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Botulinumtoxin A: Neuropatische Schmerzen - Therapeutische Alternative

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Aktuelle Studie: Botulinumtoxin A, eine therapeutische Alternative gegen neuropathische Schmerzen

Chronische neuropathische Schmerzen belasten allein in Deutschland Millionen Patienten – bei begrenzten therapeutischen Möglichkeiten. 

„Viele Patienten vertragen die gängigen Medikamente zur symptomatischen Therapie nicht oder haben Kontraindikationen“, sagt Prof. Claudia Sommer aus der Neurologischen Klinik des Universitätsklinikums Würzburg, Co-Autorin einer aktuell veröffentlichten klinischen Studie, in der Botulinumtoxin A – umgangssprachlich: 

Botox – als wirksame und sichere Alternative für diese Patienten vorgeschlagen wird. In der doppelblinden, placebokontrollierten Untersuchung konnten wiederholte subkutane Injektionen des Nervengifts die Schmerzintensität signifikant reduzieren. 
 
Noch sei es allerdings zu früh, um Botulinumtoxin A im klinischen Alltag gegen neuropathische Schmerzen einzusetzen, kommentiert Prof. Hans-Christoph Diener, Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN), die Ergebnisse:

„Die Therapie ist derzeit noch nicht zugelassen und kann nicht zu Lasten der gesetzlichen Krankenkassen verordnet werden.

  • Die Anwendung sollte auch nach einer eventuellen Zulassung auf Spezialsprechstunden für Botox und große neurologische Kliniken beschränkt bleiben.“ 

Neuropathische Schmerzen entstehen durch Schädigung oder Erkrankung von Nervenstrukturen, die Körperwahrnehmungen an das Gehirn weiterleiten.

Die lädierten Nerven entwickeln eine Eigenaktivität und senden elektrische Impulse ans ZNS, die dort als Schmerz wahrgenommen werden.

Der chronisch neuropathische Schmerz ist meistens die Folge einer anderen chronischen Krankheit:

  • Häufig betroffen sind zum Beispiel Patienten mit Diabetes, Nervenverletzungen, amputierten Gliedmaßen oder Rückenmarksverletzungen. 

Angaben zum Anteil der Bevölkerung mit neuropathischen Schmerzen schwanken zwischen 3,3 und 8,2 Prozent.

In Deutschland leiden demnach mindestens 2,6 Millionen Menschen unter der chronischen Schmerzerkrankung.

  • Die Erkrankten quälen brennende Dauerschmerzen und spontan einschießende Schmerzattacken. Viele beschreiben ein Taubheitsgefühl in der betroffenen Region, gleichzeitig kann schon eine leichte Berührung wehtun. Das geht auf Kosten des Schlafs und der Lebensqualität und führt häufig zur Arbeitsunfähigkeit.

Botulinumtoxin A – kurz Botox – ist vielen als Lifestyle-Medikament zur Faltenbehandlung bekannt. Das Nervengift hat sich in den letzten Jahren aber auch für zahlreiche Anwendungen in der Neurologie bewährt. Laut den im April veröffentlichten Leitlinien der amerikanischen neurologischen Fachgesellschaft American Academy of Neurology zählen dazu Spastik nach Schlaganfall, Rückenmarks- und Nervenverletzungen, Verkrampfungen und Fehlhaltungen bei Dystonie oder der Blepharospasmus, ein willkürlich nicht zu beherrschender Lidkrampf. 

Unabhängig von seinem muskellähmenden Effekt wirkt Botulinumtoxin schmerzlindernd. Seit 2011 ist es in Deutschland für die Therapie chronischer Migräne zugelassen. Zur analgetischen Wirkung von Botulinumtoxin A bei neuropathischen Schmerzen fehlten allerdings bisher Daten mit guter Evidenz.

Alternative Therapieoptionen dringend gesucht

Wenn Nerven Schmerzen verursachen, bringt das auch die behandelnden Ärzte immer wieder an die Grenzen ihrer Möglichkeiten. „Unsere Behandlungsoptionen sind derzeit leider unbefriedigend“, sagt Prof. Claudia Sommer von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN). „Es gibt viele Patienten mit chronischen neuropathischen Schmerzen durch periphere Nervenläsionen oder Polyneuropathien, die die gängigen Medikamente zur symptomatischen Therapie wie trizyklische Antidepressiva, Duloxetin, Gabapentin und Pregabalin oder retardierte Opioide nicht vertragen oder Kontraindikationen haben“, weiß die leitende Oberärztin der Neurologischen Klinik und Poliklinik am Universitätsklinikum Würzburg. „Für diese Patienten bräuchten wir dringend eine wirksame Alternative.“

Subkutane Injektionen ins schmerzende Areal

Eine im Mai im Fachmagazin Lancet Neurology veröffentlichte Studie, an der Prof. Sommer als Co-Autorin mitgewirkt hat, rückt Botulinumtoxin A als mögliche Alternative in den Fokus.

Für die doppelblinde und placebokontrollierte Untersuchung hatten die Forscher 152 Patienten in zwei französischen und einer brasilianischen Schmerzambulanz registriert. 68 von ihnen erfüllten die Einschlusskriterien, die Daten von 66 Männern und Frauen gelangten in die Endauswertung. Alle hatten seit mindestens sechs Monaten täglich neuropathische Schmerzen, überwiegend in Hand oder Unterarm bzw. Fuß oder Knöchel. Bei den meisten war der Schmerz Folge eines Traumas oder einer Operation.

34 Probanden erhielten Botulinumtoxin-A-Injektionen in die schmerzende Körperregion. Die Ärzte spritzten im Abstand von 1,5 bis 2 cm je 5 Einheiten Botulinumtoxin A unter die Haut. Die Gesamtdosis hing von der Größe des schmerzhaften Areals ab, überstieg jedoch nicht 300 Einheiten. Nach zwölf Wochen wurde das Procedere wiederholt. Die 32 Patienten aus der Placebogruppe bekamen entsprechende Kochsalzinjektionen.

Signifikante Schmerzreduktion

„Wir konnten zeigen, dass Botulinumtoxin A die Schmerzintensität, verglichen mit Placebo, signifikant reduziert“, erklärt Claudia Sommer. Der von den Probanden berichtete Schmerzgrad auf einer Skala von 0 (kein Schmerz) bis 10 (maximal vorstellbarer Schmerz) fiel in der Botulinumtoxin-A-Gruppe von 6,5 Punkten vor der Behandlung auf 4,6 Punkte in Woche 24, also 12 Wochen nach der zweiten Botulinumtoxin-Applikation. In der Placebogruppe sank der mittlere Schmerzgrad nur geringfügig von 6,4 auf 5,8 Punkte. Der Effekt war anhaltend. Eine zweite Gabe von Botulinumtoxin verstärkte den analgetischen Effekt.
  • Patienten mit Allodynie, denen schon leichte, für gesunde Menschen völlig harmlose Berührungen wehtun, sprachen besonders gut auf die Botulinumtoxin-Injektionen an. Ebenso Patienten, deren Temperaturwahrnehmung nur wenig beeinträchtigt und deren Hautinnervation noch recht gut war. Abgesehen von Schmerzen bei der Injektion dokumentierten die Ärzte keine unerwünschten Wirkungen.

