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Fußballergebnisse sind wirklich Ursache für Wahlverhalten

Medizin am Abend Berlin Fazit:  UDE: Fußball beeinflusst Wahlergebnis

Rechtzeitig zur Europameisterschaft ist jetzt eine Studie erschienen, die erstmals die Fußballbegeisterung der Deutschen mit ihrem Wahlverhalten in Beziehung setzt. Eine Forschergruppe der Universität Duisburg-Essen (UDE) und der Universität Konstanz kann nachweisen, dass das Wahlverhalten ursächlich mit dem Spielausgang des örtlichen Erstligaclubs zusammenhängt. 

Medizin am Abend Berlin ZusatzFachLink: Alkohol Präventation und Kosten  

Fußball ist in Deutschland hochpopulär und bindet Fans emotional sehr stark an bestimmte Vereine. Die 18 Bundesliga-Clubs bringen es auf mehr als 900.000 Mitglieder, 13,3 Millionen Fans des runden Leders verfolgen die Spiele live im Stadion. Dass die große Sportbegeisterung weitere wichtige Aspekte hat, weist die Forschergruppe jetzt anhand der Ergebnisse der Ersten Deutschen Bundesliga am Wahlwochenende der Bundestagswahl 2013 (20.-22.09.) nach.

Prof. Achim Goerres (UDE): „Wir können bestätigen, dass Wähler ihre durch den Fußball erzeugten Hochgefühle auch auf ihr politisches Verhalten übertragen.“ Je zufriedener oder euphorischer die Wahlberechtigten waren, desto eher gingen sie im Schnitt zur Wahl und wählten dann vorzugsweise die Amtsinhaber. Wenn der lokale Erstligaclub mehr Tore schoss, stimmten signifikant mehr Personen in den umliegenden Wahlkreisen des Clubs ab.

  • Jeder zusätzliche Treffer erhöhte die geschätzte Wahlbeteiligung im Wahlkreis um 0,17 Prozentpunkte, und das CDU/CSU-Zweitstimmenergebnis wuchs um 0,50 Prozentpunkte im Vergleich zu 2009. Die FDP profitierte gemäß den Schätzungen davon nur, wenn das Spiel möglichst nah an der Wahl lag.

Prof. Goerres: „Die Ergebnisse zeigen klar, dass sich nicht-politische Ereignisse auf politisches Verhalten auswirken. Warum das so ist, müssen wir noch genauer erforschen. Dies ist eine echte Herausforderung, denn Menschen stellen Bezüge zwischen sozialen Ereignissen und der Politik her, die objektiv betrachtet vollkommen irrational erscheinen.“

Obwohl die Forscher die genauen Mechanismen noch analysieren müssen, sind sie sicher, dass die Fußballergebnisse wirklich Ursache für Wahlverhalten sind. Denn sie können in der Studie zeigen, dass ein Fußballspieltag am Wahlwochenende wie ein natürliches Experiment wirkt – d.h. der Spielausgang hängt überhaupt nicht mit anderen regionalen Mustern wie Arbeitslosigkeit oder Bevölkerungsdichte zusammen, die man typischerweise zur Erklärung der Wahlergebnisse im Wahlkreis heranzieht.

Weitere Informationen zu der Studie von Robin Arens (Konstanz), Achim Goerres (UDE) und Florian Rabuza (UDE): goo.gl/UWomw2



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Übergewicht und Leberverfettung Voraussage?

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Epigenetische Veränderung macht anfälliger für Übergewicht und sagt spätere Leberverfettung voraus

Wie Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) unter Führung des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung (DIfE) am Mausmodell zeigen, kündigt bereits eine im Jungtier zu beobachtende, epigenetische* Veränderung des Igfbp2**-Gens eine spätere Leberverfettung im erwachsenen Tier an. 

Zudem haben Jungtiere mit dieser Veränderung einen gestörten Zuckerstoffwechsel und sind deutlich anfälliger für krankhaftes Übergewicht. 

„Auch bei krankhaft übergewichtigen Menschen mit einer beginnenden Zuckerkrankheit konnten wir diese Veränderung im entsprechenden Gen nachweisen. 

Sie käme daher vielleicht künftig als Risikomarker in Frage“, so Annette Schürmann vom DIfE. 

 Epigenetische Mechanismen

Epigenetische Mechanismen
 
Das Wissenschaftlerteam um Studienleiterin Annette Schürmann, Robert Schwenk und Anne Kammel vom DIfE veröffentlichte seine Ergebnisse kürzlich in der Fachzeitschrift Human Molecular Genetics (Kammel et al.; 2016; doi: 10.1093/hmg/ddw121; http://hmg.oxfordjournals.org/content/early/2016/04/27/hmg.ddw121.long).

Nach Aussage der Weltgesundheitsorganisation ist die Zahl der übergewichtigen Menschen weltweit auf über eine halbe Milliarde angestiegen und wird auch künftig weiter zunehmen. 
  • Ein Trend, der besorgniserregend ist, denn Übergewicht erhöht das Risiko für Krankheiten wie Typ-2-Diabetes, die nichtalkoholische Fettleber, Herzinfarkt, Schlaganfall und bestimmte Krebsarten. 
Dennoch ist nicht jeder Mensch gleichsam anfällig für Übergewicht und seine Folgeerkrankungen. Das heißt, auch die familiäre Herkunft beeinflusst das individuelle Risiko für Übergewicht. Allerdings erklären die bislang identifizierten Genvarianten nur etwa fünf Prozent der familiären Vorbelastung. Diese Diskrepanz legt nahe, dass auch noch andere vererbbare Faktoren eine Rolle spielen, wie zum Beispiel epigenetische Veränderungen des Erbguts.

  • Hierzu zählen unter anderem DNA-Methylierungen. 

Diese verändern den genetischen Code nicht. Sie können aber dazu beitragen, dass beispielsweise Gene weniger stark abgelesen werden, so dass die Zellen geringere Mengen der entsprechenden Proteine produzieren. Hierdurch kann es unter anderem zu Stoffwechselstörungen kommen.

  • Bereits im Jahr 2013 zeigte ein Forscherteam aus Dresden, dass Personen, die unter Typ-2-Diabetes und einer Fettleber leiden, geringere Mengen des Proteins IGFBP2** in der Leber produzieren. 
  • Gleichzeitig konnten sie nachweisen, dass die verminderte IGFBP2-Freisetzung mit einer erhöhten DNA-Methylierungsrate verschiedener Gene einhergeht. 
Um zu prüfen, inwieweit die verringerte Proteinfreisetzung auf die epigenetischen Veränderungen zurückzuführen ist, untersuchten die Wissenschaftler um Annette Schürmann die Zusammenhänge nun an einem geeigneten Mausmodell, der sogenannten C57BL/6J-Maus.

Ähnlich wie eineiige Zwillinge sind alle Tiere dieses Zuchtstamms genetisch identisch. Dennoch nehmen einige der Mäuse unter einer fettreichen Ernährung viel stärker zu als andere und entwickeln im Erwachsenenalter mit etwa 20 Wochen eine Fettleber. Wie die Forscher zeigen, war bei diesen Tieren bereits im Alter von 6 Wochen das Igfbp2-Gen stärker methyliert, also epigenetisch verändert, und gleichzeitig die IGFBP2-Synthese in der Leber deutlich verringert. Ebenso traten bei diesen Mäusen schon sehr früh erste Zuckerstoffwechselstörungen auf. Wie weitere molekularbiologische Untersuchungen der Wissenschaftler zeigten, trägt die Methylierung im nicht-codierenden Bereich des Igfbp2-Gens zu der verminderten IGFBP2-Synthese bei.  

