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Medizin am Abend Fazit:  Nationale Kohorte - in Neustrelitz ist das erste Tausend voll   

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Sechs Monate nach dem offiziellen Startschuss der großen Gesundheitsstudie Nationale Kohorte (NAKO) wurde heute im Studienzentrum Neustrelitz der tausendste Teilnehmer begrüßt, eine 43-jährige Neustrelitzerin. „Wir freuen uns, diesen ersten Meilenstein erreicht zu haben und hoffen, dass viele weitere Bürger in der Region unserer Einladung folgen werden“, sagte der Studienleiter für Nordostdeutschland, Prof. Henry Völzke. 

Blumen für die 1.000 Studienteilnehmerin im NAKO Studienzentrum Neustrelitz - Carsten Jenning (v. li.), Anja Annutsch (1.000. Studienteilnehmerin), Pia Hoffmann, Carina Päschel und Yvonne Roahl.
 Blumen für die 1.000 Studienteilnehmerin im NAKO Studienzentrum Neustrelitz - Carsten Jenning (v. li.), Anja Annutsch (1.000. Studienteilnehmerin), Pia Hoffmann, Carina Päschel und Yvonne Roahl. Foto: UMG/Henry Völzke    

Anja Annutsch musste nicht lange überzeugt werden, als sie ihre Einladung erhielt. Durch die Medien hatte die 43-Jährige bereits über die bundesweite Gesundheitsstudie erfahren. Ihre Chefin wollte das Projekt ebenfalls unterstützen und hat die 1.000. Studienteilnehmerin für die Untersuchungszeit von der Arbeit freigestellt. „Das Team in Neustrelitz arbeitet sehr professionell und ermöglicht dadurch einen weitestgehend reibungslosen Ablauf für die Studienteilnehmenden“, sagte Prof. Henry Völzke. „Ein großes Dankeschön geht natürlich an die Teilnehmer, aber wie in dem Fall von Anja Annutsch auch an die Unternehmer und Arbeitgeber, die uns mit den Arbeitszeitfreistellungen sehr unterstützen.

Die Untersuchungen dauern ja immerhin etwa drei bis sechs Stunden.“

Der Greifswalder Mediziner bewertete den bisherigen Verlauf der Nationalen Kohorte als äußerst erfolgreich. „Die Studie läuft sehr gut und wird von den meisten Studienteilnehmenden als positiv bewertet“, zog Völzke eine Zwischenbilanz. Carsten Jenning und Marco Ziesemer, die beiden Leiter der Neubrandenburger und Neustrelitzer Untersuchungszentren berichten: „Die Resonanz bei den über 50-Jährigen ist gut, bei den 20- bis 40-jährigen wünschen wir uns noch mehr Teilnehmende.“

Sie machten darauf aufmerksam, dass jederzeit auch die Möglichkeit besteht, die Untersuchungen in Neubrandenburg durchzuführen, wenn das Zentrum für die Teilnehmer besser zu erreichen ist.

Die Neubrandenburger im zweiten Untersuchungszentrum des Landes sind etwas später gestartet und haben bisher knapp 600 Frauen und Männer untersucht. Zufällig ausgewählte Studienteilnehmende in und um Neustrelitz haben noch bis Anfang 2016 die Möglichkeit, sich in der Residenzstadt untersuchen zu lassen.

Die NAKO (www.nationale-kohorte.de) untersucht in den nächsten zehn Jahren bundesweit 200.000 Bürger zwischen 20 und 69 Jahren in 18 Studienzentren.

Ziel ist es, Vorbeugung, Früherkennung und Behandlung der typischen Volkskrankheiten, wie zum Beispiel Krebs, Demenz, Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu verbessern.

Um die Zusammenhänge zwischen der Entstehung dieser Krankheiten und dem Lebensstil der Betroffenen besser zu verstehen, werden neben medizinischen Untersuchungen auch umfangreiche Befragungen zu Lebensgewohnheiten, wie Ernährung, körperlichen Fitness, Arbeitssituation und sozialem Umfeld der Teilnehmenden, durchgeführt. Im Verlauf der nächsten vier Jahre werden in der Region Mecklenburgische Seenplatte insgesamt 20.000 Bürger untersucht.

Eine Teilnahme an der Studie ist jedoch aufgrund der Repräsentativität nur auf Einladung möglich.

Medizin am Abend DirektKontakt
Universitätsmedizin Greifswald
Institut für Community Medicine
Studienleiter: Prof. Dr. med. Henry Völzke
Walter Rathenau Str. 48, 17475 Greifswald
T +49 3834 86-75 41 oder 86 19 658
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Constanze Steinke Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald

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Prmt5 Gen - Muskelregeneration bei geschädigtem Skelettmuskel

Medizin am Abend Fazit:   Gen steuert Stammzellen während Muskelregeneration

Prmt5 Gen reguliert Aktivität und Funktion von Muskelstammzellen bei geschädigtem Skelettmuskel 

Ohne Prmt5 heilt der Muskel nicht: Fehlt Prmt5 (rechts), kommt die Muskelregeneration weitestgehend zum Erliegen (links Kontrolltier mit einzelnen regenerierten Muskelfasern). Ohne Prmt5 heilt der Muskel nicht: Fehlt Prmt5 (rechts), kommt die Muskelregeneration weitestgehend zum Erliegen (links Kontrolltier mit einzelnen regenerierten Muskelfasern). MPI f. Herz- und Lungenforschung

 
Im Vergleich zu vielen anderen Organen hat die Skelettmuskulatur ein hohes Regenerationspotenzial. Bei einer Schädigung des Muskels beginnen zwischen einzelnen Muskelfasern angesiedelte Muskelstammzellen, die auch als Satellitenzellen bezeichnet werden, sich in kürzester Zeit zu teilen und die geschädigten Muskelzellen zu ersetzen. Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung in Bad Nauheim haben entdeckt, dass ein als Prmt5 bezeichnetes Protein die Aktivität dieser Stammzellen wesentlich reguliert. Nun soll in weiteren Studien untersucht werden, welche Rolle das Prmt5 bei Muskelerkrankungen spielt.

Schon seit Jahrzehnten ist die Existenz von Satellitenzellen in der Skelettmuskulatur gängiges Schulbuchwissen. Die kleinen, kugeligen Stammzellen sind im Muskel zwischen den einzelnen Muskelfasern zu finden. Im Normalfall sind sie weitestgehend inaktiv. Dies ändert sich allerdings im Falle einer Muskelverletzung schlagartig. Innerhalb kürzester Zeit vermehren sich die Satellitenzellen und heilen die Verletzung, indem sie geschädigte Muskelfasern ersetzen.

Der Wechsel zwischen dem inaktiven Zustand der Satellitenzellen und ihrer gesteigerten Aktivität im Falle einer Muskelverletzung muss optimal ausbalanciert sein. Vermehren sich Satellitenzellen im gesunden Muskel unkontrolliert, erhöht dies die Tumorgefahr. Umgekehrt ist die Muskelregeneration gestört, wenn die Satellitenzellen im Verletzungsfall nicht schnell genug aktiviert werden.

Wissenschaftler aus der Arbeitsgruppe von Thomas Braun vom Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung in Bad Nauheim haben nun ein für die Regulation der Aktivität von Satellitenzellen entscheidendes Gen identifiziert. In isolierten, aus der Maus stammenden Muskelstammzellen identifizierten die Forscher 120 Gene, die für die Funktion dieser Zellen wichtig sind.