Quellen

Attal N et al.: Safety and efficacy of repeated injections of botulinum toxin A in peripheral neuropathic pain (BOTNEP): a randomised, double-blind, placebo-controlled trial. Lancet Neurol 2016; 15: 555–65 (online first) (http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/26947719)

Diagnostik neuropathischer Schmerzen – Leitlinie der DGN (http://www.dgn.org/leitlinien/2369-ll-61-2012-diagnostik-neuropathischer-schmerz...)

Pharmakologisch nicht interventionelle Therapie chronisch neuropathischer Schmerzen – Leitlinie der DGN (http://www.dgn.org/leitlinien/2373-ll62-2012-pharmakologisch-nicht-interventione...)

 
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360° TOP-Thema: D-13 Rettungsstelle: Schulteroperation + Gelenkspiegelungen an der Schulter+ Schlüssellochoperationen

Medizin am Abend Berlin Fazit: Schulteroperationen: Physiotherapie im Anschluss kürzer als Krankschreibung

  • Nach einer Schulteroperation waren Patientinnen und Patienten in Bremen im Durchschnitt 82 Tage krankgeschrieben. 
  • Erstaunlicherweise lag die Physiotherapie im Anschluss bei nur durchschnittlich 64 Tagen.  
Dies zeigt eine Studie zu Gelenkspiegelungen an der Schulter, die das Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS, das Kreiskrankenhaus Osterholz, die Universitätsmedizin Göttingen und die AOK Bremen / Bremerhaven gemeinsam durchführten. Die Ergebnisse sind jetzt in der Fachzeitschrift „Archives of Orthopaedic and Trauma Surgery“ erschienen. 

Medizin am Abend Berlin ZusatzFachThema Link: Transfusionsmedizin  

 
Das bloße Abfräsen des Schulterdaches – auch subacromiale Dekompression genannt – erfolgt beispielsweise beim Schulterengpass-Syndrom. Hierbei ist der Raum zwischen Schulterdach und Oberarmkopf verengt, so dass schmerzhafte Beschwerden entstehen können. Indem ein Stück vom Knochen abgefräst wird, erhält das Gelenk wieder mehr Spielraum. Diese Schulteroperation wird seit einigen Jahren kontrovers diskutiert.

Studien haben gezeigt, dass auch durch Physiotherapie alleine in vielen Fällen eine nachhaltige Besserung der Schulterbeschwerden erreicht werden kann, sofern kein Sehnenschaden vorliegt.

Prof. Dr. Marius von Knoch vom Kreiskrankenhaus Osterholz und der Universitätsmedizin Göttingen sowie Dirk Enders vom BIPS analysierten rückblickend die Daten von Versicherten der AOK Bremen / Bremerhaven, bei denen zwischen 2010 und 2012 Gelenkspiegelungen an der Schulter, sogenannte Schlüssellochoperationen, durchgeführt worden waren. Dirk Enders vom BIPS erklärt: „Diese sogenannten Routinedaten der Versicherten geben uns wichtige Informationen zur medizinischen Behandlung – wie zu Arzneimittelverschreibungen, ambulanten Arztbesuchen und Krankenhausaufenthalten. Damit bergen sie ein hervorragendes Potenzial, um Behandlungsmethoden wie Schulteroperationen untersuchen und besser bewerten zu können.“ Für die Studie wurden die Daten von insgesamt 660 Personen analysiert.

Die Auswertungen zeigten: Bei Patientinnen und Patienten, bei denen ein bloßes Abfräsen des Schulterdaches durchgeführt wurde, lag die Dauer der Arbeitsunfähigkeit nach der Operation bei durchschnittlich 82 Tagen, also bei fast drei Monaten.

Dies ist wahrscheinlich erheblich länger, als viele Betroffene und Behandler vor der Operation für möglich halten“, erklärt von Knoch.

Erstaunlicherweise lag die Dauer der Physiotherapie, die im Anschluss der Operation einsetzte, aber nur bei durchschnittlich 64 Tagen, also guten zwei Monaten.

Die Autoren formulierten daher die Frage, ob eine längere Dauer von Physiotherapie möglicherweise die Dauer der Arbeitsunfähigkeit verkürzen könnte.

Publikation:
von Knoch M, Enders D, Schlothauer N, Klinger HM, Pigeot I. Duration of sick leave after inpatient shoulder arthroscopy in Germany - Analysis of health care data. Archives of Orthopaedic and Trauma Surgery. 2016.

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360°TOP-Thema: Internationaler Kindertag: Virale Atemwegsinfektion + Typ-1-Diabetes bei Kindern

Medizin am Abend Berlin Fazit: Infektionen können Diabetes-Risiko bei Kindern erhöhen

Virale Atemwegsinfektionen in den ersten sechs Lebensmonaten sind mit einem erhöhten Risiko für Typ-1-Diabetes assoziiert. 

Zu diesem Ergebnis kommt ein Wissenschaftlerteam des Helmholtz Zentrums München im Rahmen einer Studie, die in der aktuellen Ausgabe des renommierten US-Magazins ‚JAMA‘ erscheint. 

 Dr. Andreas Beyerlein und Prof. Dr. Anette-Gabriele Ziegler
 Dr. Andreas Beyerlein und Prof. Dr. Anette-Gabriele Ziegler  Quelle: Helmholtz Zentrum München


Für ihre Studie untersuchten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler um Prof. Dr. Anette-Gabriele Ziegler, Direktorin des Instituts für Diabetesforschung (IDF) am Helmholtz Zentrum München, anonymisierte Daten von fast 300.000 Kindern, die zwischen 2005 und 2007 in Bayern geboren worden waren. Das sind etwa 85 Prozent aller bayerischen Neugeborenen aus diesem Zeitraum. Die Kassenärztliche Vereinigung Bayern (KVB) hatte das Datenmaterial für Forschungszwecke zur Verfügung gestellt.

Zieglers Team, das auch Partner im Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD) ist, wertete gezielt alle verfügbaren Daten zu Infektionen im Hinblick auf das spätere Auftreten von Typ-1-Diabetes aus.

  • Die Infektionen wurden noch einmal aufgeschlüsselt nach der Lokalisation der Symptome (wie etwa Haut, Augen, Magen-Darm-Trakt oder Atemwege), den Ursachen (Bakterien, Viren oder Pilze) und dem Lebensalter (vierteljährlich ab Geburt).

Die daraus resultierenden Zusammenhänge fasst Erstautor Dr. Andreas Beyerlein so zusammen:

  • „Unsere Ergebnisse zeigen, dass virale Atemwegserkrankungen innerhalb der ersten sechs Lebensmonate das Risiko für Kinder, an Typ-1-Diabetes zu erkranken, signifikant erhöhen.“ Infektionen, die später oder an anderen Organen auftraten, waren nicht mit einem signifikant höheren Risiko verbunden. 

Für die Forscher ist diese Erkenntnis ein weiterer Baustein auf dem Weg, die Entstehung von Typ-1-Diabetes zu verstehen, bei der das Zusammenspiel von Genetik und Umweltfaktoren noch weitgehend unklar ist.

Bisher gab es für den Einfluss von Infektionen nur relativ inkonsistente Hinweise aus Studien von Kindern mit genetisch erhöhtem Risiko für Typ-1-Diabetes. 

„Wir konnten dies nun erstmals an einem populationsbasierten Kollektiv von fast 300.000 Kindern bestätigen und fanden insbesondere starke Hinweise für die ersten sechs Monate als besonders empfindliche Lebensphase“, erklärt Studienleiterin Ziegler. 

