleibt die Schlaganfallursache auch bei ausführlicher Diagnostik in bis zu 30 Prozent der Fälle unklar.

Ein Team von Ärzten des LMU Klinikums unter Leitung von Prof. Martin Dichgans (Institut für Schlaganfall- und Demenzforschung) und Prof. Tobias Saam (ehemals Klinik und Poliklinik für Radiologie des LMU Klinikums) konnte nun zeigen, dass bei fast einem Drittel der Patienten mit ungeklärter Schlaganfallursache sogenannte komplizierte Plaques in der dem Schlaganfall vorgeschalteten Halsschlagadern zu finden sind.

Dazu erhielten 234 Schlaganfall-Patienten an insgesamt vier Studienzentren (Universität Freiburg, Universität Tübingen, Technische Universität München und Ludwig-Maximilians-Universität München) eine hochauflösende, kontrastmittelverstärkte Plaque-Bildgebung mittels Magnetresonanztomographie (MRT).

Es zeigte sich eine klare Assoziation zwischen komplizierten Karotisplaques und Schlaganfällen im abhängigen Gefäßgebiet bei Patienten mit einer unbekannten Schlaganfallätiologie. 

  • Die Wissenschaftler konnten zudem zeigen, dass eine Plaque-Einblutung das häufigste Merkmal für eine komplizierte Plaque ist. 

Damit lässt sich die ausführliche Plaque-Bildgebung im MRT erheblich vereinfachen: 

Es muss zukünftig lediglich auf eine mögliche Plaque-Einblutung untersucht werden – eine komplexe MRT-Untersuchung mit Halsspule und Kontrastmittel ist hierfür nicht notwendig.

  • Die Autoren der Studie sprechen sich dafür aus, die Plaque-Bildgebung mittels MRT in die klinische Routinediagnostik des Schlaganfalls aufzunehmen. 

Die erhobenen Befunde könnten Konsequenzen für die gezielte Behandlung nach einem Schlaganfall haben. 

Dies soll in weiterführenden Studien geklärt werden.

Das Studienergebnis ist  bereits online seit 2. November 2020 (19 Uhr) im Journal of the American College of Cardiology veröffentlicht worden.

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Originalpublikation:

https://www.jacc.org/doi/10.1016/j.jacc.2020.09.532


Chronische Herzschwäche - Verbesserung der Herzfunktion

 Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Hoffnung für Menschen mit chronischer Herzschwäche

MHH-Studie weist Verbesserung der Herzfunktion durch mikroRNA-Blocker nach 

 Dr. Sandor Batkai mit einem Screening-Bild zur Analyse der Herzfunktion.

 Dr. Sandor Batkai mit einem Screening-Bild zur Analyse der Herzfunktion. Copyright: „Karin Kaiser/MHH“.

Chronische Herzschwäche ist eine schwerwiegende Erkrankung, bei der das Herz nicht mehr ausreichend Blut in den Körperkreislauf pumpen und die Körperzellen nur noch unzureichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgen kann. 

Um die mangelnde Pumpleistung auszugleichen, vergrößert sich der Herzmuskel krankhaft und wird dadurch weiter geschwächt. Herzinsuffizienz ist bislang nicht heilbar und kann zum Tode führen.  

  • Bei Tieren und Menschen reguliert die nicht-kodierende mikroRNA miR132 das krankhafte Wachstum der Herzmuskelzellen. 

Mit Hilfe der synthetisch hergestellten Gegen-Verbindung CDR132L ist dem Team um Professor Dr. Dr. Thomas Thum von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) jetzt im Großtiermodell der Nachweis gelungen, dass die Substanz den Hauptschalter für die kardiale Hypertrophie blockieren und die chronische Herzschwäche rückgängig machen kann. Die internationale Studie unter der Leitung des Direktors des Instituts für Molekulare und Translationale Therapiestrategien ist im European Heart Journal veröffentlicht. Erstautor der Studie ist Dr. Sandor Batkai.

Wirksam und sicher

CDR132L gehört zu der sogenannten RNA-basierten Medizin

  • Das Medikament ist ein künstlich hergestelltes, passgenaues Gegenstück zu der mikroRNA miR132, die im erkrankten Herzen vermehrt gebildet wird. 
  • Das Antisense-Oligonukleotid blockiert den regulatorischen Schalter und verhindert dadurch, dass miR132 die Herzmuskelzellen zum krankhaften Wachstum anregen kann. 

„Wir haben in unserer Studie gezeigt, dass CDR132L therapeutisch wirksam und nebenwirkungsfrei war“, betont der Professor Thum. 