Im nächsten Schritt schalteten sie eines dieser Gene, Prmt5, in den Satellitenzellen erwachsener Mäuse ab. „Bei gesunden Mäusen hatte das Ausschalten von Prmt5 in den Satellitenzellen keinen Effekt auf die Muskulatur. Das war aber völlig anders, wenn die Mäuse eine Muskelverletzung hatten“, sagt Ting Zhang, Erstautorin der Studie. In diesem Fall waren keine Anzeichen einer Regeneration zu erkennen, während bei Kontrollmäusen mit aktivem Prmt5-Gen die Muskulatur normal heilte. „Statt neuem Muskelgewebe zeigten die Mäuse ohne Prmt5 im Laufe der Zeit deutliche Anzeichen einer Fibrose.“

In weiteren Experimenten untersuchten die Max-Planck-Forscher, auf welche Weise Prmt5 die Muskelregeneration reguliert. In Mäusen ohne Prmt5 war die Anzahl der Satellitenzellen deutlich reduziert. Offensichtlich ist das Gen wichtig für die Regulation der Teilungsaktivität. Zudem fanden sie Hinweise darauf, dass Prmt5 auch das vorzeitige Absterben der Satellitenzellen verhindert und eine wichtige Rolle bei der Umwandlung in funktionelle Muskelfasern spielt.

Die Bad Nauheimer Wissenschaftler hoffen, mit ihrer Studie auch die Entstehung von Muskelerkrankungen beim Menschen besser verstehen zu können. „Der Verlust von Muskelgewebe bei fehlendem Prmt5 zeigt deutliche Parallelen zu degenerativen Muskelerkrankungen, beispielsweise der Duchenne Muskeldystrophie“, sagt Johnny Kim aus Brauns Arbeitsgruppe.

Die Gruppe hofft nun, dass Mäuse, denen das Prmt5-Gen fehlt, zukünftig als Modell für diese Krankheit dienen könnten. „Wir möchten aber auch untersuchen, welche Rolle Prmt5 für die Entstehung von Muskelhypertrophien und bestimmten Tumorerkrankungen spielt“, so Kim.


Originalpublikation:

Ting Zhang, Stefan Günther, Mario Looso, Carsten Künne, Marcus Krüger, Johnny Kim, Yonggang Zhou, Thomas Braun
Prmt5 is a regulator of muscle stem cell expansion in adult mice
Nature Communications. DOI:10.1038/ncomms8140

Medizin am Abend DirektKontakt: 

Prof. Dr. Dr. habil. Thomas Braun
Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung, Bad Nauheim
Telefon:+49 6032 705-1102
E-Mail:thomas.braun@mpi-bn.mpg.de

Dr. Matthias Heil
Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung, Bad Nauheim
Telefon:+49 6032 705-1705
E-Mail:matthias.heil@mpi-bn.mpg.de  Dr Harald Rösch
Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V.

Leitlinie zur Zöliakie, Weizenallergie und Weizensensitivität

Medizin am Abend Fazit:  DGVS: Ursache der „Weizensensitivität“ ist nicht das Gluten – „glutenfrei“ hilft trotzdem   


DGVS-Leitlinie zur Zöliakie, Weizenallergie und Weizensensitivität:


http://www.dgvs.de/leitlinien/zoeliakie/



Treten nach dem Genuss getreidehaltiger Speisen Bauchschmerzen und andere Beschwerden auf, deutet das nicht immer auf eine Zöliakie oder auf eine Allergie gegen Weizenbestandteile hin. Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) weist auf eine dritte, weniger bekannte Störung hin, die dazu führen kann, dass Betroffene keine Getreideprodukte vertragen. Bessern sich unklare Beschwerden unter glutenfreier Diät, sei die Weizensensitivität als mögliche Erklärung in Betracht zu ziehen, so die Experten der Fachgesellschaft. Für über 90 Prozent der Bevölkerung sei der Verzehr von Weizen jedoch unschädlich, betont die DGVS. 
        
Wahrscheinliche Ursache der Weizensensitivität sind Eiweißstoffe, die wie Gluten in Weizen, Gerste und Roggen vorkommen. „Amylase-Trypsin-Inhibitoren, kurz ATIs, sind natürliche Eiweiße in Getreide, die bestimme Zellen des angeborenen Immunsystems aktivieren“, erklärt Professor Dr. med. Dr. rer. nat. Detlef Schuppan, Leiter des Instituts für Translationale Immunologie und der Ambulanz für Zöliakie und Dünndarmerkrankungen am Universitätsklinikum Mainz.

Bei Menschen, die an einer Weizensensitivität leiden, führen die freigesetzten Entzündungsstoffe mitunter zu Bauchschmerzen oder Durchfällen.

Wie Schuppan und Kollegen in einer aktuellen Sonderausgabe des Fachmagazins „Gastroenterology“ zur Rolle der Ernährung bei immunologischen gastrointestinalen Erkrankungen erläutern, treten insbesondere auch Beschwerden außerhalb des Magen-Darm-Traktes auf.

So können zum Beispiel Kopfschmerzen, Migräne, chronische Müdigkeit, Muskel- und Gelenkschmerzen auf den Verzehr glutenhaltiger Nahrungsmittel zurückgehen.

Besonders schwer könnte die Weizensensitivität Menschen mit bereits bestehenden chronischen Entzündungen oder Autoimmunerkrankungen betreffen.

„In tierexperimentellen Studien verstärken ATIs durch die Aktivierung angeborener Immunzellen bestehende Entzündungs- und Autoimmunreaktionen“, erläutert Schuppan, der in Mainz und an der US-amerikanischen Harvard-Universität die Rolle der ATIs bei der Weizensensitivität untersucht.

Es gebe hier deutliche Hinweise darauf, dass sich Symptome von Krankheiten wie Multiple Sklerose oder einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung durch diese Weizenproteine verstärken.
Menschen, die vermuten, dass sie Weizen, Roggen oder Gerste nicht vertragen, sollten sich einer gründlichen Diagnostik unterziehen, empfiehlt die DGVS.

Derzeit erfolgt die Diagnose der Weizensensitivität nach dem Ausschlussprinzip:

Können Ärzte eine Zöliakie, eine Weizenallergie und bestimmte andere Erkrankungen als Ursache der Beschwerden ausschließen, ist eine Weizensensitivität wahrscheinlich.

Allen drei Patientengruppen gemein ist, dass sie von einer glutenfreien Diät profitieren.

Denn wer an einer Weizensensitivität leidet, vermeidet mit dem Verzicht auf Gluten gleichzeitig auch die problematischen ATIs. „Anders als bei Zöliakie ist bei einer Weizensensitivität eine strikte Diät nicht nötig“, erläutert Schuppan. Damit die Symptome verschwinden, reiche wahrscheinlich eine Reduktion gluten- und damit ATI-haltiger Lebensmittel um etwa 90 Prozent.

ATIs dienen der Pflanze unter anderem zum Schutz vor Schädlingen. Einige ältere Getreide wie zum Beispiel Dinkel, aber auch einige moderne Sorten können um etwa 50 Prozent weniger ATIs enthalten als andere moderne Sorten.

Inwieweit verschiedene Weizensorten, unter anderem unter unterschiedlichen Anbau- und Verarbeitungsbedingungen, ATIs enthalten, ist derzeit Gegenstand eines interdisziplinären Forschungsprojektes.

Für den Großteil der Bevölkerung sei eine weizenfreie Ernährung weder besonders gesund noch schädlich, ist Schuppan überzeugt.

