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COVID-19: fachkundige Nachsorge und Rehabilitation

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Genesen bedeutet nicht gesund: Jetzt die Weichen für Rehabilitation nach COVID-19-Erkrankung stellen

Etwa 173 000 Menschen in Deutschland haben nach Schätzungen des Robert Koch-Institutes eine COVID-19-Erkrankung überstanden und gelten als „genesen“. 
  • Doch auch nach Abklingen der Infektion können die Lungenfunktion und körperliche Leistungsfähigkeit beeinträchtigt sein. 

Daher benötigen einige „genesene“ Patienten auch nach der Akutphase der Erkrankung eine fachkundige Nachsorge und Rehabilitation durch erfahrene Pneumologen, betont die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. (DGP). 
 
In einer aktuellen Empfehlung zur pneumologischen Rehabilitation bei COVID-19 beschreibt die Fachgesellschaft die gesundheitlichen Folgen von COVID-19 und leitet daraus rehabilitative Maßnahmen für die Betroffenen ab.

Medizin am Abend Berlin ZusatzFachThema: Covid-Labore  

  • Als genesen gilt laut Robert Koch-Institut, wer mindestens 48 Stunden keine Symptome wie Husten oder Fieber zeigt und bei dem im Abstand von 24 Stunden zwei Rachenabstrichtests negativ ausfallen. 
  • Zudem müssen die ersten Symptome mindestens zwei Wochen zurückliegen. 

Doch auch wenn ein Patient die Erkrankung nach diesen Kriterien überstanden hat, benötigt er möglicherweise weitergehende medizinische Versorgung in Form einer pneumologischen Rehabilitation.

CT-Bilder der Lungen von genesenen COVID-19-Patienten legen nahe, dass viele von ihnen nicht wirklich gesund sind, sondern als Folge der Infektion mehr oder weniger starke Lungenschäden aufweisen“, sagt Professor Dr. med. Andreas Rembert Koczulla, Chefarzt des Fachbereichs Pneumologie der Schön Klinik Berchtesgadener Land und Mitautor des Papiers.

  • So sei davon auszugehen, dass auch nach Überwinden der Akutphase der Gasaustausch der Lunge langfristig beeinträchtigt sein kann. 
  • Dies könne auch Patienten betreffen, die im Krankenhaus nicht beatmet wurden.

In der pneumologischen Rehabilitation geht es zunächst darum, in Belastungstests herauszufinden, wie schwer die Lunge geschädigt und die Sauerstoffversorgung des Körpers beeinträchtigt ist.

Je nach Schwere der COVID-19-Erkrankung und der Dauer der künstlichen Beatmung werden unterschiedliche Maßnahmen ergriffen.

  • Diese können bei schweren Verläufen eher einer fortgesetzten Akutversorgung ähneln als einer klassischen Rehabilitation.

 „Wichtig ist, dass rehabilitationsbedürftige Patienten an eine geeignete, von Pneumologen geleitete Institution überwiesen werden, die den zu lösenden klinischen Fragestellungen gerecht werden kann“, sagt Koczulla. Insgesamt verfüge Deutschland im Bereich der pneumologischen Rehabilitation über etwa 5 000 Plätze in stationären Einrichtungen. „Insbesondere Patienten, die bereits vor der COVID-19-Erkrankung an einer chronischen Lungenerkrankungen gelitten haben, werden eine intensivere Nachsorge benötigen, die je nach vorliegendem Schweregrad eine besondere Expertise von der nachsorgenden Klinik erfordert“, so Professor Dr. med. Michael Pfeifer, Präsident der DGP.

„Noch haben wir Zeit, um uns auf diese neue Herausforderung strukturell vorzubereiten“, betont Pfeifer, Universität Regensburg, Chefarzt an der Klinik Donaustauf und Krankenhaus Barmherzige Brüder Regensburg.  

Die Rehabilitation von COVID-19-Patienten wird bei vielen Patienten überwiegend stationär ablaufen – zum einen aufgrund fehlender ambulanter Einrichtungen und zum anderen aufgrund der erforderlichen, permanenten internistisch-pneumologischen Überwachung der Patienten bedingt durch die Komplexität der Krankheitsfolgen.

Aber auch die stationäre Rehabilitation gelingt derzeit nur eingeschränkt. So können nur sehr wenige Patienten betreut werden, weil ihre Versorgung viel Pflegepersonal bindet und hohen hygienischen Anforderungen unterliegt. „Um ein qualitativ hochwertiges Therapieangebot sicher zu stellen, das durch die Einschränkungen der vergangenen Monate erheblich gefährdet ist, muss dieser höhere Aufwand zwingend in den Pflegesätzen abgebildet werden“, so der DGP-Präsident. „Das ist notwendig, um schon jetzt die Weichen für die Nachsorge von COVID-19-Patienten zu stellen“, sind sich die Experten einig.

Die DGP erhebt aktuell Daten zur Versorgungskapazität von pneumologischen Reha-Einrichtungen. Mit einem Fragebogen wird dazu die apparative und personelle Expertise von stationären Kliniken erfragt. So können Patienten in der Zukunft gezielt und problemgerecht einer Einrichtung zugewiesen werden.

Die vollständigen Empfehlungen der DGP können auf der Website der Fachgesellschaft kostenlos abgerufen werden.

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Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V.
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Originalpublikation:
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Dialysepatient: Cholesterin- bzw. Lipidsenker oder CSE-Hemmer

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Welche Dialysepatienten profitieren von einer Behandlung mit Statinen?

  • Score ermöglicht die Vorhersage eines Behandlungseffektes der Statin-Therapie bei Dialysepatienten mit Diabetes mellitus 

 Dialysepatienten haben ein hohes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen
 Dialysepatienten haben ein hohes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen
 
Wissenschaftlern der Universitätsmedizin Mannheim (UMM) und des Universitätsklinikums Würzburg ist es gelungen, nicht nur nachzuweisen, dass Untergruppen von Dialyse-Patienten tatsächlich unterschiedlich von der Behandlung mit Statinen zur Vermeidung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen profitieren, sondern auch einen Score zu entwickeln, der für einzelne Patienten eine Vorhersage über die klinische Wirksamkeit von Statinen erlaubt.

  • Patienten, die aufgrund einer schweren Nierenerkrankung auf eine künstliche Blutwäsche (Dialyse) angewiesen sind, haben ein hohes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. 
  • Denn häufig gehen mit einem chronischen Nierenversagen Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen und Blutarmut einher. 

Ob aber in diesem Zusammenhang die Behandlung von Dialysepatienten mit Statinen gerechtfertigt ist, ist umstritten, da randomisierte Studien mit (Hämo-) Dialysepatienten* deren Nutzen nicht belegen.

Statine sind auch als Cholesterin- bzw. Lipidsenker oder CSE-Hemmer bekannt. 

Sie gelten als wichtige Arzneistoffe zur Senkung der Blutfettwerte und Vorbeugung von durch Arteriosklerose bedingten Herzkrankheiten wie Koronare Herzerkrankung (KHK) und Herzinfarkt.

  • Während Statine das Risiko kardiovaskulärer Ereignisse bei Patienten mit chronischer Nierenerkrankung ohne Dialysebehandlung nachweislich senken, besteht große Unsicherheit bezüglich ihres Nutzens für Dialysepatienten.

Wenn Dialysepatienten nicht generell von der Statin-Behandlung profitieren, gibt es dann vielleicht innerhalb ihrer Gesamtheit Untergruppen, die profitieren könnten?

Und wenn ja: Wie können solche Patienten in der Praxis identifiziert werden? Diesen Fragen gingen Professor Dr. Winfried März von der V. Medizinischen Klinik der Universitätsmedizin Mannheim und Dr. Bernd Genser von der Medizinischen Klinik I des Universitätsklinikums Würzburg in ihrer aktuellen Studie nach.