„Das deckt sich auch mit anderen von uns veröffentlichten Ergebnissen basierend auf Daten von Kindern mit familiär bedingt erhöhtem Risiko, die bereits nahelegten, dass das erste halbe Jahr entscheidend für die Entwicklung des Immunsystems und möglicher Autoimmunkrankheiten wie Typ-1-Diabetes ist.“

Künftig wollen die Wissenschaftler herausfinden, ob tatsächlich ein kausaler Zusammenhang besteht und wenn ja, welche Krankheitserreger genau beteiligt sind und wie sie diesen Effekt auslösen. Auf dieser Grundlage könnte man dann möglicher Weise versuchen, eine entsprechende Impfung zu entwickeln.

Weitere Informationen

Hintergrund
Die Ergebnisse bauen auf einer Publikation des Teams aus dem Jahr 2013 auf, die im Fachjournal JAMA Pediatrics erschien. http://archpedi.jamanetwork.com/article.aspx?articleid=1704825
 
Original-Publikation:
Beyerlein, A. et al. (2016). Infections in early life and development of type 1 diabetes, JAMA, doi: 10.1001/jama.2016. 2181

Das Helmholtz Zentrum München verfolgt als Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt das Ziel, personalisierte Medizin für die Diagnose, Therapie und Prävention weit verbreiteter Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus und Lungenerkrankungen zu entwickeln. Dafür untersucht es das Zusammenwirken von Genetik, Umweltfaktoren und Lebensstil. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 2.300 Mitarbeiter und ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der 18 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren mit rund 37.000 Beschäftigten angehören. Das Helmholtz Zentrum München ist Partner im Deutschen Zentrum für Diabetesforschung e.V. http://www.helmholtz-muenchen.de

Das Institut für Diabetesforschung (IDF) befasst sich mit der Entstehung und Prävention von Typ 1 Diabetes und Typ 2 Diabetes als Spätfolge eines Gestationsdiabetes. Ein vorrangiges Projekt ist die Entwicklung einer Insulin-Impfung gegen Typ 1 Diabetes. In groß angelegten Langzeitstudien untersucht das IDF den Zusammenhang von Genen, Umweltfaktoren und Immunsystem für die Pathogenese von Typ 1 Diabetes. Mit den Daten der Geburtskohorte BABYDIAB, die 1989 als weltweit erste prospektive Diabetes-Geburtskohorte etabliert wurde, konnten Risikogene sowie Antikörperprofile identifiziert werden. Diese lassen Vorhersagen über Entwicklung und Ausbruch von Typ 1 Diabetes zu und werden die Klassifizierung und den Diagnosezeitpunkt verändern. Das IDF ist Teil des Helmholtz Diabetes Center (HDC). http://www.helmholtz-muenchen.de/idf

Das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung e.V. (DZD) ist eines der sechs Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung. Es bündelt Experten auf dem Gebiet der Diabetesforschung und verzahnt Grundlagenforschung, Epidemiologie und klinische Anwendung. Ziel des DZD ist es, über einen neuartigen, integrativen Forschungsansatz einen wesentlichen Beitrag zur erfolgreichen, maßgeschneiderten Prävention, Diagnose und Therapie des Diabetes mellitus zu leisten. Mitglieder des Verbunds sind das Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt, das Deutsche Diabetes-Zentrum DDZ in Düsseldorf, das Deutsche Institut für Ernährungsforschung DIfE in Potsdam-Rehbrücke, das Institut für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen des Helmholtz Zentrum München an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen und das Paul-Langerhans-Institut Dresden des Helmholtz Zentrum München am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus der TU Dresden, assoziierte Partner an den Universitäten in Heidelberg, Köln, Leipzig, Lübeck und München sowie weitere Projektpartner. http://www.dzd-ev.de

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360° TOP-Thema: Deine Schwangerschaft: Geschmack und Geruch von wichtigen Nährstoffen - den Polyaminen

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Wie Schwangerschaft die Wahrnehmung verändert

In der Schwangerschaft verändern sich die Wahrnehmung und Reaktionen auf bestimmte Gerüche und Geschmäcker mitunter drastisch. 

Das ist auch bei Fliegen so. Was die Veränderung in der Wahrnehmung jedoch auslöst, ist weder bei Säugetieren noch bei Insekten verstanden. Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Neurobiologie in Martinsried zeigen nun in Fruchtfliegen, dass die Konzentration eines bestimmten Rezeptors in den Sinnesorganen befruchteter Fliegenweibchen steigt.

Dadurch wird der Geschmack und Geruch von wichtigen Nährstoffen, den Polyaminen, anders im Gehirn verarbeitet: Befruchtete Fliegen entscheiden sich für polyaminreiche Nahrung und steigern so ihren Reproduktionserfolg. 
 Der reproduktive Zustand des Fliegenweibchens schickt Signale an das Gehirn, worauf sich die Sinneswahrnehmung ändert.
Der reproduktive Zustand des Fliegenweibchens schickt Signale an das Gehirn, worauf sich die Sinneswahrnehmung ändert. (c) MPI für Neurobiologie / Friedrich
 
Eine Schwangerschaft bedeutet eine enorme Herausforderung für den Organismus der Mutter. 

Um die heranwachsenden Nachkommen optimal zu versorgen und gleichzeitig die eigenen, gesteigerten Körperfunktionen aufrecht zu erhalten, muss sich die Ernährung auf die geänderten Anforderungen umstellen. 

"Wir wollten wissen, ob und wie eine werdende Mutter die benötigten Nährstoffe wahrnimmt", erklärt Ilona Grunwald Kadow, Forschungsgruppenleiterin am Max-Planck-Institut für Neurobiologie.

Polyamine sind Nährstoffe, die der Körper selbst und auch die Darmbakterien herstellen können. 

Ein Teil der benötigten Polyamine muss jedoch über die Nahrung aufgenommen werden. 

Mit fortschreitendem Alter wird die Aufnahme von Polyaminen mit der Nahrung immer wichtiger, da die körpereigene Produktion zurückgeht.

  • Polyamine spielen in unzähligen Zellprozessen eine Rolle, sodass sich eine Polyamin-Unterversorgung negativ auf die Gesundheit, kognitiven Fähigkeiten, Reproduktion und Lebenserwartung auswirken kann. Doch auch zu viele Polyamine können schädlich sein. Die Polyaminaufnahme sollte daher an die aktuellen Bedürfnisse des Körpers angepasst sein.
Die Martinsrieder Neurobiologen konnten nun zeigen, dass Fruchtfliegenweibchen nach der Paarung Nahrung mit einem höheren Polyaminanteil bevorzugen.

Eine Kombination aus Verhaltensstudien und physiologischen Untersuchungen ergab, dass die veränderte Anziehungskraft von Polyaminen auf Fliegen vor und nach der Paarung durch einen Neuropeptid-Rezeptor, den sogenannten Sex Peptid Rezeptor (SPR) und seine Neuropeptid-Bindungspartner ausgelöst wird.

"Es war bekannt, dass der SPR die Eiproduktion in verpaarten Fliegen ankurbelt", erklärt Ashiq Hussain, einer der beiden Erstautoren der Studie. "Dass der SPR auch die Aktivität der Nervenzellen reguliert, die den Geschmack und Geruch von Polyaminen erkennen, hat uns überrascht."

