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Gehirnzellen: Die Frühphase der Gehirnentwicklung

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Aufbau sozialer Netzwerke im Gehirn

Die drei Proteine Teneurin, Latrophillin und FLRT halten zusammen und bringen benachbarte Nervenzellen in Kontakt, damit sich Synapsen bilden und die Zellen Informationen austauschen können. 

In der Frühphase der Gehirnentwicklung führt die Interaktion derselben Proteine jedoch dazu, dass sich wandernde Nervenzellen abstoßen, wie Forscher des Max-Planck-Instituts für Neurobiologie und der Universität Oxford jetzt zeigen. 

Der detaillierte Einblick in die molekularen Lenkmechanismen der Gehirnzellen wurde erst durch Strukturanalysen der Proteinkomplexe möglich. 

Die Interaktion zwischen drei Proteinen schubst junge Nervenzellen zu ihrem Zielort im Gehirn. Gegen Ende der Gehirnentwicklung halten die Proteine jedoch zusammen, sodass sich Synapsen bilden können
Die Interaktion zwischen drei Proteinen schubst junge Nervenzellen zu ihrem Zielort im Gehirn. Gegen Ende der Gehirnentwicklung halten die Proteine jedoch zusammen, sodass sich Synapsen bilden können
© Falconieri Visuals, LLC und del Toro et al. in Cell, Januar 2020
 
Gut verankert sitzen die Proteine Teneurin und FLRT auf der Oberfläche von Nervenzellen.

Sie halten Ausschau nach ihrem Partnerprotein, Latrophilin, auf anderen Nervenzellen.

  • Kommen die drei Proteine in Kontakt, verankern sie sich und halten die Zellmembranen zusammen. 
  • Dann lösen sie noch weitgehend unbekannte Signalketten aus und fördern so die Synapsenbildung an dieser Stelle.

Dass Teneurin und seine Partnerproteine diese wichtigen Zellkontakte im Gehirn herstellen, ist bekannt.

Teneurin ist zudem ein evolutionsbiologisch sehr altes Protein, das in ähnlichen Versionen in Bakterien, Würmern, Fruchtfliegen bis hin zu Wirbeltieren vorkommt. Was diese Proteine jedoch während der Entwicklung des Gehirns machen, wenn Nervenzellen noch keine Synapsen bilden, war unbekannt.

Ein internationales Forscherteam hat den Teneurin-Latrophilin Proteinkomplexe nun einer hochauflösenden Röntgenstrukturanalyse unterzogen und mehr über seine Funktionen in der frühen Gehirnentwicklung herausgefunden.

Die Strukturanalysen und darauf aufbauende Simulation der FLRT-Bindung ermöglichte es den Forschern, die Bindungsstellen der drei Proteine untereinander zu identifizieren. Durch Einbringen minimaler Veränderungen konnten sie diese Bindungsstellen unterbrechen – woraufhin sich das Wanderverhalten der embryonalen Nervenzellen im Gehirn von Mäusen veränderte.

Während der Gehirnentwicklung wandern embryonale Nervenzellen in "ihre" Bereiche des Gehirns. Dabei werden sie, wie die Untersuchungen jetzt zeigten, von den drei Proteinen zu ihrem Zielort gelenkt. „Dies geschieht erstaunlicherweise nicht durch Anziehung, wie bei der Synapsenbildung, sondern durch Abstoßung der Zellen“, berichtet Rüdiger Klein vom Max-Planck-Institut für Neurobiologie. „Diese Funktion war völlig neu und unerwartet“, ergänzt Elena Seiradake von der Universität Oxford.

Embryonale Nervenzellen besitzen oft nur einen Zellkörper und kurze Ausläufer, Neuriten genannt. Wenn Teneurin und FLRT auf diesen Strukturen an Latrophilin binden, stoßen sich die Zellen ab. Die wandernden Zellen verlieren dadurch teilweise ihren Halt und kommen langsamer voran. So gelenkt gelangen sie zum richtigen Zeitpunkt in ihr Zielgebiet, wo sie heranreifen und auch ein langes Axon ausbilden.

Befinden sich Teneurin und FLRT jedoch auf der Axonoberfläche lösen sie keine Abstoßungsreaktion mehr aus, wenn sie mit Latrophilin in Kontakt kommen.

Hier und jetzt ziehen die Proteine die Zellen zusammen, induzieren die Synapsenbildung und vermitteln so ultimativ den Aufbau von Netzwerken miteinander kommunizierender Nervenzellen.

„Die gleichen Proteine führen somit zu ganz anderen Reaktionen – je nachdem, wo sie sich auf der Zelle befinden“, fasst Elena Seiradake die Ergebnisse zusammen.

„Wir haben jetzt ideale Voraussetzungen um weitere Interaktionen der Proteine während der Gehirnentwicklung zu untersuchen“, erklärt Rüdiger Klein. In ihren vorherigen Studien konnten die Forscher zeigen, dass FLRT über eigene Bindungspartner sowohl das Migrationsverhalten junger Nervenzellen als auch das Ausbilden der Falten in der Hirnoberfläche beeinflusst.

„Da ist es natürlich spannend zu sehen, ob und wie Teneurin und Latrophilin da mitmischen“, so Klein.

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Dr. Stefanie Merker
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E-Mail-Adresse: merker@neuro.mpg.de



Originalpublikation:
Structural basis of Teneurin-Latrophilin interaction in repulsive guidance of migrating neurons
Daniel del Toro*, Maria A. Carrasquero-Ordaz*, Amy Chu, Tobias Ruff*, Meriam Shahin, Verity A. Jackson, Matthieu Chavent, Miguel Berbeira-Santana, Goenuel Seyit-Bremer, Sara Brignani, Rainer Kaufmann, Edward Lowe, Rüdiger Klein#, Elena Seiradake# (*equal contribution, #corresponding authors)
Cell, 23. Januar 2019 DOI: https://doi.org/10.1016/j.cell.2019.12.014

Untersucher-CAVE: Oxidativer Stress: Entzündungsreaktion in Gehirn, Herz und Gefäßen

Medizin am Abend Berlin -MaAB-Fazit: Verkehrslärm in der Nacht schädigt Herz mehr als am Tag

Internationale Studie belegt: Gestörte Nachtruhe ist Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen 
 
Verkehrslärm macht krank.

Insbesondere für die Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist er ein Risikofaktor.

Eine neue internationale Übersichtsstudie unter der Federführung des Zentrums für Kardiologie der Universitätsmedizin Mainz zeigt nun auf, dass insbesondere eine gestörte Nachtruhe das Risiko erhöht, dass sich eine Herz-Kreislauf-Erkrankung entwickelt.

  • Wesentliche Einflussfaktoren in diesem Prozess sind die Bildung von freien Radikalen (oxidativer Stress) und Entzündungsreaktionen in Gehirn, Herz und Gefäßen. 

Die neuen Erkenntnisse sind in der aktuellen Ausgabe der renommierten Fachzeitschrift „Annual Review of Public Health“ veröffentlicht.

Nachtlärm führt zu einer Störung der inneren Uhr, der sogenannten zirkadianen Rhythmik. 

Doch diese stellt ein wichtiges Regulationssystem unseres Körpers dar, denn sie steuert abhängig von der Tageszeit einen Großteil der funktionellen, metabolischen und biologischen Parameter unseres Organismus. 

  • Wie der Körper also beispielsweise die Körpertemperatur, den Blutdruck, die Gedächtnisleistung oder auch den Appetit, den Energiehaushalt oder die zahlreichen Hormone und das Immunsystem regelt, hängt davon ab, ob es Tag oder Nacht ist.

