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Prof. Dr. Stefan Störk : Fortgeschrittene Herzinsuffizienz: Pulmonalarterielle Druckmessung

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Ein Meilenstein für die Telemedizin

Nach jahrelanger Vorbereitung startet mit der vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) initiierten PASSPORT-HF Studie die Erprobung der pulmonalarteriellen Druckmessung bei Patienten mit fortgeschrittener Herzinsuffizienz. 

  • Sollten sich die erwarteten positiven Ergebnisse bestätigen, werden die getesteten Prozesse in die Regelversorgung aufgenommen. 

Somit stellt die Studie im deutschen Gesundheitswesen und für die Versorgung herzkranker Patienten einen Meilenstein dar: sie untersucht auf höchster Qualitätsstufe ein innovatives, sektorenübergreifendes, telemedizinisches Versorgungskonzept. 

In Würzburg erhielt der erste Proband das CardioMEMS™HF System und wird von einer Studienschwester betreut 

 Daheim leitet der Franke täglich seine Werte des Lungenblutdrucks ab. Je nach Ergebnis wird die Therapie flexibel angepasst.

 Daheim leitet der Franke täglich seine Werte des Lungenblutdrucks ab. Je nach Ergebnis wird die Therapie flexibel angepasst. Kirstin LInkamp DZHI

Lange hat das Deutsche Zentrum für Herzinsuffizienz (DZHI) für die Telemedizin in der Versorgung herzinsuffizienter Patienten gekämpft. Denn das hochkomplexe Krankheitsbild benötigt eine umfassende Betreuung durch spezialisierte Pflegekräfte, um Entgleisungen rechtzeitig zu erkennen. 

Endlich besteht konkrete Aussicht darauf, dass herzkranke Patienten leitlinien- und bedarfsgerecht versorgt werden können. 

Denn erstmals haben der GKV-Spitzenverband und die Kassenärztliche Bundesvereinigung telemedizinisch erbrachte kardiologische Leistungen in den Einheitlichen Bewertungsmaßstab (EBM) aufgenommen. 

  • Im Rahmen der PASSPORT-HF-Studie darf ab jetzt die ambulante telemedizinische Nachsorge von Herzinsuffizienzpatienten abgerechnet werden. 

Trifft die Studie die Erwartungen, werden diese Leistungen und Vergütungen in Deutschland in die Regelversorgung übernommen. In der randomisierten PASSPORT-HF-Studie prüft das DZHI im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) die Anwendung des CardioMEMS™HF Systems. In den USA wurde bereits gezeigt, dass Herzinsuffizienzpatienten sich mittels Monitoring des Lungenblutdrucks besser behandeln lassen und Krankenhausaufenthalte und Sterblichkeit verringert sind. Der erste PASSPORT-Patient hat jetzt in der Uniklinik Würzburg den Sensor erhalten und wurde von seiner Studienschwester ins System eingewiesen.

Eine verschleppte Grippe hat Michael Huber (Name wurde auf Wunsch des Patienten geändert) im Alter von 30 Jahren zum Patienten mit einer schweren Herzinsuffizienz gemacht. „Für mich war es eine Erkältung“, sagt der heute 39-Jährige aus dem oberfränkischen Forchheim. Doch die Erkältung hielt ein halbes Jahr an. Als er zunehmend bei Belastung blau anlief, klingelten beim Hausarzt die Alarmglocken, die Untersuchungen ergaben eine Herzmuskelentzündung, die das Herz schon massiv geschwächt hatte. Mit Tabletten und einem implantierten Defibrillator kämpfte er sich zurück ins Leben, arbeitete Vollzeit als Verkäufer – bis der Defibrillator im August diesen Jahres 53 Mal in nur einer Woche einen Schock auslöste. Wassereinlagerungen und Leber- und Nierenversagen kamen hinzu. Michael Huber wurde das Deutsche Zentrum für Herzinsuffizienz an der Uniklinik Würzburg empfohlen. Hier bot man ihm die Teilnahme an der neuen PASSPORT-HF Studie an.

  • Fernüberwachung des Drucks in der Lungenarterie kann die Prognose verbessern


Die vom DZHI geleitete und vom Institut für Herzinfarktforschung Ludwigshafen durchgeführte randomisierte PASSPORT-HF Studie prüft die Anwendung des CardioMEMS™ HF Systems im deutschen Gesundheitssystem. Das System besteht aus drei Komponenten: 

Ein Sensor wird Patienten mit einer schweren Herzinsuffizienz in die Lungenarterie implantiert; ein „intelligentes Kissen“ dient als Mess-Station; eine sichere Datenbank empfängt die täglich gemessenen Werte, wo sie vom Betreuerteam beurteilt werden können

  • Ein Druckanstieg in der Pulmonalarterie lässt meist schon Wochen vorher eine drohende Entgleisung erkennen. 
  • So kann durch eine geeignete Therapieanpassung eine weitere Verschlechterung, ein Krankenhausaufenthalt oder Schlimmeres verhindert werden.


PASSPORT-HF wird an etwa 40 Zentren in Deutschland durchgeführt. 560 Patienten mit einer schweren Herzinsuffizienz (NYHA-Stadium III*), die im vergangenen Jahr mindestens einmal im Krankenhaus wegen einer Herzinsuffizienz behandelt wurden, sollen aufgenommen und zunächst über zwölf Monate betreut werden. Die eine Gruppe (Intervention) erhält das CardioMEMS™ HF System und kann mit Hilfe der Lungendruckwerte durch die Behandlungsteams intensiviert behandelt werden. Die andere Gruppe (Kontrolle) wird zu Studienbeginn angeleitet, sich selbst zu beobachten, also Blutdruck, Herzfrequenz, Gewicht und Wassereinlagerungen im Körper zu messen und zu dokumentieren. Die Ergebnisse werden telefonisch abgefragt und zur Optimierung der Therapie herangezogen.

Rechtzeitig reagieren und Therapie flexibel anpassen

Michael Huber sagte sofort zu. Das Los entschied, dass er das CardioMEMS™ HF System erhält. Somit ist er deutschlandweit der erste Patient, dem im Rahmen der PASSPORT-HF Studie ein Sensor implantiert wurde. Das Studienteam um Prof. Dr. Stefan Störk wies Michael Huber im Krankenhaus in das System ein. Daheim leitet der Franke nun täglich mit dem speziellen Auslesegerät seine Werte ab. Je nach Ergebnis wird die Therapie flexibel angepasst. „Ich habe große Hoffnung, dass bei einer Verschlechterung jetzt viel schneller und damit rechtzeitig reagiert werden kann“, sagt Michael Huber und ist froh, dass er an der Studie teilnehmen darf.

Herzinsuffizienz-Pflegekräfte sind das Herzstück der Behandlung

„Das CardioMEMS™ HF System liefert uns neue, bisher nicht zugängliche Informationen, Tag für Tag. Die Druckwerte sind jedoch nur ein Teil der Versorgungskette, sie stellen selbst noch keine Therapie dar“, sagt der Leiter der Studie, Prof. Dr. Stefan Störk. 

„Wichtig ist, dass die übertragenen Messwerte regelmäßig von einer geschulten Herzinsuffizienz-Pflegekraft und im Bedarfsfall zusätzlich vom Arzt betrachtet und interpretiert werden, sodass Medikation und Therapie zeitnah angepasst werden können. 

Der Mehrwert des CardioMEMS™ HF Systems hängt ganz entscheidend davon ab, dass der Patient die tägliche Messung durchführt und dann auch die Behandlungsempfehlungen umsetzt.“

Seit vielen Jahren setzt sich das DZHI für eine umfassende Versorgung von Patienten mit Herzinsuffizienz ein. Denn das hochkomplexe Krankheitsbild benötigt eine umfassende, multidisziplinäre Versorgung. Um drohende Entgleisungen frühzeitig zu erkennen und Krankenhausaufenthalte zu vermeiden, wurde am DZHI für Hochrisikopatienten das Versorgungsprogramm HeartNetCare-HF™ entwickelt.  

Der Schlüssel zum Erfolg dieses Programms sind spezialisierte Herzinsuffizienzschwestern und -pfleger. 