In trächtigen Weibchen werden deutlich mehr SPR-Rezeptoren in die Oberflächen der chemosensorischen Nervenzellen eingebaut. Polyamine werden so bereits sehr früh in der Verarbeitungskette von Gerüchen und Geschmäckern verstärkt wahrgenommen. Die Bedeutung des Rezeptors zeigte sich, als die Forscher durch eine genetische Modifikation das SPR-Vorkommen in Geruchs- und Geschmacksneuronen nicht-trächtiger Weibchen steigerten: Diese Veränderung reichte aus, um die Nervenzellen von jungfräulichen Fliegen deutlich stärker auf Polyamine reagieren zu lassen. Letztendlich führte dies dazu, dass die Weibchen ihre Vorlieben änderten und wie ihre verpaarten Artgenossinnen die polyaminreiche Nahrungsquelle anflogen.

Die Studie zeigt erstmals einen Mechanismus, über den Trächtigkeit (oder Schwangerschaft) die chemosensorischen Nervenzellen modifizieren und so die Wahrnehmung wichtiger Nährstoffe und das Verhalten darauf verändern können. "Da Geruch und Geschmack in Insekten und Säugetieren ähnlich verarbeitet werden, könnte ein entsprechender Mechanismus auch bei uns Menschen dafür sorgen, dass das heranwachsende Leben optimal versorgt ist", vermutet Habibe Üc̗punar, die zweite Erstautorin der Studie. In einer parallel erscheinenden Studie konnten die Wissenschaftler zudem zeigen, wie die wichtigen Polyamine von den Fruchtfliegen überhaupt wahrgenommen werden.

ORIGINALVERÖFFENTLICHUNG:
Ashiq Hussain, Habibe K. Üc̗punar, Mo Zhang, Laura F. Loschek, Ilona C. Grunwald Kadow
Neuropeptides modulate female chemosensory processing upon mating in Drosophila
PLOS Biology, online am 4. Mai 2016

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Dr. Stefanie Merker
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GenderMedizin: Krankheits- und Gesundheitswanderung von jungen Frauen und jungen Männern

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Auf dem Land fehlen junge Frauen

Nach wie vor wandern mehr junge Frauen als Männer aus dünn besiedelten Räumen in die Großstädte und deren Umland. Da die Frauen nur selten zurückkehren, verschieben sich die Geschlechterverhältnisse innerhalb der Altersgruppe in den betroffenen Regionen immer mehr. 

Medizin am Abend Berlin ZusatzFachThema Link: Impfen  


 Geschlechterverhältnis in den hochmobilen Altersgruppen

 Geschlechterverhältnis in den hochmobilen Altersgruppen  BBSR
 
Nach wie vor wandern mehr junge Frauen als Männer aus dünn besiedelten Räumen in die Großstädte und deren Umland.

  • In vielen ländlich geprägten Regionen und strukturschwächeren Wirtschaftsräumen folgt daraus ein deutlich höherer Männeranteil in der Bevölkerung. 

Auf 100 Männer kommen in ländlichen Regionen Ostdeutschlands durchschnittlich 87 Frauen. Da die Frauen nur selten zurückkehren, verschieben sich die Geschlechterverhältnisse innerhalb der Altersgruppe in den betroffenen Regionen immer mehr. Das geht aus einer Auswertung des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) hervor.

Die Wissenschaftlerinnen untersuchten Daten auf Kreisebene zu Wanderungen der 18- bis 29-Jährigen innerhalb der Bundesrepublik.

  • Junge Frauen sind demnach deutlich mobiler als gleichaltrige Männer und zudem jünger, wenn sie zum ersten Mal den Wohnort wechseln. In den meisten Großstädten sind junge Frauen gegenüber ihren männlichen Altersgenossen inzwischen in der Mehrheit.

In Ostdeutschland geht die Abwanderung junger Frauen in Richtung der Großstädte stärker auf Kosten der dünn besiedelten ländlichen Räume. Dort liegt der Männeranteil in der Gruppe der 18- bis 29-Jährigen fast überall überproportional hoch. Die Abwanderung der jungen Menschen verstärkt die Alterung der ländlichen Bevölkerung. Aber auch abgesehen vom Alter verändert sich die Struktur der Bevölkerung, wenn vor allem junge, gut qualifizierte Frauen fortziehen.

„Frauen fehlen als qualifizierte Fachkräfte, als potenzielle Partnerinnen und Mütter und als Teil der sozialen Netze in diesen Regionen. Das wird für die Entwicklung dieser Räume zum Problem“, sagt BBSR-Expertin Antonia Milbert. „Viele junge Frauen sind deutlich mobiler, wenn die Heimatregion nicht genügend qualifizierte Ausbildungs- und Erwerbsmöglichkeiten bietet. Aber auch die Infrastrukturausstattung, das Wohnumfeld und Präferenzen für weniger traditionelle Lebensstile spielen als Abwanderungsmotive eine Rolle“, führt Milbert aus. Umso wichtiger sei es, die ländlichen Räume insgesamt in ihrer ökonomischen Entwicklung zu stärken.

Weitere Analysen zum Thema hat das BBSR in der aktuellen Ausgabe seiner Fachzeitschrift „Informationen zur Raumentwicklung“ veröffentlicht. Die Beiträge in diesem Heft stellen das Leben auf dem Land aus unterschiedlichen Blickwinkeln dar. Sie fokussieren sowohl auf die Situation von jungen als auch auf die von älteren Menschen. Nach welchen Mustern erfolgen Bewegungen vom Land in die Stadt oder umgekehrt? Was veranlasst Menschen dazu, in den Dörfern zu bleiben oder dorthin zurückzukehren? Welche Folgen ergeben sich für die Raum- und Regionalplanung? Und wie sieht es in anderen Ländern Europas aus? Antworten auf diese Fragen bietet das IzR-Themenheft „Landflucht? Gesellschaft in Bewegung“. Das Heft ist für 19 Euro zzgl. Versandkosten beim Steiner-Verlag erhältlich. Bezug: service@steiner-verlag.de




Binnenwanderungssaldo junger Erwachsener 2003-2014

Binnenwanderungssaldo junger Erwachsener 2003-2014 BBSR

Mehr zum IzR-Themenheft:

http://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/Veroeffentlichungen/IzR/izr_node.html

Karten und Grafiken:
http://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/Home/Topthemen/junge_frauen.html

 

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Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) ist eine Ressortforschungseinrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB). Es berät die Bundesregierung bei Aufgaben der Stadt- und Raumentwicklung sowie des Wohnungs-, Immobilien- und Bauwesens.

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360° TOP-Hinweis Rettungsstellen-KANZEL: Risiko Ausdauersport und Herzschäden?

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Mediziner finden keine Hinweise für Herzschäden durch langjährigen Sport

Belgische Wissenschaftler haben 2012 eine Studie veröffentlicht, die in die These mündet, dass wiederholte intensive Ausdauerbelastungen auf Leistungssport-Niveau zu einer krankhaften Vergrößerung der rechten Herzkammer führen können. 

Damit entstünden Gefahren bis hin zum plötzlichen Herztod. 

In der Fachwelt hat diese Arbeit für viel Aufsehen gesorgt. 

Sportmediziner der Universität des Saarlandes haben sie nun erstmals an sogenannten Masterathleten, älteren Leistungssportlern, gezielt überprüft. 

Ihr Ergebnis widerlegt die Annahmen ihrer belgischen Kollegen. Die Studie wurde im renommierten Fachmagazin „Circulation“ veröffentlicht. 
 