Wissenschaftler des Zentrums für Kardiologie der Universitätsmedizin Mainz, des Krebsinstituts Dänemark sowie des Schweizerischen Tropen- und Public Health-Instituts haben detaillierter untersucht, welche Folgen Nachtlärm auf das Herz-Kreislauf-System sowie Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes hat. Zu diesem Zweck analysierten sie eine Vielzahl von aktuellen Forschungsergebnissen inklusive der Mainzer Lärmwirkungsstudien und trugen die Ergebnisse in einem Übersichtsartikel zusammen.

Ein zentrales Ergebnis der Studie ist, dass ein durch Verkehrslärm verursachter zu kurzer oder häufig unterbrochener Schlaf das Risiko erhöht, zukünftig eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu entwickeln.

  • Wie sich zeigte, erhöht insbesondere Nachtlärm den Blutdruck, steigert die Ausschüttung von Stresshormonen und lässt die Gefäße steifer werden – allesamt wichtige Einflussfaktoren auf die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. 

Wenn bei den Patienten bereits eine Herzerkrankung festgestellt wurde, sind insbesondere die durch Nachtfluglärm verursachten Gefäßschäden deutlich ausgeprägter.

Ebenfalls medizinisch relevant sind psychische Erkrankungen wie Depression und Angststörungen, die als Folge der negativen Emotionen hinsichtlich des Nachtlärms auftreten können. 

  • Gerade wenn die Betroffenen schon Lärmerfahrung haben, zeigen die Gefäße vermehrt größere Schäden auf. 
  • Der Körper, und hier insbesondere die Gefäße, gewöhnen sich nicht an den Lärm – so die Schlussfolgerung der Wissenschaftler.

Der Leiter der Studie und Direktor der Kardiologie I am Zentrum für Kardiologie der Universitätsmedizin Mainz, Univ.-Prof. Dr. Thomas Münzel, und sein Teamkollege Univ.-Prof. Dr. Andreas Daiber sind erfreut über den Erfolg des internationalen Forschungsprojekts: „Es war wichtig, die aktuelle Situation zum Thema Lärm und Gesundheit mit internationalen Experten zusammenzufassen und gleichzeitig die neuen europäischen WHO-Leitlinien zum Thema Lärm zu kommentieren.

Die Lärmwirkungsforschung hilft uns mehr und mehr zu verstehen, wie Lärm herzkrank macht. Die Ergebnisse klinischer Untersuchungen mit dem Nachweis einer Assoziation zwischen Herz-Kreislauf-Erkrankungen und auch psychischen Erkrankungen wie Depression und Angststörungen werden insbesondere durch die Mainzer vorklinischen Lärmstudien untermauert und teilweise auch erklärt.

Wir halten es künftig für wesentlich, dass Lärm als wichtiger Herzkreislaufrisikofaktor anerkannt wird und, dass die WHO-Richtlinien in EU-Lärmgesetze aufgenommen werden, die dafür sorgen, dass die Lärmgrenzen für den Tag und für die Nacht eingehalten werden müssen. Perspektivisch sollten die Politik und die jeweiligen Entscheider vor Ort darauf hinwirken, dass die gesetzlich definierte Nachtzeit von 22.00 bis 06.00 Uhr lärmfrei bleibt.“

Über die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist die einzige medizinische Einrichtung der Supramaximalversorgung in Rheinland-Pfalz und ein international anerkannter Wissenschaftsstandort. Sie umfasst mehr als 60 Kliniken, Institute und Abteilungen, die fächerübergreifend zusammenarbeiten. Hochspezialisierte Patientenversorgung, Forschung und Lehre bilden in der Universitätsmedizin Mainz eine untrennbare Einheit. Rund 3.400 Studierende der Medizin und Zahnmedizin werden in Mainz ausgebildet. Mit rund 8.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist die Universitätsmedizin zudem einer der größten Arbeitgeber der Region und ein wichtiger Wachstums- und Innovationsmotor. Weitere Informationen im Internet unter www.unimedizin-mainz.de.

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Univ.-Prof. Dr. Thomas Münzel,
Direktor der Kardiologie I im Zentrum für Kardiologie der Universitätsmedizin Mainz,
Telefon: 06131 17-5737, E-Mail: tmuenzel@uni-mainz.de

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Originalpublikation:
Adverse Cardiovascular Effects of Traffic Noise With a Focus on Nighttime Noise and the New WHO Noise Guidelines 2020; Thomas Münzel, Swenja Kroeller-Schön, Matthias Oelze, Tommaso Gori, Frank P Schmidt, Sebastian Steven, Omar Hahad, Martin Röösli, Jean-Marc Wunderli, Andreas Daiber, Mette Sørensen; PMID:31922930
Link: DOI: 10.1146/annurev-publhealth-081519-062400

TOP-Einladung zur Team-Studie: Persönlichkeit, Situation und Verhalten im Arbeitskontext

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Studie zu Persönlichkeit und Verhalten im Arbeitskontext

Psychologinnen der Universität Bamberg suchen ab sofort Teilnehmende für eine Online-Befragung. 
 
  • Die individuelle Beziehung zwischen Führungskräften und Mitarbeitenden ist unter anderem bedeutsam für deren Wohlbefinden, Arbeitszufriedenheit und Leistung. 

Das bestätigen bisherige personalpsychologische Forschungsergebnisse. 

Medizin am Abend Berlin ZusatzFachThema: Reha der KHK 

Sie belegen auch: Wie sich Personen in diesen Beziehungen verhalten, hängt zum einen von der jeweiligen Persönlichkeit ab. Zum anderen sind Situation und Verhaltensweisen des Gegenübers entscheidend.

Ab sofort beginnt ein Forschungsteam des Lehrstuhls für Persönlichkeitspsychologie und Psychologische Diagnostik an der Universität Bamberg gemeinsam mit der französischen Neoma Business School Reims eine Studie zu diesem Themenbereich.

Das Team möchte ergründen, wie Persönlichkeit, Situation und Verhalten im Arbeitskontext miteinander zusammenhängen.

  • Die Forscherinnen suchen für die Online-Befragung Führungskräfte und Mitarbeitende, die mit ihren Erfahrungen dazu beitragen möchten, diese Fragestellung zu beantworten. 

Im Rahmen der Studie werden im Abstand von sechs Wochen zwei circa zehnminütige Online-Fragebögen ausgefüllt. 

  • Um zentrale Aspekte sowohl aus Mitarbeitenden- als auch Führungskräftesicht betrachten zu können, werden die Teilnehmenden im Verlauf der Studie gebeten, ihre Führungskraft beziehungsweise eine zufällig ausgewählte Mitarbeiterin oder einen Mitarbeiter zur Teilnahme einzuladen. 

Die Antworten sind für die Vorgesetzten oder Mitarbeitenden nicht einsehbar.

Als Dank können die Teilnehmenden zwischen der Rückmeldung der Studienergebnisse, der Teilnahme an der Verlosung eines Tablets oder der Erstellung eines individuellen Persönlichkeitsprofils auswählen.

Das Forschungsteam garantiert für alle im Rahmen dieses Projekts erfassten Daten einen vertraulichen Umgang und strikte Anonymität.

Die Angaben werden ausschließlich für Forschungszwecke verwendet und nicht an Dritte weitergegeben.

Inhaltliche Rückfragen beantwortet Theresa Fehn unter der E-Mail-Adresse theresa.fehn@uni-bamberg.de oder telefonisch unter der 0951/863-1799.

