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Alzheimertag: 21. September 2015

Medizin am Abend Berlin Fazit:    Welt-Alzheimertag – Prof. Willnow: Immer mehr Erkenntnisse über die Entstehung der Krankheit

Zum Welt-Alzheimertag am 21. September 2015

Weltweit sind etwa 35 Millionen Menschen an Alzheimer erkrankt, in Deutschland wird die Zahl auf eine Million Betroffene geschätzt. Mit steigender Lebenserwartung der Menschen befürchten Wissenschaftler, dass sich die Zahl der Demenz- und Alzheimer-Patienten in den kommenden 25 Jahren verdoppelt, wenn es nicht gelingt, die Erkrankung zu behandeln, oder ihre Entstehung zu verhindern. „Wir verstehen mehr und mehr, wie die Alzheimer-Krankheit entsteht“, erklärt Prof. Thomas Willnow vom Max-Delbrück-Centrum (MDC) anlässlich des Welt-Alzheimertages. Er verbindet damit die Hoffnung, dass es künftig gelingt, Therapien gegen Alzheimer zu entwickeln. 

 
Die Alzheimer-Forschung am MDC verfolgt verschiedene Ansätze, um die Krankheit besser diagnostizieren und in Zukunft besser behandeln zu können. Prof. Willnow sucht nach den genetischen Ursachen der Erkrankung. Der Proteinforscher Prof. Erich Wanker sucht nach neuen Wegen, die Krankheit zu diagnostizieren und nach Wirkstoffen, die ihren Ausbruch verhindern. Dipl.-Ing. Marion Bimmler (MDC; Biotechfirma E.R.D.E-AAK-Diagnostik GmbH, Campus Berlin-Buch) nimmt bestimmte Autoantikörper unter die Lupe, die die Blutgefäße im Gehirn schädigen und dadurch zur Demenz und Alzheimer-Erkrankung beitragen.

Basis der Forschung von Prof. Willnow sind sogenannte genomweite Assoziationsstudien. Dabei vergleichen Forscher die Genome von rund 50 000 Gesunden mit den Genomen von etwa 10 000 Menschen, die an der sporadischen (zufälligen) Form von Alzheimer erkrankt sind. 
  • Die sporadische Form macht etwa 95 Prozent der Alzheimer-Patienten aus und ist eine Erkrankung des Alters. Ihre Auslöser sind meist noch unbekannt, weshalb Forscher nach genetischen Faktoren und Umwelteinflüssen für diese Form von Alzheimer fahnden.

Bei dem Vergleich der Genome von Gesunden und Kranken können Genetiker erkennen, welche Gene bei den Erkrankten verändert sind. Das heißt, meist wird dann zu viel oder zu wenig von dem jeweiligen Genprodukt (Protein) gebildet oder das Protein arbeitet nicht richtig. „Die Funktion solcher Gene erforschen wir an Mäusen. Derzeit untersuchen wir vier bis fünf verschiedene Gene“, sagt Prof. Willnow. „Auch Zwillingstudien“, so der Zellbiologe weiter, „weisen darauf hin, dass die sporadische Form von Alzheimer eine starke genetische Komponente haben muss.“

  • Bei der familiären Form von Alzheimer, die nur etwa fünf Prozent der Alzheimer-Erkrankungen ausmacht und bereits in jungen Jahren ausbricht, haben Forscher in den vergangenen Jahren verschiedene Mutationen in drei Genen identifiziert. Eine Mutation in einem der drei Gene reicht bereits völlig aus, dass diese frühe Form von Alzheimer zum Ausbruch kommt.  
  • Diese familiäre Form von Alzheimer ist im Gegensatz zur sporadischen Form sehr aggressiv.

Nervenzellen selbst produzieren Schutzfaktor

Vor wenigen Jahren hatte Prof. Willnows Forschungsgruppe im Zuge der vergleichenden Genomforschung entdeckt, dass gesunde Nervenzellen einen Schutzfaktor, das Transportprotein SORLA (engl. für: sorting protein-related receptor) bilden, der die Produktion des Hauptbeschuldigten für Alzheimer, des A-beta Peptids, vermindert.

A-beta ist ein kleines Eiweißbruchstück, das aus einem größeren Vorläuferprotein, dem APP, entsteht. Zwei verschiedene molekulare Scheren (Sekretasen) zerstückeln APP zu A-beta.

Dieser Vorgang läuft bei jedem gesunden Menschen im Gehirn ab und sorgt dafür, dass die Nervenzellen miteinander kommunizieren können.

Gefährlich wird es erst dann, wenn zu viel A-beta gebildet wird, das der Körper nicht mehr entsorgen kann. Dann sterben die Nervenzellen ab und die Kommunikation untereinander ist gestört. Kognitive Defekte sind die Folge.
Zuviel A-beta führt außerdem zur Entstehung der gefürchteten Eiweißablagerungen (Plaques) im Gehirn, welche die Nervenzellen zusätzlich schädigen. „Da mit zunehmendem Lebensalter die Menge an A-beta im Gehirn immer weiter ansteigt, nimmt das Risiko, im Alter an Alzheimer zu erkranken, dramatisch zu“, erläutert Prof. Willnow. Er konnte zeigen, dass ein Verlust des Schutzfaktors SORLA bei Mäusen zu vermehrter A-beta Bildung führt. Das gleiche Phänomen konnte er auch im Gehirn von Alzheimer-Kranken sehen. Einige Patienten bilden weniger SORLA, sodass vermehrt giftiges A-beta entsteht und sich im Gehirn ablagert. In Mäusen erbrachte er den Nachweis, dass die erhöhte Produktion des Schutzfaktors SORLA die Menge an A-beta im Gehirn drastisch reduziert.

Prof. Wanker: Entwicklung neuer Werkzeuge für Diagnose und Therapie

Im Fokus der Forschungen von Prof. Wanker stehen die Proteine, die für Alzheimer und andere neurodegenerative Erkrankungen wie Chorea Huntington und Parkinson identifiziert worden sind. Den Biochemiker interessiert vor allem, weshalb das gesunde Peptid A-beta sich in krankmachendes Peptid umwandelt. „Vor wenigen Jahren haben Forscher gezeigt, dass krankmachendes A-beta im Gehirn sich selbst vermehrt und im Gehirn ausbreitet. Die Forschung spricht in diesem Zusammenhang davon, dass A-beta im Gehirn regelrechte „seeds“, also Keime, bildet“ erläutert er. Prof. Wanker untersucht diese Keime, die unter anderem von an Alzheimer Verstorbenen stammen, im Labor in der Petrischale. „Wir haben eine neue Methode entwickelt, mit der wir die Ausbreitung dieser Keime quantifizieren, also messen können. Unser Ziel ist es darüber hinaus Wirkstoffe zu finden, die diese Keime daran hindern, sich auszubreiten, um damit den Ausbruch der Krankheit zu hemmen“, sagt Prof. Wanker.

Dipl.-Ing. Bimmler: Autoantikörper im Gehirn schädigen Blutgefäße

  • Blutgefäßschädigungen im Gehirn sind eine weitere Komponente der komplexen Alzheimer-Krankheit sowie von Demenzen. 

Dipl.-Ing. Marion Bimmler (MDC), Dr. Peter Karczewski und Petra Hempel (E.R.D.E.-AAK-Diagnostik GmbH) erbrachten vor wenigen Jahren in Untersuchungen an Nagern den Nachweis, dass eine Gruppe von Antikörpern des Immunsystems Blutgefäße im Gehirn schädigen kann. Sind diese Antikörper fehlreguliert, greifen sie den eigenen Körper an, weshalb sie als Autoantikörper bezeichnet werden.

Die sogenannten agonistisch wirkenden Autoantikörper (kurz AAK) binden an bestimmte Oberflächenproteine (Rezeptoren; alpha1 adrenerge Rezeptoren) von Blutgefäßzellen und lösen dort eine Dauerstimulation des Rezeptors aus. Dadurch erhöht sich die Konzentration von Kalziumionen in der Zelle. Die AAK aktivieren das Wachstum glatter Gefäßmuskelzellen und bewirken damit, dass sich die Gefäßwände verdicken, wodurch die Durchblutung des Gehirns gestört ist. In Untersuchungen an Nagern konnten die Biotechnologen mit Hilfe der Magnetresonanz-Tomographie (MRT) diese Verringerung des Blutflusses zeigen.

