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360° TOP-Thema: Rettungsstelle: Herzmuskelschwäche: Diastolische Herzinsuffizienz + Systolische Herzinsuffizienz

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Mehr Luft bei Herzmuskelschwäche

Internationale Studie unter Leitung des Herzzentrums der Universitätsmedizin Göttingen evaluiert neues Therapieverfahren zur Behandlung von diastolischer Herzinsuffizienz. Publikation in renommierter Fachzeitschrift „The Lancet“. 
Die Abbildung zeigt schematisch die linke Vorkammer (rechts) und den rechten Vorhof und unten die implantierte Spange zum Offenbleiben des Verbindungskanals.
Die Abbildung zeigt schematisch die linke Vorkammer (rechts) und den rechten Vorhof und unten die implantierte Spange zum Offenbleiben des Verbindungskanals.
Abbildung: Corvia Medical, Inc.
 
Diabetes oder Bluthochdruck können den Herzmuskel so stressen, dass er verdickt oder versteift. 

  • Betroffene mit solch einer „diastolischen“ Herzschwäche leiden oft unter Luftnot

In einer internationalen klinischen Studie haben Herzforscher jetzt ein mögliches neues Behandlungsverfahren überprüft. 
  • Eine implantierte Spange hält einen zuvor per Katheter gesetzten Verbindungskanal zwischen linker und rechter Vorkammer im Herz offen und lindert so die Auswirkungen der Herzmuskelschwäche.
  •  Das neue Verfahren soll Menschen mit einer diastolischen Herzschwäche mehr Luft und damit Erleichterung im Alltag bringen.

Koordiniert wurde die Studie von Prof. Dr. Gerd Hasenfuß, Direktor der Klinik für Kardiologie und Pneumologie und Vorsitzender des Herzzentrums der Universitätsmedizin Göttingen. An der Studie nahmen 21 Zentren aus zehn Ländern teil (England, Niederlanden, Tschechien, Belgien, Frankreich, Deutschland, Österreich, Dänemark, Australien und Neuseeland). Die Ergebnisse wurden Ende März 2016 in der renommierten Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlicht:

Originalveröffentlichung: Prof Gerd Hasenfuß, MD, Prof Chris Hayward, MD, Dan Burhoff, MD, Frank E Silvestry, MD, Scott McKenzie, MD, Finn Gustafsson, MD, Filip Malek, MD, Jan Van der Heyden, MD, Prof Irene Lang, MD, Prof Mark C Petrie, MD, Prof John G F Cleland, MD, Prof Martin Leon, MD, und Prof David M Kaye, MD: A transcatheter intracardiac shunt device for heart failure with preserved ejection fraction (REDUCE LAP-HF): a multicentre, open-label, single-arm, phase 1 trial. The Lancet, Vol. 387, No. 10025, p1298.

An der Studie nahmen 64 Patienten mit einer diastolischen Herzschwäche teil.

Bei dieser Form der Herzschwäche ist die Füllung des Herzens durch Vorerkrankungen gestört. Der Herzmuskel ist dabei in seiner Funktion so beeinträchtigt, dass Blut in die Lunge zurückgestaut wird.

Luftnot ist die Folge. 

Für diese Form der Herzschwäche gibt es bisher keine gesicherte Therapie. 

Die in dem Magazin „The Lancet“ veröffentlichte Studie zeigt nun eine neue Möglichkeit zur Behandlung auf. Mithilfe eines Herzkatheters wird dafür ein Verbindungskanal zwischen der linken und rechten Vorkammer hergestellt und durch eine implantierte Spange offen gehalten.

Dadurch fällt der erhöhte Druck in der linken Vorkammer bei verdicktem oder versteiftem Herzmuskel ab und der Rückstrom in die Lunge wird reduziert. Die Herzforscher konnten belegen, dass das neue Katheterverfahren sicher ist. In den ersten sechs Monaten nach Einsetzen der Spange sind bei den so versorgten Patienten der Studie keinerlei ernsthafte Komplikationen aufgetreten. Die Betroffenen hatten weniger Beschwerden, konnten eine längere Gehstrecke zurücklegen und sich besser belasten.

„Die Studie zeigt, dass das Verfahren eine neue Behandlungsmöglichkeit darstellt. Jetzt muss eine größere Studie mit einem Vergleichskollektiv von Patienten, die konventionell behandelt werden, die Überlegenheit des neuen Verfahrens zeigen. Erst dann kann das Verfahren zur routinemäßigen Behandlung von Patienten eingesetzt werden", sagt Prof. Dr. Gerd Hasenfuß, Erst-Autor der Publikation.

Herzschwäche oder „Herzinsuffizienz“ ist eine der häufigsten Diagnosen bei stationären Krankenhausbehandlungen. 

In Deutschland leiden rund zwei von 100 Menschen unter der Erkrankung. 

Bei einer Herzinsuffizienz ist die Pumpfunktion des Herzens gestört. Die Folgen sind verminderte Leistungsfähigkeit und Luftnot bei den betroffenen Patienten.

