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Tarnkappen-Effekt: Medikamenten-Transportern mit Clusterin

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Tarnkappen-Effekt bei Nanocarriern als Medikamenten-Transporter künftig noch besser nutzbar

Wissenschaftler der Universitätsmedizin Mainz und des Max-Planck-Instituts für Polymerforschung (MPI-P) entschlüsseln Stealth-Effekt von Nanocarriern gegen Fresszellen des Immunsystems. 
 Nanocarrier (gelb) werden von komplexen Mischungen aus Proteinen bedeckt, bevor sie mit Zellmembranen interagieren und dann aufgenommen werden.
 Nanocarrier (gelb) werden von komplexen Mischungen aus Proteinen bedeckt, bevor sie mit Zellmembranen interagieren und dann aufgenommen werden. © MPI-P
 
Mithilfe von „Medikamenten-Transportern“, sogenannten Nanocarriern, gelangen Wirkstoffe an erkrankte Stellen im Körper. Dort forcieren sie den Heilungsprozess.

Damit die Fresszellen des Immunsystems sie aber nicht vor Erreichen des Wirkortes aufspüren, sind die Nanocarrier-Oberflächen mit dem biokompatiblen Polymer Polyethylenglykol (PEG) versehen. 

  • Dieses rekrutiert bestimmte Proteine aus dem Blutplasma und bildet dadurch eine Art Tarnkappe auf den Nanocarriern. 

Deshalb heißt das Prinzip auch Tarnkappen-Effekt oder Stealth-Effekt.

Wissenschaftler der Universitätsmedizin Mainz und des MPI-P fanden nun heraus, welche speziellen Proteine an das PEG anhaften müssen.

Auf Basis dieser Entdeckung, veröffentlicht in der Februar-Ausgabe des Magazins Nature Nanotechnology, lassen sich Nanocarrier als Medikamenten-Transporter besser vor den Fresszellen des Immunsystems verbergen. 

Die Wissenschaftler haben diese Erkenntnis bereits auf andere Polymere, sogenannte Polyphosphate, übertragen.

  • Diese sind im Vergleich zu PEG biologisch abbaubar und daher hoffnungsvolle Kandidaten für Wirkstoffträger in der langfristigen Therapie von chronischen Krankheiten.

Proteinbeladung bestimmt Stealth-Effekt

Die Eigenschaft von PEG, Nanocarrier und andere Substanzen länger im Blut zirkulieren zu lassen, ist in der Medizin bereits bekannt.

  • Allerdings wurde sie bisher damit erklärt, dass PEG eine Verminderung der Gesamtproteinbelegung der Nanocarrier-Oberfläche bewirkt. 

Die Arbeit von Dr. Frederik Wurm und Prof. Dr. Katharina Landfester vom MPI-P und von Univ.-Prof. Dr. Volker Mailänder von der Universitätsmedizin Mainz führt in dieser Art der Oberflächenmodifikation allerdings einen Paradigmenwechsel herbei:

  • Zusammen mit ihren Kollegen konnten die Forscher zeigen, dass nicht die Verminderung einer Proteinanhaftung wesentlich für den Stealth-Effekt ist, sondern die zusätzliche Anreicherung von bestimmten Proteinen. 
  • So stellt nicht PEG selbst die Tarnkappe dar, sondern die Anhaftung von spezifischen Proteinen aus dem Blutplasma, allen voran das Apolipoprotein J, auch Clusterin genannt. 
Durch die selektive Adsorption des Clusterins wird die Tarnung der Nanocarrier erst ermöglicht, damit sie an ihrem jeweiligen Zielort im Körper ankommen. 

Dies fanden die Ärzte und Biowissenschaftler heraus, indem sie verschiedene Nanocarrier veränderten und vergleichende Studien mit den anhaftenden Proteinen durchführten. „Mithilfe der hochauflösenden Massenspektrometrie konnten wir aus dem komplexen Gemisch des Blutplasmas genau analysieren, welche Proteine auf den Nanocarriern haften bleiben und wie sich diese zusammensetzen“, erklärt Mailänder.

„Durch diese Erkenntnisse gelang es uns ebenfalls, eine neue Substanzklasse als Alternative zu PEG zu etablieren:

Polyphosphat lässt sich vollständig biologisch abbauen, während das derzeit verwendete PEG bei einer Langzeitabgabe im Körper akkumulieren und Unverträglichkeiten hervorrufen kann“, ergänzt Wurm.

„Dieses Ergebnis eröffnet auch die Möglichkeit, vollständig auf künstliche Materialien zu verzichten und für den Stealth-Effekt natürlich vorkommende Proteine zu nutzen“. Landfester fügt hinzu: „Mainz bietet für ein solches Forschungsprojekt einen einzigartigen Standort, weil es polymere Synthese, Kolloidchemie und Biomedizin kombiniert und somit eine ideale Ausgangsituation darstellt“. „Nanocarrier spielen in der therapeutischen Anwendung eine wichtige Rolle. Die neuen Erkenntnisse von Dr. Mailänder und Dr. Wurm auf diesem Forschungsfeld haben Meilensteincharakter“, so der Wissenschaftliche Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Univ.-Prof. Dr. Ulrich Förstermann.

Wirkstoffe gelangen effizient ans Ziel
Diese Erkenntnisse werden die Entwicklung neuer Medikamente zur Bekämpfung von erkranktem Gewebe, beispielsweise Tumoren, wesentlich beeinflussen.

So kann damit beispielsweise die Gesamtdosis bei verlängerter Wirkzeit reduziert werden. Dies ist insbesondere für nebenwirkungsreiche chemotherapeutische Tumorbehandlungen entscheidend.


Über das Projekt:
Gefördert wird das Projekt vom Sonderforschungsbereich SFB 1066 „Nanodimensionale polymere Therapeutika für die Tumortherapie“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) sowie vom Forschungszentrum für Immuntherapie (FZI) der Universität Mainz und von „BiomaTiCS – Biomaterials, Tissues and Cells in Science“.


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Verena Hochrein Max-Planck-Institut für Polymerforschung

Ackermannweg 10
55128 Mainz
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Deutschland
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GenderMedizin: Patienteninformation Mantelzell-Lymphom: Erkrankung des lymphatischen Systems

Medizin am Abend Berlin Fazit:   Aktualisierte Neuauflage ist erschienen

Das Mantelzell-Lymphom ist eine bösartige Erkrankung des lymphatischen Systems, an der in Deutschland jedes Jahr etwa 1.500 Patienten neu erkranken. Das Kompetenznetz Maligne Lymphome e.V. (KML) hat seine ausführliche Informationsbroschüre zu diesem Krankheitsbild aktualisiert. Diese informiert Patienten und ihre Angehörigen über den Ursprung, die Symptome und die leitliniengerechte Behandlung des Mantelzell-Lymphoms. Hinweise auf Therapiestudien, referenzpathologische Institute und Selbsthilfegruppen runden die Broschüre ab, die kostenlos beim KML bestellt und unter http://www.lymphome.de angesehen werden kann. 
 
