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Dein Augenzeugengedächtnis

Medizin am Abend Berlin DirektKontakt:  Einschätzung von Tatmotiven beeinflusst das Augenzeugengedächtnis

Die Erinnerung von Augenzeuginnen und Augenzeugen an die Details einer Straftat kann dadurch verzerrt sein, wie sie die Motive für die Tat bewerten. Das zeigt eine Studie forensischer Psychologinnen, die in der Fachzeitschrift „Psychology, Crime and Law“ veröffentlicht wurde. 

  • Die Zuschreibung von Motiven hat auch einen Einfluss darauf, welches Strafmaß für angemessen erachtet wird. 
 
Aussagen von Augenzeuginnen und Augenzeugen – also Personen, die eine Straftat selbst mit eigenen Augen beobachtet haben – sind in vielen Strafverfahren ein wichtiges, wenn nicht gar das wichtigste Beweismittel. Vor Gericht besteht die generelle Erwartung, dass die Aussagen auf dem beruhen, was die Augenzeugen tatsächlich gesehen haben. Allerdings zeigen Untersuchungen zu Einflüssen auf Augenzeugenberichte, dass dies nicht immer der Fall ist. Erinnerungsverzerrungen kommen relativ häufig vor und Falschinformationen können die Erinnerungen an Details bedeutend verändern. „Wir konnten nun eine weitere Ursache für diese Verzerrungen nachweisen, nämlich, wie Augenzeuginnen und Augenzeugen die Motive einer Tat beurteilen“, sagt Deborah Hellmann, Psychologin an der Universität Osnabrück.

In zwei Experimenten brachte sie 208 Versuchspersonen durch gezielt platzierte Falschinformationen dazu, Tatmotive entweder der Persönlichkeit einer Täterin zuzuschreiben (z. B. Geldgier), oder sie in der Situation begründet zu sehen (z. B. äußerer Zwang, Notwehr).

Experiment mit manipulierten Tatmotiven

Die Versuchspersonen schauten zunächst eine sechsminütige Filmsequenz ohne Ton an, in der eine Frau vier Männer ohne ersichtlichen Grund tötet. Im Anschluss an den Film erhielten die Versuchsgruppen unterschiedliche (manipulierte) Informationen zu den mutmaßlichen Motiven der Täterin in Form einer vermeintlichen Filmkritik zum Inhalt des Films und verschiedenen Details der Sequenzen. Die eine Gruppe erfuhr, dass die Motive der Protagonistin in ihrer Persönlichkeit begründet liegen, indem sie als kaltblütig und hasserfüllt beschrieben wurde. Der Text hob ausdrücklich die Grausamkeit der Morde hervor. Der anderen Gruppe wurde suggeriert, die Täterin habe hauptsächlich aufgrund äußerer Zwänge gehandelt, etwa aus Notwehr oder Verzweiflung. Dieser Text hob besonders das Dilemma der Protagonistin hervor, das sie zu ihren Taten veranlasste.


Die Versuchspersonen sollten dann eine angemessene Gefängnisstrafe (0 bis 40 Jahre) für die Täterin festlegen. Außerdem gaben sie an, ob sie die Todesstrafe in diesem Fall angebracht fänden. Im Anschluss bearbeiteten sie einen Wiedererkennungstest, in dem verschiedene Ereignisse der Filmsequenz beschrieben waren. Dieser Test enthielt sowohl wahre als auch erfundene Ereignisse. Die Versuchspersonen sollten für jedes Ereignis angeben, ob sie es gesehen hatten oder nicht.

Verzerrte Erinnerungen der Augenzeugen

Falschinformation, die zu den Zuschreibungen der Probandinnen und Probanden über die Tatmotive passte, wurde fälschlicherweise häufiger als wahr eingestuft:

Schrieben die Versuchspersonen die Taten der Persönlichkeit der Täterin zu, unterliefen ihnen gezielt solche Fehler, die diese negative Beurteilung der Persönlichkeit bestätigten. Zum Beispiel gaben die Versuchspersonen an, gesehen zu haben, wie die Täterin ihre Freundin mit einem Messer bedrohte – obwohl in der eigentlichen Filmsequenz kein Messer zu sehen war und die Täterin auch ihre Freundin nie bedroht hatte. Waren die Versuchspersonen hingegen überzeugt davon, dass die Täterin aufgrund von äußerem Zwang gehandelt hatte, gaben sie beispielsweise eher an gesehen zu haben, wie die Täterin von einem der Opfer mit einem Messer bedroht worden war – obwohl kein Messer zu sehen war und die Täterin nicht bedroht wurde. In beiden Gruppen wiesen die Probandinnen und Probanden jedoch solche Falschinformation, die ihrer eigenen Zuschreibung widersprach, korrekt als falsch zurück.

  • Zusätzlich zeigte sich, dass Versuchspersonen für eine höhere Gefängnisstrafe und auch eher für die Todesstrafe plädierten, wenn sie annahmen, dass die Täterin aus persönlichen Motiven und nicht aufgrund von äußerem Zwang gehandelt hatte.
„Unser Ansatz, schemakonsistente, also den Erwartungen entsprechende, Erinnerungsfehler von Augenzeuginnen und Augenzeugen im Zusammenhang mit der Zuschreibung von Tatmotiven zu untersuchen, stellt einen gänzlich neuen Ansatz dar“, erklärt Deborah Hellmann. 

„Die Perspektive der Augenzeuginnen und Augenzeugen in Bezug auf die Tatmotive des Täters beziehungsweise der Täterin wurde bisher weitestgehend außer Acht gelassen. 

Wir haben den Effekt in einem verwandten Kontext bereits erfolgreich repliziert und untersuchen jetzt, ob es sich dabei um einen tatsächlichen Erinnerungsfehler oder um einen Fehler in der Aussage handelt:

Erinnern sich die Versuchspersonen tatsächlich an die falschen Details? Oder meinen die Versuchspersonen lediglich, dass sie die falschen Details gesehen haben?“

Weiterführende Links: 

Hellmann, D. F. & Memon, A. (2016). Attribution of crime motives biases eyewitnesses' memory and sentencing decisions. Psychology, Crime and Law.

doi: 10.1080/1068316X.2016.1207768
 

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Tel.: 0541 969-4417
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Die Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs e.V.) ist eine Vereinigung der in Forschung und Lehre tätigen Psychologinnen und Psychologen. Die über 4000 Mitglieder erforschen das Erleben und Verhalten des Menschen. Sie publizieren, lehren und beziehen Stellung in der Welt der Universitäten, in der Forschung, der Politik und im Alltag.

 

Weihnachtsmarkt Breitscheidplatz: Psychologische Hilfe nach dem Anschlag in Berlin

Medizin am Abend Berlin Fazit:  BGHW bietet psychologische Hilfe nach dem Anschlag in Berlin an / Hotline 030 85301-4594 heute bis 22 Uhr geschaltet

Weihnachtsmarkt Breitscheidplatz: Einen Tag nach dem schrecklichen Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Berlin ist die Berufsgenossenschaft Handel und Warenlogistik (BGHW) bestrebt, den Betroffenen schnell und unbürokratisch zu helfen. 

Für die betroffenen Unternehmen in den angrenzenden Geschäften und für freiwillig versicherte Unternehmer des sogenannten nicht stationären Gewerbes auf dem Weihnachtsmarkt bietet die BGHW psychologische Betreuung an.

