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Hängetrauma: neurokardiogenen Reflex - langem Stehen

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Empfehlungen zum Hängetrauma veröffentlicht

Der Klettergurt rettet Bergsteigern, Fensterputzern oder Hangarbeitern oft das Leben. 

Doch wer nach einem Sturz länger im Seil hängt, kann ein sogenanntes Hängetrauma erleiden. 

Studienteilnehmer während des Experiments
Studienteilnehmer während des Experiments
Eurac Research/Simon Rauch

  • Die Betroffenen werden bewusstlos, in schweren Fällen können sie sogar sterben. 

In einer Studie zeigen die Experten für alpine Notfallmedizin des Forschungszentrums Eurac Research in Bozen (Italien), dass das Hängetrauma einem neurokardiogenem Mechanismus geschuldet ist und geben praktische Empfehlungen, wie die Gefahr abgewendet werden kann. 

Die Studie wurde kürzlich in den renommierten Fachzeitschriften „European Journal of Applied Physiology“ und „Wilderness & Environmental Medicine“ veröffentlicht. 
 
In den 70er Jahren wurden Fallberichte von Bergsteigern veröffentlicht, die in das Seil gestürzt und nach längerem freiem Hängen plötzlich verstorben waren, obwohl sie sich beim Sturz keine schweren Verletzungen zugezogen hatten.

Seitdem beschäftigen sich Ärzte mit der Frage, weshalb es zum sogenannten Hängetrauma kommt.

Um das Syndrom besser zu verstehen, haben Notfallmediziner von Eurac Research ein Experiment mit 20 Kletterern durchgeführt.

Dabei wurden die Studienteilnehmer nach dem Klettern bzw. nach einer Ruhephase bis zu 60 Minuten lang an einem Klettergurt frei ins Seil gehängt.

Die Tests wurden gemeinsam mit dem Bergrettungsdienst im Alpenverein Südtirol und der Medizinischen Universität Innsbruck durchgeführt. In 30 Prozent der Fälle kam es während des Hängens zu einer Beinahe-Bewusstlosigkeit.

  • „Wir haben festgestellt, dass sich die Venen in den Beinen ausweiten und sich dort schwerkraftbedingt vermehrt Blut ansammelt“, erklärt der Notfallmediziner Simon Rauch, der die Studie geleitet hat. 
  • „Anders als bisher angenommen, führt dieser Umstand jedoch nicht zu einem Volumenmangelschock, bei dem zu wenig Blut zum Herzen gelangt und lebenswichtige Organe nicht mehr ausreichend durchblutet werden können. 

Wir konnten hingegen feststellen, dass das Herz in dieser Situation weiterhin ausreichend mit Blut versorgt wird und sind zum Schluss gekommen, dass der Kreislaufzusammenbruch auf einen sogenannten neurokardiogenen Reflex zurückzuführen ist.

  • Dabei kommt es aufgrund einer Fehlregulation des autonomen Nervensystems plötzlich zu einer Verlangsamung der Herzfrequenz und einer Weitstellung der Blutgefäße, was zu einem Abfall des Blutdrucks führt“. 

Laut Rauch kann dasselbe Phänomen beispielsweise bei Personen festgestellt werden, die nach langem Stehen plötzlich bewusstlos werden und zu Boden fallen. 

  • Anders als bei dieser sogenannten orthostatischen Synkope, bei der die Personen das Bewusstsein im Liegen rasch wiedererlangen, bleiben Patienten mit Hängetrauma bewusstlos. 
  • Durch das Hängen im Gurt und die vertikale Lage des Körpers kommt es zu einer unzureichenden Durchblutung des Gehirns.

„Der Kreislaufzusammenbruch erfolgt völlig unerwartet und ohne besondere Warnzeichen“, meint Rauch.

Die Experten empfehlen deshalb nach einem Sturz in das Seil, die betroffene Person unverzüglich davon zu lösen und in die horizontale Lage zu bringen. 
  • Rettungskräfte, die zu frei hängenden Kletterern oder Arbeiter gerufen werden, sollten keine Zeit für die Bergung verlieren, auch wenn die Person voll bei Bewusstsein ist. 
Nach dem Bewusstseinsverlust kann nämlich sehr rasch der Kreislaufstillstand eintreten.

  • Sollte das Abhängen nicht umgehend möglich sein, ist es ratsam, die Beine so weit als möglich zu bewegen und den Betroffenen in eine möglichst horizontale Lage zu bringen. 

„Der genaue Mechanismus, der den plötzlichen Kreislaufzusammenbruch auslöst, ist uns derzeit nicht bekannt.

Indem man aber versucht die Blutansammlung in den herabhängenden Körperteilen zu verringern, kann der Kreislaufzusammenbruch wahrscheinlich hinausgezögert bzw. sogar vermieden werden“, so Rauch abschließend.

Originalpublikation:
https://doi.org/10.1007/s00421-019-04126-5

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Prostatatumoren - Geschlechtshormone Tesosteron

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Nuklearmediziner „überlisten“ Prostatakrebs mit eigentlich wirkungslosem Medikament

Patienten mit fortgeschrittenem Prostatakrebs haben oft kaum noch Behandlungsoptionen. 

  • Eine besteht darin, radioaktive Moleküle über eine Andockstelle der Tumoroberfläche, PSMA, in die Zelle einzuschleusen, um diese zu zerstören. 

Nuklearmediziner haben nun herausgefunden, dass viel mehr PSMA-Moleküle auf der Tumoroberfläche entstehen, wenn sie ein eigentlich schon wirkungslos gewordenes Medikament verabreichen. 

Auf diese Weise gelangt deutlich mehr Radioaktivität in die Tumorzellen als bisher. 