Außerdem konnten sie mit Hilfe der Immunfluoreszenzmikroskopie eine signifikante Abnahme der Gefäßdichte in Schnitten der Großhirnrinde (Kortex) nachweisen. Zudem waren die sogenannten Virchow-Robinschen Räume der Tiere – sie umschließen die Blutgefäße im Gehirn – stark aufgeweitet.

  • Eine übermäßige Aufweitung (Dilatation) dieser Räume gilt als Zeichen für das Vorhandensein von Schädigungen kleinster Blutgefäße (Mikroangiopathien). Die Forscher hatten damit den Nachweis erbracht, dass Antikörper gegen den alpha -1- adrenergen Rezeptor Schäden an größeren als auch kleineren Blutgefäßen im Gehirn von Nagern verursachen.

In vorausgegangenen Arbeiten hatten Marion Bimmler und ihre Mitarbeiter das Blut von Patienten mit Alzheimer / vaskulärer Demenz untersucht und es zeigte sich, dass die Hälfte von ihnen derartige Autoantikörper haben. In Zusammenarbeit mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin und der Universitätsklinik Jena sind darauf hin bei einer kleinen Zahl von Patienten mit Alzheimer / vaskulärer Demenz diese Autoantikörper aus dem Blut entfernt worden.

  • „Die mit der Blutwäsche behandelten Patienten profitierten von der Behandlung. 

Sowohl ihre Gedächtnisleistungen als auch ihre Fähigkeiten, ihren Alltag zu bewältigen, verbesserten sich oder blieben konstant, verschlechterten sich also nicht, innerhalb eines Beobachtungszeitraums von 12 - 24 Monaten. „Damit haben wir eine therapeutische Option aufgezeigt (proof of concept)“, betont Marion Bimmler. „Denn im Gegensatz zu den behandelten Patienten hatte sich der Zustand der nicht behandelten Patienten, die weiterhin Autoantikörper im Blut hatten, im gleichen Zeitraum verschlechtert.“ Eine weitere Studie wird gegenwärtig geplant.

Hauptrisikofaktoren für Alzheimer

Stoffwechselkrankheiten wie Typ-2 Diabetes, erhöhte Cholesterinwerte und Fettleibigkeit (Adipositas) zählen zu den Hauptrisikofaktoren für Alzheimer.

Der größte genetische Risikofaktor ist dabei nach Aussage von Prof. Willnow das Apolipoprotein E, ein Regulator des Cholesterinspiegels.

Träger einer bestimmten Variante dieses Gens haben ein viermal höheres Risiko an Alzheimer zu erkranken als andere Genträger. Wie es durch Fehlregulationen im Zucker- und Fettstoffwechselhaushalt zu Schäden im Gehirn kommt, ist allerdings noch unklar. Seit einiger Zeit erforscht Prof. Willnow die molekularen Mechanismen, die dieser Wechselwirkung zugrunde liegen. Schwerpunkt dabei ist eine neue Klasse von Signalrezeptoren.

Auch bei Diabetikern Typ 2 konnten Marion Bimmler und ihre Mitarbeiter agonistisch wirkende Autoantikörper nachweisen. „Möglicherweise“, so die Forscherin, „sind sie eine der Ursachen, warum Diabetiker häufiger an Demenz und Alzheimer erkranken als Nichtdiabetiker.“

Hinauszögern
Vor diesem Hintergrund sind die Forscher davon überzeugt, dass es möglich ist, das Auftreten von Alzheimer hinauszuzögern.

  • Dazu gehöre, auf die Gesundheit zu achten, Sport zu treiben und sich vernünftig zu ernähren.

Medizin am Abend Berlin DirektKontakt: 


Barbara Bachtler
Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC)
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Gesundheitskarte für Flüchtlinge

Allg. Zeitung Mainz: Sinnvolle Regelung / Kommentar zur Gesundheitskarte

Bereits vor knapp einem Jahr waren sich Kanzleramt und Bundesländer einig: Per Gesetz sollte es den Ländern leichter gemacht werden, Gesundheitskarten für Flüchtlinge einzuführen. Diese könnten damit direkt einen Arzt aufsuchen. Die Sozialämter in den Kommunen würden entlastet, denn dort müssen Flüchtlinge heute erst vorstellig werden, wenn sie medizinische Hilfe benötigen. Für Kritiker, darunter auch die Ärzteschaft, ein unwürdiges und bürokratisches System. Als die Kanzlerin die neue Regelung versprach, bewegten sich die Flüchtlingszahlen aber noch auf einem anderen Niveau. Heute, angesichts der prognostizierten Million Menschen, die Deutschland in diesem Jahr aufnehmen muss, geht es in vielen Debatten nicht mehr um Fakten und darum, was sinnvoll ist. Sondern es geht oft um die Frage, wie Entscheidungen und Verfahren in Deutschland vermeintlich auf die Flüchtenden wirken. Bloß keine falschen Anreize setzen, heißt jetzt die Devise, vor allem bei CDU/CSU. Fakt ist: Die Gesundheitskarte, wie sie nun geplant ist und in Bremen und Hamburg bereits mit guten Erfahrungen eingesetzt wird, würde den Asylbewerbern keinen unbeschränkten Zugang zu ärztlichen Leistungen gewähren. Sie würde weiterhin nur zur Behandlung akuter Beschwerden und Schmerzen berechtigen. Die Sozialämter der Kommunen würden entlastet und müssten nicht mehr über den Arztbesuch entscheiden. Für beide Seiten eine sinnvolle Regelung. Anstatt sie der Angst vor "falschen Anreizen" zu opfern, sollte man also lieber alles daran setzen, sie nach außen und nach innen ordentlich zu kommunizieren. Angst ist selten ein guter Ratgeber.


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Von Alexandra Eisen 

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Tod durch Luftverschmutzung in Deutschland - Abgasmanipulation durch VW?

Medizin am Abend Berlin Fazit:     Mehr Tote durch Luftverschmutzung

Bis 2050 könnten 6,6 Millionen Menschen an der Belastung der Luft mit Schadstoffen sterben

Jedes Jahr sterben weltweit 3,3 Millionen Menschen vorzeitig an den Folgen von Luftverschmutzung. Diese Zahl könnte sich bis 2050 verdoppeln, wenn die Emissionen ähnlich ansteigen wie bisher – das hat die Studie eines Teams um Forscher des Max-Planck-Instituts für Chemie in Mainz ergeben. Die Hauptquellen für schlechte Luft sind über-raschenderweise nicht Industrie und Verkehr, sondern häusliche Kleinfeuer und die Landwirtschaft. 


Zuwachs an Todesfällen von 2010 bis 2050 aufgrund einer zu erwartenden stärkeren Luftverschmutzung bei Business-as-Usual-Szenario: weiß – keine Zunahme; rot – 9000 Todesfälle mehr pro Jahr.
Zuwachs an Todesfällen von 2010 bis 2050 aufgrund einer zu erwartenden stärkeren Luftverschmutzung bei Business-as-Usual-Szenario: weiß – keine Zunahme; rot – 9000 Todesfälle mehr pro Jahr.
Nature, 2015 

 
In Asien, vor allem in China und Indien, leiden Menschen besonders unter der Belastung mit Luftschadstoffen. Dort treten auch drei Viertel der weltweiten Todesfälle auf, wie das Team um Johannes Lelieveld, Direktor am Max-Planck-Institut für Chemie, in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Nature berichtet: 1,4 Millionen Menschen pro Jahr sterben demnach in China vorzeitig an den Folgen von Luftverschmutzung, 650.000 in Indien.  

  • Auch in der EU führt die Belastung mit Feinstaub und Ozon jährlich zu 180.000 Todesfällen, davon 35.000 in Deutschland. Damit sterben in vielen Ländern etwa zehnmal so viele Menschen aufgrund der Schadstoffbelastung wie im Straßenverkehr.

Lelieveld, sein Kollege Andrea Pozzer und ihre Kollegen aus den USA, Zypern und Saudi-Arabien untersuchten in der Studie erstmals, wie sich unter-schiedliche Emissionsquellen auf die Sterberaten auswirken, etwa Industrie, Verkehr, Landwirtschaft, Kohle-, Öl- und Gaskraftwerke und so genannte häusliche Kleinfeuer. Unter letzteren fassen die Forscher Dieselgeneratoren, kleine Öfen und offene, stark qualmende Holzfeuer zusammen, die viele Menschen in Asien zum Heizen und Kochen verwenden. Außerdem kalkulierten die Forscher die Sterberate in einzelnen Ländern sowie den Anteil unterschiedlicher Krankheiten an den Todesfällen.