Diese Unterstützung gilt generell für jede Art von Gewaltdelikten.

Geschieht eine solch schreckliche Tat am Arbeitsplatz, ist dies ein Fall für die Berufsgenossenschaft. 

Am Tag danach ist der Schock groß. Sowohl für die Verletzten und Angehörigen der Opfer des Anschlages und für die angrenzenden Händler auf dem Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz entsteht ein Gefühl der extremen Hilflosigkeit, des Ausgeliefertseins und der Lebensbedrohung.

Dies ist für die meisten Menschen ein traumatisches Erlebnis. Jeder reagiert anders darauf. Während die einen sehr emotional werden, lassen sich andere zunächst nichts anmerken. Der psychische Zusammenbruch kann erst Tage später kommen.

"Es ist uns daher wichtig, schon ab dem ersten Tag mit einem Team aus geschulten Fachleuten Kontakt zu unseren Versicherten aufzunehmen und Hilfe anzubieten", erklärt Dr. Udo Schöpf, Vorsitzender der BGHW-Geschäftsführung. "Das vermittelt Sicherheit und das Wissen, dass sie nicht allein gelassen werden.

Erste Unternehmen haben sich heute Morgen auch schon an uns gewandt."

Hierfür sind derzeit auch Präventionsberater der BGHW vor Ort, um in den versicherten Betrieben Unterstützung anzubieten. "Wir haben zudem eine Hotline geschaltet. Unter der Rufnummer 030 85301-4594 helfen speziell geschulte Kolleginnen und Kollegen unseren versicherten Unternehmen schnell und unbürokratisch weiter", so Schöpf. 

  • Diese Hotline ist heute bis 22 Uhr geschaltet. Auch in den kommenden Tagen kann über diese Hotline Hilfe eingeholt werden. Die Telefone sind ansonsten immer bis 18 Uhr besetzt. 

Therapeutische Gespräche können nach solchen Gewaltdelikten Balsam für die Seele sein. "Im Dialog klären wir über normale, körpereigene Reaktion nach einem psychisch belastenden Ereignis auf", meint Schöpf.

"Niemand sollte sich deshalb scheuen, psychologische Hilfe anzunehmen.

Denn sie bietet die Chance, den Betroffenen zu stabilisieren, zu stärken und gegebenenfalls Schlimmeres zu verhindern."

Hintergrund: 

Die Berufsgenossenschaft Handel und Warenlogistik (BGHW) ist die gesetzliche Unfallversicherung für Unternehmen der Branchen Einzelhandel, Großhandel und Warenverteilung. Sie betreut rund 5,2 Millionen Versicherte in 404.000 Unternehmen. Dazu zählen auch die nicht-stationären, freiwillig versicherte gewerbetreibende Händler auf Weihnachtsmärkten. Während die Unternehmer sich selbst versichern müssen, sind alle Mitarbeitenden bei der BGHW versichert. Die Berufsgenossenschaften kümmern sich um Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz in den Mitgliedsbetrieben. Außerdem übernimmt die BG die Haftung ihrer Mitgliedsunternehmen für Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten seiner Beschäftigten.

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Blutungsrisiko - ischämischen Schlaganfall - T-Zell-Blocker

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Ohne erhöhtes Blutungsrisiko: Schlaganfall innovativ therapieren

Wirksamere und weniger riskante Schlaganfalltherapien sind das Ziel von Prof. Dr. Christoph Kleinschnitz. 

Der Neurologe in der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen (UDE) am Universitätsklinikum Essen verfolgt innovative therapeutische Ansatzpunkte für dem durchblutungsbedingten (ischämischen) Schlaganfall. 

Die Corona- Stiftung im Stifterverband unterstützt das Vorhaben in den nächsten fünf Jahren mit insgesamt 700.000 Euro. 

Medizin am Abend Berlin ZusatzFachLink: Arzneimittel 

 
Der Bedarf ist groß: In Europa sterben jedes Jahr eine halbe Million Menschen an den Folgen eines Schlaganfalls.

Wer überlebt, leidet meist an körperlichen Behinderungen.

Eine gestörte Hirn-Durchblutung löst den ischämischen Schlaganfall aus.

Mit schnell verabreichten blutverdünnenden Medikamenten besteht die Chance, das Blutgerinnsel aufzulösen. 

Weil dabei jedoch die Blutungsgefahr steigt, eignet sich diese Therapie nur für etwa 15 Prozent aller Betroffenen. Bitter ist zudem, dass erlittene Hirnschäden meist nicht geheilt werden können, auch nicht in der anschließenden Reha.

Professor Kleinschnitz:Unsere Idee stellt vieles auf den Kopf, denn wir setzen bei den kleinsten Blutgefäßen im Gehirn an.“

  • Weil sie sich nämlich bei einem Schlaganfall verändern, werden die Blutplättchen (Thrombozyten) aktiv. Zusammen mit der plasmatischen Blutgerinnung und den T-Zellen aus der Immunabwehr lösen sie weitere Durchblutungsstörungen, Gehirnödeme und Entzündungen im vorgeschädigten Gehirn aus.

Wenn man diesen Mechanismus in einem bestimmten Bereich der plasmatischen Blutgerinnung blockiert, sinkt das Schlaganfall- und das Blutungsrisiko aus der bisherigen Medikamententherapie. 

Eine ebenso vielversprechende Wirkung haben im Übrigen die T-Zell-Blocker, so Kleinschnitz. 

Bis allerdings Schlaganfallpatienten von den neuen Erkenntnissen profitieren können, wird es noch dauern. Zunächst muss noch geklärt werden, welche der beiden Varianten erfolgreicher ist und wie der Mechanismus funktioniert.

Unterstützt wird die AG dabei von Prof. Dr. Matthias Gunzer vom Institut für Experimentelle Immunologie und Bildgebung und dem Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Neuroradiologie unter Leitung von Prof. Dr. Michael Forsting.

Dort wird der Verlauf eines Schlaganfalls über wiederholte MRT-Messungen beobachtet und mit Verhaltenstests verglichen.

Da Faktoren wie das Alter, Geschlecht, Bluthochdruck oder Übergewicht das Schlaganfallrisiko und die Therapie beeinflussen, muss die Wirkung und Sicherheit der vielversprechenden Therapie im Zusammenspiel mit den Risikofaktoren getestet werden. 

  • Deshalb arbeiten die Wissenschaftler auch mit der Westdeutschen Biobank Essen zusammen, die sie mit Proben versorgt und ihre Proben einlagert.

Außerdem nehmen die Forscher auch die Herzfunktion in den Blick.

Denn seit langem ist bekannt, dass sich Hirn und Herz gegenseitig stark beeinflussen. 

  • Nach einem Schlaganfall kann sich z.B. die Herzfunktion ändern. 
Die Forscher kooperieren deshalb eng mit Prof. Dr. Tienush Rassaf, Leiter der Klinik für Kardiologie und Angiologie.