Ausdauersportler, die an einem plötzlichen Herztod versterben, sind in trauriger Regelmäßigkeit Teil der medialen Aufmerksamkeit. Auch vor einigen Wochen ging eine Nachricht durch Fernsehen, Zeitungen und Internet: Der niederländische Radprofi Gijs Verdick erlag im Krankenhaus zwei Herzattacken, die er eine Woche zuvor bei einem Rennen erlitten hatte. 

Medizin am Abend Berlin ZusatzFachThema Link: Pflegeberufereformgesetz – PflBRefG)

Mögliche Gefahren des Ausdauersports für das Herz werden bereits seit über hundert Jahren in der medizinischen Fachwelt diskutiert.

Obwohl mittlerweile weitgehend Konsens besteht, dass es sich beim vergrößerten Sportherz um eine gesunde Anpassungsreaktion an regelmäßig betriebenen Ausdauersport handelt, lassen manche Studien auch sportbedingte krankhafte Veränderungen vermuten.

So auch eine Arbeit belgischer Kardiologen und Sportmediziner, die 2012 publiziert wurde und weltweite Beachtung fand  http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22160404.

Die Forscher stellten darin einen Zusammenhang zwischen Extrem-Ausdauersport und der akuten Vergrößerung und Funktionseinschränkung der rechten Herzkammer unmittelbar nach Belastung her. Genauer gesagt, beobachteten sie eine Vergrößerung und Funktionseinschränkung der rechten Herzkammer nach mehrstündigen Ausdauerwettkämpfen. 
  • Allerdings wurde die daraus abgeleitete Hypothese einer langfristigen Schädigung der rechten Herzkammer durch Ausdauersport, zwischenzeitlich auch als „belastungsinduzierte Arrhythmogene Rechtsventrikuläre Cardiomyopathie (ARVC)“ bezeichnet, bislang nicht durch längsschnittliche Untersuchungen bestätigt. 
Deshalb war noch unklar, ob die von den Belgiern festgestellte und in der Fachwelt häufig diskutierte akute Vergrößerung der rechten Herzkammer nach Extrem-Ausdauersport tatsächlich in einen gefährlichen Dauerzustand mündet.

Für die Saarbrücker Forscher um Prof. Dr. Jürgen Scharhag, Kardiologe und Sportmediziner, und Dr. Philipp Bohm war die Hypothese:

„Ausdauersport führt zu krankhafter Vergrößerung der rechten Herzkammer“, nicht unmittelbar einleuchtend. 

Am Saarbrücker Institut für Sport- und Präventivmedizin untersuchen die Wissenschaftler seit Jahrzehnten Spitzensportler aus vielen Disziplinen, darunter Triathleten, Schwimmer und Profi-Fußballer. Anzeichen, die die belgische These untermauerten, fanden die Saar-Forscher dabei nie. Daher beschlossen sie, die Hypothese zu überprüfen.

Dafür untersuchten sie 33 sogenannte Elite-Masterathleten (im Schnitt 47 Jahre alt) und verglichen sie mit einer Kontrollgruppe (ebenfalls 33 Männer), die ihnen in Alter, Größe und Gewicht ähnelte, aber keinerlei Ausdauersport betrieben hat. Die Athleten, unter denen ehemalige Olympia-Teilnehmer ebenso wie ehemalige professionelle Ironman-Sieger und Teilnehmer zu finden waren, sind seit rund 30 Jahren leistungssportlich aktiv und trainieren nach wie vor rund 17 Stunden pro Woche.
  • Die saarländischen Wissenschaftler konnten zwar feststellen, dass die Herzen der langjährigen Spitzensportler erwartungsgemäß deutlich größer und kräftiger waren als die der Kontrollgruppe.
 „Aber wir fanden keine Hinweise für eine dauerhafte Schädigung, krankhafte Vergrößerung oder Funktionseinschränkung der rechten oder linken Herzkammer durch langjährig betriebenen intensiven Ausdauersport“, erläutert Philipp Bohm, der inzwischen am universitären Herzzentrum Zürich arbeitet.
Der Rückgriff auf hochtrainierte und leistungssportlich aktive Masterathleten ist ein Kniff, den die Saarbrücker Forscher angewendet haben:  

Da die beste Methode, das Herz und insbesondere die rechte Herzkammer zu untersuchen, die kardiale Magnetresonanztomographie (MRT) ist, diese jedoch noch nicht lange genug zur Verfügung steht und auch kein Routineverfahren zur Untersuchung von Sportlern darstellt, wird es auf absehbare Zeit keine systematischen kernspintomographischen Verlaufsstudien zum Sportherzen geben können.

Eine Längsschnitt-Studie, bei der die Probanden vielleicht sogar über mehrere Jahrzehnte begleitet werden, wäre demnach mittels MRT noch gar nicht möglich. „Diese sogenannten Mastersportler repräsentieren derzeit also am besten den Langzeitverlauf langjährig betriebenen Ausdauerwettkampfsports”, erklärt Jürgen Scharhag.

Hintergrund:
Die Saarbrücker Sportmedizin hat eine lange Tradition in der Erforschung medizinischer Aspekte des Spitzensports und der Sportkardiologie. So erforschen die saarländischen Mediziner beispielsweise mit dem Weltfußballverband FIFA den plötzlichen Herztod bei Fußballern. Institutsdirektor Professor Tim Meyer ist als Mannschaftsarzt der deutschen Fußball-Nationalmannschaft tätig wie bereits sein Vorgänger Professor Wilfried Kindermann. Jürgen Scharhag betreut in derselben Funktion die U-21-Auswahl des DFB. Darüber hinaus betreuen und betreuten die Mediziner des Instituts diverse deutsche Olympiamannschaften und Nationalteams sowie die Athleten des hiesigen Olympiastützpunktes.

Die Studie im Internet:

„Right and Left Ventricular Function and Mass in Male Elite Master Athletes“ (12. April 2016): http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27073129

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Tel.: (0681) 30270400
E-Mail: juergen.scharhag@uni-saarland.de

Dr. med. Philipp Bohm
E-Mail: philipp.bohm@usz.ch
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360° TOP-Thema: Rettungsstelle-KANZEL: E-Zigarette: Ausstiegshilfe oder eine Einstiegsdroge?

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Statement zum Welt-Nichtrauchertag: E-Zigarette: Harm-Reduction-Maßnahme? Einstiegsdroge?

Suchtforscher Heino Stöver fordert klare Hinweise der Gesundheitspolitik für Verbraucherinnen und Verbraucher  
  • In mehreren europäischen Ländern ist in den vergangenen Jahren der Trend zu beobachten, dass die Nutzung von E-Zigaretten zugenommen hat. 
  • Anstatt Tabak zu verbrennen, wird in der elektronischen, oft batteriebetriebenen Zigarette eine (meist) nikotinhaltige Flüssigkeit (Liquid) verdampft.  
Gleichzeitig nimmt deshalb die Debatte um die E-Zigarette zu. Expertinnen und Experten weisen auf die Unsicherheiten bei der Gefährdung der Verbraucherinnen und Verbraucher hin, andere halten den Konsum von E-Zigaretten für eine mögliche Methode zur Schadensminimierung bzw. sogar Tabakentwöhnung.

Medizin am Abend Berlin ZusatzFachThema Link: POLIZEI Berlin  


Prof. Dr. Heino Stöver, geschäftsführender Direktor des Instituts für Suchtforschung (ISFF) der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS), nimmt zum Welt-Nichtrauchertag 2016 am 31. Mai, ausgerufen von der Weltgesundheitsorganisation WHO, zum Thema E-Zigaretten Stellung.