Interessierte können unter folgendem Link teilnehmen:

https://ww3.unipark.de/uc/JOB_Feld1/?a=7&b=0

Weitere Informationen zur Studie unter: www.uni-bamberg.de/kap

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Theresa Fehn
Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Persönlichkeitspsychologie und Psychologische Diagnostik
Tel.: 0951/863-1799
theresa.fehn@uni-bamberg.de

Kapuzinerstr. 18
96047 Bamberg
Deutschland
Bayern

Patricia Achter
Telefon: 0951 / 863 1146
E-Mail-Adresse: patricia.achter@uni-bamberg.de

Weitere Informationen für international Medizin amAbend Berlin Beteiligte
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zur Onlinebefragung

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Untersucher-CAVE: Verminderten IQ und vermehrten ADHS-Symptomen

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Vernachlässigung im Kindesalter beeinflusst spätere Gehirngröße

Erwachsene, die als Kinder aus rumänischen Heimen adoptiert wurden, haben kleinere Gehirne als Adoptierte, die keine vergleichbare Vernachlässigung im Kindesalter erfahren haben. 

  • Je mehr Zeit die Kinder im Heim verbracht hatten, desto geringer war ihr Gehirnvolumen später. 

Das berichtet ein internationales Forschungsteam unter Federführung des King’s College London in der Zeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences, kurz PNAS, vom 6. Januar 2020. 

An der Arbeit beteiligt war auch Prof. Dr. Robert Kumsta von der Ruhr-Universität Bochum. 

Robert Kumsta, Leiter des Lehrstuhls für Genetische Psychologie der Ruhr-Universität Bochum, war an der Studie beteiligt.
Robert Kumsta, Leiter des Lehrstuhls für Genetische Psychologie der Ruhr-Universität Bochum, war an der Studie beteiligt.© RUB, Marquard
 
Mithilfe der Magnetresonanztomografie erfassten die Forscherinnen und Forscher das Gehirnvolumen von 67 Erwachsenen im Alter zwischen 23 und 28 Jahren, die in rumänischen Kinderheimen aufgewachsen waren.

Dort waren sie stark vernachlässigt worden, bevor sie in englische Familien adoptiert worden waren.

Die Daten verglichen die Wissenschaftler mit denen von 21 englischen Adoptierten ohne Heimerfahrung.

Volumen nimmt mit jedem Monat ab

Die Gehirne der rumänischen Adoptierten waren durchschnittlich 8,6 Prozent kleiner als die der Kontrollgruppe.

Je länger die Heimerfahrung war, desto kleiner war auch das Gehirnvolumen:

  • Jeder zusätzliche Monat in der Institution ließ das Gehirn um drei Kubikzentimeter schrumpfen, was 0,27 Prozent des Gesamtvolumens entspricht. 
  • Diese Veränderungen gingen mit einem verminderten IQ und vermehrten ADHS-Symptomen einher.
  • Die Forscher schlossen aus, dass das verminderte Volumen:
  •  mit dem Ernährungszustand, 
  • der Körpergröße
  • oder einer genetischen Prädisposition für ein kleineres Gehirn zusammenhing.

Schlechte Bedingungen in Heimen

Die Studie war Teil der English and Romanian Adoptees Study, die 1990 kurz nach dem Sturz des kommunistischen Regimes in Rumänien begann. Die Kinder kamen im Alter von wenigen Wochen in die Heime, wo sie unter extrem schlechten hygienischen Bedingungen lebten, wenig zu essen hatten, kaum persönliche Fürsorge erfuhren und selten soziale oder kognitive Anreize bekamen. Sie verbrachten zwischen 3 und 41 Monaten dort. Frühere Ergebnisse hatten bereits Langzeitfolgen für die psychische Gesundheit offengelegt. Die aktuelle Studie untersuchte nun erstmals, wie sich schwere Vernachlässigung im Kindesalter auf die Gehirnstruktur auswirkt.

Kompensation möglich

Die Veränderungen traten vor allem in drei Hirnregionen zutage, die wichtig für Organisation, Motivation, das Integrieren von Informationen und das Gedächtnis sind. 

Eine Hirnregion, der rechte inferiore Temporallappen, war bei rumänischen Erwachsenen allerdings größer als bei der Kontrollgruppe, was mit verminderten ADHS-Symptomen einherging.

Laut den Forschern ein Zeichen für eine Anpassung, die die negativen Folgen der Vernachlässigung anteilig kompensieren kann.

Solche Effekte könnten auch erklären, warum manche Individuen weniger von der Vernachlässigung betroffen zu sein scheinen als andere.

Förderung

Die Studie wurde unterstützt von: Medical Research Council (Grant MR/K022474/1), Economic and Social Research Council (Grant RES-062-23-33), National Institute for Health Research (NIHR) Clinical Research Network, NIHR Biomedical Research Centre, Maudsley National Health Service Foundation Trust. Die Erstautorin Dr. Nuria Mackes hat an der RUB Psychologie mit dem Schwerpunkt Kognitive Neurowissenschaften studiert und wurde durch ein Promos-Stipendium unterstützt.

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Prof. Dr. Robert Kumsta
Genetische Psychologie
Fakultät für Psychologie
Ruhr-Universität Bochum
Tel.: 0234 32 22676
E-Mail: robert.kumsta@rub.de

Dr. Julia Weiler Ruhr-Universität Bochum
Universitätsstr. 150
44780 Bochum
Postfach 10 21 48
44780 Bochum
Deutschland
Nordrhein-Westfalen
E-Mail-Adresse: info@ruhr-uni-bochum.de

Meike Drießen
Telefon: 0234/32-26952
Fax: 0234/32-14136
E-Mail-Adresse: meike.driessen@presse.rub.de


Originalpublikation:
Nuria K. Mackes, Dennis Golm, Sagari Sarkar, Robert Kumsta, Michael Rutter, Graeme Fairchild, Mitul A. Mehta, Edmund J. S. Sonuga-Barke: Early childhood deprivation is associated with alterations in adult brain structure despite subsequent environmental enrichment, 2020, in: Proceedings of the National Academy of Sciences, DOI: 10.1073/pnas.1911264116

Von allem, was ich mache, muss der Patient profitieren

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Uniklinik Ulm: „Der Patient kommt bei mir immer zuerst“

Sven Dörr ist seit dem 1. Januar neuer Pflegedienstleiter im Universitätsklinikum Ulm am Oberen Eselsberg. 

Zuständig ist er für das Zentrum für Chirurgie zu dem die Kliniken für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Unfall-, Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie sowie für Neurochirurgie gehören. 

Des Weiteren gehören die Kliniken für Dermatologie und Allergologie, für Urologie und Kinderurologie, die Orthopädische Ambulanz und die operative Intensivpflege zu seinem Arbeitsgebiet. 

Sven Dörr ist seit dem 1. Januar 2020 Pflegedienstleiter im Zentrum für Chirurgie der Universitätsklinik Ulm
Sven Dörr ist seit dem 1. Januar 2020 Pflegedienstleiter im Zentrum für Chirurgie der Universitätsklinik Ulm Universitätsklinikum Ulm/Matthias Schmiedel
 
Sven Dörr hat langjährige Berufserfahrung als Fachkrankenpfleger für Anästhesie und Intensivpflege.

Vor seinem Wechsel ans Universitätsklinikum Ulm war er seit 2017 als Pflegedienstleiter und Mitglied der Klinikleitung an der Schön Klinik Nürnberg Fürth tätig.

Von 2009 bis 2014 hat er am Universitätsklinikum Freiburg in unterschiedlichen Leitungspositionen gearbeitet. „Wir freuen uns, mit Herrn Dörr eine versierte Führungskraft in der Pflege mit viel Praxiserfahrung auch in der Universitätsmedizin gewonnen zu haben“, sagt Silvia Cohnen, Pflegedirektorin des Universitätsklinikums Ulm.


Sven Dörr ist für etwa 290 Pflegekräfte am Oberen Eselsberg zuständig.

Er sagt von sich, dass er einen hohen Qualitätsanspruch habe.

 „Der Patient kommt bei mir immer zuerst. 

Von allem, was ich mache, muss der Patient profitieren“, sagt Dörr.