Medizin am Abend Berlin ZusatzLink: Vorhoffflimmern - Arzeneimitteltherapie  

 

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Prof. Dr. Christoph Kleinschnitz
Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Essen
Tel. 0201/723-2460/2461
neurologie@uk-essen.de
https://www.uni-due.de/neurologie/
Christine Harrell, Medizinische Fakultät
Tel. 0201/723-1615
christine.harrell@uni-due.de
Beate Kostka M.A. Universität Duisburg-Essen



Pankreaszellen- Bauchspeicheldrüse produzieren Insulin - Blutzuckerspiegel

Medizin am Abend Berlin Fazit: Durchbruch in der Diabetesforschung: Pankreaszellen produzieren Insulin durch Malariamedikament

Artemisinine, eine zugelassene Wirkstoffgruppe gegen Malaria, wandelt Glukagon-produzierende Alpha-Zellen der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) in insulinproduzierende Zellen um – genau die Zellen, die bei Typ-1-Diabetes geschädigt sind. 

Das haben Forscher des CeMM Forschungszentrum für Molekulare Medizin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften im Rahmen einer internationalen Zusammenarbeit mit modernsten Einzelzell-Analysen herausgefunden. Ihre bahnbrechenden Ergebnisse werden in Cell publiziert und liefern eine vielversprechende Grundlage für neue Therapien gegen Typ-1 Diabetes. 
 Menschliche Langerhans Inseln, mit 10 mM Artemisinin behandelt und immunofluoreszent gefärbt: Zellkern (blau), ARX (weiß), Glukagon (rot) und C-Peptid (grün)
 Menschliche Langerhans Inseln, mit 10 mM Artemisinin behandelt und immunofluoreszent gefärbt: Zellkern (blau), ARX (weiß), Glukagon (rot) und C-Peptid (grün) Cell Press
 
Seit einigen Jahren hatten sich Forscher an diesem Kunstgriff versucht, der eine simple und elegante Heilung des Typ-1 Diabetes versprach: 

Medizin am Abend Berlin ZusatzFachThema: Heil- und Hilfsmittelversorgung  

Die vom eigenen Körper der Patienten zerstörten Beta-Zellen - verantwortlich für die Insulinproduktion - sollten durch neue, künstlich hergestellte Zellen ersetzt werden. Verschiedenste Ansätze wurden verfolgt, um Stamm- oder Körperzellen in die begehrten Beta-Zellen umzuwandeln.

Dabei wurden zwar grundsätzliche Mechanismen aufgeklärt, die für die Entwicklung von Beta-Zellen entscheidend sind – doch ein Wirkstoff, der diesen zellulären Verwandlungstrick auslöst, fehlte bisher.

Dem Team unter der Leitung von Stefan Kubicek, Forschungsgruppenleiter am CeMM, gelang mit der in Cell erscheinenden Studie (DOI: 10.1016/j.cell.2016.11.010) der große Wurf: Durch ein vollautomatisiertes Testverfahren, das die Effekte repräsentativer, zugelassener Wirkstoffe an Alpha-Zellkulturen untersucht, offenbarte sich die Gruppe der Artemisinine als Volltreffer.

  • „Eigentlich werden Artemisinine gegen Malaria verschrieben“, erklärt Stefan Kubicek. „Wir konnten mit unserer Arbeit zeigen, dass diese Substanzen auch das genetische Programm von Alpha-Zellen, die Glukagon-produzierenden Gegenspieler der Beta-Zellen in der Bauchspeicheldrüse, verändern.“

Alpha- und Beta-Zellen bilden, gemeinsam mit zumindest drei weiteren hochspezialisierten Zelltypen, die sogenannten Langerhans-Inseln der Bauchspeicheldrüse, die Steuerzentralen für den Blutzuckerspiegel. 

  • Der Blutzuckerspiegel: Insulin aus Beta-Zellen senkt ihn, Glukagon aus Alpha-Zellen lässt ihn wieder ansteigen. 
Doch die Zellen sind flexibel: In vorangegangenen Studien mit Modellorganismen wurde gezeigt, dass bei einem extremen Verlust von Beta-Zellen eine Umwandlung der Alpha-Zellen stattfinden kann, die den Schaden ausgleicht. Man fand heraus, dass der genetische Hauptschalter Arx dabei eine zentrale Rolle spielt.

„Arx reguliert viele Gene, die für die Funktion einer Alpha-Zelle entscheidend sind“ so Stefan Kubicek. „In vorhergehenden Arbeiten konnte unser Kollaborationspartner Patrick Collombat von der Université Côte d´Azur in Nizza zeigen, dass das Ausschalten von Arx mit genetischen Methoden zur Umwandlung von Alpha- in Beta-Zellen führt.“ Bisher hatte man den Prozess jedoch nur im lebenden Modelorganismus beobachtet – niemand wusste, ob für solche Umwandlungen zusätzliche Faktoren aus dem unmittelbaren Umfeld der Zelle oder gar von fernen Organen nötig sind. Um diese Faktoren auszuschließen, nutzte Kubiceks Team gemeinsam mit der Gruppe von Jacob Hecksher Sorensen von Nordisk spezielle Alpha- und Beta-Zelllinien, die isoliert betrachtet werden konnten. Auch ohne den Einfluss des restlichen Körpers konnte die Umwandlung der Zelltypen beobachtet werden.

An diesen Zelllinien konnte die Forschungsgruppe nun ihre Wirkstoffsammlung ausprobieren – so stießen sie auf die Artemisinine. In Zusammenarbeit mit den Forschungsgruppen von Christoph Bock und Giulio Superti-Furga am CeMM und Tibor Harkany an der Medizinischen Universität Wien gelang es ihnen, den exakten molekularen Mechanismus aufzuklären, mit dem Artemisinine die Alpha-Zellen umgestalten: Sie binden an ein Protein (Gephyrin), das GABA-Rezeptoren, zentrale Schaltstellen der zellulären Signalwege, aktiviert. In weiterer Folge verändern sich unzählige biochemische Prozesse in der Zelle, die schließlich zur Insulinproduktion führen.

Eine Arbeit von Patrick Collombat in derselben Ausgabe von Cell zeigt, dass im Mausmodell die Injektion von GABA zur Umwandlung von Alpha- zu Beta-Zellen auslöst, und deutet damit auf denselben Wirkmechanismus der beiden Substanzen hin.

Die Wirkung der Malaria-Medikamente konnten die Forscher nicht nur in der Zellkultur nachweisen:

In Zusammenarbeit mit anderen Forschungsgruppen (Martin Distel, CCRI Wien; Dirk Meyer, Leopold-Franzens-Universität Innsbruck; Patrick Collombat, Physiogenex) wurde diabetischen Fischen, Ratten und Mäusen der Wirkstoff verabreicht, und tatsächlich erhöhte sich ihre Beta-Zellmasse, ihr Blutzuckerspiegel normalisierte sich. Da sich die molekularen Bindungspartner von Artemisininen sowohl in Fischen, Ratten und Mäusen als auch im Menschen stark ähneln, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass auch hier ein ähnlicher Effekt eintritt, hofft Stefan Kubicek: „Natürlich muss man die Auswirkungen einer langfristigen Artemisinin-Verabreichung am Menschen noch gründlich und ausgiebig testen. Insbesondere ist bisher unbekannt, ob sich die Alpha-Zellen auch beim Menschen ständig regenerieren können. Außerdem müssen Wege gefunden werden, die neuen Beta-Zellen vor der Zerstörung durch das Immunsystem zu schützen.

Doch wir sind sehr zuversichtlich, mit den Artemisininen und deren Wirkmechanismen die Grundlagen für eine neue Form der Therapie gegen Typ-1 Diabetes gefunden zu haben.“

Graphische Darstellung der Wirkungsweise von Artemisininen in Alpha-Zellen
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Graphische Darstellung der Wirkungsweise von Artemisininen in Alpha-Zellen Cell Press

Die Studie “Artemisinins Target GABAA Receptor Signaling and Impair α Cell Identity” erscheint am 1. Dezember 2016 in der Zeitschrift Cell; DOI:10.1016/j.cell.2016.11.010.