Unabhängig von dem Trend zur glutenfreien Ernährung sollten Ärzte jene Patienten, die nach dem Verzehr von Weizen echte Krankheitssymptome entwickeln, ernst nehmen und sie bei der Ursachenforschung unterstützen.

Der Experte ist zuversichtlich, dass die Diagnose der Weizensensitivität künftig einfacher wird.

„Wir hoffen auf einen Serumtest, der gerade in der Entwicklung ist“, berichtet Schuppan, der gemeinsam mit seinem Kollegen Professor Dr. med. Andreas Stallmach aus Jena die 2014 erschienene DGVS-Leitlinie „Zöliakie, Weizenallergie und Weizensensitivität“ koordiniert hat.

Literatur:
Nonceliac gluten sensitivity.
Fasano A, Sapone A, Zevallos V, Schuppan D
Gastroenterology. 2015 May;148(6):1195-204.
Food, the Immune System, and the Gastrointestinal Tract , Herausgeber: D. Schuppan und D. Corley

Non-celiac wheat sensitivity: Differential diagnosis, triggers and implications
Schuppan D, Pickert G, Ashfaq-Khan M, Zevallos V
Best Practice & Research Clinical Gastroenterology, June 2015, Vol. 29, Issue 3, p469–476

How the Diagnosis of Non-Celiac Gluten Sensitivity (NCGS) Should Be Confirmed: The Salerno Experts’ Criteria
(Salerno Konsensuskonferenz 10/2014 zur Gluten (Weizen)-Sensitivität)
Catassi C et al.
Nutrients 2015, in Druck


Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) wurde 1913 als wissenschaftliche Fachgesellschaft zur Erforschung der Verdauungsorgane gegründet. Heute vereint sie mehr als 5.000 Ärzte und Wissenschaftler aus der Gastroenterologie unter einem Dach. Die DGVS fördert sehr erfolgreich wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und Fortbildungen und unterstützt aktiv den wissenschaftlichen Nachwuchs. Ein besonderes Anliegen ist der DGVS die Entwicklung von Standards und Behandlungsleitlinien für die Diagnostik und Therapie von Erkrankungen der Verdauungsorgane – zum Wohle des Patienten.

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Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

Mehr Schlaganfälle mit intrakraniellen PTAS - Stents

Medizin am Abend Fazit:   Neue Studie zeigt erneut: Mehr Schlaganfälle mit intrakraniellen    Stents     

VISSIT-Studie bestätigt Nutzenbewertung des IQWiG / Fallserien zeigen keine Unterschiede zwischen akuter und nicht akuter Behandlung 
        
Das Risiko für erneute Schlaganfälle ist höher, wenn Patientinnen und Patienten nach dem Aufweiten ihrer Blutgefäße im Gehirn nicht nur gerinnungshemmende Medikamente bekommen, sondern zusätzlich Gefäßstützen (Stents) eingesetzt werden.

Die kürzlich veröffentlichten Ergebnisse der VISSIT-Studie bestätigen dieses Ergebnis eines Rapid Reports des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) vom Oktober 2014.

Aus der aktuellen Studienlage ergibt sich also weiterhin kein Anhaltspunkt für einen Nutzen der Behandlung mit intrakraniellen Stents (kurz PTAS genannt). Zu diesem Ergebnis kommt das am 18. Juni 2015 veröffentlichte Arbeitspapier des IQWiG.

Stents auch in Akutbehandlung problematisch
Das Arbeitspapier liefert auch Antworten auf weitere Fragen zur Versorgungssituation in Deutschland:

Demnach spricht nichts dagegen, die Ergebnisse aus den bereits bewerteten randomisierten kontrollierten Studien (RCT), die keine Patientinnen und Patienten in Akutsituationen untersuchten, auf die Akutbehandlung mit intrakraniellen Stents zu übertragen.

Wenn in Deutschland Stents in Hirngefäße implantiert werden, erfolgt dies aber meist in nicht akuten Situationen.
Auch VISSIT wegen Sicherheitsbedenken abgebrochen

Von den insgesamt vier RCT, die das IQWiG für den Rapid Report im Oktober 2014 analysiert hatte, war die SAMMPRIS-Studie maßgeblich für die Bewertung.

In der kürzlich veröffentlichten VISSIT-Studie wurde bei Patientinnen und Patienten mit symptomatischer intrakranieller Stenose der Einsatz von Stents plus medikamentöser Therapie mit einer rein medikamentösen Behandlung verglichen.

Anders als in der SAMMPRIS-Studie, in der sogenannte Wingspan-Stents (selbstexpandierendes Stentsystem, SES) eingesetzt wurden, erhielten die Studienteilnehmer in der VISSIT-Studie Pharos-Vitesse-Stents (ballonexpandierendes Stentsystem, BES).

Nach der Publikation der SAMMPRIS-Daten erfolgte eine ungeplante Datenauswertung in der VISSIT-Studie und daraufhin der Studienabbruch.

VISSIT-Ergebnisse bestätigen SAMMPRIS-Ergebnisse

Die Publikation der VISSIT-Ergebnisse war für das IQWiG der Anlass, in einem Arbeitspapier zu überprüfen, ob diese das Fazit des Rapid Reports vom vergangenen Jahr infrage stellen. Aus dem Vergleich von VISSIT und SAMMPRIS geht klar hervor: Die Studienergebnisse stimmen in allen wesentlichen Punkten überein und in beiden Studien zeigt sich ein Schaden durch das erhöhte Schlaganfallrisiko.
Damit wurde auch die Nutzenbewertung des IQWiG im Jahr 2014 bestätigt – und zwar unabhängig vom Stent-Typ:

Schlechtere Ergebnisse für die Stent-Behandlung zeigten sich in beiden Studien insbesondere bei periprozeduralen Schlaganfällen (alle innerhalb von 30 Tagen nach der Behandlung).

Keine der Studien konnte Vorteile einer Behandlung mit intrakraniellen Stents darstellen.

Nur wenige Fallserien zur Akutbehandlung

Weil in der SAMMPRIS-Studie Patientinnen und Patienten mit akuten neurologischen Symptomen (Akutbehandlung) ausgeschlossen waren, wurde vielfach infrage gestellt, ob die Ergebnisse überhaupt auf die Versorgungssituation in Deutschland übertragbar sind.

Denn hierzulande würden intrakranielle Stents vorrangig in Akutsituationen eingesetzt.

Auch dieser Frage ging das IQWiG in seinem Arbeitspapier nach.

Lediglich sechs kleine retrospektive Fallserien geben Auskunft über die Endpunkte Sterblichkeit (Gesamtmortalität) und Schlaganfälle (zerebrovaskuläre Morbidität) bei der Akutbehandlung (≤ 48 h nach Schlaganfall) mit einem Stent bei intrakranieller Stenose in Deutschland:

Von den insgesamt 31 Patientinnen und Patienten in den Fallserien, die meisten mit eher schlechter Prognose, verstarben 13 (42 %) und bei 11 (35 %) traten mittlere bis schwere Beeinträchtigungen auf. Bei 7 Patienten (23 %) zeigte sich ein günstiges Ergebnis.

Mangels aussagefähiger Vergleiche sind diese Daten schwer zu interpretieren. Sie liefern aber keinen Anhalt dafür, dass das intrakranielle Stenting in der Akutbehandlung ganz anders zu bewerten ist als in einer nicht akuten Behandlung.
RCT-Ergebnisse übertragbar auf Akutbehandlung

„Es spricht nichts dagegen, dass sich die Ergebnisse aus den bereits bewerteten RCT, in denen Patientinnen und Patienten in nicht akuten Situationen untersucht wurden, auf die Akutbehandlung in Deutschland übertragen lassen“, stellt Stefan Sauerland, Leiter des Ressorts Nichtmedikamentöse Verfahren beim IQWiG, fest.