Schon in der Klinik schulen sie Patienten und ihre Angehörigen in der Selbstüberwachung von Blutdruck, Herzfrequenz, Körpergewicht und Beschwerden. 

Nach der Entlassung bricht der Kontakt nicht ab, sie telefonieren regelmäßig mit ihren Patienten, kontrollieren die Werte und stellen bei Bedarf in Absprache mit den Ärzten die Dosierung der Medikamente um. 

HeartNetCare-HF™ ist das erste Versorgungsprogramm, für das im deutschen Gesundheitssystem ein Wirksamkeitsnachweis erbracht wurde. 

Schon nach sechs Monaten war die Sterblichkeit in der HeartNetCare-HF™ Gruppe im Vergleich zur herkömmlich behandelten Patientengruppe um 38% vermindert! 

Das sind Ergebnisse, die mit keinem einzelnen Medikament erreicht werden können. 

Besonders ältere und schwerer erkrankte Patienten profitierten von der Telefonbetreuung. 

  • Den größten Überlebensgewinn hatten Patienten, bei denen eine depressive Verstimmung als Begleiterkrankung vorlag. 
  • Auch die Lebensqualität und körperliche Leistungsfähigkeit besserten sich signifikant. 

Die Patienten nahmen ihre Medikamente regelmäßiger ein und betrieben eine effektivere Selbstüberwachung.

Michael Huber wurde von seiner Studienschwester im Rahmen der PASSPORT-HF Studie in das CardioMEMS™ HF System eingewiesen.

Michael Huber wurde von seiner Studienschwester im Rahmen der PASSPORT-HF Studie in das CardioMEMS™ HF System eingewiesen. Kirstin Linkamp DZHI

Dank PASSPORT-HF dürfen erstmals Pauschalen für telekardiologische Leistungen abgerechnet werden

Leider gab es für diese vielversprechende Betreuungsform bisher von den Krankenkassen keine Finanzierung. 

Doch die Aufnahme der Leistungsziffern für Telemedizin in den Einheitlichen Bewertungsmaßstab (EBM) gibt Hoffnung. Vorerst darf nur im Rahmen der PASSPORT-Studie abgerechnet werden. Trifft die vom Gemeinsamen Bundesauschuss (G-BA) beauftragte PASSPORT-HF Studie jedoch die Erwartungen, werden die Leistungen in die Regelversorgung übernommen.

„Damit legt die PASSPORT-Studie den Grundstein für kardiales Telemonitoring und ebnet den Weg für die Telekardiologie in Deutschland“, freut sich Prof. Dr. Stefan Störk, Leiter der Klinischen Forschung und Epidemiologie am DZHI. 

„Die Abrechnungsziffern sind ambulant abrechenbar und ermöglichen erstmals eine sektorenübergreifende und telemedizinische Behandlung von Patienten mit Herzinsuffizienz. Insgesamt wird so die leitlinien- und bedarfsgerechte Versorgung herzkranker Patienten gestärkt.“

* Die New York Heart Association (NYHA) hat die Herzinsuffizienz in vier Stadien eingeordnet.

Zur Herzinsuffizienz
Fast vier Millionen Menschen leiden in Deutschland unter einer Herzinsuffizienz. Die Ursachen sind komplex. Die Lebenserwartung nimmt stetig zu und akute kardiovaskuläre Erkrankungen werden immer häufiger überlebt – nicht selten mit einer Herzinsuffizienz als Langzeitfolge. Hinzu kommen zahlreiche weitere Erkrankungen sowie gravierende Einschränkungen der Lebensqualität. Diese Volkskrankheit stellt sowohl für die Betroffenen als auch für das Gesundheits-system eine enorme Belastung dar.

Über das CardioMEMS™ HF System
Erste Studien in den USA, Deutschland, Irland und den Niederlanden haben gezeigt, dass das gerätebasierte Telemonitoring mit dem CardioMEMS™ HF System die Prognose von Herzinsuffizienzpatienten erheblich verbessert. Die von der Würzburger Kardiologin Christiane Angermann geleitete MEMS-HF-Studie ergab zum Beispiel eine Reduzierung der Hospitalisierungsrate nach der Implantation des Sensors im Vergleich zum Jahr vorher um mehr als 60 Prozent. Die Lebensqualität verbesserte sich – besonders ausgeprägt bei Patienten mit starker Drucksenkung in der Pulmonalarterie.  

Die depressiven Symptome bildeten sich deutlich zurück und die Schwere der Erkrankung nahm ab (dauerhafte Verbesserung der NYHA-Klasse bei mehr als 40% der Patienten sowie deutlicher Abfall des Herzschwächemarkers NT-proBNP).

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Prof. Dr. Jörg Hofmann : Cave-Untersucher Zoonose: Umgang mit Wild- und Heimratten-verschiedene Mausarten

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Auch Ratten können Hantaviren übertragen: 

Infektion durch asiatische Virusart in Deutschland nachgewiesen

Eine Forschungsgruppe der Charité – Universitätsmedizin Berlin konnte erstmals in Deutschland die Übertragung einer bestimmten Virusspezies – des Seoulvirus – von einem Tier auf den Menschen belegen. 

In Zusammenarbeit mit dem Friedrich-Loeffler-Institut wurde der Krankheitserreger bei einer jungen Patientin und ihrer Heimratte nachgewiesen. 

Das könnte Auswirkungen auf den Umgang mit Wild- und Heimratten haben, wie jetzt im Fachmagazin Emerging Infectious Diseases* beschrieben ist.

Nach mehreren Ausbrüchen im 21. Jahrhundert stehen Hantavirus-Erkrankungen stärker im öffentlichen Fokus und sind in Deutschland seit 2001 meldepflichtig

Durch verschiedene Mausarten können beispielsweise die in Mitteleuropa verbreiteten Puumala- und Dobrava-Belgrad-Viren übertragen werden. Diese führen meist zu fiebrigen Erkrankungen, in einigen Fällen jedoch auch zu einem HFRS-Syndrom, das mit Fieber, Blutdruckabfall und akutem Nierenversagen einhergeht. 

Hingegen kommt das hauptsächlich in Asien verbreitete Seoulvirus, welches weit häufiger zu schweren Verläufen führt, ausschließlich in Ratten vor. Übertragungen des hochvirulenten Seoulvirus von Ratten auf Menschen sind bereits in mehreren Fällen auch außerhalb Asiens dokumentiert worden.

Das Team um Prof. Dr. Jörg Hofmann, Leiter des Nationalen Konsiliarlabors für Hantaviren am Institut für Virologie der Charité, konnte nun erstmals eine sogenannte autochthone – also in Deutschland erworbene – Infektion durch das Seoulvirus aufzeigen, deren Ursprung eine Ratte war. 

In enger Zusammenarbeit mit der Forschungsgruppe von Prof. Dr. Rainer G. Ulrich am Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) in Greifswald sowie lokalen und regionalen Gesundheitsbehörden haben die Forschenden das Virus bei einer jungen Patientin aus Niedersachsen und einer ihrer Heimratten nachgewiesen. „Dieses Virus kommt ursprünglich aus Asien und ist wahrscheinlich durch infizierte Wildratten auf Schiffen nach Europa gelangt, konnte in Deutschland bisher aber noch nie beobachtet werden“, sagt Prof. Hofmann, Erstautor der Studie. Die infizierte Zuchtratte der Patientin ist vermutlich aus einem anderen Land nach Deutschland importiert worden.

Die junge Patientin musste mehrere Tage intensivmedizinisch versorgt werden, nachdem sie Symptome eines akuten Nierenversagens zeigte. Serologische Laboruntersuchungen konnten schnell den Verdacht einer Hantavirus-Infektion bestätigen – um welchen Virustyp es sich handelte, war allerdings nicht klar.