Sie untersuchten die im Rahmen der Deutschen Diabetes Dialyse Studie (4D-Studie)* erfassten klinischen und biochemischen Eigenschaften der Studienteilnehmer daraufhin, ob sie in einem Zusammenhang zur Wirkung von Atorvastatin auf die Entwicklung von kritischen kardiovaskulären Ereignissen (z.B. Herzinfarkten und Schlaganfällen) oder Tod der Teilnehmer im Verlauf der Studie standen.

Das Ergebnis:
Viele dieser Parameter modifizieren die Wirkung der Statine.

  • So zeigte sich beispielsweise, dass Statine besonders wirksam bei Patienten mit hohem LDL-Cholesterin im Anfangsstadium der Dialysebehandlung sind, wo die Fettstoffwechselstörung noch ein wesentlicher Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist. 
  • Je länger die Dialysebehandlung jedoch andauert, desto weniger wirksam ist die Statin-induzierte Lipidsenkung, da oft weitere Erkrankungen hinzukommen, deren Fortschreiten durch unterschiedliche Marker nachgewiesen werden kann.

Indem sie die Parameter in klinisch anwendbare Scores integrierten, konnten die Wissenschaftler drei Gruppen von Dialysepatienten bilden:

  • Patienten, bei denen Atorvastatin eine deutliche Verminderung der kardiovaskulären Endpunkte bewirkte, Patienten, bei denen sich praktisch kein Effekt zeigte und Patienten, bei denen sogar eine signifikant nachteilige Wirkung von Atorvastatin sichtbar wurde. 

Mit der Hilfe des vorgeschlagenen Scores können Kliniker also nicht nur jene Patienten auswählen, die am meisten von der Behandlung mit Statinen profitieren würden, sondern auch jene identifizieren, die potenziell Schaden nehmen könnten.

„Die Betrachtung der biologischen Systeme bei Dialysepatienten half uns, das Konzept, wie verschiedene Faktoren direkt und indirekt die Wirkung der Statine modifizieren, sehr gut zu verstehen.

Wir gehen davon aus, dass einige der in dieser Arbeit identifizierten Mechanismen und Marker auch für die Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen größerer Populationen wirksam sind und auch dort ein personalisierter Ansatz der Lipidsenkung äußerst sinnvoll wäre“, sagt Dr. Bernd Genser, der Erstautor der Studie.

„Freilich ist unsere Arbeit nur ein erster, Hypothesen generierender Schritt hin auf das Ziel einer Personalisierung der Statin-Therapie in weiteren Patientengruppen. Wir müssen daher daran arbeiten, die Güte der Vorhersage unseres Scoring-Systems an weiteren unabhängigen Populationen zu bestätigen“, ergänzt Winfried März.

*Deutsche Diabetes Dialyse Studie (4D-Studie)
Randomized Controlled Trial on the Efficacy and Safety of Atorvastatin in Patients With Type 2 Diabetes on Hemodialysis (4D Study): Demographic and Baseline Characteristics
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/15316128/

AURORA Trial
A Study to Evaluate the Use of Rosuvastatin in Subjects on Regular Hemodialysis: An Assessment of Survival and Cardiovascular Events
https://clinicaltrials.gov/ct2/show/NCT00240331

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Prof. Dr. Winfried März
Universitätsmedizin Mannheim
V. Mediznische Klinik
Arbeitsgruppe Genetik, Epidemiologie und Biomarkerforschung
Tel. 0621/383-5172
winfried.maerz@medma.uni-heidelberg.de

Dr. Eva Maria Wellnitz Universitätsmedizin Mannheim
Theodor-Kutzer-Ufer 1-3
68167 Mannheim
Deutschland
Baden-Württemberg

Telefon: 0621 / 383-71115
Fax: 0621 / 383-71103
E-Mail-Adresse: eva.wellnitz@medma.uni-heidelberg.de

Originalpublikation:
A scoring system for predicting individual treatment effects of statins in type 2 diabetes patients on haemodialysis
Bernd Genser, Christoph Wanner and Winfried März
European Journal of Preventive Cardiology, 0(00) 1–16
https://doi.org/10.1177/2047487320905721

Vorstufe des Herzinfarktes - instabile Angina pecotoris

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Künstliche Intelligenz in der Notaufnahme soll Herzinfarkt-Diagnose verbessern

Wenn Patienten mit einem Engegefühl in der Brust ins Krankenhaus kommen, ist es überlebenswichtig, so schnell wie möglich festzustellen, ob ein Herzinfarkt vorliegt oder nicht. 

Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) haben durch die Kombination von künstlicher Intelligenz und RNA-Molekülen eine Methode entwickelt, mit der eine Vorstufe des Herzinfarkts, die instabile Angina pectoris, zukünftig früher und sicherer erkannt werden könnte. 

Medizin am Abend Berlin ZusatzfachThema: Labor CT-proAVP (Copeptin 

Medizinerin Elham Kayvanpour und KI-Forscher David Lehmann bei der Arbeit an der microRNA KI.
Medizinerin Elham Kayvanpour und KI-Forscher David Lehmann bei der Arbeit an der microRNA KI. Foto: Benjamin Meder
 
  • Die Entdeckung des Troponins als Biomarker hat die Herzinfarkt-Diagnose revolutioniert und rettet jährlich hunderttausende Leben. 
Dennoch gibt es Bereiche, in denen dieser Test an seine Grenzen kommt.

Dazu gehört die instabile Angina pectoris, bei der die Patienten Herzinfarkt-typische Beschwerden haben, die Troponin-Werte aber nicht ansteigen und auch das EKG oft unauffällig ist.

Für das medizinische Personal ist es schwer zu entscheiden, wie der Patient am besten weiter behandelt werden soll.
Denn ähnliche Schmerzen können bei einer Vielzahl von Erkrankungen auftreten, zum Beispiel bei orthopädischen Problemen.
  • Damit ausgeschlossen werden kann, dass es sich um eine Vorstufe des Herzinfarkts handelt, muss mehrere Stunden lang immer wieder Blut abgenommen und beobachtet werden, ob der Troponinwert sich doch noch verändert.  
  • Zusätzlich sind eine Belastungsuntersuchung und eine Echokardiographie notwendig. In einer Notaufnahme mit vielen Patienten, die dringend auf eine Diagnose warten, ist das eine schwierige Situation.

Prof. Benjamin Meder und seine Mitarbeiterin Dr. Elham Kayvanpour vom Universitätsklinikum Heidelberg haben durch die Verknüpfung von künstlicher Intelligenz, also neuronalen Netzwerken, und bestimmten RNA-Molekülen, den microRNAs, einen neuen Ansatz für eine frühe und sichere Diganose der instabilen Angina pectoris bei Patienten mit Brustschmerzen gefunden.

So robust wie unser Gehirn

Meder veranschaulicht mit einem Vergleich, wie neuronale Netze funktionieren: Ähnlich wie die zigtausenden Nervenzellen in unserem Gehirn sind bei dieser künstlichen Intelligenz mathematische Funktionen in mehreren Schichten miteinander verschaltet. Sehen wir beispielsweise einen Hamburger, erfasst das Gehirn dieses Muster und uns läuft als Reaktion das Wasser im Mund zusammen. Dabei erkennen wir das Fastfood-Brötchen, egal wie viele Fleischklopse, Salatblätter oder Tomatenscheiben aufeinandergestapelt sind.

Die neuronalen Netze der Heidelberger Forscher berechnen mit Daten über eine bestimmte Gruppe von microRNAs, ob eine instabile Angina pectoris vorliegt oder nicht. Dabei funktionieren sie ebenso robust wie unser Gehirn, selbst bei Abweichungen kommen sie zum richtigen Ergebnis. „Es ist schon fast erschreckend wie leistungsfähig neuronale Netze sind“, sagt Meder.