Schlaganfälle und Herzinfarkte führen zu drei Vierteln der Todesfälle

Das Team um Lelieveld konzentrierte sich auf die wichtigsten Luftschadstoffe, nämlich Feinstaubpartikel mit einem Durchmesser von weniger als 2,5 Mikrometern und Ozon. Deren Konzentrationen berechneten die Forscher mit einem globalen Modell für Atmosphärenchemie, zur Ergänzung auch für Orte, an denen keine Messungen gemacht werden. Die Ergebnisse kombinierten sie wiederum mit epidemiologischen Daten. „Aus statistischen epidemiologischen Studien in Europa und den USA mit mehreren hunderttausend Teilnehmern weiß man recht zuverlässig, wie sich bestimmte Schadstoffkonzentrationen auf die Sterberaten auswirken“, sagt Johannes Lelieveld. Allerdings, so berichtet der Atmosphärenchemiker aus Mainz, sind diese Daten nicht repräsentativ für viele Megastädte Asiens, wo die Luftverschmutzung wesentlich höher ist als in europäischen oder amerikanischen Metropolen. Das Team nutzte daher einen verbesserten Methode, um auch die Auswirkungen des extremen Smogs dort ermitteln zu können.

„3,3 Millionen Menschen sterben jedes Jahr vorzeitig aufgrund der Luftverschmutzung, das ist eine Riesenzahl“, kommentiert Lelieveld das Ergebnis.

  • Knapp drei Viertel der Todesfälle sind auf Schlaganfälle und Herzinfarkte zurückzuführen, 27 Prozent auf Atemwegserkrankungen und Lungenkrebs. Feinstaubpartikel verursachen epidemiologischen Studien zufolge Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems und Lungenkrebs, während Ozon eher Lungenkrankheiten wie chronischen Husten und Atemnot hervorruft. 

Die mikroskopisch kleinen Feinstaub-Partikel dringen tief in die Lunge und womöglich sogar in die Blutgefäße ein.

Es gibt Hinweise darauf, dass sie dort zur Bildung von Plaques beitragen und dadurch das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle erhöhen. Bislang ist unklar, inwieweit verschiedene Sorten von Feinstaubpartikeln – etwa Ruß, Sulfate, organische Stoffe oder mineralische Staubteilchen – unterschiedlich giftig sind.

  • Häusliche Kleinfeuer sind die schlimmsten Luftverschmutzer

Als Lelieveld und seine Kollegen die einzelnen Quellen der Luftverschmutzung untersuchten, erlebten sie eine Überraschung. „Meist wird ja angenommen, dass Industrie und Verkehr die schlimmsten Luftverschmutzer sind, aber weltweit ist das offenbar nicht der Fall“, berichtet der Atmosphärenchemiker. In Indien und China verursachen die häuslichen Kleinfeuer einen Großteil des Smogs. „Das sind zwar nur kleinskalige Aktivitäten, aber wenn ein Großteil der Bevölkerung das macht, kommt einiges zusammen“, so Lelieveld. Insgesamt ein Drittel der vorzeitigen Todesfälle weltweit sind auf diese ineffiziente Form der Verbrennung zurückzuführen.

In Europa, Russland, der Türkei, Japan und im Osten der USA ist dagegen überraschenderweise die Landwirtschaft eine führende Ursache für schlechte Luft.

  • Ammoniak, der durch die übermäßige Verwendung von Düngemitteln und die Massentierhaltung in die Atmosphäre gelangt, wandelt sich über verschiedene Reaktionen in Ammoniumsulfat und Nitrat um. Diese Stoffe wiederum tragen maßgeblich dazu bei, dass sich überhaupt Feinstaubpartikel bilden können. Die Landwirtschaft ist damit global gesehen die Ursache von einem Fünftel aller Todesfälle durch Luftverschmutzung. In manchen Ländern, zum Beispiel in der Ukraine, Russland und Deutschland, liegt der Anteil sogar bei über 40 Prozent.

Als weitere wichtige Ursachen folgen fossile Kraftwerke, Industrie, die Verbrennung von Biomasse und der Straßenverkehr. Zusammen genommen verursachen sie ein weiteres Drittel der vorzeitigen Mortalität. Ein knappes Fünftel ist auf natürliche Staubquellen zurückzuführen, insbesondere auf Wüstenstaub in Nordafrika und im Mittleren Osten.

Doppelt so viele Tote durch Verkehrs-Emissionen wie durch Unfälle in Deutschland

Die im Vergleich mit anderen europäischen Ländern hohe Zahl von Smog-Toten in Deutschland ist Lelieveld zufolge zum einen auf die zentrale Lage des Landes in Europa zurückzuführen. „Die Deutschen müssen auch die verschmutzte Luft aus anderen Ländern einatmen“, sagt er. Zum anderen verursacht Deutschland als dicht besiedeltes Land mit viel Industrie, einer intensiven Landwirtschaft und einem hohen Verkehrsaufkommen auch selbst einen Großteil der Emissionen. Der Straßenverkehr, dem die Forscher weltweit nur fünf Prozent der Todesfälle zuschreiben, schlägt in Deutschland mit 20 Prozent zu Buche, das sind knapp 7000 Menschen pro Jahr. Demnach sterben hierzulande doppelt so viele Personen an den Folgen der Verkehrs-Emissionen wie an Verkehrsunfällen.

Zuletzt rechneten Lelieveld und seine Kollegen aus, wie die Entwicklung in den kommenden Jahrzehnten weitergehen könnte Dabei gingen sie von einem „Business-as-usual“-Szenario aus, in dem die Schadstoff-Emissionen weiterhin so wachsen wie bisher und nicht durch neue Gesetze beschränkt werden. In diesem Fall werden im Jahr 2050 in Süd- und Ostasien wahrscheinlich doppelt so viele Menschen an den Folgen der Luftverschmutzung sterben wie heute. Weltweit könnte sich die Zahl der Smog-Toten auf 6,6 Millionen pro Jahr erhöhen. In Europa und den USA wird die Mortalität voraussichtlich insgesamt moderat ansteigen, vor allem in größeren Städten. CSt

Originalpublikation
Jos Lelieveld, John S. Evans, Despina Giannadaki, Mohammed Fnais und Andrea Pozzer
The contribution of outdoor air pollution sources to premature mortality on a global scale
Nature, 17. September 2015; doi: 10.1038/nature15371,


Medizin am Abend Berlin DirektKontakt 

Prof. Dr. Johannes Lelieveld
Max-Planck-Institut für Chemie, Mainz
Telefon: +49 6131 305-4040
E-Mail: jos.lelieveld@mpic.de

Dr. Andrea Pozzer
Max-Planck-Institut für Chemie, Mainz
Telefon: +49 6131 305-4600
E-Mail: andrea.pozzer@mpic.de
Dr. Susanne Benner Max-Planck-Institut für Chemie

Giftiges Benzol durch Ölförderung - auffällig viele Leukämiekranke in Rodewald/Niedersachsen

Medizin am Abend Berlin Fazit:  

Im niedersächsischen Rodewald (Landkreis Nienburg/Weser) sind auffällig viele Menschen an Leukämie erkrankt. Das ergeben Recherchen des Wirtschafts- und Verbrauchermagazins "Markt" im NDR Fernsehen. Jahrzehntelang förderte ein Vorgängerunternehmen von ExxonMobil hier Erdöl. 

Nach NDR Recherchen sind mindestens fünf Menschen unter 40 Jahren in Rodewald innerhalb von zehn Jahren an Leukämie erkrankt. Statistisch erwartbar wäre in diesem Zeitraum maximal eine Neuerkrankung gewesen. Das bestätigt erstmals auch ein Statistiker des niedersächsischen Landesgesundheitsamtes gegenüber "Markt": "Es handelt sich hier um eine auffällige Erhöhung, der man nachgehen müsste."