Das Team um Prof. Hofmann an der Charité hat eine molekulare Spezialdiagnostik entwickelt, mit deren Hilfe das Seoulvirus bei der Patientin identifiziert werden konnte. Bei der betroffenen Heimratte konnten die Experten am Friedrich-Loeffler-Institut mit dem Test dasselbe Virus nachweisen. Prof. Hofmann erklärt: „Beide Virussequenzen, die der Patientin und die der Ratte, waren identisch. Dies bestätigt eine Erkrankung durch Übertragung des Erregers vom Tier auf den Menschen – eine sogenannte Zoonose.“

„Bislang dachte man nur bei Mäusekontakt an Hantavirus-Infektionen. Jetzt muss man die Möglichkeit einer Infektion auch bei Kontakt zu Wild- oder Heimratten in Betracht ziehen“, warnen die Autoren. 

  • Der Nachweis in einer Heimratte bedeutet außerdem, dass über den Verkauf dieser Tiere das Virus praktisch überallhin exportiert werden kann.“ Vorsicht ist daher bei der Rattenhaltung geboten.


*Hofmann J et al. Autochthonous ratborne Seoul virus infection in woman with acute kidney injury. Emerg Infect Dis (2020), DOI: 10.3201/eid2612.200708

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Prof. Dr. Philipp Kanske CAVE-Untersucher: VINCENT - Empathie und Perspektive

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Empathie und Perspektivübernahme: 

Wie soziale Fähigkeiten aufgebaut sind

  • Empathie und die Perspektive des anderen einnehmen können – zwei Fähigkeiten, durch die wir verstehen, was im Kopf des anderen vor sich geht. 

Obwohl beide Begriffe ständig im Umlauf sind, ist noch immer unklar, was sie genau beschreiben. 

Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften (MPI CBS) in Leipzig haben nun gemeinsam mit Kollegen der Oxford-University viele der bisherigen Studien ausgewertet und ein Erklärungsmodell entwickelt, das zeigt: 

  • Es ist nicht eine konkrete Kompetenz, die uns dazu befähigt, uns in eine andere Person hineinzuversetzen. 

Beide Fähigkeiten setzen sich aus vielen Einzelfaktoren zusammen, die sich je nach Situation unterscheiden.  

Zu verstehen, was andere Menschen wollen, wie sie sich fühlen und wie sie die Welt sehen, wird in unserer komplexen, globalisierten Gesellschaft immer wichtiger. 

Soziale Kompetenzen ermöglichen es uns, Freunde zu gewinnen und ein Netzwerk von Menschen zu schaffen, die uns unterstützen. Doch nicht jedem fällt der Umgang mit anderen Menschen leicht. 

  • Ein wesentlicher Grund: Die beiden wichtigsten sozialen Kompetenzen Empathie, also sich in die Emotionen des anderen hineinfühlen zu können, sowie die Fähigkeit zur Perspektivübernahme, also die Pläne und Absichten eines anderen nachvollziehen zu können, sind unterschiedlich stark ausgeprägt.

Forscher versuchen daher seit langem herauszufinden, was einem dabei hilft, andere zu verstehen. Je mehr man darüber weiß, so die Idee, desto besser kann man Menschen helfen, soziale Beziehungen einzugehen. Bislang war es jedoch sehr schwierig genau zu wissen, was das eigentlich ist, Empathie und Perspektivübernahme. Die Emotionen einer Person an ihren Augen ablesen, eine lustige Geschichte verstehen oder die Handlungen einer anderen Person nachvollziehen zu können – im Alltag ergeben sich ständig andere soziale Herausforderungen, die alle diese beiden großen Gesamtkompetenzen erfordern. Im Detail benötigen sie aber jeweils eine Kombination verschiedener einzelner untergeordneter Fertigkeiten. Ist es für die eine Situation notwendig, Blicke und Mimik zu interpretieren, ist es in der anderen eher von Nöten, den kulturellen Hintergrund des Erzählers mitzudenken oder seine aktuellen Bedürfnisse zu kennen.

Bis heute entstanden daher unzählige Studien, die zwar Empathie und Perspektivübernahme jeweils als Ganzes untersuchten. Bislang ungeklärt blieb jedoch, was beide Kompetenzen trotz jeweils verschiedener Anforderungen im Kern ausmacht und wo im Gehirn ihre Basis liegt. Kanske und ein Team internationaler Wissenschaftler haben nun Abhilfe geschaffen und ein umfassendes Erklärungsmodell entwickelt.

„Das Gehirn besitzt zwei allgemeine Fähigkeiten für das Manövrieren in der sozialen Welt.  

Die Empathie ist gefühlsbasiert und hilft uns, an den Emotionen des anderen teilzunehmen. Die zweite, die Fähigkeit zum Perspektivwechsel, ist ein komplexer Denkprozess, der dazu dient, sich die Umstände des anderen vorzustellen und darüber nachzudenken, was diese Person denken könnte“, erklärt Philipp Kanske, früher Forschungsgruppenleiter am MPI CBS und heute dort Research Associate sowie Professor an der TU Dresden. Gemeinsam mit Matthias Schurz vom Donders Institut in Nijmegen, Niederlande, leitete er die Studie, die aktuell im Fachmagazin „Psychological Bulletin“ erschienen ist. „Diese beiden abstrakten Fähigkeiten zum Eindenken und Einfühlen in Andere setzen sich wiederum aus verschiedenen Bausteinen zusammen.“

„Beide Gesamtkompetenzen werden jeweils von einem auf Empathie oder Perspektivwechsel spezialisierten ‚Hauptnetzwerk‘ im Gehirn verarbeitet, die in jeder sozialen Situation aktiviert werden, ziehen aber je nach Situation zusätzliche Netzwerke hinzu“, so Kanske weiter. Lesen wir die Gedanken und Gefühle anderer beispielsweise von deren Augen ab, sind andere Zusatzregionen beteiligt als wenn wir sie aus deren Handlungen oder aus einer Erzählung erschließen müssen. „Das Gehirn kann so sehr flexibel auf die einzelnen Anforderungen reagieren.“

  • Für Empathie arbeitet ein Hauptnetzwerk, das akut bedeutsame Situationen erkennen kann, indem es etwa Angst verarbeitet, mit spezialisierten zusätzlichen Regionen, beispielsweise für Gesichts- oder Spracherkennung zusammen. 
  • Beim Wechseln der Perspektive sind als Kernnetzwerk die Regionen aktiv, die auch beim Erinnern an Vergangenes oder dem Fantasieren über Zukünftiges zum Einsatz kommen, also bei Gedanken, die sich mit aktuell nicht beobachtbaren Dingen befassen. Auch hier schalten sich in den konkreten Situationen jeweils zusätzliche Hirnregionen hinzu.


Komplexe soziale Probleme erfordern Zusammenspiel beider Fähigkeiten

Durch ihre Auswertungen haben die Forscher außerdem herausgefunden: 

  • Gerade die besonders komplexen sozialen Probleme erfordern eine Kombination aus Empathie und Perspektivwechsel. 
  • Personen, die besonders sozial kompetent sind, scheinen demnach andere auf beide Arten zu betrachten, also auf der Grundlage von Gefühlen und auf der von Gedanken. 

In ihrem Urteilsvermögen finden sie dann die richtige Balance aus beidem.

„Unsere Analyse zeigt aber auch, dass Mangel an einer der beiden Sozialkompetenzen auch bedeuten kann, dass nicht die Kompetenz als Ganzes begrenzt ist. 

Womöglich ist nur ein bestimmter Teilfaktor betroffen, etwa das Verständnis von Mimik oder Sprachmelodie“, ergänzt Kanske. Ein einzelner Test reiche daher nicht aus, um einer Person mangelnde soziale Fähigkeiten zu bescheinigen. Vielmehr müsse es eine ganze Reihe an Testverfahren geben, um sie tatsächlich als wenig empathisch einzuschätzen – oder als unfähig, die Sichtweise des anderen einnehmen zu können.

Untersucht haben die Wissenschaftler diese Zusammenhänge durch eine großangelegte Meta-Analyse. Darin identifizierten sie zum einen, welche Gemeinsamkeiten sich bei den 188 untersuchten Einzelstudien im MRT-Muster zeigten, wenn sich die Teilnehmer ihrer Empathie oder Perspektivübernahme bedienten – um so für jede der beiden sozialen Kompetenzen die Kernregionen im Gehirn zu lokalisieren. Sie kennzeichneten aber auch, worin sich die MRT-Muster je nach konkreter Aufgabe unterschieden und welche demzufolge jeweils zusätzlich herangezogene Hirnregionen sind.