34 Moleküle liefern entscheidende Informationen

microRNAs sind innerhalb der Zelle wichtige Akteure in einem komplexen Netzwerk, das regelt, welche Gene aktiv sind.
  • Wenn Störungen auftreten, wirft die Zelle dieses Regulationsnetzwerk an. 
  • Das geschieht zum Beispiel, wenn sich ein Herzinfarkt anbahnt: 
  • Geschädigte Blutgefäße, Entzündungsvorgänge oder Blutgerinnungsereignisse führen dazu, dass andere microRNAs als im gesunden Zustand aktiv sind. 
  • Sowohl Meders als auch andere Arbeitsgruppen haben bereits zahlreiche solcher Moleküle entdeckt.

Erstautorin Kayvanpour hat zunächst ermittelt, welche microRNAs bei Patienten mit Verdacht auf einen Herzinfarkt generell aktiv sind und so eine Art Schnappschuss der zellulären Vorgänge erstellt. 

Über 2000 microRNAs hat sie dann weiter analysiert und bereits aus der Literatur bekannte Kandidaten bestätigt. Es kristallisierten sich 34 microRNAs heraus, anhand deren Vorkommen und Konzentration die neuronalen Netze eine instabile Angina pectoris sicher diagnostizieren können. Die Arbeit von Kayvanpour ist eine der ersten Studien, die künstliche Intelligenz nutzt, um die Profile von RNA-Molekülen auszuwerten und miteinander zu verknüpfen.

Informationsflut erwünscht

Neuronale Netzwerke sind auch deshalb ein vielversprechender Ansatz für die Klinik, weil sie innerhalb kürzester Zeit unzählige Informationen verarbeiten können, vielmehr als ein Mensch leisten kann, vor allem in einer Notsituation.  

Zukünftig könnte diese künstliche Intelligenz daher genutzt werden, um Daten aus mehreren Quellen wie Bildgebung, Biomarkern und EKG zusammen auszuwerten und damit noch präzisere Diagnosen ermöglichen.

„Noch können wir mit unserem Ansatz in der Klinik keinen Blumentopf gewinnen“, sagt Meder.
Denn obwohl die neuronalen Netze die eingegebenen Informationen innerhalb von Sekunden bewerten, dauert es zwei bis drei Tage, bis das microRNA-Profil eines Patienten erstellt ist. Meders Mitarbeiter entwickeln deshalb Verfahren, mit denen sie microRNAs sehr schnell messen können. Außerdem müssen die Ergebnisse noch mit Daten von größeren Patientengruppen sowie von anderen Kliniken bestätigt werden, bevor die Methode in die medizinische Praxis gelangen kann.

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Originalpublikation:
microRNA neural networks improve diagnosis of acute coronary syndrome (ACS).
Kayvanpour E, Gi WT, Sedaghat-Hamedani F, Lehmann DH, Frese KS, Haas J, Tappu R, Samani OS, Nietsch R, Kahraman M, Fehlmann T, Müller-Hennessen M, Weis T, Giannitsis E, Niederdränk T, Keller A, Katus HA, Meder B. J Mol Cell Cardiol. 2020 Apr 17:S0022-2828(20)30097-3. https://www.jmmc-online.com/article/S0022-2828(20)30097-3/pdf

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Die Therapie von Hypertonie: Erbliche Form von Bluthochdruck und der Brachydaktylie (Kurzfingrigkeit)

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Erblicher Bluthochdruck durch überaktives Enzym

Nach mehr als 40 Jahren haben verschiedene Teams am MDC und ECRC nun den wissenschaftlichen Beweis mithilfe zweier Tiermodelle erbracht: 

Ein verändertes Gen für das Enzym PDE3A verursacht eine erbliche Form von Bluthochdruck. 

Medizin am Abend Berlin ZusatzFachLink: Labor Hypertonie 

  • Das könnte die Therapie der Hypertonie grundlegend verändern.

Bei dieser türkischen Familie wurde Bluthochdruck mit extremen Werten vererbt. Bei dieser türkischen Familie wurde Bluthochdruck mit extremen Werten vererbt
 
Auffällig wurde die türkische Familie aus einem Dorf nahe dem Schwarzen Meer bereits Anfang der Siebzigerjahre. Ein Arzt stellte damals fest, dass bei manchen Mitgliedern der Großfamilie zwei Merkmale stets gemeinsam auftraten:  

  • verkürzte Finger und astronomisch erhöhte Brutdruckwerte, zuweilen mehr als doppelt so hoch wie bei gesunden Menschen. 

Die Betroffenen verstarben in der Regel an einem Schlaganfall, noch bevor sie ihren 50. Geburtstag gefeiert hatten.

Rund zwanzig Jahre später begann eine Gruppe um Professor Friedrich Luft und Dr. Sylvia Bähring am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC), das mysteriöse Phänomen zu erforschen. Es war keine leichte Aufgabe. Erst im Mai 2015 konnten die Forscherinnen und Forscher schließlich im Fachblatt „Nature Genetics“ berichten, dass sie bei allen Patientinnen und Patienten, die an HTNB (Hypertonie mit Brachydaktylie, also Bluthochdruck und Kurzfingrigkeit) litten, auf ein verändertes Gen gestoßen waren.

Die Erbkrankheit wird nach seinem türkischen Entdecker auch Bilginturan-Syndrom genannt.

  • Die Erbanlage kodiert für ein Enzym namens Phosphodiesterase 3A, kurz PDE3A, das sowohl den Blutdruck als indirekt auch das Knochenwachstum reguliert. 

Die Genmutation, die Luft und sein Team entdeckt hatten, führt dazu, dass das Enzym aktiver ist als gewöhnlich.


MicroCT Bildgebung der linken Vorderpfoten zeigt, dass im Vergleich zu einer Wildtyp-Ratte (links) die Mittelhandknochen bei Ratten mit mutiertem PDE3A-Gen (rechts) verkürzt sind.
MicroCT Bildgebung der linken Vorderpfoten zeigt, dass im Vergleich zu einer Wildtyp-Ratte (links) die Mittelhandknochen bei Ratten mit mutiertem PDE3A-Gen (rechts) verkürzt sind.

Der fehlende Beweis ist nun erbracht

Bisher stand allerdings der Beweis aus, dass die mutierte PDE3A wirklich die Ursache für das Bilginturan-Syndrom ist, das man inzwischen auch aus anderen Familien weltweit kennt. Diesen Nachweis hat nun eine internationale Gruppe aus 40 Forscherinnen und Forschern aus Berlin, Bochum, Limburg, Toronto (Kanada) und Auckland (Neuseeland) im Fachblatt „Circulation“ geliefert. An der Studie waren Arbeitsgruppen von MDC und Charité – Universitätsmedizin Berlin beteiligt, darunter Teams um die Professoren Luft, Michael Bader, Maik Gollasch, Dominik Müller, Norbert Hübner, sowie Dr. Arndt Heuser und Dr. Sofia Forslund. Letztautor der Publikation ist Dr. Enno Klußmann, der Leiter der MDC-Arbeitsgruppe „Ankerproteine und Signaltransduktion“.

„Wir haben im Wesentlichen mit zwei Tiermodellen gearbeitet“, berichtet Dr. Lajos Markó, Erstautor neben Maria Ercu. Bei dem einen Modell handelte es sich um genmodifizierte Mäuse, bei denen das menschliche Enzym PDE3A in den Zellen der glatten Muskulatur, aus denen ein Teil der Gefäßwände bestehen, aufgrund der Genveränderung überaktiv war. „Diese Tiere wiesen im Vergleich zu Kontrolltieren einen extrem hohen Blutdruck auf“, sagt der Forscher.