Die Herzschwäche kann dabei durch zwei unterschiedliche Mechanismen zustande kommen, die etwa gleich häufig auftreten:

1. Die Auswurfleistung des Herzens ist gestört. Dies passiert z. B. nach einem Herzinfarkt, wenn das verbleibende Herzgewebe nicht mehr ausreicht, um das Blut aus dem Herzen in den Körper zu fördern. Diese Form der Herzschwäche wird als systolische Herzinsuffizienz bezeichnet.

2. Bei einer weiteren Form der Herzschwäche ist die Füllung des Herzens gestört, weil der Herzmuskel z. B. infolge von Bluthochdruck oder Diabetes verdickt und versteift ist. Dadurch kommt es zum Rückstau des Blutes in die linke Vorkammer. Blut gelangt von dort in die Lunge und verursacht die Luftnot. Hier spricht man von einer „diastolischen Herzinsuffizienz“.

Für die systolische Herzinsuffizienz gibt es wirksame Behandlungsverfahren. Für die diastolische Herzinsuffizienz steht bislang keine gesicherte Therapie zur Verfügung. 
 Erstautor und Koordinator der Studie: Prof. Dr. Gerd Hasenfuß, Direktor der Klinik für Kardiologie und Pneumologie und Vorsitzender des Herzzentrums der Universitätsmedizin Göttingen.
Erstautor und Koordinator der Studie: Prof. Dr. Gerd Hasenfuß, Direktor der Klinik für Kardiologie und Pneumologie und Vorsitzender des Herzzentrums der Universitätsmedizin Göttingen.
Foto: priva

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Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität
Klinik für Kardiologie und Pneumologie, Herzzentrum Göttingen
Prof. Dr. Gerd Hasenfuß,
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Stefan Weller Universitätsmedizin Göttingen - Georg-August-Universität

Individuelle Vorstufen des Diabetes:gestörten Blutzuckerstoffwechsel - Prädiabetes

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Nicht jede birgt dasselbe Risiko für Herzkreislauferkrankungen

Menschen mit einem gestörten Blutzuckerstoffwechsel, die ein Vorstadium des Diabetes aufweisen (= Prädiabetes), haben ein erhöhtes Risiko für Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen, Demenz und Krebs. 

Aber ihr individuelles Risiko für diese Erkrankungen unterscheidet sich deutlich. 

Neue Analysen zeigen, dass die Untersuchung auf Fettleber, vermehrtes Bauchfett sowie Störung der Produktion und Wirkung von Insulin helfen kann, das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen und Typ-2-Diabetes besser vorherzusagen und vorzubeugen. Diese Ergebnisse wurden von DZD-Wissenschaftlern im renommierten Journal The Lancet Diabetes & Endocrinology veröffentlicht. 

 Anteil der Personen mit verminderter Insulinwirkung, verminderter Insulinproduktion, nicht-alkoholischer Fettleber und viszeraler Adipositas.
Anteil der Personen mit verminderter Insulinwirkung, verminderter Insulinproduktion, nicht-alkoholischer Fettleber und viszeraler Adipositas.
Quelle: Stefan et al. Phenotypes of prediabetes and stratification of cardiometabolic risk. Lancet Diabetes & Endocrinology 2016. © The Lancet Diabetes & Endocrinology
 
Diabetes und seine Vorstufen haben weltweit epidemische Ausmaße erreicht. 
  • Besorgniserregend ist die Tatsache, dass ein erhöhter Blutzucker bereits bei Prädiabetes mit einem erhöhten Risiko für Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen, Demenz und Krebs einhergeht.
Aber sogar im Stadium des Prädiabetes unterscheidet sich das Risiko für diese Erkrankungen deutlich zwischen den Menschen.

Diese Erkenntnis nahmen Wissenschaftler der Abteilung für Innere Medizin IV des Universitätsklinikums Tübingen und des Instituts für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen (IDM) des Helmholtz Zentrums München, Partner des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD), zum Anlass zu untersuchen, welche Faktoren diese Unterschiede im Krankheitsrisiko erklären könnten.

Typ-2-Diabetes ist nicht gleich Typ-2-Diabetes

Mehrere Mechanismen spielen bei der Entstehung des Typ-2-Diabetes eine Rolle. Aber im klinischen Alltag ist es schwierig, diese Mechanismen auseinanderzuhalten – was für die personalisierte Prävention und Therapie des Diabetes sehr hilfreich wäre
  • Beispielsweise kann nur der Nüchternblutzucker erhöht sein oder es kann vorkommen, dass der Zuckerstoffwechsel innerhalb weniger Stunden nach der Nahrungsaufnahme entgleist. 
  • Bei anderen Patienten wiederum sind beide Phänomene zu beobachten. Anhand der Erscheinungsbilder lassen sich verschiedene „Risiko-Phänotypen“ unterscheiden.