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Prof. Dr. Philipp Kanske
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Originalpublikation:

Schurz, M., Radua, J., Tholen, M. G., Maliske, L., Margulies, D. S., Mars, R. B., Kanske, P. (2020).
Toward a Hierarchical Model of Social Cognition: A Neuroimaging Meta-Analysis and Integrative Review of Empathy and Theory of Mind
Psychological Bulletin. Advance online publication. http://dx.doi.org/10.1037/bul00003

 

Dr. Julia Sacher CAVE-Untersucher: Hormonschwankungen und der Wirkung von Antidepressiva auf das weibliche Gehirn

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Wie das weibliche Gehirn beim Lernen auf Antidepressiva reagiert

Frauen werden häufiger Antidepressiva verschrieben – so sind nach Krankenkassendaten zwei von drei Erkrankte, denen ein Medikament gegen Depressionen verschrieben wurde, weiblich. 

In vielen präklinischen Studien werden jedoch immer noch hauptsächlich männliche Teilnehmer getestet, obwohl es klare Hinweise auf geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Erkrankung und dem Ansprechen auf Medikamente gibt. 

 Julia Sacher & ihr Team untersuchten 64 gesunde Frauen, um zu sehen, wie ihr Gehirn auf die Kombination aus motorischem Lernen und der Einnahme eines gängigen Antidepressivums reagiert. 

Im Gegensatz zu früheren klinischen Studien fanden sie keine Verbesserung des motorischen Lernens.

  • Es wird angenommen, dass einige dieser Antidepressiva auch bei der motorischen Erholung nach einem Schlaganfall helfen. 
  • Während die altersspezifischen Schlaganfallraten bei Männern höher sind, erleiden Frauen häufigere und schwerere Schlaganfallereignisse und erholen sich mit geringerer Wahrscheinlichkeit. 

In vielen präklinischen Studien werden jedoch immer noch hauptsächlich männliche Teilnehmer getestet, obwohl es klare Hinweise auf geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Erkrankung und dem Ansprechen auf Medikamente gibt. 

Um diese Wissenslücke zu schließen, haben WissenschaftlerInnen um Julia Sacher vom Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften 64 gesunde Frauen untersucht, um zu sehen, wie ihr Gehirn auf die Kombination aus motorischem Lernen und der Einnahme eines gängigen Antidepressivums reagiert. Überraschenderweise und im Gegensatz zu früheren klinischen Studien fanden sie keine Verbesserung des motorischen Lernens bei den Teilnehmerinnen.

"Wir gaben den gesunden Teilnehmerinnen ein sehr gebräuchliches Antidepressivum, Escitalopram genannt, und haben getestet, wie gut sie bei einer motorischen Aufgabe in einem MRT-Scanner abschneiden. Erwartet wurde, dass das Medikament ihre Leistung bei dieser Aufgabe verbessern würde. Tatsächlich fanden wir aber heraus, dass dies nicht der Fall war", erklärt Studienautor Eóin Molloy die Ergebnisse. "Die motorischen Leistungen der Frauen, die das Medikament einnahmen, und der Frauen, die ein Placebo erhielten, waren also sehr ähnlich".  

Was die WissenschaftlerInnen jedoch herausfanden, war, dass in den zentralen motorischen Regionen des Gehirns eine andere Reaktion als beim Placebo auftrat. 

 "Es gab eine deutlich abgeschwächte Gehirnreaktionen in den Regionen, die an der Ausführung dieser Art von Aufgabe beteiligt sind", fährt Molloy fort. "Wir denken, dass die geringere Reaktion im Gehirn bedeuten könnte, dass das Gehirn weniger hart arbeiten muss, um die Aufgabe zu erfüllen. 

Das Medikament könnte also die Effizienz des Gehirns bei ähnlicher Ausführung der Aufgabe durchaus verbessern.“

Warum haben die WissenschaftlerInnen nun erneut Daten gesammelt, die mehr erklären sollen, als andere Erkenntnisse, die bis zu diesem Zeitpunkt vorlagen? Frühere Studien, die positive Ergebnisse gezeigt hatten, waren von der Stichprobengröße her zu klein. Und aktuelle große klinische Studien, die keine positive Wirkung des Antidepressivums bei Schlaganfallpatienten zeigten, waren methodisch problematisch. So mussten die Teilnehmer beispielsweise keine standardisierte motorische Lernaufgabe in Kombination mit dem Medikament durchführen. Ein Hauptgrund war aber, Frauen zu testen, deren körpereigene Sexualhormone durch die Pille herunterreguliert werden. "Dies ist wichtig, weil in vielen ähnlichen präklinischen Studien noch immer hauptsächlich männliche Teilnehmer getestet werden, obwohl es klare Hinweise auf geschlechtsspezifische Unterschiede sowohl im Ansprechen auf diese Art von Medikamenten im Allgemeinen als auch in der Frage gibt, wie dieses Medikament die Ausführung einer motorischen Lernaufgabe beeinflussen kann", sagt Studienleiterin Julia Sacher. "Sexualhormone haben eine signifikante Wirkung, und darüber hinaus ist die Mehrheit der Patienten, denen diese Medikamente verschrieben werden, weiblich.“

Die Frauen aus ihrer Studie nahmen das Medikament sieben Tage lang in einer klinisch relevanten Dosis ein - ähnlich dem, was verschrieben würde, wenn eine Patientin wegen einer antidepressiven Behandlung zum Arzt ginge. 

Die Idee, sie dann eine Woche lang ununterbrochen zu testen und Hirnmessungen durchzuführen, geht einen Schritt über das hinaus, was frühere Studien getan haben. Für eine erfolgreiche Übertragung der Ergebnisse von gesunden StudienteilnehmerInnen auf PatientInnen sind zukünftige Studien an Frauen mit einem natürlichen Zyklus, an Männern sowie an gesunden älteren TeilnehmerInnen und SchlaganfallpatientInnen notwendig.

  • Julia Sacher und ihr Team glauben außerdem, dass es einen Zusammenhang zwischen Hormonschwankungen und der Wirkung von Antidepressiva auf das weibliche Gehirn geben könnte, einschließlich der Frage, wie PatientInnen sich von neuropsychiatrischen Erkrankungen wie Depressionen oder Schlaganfall erholen, und gehen diesem Verdacht derzeit in Folgestudien nach.
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Eóin N Molloy, Karsten Mueller, Nathalie Beinhölzl, Maria Blöchl, Fabian A Piecha, André Pampel, Christopher J Steele, Ulrike Scharrer, Gergana Zheleva, Ralf Regenthal, Bernhard Sehm, Vadim V Nikulin, Harald E Möller, Arno Villringer, Julia Sacher:
"Modulation of premotor cortex response to sequence motor learning during escitalopram intake"
Journal of Cerebral Blood Flow & Metabolism: https://journals.sagepub.com/doi/full/10.1177/0271678X20965161



Prof. Dr. Johannes Winning: Rettungswesen und Notfallversorgung - Gesundheit und Pflege

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Berufen für Rettungswesen und Notfallversorgung - Prof. Dr. Johannes Winning lehrt an der EAH Jena

Johannes Winning wurde im aktuellen Wintersemester auf die Professur für Rettungswesen und Notfallversorgung an den Fachbereich Gesundheit und Pflege der EAH Jena berufen.


Prof. Dr. Johannes Winning, EAH Jena

Prof. Dr. Johannes Winning, EAH Jena Foto: Sigrid Neef

Prof. Dr. Winning hatte bereits seit 2019 als Vertretungsprofessor im Fachbereich gelehrt. 

Nach seinem Medizinstudium in Würzburg arbeitete der gebürtige Nürnberger zunächst an der Klinik für Innere Medizin in Würzburg, wechselte dann an die Universität des Saarlandes und beendete hier 2004 die Ausbildung zum Facharzt für Anästhesiologie und Intensivmedizin.

Seit 2005 arbeitet er an der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin der Universitätsklinik Jena und leitet dort den Funktionsbereich Notfallmedizin. 