Auch in menschlichen Blutzellen von Personen, die unter krankhaftem Übergewicht litten und deren Zuckerstoffwechsel bereits gestört war, wiesen die Forscher dieselbe epigenetische Veränderung im humanen Gen nach.

„Unsere Ergebnisse weisen darauf hin, dass die von uns untersuchte epigenetische Veränderung Mäuse sowie Menschen für Übergewicht anfälliger macht und gleichzeitig deren Risiko erhöht, mit fortschreitendem Lebensalter eine Fettleber zu entwickeln“, sagt Anne Kammel, Erstautorin der Studie. „Da die Methylierung des Gens bereits sehr früh auftritt, weit bevor sich eine Fettleber entwickelt hat, wäre es denkbar, dieses Wissen zu nutzen, um das Erkrankungsrisiko bereits bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen besser einzuschätzen. Man hätte so die Möglichkeit, der Erkrankung durch geeignete Maßnahmen rechtzeitig vorzubeugen“, ergänzt Schürmann.

Hintergrundinformation:

* Die Epigenetik ist ein relativ junges Forschungsgebiet. Es untersucht veränderte Gen-Funktionen, die nicht auf eine Änderung der DNA-Sequenz zurückzuführen sind, aber dennoch vererbt werden können. Studien der letzten Zeit weisen verstärkt darauf hin, dass auch die Ernährung als Umweltfaktor den Aktivitätszustand von Genen nachhaltig beeinflussen kann, z.B. durch chemische Veränderung (Methylierung) der DNA-Bausteine.

Erklärungen zur Abbildung:

DNA-Methylierungen entstehen, wenn Methylgruppen an die DNA binden. Diese können Gene entweder aktivieren oder deaktivieren.

Nukleosom: Acht Histonproteine bilden den Kern eines Nukleosoms, auf das 147 Basenpaare eines DNA-Stranges aufgewickelt sind.

Histon-Ende: Die Enden der Histone ragen aus dem Nukleosom heraus und können durch epigenetische Faktoren modifiziert werden. Hierdurch wird die Bindung der DNA an das entsprechende Nukleosom verändert, so dass die DNA z.B. für Transkriptionsenzyme zugänglich und ein bestimmtes Gen aktiviert wird.

Epigenetische Faktoren verändern Histon-Enden indem sie z.B. Methyl- oder Acetylgruppen auf Lysin-Seitenketten übertragen. Dies kann die Aktivierung eines Gens erschweren bzw. erleichtern. Die direkte Methylierung der DNA verändert dann dauerhaft die Genexpression, wenn sie in Steuerbereichen von Genen erfolgt (sogenannten CpG-Inseln), die durch die Modifikation der Histone zugänglich gemacht wurden.

** Das Igfbp2-Gen codiert das insulin-like growth factor binding protein 2 (IGFBP2).

Die nichtalkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD) ist mittlerweile in Europa und den USA die häufigste chronische Lebererkrankung. Unbehandelt kann sich aus einer Fettleber eine Leberzirrhose entwickeln, die lebensbedrohliche Folgen haben kann. Eine komplette Rückbildung ist möglich, wobei die Gewichtsreduktion die wichtigste Rolle spielt (Quelle: Deutsches Ärzteblatt; Jg. 111; Heft 26; 27. Juni 2014).

Das Deutsche Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Es erforscht die Ursachen ernährungsassoziierter Erkrankungen, um neue Strategien für Prävention, Therapie und Ernährungsempfehlungen zu entwickeln. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die Ursachen und Folgen des metabolischen Syndroms, einer Kombination aus Adipositas (Fettsucht), Hypertonie (Bluthochdruck), Insulinresistenz und Fettstoffwechselstörung, die Rolle der Ernährung für ein gesundes Altern sowie die biologischen Grundlagen von Nahrungsauswahl und Ernährungsverhalten. Mehr unter www.dife.de. Das DIfE ist zudem ein Partner des 2009 vom BMBF geförderten Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD). Weitere Informationen zum DZD finden Sie unter http://www.dzd-ev.de.

Die Leibniz-Gemeinschaft vereint 88 Einrichtungen, die anwendungsbezogene Grundlagenforschung betreiben und wissenschaftliche Infrastruktur bereitstellen. Insgesamt beschäftigen die Leibniz-Einrichtungen rund 18.100 Menschen – darunter 9.200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler – bei einem Jahresetat von insgesamt knapp 1,64 Milliarden Euro. Die Leibniz-Gemeinschaft zeichnet sich durch die Vielfalt der in den Einrichtungen bearbeiteten Themen und Disziplinen aus. Die Forschungsmuseen der Leibniz-Gemeinschaft bewahren und erforschen das natürliche und kulturelle Erbe. Darüber hinaus sind sie Schaufenster der Forschung, Orte des Lernens und der Faszination für die Wissenschaft. Mehr unter http://www.leibniz-gemeinschaft.de.

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Prof. Dr. Annette Schürmann
Abteilung Experimentelle Diabetologie
Deutsches Institut für Ernährungsforschung
Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
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Anne Kammel
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Patient Krankenhaus

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Krankenhaus Rating Report 2016: Patient Krankenhaus stabilisiert, aber nicht fit für die Zukunft

  • Die Insolvenzwahrscheinlichkeit deutscher Krankenhäuser ist im Jahr 2014 weitgehend unverändert geblieben, ihre Ertragslage hat sich hingegen verbessert. 
Nach wie vor ist die Kapitalausstattung der Krankenhäuser jedoch unzureichend, der jährliche Investitionsbedarf von mindestens 5,5 Milliarden Euro wird derzeit nicht erreicht. Die Alterung der Gesellschaft wird zudem zu einem steigenden Bedarf an medizinischen Fachkräften führen. Bei den Gesetzlichen Krankenkassen tut sich eine Kosten-Erlös-Schere auf. Zu diesen und vielen weiteren Ergebnissen kommt die zwölfte Ausgabe des „Krankenhaus Rating Report“.
 
Die Insolvenzwahrscheinlichkeit deutscher Krankenhäuser ist im Jahr 2014 gegenüber dem Vorjahr weitgehend unverändert geblieben.

11 Prozent befanden sich im „roten Bereich“ mit erhöhter Insolvenzgefahr. 

Ihre Ertragslage hat sich indessen verbessert, die Umsatzrendite stieg von 1,3 auf 1,8 Prozent. 

Auf Konzernebene schrieben 23 Prozent der Krankenhäuser einen Jahresverlust, 2013 waren es noch 30 Prozent. 

Aufgrund der verbesserten Ertragslage waren 2014 zudem 54 Prozent der Kliniken voll investitionsfähig. Jedoch ist die Kapitalausstattung der Krankenhäuser noch immer unzureichend. Ihr jährlicher Investitionsbedarf (ohne Universitätskliniken) beträgt mindestens 5,5 Milliarden Euro. Die Länder steuern nach wie vor nur die Hälfte davon bei, die Krankenhäuser aus eigener Kraft ca. 1,9 Milliarden Euro. Dabei gibt es allerdings große länderspezifische Unterschiede. Der kumulierte Investitionsstau beträgt rund 28 Milliarden Euro. Bei Fortschreibung des Status quo aus 2014 würde der Anteil der Krankenhäuser mit erhöhter Insolvenzgefahr bis 2020 auf 23 Prozent steigen.