Die Substanz sei somit eine neue Möglichkeit, nicht nur wie bislang die Symptome der Herzinsuffizienz zu behandeln, sondern die Erkrankung selbst im chronischen Stadium heilen zu können, sagt der Kardiologe. 

Das Molekül wird nun bereits an Patienten mit Herzschwäche im Rahmen einer klinischen Studie getestet.

  • CDR132L ist bei Cardior Pharmaceuticals hergestellt worden, einem Biopharmaunternehmen, das als MHH-Ausgründung auf Grundlage der Forschungsarbeiten am IMTTS auf die Entwicklung innovativer Herztherapeutika spezialisiert ist.
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Originalpublikation:

Die Originalpublikation „CDR132L improves systolic and diastolic function in a large animal model of chronic heart failure” ist unter https://academic.oup.com/eurheartj/advance-article/doi/10.1093/eurheartj/ehaa791... online verfügbar.

 

CAVE-Untersucher: Schmerzbehandlungen: Schwere Lebervergiftungen mit Leberversagen https://www.toxinfo.ch/startseite_de

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Mehr Paracetamol-Vergiftungen

Seit 2003 ist das Schmerzmittel Paracetamol in der Schweiz in Tabletten mit einer höheren Wirkstoffdosis erhältlich. 

Gleichzeitig haben hierzulande Paracetamol-Vergiftungsfälle zugenommen, konnten ETH-Forschende in einer Datenauswertung zeigen.

Das bekannte Schmerzmittel Paracetamol ist in der Schweiz nicht nur rezeptfrei in Tabletten zu 500 Milligramm erhältlich, sondern nach Verschreibung durch einen Arzt oder eine Ärztin auch in doppelt so hoch dosierten Tabletten zu 1000 Milligramm (1 Gramm). 

Forschende der ETH Zürich haben nun untersucht, ob die Verfügbarkeit der höher dosierten Tabletten mit häufigeren Paracetamol-Vergiftungen im Zusammenhang stehen könnte. Sie schliessen aus ihrer Untersuchung, dass dem so ist.

Paracetamol ist das weltweit am häufigsten verwendete Schmerzmittel. 

«Es ist ein sehr sicheres Medikament, allerdings nur für die kurzzeitige Schmerzbekämpfung und solange die Tagesdosis die empfohlene Bandbreite nicht überschreitet», sagt Andrea Burden, Professorin für Pharmakoepidemiologie an der ETH Zürich. 

Die empfohlene Maximaldosis für Erwachsene liegt bei täglich 4000 Milligramm (4 Gramm), also bei maximal vier der hoch dosierten oder bei maximal acht der weniger hoch dosierten Tabletten. 

Bei Überdosierungen kann Paracetamol zu schweren Vergiftungen mit Leberversagen und der Notwendigkeit einer Lebertransplantation oder sogar mit tödlichem Ausgang führen.

Rücksprache mit Fachperson ist wichtig

«Ein Problem von Paracetamol ist, dass es nicht bei allen Patientinnen und Patienten und gegen alle Formen von Schmerz wirkt», sagt Burden. «Ist das Medikament bei einer Person wirkungslos, könnte sie in Versuchung geraten, die Dosis ohne Absprache mit einer Fachperson zu erhöhen.» Dies sei das eigentliche Problem. Und hier kommt auch die Tablettengrösse ins Spiel: Mit den 1000-Milligramm-Tabletten kann die Tageshöchstdosis bereits mit wenigen zusätzlichen Tabletten überschritten werden, während das Risiko einer irrtümlichen Überdosierung mit den weniger hoch dosierten 500- Milligramm-Tabletten geringer sei, sagt Burden.

«Wir sind uns bewusst, dass Schmerzbehandlungen herausfordernd sind und auch andere Medikamente schwerwiegende Nebenwirkungen haben können», sagt die ETH-Professorin. «Wirkt Paracetamol nicht wie erwünscht, sollten allerdings nicht einfach weitere Tabletten eingenommen werden. Stattdessen wäre es wichtig, das Gespräch mit einer Fachperson zu suchen, um die beste Therapiemöglichkeit zu finden.»

Viel mehr höher dosierte Tabletten verkauft

Die 1000-Milligramm-Paracetamol-Tabletten sind in der Schweiz seit Oktober 2003 erhältlich, vorher waren die 500-Milligramm-Tabletten die grössten. Gemeinsam mit ihrem Team hat Burden Verkaufszahlen des Apothekerverbands Pharmasuisse sowie Daten des toxikologischen Informationszentrums Tox Info Suisse zu Anrufen in Zusammenhang mit Paracetamol-Vergiftungen in der Zeit vor und nach dieser Markteinführung analysiert.
Wie die Verkaufszahlen zeigen, hat die Popularität der 1000-Milligramm-Tabletten seit ihrer Einführung rasch zugenommen. Im Jahr 2005 wurden erstmals mehr 1000-Milligramm-Tabletten verkauft als 500-Milligramm-Tabletten. Heute werden gar zehnmal mehr der höher dosierten Tabletten verkauft.