Viele der an Leukämie erkrankten Dorfbewohner leben oder lebten in der Nähe eines ehemaligen Betriebsplatzes der Erdölfirma BEB Erdgas und Erdöl GmbH & Co. Nachfolgeunternehmen ist heute ExxonMobil. Auf dem Platz wurde das gesammelte Öl gereinigt und wieder abtransportiert. Über ein Ausblasrohr ist im Öl enthaltenes Gas in die Umgebung abgeben worden. Bis 1989 gelangte so krebserregendes Benzol in die Umwelt. Fünf Milligramm Benzol pro Kubikmeter Luft waren damals erlaubt.

  • Tatsächlich kamen laut eines TÜV-Berichts aus dem Jahr 1988 bis zu 1890 Milligramm pro Kubikmeter aus dem Rohr. 

Seit Dezember 2014 wird der stark kontaminierte Betriebsplatz saniert. Ein Gutachten zur Schadstoffbelastung liegt der Redaktion exklusiv vor: Die Benzolwerte im Boden und im Grundwasser sind teilweise stark erhöht.

Beispielsweise betrug der Benzolwert des Grundwassers im Jahr 2013 bis zu 1200 Mikrogramm pro Liter. Zum Vergleich:

  •  Schon ab Werten zwischen fünf und zehn Mikrogramm müssen Maßnahmen ergriffen werden. 
"Eigentlich müssten jetzt in niedersächsischen Behörden, und zwar auch in mehreren Ministerien, die Alarmglocken schrillen", warnt Kathrin Otte, zweite Vorsitzende des Gemeinnützigen Netzwerks für Umweltkranke (Genuk). Schließlich handele es sich in Niedersachsen bereits um den zweiten so genannten "Verdachts-Hotspot".

  • Der bestehe darin, dass es eine örtliche Gas-und Ölförderung gegeben habe und gleichzeitig eine auffällige Häufung von Krebsarten des blutbildenden Systems auftrete. 

Auf die Anfrage, ob ein Zusammenhang bestehen könne, teilte ExxonMobil mit, es sei zu berücksichtigen, ob auch andere Faktoren, beispielsweise Verkehr, Rauchen, Pestizide, Strahlung oder Alkohol als Auslöser für die Erkrankungen in Frage kämen.

Der zuständige Landkreis Nienburg nimmt den Hinweis auf die häufigen Leukämieerkrankungen sehr ernst. In Abstimmung mit dem Niedersächsischen Landesgesundheitsamt und dem Epidemiologischen Krebsregister Niedersachsen will er jetzt eine Krebs-Clusteruntersuchung in Rodewald veranlassen.

Mehr zum Thema in der Sendung "Markt", Montag, 21. September, um 20.15 Uhr im NDR Fernsehen.
Informationen zur Sendung gibt's im Internet unter www.NDR.de/markt
 

Medizin am Abend Berlin DirektKontakt

NDR 
 
Rothenbaumchaussee 132

20149 Hamburg

presse(at)ndr.de

www.ndr.de 
 
 

Multiresistente Keime: pauschales Screening in Kliniken offenbar wenig effizient

Medizin am Abend Berlin Fazit:  

Ein wenige Punkte umfassender Katalog regional definierter Kriterien reicht offenbar für die gezielte und effektive Identifikation von Patienten mit Multiresistenten Keimen (MRE) bei der Aufnahme in ein Krankenhaus aus. Dies lässt sich aus einer ersten Studie des Zentralbereichs Krankenhaushygiene des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden ableiten, bei der die Daten von 355 Patienten zweier Intensivstationen (ITS) ausgewertet wurden. 


Hygienefachkräfte wie Schwester Annemarie Rudolph überwachen auch mit unangekündigten Tests die Einhaltung der Hygienevorschriften im Uniklinikum.
Hygienefachkräfte wie Schwester Annemarie Rudolph überwachen auch mit unangekündigten Tests die Einhaltung der Hygienevorschriften im Uniklinikum. Felix Koopmann / Uniklinikum Dresden


Die vom Sächsischen Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz finanzierte und am Vortag des 1. Internationalen Tags der Patientensicherheit vorgestellte Studie gibt zudem Hinweise darauf, dass beispielsweise Patienten, die in dem Jahr vor der Krankenhausaufnahme in einer Reha-Klinik behandelt wurden, überproportional oft MRE-Träger sind – ganz im Gegenteil zu Bewohnern von Altenheimen. Um die Ergebnisse der Studie jedoch wissenschaftlich weiter zu untermauern, ist eine Untersuchung mit höheren Patientenzahlen erforderlich.

Das Universitätsklinikum Dresden sieht sich durch die Ergebnisse der Studie in seiner Strategie bestätigt, dass sich die Patientensicherheit bei einem Krankenhausaufenthalt weniger durch vordergründige Maßnahmen wie das MRE-Screening bei allen stationär Behandelten erhöhen lässt, sondern vor allem durch gezielte Aktivitäten in den relevanten Bereichen.

Dazu wurden hierfür verantwortliche Strukturen aufgebaut, die im Uniklinikum Dresden direkt der Krankenhausleitung unterstellt sind. Mit den Zentralbereichen Klinische Infektiologie, Krankenhaushygiene sowie Risiko- und Qualitätsmanagement entwickelte sich das Uniklinikum Dresden zum Vorreiter für ein effizientes Vorgehen beim Thema Patientensicherheit. Ihren vorläufigen Abschluss fanden diese Aktivitäten mit der vor knapp zwei Jahren erfolgten Etablierung der Infektiologie. Sie komplettiert die Strukturen, die die Sicherheit der Patienten auf dem Gebiet der Infektionskrankheiten intern und klinikübergreifend auf höchstmöglichem Niveau verlässlich gewährleisten. Bereits seit mehreren Jahrzehnten werden die Belange der Patientensicherheit von der Krankenhaushygiene vertreten, zu der vor 15 Jahren am Dresdner Uniklinikum das Qualitätsmanagement hinzukam.

Von dieser durch die drei Zentralbereiche aufgebauten Expertise profitieren nicht nur die Patienten des Uniklinikums: Die Experten bilden regelmäßig auch externe Kollegen weiter und beraten zahlreiche Krankenhäuser. So fand am  Donnerstag (17. September) das „Symposium Praxis der Krankenhaushygiene“ statt, das gemeinsam vom Zentralbereich Krankenhaushygiene und Umweltschutz sowie der Carus Akademie am Universitätsklinikum Dresden bereits seit mehr als 20 Jahren in dieser Form ausgerichtet wurde. Auch Forschungsvorhaben wie zum Beispiel die nun abgeschlossene Studie „Surveil¬lance von Multiresistenten Erregern auf Intensivstationen“, gehören zum Aufgabenspektrum von Krankenhaushygiene, Risiko- und Qualitätsmanagement sowie Infektiologie.

Im Zeitraum der Studie – vom 15. Oktober bis zum 19. Dezember 2014 – wurden auf zwei ausgewählten Intensivstationen des Uniklinikums 560 Patienten behandelt. Davon beteiligten sich 355 an der Studie, indem sie ihre Teilnahme zugesagt und die Fragebögen ausgefüllt hatten.

  • Die Studie bestätigt das bisherige Vorgehen des Universitätsklinikums, Patienten nur dann auf Multiresistente Erreger zu testen, wenn bei ihnen bereits zu einem früherem Zeitpunkt MRSA nachgewiesen wurde, sie an chronischen Wunden leiden, sie direkt aus anderen Krankenhäusern sowie Rehabilitationskliniken aufgenommen wurden oder sie dialysepflichtig sind. 

„Dieses Studienergebnis ist ein Beleg dafür, dass Krankenhäuser das Thema der Multiresistenten Erreger nicht einfach mit dem vordergründigen Aktionismus eines flächendeckenden Screenings aller Patienten abhaken können. Vielmehr müssen zusätzliche Ressourcen gezielt in Strukturen wie unsere Zentralbereiche investiert werden, die das Auftreten der Infektionen während des stationären Aufenthalts auf ein Minimum reduzieren“, sagt Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand des Dresdner Uniklinikums.

