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Die Krankenhauslandschaft im Saarland

Medizin am Abend Berlin Fazit: Krankenhauslandschaft Saarland – Gutachten zur Weiterentwicklung der stationären Versorgung


Patienten werden in saarländischen Krankenhäusern gut versorgt. Dies ist das Ergebnis eines Gutachtens des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) und des Institute for Health Care Business GmbH (hcb), das die gesetzlichen Krankenkassen im Land in Auftrag gegeben hatten und das heute in Saarbrücken präsentiert wurde. Die Erkenntnisse dieser Analysen sollen den Dialog – auch im Zusammenhang mit dem in diesem Jahr in Kraft getretenen Krankenhausstrukturgesetz (KHSG) – zwischen allen Partnern fördern und eine wissenschaftlich fundierte Basis schaffen.

Medizin am Abend Berlin ZusatzFAchLink: Fallpauschalen DRG


Das RWI stellt fest:

• Die Kliniken in Saarland schneiden im Bundesschnitt bei der messbaren Qualität und der Patientenzufriedenheit gut ab. Zudem sind sie gut erreichbar und bieten eine breite Grundversorgung. Die Ausbildungsaktivitäten der Krankenhäuser im Saarland sind die höchsten im Bundesvergleich.
  • • Die hohe Krankenhausdichte und viele kleine Standorte wirken sich jedoch negativ auf die wirtschaftliche Situation der Kliniken im Saarland aus. Viele Krankenhäuser haben einen niedrigen Spezialisierungsgrad. Es gibt einige Doppelstrukturen, wie beispielsweise im Regionalverband Saarbrücken.

• Saarländer nehmen im Vergleich zu anderen Bundesländern überdurchschnittlich häufig eine Krankenhausbehandlung in Anspruch. Es werden überdurchschnittlich viele Operationen durchgeführt. Die ambulante Versorgung ist gut ausgeprägt, dennoch ist der Anteil ambulant-sensitiver, d.h. vermeidbarer stationärer Krankenhausfälle, hoch.
  • • Das Saarland hat das bundesweit zweithöchste Preisniveau der Krankenhäuser und einen überdurchschnittlich hohen Personaleinsatz, der rund 8 Prozent über dem Bundesdurchschnitt liegt. Die hohen Ausbildungsaktivitäten werden ebenfalls von den Krankenkassen mitfinanziert.
• Die vom Saarland zur Verfügung gestellten Investitionsfördermittel sinken kontinuierlich. Gemeinsam mit Rheinland-Pfalz landet das Saarland beim Kapitaleinsatz, gemessen als Sachanlagevermögen in Relation zu den Gesamterlösen, bundesweit auf dem vorletzten Platz.

Die gesetzlichen Krankenkassen wollen mit den Partnern im Gesundheitswesen für die Menschen im Saarland die Krankenhausversorgung zukunftssicher gestalten. Die Menschen im Saarland müssen sich auch in Zukunft auf eine qualitativ hochwertige und zugleich bezahlbare, wirtschaftliche stationäre Versorgung im Land verlassen können. 

Das heißt konkret:

• Das Saarland muss seiner Finanzierungsverantwortung für die stationäre Versorgung trotz Schuldenbremse in höherem Umfang gerecht werden.

• Durch mehr Arbeitsteilung in der stationären Versorgung und mehr Spezialisierung der Krankenhäuser lassen sich Doppelstrukturen vermeiden und soll zudem die notwendige strukturelle Konsolidierung in der Krankenhauslandschaft vorangetrieben werden.

• Auch im Saarland kann durch mehr Kooperation und Spezialisierung die Qualität der Krankenhausversorgung noch erheblich gesteigert werden.

• Eine bessere Vernetzung der ambulanten und der stationären Versorgung stärkt ein patientenfreundliches Angebot und sichert die ländliche Versorgung.

Die gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen vertreten rund 90 Prozent der Menschen im Saarland, wenn es um deren Betreuung im Krankheits- und Pflegefall sowie um die Gesundheit und deren Förderung geht. 

Unser zentrales Anliegen ist es, dass die Menschen im Saarland auch zukünftig qualitativ hochwertige medizinische und pflegerische Leistungen unabhängig von Alter, Wohnort und sozialer Herkunft zu bezahlbaren Preisen in Anspruch nehmen können.

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Dein Leberfett - zu wenig eiweißreiches Essen?

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Eiweißreiches Essen lässt Leberfett schmelzen

Wie eine neue Ernährungsstudie unter Führung des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung (DIfE) zeigt, verringert eiweißreiches Essen innerhalb von sechs Wochen bei Menschen mit Typ-2-Diabetes das Leberfett um bis zu 48 Prozent. 

  • Dabei war es egal, ob die Kost vorwiegend auf pflanzlichem oder tierischem Eiweiß basierte. 

Das Wissenschaftlerteam um Mariya Markova, Olga Pivovarova, Silke Hornemann und Andreas F. H. Pfeiffer vom DIfE, einem Partner des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD), veröffentlichte seine Ergebnisse jetzt in der Fachzeitschrift Gastroenterology (Markova et al. 2016; DOI: http://dx.doi.org/10.1053/j.gastro.2016.10.007). 

Erbsen sind Hülsenfrüchte und enthalten sehr viel Eiweiß. Erbsen sind Hülsenfrüchte und enthalten sehr viel Eiweiß. DIfE


  • Die nichtalkoholische Fettlebererkrankung ist in Europa und den USA die häufigste chronische Lebererkrankung. 

„Unbehandelt ist die Fettleber ein Schrittmacher des Typ-2-Diabetes und kann in eine Leberzirrhose übergehen, die lebensbedrohliche Folgen haben kann“, erklärt Studienleiter Andreas F. H. Pfeiffer vom DIfE.

„Gemeinsam mit unseren Partnern effektive Ernährungsstrategien zu entwickeln, die der Erkrankung vorbeugen, ist daher wichtiger denn je, da die Zahl der Betroffenen steigt“, so der Ernährungsmediziner weiter.

Verschiedene Studien haben weltweit bereits die Effekte eiweißreicher Diäten auf den menschlichen Stoffwechsel untersucht

In vielen dieser Untersuchungen beobachteten Wissenschaftler günstige Effekte auf das Körpergewicht, den Leberfettgehalt, die Blutfettwerte, den Langzeit-Blutzuckerspiegel und den Erhalt der Muskelmasse. 
Allerdings kamen auch einige der Untersuchungen zu dem Schluss, dass eine hohe Eiweißzufuhr die Insulinwirkung vermindern und die Nierenfunktion belasten kann.

Da sich somit sowohl positive als auch negative Effekte beobachten ließen, stellte sich für die Forscher des DIfE die Frage, ob die Eiweißquelle für die jeweilige Wirkung entscheidend ist. Daher untersuchten sie in der aktuellen Studie die Effekte von zwei eiweißreichen Diäten* auf den Stoffwechsel von 37 weiblichen und männlichen Studienteilnehmern im Alter zwischen 49 und 78 Jahren, die an einem Typ-2-Diabetes erkrankt waren und in den meisten Fällen auch an einer Fettleber litten. Die beiden Kostformen unterschieden sich lediglich in den Eiweißquellen, die entweder hauptsächlich pflanzlichen oder tierischen Ursprungs waren. Damit das Gewicht der Teilnehmer während der gesamten Untersuchung stabil blieb und nicht eine eventuelle Gewichtsabnahme das Ergebnis beeinflussen konnte, stimmten die Wissenschaftler den Energiegehalt der Diät individuell auf jede Person ab. Welche der beiden Kostformen ein Teilnehmer einhalten musste, entschieden die Wissenschaftler nach dem Zufallsprinzip. Hauptquelle für das pflanzliche Eiweiß waren vom Institut für Getreideverarbeitung (IGV) speziell für die Studie angefertigte Lebensmittel, die mit Erbsenprotein angereichert waren, zum Beispiel Nudeln oder Brot. Dagegen nutzten die Studienteilnehmer, die viel tierisches Eiweiß aufnehmen sollten, magere Milchprodukte sowie weißes Fleisch und Fisch als Eiweißquellen.