Im selben Zeitraum nahmen auch die an Tox Info Suisse gemeldeten Paracetamol-Vergiftungsfälle zu. Nach 2005 kam es innerhalb von drei Jahren zu einem deutlichen Anstieg der Vergiftungsfälle um 40 Prozent, von 561 Fällen im Jahr 2005 auf 786 im Jahr 2008. «Wir können daher davon ausgehen, dass die vermehrten Vergiftungen mit der Verfügbarkeit der 1000-Milligramm-Tabletten zusammenhängen», sagt Stefan Weiler, Mitautor der Studie und wissenschaftlicher Leiter von Tox Info Suisse. In den Jahren nach 2008 nahmen die Vergiftungsfälle nochmals zu, auf 1188 im Jahr 2018.

Vergiftungen könnten vermieden werden

Die ETH-Professorin Burden plädiert für eine kritische Haltung, was Verschreibung und Abgabe der 1000-Milligramm-Tabletten angeht. «Zumindest sollten die 1000-Milligramm-Tabletten nur noch in Packungen angeboten werden, die weniger Tabletten enthalten», sagt sie. Da es immer mehr Hinweise darauf gebe, dass Paracetamol zur Behandlung chronischer Schmerzen ungeeignet sei, bestehe wenig Bedarf an Packungsgrössen von 40 oder 100 Tabletten. Ausserdem sollten Ärzte ihrer Ansicht nach eher die 500-Milligramm-Tabletten verschreiben, um das Risiko einer versehentlichen Überschreitung des Tageslimits zu reduzieren. Durch die Einnahme von zwei solchen Tabletten könnte eine Dosis von 1000 Milligramm ebenfalls erreicht werden.

Burden ist der Ansicht, dass mit einer geringeren Verfügbarkeit von 1000-Milligramm-Tabletten einige der Vergiftungsfälle vermieden werden könnten. In der Zwischenzeit erachtet es Burden als wichtig, dass Apothekerinnen und Apotheker bei der Abgabe der hoch dosierten Tabletten Patienten auf die Gefahr einer Überschreitung der täglichen Maximaldosis aufmerksam machen.


Originalpublikation:

Martinez-De la Torre A, Weiler S, Bräm DS, Allemann SS, Kupferschmidt H, Burden AM: National poison center calls before vs. after availability of high dose acetaminophen (paracetamol) tablets in Switzerland: an interrupted time series analysis. JAMA Network Open, 28. Oktober 2020, doi: 10.1001/jamanetworkopen.2020.22897 [https://doi.org/10.1001/jamanetworkopen.2020.22897]

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Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Neue SARS-CoV-2-Variante hat sich im Sommer 2020 in Europa verbreitet

Forschende aus Basel und Spanien haben eine neue SARS-CoV-2-Variante identifiziert, die sich in den letzten Monaten in ganz Europa verbreitet hat, wie aus einer neuen, noch nicht von Fachleuten überprüften Studie hervorgeht. 

  • Es gibt derzeit keine Hinweise, dass die neue Variante gefährlicher ist. 

Ihre Verbreitung könnte jedoch Einblicke in die Wirksamkeit der Reiserichtlinien geben, die die europäischen Länder im Sommer erlassen hatten. 

Die neue SARS-CoV-2-Variante 20A.EU1 hat sich in Europa weit verbreitet.Die neue SARS-CoV-2-Variante 20A.EU1 hat sich in Europa weit verbreitet. Nextstrain, Mapbox, OpenStreetMap 

  • Allein in Europa sind zurzeit Hunderte Varianten des neuen Coronavirus SARS-CoV-2 im Umlauf, die sich alle durch kleine Mutationen in ihrem Erbgut voneinander unterscheiden. 

Nur wenige dieser Varianten haben sich derartig erfolgreich verbreitet und sind so prävalent geworden wie die neue, die die Bezeichnung 20A.EU1 erhalten hat.

Die Forschenden der Universität Basel, der ETH Zürich in Basel und des Konsortiums «SeqCOVID-Spain» analysierten und verglichen Virusgenomsequenzen von Covid-19-Patienten aus ganz Europa, um die Entwicklung und Verbreitung des Erregers nachzuvollziehen (siehe Kasten).  

Ihre Analyse legt nahe, dass 20A.EU1 erstmals im Sommer in Spanien auftrat. 