Prof. Dr. Samer Ezziddin
Prof. Dr. Samer Ezziddin
Foto: Universität des Saarlandes/Thorsten Mohr
 
Wenn sich ein Nicht-Wissenschaftler einen Wissenschaftler vorstellt, herrscht oft noch das Bild vom weltfremden Genius vor: Ein superschlauer Forscher sitzt einsam im Kämmerlein und erfindet die tollsten Sachen, und das ohne jeglichen Kontakt zur „normalen“ Welt. Dabei ist Wissenschaft ein Teil des Lebens wie jeder andere auch. Und wie im normalen Leben auch ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass bisweilen die Intuition eine große Rolle bei wissenschaftlichen Fortschritten spielt.

Das haben auch der Nuklearmediziner Professor Samer Ezziddin und seine Mitarbeiter erfahren, als sie Hinweisen nachgingen, die sie aufgrund ihrer Spezialisierung in der Behandlung von fortgeschrittenem Prostatakrebs gemacht haben.

Im Mittelpunkt stehen dabei zwei Rezeptoren auf der Tumoroberfläche:

Zum ersten das „Prostataspezifische Membranantigen“ (PSMA), ein Eiweißmolekül, das sehr häufig auf der Oberfläche von Prostatatumoren vorkommt.

Über dieses Einfallstor gelingt es Nuklearmedizinern, radioaktiv strahlende Substanzen in die Tumorzelle einzuschmuggeln und so die bösartigen Zellen von innen zu zerstören.

Je mehr es davon gibt, desto mehr Radioaktivität können die Ärzte prinzipiell in die Zellen einbringen, ohne die Gesamtdosis zu erhöhen.

Zum zweiten spielt eine Sorte Rezeptoren auf dem Tumor eine Rolle, an die männliche Geschlechtshormone wie Testosteron andocken.

„Prostatatumore benötigen Testosteron wie ein Auto Benzin“, erklärt Samer Ezziddin.

  • Daher zielt eine bestimmte Therapie darauf ab, diese Rezeptoren zu blockieren und dem Krebs gleichsam den Treibstoff zu entziehen.
  •  „Das funktioniert mit Medikamenten wie zum Beispiel Enzalutamid eine Zeitlang sehr gut, der Tumor schrumpft dann in der Folge”, weiß Samer Ezziddin. 
  • „Nach einer gewissen Zeit – einige Monate, vielleicht zwei Jahre, wenn es gut läuft – wirkt das Medikament aber nicht mehr, der Tumor wächst dann wieder.“ 
  • Das teure Medikament wird dann meist abgesetzt. 
  • Wozu sollte man es auch weiter einsetzen, wenn es nicht mehr wirkt?

Hier kommt nun die Intuition der Homburger Mediziner ins Spiel.

Denn was für die eine Therapie schlecht ist (ein wirkungsloses Medikament), kann für die andere Form der Therapie vielleicht gut sein: „Wir hatten den Verdacht und später eindeutige Hinweise, dass die PSMA-Dichte zunimmt, wenn der Androgenrezeptor auf der Tumoroberfläche, an den das Testosteron andockt, blockiert ist“, erläutert er die Ausgangslage. Ihr Bauchgefühl ließ die Nuklearmediziner aber anhand ihrer klinischen Beobachtungen noch stark vermuten, dass das auch funktioniert, wenn das Medikament, das den Rezeptor blockiert, den Tumor eigentlich nicht mehr erfolgreich bekämpfen konnte und abgesetzt wurde.

Die Intuition der Ärzte erwies sich als goldrichtig:

„Wir konnten nachweisen, dass mit der Gabe von Enzalutamid die PSMA-Dichte auf der Tumoroberfläche deutlich zugenommen hat, selbst wenn es eigentlich gar keine Wirkung mehr in seinem ursprünglichen Sinn gezeigt hat und schon abgesetzt wurde“, erläutert Samer Ezziddin. 

Zwar umfasste ihre Studie nur zehn Patienten.

 „Aber wir konnten nach der Gabe von Enzalutamid bei allen einen deutlichen Anstieg der PSMA-Moleküle auf den Tumorzellen feststellen“, sagt der Nuklearmediziner.

„Auf diese Weise ist es uns möglich, viel mehr radioaktive Substanz in die Tumorzellen einzuschleusen und diese gezielt bis auf Mikrometerebene hinab zu von innen zu bestrahlen“, erklärt Ezziddin.

Damit lassen sich Prostatatumore künftig viel effizienter und schonender mit der so genannten PSMA-gerichteten Radioligandentherapie behandeln als dies bisher bereits der Fall war.


„Diese Studienergebnisse müssen nun in größeren Studien weiter erforscht und untermauert werden“, erklärt Samer Ezziddin das weitere Vorgehen in der Forschung. „Wir wollten unser Wissen jedoch so schnell wie möglich verbreiten, da es vielen Patienten helfen kann. Daher haben wir uns für diese ‚short communication‘ entschieden. Denn ich gehe davon aus, dass selbst diese kleine Studie zu einem drastischen ‚Management change‘ in der Behandlung des fortgeschrittenen Prostatakrebses führen wird“, ist sich der Spezialist Ezziddin sicher. Mutmaßlich wird ihn auch hier seine Intuition nicht im Stich lassen.


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Originalpublikation:
Samer Ezziddin et. al.: New insights in the paradigm of upregulation of tumoral PSMA expression by androgen receptor blockade: Enzalutamide induces PSMA upregulation in castration-resistant prostate cancer even in patients having previously progressed on enzalutamide. European Journal of Nuclear Medicine and Molecular Imaging, https://doi.org/10.1007/s00259-019-04674-0.

Milz und Lympfhknoten: Heilung verletzter Gewebe

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Was bringt T-Zellen dazu, Gewebe zu heilen?

Regensburger Forscher entdecken Schlüsselfaktor, durch den Vorläuferzellen zu gewebeheilenden regulatorischen T-Immunzellen heranreifen 
 
Regulatorische T-Zellen regulieren eigentlich die Funktion von anderen Immunzellen.

So sorgen sie dafür, dass Immunantworten kontrolliert ablaufen und es zu keiner unerwünschten Immunantwort kommt. 

Ein Teil dieser Zellen kann sich aber auch zu gewebeständigen regulatorischen T-Zellen spezialisieren, welche durch die Freisetzung von Substanzen zur Heilung verletzter Gewebe beitragen. 