Phänotypen bestimmen das Herz-Kreislauf-Risiko

Im Rahmen einer Analyse der Daten von 1.003 Teilnehmern der Tübinger Diabetes Familienstudie, bei der 405 Menschen Prädiabetes hatten, waren die vier Risiko-Phänotypen Fettleber, vermehrtes Bauchfett – gemessen im Rahmen einer Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT) – und eine Störung der Produktion und Wirkung von Insulin ausschlaggebend für das Diabetes-Risiko.
  • Die drei Risiko-Phänotypen Fettleber und eine Störung der Produktion und Wirkung von Insulin sagten auch voraus, wie erfolgreich eine Lebensstilintervention zur Normalisierung erhöhter Blutzuckerwerte bei Menschen mit Prädiabetes war. 
  • Zudem zeigten vor allem Patienten mit Fettleber und vermehrtem Bauchfettgehalt eine Verdickung der Halsschlagader und somit ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen.

Phänotypen des Prädiabetes

Basierend auf dem zunehmenden Wissen über das Vorliegen der verschiedenen Phänotypen des Stoffwechsels, die den stoffwechselgesunden fettleibigen Menschen und den stoffwechselkranken normalgewichtigen Menschen charakterisieren, haben die Wissenschaftler die Häufigkeit der vier Risiko-Phänotypen unter den unterschiedlichen BMI-Kategorien (Normalgewicht, Übergewicht, Fettleibigkeit) bei Menschen mit normalen Blutzuckerwerten und bei Menschen mit Prädiabetes untersucht.

  • Sie konnten zeigen, dass zwischen den BMI-Kategorien eine unterschiedliche Verteilung dieser Phänotypen vorliegt (Abbildung). 
  • Während z.B. ein Insulinproduktionsdefekt der mit Abstand häufigste Risiko-Phänotyp bei normalgewichtigen Menschen mit Prädiabetes ist, nehmen die Häufigkeiten der Fettleber und des vermehrten Bauchfettgehalts bei übergewichtigen und adipösen Menschen deutlich zu.

Schlussfolgerungen für Prävention und Therapie

Norbert Stefan, Erstautor der Arbeit, schlägt vor, dass „nach der Klassifikation der Kategorien normale Zuckerstoffwechsellage und Prädiabetes, die Fettleber, der vermehrte Bauchfettgehalt und eine Störung der Produktion und Wirkung von Insulin bei der Beurteilung des Risikos für kardiovaskuläre Erkrankungen und von Typ-2-Diabetes berücksichtigt werden sollen. 
Wenn sich dieses Vorgehen als erfolgsversprechend herausstellen sollte, dann könnte es Einzug in die medizinischen Leitlinien zur Prävention und Therapie von Diabetes und der damit verbundenen Erkrankungen halten.“ Hans-Ulrich Häring, Letztautor der Arbeit, fügt hinzu, dass „die Anwendung von präzisen Phänotypisierungsstrategien im Rahmen von klinischen Studien das Verständnis der Entstehung von Herz-Kreislauferkrankungen und des Typ-2-Diabetes verbessern wird.“

Original-Publikation:

Norbert Stefan, Andreas Fritsche, Fritz Schick, Hans-Ulrich Häring. Phenotypes of prediabetes and stratification of cardiometabolic risk. Lancet Diabetes & Endocrinology 2016 [epub ahead of print] DOI: http://dx.doi.org/10.1016/S2213-8587(16)00082-6

Das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung (DZD) e.V. ist eines der sechs Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung. Es bündelt Experten auf dem Gebiet der Diabetesforschung und verzahnt Grundlagenforschung, Epidemiologie und klinische Anwendung. Ziel des DZD ist es, über einen neuartigen, integrativen Forschungsansatz einen wesentlichen Beitrag zur erfolgreichen, maßgeschneiderten Prävention, Diagnose und Therapie des Diabetes mellitus zu leisten. Mitglieder des Verbunds sind das Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt, das Deutsche Diabetes-Zentrum DDZ in Düsseldorf, das Deutsche Institut für Ernährungsforschung DIfE in Potsdam-Rehbrücke, das Institut für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen des Helmholtz Zentrum München an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen und das Paul-Langerhans-Institut Dresden des Helmholtz Zentrum München am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus der TU Dresden, assoziierte Partner an den Universitäten in Heidelberg, Köln, Leipzig, Lübeck und München sowie weitere Projektpartner. Weitere Informationen: www.dzd-ev.de

Das Helmholtz Zentrum München verfolgt als Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt das Ziel, personalisierte Medizin für die Diagnose, Therapie und Prävention weit verbreiteter Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus und Lungenerkrankungen zu entwickeln. Dafür untersucht es das Zusammenwirken von Genetik, Umweltfaktoren und Lebensstil. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 2.300 Mitarbeiter und ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der 18 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren mit rund 37.000 Beschäftigten angehören. Das Helmholtz Zentrum München ist Partner im Deutschen Zentrum für Diabetesforschung e.V.

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Prof. Dr. med. Norbert Stefan
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