Autoren: Jin Li, Tamara Casteels, Thomas Frogne, Camilla Ingvorsen, Christian Honoré, Monica Courtney, Kilian V.M. Huber, Nicole Schmitner, Robin A. Kimmel, Roman A. Romanov, Caterina Sturtzel, Charles-Hugues Lardeau, Johanna Klughammer, Matthias Farlik, Sara Sdelci, Andhira Vieira, Fabio Avolio, Francois Briand, Igor Baburin, Peter Májek, Florian M. Pauler, Thomas Penz, Alexey Stukalov, Manuela Gridling, Katja Parapatics, Charlotte Barbieux, Ekaterine Berishvili, Andreas Spittler, Jacques Colinge, Keiryn L. Bennett, Steffen Hering, Thierry Sulpice, Christoph Bock, Martin Distel, Tibor Harkany, Dirk Meyer, Giulio Superti-Furga, Patrick Collombat, Jacob Hecksher-Sørensen, und Stefan Kubicek.

Förderung: Die Studie erhielt Förderungen von der Juvenile Diabetes Research Foundation (JDRF), dem European Research Council (ERC), der Medizinischen Universität Wien, der European Molecular Biology Organization (EMBO), der NovoNordisk Foundation, dem Marie Skłodowska-Curie Programm der Europäischen Kommission, dem Österreichischen Wissenschaftsfonds (FWF), der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), dem INSERM AVENIR Programm; der FMR, dem ANR/BMBF, LABEX SIGNALIFE, der Max-Planck Gesellschaft, Club Isatis, Herr und Frau Dorato, Herr und Frau Peter de Marffy-Mantuano, sowie der Fondation Générale de Santé and the Foundation Schlumberger pour l’Education et la Recherche.

Stefan Kubicek studierte organische Chemie in Wien und Zürich und promovierte in der Gruppe von Thomas Jenuwein am Forschungsinstitut für Molekulare Pathologie (IMP) in Wien. Darauf folgte seine Arbeit als Postdoc bei Stuart Schreiber am Broad Insitute von Harvard und MIT im US-Amerikanischen Cambridge. 2010 begann er als Gruppenleiter am CeMM zu arbeiten. Er ist Leiter der Abteilung für Chemisches Screening am CeMM, der Österreichischen Plattform für Chemische Biologie (PLACEBO) und des Christian Doppler Labors für Chemische Epigenetik und Antiinfektiva.

Das CeMM Forschungszentrum für Molekulare Medizin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften ist eine internationale, unabhängige und interdisziplinäre Forschungseinrichtung für molekulare Medizin unter wissenschaftlicher Leitung von Giulio Superti-Furga. Das CeMM orientiert sich an den medizinischen Erfordernissen und integriert Grundlagenforschung sowie klinische Expertise um innovative diagnostische und therapeutische Ansätze für eine Präzisionsmedizin zu entwickeln. Die Forschungsschwerpunkte sind Krebs, Entzündungen, Stoffwechsel- und Immunstörungen, sowie seltene Erkrankungen. Das Forschungsgebäude des Institutes befindet sich am Campus der Medizinischen Universität und des Allgemeinen Krankenhauses Wien.
www.cemm.at

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http://dx.doi.org/10.1016/j.cell.2016.11.010

Menschliches Immunsystem

Medizin am Abend Berlin Fazit: Wächter des menschlichen Immunsystems enträtselt

Dendritische Zellen sind ein wichtiger Bestandteil des Immunsystems: 

Sie erkennen Eindringlinge, nehmen sie auf und lösen daraufhin eine vollständige Immunantwort aus. 

Ein Forscherteam unter Federführung des Universitätsklinikums Erlangen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und des LIMES-Instituts der Universität Bonn haben nun grundlegende Erkenntnisse zu menschlichen dendritischen Zellen gewonnen, die in Zukunft auch zur Entwicklung neuartiger Immuntherapieansätze beitragen könnten. 

Die Ergebnisse sind jetzt im renommierten Fachmagazin „Science Immunology“ veröffentlicht worden. 

Während dendritische Zellen des lymphatischen Systems überwiegend durch ihre Entwicklung geprägt sind, werden sie in der Lunge und der Haut vorwiegend durch gewebespezifische Faktoren beeinflusst.
 Während dendritische Zellen des lymphatischen Systems überwiegend durch ihre Entwicklung geprägt sind, werden sie in der Lunge und der Haut vorwiegend durch gewebespezifische Faktoren beeinflusst.
© Carla Schaffer / AAAS
 
  • Dendritische Zellen – ihren Namen verdanken sie den unzähligen Verzweigungen ihrer Oberfläche – besiedeln weite Teile des menschlichen Körpers, wo sie eine regelrechte Wächterrolle einnehmen. 

Erkennen sie einen Krankheitserreger, wird dieser in die Zelle aufgenommen und verarbeitet.

  • Daraufhin setzt sich die dendritische Zelle in Bewegung, um in einem nahegelegenen Lymphknoten mit anderen Immunzellen – zum Beispiel T-Zellen – zu interagieren und erregerspezifische Immunantworten auszulösen. 

Somit nehmen dendritische Zellen eine ganz besondere Rolle im Gesamtgefüge des Immunsystems ein. In den letzten Jahren stellte sich heraus, dass dendritische Zellen in der Maus aus verschiedenen Untergruppen zusammengesetzt sind, die sich teils deutlich in ihrer Funktion und Verteilung im Körper unterscheiden. Über die entsprechende Situation im Menschen war bislang wenig bekannt.

Nun haben Dr. Gordon Heidkamp und Prof. Dr. Diana Dudziak vom Uni-Klinikum Erlangen erstmals eine Übersichtsarbeit angefertigt, in der dendritische Zellen systematisch in verschiedenen menschlichen Organen – Blut, Milz, Thymus, Mandeln, Knochenmark, Nabelschnurblut – mittels 16-Farben-Durchflusszytometrie charakterisiert wurden. Anhand dieser Fluoreszenz-basierten Methode war es möglich, die unterschiedlichen Immunzellen getrennt voneinander darzustellen, Häufigkeiten verschiedener Untergruppen von dendritischen Zellen zu ermitteln und wichtige Oberflächenproteine zu identifizieren. So konnten die Wissenschaftler zeigen, dass das Oberflächenprofil der jeweiligen Untergruppe von dendritischen Zellen in den verschiedenen Geweben konstant ist.

Zusätzlich ist es den Erlanger Wissenschaftlern gelungen, dendritische Zellen aus dem Gesamtgemenge an Zellen im menschlichen Blut, in der Milz und im Thymus zu isolieren und deren Erbinformation in Form von Ribonukleinsäure (RNA) zu untersuchen.

Medizin am Abend Berlin ZusatzFachLink: Berufskrankheiten  

,Die äußerst aufwendige Datenanalyse erfolgte in enger Kooperation mit Jil Sander und Prof. Dr. Joachim L. Schultze vom LIMES (Life and Medical Sciences) Institut der Universität Bonn. Die Bonner Kollegen konnten durch innovative Analysemethoden, zum Beispiel Cibersort Analyse, eindrucksvoll bestätigen, dass die jeweiligen Untergruppen der dendritischen Zellen ein sehr konstantes Profil zeigen, unabhängig davon, ob sie sich im Blut, in der Milz oder im Thymus befinden. 