Berücksichtigt man die Maßnahmen des Krankenhausstrukturgesetzes (KHSG) ab 2016, dürfte der Anteil mit Insolvenzgefahr (auf Konzernebene) bis 2020 dagegen nahezu konstant bei 12 Prozent bleiben.

Zu diesen Ergebnissen kommt der zwölfte „Krankenhaus Rating Report“, den das RWI, die Institute for Healthcare Business GmbH (hcb) und die Philips GmbH gemeinsam erstellt haben und dessen Ergebnisse im Rahmen des „Hauptstadtkongress 2016 – Medizin und Gesundheit“ in Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt wurden. Der Report basiert auf einer Stichprobe von 517 Jahresabschlüssen aus dem Jahr 2013. Sie umfassen insgesamt 871 Krankenhäuser mit einem am Umsatz gemessenen Marktanteil von 69 Prozent. Zudem flossen 333 Jahresabschlüsse aus dem Jahr 2014 in die Auswertung ein.

Ostdeutschen Kliniken geht es nach wie vor wirtschaftlich am besten

In den ostdeutschen Bundesländern war die wirtschaftliche Lage der Krankenhäuser auch im Jahr 2014 wieder am besten.

Am schwierigsten war sie in Niedersachsen/Bremen, Baden-Württemberg und Hessen.

  • Auch wenn Verbesserungen zu beobachten sind, bleiben in vielen Regionen die Krankenhausstrukturen ungünstig, es gibt zu viele kleine Einrichtungen, eine zu hohe Krankenhausdichte und zu wenig Spezialisierung. Gerade ein hoher Spezialisierungsgrad ist jedoch in wirtschaftlicher und qualitativer Hinsicht vorteilhaft.

Bei einer Betrachtung nach Trägern lagen 21 Prozent der öffentlich-rechtlichen Häuser im Jahr 2014 im „roten Bereich“, 10 Prozent der freigemeinnützigen und 3 Prozent der privaten

  • Damit hat sich die Situation vor allem bei öffentlich-rechtlichen Häusern leicht verschlechtert.

Ländliche Grundversorger mit wirtschaftlichen Problemen

Die Zahl der Krankenhausfälle stieg 2014 um 1,9 Prozent, das gesamte Leistungsvolumen (Casemixvolumen) um 2,0 Prozent. Die Zahl der Betten blieb unverändert bei knapp über 500 000, während sich die Zahl der Krankenhäuser um 0,9 Prozent auf 1 980 verringerte. Auch die durchschnittliche Verweildauer der Patientinnen und Patienten sank weiter auf 7,4 Tage

Die Krankenhauskosten je Einwohner waren im Jahr 2014 mit rund 892 Euro in Baden-Württemberg am niedrigsten und mit 1 203 Euro im Saarland am höchsten.

In einer Sonderanalyse wurden zudem die ländlichen Grundversorger näher untersucht. Dazu zählen Krankenhäuser mit 50 bis 200 Betten, die nicht in kreisfreien Städten oder Stadtstaaten liegen und keine Fachkliniken sind. Im Jahr 2014 gab es insgesamt 231 solcher ländlicher Grundversorger mit rund 133 Betten je Einrichtung, vor allem in den Bereichen „Innere Medizin“ und „Chirurgie“. Ihre wirtschaftliche Lage war schlechter als der Durchschnitt. Insbesondere in schrumpfenden ländlichen Regionen sollten daher neue Gesundheitsangebote geschaffen werden. Diese sollten zum einen Kapazitäten zentral und sektorenübergreifend bündeln, zum anderen durch mobile Dienste und moderne Technik die Fläche abdecken und insbesondere die Notfallversorgung sicherstellen.

Alterung der Gesellschaft bringt erhöhten Bedarf an Pflegefachkräften

Hinsichtlich der Personalausstattung des Pflegedienstes im Krankenhaus sehen die Autoren keinen akuten Handlungsbedarf. Der Bedarf an Pflegefachkräften wird jedoch durch die zunehmende Alterung der Gesellschaft weiter wachsen. Rein demografisch bedingt dürfte die Zahl der Fälle im Krankenhaus bis zum Jahr 2020 um 3 Prozent, bis zum Jahr 2030 um 5 Prozent steigen. Berücksichtigt man zudem die Trends in der Häufigkeit bestimmter Krankheiten und das ambulante Potenzial, könnte die Zahl der Fälle bis 2020 um 7 Prozent, bis 2030 sogar um 18 Prozent zunehmen. Daher sollten bereits jetzt Maßnahmen ergriffen werden, die dem Arbeitsmarkt kurz-, mittel- und langfristig mehr Pflegefachkräfte zur Verfügung stellen.
  • Aufgrund des steigenden Bedarfs an Gesundheitsleistungen tut sich nunmehr eine „Kosten-Erlös-Schere“ auf Seite der Gesetzlichen Krankenkassen auf. 
  • Es ist davon auszugehen, dass sich die beitragspflichtigen Einnahmen der Kassen in diesem Jahr um 4,3 Prozent erhöhen, ihre Ausgaben aber um 5,4 Prozent wachsen werden. 
Die Finanzierungslücke dürfte sich in den kommenden Jahren und besonders in den 2020er Jahren vergrößern. 

Schon nach der Bundestagswahl 2017 könnte es zu Kostendämpfungsgesetzen kommen, die die derzeit stabilen Aussichten für Krankenhäuser gefährden könnten.

Zur Abmilderung von künftigen Leistungsrationierungen und Beitragssatzerhöhungen sind ein solides Wirtschaftswachstum sowie Maßnahmen nötig, die die Nachfrage nach Gesundheitsleistungen dämpfen und die Produktivität der Leistungserbringung im Gesundheitswesen erhöhen. 

Die Autoren empfehlen einen bundesweiten „Investitionspakt“ sowie einen „Pakt für ländliche Versorgung“, um mit Hilfe von sektorenübergreifenden Angeboten die Menschen auf dem Land weiterhin adäquat versorgen zu können. 

Zudem empfehlen sie eine Weiterentwicklung des DRG-Systems, um bestehende Fehlanreize zu reduzieren, Prozess- und Systemoptimierung, um das knapper werdende Personal so effizient wie möglich einzusetzen, mehr Qualitätswettbewerb und mehr Marktdynamik, um weniger effiziente durch effizientere Angebote zügiger ersetzen zu können, Verbundbildung und Netzwerkmedizin, um Schwerpunkte zu bilden, Digitalisierung und eine breite Versorgungsforschung, um Qualität besser identifizieren zu können.

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Prof. Dr. Boris Augurzky (RWI), Tel.: (0201) 81 49-203
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Katharina Fischer Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V.

Die Studie „Krankenhaus Rating Report 2016: Mit Rückenwind in die Zukunft?" zugrunde. Sie enthält unter anderem zahlreiche grafisch aufbereitete Darstellungen und Krankenhausbenchmarks. Die Studie kann beim Verlag medhochzwei (www.medhochzwei-verlag.de) bestellt werden.

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Dein Herzschrittmacher ohne Kabel?