Klinische Infektiologie: Mehr Know-how und weniger Medikamente

Mit der Pharmazeutin und Internistin Dr. Dr. Katja de With hat das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden den Kampf gegen klinische Infektionen intensiviert. Als erstes deutsches Uniklinikum etablierte der Maximalversorger Anfang 2014 einen dem Vorstand direkt angegliederten „Zentralbereich Klinische Infektiologie“, den Dr. de With leitet. „Dieser neu hinzugekommene Bereich ist eine wichtige Ergänzung unseres langjährigen Engagements, unsere Patienten auf dem höchstem medizinischen Niveau zu behandeln – das schließt selbstverständlich auch die Fragen von Sicherheit und Qualität ein“, sagt Prof. Albrecht. Als Medizinischer Vorstand sind ihm die drei Zentralbereiche Infektiologie, Krankenhaushygiene sowie Risiko- und Qualitätsmanagement direkt unterstellt. Diese eng miteinander verzahnte Organisation stellt sicher, dass die von diesen Bereichen gesetzten Standards für das gesamte Universitätsklinikum gelten und es nicht von einzelnen Bereichen abhängt, wie sie mit den Anforderungen bei Hygiene, Sicherheit und Qualität umgehen. „Patientensicherheit auf höchstmöglichem Niveau lässt sich nur mit durchsetzungsfähigen Experten gewährleisten. Ein Hygieneexperte kann noch so kompetent sein – vermag er das ärztliche und pflegerische Personal nicht zu überzeugen und fehlt ihm die entsprechende Unterstützung des Krankenhausmanagements, bleibt vieles auf der Strecke. Die Stärke des Dresdner Uniklinikums ist es, dass wir mit Prof. Lutz Jatzwauk, PD Dr. Maria Eberlein-Gonska und Dr. Katja de With hochkompetente und durchsetzungsstarke Führungskräfte in den drei Bereichen haben. Nach unserem Verständnis als Klinikumsvorstände gehören eine starke Infektiologie und Krankenhaushygiene zu unserer Leitungsaufgabe, die wir deshalb entsprechend unterstützen“, sagt Prof. Albrecht.

Gerade bei der Frage der Multiresistenten Erreger ist ein enge Zusammenarbeit der Zentralbereiche erfolgsentscheidend: Während der Hygieneexperte Prof. Jatzwauk die Regularien des MRE-Screenings verantwortet, um die Patienten zu identifizieren, die solche Erreger bei der Krankenhausaufnahme tragen, geht es Dr. de With darum zu prüfen, inwieweit diese oder andere Erreger überhaupt eine Infektion bei den Patienten ausgelöst haben. Denn die Feststellung, dass Patienten MRE-Träger sind, bedeutet noch nicht, dass eine behandlungspflichtige Infektion vorliegt. In dieser Situation unkritisch massiv Antibiotika einzusetzen, ist oft der falsche Weg. – Dass weniger mehr sein kann, ist für Dr. de With Alltag. Denn der intensive Einsatz von Antibiotika kann sich leicht ins Gegenteil umkehren: „Wenn durch Antibiotika lebensnotwendige Bakterien komplett vernichtet werden, kann das die Besiedlung mit anderen, antibiotikaresistenten Erregern fördern“, erklärt die Infektiologin.

Auch gibt es weitere Risiken: Antibiotika können vielfältige, bis hin zur Einschränkung von Organfunktionen, oft schwer zu erkennende Nebenwirkungen haben. Fast immer bringen sie die auf schützenden Bakterien beruhende Darmflora in ein Ungleichgewicht. Deshalb ist es wichtig, die Entscheidungen des einzelnen Arztes über den Einsatz von Antibiotika – sei es die Wahl des Medikaments, dessen Dosis oder die Dauer der medikamentösen Therapie – durch einen interdisziplinär tätigen Experten zu unterstützen. Hierzu bietet Dr. de With im Dresdner Uniklinikum einen infektiologischen Konsildienst und infektiologische Visiten auf Intensivstationen an. In ihrer doppelten Qualifikation als Pharmazeutin und Internistin sorgt sie für neue Perspektiven und kann gemeinsam mit den Klinikärzten eine optimale Therapiestrategie erarbeiten. Basis dafür ist die von sieben medizinischen Fachgesellschaften getragene Leitlinie „Strategien zur Sicherung rationaler Antibiotika-Anwendung im Krankenhaus“, die erstmals für den deutschen Sprachraum die Grundlagen für eine gezielte Antibiotikatherapie in einem wissenschaftlich erarbeiteten Dokument zusammengefasst hat. Als Koordinatorin dieses Vorhabens hat Dr. de With wesentlich an den Empfehlungen mitgewirkt.

Hygiene: Qualität sichern durch Fortbildung, Kontrolle und Transparenz


Dass am Dresdner Uniklinikum seit Jahren die in den Intensivstationen gemessenen Infektionsraten sinken, ist auch eine Bestätigung der Arbeit des von Prof. Lutz Jatzwauk geleiteten Zentralbereichs Krankenhaushygiene. Ein Erfolgsfaktor dafür ist neben der kontinuierlichen Arbeit des Teams die Kombination aus Kontrolle, Transparenz und Unterstützung. In den letzten 20 Jahren sorgte der Bereich dafür, dass das Thema der im Krankenhaus erworbenen Infektionen eine hohe Aufmerksamkeit beim ärztlichen und pflegerischen Personal genießt. Um den positiven Trend weiter zu verstetigen, wurde 2012 die Pflicht für neue Mitarbeiter eingeführt, eine Onlineschulung zur Händedesinfektion zu absolvieren. Zudem beobachten die fünf Hygieneschwestern regelmäßig Mitarbeiter der Intensivstationen, ob sie die Hygienevorschriften befolgen. Sehr engmaschig ist die Verfahrensweise bei akut auftretenden Infektionen: In regelmäßigen Gesprächen erörtern die Hygieneschwestern mit dem zuständigen Arzt die Schutzmaßnahmen. Diese Infektionen werden zentral dokumentiert und statistisch aufbereitet. Die auch im Jahresbericht des Universitätsklinikums veröffentlichten Daten machten das Geschehen zudem transparent.

Qualität in der Krankenversorgung benötigt viele Detaillösungen

Vor 15 Jahren wurde am Dresdner Uniklinikum das Qualitätsmanagement in Form eines dem Vorstand direkt unterstellten Zentralbereichs etabliert und in den Folgejahren durch die Leiterin PD Dr. Maria Eberlein-Gonska kontinuierlich ausgebaut. So verfügt das Klinikum heute über eine Vielzahl an Aktivitäten, Maßnahmen und Projekten, die nachweislich die Qualität und Sicherheit der Behandlung garantieren. Aktuell arbeitet ein zehnköpfiges aus verschiedenen Berufsgruppen bestehendes Team im Zentralbereich Qualitäts- und Medizinisches Risikomanagement, die die Klinikumsmitarbeiter bei der Erbringung einer qualitativ hochwertigen Patientenversorgung mit ganz konkreten Maßnahmen unterstützen. Beispielhaft für die Aktivitäten des Qualitätsmanagements ist das interne Berichtswesen als wesentliche Grundlage für einen transparenten Umgang mit Qualitätskennzahlen im Klinikum: Hier können alle Mitarbeiter zeitnah auf regelmäßig aktualisierte statistische Datenauswertungen zu Qualität und Sicherheit ihrer Klinik zugreifen und so frühzeitig Auffälligkeiten erkennen und gegebenenfalls mit Verbesserungsmaßnahmen gegensteuern. Weitere Maßnahmen im Sinne der Patientensicherheit sind Patientenidentifikationsbänder für das Handgelenk, ein Sturzassessment für Patienten, um gefährdete Patienten gleich bei Krankenhausaufnahme zu identifizieren, ein OP-Sicherheitscheck mit integriertem „Team-Time-out“ am OP-Tisch zur letzten Absicherung, dass der richtige Patient die vorher festgelegte Therapie erhält oder das Meldesystem für so genannte Beinahefehler – das Critical Incident Reporting System (CIRS). Herausragend ist die seit zwei Jahren bestehende Kooperation mit dem Zentrum für evidenzbasierte Gesundheitsversorgung, bei dem die wissenschaftliche Evaluation zahlreicher QM-Aktivitäten im Vordergrund steht, um den Nutzen für den Patienten und auch den Aufwand für die Mitarbeiter zu identifizieren. Dies ist für die Weiterentwicklung und Akzeptanz von Qualitäts- und medizinischem Risikomanagement richtungsweisend.