Prof. Dr. Schultze erörtert:
„Interessanterweise zeigten sich im Gegensatz dazu in nicht-lymphatischen Organen wie der Haut oder der Lunge, dass hier Gewebe-spezifische Faktoren einen größeren Einfluss auf das Transkriptom der dendritischen Zellen haben.“
  • Aufgrund der aktuell veröffentlichten Ergebnisse und der besonderen Eigenschaften von dendritischen Zellen erhoffen sich die Wissenschaftler Auswirkungen auf die Therapie bestimmter Erkrankungen des Immunsystems und auf die Entwicklung neuer Ansätze für die Behandlung von Tumorerkrankungen. 

„Es gibt Erkenntnisse, dass dendritische Zellen eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung von innovativen Immuntherapieansätzen spielen können. Unsere Ergebnisse helfen dabei, grundlegende Eigenschaften dieser Zellen besser zu verstehen“, fasst Prof. Dr. Diana Dudziak zusammen.

Die Studie wurde in einer engen Kollaboration zwischen Dr. Gordon Heidkamp und Prof. Dr. Diana Dudziak vom Universitätsklinikum Erlangen sowie Jil Sander und Prof. Dr. Joachim L. Schultze vom LIMES (Life and Medical Sciences) Institut der Universität Bonn, Mitglieder des Exzellenzclusters ImmunoSensation, durchgeführt. Insgesamt waren 31 Wissenschaftler an den Standorten Erlangen, Bonn, Kiel, Bamberg, Augsburg, Frankfurt und Singapur an dem Projekt beteiligt.

Publikation: Human lymphoid organ dendritic cell identity is predominantly dictated by ontogeny, not tissue microenvironment, „Science Immunology“

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Prof. Dr. Joachim L. Schultze
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Einheit der Genomik und Immunregulation
Tel. +49(0)228/7362787
E-Mail: j.schultze@uni-bonn.de

Prof. Dr. Diana Dudziak
Universitätsklinikum Erlangen
Department Dermatologiea
Labor für Biologie dendritischer Zellen
Tel. +49(0)9131/8539346
E-Mail: diana.dudziak@uk-erlangen.de
Johannes Seiler Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
 


360° TOP-Hinweis: Rettungsstelle-KANZEL: Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung

Medizin am Abend Berlin Fazit: DIVI-Kongress 2016: Keine unliebsamen Überraschungen

Es ist ein echter Fall. 

Zugetragen hat sich das Drama in den letzten Wochen: 

Vermutlich dachte die Patientin aus Nordrhein-Westfalen, alles richtig gemacht zu haben. Schließlich hatte sie im Gegensatz zu vielen anderen eine Vorsorgevollmacht und eine Patientenverfügung. Doch nun liegt sie im Koma und muss höchstwahrscheinlich gegen ihren eigenen Wunsch weiterleben. 

  • Nicht konkret genug seien die Angaben auf den von ihr ausgefüllten Formularen, lautete das Urteil des Bundesgerichtshofs. 
 
„Dieser tatsächliche Fall ist leider kein Einzelfall“, sagt Professor Stefan Kluge, Präsidiumsmitglied der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) und Präsident des 16. DIVI-Kongresses. „Laut einem aktuellen Urteil des Bundesgerichtshofs kann eine Patientenverfügung nur dann in Kraft treten, wenn sie sehr präzise und konkret umgesetzt werden kann.

Doch was heißt das?

Ist es nicht eindeutig, wenn der Patient schreibt, er wünscht für den Fall, dass das Gehirn durch Krankheit oder Unfall einen schweren Dauerschaden erleidet, keine lebensverlängernden Maßnahmen? Nein, das ist es nicht!

Intensivmedizinische Behandlungen müssen exakt benannt werden. 

Dazu gehören Maßnahmen wie die künstliche Ernährung oder eine künstliche Beatmung.

  • Ebenso wie etwa in der Behandlungssituation, bei der sich jemand im Wachkoma befindet oder im Endstadium einer unheilbaren Krankheit. 

„Wenn nur ein Punkt fehlt, dürfen wir Ärzte nicht eingreifen“, erklärt Professor Kluge, der auch Direktor für die Klinik für Intensivmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf ist. „Deshalb lohnt es sich, seine Patientenverfügung noch einmal genau durchzugehen.“ Für den Patienten ist es wichtig zu wissen: Die Patientenverfügung muss nicht medizinisch perfekt formuliert, aber eben konkret und aussagefähig sein.


  • Liegt keine Patientenverfügung vor, wie es bei 70 Prozent aller Bundesbürger nach wie vor der Fall ist, muss der „mutmaßliche Wille“ ermittelt werden. 

Nötig dafür ist allerdings außerdem eine Vorsorgevollmacht. 

„Ehepartner oder Familienangehörige wähnen sich oft auf der sicheren Seite und glauben sich gegenseitig vertrauen zu können“, sagt der Experte. „Doch dem ist nicht so.

  • Bei Handlungsunfähigkeit bestellt das Gericht einen Betreuer und dieser muss nicht unbedingt ein naher Verwandter sein.“ Wer also nicht möchte, dass sich ein Fremder um seine Belange kümmert, sollte dies mit einer Vorsorgevollmacht verhindern.

Mit der Vorsorgevollmacht ist es möglich, eine Person des Vertrauens zu ermächtigen, alle persönlichen und gesetzlichen Entscheidungen zu treffen, wenn man selbst dazu nicht mehr in der Lage ist.

Ein handschriftlich verfasster Text oder ein Formular genügen. „Es ist ratsam, das Schriftstück dem Hausarzt vorzulegen, um eventuelle Unklarheiten zu beseitigen“, sagt der Hamburger Intensivmediziner. „Das gilt auch für die Bereitschaft zur Organspende.“

In den meisten Fällen setzen sich Ehepartner gegenseitig als Bevollmächtigte ein. „Das ist verständlich, es geht ja schließlich um uneingeschränktes Vertrauen“, führt Professor Kluge aus. „Doch im hohen Lebensalter kann es Sinn machen, noch eine weitere, jüngere Person zu bevollmächtigen. Ideal sind erwachsene Kinder. Denn es ist möglich, dass der in der Regel selbst schon ältere Ehepartner mit der Verantwortung überfordert ist oder sogar vor ihm stirbt.“ Übrigens: Niemand muss sich einen teuren Anwalt nehmen, um eine korrekt formulierte Vorsorgevollmacht oder eine Patientenverfügung aufzusetzen. Auch eine Beglaubigung oder Beurkundung ist laut Gesetz nicht vorgeschrieben. Sehr gute Anleitungen mit Textbausteinen, die den neuesten gesetzlichen Anforderungen entsprechen, bietet das Bundesjustizministerium (http://www.bjm.de).

DIVI weltweit einzigartig

Die 1977 gegründete DIVI ist ein weltweit einzigartiger Zusammenschluss von mehr als 2000 Anästhesisten, Neurologen, Chirurgen, Internisten, Kinder- und Jugendmedizinern sowie Fachkrankenpflegern und entsprechenden Fachgesellschaften: Ihre fächer- und berufsübergreifende Zusammenarbeit und ihr Wissensaustausch machen im Alltag den Erfolg der Intensiv- und Notfallmedizin aus. Insgesamt bündelt die DIVI damit das Engagement von mehr als 30 Fachgesellschaften und persönlichen Mitgliedern. Mehr unter http://www.divi.de.