„Wie unsere Ergebnisse zeigen, profitierten alle Studienteilnehmer von der eiweißreichen Kost, egal ob sie auf pflanzlichem oder tierischem Eiweiß basierte.

Negative Effekte auf die Nierenfunktion oder den Zuckerstoffwechsel beobachteten wir nicht“, sagt Erstautorin Markova.

 „Das Leberfett nahm deutlich ab, bei der Hälfte der Studienteilnehmer sogar um mehr als 50 Prozent. Damit verbunden beobachteten wir günstige Veränderungen des Leber- und Fettstoffwechsels, eine verbesserte Insulinempfindlichkeit der Teilnehmer und zudem eine deutliche Abnahme des Botenstoffs fibroblast growth factor 21 im Blut“, ergänzt Olga Pivovarova, die neben Mariya Markova federführend zur aktuellen Studie beigetragen hat.

Die Funktion des von der Leber und Muskulatur ins Blut abgegebenen Botenstoffs sei noch nicht hinreichend geklärt und die Ergebnisse daher nicht ganz leicht zu interpretieren, so die Wissenschaftlerin weiter. Bisherige Untersuchungen wiesen aber darauf hin, dass das Hormon verschiedene Organe und das Fettgewebe beeinflusse. Besonders bei übergewichtigen Menschen fänden sich hohe Konzentrationen im Blut. Nicht zuletzt ließen andere, aber auch die eigenen Studienergebnisse annehmen, dass die Hormonkonzentration auch von der Art und Menge der verzehrten Makronähstoffe abhängt, ergänzt Studienärztin Silke Hornemann.

„Letztendlich sind größere und längere Studien notwendig, um die der Beobachtung zu Grunde liegenden Stoffwechselmechanismen besser zu verstehen, um die Langzeiteffekte zu untersuchen und um zu prüfen, ob auch jüngere Patienten von der Ernährungsumstellung profitieren würden“, sagt Pfeiffer. „Denn die von uns in der Studie beobachteten günstigen Effekte könnten auch altersabhängig sein, da die Studienteilnehmer im Schnitt das 60. Lebensjahr überschritten hatten.

Sofern keine Nierenerkrankungen vorliegen, spielt eine ausreichende Eiweißversorgung besonders in dieser Altersgruppe eine wichtige Rolle, wenn man zum Beispiel an die mit dem Alter oft einhergehende Abnahme der Muskelmasse denkt“, so der Mediziner weiter. Es bestünde also noch viel Forschungsbedarf, auch um die beteiligten hormonellen Regulationsmechanismen besser zu verstehen. Abschließend könne man jedoch sagen, dass, ausgehend von den Beobachtungen und unter Berücksichtigung umweltrelevanter Aspekte, Verbraucher bevorzugt pflanzliche Lebensmittel zur Eiweißversorgung nutzen sollten.

Hintergrundinformationen:

* In beiden Diäten trug der jeweilige Eiweißanteil zu 30 Prozent zur Energiezufuhr bei. Der Anteil der Kohlenhydrataufnahme lag bei 40 und jener der Fettzufuhr bei 30 Prozent der Energiezufuhr. Die betreuenden Ernährungsberater achteten zudem in beiden Gruppen auf eine gleichmäßige Aufnahme der gesättigten, einfach- und mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Vor der Ernährungsumstellung der Studienteilnehmer trug der Eiweißanteil ihrer Nahrung durchschnittlich zu 17 Prozent zur Energieaufnahme bei, der Anteil der Kohlenhydrate zu 42 Prozent und der Fettanteil zu 41 Prozent.

Lebensmittel wie mageres Fleisch, Fisch, Eier und fettarme Milchprodukte sind genau wie Hülsenfrüchte (z. B. Erbsen, Bohnen, Linsen), Nüsse und Mandeln sehr eiweißreich.

Nach dem Bundeslebensmittelschlüssel enthalten 100 Gramm gebratene Putenbrust 25,2 Gramm Eiweiß und 100 Gramm getrocknete grüne Erbsen 22,9 Gramm.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt Erwachsenen, täglich 0,8 Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht aufzunehmen. Das bedeutet zum Beispiel bei einem Körpergewicht von 60 Kilo 48 Gramm Eiweiß pro Tag (Quelle DGE).

Linsen sind Hülsenfrüchte und enthalten sehr viel Eiweiß.

Linsen sind Hülsenfrüchte und enthalten sehr viel Eiweiß. DIfE

Die aktuelle Studie wurde mit Fördermitteln des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft sowie des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) unterstützt. Die Autoren gaben in der aktuellen Publikation keine Interessenskonflikte an.

Link zur Publikation: http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0016508516352295

Isocaloric Diets High in Animal or Plant Protein Reduce Liver fat and Inflammation in Individuals with Type 2 Diabetes.
Markova M, Pivovarova O, Hornemann S, Sucher S, Frahnow T, Wegner K, Machann J, Petzke KJ, Hierholzer J, Lichtinghagen R, Herder C, Carstensen-Kirberg M, Roden M, Rudovich N, Klaus S, Thomann R, Schneeweiss R, Rohn S, Pfeiffer AF.
Gastroenterology. 2016 Oct 17. pii: S0016-5085(16)35229-5. doi: 10.1053/j.gastro.2016.10.007.

Das Deutsche Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Es erforscht die Ursachen ernährungsassoziierter Erkrankungen, um neue Strategien für Prävention, Therapie und Ernährungsempfehlungen zu entwickeln. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die Ursachen und Folgen des metabolischen Syndroms, einer Kombination aus Adipositas (Fettsucht), Hypertonie (Bluthochdruck), Insulinresistenz und Fettstoffwechselstörung, die Rolle der Ernährung für ein gesundes Altern sowie die biologischen Grundlagen von Nahrungsauswahl und Ernährungsverhalten. Das DIfE ist zudem ein Partner des 2009 vom BMBF geförderten Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD). Mehr Informationen unter http://www.dzd-ev.de.

Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 88 selbständige Forschungseinrichtungen. Ihre Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute widmen sich gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevanten Fragen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Forschung, auch in den übergreifenden Leibniz-Forschungsverbünden, sind oder unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer, vor allem mit den Leibniz-Forschungsmuseen. Sie berät und informiert Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Einrichtungen pflegen enge Kooperationen mit den Hochschulen - u.a. in Form der Leibniz-WissenschaftsCampi, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 18.100 Personen, darunter 9.200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,6 Milliarden Euro. Mehr Informationen unter http://www.leibniz-gemeinschaft.de.


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Prof. Dr. Andreas F. H. Pfeiffer
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Mariya Markova
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Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
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Silke Hornemann
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Deine Fettzellen - Fettleibigkeit und Diabetes und Insulinwirkung

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Wenn Fettzellen die Farbe ändern

Das epigenetische Enzym Lsd1 spielt eine entscheidende Rolle bei der Erhaltung von braunem Fettgewebe 

 Bildunterschrift: Siehe Pressemitteilung
 Braunes Fettgewebe mit angefärbten Adipozyten (hellrot). Wird Lsd1 ausgeschaltet, vergrößern sich die Fettzellen unter anderem (rechts). Bilder: Delphine Duteil
 
Im Körper von Säugetieren gibt es mehrere Arten von Fettgewebe. 
  • Weiße Fettzellen befinden sich hauptsächlich im Rumpfbereich sowie in der Unterhaut und speichern Energie für den Körper. 
  • Beige und braune Fettzellen hingegen brauchen Energie auf, indem sie Wärme erzeugen. 

Den verschiedenen Arten liegen dieselben Gene zugrunde.