Die genveränderten Ratten litten ebenfalls an der Erbkrankheit

Noch interessanter war für die Wissenschaftler*innen allerdings ein Rattenmodell, das die Arbeitsgruppe von Bader per CRISPR/Cas9-Technik generiert hatte. Das Team hatte mithilfe der Genschere in einer Region des PDE3A-Gens, die bei dem Syndrom mutiert ist, einem sogenannten Mutations-Hotspot, neun Basenpaare verändert. Das daraus hervorgehende Enzym unterschied sich damit in drei Aminosäuren von der gewöhnlichen Variante. „Und wie beim Menschen erhöhte diese winzige Veränderung die Aktivität des Enzyms“, sagt Ercu.

„Die Ratten glichen den menschlichen Patientinnen und Patienten in wirklich sehr erstaunlicher Weise“, ergänzt die Forscherin. „Sie litten nicht nur an hohem Blutdruck, auch die Zehen ihrer Vorderläufe waren deutlich verkürzt – ähnlich wie die Finger bei Menschen mit dem Syndrom.“ Und per Mikro-Computertomographie entdeckten die Forscherinnen und Forscher in den Hirngefäßen der Tiere eine auffällige Schleife, die auch Menschen mit dem Syndrom aufweisen. „Unser Rattenmodell liefert meines Erachtens den endgültigen Beweis dafür, dass das Syndrom durch die Mutation auf dem PDE3A-Gen verursacht wird“, sagt Klußmann.

Ziel ist es, die Volkskrankheit Bluthochdruck effektiver zu behandeln

Man könne nun sogar bereits einen ersten Vorschlag zur Behandlung dieser erblich bedingten Form des Bluthochdrucks machen, ergänzt der Forscher.

 „Es gibt eine Substanz namens Riociguat, die eigentlich für die Therapie des Lungenhochdrucks zugelassen ist“, sagt Klußmann.

  • Von ihr wisse man, dass sie ein Enzym aktiviert, das einen Botenstoff herstellt, der eine überaktive PDE3A bremsen kann.

 „Bei Ratten, denen wir ein Derivat von Riociguat verabreicht hatten, sank der Blutdruck auf Normalniveau“, berichtet Klußmann. 

Zwar seien auch bereits andere PDE3A-Hemmer auf dem Markt, sagt der Forscher, doch aufgrund ihrer Nebenwirkungen seien diese für eine Langzeittherapie eher ungeeignet.

Näher erforschen möchte Klußmann nun noch Interaktionen, die die mutierte PDE3A mit anderen Eiweißmolekülen eingeht.

  • Eine verstärkte Interaktion mit bestimmten Adapterproteinen führe vermutlich dazu, dass sich die Zellen der Gefäßwände stärker vermehren, wodurch sich die Gefäße verengen und der Blutdruck steigt, erläutert der Forscher.

Ein ganz großes Ziel hat Klußmann nämlich noch vor Augen:

„Indem wir die Effekte der Interaktionen von PDE3A mit anderen Proteinen besser kennenlernen und verstehen, wie sie an der Regulation des Blutdrucks beteiligt sind, werden wir hoffentlich auch neue und effektivere Therapiemöglichkeiten für die Volkskrankheit Bluthochdruck finden.“

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Enno Klußmann
Leiter der Arbeitsgruppe „Ankerproteine und Signaltransduktion“
Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC)
+49 (0)30 9406 2596
Enno.klussmann@mdc-berlin.de

Christina Anders
Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft
Robert-Rössle-Str. 10
13125 Berlin
Deutschland
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E-Mail-Adresse: christina.anders@mdc-berlin.de
Originalpublikation:
Maria Ercu, Lajos Marko et al. (2020): „Phosphodiesterase 3A und Arterial Hypertension“, Circulation

Weitere Informationen für international Medizin am Abend Berlin Beteiligte
https://www.mdc-berlin.de/de/klussmann Arbeitsgruppe von Enno Klußmann
https://www.mdc-berlin.de/de/news/news/der-arzt-des-mdc 
Mehr über die türkische Familie mit Bilginturan-Syndrom

DOI: 10.1161/CIRCULATIONAHA.119.043061

Die Sectio (Kaiserschnitt, Schnittentbindung, abdominelle Entbindung, Sectio caesarea)

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Erste S3-Leitlinie zur Sectio bietet Schwangeren evidenzbasiertes Wissen und ermöglicht gemeinsame Entscheidungsfindung

Die Sectio (Kaiserschnitt, Schnittentbindung, abdominelle Entbindung, Sectio caesarea) ist die weltweit häufigste Operation bei Frauen – und die Rate nimmt global stetig zu.¹ 

  • In Deutschland liegt sie laut dem Statistischen Bundesamt bei etwa 30 Prozent. 

Bei der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. (AWMF) wurde nun die erste S3-Leitlinie zu diesem Thema veröffentlicht, die unter der Federführung der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e. V. (DGGG) entstanden ist. 

Medizin am Abend Berlin ZusatzFachThema: Streptokokken 
 
Ziel dieser wissenschaftlichen Handlungsempfehlung ist die Zusammenfassung des aktuellen Wissens über die Sectio. Schwerpunkte der Leitlinie sind Definition und Klassifikation, Aufklärung, Indikation, Zeitpunkt und Durchführung sowie erneute Schwangerschaft und Geburt nach einer Sectio, um in einem gemeinsamen Entscheidungsfindungsprozess das ideale Vorgehen im individuellen Fall festlegen zu können.

„Die evidenzbasierte Leitlinie zum Kaiserschnitt gibt allen Beteiligten die Möglichkeit, auf der Basis des aktuellen Wissens die beste Entscheidung zu fällen. Das betrifft auch die Beratung, den sichersten Zeitpunkt zur Geburt, die optimale Durchführung, den frühestmöglichen direkten Hautkontakt von Mutter und Kind. Und die Leitlinie setzt sich mit den häufigsten Gründen für einen geplanten Kaiserschnitt und möglichen Alternativen auseinander“, so Prof. Dr. med. Dr. h.c. Frank Louwen, Koordinator der Leitlinie.


Kurz- und Langzeitmorbiditäten von Mutter und Kind noch nicht vollständig erforscht

War die Sectio anfangs noch mit einer hohen Mortalität und Morbidität assoziiert, wird sie heutzutage als ein sicheres Verfahren angesehen, wenngleich über Kurz- und Langzeitmorbiditäten von Mutter und Kind bislang nur wenig bekannt ist.²

  • Dies führt bisweilen zu Unsicherheiten bezüglich des optimalen Geburtsmodus und der Einschätzung von Risiken, die mit einer vaginalen Geburt oder einer Sectio verbunden sind. 

Alle Professionen, die in die Betreuung von Schwangeren involviert sind, kennen diese Unklarheiten und profitieren von einem einheitlichen und (soweit möglich) evidenzbasierten Vorgehen, um Schwangere und ihre Angehörigen sowohl individuell als auch auf Basis eines breiten Expertenwisssens beraten und betreuen zu können.

Die Vorgabe einer spezifischen „Sectiorate“ ist nicht Bestandteil dieser Leitlinie.

Dies nicht zuletzt deshalb, weil derzeit aufgrund fehlender Daten zur mütterlichen und kindlichen Morbidität keine zuverlässige Aussage über eine optimale Rate getroffen werden kann.

Die von der WHO im Jahr 1985 formulierte Grenze von 10 bis 15 Prozent wurde in einem WHO-Statement im Jahr 2015 aus eben diesem Grund relativiert.²

Als gesichert darf aber die Erkenntnis gelten, dass eine Sectiorate über 15 Prozent keinen günstigen Einfluss auf die mütterliche und neonatale Morbidität und Mortalität hat und deshalb gut medizinisch begründet sein sollte.³ ⁴

Definition:

Es gibt zwei Sectio-Typen: 

Unterschieden wird zwischen primärer und sekundärer Sectio, je nach Zeitpunkt im Verhältnis zum bereits erfolgten oder noch nicht erfolgten Geburtsbeginn.