Die frühesten Hinweise auf die neue Variante stehen im Zusammenhang mit einem Super-Spreader-Ereignis unter Landarbeitern im Nordosten Spaniens. 

20A.EU1 gelangte anschliessend in die lokale Bevölkerung, verbreitete sich rasch über das ganze Land und macht heute fast 80 Prozent der Virus-Sequenzen in Spanien aus.

«Es ist wichtig festzuhalten, dass es derzeit keinen Hinweis darauf gibt, dass die Verbreitung der neuen Variante auf einer Mutation beruht, die die Übertragung erhöht oder den Krankheitsverlauf beeinflusst», betont Dr. Emma Hodcroft von der Universität Basel, Hauptautorin der Studie.  

Die Forschenden vermuten, dass die Ausbreitung der Variante durch die Lockerung von Reisebeschränkungen und Social-Distancing-Massnahmen im Sommer erleichtert wurde.

Ähnliches Muster wie im Frühjahr

«Wir sehen bei dieser Variante in Spanien ein ähnliches Muster wie im Frühjahr», erklärt Prof. Dr. Iñaki Comas, Co-Autor der Studie und Leiter des Konsortiums «SeqCOVID-Spain». «Eine Virus-Variante, die durch ein anfängliches Super-Spreader-Ereignis Anschub erhält, kann sich schnell im ganzen Land durchsetzen.»

Seit Juli hat sich 20A.EU1 mit Reisenden weiterverbreitet, als sich die Grenzen in ganz Europa öffneten. 

  • Die Variante wurde nun in zwölf europäischen Ländern sowie in Hongkong und Neuseeland nachgewiesen. 
  • Während die ursprüngliche Übertragung der Variante auf neue Länder wahrscheinlich direkt aus Spanien erfolgte, hat sich 20A.EU1 dann möglicherweise weiter von Sekundärländern aus verbreitet.


Derzeit entsprechen 90 Prozent der Sequenzen aus dem Vereinigten Königreich, 60 Prozent der Sequenzen aus Irland und zwischen 30 und 40 Prozent der Sequenzen in der Schweiz und den Niederlanden der neuen Variante 20A.EU1. Damit ist diese Variante momentan eine der am weitesten verbreiteten in Europa. Auch in Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Lettland, Norwegen und Schweden wurde sie identifiziert.

Reisen begünstigten die Verbreitung

Genetische Analysen weisen darauf hin, dass die Variante mindestens Dutzende und möglicherweise Hunderte von Reisen zwischen europäischen Ländern unternommen hat. «Wir können sehen, dass das Virus in mehreren Ländern mehrfach eingeschleppt wurde, und viele dieser eingeschleppten 20A.EU1-Viren haben sich dann in der Bevölkerung verbreitet», sagt Prof. Dr. Tanja Stadler von der ETH Zürich, eine der leitenden Forscherinnen der Studie.

Obwohl der Anstieg der Prävalenz von 20A.EU1 parallel mit der in diesem Herbst steigenden Zahl von Fällen in vielen europäischen Ländern verläuft, warnen die Studienautorinnen und -autoren davor, die neue Variante als Ursache für den Anstieg der Fälle zu interpretieren. «Es ist nicht die einzige Variante, die in den letzten Wochen und Monaten im Umlauf war», sagt Prof. Dr. Richard Neher von der Universität Basel, ebenfalls einer der führenden Forscher hinter der Studie. «Tatsächlich dominieren in einigen Ländern mit einem signifikanten Anstieg der Covid-19-Fälle andere Varianten.»

Die Analyse der sommerlichen SARS-CoV-2-Prävalenz in Spanien und Reisedaten zeigt, dass diese Faktoren erklären können, wie sich 20A.EU1 so erfolgreich ausgebreitet hat. Spaniens relativ hohe Fallzahlen und Beliebtheit als Urlaubsziel haben eine Vielzahl an Übertragungen auf neue Länder ermöglicht, von denen sich manche durch riskantes Verhalten von Infizierten nach der Rückkehr zu grösseren Ausbrüchen entwickelt haben könnten.

Die Autorinnen und Autoren der Studie empfehlen eine Evaluation der Wirksamkeit von Grenzkontrollen und Reisebeschränkungen zur Eindämmung von SARS-CoV-2 während des Sommers.

 «Langfristige Grenzschliessungen und strenge Reisebeschränkungen sind weder durchführbar noch wünschenswert», erklärt Hodcroft, «aber anhand der Ausbreitung von 20A.EU1 scheint klar zu sein, dass die getroffenen Massnahmen oft nicht ausreichten, um die Weiterverbreitung der neuen Variante zu stoppen. Nachdem die Länder hart daran gearbeitet haben, die Zahl der SARS-CoV-2-Infektionen auf ein niedriges Niveau zu senken, müssen sie bessere Wege finden sich zu 'öffnen', ohne einen Anstieg der Fälle zu riskieren.»