Prof. Dr. Heino Stöver, Direktor des Instituts für Suchtforschung (ISFF) der Frankfurt UAS.
Prof. Dr. Heino Stöver, Direktor des Instituts für Suchtforschung (ISFF) der Frankfurt UAS.
Bildquelle: Frankfurt UAS/Uwe Dettmar

Es steht die Frage in der Diskussion, ob die E-Zigarette eine Ausstiegshilfe oder eine Einstiegsdroge darstellt. 

Stöver vertritt die Meinung, dass neben anderen Rauchentwöhnungsstrategien die E-Zigarette eine weitere Ausstiegshilfe sei: „Eine Veröffentlichung im Dezember 2014 bestätigt, dass die Erfolgschancen auf einen dauerhaften Rauchstopp mit der E-Zigarette von 4 % auf 9 % mehr als verdoppelt werden. Die Gefahr, dass E-Zigaretten ein Einstiegsprodukt sein könnten, ist gering: E-Zigaretten werden von Nichtraucherinnen und Nichtrauchern eher selten probiert.

Auch zeigt eine im Januar 2015 veröffentlichte Studie, dass nicht rauchende Jugendliche wenig an E-Zigaretten interessiert sind.“

  • Die Gesundheitsgefährdung durch elektronische Dampferzeugnisse im Vergleich zum konventionellen Tabakkonsum schätzt Stöver als geringer ein: 

„In anderen Ländern werden die Risiken des Konsums vor dem Hintergrund einer hohen tabakbedingten Sterberate viel stärker abgewogen: Die Organisation Public Health England geht beispielsweise davon aus, dass E-Zigaretten etwa 95 % weniger schädlich seien als Tabakzigaretten und gründete daraufhin eine nationale Public-Health-Strategie.

Natürlich sind E-Zigaretten nicht völlig ohne Gesundheitsrisiken, es geht hier aber um einen realistischen und pragmatischen Schadensabwägungsprozess. Auch in der Gesundheitspolitik sollten Harm-Reduction-Erwägungen eine wichtige Rolle spielen.“

Manche Gesundheitspolitiker/-innen befürchten, dass E-Zigaretten zu einer gesellschaftlichen Akzeptanzsteigerung des Rauchens beitragen könnten. „Es ist nicht davon auszugehen, dass die E-Zigarette die Entwicklung des Nichtraucherschutzes behindert, da im Zentrum gesundheitspolitischer Anstrengungen weiterhin die Reduktion des Tabakkonsums steht. Die E-Zigarette soll als Alternative für ehemalige Dauerkonsumentinnen und -konsumenten von Tabakzigaretten eine Rolle spielen.

  • Es ist somit eine weniger riskante ‚Substitutionsbehandlung‘, eine sogenannte ‚Harm Reduction-Maßnahme‘. 
  • Eine Akzeptanzsteigerung wird dadurch nicht provoziert; es ist eher eine Anerkennung, riskantere Konsumformen mit einer E-Zigarette zu überwinden“, erläutert Stöver.

Jedoch kritisiert Stöver die zahlreichen Forschungslücken hinsichtlich des E-Zigaretten-Konsums: „Von großer Relevanz ist die Frage nach den Gründen für den fehlenden Risikoabwägungsprozess in der deutschen Gesundheits- bzw. Tabakpolitik. 

  • An den Folgen ihres Tabakkonsums sterben in Deutschland täglich rund 300 Menschen, von der E-Zigarette sind bislang keine Mortalitätsdaten bekannt. 

Es werden Forschungsergebnisse benötigt, die Aussagen zu gesundheitsschädlichen Wirkungen der E-Zigarette treffen.“ Daneben sind die Frage nach der gesellschaftlichen Akzeptanz, die Überprüfung der Gateway-Hypothese zum Einstieg in den Tabakkonsum über elektronische Dampferzeugnisse sowie die Rolle der Gesundheitspolitik bei der Unterstützung von Dauerraucherinnen und- rauchern beim Umstieg bzw. Ausstieg von Interesse.

Der Verbraucherschutz wird hinsichtlich des Konsums von E-Zigaretten ab Mai 2016 durch die europäische Tabakproduktrichtlinie reguliert, die klare Vorschriften zur Produktqualität von E-Zigaretten enthält. 

„Es ist irritierend, eine tabak- bzw. nikotinlose E-Zigarette unter der Tabakproduktrichtlinie zu regulieren. 

Es sollten alle Möglichkeiten der Produktsicherheit beachtet werden: 

Auf dem Etikett sollten Angaben zur Herkunft des Liquids enthalten sein, zum Geschmack und zur Zusammensetzung, v.a. dem Nikotinanteil, sowie über die Beimischungen. 

Leider haben hier öffentliche Debatten über Kontrollstrategien und -alternativen in Deutschland gefehlt“, appelliert Stöver an die Gesundheitspolitik. 

„Ich befürworte eine Abgabe nur an über 18-Jährige; diese Produkte gehören nicht in die Hände von Kindern und Jugendlichen.“

Zur Person:
Prof. Dr. Heino Stöver ist Dipl.-Sozialwissenschaftler und seit 2009 Professor der Frankfurt UAS am Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit. Sein Tätigkeitsschwerpunkt ist die sozialwissenschaftliche Suchtforschung. Er ist geschäftsführender Direktor des Instituts für Suchtforschung (ISFF) der Frankfurt UAS. Zurzeit leitet er das Forschungsprojekt „Der Konsum von elektronischen Dampferzeugnissen (eDe) unter Jugendlichen“, das neben der Analyse des Konsums auch praktische Vorschläge für einen verbraucherschutzorientierten Umgang mit elektronischen Dampferzeugnissen entwickelt. Er hat den Master-Studiengang „Suchttherapie und Sozialmanagement in der Suchthilfe“ der Frankfurt UAS mitinitiiert.


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Stressbedingte Krankheiten - Entstehung von stressassoziierter Darmentzündung

Medizin am Abend Berlin Fazit:   Aktuelle Grundlagen-Studie: Dank „Impfung" widerstandsfähiger gegen stressbedingte Krankheiten

Stress kann entzündliche Prozesse fördern und so psychische und somatische Krankheiten begünstigen. 

Die „Old Friends“-Hypothese besagt jedoch, dass diese Effekte nicht immer so ausgeprägt wie in der heutigen Zeit waren: Während seiner frühen Entwicklung war der Mensch deutlich häufiger verschiedensten Mikroorganismen, den sogenannten „Old Friends“ ausgesetzt, welche auf Grund ihrer Häufigkeit vom Immunsystem toleriert werden mussten, um chronische Entzündungsprozesse zu vermeiden. 

Wie die Schutzfunktion der „Old Friends“ im Körper wieder aktiviert werden kann, untersuchte kürzlich eine deutsch-amerikanische Forschergruppe

Medizin am Abend Berlin ZusatzFachThema Link: Arbeitsbedingungen und psychische Belastungen  

 
In Experimenten mit Mäusen zeigten sie, dass eine „Impfung“ mit einem Vertreter dieser „Old Friends“ die Entstehung von stressassoziierter Darmentzündung verhindert und bei gestressten Tieren eine angstmindernde Wirkung hat. Ob und in welcher Weise sich diese Ergebnisse auch auf den menschlichen Körper übertragen lassen, müssen laut Experten der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie (DGPM) nun schrittweise weitere Studien prüfen.