Er besitzt Zusatzweiterbildungen als Notarzt, Leitender Notarzt, Ärztlicher Leiter Rettungsdienst, Qualitätsmanagement im Rettungsdienst sowie für Intensivmedizin.

2011 wurde er an der Friedrich-Schiller-Universität Jena habilitiert.

Prof. Dr. Winning verfügt über langjährige Erfahrung als Leitender Hubschrauberarzt, als Ärztlicher Leiter Rettungsdienst und als Vizepräsident der Deutschen Stiftung Akut & Notfallmedizin. 

Sein wissenschaftlicher Schwerpunkt ist Versorgungsforschung in der Notfallmedizin.

Prof. Dr. Johannes Winning ist verheiratet und Vater eines Sohnes.

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Weitere Informationen für international Medizin am Abend Berlin Beteiligte

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CAVE-Untersucher: Kreatinin: Marker Serumbiomarker Cystatin C - Chronische Nierenerkrankungen: Herzinfarkt, Schlaganfall, Nierenerkrankungen

Medizin am Abend Berlin -MaAB-Fazit: Bessere Diagnose von chronischer Niereninsuffizienz - Cystatin C bei risikoarmen Patienten genauer als Kreatinin

Chronische Nierenerkrankungen (chronic kidney disease) gelten als weltweites Gesundheitsproblem und betreffen einen großen Teil der erwachsenen Bevölkerung. 

  • Die Erkrankung ist häufig Folge von Diabetes oder Bluthochdruck und gilt als eigenständiger Risikofaktor für Herzinfarkt oder Schlaganfall. 

In einer Studie haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Ulmer Universitätsmedizin und dem Deutschen Herzzentrum der Technischen Universität München gezeigt, dass eine auf dem Marker Cystatin C-basierende Messmethode unter bestimmten Umständen genauer sein kann, als die bislang verwendete Messung mittels Kreatinin. 

Medizin am Abend Berlin ZusatzFachLink: Labor Cystatin C 

Veröffentlicht wurde die Arbeit im Fachjournal BMC Medicine. 

 Herzinfarkt, Schlaganfall und Nierenerkrankungen verstärken sich gegenseitig und erhöhen das Sterblichkeitsrisiko. 

Der Serumbiomarker Cystatin C zeigt das Sterblichkeitsrisiko im Vergleich zum herkömmlichen Kreatinin besser an. Grafik: Uni UlmHerzinfarkt, Schlaganfall und Nierenerkrankungen verstärken sich gegenseitig und erhöhen das Sterblichkeitsrisiko. Der Serumbiomarker Cystatin C zeigt das Sterblichkeitsrisiko im Vergleich zum herkömmlichen Kreatinin besser an.

Bislang gilt das Stoffwechselprodukt Kreatinin als Hauptmarker für die Nierenfunktion. 

  • Reichert sich die Substanz, die normalerweise über den Urin ausgeschieden wird, im Blut an, kann eine chronische Nierenerkrankung vorliegen. 

Jedoch variiert die Genauigkeit der Messmethode mit dem Alter, dem Geschlecht und der Muskelmasse der Testpersonen. 

  • Vor allem bei älteren Patientinnen und Patienten ist die Methode mit Einschränkungen verbunden und in den Diagnose-Grenzbereichen einer chronischen Nierenfunktion sehr fehleranfällig.
  • Das inzwischen ebenfalls als Marker für die Funktion der Nieren eingesetzte Cystatin C liefert bei jüngeren und Personen ohne weitere Erkrankungen verlässlichere Ergebnisse. 

„Die richtige Klassifizierung – Niereninsuffizienz ja oder nein – ist vor allem beim Screening dieser Bevölkerungsgruppen von Bedeutung, um weniger falsch positiv klassifizierte Personen zu erhalten“, so Professor Dietrich Rothenbacher, der das Institut für Epidemiologie und Medizinische Biometrie der Uni Ulm leitet. Falsch positive getestete Personen erhalten eine Diagnose zu Unrecht und müssen dann oft unnötig weiter medizinisch abgeklärt werden.

Für die Studie wurden die Daten von insgesamt 80 000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus 23 europäischen Kohorten ausgewertet. „Insbesondere die lange Nachbeobachtungzeit von bis zu 20 Jahren liefert besonders verlässliche Ergebnisse“, so Professor Wolfgang Koenig, Oberarzt und Leiter der „Cardiometabolic Unit“ am Deutschen Herzzentrum München, der lange am Universitätsklinik Ulm tätig war. So konnten die Forschenden außerdem zeigen, dass eine chronische Niereninsuffizienz ein wichtiger Risikofaktor für weitere Herz-Kreislauf-Erkrankungen und somit für einen frühen Tod ist. 

 „Das Risiko dieser Patientinnen und Patienten für Herz-Kreislauf-Komplikationen ist vergleichbar mit dem Risiko eines Betroffenen, der bereits einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall durchgemacht hat“, erläutert Professor Rothenbacher. Rothenbacher und Koenig waren die Ersten, die bereits im Jahr 2005 auf die Vorteile von Cystatin C bei der Diagnose von Nierenerkrankungen hingewiesen, und im Jahr 2013 an einem Artikel mit hauptsächlich US-amerikanischen Kohorten mitgearbeitet hatten. Nun konnten sie diese Ergebnisse auch in europäischen Studienpopulationen, in denen genügend Personen mit Diabetes und mit höherem Alter vertreten waren, bestätigen.

  • Zudem fanden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler heraus, dass der Schwellenwert von 60 ml/min/1,73 m2, ab dem von einer konventionellen Niereninsuffizienz gesprochen werden kann, auch für Betroffene über 65 Jahre gilt. 
  • Dieser Wert wurde in letzter Zeit immer wieder in Frage gestellt.


Die Arbeit entstand im Rahmen des „Biomarker for Cardiovascular Risk Assessment across Europe“ (BiomarCaRE) Konsortiums unter der Koordination von Professor Stefan Blankenberg (Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf), an dem 24 europäische Universitäten und Forschungseinrichtungen beteiligt sind. Finanziert wird BiomarCaRE von der EU (Seventh Framework Programme (FP7/2007-2013)).

Prof. Wolfgang Koenig und Prof. Dietrich Rothenbacher (v.l.)

 Prof. Wolfgang Koenig und Prof. Dietrich Rothenbacher (v.l.) Foto: Universitätsklinikum Ulm/H. Grandel

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Originalpublikation:

Rothenbacher D, Rehm M, Iacoviello L, Costanzo S, Tunstall-Pedoe H, Belch JJF, Söderberg S, Hultdin J, Salomaa V, Jousilahti P, Linneberg A, Sans S, Padró T, Thorand B, Meisinger C, Kee F, McKnight AJ, Palosaari T, Kuulasmaa K, Waldeyer C, Zeller T, Blankenberg S, Koenig W and on behalf of the BiomarCaRE consortium: Contribution of cystatin C- and creatinine-based definitions of chronic kidney disease to cardiovascular risk assessment in 20 population-based and 3 disease cohorts: the BiomarCaRE project. BMC Med 18, 300 (2020). https://doi.org/10.1186/s12916-020-01776-7


Passiven und indirekten Sterbehilfe - Aktive Sterbehilfe und assistierter Suizid -Tötung auf Verlangen - Patiententötungen

Medizin am Abend Berlin -MaAB-Fazit: Sterbehilfe: Befragung beleuchtet Haltung und Praxis bei medizinischem Personal in Deutschland

Rund 5.000 Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegende antworten auf sehr genau differenzierte Fragen

Prof. Dr. Karl H. Beine Prof. Dr. Karl H. Beine UW/H

Erstmals haben insgesamt rund 5.000 Ärztinnen und Ärzte bzw. Pflegerinnen und Pfleger zu differenzierten Fragen zum Thema Sterbehilfe Stellung genommen: 

Die Hälfte der Ärztinnen und Ärzte und ein Drittel der Pflegenden berichten von Fällen der:

  • passiven bzw. indirekten Sterbehilfe; 

aktive Sterbehilfe und assistierter Suizid kommen dagegen nur sehr selten vor. 