  • Das lymphatische System mit seinen Zellen und Organen ist für die Abwehr unseres Körpers gegen Krankheitserreger zuständig. 
  • Beim Mantelzell-Lymphom kommt es zu einer enormen Vermehrung von bösartig veränderten weißen Blutkörperchen, sogenannten B-Lymphozyten. 
Diese für die Abwehr funktionslosen Tumorzellen häufen sich in den Lymphknoten und in der Milz an. 


Cover der Broschüre "Mantelzell-Lymphom"
 Cover der Broschüre "Mantelzell-Lymphom" Copyright: Kompetenznetz Maligne Lymphome e.V.

Da die meisten Mantelzell-Lymphome anfangs kaum oder nur leichte Beschwerden verursachen, werden sie häufig erst in einem fortgeschrittenen Stadium entdeckt.

Am häufigsten erkranken Menschen in einem höheren Lebensalter (im Mittel 65 Jahre), aber auch jüngere Menschen können ein Mantelzell-Lymphom bekommen.

Männer sind ungefähr viermal häufiger betroffen als Frauen.

Mit Hilfe klinischer Therapiestudien konnte die Behandlung des Mantelzell-Lymphoms in den vergangenen Jahren stetig verbessert werden. Abhängig vom Alter des Patienten und seinem Allgemeinzustand können eine Reihe verschiedener Therapiemöglichkeiten zum Einsatz kommen. Die Behandlung sollte ausschließlich durch erfahrene Fachärzte für Hämatologie und Onkologie erfolgen.

Autor der Broschüre ist Prof. Dr. med. Martin Dreyling (München), der auch der Koordinator des Europäischen Mantelzell-Lymphom Netzwerks (EMCLN) ist. Wir danken der Leukämiehilfe Rhein-Main e.V., die uns bei der Konzipierung dieser Patienteninformation unterstützt hat. Besonderer Dank gilt der Deutschen Leukämie- & Lymphom-Hilfe (DLH) für inhaltliche Anregungen sowie der Janssen-Cilag GmbH, die die Herstellung finanziell ermöglicht hat. Das Unternehmen hatte keinen Einfluss auf die Inhalte.



Kompetenznetz Maligne Lymphome e.V., Uniklinik Köln, D-50924 Köln, Telefon +49 (0)221 478-96000, Fax: +49 (0)221 478-96001, E-Mail: lymphome@uk-koeln.de, Internet: http://www.lymphome.de

Silke Hellmich, Kompetenznetz Maligne Lymphome e.V., Tel.: +49 (0)221 478-96005, E-Mail: silke.hellmich@uk-koeln.de

Im Kompetenznetz Maligne Lymphome e.V. (KML) haben sich deutschlandweit Wissenschaftler und Versorgungseinrichtungen zusammengeschlossen, die im Bereich der bösartigen Erkrankungen des lymphatischen Systems führend sind. Die Kooperation trägt dazu bei, die Kommunikation und den Wissenstransfer zwischen Wissenschaftlern, Ärzten und Betroffenen zu verbessern. Das Kompetenznetz Maligne Lymphome ist eines von inzwischen 21 Kompetenznetzen in der Medizin, die auf Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gegründet wurden.

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Weitere Informationen für international Medizin am Abend Berlin Beteiligte
http://www.lymphome.de - Internetportal des Kompetenznetzes Maligne Lymphome e.V.

Reaktorkatastrophe von Tschernobyl: Waldpilze

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Gute Nachricht für Feinschmecker: Trüffel sind nicht radioaktiv

Auch 30 Jahre nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl reichern manche Waldpilze gefährliche Mengen von Radioaktivität an. 

Mit einer Ausnahme: Wilde Trüffel, eine der teuersten Delikatessen der Welt. 

Dies berichten Schweizer und deutsche Forscher, die Burgundertrüffel aus Mitteleuropa analysiert haben, im Fachjournal "Biogeosciences". 

Trüffelhund "Miro", der dem Mitautor Simon Egli gehört, mit einem Burgundertrüffel aus der Schweiz.
Trüffelhund "Miro", der dem Mitautor Simon Egli gehört, mit einem Burgundertrüffel aus der Schweiz.
Foto: Simon Egli
 
  • Nach der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl von 1986 verteilten Wind und Regenfälle beträchtliche Mengen von radioaktiven Partikeln, insbesondere Cäsium-137 (137Cs), weit über den europäischen Kontinent. 

 "Vielerorts ist der Humus, die oberste Waldbodenschicht, noch heute radioaktiv verseucht", sagt Ulf Büntgen, Leiter der Dendroökologie-Gruppe an der Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL.

Den unterirdisch wachsenden Burgunder- oder Sommertrüffeln (Tuber aestivum), die Feinschmecker wegen ihres nussigen Aromas schätzen, scheint dies jedoch nichts anzuhaben. "Wir waren sehr überrascht, dass sämtliche untersuchten Exemplare kaum 137Cs aufwiesen", sagt Büntgen.

Radioaktivität in der Nahrungskette

  • Überraschend ist dies vor allem, weil Trüffel wie viele Pilze unterirdisch wachsen und ihre Nährstoffe aus dem Humus gewinnen, der radioaktiven Ausfall akkumulieren kann. 
  • Hirschtrüffel zum Beispiel, die nicht zur Gattung Tuber gehören und deshalb auch "falsche" Trüffel genannt werden, gehören zu den am stärksten radioaktiv belasteten Pilzen. 
  • Sie schmecken Rehen und Wildschweinen besser als den Menschen. 
  • Deshalb weisen laut den Forschern in den von Tschernobyl am stärksten verseuchten Gegenden nicht nur die Pilze, sondern auch das Wildfleisch bis heute zu hohe 137Cs-Werte auf.

Die Forscher wollten herausfinden, ob dies bei Burgundertrüffeln auch der Fall ist. "Wir fokussierten auf Burgundertrüffel wegen ihrer weiten geographischen Verbreitung", erklärt Büntgen. "So konnten wir Fruchtkörper aus einem breiten Spektrum von Umweltbedingungen sammeln." 

Der noch teurere Schwarze oder Périgord-Trüffel komme hingegen nur in der Mittelmeerregion vor.


Burgundertrüffel
 Burgundertrüffel Foto: Simon Egli

Mit Hunden gesammelt

Die Wissenschaftler analysierten 82 Burgundertrüffel aus ganz Europa, die zwischen 2010 und 2014 mit Hilfe von ausgebildeten Trüffelhunden gesammelt worden waren. Sie stammten aus diversen natürlichen Lebensräumen und Plantagen in der Schweiz, Deutschland, Frankreich, Italien und Ungarn.

Alle Proben enthielten vernachlässigbare Werte von Radioaktivität, berichten die Forschenden in Biogeosciences.

Die 137Cs-Werte lagen unter der Nachweisgrenze von 2 Becquerel pro Kilogramm. Dies liegt weit unter der Toleranzschwelle von 600 Becquerel pro Kilogramm, was bedeutet, dass die Trüffel aus den untersuchten Regionen bedenkenlos gegessen werden können.