Medizin am Abend Berlin DirektKontakt:

Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden

Zentralbereich Krankenhaushygiene
Leiter: Prof. Dr. rer. nat. Lutz Jatzwauk
Tel. 0351/ 4 58 29 48
E-Mail: lutz.jatzwauk@uniklinikum-dresden.de

Qualitäts- und Medizinisches Risikomanagement
Leiterin: PD Dr. med. Maria Eberlein-Gonska
Tel. 0351/ 4 58 23 23
E-Mail: maria.eberlein-gonska@uniklinikum-dresden.de
www.uniklinikum-dresden.de/de/das-klinikum/geschaeftsbereiche/qualitatsmanagement

Zentralbereich Klinische Infektiologie
Leiterin: Dr. hum. biol. Dr. med. Katja de With
Tel. 0351/ 4 58 28 51 (Sekretariat)
E-Mail: katja.dewith@uniklinikum-dresden.de
www.uniklinikum-dresden.de/infektiologie

Holger Ostermeyer Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden



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Studie: Ungesunde Ernährung kostet Gesundheitssystem jährlich 16,8 Milliarden Euro

Medizin am Abend Berlin Fazit:   Studie: Ungesunde Ernährung kostet Gesundheitssystem jährlich 16,8 Milliarden Euro

Die Deutschen essen zu viel Zucker, Salz und Fette – die gesundheitlichen Folgen kosten den Staat allein im Gesundheitssystem jährlich mehr als 16,8 Milliarden Euro. Das ist das Ergebnis einer gemeinsamen Studie des Biotechnologieunternehmens BRAIN AG und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU). Die Arbeiten wurden im Rahmen der strategischen Allianz NatLife 2020 durchgeführt und teilweise vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift „PLOS One“ veröffentlicht. 
 
Für ihre Arbeit haben die Forscher die repräsentativen Krankheitskosten und Verzehrsdaten für Deutschland analysiert und errechnet, wie hoch die anteiligen Kosten eines unausgewogenen Verzehrs von Zucker, Salz und gesättigten Fetten sind.

  • Dabei handelt es sich um die drei Stoffgruppen, deren Verzehr in Deutschland oft deutlich über den offiziellen Verzehrsempfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung liegt. 

Auf Ebene der untersuchten Erkrankungen wurde zwischen 22 verschiedenen Krankheitsbildern unterschieden, wobei die größten Kosten im Gesundheitssystem durch Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, Karies, Stoffwechselstörungen wie Diabetes und Übergewicht sowie diverse Krebserkrankungen verursacht wurden.

  • Insgesamt ergeben sich dadurch Kosten in Höhe von 16,8 Milliarden Euro für das Gesundheitssystem, die auf eine Fehlernährung zurückzuführen sind.

„Die direkten Kosten von Krankheiten, die aufgrund eines Überverzehrs von Salz, Zucker und Fett entstehen können, sind substantiell. Ein deutliches Einsparpotential liegt jedoch auch in den bisher weniger beachteten Folgeerkrankungen und Folgekosten von Übergewicht und Diabetes", sagt Studienautor Dr. Toni Meier von der MLU. „Diese reichen von der gewichtsbedingten Arthrose bis zu Schlafstörungen, Alzheimer und chronischem Nierenversagen."

Die für die Forschung an den Naturstoffen zur Verbesserung von Nahrungsmittelrezepturen verantwortliche Wissenschaftlerin der BRAIN und Co-Autorin der Publikation, Dr. Katja Riedel, stellt fest: „Die Resultate haben uns in ihrer Höhe doch sehr überrascht. Dabei haben wir hier aktuell lediglich die direkten Behandlungskosten berücksichtigt. Indirekte Kosten, bedingt durch Arbeitsausfall, Kurbehandlungen und Invalidität, kommen zu den direkten Kosten sogar noch hinzu."

Vor dem Hintergrund einer zunehmend älter, jedoch nicht gesünder werdenden Bevölkerung und damit einhergehenden steigenden Gesundheitsausgaben können die Ergebnisse als Richtschnur dienen, in welchen Bereichen sich vorbeugende Maßnahmen am effektivsten lohnen. „Die Ergebnisse dieser Studie bestätigen uns darin, dass wir mit dem Forschungsansatz der NatLife 2020 genau auf dem richtigen Weg sind. Wenn es uns gelänge, etwa ein Drittel der Zucker-, Fett- oder der Salzmenge in den Nahrungsmittelrezepturen mit neuen Naturstoffen zu ersetzen, könnten wir das Gesundheitssystem allein in Deutschland jährlich bereits um einen Betrag von fünf bis sechs Milliarden Euro entlasten", resümiert Co-Autor Dr. Martin Langer, Executive Vice President Corporate Development der BRAIN.

Die Studie ist innerhalb der strategischen Allianz NatLife 2020 entstanden. Dabei handelt es sich um einen Zusammenschluss von Unternehmen und Universitäten, die gemeinsam biologisch aktive Naturstoffe für verbesserte Rezepturen für Nahrungsmittel-Unternehmen erforschen und entwickeln. Diese neuen Produkte werden bei gleichem Geschmack in ihrem Salz-, Zucker- und/oder Fettgehalt reduziert sein. Damit sollen sie einen deutlich erkennbaren Beitrag zur Verbesserung von Ernährung, Gesundheit und dem Wohlbefinden der Menschen leisten.

Zur Publikation:
Meier T, Senftleben K, Deumelandt P, Christen O, Riedel K, Langer M (2015) Healthcare Costs Associated with an Adequate Intake of Sugars, Salt and Saturated Fat in Germany: A Health Econometrical Analysis. PLoS ONE 10(9): e0135990. doi:10.1371/journal.pone.0135990

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360° TOP-Thema: Doping im Fußball weiter verbreitet als bislang gedacht? Anabole Steroide

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ARD/WDR-Dopingredaktion: Größte Studie zu möglichem Steroid-Missbrauch in der Fußball-Geschichte vorgelegt -

Umfangreichste Studie dieser Art - mehr als 4.000 Urinproben von fast 900 europäischen Spitzenfußballern untersucht - 68 Spieler mit auffälligen Testosteronwerten - deutlich mehr auffällige Werte gemessen als positive Tests bei Dopingkontrollen - Wissenschaftler fordern präzisere Datenerhebung 

Eine vom europäischen Fußballverband UEFA in Auftrag gegebene Studie zeigt, dass es deutlich mehr Fälle von Steroid-Doping im europäischen Fußball gegeben haben könnte als bisher bekannt. Es ist die bislang größte Studie dieser Art: Wissenschaftler aus zwölf europäischen Anti-Doping-Laboren haben daran mitgearbeitet. 

Insgesamt wurden 4.195 Urinproben aus den Jahren 2008 bis 2013 untersucht. Sie stammen von 879 Spitzenfußballern, die größtenteils in den großen europäischen Fußballwettbewerben - vor allem in der Champions-League und der Europa-League - spielten.

  • Die Studie kommt zu dem Schluss, dass bei 7,7 Prozent der Spieler auffällige Testosteronwerte gemessen wurden, die nach den regulären Dopingtest-Standards Folgeuntersuchungen im Hinblick auf mögliches Doping mit anabolen Steroiden nach sich ziehen müssten. Da es sich um eine anonymisierte Studie handelte, muss keiner der betroffenen Spieler mit Folgeuntersuchungen oder Sanktionen rechnen. Einen Nachweis für Doping liefern die Ergebnisse nicht, aber sie sind ein Hinweis darauf, dass Steroide im europäischen Fußball weiter verbreitet gewesen sein könnten als bislang bekannt. 

Bisherige Testverfahren hatten ergeben, dass nur 1,3 Prozent aller Dopingproben im Verantwortungsbereich der UEFA Auffälligkeiten zeigten. Die Studienergebnisse legen nun nahe, dass der Anteil deutlich höher liegen könnte. Allerdings betonen die Wissenschaftler, dass es bei der Studie Unsicherheitsfaktoren gegeben habe, etwa nicht ausreichende Standardisierung unter den Laboren, die die Aussagekraft schwächen können.

Die ARD/WDR-Dopingredaktion und die britische Zeitung Sunday Times haben die Studie von Experten bewerten lassen. Der Forscher Julien Baker von der University of the West of Scotland forscht seit 20 Jahren zu Steroiden und sagt: "Wenn die Ergebnisse korrekt sind, ist das sehr alarmierend. Denn es würde zeigen, dass in einigen der größten europäischen Wettbewerbe Steroid-Missbrauch betrieben wird."