„Ob intrakranielle Stents in der Akutbehandlung mehr Nutzen als Schaden mit sich bringen, lässt sich nur in vergleichenden, möglichst randomisierten Studien untersuchen. Dass solche Studien möglich sind, zeigen aktuelle Ergebnisse zum Einsatz von mechanischen Thrombektomieverfahren bei akutem Schlaganfall“, so Stefan Sauerland.

Intrakranielle Stents selten in der Akutbehandlung

Zehn Fallserien aus Deutschland betrachteten Patientinnen und Patienten mit einer Indikation zur Stentbehandlung bei intrakranieller arterieller Stenose. Dabei wurde auch der Anteil der akut behandelten Patienten untersucht, also solchen mit einem Schlaganfall in den letzten 48 Stunden. Bei 40 der insgesamt 299 Patientinnen und Patienten (rund 13 %) wurde ein Stent im Rahmen einer Akutbehandlung eingesetzt, also nur bei einem kleineren Teil der Patienten.

„Nach diesen Daten wurde die große Mehrzahl intrakranieller Stents nicht ein oder zwei Tage, sondern doch erst mehrere Tage oder Wochen nach einem Schlaganfall eingesetzt“, fasst Institutsleiter Jürgen Windeler zusammen. „Deshalb haben die Ergebnisse der SAMMPRIS- und der VISSIT-Studie eine hohe Bedeutung für die Stent-Behandlung auch in Deutschland.“

Gesetzgeber erhöht Anforderungen an Medizinprodukte

In Deutschland werden immer wieder risikoreiche Medizinprodukte verwendet, noch bevor Nutzen und Schaden der Behandlung ausreichend untersucht sind. Kenntnisse über deren Risiken wurden bis dato meist erst nachträglich gewonnen – anhand konkreter Schadensfälle bei Patientinnen und Patienten nach der Behandlung – und leider meist außerhalb der Kontrolle in einer Studie.
Um ähnliche Probleme wie mit den intrakraniellen Stents künftig zu vermeiden, hat der Deutsche Bundestag am 11. Juni 2015 eine Gesetzesänderung beschlossen:

In Zukunft müssen sich neue invasive Behandlungsverfahren, die auf einem Medizinprodukt beruhen, regelhaft einer frühen Nutzenbewertung stellen. Jürgen Windeler begrüßt diese Änderung: „Hätte es das neue Gesetz schon bei Einführung der intrakraniellen Stents gegeben, hätte sich die Verbreitung von schädlichen Behandlungen vermeiden lassen. Und wir wüssten dank guter Studien bereits heute mehr über die Stents in der Akutbehandlung.“

Zum Ablauf der Berichtserstellung
Der vorliegende Bericht wurde in Form eines Arbeitspapiers im Rahmen des Generalauftrags erstellt.

Um die wissenschaftliche Unabhängigkeit des Institutes zu stärken, hat der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) im Dezember 2004 einen Generalauftrag erteilt und diesen 2006 auf Informationen zur Qualität und Effizienz des Gesundheitswesens ausgeweitet. Dieser ermöglicht es dem IQWiG, eigenständig Themen aufzugreifen und wissenschaftlich zu bearbeiten. Im Unterschied zu anderen Berichtsformen gibt es keine Fristen für die Publikation von Arbeitspapieren. Das Arbeitspapier wurde am 21. Mai 2015 an den G-BA versandt.

Das Arbeitspapier ergänzt den Auftrag des G-BA vom 28. Februar 2014 für einen Rapid Report über Stents zur Behandlung intrakranieller arterieller Stenosen. Der Rapid Report wurde am 11. September 2014 an den Auftraggeber versandt.

Einen Überblick über Hintergrund, Vorgehensweise und weitere Ergebnisse des Berichts gibt folgende Kurzfassung.


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Weitere Informationen für international Medizin am Abend Beteiligte:
https://www.iqwig.de/download/GA15-02_Arbeitspapier_Kurzfassung_VISSIT-Studie-un... - Kurzfassung zum Arbeitspapier

https://www.iqwig.de/de/projekte-ergebnisse/projekte/nichtmedikamentoese-verfahr... -
zum Arbeitspapier

Gestörter Kupfertransport macht das Herz krank

Medizin am Abend Fazit:  Details geklärt  

  

Göttinger Forscher entschlüsseln: Veränderungen in einem bestimmten Protein führen zur Entstehung von mitochondrialen Myopathien. Veröffentlicht in „Cell Metabolism“. 


Energiefabriken der Zelle: Das Mitochondrien-Netzwerk einer humanen Zelle wird durch die Immunfluoreszenzmikroskopie sichtbar.
Energiefabriken der Zelle: Das Mitochondrien-Netzwerk einer humanen Zelle wird durch die Immunfluoreszenzmikroskopie sichtbar. Abbildung: umg/zellbiochemie
     
Wenn in den Kraftwerken unserer Zellen die Atmungskette nicht mehr richtig funktioniert, kann dies schwerwiegende Folgen für die Gesundheit haben.

So führen Fehler in einem besonders wichtigen Proteinkomplex der Atmungskette, der Cytochrom-c-Oxidase (COX), oft schon im Säuglingsalter zu schweren Krankheiten wie degenerativen Veränderungen des Gehirns (Enzephalopathien) oder Erkrankungen der Herzmuskulatur (Kardiomyopathien).

Wie es dazu kommt, dass COX bei manchen Menschen nicht richtig arbeitet, ist noch weitgehend unbekannt. Ein Forscherteam um Prof. Dr. Peter Rehling und Dr. Markus Deckers, Institut für Zellbiochemie der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) und Göttinger Zentrum für Molekulare Biowissenschaften (GZMB), haben jetzt ein Protein entdeckt, das für den richtigen Zusammenbau von COX eine entscheidende Rolle spielt.

Die Ergebnisse der Forscher zeigen, dass ein wichtiges Kupfer-Ion nicht mehr in COX eingebaut werden kann, wenn das sogenannte COA6 Protein mutiert ist. Die Forschungsergebnisse sind in der Fachzeitschrift „Cell Metabolism“ veröffentlicht.

Originalpublikation: Pacheu-Grau D, Bareth B, Dudek J, Juris L, Vögtle FN, Wissel M, Leary SC, Dennerlein S, Rehling P, Deckers M. (2015) Cooperation between COA6 and SCO2 in COX2 Maturation during Cytochrome c Oxidase Assembly Links Two Mito-chondrial Cardiomyopathies. Cell Metabolism 21, 823-833

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass COA6 ein wichtiger Bestandteil des mitochondrialen Kupfer-Lieferwegs ist“, sagt Prof. Rehling, Senior-Autor der Studie.

„Mutationen in COA6 und SCO2 führen zu Funktionsstörungen von COX, weil sie verhindern, dass Kupfer an COX geliefert werden kann.“

Die Erkenntnisse der Göttinger Wissenschaftler tragen dazu bei, durch mitochondriale Defekte verursachte Erkrankungen besser zu verstehen.

FORSCHUNGSERGEBNISSE IM DETAIL

Erst seit Kurzem weiß man, dass bei manchen Neugeborenen mit schweren Herzerkrankungen und defektem COX das Protein COA6 mutiert ist.