"Der Erfolg der Trüffelhunde definierte die Stichprobengebiete", erklärt Büntgen. "Wir versuchten, so viele Fruchtkörper wie möglich aus einer möglichst grossen Region zu bekommen." Die Stichprobenverteilung sei somit zwar nicht optimal, aber gut genug für eine erste Erhebung und Interpretation.

Die Forschenden können nichts dazu sagen, wie die Resultate aussehen würden, wenn sie Trüffel in stärker 137Cs-verseuchten Gebieten wie Weissrussland, der nördlichen Ukraine oder Mittelösterreich gesammelt hätten. "Wir wissen es nicht", sagt Büntgen. "Wir werden unsere Suche jedoch auf weitere Regionen ausweiten."

Unklar ist ebenfalls, warum die Burgundertrüffel weniger anfällig für die Aufnahme von Radioaktivität sind als andere Pilze.

  • Die Wissenschaftler vermuten, dass es damit zu tun hat, wie Tuber aestivum Nährstoffe aus dem Boden aufnimmt. 

Sie betonen jedoch, dass es weitere Abklärungen braucht, um genau zu wissen, warum Burgundertrüffel nicht radioaktiv sind.


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Reinhard Lässig Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL



Killer-T-Zellen: Virusinfizierte Zellen: Zytotoxischen T-Lymphozyten

Medizin am Abend Berlin Fazit:  „Killer-T-Zellen“ sind nur im Team gegen Viren stark

MHH-Forscher: Killer-T-Zellen müssen kooperieren, um virusinfizierte Zellen effektiv zu eliminieren / Wichtig für Zelltherapie und Impfstoff-Entwicklung / „Immunity“ veröffentlicht 
 
  • Zellen des Immunsystems müssen eng zusammenarbeiten, um unseren Körper vor Krankheitserregern zu schützen. 
  • Verschiedene Arten von Immunzellen stehen dabei Bakterien und Viren „Auge in Auge“ gegenüber. 

Und wohl niemand erledigt seinen Job so präzise und elegant wie die zytotoxischen T-Lymphozyten (Killer-T-Zellen), die Virus-infizierte Körperzellen erkennen und gezielt abtöten.

Neue Impfstoffe und Zelltherapeutika sollen genau diesen Mechanismus nutzen – aber noch ist vieles über die Arbeitsweise dieses „James Bond des Immunsystems“ unbekannt.



v.l.: Dr. Stephan Halle und Professor Dr. Reinhold Förster und eine 2-Photonenmikroskop-Aufnahme eines Lymphknotens v.l.: Dr. Stephan Halle und Professor Dr. Reinhold Förster und eine 2-Photonenmikroskop-Aufnahme eines Lymphknotens "Foto:MHH/Kaiser"

Ein Team des Instituts für Immunologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) um Professor Dr. Reinhold Förster und Dr. Stephan Halle, PhD, sowie Mitarbeiter um Professor Dr. Martin Messerle aus dem MHH-Institut für Virologie berichtet nun aktuell in der Fachzeitschrift Immunity, wie effektiv Killer-T-Zellen Virus-infizierte Zielzellen abtöten (http://www.cell.com/immunity/home).

Mit Hilfe der sogenannten 2-Photonen-Mikroskopie gelang es den Forschern, erstmals individuelle Killer-T-Zellen bei ihrer Arbeit in virusinfizierten Geweben im Zeitraffer zu filmen.

Man nahm allgemein an, dass Killer T-Zellen im Körper schnell hintereinander immer neue Zielzellen erkennen und alleine töten könnten. 
  • In mehreren unterschiedlichen Infektionsmodellen haben die MHH-Forscher nun jedoch gesehen, dass Killer-T-Zellen nur effektiv sind, wenn sie als „Team“ von drei oder mehr Killer-T-Zellen gleichzeitig oder in sehr kurzem zeitlichen Abstand dieselbe infizierte Zelle attackieren. 
  • „Offensichtlich unterscheiden sich einzelne Killer T-Zellen deutlich in ihrer Wirksamkeit, und nur durch einen synchronisierten Angriff wird die Zielzelle stark genug geschädigt“,sagt Professor Förster. Bei der durch mathematische Modelle unterstützten Auswertung arbeiteten die MHH-Forscher eng mit Wissenschaftlern des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig zusammen.
„Wir haben auch gesehen, dass Killer-T-Zellen in der Regel keine stabilen Interaktionen mit ihren Zielzellen eingehen, sondern sehr dynamisch und ständig in Bewegung sind.

Dadurch können auch immer wieder neue Killer-T-Zellen eine bestimmte Zielzelle erreichen“, erläutert Dr. Halle.

Diese Ergebnisse werfen ein grundsätzlich neues Licht darauf, wie Killer-T-Zellen ihre Ziele im Organismus zerstören.

Impfstrategien sollten somit zukünftig daraufhin optimiert werden, eine ausreichende Anzahl dieser hochbeweglichen und kooperativ angreifenden Killer-T-Zellen zu generieren.


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Dr. Stephan Halle, PhD
Telefon (0511) 532-9725
halle.stephan@mh-hannover.de
Professor Dr. Reinhold Förster
Telefon (0511) 532-9721
foerster.reinhold@mh-hannover.de
Stefan Zorn Medizinische Hochschule Hannover

Schnelle Atmung + niedriger Blutdruck + veränderter Bewusstseinszustand = Sepsisverdacht

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Sepsis-Update: Neudefinition und Bewertungskriterien

Was ist Sepsis und wie kann man sie schnell und sicher erkennen – Jenaer Sepsis-Spezialisten sind an der Beantwortung dieser Fragen auf dem neuesten wissenschaftlichen Stand beteiligt. In zwei Publikationen im Journal of the American Medical Association hat ein internationales Expertengremium sowohl die Definition der Sepsis überarbeitet und präzisiert, als auch klinische Kriterien zur Krankheitsbewertung evaluiert. 
 
  • Sepsis ist lebensgefährlich. Sepsis hat oft unspezifische Symptome und kann durch verschiedenste Krankheitserreger und als Komplikation jeder Infektion entstehen. 
Aber was ist Sepsis überhaupt und wie kann sie schnell erkannt werden? Diese Frage treibt nicht nur den interessierten Laien um, auch Experten aus Forschung und Klinik haben auf diese Fragen keine endgültige Antwort.

„Seit der letzten Überarbeitung der Definition vor 15 Jahren haben zahlreiche Erkenntnisse hinsichtlich Pathophysiologie, Epidemiologie und klinischem Management den Blick auf das Syndrom stark verändert und somit eine Aktualisierung nötig gemacht“, erklärt Professor Michael Bauer, der Sprecher des Integrierten Forschung- und Behandlungszentrums für Sepsis und Sepsisfolgen CSCC am Universitätsklinikum Jena.

Das CSCC hat zu diesem neuen Wissen zur Sepsis beigetragen. Michael Bauer und weitere Forscher des CSCC gehörten der Expertengruppe an, die von internationalen Fachgesellschaften mit der Neufassung der Sepsis-Definition beauftragt worden waren; diese liegt jetzt vor.