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Ulmer Kardiologen setzen Herzschrittmacher ohne Kabel ein

Blick in die Zukunft der Herzmedizin 
 Ein herkömmlicher Schrittmacher im Größenvergleich mit der Herzschrittmacherkapsel
Ein herkömmlicher Schrittmacher im Größenvergleich mit der Herzschrittmacherkapsel
Foto: Universitätsklinikum Ulm
 
Kardiologen der Ulmer Universitätsklinik für Innere Medizin II haben einem Patienten erstmals einen Herzschrittmacher ohne Kabel eingesetzt. Das neue Gerät ist viel kleiner als ein herkömmlicher Herzschrittmacher und wird minimalinvasiv über die Leiste in die Herzkammer eingeführt. Es ist geeignet für Patienten, bei denen nur eine Herzkammer stimuliert werden muss.

  • Das neue Verfahren, das erst in wenigen deutschen Kliniken technisch angewendet werden kann, zeigt einen neuen Ansatz in der Herzmedizin.

Das Team um den Ärztlichen Direktor Prof. Dr. Wolfgang Rottbauer führte den Eingriff erfolgreich durch, die Ulmer Kardiologie gehört damit zu den wenigen deutschen Kliniken, die das neue Verfahren anwenden können.

„Es gibt Patienten, für die selbst eine Schrittmacheroperation wegen weiterer Erkrankungen ein sehr hohes Risiko bedeutet. 

Für diese ausgewählten Patienten ist das neue Verfahren ohne Schrittmacherkabel eine innovative Behandlungsoption“, erläutert Prof. Dr. Jochen Wöhrle, Leitender Oberarzt der Klinik für Innere Medizin II.

Dabei wird die Herzschrittmacherkapsel in der Leiste über die Hohlvene in die Herzkammer geführt und dort mit winzigen Titanärmchen in der Herzwand verankert.

„Die Kapsel enthält eine Batterie, misst die Herzaktivität – auch abhängig von der körperlichen Betätigung – und sendet bei Bedarf über einen winzigen Pol ihr elektrisches Signal, das das Herz zum Schlagen anregt“, beschreibt Ludwig Gerhard Binner, Oberarzt und Leiter der Herzschrittmacherambulanz, den Vorgang.

Bei herkömmlichen Herzschrittmachern wird ein Aggregat operativ in die Brustwandtasche eingenäht, das über ein Kabel die notwendigen elektrischen Impulse an eine Sonde in der Herzwand schickt.

  • Bei der neuen Technik ist weder die Operation noch das Verlegen von Schrittmacherkabeln notwendig. 
  • Allerdings ist diese Behandlung noch keine Standardtherapie und wird daher derzeit im Regelfall nicht von den Krankenkassen bezahlt.
Eine jetzt veröffentlichte Studie der renommierten Fachzeitschrift New England Journal of Medicine mit mehr als 700 Patienten zeigt, dass die Sicherheit und die Stabilisierung der Herzfrequenz bei der Kardiokapsel genauso gut sind wie bei herkömmlichen Schrittmachern (DOI:10.1056/NEJMoa1511643).

Ein Vorteil des neuen Verfahrens ist, das sich im Körper weniger infektionsanfälliges Material befindet. 

„Bis man gute Langzeitdaten zu dem neuen Verfahren hat, wird noch einige Zeit vergehen. Wir blicken hier aber in die Zukunft der Herzschrittmacher. Eines Tages wird man sicherlich auch Erkrankungen einer Herzkammer und des Herzvorhofs mit solch kleinen Schrittmachern therapieren können“, so Professor Rottbauer.

Dann wird sich auch zeigen, welche Verfahren sich als Standardtherapien etablieren.


Prof. Dr. Wolfgang Rottbauer und Prof. Dr. Jochen Wöhrle
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Diabetes Typ 2 und Übergewicht: Hormon Asprosin /

Medizin am Abend Berlin:   Neu entdecktes Fettzellen-Hormon könnte Therapie verbessern

Eine neue Studie im Fachmagazin „Cell“ zum seltenen Wiedemann-Rautenstrauch-Syndrom lässt auch die Diabetes-Forscher aufhorchen: 

Die Autoren entdeckten ein neues Hormon und erkannten, dass dieses bei Mäusen sowohl den Blutzucker als auch das Insulin ansteigen lässt. 

  • Sie stellten weiterhin fest, dass das sogenannte „Asprosin“ möglicherweise auch bei Menschen mit Diabetes Typ 2 eine Rolle bei der Regulation des Blutzuckerstoffwechsels spielt.
Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) hofft nun, dass die Erkenntnisse aus der Studie zu einem besseren Verständnis für den Diabetes Typ 2 beitragen und einen neuen Ansatz für effektivere Therapien schaffen.  
  • Bei Menschen mit Übergewicht und Diabetes Typ 2 sind Blutzucker und meist auch Insulin erhöht. 
Dies bezeichnen Ärzte als sogenannte Insulinresistenz.

Welche Mechanismen zu dieser Störung des Glukose-Insulin-Stoffwechsels führen, ist bislang noch nicht vollständig geklärt. „Die Entdeckung des Hormons Asprosin der Kollegen aus Houston, USA, könnte jetzt aber dazu beitragen, dass wir ein besseres Bild vom Typ-2-Diabetes sowie Adipositas erhalten“, kommentiert Professor Dr. med. Norbert Stefan, Leiter der klinisch-experimentellen Diabetologie am Universitätsklinikum Tübingen, die neue Cell-Studie.

Die amerikanischen Wissenschaftler analysierten ursprünglich das Erbgut von Patienten mit dem seltenen Weidemann-Rautenstrauch-Syndrom. Dabei handelt es sich um eine Progeroid-Störung, bei der Kinder bereits das Aussehen von Greisen annehmen.

Im Zuge der Genom-Analyse fanden die Forscher um den Genetiker Atul Chopra dann heraus, dass bei diesen Patienten ein Mangel an einem bislang unbekannten Hormon besteht.

  • Sie nannten es „Asprosin“, nach dem griechischen Wort für „Weiß“, da den Betroffenen das weiße Unterhautfettgewebe fehlt. 
  • Weitere Untersuchungen ergaben, dass Asprosin normalerweise im Fettgewebe gebildet wird. Über das Blut gelangt es zur Leber. Dort steigert es die Freisetzung von Glukose, also Zucker, ins Blut. Menschen mit Weidemann-Rautenstrauch-Syndrom haben, weil ihnen Asprosin fehlt, niedrige Insulinkonzentrationen.
Menschen mit Insulinresistenz weisen wiederum erhöhte Asprosin-Werte auf, wie die Forscher der Studie weiter feststellten. 

„Ob sich allerdings das neu entdeckte Hormon für die Behandlung des Typ-2-Diabetes oder die Frühdiagnose einer Insulinresistenz eignet, müssen weiterführende klinische Studien erst klären“, erklärt Professor Dr. med. Matthias Blüher, Oberarzt an der Klinik und Poliklinik für Endokrinologie und Nephrologie am Universitätsklinikum Leipzig. „Pharmakologische Ansätze zur Hemmung von Asprosin, etwa durch spezifische Antikörper, könnten nach den Daten der aktuellen Studie den Blutzucker senken und die Insulinempfindlichkeit verbessern“, so Blüher.

 „Indirekt könnte durch eine Asprosin-Hemmung vielleicht auch das Übergewicht vieler Patienten mit Typ-2-Diabetes reduziert werden“, vermutet der DDG Experte.

An Mäusen mit Diabetes konnten die Autoren bereits zeigen, dass ein Antikörper, der an Asprosin bindet, die Wirkung des Hormons neutralisiert.