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Larissa Vogt
Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin e.V.
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Tel: 030 4000 5635
Fax: 030 4000 5637
Mobil: 0173 6194422
 

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Sarkome - bösartige Tumore - Sarkomzentrum Dresden

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Mit hochspezialisiertem Sarkomzentrum baut Dresdner Uniklinikum Spektrum der Krebstherapie aus

Sarkome sind bösartige Tumore von Weichteilen und Knochen, die sich nur durch eine hochspezialisierte Diagnostik und Therapie erfolgreich behandeln lassen. 

  • Die hierzu notwendigen Fachkenntnisse und technischen Voraussetzungen stehen nur an wenigen Orten in Deutschland vollumfänglich zur Verfügung, darunter am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus. 

Unter dem Dach des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) Dresden / Universitäts KrebsCentrum (UCC) werden diese Angebote jetzt im „Sarkomzentrum Dresden“ für Patienten der Region und darüber hinaus gebündelt. 

Funktionsoberärztin PD Dr. Christine Hofbauer ist eine der direkten Ansprechpartner für die Sarkompatienten. Funktionsoberärztin PD Dr. Christine Hofbauer ist eine der direkten Ansprechpartner für die Sarkompatienten. Foto: Uniklinikum Dresden
 
Sarkome sind bösartige Tumore von Weichteilen und Knochen, die sich nur durch eine hochspezialisierte Diagnostik und Therapie erfolgreich behandeln lassen. Die hierzu notwendigen Fachkenntnisse und technischen Voraussetzungen stehen nur an wenigen Orten in Deutschland vollumfänglich zur Verfügung, darunter am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus. Unter dem Dach des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) Dresden / Universitäts KrebsCentrum (UCC) werden diese Angebote jetzt im „Sarkomzentrum Dresden“ für Patienten der Region und darüber hinaus gebündelt.

Es gibt kaum eine andere Gruppe von Krebserkrankungen, bei denen der Vorteil einer Behandlung an spezialisierten Zentren so eindeutig ist wie bei Sarkomen. Dies liegt an der Seltenheit der bösartigen Tumore, die sich überdies noch in viele verschiedene Untertypen aufteilen. Außerhalb spezialisierter Zentren behandeln Ärzte oft nur einmal in mehreren Jahren einen Patienten mit dieser Erkrankung. Zum anderen braucht die optimale Therapie von Sarkomen, die in allen Körperregionen vorkommen können, ein außerordentlich breites Spektrum an Spezialwissen sowie speziellen Untersuchungs- und Behandlungsmethoden. Diese Voraussetzungen sind nur an wenigen großen Zentren gegeben. Betroffene Patienten – so die Empfehlung weltweit führender Experten – sollten daher schon im Verdachtsfall unverzüglich in ein spezialisiertes Zentrum überwiesen werden.

Fachübergreifendes Spezialisten-Team für optimale Behandlung
Um Patienten der Dresdner Region eine optimale Behandlung bieten zu können, wurde nach umfangreicher Vorbereitung Ende September 2016 das Sarkomzentrum Dresden unter dem Dach des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) Dresden / Universitäts KrebsCentrum (UCC) Dresden gegründet.

Hier erfolgen Diagnose und Therapie in enger fachübergreifender Zusammenarbeit besonders spezialisierter Ärzte aus den Fachgebieten Orthopädie und Unfallchirurgie, Viszeral,- Thorax- und Gefäßchirurgie, Radioonkologie/Strahlentherapie, Medizinische Onkologie, Pädiatrische Onkologie, Kinderchirurgie, Urologie, Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgie, HNO, Dermatologie sowie Frauenheilkunde. Hinzu kommen auch Experten der Pathologie, Genetik, Radiologie, Nuklearmedizin sowie Palliativmedizin. Auch spezialisierte Psychoonkologen und besonders geschulte Experten anderer Gesundheitsberufe, zum Beispiel der onkologischen Pflege und der physiotherapeutischen Rehabilitation, sind integraler Teil des Teams. Parallel arbeiten die Ärzte und Wissenschaftler an Forschungsprojekten, um die Therapie kontinuierlich zu verbessern.

Modernste Methodik und Geräte-Ausstattung
„Das Sarkomzentrum Dresden bietet das komplette Spektrum modernster Diagnose- und Therapiemöglichkeiten, die für die optimale Sarkombehandlung notwendig sind“, erklärt einer der beiden Leiter des neuen Zentrums, Prof. Klaus-Dieter Schaser, Ärztlicher Direktor des UniversitätsCentrums für Orthopädie und Unfallchirurgie am Dresdner Uniklinikum.

Zu nennen ist die hochqualifizierte Chirurgie, einschließlich moderner robotischer Methoden. Sie wird durch spezialisierte Bildgebung vor und während der Operation unterstützt – wie die Kombination von Positronen-Emissions-Tomographie und Computer-Tomographie beziehungsweise Magnet-Resonanz-Tomographie (PET/CT, PET/MRT) sowie die intraoperative CT-Bildgebung mit Navigation.

Um das biologische Verhalten und besondere Mutationen der Sarkome charakterisieren zu können, kommen zudem modernste Methoden der molekularen Tumordiagnostik zum Einsatz. 

  • Gemeinsam mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und dem Standort Heidelberg im Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen stehen innovative Geräte zur DNA-Entschlüsselung – „Next Generation Sequencing“ – und in besonderen Fällen die Möglichkeit der Ganz-Genomsequenzierung zur Verfügung. 
Gleichzeitig wird das gesamte Spektrum der Strahlentherapie angeboten – einschließlich der Protonentherapie, die weltweit nur wenigen Zentren zur Verfügung steht. 

Bei den medikamentösen Behandlungen kann nicht nur auf die klassische Chemotherapie zurückgegriffen werden, sondern auch auf neue Verfahren, wie die Immuntherapie und molekular wirksame Medikamente.

Weitere hochspezialisierte Methoden, wie die Extremitätenperfusion – eine Sonderform der Chemotherapie für Arme und Beine –, die Strahlentherapie während einer Operation und die durch Magnet-Resonanz-Tomographie gesteuerte Gewebeerhitzung befinden sich aktuell in Aufbau.

„Wir freuen uns, dass wir diese hervorragenden Experten und Möglichkeiten ab sofort in einem gemeinsamen Zentrum bündeln können. So können wir Sarkompatienten die bestmögliche Diagnostik und Therapie bieten“, sagt Zentrums-Leiter Professor Jürgen Weitz, Direktor der Klinik und Poliklinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie am Universitätsklinikum Dresden.

„Neben der optimalen Behandlung auf dem aktuellen medizinischen Wissensstand, können wir den Patienten auch zahlreiche Therapiestudien anbieten.

Eine wichtige Grundlage hierfür ist die Einbindung des Dresdner Standorts im Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen, im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung und vielen weiteren nationalen und internationalen Netzwerken“, ergänzen die Zentrums-Leiter Prof. Schaser und Prof Weitz.

Sarkompatienten können sich direkt oder über den Arzt anmelden
 
Niedergelassene Ärzte und Krankenhäuser können sich für Patienten, bei denen Sarkome oder unklare Befunde mit Verdacht auf ein Sarkom festgestellt wurden, direkt an das Sarkomzentrum Dresden im Universitäts KrebsCentrum wenden.