„Diese Ergebnisse brachten uns zu der Hypothese, dass COA6 am Zusammenbau von COX beteiligt ist. Wir haben daher genauer untersucht, was COA6 tut“, sagt Prof. Rehling. Erste Versuche der Göttinger Biochemiker zeigten, dass COA6 an eine COX-Untereinheit bindet. Darüber hinaus fanden die Forscher heraus, dass sich COA6 auch mit einem weiteren Protein, dem sogenannten SCO2, zusammenlagert. „Von SCO2 ist bekannt, dass es wichtig ist, um die COX-Untereinheit mit Kupfer auszustatten“, sagt Dr. Markus Deckers, ebenfalls Autor der Studie.

Kupfer-Ionen sind ein unverzichtbarer Bestandteil von COX, sie sind entscheidend am Transport der Elektronen beteiligt.
Eine Beobachtung aus der Klinik brachte die Forscher auf weitere Ideen: „Interessanterweise haben Mutationen in SCO2 die gleiche Folge wie Mutationen in COA6:

In beiden Fällen funktioniert COX nicht mehr richtig und betroffene Menschen zeigen die gleichen Krankheitsbilder“, sagt Dr. Deckers. Die Wissenschaftler vermuteten daher, dass auch COA6 daran beteiligt ist, Kupfer an COX zu liefern. Um im Detail zu verstehen, wie Mutationen in COA6 und SCO2 zu COX-Defekten führen, sahen sich die Forscher die Veränderungen in den beiden Proteinen genauer an.

WIE GENAU FÜHREN MUTATIONEN ZU DEFEKTEN IN COX?

 In Patienten mit COX-Defekt ist häufig ein ganz bestimmter Baustein in COA6 oder SCO2 verändert. Weitere Versuche ergaben, dass eine solche typische Mutation von SCO2 dazu führt, dass es nicht mehr an COA6 binden kann. „Bei COA6 hatte der veränderte Baustein noch gravierendere Folgen“, sagt Dr. David Pacheu-Grau, Erstautor der Studie und ebenfalls Mitarbeiter im Institut für Zellbiochemie der UMG.

„Mutiertes COA6 landet an einem völlig falschen Ort im Mitochondrium, wo weder SCO2 noch COX zu finden sind.“
Dass eine einzelne Mutation zu dieser Fehlplatzierung führen kann, liegt an einer Besonderheit der Mitochondrien: Sie stellen nur manche der Proteine, die sie benötigen, selbst her.

Den Großteil produziert die Zelle außerhalb der Kraftwerke. Diese Proteine müssen dann über ein ausgeklügeltes Transportsystem zu ihrem Bestimmungsort innerhalb der Mitochondrien geliefert werden.

Eine besondere Peptidsequenz in den Proteinen fungiert dabei als Adresse, die zum richtigen Ort weist. Zu den Proteinen, die außerhalb der Mitochondrien hergestellt und erst anschließend importiert werden, zählt auch COA6.

Die Mutation in COA6 führt also offenbar zu einer Adress-Änderung und das Protein landet im falschen „Briefkasten“.
HINTERGRUNDINFORMATIONEN

Mitochondrien sind die Kraftwerke der Zellen. Sie produzieren einen Großteil der Energie, die wir zum Leben benötigen.

Mitochondrien produzieren Energie vor allem in Form von Adenosintriphosphat (ATP). Um ATP in großen Mengen herstellen zu können, benötigen die Zellkraftwerke 95 Prozent des Sauerstoffs, den wir einatmen.

Am Ende der mitochondrialen Atmungskette überträgt COX Elektronen auf die Sauerstoff-Moleküle.

Dieser letzte Schritt ist notwendig, damit die Massenproduktion von ATP funktioniert.

Es ist bekannt, dass Mutationen in bestimmten Genen dazu führen können, dass COX keine Elektronen auf den Sauerstoff laden kann.

Die Folge: Den Zellen fehlt ATP und damit Energie, um ihre vielfältigen Aufgaben erfüllen zu können. Davon Betroffene erkranken schwer.

Erst- und Seniorautoren der Publikation: (v.l.) Dr. David Pacheu-Grau, Dr. Markus Deckers, Prof. Dr. Peter Rehling. Foto: umg
Erst- und Seniorautoren der Publikation: (v.l.) Dr. David Pacheu-Grau, Dr. Markus Deckers, Prof. Dr. Peter Rehling. Foto: umg


 Medizin am Abend DirektKontakt

Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität
Institut für Zellbiochemie
Prof. Dr. Peter Rehling, Telefon: 0551 / 39-5947
Humboldtallee 23, 37073 Göttingen
peter.rehling@medizin.uni-goettingen.de
Stefan Weller Universitätsmedizin Göttingen - Georg-August-Universität

Vorhofflimmern Komplikationen - rhythmuserhaltende Behandlung

Medizin am Abend Fazit:   EAST Studie: Kann frühe rhythmuserhaltende Behandlung bei Vorhofflimmern Komplikationen verhindern?   

 

Heute wurde der 2.000. Patient in die EAST – AFNET 4 Studie eingeschlossen. Die europaweite klinische Studie „Early treatment of atrial fibrillation for stroke prevention trial (EAST)“, die das Kompetenznetz Vorhofflimmern e.V. (AFNET) in Kooperation mit der European Heart Rhythm Association (EHRA) durchführt, untersucht zurzeit, ob Patienten mit Vorhofflimmern von einer frühen rhythmuserhaltenden Behandlung profitieren. 
        
Mehrere Millionen Menschen in Europa, ein bis zwei Prozent der Bevölkerung, leiden an Vorhofflimmern.

http://www.praxisvita.de/die-10-gesundesten-sportarten-furs-herz

Diese häufigste Herzrhythmusstörung kann zu Schlaganfällen und anderen schweren Komplikationen führen. Obwohl die Behandlungsmöglichkeiten in den vergangenen Jahren durch neue Medikamente und verbesserte nicht-medikamentösen Behandlungsverfahren wesentlich erweitert wurden, müssen Patienten mit Vorhofflimmern weiterhin häufig wegen kardiovaskulärer Komplikationen im Krankenhaus behandelt werden, erleiden schwere Schlaganfälle und haben ein erhöhtes Risiko, früher zu sterben.

Vor diesem Hintergrund führt das Kompetenznetz Vorhofflimmern e.V. die EAST – AFNET 4 Studie durch. Die Durchführung der Studie wird seit dem 01.01.2015 auch vom Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) unterstützt.

Die Studie untersucht, ob bei Patienten mit Vorhofflimmern eine frühzeitige rhythmuserhaltende Behandlung zusätzlich zur Gerinnungshemmung im Vergleich zur üblichen Behandlung schwere Komplikationen verhindert [1, 2].

Über 100 Kliniken und Praxen in elf europäischen Ländern sind an der EAST Studie beteiligt. Seit dem Studienstart im Sommer 2011 wurden bis jetzt 2.000 der insgesamt geplanten 2.745 Patienten in die Studie eingeschlossen.

Die Studienteilnehmer werden nach dem Zufallsprinzip einer von zwei Behandlungsgruppen zugeordnet:

frühe rhythmuserhaltende Therapie“

oder

 „übliche Behandlung“.

Die übliche Behandlung entspricht den in den aktuellen Leitlinien der europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) empfohlenen Maßnahmen, bestehend aus:

- einer gerinnungshemmenden Therapie (Antikoagulation) zur Senkung des Schlaganfallrisikos
- einer Frequenzregulierung zum Schutz des Herzmuskels.