Weitere Analyse der neuen Variante

Die Variante 20A.EU1 wurde von Hodcroft erstmals während einer Analyse von Schweizer Sequenzen mit der "Nextstrain"-Plattform identifiziert, die gemeinsam von der Universität Basel und dem Fred Hutchinson Cancer Research Center in Seattle, Washington, entwickelt wurde. 20A.EU1 ist durch Mutationen gekennzeichnet, die Aminosäuren in den Spike-, Nukleokapsid- und ORF14-Proteinen des Virus modifizieren.

Obwohl nach derzeitigem Wissensstand nichts darauf hinweist, dass die Ausbreitung von 20A.EU1 auf eine Veränderung der Übertragbarkeit zurückzuführen ist, arbeiten die Autoren derzeit mit Virologie-Laboren zusammen, um mögliche Auswirkungen der Spike-Mutation A222V, auf den Phänotyp des SARS-CoV-2-Virus zu untersuchen. Sie hoffen auch, bald Zugang zu Daten zu erhalten, um die klinischen Auswirkungen der Variante zu beurteilen.

Es sei wichtig, das Aufkommen neuer Varianten wie 20A.EU1 genau zu beobachten, betonen die Forschenden. «Nur durch die Sequenzierung des viralen Genoms können wir neue SARS-CoV-2-Varianten identifizieren, wenn sie auftauchen, und ihre Ausbreitung innerhalb und zwischen den Ländern überwachen», fügt Neher hinzu. «Aber die Anzahl der Sequenzen, die wir haben, ist von Land zu Land sehr unterschiedlich. Um aufkommende Varianten früher identifizieren zu können, müssen wir SARS-CoV-2 in ganz Europa schneller und systematischer sequenzieren.»

Nextstrain und SeqCOVID-Spain

Die «Nextstrain»-Plattform wurde 2015 mit dem Ziel ins Leben gerufen, Krankheitserreger mittels genetischer Sequenzierung in Echtzeit zu verfolgen und möglichst auch die künftige Verbreitung von Viren vorherzusagen. Nextstrain stützt sich für die Analyse auf die Tatsache, dass Viren beim Vervielfältigen ihres Erbguts kleine Fehler machen. Anhand dieser Fehler errechnet die Plattform einen «Stammbaum», der anzeigt, in welchem Verwandtschaftsverhältnis einzelne Virusproben zueinanderstehen. Dies erlaubt Forschenden, die Ausbreitung von Viren rund um den Globus und im Laufe der Zeit zu verfolgen. Nextstrain kam bereits für viele Krankheitserreger zum Einsatz, unter anderem für jene, die Zika, Ebola, Tuberkulose und natürlich Covid-19 auslösen. Die Forschungsgruppe um Prof. Dr. Richard Neher an der Universität Basel leitet derzeit die Analysen der SARS-CoV-2-Sequenzen für die meisten europäischen Länder sowie eine gesonderte Analyse für die Schweiz.

Das «SeqCOVID-Spain»-Konsortium hat sich zum Ziel gesetzt, die Übertragungsmuster von SARS-CoV-2 in Spanien und in Verbindung mit dem Rest der Welt zu verstehen. Daran beteiligt sind 30 klinische Institutionen, die mit den von ihnen gesammelten Virusproben die landesweite Vielfalt an Virusvarianten abbilden.

https://www.intensivregister.de/#/intensivregister 

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Dr. Emma Hodcroft, Universität Basel, Biozentrum, E-Mail: emma.hodcroft@unibas.ch (Interviewanfragen bitte per Mail, schnelle Reaktionszeit)

Prof. Dr. Tanja Stadler, ETH Zürich, Department of Biosystems Science and Engineering, Tel. +41 61 387 34 10, E-Mail: tanja.stadler@bsse.ethz.ch

Prof. Dr. Iñaki Comas Espadas, Biomedicine Institute of Valencia (IBV), Spanish Research Council (CSIC), Tel. +34 96 339 3773, E-Mail: icomas@ibv.csic.es

Dr. Angelika Jacobs Universität Basel

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Telefon: +41 61 207 63 04
E-Mail-Adresse: angelika.jacobs@unibas.ch


Originalpublikation:

Emma B. Hodcroft, Moira Zuber, Sarah Nadeau, Iñaki Comas, Fernando Gonzalez Candelas, SeqCOVID-SPAIN consortium, Tanja Stadler and Richard A. Neher
Spread of a SARS-CoV-2 variant through Europe in summer 2020
medRxiv (2020), DOI: 10.1101/2020.10.25.20219063
https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2020.10.25.20219063v1


Ab Heute: Der 15 - Minuten - Lockdown für die Ausbreitung infektiöser Tröpfchen.....(Fluidmechnik + Virologie + Epidemologie)

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: COVID-19: Abstand und Masken sind nicht genug

Bisher stützte man sich auf jahrzehntealte Modelle, nun hat ein Fluiddynamik-Team die Ausbreitung winziger Tröpfchen neu analysiert: 

Masken und Abstand sind gut, aber nicht genug.