Ein Team um die Freiburger Forschenden Prof. Dr. Roland Schüle und Dr. Delphine Duteil hat nun gezeigt, dass das epigenetische Enzym Lysin-spezifische Demethylase (Lsd1) eine wichtige Rolle dabei spielt, die Stoffwechsel-Eigenschaften des braunen Fettes zu erhalten. „Wir haben in Organismen, in denen Lsd1 gehemmt ist, Veränderungen beobachtet, die das Körpergewicht und die Glukosetoleranz im Alter beeinflussen“, erläutert Schüle. Wenn die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Lsd1 entfernten oder seine Funktion in braunen Fettzellen ausschalteten, bewirkte dies, dass braunes Fettgewebe vermehrt die Eigenschaften von weißem annahm: Seine Farbe wurde blasser, die Zellen vergrößerten sich und gingen dazu über, Energie zu speichern statt diese zu verbrauchen. Forschende wollen diese Prozesse verstehen, um beispielsweise neue Strategien im Kampf gegen Fettleibigkeit und Diabetes zu entwickeln.

Lsd1 beeinflusst Fettzellen auf zweifache Weise, wie die Forscherinnen und Forscher festgestellt haben.

Das Enzym hemmt die Expression – also das Ablesen und die Umsetzung – von Genen, aus denen weißes Fettgewebe hervorgeht. Zudem fördert es die Expression der Gene, auf denen die Informationen für braunes Fettgewebe gespeichert sind. Die Analysen des Freiburger Teams haben ergeben, dass verschiedene Teile, die zu dem Proteinkomplex Lsd1 gehören, dessen gegensätzliche Funktionen steuern.

Die Wissenschaftler haben in weiteren Untersuchungen nachgewiesen, dass Lsd1 für die Regulierung des Stoffwechsels wichtig ist, unter anderem für die Fettverbrennung. 
  • Wird Lsd1 in Mäusen gehemmt, nehmen die Tiere unter anderem mehr Glukose auf, ihre Fähigkeit, Glukose zu verwerten, nimmt zu. Dadurch nehmen die Tiere deutlich an Gewicht zu. 
  • Eine Anreicherung von Zwischenprodukten der Glykolyse – dem Abbau von Glukose – im Organismus führt dazu, dass sich das braune Fettgewebe wie beobachtet aufhellt. 
  • Den Analyseergebnissen zufolge sind Mäuse, denen Lsd1 fehlt, aber gleichzeitig gegen Glukoseintoleranz geschützt, die oft bei Typ-2-Diabetes beobachtet wird. 
  • Bei dieser Erkrankung ist die Insulinwirkung geschwächt und der Organismus kann den Blutzucker nach Glukosezufuhr nur unzureichend regulieren. 
Diese Ergebnisse sollen klinische Studien unterstützen, in denen Lsd1-Inhibitoren bereits getestet werden, unter anderem bei akuter myeloischer Leukämie.

Roland Schüle und Delphine Duteil forschen an der Klinik für Urologie und in der Zentralen Klinischen Forschung am Universitätsklinikum Freiburg. Schüle ist Mitglied des Exzellenzclusters BIOSS Centre for Biological Signalling Studies der Universität Freiburg.

Originalpublikation:
D. Duteil, M. Tosic, F. Lausecker, H.Z. Nenseth, J.M. Müller, S. Urban, D. Willmann, K. Petroll, N. Messaddeq, L. Arrigoni, T. Manke, J.W. Kornfeld, J.C. Brüning, V. Zagoriy, M. Meret, J. Dengjel, T. Kanouni, R. Schüle (2016). Lsd1 Ablation Triggers Metabolic Reprogramming of Brown Adipose Tissue. Cell Rep. 18;17(4):1008-1021. doi: 10.1016/j.celrep.2016.09.053.

Artikel über die Forschung von Roland Schüle in uni‘wissen:
http://www.pr2.uni-freiburg.de/publikationen/uniwissen/uniwissen-2014-1/#/8

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Prof. Dr. Roland Schüle
Klinik für Urologie und Zentrale Klinische Forschung
Universitätsklinikum Freiburg
BIOSS Centre for Biological Signalling Studies
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Tel.: 0761/270-63100
E-Mail: roland.schuele@uniklinik-freiburg.de
Rudolf-Werner Dreier Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau

(MS) Multiple Sklerose: Erstdiagnose und Langzeitverlauf der MS - EDSS-Wert

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Multiple Sklerose: Immer mehr Patienten leben ohne Behinderungen

Knapp 17 Jahre nach der Erstdiagnose sind fast 90 Prozent der Patienten mit Multipler Sklerose (MS) noch ohne Hilfe gehfähig. Diese Zahlen einer aktuellen US-amerikanischen Studie beschreiben die Fortschritte beim Langzeitverlauf der MS. Ohne Therapie wären nach vergleichbaren epidemiologischen Studien in dieser Zeit nur etwa 50 Prozent ohne Gehhilfe oder einen Rollstuhl ausgekommen. Die MS-Therapie hat sich rasant entwickelt, es fällt jedoch schwer, diesen Fortschritt zu beziffern. Die Studie bringt nun etwas mehr Licht ins Dunkel. 
 
„Die aktuellen Zahlen stammen zwar nur aus einem einzigen Zentrum, deshalb muss man sie mit Vorsicht interpretieren. Sie zeigen aber, dass wir bei der MS auf einem guten Weg sind und unseren Patienten heute eine Vielzahl Therapien anbieten können, die ihre Selbständigkeit und Lebensqualität lange erhalten“, sagt Prof. Heinz Wiendl von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN).

„Die Studie macht aber auch deutlich, dass die MS-Forschung noch lange nicht am Ziel ist“, ergänzt der Direktor der Klinik für Neurologie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. „Wir können noch nicht allen Patienten schwere Einschränkungen ersparen und haben noch keine guten individuellen Vorhersagemöglichkeiten für den Verlauf und das Ansprechen auf die Therapie.“

Langzeitdaten brauchen ihre Zeit

Weltweit leben etwa zwei Millionen Menschen mit Multipler Sklerose. In Deutschland wird die Zahl der Erkrankten auf mehr als 200.000 geschätzt
  • Die entzündliche Erkrankung des Zentralnervensystems, ausgelöst durch eine Fehlsteuerung des Immunsystems, führt zu Seh- und Gleichgewichtsstörungen, Lähmungen, Schmerzen, Müdigkeit und Konzentrationsschwäche. 
MS ist trotz intensiver Forschung noch nicht heilbar, es gibt heute jedoch eine Reihe von Medikamenten, die die Erkrankungsaktivität abmildern oder gar kontrollieren können. 

„Was man bisher über den Langzeitverlauf der Multiplen Sklerose wusste, stammt aus Zeiten, in denen noch keine gezielte Therapie zur Verfügung stand, spiegelt also die Entwicklung der Symptome ohne Behandlung wider“, so Wiendl. Um besser zu verstehen, inwieweit heutige Standardmedikamente auf lange Sicht Behinderungen reduzieren, hat ein Forscherteam um Stephen L. Hauser von der University of California in San Francisco nun Daten von 517 Patienten ausgewertet, die über viele Jahre in diesem Zentrum in Behandlung und unter Beobachtung waren.

Gehfähigkeit bleibt lange erhalten

Die Studienteilnehmer wurden bis zu zehn Jahre lang begleitet. Zudem erfassten die Forscher rück-blickend die Entwicklung von Behinderungen seit der Diagnose. Dafür nutzten sie die Standardskala EDSS (Expanded Disability Status Scale), die MS-bedingte Behinderungen systematisch erfasst. Sie reicht von 0 (= keine neurologischen Auffälligkeiten) bis 10 (= Tod infolge MS). Es zeigte sich, dass der Wert bei 41 Prozent der Studienteilnehmer unter einer Therapie mit Interferon beta und nötigenfalls hochpotenten Wirkstoffen wie Natalizumab und Rituximab stabil blieb oder sich sogar verbesserte.