Wo und wie diese Spezialisierung abläuft und welche Vorstufen die Zellen durchlaufen, war bisher unbekannt. Dies sind jedoch wichtige Fragen, um diese Zellen zur Therapie einsetzen zu können. In ihrer neuesten Studie, veröffentlicht in der sehr renommierten Zeitschrift Immunity (Cell Press), hat das Team von Immunologen am Regensburger Zentrum für Interventionelle Immunologie (RCI) um Prof. Dr. Markus Feuerer, Dr. Michael Delacher und Dr. Christian Schmidl nun genau beschrieben, wie diese heilungsfördernden Zellen entstehen.


Grafische Zusammenfassung der Reifung von Vorläuferzellen

Grafische Zusammenfassung der Reifung von Vorläuferzellen
Foto: Dr. Michael Delacher/Cell Press

In lymphatischen Organen wie der Milz oder den Lymphknoten entstehen Vorläuferzellen, welche bereits einen Teil ihrer neuen Aufgaben erlernen und tief in ihrem Genom (DNA) verankert bekommen.

Dieser Prozess läuft in zwei Schritten ab und kann über die Expression von Proteinen auf der Zelloberfläche genau verfolgt werden.

Im Zellkern werden in diesem zweistufigen Prozess sogenannte Transkriptionsfaktoren eingeschaltet, welche in einer Kaskadenreaktion zu einer Neumodellierung der Gen-Landschaft führen. Dies hat zur Folge, dass die Zellen neue Funktionen erhalten, beispielsweise die Möglichkeit zur Sekretion von gewebeheilenden Proteinen oder anti-entzündlichen Zytokinen. Rechenintensive computergestützte Analysen, die in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Benedikt Brors und Dr. Charles Imbusch vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg durchgeführt wurden, haben den Transkriptionsfaktor BATF als Schlüsselfaktor zur Reifung von gewebeheilenden regulatorischen T-Immunzellen identifiziert. In Experimenten konnte dann gezeigt werden, dass Zellen ohne BATF nicht reifen und daher keine Geweberegeneration unterstützen können.

  • Wenn BATF allerdings aktiv ist, können reife Vorläuferzellen in weiterer Folge in Gewebe wie die Haut, das Fett und den Darm einwandern und dort Substanzen sekretieren, welche lokal und spezifisch den Wiederaufbau von beschädigtem Gewebe unterstützen.

Diese Ergebnisse können den Forschern des RCI in der Zukunft helfen, eine spezifische Therapie zur Regeneration von geschädigtem Gewebe oder Organen zu entwickeln, wie beispielsweise zur Regeneration verletzter Gewebe nach Knochenmarktransplantationen (Stammzelltransplantationen) bei Leukämiebehandlungen. 

  • Zudem prüfen die Wissenschaftler, wie regulatorischen T-Zellen im Falle von Tumorerkrankungen gezielt geschwächt werden können, um mehr Immunaktivität gegen den Tumor zu ermöglichen. 

Diese Vorhaben werden im RCI durchgeführt und durch Fördermittel der Deutschen Forschungsgemeinschaft (Sonderforschungsbereich Transregio 221) und der Europäischen Union (ERC-CoG #648145) unterstützt.

Über das Regensburger Zentrum für Interventionelle Immunologie (RCI)
Am Regensburger Zentrum für Interventionelle Immunologie (RCI) werden neue Therapiekonzepte entwickelt. Dazu wird an grundlegenden Fragestellungen geforscht. Ein Themengebiet umfasst die Frage, wie Immunzellen zum Gesunderhalt und/oder zur Heilung von verletzten Geweben beitragen können und wie man diese Selbstheilungskräfte therapeutisch nutzen kann. Mitarbeiter des Lehrstuhls für Immunologie um Prof. Dr. Markus Feuerer untersuchten in den letzten Jahren eine wichtige Immunzellgruppe im Gewebe, genauer gesagt regulatorische T-Zellen, die zur Gewebeheilung beitragen (Verweis: https://www.uni-regensburg.de/pressearchiv/pressemitteilung/971826.html).

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Prof. Dr. Markus Feuerer
Lehrstuhl für Immunologie
Regensburger Centrum für Interventionelle Immunologie
Universität Regensburg
Tel.: 0941 944-5460
E-Mail: markus.feuerer@ukr.de

Christina Glaser Universität Regensburg
Universitätsstr. 31
93053 Regensburg
Deutschland
Bayern

E-Mail-Adresse: christina.glaser@ur.de

Originalpublikation:
Delacher M, Imbusch CD, Hotz-Wagenblatt A, Mallm JP, Bauer K, Simon M, Riegel D, Rendeiro AF, Bittner S, Sanderink L, Pant A, Schmidleithner L, Braband KL, Echtenachter B, Fischer A, Giunchiglia V, Hoffmann P, Edinger M, Bock C, Rehli M, Brors B, Schmidl C, Feuerer M. Precursors for Nonlymphoid-Tissue Treg Cells Reside in Secondary Lymphoid Organs and Are Programmed by the Transcription Factor BATF. Immunity. 2020
https://www.cell.com/immunity/fulltext/S1074-7613(19)30498-4

Aortenklappenstenose bei Frauen und Männer: Herzkreislauferkrankungen

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Gene in Frauen- und Männerherzen reagieren unterschiedlich auf Herzklappenfehler

  • Wenn die Herzklappe zwischen Aorta und linker Herzkammer verengt ist, also eine Aortenklappenstenose vorliegt, sind bei Männern andere Gene aktiv als bei Frauen. 

Das konnten Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) an der Charité – Universitätsmedizin Berlin erstmals zeigen. 

Zukünftige Forschungsarbeiten lassen sich mit diesen Ergebnissen genauer planen und könnten so zu individuell abgestimmten Therapien für Frauen und Männer führen. 
 
„Bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen gibt es ausgeprägte Unterschiede zwischen Männern und Frauen“, sagt Professor Dr. Georgios Kararigas, DZHK-Wissenschaftler, der seine Studie an der Charité durchführte.  