Vor über zwei Millionen Jahren war der Mensch von zahllosen Mikroorganismen umgeben. Diese besiedelten Haut- und Schleimhäute und somit auch den Darm. „Die ‚Old Friends‘-Hypothese geht davon aus, dass der Mensch in dieser Umgebung nur überleben konnte, weil sein Immunsystem in der Lage war, diese eher harmlosen Mikroorganismen seiner Umgebung zu tolerieren“, sagt Professor Dr. Stefan Reber von der Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie in Ulm.

Eine Folge dieser gesteigerten Immunregulation war, dass die stressbedingte Immunaktivierung und somit das krankheitsfördernde Potential von Stress abgeschwächt wurde. 
  • Vermittler dieser Toleranz waren sogenannte regulatorische T-Zellen, die eine Entzündungsreaktion über direkten Zell-zu-Zell-Kontakt, aber auch durch die Abgabe von entzündungshemmenden Botenstoffen dämpfen. 
„In der modernen Welt sind diese ‚Old Friends‘ aufgrund einseitiger Ernährung, bebauter Umwelt, keimfreien Wassers und Antibiotika seltener geworden“, sagt Professor Reber, der als Erstautor an der Studie beteiligt war. 
  • Der dadurch verursachte Mangel an regulatorischen T-Zellen steigert die generelle und stressbedingte Immunaktivierung, und kann – so der aktuelle Wissensstand – die Entstehung von psychischen und somatischen Erkrankungen fördern, die durch eine chronische Entzündungsreaktion charakterisiert sind. 
  • Beispiele dafür sind Depressionen, posttraumatische Belastungsstörungen und Colitis Ulcerosa, eine Form der chronisch-entzündlichen Darmerkrankung.

Ein wichtiger Prozess, der zu einer Stress-vermittelten Steigerung der Immunaktivität führt, vollzieht sich laut Professor Reber im Darm: 

  •  „Stress verändert hier die Zusammensetzung der Darmbakterien und begünstigt so die Ausbreitung von so genannten „Pathobionten“, also Keimen die bei einer unkontrollierten Vermehrung eine Darmentzündung auslösen.
In ihrer Studie injizierten die Forscher Mäuse mit dem abgetöteten Bakterium Mycobacterium vaccae, einem für den Menschen harmlosen Verwandten des Tuberkulose-Erregers.

„Mycobacterium vaccae ist überall im Erdreich und nicht-chloriertem Wasser vorhanden und war somit vermutlich während der gesamten Evolution ein ständiger Begleiter, also ein ‚Old Friend‘ des Menschen“, sagt Professor Reber. 

Nach der Impfung wurden die Mäuse in einen Käfig mit einem größeren, dominanten Artgenossen gesetzt. Eine Situation, die enormen Stress erzeugt und bei nicht mit dem Erreger behandelten Mäusen in der Folge zu einer Darmentzündung und gesteigerten Ängstlichkeit führte. Die geimpften Mäuse jedoch zeigten während dieser sozialen Stressphase deutlich weniger unterwürfiges Verhalten, blieben körperlich gesund und zeigten weniger Angst. „Der ‚Old Friend‘ bewahrte die Mäuse vor den durch Stress ausgelösten Entzündungsvorgängen und damit auch vor Erkrankungen, die in Folge dieser gesteigerten Entzündungsreaktionen entstehen können“, erklärt Reber.

Ob eine solche „Impfung“ in Ergänzung zu präventiven und psychotherapeutischen Behandlungen auch Menschen weniger anfällig für stressbedingte Krankheiten machen könnte, ist derzeit noch völlig unbekannt.
Professor Dr. med. Harald Gündel, Ärztlicher Direktor der Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie in Ulm und Mediensprecher der DGPM, hält weitere Forschung in diesem Bereich für sinnvoll. „Die Ergebnisse solcher Folgestudien müssen wir natürlich erst einmal abwarten“, so der DGPM-Experte.

Quelle: Reber, Stefan et al: Immunization with a heat-killed preparation of the environmental bacterium Mycobacterium vaccae promotes stress resilience in mice; http://www.pnas.org/content/early/2016/05/11/1600324113.long


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Pflegestützpunkte in Deutschland

Medizin am Abend Berlin Fazit:   Neue Studie zeigt Regulierungsbedarfe für die Pflegeberatung

Das Institut für Sozialforschung und Sozialwirtschaft (iso) e.V. in Saarbrücken hat im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung erstmals eine bundesweite Studie zum Regelbetrieb der Pflegestützpunkte in Deutschland durchgeführt. 

Pflegestützpunkte sind örtliche Beratungsstellen, durch die der gesetzliche Anspruch von Pflegebedürftigen und Angehörigen auf unabhängige und fachlich kompetente Pflegeberatung eingelöst werden soll. Insgesamt existieren knapp 400 solcher Einrichtungen in Deutschland. 

Medizin am Abend Berlin Fachlink: hier bitte... 
 
Die vorliegenden Ergebnisse ermöglichen eine aktuelle Bestandsaufnahme zum Stand der Umsetzung, zu Erfolgen aber auch zu Handlungsbedarfen der Beratungspraxis in den Pflegestützpunkten. Zentrale Fragestellungen der Untersuchung waren u.a.:

Inwieweit gibt es Diskrepanzen zwischen den gesetzlichen Vorgaben und der Umsetzungspraxis?

Wie ist diese Kluft ggf. zu erklären? Welche gesetzlichen Präzisierungen sind nötig, um sie zu schließen?

Wie muss Pflegeberatung organisiert werden, damit Care- und Case-Management erfolgreich durchgeführt werden können?

Wie kann neutrale – am Pflegebedürftigen orientierte – Beratung organisiert werden?

Welche berufliche Qualifikation brauchen Mitarbeiter/innen in Pflegestützpunkten und welche Qualitätsstandards sind wünschenswert?

Grundlage für die flächendeckende Errichtung von Pflegestützpunkten war das im Jahr 2008 in Kraft getretene Pflege-Weiterentwicklungsgesetz, mit dem ein Rechtsanspruch auf Pflegeberatung verankert wurde.

Hintergrund der Gesetzesinitiative war die Erfahrung, dass Pflegebedürftige und deren Angehörige häufig mit der Beantragung und Organisation von Hilfen überfordert waren. In der Konsequenz wurden die in den Sozialgesetzbüchern verankerten Leistungen zu spät oder gar nicht in Anspruch genommen.

Insbesondere fehlte es an neutralen Beratungsinstanzen, die in der Lage waren, eine qualitativ hochwertige und umfassende Unterstützung „aus einer Hand“ zu leisten.

Mit den Pflegestützpunkten sollte eine flächendeckende Infrastruktur von wohnortnahen Anlaufstellen geschaffen werden, um eine umfassende und qualitativ hochwertige Beratung für alle Bürgerinnen und Bürger sicherzustellen.

Trotz der bundesgesetzlichen Vorgaben herrscht mit Blick auf die konkrete Ausgestaltung der Pflegestützpunkte eine große Umsetzungsvielfalt. 
  • Dies schlägt sich in einer regional höchst unterschiedlichen Versorgungsdichte, in Varianzen bei der finanziellen, personellen und sächlichen Ressourcenausstattung sowie in Differenzen beim Aufgaben- und Zuständigkeitsverständnis der Pflegestützpunkte nieder. 
  • Insgesamt hat die Studie keinen Zweifel an der Sinnhaftigkeit und dem Nutzen von Pflegestützpunkten für die Bevölkerung aufkommen lassen, auch wenn viele Hinweise auf Optimierungsmöglichkeiten gefunden wurden. 