Einen EDSS-Wert von 6 oder größer – gleichbedeutend mit der Notwendigkeit von Krücken oder (ab EDSS 7) eines Rollstuhls – erreichten während der medianen Krankheitszeit von 16,8 Jahren hier lediglich 10,7 Prozent der Patienten. Bleiben die Patienten unbehandelt, sind es etwa 50 Prozent, die in diesem Zeitraum ähnlich schwere Behinderungen erleiden, wie frühere Studien gezeigt haben.

Seltener schwere Verläufe
  • Überraschend war auch, dass lediglich 18,1 Prozent der Patienten, die anfangs mit der schubförmigen Form der MS (RRMS) diagnostiziert wurden, eine sekundär progrediente MS (SPMS) entwickelten. 
  • Die SPMS wird meist als zweites Krankheitsstadium betrachtet und ist dadurch gekennzeichnet, dass sich die Behinderungen und Läsionen im Gehirn der Patienten zwischen den Schüben kaum noch zurückbilden. 

Wiederum zeigen frühere Erfahrungen, dass ohne Behandlung mindestens doppelt so viele im Beobachtungszeitraum zur SPMS konvertieren würden, nämlich zwischen 36 Prozent und 50 Prozent der Patienten.

Weitere effektive Therapien dringend gesucht

Der Großteil der Patienten hatte anfänglich eine „Plattformtherapie“ erhalten mit Interferon (IFN) beta-1b, IFM beta-1a oder Glatirameracetat. 


Diejenigen, bei denen eine deutliche Verschlechterung eingetreten war, hatte man auf eine „Hochpotenztherapie“ umgestellt mit meist neueren Substanzen wie Natalizumab, Rituximab oder auch Mitoxantron und Cyclophosphamid. 

Weitere Präparate wie Fingolimod, Dimethylfumarat und Teriflunomid wurden zwar ebenfalls verabreicht. 

Sie sind aber erst seit wenigen Jahren auf dem Markt, sodass sie bei der Analyse der ersten beiden Studienjahre nicht berücksichtigt wurden. „Obwohl es den Kollegen aus San Francisco gelungen ist, den Krankheitsverlauf abzumildern, erlitten über die Zeit 59 Prozent der Studienteilnehmer eine klinisch signifikante Behinderung. Das illustriert den anhaltenden Bedarf an effektiveren krankheitsmodifizierenden Therapien für die schubförmige MS und generell für effektive Therapien gegen die progrediente MS“, betont Wiendl.


Dass eine Immuntherapie spätere Behinderungen reduzieren kann, belegte auch eine kürzlich veröffentlichte multizentrische retrospektive Beobachtung (Jokubaitis et al., Ann Neurol). Hier konnte ebenfalls gezeigt werden, dass die Langzeitprognose unter Immuntherapie besser ist, als man es aus früheren natürlichen Verlaufsstudien oder im direkten Vergleich ohne Therapie erwarten würde. „Beide Untersuchungen leiden allerdings unter der methodischen Einschränkung, dass direkte Vergleichsgruppen aus gleichen Regionen mit gleicher Krankheitsaktivität, aber ohne entsprechende Therapie fehlen“, so Wiendl.

Schwierigkeiten bei der Prognose

Hauser und seine Kollegen nutzten ihre Daten auch, um den Stellenwert bestimmter klinischer und bildgebender Bewertungen für die Prognose der MS zu messen. Überraschenderweise stellten sie dabei fest, dass Patienten, bei denen in den ersten zwei Jahren keine Krankheitsaktivität nachweisbar war (no evidence of disease activity, NEDA), langfristig nicht besser abschnitten als die Gruppe insgesamt.


Da der NEDA-Status wesentlich auf jährlichen Aufnahmen mit einem Kernspintomographen (MRI) basiert, würden ihre Studie auch in Frage stellen, dass diese Praxis bei Entscheidungen zur Therapie nützlich ist, schreiben die Wissenschaftler aus San Francisco:

„Es ist uns nicht gelungen, irgendwelche nachfolgende Auswirkungen einer frühen MRI-Aktivität auf das klinische Ergebnis zu finden.“ Neue Hirnläsionen würden zwar auch in klinischen Studien zur MS alle zwei Jahre per MRI erfasst. Frühere Studien, die diesen Läsionen einen negativen prognostischen Wert attestieren, würden durch die aktuelle Untersuchung allerdings nicht bestätigt.

Quellen

University of California, San Francisco MS-EPIC Team. Long-term evolution of multiple sclerosis disability in the treatment era. Ann Neurol 2016; 80:499-510 (doi: 10.1002/ana.24747)
Jokubaitis VG et al. Predictors of long-term disability accrual in relapse-onset multiple sclerosis. Ann Neurol 2016; 80: 89–100 (doi: 10.1002/ana.24682)

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Prof. Dr. med. Heinz Wiendl
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Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V. (DGN)
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Präsident: Prof. Dr. med. Ralf Gold
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Muskelathrophie - Druck und Dehnung in Muskeln und Haut

Medizin am Abend Berlin Fazit: Neue Art von Muskelatrophie entdeckt - PIEZO2 Mutationen stören Propriozeption

Die Forschergruppe um Prof. Dr. Brunhilde Wirth am Institut für Humangenetik der Uniklinik Köln und vom Zentrum für molekulare Medizin Köln (ZMMK) haben Mutationen im PIEZO2 Gen identifiziert, welche eine neue Art von Muskelatrophie verursachen. Die Wissenschaftler haben ihre Ergebnisse jetzt im renommierten The American Journal of Human Genetics veröffentlicht.  
  • Muskelatrophie beschreibt den Abbau von Muskelmasse und die damit einhergehende Muskelschwäche. 
Sie tritt bei Immobilisierung zum Beispiel nach Knochenbrüchen auf, kann aber auch einen genetischen Ursprung haben. 

Dann sind meist Mutationen verantwortlich.

  • Es gibt sehr viele Patienten mit erblicher Muskelatrophie, bei denen das krankheitsverursachende Gen jedoch unbekannt ist. 

Die Forschergruppe um Prof. Dr. Brunhilde Wirth am Institut für Humangenetik der Uniklinik Köln und vom Zentrum für molekulare Medizin Köln (ZMMK) haben nun Mutationen im PIEZO2 Gen identifiziert, welche eine neue Art von Muskelatrophie verursachen. Die Wissenschaftler haben ihre Ergebnisse jetzt im renommierten The American Journal of Human Genetics veröffentlicht.

Schließen Sie Ihre Augen, heben Sie Ihre Arme und führen Sie blind Ihre Zeigefinger vor Ihrem Gesicht zusammen.
Die Finger letzten Endes in räumliche Nähe zu bringen ist leicht, doch im Hintergrund laufen komplizierte Prozesse ab, die diese Koordination ermöglichen. Obwohl es keine visuelle Information über Position von Armen und Fingern gibt, können wir noch immer recht gut einschätzen, wo sich Arme und Finger befinden – eine Sinneswahrnehmung, die man als Propriozeption bezeichnet.

Es ist ein Gefühl der Körperpositionierung im Raum. Die Wahrnehmung, ob ein Muskel kontrahiert ist oder nicht – auch ohne dies zu sehen – gibt uns Aufschluss darüber, wo sich einzelne Körperteile befinden. Genau für diesen Prozess benötigen wir ein voll funktionsfähiges PIEZO2 Gen. Es ist ein Bauplan für ein Protein, das Druck und Dehnung in Muskeln und in der Haut wahrnehmen kann, ein sogenannter Mechanorezeptor.