Betroffene Patienten haben zudem die Möglichkeit, sich selbst im Sarkomzen­trum des UCC vorzustellen und erhalten ohne zeitliche Verzögerung eine adäquate Diagnostik und Therapie.

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Renin-Angiotensin-System (RAS) - Blutdruck - Rezeptor Mas

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Fresszellen besser verstehen

Neue Funktion eines Signalwegs aus der Blutdruckforschung entdeckt 

Medizin am Abend Berlin ZusatzFachThema: Feuerwehr: Wie hoch ist der Stresslevel? 
 
  • Das Renin-Angiotensin-System (RAS) spielt eine wichtige Rolle für den Flüssigkeitshaushalt des Körpers und den Blutdruck. 

Ein neuer Signalweg des RAS kann aber auch Immunzellen entscheidend beeinflussen. Das hat eine Studie gezeigt, die am Universitätsklinikum Erlangen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) in enger Zusammenarbeit mit Forschern der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf durchgeführt wurde. Ihre Ergebnisse haben die Forscher jetzt im renommierten Fachjournal Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) veröffentlicht.*

Die Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, die vor allem bei jungen Erwachsenen auftritt und zu unterschiedlichen neurologischen Ausfällen sowie bleibender Behinderung führen kann.

Genauso wie bei der Gefäßkrankheit Arteriosklerose spielen die Fresszellen des Immunsystems eine wichtige Rolle bei der Entstehung der Krankheit. 

In einer Kooperation mit PD Dr. Johannes Stegbauer und seinen Kollegen der Nephrologischen Klinik der Universität Düsseldorf untersuchten die FAU-Forscher um Prof. Dr. Ralf Linker aus der Neurologischen Klinik des Uni-Klinikums Erlangen nun den Einfluss neuer Signalwege des Blutdruck regulierenden Renin-Angiotensin-Systems in experimentellen Modellen der MS und der Arteriosklerose.

In ihrer Arbeit beschreiben die Wissenschaftler den Signalweg mit dem Namen „Angiotensin 1-7/Mas“ – kurz Mas – als bedeutsam, um entzündungsfördernde Effekte im Körper zu kompensieren. Beide Forschergruppen konnten zeigen, dass der Rezeptor Mas eine wichtige Rolle für die Funktion von Entzündung regulierenden Fresszellen, den sogenannten Makrophagen, spielt.

  • Eine medikamentöse Beeinflussung des Rezeptors kann die Eigenschaften dieser Fresszellen hin zu anti-entzündlichen Eigenschaften verändern und so einen neuen Behandlungsansatz für chronisch-entzündliche Erkrankungen darstellen.

„Diese Erkenntnisse liefern einen neuen Beitrag zum Verständnis der Rolle von Fresszellen bei der MS und bringen möglicherweise neue Ansatzpunkte für eine bessere Behandlung der bisher unheilbaren Erkrankung“, erklärt der Neurologe Prof. Dr. Ralf Linker, der die Erlanger Experimente koordiniert und versucht, als Leiter der Neuroimmunologischen Ambulanz am Uni-Klinikum Erlangen, die neuen Erkenntnisse aus dem Labor für seine Patienten nutzbar zu machen.

Die FAU-Wissenschaftler vermuten, dass verschiedene Botenstoffe, die aus der Herz-Kreislauf- und Bluthochdruck-Forschung bekannt sind, auch bei entzündlichen Erkrankungen eine wichtige Rolle spielen können.

Weitere Studien sollen nun zeigen, ob Medikamente, die den Rezeptor Mas beeinflussen, auch bei Patienten mit MS oder Arteriosklerose positive Effekte haben können.

* doi: 10.1073/pnas.1612668113

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Prof. Dr. Ralf Linker
Tel.: 09131/85-33001
ralf.linker@uk-erlangen.de
Dr. Susanne Langer Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

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Zuschuss an die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV)

Medizien am Abend Berlin Fazit:  Kieler Subventionsbericht: Höchststand!

Der deutsche Staat hat im Jahr 2015 mit 168,7 Mrd. Euro so viele Subventionen verteilt wie nie zuvor. 

Der Wert lag sogar über dem Niveau während der Finanzkrise. 

Dies engt den finanziellen Handlungsspielraum Deutschlands für Herausforderungen wie die Integration von Flüchtlingen, die Modernisierung der Infrastruktur oder die Verstärkung der inneren und äußeren Sicherheit empfindlich ein. Für das laufende Jahr plant der Bund sogar mit einer erheblichen Steigerung seiner Finanzhilfen. 

Medizin am Abend Berlin ZusatzFachLink: Abrechnungen  

 
  • Die Subventionen von Bund, Ländern, Kommunen, Sonderhaushalten und EU haben laut dem heute veröffentlichten Kieler Subventionsbericht des Instituts für Weltwirtschaft (IfW) mit 168,7 Mrd. Euro einen neuen Höchststand erreicht. 

Sie liegen damit um 27,5 Mrd. Euro über dem Niveau, das vor der Finanzkrise im Jahr 2007 erreicht wurde, und um 2,5 Mrd. Euro über dem bisherigen Spitzenwert von 2010. Dabei bestehen die Subventionen zu zwei Dritteln aus Finanzhilfen, zu einem Drittel aus Steuervergünstigungen.

Während die Subventionen an Unternehmen eine fallende Tendenz aufweisen (Anteil 2000: 70 %; 2015: 53,7 %), legten die so genannten „weichen Subventionen“ für private und staatliche Organisationen ohne Erwerbszweck stark zu (2000: 30 %; 2015: 46,3 %). 

Insbesondere der Zuschuss des Bundes an die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) stieg stark, von 1 Mrd. Euro im Jahr 2004 auf jetzt 11,5 Mrd. Euro. 


Die vom IfW erfassten Subventionen liegen damit rund dreimal so hoch wie diejenigen im amtlichen Subventionsbericht der Bundesregierung, in dem Finanzhilfen und Steuervergünstigungen nicht in vollem Umfang, die weichen Subventionen gar nicht erfasst werden.

Sie entsprechen ungefähr dem gesamten Lohnsteueraufkommen Deutschlands oder gut 2.100 Euro pro Einwohner. 

 „Ein neuer Höchststand bei den Subventionen ist insofern bemerkenswert, als Finanzhilfen der Bundesagentur für Arbeit aufgrund der aktuell sehr entspannten Lage am Arbeitsmarkt stark zurückgegangen sind. Ebenso sind die Zahlungen aus dem während der Finanzkrise ins Leben gerufenen Investitions- und Tilgungsfonds, aus dem auch die Abwrackprämie geflossen ist, 2010 ausgelaufen. Die Subventionsfreudigkeit hat also in den letzten Jahren deutlich zugenommen“, schreiben die Autoren Claus-Friedrich Laaser und Astrid Rosenschon in ihrem Bericht.

Starker Anstieg der Bundesfinanzhilfen im Jahr 2016 geplant

Für das Jahr 2016 lagen bei der Berichtserstellung nur Plandaten für den Bund vor. Die gesamten Finanzhilfen des Bundes, die im Jahr 2015 knapp 45 Mrd. Euro betrugen, sollen danach im laufenden Jahr nochmals um 18,8 Prozent, also 8,4 Mrd. Euro, steigen. Dahinter stehen vor allem die starke Aufstockung des Bundeszuschusses zur GKV und der Finanzhilfen für Verkehr sowie Energie- und Umwelt.