Sepsis: lebensbedrohliche Organdysfunktion nach fehlregulierter Reaktion auf eine Infektion
  • Sie empfiehlt, Sepsis als lebensbedrohliche Organdysfunktion zu definieren, die als Folge einer fehlregulierten Antwort des Körpers auf eine Infektion auftritt. 
  • Von einem septischen Schock soll künftig die Rede sein, wenn besonders schwere Störungen der Zirkulation und des Stoffwechsels die Sterblichkeit deutlich erhöhen. 
Auf die Verwendung von Begriffen wie Sepsis-Syndrom oder Septikämie soll verzichtet werden. Michael Bauer: „Unklare Begrifflichkeiten führten bislang zu erheblichen Diskrepanzen in der Erfassung von Häufigkeit und Sterblichkeit und erschwerten so die Forschung.

Klare klinische Definitionen erleichtern Ärzten und Pflegekräften die Arbeit und wirken sich somit direkt auf den Patienten aus.“

Schnelle Klarheit ist auch das Anliegen einer weiteren Arbeit, die eng mit der Neudefinition zusammenhängt. Darin haben die Autoren, darunter mit Prof. Frank Brunkhorst und Prof. André Scherag auch Wissenschaftler des CSCC, klinische Kriterien zur Einschätzung des Zustandes eines Patienten unter die Lupe genommen. Sie testeten die Aussagekraft und Treffsicherheit standardisierter Bewertungsskalen in Bezug auf Sepsis.

Schnelle Atmung + niedriger Blutdruck + veränderter Bewusstseinszustand = Sepsisverdacht

Dafür durchforsteten sie 1,3 Millionen elektronischer Patientenakten aus amerikanischen Krankenhäusern nach Infektionsfällen, bewerteten diese nach gängigen und neuen klinischen Kriterien und verglichen mit dem tatsächlichen Krankheitsverlauf. Zur Bestätigung wurden weitere 700.000 Fälle aus weltweit 165 Krankenhäusern ausgewertet, u. a. aus der CSCC-Studie ALERTS.

Dabei zeigte sich, dass schon ein minimales Bewertungsschema zur Erkennung ausreicht: 

Zeigt ein Infektionspatient beschleunigte Atmung, niedrigen Blutdruck und veränderten Bewusstseinszustand, so liegt der Verdacht einer Sepsis nahe. 

Dieses Schema kann einfach und ohne Ressourceneinsatz angewendet werden – also auch, wenn Labordaten und Geräte nicht schnell zur Verfügung stehen.

„Die Anpassung der Sepsis-Definition ist ein kontinuierlicher Prozess, der angesichts neuer Erkenntnisse in der Zukunft natürlich fortgeführt werden muss“, betont Michael Bauer. „Wichtig ist jedoch, dass eine standardisierte Definition und klinische Kriterien eine klare Kommunikation und damit die fundierte Abschätzung des Krankheitsausmaßes ermöglichen.“

Originalliteratur:
Seymour CW, Liu VX, Iwashyna TJ, et al. (2016) Assessment of clinical criteria for sepsis: For the third international consensus definitions for sepsis and septic shock (sepsis-3). JAMA 315: 762-774 http://jama.jamanetwork.com/article.aspx?articleid=2492875
Singer M, Deutschman CS, Seymour C, et al. (2016) The third international consensus definitions for sepsis and septic shock (sepsis-3). JAMA 315: 801-810 http://jama.jamanetwork.com/article.aspx?articleid=2492881

Weitere Informationen:
Das Zentrum für Sepsis und Sepsisfolgen CSCC am Universitätsklinikum Jena ist eines von acht integrierten Forschungs- und Behandlungszentren, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert werden. Das CSCC widmet sich der Erforschung der Sepsis und deren Folgeerkrankungen. Hierbei betrachten Forscherinnen und Forscher alle Aspekte der Erkrankung, von der Risikobewertung und Prävention über die Akutbehandlung bis hin zur Nachsorge. Daneben sieht das Programm den Ausbau der Forschungsinfrastruktur und die Fortführung der Karriereentwicklungsmaßnahmen für klinische Forscher vor.

Zentrum für Sepsis und Sepsisfolgen CSCC: http://www.cscc.uniklinikum-jena.de


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Prof. Dr. Michael Bauer
Zentrum für Sepsis und Sepsisfolgen, Universitätsklinikum Jena,
E-Mail: Michael.Bauer[at]med.uni-jena.de
Tel. 03641/ 9323110
Dr. Uta von der Gönna Universitätsklinikum Jena

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Arbeitsinstrument Stimme: Stimmerkrankungen bei Lehrern, liebe Rommy in Hannover, und Tino in Potsam, und Kerstin in Berlin

Medizin am Abend Berlin Fazit:   ..... können durch bessere Ausbildung verhindert werden

14. Leipziger Symposium zur Kinder- und Jugendstimme widmet sich der Stimme im pädagogischen Alltag 
 
Das pädagogische Arbeitsmittel Stimme und vor allem deren Gesunderhaltung sind Thema des 14. Leipziger Symposiums zur Kinder- und Jugendstimme. Vom 26. bis 28. Februar treffen sich dazu mehr als 500 Mediziner, Logopäden, Pädagogen sowie Stimm- und Musiktherapeuten aus dem deutschsprachigen Raum in der Messestadt. 

Besonderes im Fokus steht dabei in diesem Jahr die Qualität der Stimmausbildung von Lehrern in Deutschland.

„Ein Lehrer muss 40 Jahre lang mit dem Arbeitsinstrument Stimme arbeiten, und das oft unter schwierigen Bedingungen wie Lärm und das Sprechen zu großen Gruppen“, erläutert Prof. Michael Fuchs, Leiter der Sektion Phoniatrie und Audiologie am Universitätsklinikum Leipzig und Leiter des Symposiums.

„Ob die Stimme dieser Belastung auf Dauer gewachsen ist und damit Erkrankungen oder Berufsunfähigkeiten verhindert werden können, hängt ab von der Qualität der Stimmausbildung während des Studiums“, so Fuchs.

Das belegt eine große multizentrische Studie, deren Ergebnisse die Leipziger Phoniater auf dem diesjährigen Symposium vorstellen werden. Dabei wurden an drei Kliniken 202 Lehrer untersucht, die alle schon seit mindestens 5 Jahren an einer Grundschule, Mittel-/ Oberschule oder am Gymnasium unterrichten.

31 Prozent hatten eine Stimmerkrankung, 69 Prozent waren beschwerdefrei. Dabei zeigte sich ein deutlicher Zusammenhang – je besser die Stimmausbildung während des Studiums, umso gesünder die Stimme. 