Markus Storbeck, Postdoktorand in Wirth’s Forschungsgruppe, hat Sequenzdaten von mehr als 20.000 Genen von Patienten mit Muskelatrophie analysiert und homozygote Leserasterverschiebungen im PIEZO2 Gen entdeckt. Das bedeutet, dass ein kleines Stück DNA-Sequenz entweder fehlt oder eingefügt wurde, sodass der PIEZO2 Bauplan durcheinander gerät und nicht mehr gelesen werden kann. Dem entsprechend können Zellen kein PIEZO2 Protein mehr produzieren und die Abwesenheit dieses wichtigen Mechanorezeptors führt letztlich zur Erkrankung.

Obwohl es sich um eine erbliche Erkrankung handelt, sind die Eltern der Patienten nicht betroffen, aber tragen jeweils eine Kopie des mutierten Gens (heterozygot). Patienten besitzen zwei mutierte Genkopien (homozygot), wobei die eine vom Vater, die andere von der Mutter vererbt wurde. Genetiker nennen diese Art der Vererbung autosomal rezessiv.

Der Mediziner und Doktorand Andrea Delle Vedove aus Wirth’s Gruppe hat aus der Haut der Patienten Zellen kultiviert und Experimente durchgeführt. Durch seine Arbeit konnte er beweisen, dass die Zellen auf Grund der Mutationen im PIEZO2 Gen, die Sequenz nicht mehr richtig lesen können. Die Zellen sehen die Baupläne als Müll an und vernichten sie dementsprechend. Folglich gibt es kein PIEZO2 Protein in den Zellen der Patienten und die Zellen haben die Fähigkeit verloren, mechanische Einwirkungen wie Druck und Dehnung wahrzunehmen.

Die durch den Verlust von PIEZO2 bedingte Erkrankung setzt während der Embryonalentwicklung ein und ist zum Zeitpunkt der Geburt bereits ausgeprägt. Ein gesundes Ungeborenes führt im Körper der Mutter bereits Bewegungen aus – eine Voraussetzung für die normale Muskelentwicklung durch „Training“. Die Wissenschaftler um Prof. Wirth glauben, dass Propriozeption wie sie durch PIEZO2 vermittelt wird, zur Steuerung muskulärer Entwicklungsprozesse benötigt wird.

  • Muskeln, die Dehnung nicht wahrnehmen können, sind zum Zeitpunkt der Geburt verkürzt. 

Dies führt zum Beispiel zu einer Skoliose oder zu Gelenksteifigkeit.

Einige dieser Deformitäten können operativ korrigiert werden, aber es gibt keine Möglichkeit zur Behandlung der motorischen Defizite.

Wie bei allen genetischen Erkrankungen steht die Identifizierung des ursächlichen Gens an erster Stelle.

Um aber Strategien zur Therapie zu entwickeln, bedarf es eines tieferen Verständnisses wie die Abwesenheit von PIEZO2 zur Erkrankung führt. Die Grundlagen dafür wurden jetzt geschaffen.

Originalarbeit:
Delle Vedove A.*, Storbeck M.*, Heller R., Hölker I., Hebbar M., Shukla A., Magnusson O., Cirak S., Girisha K.M., O’Driscoll M., Loeys B. and Wirth B. Biallelic loss of proprioception-related PIEZO2 causes muscular atrophy with perinatal respiratory distress, arthrogryposis and scoliosis. Am J Hum Genet. 2016, *Erstautoren mit gleicher Beteiligung 
Weitere Informationen:
http://bit.ly/2e0Q7jS
http://dx.doi.org/10.1016/j.ajhg.2016.09.019

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Studie der Charité – Universitätsmedizin Berlin: Herzkatheteruntersuchungen

Medizin am Abend Berlin Fazit:  BMJ Studie zeigt: CT reduziert Herzkatheter

In Deutschland werden jedes Jahr fast eine Million Herzkatheteruntersuchungen durchgeführt. 

Eine heute in The BMJ publizierte Studie der Charité – Universitätsmedizin Berlin vergleicht die Computertomographie (CT) mit dem Herzkatheter bei Patienten mit untypischen Brustschmerzen
und dem Verdacht auf eine koronare Herzkrankheit (KHK).

Medizin am Abend Berlin ZusatzFachLink: DISCHARGE

 CT mit normalen Herzkranzgefäßen
CT mit normalen Herzkranzgefäßen Prof. Marc Dewey


In Deutschland werden jedes Jahr fast 1 Mio. Herzkatheteruntersuchungen durchgeführt. 

Eine heute in The BMJ publizierte Studie der Charité – Universitätsmedizin Berlin vergleicht die Computertomographie (CT) mit dem Herzkatheter bei Patienten mit untypischen Brustschmerzen und dem Verdacht auf eine koronare Herzkrankheit (KHK).

Wir befragten den Studienleiter Professor Dr. med. Marc Dewey zu den Ergebnissen, die gemeinsam von Radiologen und Kardiologen erhoben wurden.

Was zeigt die BMJ Studie?

Die CT reduzierte die Notwendigkeit eines Herzkatheters von 100% auf 14% in der Gruppe von Patienten, die zuerst eine CT an Stelle des Herzkatheters erhielten.

Wenn in der CT-Gruppe ein Herzkatheter durchgeführt wurde, fand sich 5-mal häufiger eine KHK als in der Gruppe von Patienten, die direkt einen Herzkatheter bekamen. 

Im langfristigen Verlauf nach 3,3 Jahren gab es keine vermehrten Herzkatheteruntersuchungen und keine Zunahme von Herzkreislaufereignissen bei den Patienten in der CT-Gruppe.

Die CT verkürzte außerdem den Aufenthalt der Patienten um 23 Stunden und wird von 79% der Patienten für zukünftige Untersuchungen bevorzugt. 
Somit zeigt die BMJ Studie die Eignung der CT zum zuverlässigen und schonenden Ausschluss der KHK bei Patienten mit untypischen Brustschmerzen, die aus klinischen Erwägungen bisher zum Herzkatheter überwiesen wurden.
Welche Bedeutung haben diese Ergebnisse?

Im Kontext mit weiteren randomisierten Studien gibt es jetzt solide Daten für einen Nutzen der CT.

Zusammen mit dem Gemeinsamen Bundesausschuss sollten wir meines Erachtens ernsthaft in eine Diskussion über die Aufnahme der CT in den Leistungskatalog einsteigen.

Außerdem ist weitere Forschungsförderung des Bundes und der Europäischen Kommission zu den gesundheitsökonomischen Implikationen und neuen Früherkennungsstrategien mit der CT erforderlich.

Wie können Patienten weitere Informationen über die Studie erhalten?

Weitere Informationen erhalten Patienten über herzschmerzen@charite.de und +49 30 450 627264. 

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ECMO - Extrakorporale Lungenersatzverfahren - Künstliche Lunge

Medizin am Abend Berlin Fazit: Erste Professur für extrakorporale Lungenersatzverfahren (künstliche Lunge)

Prof. Dr. Christian Karagiannidis behandelt am Klinikum-Köln Merheim Patienten mit schwerstem Lungenversagen mit dem klinischen und wissenschaftlichen Schwerpunkt der extrakorporalen Lungenersatztherapie 

Prof. Dr. Christian Karagiannidis
Prof. Dr. Christian Karagiannidis
 
Professor Dr. Christian Karagiannidis (42) ist auf eine Professur für extrakorporale Lungenersatzverfahren der Universität Witten/Herdecke (UW/H) berufen worden. Er ist seit 2011 Leiter des ARDS- und ECMO-Zentrums der Lungenklinik am Klinikum Köln-Merheim. „Wir sind klinisch und wissenschaftlich darauf spezialisiert, Patienten mit schwerstem Lungenversagen zu behandeln, bei denen selbst eine konventionelle Beatmungstherapie nicht mehr ausreichend ist.

Mit den extrakorporalen Lungenersatzverfahren (ECMO/ künstliche Lunge) steht eine noch relativ neue, aber etablierte Therapie zur Verfügung, die zumindest vorübergehend die Funktion der Lunge zu 70-80% ersetzen kann“, beschreibt Prof. Dr. Christian Karagiannidis den Tätigkeitsschwerpunkt in Köln-Merheim.