  • Zwar arbeite er als Führungskraft nicht mehr direkt am Krankenbett, dennoch wisse er, worauf es dabei ankommt. 

Von 1997 bis 2004 war Dörr Krankenpfleger und später Fachpflegekraft für Anästhesiologie- und Intensivpflege im Städtischen Klinikum in Zwickau, danach hat er von 2004 bis 2017 als Fachpflegekraft für Anästhesiologie- und Intensivpflege im Universitätsklinikum Freiburg gearbeitet.

Nebenberuflich hat er sich auch akademisch weitergebildet und absolvierte ein Studium zum Bachelor of Arts in Business Administration (BBA) an der Steinbeis-Hochschule in Berlin sowie das Studium am Distance And Intependent Studies Center an der Technischen Universität Kaiserslautern: Management von Gesundheits- und Sozialeinrichtungen (M.A.).


Der 44-Jährige betrachtet es vor dem Hintergrund des Pflegekräftemangels als größte Herausforderung,

Pflegekräfte zu halten und neue Kolleg*innen zu gewinnen. 

Wenn Sven Dörr über die Pflege spricht, dann schwärmt er regelrecht von dieser Arbeit.

„Die Pflege ist ein sinnstiftender Beruf“, betont Dörr. Pflegekräfte arbeiten eigenverantwortlich, haben beste Weiterbildungsmöglichkeiten und Karriereperspektiven.

Seinen Neustart im Universitätsklinikum Ulm betrachtet der gebürtige Sachse als persönliche Weiterentwicklung, da er von einer kleinen Fachklinik in die fächerübergreifende Universitätsklinik gewechselt ist.

Er freut sich auf die professionellen interdisziplinären Behandlungsteams, die die Hochschulmedizin auszeichnen.

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Sven Dörr, BBA
Pflegedienstleitung
Universitätsklinikum Ulm
Zentrum für Chirurgie
Klinik für Dermatologie und Allergologie
Albert-Einstein-Allee 23
89081 Ulm
Tel.: 0049 (0)731/500-54680
Fax: 0049 (0)731/ 500-67046
E-Mail: Sven.Doerr@uniklinik-ulm.de
Homepage: www.uniklinik-ulm.de
Albert-Einstein-Allee 29
89081 Ulm
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Tanja Kotlorz
Telefon: 0731-50043041
E-Mail-Adresse: tanja.kotlorz@uniklinik-ulm.de

SCID Start des Neugeborenenscreenings: schwerste Form von angeborenen Abnwehrschwäche

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Neugeborenenscreening für schwere kombinierte Immundefekte wirkt

Das im August 2019 bundesweit eingeführte Neugeborenenscreening auf schwere kombinierte Immundefekte hat die Erwartungen erfüllt / Am Universitätsklinikum Freiburg konnten bereits drei kleine Patienten frühzeitig behandelt werden 
 
Fünf Monate nach dem Start des Neugeborenenscreenings auf schwere kombinierte Immundefekte (SCID) sehen Experten dessen Einführung sehr positiv.

  • Es ist nun Bestandteil des Neugeborenenscreenings, das bei allen Kindern am dritten Lebenstag durchgeführt wird. 

Am Einführungsprozess war ein Experte des Universitätsklinikums Freiburg maßgeblich beteiligt. Während die Erkrankung unbehandelt zu schweren Infektionen und sogar zum Tod führen kann, sind bei Behandlung vor Auftreten der Beschwerden 90 Prozent der Betroffenen heilbar. Seit Einführung des Screenings konnten in Freiburg bereits drei Kinder behandelt werden, noch bevor die Folgen des Immundefekts auftraten.

„Ich freue mich sehr, dass sich die zehn Jahre Arbeit bis zur Einführung des Screenings gelohnt haben“, sagt Privatdozent Dr. Carsten Speckmann, Oberarzt an der Abteilung für Pädiatrische Immunologie des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Freiburg und Wissenschaftler am Centrum für Chronische Immundefizienz (CCI) des Universitätsklinikums Freiburg. „Betroffene Kinder zeigen bei Geburt noch keine Krankheitszeichen und sind von gesunden Säuglingen in der Routineuntersuchung beim Kinderarzt nicht zu unterscheiden. Mit dem Screening haben wir jetzt die Möglichkeit, den Kindern zu helfen, bevor die Krankheit ausbricht“, sagt Speckmann.

Schwerste Form von angeborener Abwehrschwäche


Bei SCID handelt es sich um die schwerste Form von angeborener Abwehrschwäche.

Ungefähr 20 verschiedene genetische Faktoren sind bekannt, die einen Mangel sogenannter T-Lymphozyten begünstigen und so zu der Erkrankung führen können.

  • Erste Symptome sind schwere Infektionen, vor allem Lungenentzündungen und Durchfälle mit fehlender Gewichtszunahme und manchmal auch lebensbedrohliche Autoimmunreaktionen. 

Diese Krankheitszeichen treten in den ersten Lebensmonaten auf. 

  • Unbehandelt führt die SCID-Erkrankung in den ersten beiden Lebensjahren oft zum Tod.

Das Neugeborenenscreening auf SCID ermöglicht nun, diese Erkrankungen bereits kurz nach der Geburt zu erkennen.

 „Die meisten betroffenen Kinder können mit einer Knochenmarktransplantation geheilt werden.

Entscheidend ist, dass sie möglichst vor Ausbruch der Erkrankung behandelt werden. 

Dadurch kann das langfristige Überleben von jungen SCID-Patienten von 50 Prozent auf mehr als 90 Prozent gesteigert werden“, sagt Speckmann, der am politischen Prozess der Einführung eines SCID-Neugeborenenscreenings in Deutschland maßgeblich beteiligt war. Bundesweit werden zukünftig rund 800.000 Kinder pro Jahr auf SCID untersucht. Schätzungen gehen von bis zu 30 betroffenen Kindern jährlich aus.

Bereits drei Kinder in Freiburg behandelt

Am Universitätsklinikum Freiburg konnten dank des Screenings bereits drei Kinder am CCI diagnostiziert und am Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin behandelt werden. „Es ist eine völlig neue Herangehensweise, wenn man Eltern augenscheinlich gesunder Kinder so eine schwerwiegende Diagnose mitteilen muss“, sagt Speckmann. „Gleichzeitig ist es schön zu wissen, dass wir den meisten von ihnen helfen können.“ Der Plan für eine Transplantation wird für jeden Patienten individuell festgelegt. Die aktuell in Freiburg diagnostizierten Kinder konnten in den ersten acht Lebenswochen behandelt werden, zwei von ihnen konnten bereits nach Hause entlassen werden. „Wie gut sich das Immunsystem der Patienten entwickelt, werden wir erst in ein paar Monaten abschließend sehen. Mit der frühen Therapie sind die Aussichten auf eine vollständige Heilung sehr gut“, sagt Speckmann.

An der Einführung des SCID-Neugeborenenscreenings in Deutschland waren vor allem die Arbeitsgemeinschaft Pädiatrische Immunologie, die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin und die Deutsche Gesellschaft für Neugeborenenscreening beteiligt. „Wir sind froh, dass wir den Kindern und Familien eine gute Perspektive bieten können, trotz dieser schweren Erkrankung“, sagt Speckmann.

Über das CCI

Das Centrum für Chronische Immundefizienz (CCI) des Universitätsklinikums Freiburg widmet sich der Diagnose und Behandlung von Immundefekten sowie der Erforschung des Immunsystems. Das Besondere am CCI ist die Zusammenfassung von Experten aus den Bereichen Immunologie, Infektionsimmunologie, Immunbiologie, Rheumatologie, Hämatologie, Zell- und Gentherapie unter einem Dach. Vom Säugling bis zum alten Menschen werden die Patienten in zwei spezialisierten Ambulanzen behandelt – der Kinder- und Erwachsenen-Ambulanz. Sie leiden an angeborenen oder erworbenen Immundefekten, häufigen Infekten, ungewöhnlichen Infektionen, unklaren Entzündungen, Autoimmunerkrankungen oder HIV-Erkrankungen. Unter dem Leitgedanken „Immundefizienz erkennen – verstehen – behandeln“ hilft das CCI Menschen, die an seltenen und teilweise lebensbedrohlichen Störungen des Immunsystems leiden.