  •  „Fehlt eine Stimmausbildung während des Studiums, steigt das Risiko einer Stimmerkrankung um das 1,6-fache“, so Fuchs. Besonders gefährdet sind daher Quereinsteiger, die beispielweise als Naturwissenschaftler in den Lehrerberuf wechseln. In der Studie zeigte sich aber auch, dass besonders Grundschullehrer gefährdet sind, im Laufe ihrer Schullaufbahn eine Stimmerkrankung zu bekommen.
  • Insgesamt ist deutschlandweit der Umgang mit dem Thema Lehrerstimme sehr unterschiedlich geregelt, oftmals erfolgt die Studienzulassung ohne vorherige Tauglichkeitsprüfung. Fehlt dann eine Stimm- und Sprechausbildung im Studium, werden auch stimmlich ungeeignete Kandidaten Lehrer. 
„Nach fünf bis zehn Jahren beginnen dann die Stimmprobleme, die letztlich zu einer Berufsuntauglichkeit führen können“, beschreibt Prof. Fuchs die Folgen.

Auf erste funktionelle Stimmstörungen wie Heiserkeit oder ein Missempfinden können auch Stimmbandknötchen folgen, die wiederum die Funktion der Stimme weiter mindern.

  • Ein Teufelskreislauf, der nur mit einer Behandlung verbunden mit Berufspause durchbrochen werden kann. „Stimmübungsbehandlungen und Stimmheilkuren können hier in allen Stadien helfen“, so der Stimmexperte Fuchs. Als letzte Option bleibt immer auch eine Operation.

Die Folgen einer Stimmschädigung können weitreichend sein: 

Etwa 20 Prozent der neu pensionierten Lehrer wurden aufgrund einer Dienstunfähigkeit in den vorgezogenen Ruhestand versetzt. Hauptursachen sind dabei stimmliche und psychische Beschwerden. 

Viele dieser Ausfälle wären mit einer besseren Stimmausbildung und einem geschulten Stimmeinsatz vermeidbar, ist Prof. Michael Fuchs überzeugt. 

Anregungen dafür liefert die Leipziger Tagung auch in ganz praktischer Weise:

In vier Workshops können die Teilnehmer den Umgang mit der Stimme üben, ob bei Vokal-Improvisationen, im Fall von Konfliktsituationen oder unter Einsatz von komplementären Verfahren wie Qigong.

Das Vortragsprogramm beleuchtet das zentrale Thema aus unterschiedlichen Perspektiven, u.a. mit Blick auf die Auswirkungen der Pädagogen-Stimme auf die Leistungsfähigkeit von Kindern oder Untersuchungen zur Lärmauswirkung auf Stimme und Hören von Erzieherinnen in Kindertagestätten. 

Eingerahmt wird das dreitägige Programm wie jedes Jahr von musikalischen Highlights - zur Eröffnung begrüßen erstmals die Thomaner die Teilnehmer des bereits ausgebuchten Symposiums, den Abschluss bildet ein Auftritt des Leipziger Lehrerchors.


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Madeleine Sorg,
Sektion Phoniatrie und Audiologie, Universitätsklinikum Leipzig, Tel. 0341- 97 21811,
während des Symposiums: Tel. 0341-2144 55
E-Mail: madeleine.sorg@uniklinik-leipzig.de
Helena Reinhardt Universitätsklinikum Leipzig AöR


Herzchirurgische Eingriffe: Überlebensraten

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Gesamtzahl der herzchirurgischen Eingriffe auf stabilem Niveau

Fachgesellschaft der deutschen Herzchirurgen veröffentlicht DGTHG-Leistungsstatistik 2015: trotz höherem Durchschnittsalter der Patienten bessere Überlebensraten 
 
Die Fachgesellschaft der deutschen Herzchirurgen, die Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG), hat Mitte Februar 2016 im Rahmen der diesjährigen Jahrestagung in Leipzig die Leistungszahlen und Überlebensraten nach herzchirurgischen Eingriffen für das Jahr 2015 veröffentlicht.

  • Danach ist die Gesamtzahl der Operationen an den 78 Fachabteilungen für Herzchirurgie in Deutschland vom Jahr 2014 auf 2015 nahezu unverändert und liegt bei rund 100.000, wobei sich die Zahlen nach Eingriffsgruppen differenziert unterschiedlich entwickelten.
  • Genau 128.175 Operationen am Herzen haben die rund 930 in Deutschland tätigen Herzchirurgen im Jahr 2015 durchgeführt. Im Jahr 2014 waren es 128.546 herzchirurgische Eingriffe.
  • Trotz des von Jahr zu Jahr steigenden Alters der Patienten in den herzchirurgischen Fachabteilungen – 14,8 Prozent der Patienten waren im vergangenen Jahr 80 Jahre und älter – und der damit einhergehenden Zunahme von Patienten mit Begleiterkrankungen, blieben die Krankenhaus-Überlebensraten in den jeweiligen Eingriffskategorien durchweg stabil.

Herzchirurgische Standorte flächendeckend verteilt
Die Anzahl der Zahl der herzchirurgischen Fachabteilungen bleibt konstant. „Die 78 Fachabteilungen verteilen sich in Abhängigkeit der regionalen Bevölkerungsdichte über die gesamte Bundesrepublik. Angesichts der nachgewiesenen flächendeckenden Versorgung und der aktuellen Behandlungszahlen ist keinerlei Notwendigkeit für die Einrichtung weiterer Fachabteilungen für Herzchirurgie erkennbar“, erklärte Professor Armin Welz, Präsident der DGTHG bei der Präsentation der herzchirurgischen Leistungszahlen.

Zahl der Bypass-Operationen kaum verändert
Ein leichter Rückgang war gegenüber dem Vorjahr (2014) in der Kategorie der isolierten koronaren Bypass-Operation und der Bypass-Operationen mit gleichzeitiger Durchführung eines weiteren herzchirurgischen Eingriffs zu verzeichnen. So veränderte sich die Zahl gegenüber dem Vorjahr marginal von 53.805 (2014) auf 51.941 (2015). Hintergrund dieser Entwicklung ist, dass die `Koronare Herzkrankheit´ (KHK) in steigendem Maße durch eine Katheterintervention mit Einsetzen eines Stents behandelt wird. Unter der Koronaren Herzerkrankung versteht man die Verengung der Herzkranzgefäße, die den Herzmuskel mit Blut versorgen.

  • Die Ergebnisse diverser medizinischer Studien und die aktuellen Empfehlungen medizinischer Leitlinien zeigen: die koronare Bypass-Operation ist bei Befall mehrerer Herzkranzgefäße sowie bei komplexeren Verengungen der Herzkranzgefäße die bessere Wahl für den Patienten sowohl in Hinblick auf die Überlebensrate als auch auf die Lebensqualität.

„Die Entwicklung der Eingriffszahlen der koronaren Bypass-Operation muss jeden Mediziner nachdenklich stimmen. Vergleicht man die bundesdeutschen Eingriffszahlen mit denen anderer Industrienationen wie den USA, zeigt sich proportional zur Bevölkerung eine deutlich andere Verhältnismäßigkeit der koronaren Bypass-Operationen zu den Stentimplantationen. Daher sehen wir die Notwendigkeit eines interdisziplinären Herz-Teams als unabdingbar, so dass Patienten über die Vor- und Nachteile beider Verfahren individuell aufklärt werden“, erläuterte Professor Anno Diegeler, Sekretär der DGTHG.