  • Anabole Steroide können auch im Fußball zu Leistungssteigerung beitragen, etwa bei Kraft und Schnelligkeit, außerdem können sie helfen, Regenerationszeiten zu verkürzen. 

"Für mich zeigen die Ergebnisse, dass der Fußball ein signifikantes Problem zu haben scheint. Der Vergleich mit anderen Sportarten wie etwa dem Radsport und der Leichtathletik macht deutlich, dass der Fußball genau überlegen muss, wie er dagegen vorgehen will", so Baker. Der deutsche Sportwissenschaftler Perikles Simon kritisiert die Studie, weil er die statistische Basis für nicht nachvollziehbar hält. "Es ist sehr schwierig zu schlussfolgern, ob das Ganze biologisch zustande kommt oder wirklich durch externe Faktoren. Ich finde eine Quote von 7,7 Prozent etwas zu hoch gegriffen."


Die UEFA betont ebenfalls, es sei "unmöglich, aus dieser einen Studie endgültige Schlüsse zu ziehen."

  • Dennoch hat sie inzwischen ein erweitertes Test-System eingeführt, das auch Steroid-Profile berücksichtigt und mit der Saison 2015/2016 gestartet ist. Es soll eine abschreckende Wirkung haben und helfen, über einen längeren Zeitraum Doping mit anabolen Steroiden nachzuweisen.

Den Bericht zur Studie brachte die ARD-Sportschau am 20. September 2015 in ihrer Sendung um 18 Uhr im Ersten.

www.sportschau.de
 

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WDR 
 
Telefon 0221 220 7100





Fetalperiode: Auswirkungen vorgeburtlicher Stress auf die Gesundheit und Krankheit www.brain-age.eu

Medizin am Abend Berlin Fazit:   Wie prägt Stress im Mutterleib unsere Gesundheit im späteren Leben?

Das Symposium „Prenatal Stress and Brain Disorders in Later Life” vom 20. bis 22. September in Berlin widmet sich erstmals spezifisch der Frage, welche Auswirkungen vorgeburtlicher Stress langfristig auf die Gesundheit und die Ausbildung von Krankheiten hat. In einer anschließenden Summer School in Jena können Studierende und junge Wissenschaftler praktische Kenntnisse über Planung und Durchführung von Studien zu diesem Thema erwerben. 

 
Die Neigung zu Erkrankungen wie ADHS, Depression, Schlaganfall oder Demenz und deren große Verbreitung lässt sich durch genetische Faktoren oder einen ungesunden Lebensstil nicht ausreichend erklären.

Neuere Erkenntnisse zeigen, dass die Fetalperiode eine wesentliche Rolle bei der Entstehung einer Prädisposition für die Entwicklung dieser Erkrankungen spielt. „Offensichtlich bewirken ungünstige Umweltbedingungen in kritischen Phasen der fetalen Organentwicklung eine dauerhafte Anpassung der Organfunktionen oder –struktur an zu erwartende schlechte Umweltbedingungen. Dabei wird das Auslesen von Genen lebenslang verändert“, so Prof. Dr. Matthias Schwab vom Uniklinikum Jena. Der Neurologe koordiniert den EU-Forschungsverbund BrainAge. Die beteiligten Wissenschaftler erforschen diesen als „Fetale Programmierung“ bezeichneten Vorgang und stellen ihre Ergebnisse auf dem Symposium vor.

  • Die wesentlichsten Umwelteinflüsse auf das Baby im Mutterleib sind Stress und eine ungünstige Nährstoffversorgung. Solche Stresssituationen für das Baby können etwa bei psychischer Belastung der Mutter oder schon bei moderater Mangelernährung auftreten, z.B. durch zu wenig Nahrungsaufnahme der Mutter oder eine Plazentastörung, die insbesondere bei älteren Schwangeren nicht ungewöhnlich ist. Der Stress im Mutterleib beeinflusst die Hirnentwicklung und erhöht die Stressempfindlichkeit im späteren Leben.

„Biologisch gesehen ist eine erhöhte Stressempfindlichkeit zunächst erst einmal positiv“, erklärt Matthias Schwab. 

„Optimierte stressspezifische Reaktionen wie Flucht und Aufmerksamkeitsfokussierung sind wichtige Anpassungsmechanismen, die während der Evolution das Überleben sicherten.“ Eine stressbedingte Aufmerksamkeitsfokussierung hat jeder schon selbst erfahren: So konzentriert man sich in Prüfungssituationen völlig auf das Thema und denkt nicht über andere Dinge nach.

Allerdings ist eine erhöhte Stressempfindlichkeit auch mit negativen Auswirkungen verbunden. 

  • Es gibt eine Reihe von Stress assoziierten Erkrankungen wie das ADHS, Depressionen und hohen Blutdruck und Hinweise darauf, dass eine erhöhte Stressempfindlichkeit das Schlaganfallrisiko erhöht, zu kognitiven Störungen und zu einer früheren Hirnalterung führt.

Im von der Europäischen Union geförderten Projekt „Impact of Prenatal Stress on BRAIN AGEing“, arbeiten Molekularbiologen, Psychologen, Fetal- und Neurophysiologen aus fünf europäischen Ländern und den USA zusammen. Sie untersuchen in experimentellen Projekten und Studien die Mechanismen, die zur erhöhten Stressanfälligkeit und in der Folge zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder neurodegenerativen Störungen führen.

Eine bessere Kenntnis dieser Prozesse ist die Voraussetzung dafür, dass frühe Interventionen und Therapien entwickelt werden können.

Auf dem Symposium in Berlin diskutieren renommierte Wissenschaftler aus aller Welt die neuesten Erkenntnisse zu diesem Thema. In einer anschließenden zweitägigen Summer School am Universitätsklinikum Jena führen die Wissenschaftler Studierende und junge Nachwuchsforscher in das Thema ein und vermitteln ihnen praktische Kenntnisse, z. B. wie eine Kohortenstudie mit Patienten geplant und durchgeführt wird oder wie man das Stressempfinden von Kindern ermitteln kann.


Terminhinweis:

Symposium „Prenatal Stress and Brain Disorders in Later Life”
20.-22. September 2015, Seehotel Zeuthen, Fontaneallee 27, 15738 Zeuthen, Berlin
Summer School „Prenatal Stress and Brain Disorders in Later Life”
22.-24. September 2015, Universitätsklinikum Jena, Erlanger Allee 101, 07747 Jena

Programm für das Symposium und die Summer School:

http://www.brain-age.eu/images/_summerschool2015/programme.pdf


Medizin am Abend Berlin DirektKontakt 

Prof. Dr. Matthias Schwab
Leiter der Arbeitsgruppe "Fetale Hirnentwicklung und Programmierung von Erkrankungen im späteren Leben"
Klinik für Neurologie, Universitätsklinikum Jena
Tel. 03641/9 32 34 86
E-Mail: Matthias.Schwab[at]med.uni-jena.de
Dr. Uta von der Gönna Universitätsklinikum Jena




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360° TOP-Hinweis: Gebärmuttererkrankungen - Mehr Lebensqualität dank neuer Leitlinie

Medizin am Abend Berlin Fazit:   Patientinnen mit Gebärmuttererkrankungen - Mehr Lebensqualität dank neuer Leitlinie


Starke Blutungsstörungen, Krämpfe während der Menstruation, Myome und Endometriose können zu extremen Beschwerden führen, die Frauen in ihrem Alltag einschränken und belasten. Welche Therapie ist die passende?

Handlungsempfehlungen gibt die neue S3-Leitlinie „Indikation und Methodik der Hysterektomie bei benignen Erkrankungen“ (AWMF-Nr. 015-070), die federführend von der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e. V. (DGGG) veröffentlicht wurde.

Hier zur Indikation, Methodik der Hysterektomie

„Ärztinnen und Ärzte sowie Patientinnen erhalten erstmals einen systematischen Überblick für Anamnese und Diagnostik zur Indikationsstellung und zu wählender Behandlungsmethode bei gutartigen (benignen) Erkrankungen der Gebärmutter“, erläutert Professor Diethelm Wallwiener, Präsident der DGGG.