Eine primäre Sectio liegt dann vor, wenn die Geburt noch nicht begonnen hat.

Das heißt, es gab weder einen (vorzeitigen) Blasensprung, noch eine muttermundwirksame Wehentätigkeit.


Bei einer sekundären Sectio hat die Geburt bereits begonnen – es sind entweder muttermundwirksame Wehen oder ein (vorzeitiger) Blasensprung vorhanden.

Die gewählten Unterscheidungen sind für den deutschsprachigen Raum charakteristisch. Im internationalen Kontext ist eine derartige Unterscheidung nicht zu finden.

Diese Leitlinie wurde vom Bundesministerium für Gesundheit und der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e. V. (DGGG) im Rahmen des Leitlinienprogramms gefördert (Förderkennzeichen ZMV I 1-2515FSB509) und wurde in Zusammenarbeit mit der Österreichischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (OEGGG) sowie der Schweizerischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (SGGG) erstellt. Insgesamt haben AutorInnen aus 23 Fachgesellschaften, Verbänden und Schwangerenvertretungen ihr Wissen in der Leitlinie gebündelt.

Medizinische Leitlinien haben das Ziel, den aktuellen Stand des Wissens über ein Fachgebiet zusammenzustellen und daraus möglichst klare Handlungsempfehlungen für die Beratung und Behandlung von PatientInnen abzuleiten. S3-Leitlinien müssen höchsten wissenschaftlichen Ansprüchen genügen, insbesondere ist eine systematische Recherche, Auswahl und Bewertung wissenschaftlicher Belege („Evidenz“) gefordert. Die Leitlinien der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften sind systematisch entwickelte Hilfen für ÄrztInnen zur Entscheidungsfindung in spezifischen Situationen. Sie beruhen auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen und in der Praxis bewährten Verfahren und sorgen für mehr Sicherheit in der Medizin, sollen aber auch ökonomische Aspekte berücksichtigen. Die Leitlinien sind für ÄrztInnen rechtlich nicht bindend und haben daher weder haftungsbegründende noch haftungsbefreiende Wirkung.

Die Kurz- und Langversion der Leitlinie finden Sie auf der Seite der AWMF:
https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/015-084.html

Über die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e. V.:
Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e. V. (DGGG) ist eine der großen wissenschaftlichen Fachgesellschaften in Deutschland. Sie hat sich der Stärkung der Fachgebiete der Frauenheilkunde und Geburtshilfe verschrieben und fördert das gesamte Fach und seine Subdisziplinen, um die Einheit des Faches Frauenheilkunde und Geburtshilfe weiter zu entwickeln. Als medizinische Fachgesellschaft engagiert sich die DGGG fortwährend für die Gesundheit von Frauen und vertritt die gesundheitlichen Bedürfnisse der Frau auch in diversen politischen Gremien.

Quellen:
1. Macfarlane A, Blondel B, Mohangoo A, Cuttini M, Nijhuis J, Novak Z, et al. Wide differences in mode of delivery within Europe: risk-stratified analyses of aggregated routine data from the Euro-Peristat study. BJOG An Int J Obstet Gynaecol [Internet]. 2016 Mar;123(4):559–68. Available from: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25753683

2. World Health Organization Human Reproduction Programme, 10 April 2015. WHO Statement on caesarean section rates. Reprod Health Matters [Internet]. 2015 Jan 27;23(45):149–50. Available from: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/26278843

3. Ye J, Betrán AP, Guerrero Vela M, Souza JP, Zhang J. Searching for the optimal rate of medically necessary cesarean delivery. Birth [Internet]. 2014 Sep;41(3):237–44. Available from: http://doi.wiley.com/10.1111/birt.12104

4. Ye J, Zhang J, Mikolajczyk R, Torloni MR, Gülmezoglu AM, Betran AP. Association between rates of caesarean section and maternal and neonatal mortality in the 21st century: a worldwide population-based ecological study with longitudinal data. BJOG [Internet]. 2016 Apr;123(5):745–53. Available from: http://doi.wiley.com/10.1111/1471-0528.13592

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Leiter selbstständiger Funktionsbereich Geburtshilfe und Pränatalmedizin
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https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/015-084.html

CAVE-Untersucher: Diabetis Typ 2 und Darmkrebsrisiko

Medizin am Abend Berlin - Ma-AB-Fazit: Diabetes mellitus: Ein Risikofaktor für frühe Darmkrebserkrankungen

Um herauszufinden, wie hoch das Darmkrebsrisiko für Diabetiker ist, haben Wissenschaftler die Daten von fast 13 Millionen Personen ausgewertet. 

Die Forscher vom Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) und am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg konnten zeigen, dass Diabetiker ein vergleichbar hohes Darmkrebsrisiko haben wie Menschen, in deren Familien gehäuft Darmkrebs auftritt. 

  • Zudem haben Diabetiker ein höheres Risiko, bereits vor dem 50. Lebensjahr an Darmkrebs zu erkranken.  
https://www.nct-heidelberg.de/fileadmin/media/nct-heidelberg/news/Meldungen/Bilder/NCTHD_praev-onko_0416_1875_high.jpg
Das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg ist eine gemeinsame Einrichtung des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), des Universitätsklinikums Heidelberg (UKHD) und der Deutschen Krebshilfe (DKH).

Darmkrebs ist in Deutschland und weltweit die dritthäufigste Krebsart und die zweithäufigste Krebstodesursache. Mit besonderer Besorgnis beobachten Wissenschaftler, dass insbesondere die Zahl der jungen Darmkrebspatienten weiter zunimmt.

  • Es wird daher immer wichtiger, spezifische Risikofaktoren für Darmkrebs bei jungen Erwachsenen zu identifizieren, sodass Hochrisikopersonen früher von einer Vorsorgeuntersuchung profitieren können. 

In Deutschland haben Frauen und Männer bislang ab 50 Jahren Anspruch auf Maßnahmen zur Darmkrebsfrüherkennung.

Untersuchungen weisen darauf hin, dass Diabetiker, insbesondere Menschen mit Typ 2 Diabetes, gegenüber der Normalbevölkerung ein höheres Risiko haben, an Darmkrebs zu erkranken.

  • Diabetes und Darmkrebs haben einige Risikofaktoren wie etwa Fettleibigkeit, Bewegungsmangel und Stoffwechselfaktoren gemeinsam. 
"Bisher galt Diabetes nicht als anerkannter Risikofaktor für frühe Darmkrebserkrankungen und der Zusammenhang zwischen Diabetes und familiärem Darmkrebsrisiko war noch weitgehend unbekannt", berichtet Mahdi Fallah, Leiter der Gruppe Risikoadaptierte Prävention in der Abteilung Präventive Onkologie des DKFZ und am NCT Heidelberg.

Die Heidelberger Forscher haben daher in Kooperation mit Kollegen der Universität Lund insgesamt 12,6 Millionen Daten von nach 1931 geborenen schwedischen Bürgern inklusiv ihren Eltern ausgewertet. "Ziel war es, das Darmkrebsrisiko insbesondere im Alter unter 50 Jahren bei Diabetikern mit und ohne Darmkrebspatienten in der Familie zu bestimmen", erklärt Elham Kharazmi, Ko-Leiterin der Studie und Wissenschaftlerin des DKFZ und am NCT Heidelberg.

Während des Studienzeitraums von 1964 bis 2015 hatten insgesamt 559.375 der untersuchten Personen Diabetes und 162.226 eine Darmkrebserkrankung. Die Auswertung dieser weltweit größten Datenbank ihrer Art zeigte, dass bei Diabetikern das Risiko für Darmkrebs in allen Altersgruppen erhöht war.