„Schon nach einer Injektion mit diesem Mittel waren Blutzucker und Insulinwerte im Normalbereich“, resümiert Professor Dr. med. Matthias Tschöp, Wissenschaftlicher Direktor des Helmholtz-Diabeteszentrums am Helmholtz Zentrum München. „Eine längere Behandlung könnte die Insulinresistenz womöglich auf Dauer reduzieren.“

Ob Asprosin-Hemmer sich als neues Diabetesmittel eignen, lässt sich zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht vorhersagen. „Zunächst sind weitere Experimente im Labor und an Tieren notwendig. Danach könnten erste klinische Tests begonnen werden“, so DDG Experte Tschöp. Die Vertreter der DDG sind jedoch gespannt, welche Folgen die Entdeckung des Hormons für die Diabetologie haben könnte

Hintergrund zum Wiedemann-Rautenstrausch-Syndrom (Neonatal Progeroid Syndrome):
Weltweit gibt es nur etwa ein Dutzend Menschen mit Wiedemann-Rautenstrauch-Syndrom. Es gehört zu den seltenen Progeroid-Störungen, bei denen Kinder bereits das Aussehen von Greisen annehmen

Beim Wiedemann-Rautenstrauch-Syndrom ist dies auf eine ungünstige Verteilung des Fettgewebes zurückzuführen, die als Lipodystrophie bezeichnet wird: 

  • Bauch und Beine lagern viel Fettgewebe ein, das Unterhautfettgewebe fehlt dagegen vollkommen.

Weitere Informationen: http://www.omim.org/entry/264090


Über die Deutsche Diabetes Gesellschaft: 

Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) ist mit fast 9.000 Mitgliedern eine der großen medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften in Deutschland. Sie unterstützt Wissenschaft und Forschung, engagiert sich in Fort- und Weiterbildung, zertifiziert Behandlungseinrichtungen und entwickelt Leitlinien. Ziel ist eine wirksamere Prävention und Behandlung der Volkskrankheit Diabetes, von der mehr als sechs Millionen Menschen in Deutschland betroffen sind. Zu diesem Zweck unternimmt sie auch umfangreiche gesundheitspolitische Aktivitäten.


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Kerstin Ullrich und Anna Julia Voormann
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Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG)
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360° TOP-Thema: Rettungsstelle-KANZEL: Jod nach Reaktorkatastrophe einnehmen? Einnahme von Kaliumjodid-Tabletten

Medizin am Abend Berlin Fazit: Jodtabletten-Debatte in NRW: Endokrinologen raten, Jod nur nach behördlicher Anordnung einzunehmen

Wenn bei einer Reaktorkatastrophe radioaktives Jod freigesetzt worden ist, bieten Jodtabletten einen gewissen Schutz. 

Denn hochdosiertes Jod in Form von Kaliumjodid-Tabletten blockiert die Schilddrüse und reduziert damit das Risiko für Schilddrüsenkrebs. 

  • Dosierung und Zeitpunkt der Einnahme müssen aber exakt nach Vorgaben der Behörden erfolgen. 

Die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) rät anlässlich der Jodtabletten-Debatte in Nordrhein-Westfalen von einer „vorsorglichen“ Eigenmedikation dringend ab. 
 
Zu hohe Joddosen schadeten der Gesundheit. 

Die handelsüblichen Jodtabletten seien andererseits zu gering dosiert und reichten nicht zur „Jodblockade“, so die Hormonexperten.

Die Bevölkerung solle sich auf die behördlichen Angaben zu Anlass, Zeitpunkt und Dosierung verlassen.

Ende Mai berichteten zahlreiche Medien, dass Nordrhein-Westfalen vorsorglich Jodtabletten für alle Schwangeren und Minderjährigen im Land kaufen werde. Sie sollen bei einem Reaktorunfall an diese zum Schutz vor Strahlenschäden der Schilddrüse verteilt werden.

Hintergrund der Maßnahme sind die grenznah gelegenen belgischen Atomkraftwerken Tihange und Doel, die als störanfällig gelten.

Professor Dr. med. Dr. h. c. Helmut Schatz von der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) bekräftigt, dass die Einnahme von Kaliumjodid-Tabletten das vermehrte Auftreten von Schilddrüsenkrebs verhindert:

„Nach dem Reaktorunglück im ukrainischen Tschernobyl vor 30 Jahren gaben die Behörden in Polen sofort Jodtabletten an Kinder aus. Im Unterschied zur Ukraine und zu Weißrussland stieg dort die Zahl der Schilddrüsenkarzinome bei Kindern und Jugendlichen nicht an.“

Radioaktives Jod wird bei einem Reaktorunfall freigesetzt.

Es hat die gleichen chemischen und biologischen Eigenschaften wie das in der Nahrung vorkommende natürliche Jod und wird daher wie normales Jod in der Schilddrüse gespeichert.

„Diese konzentrierte Speicherung in der Schilddrüse unterscheidet Jod von anderen Stoffen“, so Professor Schatz.

„Durch die Einnahme von extrem hochdosierten Jodtabletten wird die Aufnahme des freigesetzten radioaktiven Jods in der Schilddrüse blockiert.“

  • Die WHO empfiehlt 130 Milligramm als Einmalgabe ein bis zwei Tage vor Eintreffen der radioaktiven Wolke. 
  • Drei Stunden später sind die Tabletten nur noch zu 50 Prozent wirksam, zehn Stunden später gar nicht mehr. 
  • Noch später kann die Einnahme sogar schaden, da dann das durch die Atmung schon aufgenommene radioaktive Jod langsamer ausgeschieden wird.
Jodpräparate, die als Schilddrüsensupplemente für Schilddrüsenerkrankungen oder für Schwangere angeboten werden, sind für den Einsatz nach einem Störfall völlig ungeeignet, da sie um einige Zehnerpotenzen niedriger dosiert sind:

Sie enthalten 100 bis 200 Mikrogramm und haben auch nicht die unten aufgeführten Nebenwirkungen. Der Höchstwert für die Jodzufuhr betrage in Deutschland 500 Mikrogramm pro Tag, so der Endokrinologe Schatz.

Professor Dr. med. Matthias Weber, DGE-Mediensprecher von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz warnt vor den Folgen eines unbedachten Umgangs mit den hochdosierten Kaliumjodid-Tabletten:

„Jod in diesen extrem hohen Dosen kann zu Störungen der Schilddrüsenfunktion wie zum Beispiel einer Überfunktion der Schilddrüse, einer Hyperthyreose, mit Herzrasen, Schweißausbrüchen, Gewichtsverlust und Bluthochdruck führen.“

Auch ein Morbus Basedow oder eine chronische Schilddrüsenentzündung (Hashimoto-Thyreoiditis) könnten die Folge sein.

DGE-Mediensprecher Weber fasst den Appell der Fachgesellschaft zusammen:

  • „Niemand sollte zum Schutz vor möglichen Reaktorunfällen eigenständig hochdosierte Jodpräparate einnehmen. 
  • Wenn eine Reaktorunfall eingetreten ist, werden die Behörden unverzüglich die entsprechenden Informationen und Empfehlungen zur Einnahme von Jodtabletten bekannt geben.“

Literatur:

Blog-Beitrag von Prof. Dr. med. Dr. h. c. Helmut Schatz vom 26. Mai 2016:
 http://blog.endokrinologie.net/jodtabletten-zum-schutz-bei-reaktorunfaellen-2555....