Die Professur ist die erste ihrer Art in Deutschland und am Lehrstuhl für Pneumologie der UW/H eingeordnet und würdigt die dynamische technische und klinische Entwicklung auf diesem Gebiet.

Die Einsatzzahlen der ECMO haben sich weltweit insbesondere mit den vielen schweren Fällen der Schweinegrippe-Epidemie (H1N1) seit 2009 vervielfacht und stehen mittlerweile an allen großen Zentren zur Verfügung.

Die extrakorporale Lungenersatztherapie kann den lebenswichtigen Gasaustausch zumindest vorübergehend bis zur Heilung der Lunge sicherstellen. 

„In der Lunge wird Kohlendioxid aus dem Körper heraustransportiert und Sauerstoff hinein. Wenn der Körper das nicht mehr leisten kann, übernimmt eine Maschine diese Arbeit. Klingt einfach, ist aber im Detail schwierig umzusetzen, ohne den Körper zu schädigen“, erklärt Prof. Dr. Karagiannidis seine Arbeit. Neben der klinischen Tätigkeit, steht für das Team um Prof. Dr. Karagiannidis die wissenschaftliche Evaluation und Weiterentwicklung der Systeme im Vordergrund. „Die Maschinen arbeiten im Prinzip zuverlässig, aber es gibt immer noch relevante Komplikationen und wir können sie noch nicht unbegrenzt lange einsetzen. Dies wäre aber insbesondere für Patienten mit chronisch-terminalen Lungenerkrankungen notwendig, denn hier ist eine Lungentransplantation die einzige wirkliche Chance auf Heilung.

Gerade in Deutschland fehlt es aber an Organspendern, sodass hier ein dringender Forschungsbedarf für Langzeitunterstützungssysteme besteht“ Für die wissenschaftlichen Publikationen auf dem Gebiet der ECMO Therapie wurde Prof. Dr. Karagiannidis darüber hinaus dieses Jahr der Preis der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin verliehen.

Prof. Dr. Karagiannidis ist 42 Jahre alt und hat an der Heinrich-Heine Universität Düsseldorf studiert. Seine klinische und wissenschaftliche Ausbildung absolvierte er in der Schweiz und in Regensburg, einem weltweit ausgewiesenen Zentrum für extrakorporale Lungenersatztherapie . Er besitzt neben der Anerkennung als Facharzt für Innere Medizin die Schwerpunktbezeichnung Pneumologie sowie Zusatzbezeichnung Intensivmedizin.



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Prof. Dr. Christian Karagiannidis
0221 8907 – 13986
karagiannidisc@kliniken-koeln.de
Kay Gropp Universität Witten/Herdecke


Über uns:
Die Universität Witten/Herdecke (UW/H) nimmt seit ihrer Gründung 1982 eine Vorreiterrolle in der deutschen Bildungslandschaft ein: Als Modelluniversität mit rund 2.300 Studierenden in den Bereichen Gesundheit, Wirtschaft und Kultur steht die UW/H für eine Reform der klassischen Alma Mater. Wissensvermittlung geht an der UW/H immer Hand in Hand mit Werteorientierung und Persönlichkeitsentwicklung.

Witten wirkt. In Forschung, Lehre und Gesellschaft.

 

360° TOP-Thema: Rettungsstelle - KANZEL: Google hilft auch......Rolle bei der Suizidprävention

Medizin am Abend Berlin Fazit: Suizidprävention - Google, hilf besser!

Können Suchmaschinen Leben retten? LMU-Forscher entwickeln einen Ansatz, wie Google und andere Suchprogramme Hilfsangebote bei Suizidgefahr zielgerichteter als bisher einblenden könnten. 
 
  • Durch ihre Anfragen bei Suchmaschinen verraten Internetnutzer nicht nur ihre Interessen und Vorlieben, sondern häufig auch ihren gesundheitlichen Zustand.
Suchmaschinen wie die von Google folgen daher bereits Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation und blenden Hilfsangebote ein, etwa zur Telefonseelsorge, sobald nach bestimmten Begriffen gesucht wird, die auf eine suizidale Absicht schließen lassen.

Medizin am Abend Berlin ZusatzThema: Drogen im Gefängnis  


„Das Internet spielt eine zunehmende Rolle bei der Suizidprävention“, sagt Dr. Florian Arendt vom Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung der LMU (IfKW). Mehrere Studien legen nahe, dass sich Selbstmorde verhindern lassen, wenn Betroffene auf entsprechende Hilfsangebote hingewiesen werden. Gemeinsam mit Dr. Sebastian Scherr vom IfKW hat Arendt untersucht, wie Suchmaschinen ihre Algorithmen verbessern könnten, um möglichst viele Betroffene zu erreichen. Ihre Pilotstudie ist aktuell in der Fachzeitschrift Health Communication veröffentlicht.

Momentan werden entsprechende Hilfsangebote nur in etwa 25 Prozent der Anfragen, die auf einen potenziellen Suizid hinweisen, angezeigt, wie die beiden Forscher am Beispiel von Google in einer früheren Studie herausfanden. „Damit vergeben Suchmaschinen die Chance, einer großen Anzahl gefährdeter Personen zu helfen“, sagt Sebastian Scherr. Die LMU-Kommunikationswissenschaftler schlagen nun einen Ansatz vor, der stärker berücksichtigt, in welchem Zusammenhang bestimmte Suchbegriffe eingegeben werden.

Suizide häufen sich an bestimmten Tagen im Jahr, etwa an spezifischen Wochentagen sowie zu bestimmten Feiertagen. 

Am Beispiel des Suchbegriffs „Vergiftung“ haben Arendt und Scherr den zeitlichen Verlauf von Google-Suchanfragen analysiert und nachvollzogen, an welchen Tagen und zu welchen Zeitpunkten dieses Wort besonders oft eingegeben wurde.

Ihre Auswertung zeigt, dass die Suchanfragen genau an jenen Tagen zunehmen, an denen es auch deutlich mehr tatsächliches suizidales Verhalten gibt. „Zumindest an solchen Tagen wäre es daher in einem ersten Schritt notwendig, Hilfsangebote vermehrt anzuzeigen“, sagt Scherr. In ihrer Studie schlagen die LMU-Forscher vor, den Algorithmus von Suchmaschinen laufend auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse anzupassen, um Risikofaktoren stärker zu berücksichtigen. Die beiden LMU-Forscher sind der Ansicht, dass Google und andere Suchmaschinen mit einer gezielten Anpassung ihres Algorithmus einen stärkeren Beitrag zur Suizidprävention liefern können. „Die Betreiber von Suchmaschinen haben hier eine gesellschaftliche Verantwortung“, so Arendt.

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Dr. Florian Arendt
Tel.: 089 2180-9413
E-Mail: florian.arendt@ifkw.lmu.de

Dr. Sebastian Scherr
Tel.: 089 2180-9453
E-Mail: sebastian.scherr@ifkw.lmu.de
Luise Dirscherl Ludwig-Maximilians-Universität München

Publikation:
Arendt, Florian & Scherr, Sebastian (2016):
“Optimizing online suicide prevention: A search engine-based tailored approach”.
In: Health Communication 2016
http://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/10410236.2016.1224451

Tic-Störungen - Tourette-Syndrom (TS)

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Tic-Störungen: Wenn Zwinkern und Zucken zum Zwang

Kinder machen gerne Faxen, deren Sinn für Erwachsene nicht nachvollziehbar ist. Auch Grimassen oder unsinnige Bewegungen sind bei Kindern normal und gehen meist vorüber: 

Jedes achte Kind oder Jugendlicher durchlebt Phasen mit einem Tic, Jungen übrigens drei- bis viermal so häufig wie Mädchen. 