Das Risiko, in jungen Jahren an Darmkrebs zu erkranken, war bei Diabetikern ohne Verwandte mit Darmkrebs sogar ähnlich hoch wie bei familiär vorbelasteten Nicht-Diabetikern. Diabetiker, bei deren Verwandten ersten Grades Darmkrebs diagnostiziert wurde, hatten gegenüber der Allgemeinbevölkerung ein etwa 7-fach erhöhtes Risiko, bereits unter 50 Jahren selber Darmkrebs zu entwickeln.

Die Ärzte und Wissenschaftler empfehlen daher Diabetikern, die Möglichkeiten zur Darmkrebsfrüherkennung in Deutschland wahrzunehmen, spätestens, wenn sie 50 Jahre alt sind. 

"Unsere Studie konnte zeigen, dass Diabetiker ein erhöhtes Risiko haben, bereits vor dem 50. Lebensjahr an Darmkrebs zu erkranken.

Dies ist wichtig zu wissen, um diesen Menschen zukünftig früher ein risikoangepasstes Darmkrebsscreening anzubieten", sagt Fallah.

Originalpublikation:
U. Ali Khan, M. Fallah, Y. Tian, K. Sundquist, J. Sundquist, H. Brenner, E. Kharazmi: Personal History of Diabetes as Important as Family History of Colorectal Cancer for Risk of Colorectal Cancer: A Nationwide Cohort Study. The American Journal of Gastroenterology 2020; https://doi.org/10.14309/ajg.0000000000000669


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Dr. Friederike Fellenberg
Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg Kommunikation und Veranstaltungen Im Neuenheimer Feld 460
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Dr. Sibylle Kohlstädt
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Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg Das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg ist eine gemeinsame Einrichtung des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), des Universitätsklinikums Heidelberg (UKHD), der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg und der Deutschen Krebshilfe. Ziel des NCT ist es, vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung möglichst schnell in die Klinik zu übertragen und damit den Patienten zugutekommen zu lassen. Dies gilt sowohl für die Diagnose als auch die Behandlung, in der Nachsorge oder der Prävention. Die Tumorambulanz ist das Herzstück des NCT. Hier profitieren die Patienten von einem individuellen Therapieplan, den fachübergreifende Expertenrunden, die sogenannten Tumorboards, erstellen. Die Teilnahme an klinischen Studien eröffnet den Zugang zu innovativen Therapien. Das NCT ist somit eine richtungsweisende Plattform zur Übertragung neuer Forschungsergebnisse aus dem Labor in die Klinik. Das NCT kooperiert mit Selbsthilfegruppen und unterstützt diese in ihrer Arbeit. Seit 2015 hat das NCT Heidelberg in Dresden einen Partnerstandort. In Heidelberg wurde 2017 das Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ) gegründet. Die Kinderonkologen am KiTZ arbeiten in gemeinsamen Strukturen mit dem NCT Heidelberg zusammen.

Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ)
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1.300 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können.
Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, interessierte Bürger und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.
Gemeinsam mit Partnern aus den Universitätskliniken betreibt das DKFZ das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) an den Standorten Heidelberg und Dresden, in Heidelberg außerdem das Hopp-Kindertumorzentrum KiTZ. Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), einem der sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ Translationszentren an sieben universitären Partnerstandorten. Die Verbindung von exzellenter Hochschulmedizin mit der hochkarätigen Forschung eines Helmholtz-Zentrums an den NCT- und den DKTK-Standorten ist ein wichtiger Beitrag, um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Krebspatienten zu verbessern.
Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD)
Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der bedeutendsten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international renommierten biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung innovativer Diagnostik und Therapien sowie ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 13.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und engagieren sich in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 klinischen Fachabteilungen mit fast 2.000 Betten werden jährlich rund 80.000 Patienten voll- und teilstationär und mehr als 1.000.000-mal Patienten ambulant behandelt. Gemeinsam mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum und der Deutschen Krebshilfe hat das Universitätsklinikum Heidelberg das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg etabliert, das führende onkologische Spitzenzentrum in Deutschland. Das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. Derzeit studieren ca. 3.700 angehende Ärztinnen und Ärzte in Heidelberg.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Herrmann Brenner, Mahdi Fallah

Originalpublikation:
U. Ali Khan, M. Fallah, Y. Tian, K. Sundquist, J. Sundquist, H. Brenner, E. Kharazmi: Personal History of Diabetes as Important as Family History of Colorectal Cancer for Risk of Colorectal Cancer: A Nationwide Cohort Study. The American Journal of Gastroenterology 2020; https://doi.org/10.14309/ajg.0000000000000669

Einladung zur Studie: Vorbeugende Verabreichung eines gerinnungshemmenden Medikaments

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Klinische Studie untersucht, ob eine Blutverdünnung Komplikationen bei COVID-19-Patienten verhindern kann

  • Auch an COVID-19 erkrankte Patientinnen und Patienten mit einem leichten Krankheitsverlauf können gefährliche Blutgerinnsel entwickeln, die Blutgefässe verstopfen. 
  • Eine klinische Studie untersucht deshalb, ob die vorbeugende Verabreichung eines gerinnungshemmenden Medikaments ungeplante Spitalaufenthalte und Todesfälle zu reduzieren vermag. 
 
Mediziner auf der ganzen Welt berichteten in den letzten Wochen, dass COVID-19-Patientinnen und
-Patienten neben den typischen Symptomen wie Fieber, Husten und Atembeschwerden auch Thrombosen erleiden können – auch bei leichten Krankheitsverläufen. Thrombosen sind Blutgerinnsel, die Blutgefässe verstopfen und damit lebensgefährlich sein können. 

  • Bei Covid-19-Patientinnen und -Patienten wurden insbesondere Lungenembolien beobachtet.

Lebensrettende Thromboseprophylaxe?

Am Montag, den 15. Juni 2020 startete eine klinische Studie, die schweizweit untersucht, ob die Behandlung von COVID-19-Patientinnen und -Patienten verbessert werden kann, indem ihnen der gerinnungshemmende Wirkstoff Enoxaparin verabreicht wird. Die Studie wird durchgeführt von der Klinik für Angiologie am Universitätsspital Zürich und in enger Zusammenarbeit mit den anderen vier Universitätsspitälern Basel, Bern, Genf, Lausanne sowie der Tessiner Spitäler Lugano und Bellinzona.

«Wir wissen, dass Blutgerinnsel eine der häufigsten Komplikationen bei COVID-19-Patienten sind, und wir wollen versuchen diese in einem frühen Stadium der Infektion zu verhindern», sagt Prof. Nils Kucher, Direktor der Klinik für Angiologie am Universitätsspital Zürich.

Bisher werden COVID-19-Patient*innen, die keine Risikofaktoren für eine Thrombose aufweisen und deren Krankheitsverläufe leicht sind, keine Medikamente zur Prävention von Thrombosen verabreicht.

Enoxaparin ist in der Schweiz zugelassen zur Verhinderung von Blutgerinnseln, nicht aber für COVID-19-Patienten, die wegen eines leichten Verlaufs zu Hause bleiben können. 

Die Studie wird rund 1000 Teilnehmende umfassen und soll zeigen, wie wirksam und wie sicher der Wirkstoff für diese Patientengruppe ist. 

Da die Infektionszahlen in der Schweiz aktuell niedrig sind, wird gegenwärtig überprüft, ob diese Studie auch in interessierten Ländern der Europäischen Union (z.B. Deutschland, Italien, Belgien) stattfinden kann.

Die Resultate werden voraussichtlich im Jahr 2021 vorliegen.

Studienteilnehmende gesucht

  • An der Studie teilnehmen können Patientinnen und Patienten ab 50 Jahren, die innerhalb der letzten 5 Tage positiv auf das Coronavirus getestet worden und nicht hospitalisiert sind. 

Die Hälfte der Studienteilnehmenden verabreicht sich das Medikament täglich während 14 Tagen selbst mit einer Fertigspritze unter die Haut (Bauch oder Oberschenkel).