Das sind die Hauptaussagen einer Studie von Prof. Dr. Karl H. Beine, emeritierter Lehrstuhlinhaber für Psychiatrie der Universität Witten/Herdecke. Die Studie ist aktuell in der Deutschen Medizinischen Wochenschrift erschienen DOI: 10.1055/a-1235-6550

„Zwischen den Themenfeldern Sterbehilfe, assistierter Suizid, Tötung auf Verlangen und Patiententötungen kommt es immer wieder zu Abgrenzungsproblemen. 

  • Das Bundesverfassungsgericht hat im Februar 2020 geurteilt, dass Menschen, die frei entscheiden können, für ihren Suizid auch die Hilfe von Dritten in Anspruch nehmen dürfen. 

Für Ärztinnen und Ärzte und Pflegende in den Kliniken sind Grenzsituationen häufig und belastend, und um die ging es in der Studie“, schildert Prof. Beine das Design der Studie. Er hat in seiner Befragung genau unterschieden zwischen passiver Sterbehilfe, indirekter Sterbehilfe, assistiertem Suizid und aktiver Sterbehilfe. (sehe dazu den Kasten unten)

„In den Benelux-Staaten ist auch aktive Sterbehilfe erlaubt, in Deutschland nicht, und die Mehrheit der Ärzteschaft lehnt es auch ab“, erläutert Beine die vorherrschende Meinung. 

In seiner Umfrage spiegelt sich das bei den Ärztinnen und Ärzten auch genau so wider, lediglich die Pflegenden äußerten teilweise Zustimmung, wenn auch eine aktive Sterbehilfe von Ärztinnen und Ärzten durchgeführt würde. 

  • Über die Hälfte der Pflegenden berichteten zudem, dass sie in mindestens einem konkreten Fall der Auffassung gewesen seien, dass aktive Sterbehilfe „um jemanden von seinem Leid zu erlösen“ sinnvoll gewesen wäre. Nur ein Viertel der Ärztinnen und Ärzte kam zu dieser Haltung.


Über die Hälfte der Ärztinnen und Ärzte sowie mehr als ein Drittel der Pflegenden berichteten für die 24 Monate vor der Befragung von passiver oder indirekter Sterbehilfe, die unbeabsichtigt das Leben verkürzt hat. Diese Art der Sterbehilfe macht über 90 Prozent der berichteten Fälle aus.

Aktive Sterbehilfe hatten der Studie zufolge 84 Ärztinnen und Ärzte in den letzten zwei Jahren ausgeführt und 65 Pflegende. Im Mittel gaben beide Gruppen zwei Fälle von aktiver Sterbehilfe in den zurückliegenden zwei Jahren an.

„Besonders vor dem Hintergrund unterschiedlicher Regelungen der Sterbehilfe in Nachbarländern und der kontroversen Diskussionen hierzulande sollte mehr gesichertes Wissen über die Praxis der Sterbehilfe in deutschen Kliniken generiert werden. Die jetzige Studie liefert dazu empirische Befunde.“

Definitionen der sog. Sterbehilfe

„Passive Sterbehilfe“ bezeichnet das Zurückhalten/den Entzug einer lebenserhaltenden oder –verlängernden Behandlung (z. B. künstliche Beatmung, Ernährung oder (weitere) Gabe eines Medikaments) nach entsprechender Einwilligung des/der Patienten/-in, dessen/deren erfolgter Tod nicht gewollt, sondern eine unbeabsichtigte oder in Kauf genommene Folge darstellt.

„Indirekte Sterbehilfe“ bezeichnet die Gabe eines Medikaments (z. B. Opioide, Benzodiazepine, Barbiturate) zur Schmerzlinderung nach entsprechender Einwilligung des/der Patienten/-in, dessen/deren erfolgter Tod nicht gewollt, sondern eine unbeabsichtigte oder in Kauf genommene Folge darstellt.

„Assistierter Suizid“, häufig wird „ärztlich“ vorangestellt, bezeichnet die Aushändigung eines Medikaments an eine/n Patienten/-in zur selbstständigen Beendigung seines/ihres Lebens.

Aktive Sterbehilfe“ bezeichnet aktive Handlungen (Behandlungen, Interventionen etc.), die eine aktive Beendigung des Lebens eines/-r Patienten/-in beabsichtigen bzw. zum Ziel haben.


Zudem wird hier unterschieden zwischen:

 
• „Tötung auf Verlangen“2 nach diesbezüglicher expliziter Willensäußerung des/der Patienten/-in wird häufig juristisch synonym verwendet.
• „Tötung ohne explizite Willensäußerung“ 2 wird üblicherweise nicht der aktiven Sterbehilfe zugeordnet, ist in einigen Fällen jedoch schwer abgrenzbar.


Über uns:
Die Universität Witten/Herdecke (UW/H) nimmt seit ihrer Gründung 1982 eine Vorreiterrolle in der deutschen Bildungslandschaft ein: Als Modelluniversität mit rund 2.700 Studierenden in den Bereichen Gesundheit, Wirtschaft und Kultur steht die UW/H für eine Reform der klassischen Alma Mater. Wissensvermittlung geht an der UW/H immer Hand in Hand mit Werteorientierung und Persönlichkeitsentwicklung.

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Knochenbrüche, Bein- und Gedächtsnisfunktionen und Kraftraining

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren fördern Gesundheit in Untergruppen von aktiven älteren Menschen

Die DO-HEALTH-Studie unter Leitung der Zürcher Altersmedizinerin Prof. Heike Bischoff-Ferrari untersucht den Effekt von einfachen Massnahmen auf die Gesundheit von gesunden Erwachsenen im Alter von 70+. 

  • Die erste Auswertung zeigt keine signifikante Verbesserung in Bezug auf Knochenbrüche, Bein- und Gedächtnisfunktion durch die Einnahme von Vitamin D, Omega-3-Fettsäuren und Krafttraining. 

Bestimmte Gruppen könnten aber dennoch profitieren

Im Jahr 2030 wird in Europa einer von drei Menschen über 65 Jahre alt sein. 

Sie alle wünschen sich, das Leben aktiv bis ins hohe Alter geniessen zu können. 

Die wichtigste Voraussetzung dafür ist der Erhalt der körperlichen und geistigen Gesundheit.

Gesucht: Einfache und kostengünstige Prävention

Die im letzten Jahr publizierte VITAL-Studie aus den USA wies darauf hin, dass Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren das Risiko von neuen Krebserkrankungen und grossen Herz-Kreislaufereignissen bei 50-Jährigen nicht reduzieren können. 

Die grösste europäische Altersstudie DO-HEALTH fokussiert nun auf die Wirkung dieser Supplemente auf den Alterungsprozess. 

Das von der EU finanzierte Projekt steht unter Leitung von Heike A. Bischoff-Ferrari, Professorin für Geriatrie und Altersforschung der Universität Zürich, Klinikdirektorin des Universitätsspitals Zürich sowie Chefärztin der Universitären Klinik für Akutgeriatrie am Stadtspital Waid und Triemli.

  • Die nun vom internationalen Studienteam veröffentlichte erste Auswertung der dreijährigen Datenerhebung zeigte keine Effekte bezüglich Bein- und Gedächtnisfunktion sowie Knochenbrüche. 
  • In vordefinierten Untergruppen zeigte die Einnahme von Omega-3-Fettsäuren und Vitamin D im Vergleich zur Kontrollgruppe grössere Vorteile bei der Verminderung von Infekten und dem systolischen Blutdruck.


Grösste randomisierte, doppelblinde Altersstudie

Für die Studie rekrutierten die Forschenden 2157 relativ gesunde zu Hause lebende Erwachsene im Alter von 70+, ohne wesentliche Vorerkrankungen. Etwa die Hälfte davon stammte aus der Schweiz, die übrigen aus Österreich, Deutschland, Frankreich und Portugal.

Die Teilnehmenden wurden zufällig in acht Gruppen eingeteilt und erhielten entweder keine, eine, zwei oder alle drei der folgenden Interventionen: Einnahme von einem Gramm Omega-3-Fettsäuren pro Tag, Einnahme von 2000 Internationalen Einheiten (IE) Vitamin D3 pro Tag und/oder ein einfaches Krafttraining für zu Hause. Weder den Studienzentren noch den Versuchspersonen war die Gruppenzugehörigkeit bekannt. Die Kontrollgruppen erhielten Präparate ohne Wirkstoffe (Placebos) und führten ein Kontroll-Training für Gelenk-Mobilität durch.