Maske tragen, Abstand halten, Menschenmassen meiden – das sind die gängigen Empfehlungen um die COVID-19-Epidemie einzudämmen. 

  • Allerdings sind die wissenschaftlichen Grundlagen, auf denen diese Empfehlungen basieren, Jahrzehnte alt und entsprechen nicht mehr dem aktuellen Stand des Wissens. 

Um das zu ändern, haben sich nun mehrere Forschungsgruppen aus dem Bereich der Fluiddynamik zusammengeschlossen und ein neues, verbessertes Modell der Ausbreitung infektiöser Tröpfchen entwickelt. 

Dabei zeigt sich: 

Masken zu tragen und Abstände einzuhalten ist sinnvoll, man sollte sich dadurch aber nicht in falscher Sicherheit wiegen. Auch mit Maske können infektiöse Tröpfchen über mehrere Meter übertragen werden und länger in der Luft verweilen als bisher gedacht.

Am Forschungsprojekt beteiligt war die TU Wien, die Universität von Florida, die Sorbonne in Paris, Clarkson University (USA) sowie das MIT in Boston. Das neue Fluiddynamik-Modell für infektiöse Tröpfchen wurde im Fachjournal „International Journal of Multiphase Flow“ publiziert.

Veraltete Daten, neu betrachtet

„Das bisher weltweit akzeptierte Bild der Ausbreitung von Tröpfchen stützt sich auf Messungen aus den 1930er und 1940er Jahren“, sagt Prof. Alfredo Soldati vom Institut für Strömungsmechanik und Wärmeübertragung der TU Wien. „Damals waren die Messmethoden noch nicht so gut wie heute, wir vermuten, dass man besonders kleine Tröpfchen damals noch gar nicht zuverlässig messen konnte.“ 

In bisherigen Modellen wurde streng zwischen großen und kleinen Tröpfchen unterschieden: 

Die großen werden von der Schwerkraft nach unten gezogen, die kleinen bewegen sich zwar fast geradlinig vorwärts, verdunsten aber sehr schnell. „Dieses Bild ist etwas zu einfach“, sagt Alfredo Soldati. 

Es war daher höchste Zeit, die Modelle an den neuesten Stand der Forschung anzupassen, um die Ausbreitung von COVID-19 besser zu verstehen.“

  • Aus strömungsmechanischer Sicht ist die Situation kompliziert – schließlich hat man es mit einer sogenannten Mehrphasenströmung zu tun: 
  • Die Partikel selbst sind flüssig, sie bewegen sich aber in einem Gas. 
  • Genau solche Mehrphasenphänomene sind Soldatis Spezialgebiet: 
  • „Kleine Tröpfchen hat man bisher als harmlos betrachtet, doch das ist eindeutig falsch“, erklärt Soldati. 
  • „Auch wenn das Wassertröpfchen verdunstet ist, bleibt ein Aerosol-Partikel zurück, der das Virus enthalten kann. 
  • So können sich Viren über Distanzen von mehreren Metern ausbreiten und lange Zeit in der Luft bleiben.“
  • Ein Partikel mit einem Durchmesser von 10 Mikrometern (die durchschnittliche Größe der ausgeworfenen Speicheltropfen) braucht in typischen Alltagssituationen fast 15 Minuten, bis es zu Boden gefallen ist. 
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  •  Größere Tröpfchen gelangen rasch zu Boden, kleinere bleiben lange in der Luft

    TU Wien

    Größere Tröpfchen gelangen rasch zu Boden, kleinere bleiben lange in der Luft

 Größere Tröpfchen gelangen rasch zu Boden, kleinere bleiben lange in der Luft TU Wien

Man kann also auch dann in Kontakt mit Viren kommen, wenn man Abstandsregeln einhält – etwa in einem Lift, der kurz vorher von infizierten Personen benutzt wurde. 

  • Besonders problematisch sind Umgebungen mit hoher relativer Luftfeuchtigkeit, etwa schlecht gelüftete Besprechungsräume. 
  • Im Winter ist besondere Vorsicht geboten, weil dann die relative Luftfeuchtigkeit höher ist als im Sommer.