Ein Beispiel ist die Aortenklappenstenose.

Sie verläuft bei männlichen Patienten schlechter als bei weiblichen. 
  • Eine verengte Herzklappe ruft zwar bei beiden Geschlechtern ein ungesundes übermäßiges Herzwachstum hervor, die sogenannte Hypertrophie. 
  • Sie beeinträchtigt die Herzfunktion und kann schlimmstenfalls zu einer Herzschwäche führen. 
  • Bei Männern laufen dieses Wachstum und die damit verbundenen Umbauprozesse jedoch ungünstiger ab als bei Frauen. 

„Es gibt hier ein ungelöstes klinisches Problem, dessen molekulare Ursachen wir erforscht haben“, so Kararigas.

Die Forscher wiesen erstmals nach, dass in Herzmuskelzellen von männlichen Patienten mit einer Aortenklappestenose andere Gene aktiv sind als bei erkrankten Frauen. 

Dabei handelte es sich um Gene, die mit krankhaften Umbauprozessen im Herz verknüpft sind.

Ebenso auffällig anders reguliert waren zwei Gene, die für Entzündungsfaktoren codieren.

„Das ist neu, denn bisher war wenig darüber bekannt, dass entzündliche Vorgänge für die Herzfunktion von Patienten mit Aortenklappenstenose bedeutend sein könnten“, so Kararigas.

Die Analyse der klinischen Daten ergab, dass Patienten, in deren Proben die Entzündungsgene aktiver waren, auch eine schlechtere Herzfunktion hatten. 

Dabei handelte es sich immer um Männer.

Für ihre Pilotstudie analysierten Kararigas und sein Team die Genexpression in einzelnen Herzmuskelzellen. Das unterscheidet ihre von vorangegangenen Arbeiten, in denen die unterschiedlichen Zelltypen des Herzgewebes nicht getrennt voneinander untersucht wurden. Die analysierten Zellen stammen aus Herz-Biopsien von 17 weiblichen und 17 männlichen Patienten, die eine Ersatz-Herzklappe erhielten.

Zu wenig Frauen in klinischen Studien

Die Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, dass Umbauprozesse in weiblichen und männlichen Herzen über andere Mechanismen ablaufen. 

„Unser bisheriges Wissen über die Mechanismen bei Herzkrankheiten basiert auf Studien, an denen überwiegend männliche Patienten teilgenommen haben.

Wir fragen uns jetzt, inwieweit diese Ergebnisse tatsächlich auch für Frauen relevant sind, da in ihren Herzen scheinbar ganz andere Prozesse aktiv sind“, so Kararigas.

Größere Studien, die seine Ergebnisse untermauern, aber auch Studien speziell mit weiblichen Patienten hält er für dringend nötig. Davon profitieren würden Frauen und Männer.

Neben den biologischen Unterschieden durch Geschlechtshormone und -chromosomen, gibt es auch soziokulturelle Einflüsse.

All diese Faktoren zusammen bewirken, dass manche Krankheiten je nach Geschlecht unterschiedlich verlaufen.

Kararigas wünscht sich, dass diese Unterschiede in klinischen Studien stärker berücksichtigt werden, damit Männer und Frauen optimal medizinisch versorgt werden können.

Originalpublikation:
Originalarbeit: Gaignebet L, Kańduła MJ, Lehmann D, Knosalla C, Kreil DP, Kararigas G. Sex-specific human cardiomyocyte gene regulation in left ventricular pressure overload. Mayo Clin Proc 2020; https://doi.org/10.1016/j.mayocp.2019.11.026

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Christine Vollgraf
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Polyneuropathie: Lymphatisches Sytem: Immunochemotherapie - Heilungsraten

Medizin am Abend Berlin - MaAB- Fazit: Studie zeigt: Junge Niedrigrisikopatienten mit aggressivem Lymphom benötigen weniger Chemotherapie

Die häufigste Krebserkrankung des lymphatischen Systems ist das sogenannte aggressive B-Zell-Lymphom, das unbehandelt rasch zum Tod führt. 
  • Mit einer Immunochemotherapie können hohe Heilungsraten erreicht werden. 
  • Viele Patienten leiden jedoch unter den Nebenwirkungen. 

Einem Team unter der Federführung saarländischer Mediziner ist es gelungen, die Chemotherapie um ein Drittel zu reduzieren – bei gleichem Erfolg. 

Die Studie wurde nun in der hochrangingen Fachzeitschrift The Lancet veröffentlicht. 

Dr. Viola Pöschel

© CFD City-Foto GmbHDr. Viola Pöschel ist Erstautorin der Studie.


Eine Krebserkrankung ist für die Patienten bereits Belastung genug, selbst wenn einige Tumorarten inzwischen sehr gut zu behandeln sind und die Patienten häufig überleben.

Die Nebenwirkungen einer Chemotherapie können die Lebensqualität der Betroffenen stark einschränken. So geht es auch Menschen, die am sogenannten aggressiven B-Zell-Lymphom leiden.

Dabei handelt es sich um die häufigste Form der Non-Hodgkin-Lymphome. 

Das Non-Hodgkin-Lymphom zählt zu den zehn häufigsten Krebserkrankungen in Deutschland..


Unbehandelt führt das aggressive Lymphom innerhalb weniger Wochen zum Tod. Es lässt sich allerdings mit Immunochemotherapie sehr gut behandeln und daher können auch hohe Heilungsraten erzielt werden.

  • Die bisherige Behandlung sieht sechs Zyklen einer Chemotherapie vor, die von ebenfalls sechs Gaben des Antikörpers Rituximab begleitet werden. 

 „Die Chemotherapie sorgt dabei für viele Nebenwirkungen. Die gravierendste dabei ist sicherlich die Polyneuropathie“, erklärt Dr. Viola Pöschel, die als Erstautorin für die Studie verantwortlich ist.

  • Polyneuropathie umschreibt dabei diverse Nervenschädigungen, insbesondere Gefühlsstörungen in Fingern und Zehen, die die Lebensqualität der Patienten dauerhaft stark beeinträchtigen können. 