Verwendung von Jodtabletten zur Jodblockade der Schilddrüse bei einem kerntechnischen Unfall. Empfehlung der Strahlenschutzkommission. 24./25.02.2011: http://www.ssk.de/DE/Home/home_node.html

Endokrinologie ist die Lehre von den Hormonen, Stoffwechsel und den Erkrankungen auf diesem Gebiet. Hormone werden von endokrinen Drüsen, zum Beispiel Schilddrüse oder Hirnanhangdrüse, aber auch bestimmten Zellen in Hoden und Eierstöcken, „endokrin“ ausgeschüttet, das heißt nach „innen“ in das Blut abgegeben. Im Unterschied dazu geben „exokrine“ Drüsen, wie Speichel- oder Schweißdrüsen, ihre Sekrete nach „außen“ ab.



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Herz und Niere - ein Teufelkreis? Besonders bei Dialysepatienten!

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Herz und Niere: Wer schwächelt, zieht den anderen mit ins Verderben

Es ist ein Teufelskreis: 

Das schwache Herz schwächt die Niere und andersrum. 

Forscher des Würzburger Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz (DZHI) beschreiben jetzt in einem von drei Übersichtsartikeln der international renommierten Fachzeitschrift „The Lancet“ die strukturellen und funktionellen Veränderungen an Herz- und Gefäßsystem bei Dialyse-Patienten, bei denen die Niereninsuffizienz durch Blutwäsche ausgeglichen wird: 

Die optimale Therapieempfehlung, um den Teufelskreis zu durchbrechen, steht noch aus. 

 Bereits 12 Prozent der deutschen Allgemeinbevölkerung hat ein Nierenleiden. Häufigste Ursache dafür ist Diabetes mellitus.
 Bereits 12 Prozent der deutschen Allgemeinbevölkerung hat ein Nierenleiden. Häufigste Ursache dafür ist Diabetes mellitus. Boehringer
 
  • Nierenleiden sind in der klinischen Versorgung mittlerweile zum Alltag geworden. 
Seit Jahren steigt die Patientenanzahl, die aufgrund von akuter oder chronischer Niereninsuffizienz in Behandlung muss, an.

  • Viele von ihnen werden mit Dialyseverfahren behandelt, wobei das Blut außerhalb des Körpers gefiltert wird, um Gift- und Harnstoffe zu entfernen. 

Denn dies leistet eine geschwächte Niere nicht mehr ausreichend.

„Der Rückgang der Nierenfunktion hat weitreichende gesundheitliche Folgen.

So altern Herz und Gefäßsystem beispielsweise rapide“, erklärt Professor Christoph Wanner, Nierenspezialist des Universitätsklinikums Würzburg, unter dessen Dach das DZHI forscht und behandelt.

„Vor allem auch bei jungen niereninsuffizienten Dialysepatienten kommen Gefäßverkalkungen oder Herzwandverdickungen vor, was typisch für ältere Patienten ist.“

  • Grund hierfür: bei der Blutwäsche wird nur eine bestimmte Fraktion von Giften entfernt. 
  • Die restlichen Toxine führen zu Überwässerung, wodurch sich dann Bluthochdruck und anderen kardiologische Erkrankungen letztendlich manifestieren.

Die Therapie der Betroffenen gestaltet sich schwierig, denn die Belastung durch Mehrfacherkrankung macht die Auswahl geeigneter Medikamente oder anderer Interventionen hochkomplex.

  • So beschränkt sich der Einfluss der Niereninsuffizienz nicht allein auf das Herzkreislaufsystem, sondern wirkt auch in die Physiologie von Muskeln und Skelett ein, was die Arzneimittelauswahl und Dialysestrategie beeinflusst. 

„Kardioprotektive, also herzschützende Dialysestrategien sind bislang noch nicht umfassend erforscht“, erläutert der Nephrologe.

Bislang gäbe es auch keine pharmakologischen Wirkstoffe, die für beide Erkrankungen gleichermaßen Linderung oder zumindest keine Verschlechterung des einen oder anderen Zustandes herbeiführen.

Viel Forschungsarbeit sei also noch zu leisten, so der Universitätskliniker.

  •  „Für Forschung und Behandlung von Herz und Niere bei Dialysepatienten kommt nun erschwerend hinzu, dass die kardiologischen Erkrankungen der Dialysepatienten symptomatische Unterschiede aufweisen können zu Nicht-Dialysepflichtigen Herz- und Gefäßpatienten. 

Wir benötigen also neue klinische Studien mit dieser speziellen Patientengruppe.“

Bis diese Studien erste Ergebnisse zeigen, wird noch viel Zeit vergehen.

  • Der Herz- und Nierenarzt empfiehlt daher für jetzige Dialysepatienten eine konkrete Vorgehensweise, Herzen und Blutgefäße schont. 
  • „Die Literatur zeigt, dass entweder länger andauernde Dialysesitzungen oder aber kürzere und häufigere Sitzungen herzgesünder sind. 
Hier sollten die Versorgerteams im Klinikalltag umdenken. 

Die Dialysesitzungen werden häufig noch nach anderen Kriterien durchgeführt.“

Orginalpublikation
Wanner, Christoph et al. The heart and vascular system in dialysis. The Lancet. Published online May 22,2016. http://dx.doi.org/10.1016/S0140-6736(16)30508-6

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Einladung zur Studie: Sechswöchige strukturierte Sporttherapie für depressive Patienten mit großem Herzfettgewebe

Medizin am Abend Berlin Fazit:  MHH-Studie: Sport als dritte Säule bei der Behandlung von Depressionen

Strukturiertes Bewegungsprogramm senkt das Risiko für gefährliche Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei depressiven Patienten / Positive Nebeneffekte auf die Psyche 
 Dr. Arno Kerling vom MHH-Institut für Sportmedizin und Professor Kai Kahl auf dem Ergometer.
Dr. Arno Kerling vom MHH-Institut für Sportmedizin und Professor Kai Kahl auf dem Ergometer.
Quelle „MHH/Kaiser“.
 
Depressionen sind eine Volkskrankheit.

In Deutschland leiden vier bis fünf Millionen Menschen daran. Bei der Erkrankung ist nicht nur die Seele, sondern auch der Körper betroffen. Langfristig können Depressionen Typ II-Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen und Herzinfarkt begünstigen.

„Depressionen sind daher ein genauso hohes Gesundheitsrisiko wie Rauchen, Fettleibigkeit und hoher Blutdruck“, erklärt Professor Dr. Kai Kahl von der Klinik für Psychiatrie, Sozialpsychiatrie und Psychotherapie an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH).

Doch dieses Risiko kann gesenkt werden: 

Durch eine sechswöchige strukturierte Sporttherapie können depressive Patienten ihr zu großes Herzfettgewebe verringern – und damit auch die Wahrscheinlichkeit beispielsweise einen Herzinfarkt zu bekommen.

Das ist das Ergebnis einer interdisziplinären MHH-Studie.

Herz-Kreislauferkrankungen gehören zu den größten Gesundheitsproblemen der Welt. 

Bei Depression sind Herz-Kreislauferkrankungen die häufigste Todesursache nach Suizid. 

Medizin am Abend Berlin ZusatzFachThema Link: Belastung von Rentnerinnen und Rentnern mit niedrigen Einkommen in der privaten Krankenversicherung  


Nach einer internationalen epidemiologischen Studie schätzte man allein im Jahr 2010, dass weltweit vier Millionen verlorene Lebensjahre auf das Konto einer vorbestehenden Depression gingen. Der Frage, weshalb Menschen mit Depression besonders gefährdet sind, gehen die MHH-Forscher seit mehreren Jahren nach: „Durch Depressionen kommt es zu einer Reihe endokriner und immunologischer Umstellungen im Körper, die langfristig zu einer Zunahme des Herzfettgewebes führen.