So hat die Befragung u.a. wichtige Impulse geliefert, wie die Organisation der Pflegestützpunkte zur Aufgabenerfüllung beitragen kann und an welchen Stellen präzisere Strukturvorgaben eine einheitliche und verbindliche Mindestqualität sicherstellen können.

Kirchen-Peters, S./ Nock, L. (2016): Pflegestützpunkte in Deutschland. Die Sicht der Mitarbeitenden. In: WISO DISKURS Nr. 7 Pflegestützpunkte in Deutschland – Die Sicht der Mitarbeitenden, der rechtliche Rahmen, die politische Intention. S. 5-36.

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Dr. Volker Hielscher Institut für Sozialforschung und Sozialwirtschaft e.V. (iso)

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Saarland


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Telefon: 0681 - 954 24 22
Fax: 0681 - 954 24 27
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360° TOP-Hinweis: Rettungsstelle: Krankenhauskeime im Blut von Patienten

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Trojanische Pferde für Krankenhauskeime

Bakterien der Art Staphylococcus aureus sind in der Regel gefürchtete Krankheitserreger. Bisweilen finden sich allerdings im Blut von Patienten abgeschwächte Varianten. Forscher der Universität Würzburg haben jetzt eine dafür verantwortliche Mutation identifiziert. 
 
Das Bakterium Staphylococcus aureus besiedelt beim Menschen bevorzugt die Haut und die Nasenschleimhaut und macht sich dort normalerweise nicht bemerkbar.

  • Gelingt es ihm aber, ins Körperinnere einzudringen, drohen den Betroffenen lebensgefährliche Konsequenzen in Form von Abszessen, einer Blutvergiftung, einer Lungenentzündung oder einer Entzündung der Herzinnenwand. 
Medizin am Abend Berlin ZusatzFachThema: Anspruch auf Pflegezeiten

Wie es der Erreger schafft, sein gefährliches Werk zu verrichten, ist trotz intensiver Forschung noch immer weitgehend unverstanden. Jetzt ist es Wissenschaftlern der Universitäten Oxford und Würzburg gelungen, ein Phänomen zu erklären, dass die Wissenschaft ebenfalls vor Rätsel gestellt hat. In der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift PNAS stellen sie ihre Ergebnisse vor.

Enge Verwandte mit deutlichen Unterschieden

„Neueste Studien haben gezeigt, dass sich in manchen Fällen Staphylococcus-Bakterienstämme im Blut von Patienten deutlich von denen unterscheiden, die sich in deren Nase nachweisen lassen“, erklärt Professor Thomas Rudel, Inhaber des Lehrstuhls für Mikrobiologie an der Universität Würzburg und gemeinsam mit seinem Mitarbeiter Dr. Martin Fraunholz einer der Hauptautoren der Studie.

„Das ist ein überraschender Befund, weil beide Bakterientypen genetisch eng miteinander verwandt sind“, so Rudel.

Die wichtigsten Unterschiede:

Die Fähigkeit dieser Bakterien im Blut, menschliche Immunzellen zu zerstören, ist deutlich schwächer – verglichen mit ihren Verwandten aus der Nasenschleimhaut.

  • Gleichzeitig geht diese Veränderung mit dem Befund einher, dass solche Bakterien vermehrt in den Blutkreislauf einschwemmen, deutlich länger überleben und damit eine sogenannte Bakteriämie verursachen.

Mutation in einem Gen sorgt für die Unterschiede

Bei der Suche nach den Verantwortlichen für diesen Verlust an gefährlichen Eigenschaften wurden die Forscher bei einem bestimmten Gen fündig – sein wissenschaftlicher Name: rsp. Dieses Gen kodiert einen Transkriptionsfaktor, also ein Protein, das eine zentrale Rolle übernimmt, wenn Gene abgelesen und Proteine gebildet werden. „Ist das Gen mutiert, verändern sich die Eigenschaften der Bakterienpopulation der Nase: Ihre Toxizität nimmt drastisch ab. Das hat zur Folge, dass Bakterien, in denen rsp mutiert ist, zwar effizient von Fresszellen des menschlichen Immunsystems aufgenommen werden, diese jedoch erst mit einer gewissen Verzögerung zerstören“, so Rudel. Da diese Immunzellen mobil sind, können sie als „Trojanische Pferde“ die Bakterien im Menschen verbreiten, oft mit fatalen Folgen.

Bei Staphylococcus-Stämmen der Haut fanden die Wissenschaftler übrigens keine vergleichbaren Veränderungen. 

Das lässt ihrer Meinung nach den Schluss zu, dass die neuen Eigenschaften nur bei einer Infektion der Blutbahn von Vorteil sind, nicht aber bei einem Befall der Haut oder anderer weicher Gewebe.
„Unsere Befunde sprechen dafür, dass spontane Mutationen dafür verantwortlich sind, wenn das Regulationssystem, basierend auf dem rsp-Transkriptionsfaktor, seine Funktion verliert”, fasst Thomas Rudel die wichtigsten Ergebnisse dieser Studie zusammen. 

In der Folge davon sinkt die Sterblichkeit zu Beginn einer Infektion, und die veränderten Bakterien können tief in Gewebe eindringen und dort schwere Krankheiten verursachen. Für die Wissenschaftler ist diese Entdeckung aus einem Grund besonders spannend: Sie zeigt, dass nur geringe Änderungen in der Erbsubstanz der Bakterien das Krankheitsbild und der Krankheitsverlauf drastisch verändern. Diese sogenannten Mutationen in den Bakterien können sogar während der Besiedlung des Menschen entstehen.

Stichwort „Staphylococcus aureus“

Staphylococcus aureus lässt sich mit „goldenes Traubenkügelchen“ übersetzen. Der Name rührt daher, dass sich die Zellen gerne zu traubenförmigen Haufen zusammenschließen und in der Masse goldgelb escheinen. Nach aktuellen Untersuchungen tragen etwa 25 bis 30 Prozent aller Menschen den Keim mit sich

  • In der Regel bereitet er ihnen keine Probleme. Erst wenn ihr Immunsystem geschwächt ist, breitet sich der Krankheitserreger aus.

In den Medien hat eine spezielle Variante dieser Bakterien in den vergangenen Jahren zweifelhaften Ruhm erlangt: 

Der Typ „Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus“ – kurz: MRSA – breitet sich immer stärker in Krankenhäusern und Altenheimen aus. 

Was ihn so tückisch macht: Er ist gegen die meisten Antibiotika resistent – selbst gegen die stärksten Mittel, die erst dann zum Einsatz kommen, wenn gängige Therapeutika durchgängig versagt haben.

Natural mutations in a Staphylococcus aureus virulence regulator attenuate cytotoxicity but permit bacteremia and abscess formation. Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America, www.pnas.org/cgi/doi/10.1073/pnas.1520255113

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Prof. Dr. Thomas Rudel, Lehrstuhl für Mikrobiologie
T: (0931) 31-84401
E-Mail: Thomas.Rudel@biozentrum.uni-wuerzburg.de

Dr. Martin Fraunholz, T: (0931) 31-83242, martin.fraunholz@uni-wuerzburg.de
Gunnar Bartsch Julius-Maximilians-Universität Würzburg