„Aber auch die akute Toxizität ist sehr belastend für die Patienten“, berichtet die Leiterin des Studienzentrums für Innere Medizin I, Direktor Prof. Dr. Stephan Stilgenbauer, am Universitätsklinikum des Saarlandes in Homburg.

  • „Das Immunsystem ist durch die Chemotherapie stark geschwächt. 
  • Die Patienten sind sehr anfällig für Infekte und leiden unter Therapie häufig auch unter starker Übelkeit und Erbrechen.“ 
  • Jeder Zyklus Chemotherapie weniger ist also ein echter Gewinn für die Patienten, auch was die Lebensqualität betrifft.

„Der Ausgangsgedanke von Prof. Dr. Michael Pfreundschuh war, dass es unter den Niedrigrisikopatienten auch Patienten gibt, die mit der bisherigen Standardtherapie übertherapiert sind“, erläutert Dr. Viola Pöschel.

Der Professor für Onkologie, Hämatologie, Klinische Immunologie und Rheumatologie und Direktor die Klinik für Innere Medizin I des Universitätsklinikums war Ideengeber und bis zu seinem Tod 2018 Leiter der FLYER-Studie, die nun am 17. Dezember 2019 abschließend in „The Lancet“ veröffentlicht wurde. Diese akademisch initiierte prospektive randomisierte Studie wurde von der Deutschen Krebshilfe gefördert und es nahmen insgesamt Ärzte aus 138 Zentren in Deutschland, Dänemark, Norwegen, Israel und Italien teil.

Von Dezember 2005 bis Oktober 2016 wurden insgesamt 592 Patienten im Alter von 18-60 Jahren mit geringer Tumorlast einschlossen,. Im Kern ging es um die Frage, ob bei diesen Patienten weniger Chemotherapie-Zyklen ebenso wirksam sind wie die bisher übliche Therapie mit sechs Chemo-Zyklen.

Die Antwort ist eindeutig: Ja – diese Patienten sind mit der bisherigen Standardtherapie übertherapiert, wie Professor Pfreundschuh initial bereits vermutet hatte. Das Ärzteteam hat die Patienten dabei in zwei etwa gleich große Gruppen von knapp 300 Personen eingeteilt. Eine Gruppe erhielt die klassische Therapie mit sechs Chemo-Zyklen, die andere Gruppe erhielt lediglich vier Chemotherapie-Zyklen.  

Die Studienergebnisse zeigen, dass bei jüngeren Patienten mit geringer Tumorlast eines aggressiven B-Zell-Lymphoms die Anzahl der Chemotherapiezyklen unter Beibehaltung der hervorragenden Therapiewirksamkeit reduziert werden kann.

„Nach drei Jahren haben 96 Prozent der Patienten, die lediglich vier Zyklen Chemotherapie erhalten haben progressionsfrei überlebt – fast alle waren völlig tumorfrei“, erläutert Dr. Viola Pöschel. „Von den Patienten, die mit sechs Zyklen behandelt wurden, waren es 94 Prozent“, so die Medizinerin weiter. Insgesamt lag die 3-Jahres-Überlebensrate bei Patienten, die mit vier Zyklen Chemotherapie behandelt wurden, bei 99 Prozent, mit sechs Zyklen bei 98 Prozent. Also ein insgesamt hervorragendes Therapieergebnis.“

  • Entscheidend ist, dass die Heilungsraten der Patienten, die weniger Chemotherapie-Zyklen erhalten haben, genauso gut sind wie die der Patienten, die die volle Chemotherapie-Dosis erhalten haben. 
  • Dabei hatten sie weniger Nebenwirkungen zu erleiden wie die Patienten, die sechs Chemo-Zyklen bekommen haben.

„Unsere Studie gilt bisher für eine bestimmte Gruppe, und zwar für die Patienten mit geringer Tumorlast und somit sehr guter Prognose im Alter von 18 bis 60 Jahren“, schränkt Dr. Viola Pöschel ein. Es handelt es sich um die bisher größte Studie für dieses Patientenkollektiv weltweit. 

Eine Studie, die die Verringerung von Chemotherapie für ältere Patienten mit geringer Tumorlast untersucht, wird aktuell deutschlandweit unter der Federführung der Homburger Spezialisten durchgeführt. 

Die Ergebnisse dieser OPTIMAL-Studie werden weltweit ebenfalls mit Spannung erwartet.

Dr. Viola Pöschel ist sich daher sicher, dass die FLYER-Studie Auswirkungen auf die bisherigen Therapie-Leitlinien dieser Patienten haben wird. Künftig werden sich also höchstwahrscheinlich Ärzte rund um den Globus an den Erkenntnissen der Homburger Spezialisten orientieren – und dafür sorgen, dass die Patienten, die unter dieser bestimmten Krebsart leiden, zumindest in ihrer Lebensqualität nicht mehr so massiv eingeschränkt werden wie bisher.

Die Studie wurde von der Deutschen Krebshilfe finanziert.
 
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Originalpublikation:
Viola Pöschel, Gerhard Held, Marita Ziepert et al.: Four versus six cycles of CHOP chemotherapy in combination with six applications of rituximab in patients with aggressive B-cell lymphoma with favourable prognosis (FLYER): a randomised, phase 3, non-inferiority trial. The Lancet, Volume 394, Issue 10216, https://doi.org/10.1016/S0140-6736(19)33008-9.

 

Herzinsuffizienz - Diastolische Herzschwäche: Fibrose des Herzmuskel: Diastolische Pumphase

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Naturstoffe gegen Fibrose und diastolische Herzschwäche entdeckt

MHH-Forscher finden neue therapeutisch wirksame Substanzen / Veröffentlichung im Fachmagazin „Circulation“ 

Medizin am Abend Berlin ZusatzFachThema: Fieber bei unklarer Genese 
 
Die Natur ist eine unerschöpfliche Quelle für therapeutisch wirksame Substanzen.