Ein großes Herzfettgewebe ist ein bekannter Risikofaktor für die Entwicklung einer koronaren Arteriosklerose, also der Verkalkung der Herzkranzgefäße“, sagt Professor Kahl. Die Ablagerungen verengen die Gefäße und können zu Infarkten führen.

  • Hinzu kommt, dass Menschen mit Depressionen häufig unter Antriebslosigkeit leiden und sich tendenziell eher wenig bewegen – ein Faktor, der ebenfalls das Herz-Kreislauf-System belastet. 

Mit diesem Themenkomplex befasste sich der Psychiater gemeinsam mit Kollegen des Instituts für Sportmedizin, der Klinik für Kardiologie und Angiologie und des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie. „Wir wollten uns die Herzgesundheit depressiver Patienten genauer ansehen und herausfinden, ob man durch bestimmte sportliche Maßnahmen etwas daran verbessern kann“, beschreibt Professor Kahl die Ziele der Untersuchung.

An der zweiteiligen Studie nahmen 42 Patientinnen und Patienten teil, die wegen Depressionen stationär in der Klinik für Psychiatrie, Sozialpsychiatrie und Psychotherapie behandelt wurden. Die Teilnehmer waren zwischen 40 und 45 Jahren alt und wurden mit einer jeweils individuellen Psychotherapie sowie mit einer differenzierten Psychopharmakotherapie behandelt. Die eine Hälfte der Gruppe nahm zusätzlich an einer strukturierten Sporttherapie teil, die das Institut für Sportmedizin speziell für depressive Patienten entwickelt hatte. Das Sportprogramm bestand aus einem sechswöchigen Gerätetraining mit drei 45minütigen Einheiten pro Woche. Trainiert wurden Kraft und Ausdauer. Die Intensität des Trainings wurde, entsprechend der Herz-Kreislaufwerte und der Selbsteinschätzung der Patienten, langsam gesteigert. Sporttrainer standen den Probanden zur Seite.

Zu Beginn der Studie stellten die Wissenschaftler fest, dass depressive Menschen durchschnittlich 1,5 Mal mehr Herzfett haben als gesunde Menschen. „Die Größe des Unterschieds hat uns sehr überrascht“, sagt Professor Kahl. Nach der sechswöchigen Sporttherapie hatten die Teilnehmer etwa zehn Prozent ihres Herzfetts verloren. Weitere erfreuliche Effekte der Sporttherapie waren eine Verringerung des ebenfalls gefährlichen, bei depressiven Patienten überdurchschnittlich vorhandenen Bauchfetts, eine Verbesserung der HDL-Cholesterinwerte und eine verbesserte maximale Sauerstoffsättigung des Blutes. Ganz nebenbei wirkt sich die körperliche Betätigung auch positiv auf die Psyche aus.

„Die Studie zeigt, dass ein strukturiertes intensives Training ein guter Weg ist, um das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Herzinfarkt zu senken“, erklärt der Psychiater. „Eine langfristige Veränderung des Lebensstils hin zu gezielter Bewegung kann die gesundheitliche Situation depressiver Patienten deutlich verbessern.“ Professor Kahl freut sich darüber, dass alle Patienten aus der Sportgruppe das Programm beendeten und etwa ein Drittel auch danach freiwillig weitermacht. „Früher hieß es immer, depressive Patienten sind zum Sport kaum zu motivieren. Doch es kann klappen, wenn sie intensiv betreut werden und das Programm optimal auf sie zugeschnitten ist.

Die Sporttherapie sollte bei der Behandlung depressiver Patienten grundsätzlich als dritte Säule zur psychotherapeutischen und medikamentösen Therapie hinzukommen“, fordert Professor Kahl. Er hofft, dass dieser Teil demnächst in die medizinischen Leitlinien für die Therapie von Depressionen aufgenommen wird.

Weitere Informationen über die Studie erhalten Sie bei Professor Dr. Kai Kahl, Klinik für Psychiatrie, Sozialpsychiatrie und Psychotherapie, Telefon (0511) 532-2495, kahl.kai@mh-hannover.de. 

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360° TOP-Hinweis: Rettungsstelle-KANZEL: Herzinfarkt am Morgen! Bitte Blutbild u.a. m i t Neutrophilen Granulozyten anfordern

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Immunreaktion - Was Herzinfarkte morgens so gefährlich macht

Zu viel des Guten: In den frühen Morgenstunden verschlechtert eine überschießende Immunantwort die Heilungschancen eines geschädigten Herzmuskels.  
  • Nach einem Herzinfarkt hängt es vom Tageszeitpunkt ab, wie die Entzündungsreaktion im betroffenen Herzmuskel verläuft. 
Forscher um Sabine Steffens, Professorin für Klinische Pathobiochemie am Institut für Epidemiologie und Prophylaxe der Kreislaufkrankheiten am Klinikum der LMU, haben diesen Zusammenhang in einer Studie bestätigt und zugleich aufgedeckt, dass die Stärke der Immunantwort und damit die Rekrutierung der Neutrophilen Granulozyten an die Entzündungsstelle über den Tagesverlauf schwankt.

Entscheidend dafür ist der Chemokinrezeptor CXCR2, dessen Aktivität vom Biorhythmus beeinflusst wird. Darüber berichten die Forscher aktuell im Fachmagazin EMBO Molecular Medicine.

Bei einem Herzinfarkt sterben Herzmuskelzellen ab. 
  • Daraufhin wandern Zellen des Immunsystems, die Neutrophilen Granulozyten, in das geschädigte Gewebe. 
  • Sie lösen eine Entzündungsreaktion aus, durch die das abgestorbene Gewebe von Immunzellen abgebaut wird. 

In einer früheren Veröffentlichung im European Heart Journal konnte Sabine Steffens zeigen, welch wichtige Funktion die Neutrophilen für den Heilungsprozess haben, solange die Immunreaktion im Gleichgewicht ist und sie nicht in zu großer Menge auftreten.
  • Mehrere Studien belegen, dass das Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden, in den frühen Morgenstunden am größten ist. 
Auch der weitere Verlauf hängt vom Tageszeitpunkt ab: 

Die Sterblichkeit ist bei morgendlichen Herzinfarkten größer und die Heilungschancen sind schlechter. 

Bislang war jedoch weitgehend unklar, was die molekulare Ursache dafür ist.

Das Team um Steffens konnte nun im Mausmodell zeigen, dass der Zustrom der Neutrophilen in den geschädigten Herzmuskel ebenfalls vom Biorhythmus abhängt.

  • Die Immunzellen lösen etwa eine Stunde nachdem die aktive Phase begonnen hat, eine stärkere Entzündung aus als in der Schlafphase oder im späteren Tagesverlauf.
„Zu Beginn der aktiven Phase werden mehr Neutrophile aus dem Knochenmark freigesetzt. Beim Menschen liegt ihre aktive Phase in den frühen Morgenstunden. Ein Herzinfarkt zu dieser Zeit führt zu einer übermäßigen Entzündungsreaktion durch Neutrophile“, sagt Steffens. 

Das verschlechtert die Heilungschancen, da sich infolge der stärkeren Entzündung auch mehr Narben im Gewebe bilden und sich der Herzmuskel ausdehnt, was das Herz schwächt.