Es hat sich zur wichtigsten Anlaufstelle in Deutschland für Patienten mit Immunerkrankungen entwickelt.

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PD Dr. Carsten Speckmann
Oberarzt
Abteilung für Pädiatrische Immunologie
Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin
Universitätsklinikum Freiburg
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Untersucher-CAVE: Schlechten Ernährungszustand: Frühgeborene, chronisch kranke Kinder und Jugendliche

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Untergewicht bei Kindern - ein unterschätztes Risiko

Stiftung Kindergesundheit informiert über ein vernachlässigtes Problem mit manchmal schweren Folgen

Die „Generation Pommes“ beschäftigt seit Jahren Ärzte und Öffentlichkeit. 

Aus gutem Grund: 

Die alarmierende Zunahme von Übergewicht durch Fastfood und Süßgetränke bedroht die Gesundheit von immer mehr Kindern und Jugendlichen. 

  • Viel weniger Aufmerksamkeit erfahren dagegen Kinder, die für ihr Alter zu dünn oder zu klein sind. 
Dabei bestehen auch bei der Betreuung dieser Kinder in Deutschland noch große Defizite: 

Ihre Probleme werden häufig nicht erkannt und nicht konsequent behandelt, beklagt die Stiftung Kindergesundheit in ihrer aktuellen Stellungnahme. 
 
„Beim Stichwort Untergewicht denkt man unwillkürlich zuerst an die vielen Kinder in Entwicklungsländern, die unter Hunger und schlechten Lebensbedingungen leiden“, sagt Prof. Dr. Berthold Koletzko, Leiter der Abteilung Stoffwechsel- und Ernährungsmedizin der Universitäts-Kinderklinik München und Vorsitzender der Stiftung Kindergesundheit.

„Dabei kommt Untergewicht bei Kindern und Jugendlichen auch in Deutschland häufiger vor als meist angenommen.

Mit einem großen Unterschied: 

Das Untergewicht der Kinder in der Dritten Welt ist in aller Regel eine Folge von Armut und Unterernährung.

  • Bei den Kindern hierzulande hat sie dagegen oft nichts mit einem Mangel an Nahrung zu tun: 


Sie ist häufig ein Begleitsymptom von länger dauernden oder chronischen Erkrankungen“.
 
Richtig sichtbar wird das Ausmaß des Problems bei Kindern, die in einem Krankenhaus behandelt werden müssen.

Ein Beispiel lieferte kürzlich eine Untersuchung von 475 Kindern in der Kinderklinik der Universität München. So war jedes vierte Kind, das im Dr. von Haunerschen Kinderspital aufgenommen werden musste, untergewichtig. „Daten der letzten zwanzig Jahre zeigen, dass jedes dritte bis vierte Kind in europäischen Krankenhäusern mäßig bis schwerwiegend mangelernährt ist“, berichtet Professor Koletzko. „Das ist ein Zustand, den wir Ärzte so nicht weiter hinnehmen dürfen“.

Frühchen besonders häufig betroffen

  • Ein besonders hohes Risiko für einen schlechten Ernährungszustand haben Frühgeborene und chronisch kranke Kinder und Jugendliche, berichtet die Stiftung Kindergesundheit. 
  • Auch Kinder mit angeborenen Herzfehlern, einer Mukoviszidose (zystische Fibrose) und verschiedenen Magen- und Darmerkrankungen sind häufig betroffen.
„Die Auswirkungen einer Mangelernährung sind bei Kindern noch gravierender als bei Erwachsenen“, betont Prof. Dr. Berthold Koletzko.  
  • Eine Mangelernährung in den ersten beiden Lebensjahren kann die Gehirnentwicklung und damit die intellektuelle Entfaltung behindern. 
  • Sie kann in den ersten fünf Lebensjahren auch das Immunsystem schwächen und so zu einer erhöhten Infektanfälligkeit führen. 
  • Weitere Konsequenzen von Mangelernährung sind auch Wachstumsstörungen, eine verzögerte Geschlechtsreife, eine verzögerte Wundheilung, verminderte Knochendichte und Muskelmasse und Kleinwuchs.


„Zu den möglichen Folgen einer Mangelernährung gehören auch erhebliche Verzögerungen der Entwicklung, eine erhöhte Sterblichkeit sowie eine starke Einschränkung der Lebensqualität der betroffenen Kinder und Jugendlichen“, bringt es Professor Koletzko auf den Punkt.

Versäumnisse, Wissenslücken und Personalnot


Weshalb wird das Problem der Unterernährung von vielen Ärzten nicht gebührend beachtet?

Die Stiftung Kindergesundheit benennt folgende Defizite in den Arztpraxen und Kinderkrankenhäusern: 


  • • Häufig werden Größe und Gewicht der Kinder und Jugendlichen nicht konsequent gemessen und bewertet. 
  • Dadurch wird der Ernährungszustand des Kindes nicht richtig eingeschätzt.
  • • In der Ausbildung der Angehörigen der Gesundheitsberufe werden Mangelernährung und der erforderliche Umgang damit meist nicht angemessen berücksichtigt.
  • • In den Kinderkliniken in Deutschland herrschen Personalnot und Zeitmangel. 
  • Auch wenn für den Mangelzustand der Kinder ausreichend Daten vorliegen, führt das Wissen nicht immer konsequent zu den richtigen diagnostischen und therapeutischen Schritten.

Wie päppelt man die Hänflinge wieder hoch?


Voraussetzung ist die Therapie der Krankheit, die am Untergewicht des Kindes ursächlich beteiligt ist.

Ist das Untergewicht die Folge einer nicht ausreichenden, falschen oder einseitigen Ernährung, Appetitlosigkeit oder Essstörung, kann eine Umstellung der Ernährung auf eine hochkalorisch angereicherte Kost helfen.

Zur Beseitigung des Defizits sind dann auch Nahrungsmittel erlaubt, die sonst als wahre Dickmacher gelten.


Professor Koletzko:

 „Bei Säuglingen kann als einfache Methode die Konzentration der Nahrungspulvermenge erhöht werden. Das führt allerdings zu einer unausgewogenen Ernährung und belastet die Nieren.

Besser eignen sich so genannte bilanzierte therapeutische Säuglingsnahrungen mit hohem Energiegehalt. Das Essen von Kleinkindern und Schulkindern darf man mit Sahne, Margarine, Butter, Pflanzenölen und Maltrodextrin anreichern“.

Schokoriegel und Kartoffelchips ärztlich empfohlen

Für den häuslichen Gebrauch empfiehlt die Stiftung Kindergesundheit folgendes Vorgehen:


• Die Kost sollte attraktiv und wohlschmeckend sein und darf durchaus reichlich Butter oder Öl enthalten.
• Die Mahlzeiten sollten möglichst im Kreis der Familie in positiver Atmosphäre eingenommen werden. Gespräche während der Mahlzeiten sollten die Kinder einbeziehen.
Eine Sonderbehandlung des kranken Kindes gegenüber seinen Geschwistern und ständiges Ermahnen zum Essen sollten dagegen möglichst vermieden werden.
• Bei untergewichtigen Klein- und Schulkindern eignet sich zu Nahrungsanreicherung die Zugabe von Fetten (Sahne, Margarine oder Butter, Pflanzenöle) und Kohlenhydraten (Maltodextrin). Besonders effektiv ist die häufige Gabe energiereicher Zwischenmahlzeiten, z.B. selbst hergestellter Milchshakes, Eis mit Sahne, Schoko- und Müsliriegel, Mandel- oder Nussmus, Kartoffelchips und anderer energiereicher Happen.