Allerdings gleicht die Fahndung nach einem passenden Wirkstoff gegen eine bestimmte Erkrankung oft der berühmten Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen.

Jetzt ist es einem internationalen Forscherteam aus den USA, Frankreich, Spanien, Italien und Deutschland gelungen, gleich zwei Verbindungen zu entdecken, die das als Fibrose bekannte krankhafte Wachstum des Herzmuskels verhindern und gleichzeitig dafür sorgen, dass sich das Herz in der sogenannten diastolischen Pumpphase entspannen und wieder mit Blut füllen kann. 

Die Studie wurde von dem Institut für Molekulare und Translationale Therapiestrategien der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) unter der Leitung von Professor Dr. Dr. Thomas Thum durchgeführt; daneben waren auch die renommierten US-amerikanischen Forschungseinrichtungen Stanford University und Harvard Medical School Boston an der Forschungsarbeit beteiligt. Die Ergebnisse hat jetzt die Fachzeitschrift „Circulation“ veröffentlicht.


Professor Dr. Dr. Thomas Thum

Professor Dr. Dr. Thomas Thum Cardior Pharmaceuticals GmbH

Substanzen könnten Basis für neue Herzmedikamente werden

Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems sind weltweit Todesursache Nummer eins – noch vor Krebserkrankungen. Neue Therapien gegen Herzschwäche und das damit einhergehende pathologische Wachstum des Herzmuskels sind daher dringend gesucht. „Wir haben in unseren Untersuchungen jetzt zwei vielversprechende Substanzen entdeckt, die in der Natur vorkommen und als Basis für neue Herzmedikamente dienen können“, sagt Professor Thum. Im Rahmen des multidisziplinären EU-Förderprojektes FIBROTARGETS zur Identifizierung neuer therapeutischer Ansätze gegen Fibrose haben die Wissenschaftler aus einer Naturstoffbibliothek mit mehr als 150.000 natürlich vorkommenden Substanzen 480 genauer untersucht.

Dabei offenbarten zwei Stoffe das Potenzial, die Bindegewebszellen (Fibroblasten) des krankhaft geschwächten Herzens daran zu hindern, immer mehr Fibrose zu bilden und damit das Herz zu versteifen.

  • Die eine Antifibrose-Substanz heißt Lycorin und ist ein Pflanzenwirkstoff aus der Belladonna-Lilie.
  •  Der andere Fibrose-Hemmer heißt Bufalin, stammt ursprünglich aus dem Gift der Chinesischen Kröte und beeinflusst die Herzfunktion.

„Für eine diastolische Funktionsstörung des Herzens gibt es bislang keine Therapie“

„Wir haben die beiden anti-fibrotischen Substanzen erst in menschlichen Fibroblasten und dann in Mäusen und Ratten getestet“, erklärt der Kardiologe.

In beiden Tiermodellen sei es gelungen, dank der Naturstoffe Fibrose im Herzen zu verhindern und die diastolische Funktion des Herzens zu verbessern.

Dabei sind die Stoffe therapeutisch wirksam dosiert offenbar gut verträglich und schädigen nach ersten toxikologischen Untersuchungen weder Leber noch Nieren.

„Das Sensationelle daran ist, dass es für eine diastolische Funktionsstörung des Herzens bislang keine Therapie gibt“, betont der Wissenschaftler. 

Das bedeute große Hoffnung für weltweit über 30 Millionen Patienten, die an Herzinsuffizienz und gleichzeitiger diastolischer Herzschwäche leiden. Das internationale Forschungsteam geht daher davon aus, dass die Publikation in der Fachwelt auf riesige Resonanz stoßen wird.

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Originalpublikation:
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/31948273

Stoffwechselerkrankungen: Lipodystrophie - Hornon Leptin - Unterhautfettgewebe

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Lipodystrophie-Zentrum am UKL gegründet: Deutschlands einziges Zentrum bietet Hilfe bei extrem seltener Erkrankung

Mit einem besonderen Angebot ergänzt das Universitätsklinikum Leipzig jetzt sein Spektrum im Bereich Stoffwechselerkrankungen. 

Im neu etablierten Lipodystrophie-Zentrum werden die seit Jahren zur Behandlung der sehr seltenen Stoffwechselstörung Lipodystrophie geschaffenen Strukturen und Expertisen jetzt gebündelt und weiter ausgebaut. 

Das Zentrum ist das einzige bundesweit und versorgt Patienten aus ganz Deutschland und den Nachbarländern. 
 Am Universitätsklinikum Leipzig besteht Deutschlands einziges Lipodystrophie-Zentrum.
Am Universitätsklinikum Leipzig besteht Deutschlands einziges Lipodystrophie-Zentrum.
Stefan Straube / UKL

 
Lipodystrophie-Syndrome gehören zu den seltenen Erkrankungen.

Schätzungen gehen von maximal 500 Betroffenen in ganz Deutschland aus, was eine große zu vermutende Dunkelziffer enthält.

  • Bei dieser Stoffwechselstörung ist Unterhautfettgewebe an Teilen des Körpers oder am gesamten Körper krankhaft vermindert. 
  • Teilweise kommt es zu einer ungleichmäßigen Verteilung mit extremem Mangel von Unterhautfett an einigen und übermäßigem Aufbau von Fettpolstern an anderen Körperregionen. 

Die Betroffenen leiden stark an diesen Veränderungen ihres Äußeren.

 „Über diese sichtbaren Symptome hinaus ist Lipodystrophie eine schwerwiegende Erkrankung, die mit hohen Blutfettwerten, verminderter Insulinwirkung und daraus resultierenden Gesundheitsschäden einhergeht“, erklärt Dr. Konstanze Miehle, Leiterin des an der UKL-Endokrinologie beheimateten Zentrums und Expertin für das seltene Erkrankungsbild.


  • Betroffene entwickeln ein erhöhtes Risiko für Diabetes, Fettleber, Bauchspeicheldrüsenentzündungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. 