Während drei Jahren erfassten die sieben europäischen Studienzentren in umfassenden Ganz-Tages-Visiten jährlich den gesundheitlichen und funktionellen Zustand der Teilnehmenden. Zusätzlich gab es alle drei Monate ausführliche Telefonbefragungen. Untersucht wurden zum Beispiel Knochen- und Muskeldichte, Blutdruck, das Gedächtnis, Geschwindigkeit beim Gehen sowie wichtige Biomarker. Protokolliert wurden zudem Ereignisse wie neue Erkrankungen, Infekte, Stürze, Arztbesuche und Spitalaufenthalte.

Massgebliche positive Effekte nur in Untergruppen

«Die Resultate legen nahe, dass zusätzliches Vitamin D und Omega 3-Einnahmen bei aktiven über 70-Jährigen ohne Vorerkrankungen keine Vorteile für das Knochenbruchrisiko, die Muskeln und Gedächtnisfunktion bringen. Wir vermuten jedoch einen Zusammenhang mit Infekten, wie es auch Covid-19 einer ist», so Bischoff-Ferrari.

  • Omega-3-Fettsäuren senkten das Risiko von Infekten total 11 Prozent – besonders im Bereich der oberen Atemwege (10 Prozent) und Harnwege (62 Prozent). 
  • Vitamin D senkte den systolischen Blutdruck bei Männern um 2.5 mmHg und das Risiko von jeglicher Infektion bei den jüngeren Teilnehmern (70-74 Jahre) um 16 Prozent. 

 «Angesichts der Sicherheit und Erschwinglichkeit der Supplemente sowie der hohen Sterblichkeit durch Infektionen bei älteren Erwachsenen haben diese Ergebnisse eine Relevanz für die Volksgesundheit», so Bischoff-Ferrari. Auch der geschlechtsspezifische Effekt von Vitamin D auf die Senkung des systolischen Blutdrucks gebühre einer weiteren Untersuchung.

Ergebnisse richtig einordnen

Das Studienteam führt die fehlenden Effekte bezogen auf Knochenbrüche, und Muskelfunktion und Gedächtnisfunktion auf den relativ guten Gesundheitszustand der Teilnehmenden zurück. Die Allermeisten waren regelmässig sportlich aktiv und etwa die Hälfte sogenannte «Healthy Ager» ohne Grunderkrankungen und ohne Vitamin-D-Mangel. Auch durften alle neben der Studienmedikation zusätzlich 800 IE Vitamin D täglich einnehmen. «Daher stellen die Resultate die heutigen Empfehlungen des BAG bezüglich Vitamin-D-Supplementation bei älteren Erwachsenen mit Vitamin-D-Mangel und Sturzrisiko nicht in Frage – ebenso die belegte präventive Wirkung von Trainingsprogrammen», so Bischoff-Ferrari.

Einzigartige Datenbank für die Altersforschung

Das Studienteam erwartet nun als nächstes die Resultate der DO-HEALTH-Interventionen bezogen auf die Prävention von Krebserkrankungen, den Cholesterinspiegel, Herz-Kreislauferkrankungen, Stürze, Gebrechlichkeit und Gesundheitskosten. «Dann können wir die umfängliche Rolle der Supplemente in der präventiven Altersmedizin beurteilen», sagt Bischoff-Ferrari. Die umfangreichen Daten und Biobank der DO-HEALTH Studie sollen in Zukunft ausserdem dabei helfen, den Alterungsprozess und Krankheitsrisiken für jeden Menschen individuell und frühzeitig abzuschätzen, mit dem Ziel einer personalisierten Prävention. «Letztendlich soll DO-HEALTH mehr Menschen ermöglichen, gesund und aktiv älter zu werden», so Bischoff-Ferrari.

Literatur:
Heike A. Bischoff-Ferrari et all. for the DO-HEALTH Research Group. Effect of Vitamin D Supplementation, Omega-3 Fatty Acid Supplementation, or a Strength-Training Exercise Program on Clinical Outcomes in Older Adults. The DO-HEALTH Randomized Clinical Trial. JAMA, 10. November 2020. Doi: 10.1001/jama.2020.16909

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Originalpublikation:

Heike A. Bischoff-Ferrari et all. for the DO-HEALTH Research Group. Effect of Vitamin D Supplementation, Omega-3 Fatty Acid Supplementation, or a Strength-Training Exercise Program on Clinical Outcomes in Older Adults. The DO-HEALTH Randomized Clinical Trial. JAMA, 10. November 2020. Doi: 10.1001/jama.2020.16909



Polypen – wissenschaftlich Polyposis nasi: Nasenpolypen

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Ein Neustart für die Nase

  • Nasenpolypen lassen sich chirurgisch entfernen, kommen aber nach der Behandlung oft wieder. 

Warum das so ist, und was man dagegen tun kann, hat Dr. Stijn Bogaert aus der Klinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde des St. Elisabeth-Hospitals, Klinikum der Ruhr-Universität Bochum (RUB) gezeigt: 

  • Nach der Entfernung der gesamten Schleimhaut von Nebenhöhlen gelang eine Art Neustart mit deutlich weniger Entzündung sowie einer geringeren Rückfallrate. 

Für die Arbeit, die in der Zeitschrift „Allergy“ vom 8. August 2020 veröffentlicht wurde, wurde Stijn Bogaert im Oktober 2020 mit dem Nachwuchsförderpreis der Deutschen Gesellschaft für Allergie und Klinik Immunologie ausgezeichnet. 

Stijn Bogaert bei der Preisverleihung Stijn Bogaert bei der Preisverleihung DGAKI

Bei Polypen – wissenschaftlich Polyposis nasi – handelt es sich um eine Entzündung der Nase und der Nasennebenhöhlen mit gutartigen Wucherungen der Nasenschleimhaut. 

Die aktuelle Standardtherapie ist eine chirurgische Entfernung der Polypen. 

„Das große Problem und die wissenschaftliche Herausforderung ist, dass die Polyposis nasi oft wieder auftritt“, sagt Stijn Bogaert. 

„Wir wussten schon, dass sich Nasenpolypen durch bestimmte Immunbotenstoffe – Zytokine – auszeichnen, die so ähnlich auch bei den Entzündungsprozessen bei Asthma und Neurodermitis vorkommen.“

Bogaert und seine Kolleginnen und Kollegen konnten zeigen, dass diese Entzündung auch in der Schleimhaut nachweisbar ist, wo sich keine Polypen befinden. 

Die dortige Entzündung ist genauso stark wie in den Nasenpolypen und auch in allen unterschiedlichen Nasennebenhöhlen ähnlich.

  • Im zweiten Teil der Studie hat das Team eine neue chirurgische Methode untersucht, bei der nicht nur die Nasenpolypen entfernt werden, sondern auch die gesamte Schleimhaut aller Nasennebenhöhlen. 

„Deswegen wird sie auch Reboot- oder Neustart-Technik genannt“, erläutert der Mediziner. 

Ein Jahr nach der Operation wurden die Patientinnen und Patienten nachuntersucht. 

Dabei konnten die Forscherinnen und Forscher feststellen, dass die Entzündung in der neugeformten Nasennebenhöhlenschleimhaut deutlich geringer und die Rückfallrate niedriger war. 

  1. „Da die Schleimhaut abseits der Polypen bei der konventionellen Operation nicht mit entfernt wird, könnte sie also ein Grund für das häufige Wiederauftreten der Polypen sein“, folgert Stijn Bogaert.


Zur Person

Stijn Bogaert wurde 1993 in Belgien geboren, wo er 2010 sein Abitur machte. Im Anschluss studierte er Medizin in Gent. Nach praktischer Tätigkeit an Kliniken in Gent, Brüssel, Heidelberg und Gießen wechselte er 2018 als Assistenzarzt ans RUB-Klinikum.