Schutzregeln: Sinnvoll, aber nicht genug

„Masken sind nützlich, weil sie große Tröpfchen aufhalten. 

Und Abstand halten ist ebenso sinnvoll. 

Doch unsere Ergebnisse zeigen, dass beides keinen garantierten Schutz bieten kann“, betont Soldati. 

Mit dem mathematischen Modell, das nun präsentiert wurde, und mit den laufenden Simulationen am VSC, kann man die Konzentration Virus tragender Tröpfchen in unterschiedlichen Distanzen zu unterschiedlichen Zeiten berechnen. 

  • „Bei politischen Entscheidungen über Corona-Schutzmaßnahmen hat man bisher hauptsächlich Studien aus dem Bereich der Virologie und Epidemiologie herangezogen. 
  • Wir hoffen, dass in Zukunft auch die Erkenntnisse aus der Fluidmechanik miteinbezogen werden“, sagt Alfredo Soldati.
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Prof. Alfredo Soldati
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E-Mail-Adresse: pr@tuwien.ac.at

Originalpublikation:

S. Balachandar et al., Host-to-host airborne transmission as a multiphase flow problem for science-based social distance guidelines, International Journal of Multiphase Flow, 132, 103439 (2020).
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0301932220305498


Die körperliche Gesundheit beider Partner gleichzeitig verschlechtert.....

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: RWI: Psychische Probleme führen häufig zu Trennungen

  • Wird ein Partner körperlich krank, wirkt sich das nicht auf die Stabilität der Beziehung aus. 

Psychische Probleme hingegen machen eine Trennung deutlich wahrscheinlicher. 

Das zeigt eine neue Studie des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung und der Universität Erlangen-Nürnberg.

Das Wichtigste in Kürze:

• Eine Verschlechterung der psychischen Gesundheit eines Partners gefährdet die Stabilität von Beziehungen. Das Risiko einer Trennung innerhalb von zwei Jahren wird dadurch etwa verdoppelt.

  • • Ein verschlechterter körperlicher Zustand macht eine Trennung dagegen nicht wahrscheinlicher, eher im Gegenteil: 
  • Wenn sich die körperliche Gesundheit beider Partner gleichzeitig verschlechtert, sinkt die Wahrscheinlichkeit einer Trennung in den nächsten zwei Jahren signifikant.


• Eine Trennung scheint etwas weniger wahrscheinlich, wenn die Frau von den psychischen Problemen betroffen ist. Gleiches gilt für den Fall, dass die Verschlechterung des psychischen Befindens den ökonomisch schwächeren Partner trifft. Die Unterschiede sind jedoch statistisch nicht signifikant.

• Die Effekte bleiben weitestgehend unverändert, wenn lediglich verheiratete Paare betrachtet werden. Eine Heirat scheint also nicht vor einer Trennung infolge von psychischen Problemen zu schützen. Die Berücksichtigung von homosexuellen Paaren ändert die Ergebnisse ebenfalls nicht – allerdings beinhalten die Daten nur relativ wenige homosexuelle Paare.

• Bei jüngeren Paaren unter 65 Jahren wirken sich psychische Probleme etwas stärker auf die Trennungswahrscheinlichkeit aus als bei älteren Paaren. Dabei wurden generelle Unterschiede im Trennungsverhalten zwischen verschiedenen Altersgruppen bereits berücksichtigt.

• Für die Ergebnisse der Studie gibt es verschiedene mögliche Erklärungen:  

Zum einen könnten die Auswirkungen von psychischen Erkrankungen auf den gesunden Partner so stark sein, dass er oder sie beschließt, die Beziehung zu beenden. 

Zum anderen könnten die psychischen Probleme die Einstellung zur Beziehung oder die Empfindungen des betroffenen Partners beeinträchtigen, selbst wenn er oder sie vom gesunden Partner unterstützt wird.

• Die Studie basiert auf Daten des Sozioökonomischen Panels (SOEP) aus den Jahren 2004 bis 2018. Der Datensatz enthält Informationen über rund 10.000 Paare. Den Befragten wurden unter anderem zwölf Fragen zum körperlichen, mentalen und emotionalen Befinden gestellt, aus denen Gesamtwerte für die psychische und körperliche Gesundheit abgeleitet werden.

• Die Studie betrachtet Verschlechterungen der psychischen und körperlichen Gesundheit, die mit einer Verringerung des jeweiligen Gesamtwertes um mindestens 25 Prozent innerhalb von zwei Jahren einhergehen.

„Die Studie belegt einmal mehr die hohe gesellschaftliche Relevanz psychischer Erkrankungen. 