Das Vorhofflimmern selbst wird durch diese Maßnahmen nicht beseitigt.
In der frühen rhythmuserhaltenden Therapie werden zusätzlich zur Gerinnungshemmung und Frequenzregulierung sämtliche zur Verfügung stehenden Mittel eingesetzt, um das Vorhofflimmern schnell zu beenden und den normalen Sinusrhythmus wiederherzustellen und möglichst dauerhaft zu erhalten.

Bei den Patienten dieser Studiengruppe wird das Vorhofflimmern zunächst durch eine elektrische Kardioversion oder durch ein Rhythmusmedikament (Antiarrhythmikum) beendet. Falls Vorhofflimmern erneut auftritt, werden weitere Maßnahmen eingeleitet, um den Sinusrhythmus wieder herzustellen, entweder durch wirksamere Antiarrhythmika oder durch eine frühe Katheterablation oder durch eine Kombination beider Verfahren.

Bisher ist es nicht gelungen, in kontrollierten Studien zu beweisen, dass eine rhythmuserhaltende Behandlung den Krankheitsverlauf des einzelnen Patienten tatsächlich positiv beeinflusst.

Trotzdem sind viele Kardiologen davon überzeugt, dass die Patienten vom Erhalt des Sinusrhythmus profitieren könnten.

Priv.-Doz. Dr. Laurent Haegeli, Zürich, Schweiz, ein Mitglied des wissenschaftlichen Leitungsgremiums der EAST Studie, erläutert, wodurch sich EAST von früheren Studien zur rhythmuserhaltenden Behandlung unterscheidet: „In bisherigen Studien kamen rhythmuserhaltende Maßnahmen meist sehr spät zum Einsatz, das heißt bei Patienten, deren Vorhofflimmern schon lange bestand.

Wenn Rhythmusmedikamente oder Katheterablationen dagegen in einem frühen Stadium angewandt werden, solange das Vorhofflimmern noch keine irreversiblen Schäden angerichtet hat, erwarten wir einen wesentlich größeren Erfolg.

Deshalb werden in die EAST Studie ausschließlich Patienten mit neu aufgetretenem Vorhofflimmern (weniger als ein Jahr) eingeschlossen.“ [3]

EAST ist eine wissenschaftsinitiierte klinische Studie (investigator initiated trial (IIT)). Das Kompetenznetz Vorhofflimmern e.V. (AFNET), das die Studie in Kooperation mit der European Heart Rhythm Association (EHRA) ins Leben gerufen hat, trägt die Gesamtverantwortung für die Studie. Die wissenschaftliche Leitung liegt bei den vier Kardiologen Prof. Paulus Kirchhof, Birmingham und Münster, Prof. Günter Breithardt, Münster, Prof. Harry Crijns, Maastricht, und Prof. John Camm, London. Finanzielle Unterstützung für die Durchführung der Studie wird vom Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) und von der Deutschen Herzstiftung sowie von den Firmen Sanofi und St. Jude Medical zur Verfügung gestellt.

„Wenn die Ergebnisse der EAST – AFNET 4 Studie unsere Hypothese, dass eine frühe rhythmuserhaltende Behandlung Komplikationen verhindern kann, bestätigen, dann wird dies die Therapie von neu diagnostiziertem Vorhofflimmern entscheidend verändern“, prognostiziert der wissenschaftliche Studienleiter Prof. Kirchhof.

Für die EAST Studie werden noch weitere Zentren zur Teilnahme gesucht.

Interessierte Ärzte mit entsprechender Studienerfahrung wenden sich bitte an das Kompetenznetz Vorhofflimmern e.V.: info@kompetenznetz-vorhofflimmern.de 

Literatur zur EAST Studie

 [1] Kirchhof P et al. Improving outcomes in patients with atrial fibrillation: Rationale and design of the Early treatment of Atrial fibrillation for Stroke prevention Trial. Am Heart J 2013; 166:442-8. doi:10.1016/j.ahj.2013.05.015
[2] Van Gelder I et al. Rationale and current perspective for early rhythm control therapy in atrial fibrillation. Europace 2011; 13:1517-25. doi:10.1093/europace/eur192.
[3] Haegeli L et al. The EAST study: redefining the role of rhythm control therapy in atrial fibrillation: EAST, the Early treatment of Atrial fibrillation for Stroke prevention Trial. Eur Heart J 2015; 36:255-6. doi: 10.1093/eurheartj/ehu476.

Kompetenznetz Vorhofflimmern e.V. (AFNET)

 Das Kompetenznetz Vorhofflimmern e.V. (AFNET) ist ein interdisziplinäres Forschungsnetz, in dem Wissenschaftler und Ärzte aus Kliniken und Praxen deutschlandweit zusammenarbeiten. Ziel des Netzwerks ist es, die Behandlung und Versorgung von Patienten mit Vorhofflimmern in Deutschland und Europa durch koordinierte Forschung zu verbessern. Dazu führt das Kompetenznetz Vorhofflimmern e.V. wissenschaftsinitiierte klinische Studien (investigator initiated trials = IIT) und Register auf nationaler und internationaler Ebene durch. Der Verein ist aus dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Kompetenznetz Vorhofflimmern hervorgegangen. Seit Januar 2015 werden einzelne Projekte und Infrastrukturen des AFNET vom Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) gefördert.

Medizin am Abend DirektKontakt

Dr. rer. nat. Angelika Leute
E-Mail: a.leute@t-online.de
Tel: 0202 2623395

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http://www.kompetenznetz-vorhofflimmern.de

http://www.kompetenznetz-vorhofflimmern.de/de/east-afnet-4-studie

http://www.easttrial.org

Lungenembolie, Pulmonale Hypertonie - PH - CTEPH -eine Herausforderung an die interdisziplinäre Zusammenarbeit

360° TOP-Thema: Koreanisches MERS-Virus

Medizin am Abend Fazit:   Keine bedenkliche Mutation im Genom auf     


Kein Hinweis auf neue Übertragungswege: Derzeit sorgt eine Infektionswelle mit dem Middle East Respiratory Syndrome Coronavirus (MERS-CoV) in Südkorea international für Beunruhigung. Die Gefahrenlage durch das Virus ist seit seinem ersten Auftreten 2012 jedoch unverändert geblieben, erklären Experten der Gesellschaft für Virologie (GfV). Insbesondere gebe es keinen Hinweis darauf, dass das Virus leichter übertragbar sei. Zu dieser Einschätzung kommt die Fachgesellschaft aufgrund von Genomanalysen, die der GfV-Experte Professor Dr. med. Christian Drosten mit einem Expertenkreis der Weltgesundheitsorganisation (WHO) kürzlich abgeschlossen hat. 
        
„Aufgrund der uns vorliegenden Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und Einrichtungen Südkoreas sehen wir derzeit keinen Anlass, unsere Einschätzung der Gefahrenlage zu ändern“, so der Coronavirusspezialist Drosten. Zu diesem Schluss kamen Virologen, nachdem sie unter anderem die Genomsequenzen der MERS-Viren in Südkorea mit denen ähnlicher Ausbrüche in arabischen Ländern verglichen hatten. „Das Oberflächenprotein, mit dem das Virus an die Zellen andockt und eindringt, hat sich nicht verändert“, so der GfV-Experte. „Dies lässt den Schluss zu, dass auch die Übertragbarkeit des Virus unverändert ist.“ Alle Untersuchungen deuten darauf hin, dass das Virus in Saudi Arabien vor allem von Dromedaren auf den Menschen übertragen wird.