„Das beeinträchtigt nicht nur die Lebensqualität, sondern auch die Lebenserwartung“ so Miehle. Die Leipziger Spezialisten bieten ihren Patienten ein umfassendes Therapiekonzept mit einer individuellen Diagnostik und Behandlung, an der im Zentrum Vertreter vieler Fachgebiete beteiligt sind.

Dazu gehören neben Endokrinologen und Kinderärzten auch die Humangenetiker, denn Lipodystrophie kann sowohl angeboren als auch erworben sein. 

Im letzteren Fall ist es häufig die Folge einer Autoimmunerkrankung.

Aktuell sind 120 Patientinnen und Patienten am Leipziger Zentrum in Behandlung, viele werden von dem interdisziplinären Team schon jahrelang begleitet.

Die Ärzte sind kontinuierlich auf der Suche nach neuen Ansätzen für die Therapie und arbeiten dazu auch eng in europäischen Netzwerken mit anderen Experten für Lipodystrophie zusammen.

Im Ergebnis profitieren die Patienten von einem schnellen Zugang zu neuesten Erkenntnissen und Verfahren.

„Wir konnten beispielsweise unseren Patienten schon sehr frühzeitig eine Behandlung mit dem Proteohormon Leptin anbieten, das regulierend in den Stoffwechsel eingreift und so vor allem das bei der Erkrankung krankhaft gesteigerte Hungergefühl hemmt, die Empfindlichkeit des Körpers auf Insulin verbessert und die Einlagerung von Fett in innere Organe verhindern soll“, beschreibt Dr. Miehle.

Das Ziel ist, die Therapie zu verbessern und den gestörten Fettstoffwechsel zu normalisieren. 


Trotz erster Erfolge bleibt diese extrem seltene Störung eine stetige Herausforderung.

„Wir wissen noch immer sehr vieles nicht über diese Erkrankung und wollen daher besser verstehen, was genau die Störungen auslöst, um künftig eher und besser helfend eingreifen zu können“.

Das zu ermöglichen wird eine der Aufgaben des neu geschaffenen Zentrums sein.

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Einladung zur Mitarbeit zum Thema: Herbst-Winter Depression -Vitamin D

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Lichttherapie mit Lichtlampen: Hinweis auf kurzfristigen Nutzen bei Herbst-Winter-Depression

Lichttherapie mit Lichtlampen: Hinweis auf kurzfristigen Nutzen bei Herbst-Winter-Depression

Vorläufiger HTA-Bericht bewertet den Nutzen einer Lichttherapie oder einer Vitamin-D-Therapie im Vergleich zueinander sowie zu Antidepressiva, Psychotherapie oder Placebo. Stellungnahmen bitte bis zum 17.2.2020. 

 

Im Auftrag des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Donau-Universität Krems mit weiteren Kooperationspartnern u. a. untersucht, wie wirksam und sicher eine Lichttherapie bzw. eine Therapie mit Vitamin D zur Behandlung der Herbst-Winter-Depression ist. 

Die Nutzenbewertung einer Behandlung der Herbst-Winter-Depression mit Lichttherapie oder einer Vitamin-D-Therapie erfolgte im Vergleich zueinander, aber auch im Vergleich zu einer Behandlung mit Antidepressiva oder Psychotherapie, zu einer Scheinbehandlung (Placebo) oder zu keiner Behandlung.

  • Die Untersuchung zeigt einen Hinweis auf einen kurzfristigen Nutzen von Lichttherapie mittels Lichtlampen im Vergleich zu Placebo im Hinblick auf depressionsbezogene Symptome. 
  • Zur Behandlung von Herbst-Winter-Depression mit Vitamin D wurde keine aussagekräftige Studie gefunden, sodass keine Aussagen zur Wirksamkeit und Sicherheit einer Vitamin-D-Behandlung bei Herbst-Winter-Depression möglich sind.

Herbst-Winter-Depressionen in unseren Breiten recht häufig

Die Herbst-Winter-Depression kommt in nördlichen Ländern häufiger vor als in südlichen. Während für Deutschland keine repräsentativen Daten zum Vorkommen vorliegen, berichten Erhebungen aus Österreich und der Schweiz, dass dort rund 2,5 % der Bevölkerung pro Jahr von einer Herbst-Winter-Depression betroffen sind.

Die Betroffenen entwickeln im Herbst/Winter depressive Symptome, die erst im Frühling meist wieder vollständig verschwinden. 

  • Zu den Symptomen gehören:
  • depressive, gedrückte Stimmung, 
  • fehlender Antrieb, 
  • Interessenverlust,
  • Freudlosigkeit, 
  • häufig auch Heißhunger auf Kohlenhydrate, 
  • erhöhtes Schlafbedürfnis
  • Gewichtszunahme.
Da die depressiven Episoden im Herbst/Winter einsetzen, wird ein Zusammenhang zwischen der Entstehung einer Herbst-Winter-Depression und dem Rückgang der Zahl der Sonnenstunden vermutet.

Da nördlich des 40. Breitengrades im Winter die Vitamin-D-Synthese in der Haut durch die Sonne nicht ausreichend ist, lässt sich auch ein Vitamin-D-Mangel als mögliche Ursache für die Entwicklung von Herbst-Winter-Depression in Erwägung ziehen.

21 randomisierte kontrollierte Studien mit 1441 Teilnehmenden ausgewertet

Die Auswertung von 21 randomisierten kontrollierten Studien zur Lichttherapie mit insgesamt 1441 untersuchten Erwachsenen gab – im Hinblick auf die Remission der Depression und den Schweregrad der depressiven Symptome – Hinweise auf einen kurzfristigen Nutzen von Lichttherapie mittels Lichtlampen im Vergleich zu Placebo. Für sogenannte Head-Mounted Units (am Kopf angebrachte Lichtvorrichtungen) kann hingegen kein Anhaltspunkt für einen Nutzen abgeleitet werden.

Im direkten Vergleich zum untersuchten Antidepressivum oder zu einer kognitiven Verhaltenstherapie ergibt sich kein Hinweis auf einen höheren Nutzen der Lichttherapie mittels Lichtlampen bei der Behandlung der Herbst-Winter-Depression.