Das Medikament kann auch durch eine im Haushalt lebende, vom Studienarzt instruierte Person gespritzt werden.

Die andere Hälfte muss kein Medikament spritzen.

Zu welcher Gruppe Teilnehmende gehören, wird ausgelost.

Über einen Zeitraum von drei Monaten haben alle Patienten mehrere Telefonkontakte mit dem Studienteam.

Die Telefonkontakte stellen sicher, dass rasch reagiert werden kann, falls es einem Studienteilnehmer schlechter gehen sollte. 

Ein stationärer Spitalaufenthalt ist im Normalfall nicht notwendig.

Wer an der Studie teilnimmt hilft anderen Menschen, die an der gleichen Krankheit leiden.

Hotline 043 253 03 03 (Mo-Fr von 08.00-18.00 Uhr)

Interessierte Patienten können diese dreisprachige (D, F, I) Hotline anrufen. 

Mit standardisierten Fragen wird überprüft, ob eine Studienteilnahme in Frage kommt.

Es ist auch möglich, dass der behandelnde Arzt im Auftrag des interessierten Patienten anruft.

In diesem Fall muss der Patient eine erste Information und Datenschutzerklärung unterschreiben.

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Prof. Nils Kucher
Direktor Klinik für Angiologie, Universitätsspital Zürich

Nathalie Plüss Universitätsspital Zürich
Rämistrasse 100
8091 Zürich
Schweiz
Zürich


lic. phil. Martina Pletscher
Telefon: +41 44 255 86 20
E-Mail-Adresse: martina.pletscher@usz.ch

Telefon: +41 44 255 86 60
E-Mail-Adresse: nathalie.pluess@usz.ch

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S-BAHn (Sport bei angeborenen Herzfehlern): Kindern und Jugendlichen mit komplexen/einfachen angeborenen Herzfehlern

Medizin am Abend  Berlin - MaAB-Fazit: Herzkinder sitzen zu viel - WHO-Empfehlungen werden kaum befolgt

Sport bei angeborenen Herzfehlern? 

Das ist sogar lebenswichtig. 

Eine neue Studie des Kompetenznetzes Angeborene Herzfehler zeigt: 

Ärzte beraten übervorsichtig. 
 
Eine Stunde täglich. So lautet das von der WHO empfohlene Minimum an körperlicher Bewegung. Doch davon bekommen die meisten Kinder und Jugendlichen in Deutschland zu wenig. Laut KiGGS Motorik Modul-Studie halten sich nur etwa 13 Prozent der sechs- bis 17-Jährigen täglich eine Stunde fit. Das ist die Vergleichsgruppe, die das Forscherteam um den Kinderkardiologen Christian Apitz am Universitätsklinikum Ulm gemeinsam mit der Sportwissenschaftlerin Claudia Niessner vom Karlsruher Institut für Technologie und dem Kinderkardiologen Jannos Siaplaouras für die weltweit bislang umfassendste Studie zur sportlichen Betätigung von Herzkindern herangezogen hat.

  • Herzkinder treiben zu wenig Sport

Gefördert wurde die S-BAHn (Sport bei angeborenen Herzfehlern)-Studie am Kompetenznetz Angeborene Herzfehler von der Fördergemeinschaft Deutsche Kinderherzzentren.  

Das Ergebnis: 

Nur neun Prozent der von angeborenen Herzfehlern betroffenen Kinder und Jugendlichen treiben täglich eine Stunde Sport.

Bei den Herzkindern mit schweren angeborenen Herzfehlern waren es gerade noch acht Prozent.

„Das sind noch einmal drei bis vier Prozent weniger als in der gleichaltrigen herzgesunden KiGGS-Vergleichsgruppe“, stellt Claudia Niessner fest. Die Wissenschaftler haben dazu die vollständigen Datensätze von 1.198 Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Nationalen Registers im Alter zwischen 6 und 17 Jahren mit leichten, moderaten und komplexen angeborenen Herzfehlern ausgewertet und sie mit den Daten von 3.385 gleichaltrigen Teilnehmern aus der KiGGS Motorik-Modul Studie verglichen. Bundesweit haben im Rahmen der S-BAHn-Studie rund 1.700 minderjährige Herzpatientinnen und -patienten sowie ihre Eltern bzw. Fragen zur körperlichen Aktivität, zur medizinischen Versorgung sowie zu den Sportempfehlungen der behandelnden Ärzte beantwortet.

  • Ärzte beraten übervorsichtig

Überrascht hat das Forscherteam die hohe Anzahl der Studienteilnehmer, die angaben, ihre körperliche Aktivität auf ärztlichen Rat hin eingeschränkt zu haben. 

Bei Kindern und Jugendlichen mit komplexen angeborenen Herzfehlern war das bei der Hälfte der Fall, bei Patienten mit moderaten angeborenen Herzfehlen gab das jeder Dritte an. Bei Patienten mit einfachen angeborenen Herzfehlern machte noch immer jeder Achte diese Angabe.


Die Wissenschaftler sehen hier dringenden Handlungsbedarf:

„Dass vor allem Eltern und Sorgeberechtigte dazu neigen, die jungen Herzpatienten in Watte zu packen, war uns aus anderen Studien bekannt. 

Dass sich ein ähnliches Verhalten auch bei den behandelnden Ärzten abzeichnet, erfüllt uns mit Sorge. 

Hier liegt eine Beratungslücke vor, die dringend geschlossen werden muss“, sagt Christian Apitz.

Bewegungsangebote ausbauen, Aufklärung intensivieren

Für Kinder und Jugendliche mit angeborenen Herzfehlern sei der tägliche körperliche Ausgleich besonders wichtig.

  • Was bei allen Menschen nachweislich für mehr Wohlbefinden sorge, Nerven, Muskeln und Abwehrkräfte stärke und die Konzentration fördere, wirke bei Patienten mit angeborenen Herzfehlern auch dem erhöhten Risiko lebensbedrohlicher Folgeerkrankungen entgegen. 

Die Forscher empfehlen daher unisono, die Bewegungsangebote insbesondere auch für Kinder und Jugendliche mit schweren angeborenen Herzfehlern deutlich auszubauen.

Zudem sei eine intensivierte Aufklärung durch die behandelnden Ärzte wichtig.

 „Ärztinnen und Ärzte müssen sich genügend Zeit für den einzelnen Patienten nehmen dürfen.

Der Klinikalltag heute gestattet das kaum noch. Sie sollten sich untereinander regelmäßig über die sportliche Aktivität der Patienten beraten und diese individuell dazu ermutigen, sich regelmäßig sportlich zu betätigen“, mahnt Studienerstautor Jannos Siaplaouras.

Leserservice:

Sie oder Ihr Kind haben einen angeborenen Herzfehler?

Mit Ihrer Anmeldung im Nationalen Register für angeborene Herzfehler unterstützen Sie den medizinischen Fortschritt.

Hier erhalten Sie auch wichtige Informationen zu aktuellen Forschungsprojekten und Unterstützungsangeboten.

Mehr dazu unter: www.herzregister.de. Die Mitgliedschaft ist kostenlos und jederzeit widerrufbar.

https://www.kompetenznetz-ahf.de/patienten/service-fuer-patienten/am-register-te...