  • Die Leitlinie ordnet neben Methoden zur Gebärmutterentfernung (Hysterektomien) auch organerhaltende Alternativen ein, die minimalinvasiv, mit der so genannten Schlüssellochchirurgie, erfolgen und besonders schonend sind. Wichtig sind eine umfassende Diagnose und die detaillierte ärztliche Aufklärung über Therapiemöglichkeiten, damit verbundene Chancen sowie etwaige Nebenwirkungen und Risiken. 
  • Das Mittel der Wahl kann den Frauen zu einer deutlich verbesserten Lebensqualität verhelfen.

„Mit dieser Leitlinie ist es uns gelungen, anhand von Transparenz und Evidenz sowohl die Ärztinnen und Ärzte als auch die Patientinnen in die Lage zu versetzen, gemeinsam die beste Behandlung herauszufinden, wobei der aktuellen Lebenssituation der Frauen und ihren Präferenzen ein hoher Stellenwert zukommt.

So kann für eine Frau entscheidend sein, die Gebärmutter zu behalten und für eine andere, möglichst keinen weiteren Eingriff vornehmen lassen zu müssen", verdeutlicht Professor Klaus-Joachim Neis, wissenschaftlicher Koordinator dieser S3-Leitlinie. Im Aufklärungsgespräch sollten Frauenärztinnen und Frauenärzte über die Behandlungsoptionen, Nebenwirkungen und Erfolgsaussichten informieren und sorgfältig mit der Patientin abwägen, welche Therapie im individuellen Fall die optimale ist.

Systematische Flussdiagramme sind Orientierungshilfen und zeigen Wege, die bei Myomen, Blutungsstörungen, Endometriose und Gebärmuttersenkungen indikationsbezogen sinnvoll sind. Gibt es mehrere gleichwertige therapeutische Alternativen, sollte die Frau durch eine detaillierte Beratung in die Lage versetzt werden zu entscheiden, welche der zur Verfügung stehenden Behandlungsmöglichkeiten am besten zu ihr passt.

  • Wann ist eine Gebärmutterentfernung notwendig?
  • Prinzipiell gilt, dass über eine Hysterektomie nachgedacht werden kann, wenn ein Kinderwunsch, auch wenn er noch so latent ist, nicht mehr besteht. „Wenn Myome deutlich wachsen, angrenzende Organe betroffen sind und starke Blutungen auslösen, die nicht anders zu stoppen sind, ist die Entscheidung für eine Gebärmutterentfernung und das Vorgehen in Abhängigkeit von der Lebenssituation gemeinsam mit der Patientin abzuwägen“, so Neis. Ebenso sei bei einer Vielzahl kleiner Myome und bei sehr starken Symptomen von Gebärmuttererkrankungen wie einer Endometriose eine Hysterektomie notwendig.

Bei Patientinnen mit extremen Blutungsstörungen ist zunächst zu klären, welche Veränderungen in der Gebärmutter vorliegen. In jedem Falle sollten zur Sicherung der Diagnose zunächst ein ausführliches Anamnesegespräch und eine Ultraschalluntersuchung stattfinden. Wenn der Verdacht einer Ausweitung der Endometriose auf benachbarte Organe besteht, sollte zusätzlich eine Bauchspiegelung erfolgen, empfehlen die Experten.

Bei Versagen einer Hormontherapie und bei abgeschlossener Familienplanung kommen eine Entfernung oder Zerstörung der Gebärmutterschleimhaut bei Blutungsstörungen (Endometriumablation) und eine Hysterektomie als Behandlungsmöglichkeiten in Betracht.

Operationsmethoden im Vergleich

„Frauen mit starken Blutungsstörungen und Krämpfen, deren Kinderwunsch abgeschlossen ist, profitieren im Hinblick auf die gemessene Lebensqualität sowohl von organerhaltenden Verfahren als auch von der operativen Entfernung der Gebärmutter.

Organerhaltende Verfahren zeigen in den Studien weniger Komplikationen, allerdings sind in nicht wenigen Fällen erneute Eingriffe erforderlich, d.h. die Beschwerden werden nicht komplett beseitigt oder treten wieder auf“, schildert Dr. Monika Nothacker von der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) und stellvertretende Leiterin des Institutes für Medizinisches Wissensmanagement.

Sie hat den Evidenzbericht erstellt, d.h. die Empfehlungen zu allen Verfahren auf Basis der internationalen Literaturlage überprüft und bewertet.

„Wenn eine Entscheidung zur Entfernung der Gebärmutter gefallen ist, sollte anhand eines systematischen Methodenvergleichs das individuell passende Verfahren gefunden werden“, schließt Nothacker.

  • Vor- und Nachteile der häufigsten Operationstechniken zur Gebärmutterentfernung über die Scheide, per Bauchspiegelung oder über einen Bauchschnitt wurden bewertet.

Bei der Entwicklung der Leitlinie stellte sich heraus, dass trotz der bisherigen Erfolge weiterer Forschungsbedarf besteht und insbesondere das Monitoring der Hysterektomie, welches vor zwei Jahren in Deutschland ausgesetzt wurde, wieder eingesetzt werden muss.

Dies ist eine Chance alternative organerhaltende Behandlungsverfahren, welche vorwiegend im ambulanten Bereich vorgenommen werden, mit einzubinden.

Information und Aufklärung ist das A und O: 

„Diese Leitlinie unterstützt Ärzte in der Kommunikation mit Patientinnen. Mithilfe einer leitlinienkonformen Behandlung können wir Frauen mit Blutungsstörungen ein Mehr an Versorgungs- und Lebensqualität bieten“, resümiert Professor Wallwiener. 


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Weitere Informationen für international Medizin am Abend Berlin Beteiligte:
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http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/015-070l_S3_Indikation_und_Methodik_...

Dominant-zentrale Schlafapnoe“ ZSA - Keine Atemmaske bei schwachem Herz

Medizin am Abend Berlin Fazit:     Riskant für schwache Herzen: Atemmaske

Etwa die Hälfte der Menschen mit akuter Herzschwäche leidet auch unter Atemstillstand meist während der Nacht („Dominant-zentrale Schlafapnoe“ ZSA). Solche Aussetzer beim Luftholen im Schlaf können lebensbedrohlich sein. Deshalb tragen die Patienten nachts eine Maske, die ihre Atmung unterstützt. Ob sich diese Therapie („adaptive Servoventilation“ ASV) für die ohnehin besonders belasteten Herzpatienten eignet, erkundete nun ein internationales Forscherteam unter der Leitung von Prof. Helmut Teschler von der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen an der Ruhrlandklinik Essen und Prof. Martin Cowie vom Royal Brompton Hospital in London. 
 
Erste Ergebnisse wurden jetzt im „New England Journal of Medicine“ veröffentlicht. Die Ruhrlandklinik, das Westdeutsche Lungenzentrum am Universitätsklinikum Essen (UK Essen), ist eine der führenden medizinischen Institutionen in der Vorbeugung, Diagnostik und Behandlung von Lungen- und Atemwegserkrankungen.

In der bisher weltweit größten Studie wurden insgesamt 1.325 Herzschwäche-Patienten mit ZSA an mehr als 80 Standorten in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Norwegen, Schweden, Dänemark, Finnland, Tschechien und Australien untersucht. Das interdisziplinäre Forscherteam aus Schlafmedizinern, Pneumologen und Kardiologen ging der Frage nach, ob das Leben der betroffenen Patienten mit der gängigen Standardtherapie ASV verlängert werden kann.

  • Bei der ASV-Beatmung tragen die Betroffene eine Maske über Mund und Nase. Das daran angeschlossene Gerät berechnet bei jedem Atemzug den erforderlichen Atemdruck und passt diesen bei Bedarf individuell an. 
Die Wissenschaftler verglichen nun Herz-Patienten mit und ohne diese Beatmungshilfe.

  • Anders als erwartet stellte sich dabei heraus, dass sich die Sterblichkeit bei Herzschwäche-Patienten, wenn sie per ASV beatmet wurden, sogar erhöhte. 
  • Ein wichtiger Hinweis für Betroffene.

Prof. Helmut Teschler: „Auch wenn wir gerade zu dem Schluss gekommen sind, dass die betroffenen Patienten derzeit besser nicht per ASV beatmet werden sollten, so ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.

Weitere Aufschlüsse zu dieser Frage erwarten wir uns bei der detaillierten Auswertung des in dieser Form einzigartigen Datenschatzes unserer Studie.“


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Christine Harrell
Tel. 0201/723-1615
christine.harrell@uk-essen.de
Beate Kostka M.A. Universität Duisburg-Essen