Unsere Ergebnisse legen nahe, dass psychische Probleme erhebliche Folgen auf die Stabilität von Beziehungen haben“, sagt RWI-Gesundheitsökonom Christian Bünnings. 

„Hinzu kommt, dass Trennungen häufig das psychische Befinden weiter verschlechtern. 

Umso wichtiger ist es, psychische Erkrankungen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.“ 

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Sabine Weiler RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung

Hohenzollernstraße 1-3
45128 Essen
Deutschland
Nordrhein-Westfalen

E-Mail-Adresse: rwi@rwi-essen.de

Telefon: 0201 / 81 49-213
Fax: 0201 / 81 49-438
E-Mail-Adresse: sabine.weiler@rwi-essen.de

 

Prof. Dr. Christian Bünnings, Tel.: (0201) 81 49-249
Leonard Goebel  Tel.: (0201) 81 49-210

Originalpublikation:

Ruhr Economic Paper #868 "In Sickness and in Health? Health Shocks and Relationship Breakdown: Empirical Evidence from Germany” von Christian Bünnings, Lucas Hafner, Simon Reif und Harald Tauchmann,

 


CAVE-Untersucher: Entzündungsmarker Interleukin-6 (IL-6) -Chronische Entzündungen und Depressionen und Suizidalität

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Entzündungswerte geben Hinweis auf Suizidalität

Chronische Entzündungen und Depressionen könnten eine gemeinsame genetische Ursache haben. 

Im Fokus jüngster Forschung steht der Entzündungsmarker Interleukin-6 (IL-6), der sich als potenzieller Risikofaktor für Suizidalität erwiesen hat.

„Wir haben uns die Frage gestellt, ob Entzündungen einen gemeinsamen genetischen Hintergrund mit einzelnen depressiven Symptomen teilen und ob sie sogar für deren Entstehung mitverantwortlich sind“, erklärt Nils Kappelmann vom Max-Planck-Institut für Psychiatrie (MPI) in München. 

Die Wissenschaftler des MPI, der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) und der University of Cambridge analysierten eine Reihe genetischer Varianten, die unter anderem mit erhöhten Entzündungswerten und dem Body-Maß-Index (BMI) als Marker für Übergewicht und Regulierungsstörungen des Stoffwechsels in Verbindung stehen. 

Die Ergebnisse wurden im renommierten Fachjournal JAMA Psychiatry veröffentlicht. 

Das Team konnte die These bestätigen, dass Regulierungsstörungen des Immunsystems und des metabolischen Stoffwechsels eine gemeinsame genetische Basis mit depressiven Symptomen haben. 

  • So scheint ein hoher BMI ursächlich mit den vier Depressionssymptomen:
  •  Freud- und Interessenslosigkeit, 
  • Appetitveränderungen, 
  • Erschöpfung
  • Unzulänglichkeitsgefühlen 
  • in Zusammenhang zu stehen.
  • „Überrascht hat uns außerdem, dass erhöhte Entzündungswerte, speziell Interleukin-6 (IL-6), einen Hinweis auf ein erhöhtes Risiko für Suizidalität geben“, so Studienleiter Kappelmann. IL-6 spielt bei der Regulation des Immunsystems eine Schlüsselrolle und ist ein Marker für das Entzündungsgeschehen im Körper.


Immuntherapie statt Antidepressiva

Depressionen äußern sich bei Menschen ganz unterschiedlich mit teils widersprüchlichen Symptomen. 

  • Eine Subgruppe, die als immuno-metabolische Depression bezeichnet wird und circa ein Viertel aller Patienten umfasst, weist Regulierungsstörungen des Immunsystems und des Stoffwechsels auf. 

Diese Patienten sprechen in der Regel schlechter auf klassische Antidepressiva oder Psychotherapie an.

 Entzündungshemmer, wie IL-6-hemmende Medikamente, könnten deshalb ein neuer Ansatz zur medikamentösen Therapie der Depression und Prävention von Suizidalität für diesen Subtyp sein. 


„Diese Erkenntnisse haben klinische Relevanz, da sie dazu beitragen können, frühzeitig jene Patienten zu identifizieren, die auf eine Immuntherapie besser ansprechen als auf Antidepressiva,“ sagt Elisabeth Binder, Direktorin des MPI. 

„Außerdem könnte die Behandlung von Suizidalität verbessert werden. 

Hierfür ist allerdings noch weitere klinische Forschung erforderlich.“

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Elisabeth Spiegelberger Max-Planck-Institut für Psychiatrie 

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E-Mail-Adresse: spiegelberger@psych.mpg.de

Nils Kappelmann (nils_kappelmann@psych.mpg.de)


Originalpublikation:

10.1001/jamapsychiatry.2020.3436