Zahl der Herzklappenoperationen steigt um rund drei Prozent an
Im Gegensatz zu den koronaren Bypass-Operationen steigt die Zahl der Eingriffe bei Patienten mit erworbenen Defekten der Herzklappen seit Jahren spürbar an. Wurden 2014 noch 31.359 Operationen dieser Art gezählt, sind es im vergangenen Jahr bereits 32.346 gewesen – eine Steigerung von ca. drei Prozent.

Der überwiegende Teil der Operationen von Herzklappen betrifft die Aortenklappe. Allein 11.183 konventionelle Aortenklappenersatz-Operationen wurden im Jahr 2015 in Deutschland vorgenommen. Die In-Hospital-Überlebensrate bleibt mit ca. 97 Prozent seit mehreren Jahren auf diesem Niveau konstant. In weiteren 1.372 Fällen wurde in Kombinationseingriffen die Aortenklappe ersetzt und die Mitralklappe rekonstruiert oder ebenfalls ersetzt.

Die Zahl kathetergestützter Aortenklappenimplantationen im Jahr 2015 beträgt laut DGTHG-Leistungsstatistik 9.831 (2014: 8.631). Allerdings erfasst die DGTHG-Leistungsstatistik nur diejenigen dieser Eingriffe, die aus den herzchirurgischen Fachabteilungen übermittelt wurden.

Der Vorstand der DGTHG begrüßt in diesem Zusammenhang die am 25. Juli 2015 in Kraft getretene „Richtlinie minimalinvasive Herzklappeninternventionen“ des Gemeinsamen Bundessausschusses, die für die Patientensicherheit im Zusammenhang mit diesen Verfahren, Struktur-, Prozess- und Personalvoraussetzungen verbindlich festlegt und deren Übergangsfrist Ende Juni 2016 endet.

Bei den 6.027 isolierten Operationen an der Mitralklappe setzte sich die Trends der letzten Jahre fort: Bei rund zwei Drittel der Operationen kann die patienteneigene Herzklappe rekonstruiert werden. In den übrigen Fällen wird die Mitralklappe durch eine Prothese ersetzt, dies auch vor dem Hintergrund, dass nicht jeder Herzklappenfehler für eine Rekonstruktion zugänglich ist. Auch die In-Hospital-Überlebensraten zeigen seit Jahren ein konstant hohes Niveau von ca. 98 Prozent für die Rekonstruktionen.

Herzunterstützungssysteme als alternative Therapie / Historischer Rückgang der Anzahl von Spenderherzen
Ein neues Rekordtief hat zum Bedauern der herzchirurgischen Fachgesellschaft die Zahl der Herztransplantationen erreicht. So konnten 2015 nur noch 283 Herztransplantationen durchgeführt werden, nachdem im vorvergangenen Jahr nur 294 Herz-Transplantationen zu verzeichnen waren. Gegenüber dem Jahr 1998, in dem der vorläufige Höchststand mit 526 Herztransplantationen erreicht worden war, ist dies ein Rückgang um mehr 40 Prozent. Ein wesentlicher Grund für diese Entwicklung ist die zurückgehende Bereitschaft der Bevölkerung zur Organspende.

Um die Patienten am Leben zu halten bis ein geeignetes Spenderorgan zur Verfügung steht, aber aufgrund der fehlenden Spenderherzen immer häufiger auch als permanente Therapie, wird von den Herzchirurgen zunehmend auf Herzunterstützungssysteme zurückgegriffen: 

  • Die Zahl der implantierten Herzunterstützungssysteme ist deutlich von 350 im Jahr 2005 auf 989 im vergangenen Jahr angestiegen, wobei die Systeme, die entweder die linke oder die rechte Herzkammer unterstützen, bei mehr als 90% der Patienten zum Einsatz kommen.
„Die Systeme werden immer kleiner, leistungsfähiger und einfacher in der Handhabung. Allerdings wird es nach heutigem Stand noch eine längere Zeit dauern, bis technische Systeme in ihrer Funktion einem transplantierten menschlichen Herz annähernd gleichwertig sind. 

Dies zeigt sich auch daran, dass die Zahl der sogenannten Kunstherzen, die das menschliche Herz gänzlich ersetzen, bisher nur sehr selten implantiert werden“, so Professor Welz.

Die Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG) vertritt als medizinische Fachgesellschaft die Interessen der über 1.000 in Deutschland tätigen Herz-, Thorax- und Kardiovaskularchirurgen im Dialog mit Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit.

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Schilddrüsen - Schlüssellochchirurgie - Operation: ABBA Methode - mit schöner Halsregion

Medizin am Abend Berlin:  Schilddrüsen-OP: ABBA sorgt für makellosen Hals

Frauen, die sich aufgrund eines Knotens der Schilddrüse einer Operation unterziehen müssen, können aufatmen. 

Dank der Methode des „Axillo Bilateral Breast Approach“ – kurz ABBA – kann der Eingriff ohne den sonst üblichen queren Schnitt in der Halsregion erfolgen. 

Die Klinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden gehört deutschlandweit zu den wenigen Krankenhäusern, die diese Schlüsselloch-OP nun anbieten kann. 

Eine 32-jährige Dresdnerin ist die erste von dem Team um Klinikdirektor Prof. Jürgen Weitz operierte Patientin – der Eingriff fand Anfang Februar statt. 

 Dr. Sandra Leike zeigt Patientin Maria Streubel die Operationsinstrumente für den minimalinvasiven Eingriff bei der Schilddrüsen-OP.
 Dr. Sandra Leike zeigt Patientin Maria Streubel die Operationsinstrumente für den minimalinvasiven Eingriff bei der Schilddrüsen-OP. Holger Ostermeyer / Uniklinikum Dresden
 
Die Chirurgen erreichen die Schilddrüse, indem sie die für die speziell für Schlüssellochchirurgie hergestellten Operationsinstrumente über den Brustbereich und die Achsel einführen und unterhalb der Hautschicht bis zu dem Organ bewegen.

Neben dem guten kosmetischen Ergebnis – anstatt des mindestens vier Zentimeter langen Schnitts im Hals genügen nun drei wesentlich kürzere Schnitte – können die Operateure noch präziser vorgehen.

Denn im Bereich der Drüse verläuft ein Nerv, der die Stimmlippen steuert.

„Kalter Knoten“ nennen die Ärzte bestimmte Formen von Gewebeveränderungen der Schilddrüse. „Kalt“ deswegen, weil dieses Gewebe die Hormonproduktion nicht erhöht – ganz im Gegenteil zu den „heißen Knoten“. 

Trotzdem besteht auch bei ersteren Veränderungen Handlungsbedarf, weil sich daraus ein bösartiger Tumor entwickeln kann oder eventuell bereits ein solcher Tumor entstanden ist. 

Die „kalten Knoten“ werden in der Regel chirurgisch entfernt – ein Routineeingriff, den auch die Klinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie jährlich mehr als 100 Mal pro Jahr vornimmt.

„Da wir bundesweit zu den führenden Zentren der minimal-invasiven Chirurgie gehören, sind wir sehr daran interessiert, die Bandbreite unserer Verfahren und der sogenannten Schlüssellochchirurgie stetig auszubauen“, sagt Prof. Weitz.