Wenn mit häuslichen Maßnahmen allein keine angemessene Gewichtsentwicklung erreicht wird, können energiereiche Trinknahrungen sehr hilfreich sein. Die Eltern sollten dabei eingehend durch eine Ernährungsfachkraft beraten werden.

  • Die oft recht hohen Kosten für solche Nahrungen werden bei medizinischer Notwendigkeit von den gesetzlichen Krankenversicherungen erstattet.

Mehr Kompetenzen für Ernährungsmedizin nötig!

Angesichts der unzureichenden ernährungsmedizinischen Kenntnisse bei Ärzten und anderen Angehörigen von Gesundheitsberufen fordert die Stiftung Kindergesundheit eine Förderung der Aus- und Weiterbildung im Bereich der Ernährungsmedizin, um die Kompetenz von Studierenden der Medizin, Ärzten und Pflegekräften zu erhöhen.

Es sollten alle Kinder und Jugendliche in den kinderärztlichen Praxen und Kliniken in regelmäßigen Abständen gewogen und gemessen werden. 

Außerdem sollte der Verlauf der Erkrankung dokumentiert und in jedem Entlassungsbrief aus der Klinik Angaben zum Ernährungszustand des Kindes gemacht werden.

  • „Entschieden ist, dass nicht nur gemessen wird, sondern dass aus den gemessenen Werten auch Schlüsse gezogen werden“, betont Prof. Berthold Koletzko.
  •  „Liegt tatsächlich eine Mangelernährung vor, müssen ihre Ursachen möglichst genau abgeklärt werden, damit das betroffene Kind auch adäquat behandelt werden kann.“

Petition

Unter dem folgenden Link können Sie für „die Beendigung der Benachteiligung von Kindern und Jugendlichen in der medizinischen Versorgung/Sicherstellung der Betreuung gemäß den Vorgaben der UN-Kinderrechtskonvention“ stimmen, indem sie folgende Petition unterstützen.

ie Petition finden Sie unter folgendem Link:

https://epetitionen.bundestag.de/petitionen/_2019/_09/_06/Petition_98930.%24%24%...

(Um an der Petition teilnehmen zu können, müssen Sie sich zuerst auf der Website des deutschen Bundestages neu registrieren.)

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Giulia Roggenkamp Stiftung Kindergesundheit

c/o Dr. von Haunersches Kinderspital am Klinikum der Universität München,
Lindwurmstr. 4
80337 München
Deutschland
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Giulia Roggenkamp
Generalsekretärin
Telefon: +4989440057768
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Nachsorgetermien nach Schlaganfall: Vaskuläre Risikofaktoren

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Strukturiertes Nachsorgeprogramm konnte die Häufigkeit von Folgeschlaganfälle nicht senken

Eine an sieben deutschen und einer dänischen Stroke Unit durchgeführte Studie konnte keinen Vorteil eines strukturierten Nachsorgeprogramms im Hinblick auf die Rate von Folgeereignissen zeigen; bei den intensiver nachbetreuten Patienten konnten vaskuläre Risikofaktoren jedoch besser eingestellt werden. 

Bei Patienten, die regelmäßig die Nachsorgetermine im Rahmen des strukturierten Programms wahrgenommen hatten, konnten auch günstige klinische Effekte auf Folgeereignisse erzielt werden. 

Daher interpretieren Experten der DSG und der DGN die Studienergebnisse als bedeutsam und wegweisend. 
 
Die aktuelle, in der Januarausgabe von „Lancet Neurology“ publizierte INSPiRE-TMS-Studie [1] verglich den Effekt eines strukturierten, zweijährigen Nachsorgeprogramms im Hinblick auf die Häufigkeit von Folgeschlaganfällen, akutem Koronarsyndrom und gefäßbedingten Todesfällen gegenüber der ambulanten Nachsorge gemäß Regelversorgung bei Patienten mit leichten ischämischen Schlaganfällen oder TIA (transitorische ischämische Attacke, auch „Mini-Schlaganfall genannt).

Das strukturierte Nachsorgeprogramm war so aufgebaut, dass die Patienten in den Wochen 3, 6 und 12 nach Studieneinschluss sowie nach 6, 9, 12, 18 und 24 Monaten jeweils ein umfassendes Beratungsgespräch erhielten.

  • Darin wurden allgemeine Informationen zur Schlaganfallprophylaxe und Risikofaktoren gegeben – mit besonderem Fokus auf Lebensstilintervention und Therapietreue. 

Während dieser Beratungstermine erfolgte auch eine Bewertung der körperlichen Fitness und des individuellen Risikoprofils (Blutdruck, LDL-Cholesterin, Rauchen etc.). Insgesamt wurden 2.098 Patienten in die Studie eingeschlossen, die Hälfte von ihnen durchlief das strukturierte Nachsorgeprogramm, die andere Hälfte die normale ambulante Nachsorge. Nach einem mittleren Follow-up von 3,6 Jahren trat bei 175 der konventionell nachbehandelten und bei 163 der Patienten im Nachsorgeprogramm ein größeres vaskuläres Ereignis gemäß primären Endpunkt auf. Mit einer Verminderung des relativen Risikos um 8 % (Hazard ratio (HR) 0,92) war der Unterschied zwischen den Gruppen nicht signifikant.

„Entgegen unserer Erwartung gab es also keinen Effekt des strukturierten Nachsorgeprogramms auf den primären Endpunkt; die Einstellung wichtiger Risikofaktoren ein Jahr nach Studieneinschluss gelang jedoch bei mehr Patienten innerhalb des Programms als in der Kontrollgruppe, die Unterschiede zwischen beiden Gruppen waren jedoch zu gering, um einen signifikanten Effekt auf die Folgeereignisse auslösen zu können“, erklärte Professor Dr. Armin Grau, 2. Vorsitzender der Deutschen Schlaganfallgesellschaft (DSG) und einer der Studienautoren.

So wiesen nach 12 Monaten in der Interventionsgruppe deutlich mehr Patienten Blutdruckwerte im Zielbereich auf (p< 0,0001), niedrigere LDL-Werte (p= 0,001) sowie eine höhere körperliche Aktivität (p< 0,0001) und Nichtraucherrate (p= 0,0021). Doch nach drei Jahren waren die Unterschiede zwischen den Gruppen nicht mehr so deutlich ausgeprägt. „Das ist einer der Gründe, warum sich auch kein Unterschied im klinischen Endpunkt zeigte“, so der Experte.