Eine extreme Form von Tic-Störungen allerdings stellt die Betroffenen und auch die Wissenschaft vor große Probleme: 

Die Entstehung des so genannten Tourette-Syndroms (TS) ist nach wie vor nicht geklärt und es gibt auch keine einheitlichen Behandlungsprinzipien, berichtet die Stiftung Kindergesundheit in einer aktuellen Stellungnahme. 
 
Die Definition von „Tic“ liest sich trocken:

Motorische Tics sind plötzlich einsetzende, nicht vom Willen gesteuerte, zwecklose, abrupte kurze Bewegungen, die auf einige Muskelgruppen beschränkt sind.

Vokale Tics sind bedeutungslose Töne und Geräusche durch die Nase, den Mund oder aus dem Hals.

  • Tics sind eine Art „Schluckauf im Gehirn“: Wie der typische „Hicks“ können auch sie gar nicht oder nur für kurze Zeit unterdrückt werden. Im Schlaf kommen Tics nur selten vor.

„Am Anfang des Schulalters zeigen etwa acht Prozent, später sogar zwölf Prozent aller Kinder Tics“, berichtet Professor Dr. Berthold Koletzko, Vorsitzender der Stiftung Kindergesundheit. „90 Prozent der Störungen treten vor dem 12. Lebensjahr auf. Vokale Tics sind seltener als motorische“.

Hüpfen, Klatschen, Augenrollen 

Manche Tics laufen wie eine komplexe Bewegung ab:

Der Betroffene schüttelt den Kopf, blinzelt, öffnet wie zum Gähnen den Mund und streckt den Kopf nach hinten durch. Häufig ähneln Tics auch einer scheinbar sinnvollen Bewegung: Das Kind hüpft oder klatscht; berührt irgendwelche Dinge oder sich selbst; wirft oder schlägt einen unsichtbaren Gegenstand in die Luft; verwindet den ganzen Körper; tritt in die Luft; geht in die Knie und berührt die Erde; schüttelt den Kopf; rollt die Augen nach oben; streckt die Zunge raus; kreist mit dem Becken; zieht während des Schreibens den Stift immer wieder zurück; berührt die eigenen (oder auch fremde) Geschlechtsorgane oder ahmt die Bewegungen anderer nach. Es nimmt immer wieder merkwürdige, ulkige bis abstoßende Körperhaltungen ein, schneidet Grimassen, beißt sich auf Zunge oder Lippen oder leckt sich die Handflächen.

Besonders unangenehm wird es für die Eltern, wenn ihr Kind Laute und Geräusche als Tics produziert. 

Vokale Tics bestehen häufig aus unappetitlichen Lautäußerungen wie schnüffeln, rülpsen, grunzen, schnalzen, schniefen, fiepen, räuspern, gurgeln oder klicken.

Auch Schrei- und Bell-Laute kommen vor.

Mitunter werden auch Schimpfwörter oder Fäkalausdrücke wiederholt.

Kinder und Jugendliche mit einer Tic-Störung weisen oft auch andere Verhaltensauffälligkeiten auf, berichtet die Stiftung Kindergesundheit:

50 bis 60 Prozent von ihnen sind von einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) und den damit einhergehenden Lernschwierigkeiten betroffen.

In der Regel lassen sich Tics für eine gewisse Zeit unterdrücken, kehren dann jedoch häufig verstärkt zurück.

Die Kinder versuchen oft, ihre Tics vor den Lehrern oder den Klassenkameraden zu verbergen. So kann es sogar passieren, dass der Kinderarzt während der Untersuchung oder auch der Lehrer während des Unterrichts keinen einzigen Tic beobachtet, das Kind jedoch in der entspannten Atmosphäre zu Hause häufige und ausgeprägte Tics zeigt.

„Das Positive ist: Die meisten Tics verschwinden so schnell, wie sie gekommen sind“, sagt Professor Berthold Koletzko. „Einfache, vorübergehende Tics dauern meist nur wenige Tage oder Wochen, eventuell einige Monate. Sie können verschwinden, erneut auftreten und bessern sich spontan bei etwa 70 Prozent der Kinder innerhalb eines Jahres“. Eine Behandlung ist deshalb oft gar nicht notwendig. Geduldiges Abwarten ist für diese Fälle die beste Therapie. Ermahnungen und Sätze wie „Hör auf zu zucken“ nützen wenig und bewirken beim Kind nur, dass es sich unglücklicher fühlt. Es braucht das Gefühl, von den Eltern auch trotz seines Tics geliebt und akzeptiert zu sein.


Gemieden und verspottet

Deutlich ungünstiger verläuft die seltene, jedoch extreme Form der Ticstörungen, die als „Gilles de la Tourette-Syndrom“ (TS) bezeichnet wird. Bei dieser Krankheit werden mehrere Bewegungstics mit mindestens einem vokalen Tic kombiniert. Häufig werden auch obszöne oder aggressive Wörter wiederholt.

Das Syndrom beginnt vor dem 21. Lebensjahr, am häufigsten mit sechs bis acht Jahren und kann ein Leben lang bestehen bleiben. Nach Schätzungen der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie sind von der neuropsychiatrischen Erkrankung über 40.000 Kinder und Erwachsene in Deutschland betroffen.

Die Umwelt reagiert auf die auffälligen, unkontrollierbaren Symptome meist unverständig, oft ablehnend und mit Spott. Der große psychische Leidensdruck der Betroffenen ist seit langem bekannt. Tourette-Kranke wurden von ihrer Umwelt meist gemieden, man hielt sie sogar für vom Teufel besessen.

Ein typisches Beispiel: Der französische Fürst de Condé (er lebte im 17. Jahrhundert) stopfte sich Gegenstände in den Mund, um den unwiderstehlichen Drang zum Bellen zu unterdrücken. Ein anderer Tourette-Patient erfand ein Blasenleiden, damit er in Gesellschaft stets einen Vorwand hatte, um die Toilette aufzusuchen. Dort konnte er seinem Drang nachgeben, einen Schwall von Wörtern aus dem Fäkal- und Sexualbereich auszustoßen. Zar Peter der Große, Napoleon und auch Mozart sollen Tic-Symptome aufgewiesen haben.

Tourette ist eine sehr komplexe Erkrankung: Es gibt nicht zwei Mal das gleiche Erscheinungsbild. Jeder Betroffene unterscheidet sich mit seinen Eigenheiten von allen anderen Menschen, die unter dem Syndrom leiden. Die Tics können sich auch ständig wandeln: Es entstehen neue Tics, während die früheren nicht mehr auftreten, jedoch später wiederkommen können.

Die Neigung zu Tics kann offenbar auch vererbt werden. 50 bis 70 Prozent der Menschen mit mehrfachen Tics oder einem Tourette-Syndrom haben einen oder mehrere Verwandte mit einer Tic-Störung.

Botenstoffe aus der Balance

Die zurzeit wahrscheinlichste Annahme für die Entstehung der Krankheit lautet: Beim Tourette-Syndrom handele sich um eine Störung im Gleichgewicht zwischen verschiedenen Hirnbotenstoffen (Neurotransmittern), insbesondere um eine Überfunktion des Botenstoffs Dopamin und eine Unterfunktion von Serotonin. Für diese Hypothese spricht auch die Tatsache, dass selbst schwere Fälle des Tourette-Syndroms sich durch solche Medikamente lindern lassen, die auf die Dopamin-Rezeptoren einwirken.

Es liegen Hinweise darauf vor, dass auch Cannabismedikamente in der Behandlung von Tics wirksam sind. Größere Studien fehlen allerdings und so ist bisher auch keines der verschreibungsfähigen Cannabismedikamente zur Behandlung des Tourette-Syndroms offiziell zugelassen.