  • Vor allem komplexe Eingriffe an Speiseröhre, Magen und Darm sowie Bauchspeicheldrüse oder Gallenblase gehören zu den Spezialitäten der Klinik. Im Mittelpunkt steht dabei die Versorgung von Krebspatienten. 

Aber auch die Korrekturen von Leistenbrüchen und weitere Standard-OPs führen die Operateure der Klinik hundertfach im Jahr in der Schlüsselloch-Technik aus.

„Die große wie vielfältige Erfahrung meines Teams prädestiniert uns, neue Verfahren einzuführen. Das aber ist kein Selbstläufer, denn die Sicherheit der Patienten und die höchstmögliche Qualität stehen an erster Stelle. Deshalb haben Dr. Sandra Leike und ich mehrere OP-Kurse unter anderem bei Prof. Martin Strik, dem deutschen Pionier der ABBA-Methode, absolviert“, so Prof. Weitz weiter. Nach dieser Phase des Lernens haben die Oberärztin und der Klinikdirektor am 2. Februar erstmals eine Patientin mit der ABBA-Methode operiert. Die Dresdnerin erfüllt alle Kriterien, die für diese OP-Technik gefordert sind: Die Veränderung der Schilddrüse war ein „Kalter Knoten“ und hatte eine relativ geringe Größe.

Dr. Leike kann gut verstehen, dass sich Frauen für die neue Form des Eingriffs entscheiden:

„Es ist eine markante Stelle des Körpers – dort springt einem eine Narbe sofort ins Auge.“

Denn bei einer herkömmlichen Schilddrüsen-OP muss ein mindestens vier Zentimeter langer Schnitt gemacht werden. Genau vorhersehbar ist nicht, wie die Narbe verheilt. Manchmal bleibt es nicht bei einer feinen, unauffälligen Linie:

  • So besteht die Gefahr, dass sich deutlich sichtbares, überschießendes Narbengewebe bildet. Der Schnitt durch die Hautschichten des Halses und dem darunterliegenden Gewebe kann weitere Folgen kosmetischer Natur haben. 

Etwa ein leichter Lymphstau als Folge des Schnitts, so dass es zu einer sichtbaren Schwellung kommt.

Als einen weiteren Vorteil des minimalinvasiven Eingriffs der ABBA-Methode sieht Dr. Leike die höhere Präzision.

Dank der Videokamera, die zu den OP-Instrumenten gehört, sieht sie das zu operierende Gebiet in mehrfacher Vergrößerung auf einem Bildschirm. „Damit können wir noch genauer sehen, wo zum Beispiel die Nerven in Richtung der Stimmlippen verlaufen. Sie sollten auf keinen Fall verletzt werden“, erklärt Dr. Leike.

  • Mit der ABBA-Methode ist der Weg der OP-Instrumente zur Schilddrüse deutlich länger. Die in Hülsen mit einem Durchmesser von fünf Millimetern eingeführten Instrumente – die selber teilweise nur drei Millimeter dick sind - werden in dem unter der Haut befindlichen Fettgewebe bewegt. 

Dabei ist ein Schnitt nur nötig, um einmal die Oberhaut zu öffnen – in der Achsel sind dies 1,5 Zentimeter im Bereich der Brust lediglich fünf Millimeter. Danach reicht es den Operateuren aus, CO2 zwischen die Gewebeschichten zu drücken, um sich den Weg zu bahnen – absolute Routine bei jedem Minimalinvasiven Eingriff, beispielsweise auch bei Operationen an Magen und Darm oder bei der Korrektur eines Leistenbruchs.


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Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Klinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie
Direktor: Prof. Dr. med. Jürgen Weitz
Tel.: 0351 458 2742
E-Mail: juergen.weitz@uniklinikum-dresden.de

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Tel.: 0351 458 5400
E-Mail: klinikportal-vtg@uniklinikum-dresden.de
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Fokale kortikale Dysplasien: Epilepsie + Chiptechnologie

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Epilepsie auf molekularer Ebe

Forscher untersuchen Zusammenhang zwischen fehlgebildeter Hirnrinde und der neurologischen Erkrankung 
 
Warum birgt eine strukturelle Unregelmäßigkeit im Schläfenlappen des Menschen ein erhöhtes Potenzial für epileptische Anfälle

Diese Frage beschäftigt Fachkreise schon seit Langem. Eine Gruppe von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Universitätsklinikums Freiburg, die dem Exzellenzcluster BrainLinks-BrainTools der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg angehören, hat in der Fachzeitschrift „Cerebral Cortex“ eine Studie vorgelegt, die einen Vergleich von fast 30.000 Genen umfasst.

Das Team beschreibt pathologische Prozesse im Gewebe bei einer Entwicklungsstörung der Großhirnrinde.

Die Studie ist die bislang größte dieser Art. Für das Team gilt sie als beispielhaft für die Zusammenarbeit zwischen Grundlagenforscherinnen und -forschern sowie Klinikerinnen und Klinikern.


Bildunterschrift: Siehe Pressemitteilung

Der Ausschnitt aus der Großhirnrinde zeigt die Myelinfasern, die die Nervenzellen elektrisch abschirmen (grün/lila).
Cerebral Cortex/Oxford University Press

Bei etwa 25 Prozent der auf bestimmte Bereiche begrenzten Epilepsien finden sich als „fokale kortikale Dysplasien“ bezeichnete krankhafte Veränderungen der Hirnrinde. 
  • Patientinnen und Patienten mit diesen Dysplasien weisen oft eine Resistenz gegen Antiepileptika auf. 
  • Der bislang wirkungsvollste therapeutische Ansatz ist, die betroffenen Areale zu entfernen, denn nach einer Operation kommen in der Regel keine epileptischen Anfälle mehr vor. 
Bisher konnten Forscher jedoch nur vermuten, welche molekularen Zusammenhänge zwischen der abweichenden Hirnrindenstruktur und dem Auftreten von Epilepsie bestehen.

Um zu einem detaillierten Verständnis zu gelangen, hat das Team um die Freiburger Neurobiologin Prof. Dr. Carola Haas verglichen, welche Gene bei fehlgebildetem Hirnrindengewebe und epileptischem, nicht fehlgebildeten Hirnrindengewebe exprimiert sind. 

Dazu nutzten die Forscher so genannte Microarrays, einer Chiptechnologie, die ursprünglich aus der Halbleiterindustrie stammt.

Auf diese Weise haben Haas und ihre Kolleginnen und Kollegen gezeigt, dass vor allem Faktoren, die für die Bildung von Myelin verantwortlich sind, im kranken Gewebe weniger stark ausgeprägt sind.

  • Bei Myelin handelt es sich um eine die Nervenzellen elektrisch abschirmende Schicht. 
  • Zusätzliche Analysen zeigten, dass die Struktur dieser Schicht aufgebrochen und durcheinander gebracht erscheint. 
  • Dadurch könnte die Leitung der Reize in der betroffenen Hirnregion nicht unerheblich eingeschränkt sein. 