Professor Dr. med. Hans-Christoph Diener aus Essen, Pressesprecher der DGN, erklärt: „Auf den ersten Blick sind die Ergebnisse dieser gut geplanten Studie enttäuschend, da ein strukturiertes Nachsorgeprogramm bei Patienten mit TIA und leichtem Schlaganfall nicht in der Lage zu sein scheint, weitere schwerwiegende vaskuläre Ereignisse zu verhindern. Eine Erklärung ist jedoch, dass Patienten in der Kontrollgruppe durch ihre Hausärzte und Internisten so gut behandelt wurden, dass kein signifikanter Unterschied gegenüber der Interventionsgruppe zu erreichen war.“

Professor Grau und die anderen Autoren sehen genau darin eine Limitation ihrer Studie. Sie war nicht verblindet, was dazu geführt haben könnte, dass Patienten der konventionellen Nachsorgegruppe möglicherweise sogar noch etwas besser als in der Behandlungsrealität außerhalb von Studien behandelt wurden, denn viele Hausärzte versorgten Patienten aus beiden Studienarmen. „Die hohe Rate an Patienten aus der konventionellen Gruppe, bei denen die Risikofaktoren erfolgreich kontrolliert werden konnten, war schon erstaunlich, beispielsweise lag der mittlere Blutdruck mit 136/80 mm Hg deutlich niedriger als in vorherigen Beobachtungsstudien. Andererseits war die Rate der Zielerreichung in der Interventionsgruppe bei wichtigen Risikofaktoren wie dem Blutdruck oder der körperlichen Aktivität nicht ausreichend hoch.“ Hinzu kam, dass es sich um eine „intention-to-treat“-Analyse handelte und somit auch Patienten in die Auswertung des strukturierten Nachsorgeprogramms eingingen, die u.U. nur einen von acht Beratungsterminen wahrgenommen und somit eigentlich nicht wirklich am Programm teilgenommen hatten. „Durch diese beiden Umstände lagen die Gruppen hinsichtlich ihrer Nachsorge am Ende gar nicht so weit auseinander, wie von uns Studienautoren ursprünglich angestrebt worden war – und es liegt auf der Hand, dass sich dann auch kein signifikanter Unterschied im Outcome zeigen konnte. “, so das Fazit von Professor Grau. Er betonte, dass sich in Subgruppenanalysen, die sich auf Patienten mit häufiger Wahrnehmung der Untersuchungstermine konzentrierten, durchaus ein günstiger klinischer Effekt des Interventionsprogramms zeigte.

„Im Großen und Ganzen ist die Nachsorge von Schlaganfallpatienten in Deutschland bereits auf einem hohen Niveau – DSG und DGN haben es geschafft, dass die S3-Leitlinie Sekundärprophylaxe ischämischer Schlaganfall und transitorische ischämische Attacke [2] breite Anwendung im klinischen Alltag findet“, erklärt Professor Dr. Peter Berlit, Generalsekretär der DGN.

Ein strukturiertes Nachsorgeprogramm könnte aber die bereits hohe Qualität der Nachsorge noch weiter verbessern – darin sind sich alle Experten einig.

Das gelte besonders für die Patienten, bei denen die Risikofaktoren für einen Folgeschlaganfall im Rahmen der Regelversorgung nicht hinreichend beeinflusst werden können. 

„Für diese Hochrisikopatienten benötigen wir intensivierte Nachsorgeprogramme“, so Prof. Berlit.

Literatur
[1] Ahmadi M, Laumeier I, Ihl T, Steinicke M, Ferse C, Endres M, et al. A support pro-gramme for secondary prevention in patients with transient ischaemic attack and minor stroke (INSPiRE-TMS): an open-label, randomised controlled trial. Lancet Neurol. 2020;19(1):49-60
DOI: https://doi.org/10.1016/S1474-4422(19)30369-2
[2] https://www.dgn.org/leitlinien/3024-ll-23-ll-sekundaerprophylaxe-ischaemischer-s...

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Originalpublikation:
https://doi.org/10.1016/S1474-4422(19)30369-2

 

Untersucher-CAVE Kreislauflabor/HKL: GenderMedizin Aortenklappenstenose

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Gene in Frauen- und Männerherzen reagieren unterschiedlich auf Herzklappenfehler

Wenn die Herzklappe zwischen Aorta und linker Herzkammer verengt ist, also eine Aortenklappenstenose vorliegt, sind bei Männern andere Gene aktiv als bei Frauen. 

Das konnten Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) an der Charité – Universitätsmedizin Berlin erstmals zeigen. 

Zukünftige Forschungsarbeiten lassen sich mit diesen Ergebnissen genauer planen und könnten so zu individuell abgestimmten Therapien für Frauen und Männer führen. 
 
  • „Bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen gibt es ausgeprägte Unterschiede zwischen Männern und Frauen“, sagt Professor Dr. Georgios Kararigas, DZHK-Wissenschaftler, der seine Studie an der Charité durchführte. 

Ein Beispiel ist die Aortenklappenstenose. 

  • Sie verläuft bei männlichen Patienten schlechter als bei weiblichen. 

Eine verengte Herzklappe ruft zwar bei beiden Geschlechtern ein ungesundes übermäßiges Herzwachstum hervor, die sogenannte Hypertrophie. 

Sie beeinträchtigt die Herzfunktion und kann schlimmstenfalls zu einer Herzschwäche führen.

Bei Männern laufen dieses Wachstum und die damit verbundenen Umbauprozesse jedoch ungünstiger ab als bei Frauen.

„Es gibt hier ein ungelöstes klinisches Problem, dessen molekulare Ursachen wir erforscht haben“, so Kararigas.

  • Die Forscher wiesen erstmals nach, dass in Herzmuskelzellen von männlichen Patienten mit einer Aortenklappestenose andere Gene aktiv sind als bei erkrankten Frauen. 

Dabei handelte es sich um Gene, die mit krankhaften Umbauprozessen im Herz verknüpft sind.

 Ebenso auffällig anders reguliert waren zwei Gene, die für Entzündungsfaktoren codieren.

„Das ist neu, denn bisher war wenig darüber bekannt, dass entzündliche Vorgänge für die Herzfunktion von Patienten mit Aortenklappenstenose bedeutend sein könnten“, so Kararigas.

  • Die Analyse der klinischen Daten ergab, dass Patienten, in deren Proben die Entzündungsgene aktiver waren, auch eine schlechtere Herzfunktion hatten. Dabei handelte es sich immer um Männer.

Für ihre Pilotstudie analysierten Kararigas und sein Team die Genexpression in einzelnen Herzmuskelzellen. Das unterscheidet ihre von vorangegangenen Arbeiten, in denen die unterschiedlichen Zelltypen des Herzgewebes nicht getrennt voneinander untersucht wurden. Die analysierten Zellen stammen aus Herz-Biopsien von 17 weiblichen und 17 männlichen Patienten, die eine Ersatz-Herzklappe erhielten.

Zu wenig Frauen in klinischen Studien

Die Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, dass Umbauprozesse in weiblichen und männlichen Herzen über andere Mechanismen ablaufen.

„Unser bisheriges Wissen über die Mechanismen bei Herzkrankheiten basiert auf Studien, an denen überwiegend männliche Patienten teilgenommen haben.

Wir fragen uns jetzt, inwieweit diese Ergebnisse tatsächlich auch für Frauen relevant sind, da in ihren Herzen scheinbar ganz andere Prozesse aktiv sind“, so Kararigas.

Größere Studien, die seine Ergebnisse untermauern, aber auch Studien speziell mit weiblichen Patienten hält er für dringend nötig.

Davon profitieren würden Frauen und Männer.

Neben den biologischen Unterschieden durch Geschlechtshormone und -chromosomen, gibt es auch soziokulturelle Einflüsse. 

All diese Faktoren zusammen bewirken, dass manche Krankheiten je nach Geschlecht unterschiedlich verlaufen.

Kararigas wünscht sich, dass diese Unterschiede in klinischen Studien stärker berücksichtigt werden, damit Männer und Frauen optimal medizinisch versorgt werden können.

Originalpublikation:
Originalarbeit: Gaignebet L, Kańduła MJ, Lehmann D, Knosalla C, Kreil DP, Kararigas G. Sex-specific human cardiomyocyte gene regulation in left ventricular pressure overload. Mayo Clin Proc 2020; https://doi.org/10.1016/j.mayocp.2019.11.026

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Das Blutgerinnsel und der Hirnschlag: Herzklappen

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Weniger Risiko für Blutgerinnsel bei künstlichen Herzklappen

Menschen mit mechanischen Herzklappen müssen täglich Blutverdünner einnehmen, da sie ein erhöhtes Risiko für Blutgerinnsel und Hirnschlag haben. 

  • Nun haben Forschende des ARTORG Center der Universität Bern entdeckt, wie in den Klappen turbulente Blutströmung entsteht, die letztlich zu Gerinnseln führen kann. 