Fest steht: Zur Behandlung der bizarren Störung nach wie vor keine Methode, die zur vollkommenen Heilung führt. Derzeit ist kein Medikament bekannt, welches gleichzeitig alle Symptome des TS (wie Tic, Zwang, hyperkinetische Störung) günstig beeinflusst. Für alle zur Verfügung stehenden Medikamente gilt, dass sie nicht bei allen Patienten wirksam sind, und dass sie nicht zu einer Symptomfreiheit, sondern lediglich zu einer Abnahme der Beschwerden führen und darüber hinaus leider nicht selten von Nebenwirkungen begleitet sind.

Neben den Medikamenten werden auch Entspannungsverfahren und Biofeedback-Techniken eingesetzt. Operative Verfahren, wie z. B. die sogenannte tiefe Hirnstimulation müssen derzeit noch als Ausnahmebehandlung und experimentelle Therapie betrachtet werden.

Auch Lehrer und Mitschüler aufklären

„Besonders wichtig neben der fachärztlichen Betreuung der Betroffenen und der Linderung ihrer störenden Symptome ist die gründliche Beratung der Patienten und ihrer Familien“, betont Professor Berthold Koletzko. „Auch Erzieherinnen, Lehrer und eventuell auch Mitschüler sollten über die Art der Erkrankung aufgeklärt werden, um einer Stigmatisierung der Tourette-Patienten entgegenzuwirken“.

Kindern mit einem Tourette-Syndrom muss in der Schule gegebenenfalls ein Nachteilsausgleich gewährt werden gemäß Schwerbehindertengesetz. 

  • In begründeten Einzelfällen kann auch eine Eingliederungshilfe nach dem Kinder- und Jugendhilfegesetz beantragt werden, so die Stiftung Kindergesundheit. Vom Versorgungsamt wird das Tourette-Syndrom auf Antrag als „Schwerbehinderung“ anerkannt. Je nach Art und Ausprägung der Symptome sind 50 bis 80 Prozent als sogenannter Grad der Behinderung (= GdB) möglich.

Qualifizierte Informationen dazu sowie Broschüren, Kontakt und Austausch mit anderen Personen mit Tourette-Syndrom bietet die Tourette-Gesellschaft Deutschland. Ihre Anschrift: Zentrum für Seelische Gesundheit, Carl-Neuberg-Str. 1, 30625 Hannover. Telefon: 0511-5323551 (Montag 08.00 – 10.00 Uhr, Mittwoch 14.00 – 16.00 Uhr, Freitag 08.00 – 10.00 Uhr). Internet: www.tourette-gesellschaft.de.


Unabhängige und wissenschaftlich basierte Berichterstattung braucht Förderer: Fördern auch Sie die Gesundheit unserer Kinder durch Ihre Spende, die in vollerHöhe den Projekten der Stiftung Kindergesundheit zugute kommt.

Mit einem Beitritt zum Freundeskreis der Stiftung Kindergesundheit können Sie die Arbeit derStiftung regelmäßig fördern. Mehr Informationen hierzu finden Sie unter:

www.kindergesundheit.de

Spendenkonto: HypoVereinsbank MünchenIBAN: DE41 7002 0270 0052 0555 20SWIFT (BIC): HYVEDEMMXXX

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Giulia Roggenkamp Stiftung Kindergesundheit


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360° TOP-Hinweis: Ihre Sterbehilfe - Behandlungsabbruch - Sterbefasten - Und Ihr Strafrecht

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Sterbehilfe im Schatten des Strafrechts

  • Ein neues Gesetz zur Sterbehilfe hat vor gut einem Jahr für Unruhe in der Hospiz- und Palliativmedizin gesorgt, weil etliche Konsequenzen dabei nicht bedacht wurden. 

Ein neues Forschungsprojekt an der Juristischen Fakultät soll jetzt nach Wegen zu mehr Rechtssicherheit suchen. 
 
Der technische Fortschritt in der Medizin hat dazu geführt, dass der natürliche Alterungs- und Sterbeprozess in erheblichem Umfang beeinflussbar geworden ist. Nicht selten kann das Leben um viele Jahre verlängert werden, was von den Betroffenen in der ganz überwiegenden Mehrzahl der Fälle dankbar angenommen wird.

  • Es gibt jedoch auch Fälle, in welchen Menschen wegen schwerster Krankheiten, die mit unerträglichem Leiden verbunden sind, eine technisch mögliche Lebensverlängerung ablehnen. 
In solchen Fällen besitzt der Patient nach geltender Rechtslage das Recht, die Behandlung zu verweigern und begonnene Behandlungen abzubrechen – „Sterbehilfe durch Behandlungsabbruch“ genannt. 

Führt dies nicht zum erwünschten Ziel, nämlich dem eigenen Sterben, wählen viele Betroffene das „Sterbefasten“ als Alternative und verweigern die Nahrungsaufnahme, bis der Tod eintritt.

Neue Strafbarkeitsrisiken

„Die geschilderten Möglichkeiten, sein Leben zu beenden, galten bisher als durch die Grundrechte des Patienten geschützt“, erklärt Professor Eric Hilgendorf, Inhaber des Lehrstuhls für Strafrecht an der Universität Würzburg und Experte auf dem Gebiet des Medizinstrafrechts.

Für Unsicherheit sorgt allerdings seit Dezember 2015 ein neues Gesetz, das der Bundestag beschlossen hat.

„Mit dem neuen Paragraphen 217 Strafgesetzbuch will der Gesetzgeber eigentlich die Aktivitäten von Sterbehilfevereinigungen wie ‚Dignitas‘ oder ‚Sterbehilfe Deutschland‘ auf deutschem Territorium unterbinden“, erklärt Hilgendorf.

Dabei ist er nach Ansicht des Juraprofessors allerdings möglicherweise über das Ziel hinaus geschossen. 
  • So stehe jetzt beispielsweise auch das Gewähren einer Möglichkeit zum Sterbefasten unter Strafe. 
  • Auch wer hochwirksame, potentiell tödliche Schmerzmitteln verschreibt oder abgibt – etwa im Rahmen einer ambulanten Palliativbetreuung – oder nur ein Sterbezimmer nach erwünschtem Behandlungsabbruch in einem Hospiz zur Verfügung stellt, könnte plötzlich zum Gesetzesbrecher werden. 

„Damit griffe Paragraph 217 Strafgesetzbuch weit in den durch die Menschenwürde und die Handlungsfreiheit der Patienten geschützten Bereich ein“, so Hilgendorf.

Weitere Strafbarkeitsrisiken ergeben sich im Bereich der Teilnahme, beispielsweise dann, wenn ein Angehöriger Vater oder Mutter zu Dignitas in die Schweiz begleitet und sich so möglicherweise der Beihilfe schuldig macht, jedenfalls dann, wenn er sich vorbehält, auch den anderen Elternteil in dieser Weise zu unterstützen und daher nach dem Wortlaut des Gesetzes „geschäftsmäßig“ handelt.

Das Projekt

„Es spricht vieles dafür, dass der Gesetzgeber diese Folgen nicht vorausgesehen hat“, sagt Hilgendorf. In einem neuen Forschungsprojekt will er nun nach Wegen suchen, die dazu beitragen können, die Hospiz- und Palliativmedizin aus dem Anwendungsbereich des neuen Gesetzes herauszunehmen und den dort tätigen Ärztinnen und Ärzten sowie den Pflegekräften wieder mehr Rechtssicherheit zu verschaffen.

Das Projekt wurde durch eine private Spende in Höhe von 100.000 Euro ermöglicht. 
Der Spender, der anonym bleiben möchte, engagiert sich bereits seit vielen Jahren in der Palliativ- und Hospizmedizin Nordbayerns.

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Prof. Dr. Dr. Eric Hilgendorf
Lehrstuhl für Strafrecht und Strafprozessrecht, Informationsrecht und Rechtsinformatik
T: (0931) 31-82304
hilgendorf@jura.uni-wuerzburg.de
Gunnar Bartsch Julius-Maximilians-Universität Würzburg