Eine Mensch-zu-Mensch Übertragung konnte nur in wenigen Fällen beobachtet werden. Voraussetzung war ein enger Körperkontakt, etwa zwischen Pflegern und Infizierten.
Erstmals hat sich das Erkältungsvirus MERS-CoV Ende Mai 2015 auch außerhalb der arabischen Halbinsel ausgebreitet. In Südkorea haben sich laut Angaben der WHO 164 Menschen infiziert, ein weiterer Fall ist in China aufgetreten.

23 Menschen starben an der grippeähnlichen Krankheit, die zu einer Lungenentzündung und akutem Lungenversagen führen kann.
Zuletzt nahmen die Neuerkrankungen in Südkorea deutlich ab. „Wir hoffen, dass es den Ärzten vor Ort gelingt, den Ausbruch in Südkorea schon bald zu stoppen“, sagt der Präsident der Gesellschaft für Virologie, Professor Dr. med. Thomas Mertens von der Universitätsklinik Ulm.

Das Ausmaß der Infektionen in Südkorea führen die Experten der GfV auf landesspezifische Bedingungen zurück: „Hierbei spielt beispielsweise das in Südkorea etablierte System der Pflege von Patienten durch Angehörige eine Rolle sowie die verzögerte Diagnose des Indexfalls“, so Drosten, der am Universitätsklinikum Bonn das Institut für Virologie leitet.

Der Ausbruch Anfang 2014 in Saudi Arabien habe jedoch ein schlimmeres Ausmaß gehabt. In den Städten Riad und Jeddah hatten sich vor einem Jahr viele Menschen infiziert, wobei etwa die Hälfte der dokumentierten Fälle tödlich verlief.

  
Weitere Infos für Medizin am Abend Beteiligte:
Erläuterung der Genomanalyse (Prof. Drosten):

http://www.g-f-v.org/stellungnahmen

 Aktuelle Zahl der Infektionen: http://www.who.int/csr/disease/coronavirus_infections/en/

 Medizin am Abend DirektKontakt:

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Behandlung der idiopathischen Lungenfibrose - IPF

Medizin am Abend Fazit: Neuer Ansatz zur Behandlung der idiopathischen Lungenfibrose entdeckt

Forschern am Helmholtz Zentrum München ist es mit einem internationalen Team gelungen, einen neuen Ansatzpunkt für die Behandlung der Idiopathischen Lungenfibrose, einer gefährlichen chronischen Lungenerkrankung, zu identifizieren. Sie erarbeiteten einen neuen Mechanismus der Fibroseentstehung, der eine wichtige Rolle bei der Ausbildung dieser Erkrankung spielt. Diese neuen Erkenntnisse wurden im führenden Fachjournal American Journal of Respiratory and Critical Care Medicine veröffentlicht. 

Bild: Staab-Weijnitz, Eickelberg Bild: Staab-Weijnitz, Eickelberg Copyright: HMGU
 
Die idiopathische Lungenfibrose (IPF) gehört zu den chronischen Lungenerkrankungen, für die es bis heute keine kausale Therapie gibt.

Zwar weiß man, dass das Lungeninterstitium, also das Bindegewebe zwischen den Lungenbläschen im unteren Teil der Lunge, befallen wird. Es bilden sich dort Ansammlungen von Gewebe, insbesondere von Kollagen, die wie Vernarbungen wirken, welche die Elastizität der Lunge vermindern und die Lungenfunktion allmählich einschränken. 

Patienten mit IPF haben eine extrem schlechte Prognose, sie überleben im Mittel nur 2 bis 3 Jahre nach Diagnose der Krankheit.

Auswertung von Patientendaten

Prof. Dr. Oliver Eickelberg und Dr. Claudia Staab-Weijnitz vom Comprehensive Pneumology Center (CPC) am Helmholtz Zentrum München und ihren Kollegen vom Klini-kum der Universität München und der Yale University School of Medicine ist es nun gelungen, einen neuen Ausgangspunkt zu finden, an dem eine Therapie ansetzen könnte. Zentraler Punkt der Forschungsarbeiten war die Suche nach den Entstehungsmechanismen der IPF. Dazu werteten die Forscher Daten von deutschen Patienten, sowie die einer US-amerikanischen IPF-Kohorte (“Lung Tissue Research Consortium”) aus.

Sie stellten dabei fest, dass in den Lungen von Erkrankten erhöhte Mengen des Proteins FKBP10 zu finden sind. Wenn es gelingt, die Produktion oder die Aktivität dieses Proteins zu hemmen, könnte sich daraus ein neuer Therapieansatz ergeben. 

Es zeigte sich nämlich, dass die Herunterregulierung dieses Proteins in IPF-Fibroblasten* die Kollagensynthese verminderte. 

Damit stellt FKBP10 ein potentielles neues Zielmolekül für die individualisierte Therapie der IPF dar“, sagt Claudia Staab-Weijnitz.

„In Zukunft könnten die Ergebnisse außerdem zu neuen Therapiemöglichkeiten auch für die Behandlung anderer fibrotischer** Erkrankungen führen.“

Neue Wege zum Verständnis der Krankheitsursache

Eickelberg hat die Erforschung der IPF zu einem seiner wissenschaftlichen Schwerpunkte gemacht. Gemeinsam mit seiner Arbeitsgruppe untersucht er die Entstehungsmechanismen, um Therapien zu entwickeln, die die Ursachen der Erkrankung beheben – und sie so wirklich zu heilen. Kurzfristig geht es zunächst jedoch darum, ein Fortschreiten der Erkrankung zu verzögern und die Symptome zu lindern. „Mein größter Wunsch ist es, dazu beizutragen, eine wirkungsvolle Therapie, welche das Fortschreiten der IPF komplett verhindert, an den Patienten zu bringen“, sagt Eickelberg. „Diese Ansätze werden am besten in internationalen Verbünden verwirklicht. So entstand diese Ko-operation als direkte Folge eines Aufenthaltes von Prof. Dr. Kaminski (Yale) am CPC durch einen Helmholtz International Fellow Award (HIFA).“

„Mit unserem translationalen Ansatz wollen wir dazu beitragen“, sagt Eickelberg, „das Leid der Patienten mit Lungenerkrankungen zu mildern. “ Im Falle der IPF wollen die Forscher nun ein Drug Screening-Assay etablieren und klinische Studien mit einem FKBP10-Inhibitor, also einem Wirkstoff, der die Bildung oder Aktivität von FKBP10 hemmt, beginnen.

Weitere Informationen

Hintergrund


*Fibroblasten: Es handelt sich dabei um bewegliche, im Bindegewebe vorkommende Zellen. Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Synthese der extrazellulären Matrix, also des Bindegewebes zwischen den Zellen. Zu den Produkten von Fibroblasten gehört hauptsächlich das Kollagen, das zusammen mit den ebenfalls gebildeten Proteoglykanen für eine erhöhte Festigkeit der extrazellulären Matrix sorgt.

**Fibrotische Erkrankungen gehen mit einer Wucherung des Bindegewebes einher.

Original-Publikation:

Staab-Weijnitz C. A. et al. (2015). FK506-Binding Protein 10 is a Potential Novel Drug Target for Idiopathic Pulmonary Fibrosis, American Journal of Respiratory and Critical Care Medicine [Epub ahead of print]

Das Helmholtz Zentrum München verfolgt als Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt das Ziel, personalisierte Medizin für die Diagnose, Therapie und Prävention weit verbreiteter Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus und Lungenerkrankungen zu entwickeln. Dafür untersucht es das Zusammenwirken von Genetik, Umweltfaktoren und Lebensstil. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 2.200 Mitarbeiter und ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der 18 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren mit rund 34.000 Beschäftigten angehören.