Die Forscher wiesen zudem nach, dass auch der Chemokinrezeptor CXCR2, der an der Zelloberfläche der Neutrophilen sitzt, nach Uhrzeit „arbeitet“. 

Am stärksten wird er direkt nach dem Aufwachen exprimiert. 

Wurde der Rezeptor medikamentös unterdrückt, verringerte sich die Entzündung und damit die Schädigung des Herzmuskels. 
  • „Unsere Studie zeigt, dass der Tageszeitpunkt eine wichtige Rolle für die Behandlung eines Herzinfarkts spielt und dass CXCR2 ein interessantes therapeutisches Ziel sein kann, wenn nach einem Herzinfarkt zu viele Neutrophile in das geschädigte Muskelgewebe wandern“, sagt Steffens.

Publikation:
Maximilian J Schloss, Michael Horckmans, Katrin Nitz, Johan Duchene, Maik Drechsler, Kiril Bidzhekov, Christoph Scheiermann, Christian Weber, Oliver Soehnlein and Sabine Steffens:
“The time-of-day of myocardial infarction onset affects healing through oscillations in cardiac neutrophil recruitment”

In: EMBO Molecular Medicine, 2016 May 25
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.15252/emmm.201506083/abstract


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Professor Sabine Steffens
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Metformin - und Typ-2-Diabetes

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Endokrinologen-Kongress München: Neue Erkenntnisse zur Entstehung und Behandlung von Diabetes Typ 2

Metformin ist eines der wichtigsten Medikamente zur Behandlung des Typ-2-Diabetes und wird seit Jahrzehnten erfolgreich eingesetzt. Es hemmt in der Leber die Neubildung von Glukose, senkt den Blutzuckerspiegel, dämpft das Hungergefühl und hilft damit sogar abzunehmen. 

Nun wurde ein möglicher neuer Wirkmechanismus des bewährten Medikaments entdeckt: 

Es beeinflusst die Darmflora. 

Beim Typ-2-Diabetes kommt es zu ungünstigen Veränderungen in der Zusammensetzung der Darmbakterien, die durch Metformin zumindest teilweise wieder rückgängig gemacht werden. 

Andererseits scheint das Medikament auch für die Nebenwirkungen wie Blähungen und Durchfall mitverantwortlich zu sein. 
 
Die neuen Erkenntnisse wie die Darmflora Stoffwechsel und Hormone beeinflusst, ermöglichen neue Ansätze für eine schonende Behandlung des Diabetes, erklärt die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) im Vorfeld ihrer DACH-Jahrestagung vom 26. bis 28. Mai 2016 in München.

„Wir setzen Metformin sehr häufig ein, weil es den Blutzucker auf schonende Weise senkt und die Patienten nachweislich vor Komplikationen der Erkrankung schützt“, sagt Professor Matthias Weber, Leiter der Endokrinologie der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. 

Metformin gehört außerdem zu den Medikamenten, die keine gefürchteten Unterzuckerungen auslösen und nicht zu einer Gewichtszunahme führen.

Professor Weber: „Bei den häufig übergewichtigen Diabetespatienten ist dies ein erwünschter Begleiteffekt.“ Viele Patienten nehmen nach Behandlungsbeginn etwas ab, was die Akzeptanz der Erkrankung und die Motivation zur Einnahme von Medikamenten fördere, fügt DGE-Mediensprecher Weber hinzu.  

Die blutzuckersenkende Wirkung von Metformin wird in erster Linie auf eine Hemmung der Blutzuckerneubildung in der Leber zurückgeführt.

Neue Untersuchungen deuten jetzt darauf hin, dass Metformin seine positiven Wirkungen zumindest zum Teil durch einen bisher unbekannten Wirkmechanismus über die Beeinflussung der Darmflora vermitteln. Das zeigt eine kürzlich in Nature (2015; 528: 262-6) veröffentlichte Arbeit. Forscher aus China, Dänemark und Schweden analysierten Stuhlproben von 784 Menschen: In der Forschergruppe waren auch Mitarbeiter des Europäischen Laboratoriums für Molekularbiologie in Heidelberg, die die Stuhlproben genetisch untersuchten. Sie hatten dabei Unterschiede zwischen Diabetikern und Nicht-Diabetikern in der Zusammensetzung der Darmbakterien untersucht, die bisher noch nicht mit einem antidiabetischen Medikament behandelt wurden:

Bei Patienten mit Typ-2-Diabetes findet sich dabei neben einer reduzierten Vielfalt an Bakterien, insbesondere ein Rückgang von Bakterien, die kurzkettige Fettsäuren wie Buttersäure oder Propionsäure bilden.

Diese Fettsäuren werden vom Darm aufgenommen und vom Körper verwertet. „Dies hat normalerweise einen günstigen Einfluss auf den Blutzucker“, erläutert Professor Günter Stalla, Leiter der Inneren Medizin, Endokrinologie und Klinischen Chemie am Max-Planck-Institut für Psychiatrie München und DGE-Tagungspräsident. „Der Mangel an diesen Bakterien könnte deshalb die Blutzuckerstörung beim Typ-2-Diabetes verstärken“, fügt der Experte hinzu.

Metformin kann diese Entwicklung nach den Ergebnissen der Analyse teilweise rückgängig machen. „Die Studie zeigt, dass die Behandlung mit Metformin die Produzenten kurzkettiger Fettsäuren im Darm fördert“, so Professor Stalla. Es sei durchaus möglich, dass diese Wirkung im Darm einen Teil der Blutzuckersenkung durch Metformin ausmacht und zu den vielfältigen positiven Wirkungen des Medikaments beiträgt.

Leider fördert Metformin aber auch die Vermehrung von E. coli-Bakterien, was zu Verdauungsbeschwerden führen kann. 

  •  „Es kommt zu einem Ungleichgewicht der Darmflora, das für die Blähungen und andere Darmbeschwerden mitverantwortlich sein könnte, über die viele Patienten mit Typ-2-Diabetes unter der Behandlung mit Metformin klagen“, so Professor Stalla. 

„Wir müssen jetzt nach Wegen suchen, um die ungünstigen Auswirkungen von Metformin zu hemmen, ohne die günstige Wirkung zu schwächen.“

Ein denkbarer Weg könnte die Behandlung mit probiotischen Bakterien sein. 

Diese Bakterien müssten so ausgesucht werden, dass sie die E. coli-Bakterien verdrängen, ohne die Produktion von kurzkettigen Fettsäuren zu behindern. 

Derzeit sind allerdings keine Mittel bekannt, die dies leisten. Professor Stalla: „Wir hoffen aber, dass wir eines Tages einen Spezial-Joghurt anbieten können, der die Behandlung mit Metformin für alle Patienten verträglich macht.“

Literatur:
Forslund K et al. Disentangling type 2 diabetes and metformin treatment signatures in the human gut microbiota. Nature 2015; 528 (7581): 262-6.

Endokrinologie ist die Lehre von den Hormonen, Stoffwechsel und den Erkrankungen auf diesem Gebiet. Hormone werden von endokrinen Drüsen, zum Beispiel Schilddrüse oder Hirnanhangdrüse, aber auch bestimmten Zellen in Hoden und Eierstöcken, „endokrin“ ausgeschüttet, das heißt nach „innen“ in das Blut abgegeben. 

Im Unterschied dazu geben „exokrine“ Drüsen, wie Speichel- oder Schweißdrüsen, ihre Sekrete nach „außen“ ab.

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