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Dr. med. Jannos Siaplaouras, Praxis am Herz-Jesu-Krankenhaus, Fulda
Tel.: + 49 661 70025
E-Mail: praxis@kinderkardiologie-fulda.de

Prof. Dr. med. Christian Apitz, Universitätsklinikum Ulm
Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Pädiatrische Kardiologie
Tel.: +49 731 50057127
E-Mail: christian.apitz@uniklinik-ulm.de

Dr. med. Ulrike Bauer, Wissenschaftliche Geschäftsführerin des Nationalen Registers für angeborene Herzfehler e. V. und des Kompetenznetzes Angeborene Herzfehler e. V.
Tel.: +49 30 45937277
E-Mail: ubauer@kompetenznetz-ahf.de

Karin Lange Kompetenznetz Angeborene Herzfehler
Augustenburger Platz 1
13353 Berlin
Deutschland
Berlin

Telefon: 030 4593 7277
E-Mail-Adresse: k.lange@kompetenznetz-ahf.de
Originalpublikation:
Physical Activity Among Children With Congenital Heart Defects in Germany: A Nationwide Survey.

Siaplaouras J, Niessner C, Helm PC, Jahn A, Flemming M, Urschitz MS, Sticker E, Abdul-Khaliq H, Bauer UM, Apitz C

Frontiers in pediatrics 8, 170, (2020).

DOI: 10.3389/fped.2020.00170

Time is Brain:

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Thrombektomie mit oder ohne vorangehende Lysetherapie bei Schlaganfall

Nach einem Schlaganfall durch ein gefäßverstopfendes Blutgerinnsel (Thrombus) muss so schnell wie möglich die Durchblutung der betroffenen Hirnregion wiederhergestellt werden. 

Dies kann mit einer medikamentösen Thrombusauflösung oder durch mechanische Entfernung des Thrombus mit einem Gefäßkathetereingriff erfolgen. 

Eine aktuell in „The New England Journal of Medicine“ publizierte Studie vergleicht die alleinige Thrombektomie mit der Kombination beider Verfahren. 
 
  • Die meisten Schlaganfälle sind ischämischer Natur – das heißt sie entstehen durch den Verschluss einer hirnversorgenden Arterie (Hirninfarkt). 

Die Ursache ist meist ein Blutgerinnsel (Thrombus/Embolus), welches das Blutgefäß verstopft.

Die zu dem Gefäß gehörende Gehirnregion wird dann nicht mehr beziehungsweise nicht mehr ausreichend durchblutet und mit Sauerstoff versorgt.Damit es nicht zu bleibenden Schäden durch Absterben von Gehirnzellen kommt, muss die Blutversorgung (Perfusion) durch eine Wiedereröffnung des Gefäßes möglichst schnell wiederhergestellt werden – je rascher, desto besser („time is brain“).

Die Behandlung erfolgt, wenn nichts dagegenspricht, durch eine medikamentöse Auflösung des Gerinnsels (intravenöse Thrombolyse, kurz Lyse) innerhalb eines Zeitfensters von 4,5 Stunden. Wenn beim Verschluss eines großen Hirngefäßes die intravenöse Lysetherapie nicht ausreicht, kann das Gerinnsel in spezialisierten Kliniken mit einem Gefäßkatheter-Eingriff entfernt werden (interventionelle Thrombektomie).

Ob ein kombiniertes Vorgehen (erst Lyse, gefolgt von Thrombektomie) bessere Ergebnisse als die alleinige Thrombektomie bringt, ist nicht geklärt – es sind dabei Nutzen und Risiken zu diskutieren. 

Prinzipiell ist durch die Kombination beider Verfahren ein besseres Patientenoutcome denkbar (durch die Therapieintensivierung), aber ebenso ein schlechteres (beispielsweise durch ein erhöhtes Blutungsrisiko).

Da eine zusätzliche Lysetherapie auch mit zusätzlichen Kosten einhergeht, stellt sich die Frage, ob nicht die alleinige Thrombektomie zumindest zum gleichen Outcome führt (Nichtunterlegenheit).

Diese Fragen beantwortet nun eine chinesische Studie [1], die an 41 klinischen Zentren die endovaskuläre Thrombektomie mit oder ohne vorangehender Lysetherapie verglich.

Patienten mit akutem ischämischem Schlaganfall aufgrund des Verschlusses eines großen Hirngefäßes wurden zu gleichen Teilen randomisiert. Es gab die Gruppe „alleinige Thrombektomie“ und die Gruppe „Lyse plus Thrombektomie“, das heißt. die kombinierte Therapie, wobei erst eine intravenöse Lyse mit dem Medikament Alteplase (auch „rt-PA“) in der Dosierung 0,9 mg/kg Körpergewicht durchgeführt wurde, gefolgt von einer Thrombektomie. Die statistische Nichtunterlegenheits-Analyse untersuchte den Unterschied zwischen den Gruppen hinsichtlich der neurologischen Folgeschäden nach 90 Tagen (primärer Endpunkt) anhand der modifizierten Rankin-Skala (mit Werten von 0 [keine Behinderung] bis 6 [Tod]). Von 1.586 gescreenten Patienten konnten 656 in die Studie eingeschlossen werden, 327 waren in der Thrombektomie-Gruppe und 329 in der Gruppe mit Kombinationstherapie.

Im Ergebnis war im Hinblick auf den primären Endpunkt die alleinige Thrombektomie der Kombinationstherapie nicht unterlegen (adjustierte OR 1,07; p=0,04). Jedoch war mit der Kombinationstherapie der Patientenanteil mit bereits vor der Thrombektomie erreichter erfolgreicher Reperfusion größer (7 versus 2,4 Prozent). Auch der Anteil an Patienten insgesamt mit erfolgreicher Reperfusion (also in beiden Gruppen nach der Thrombektomie) war mit der Kombinationstherapie höher als mit alleiniger Thrombektomie (84,5versus 79,4 Prozent). Die 90-Tages-Mortalität betrug in der Thrombektomie-Gruppe 17,7und in der Gruppe mit Kombinationstherapie 18,8 Prozent (p=0,7). Hinsichtlich der Sicherheit gab es zwischen den Gruppen ähnliche Ergebnisse, zu schwereren unerwünschten Ereignissen kam es bei alleiniger Thrombektomie bei 37 Prozent der Patienten (versus 36,8 Prozent in der Kombinationstherapiegruppe). Insbesondere war das Risiko symptomatischer Hirnblutungen in der Gruppe mit „Thrombektomie nach Lyse“ statistisch nicht signifikant höher (6,1 gegenüber 4,3 Prozent bei alleiniger Thrombektomie, p=0,3).

„In dieser Studie wurde gezeigt, dass die alleinige Thrombektomie dem kombinierten Vorgehen primär nicht unterlegen ist; allerdings war die Studie nicht angelegt, um eine Überlegenheit der Kombinationstherapie zu zeigen“, so Professor Dr. med. Wolf-Rüdiger Schäbitz, Bielefeld, Pressesprecher der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG). „Eine Überlegenheit der Kombinationstherapie ist nicht ausgeschlossen, dies ist möglicherweise an den besseren Reperfusionsergebnissen erkennbar – hierzu sind aber weitere Studien notwendig.

Auch ist letztlich immer die Frage, inwieweit chinesische Daten auf die europäische Bevölkerung übertragen werden können.“

„Entscheidend ist und bleibt beim Schlaganfall, wie schnell die Behandlung von statten geht“, erklärt Prof. Dr. med. Hans-Christoph Diener, Essen, Pressesprecher der DGN. 
  • „Nicht jede Klinik kann eine Thrombektomie durchführen, aber überall kann eine Lyse begonnen werden. 
  • Wenn darüber hinaus eine Thrombektomie indiziert ist und der Patient dazu in eine andere Klinik verlegt werden muss, entsteht ihm nach dieser Studie kein Schaden, wenn während des Transportes eine Lyse durchgeführt wird. 
  • Das ist ein relevantes Ergebnis für den klinischen Alltag.“

Literatur
[1] Yang P, Zhang Y, Zhang L et al. Endovascular Thrombectomy with or without Intravenous Alteplase in Acute Stroke. N Engl J Med 2020; 382: 1981-93
DOI: 10.1056/NEJMoa2001123

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Originalpublikation:
DOI: 10.1056/NEJMoa2001123