Das Institut für Lungenbiologie (iLBD) gehört dem Comprehensive Pneumoloy Center (CPC) an, einem Zusammenschluss des Helmholtz Zentrums München mit dem Universitätsklinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München und den Asklepios Fachkliniken München-Gauting. Ziel des CPC ist die Erforschung chronischer Lungenerkrankungen, um neue diagnostische und therapeutische Strategien zu entwickeln. Das iLBD führt mit der Untersuchung zellulärer, molekularer und immunologischer Mechanismen von Lungenerkrankungen den Schwerpunkt der experimentellen Pneumologie an. Das CPC ist ein Standort des Deutschen Zentrums für Lungenforschung (DZL).

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Medizin am Abend DirektKontakt

Helmholtz Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH), Ingolstädter Landstr. 1, 85764 Neuherberg - Tel.: 089-3187-2238 - Fax: 089-3187-3324 - E-Mail: presse@helmholtz-muenchen.de

Prof. Dr. Oliver Eickelberg, Helmholtz Zentrum München Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH), Institut für Lungenbiologie, Comprehensive Pneumology Center - E-Mail: oli-ver.eickelberg@helmholtz-muenchen.de

Location Neuherberg: Ingolstädter Landstr. 1, 85764 Neuherberg, Tel.: +49-89-3187-4666
Location Großhadern: Max-Lebsche-Platz 31, 81377 München

Weitere Informationen für international Medizin am Abend Beteiligte:
http://Link zur Original-Publikation:
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/26039104

http://Webseite des Comprehensive Pneumoloy Center:
http://www.helmholtz-muenchen.de/ilbd/index.html

Studie: MDM2 Tumorprotein hemmt Vitamin D-Stoffwechsel in Krebszellen

Medizin am Abend Fazit:  Tumorprotein hemmt Vitamin D-Stoffwechsel in Krebszellen   

    Vitamin D, auch als Sonnenhormon bekannt, ist wichtig für den Körper: Es ist etwa an Prozessen des Knochenaufbaus und der Zellteilung beteiligt und stimuliert das Immunsystem. Der Körper kann es in der Haut mit Hilfe von UV-B-Strahlen des Sonnenlichts selbst produzieren. In der Forschung rückt es zunehmend in den Blickpunkt des Interesses: Es scheint eine wichtige Rolle bei Krebserkrankungen zu spielen. Homburger Forscher um Prof. Klaus Roemer und Prof. Jörg Reichrath haben nun gezeigt, dass der Vitamin D-Stoffwechsel in Krebszellen durch ein bestimmtes Protein, genannt MDM2, gehemmt werden kann. Dieses Protein fördert auch Mechanismen, die die Zellteilung bei Tumorzellen unterstützen. 

    Proteine gesunder und kranker Zellen vergleichen
    Proteine sind die Werkzeuge der Zelle, die vielfältige Aufgaben versehen.
    Bei bestimmten Erkrankungen wie etwa Alzheimer oder Parkinson sind die
    Proteine auf bestimmte Art und Weise verändert. „Diese Erkrankungen werden
    heute oft erst diagnostiziert, wenn sie schon weit fortgeschritten sind.
    Die Hoffnungen der Medizin beruhen darauf, die Proteinveränderungen so
    früh aufzuspüren, dass man den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen
    kann“, erklärt Martin Eisenacher. Es geht den Proteinforschern also um den
    Vergleich zwischen den Proteinen gesunder und kranker Zellen.
            
Die Studie wurde in der renommierten Fachzeitschrift Cell Cycle veröffentlicht.

Nicht aus jeder Krebszelle wird ein Tumor: Die Evolution hat Mechanismen hervorgebracht, die dafür sorgen, dass entartete Zellen sich nicht mehr teilen können und absterben. Ein Beispiel für solch einen molekularen Regulator ist der sogenannte Tumorsupressor p53. „Das Molekül kommt in geschädigten Zellen, die zu Krebszellen werden könnten, in erhöhter Konzentration vor und leitet den Zelltod ein“, sagt Professor Klaus Roemer vom José Carreras-Zentrum der Inneren Medizin I am Homburger Uniklinikum. Dieser komplexe Mechanismus kann wiederum von dem MDM2 genannten Protein gehemmt werden. Roemer erklärt: „In gesunden Zellen sorgt dieses Eiweiß dafür, dass der p53-Spiegel niedrig bleibt. Anders bei entarteten Zellen, dort erhöht sich die Menge, sodass der Zelltod durch p53 unterdrückt wird.“
Es gibt auch viele Krebsarten, bei denen dieses Protein in erhöhter Konzentration vorkommt. Ursache hierfür sind zum Beispiel Mutationen im MDM2-Gen, die dafür sorgen, dass das Molekül im Übermaß produziert wird. „Dies hat zur Folge, dass die Bildung des Tumorsupressors p53 gehemmt wird; die Zelle stirbt also nicht ab, sondern teilt sich weiter“, so der Professor.

Dass diese Form der MDM2-Regulation auch beim Vitamin D-Stoffwechsel vorkommt, hat das Forscherteam um Roemer gemeinsam mit Medizinern um den Dermatologen Professor Dr. Jörg Reichrath nun in einer Studie belegt. Damit Vitamin D im Körper aktiv werden kann, wird es erst umgebaut. Nur so kann es an den Vitamin D-Rezeptor binden. Erst dadurch kann dieser wiederum verschiedene Gene regulieren, die unter anderem Zellteilung und -wachstum kontrollieren.

Wie das untersuchte MDM2-Protein diesen Rezeptor beeinflusst, haben die Forscher nun klären können. Sie haben unter anderem analysiert, in welchen Konzentrationen die beiden Moleküle bei menschlichen Lungen- und Darmkrebszellen vorkommen. „Wir haben deutliche Zusammenhänge erkannt“, sagt Roemer. „Eine hohe Konzentration des MDM2-Proteins hat die Konzentration des Vitamin D-Rezeptors herabgesetzt. Umgekehrt verhielt es sich, wenn wir das Protein gehemmt haben, hier war der Spiegel des Vitamin D-Rezeptors erhöht.“ In diesem Fall konnten die Wissenschaftler auch Proteine nachweisen, die nur nach einer Aktivierung des Rezeptors entstehen.

„Unsere Ergebnisse legen den Schluss nahe, dass zwischen den p53- und Vitamin D-Signalwegen bislang unbekannte Verbindungen existieren“, resümiert Roemer. In Expertenkreisen wird schon lange vermutet, dass Vitamin D auch als Tumorsupressor fungiert. Durch das MDM2-Protein könnte seine Wirkung in Tumorzellen unterdrückt werden. Diese Erkenntnisse könnten helfen, die Zusammenhänge zwischen Vitamin D, Sonnenlicht und Krebserkrankungen besser zu verstehen. Welche Rolle Vitamin D bei diesen Prozessen genau spielt, müssten weitere Studien nun klären.

Die Studie wurde in der renommierten Fachzeitschrift Cell Cycle veröffentlicht: Kristina Heyne, Tessa-Carina Heil, Birgit Bette, Jörg Reichrath, and Klaus Roemer: MDM2 binds and inhibits vitamin D receptor. DOI: 10.1080/15384101.2015.1044176


Medizin am Abend DirektKontakt

 Prof. Dr. Klaus Roemer
José Carreras-Zentrum der Inneren Medizin I
Tel.: 06841 16-23091
E-Mail: klaus.roemer(at)uks.eu

Prof. Dr. Jörg Reichrath
Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie
Tel.: 06841 16-23802
E-Mail: joerg.reichrath(at)uks.eu 

Melanie Löw Universität