Ausgaben für Flüchtlinge spielen dagegen kaum eine Rolle. 

„Der Anstieg der Finanzhilfen ist sehr bedenklich, denn die absehbaren demographischen Verschiebungen in Deutschland werden einnahmedämpfend und ausgabensteigernd wirken.

Wie lange die derzeit günstige konjunkturelle Situation für die öffentlichen Haushalte anhält, ist unsicher. Zu den anstehenden Herausforderungen zählen neben der Integration von Flüchtlingen auch die Modernisierung der Infrastruktur und die Verstärkung der inneren und äußeren Sicherheit. Statt Rücklagen zu bilden und Vorsorge für künftige Finanzierungsengpässe zu treffen, blüht die Ausgabenphantasie der politisch Verantwortlichen. Es ist zu befürchten, dass sich dies im Wahljahr 2017 weiter verstärken wird“, so die Autoren.

Schienen- und Nahverkehr größter Profiteur

Größter Posten unter den Subventionen insgesamt im Jahr 2015 sind jene zugunsten der Unternehmen des Verkehrssektors. Sie machten rund 25,2 Mrd. Euro bzw. 15 Prozent des gesamten Subventionsvolumens aus. Größter Einzelposten hier waren die an die Länder gezahlten Regionalisierungsmittel (7,4 Mrd. €), die Altlasten der Bahn-Privatisierung (5,3 Mrd. €) und die Zuschüsse des Bundes in die Schienenwege der Deutschen Bahn (4,5 Mrd. €). Die Länder subventionieren den Sektor Verkehr ihrerseits mit netto 4,6 Mrd. Euro, vor allem für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV).

Bei den Unternehmenssubventionen langfristig rückläufig sind vor allem jene zugunsten der Land- und Forstwirtschaft, des Bergbaus, für Wohnungspolitik, für Regional- und Strukturpolitik und für die Beschäftigungspolitik. Insbesondere die Hilfen zugunsten des Sektors Wohnungsvermietung sind seit dem Jahr 2000 von 16,7 Mrd. Euro auf 3,5 Mrd. Euro geschrumpft. Das liegt neben dem Auslaufen der Eigenheimzulage einschließlich Kinderzulage auch daran, dass der Bund sich 2006 aus der Förderung des sozialen Wohnungsbaus zurückgezogen hat, und die Länder und Gemeinden ihre entsprechenden Ausgaben heruntergefahren haben.

Unter den „weichen“ Subventionen haben sich die vorwiegend von Ländern und Kommunen gezahlten Finanzhilfen an Kindertagesstätten und Kinderkrippen seit dem Jahr 2000 mehr als verdoppelt. 


Sie sind hier mit 22,2 Mrd. Euro größter Posten bzw. der zweitgrößte Subventionsposten insgesamt. „Es mag überraschen, dass diese staatlichen Leistungen als Subventionen aufgeführt werden, zumal ihnen ein wichtiger gesellschaftspolitischer Beitrag nicht abgesprochen werden kann. Allerdings wird eine marktkonforme Auslese von Anbietern von Kinderbetreuung dadurch behindert“, schreiben die Autoren.

  • Stark ins Gewicht fallen neben dem erwähnten Zuschuss des Bundes zur GKV auch die Umsatzsteuervergünstigungen im medizinischen Sektor (15,4 Mrd. €) und die Kultursubventionen (8,2 Mrd. €).
  •  Die Anforderungen in deutschen Notaufnahmen werden komplexer.
Die Anforderungen in deutschen Notaufnahmen werden komplexer.UKR

    „Für die meisten Subventionen mag es eine plausibel klingende Begründung geben. In ihrer Gesamtheit können Subventionen Gebietskörperschaften aber an die Grenze nachhaltiger Finanzpolitik führen.

    Bedeuten Subventionen zudem immer einen selektiven Eingriff des Staates in das Wirtschaftsgeschehen und gehen daher mit einem Verlust an Wohlfahrt und Wachstum einher“, bilanzieren die Autoren.

    Zum Kieler Subventionsbericht: Medizin am Abend Berlin ZusatzFachLink: Subventionen

     
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    Mathias Rauck Institut für Weltwirtschaft (IfW)


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    Elisabeth Radke
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    Conterganopfer - Morgen Abstimmung im Bundestag

    Medizin am Abend Berlin Fazit: Conterganopfer fordern Mitsprache in ihrer Stiftung - Geld ist nicht alles! 

    Medizin am Abend Berlin ZusatzFachThema: Telemonitoring  

    Die Vertreter der Conterganopfer sind erbost. 

    Seit Jahren fordern sie mehr Mitsprache in ihrer Conterganstiftung. Anstatt dem aber nachzukommen, hat die große Koalition ein Gesetzesvorhaben in den Bundestag eingebracht, welches am 15.12.2016 verabschiedet werden soll, wonach die Geschädigten nicht mehr, sondern weniger Rechte in der Conterganstiftung bekommen sollen. 

    Hierzu führt der gewählte Betroffenenvertreter der Opfer im Stiftungsrat, Christian Stürmer, aus: "Dem Errichtungsgesetz der Conterganstiftung lagen Vereinbarungen zwischen dem Staat, der Firma Grünenthal, welche "Contergan" auf den Markt gebracht hat und den Eltern der Geschädigten zugrunde.

    Danach wurden die für die Conterganopfer vorgesehenen 100 Million DM der Firma Grünenthal in die Stiftung eingezahlt. 

    Mit dem Errichtungsgesetz der Stiftung wurden sämtliche Ansprüche der Geschädigten gegen die Firma Grünenthal, ihre Eigentümer und Angestellten zum Erlöschen gebracht." 

    Stürmer, auch Bundesvorsitzender des Contergannetzwerkes Deutschland e.V., erläutert:

    • "Die Stiftung wurde wegen der Mitschuld des Staates als Schnittstelle zwischen dem Staat und den Geschädigten etabliert und uns Geschädigten, bzw. seinerzeit unseren Eltern, ein adäquates Mitspracherecht versprochen. 

    Dem wurde man nie richtig gerecht." Zwei Betroffenenvertreter sitzen im Stiftungsrat der Conterganstiftung drei Ministerialvertretern gegenüber. Stürmer weiter: "Wir sind dort wegen der Stimmverhältnisse hoffnungslos unterlegen. Man macht dort mit uns, was man will. Wenn wir schon nicht die Mehrheit, bzw. eine paritätische Besetzung in der Stiftung bekommen, so verlangen wir jedenfalls Verhältnisse, dass wir eine Chance haben, berechtigte Anliegen durchzubringen." 

    • Sämtliche Betroffenenvertreter in der Stiftung haben daher in einem gemeinsamen Schreiben von der Politik als ersten Schritt die Hinzufügung von zwei neutralen Personen in den Stiftungsrat verlangt. 

    "Wir fordern, dass man den unseren Eltern gegebenen Versprechen nunmehr endlich nachkommt", so Stürmer und ergänzt: "Wir wollen `auf Augenhöhe` behandelt werden.

    Dazu sehen wir den Staat gerade angesichts seiner Mitschuld verpflichtet - Geld ist nicht alles!"

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    Christian Stürmer
    
    Tel.:0711/3101676 und 01727935325
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