Eine Design-Optimierung könnte dieses Risiko stark vermindern und den Betroffenen ein Leben ohne Medikamente ermöglichen. 

Zeitverlauf (von links nach rechts) des systolisch turbulenten Blutflusses durch eine mechanische Herzklappe mit zwei Ventilflügeln.
Zeitverlauf (von links nach rechts) des systolisch turbulenten Blutflusses durch eine mechanische Herzklappe mit zwei Ventilflügeln. H. Zolfaghari, ARTORG Center, Universität Bern
 
Turbulenzen kennen die meisten aus der Luftfahrt: Bestimmte Windverhältnisse sorgen für einen holprigen Passagierflug. Aber auch innerhalb menschlicher Gefässe kann der Blutfluss turbulent sein. 

  • Turbulenzen können auftreten, wenn das Blut entlang von Gefässkrümmungen oder -kanten fliesst und dabei die Fliessgeschwindigkeit abrupt ändert. 

Eine turbulente Blutströmung erzeugt zusätzliche Kräfte, welche die Wahrscheinlichkeit der Bildung von Blutgerinnseln erhöhen können.

  • Diese Gerinnsel wachsen langsam an, bis sie vom Blutstrom mitgerissen werden und einen Schlaganfall verursachen können, indem sie eine Arterie im Gehirn verschliessen.

Mechanische Herzklappen erzeugen turbulente Blutflüsse

  • Menschen mit künstlicher Herzklappe haben ein erhöhtes Risiko für solche Gerinnselbildung. 

Dies ist aus der Beobachtung von Patientinnen und Patienten nach der Implantation einer künstlichen Klappe bekannt. Insbesondere trifft das bei Personen mit mechanischen Herzklappen zu, die deshalb täglich Blutverdünner erhalten, um einem Hirnschlag vorzubeugen.

  • Unklar war jedoch bislang, warum mechanische Herzklappen die Gerinnselbildung weitaus stärker fördern als andere Klappentypen, zum Beispiel biologische Herzklappen aus tierischem Gewebe.

Zwei Ingenieure der Cardiovascular Engineering Gruppe am ARTORG Center for Biomedical Engineering Research der Universität Bern ist es nun gelungen, einen Mechanismus zu identifizieren, der wesentlich zur Gerinnselbildung beitragen kann. Dazu verwendeten sie komplexe mathematische Methoden der hydrodynamischen Stabilitätstheorie, einem Untergebiet der Strömungsmechanik, das schon seit vielen Jahrzehnten erfolgreich zur Entwicklung treibstoffeffizienter Flugzeuge eingesetzt wird. Es ist die erste Translation dieser Methoden, die Physik und angewandte Mathematik verbinden, in die Medizin.

Mit aufwändigen Simulationen auf Supercomputern des Centro Svizzero di Calcolo Scientifico in Lugano konnte das Forscherteam zeigen, dass die aktuelle Form der Ventilflügel der Herzklappe zu starker Turbulenz im Blutstrom führt.

«Anhand der Simulationsdaten konnten wir beobachten, wie das Blut an der Vorderkante der Ventilflügel aufprallt, und wie der Blutfluss dadurch rasch instabil wird und turbulente Wirbel bildet», erklärt Hadi Zolfaghari, Erstautor der Studie.

  •  «Durch die hohen Kräfte, die dabei entstehen, wird die Blutgerinnung aktiviert und im Rückströmgebiet unmittelbar hinter der Klappe können sich Gerinnsel bilden. 

Mit Hilfe von Supercomputern konnten wir eine Ursache für die Turbulenz in diesen Herzklappen aufspüren und mittels hydrodynamischer Stabilitätstheorie eine technische Lösung dafür finden.»

Die in der Studie untersuchten mechanischen Herzklappen bestehen aus einem Metallring und zwei auf Scharnieren rotierenden Flügeln, die sich bei jedem Herzschlag öffnen und schliessen und so das Blut aus dem Herzen aus-, aber nicht wieder einströmen lassen. In der Studie untersuchte das Team auch, wie die Herzklappe verbessert werden könnte. Es zeigte sich, dass bereits ein leicht abgeändertes Design der Ventilflügel das Blut fliessen lässt ohne Instabilitäten zu erzeugen, die zu Turbulenz führen – also ähnlich wie bei einem gesunden Herzen. Ein solcher turbulenzfreier Blutfluss würde die Neigung zu Gerinnselbildung und Hirnschlag deutlich verringern.

Leben ohne Blutverdünner?

  • Mehr als 100 000 Menschen erhalten jährlich eine mechanische Herzklappe. 

Wegen des hohen Risikos zur Gerinnselbildung müssen diese Menschen täglich und lebenslang Präparate zur Blutverdünnung einnehmen.

Würde also das Design der Herzklappen aus strömungsmechanischer Sicht verbessert, dann wäre es künftig denkbar, dass Patientinnen und Patienten mit Implantaten gar keinen Blutverdünner mehr benötigen.

Sie könnten ein normales Leben führen – ohne erhöhtes Hirnschlagrisiko und ohne dauerhafte Medikamenteneinnahme.

«Das Design mechanischer Herzklappen wurde seit ihrer Entwicklung in den 1970er Jahren so gut wie nicht angepasst», sagt Dominik Obrist, Leiter der Forschergruppe am ARTORG Center. 

«Dagegen gab es in anderen Ingenieursbereichen, wie beispielsweise im Flugzeugbau, sehr viel Forschung und Weiterentwicklung.

Wenn man bedenkt, wie viele Menschen eine künstliche Herzklappe tragen, ist es an der Zeit, auch hier über Design-Optimierungen zu sprechen, um diesen Menschen ein besseres Leben zu ermöglichen.»



Hadi Zolfaghari (vorne) und Dominik Obrist (hinten) diskutieren den turbulenten Blutfluss in der mechanischen Herzklappe.
Hadi Zolfaghari (vorne) und Dominik Obrist (hinten) diskutieren den turbulenten Blutfluss in der mechanischen Herzklappe. M. Kugemann für ARTORG Center, Universität Bern


Forschungsgruppe Cardiovascular Engineering

Die ARTORG-Gruppe Cardiovascular Engineering (CVE) untersucht Vorgänge und Krankheitsbilder, welche das Herz und die Gefässe betreffen, wie Herzklappenerkrankungen und Herzinfarkt. Ihre Forschung zielt darauf ab, die Langzeitbeständigkeit und Biokompatibilität von therapeutischen Anwendungen und Implantaten zu verbessern und neue diagnostische Werkzeuge für die klinische Praxis zu entwickeln. Die translationalen Forschungsprojekte der Gruppe orientieren sich an klinischen Bedürfnissen, die zusammen mit klinischen Partnern aus Angiologie, Kardiologie und Herz- und Gefässchirurgie am Inselspital identifiziert wurden. Das Team betreibt ein experimentelles Strömungslabor mit moderner Messtechnik und ein Computerlabor zur Modellierung von Strömungen im Herz und in den Blutgefässen. Zu den experimentellen Einrichtungen gehören Hochgeschwindigkeitskameras und laserbasierte Methoden zur dreidimensionalen Strömungsquantifizierung. Die Gruppe entwickelt und nutzt ausserdem massgeschneiderte Computermodelle und Supercomputer, um biomedizinische Strömungssysteme mit Fluid-Struktur-Interaktion zu untersuchen.

Weniger Risiko für Blutgerinnsel bei künstlichen Herzklappen


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Originalpublikation:
Hadi Zolfaghari and Dominik Obrist: Absolute instability of impinging leading edge vortices in a submodel of a bileaflet mechanical heart valve. Phys. Rev. Fluids 4, 123901, 6. Dezember 2019, https://doi.org/10.1103/PhysRevFluids.4.123901

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