„Möglicherweise lässt sich die Neigung zu Epilepsie bei der untersuchten Fehlbildung auf eine dadurch entstandene elektrische Überreizbarkeit jener Nervenfaserumhüllung zurückführen“, sagt Haas.

In weiteren Studien will die in der Klinik für Neurochirurgie ansässige Gruppe nun erforschen, was im fehlgebildeten Gewebe bei der Entwicklung von Myelin genau passiert.

Originalveröffentlichung:
C. Donkels, D. Pfeifer, P. Janz, S. Huber, J. Nakagawa, M. Prinz, A. Schulze-Bonhage, A. Weyerbrock, J. Zentner, C. Haas (2016): Whole Transciptome Screening Reveals Myelination Deficits in Dysplastic Human Temporal Neocortex..In: Cerebral Cortex., pp. 1-15.

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Prof. Dr. Carola Haas
Sektion Grundlagen epileptischer Erkrankungen
Klinik für Neurochirurgie des Universitätsklinikums Freiburg
Tel.: 0761/270-52950
E-Mail: carola.haas@uniklinik-freiburg.de

Levin Sottru
Science Communicator
Exzellenzcluster BrainLinks-BrainTools
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Tel.: 0761/203-67721
E-Mail: sottru@blbt.uni-freiburg.de
Rudolf-Werner Dreier Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau

360° TOP-Thema: Ab 55 Jahre : Vorsorge - Darmspiegelung - Koloskopie

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Darmkrebsmonat März

Deutlich weniger Neuerkrankungen und Todesfälle seit Einführung der Vorsorge-Darmspiegelung

2002 wurde die Vorsorge-Koloskopie in das gesetzliche Krebsfrüherkennungs-Programm in Deutschland aufgenommen. 


Zwischen 2003 und 2012 sank die altersstandardisierte Darmkrebs-Neuerkrankungsrate in Deutschland um rund 14 Prozent, wie Wissenschaftler im Deutschen Krebsforschungszentrum nun berechneten. 

  • Der Rückgang zeigte sich am stärksten in den Altersgruppen ab 55 Jahren, in denen die Untersuchung angeboten wird. 

Die altersstandardisierte Darmkrebs-Sterblichkeit sank um fast 21 Prozent bei Männern und sogar um über 26 Prozent bei Frauen. 
 
  • Die Darmspiegelung ist Früherkennung und zugleich echte „Krebsvorsorge“; da eventuell entdeckte Krebsvorstufen direkt bei der Untersuchung entfernt werden können. 

Im Oktober 2002 wurde die „Vorsorge-Koloskopie“, so der Fachbegriff, für Versicherte ab 55 Jahren in das gesetzliche Krebsfrüherkennungsprogramm in Deutschland aufgenommen.

  • Zwischen 2003 und 2012 nahmen etwa 20-30 Prozent der Anspruchsberechtigten dieses Angebot wahr.

Hermann Brenner und seine Kollegen im Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) haben nun gemeinsam mit Wissenschaftlern vom Krebsregister Saarland und der Universität Lübeck untersucht, ob und in welchem Umfang die Vorsorge-Koloskopie bereits zehn Jahre nach ihrer Einführung Wirkung zeigt.

  • Da Darmkrebs sich in den meisten Fällen sehr langsam über viele Jahre entwickelt, wird der volle Effekt der Präventionsmaßnahme erst längerfristig zum Tragen kommen. 
  • Doch schon zwischen 2003 und 2012 sank die altersstandardisierte Neuerkrankungsrate in Deutschland um 13,8 Prozent bei Männern und um 14,3 Prozent bei Frauen
  • Die altersstandardisierte Darmkrebs-Sterblichkeit sank um 20,8 Prozent bei Männern und sogar um 26,5 Prozent bei Frauen.

Der starke Rückgang an neu diagnostizierten Darmkrebs-Fällen betraf selektiv die Altersgruppen ab 55 Jahren.

Zuvor war die Neuerkrankungsrate über mehrere Jahrzehnte angestiegen, erst im Untersuchungszeitraum kam es zur Trendumkehr.

  • In den Altersgruppen unter 55 Jahren, denen die Vorsorge-Untersuchung nicht angeboten wird, war dagegen kein vergleichbarer Rückgang der Neuerkrankungen zu beobachten.
Die beobachteten Muster sprechen dafür, dass die Vorsorge-Darmspiegelung ganz wesentlich dazu beiträgt, die Darmkrebs-Neuerkrankungsrate und Sterblichkeit in Deutschland zu senken. 

Nach den längerfristigen Erfahrungen aus den USA erwarten die Wissenschaftler, dass sich dieser Rückgang sowohl der Neuerkrankungsrate als auch der Sterblichkeit in den kommenden Jahren weiter deutlich fortsetzt und noch verstärkt.

„Bei der Koloskopie werden viele Tumoren in einem frühen Stadium mit guten Heilungschancen entdeckt, deshalb geht die Sterblichkeit sogar noch stärker zurück als die Neuerkrankungsrate“, erklärt der Epidemiologe Michael Hoffmeister vom DKFZ. Studienleiter Hermann Brenner ergänzt: „Heute gibt es in Deutschland jedes Jahr mehr als 60.000 Darmkrebs-Neuerkrankungen und mehr als 25.000 Darmkrebs-Todesfälle.

  • Die meisten dieser Fälle könnten durch eine Darmspiegelung vermieden werden – das ist das beste Argument dafür, dieses effektive Vorsorgeangebot zu nutzen!“.

Die Grundlage für die Berechnung der Neuerkrankungsrate waren die Daten der epidemiologischen Krebsregister, für die Berechnung der Mortalität die amtliche Todesursachenstatistik. Längerfristige Trends wurden anhand der Daten des Krebsregisters Saarland ermittelt, das bereits seit langem Krebsfälle vollständig erfasst.

Hermann Brenner, Petra Schrotz-King, Bernd Holleczek, Alexander Katalinic, Michael Hoffmeister: Rückgang der Darmkrebs-Inzidenz und Mortalität in Deutschland - Analyse zeitlicher Trends in den ersten 10 Jahren nach Einführung der Vorsorge-Koloskopie
Deutsches Ärzteblatt, 19. Februar 2016

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Krebsinformationsdienstes (KID) klären Betroffene, Angehörige und interessierte Bürger über die Volkskrankheit Krebs auf. Gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Heidelberg hat das DKFZ das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg eingerichtet, in dem vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik übertragen werden. Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), einem der sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ Translationszentren an sieben universitären Partnerstandorten. Die Verbindung von exzellenter Hochschulmedizin mit der hochkarätigen Forschung eines Helmholtz-Zentrums ist ein wichtiger Beitrag, um die Chancen von Krebspatienten zu verbessern. Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft deutscher Forschungszentren.

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Dr. Stefanie Seltmann
Deutsches Krebsforschungszentrum
Im Neuenheimer Feld 280
69120 Heidelberg
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F: +49 6221 42-2968
E-Mail: S.Seltmann@dkfz.de

Dr. Sibylle Kohlstädt
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