Allerdings gibt es einen Anhaltspunkt dafür, dass das Antidepressivum während der Behandlung häufiger zu Nebenwirkungen führt als die Lichttherapie mittels Lichtlampen. Dieser Anhaltspunkt liegt für die kognitive Verhaltenstherapie nicht vor.

Die langfristige Auswirkung von Lichttherapie im Vergleich zu Placebo bleibt unklar, weil die patientenrelevanten Endpunkte nur am Ende der 2- bis 8-wöchigen Intervention erhoben wurden und keine weiteren Nachbeobachtungen erfolgten.

Zur Behandlung von Herbst-Winter-Depression mit Vitamin D wurde keine aussagekräftige Studie gefunden. Aussagen zur Wirksamkeit und Sicherheit einer Vitamin-D-Behandlung bei Herbst-Winter-Depression sind daher nicht möglich.

Das IQWiG bittet um Stellungnahmen

Zu diesem vorläufigen HTA-Bericht bittet das IQWiG bis zum 17. Februar 2020 um Stellungnahmen. Es handelt sich dabei um ein sogenanntes Health-Technology-Assessment (kurz: HTA) in dem durch Gesetzesauftrag 2016 gestarteten IQWiG-Verfahren „ThemenCheck Medizin“. Stellungnahmen können alle interessierten Personen, Institutionen und Gesellschaften abgeben. Gegebenenfalls wird eine wissenschaftliche Erörterung zur Klärung von weitergehenden Fragen aus den schriftlichen Stellungnahmen durchgeführt. Die Anhörung kann zu Änderungen und/oder Ergänzungen des vorläufigen HTA-Berichts führen.

Bürger fragen, Wissenschaftler antworten

Zu den Besonderheiten von „ThemenCheck Medizin“ gehört, dass die Fragestellungen der Berichte immer auf Vorschläge aus der Bevölkerung zurückgehen. Das IQWiG sammelt diese und wählt pro Jahr bis zu fünf Themen aus. Ein Auswahlbeirat bringt dabei die Bürger- und Patientensicht mit ein, ein Fachbeirat die Expertenperspektive.

Die HTA-Berichte werden nicht vom IQWiG selbst verfasst, sondern von extern beauftragten Sachverständigen. Deren Bewertung wird gemeinsam mit einer allgemein verständlichen Kurzfassung (HTA kompakt) und einem Herausgeberkommentar des IQWiG veröffentlicht.

Originalpublikation:
https://www.themencheck-medizin.iqwig.de/de/hta-berichte/38-ht18-04-herbst-winte...

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Schulungsmaterial zu Wirkstoffen bzw. Arzneimitteln


Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: 

Medizin am Abend Berlin ZusatzFachThemen Training Arzneimittel

Schulungsmaterial (Educational Material)

Schulungsmaterial (engl. „educational material“) kann durch die zuständigen Bundesoberbehörden für ein Arzneimittel angeordnet werden, wenn zusätzlich zu Fach- und Gebrauchsinformation besondere Informationen zur Minimierung bestimmter Arzneimittelrisiken für erforderlich gehalten werden.

Während Fach- und Gebrauchsinformation über klinische und sonstige Eigenschaften sowie das Sicherheitsprofil eines zugelassenen Arzneimittels ausführlich informieren, konzentrieren sich die Informationen in Schulungsmaterial auf bestimmte, besonders wichtige Maßnahmen zur Risikominimierung. 

So kann es vor Verordnung oder Abgabe eines Arzneimittels für Fachkreise bzw. Angehörige der Heilberufe erforderlich sein, Patienten/innen gesondert auf bspw. Kontrolluntersuchungen (z.B. regelmäßige Leberwertkontrollen), Schwangerschaftsverhütungsmaßnahmen oder andere Aspekte aufmerksam zu machen, die es bei der Anwendung des Arzneimittels zu beachten gilt.

Schulungsmaterial für Patienten, Pflegekräfte oder Angehörige von Patienten informiert in geeigneter, leicht verständlicher Weise über risikominimierende Maßnahmen, die von diesen Gruppen vor-, während oder nach der Therapie besonders zu beachten sind. 

Das Schulungsmaterial muss den Zielgruppen vom pharmazeutischen Unternehmer in der vom BfArM bestimmten Art (Broschüre, Patientenkarte, Video, Demonstrationsgerät, etc.) zur Verfügung gestellt werden.

Sofern für ein Arzneimittel Schulungsmaterial angeordnet ist, wird es auf Basis der sog. Kernelemente aus dem Risikomanagement-Plan vom pharmazeutischen Unternehmer erstellt und dem BfArM zur Genehmigung vorgelegt (siehe „Bekanntmachung zur Einreichung von Schulungsmaterial“ und „FAQs“ im Service-Teil). Eine Liste über Wirkstoffe und Warenzeichen, für die Schulungsmaterial angeordnet wurde, finden Sie in der Service-Rubrik.

Für bestimmte Wirkstoffe wurde auf Initiative des BfArM das Schulungsmaterial harmonisiert, um zu gewährleisten, dass von mehreren pharmazeutischen Unternehmen für wirkstoff-, darreichungsform- und indikationsgleiche Arzneimittel das gleiche Schulungsmaterial verbreitet wird. Harmonisiertes Schulungsmaterial ist im Suchregister für Schulungsmaterial jeweils als „harmonisiert“ gekennzeichnet.

Damit das behördlich genehmigte Schulungsmaterial auf den ersten Blick von anderem von pharmazeutischen Unternehmen herausgegebenem Informationsmaterial unterschieden werden kann, ist seit dem 01.12.2016 die Kennzeichnung für neu genehmigtes Schulungsmaterial mit dem sog. „Blaue Hand–Logo“ verpflichten.

Für bereits genehmigtes und im Verkehr befindliches Schulungsmaterial wurde das „Blaue Hand-Logo“ ab dem 01.12.2016 bei jeder Neuerung bzw. erneuten Genehmigung aufgebracht.

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