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Dr. Stijn Bogaert
Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde
St. Elisabeth Hospital
Klinikum der Ruhr-Universität Bochum
Tel.: +49 234 509 8739
E-Mail: stijn.bogaert@rub.de

Arne Dessaul Ruhr-Universität Bochum

Universitätsstr. 150
44780 Bochum
Postfach 10 21 48
44780 Bochum
Deutschland
Nordrhein-Westfalen

E-Mail-Adresse: info@ruhr-uni-bochum.de

Meike Drießen
Telefon: 0234/32-26952
Fax: 0234/32-14136
E-Mail-Adresse: meike.driessen@presse.rub.de

Jens Wylkop M.A.
Telefon: 0234/32-28355
Fax: 0234/32-14136
E-Mail-Adresse: jens.wylkop@uv.ruhr-uni-bochum.de


Originalpublikation:

Karin Jonstam*, Saeed Alsharif*, Stijn Bogaert*, Nicole Suchonos, Gabriele Holtappels, Jonas Jae‐Hyun Park, Claus Bachert: Extent of inflammation in severe nasal polyposis and effect of sinus surgery on inflammation, in: Allergy, 2020, DOI: 10.1111/all.14550

*die Autoren haben gleichermaßen beigetragen

 

Saisonale Influenza - Asthmakranke Kinder und Jugendliche : Gehen Sie bitte zur Grippeschutzimpfung.....

Medizin am Abend  Berlin - MaAB-Fazit: Asthmakranke Kinder sollen sich gegen Grippe impfen lassen

Junge Kinder sind besonders häufig von der saisonalen Influenza betroffen. 

  • Allergiekranke Kinder und Jugendliche mit einer chronischen Krankheit der Atmungsorgane (auch Asthma bronchiale) gehören zu der Gruppe von Risikopersonen, die nach den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) jährlich gegen die saisonale Influenza geimpft werden sollten.
  • Geimpfte schützen nicht nur sich, sondern auch indirekt ihre Eltern und Großeltern. 
  • Diese wiederum haben ein hohes Erkrankungsrisiko an COVID-19 und dürfen nicht noch gleichzeitig an einer schweren Grippe erkranken.

Die Grippewelle beginnt. 


Medizin am Abend Berlin: Gehen Sie zur Grippeimpfung bitte

Besonders häufig von der saisonalen Influenza betroffen sind junge Kinder. 

  • Sie stecken sich besonders schnell an und infizieren andere Kinder und ihre Betreuungspersonen, so auch ihre Eltern und Großeltern bei einem Kontakt. 
  • Junge Kinder gelten daher als „das Feuer der Influenza“.


Mit der jährlich den aktuellen Bedingungen angepassten Influenza-Impfung kann die Erkrankung verhindert oder zumindest abgeschwächt werden. 

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die jährliche Impfung gegen die saisonale Influenza auch in der COVID-19 Pandemie nicht für alle Personen, sondern für solche mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Verlauf der Grippe

Dazu gehören u.a. Personen ab 60 Jahren, Schwangere ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel (bei chronisch Kranken auch schon im ersten Drittel) und chronisch kranke Personen ab einem Alter von 6 Monaten mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge eines Grundleidens. 

In die letztgenannte Gruppe gehören auch allergiekranke Kinder und Jugendliche mit einer chronischen Krankheit der Atmungsorgane, auch mit einem Asthma bronchiale. 

CAVE-Untersucher: Eine Pollen-Allergie der Atemwege ist keine Kontraindikation für eine Influenza-Impfung!

Da die meisten Grippe- Impfstoffe Hühnereiweiß enthalten, gelten für Personen mit einer Hühnereiweiß-Allergie einige Besonderheiten. 

  • Laut STIKO können Personen, die nur mit leichten Symptomen auf den Konsum von Hühnereiweiß reagieren, mit allen zugelassenen Influenza-Impfstoffen geimpft werden. 

Klinisch schwerwiegende Allergien (z.B. Anaphylaxie) gegenüber Hühnereiweiß sind selten

Bei Personen, bei denen eine ärztlich diagnostizierte schwere Allergie gegen Hühnereiweiß vorliegt, ist die Indikation zur Impfung mit Hühnerei-basierten Influenzaimpfstoffen streng zu stellen. 

Diese Personen benötigen eine Überwachung nach der Impfung mit der Möglichkeit der Behandlung einer ggf. auftretenden anaphylaktischen Reaktion. Allerdings traten in Studien allergische Reaktionen nicht häufiger auf als bei Personen ohne Hühnereiweißallergie. Es ist inzwischen aber auch ein hühnereiweißfreier, d.h. in Zellkulturen hergestellter Influenzaimpfstoff verfügbar, der ab 9 Jahren zugelassen ist.

Die meisten Impfstoffe werden mit einer Spritze in den Oberarm verabreicht. 

Kinder und Jugendliche im Alter von 2 bis 17 Jahren können auch mit einem Influenza- Lebendimpfstoff geimpft werden, der in die Nase gesprüht wird. Bei Hindernissen für eine Injektion (z. B. Spritzenangst, Gerinnungsstörungen) sollte besser der Lebendimpfstoff verwendet werden. 

Diese Impfung wird jedoch aufgrund fehlender Erfahrungen für Allergiker mitschwerer Hühnereiweißallergie nicht empfohlen. Kinder, die zuvor noch nicht gegen saisonale Influenza geimpft wurden, sollten frühestens nach 4 Wochen eine zweite Dosis bekommen. 

  • Da die STIKO die Impfung für Risikopersonen empfohlen hat, übernehmen die Krankenkassen die Kosten der Impfung. 
  • In einigen Bundesländern wird die Grippeimpfung sogar für alle Personen empfohlen.


Für Deutschland wurden in diesem Jahr 26 Millionen Impfdosen geordert. Das hört sich zunächst viel an. Da die Bereitschaft zur Impfung in der Corona - Pandemie jedoch gestiegen ist, könnten die Impfdosen bald aufgebraucht sein. Es ist daher wichtig, dass die Risikogruppen rechtzeitig in möglichst großem Umfang geimpft werden. Die beste Zeit für eine Impfung liegt in den Monaten Oktober und November. Bis das Immunsystem einen Schutz aufgebaut hat, vergehen nach der Impfung noch einmal 2 Wochen.

  • Im Gegensatz zur Influenza erkranken junge Kinder deutlich seltener an COVID-19, sie können aber die Grippe besonders leicht auf andere Personen übertragen. 

Und dies könnte für ihre Eltern und Großeltern gefährlich werden, die dann an Influenza und COVID-19 erkranken können. Wie kann es dazu kommen? Kinder werden bei z.B. Quarantäne-bedingten Schließungen von Kindertagesstätten und Schulen zu Hause bleiben müssen. Falls die Eltern die Betreuung der Kinder nicht übernehmen können, werden auch die Großeltern in die Kinderbetreuung eingebunden. Bei dem dann engen Kontakt wird das Grippe-Virus durch Husten oder Niesen leicht übertragen. Sogar durch normales Sprechen oder Atmen können kleine Tröpfchen verbreitet werden, die länger in der Luft schweben und andere Personen infizieren können. Darüber hinaus ist eine Übertragung auch über die Hände durch direkten Kontakt zu Virus-kontaminierten Oberflächen möglich. Bei anschließender Berührung des Mundes oder der Nase oder durch Händeschütteln werden die Viren übertragen.

Zwar gab es noch nie so viele Impfdosen eines Grippeimpfstoffes, trotzdem kann es zeitlich und lokal zu Lieferengpässen kommen, wie momentan in einigen Bundesländern. 

  • Daher sollten alle Risikopersonen, zu denen auch allergiekranke Kinder und Jugendliche mit einer chronischen Krankheit der Atmungsorgane (auch Asthma bronchiale) gehören, sich rechtzeitig impfen lassen. 

Eine Hühnereiallergie ist in der Regel kein Hindernis. 

Geimpfte schützen nicht nur sich, sondern auch indirekt ihre Eltern und Großeltern. 

Diese wiederum haben ein hohes Erkrankungsrisiko an COVID-19 und dürfen nicht noch gleichzeitig an einer schweren Grippe erkranken.

Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin (GPAU)

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